MPIK-News - Max-Planck-Institut für Kernphysik

 
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MPIK-News - Max-Planck-Institut für Kernphysik
Nr. 24 – Juni 2021

                                 MPIK-News
Liebe Mitarbeiter*innen, Ehemalige und
Freund*innen des MPIK,                                     Röntgen-Doppelblitze treiben Atomkerne an
                                                           In einem Experiment am Europäischen                Der Doppelpuls steuert nun die Kerne
                       jetzt bin ich dran!
                                                           Synchrotron ESRF gelang erstmals die           in der zweiten Probe. Der erste Puls regt
                       Im Januar habe ich
                                                           kohärente Kontrolle von Kernanregun-           eine quantenmechanische Dynamik im
                       die Geschäftsfüh-
                                                           gen mit geeignet geformtem Röntgenlicht        Kern an, der zweite Puls ändert diese in
                       rung von Thomas
                                                           mit einer zeitlichen Stabilität von wenigen    Abhängigkeit von der relativen Phase der
                       Pfeifer übernom-
                                                           Zeptosekunden. Eine solche Kontrolle der       beiden Röntgenpulse. Trifft die Welle des
                       men. Ich lerne
                                                           Kerndynamik verspricht zukünftig genau-        zweiten Pulses beispielsweise im Takt mit
                       schnell und es
                                                           ere Zeitstandards und neue Möglichkeiten       der Kerndynamik auf die zweite Probe, so
                       macht mir wirklich
                                                           auf dem Weg zu Kernbatterien.                  werden die Kerne weiter angeregt. So lässt
                       Spaß, aber ich muss
                                                                                                          sich gezielt zwischen einer weiteren Anre-
                       mich bei Ihnen allen
                                                           Neue Ansätze der nuklearen Quantenop-          gung der Kerne und einer Abregung der
                       für mein schlech-
                                                           tik bringen frischen Wind in die Kern-         Kerne hin- und herschalten und damit der
tes Deutsch und meine Unwissenheit in
                                                           physik, indem sie die Unempfindlichkeit        Zustand der Kerne sowohl kontrollieren
vielen Dingen entschuldigen .
                                                           gegen äußere Störungen ausnutzen und           als auch rekonstruieren.
    Die COVID-Pandemie ist natürlich
                                                           die extremen Skalen der Atomkerne für
immer noch ein großes Thema, aber es
                                                           besonders genaue Messungen einsetzen.
gibt Hoffnungsschimmer und ich bin
                                                           Diese Übergänge können als Taktgeber
stolz darauf, dass ich auf meinen Folien
                                                           für präzise Kernuhren dienen, wofür die
für das Kuratorium schreiben kann:
                                                           Vermessung der Kerneigenschaften mit
„Keine (bekannten) Fälle von COVID-
                                                           höchster Präzision erforderlich ist.
19-Übertragung im Institut“. Ich danke
                                                               In einem weiteren Schritt wurde nun
Ihnen allen für das Einhalten der Regeln,
                                                           die Quantendynamik der Atomkerne nicht
Ihren trotz aller Schwierigkeiten anhal-
                                                           nur vermessen, sondern auch durch geeig-
tenden Enthusiasmus und für Ihre (unter
                                                           net geformte Röntgenpulse mit bisher un-
den gegebenen Umständen) unglaubliche
                                                           erreichter zeitlicher Stabilität von wenigen
Produktivität. In diesem Jahr konnten
                                                           Zeptosekunden – das ist 100-mal besser als     Röntgen-Interferenzstrukturen in Abhän-
wir schon eine Menge großartiger Wis-
                                                           alles bisher Erreichte – kontrolliert. Damit   gigkeit von der Zeit und der Verstimmung
senschaft publizieren, und die Tätigkeit
                                                           wird der in der optischen Spektroskopie        der beiden Proben gegeneinander. (a) Ab-
als Geschäftsführender Direktor hat mir
                                                           erfolgreich etablierte Werkzeugkasten der      regung, (b) verstärkte Anregung.
noch deutlicher vor Augen geführt, welche
                                                           kohärenten Kontrolle auch für Atomkerne
entscheidende Rolle die Mitarbeiterinnen
                                                           anwendbar.                                         Die hohe Stabilität dieses Kontrollme-
und Mitarbeiter der Infrastruktur des
                                                               Diese nutzt die Welleneigenschaften        chanismus’ öffnet das Tor für zukünfti-
Instituts bei all unseren Erfolgen spielen.
