Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding

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Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding
DIE PUSTERTALER SKIGEBIETE

                        Zwischen Ernüchterung
                        und großer Zuversicht
SOZIALES & GESUNDHEIT

                        von Judith Steinmair
TITELTHEMA

                        L      ange konnten und wollten vie-
                               le es nicht glauben – ein Winter
                               ohne Skifahren? Gerade bei uns
                        im Pustertal? Völlig undenkbar. Die Öff-
                        nung der Skigebiete wurde verschoben,
                                                                       heit wurden: Ein Pistenwedeln ist in der
                                                                       Wintersaison 2020/21 schlichtweg nicht
                                                                       möglich. Ein weiterer Wehrmutstopfen
                                                                       in dieser sonst schon schwierigen Zeit
                                                                       für die vielen Skibegeisterten, ein Kata-
                                                                                                                       ne gute Sommersaison die Winterflaute
                                                                                                                       auffangen? Wie tief steckt den Skigebie-
                                                                                                                       ten der Totalausfall in den Knochen, und
                                                                                                                       wie blicken sie auf den nächsten Winter?
                                                                                                                       PZ-Redakteurin Judith Steinmair hat sich
                        immer wieder, neue Taktiken aufs Tapet         strophenszenario für alle, die unmittel-        mit den Verantwortlichen des Skibergs
                        gebracht, Sicherheits- und Hygienekon-         bar sowieso, aber auch mittelbar an die-        Nr. 1, dem Kronplatz, zum Gespräch ge-
                        zepte entwickelt, Mitarbeiterinnen und         ser Wertschöpfungskette beteiligt sind.         troffen und auch die anderen Pusterta-
                        Mitarbeiter sowie Skifahrerinnen und           Nun stehen wir kurz vor dem Sommer,             ler Skigebiete um eine Rückschau auf die
                        Skifahrer vertröstet – bis die schlimms-       und die Skigebiete dürfen wieder den Be-        vergangene, fehlende Wintersaison sowie
                        ten Befürchtungen dann traurige Gewiss-        trieb aufnehmen. Aber inwiefern kann ei-        eine vorsichtige Vorausschau gebeten. 

                              KRONPLATZ: Im Gespräch mit Christian Gasser, Präsident der Kronplatz Holding AG, Peter
                              Schifferegger, Präsident der Kronplatz Seilbahn GmbH und dem Generaldirektor Andreas Dorfmann:

