1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB

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1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
1.15
                          Bestellnummer: 2.484

Entscheidung
im Unterricht ...
       Viel Mode für wenig Geld –
              ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Inhaltsverzeichnis

Diese Folgen sind bisher erschienen:

Nr. 01/2008: Stark mit Anabolika?

Nr. 02/2008: Schule oder Ausbildung?

Nr. 01/2009: Ein Leben als Soldat?

Nr. 02/2009: Deutschland. Mein Land?

Nr. 01/2010: Privates im Netz?

Nr. 02/2010: Willst Du Stress?

Nr. 01/2011: Coming-out im Klassenzimmer

Nr. 02/2011: Respekt. Eine Frage der Ehre?                                                                 Inhaltsverzeichnis
Nr. 01/2012: Schon wieder pleite?
                                                                                                           Einleitung___4
                                                                                                           Das Thema: Viel Mode für wenig Geld – ist das fair?___6
Nr. 02/2012: Salafismus in der Demokratie
                                                                                                           Die Unterrichtsfilme im Überblick___12
Nr. 01/2013: Cybermobbing. Ignorieren oder anzeigen?
                                                                                                           Ziele und Methoden___14
Nr. 02/2013: Was tun gegen Rechtsextremismus?                                                              Arbeitsblatt 1: Der Kleiderschrank-Check___18
bestellbar unter www.bpb.de/entscheidung-im-unterricht                                                     Arbeitsblatt 2: Wer sagt was?___19
                                                                                                           Arbeitsblatt 3: Coole Klamotten – zu welchem Preis?___20
                                                                                                           Arbeitsblatt 4: Kann Mode fair sein?___21
                                                                                                           Arbeitsblatt 5: Die Folgen von Rana Plaza ___22 | 23
                                                                                                           Arbeitsblatt 6: Die Folgen von Rana Plaza – Zwei Jahre danach___24 | 25
                                                                                                           Arbeitsblatt 7: Tu doch was!___26

Impressum
Herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb
Adenauerallee 86, 53113 Bonn         www.bpb.de
Redaktion: Clemens Stolzenberg (bpb), Wiebke Kohl (bpb), Clara Walther (wellenreiter.tv GmbH)
Autoren: Tim Engartner und Martina Tschirner
wissenschaftliche Begutachtung: Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Staatl. Hochschule für Gestaltung Karlsruhe)
Gestaltung: Klunk Kommunikation, Düsseldorf
Fotos:
fotolia.com: Ingo Bartussek, connel_design, Gina Sanders, Monkey Business, Style-Photography,
juniart, jonasginter, Armin Staudt, 1dbrf10, Mediteraneo, Wolfisch, coolhand1180, FlamingoFotografie,
kokotewan, bulashenko, Marzky Ragsac Jr., WavebreakmediaMicro, dr322, NH7, Kzenon, dream79,
kantver, Kadmy, Barbara Pheby
photocase.com: carenpauli, nurmalso, 0711concept, owik2, suze, Erdbeersonnenmilch, Ben.,
Rubie, time., ohneski, simonthon.com, la dina, im-richtigen-moment, jala, David Dieschburg,
*Mia*, Armin Staudt-Berlin, Jens Lumm, mikekotsch
wellenreiter.tv, DW/J. Kabir, Global Organic Textile Standard, TransFair, Fair Wear Foundation
Druck: Quedlinburg Druck GmbH, Quedlinburg
Produktion der Filme: wellenreiter.tv GmbH, Köln
Text und Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt. Der Text kann in
Schulen zu Unterrichtszwecken vergütungsfrei vervielfältigt werden.
1. Auflage: 2015 ISBN: 978-3-8389-7130-8 Bestell-Nr. 2.484
Wir danken der Redaktion WDR Planet Schule für die freundliche Überlassung der Filme.

