Dokumentation Ergebnisse der Fach- und Präsentationsveranstaltung "Gutes Wohnen für Familien im Kreis Unna" am 31.01.2017 in Unna
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Dokumentation Ergebnisse der Fach- und Präsentationsveranstaltung „Gutes Wohnen für Familien im Kreis Unna“ am 31.01.2017 in Unna
Impressum Herausgeber Kreis Unna – Der Landrat Stabsstelle Planung und Mobilität Friedrich-Ebert-Str. 17 59425 Unna www.kreis-unna.de Ansprechpartner I Kontakt Anna Musinszki Bündnis für Familie Kreis Unna I Geschäftsstelle Fon: 0 23 03 / 27-23 61 E-Mail: anna.musinszki@kreis-unna.de Wissenschaftliche Begleitung, Text und Redaktion Caroline Hanses, Carolin Krüger InWIS Forschung und Beratung GmbH Springorumallee 5 44795 Bochum Internet: www.inwis.de Ansprechpartner I Kontakt Carolin Krüger Fon: 0234 / 890 34 31 E-Mail: carolin.krüger@inwis.de Bildrechte Deckblatt (von links nach rechts): WBG Lünen eG, WBG Lünen eG, Dr. Ing. Potthoff GmbH & Co. KG, GWG Schwerte eG, GWG Schwerte eG, Vivawest Wohnen GmbH, Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft mbH, WBG Lünen eG, WBG Lünen eG, WBG Lünen eG, Vivawest Wohnen GmbH, Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft mbH Veranstaltungsfotos: Carolin Krüger; InWIS Forschung & Beratung GmbH I Bündnis für Familie Kreis Unna Februar 2017 Weitere Informationen und Materialien zur Best-Practice-Sammlung „Gutes Wohnen für Familien im Kreis Unna“ finden Sie unter www.kreis-unna.de/Gutes-Wohnen-fuer-Familien
Inhalt Hintergrund und Ablauf.......................................................................................................1 Begrüßung durch Frau Elke Middendorf, Stellvertretende Landrätin Kreis Unna .......................................................................................................................................3 Begrüßung durch Frau Petra Buschmann-Simons, Sprecherin Bündnis für Familie Kreis Unna ................................................................................................................3 Fachvortrag „Entwicklung der Wohnungsnachfrage und Bedeutung der Zielgruppe der Familien“ von Dr. Thorsten Heitkamp (NRW.BANK) .............................4 Fachvortrag „Wandel der Familie, Wandel des Wohnens – widersprüchliche Trends und Entwicklungen“ von Prof. Dr. Susanne Frank (Fakultät Raumplanung, TU Dortmund) ............................................................................................6 Vorstellung der Projekte ......................................................................................................8 Prämierung der Projekte .................................................................................................. 13 Ausblick ............................................................................................................................... 14 Anhang
Hintergrund und Ablauf Die Fach- und Präsentationsveranstaltung zum Projekt „Gutes Wohnen für Familien im Kreis Unna“ fand am 31.01.2017 von 09:30 Uhr bis 13:00 Uhr im Kreishaus in Unna statt und wurde vom Handlungsfeld Leben und Wohnen des Bündnisses für Familie im Kreis Unna ausgerichtet. Ziel der mit fast 70 Teilnehmenden besuchten Veranstaltung war der fachliche Austausch über das Thema familiengerechtes Wohnen im Kreis Unna sowie die Vorstellung und Auszeichnung der Best-Practice-Beispiele, die sich an der Sammlung beteiligt