                                                           von Materie zur Steuerung von Quan-            ge neue Anwendungen auf der Basis von
Ich wünsche Ihnen allen einen tollen und
                                                           tenprozessen durch elektromagnetische          Kernübergängen: genauere Zeitstandards,
COVID-freien Sommer!
                                                           Felder: hier konkret Röntgenlichtblitze mit    Untersuchung der Variation von Funda-
                                                           Laserqualität des ESRF zur Bestrahlung         mentalkonstanten oder die Suche nach
Ihr
                                                           zweier mit dem Eisen-Isotop 57Fe angerei-      neuer Physik jenseits der akzeptierten
                                                           cherter Proben. Die erste Probe erzeugt        Modelle.
                                                           einen steuerbaren Röntgen-Doppelpuls,              Insofern zukünftige Röntgenquellen
                                                           um damit die Kerndynamik in der zweiten        eine stärkere Anregung der Kerne ermög-
Prof. Dr. Jim Hinton                                       Probe zu kontrollieren. Die untersuchten       lichen würden, wären damit auch Kern-
(Geschäftsführender Direktor)                              Röntgen-An- und Abregungen der Kerne           batterien, die ohne Kernspaltung oder
                                                           sind als Mößbauer-Übergänge durch eine         -fusion große Mengen Energie in inter-
                                                           sehr hohe Energieschärfe gekennzeichnet.       nen Anregungen der Kerne speichern und
In dieser Ausgabe                                              Im Experiment wird die Probe zwi-          wieder abgeben können, denkbar.
                                                           schen Anregung und Abregung schnell
Röntgen-Doppelblitze.............................. 1       um eine kleine Distanz bewegt, die etwa        Kontakt: Jörg Evers, Christian Ott,
Nachglühen eines GRB............................. 2        der halben Röntgenwellenlänge entspricht.      Thomas Pfeifer, Christoph H. Keitel
Extreme Reinheit...................................... 2   Hierdurch ändert sich die Flugzeit des         Publikation: Coherent X-ray-optical
Kurzmeldungen.................................... 3-4      zweiten Pulses zur zweiten Probe, was die      control of nuclear excitons, Nature
Einsatz gegen Corona, „Jugend forscht“ .4                  Lage der Röntgenwellen (relative Phase)        590, 401 (2021), DOI: 10.1038/
Namen & Notizen..................................... 4     gegeneinander verschiebt.                      s41586-021-03276-x
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MPIK-News Nr. 24 – Juni 2021                                                                                                         2

     Überraschendes Nachglühen eines Gammastrahlenausbruchs
Das Nachglühen eines relativ nahen Gam-       Monitor und das Swift Burst Alert Tele-      die Elektronen über diese Grenze hinaus
mastrahlenausbruchs im sehr hochener-         scope GRB 190829A. Die Beobachtungen         beschleunigt werden.