                                                                                                                                            Entscheidung
                                                                                                                                            im Unterricht ...
                                                                                                                                                   Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                     3
                                                                                                                                                          ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Einleitung                                                                                                                          Einleitung

    Entscheidung im Unterricht –                                                                                                        Filmen inhaltlich folgen konnten. Zur Vertiefung
                                                                                                                                        des Filmthemas stehen außerdem Arbeitsblätter zur
                                                                                                                                                                                                                beleuchten. Komplexe Zusammenhänge und verschiedene
                                                                                                                                                                                                                Sichtweisen werden deutlich. Möglicherweise verändert

    Unterrichtsmaterialien für die Haupt- und Berufsschule                                                                              Diskus­sionsvorbereitung in Einzel- und Gruppenarbeit
                                                                                                                                        zur Verfügung sowie Informationstexte, Fallbeispiele
                                                                                                                                                                                                                sich der zuvor gefasste Standpunkt. Innerhalb der
                                                                                                                                                                                                                Diskussion lernen die Schüler# „ganz nebenbei“ die
                                                                                                                                        und Experteninterviews. Der Lehrer# soll mithilfe                       Spielregeln einer demokratischen Diskussionskultur.
                                                                                                                                        der Arbeitsblätter die Möglichkeit haben, zwischen                      Die Reihe „Entscheidung im Unterricht“ ermöglicht dem
    „Entscheidung im Unterricht“ ist ein integriertes Lernkonzept, das für das Fernsehen                                                verschiedenen Lernmethoden zu wählen und diese                          Lehrer# eine flexible Gestaltung des Unterrichts, denn
    (WDR und andere ARD-Anstalten) und für den Einsatz im Politikunterricht an der Schule                                               miteinander zu kombinieren. Diese Methodenvielfalt                      die Filme und Arbeitsblätter können modular eingesetzt
    konzipiert worden ist. Anhand eines Filmbeispiels, welches das Problem eines realen                                                 soll Langeweile im Unterricht verhindern.                               werden. Das Kapitel „Ziele und Methoden“ zeigt beispiel-
                                                                                                                                                                                                                haft, wie die Unterrichtstunden mithilfe der vorliegenden
    Jugendlichen abbildet, sollen die Schüler# zur Diskussion angeregt werden. Sie sollen
                                                                                                                                        Abschluss. Nachdem die eigenen Argumente aus-                           Materialien aufgebaut werden können. Dem Lehrer# steht
    lernen, Situationen nachzuvollziehen, Position zu beziehen und eine eigene Entscheidung                                             getauscht wurden, möchten die Schüler# wissen,                          es frei, die Unterrichtseinheiten je nach Bedarf zu gestalten
    zu fällen: Wie würden sie sich selbst anstelle des Protagonisten# verhalten?                                                        welche Entscheidungen die Protagonisten# des                            und an die Bedürfnisse der Schüler# anzupassen.
                                                                                                                                        Films getroffen haben. Dafür setzt der Lehrer# den
                                                                                                                                        Ergebnisfilm ein, der die realen Entscheidungswege