                           PZ: Ihr Resümee bezüglich der vergan-
                           genen Wintersaison fällt wie aus?
                        Andreas Dorfmann: Nach der guten Som-
                        mersaison 2020 und aufgrund der Infek-
                        tionslage waren wir uns sicher, gut in die
                        Wintersaison starten zu können. Wir waren
                        auch bestens vorbereitet und haben ein auf-
                        wändiges Sicherheits- und Hygienekonzept
                        für unsere Mitarbeit*innen und die Gäste
                        umgesetzt. Im Herbst hat sich die Lage lei-
                        der wieder verschlechtert und man ging von
                        einer späteren Öffnung im Dezember aus. Al-
                        le Anlagen wurden gewartet und die nötigen
                        Abnahmen in die Wege geleitetet, die Pisten
                        wurden beschneit, präpariert und gesichert.
                        Also alles Arbeiten, die für den Normalbe-
                        trieb erforderlich sind, denn wir hatten die
                        Information, dass wir öffnen können. Wie
                        sich die Dinge dann entwickelt haben, muss
                        ich wohl an dieser Stelle nicht mehr schil-
                        dern. Wir wurden von Woche zu Woche ver-       Christian Gasser: Nun, grundsätzlich wä-        ten und viele mehr – auch wenn es für uns
                        tröstet und aus der Öffnung im Jänner wur-     re in einer Vorausschau der Kosten/Nutzen       natürlich ein Verlustgeschäft gewesen wäre.
                        de ebenso nichts, wie im Februar und März.     eigentlich ab Anfang Mitte Jänner die Grenze
                        Wir wären sogar bereit gewesen, noch zwei      zu setzen. Da wir aber den ganzen Aufwand          Stichwort „Verlust“ – Wie hat sich die-
                        Wochen zu Ostern zu öffnen. Also kurzum,       bereits betrieben hatten, wäre auch eine Öff-      ser Totalausfall auf ihre Finanzen aus-
                        die vergangene Wintersaison war eine Ka-       nung ab Februar – d.h. wenn man die reinen         gewirkt?
                        tastrophe: wir haben Kosten generiert und      Betriebsspesen betrachtet – sinnvoll gewe-      Andreas Dorfmann: Katastrophal! Wir spre-
                        hatten keine Einnahmen, und das in allen       sen. Nichtsdestotrotz hätten wir aber gerne     chen von einem Verlust im zweistelligen Mil-
                        Geschäftsbereichen. Zudem fehlte jede Pla-     auch noch ab März ja sogar zu Ostern auf-       lionenbereich. Einnahmen gab es keine, und
                        nungssicherheit. Im Endeffekt haben wir        gemacht, als Zeichen und als ein Entgegen-      wir dürfen nicht vergessen, dass bei einem
                        wie für einen „normalen“ Winter gerüstet,      kommen unseren Stammgästen gegenüber,           hundertprozentigen Umsatzausfall die Hälf-
                        und schlussendlich war alles umsonst.          für die Einheimischen, die den ganzen Win-      te der Fixkosten ja trotzdem angefallen sind.
                                                                       ter aufs Skifahren verzichten mussten, aber     Was die Unterstützungen betrifft konnten
                           Ab welchem Punkt wäre eine Öffnung          auch für unsere Mitarbeiter*innen und für       wir bis dato die Lohnausgleichskasse der
                           denn eigentlich schon gar nicht mehr        alle, die in dieser Wertschöpfungskette mit     Mitarbeiter*innen nutzen, darüber hin-
                           rentabel gewesen?                           drinnen hängen, wie Restaurants, Lieferan-      aus warten wir im Moment, was von den in

      4                 PZ 10 | 20. M A I 2021
Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding
Die Kronplatz Gruppe:
                                                              Aktionäre

                                                                                                                                                                             SOZIALES & GESUNDHEIT
                                                   Kronplatz Holding AG

                                                                                                                                                                             TITELTHEMA
  Kronplatz Gastronomie                                   Kronplatz Seilbahn                                       Kronplatz Touristik
          GmbH                                                  GmbH                                                     GmbH

Aussicht gestellten Beiträgen nun wirklich
kommt. Vorausschauend haben wir im Som-
mer 2020 alle geplanten Investitionen für
dieses Jahr zurückgestellt. Lediglich das Al-
pinn-Restaurant wurde etwas vergrößert. Al-
le anderen und vor allem die größeren Pro-
jekte sind bis auf Weiteres auf Eis gelegt.
Die Projekte für den Sommer 2021, die wir
schon seit längerem und gemeinsam mit
den Seilbahngesellschaften von Olang und
St. Vigil geplant haben, wurde aber sehr
wohl realisiert.