getischen Gammalicht ähnelt zeitlich und      mit H.E.S.S. begannen vier Stunden nach          Nach jahrzehntelanger Suche ist nun
spektral dem im Röntgenbereich, was bis-      dem Ausbruch, als die Quelle für die Te-     ein Verständnis der Prozesse, die dieses
herige Modelle in Frage stellt.               leskope sichtbar wurde. Das Team war in      extrem energiereiche Phänomen steuern,
                                              der Lage, den GRB von 4 bis 56 Stunden       endlich in Sicht. Die GRB-Nachweise in
Gammastrahlenausbrüche (GRBs) sind            nach der Explosion zu erfassen und seine     den letzten Jahren lassen regelmäßige Ent-
helle, am Himmel beobachtete Röntgen-         Emission sehr genau zu messen.               deckungen von GRBs im VHE-Bereich
und Gammastrahlenblitze, emittiert von            Eine Kombination aus der guten Emp-      durch Instrumente der nächsten Genera-
weit entfernten extragalaktischen Quellen.    findlichkeit des Instruments und der zu-     tion erwarten.
Auf die einige Sekunden dauernden Blitze      fälligen Nähe des GRB ermöglichte die
folgt eine Nachglühphase, die im Röntgen-     genaue Bestimmung des Spektrums über
bereich mehrere Tage, im optischen und        mehr als eine Größenordnung der Energie,
infraroten Bereich sogar Wochen oder          von 0,18 bis 3,3 TeV, die einen ausgedehn-
gar Monate nachweisbar sein kann. Das         ten zeitlichen Bereich von mehreren Tagen
Nachglühen im Röntgenlicht wird von be-       abdeckt. Diese genauen Messungen erlaub-
schleunigten Elektronen erzeugt, die mit      ten es, das intrinsische VHE-Spektrum
dem Magnetfeld der Druckwelle wech-           zum ersten Mal zuverlässig zu erforschen.
selwirken und dabei Energie in Form von       Es zeigten sich verblüffende Ähnlichkei-     Künstlerische Darstellung eines Gamma-
Synchrotron-Photonen abstrahlen. Das          ten zwischen Röntgen- und VHE-Gam-           strahlenausbruchs. (Illustration: DESY)
Nachglühen von GRBs gilt aufgrund der         mastrahlenemission. Dies passt nicht zur
Einfachheit der zugrundeliegenden Physik      Standard-GRB-Theorie, die einen separa-
als exzellentes kosmisches Labor zur Un-      ten Ursprung für die VHE-Komponente          Kontakt: Edna L. Ruiz Velasco, Felix
tersuchung der Beschleunigung von Teil-       annimmt. In dieser Theorie ist Synchro­      Aharonian, Jim Hinton
chen im Kosmos. Im Gegensatz dazu ist         tron-Emission bis hin zur VHE-Gamma-         Publikation: Revealing X-ray and gamma
die anfängliche Phase des Ausbruchs           strahlung nicht möglich, da die Energie      ray temporal and spectral similarities
extrem komplex.                               der Elektronen auf einen Maximalwert         in the GRB 190829A afterglow, Science
    Am 29. August 2019 entdeckten und         begrenzt ist. Die Beobachtungen von          372, 1081 (2021), DOI: 10.1126/science.
lokalisierten der Fermi Gamma-Ray Burst       H.E.S.S. lassen sich jedoch erklären, wenn   abe8560

               Extreme Reinheit für die Jagd nach Dunkler Materie
Am MPIK wurden einmalige Messverfah-          lauben, einige wenige                                     don-Konzentration weiter
ren entwickelt, um die enormen Reinheits-     Radonatome          zweifels-                             reduzieren kann. Am Ende
anforderungen von XENON1T und seines          frei nachzuweisen. Dazu                                   wurde ein Rekordwert von
Nachfolgers XENONnT zu erreichen.             werden      elektrostatische                              nur 4,5 Mikro-Becquerel
                                              Radon-Monitore         sowie                              pro Kilogramm Xenon
Schon allerkleinste Mengen des radioak-       miniaturisierte hochrei-                                  erreicht. Das ist die nied-
tiven Edelgases Radon stellen eine Haupt-     ne Proportionalzählrohre                                  rigste je erreichte Radon-
störquelle bei der Suche nach Dunkler         aus Quarz verwendet, die                                  Konzentration in einem
Materie mit flüssigem Xenon dar. Deshalb      in unserer Glasbläserei                                   Dunkle-Materie-Experi-
muss die Radon-Konzentrationen in             in Handarbeit hergestellt                                 ment mit Xenon.