                                                                                                                                        der Protagonisten# nachvollzieht, ohne eine Patent-
                                                                                                                                        lösung vorzugaukeln oder moralisierend zu wirken.
    Das Lernkonzept „Entscheidung im Unterricht“ richtet sich              einsetzbar. Die Filme und das Unterrichtsmaterial sind                                                                               # steht stellvertretend für die männliche und weibliche
    an Haupt- und Berufsschüler# zwischen 16 und 23 Jahren.                aufeinander abgestimmt und ermöglichen es, den Unter-        Was lernen die Jugendlichen in „Entscheidung im                         Form des Begriffs, also „Schüler#“ statt „Schülerinnen
    Diskutiert werden Fragen, die die Jugendlichen aus                     richt „aus einem Guss“ zu gestalten.                         Unterricht“? Für die Bildung der eigenen Meinung ist                    und Schüler“. Das ist unser Vorschlag zur besseren
    ihrer eigenen Lebenswirklichkeit kennen, die sie selbst                                                                             es wichtig, ein Problem von verschiedenen Seiten zu                     Lesbarkeit und zur Platzersparnis.
    berühren und betreffen – und denen gleichzeitig eine                   Das Problem wird vorgestellt! Den Einstieg bildet
    politische und gesellschaftliche Dimension zugrunde liegt.             stets ein Problemfilm, der die Schüler# in das jeweilige
    In den Unterrichtseinheiten werden die Schüler# zu                     Thema einführt. Presenterin Nina Heinrichs besucht eine
    aktiven Teilnehmern# einer Klassendiskussion. Sie                      Gruppe Jugendlicher und redet mit ihnen über einen
    müssen zuhören und analysieren, ihre eigene Meinung                    Konflikt, der sie derzeit beschäftigt. Sie versucht,
    mit Argumenten belegen und die Meinung anderer                         die unterschied­lichen Standpunkte der Beteiligten
    akzeptieren. Der Lehrer# schlüpft in die Rolle des                     nachzuvollziehen, ohne diese zu bewerten.
    Diskussionsleiters#. Er führt in das Thema ein, verdichtet
    und fordert die Schüler# auf, in der Diskussion Stellung               Die Diskussionsrunde ist eröffnet! Nun sind die
    zu beziehen und ihre Meinung zu begründen. Die Filme                   Meinungen und Argumente der Schüler# gefragt:
    und vorliegenden Materialien unterstützen den Lehrer#                  Sie sollen zunächst darüber abstimmen, wie sich die
    bei seiner Arbeit.                                                     Protagonisten# ihrer Ansicht nach entscheiden sollten.
                                                                           Dann tauschen sie sich darüber aus, ob ihnen solche
    „Entscheidung im Unterricht“ greift Themen unmittelbar                 oder ähnliche Situationen aus ihrem Alltag bekannt sind.
    aus dem Leben der Jugendlichen auf. Es geht um                         Sie beurteilen das Verhalten der Protagonisten# und
    Freundschaft und Konflikte, um Gewalt und Drogen,                      reflektieren ihre eigenen Ansichten. Sie sammeln
    Lehrstellensuche und Schulden – kurz: Probleme, die                    Argumente, schließen sich in der Unterrichtsdiskussion
    die Jugendlichen tatsächlich zu lösen haben.                           zu Pro- und Kontra-Parteien zusammen. Dabei üben
                                                                           sie, ihre eigene Meinung in Worte zu fassen, anderen
    Für den Unterricht ist das Konzept von großem Nutzen:                  Schülern# zuzuhören, Kompromisse zu schließen und
    Es soll helfen, die politische Dimension der Themen                    die „Gegner#“ mit eigenen Argumenten zu überzeugen.
    anschaulich darzustellen. Die Schüler# lernen, dass
    ihre Probleme eine politische Relevanz besitzen und eng                Die Diskussion ist festgefahren? Oft merken die
    mit gesellschaftlichen Fragestellungen verbunden sind.                 Schüler# während der Diskussion, dass ihnen Hinter-
    Ziel ist es, den Schülern# Entscheidungsprozesse an                    grund­informationen fehlen, um tiefer in die Diskussion
    Beispielen nachvollziehbar zu machen, geeignete                        einzusteigen. Hier kann der Lehrer# kurze Filme, die so
    Lösungen zu finden und ihnen so zu ermöglichen, lang-                  genannten Infomodule, einspielen. Die Infomodule liefern
    fristig Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.                   Fakten und Hintergrundinformationen, um die Debatte
                                                                           wieder in Schwung zu bringen.
    Das Unterrichtsmaterial besteht aus fünf Filmen, Hinter-
    grundinformationen und Arbeitsblättern. Für den Lehrer#                Ergebnissicherung. Übersichtlich gestaltete Arbeitsblätter
    ergibt sich durch den Einsatz des Unterrichtspaketes                   komplettieren das Unterrichtspaket. Schreibaufgaben brin-
    keine Mehrarbeit. Im Gegenteil: Das umfassende Arbeits-                gen nach dem Film wieder Ruhe in die Klasse. Sie geben
    material zur Gestaltung der Unterrichtseinheiten ist direkt            dem Lehrer# Auskunft darüber, ob alle Schüler# den