   Und Sie setzen jetzt auf die Sommer-

                                                                                                                                                          Fotos: Wisthaler
   saison?
Christian Gasser: Wir haben schon vor Jah-
ren begonnen, die Angebote für den Sommer
zu erweitern. Mit den Museen am Berg ha-
ben wir hier bereits wichtige Schritte gesetzt.
Bis jetzt galt der Winter als ein Selbstläufer,
das muss man einfach so sagen. 95 % unse-         einen enormen Zuwachs erfahren. Durch die         die Möglichkeit, eine Schneekatze zu be-
res Umsatzes der Aufstiegsanlagen erwirt-         Öffnung der Aufstiegsanlage Ried schaffen         gutachten und eine Schneekanone einzu-
schaften wir in der Wintersaison. Unser er-       wir eine direkte Anbindung an die Eisen-          schalten, die Seifenblasen produziert. Die
klärtes Ziel ist es, den Sommeranteil auf 10%     bahn wie auch an den Pustertaler Radweg.          Highlights des Erlebnisparks sind aber mit
zu steigern. Die Erfahrungen der vergange-        Das ist nicht nur ein attraktives Angebot für     Sicherheit die Liftstütze, die zum Kletter-
nen Monate haben uns einmal mehr gezeigt,         die Radfahrer*innen, sondern auch ein wich-       gerüst umfunktioniert wurde, die Sommer-
dass das die richtige Strategie ist. Wir wollen   tiger Beitrag für eine nachhaltige Mobilität.     Tubing-Bahn, die mit ihren luftgepolsterten
die Sommersaison dementsprechend mehr             Zudem wurde in Zusammenarbeit mit ande-           Reifen Adrenalin und Spaß verspricht, und
beleben und aufbauend auf unserem Credo           ren Pustertaler Skigebieten die einstige „Pa-     die Concordia-Glocke in Miniatur zum An-
Kultur, Genuss, Sport und Erlebnis auf ho-        norama-Card“ - jetzt „Mountain Card Puster-       fassen. Bei der Kronplatz-Schatzsuche kön-
hem Niveau zu kombinieren, neue Attrak-           tal“ - reaktiviert. Mit dieser können sowohl      nen Kinder in die Sagenwelt der Dolomi-
tionen zu bieten. Einiges wurde bereits um-       Gäste als auch Einheimische ein Paket 3in4,       ten eintauchen und auf spielerische Art die
gesetzt bzw. ist in der Abschlussphase, wie       eine 5in7 oder eine 10inderSaison Karte kau-      Sehenswürdigkeiten am Kronplatz-Gipfel
etwa das Projekt „Little Kronplatz“, weitere      fen und damit die Bergbahnen der verschie-        entdecken. Der Sommer am Kronplatz wird
Projekte sollen folgen.                           denen teilnehmenden Erlebnisberge nutzen.         also bunt und bietet Kulturerlebnis, sport-
                                                  Damit wollen wir die Gäste nicht nur da-          liche Aktivitäten, verschiedenste gastrono-
   Womit locken Sie also die Gäste im             zu animieren, verschiedene Ausflugsziele          mischen Angebote und Freizeitspaß für die
   kommenden Sommer?                              mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an-          ganze Familie.
Andreas Dorfmann: Es gibt einige Neue-            zusteuern, sondern wir möchten insgesamt          In Zusammenarbeit mit den Fraktionen und
rungen und Angebote im Bereich der Mobi-          der Ferienregion Pustertal mehr Sichtbar-         den Grundbesitzern am Kronplatz werden
lität, wie auch neue Attraktionen am Berg.        keit verleihen.                                   wir noch vor Saisonbeginn verschiedene
Wir öffnen im Sommer wie geplant am 5. Ju-        Inhaltlich haben wir vor allem das Familien-      Verschönerungsmaßnahmen an den Wan-
ni, zunächst die Bahn von Reischach aus, im       und Kinderprogramm ausgebaut. Im Erleb-           derwegen durchführen. Dabei ist es uns aus-
Juli dann auch jene von Percha/Ried aus.          nispark „Little Kronplatz“ auf dem Gipfel-        gesprochen wichtig, die Wege barrierefrei
Die Öffnung der Linie Ried-Gipfel in der          plateau wird beispielsweise den Kleinsten         zu gestalten, damit diese mit dem Kinder-
Sommersaison ist eine absolute Neuheit.           auf spielerische Art erklärt, was alles für den   wagen aber auch für Rollstuhlfahrer mühe-
Der Radtourismus hat in den letzten Jahren        Winterbetrieb notwendig ist. Kinder haben         los begangen werden können.              >>