Xenon etwa 1 Million mal geringer sein        werden. Von besonderer                                        Die Methoden zum Ra-
als die in typischer Umgebungsluft. Radon     Bedeutung ist hier auch die                               don-Nachweis und zur Ra-
kann in den Detektor hinein diffundie-        einmalige am MPIK entwi- Ein miniaturisiertes Pro- don-Vermeidung werden
ren, und seine radioaktiven Zerfälle sind     ckelte automatisierte Ema- portionalzählrohr       für permanent weiter verbes-
nicht von den schwachen Spuren zu un-         nationsanlage (Auto-Ema), hochempfindliche Radon- sert, so dass das gerade
terscheiden, die Dunkle Materie-Teilchen      die es erlaubt, viele Proben Emanationsmessungen.         angelaufene Nachfolge-Ex-
im Detektor hinterlassen würden. Bei so       parallel vollautomatisiert                                periment XENONnT eine
enormen Reinheitsanforderungen ist zu         zu prozessieren. Erst damit ist der hohe noch höhere Radon-Reinheit erreichen
beachten, dass auch die Konstruktions-        Durchsatz an Proben mit höchster Mess­ wird. Denn größere Experimente können
materialien des Detektors selbst Radon        empfindlichkeit möglich, der für einen nur dann sensitiver für die Dunkle-Ma-
in allerkleinsten Mengen abgeben. Diese       Detektor wie XENON1T erforderlich ist.    terie-Suche sein, wenn die Störstrahlung
Radon-Emanation der Detektormateria-              Kürzlich hat die XENON-Kollaborati- weiter reduziert wird.
lien ist sogar dominant. Sie lässt sich nur   on die Details zu den Radon-Emanations-
bekämpfen, indem man die Materialien          messungen veröffentlicht. Dort wird auch Kontakt: Hardy Simgen, Natascha Rupp,
vor der Benutzung prüft und sorgfältig se-    gezeigt, wie die verbleibenden Radonquel- Manfred Lindner
                                              len im Detektor verteilt sind und wie man Publikation: Rn emanation measure-
                                                                                                     222
lektiert. Dazu wiederum sind extrem emp-
findliche Radon-Messverfahren nötig.          durch gezielten Austausch von schmut- ments for the XENON1T experiment,
    Das MPIK ist führend bei der Ent-         zigen Komponenten in Kombination mit Eur. Phys. J. C 81, 337 (2021), DOI:
wicklung solcher Verfahren, die es er-        permanenter Xenon-Reinigung die Ra- 10.1140/epjc/s10052-020-08777-z
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3                                                                                                     MPIK-News Nr. 24 – Juni 2021

                                 + + + Kurzmeldungen + + +
                                                                    Lichtschwingung ändert. Zur gleichzeitigen Messung der zeitli-
    Nicht schneller als die Galaxis erlaubt                         chen (Wellenform) und spektralen (Frequenz) Signatur des La-
Eine lange bestehende Diskrepanz zwischen den gemessenen Ge-        serpulses kommt eine Pump-Probe-Anordnung mit zwei zeitlich
schwindigkeiten interstellarer Sauerstoffatome und anderer Ele-     versetzten Laserpulsen zum Einsatz. Diese werden auf ein dichtes
mente in unserer Galaxie ist behoben: Ein Unterschied von 380       Neongas fokussiert und dahinter hinsichtlich ihrer Frequenz bzw.