                                                           Entscheidung                                                                                                                         Entscheidung
4                                                          im Unterricht ...
                                                                  Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                im Unterricht ...
                                                                                                                                                                                                       Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                                                                                                5
                                                                         ist das fair?                                                                                                                        ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Informationen zum Thema                                                                                                            Informationen zum Thema

    Das Thema:                                                                                                                         individuellen Rechtsverletzungen in den Hintergrund                   konfrontiert – insbesondere via TV und Internet –,

    Viel Mode für wenig Geld – ist das fair?                                                                                           gerückt werden. So gibt etwa der Friedensnobelpreis-
                                                                                                                                       träger Muhammad Yunus zu Protokoll, dass die Arbeit
                                                                                                                                                                                                             wobei sie die damit verbundenen Absichten der An-
                                                                                                                                                                                                             bieter# meist nicht reflektieren und dementsprechend
                                                                                                                                       in den Textilfabriken allen tragischen Umständen zum                  nicht ausreichend kritisch würdigen können. Kinder
                                                                                                                                       Trotz als „fantastischer Beitrag zur Befreiung der Frauen“            durch elterliche Überwachung vom Werbekonsum
                                                                                                                                       gewertet werden könne, weil „die Arbeit (…) ihnen die                 abzuschirmen ist jedoch weder realistisch noch
                                                                                                                                       Chance (gebe), aus absoluter Armut aufzusteigen“ –                    wünschenswert, muss der kompetente Umgang mit
                                                                                                                                       zietiert nach: (Nass 2014). Ein Boykott von T-Shirts oder             Werbung doch erlernt werden. Werbung spielt in der
                                                                           nicht nur im „Sale“ erhältlich. Doch Trendmode zu           Jeans aus Bangladesch gefährde Arbeitsplätze und damit                Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen eine zentrale
                                                                           Tiefstpreisen hat ihren Preis. Den zahlen aber nicht die    den gewünschten Aufstieg der Frauen (vgl. Goddar 2014).               Rolle, wird sie doch durch innerstädtische Plakatwerbung
                                                                           Konsumenten# in den entwickelten Industriestaaten,                                                                                genauso sichtbar wie auf den Trikots von Sportvereinen.
                                                                           sondern die Textilarbeiter# in den Produktionsländern       Markenprägung bei Kindern und Jugendlichen                            So verwundert es nicht, dass über Werbung transportierte
                                                                           wie z. B. in Bangladesch, China und Pakistan. Zudem         Marketingstudien belegen, dass die Loyalität von                      Markenbotschaften frühzeitig zum konsumbezogenen
                                                                           hat sich das Verhältnis zu den Produkten geändert,          Kindern und Jugendlichen bei Gefallen eines Produktes                 Erfahrungsraum zählen. Vor allem bei Kleidung zeigen
                                                                           was sich an dem „Wegwerftrend“ ablesen lässt, der           bis ins Erwachsenenalter hinein erhalten bleibt. Daher                Kinder schon frühzeitig eine Fixierung auf ausgewählte
                                                                           sich in der stattlichen Menge von 750.000 Tonnen            stellen diese auch schon zu Schulzeiten eine bedeutende               Marken. Dies ist auch damit zu erklären, dass sich über
                                                                           textiler Altlasten konkretisiert, die hierzulande jedes     Kundengruppe dar. Verbraucheranalysen zufolge beläuft                 Marken bereits während der Kindheit – und spätestens