haben. Das Bündnis für Familie rief im Sommer 2016 den Beginn einer entsprechenden Sammlung aus. Den offiziellen Veranstaltungsbeginn vorangestellt war eine Plakatausstellung zur Best-Practice-Sammlung. Die Veranstaltung wurde durch die stellvertretende Landrätin des Kreises Unna, Frau Elke Middendorf sowie die Vorsitzende des Bündnisses für Familie im Kreis Unna, Frau Petra Buschmann-Simons, eröffnet. Anschließend folgten zwei Fachvorträge, die ausführliche Präsentation der Wohnprojekte und die Auszeichnung der Unternehmen bzw. Projektträger sowie am Ende der Veranstaltung ein Ausblick durch die Vorsitzende des Bündnisses für Familie. Die Veranstaltung wurde durch die Journalistin Babette Horschler moderiert. Abb.1: Plakatausstellung 1
Begrüßung durch Frau Elke Middendorf, Stellvertretende Landrätin Kreis Unna Frau Middendorf eröffnete die Veranstaltung mit der Begrüßung der Gäste. Sie wies darauf hin, dass das Bündnis für Familie bereits seit 2004 bestehe und für den Kreis eine besondere Bedeutung habe. In den drei Handlungsfeldern des Bündnisses - „Familie und Beruf“, „Bildung, Betreuung und Erziehung“ und „Leben und Wohnen“ - wurden bereits verschiedene Projekte umgesetzt wie z.B. das kreisweite Projekt Familienpaten oder der Unternehmenswettbewerb „Pluspunkt Familie“, den das Bündnis 2017 zum 4. Mal ausruft. Die Aktivitäten des Bündnisses fänden daher zunehmend Aufmerksamkeit in Politik und Verwaltung. Auch die Best-Practice-Sammlung für Gutes Wohnen für Familien im Kreis Unna zeige, dass das Bündnis für Familie auf einem guten Weg sei. Sie dankte den Beteiligten für die Bearbeitung verschiedener Themen und Projekte. Begrüßung durch Frau Petra Buschmann-Simons, Sprecherin Bündnis für Familie Kreis Unna Frau Buschmann-Simons begrüßte die Anwesenden. Sie merkte an, dass das rege Interesse an der Veranstaltung demonstriere, dass die Frage, wie Familien heute gut leben und wohnen könnten, viele bewege. „Der Wettbewerb soll die vielen guten Beispiele sichtbar machen“, so Buschmann-Simons. Um die Best-Practice- Sammlung zu realisieren, kooperierte das Handlungsfeld „Familie und Wohnen“ mit der Unnaer Kreis-Bau- und Siedlungsgesellschaft (UKBS). Aufgerufen, sich am Wettbewerb zu beteiligen, waren viele verschiedene Akteure. Es bewarben sich große und kleine Unternehmen mit verschiedenen Projekten aus den Städten Lünen, Schwerte, Selm, Unna und Werne. Ein Fachbeirat, bestehend aus dem Sozialdezernenten und der Leiterin der Stabsstelle Planung und Mobilität des Kreises Unna, einem Professor der Fakultät Sozialwissenschaften der Ruhr- Universität Bochum, einer selbstständigen Architektin, einem Vertreter der NRW.BANK und als beratende Mitglieder der Geschäftsführer der UKBS und Mitglieder der InWIS Forschung & Beratung GmbH sowie sie selbst als Vertreterin der Evangelischen Kirchenkreise Unna entschied über die Auszeichnung der Projekte. Die Entscheidung basierte auf der Grundlage vorher festgelegter Kriterien für gutes Familienwohnen. Bei der Bewerbung konnten die Unternehmen durch verschiedene Aspekte wie z.B. die familiengerechte Ausstattung, Infrastruktur, Sicherheit, Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit oder die Auswirkungen auf das Quartier punkten. Für die Zukunft wünschte sich die Vorsitzende des Bündnisses eine Weiterführung der Best-Practice-Sammlung und viele Nachahmer der guten Beispiele. 3
