Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht - L ange konnten und wollten vie-Kronplatz Holding
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DIE PUSTERTALER SKIGEBIETE Zwischen Ernüchterung und großer Zuversicht SOZIALES & GESUNDHEIT von Judith Steinmair TITELTHEMA L ange konnten und wollten vie- le es nicht glauben – ein Winter ohne Skifahren? Gerade bei uns im Pustertal? Völlig undenkbar. Die Öff- nung der Skigebiete wurde verschoben, heit wurden: Ein Pistenwedeln ist in der Wintersaison 2020/21 schlichtweg nicht möglich. Ein weiterer Wehrmutstopfen in dieser sonst schon schwierigen Zeit für die vielen Skibegeisterten, ein Kata- ne gute Sommersaison die Winterflaute auffangen? Wie tief steckt den Skigebie- ten der Totalausfall in den Knochen, und wie blicken sie auf den nächsten Winter? PZ-Redakteurin Judith Steinmair hat sich immer wieder, neue Taktiken aufs Tapet strophenszenario für alle, die unmittel- mit den Verantwortlichen des Skibergs gebracht, Sicherheits- und Hygienekon- bar sowieso, aber auch mittelbar an die- Nr. 1, dem Kronplatz, zum Gespräch ge- zepte entwickelt, Mitarbeiterinnen und ser Wertschöpfungskette beteiligt sind. troffen und auch die anderen Pusterta- Mitarbeiter sowie Skifahrerinnen und Nun stehen wir kurz vor dem Sommer, ler Skigebiete um eine Rückschau auf die Skifahrer vertröstet – bis die schlimms- und die Skigebiete dürfen wieder den Be- vergangene, fehlende Wintersaison sowie ten Befürchtungen dann traurige Gewiss- trieb aufnehmen. Aber inwiefern kann ei- eine vorsichtige Vorausschau gebeten. KRONPLATZ: Im Gespräch mit Christian Gasser, Präsident der Kronplatz Holding AG, Peter Schifferegger, Präsident der Kronplatz Seilbahn GmbH und dem Generaldirektor Andreas Dorfmann: PZ: Ihr Resümee bezüglich der vergan- genen Wintersaison fällt wie aus? Andreas Dorfmann: Nach der guten Som- mersaison 2020 und aufgrund der Infek- tionslage waren wir uns sicher, gut in die Wintersaison starten zu können. Wir waren auch bestens vorbereitet und haben ein auf- wändiges Sicherheits- und Hygienekonzept für unsere Mitarbeit*innen und die Gäste umgesetzt. Im Herbst hat sich die Lage lei- der wieder verschlechtert und man ging von einer späteren Öffnung im Dezember aus. Al- le Anlagen wurden gewartet und die nötigen Abnahmen in die Wege geleitetet, die Pisten wurden beschneit, präpariert und gesichert. Also alles Arbeiten, die für den Normalbe- trieb erforderlich sind, denn wir hatten die Information, dass wir öffnen können. Wie sich die Dinge dann entwickelt haben, muss ich wohl an dieser Stelle nicht mehr schil- dern. Wir wurden von Woche zu Woche ver- Christian Gasser: Nun, grundsätzlich wä- ten und viele mehr – auch wenn es für uns tröstet und aus der Öffnung im Jänner wur- re in einer Vorausschau der Kosten/Nutzen natürlich ein Verlustgeschäft gewesen wäre. de ebenso nichts, wie im Februar und März. eigentlich ab Anfang Mitte Jänner die Grenze Wir wären sogar bereit gewesen, noch zwei zu setzen. Da wir aber den ganzen Aufwand Stichwort „Verlust“ – Wie hat sich die- Wochen zu Ostern zu öffnen. Also kurzum, bereits betrieben hatten, wäre auch eine Öff- ser Totalausfall auf ihre Finanzen aus- die vergangene Wintersaison war eine Ka- nung ab Februar – d.h. wenn man die reinen gewirkt? tastrophe: wir haben Kosten generiert und Betriebsspesen betrachtet – sinnvoll gewe- Andreas Dorfmann: Katastrophal! Wir spre- hatten