                                                                                                                                PZ 1 0 | 20. M A I 2021                              5
Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding
Sie schauen also zuversichtlich auf die        Christian Gasser: Um es nochmals zu ver-      sehr stark eingeschränkt arbeiten konnten
                          Sommersaison?                                  deutlichen: Wir hatten im März 2020 die       und wir die verschiedenen Betriebe jetzt wie-
                        Peter Schifferegger: Auf jeden Fall. Der         letzten Einnahmen und die nächsten sind       der schrittweise ankurbeln können, die Ver-
                        Start Anfang Juni wird vielleicht noch et-       hoffentlich ab Dezember 2021 zu erwarten,     luste können wir nicht mehr aufholen, auch
                        was holprig sein, aber wir sind motiviert. Wir   abgesehen von den vorher genannten fünf       nicht mit einer starken Sommersaison.
                        erwarten uns eine ähnliche Situation wie im      Prozent der Sommersaison. Das bedeutet, 20    Gottseidank hat unsere Gesellschaft 50 Jah-
SOZIALES & GESUNDHEIT

                        vergangenen Jahr, aber nachdem sich inter-       Monate, in denen wir unseren Verpflichtun-    re lang gut gearbeitet und früher gar keine,
                        nationale Reisen nach wie vor schwierig ge-      gen nachkommen mussten und noch müs-          letzthin nur wenig Dividende ausgeschüt-
                        stalten, liegt die Vermutung nahe, dass die      sen, ohne dass Geld reinkommt.                tet. Wir haben zum Glück stets weitsichtig
                        Menschen ihren Urlaub eher im lokalen oder                                                     reinvestiert und vorausschauend gearbei-
                        näheren Umfeld verbringen. Die Tatsache,           Neben der Kronplatz Seilbahn waren          tet. Wichtige und dringend notwendige In-
TITELTHEMA

                        dass unsere Gäste viel Raum, Natur und fri-        vermutlich auch die anderen beiden          vestitionen wurden in den vergangenen Jah-
                        sche Luft genießen können, macht uns si-           Bereiche der Kronplatz Holding AG, al-      ren immer zeitig getätigt, somit steht derzeit
                        cher zu einem attraktiven Ausflugsziel.            so die Touristik und die Gastronomie        nichts Unaufschiebbares an. Zusammenfas-
                                                                           (*s. Infobox) arg in Mitleidenschaft ge-    send als Fazit: Die Corona-Pandemie hat uns
                          Und eine vorsichtige Prognose, was               zogen, oder nicht?                          arg gebeutelt, und wir werden voraussicht-
                          den nächsten Winter anbelangt?                 Andreas Dorfmann: Ja Leider! Auch in          lich drei bis fünf Jahre brauchen, um das
                        Andreas Dorfmann: Für den nächsten Win-          unseren Gastronomie- und Touristikberei-      Ganze finanziell aufzufangen, um wieder
                        ter hoffen wir, dass wir alle mehr oder we-      chen hatten wir starke Rückgänge. Auch        da weiterzumachen, wo wir vor der Pande-
                        niger durchgeimpft sind, und dass es eine        wenn wir vereinzelt, zwischendurch und        mie standen.                               //
                        relativ „normale“ Saison wird. In den nächs-
                        ten Monaten wird sich auch zeigen, wie der
                        Green Pass funktioniert und wie wir mit die-
                        sem in die Wintersaison starten können. Wir
                                                                             INFOBOX
                        sind uns sehr wohl darüber im Klaren, dass           Bis vor kurzem übte die Kronplatz Seil-    Zuge der Reorganisation der Gesell-
                        es nicht DIE Rekordsaison werden wird,               bahn AG eine Doppelfunktion aus:           schaft wurde aus der Kronplatz Seil-
                        aber eine annehmbare werden könnte,                  Zum einen die operative Seilbahntä-        bahn AG die Kronplatz Holding AG mit
                        oder vielmehr sollte! Ehrlich gesagt, brau-          tigkeit, mit all ihren bekannten und       drei operativen Unternehmen als Toch-
                        chen wir das auch, denn falls der nächs-             vielschichtigen Geschäftsfeldern und       tergesellschaften: die Kronplatz Seil-
                        te Winter ebenfalls ausfallen sollte, dann           Beteiligungen, zum anderen eine Hol-       bahn GmbH, die Kronplatz Touristik
                        würde es schon sehr, sehr eng werden, oh-            dingfunktion als Muttergesellschaft der    GmbH und die Kronplatz Gastronomie
                        ne Unterstützung wäre das dann nicht mehr            Tochterunternehmen Kronplatz Gast-         GmbH. Der Seilbahnbetrieb wird dem-
                        zu stemmen.                                          ronomie GmbH und Kronplatz Touris-         entsprechend von der Kronplatz Seil-
                                                                             tik GmbH. Seit 30. Oktober vergange-       bahn GmbH geführt.                    //
                           Es gibt also erhebliche finanzielle Ein-          nen Jahres ist dem nicht mehr so, im
                           bußen bei der Kronplatz Seilbahn AG?