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung Abb. 2 und 3: Begrüßung durch Frau Elke Middendorf, Stellvertretende Landrätin Kreis Unna (links) und Frau Petra Buschmann-Simons, Sprecherin Bündnis für Familie Kreis Unna (rechts) Fachvortrag „Entwicklung der Wohnungsnachfrage und Bedeutung der Zielgruppe der Familien“ von Dr. Thorsten Heitkamp (NRW.BANK) Dr. Thorsten Heitkamp gab den Anwesenden aktuelle Einblicke in die Entwicklung des Wohnungsmarktes und legte dabei einen Fokus auf den Kreis Unna. Er verwies darauf, dass Familie häufig mit dem klassischen Bild einer vierköpfigen Familie in Verbindung gebracht würde, sich Familie in der Realität jedoch häufig anders darstelle. Dies habe auch Auswirkungen auf das familiäre Wohnen. Darüber hinaus beinhalte Wohnen nicht nur das physische Konstrukt des Wohnraumes, sondern auch das Wohnumfeld. Er konstatierte, dass für gutes Wohnen und die Marktfähigkeit des Bestandes eine integrierte Stadtentwicklung, die Aspekte wie Sicherheit, Infrastruktur, Grünflächen und eine funktionale Durchmischung beachte, wichtig sei. Um zu veranschaulichen, wie diversifiziert sich Familie darstellt, präsentierte er eine Statistik des Mikrozensus. Aus dieser ging hervor, dass zum einen zwei Drittel aller Bundesbürger ohne Kinder im Haushalt leben - Familien also in der Zahl abnehmen, sich das verbleibende Drittel jedoch stärker ausdifferenziere. Unter den Begriff Familie würden heute Alleinerziehende ebenso wie Lebensgemeinschaften und Paare mit Kind/ern oder volljährige Kinder in Familien mit minderjährigen Kindern fallen. 4
Mit Verweis auf das Wohnungsmarktbarometer der NRW.BANK machte er zugleich deutlich, dass die Anspannung auf den Wohnungsmärkten in den vergangenen Jahren zugenommen habe und die Preise, wenn auch in Abhängigkeit zur räumlichen Lage, gerade im unteren Mietpreissegment deutlich gestiegen seien. Dies betreffe Familien besonders. Dabei spiele auch die Entwicklung des öffentlich geförderten Mietwohnungsbestandes eine Rolle, der kontinuierlich abnehme. Berechnungen gingen für den Kreis Unna davon aus, dass der Bestand von 11.000 öffentlich geförderten Wohnungen im Jahr 2015 auf 7.000 Wohnungen im Jahr 2030 zurückgehe. „Das muss öffentlich und privat aufgefangen werden“, so Heitkamp. Abb. 4: Fachvortrag Dr. Thorsten Heitkamp Anhand einer Reihe von Statistiken und Karten ordnete Herr Heitkamp die Situation am Wohnungsmarkt in Unna in die landesweite Entwicklung ein. Aufgrund von Binnenwanderung und Einwanderung aus EU-Staaten entwickele sich die Bevölkerung in NRW momentan positiv. Dieses Bevölkerungswachstum manifestiere sich vor allem in den Metropolen NRWs. In Unna müsse bis 2040 insgesamt von einem Bevölkerungsrückgang ausgegangen werden. Hinsichtlich der Zahl der Haushalte ging Heitkamp ebenfalls von einer Schrumpfung aus. Auch in Hinblick auf die Gebäudetypologien entspräche der Kreis Unna in etwa dem landesweiten Durchschnitt. Heitkamp bezeichnete den Kreis Unna daher zusammenfassend als „Zwischenstadt“, ein auf den Architekten Thomas Sieverts zurückgehender Begriff, der einen Siedlungstyp zwischen den beiden Polen 5