keine Einnahmen, und das in allen sen. Nichtsdestotrotz hätten wir aber gerne chen von einem Verlust im zweistelligen Mil- Geschäftsbereichen. Zudem fehlte jede Pla- auch noch ab März ja sogar zu Ostern auf- lionenbereich. Einnahmen gab es keine, und nungssicherheit. Im Endeffekt haben wir gemacht, als Zeichen und als ein Entgegen- wir dürfen nicht vergessen, dass bei einem wie für einen „normalen“ Winter gerüstet, kommen unseren Stammgästen gegenüber, hundertprozentigen Umsatzausfall die Hälf- und schlussendlich war alles umsonst. für die Einheimischen, die den ganzen Win- te der Fixkosten ja trotzdem angefallen sind. ter aufs Skifahren verzichten mussten, aber Was die Unterstützungen betrifft konnten Ab welchem Punkt wäre eine Öffnung auch für unsere Mitarbeiter*innen und für wir bis dato die Lohnausgleichskasse der denn eigentlich schon gar nicht mehr alle, die in dieser Wertschöpfungskette mit Mitarbeiter*innen nutzen, darüber hin- rentabel gewesen? drinnen hängen, wie Restaurants, Lieferan- aus warten wir im Moment, was von den in 4 PZ 10 | 20. M A I 2021
Die Kronplatz Gruppe: Aktionäre SOZIALES & GESUNDHEIT Kronplatz Holding AG TITELTHEMA Kronplatz Gastronomie Kronplatz Seilbahn Kronplatz Touristik GmbH GmbH GmbH Aussicht gestellten Beiträgen nun wirklich kommt. Vorausschauend haben wir im Som- mer 2020 alle geplanten Investitionen für dieses Jahr zurückgestellt. Lediglich das Al- pinn-Restaurant wurde etwas vergrößert. Al- le anderen und vor allem die größeren Pro- jekte sind bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Die Projekte für den Sommer 2021, die wir schon seit längerem und gemeinsam mit den Seilbahngesellschaften von Olang und St. Vigil geplant haben, wurde aber sehr wohl realisiert. Und Sie setzen jetzt auf die Sommer- Fotos: Wisthaler saison? Christian Gasser: Wir haben schon vor Jah- ren begonnen, die Angebote für den Sommer zu erweitern. Mit den Museen am Berg ha- ben wir hier bereits wichtige Schritte gesetzt. Bis jetzt galt der Winter als ein Selbstläufer, das muss man einfach so sagen. 95 % unse- einen enormen Zuwachs erfahren. Durch die die Möglichkeit, eine Schneekatze zu be- res Umsatzes der Aufstiegsanlagen erwirt- Öffnung der Aufstiegsanlage Ried schaffen gutachten und eine Schneekanone einzu- schaften wir in der Wintersaison. Unser er- wir eine direkte Anbindung an die Eisen- schalten, die Seifenblasen produziert. Die klärtes Ziel ist es, den Sommeranteil auf 10% bahn wie auch an den Pustertaler Radweg. Highlights des Erlebnisparks sind aber mit zu steigern. Die Erfahrungen der vergange- Das ist nicht nur ein attraktives Angebot für Sicherheit die Liftstütze, die zum Kletter- nen Monate haben uns einmal mehr gezeigt, die Radfahrer*innen, sondern auch ein wich- gerüst umfunktioniert wurde, die Sommer- dass das die richtige Strategie ist. Wir wollen tiger Beitrag für eine nachhaltige Mobilität. Tubing-Bahn, die mit ihren luftgepolsterten die Sommersaison dementsprechend mehr Zudem wurde in Zusammenarbeit mit ande- Reifen Adrenalin und Spaß verspricht, und beleben und aufbauend auf unserem Credo ren Pustertaler Skigebieten die einstige „Pa- die Concordia-Glocke in Miniatur zum An- Kultur, Genuss, Sport und Erlebnis auf ho- norama-Card“ - jetzt „Mountain Card Puster- fassen. Bei der Kronplatz-Schatzsuche kön- hem Niveau zu kombinieren, neue Attrak- tal“ - reaktiviert. Mit dieser können sowohl nen Kinder