km/s, den astrophysikalische Messungen der Röntgenabsorption        Photonenenergie analysiert. Der erste Puls („Pump“) ionisiert ef-
durch Sauerstoffatome ergaben. Bei solchen Geschwindigkeiten        fizient das Target, so dass sich rasch bis zu 70% zweifach geladene
könnte sich ein wesentlicher Teil dieses wichtigen Elements im      Ne2+-Ionen anreichern. Diese sind für die eingesetzte XUV-Strah-
Prinzip von der galaktischen Scheibe verflüchtigen. Messungen       lung nahezu transparent, während neutrales und einfach gelade-
mit der PolarX-EBIT am BESSY-II-Synchrotron ergaben, dass die       nes Neon noch recht stark absorbieren. Dieses Plasmatarget wirkt
Energiewerte der Absorptionslinien von molekularem Sauerstoff       somit wie ein ultraschneller Schalter für die Transmissionseigen-
um fast ein Promille falsch lagen. Der neue Wert impliziert eine    schaften: Vom zweiten Puls („Probe“) werden dann – abhängig
„Abbremsung“ des atomaren Sauerstoffs im interstellaren Raum        vom zeitlichen Versatz – nur die Anteile der Wellenform durchge-
um 250 km/s, wodurch dieses Element dann in den „zulässigen“        lassen, welche das ionisierte transparente Medium vorfinden; die
und typischen Bereich von etwa 100 km/s zurückfällt.                Wellenform wird also mit einem zeitlichen Messer abgeschnitten.
  Kontakt: José Crespo, Sven Bernitt, Steffen Kühn                     Kontakt: Christian Ott, Thomas Ding, Thomas Pfeifer
  Meldung vom 14.12.2020                                               Meldung vom 28.01.2021

    Grenzen von Atomkernen vorhergesagt                                   Sehr dichter Gammastrahlenpuls
Mit Hilfe innovativer theoretischer Methoden gelang es, die         Ein neuartiges theoretisches Konzept zeigt, dass ein gepulster, ul-
Grenzen von Atomkernen bis zu mittelschweren Kernen zu be-          trarelativistischer Elektronenstrahl, der eine Reihe von dünnen
rechnen. Die Ergebnisse sind eine Fundgrube an Informationen        Aluminiumfolien durchquert, sich sowohl selbst fokussiert und
über mögliche neue Isotope. Frühere Untersuchungen des extrem       damit seine Dichte erhöht, als auch effizient einen gebündel-
neutronenreichen Bereichs der Kernlandschaft nutzten dafür die      ten Gammastrahlenpuls mit mehr Photonen pro Volumenein-
Dichtefunktionaltheorie. Die neue Studie basiert dagegen auf der    heit erzeugt als Elektronen in einem Festkörper. Dies geschieht
ab-initio Kerntheorie. Ausgehend von mikroskopischen Zwei-          dadurch, dass die starken elektrischen und magnetischen Felder,
und Drei-Teilchen-Wechselwirkungen, basierend auf der starken       die den ultrarelativistischen Elekt-
Wechselwirkung, der Quantenchromodynamik, lösten die For-           ronenstrahl begleiten, „zurück re-
scher die Vielteilchen-Schrödinger-Gleichung, um die Eigen-         flektiert“ werden, wenn der Strahl
schaften von Atomkernen von Helium bis Eisen zu simulieren.         die Folienoberfläche durchquert.
  Kontakt: Achim Schwenk                                            Das reflektierte Magnetfeld ist
  Meldung vom 13.01.2021                                            nahezu gleich dem Magnetfeld
                                                                    des Strahls, während das reflek-
                                                                    tierte elektrische Feld die gleiche
BASE sucht nach kalter dunkler Materie                              Amplitude aber die entgegenge-
Das Baryon-Antibaryon-Symmetrie-Experiment (BASE) am An-            setzte Richtung hat wie das des
tiprotonen-Entschleuniger des CERN hat neue Grenzen für die         Elektronenstrahls. An der Foli-
Masse von Axion-ähnlichen Teilchen – hypothetischen Teilchen,       enoberfläche ist daher das gesamte
                                   die Kandidaten für dunkle        elektrische Feld nahezu Null, das Dichte        des    erzeugten
                                   Materie sind – festgelegt        gesamte magnetische Feld hin- Gammastrahlenpulses.