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung Großstadt und ländlicher Raum beschreibt. Mit Blick auf die vorliegenden Zahlen zur Bauintensität im Kreis Unna – die insbesondere in Hinblick auf Ein- und Zweifamilienhäuser sehr niedrig seien – äußerte er seine Vermutung, dass im Kreis nur begrenzt eine Erneuerung des Bestandes stattfände. Die geringe Bauintensität könne in ganz NRW auf fehlendes Bauland, steigende Baulandpreise und die Planungspraxis zurückgeführt werden und hätte zur Folge, dass die Bilanz aus Neubaubedarf und Baufertigstellungen negativ ausfiele. In Unna entstünde selbst ohne Einkalkulierung der Flüchtlinge ein Defizit von 500 bis 1.000 Wohnungen bis zum Jahr 2020. Dabei seien die Preisdynamik für baureifes Land und die Preise für Bestandsobjekte im Kreis Unna im Verhältnis gering, was eine erhöhte Attraktivität des Kreises für Familien vermuten ließe. Er stellte verschiedene Ansätze vor, um preisgünstigen Wohnraum zu sichern: Ein Zweckentfremdungsverbot, Erhaltungs- und Milieuschutzsatzungen, Umwandlungsverbote zur „Bremsung“ von Gentrifizierungsprozessen, Mietpreisbremsen, eine sozialgerechte Bodennutzung, Vergaberichtlinien sowie die Förderung von Genossenschaften und die Neugründung von kommunalen Wohnungsunternehmen. Für den Kreis Unna hielt er als Fazit fest, dass eine integrierte Stadtentwicklung von hoher Bedeutung sei und der Kreis sich durch die Sicherung und den Ausbau von Qualitäten für Familien definieren könne. Dies würde unter anderem eine hochwertige Bebauung, die Sicherung einer hochwertigen sozialen Infrastruktur und die Qualifizierung von Räumen über Frei- und Grünflächen beinhalten Fachvortrag „Wandel der Familie, Wandel des Wohnens – widersprüchliche Trends und Entwicklungen“ von Prof. Dr. Susanne Frank (Fakultät Raumplanung, TU Dortmund) Susanne Frank setzte sich in Ihrem Vortrag mit den Disparitäten auseinander, die in Hinblick auf das Thema Wohnen zwischen der Trend- und Zukunftsforschung zum einen sowie Jugend-, Generationen- und Zielgruppenbefragungen zum anderen bestehen. Bereits zu Beginn machte sie deutlich, dass ein scheinbar großer Wiederspruch zwischen den Szenarien der Zukunftsforscher für den Zeitraum 2025 bis 2035 und sozialwissenschaftlichen Studien bestünde. Die vorhergesagten Wohn- und Zukunftsszenarien für die sogenannte Generation Y – geboren zwischen 1980 und 2000 und geprägt durch die selbstverständliche Nutzung des Internets und digitaler Medien – entsprächen nicht den Einstellungen und Werten, die sozialwissenschaftliche Studien dieser Generation attestieren. Die Trend- und Zukunftsforschung ginge davon aus, dass verschiedene Megatrends unsere Lebens- und Wohnformen zukünftig prägen: Städte gewinnen weiter an Attraktivität und Bedeutung, die Menschen sind hochmobil, wechseln Wohnort und Partner, „die meisten leben alleine, ohne dabei jedoch einsam zu 6
sein“. Lebensmodelle würden beweglicher und durchlässiger, was bedeute, dass Familie nicht mehr ein Leben lang bindet, sondern in Abhängigkeit zur individuellen Lebensweise entstünde. Vorhergesagt sei, dass sich die Familie bis zum Jahr 2030 in ihrer Vielfalt weiter ausdifferenziere und familiäre Netzwerke nicht an räumliche Nähe gekoppelt seien. Mit dem Begriff „Fernanwesenheit“ beschrieb sie die Möglichkeit familiärer Nähe trotz räumlicher Entfernung dank neuer Kommunikationsmöglichkeiten. Auch wie das Wohnen selbst sich verändere beschrieb sie: Einhergehend mit urbanen Wohnformen würde verstärkt in kleinen Apartments, die auf das wesentliche beschränkt seien, gewohnt. Gleichzeitig verlagere sich das Private an sogenannte „dritte Orte“, indem die begrenzten Möglichkeiten