                              SKIGEBIET 3 ZINNEN: Im Gespräch mit Mark Winkler, Geschäftsführer der 3 Zinnen AG
                           PZ: Ein kurzes Resümee der vergange-
                           nen – nicht stattgefundenen – Winter-
                           skisaison: Welche Auswirkungen hat
                           der Total-Ausfall?
                        Mark Winkler: Der Total-Ausfall der letz-
                        ten Wintersaison, verursacht durch die Pan-
                        demie, ist eine Tatsache, mit der niemand
                        gerechnet hatte. Zurückgeblieben sind die
                        hohen Kosten, die in der Phase der Vorbe-
                        reitung zu Saisonbeginn entstanden sind.
                                                                                                                                                                        Fotos: Christian Tschurtschenthaler

                        Leider musste der Großteil der Mitarbei-
                        ter – im Normalfall wären es rund 280 – in
                        den Lohnausgleich überstellt werden, bzw.
                        konnten gar nicht angestellt werden. Das
                        war sozialökonomisch ein Drama. Jetzt müs-
                        sen wir aber nach vorne schauen, und da
                        stimmt mich der Sommer in der 3 Zinnen-
                        Region zuversichtlich.

                          Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf
                          die Sommersaison?
                        Ich bin richtig optimistisch, was die bevor-     region 3 Zinnen. Und wir sind bestens dar-    und tolle Familienerlebnisse. Mit dem Bau
                        stehende Feriensaison betrifft. Wir spüren       auf vorbereitet. Auf unseren Ausflugsbergen   der 10er Premium-Gondelbahn Helmjet Sex-
                        die Vorfreude vieler Menschen nach Erho-         Haunold, Helm, Rotwand und Stiergarten        ten im letzten Jahr hat die 3 Zinnen AG nicht
                        lung und Entspannung in der Dolomiten-           warten jede Menge atemberaubende Natur        nur Mut bewiesen, sondern auch neue Maß-

      6                 PZ 10 | 20. M A I 2021
Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding
stäbe in punkto Sicherheit für den Personen-    cher Normalität zurückfinden. Jetzt kann es
transport in Coronazeiten gesetzt.              nur mehr aufwärts gehen.
Natürlich gelten so wie im letzten Sommer
die gängigen AHA-Regeln, die Kabinen unse-        Gibt es geplante oder schon umgesetz-
rer fünf Bahnen werden regelmäßig desin-          te Neuerungen in Ihrem Skigebiet in
fiziert, und es wird speziell darauf geach-       nächster Zukunft?

                                                                                                                                                      SOZIALES & GESUNDHEIT
tet, Menschenansammlungen zu vermieden.         Wir haben im Skigebiet 3 Zinnen in den letz-
Deshalb setzen wir massiv auf den Online-       ten sieben Jahren sechs neue Bahnen ge-
Verkauf bei den Lifttickets.                    baut. Mit dem neuen Helmjet Sexten wur-
                                                den erst im letzten Jahr rund 14 Millionen €
  Und die Prognosen für den kommen-             investiert, und so konnte das bestehende