in die Sagenwelt der Dolomi- tionen zu bieten. Einiges wurde bereits um- Gäste als auch Einheimische ein Paket 3in4, ten eintauchen und auf spielerische Art die gesetzt bzw. ist in der Abschlussphase, wie eine 5in7 oder eine 10inderSaison Karte kau- Sehenswürdigkeiten am Kronplatz-Gipfel etwa das Projekt „Little Kronplatz“, weitere fen und damit die Bergbahnen der verschie- entdecken. Der Sommer am Kronplatz wird Projekte sollen folgen. denen teilnehmenden Erlebnisberge nutzen. also bunt und bietet Kulturerlebnis, sport- Damit wollen wir die Gäste nicht nur da- liche Aktivitäten, verschiedenste gastrono- Womit locken Sie also die Gäste im zu animieren, verschiedene Ausflugsziele mischen Angebote und Freizeitspaß für die kommenden Sommer? mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an- ganze Familie. Andreas Dorfmann: Es gibt einige Neue- zusteuern, sondern wir möchten insgesamt In Zusammenarbeit mit den Fraktionen und rungen und Angebote im Bereich der Mobi- der Ferienregion Pustertal mehr Sichtbar- den Grundbesitzern am Kronplatz werden lität, wie auch neue Attraktionen am Berg. keit verleihen. wir noch vor Saisonbeginn verschiedene Wir öffnen im Sommer wie geplant am 5. Ju- Inhaltlich haben wir vor allem das Familien- Verschönerungsmaßnahmen an den Wan- ni, zunächst die Bahn von Reischach aus, im und Kinderprogramm ausgebaut. Im Erleb- derwegen durchführen. Dabei ist es uns aus- Juli dann auch jene von Percha/Ried aus. nispark „Little Kronplatz“ auf dem Gipfel- gesprochen wichtig, die Wege barrierefrei Die Öffnung der Linie Ried-Gipfel in der plateau wird beispielsweise den Kleinsten zu gestalten, damit diese mit dem Kinder- Sommersaison ist eine absolute Neuheit. auf spielerische Art erklärt, was alles für den wagen aber auch für Rollstuhlfahrer mühe- Der Radtourismus hat in den letzten Jahren Winterbetrieb notwendig ist. Kinder haben los begangen werden können. >> PZ 1 0 | 20. M A I 2021 5
Sie schauen also zuversichtlich auf die Christian Gasser: Um es nochmals zu ver- sehr stark eingeschränkt arbeiten konnten Sommersaison? deutlichen: Wir hatten im März 2020 die und wir die verschiedenen Betriebe jetzt wie- Peter Schifferegger: Auf jeden Fall. Der letzten Einnahmen und die nächsten sind der schrittweise ankurbeln können, die Ver- Start Anfang Juni wird vielleicht noch et- hoffentlich ab Dezember 2021 zu erwarten, luste können wir nicht mehr aufholen, auch was holprig sein, aber wir sind motiviert. Wir abgesehen von den vorher genannten fünf nicht mit einer starken Sommersaison. erwarten uns eine ähnliche Situation wie im Prozent der Sommersaison. Das bedeutet, 20 Gottseidank hat unsere Gesellschaft 50 Jah- SOZIALES & GESUNDHEIT vergangenen Jahr, aber nachdem sich inter- Monate, in denen wir unseren Verpflichtun- re lang gut gearbeitet und früher gar keine, nationale Reisen nach wie vor schwierig ge- gen nachkommen mussten und noch müs- letzthin nur wenig Dividende ausgeschüt- stalten, liegt die Vermutung nahe, dass die sen, ohne dass Geld reinkommt. tet. Wir haben zum Glück stets weitsichtig Menschen ihren Urlaub eher im lokalen oder reinvestiert und vorausschauend gearbei- näheren Umfeld verbringen. Die Tatsache, Neben der Kronplatz Seilbahn waren tet. Wichtige und dringend notwendige In- TITELTHEMA dass unsere Gäste viel Raum, Natur und fri- vermutlich auch die anderen beiden vestitionen wurden in den vergangenen Jah- sche