einer kleinen Wohnung durch temporäre Angebote und Mobilität kompensiert würden (z.B. Cafés als temporäre Arbeitsplätze, Parks anstelle des eigenen Gartens, die Cloud als Stauraum). Eine kleine Wohnung würde daher nicht zwangsläufig weniger Wohnraum bedeuten. Die sogenannten Digital-Natives übertrügen das im Internet stattfindende Teilen und Tauschen auf die urbane Lebenswelt; Ressourcen müssten nicht besessen, sondern nur verfügbar sein. Der zukünftige Lebensalltag sei daher auch hochgradig technikgestützt. Abb. 5: Fachvortrag Prof. Dr. Susanne Frank Nach dieser Ausführung beschrieb die Wissenschaftlerin die Ergebnisse sozialwissenschaftlicher Studien über die Einstellung der Generation Y. Traditionelle Werte wie Sicherheit, Ordnung und Disziplin seien von hoher Bedeutung. Die jungen Leute seien hochmotiviert und sich gleichzeitig des Leistungsdrucks bewusst, entsprechend sei die Work-Life-Balance wichtig. Ziel sei 7
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung nicht der soziale Aufstieg, sondern lediglich der Statuserhalt. Eine eigene Familie zu gründen sei Ziel von 92 Prozent der jungen Erwachsenen. Entsprechend würde Familie, Freundschaft und Gemeinschaft eine hohe Bedeutung beigemessen. Aufgrund des Rückzugs ins Eigene und Bekannte beschreibe man die Generation Y auch als „digitale Biedermeier“. Ihre Einstellungen und Werte spiegeln sich laut Frank auch in den Wohnwünschen wieder. Der Großteil der jungen Erwachsenen wünsche sich ein Leben in der sogenannten Kernfamilie, aber auch die Ko-Präsenz mehrerer Generationen könnten sich viele vorstellen. Angestrebt würde ein Leben im Eigentum, am besten ruhig und privat mit ausreichenden Grün- und Parkflächen. An Smart-Homes bestünde wenig Interesse, dagegen seien Sicherheit und Energieeffizienz wichtige Faktoren. Auch Teilen würde eher als unattraktiv eingeschätzt und urbanes Wohnen sei zwar gewünscht, aber am liebsten in homogenen Stadtteilen in überschaubaren Groß- und Mittelstädten. Ausgehend von dieser Beschreibung stellte sie die Frage, woran es läge, dass die Unterschiede zwischen Vorhersagen der Zukunftsforschung und Wünschen der heute jungen Erwachsenen so weit auseinander gehen. Ihre Vermutung: „Je brüchiger der Rahmen, desto stärker ist der Wunsch nach Bekanntem“. Für das Verständnis beider Perspektiven müsse man beide Seiten zusammen betrachten. Das Unbehagen der Generation Y angesichts der Entgrenzung von Arbeit und Privatem, ständig bestehender Erreichbarkeit, der Freiheit alles tun zu können und sich gleichzeitig entscheiden zu müssen, würde sich in dem Bedürfnis nach Ruhe, Geborgenheit und der Familie als stabilen Ort wiederspiegeln. Zuhause sei „keine Schaltzentrale, sondern Heimathafen“. Vorstellung der Projekte Im Anschluss an die Fachvorträge wurden die Projekte der Best-Practice- Sammlung durch die Moderatorin Babette Horschler und die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Projekte vorgestellt. Bei der anschließenden Prämierung wurde jedem Projekt eine Plakette ausgehändigt. Das geförderte Einfamilienhaus zur Miete für Familien mit Kindern - Dr. Ing. Potthoff GmbH & Co. KG: Herr Potthoff, Geschäftsführer des Unternehmens, beschrieb, wie sein Vater im Jahr 1997 die Geschäftsidee für das Wohnangebot entwickelte. Das Unternehmen finanziere die Mieteinfamilienhäuser mit Hilfe zinsgeförderter Darlehen der NRW.BANK. Ansonsten ginge das Unternehmen wie ein normaler Bauträger vor. Dabei müsse es sich jedoch stark an den Nutzern orientieren, da Mieter flexibler entscheiden könnten auszuziehen, als Eigentümer. Da es sich um geförderten Wohnungsbau handele, erläuterte er, dass das Belegungsrecht bei den Städten läge. Meist fände die Auswahl der Bewohner jedoch in Kooperation mit dem Unternehmen statt. Die meisten Familien bewohnten die Mieteinfamilienhäuser nicht dauerhaft, sondern zögen nach 8