                                                                                                                                                      TITELTHEMA
  den Winter?                                   Angebot zu einem Juwel geschliffen werden.
Die sind eindeutig positiv. Wir haben gese-     Damit sind wir nun in der Königsklasse an-
hen, wie sehr den Menschen das Skierlebnis      gekommen – das erfüllt uns mit Stolz.
im Corona-Winter gefehlt hat und wie groß       Was die Zukunft angeht, so rückt die Vision
die Sehnsucht ist, endlich wieder oben zu       zur grenzüberschreitenden Skiverbindung
stehen und ihre Schwünge hinunter ins Tal       mit Sillian näher. Auf beiden Seiten müs-
ziehen zu dürfen. Die sehr gut laufenden        sen die nötigen Voraussetzungen dafür ge-
Impfungen schaffen die Basis, dass wir im       schaffen werden. Bis zur Realisierung erfor-
nächsten Skiwinter wieder zu weitestmögli-      dert es noch etwas an Zeit.               //

     SKIWORLD AHRNTAL/SKIGEBIET SPEIKBODEN:
     Im Gespräch mit Martin Unterweger, Geschäftsführer Speikboden AG

   PZ: Wie sieht Ihr kurzes Resümee der
   vergangenen – nicht stattgefundenen
   -Winterskisaison aus?
Martin Unterweger: Neben dem wirtschaft-
lichen Schaden in Millionenhöhe war die
nicht stattgefundene Wintersaison eine
große psychische Belastung für die Beleg-
schaft, die Geschäftsleitung und den Ver-
waltungsrat. Um das zu verdeutlichen, las-
sen Sie uns nochmals die Chronologie, die
Öffnung der Skigebiete in Südtirol/Italien im
Winter 2020/21 betreffend, vor Augen führen:

3.12.2020 – Erlass des Dekretes der italie-
nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla-
gen erst ab dem 7.1.2021 in Betrieb gehen
dürfen;
4.12.2020 – Geplante Öffnung des Skige-
biets Speikboden;
15.12.2020 – Aussicht, dass mit einem eige-
nen Gesetz für Südtirol die Öffnung der Ski-    gen bis zum 6.04.2021 geschlossen sind;         schäftigt, die vielen Zäune und Absicherun-
gebiete unabhängig von staatlichen Dekre-       5.03.2021 – Vorstellung des Hilfspakets         gen abzubauen und die Flächen wieder für
ten ab dem 10.01.2021 möglich sein wird;        „Corona Hilfen Südtirol“ über Euro 500          die landwirtschaftliche Bewirtschaftung im
2.01.2021 – Erlass des Dekretes der italie-     Millionen durch die Landesregierung von         Sommer herzurichten.
nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla-      Südtirol;
gen erst ab dem 18.01.2021 in Betrieb gegen     22.03.2021 – Erlass des Dekretes „sosteg-         Was ist denn nun für die kommende
dürfen;                                         ni“ der italienischen Regierung mit Euro          Sommersaison geplant? Wie sehen Ihre
5.01.2021 – Erkenntnis, dass die Skigebie-      490 Millionen Hilfsgelder für die Aufstiegs-      Erwartungen aus? Gibt es ein Hygiene-
te in Südtirol NICHT mit eigenem Gesetz am      anlagen;                                          konzept?
10.01.2021 öffnen dürfen;                       29.03.2021 – Verlängerung des Lockdowns         Wir erwarten uns für die bevorstehende
15.01.2021 – Erlass des Dekretes der italie-    durch die italienische Regierung bis zum        Sommersaison ähnliche Besucherzahlen
nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla-      30.04.2021;                                     wie im Sommer 2020. Verschiedene Veran-
gen ab Rosenmontag, 15.02.2021 in Betrieb                                                       staltungen wie das internationale Unimog
gegen dürfen;                                   Nach monatelangem Hoffen und Bangen             Treffen am Speikboden vom 18. bis 20.Juni
14.02.2021 – Verlängerung des Dekretes          wurde uns als Betreiber also erst Ende Fe-      und das Jazz Festival am Sonntag, 27. Juni
der italienischen Regierung, dass die Auf-      bruar mitgeteilt und damit auch bewusst,        werden planmäßig stattfinden. In den Win-
stiegsanlagen erst am 5.03.2021 in Betrieb      dass es im Winter 2020/21 keinen Skibe-         termonaten wurden Vorbereitungen für den
gehen dürfen;                                   trieb geben wird. Sämtliche Vorbereitungs-      Sommer getätigt, so wurde etwa eine Scheu-
26.02.2021 – Erlass des Dekretes der italie-    arbeiten waren umsonst, und seit Anfang         ne zum „Heuhupfen“ errichtet und der Strei-
nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla-      April sind die Mitarbeiter wieder damit be-     chelzoo erweitert. Das Hygienekonzept >>