Luft genießen können, macht uns si- Bereiche der Kronplatz Holding AG, al- ren immer zeitig getätigt, somit steht derzeit cher zu einem attraktiven Ausflugsziel. so die Touristik und die Gastronomie nichts Unaufschiebbares an. Zusammenfas- (*s. Infobox) arg in Mitleidenschaft ge- send als Fazit: Die Corona-Pandemie hat uns Und eine vorsichtige Prognose, was zogen, oder nicht? arg gebeutelt, und wir werden voraussicht- den nächsten Winter anbelangt? Andreas Dorfmann: Ja Leider! Auch in lich drei bis fünf Jahre brauchen, um das Andreas Dorfmann: Für den nächsten Win- unseren Gastronomie- und Touristikberei- Ganze finanziell aufzufangen, um wieder ter hoffen wir, dass wir alle mehr oder we- chen hatten wir starke Rückgänge. Auch da weiterzumachen, wo wir vor der Pande- niger durchgeimpft sind, und dass es eine wenn wir vereinzelt, zwischendurch und mie standen. // relativ „normale“ Saison wird. In den nächs- ten Monaten wird sich auch zeigen, wie der Green Pass funktioniert und wie wir mit die- sem in die Wintersaison starten können. Wir INFOBOX sind uns sehr wohl darüber im Klaren, dass Bis vor kurzem übte die Kronplatz Seil- Zuge der Reorganisation der Gesell- es nicht DIE Rekordsaison werden wird, bahn AG eine Doppelfunktion aus: schaft wurde aus der Kronplatz Seil- aber eine annehmbare werden könnte, Zum einen die operative Seilbahntä- bahn AG die Kronplatz Holding AG mit oder vielmehr sollte! Ehrlich gesagt, brau- tigkeit, mit all ihren bekannten und drei operativen Unternehmen als Toch- chen wir das auch, denn falls der nächs- vielschichtigen Geschäftsfeldern und tergesellschaften: die Kronplatz Seil- te Winter ebenfalls ausfallen sollte, dann Beteiligungen, zum anderen eine Hol- bahn GmbH, die Kronplatz Touristik würde es schon sehr, sehr eng werden, oh- dingfunktion als Muttergesellschaft der GmbH und die Kronplatz Gastronomie ne Unterstützung wäre das dann nicht mehr Tochterunternehmen Kronplatz Gast- GmbH. Der Seilbahnbetrieb wird dem- zu stemmen. ronomie GmbH und Kronplatz Touris- entsprechend von der Kronplatz Seil- tik GmbH. Seit 30. Oktober vergange- bahn GmbH geführt. // Es gibt also erhebliche finanzielle Ein- nen Jahres ist dem nicht mehr so, im bußen bei der Kronplatz Seilbahn AG? SKIGEBIET 3 ZINNEN: Im Gespräch mit Mark Winkler, Geschäftsführer der 3 Zinnen AG PZ: Ein kurzes Resümee der vergange- nen – nicht stattgefundenen – Winter- skisaison: Welche Auswirkungen hat der Total-Ausfall? Mark Winkler: Der Total-Ausfall der letz- ten Wintersaison, verursacht durch die Pan- demie, ist eine Tatsache, mit der niemand gerechnet hatte. Zurückgeblieben sind die hohen Kosten, die in der Phase der Vorbe- reitung zu Saisonbeginn entstanden sind. Fotos: Christian Tschurtschenthaler Leider musste der Großteil der Mitarbei- ter – im Normalfall wären es rund 280 – in den Lohnausgleich überstellt werden, bzw. konnten gar nicht angestellt werden. Das war sozialökonomisch ein Drama. Jetzt müs- sen wir aber nach vorne schauen, und da stimmt mich der Sommer in der 3 Zinnen- Region zuversichtlich. Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf die Sommersaison? Ich bin richtig optimistisch, was die bevor- region 3 Zinnen. Und wir sind bestens dar- und tolle Familienerlebnisse. Mit dem Bau stehende Feriensaison betrifft. Wir spüren auf vorbereitet. Auf unseren Ausflugsbergen der 10er Premium-Gondelbahn Helmjet Sex- die Vorfreude vieler Menschen nach Erho- Haunold, Helm, Rotwand und Stiergarten ten im letzten Jahr hat die 3 Zinnen AG nicht lung und Entspannung in der Dolomiten- warten jede Menge atemberaubende Natur nur Mut bewiesen, sondern auch neue Maß- 6 PZ 10 | 20. M A I 2021