einigen Jahren wieder aus. Mit der Bewohnung der Einfamilienhäuser ginge jedoch ein hohes Engagement seitens der Bewohner einher. Abb. 6: Interview mit Andreas Potthoff Quartiersentwicklung „In der Geist“ - Vivawest Wohnen GmbH: Herr Carsten Gröning, Leiter des Kundencenters in Lünen, beschrieb zunächst, dass das Quartier „In der Geist“ eine typische Nachkriegssiedlung mit 1.100 Wohnungen der Vivawest sei. Vor der Modernisierung habe man sich zunächst die Frage gestellt, ob das Angebot im Quartier noch marktgerecht sei. In einem Masterplan wurde das Quartier unter die Lupe genommen. Der Plan sah eine intensive bauliche Tätigkeit über die kommenden 20 Jahre vor. Mit Hilfe einer KfW-Förderung wurden bereits Gebäude energetisch optimiert und Balkone angebaut. Außerdem arbeite die Vivawest mit der evangelischen Gemeinde und deren Haus für Kinder und Jugendliche, der sogenannten „Stadtinsel“ zusammen. Während einer Ferienfreizeit wurde z.B. ein Bauspielplatz installiert, auf dem die Kinder mit Paletten Häuser bauten. Außerdem arbeite man mit dem sogenannten Waldbüro zusammen, das im Rahmen des Projektes „Gartenkids“ eine Freifläche im Quartier bewirtschafte. Die Bewohner seien wegen des befürchteten Lärmes dem Projekt gegenüber zunächst sehr skeptisch eingestellt gewesen. Es habe sich jedoch zu einem idealen Treffpunkt entwickelt, zu dem regelmäßig 20 bis 30 Kinder kämen. Es sei zu beobachten, dass einhergehend mit den Veränderungen „In der Geist“ die Nachfrage wieder ansteige und „die Geist“ zu einem lebenswerten Quartier geworden sei. Auch die Zufriedenheit der Bestandsmieter habe deutlich zugenommen. Für die Zukunft sei geplant, die baulichen und sozialen Maßnahmen 9
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung weiterzuführen. Angeregt durch die vorrangegangenen Beiträge wären eventuell auch Miet-Einfamilienhäuser eine Maßnahme. Herr Gröning endete mit der Ankündigung „Stillstand wird „In der Geist“ in den nächsten Jahren sicher nicht eintreten“. Abb. 7: Interview mit Carsten Gröning „Mehrgenerationenwohnen“ auf dem Heliand-Gelände – Wohnungsbau- genossenschaft Lünen eG: Moritz Klöhn, Mitarbeiter im Bereich „Service Wohnen“ der WBG Lünen eG, beantwortete zunächst die Frage der Moderatorin nach den Bedürfnissen der Bewohner damit, dass man sowohl den Zusammenhalt innerhalb der Bewohnerschaft, als auch die Rückzugsmöglichkeit in den eigenen vier Wänden suche. Unterstützung erhielten die Bewohner der Anlage unter anderem durch ein Betreuungsangebot für demenz- und somatisch Erkrankte oder durch ehrenamtlich tätige Mieter. Es würde versucht das Leben auf dem Heliand-Gelände gemeinsam zu gestalten, zum Beispiel durch gemeinsame Feste oder durch Angebote, an denen auch die Anwohner aus der Umgebung teilnähmen. Austausch untereinander fände zum Beispiel bei dem gemeinsamen Gymnastiktreff statt. Als weiteres Beispiel nannte er das Pflegebüro Wopker, bei dem nicht nur Ältere Unterstützung erhielten, sondern auch Familien. 10