                                                                                                                            PZ 1 0 | 20. M A I 2021           7
Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding
sieht vor, dass die Kabinen nur zu fünfzig      aufgrund der fortschreitenden Impfung der        nisklettersteig zum kleinen Nock wird Ende
                        Prozent belegt werden dürfen, diese regel-      Bevölkerung in Europa dürfte sich die Situ-      Juni eröffnet und stellt als dritter Klettersteig
                        mäßig desinfiziert werden müssen und die        ation dahingehend stabilisieren, dass von        am Speikboden eine Bereicherung des be-
                        Abstände im Wartebereich einzuhalten sind.      einer annähernd normalen Situation aus-          stehenden Angebotes dar. Die im Sommer
                        Diese Sicherheitsvorkehrungen werden alle       gegangen werden kann.                            2020 neu errichtete Talabfahrt „Michl“ wird
                        umgesetzt, sodass die Besucher ohne merk-                                                        im Dezember 2021 erstmals befahrbar sein
SOZIALES & GESUNDHEIT

                        liche Einschränkungen eine schöne Zeit am          Gibt es Neuerungen in Ihrem Skigebiet         und als eine der längsten und schönsten Tal-
                        Speikboden erleben können.                         in nächster Zukunft?                          abfahrten im ganzen Land die Gäste begeis-
                                                                        Im Sommer werden die Gäste den neu er-           tern. Der ebenfalls im Sommer 2020 realisier-
                          ... und Ihre Prognosen für den kom-           richtenden Zirmweg zur Trejeralm bege-           te Smiley Skiweg und die neue Piste über
                          menden Winter?                                hen können, die Kinder können sich beim          das Förderband „Tottomandl“ waren wich-
TITELTHEMA

                        Im bevorstehenden Winter 2021/22 wird es        „Heuhupfen“ austoben und den erweiter-           tige Investitionen, um dem Ruf als familien-
                        sicherlich wieder einen Skibetrieb geben,       ten Streichelzoo erkunden. Der neue Erleb-       freundliches Skigebiet gerecht zu werden. //

                              SKIWORLD AHRNTAL/SKIARENA KLAUSBERG:
                              Im Gespräch mit Klausberg-Präsident Herbert Steger

                           PZ: Ein kurzes Resümee der vergange-
                           nen – nicht stattgefundenen – Winter-
                           skisaison: Welche Auswirkungen hat
                           der Total-Ausfall?
                        Herbert Steger: Die Wintersaison war leider
                        ein kompletter Ausfall. Wie alle anderen Ski-
                        gebiete in Südtirol konnten wir nicht einen
                        einzigen Tag öffnen. Die finanziellen Aus-
                        wirkungen sind enorm und in der nun 51jäh-
                        rigen Geschichte des Skigebietes Klausberg
                        wohl noch nie so angespannt. Wir mussten
                        nicht nur unsere Darlehen stunden, sondern
                        auch noch weitere Verbindlichkeiten auf-
                        nehmen, um die laufenden Fixkosten zu de-
                        cken. Bis heute haben wir noch keinen ein-
                        zigen Euro an Unterstützung erhalten und
                        hoffen nun, dass nun endlich das Hilfspa-