stäbe in punkto Sicherheit für den Personen- cher Normalität zurückfinden. Jetzt kann es transport in Coronazeiten gesetzt. nur mehr aufwärts gehen. Natürlich gelten so wie im letzten Sommer die gängigen AHA-Regeln, die Kabinen unse- Gibt es geplante oder schon umgesetz- rer fünf Bahnen werden regelmäßig desin- te Neuerungen in Ihrem Skigebiet in fiziert, und es wird speziell darauf geach- nächster Zukunft? SOZIALES & GESUNDHEIT tet, Menschenansammlungen zu vermieden. Wir haben im Skigebiet 3 Zinnen in den letz- Deshalb setzen wir massiv auf den Online- ten sieben Jahren sechs neue Bahnen ge- Verkauf bei den Lifttickets. baut. Mit dem neuen Helmjet Sexten wur- den erst im letzten Jahr rund 14 Millionen € Und die Prognosen für den kommen- investiert, und so konnte das bestehende TITELTHEMA den Winter? Angebot zu einem Juwel geschliffen werden. Die sind eindeutig positiv. Wir haben gese- Damit sind wir nun in der Königsklasse an- hen, wie sehr den Menschen das Skierlebnis gekommen – das erfüllt uns mit Stolz. im Corona-Winter gefehlt hat und wie groß Was die Zukunft angeht, so rückt die Vision die Sehnsucht ist, endlich wieder oben zu zur grenzüberschreitenden Skiverbindung stehen und ihre Schwünge hinunter ins Tal mit Sillian näher. Auf beiden Seiten müs- ziehen zu dürfen. Die sehr gut laufenden sen die nötigen Voraussetzungen dafür ge- Impfungen schaffen die Basis, dass wir im schaffen werden. Bis zur Realisierung erfor- nächsten Skiwinter wieder zu weitestmögli- dert es noch etwas an Zeit. // SKIWORLD AHRNTAL/SKIGEBIET SPEIKBODEN: Im Gespräch mit Martin Unterweger, Geschäftsführer Speikboden AG PZ: Wie sieht Ihr kurzes Resümee der vergangenen – nicht stattgefundenen -Winterskisaison aus? Martin Unterweger: Neben dem wirtschaft- lichen Schaden in Millionenhöhe war die nicht stattgefundene Wintersaison eine große psychische Belastung für die Beleg- schaft, die Geschäftsleitung und den Ver- waltungsrat. Um das zu verdeutlichen, las- sen Sie uns nochmals die Chronologie, die Öffnung der Skigebiete in Südtirol/Italien im Winter 2020/21 betreffend, vor Augen führen: 3.12.2020 – Erlass des Dekretes der italie- nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla- gen erst ab dem 7.1.2021 in Betrieb gehen dürfen; 4.12.2020 – Geplante Öffnung des Skige- biets Speikboden; 15.12.2020 – Aussicht, dass mit einem eige- nen Gesetz für Südtirol die Öffnung der Ski- gen bis zum 6.04.2021 geschlossen sind; schäftigt, die vielen Zäune und Absicherun- gebiete unabhängig von staatlichen Dekre- 5.03.2021 – Vorstellung des Hilfspakets gen abzubauen und die Flächen wieder für ten ab dem 10.01.2021 möglich sein wird; „Corona Hilfen Südtirol“ über Euro 500 die landwirtschaftliche Bewirtschaftung im 2.01.2021 – Erlass des Dekretes der italie- Millionen durch die Landesregierung von Sommer herzurichten. nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla- Südtirol; gen erst ab dem 18.01.2021 in Betrieb gegen 22.03.2021 – Erlass des Dekretes „sosteg- Was ist denn nun für die kommende dürfen; ni“ der italienischen Regierung mit Euro Sommersaison geplant? Wie sehen Ihre 5.01.2021 – Erkenntnis, dass die Skigebie- 490 Millionen Hilfsgelder für die Aufstiegs- Erwartungen aus? Gibt es ein Hygiene- te in Südtirol NICHT mit eigenem Gesetz am anlagen; konzept? 