Abb. 8: Interview mit Moritz Klöhn Blumensiedlung Lünen-Horstmar - Wohnungsbaugenossenschaft Lünen eG: Stellvertretend für die WBG Lünen stellte Jasmin Arndt, ebenfalls Mitarbeiterin beim „Service Wohnen“ der WBG Lünen eG, die Blumensiedlung vor. Sie beschrieb, dass den baulichen Maßnahmen zunächst persönliche Gespräche und Interviews mit Bewohnern voran gegangen seien. Ergebnis der Befragung durch Studierende der RWTH Aachen sei gewesen, dass die Mieter Gemeinschaftsflächen und - projekten eine hohe Bedeutung beimessen. Dem sei das Unternehmen zum Beispiel durch den neuen Gemeinschaftsraum nachgekommen. Dieser sei hochfrequentiert und würde häufig für Geburtstagsfeiern von Familien genutzt. Sie verwies auch auf die neuen Grün- und Spielflächen, die durch die neuen Mietergärten oder einen neuen Bolzplatz entstanden seien. Die „Kommission Blumensiedlung“, unter anderem bestehend aus Anwohnern, betreue nicht nur eine eigene Homepage des Quartiers, sondern trage auch Ideen und Anregungen zur Entwicklung der Blumensiedlung an die WBG Lünen eG heran. Auf die Frage hin, wie es mittlerweile in der Blumensiedlung aussähe, beschrieb sie, dass das Erscheinungsbild deutlich aufgewertet worden sei. Obwohl schon viele Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt worden seien, würden die baulichen Maßnahmen jedoch auch in den nächsten drei bis fünf Jahren fortgesetzt. 11
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung Abb. 9: Interview mit Jasmin Arndt Mehrgenerationenwohnprojekt „Die Salier“: Stellvertretend für die Bewohner- schaft des Mehrgenerationenprojektes standen Sigrid Oberländer und Walter Bohnsack auf der Bühne. Frau Oberländer beschrieb, dass sich bereits 2007/2008 eine erste Gruppe Interessierter in einem Stammtisch zusammengefunden habe. Mithilfe der UKBS konnte das Projekt realisiert werden. Aufgefordert durch die Moderatorin ergänzte Herr Fischer, Geschäftsführer der UKBS, dass leerstehende Wohnheime für das Mehrgenerationenwohnprojekt genutzt worden seien. Angeregt durch Überlegungen über die zukünftige Nutzung der Gebäude, wurde man auf den Stammtisch aufmerksam. Walter Bohnsack zog vor vier Jahren mit seiner Frau in das Haus ein. Aus Interesse an dem Projekt sei er bereits vorher im zugehörigen Verein Mitglied gewesen; dies sei eine große Hilfe gewesen, da man sich so bereits vor dem Einzug kannte. Der Umzug habe sich gelohnt, die Wohnsituation sei nun viel besser als zuvor im Einfamilienhaus. Dort habe es keine solche Gemeinschaft gegeben. Auf die Frage, ob sie an den Erfolg des Projektes geglaubt habe, antworte Frau Oberländer souverän mit einem „ja“. Die UKBS habe die Mitglieder des Vereins aktiv eingebunden und die Gemeinschaft gefördert. Auch heute sei das Zusammenleben im Mehrgenerationenhaus nicht immer reibungslos. Aber durch den Garten und den Gemeinschaftsraum gäbe es viel Platz für die verschiedenen Bewohner und man verbringe viele Abende in der gemeinsamen Küche: „Das Mehrgenerationenhaus macht im Vergleich zu einem normalen Mehrfamilienhaus aus, dass man sich einfach näher ist.“ 12