                                   und eingeschränkt, wie           gegen nahezu verdoppelt. Dieses
                                   leicht sie sich in Photonen,     starke azimutale Magnetfeld fokussiert den Elektronenstrahl
                                   die Teilchen des Lichts, ver-    radial und löst folglich eine gebündelte hochenergetische Photo-
                                   wandeln können. Dies ist         nenemission aus.
                                   besonders bemerkenswert,            Kontakt: Matteo Tamburini
                                   da BASE nicht für solche            Meldung vom 12.02.2021
 Blick von oben auf das BASE-Ex- Untersuchungen          konzi-
 periment. (© BASE-Kollaboration/ piert wurde. Das Ergebnis
 CERN)                             des Experiments beschreibt        Können Sternhaufen „PeVatrons” sein?
                                   diese         bahnbrechende      HAWC hat kosmische Gammastrahlung mit Energien bis zu min-
Methode und eröffnet neue experimentelle Möglichkeiten für die      destens 200 Teraelektronenvolt (TeV, 1012 eV) aus der Richtung des
Suche nach kalter dunkler Materie.                                  „Cygnus-Kokons“ nachgewiesen. Das ist eine Superblase, die den
   Kontakt: Klaus Blaum                                             Geburtsort massereicher Sterne umgibt. Diese Gammastrahlen
   Meldung vom 25.01 2021                                           könnten von kosmischer Strahlung im Bereich von Petaelektro-
                                                                    nenvolt (PeV, 1015 eV) erzeugt werden. In der im Kokon befind-
                                                                    lichen Sternentstehungsregion werden Teilchen auf PeV-Energien
     Extrem hochfrequentes Zwitschern                               beschleunigt. Diese kosmische Strahlung wechselwirkt mit dem
In einem neuen Verfahren vermag ein ultraschneller Plasma-          Gas in der Region und erzeugt so die beobachtete Gammastrah-
schalter Teile hochfrequenter Lichtblitze zeitlich abzuschneiden.   lung. Die Energieverteilung und der Ort der Gammastrahlen sind
Im Fokus steht hierbei der „Chirp“ (engl. „Zwitschern“) eines       bei GeV- und TeV-Energien unterschiedlich, was darauf hindeu-
Laserpulses, in dessen zeitlichem Verlauf sich die Frequenz der     tet, dass die Teilchen im Kokon bei verschiedenen Energien un-
MPIK-News - Max-Planck-Institut für Kernphysik
MPIK-News Nr. 24 – Juni 2021                                                                                                        4

                                + + + Kurzmeldungen + + +
terschiedlich transportiert                                         mulationen ableiten konnte. Die gefundene schnelle Verstärkung
wurden. Diese Beobach-                                              übertrifft die theoretischen Erwartungen und könnte helfen, den
tungen liefern neue Hin-                                            Ursprung der heutigen großräumigen Felder zu erklären, die in
weise zur Entstehung und                                            Galaxienhaufen beobachtet werden.
Entwicklung der kosmi-                                                Kontakt: Brian Reville
schen Strahlung und über                                              Meldung vom 16.03.2021
die frühere Aktivität in
der Superblase. Sie zeigen
auch zum ersten Mal, dass                                                   Gammapy für CTA ausgewählt
kosmische Strahlung im Infrarot-Karte der Kokon-Region              Die Analyse von Beobachtungsdaten in der Gammastrahlenas-
PeV-Bereich in der Umge- (Spitzer MIPS) überlagert mit der          tronomie erfordert spezielle Analysemethoden und Software,
bung massereicher Sterne Gammastrahlenkarte von HAWC.               um die höchstmögliche Empfindlichkeit vor dem Hintergrund-
erzeugt wird.                                                       rauschen der geladenen kosmischen Strahlung zu erreichen. Im
  Kontakt: Harm Schoorlemmer                                        letzten Jahrzehnt hat sich die Programmiersprache Python als
  Meldung vom 12.03.2021                                            neuer Standard in der Analyse wissenschaftlicher Daten etabliert.