10.01.2021 öffnen dürfen; 29.03.2021 – Verlängerung des Lockdowns Wir erwarten uns für die bevorstehende 15.01.2021 – Erlass des Dekretes der italie- durch die italienische Regierung bis zum Sommersaison ähnliche Besucherzahlen nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla- 30.04.2021; wie im Sommer 2020. Verschiedene Veran- gen ab Rosenmontag, 15.02.2021 in Betrieb staltungen wie das internationale Unimog gegen dürfen; Nach monatelangem Hoffen und Bangen Treffen am Speikboden vom 18. bis 20.Juni 14.02.2021 – Verlängerung des Dekretes wurde uns als Betreiber also erst Ende Fe- und das Jazz Festival am Sonntag, 27. Juni der italienischen Regierung, dass die Auf- bruar mitgeteilt und damit auch bewusst, werden planmäßig stattfinden. In den Win- stiegsanlagen erst am 5.03.2021 in Betrieb dass es im Winter 2020/21 keinen Skibe- termonaten wurden Vorbereitungen für den gehen dürfen; trieb geben wird. Sämtliche Vorbereitungs- Sommer getätigt, so wurde etwa eine Scheu- 26.02.2021 – Erlass des Dekretes der italie- arbeiten waren umsonst, und seit Anfang ne zum „Heuhupfen“ errichtet und der Strei- nischen Regierung, dass die Aufstiegsanla- April sind die Mitarbeiter wieder damit be- chelzoo erweitert. Das Hygienekonzept >> PZ 1 0 | 20. M A I 2021 7
sieht vor, dass die Kabinen nur zu fünfzig aufgrund der fortschreitenden Impfung der nisklettersteig zum kleinen Nock wird Ende Prozent belegt werden dürfen, diese regel- Bevölkerung in Europa dürfte sich die Situ- Juni eröffnet und stellt als dritter Klettersteig mäßig desinfiziert werden müssen und die ation dahingehend stabilisieren, dass von am Speikboden eine Bereicherung des be- Abstände im Wartebereich einzuhalten sind. einer annähernd normalen Situation aus- stehenden Angebotes dar. Die im Sommer Diese Sicherheitsvorkehrungen werden alle gegangen werden kann. 2020 neu errichtete Talabfahrt „Michl“ wird umgesetzt, sodass die Besucher ohne merk- im Dezember 2021 erstmals befahrbar sein SOZIALES & GESUNDHEIT liche Einschränkungen eine schöne Zeit am Gibt es Neuerungen in Ihrem Skigebiet und als eine der längsten und schönsten Tal- Speikboden erleben können. in nächster Zukunft? abfahrten im ganzen Land die Gäste begeis- Im Sommer werden die Gäste den neu er- tern. Der ebenfalls im Sommer 2020 realisier- ... und Ihre Prognosen für den kom- richtenden Zirmweg zur Trejeralm bege- te Smiley Skiweg und die neue Piste über menden Winter? hen können, die Kinder können sich beim das Förderband „Tottomandl“ waren wich- TITELTHEMA Im bevorstehenden Winter 2021/22 wird es „Heuhupfen“ austoben und den erweiter- tige Investitionen, um dem Ruf als familien- sicherlich wieder einen Skibetrieb geben, ten Streichelzoo erkunden. Der neue Erleb- freundliches Skigebiet gerecht zu werden. // SKIWORLD AHRNTAL/SKIARENA KLAUSBERG: Im Gespräch mit Klausberg-Präsident Herbert Steger PZ: Ein kurzes Resümee der vergange- nen – nicht stattgefundenen – Winter- skisaison: Welche Auswirkungen hat der Total-Ausfall? Herbert Steger: Die Wintersaison war leider ein kompletter Ausfall. Wie alle anderen Ski- gebiete in Südtirol konnten wir nicht einen einzigen Tag öffnen. Die finanziellen Aus- wirkungen sind enorm und in der nun 51jäh- rigen Geschichte des Skigebietes Klausberg wohl noch nie so