                                                                                                                                                                             Kottersteger
                        ket des Staates wirksam wird und die Skige-
                        biete eine wirkliche Unterstützung erhalten.
                        Die Skigebiete sind der Motor vom Winter-
                        tourismus und vielen wurde es heuer erst-
                        mals richtig bewusst was daran alles hängt
                        und wie viele Familien direkt und auch indi-    wichtigsten Monate sind. Auch vom Herbst         zepten sollten diese aber auch gefahrenlos
                        rekt davon abhängig sind. Ohne Wintertou-       erwarten wir uns doch einiges, da bis dahin      möglich sein.
                        rismus könnten viele ihren Lebensunterhalt      die Corona-Krise hoffentlich hinter uns liegt.
                        im Tale nicht bestreiten und die meisten Be-    Die Gäste sind seit kurzem auch zuversicht-        Gibt es geplante beziehungsweise
                        triebe könnten nur mit einer Sommersaison       licher und buchen nun vermehrt ihren lang          schon umgesetzte Neuerungen in
                        nicht rentabel arbeiten.                        ersehnten Sommerurlaub. Das Ahrntal ist            Ihrem Skigebiet in nächster Zukunft?
                        Im Ahrntal fehlten in den letzten 15 Mona-      auf dem italienischen wie auch deutschen         In den letzten Jahren gab es sehr viele Neue-
                        ten ca. 200.000 Gäste-Ankünfte. Das sind        Markt ein begehrtes Urlaubsziel und somit        rungen in unserem Skigebiet. Wir haben lau-
                        200.000 Gäste, welche alle mit Geld in der      hoffen wir auf einen gleich guten Sommer         fend unser Angebot im Winter aber auch im
                        Tasche anreisen und dieses Geld dann im         wie im letzten Jahr.                             Sommer verbessert. Natürlich hätten wir
                        Ahrntal zurücklassen – dann kann sich je-                                                        noch viele attraktive Ideen und Wünsche,
                        der mal selber ausrechnen, welche Aus-            Die Prognosen für den kommenden                welche wir gerne verwirklichen möchten.
                        wirkungen dieser Total-Ausfall für alle im        Winter?                                        Momentan sind aber auf Grund der finan-
                        Tale hatte. Da sind viele Millionen an Wert-    Wir benötigen jetzt sicherlich zwei bis drei     ziellen Situation sämtliche Vorhaben auf Eis
                        schöpfung, welche vor Ort jetzt und in Zu-      starke Umsatzjahre, um die Verluste der          gelegt, da wir uns außer Stande sehen, die-
                        kunft fehlen.                                   letzten eineinhalb Jahre einigermaßen zu         se zu verwirklichen. Es gilt nun die nächsten
                                                                        überstehen. Die Lust auf Skifahren und auf       Jahre gut zu überstehen und Kraft zu tanken
                          Und wie sieht es jetzt mit der die Som-       Urlaub ist sicher so groß wie noch nie, und      für weitere Vorhaben. Die Klausberg Seil-
                          mersaison aus?                                viele möchten endlich wieder auf den Ski-        bahn AG hat noch nie eine Dividende aus-
                        Die Sommersaison am Klausberg wird plan-        ern stehen. Ein Fragezeichen besteht noch        bezahlt und hat sämtliche Gewinne in die
                        mäßig am 22. Mai eröffnet und der Start wird    bei den Schülergruppen-Skiurlauben, wel-         Verbesserung des Angebotes gesteckt. Dies
                        sicherlich noch verhalten sein. Trotzdem        che im Ahrntal traditionell beliebt sind.        wird auch in Zukunft unsere Marschrich-
                        hoffen wir auf eine baldige Belebung wie        Ob und in welchem Ausmaß diese durchge-          tung sein, um weiterhin einen größtmögli-
                        im letzten Sommer mit verstärktem Besuch        führt werden können, ist noch nicht abzu-        chen Mehrwert für das gesamte Ahrntal zu
                        vor allem im Juli und August, welche unsere     schätzen. Mit entsprechenden Hygienekon-         erzielen.                                  //

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Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding
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