Abb. 10: Interview mit Walter Bohnsack und Sigrid Oberländer Prämierung der Projekte Den Stellvertretern und Stellvertreterinnen der ausgezeichneten Projekte wurde eine Plakette überreicht. Auf dem Abschlussfoto zu sehen sind die Stellvertreter sowie Mitglieder des Bündnisses für Familie; von links nach rechts: Walter Bohnsack und Siegrid Oberländer (Die Salier), Moritz Klöhn und Jasmin Arndt (WBG Lünen eG), Carsten Gröning (Vivawest Wohnen GmbH), Andreas Potthoff (Dr. Ing. Potthoff GmbH), Petra Buschmann-Simons (Bündnis für Familie im Kreis Unna), Sabine Leiße (Stabstelle Planung und Mobilität, Kreis Unna) und Anna Musinszki (Bündnis für Familie im Kreis Unna) sowie Matthias Fischer (UKBS). Nicht auf dem Foto vertreten, jedoch auch ausgezeichnet, ist die GWG Schwerte eG mit der Solarsiedlung „Neues Quartier Schützenhof“. 13
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung Abb. 11: Abschlussfoto mit den Projektträgern Ausblick Die Sprecherin des Bündnisses für Familie, Frau Buschmann-Simons, bedankte sich zum Abschluss bei allen Anwesenden für das große Interesse und die Teilnahme an der Veranstaltung. Frau Buschmann-Simons kündigte an, dass das Bündnis für Familie eine Bus- Exkursion zu den ausgezeichneten Best-Practice-Projekten plane. Das Handlungsfeld Leben und Wohnen werde zu dieser Rundfahrt einladen. Sie würde sich freuen, wenn viele der heute Anwesenden und weitere Interessierte bei dieser Rundfahrt mit dabei wären, um die familienfreundlichen Wohnprojekte aus nächster Nähe kennen zu lernen. Sie bedankte sich bei den Wohnungsunternehmen und dem Wohnprojekt „Die Salier“ für die bereits signalisierte Bereitschaft, zusammen mit dem Bündnis für Familie einen begleiteten Rundgang durch die Wohnprojekte zu organisieren und auf diese Weise nähere Einblicke in familienorientiertes Planen und Bauen zu gewähren. Frau Buschmann-Simons wies auch darauf hin, dass alle Anwesenden und weitere Interessierte eingeladen seien, den begonnenen Diskurs gemeinsam mit dem Bündnis fortzuführen und sich über familienfreundliche Wohnprojekte im Kreis auch künftig auszutauschen. Eine gute Gelegenheit dazu bieten die Treffen des Handlungsfeldes Leben und Wohnen, die in der Regel mehrmals im Jahr stattfinden. Sie erklärte abschließend, dass man gemeinsam daran arbeite, die Best-Practice-Sammlung im Kreis Unna fortzuführen: „Es wäre doch ein wirklich 14
tolles Bild, wenn an vielen Häusern im Kreis künftig Plaketten hängen würden, die auf ein Projekt für Gutes Wohnen für Familien hinweisen“. 15
Anhang 1. Plakatserie der ausgezeichneten Best-Practice-Beispiele 2. Links zu den Präsentationen der Fachvorträge 3. Berichterstattung in der Presse Anhang
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung
Anhang
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung
Anhang
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung
Anhang
Dokumentation der Fach- und Präsentationsveranstaltung Die Präsentation zum Vortrag „Entwicklung der Wohnungsnachfrage und Bedeutung der Zielgruppe der Familien“ finden Sie unter folgendem Link: http://www.kreis- unna.de/fileadmin/user_upload/Kr eishaus/kfp/pdf/Buendnis_fuer_Fa milie/Heitkamp_Entwicklung_der_ Wohnungsnachfrage_Kreis_Unna_ Version_Homepage_2017_01_31_. pdf Die Präsentation zum Vortrag „Wandel der Familie, Wandel des Wohnens – widersprüchliche Trends und Entwicklungen“ finden Sie unter folgendem Link: http://www.kreis- unna.de/fileadmin/user_upload/K reishaus/kfp/pdf/Buendnis_fuer_F amilie/Vortrag_Unna_Wandel_der _Familie_Wandel_des_Wohnens_o hne_Bilder_Frank.pdf
Berichterstattung Hellweger Anzeiger vom 01.02.2017 Anhang
Sie können auch lesen