angespannt. Wir mussten nicht nur unsere Darlehen stunden, sondern auch noch weitere Verbindlichkeiten auf- nehmen, um die laufenden Fixkosten zu de- cken. Bis heute haben wir noch keinen ein- zigen Euro an Unterstützung erhalten und hoffen nun, dass nun endlich das Hilfspa- Kottersteger ket des Staates wirksam wird und die Skige- biete eine wirkliche Unterstützung erhalten. Die Skigebiete sind der Motor vom Winter- tourismus und vielen wurde es heuer erst- mals richtig bewusst was daran alles hängt und wie viele Familien direkt und auch indi- wichtigsten Monate sind. Auch vom Herbst zepten sollten diese aber auch gefahrenlos rekt davon abhängig sind. Ohne Wintertou- erwarten wir uns doch einiges, da bis dahin möglich sein. rismus könnten viele ihren Lebensunterhalt die Corona-Krise hoffentlich hinter uns liegt. im Tale nicht bestreiten und die meisten Be- Die Gäste sind seit kurzem auch zuversicht- Gibt es geplante beziehungsweise triebe könnten nur mit einer Sommersaison licher und buchen nun vermehrt ihren lang schon umgesetzte Neuerungen in nicht rentabel arbeiten. ersehnten Sommerurlaub. Das Ahrntal ist Ihrem Skigebiet in nächster Zukunft? Im Ahrntal fehlten in den letzten 15 Mona- auf dem italienischen wie auch deutschen In den letzten Jahren gab es sehr viele Neue- ten ca. 200.000 Gäste-Ankünfte. Das sind Markt ein begehrtes Urlaubsziel und somit rungen in unserem Skigebiet. Wir haben lau- 200.000 Gäste, welche alle mit Geld in der hoffen wir auf einen gleich guten Sommer fend unser Angebot im Winter aber auch im Tasche anreisen und dieses Geld dann im wie im letzten Jahr. Sommer verbessert. Natürlich hätten wir Ahrntal zurücklassen – dann kann sich je- noch viele attraktive Ideen und Wünsche, der mal selber ausrechnen, welche Aus- Die Prognosen für den kommenden welche wir gerne verwirklichen möchten. wirkungen dieser Total-Ausfall für alle im Winter? Momentan sind aber auf Grund der finan- Tale hatte. Da sind viele Millionen an Wert- Wir benötigen jetzt sicherlich zwei bis drei ziellen Situation sämtliche Vorhaben auf Eis schöpfung, welche vor Ort jetzt und in Zu- starke Umsatzjahre, um die Verluste der gelegt, da wir uns außer Stande sehen, die- kunft fehlen. letzten eineinhalb Jahre einigermaßen zu se zu verwirklichen. Es gilt nun die nächsten überstehen. Die Lust auf Skifahren und auf Jahre gut zu überstehen und Kraft zu tanken Und wie sieht es jetzt mit der die Som- Urlaub ist sicher so groß wie noch nie, und für weitere Vorhaben. Die Klausberg Seil- mersaison aus? viele möchten endlich wieder auf den Ski- bahn AG hat noch nie eine Dividende aus- Die Sommersaison am Klausberg wird plan- ern stehen. Ein Fragezeichen besteht noch bezahlt und hat sämtliche Gewinne in die mäßig am 22. Mai eröffnet und der Start wird bei den Schülergruppen-Skiurlauben, wel- Verbesserung des Angebotes gesteckt. Dies sicherlich noch verhalten sein. Trotzdem che im Ahrntal traditionell beliebt sind. wird auch in Zukunft unsere Marschrich- hoffen wir auf eine baldige Belebung wie Ob und in welchem Ausmaß diese durchge- tung sein, um weiterhin einen größtmögli- im letzten Sommer mit verstärktem Besuch führt werden können, ist noch nicht abzu- chen Mehrwert für das gesamte Ahrntal zu vor allem im Juli und August, welche unsere schätzen. Mit entsprechenden Hygienekon- erzielen. // 8 PZ 10 | 20. M A I 2021
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