                                                                    Initiiert vom MPIK startete 2012 ein Open-Source-Python-Paket
                                                                    für die Analyse von Gammastrahlendaten namens Gammapy.
     Turbulentem Dynamo zugeschaut                                  Es wurde als Prototyp für eine zukünftige CTA-Analysesoftware
Erstmals haben Experimente im Labor den zeitlichen Verlauf der      entwickelt, aber auch im Hinblick auf eine gemeinsame Nutzung
Verstärkung von Magnetfeldern durch den turbulenten Dynamo          von verschiedenen Gruppen in der Gammastrahlenastronomie
erfassen können, den physikalischen Mechanismus, der vermut-        und wird bereits z. B. bei H.E.S.S. genutzt. Mit einer gemeinsamen
lich für die Erzeugung und Aufrechterhaltung astrophysikali-        Analysesoftware ist es außerdem möglich, die Daten von meh-
scher Magnetfelder verantwortlich ist. Die Experimente fanden       reren Instrumenten für insgesamt präzisere Messungen zu kom-
unter Bedingungen statt, die den meisten Plasmen im Univer-         binieren. Von CTA wurde Gammapy nun offiziell als „Science
sum entsprechen, und quantifizierten die Geschwindigkeit, mit       Tools“ angenommen.
der der turbulente Dynamo Magnetfelder verstärkt − was man             Kontakt: Jim Hinton, Axel Donath
bisher nur aus theoretischen Vorhersagen und numerischen Si-           Meldung vom 02.06.2021

          Einsatz gegen Corona                                                     „Jugend forscht“
                               Lobenswerterweise hat sich           Beim diesjährigen vir-
                               Hannes Bonet aus der Abtei-          tuellen      Bundesfinale
                               lung Lindner freiwillig für einen    von „Jugend forscht“ hat
                               Corona-Einsatz gemeldet. Als         Klaus Blaum in seiner
                               Reservist der Bundeswehr un-         Eigenschaft als MPG-
                               terstützt er im Juni vorbildhaft     Vizepräsident die Sieger-
                               das Zentrale Impfzentrum Hei-        ehrung im Fach Physik
                               delberg, wo er hauptsächlich im      vorgenommen. Die Ver-
                               Check-In, Check-Out oder der         anstaltung war am 30.05.
                               Patienten-Registrierung tätig ist    live im Internet zu sehen.
                               und sich bei teils sehr fordernden   In den Tagen davor haben
                               Aufgaben in einem ausgezeich-        die Jugendlichen ihre For-
Hannes Bonet beim Einsatz.     net funktionierenden Team für        schungsprojekte online       Logo des Wettbewerbs 2021.
                               das Gemeinwohl einsetzt.             präsentiert.

                                                       Namen & Notizen
Karriere                                                            Preise und Ehrungen
Florian Goertz: Verlängerung der Förderung seiner                   Achim Schwenk: Advanced Grant des Europäischen
 selbstständigen Gruppe um 2 Jahre bis 31.01.2024                    Forschungsrats (ERC)
José R. Crespo López-Urrutia: außerplanmäßiger Professor an         Jonas Karthein: Wilhelm und Else Heraeus-Dissertationspreis
 der Universität Heidelberg                                          2020 für Physik und Astronomie
                                                                    Stefan Dickopf: Otto-Haxel-Preis der Fakultät für Physik und
                                                                     Astronomie für die beste experimentelle Masterarbeit

Impressum
Herausgeber:           Max-Planck-Institut für Kernphysik, Saupfercheckweg 1, 69117 Heidelberg · info@mpi-hd.mpg.de
Redaktion:             Dr. Bernold Feuerstein, Dr. Gertrud Hönes
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