                                                                           Jahr allein der Altkleidersammlung zugeführt werden         sich das monatliche Taschengeld eines Jugendlichen                    in der Phase der Adoleszenz – die Zugehörigkeit zu
                                                                           (vgl. FairWertung 2010/2011).                               im Alter zwischen 13 und 17 Jahren hierzulande                        oder eben auch die Abgrenzung gegenüber bestimmten
                                                                                                                                       auf durchschnittlich 50 Euro (Langmeyer/Winklhofer                    Gruppen visualisieren lässt. Markenprodukte verkörpern
                                                                           Produktionsbedingungen in Bangladesch,                      2014: 21). Mehr als fünf Mio. Euro geben Jugendliche                  ein bestimmtes „Image“, so dass ein ausgeprägtes
                                                                           China und Pakistan                                          pro Jahr für Mode und Schmuck aus (Statista 2012).                    Markenbewusstsein sich im Laufe des Erwachsenwerdens
                                                                           Dies verwundert insofern, als die mediale Berichterstat-    Mit zunehmendem Alter schnellen die Ausgaben der                      häufig mit einer gewissen Markentreue verbindet.
                                                                           tung längst eine kritische Distanz zu den Produktions-      Kinder und für die Kinder dann noch weiter in die Höhe,
                                                                           bedingungen hätte auslösen müssen. Dokumentationen          was nicht zuletzt auf steigende Ansprüche an alters-                  Was ist Konsum? Kennzeichen und Deutungsmuster
    „Kleider machen Leute“ – oder:                                         wie z. B. ein „Markencheck“ der ARD (2012) widmeten sich    und peergruppengerechte Kleidung zurückzuführen ist.                  Was aber ist genau unter dem Begriff „Konsum“ zu
    Die gesellschaftliche Bedeutung von Mode                               den Gegebenheiten der Bekleidungsindustrie und nahmen       Hinzu kommt, dass „das Markenbewusstsein der Kinder                   verstehen? Im engeren Sinne zielt der Konsumbegriff auf
    Mode bietet die Möglichkeit, Zugehörigkeit zu gesell-                  dabei die Modeketten H&M, kik und C&A in den Blick.         steigt sowie die Bereitschaft der Eltern, deren Wünsche               ein überwiegend ökonomisches Verständnis von Konsum,
    schaftlichen Gruppen zu demonstrieren – oder sich von                  Umgerechnet 30 Euro verdienen die Textilarbeiter# in den    weitgehend zu erfüllen“ (KidsVerbraucherAnalyse 2013).                das „den Verzehr von Leistungen knapper Güter zum
    ihnen abzugrenzen. Insofern verwundert es nicht, wenn                  Fabriken Bangladeschs pro Monat – wenn sie denn über-       Junge Zielgruppen bleiben damit gerade für Mode-                      Zweck der Bedürfnisbefriedigung eines Endverbrauchers“
    sich Schüler# über ihre Kleidung definieren. Zu Zeiten                 haupt den vielfach unterschrittenen Mindestlohn beziehen.   unternehmen attraktive Abnehmer#.                                     in den Mittelpunkt rückt (König 1978: 514). Vor einigen
    von „Sale“- und „Outlet“-Angeboten ist Mode zu einem                   Auch an anderen textilproduzierenden Stand-orten sind                                                                             Jahren jedoch führte die Einbindung soziokultureller
    Massenphänomen geworden. Spätestens seitdem die auf                    die Löhne nur geringfügig höher. Die tägliche Arbeitszeit   Ein nachhaltiges Markenbewusstsein entwickelt sich                    Rahmenbedingungen von Konsum zu dem nunmehr
    junge Kunden# ausgerichteten Modehäuser H&M, Pimkie                    beläuft sich in der Regel auf rund 16 Stunden (vgl. ZDF     spätestens dann, wenn Marken mit ihren Logos Teil des                 etablierten Begriff der „Konsumgesellschaft“, der den
    und Primark auf den Markt getreten sind, ermöglicht                    2013). Dramatische Ereignisse wie der Einsturz des Rana-    (Schul-)Alltags werden. Parallel dazu werden Kinder über              Überfluss in postindustriellen Gesellschaften wie der
    erschwingliche Kleidung Jugendlichen sowohl Selbst-                    Plaza-Fabrikgebäudes in Bangladesch, bei dem am 24.         zielgerichtete Werbung frühzeitig mit Markenbotschaften               unseren beschreibt, in der Konsum mehr und mehr den
    inszenierung als auch Selbstverwirklichung.                            April 2013 mehr als 1.100 Menschen ihr Leben verloren,                                                                            Zweck der Repräsentation erfüllt und gesellschaftlichen
                                                                           lenken die öffentliche Aufmerksamkeit meist aber nur für                                                                          Individualisierungsprozessen Ausdruck verleiht
    Kritikwürdig sind die durch den gesteigerten Verbrauch                 kurze Zeit auf die Bedingungen, unter denen ein Großteil                                                                          (vgl. Kleinschmidt 2008: 11). Lässt man den Kauf von
    entstehenden negativen Folgen für Umwelt und Gesell-                   unserer Kleidung produziert wird.                                                                                                 (über)lebensnotwendigen Gegenständen außen vor,
    schaft. Denn die Abstände, in denen Trends als aktuell                                                                                                                                                   so lässt sich feststellen, dass Konsumhandlungen gerade
    gelten, sind sehr kurz. Diese Saisonalität belegt Textil-              Dabei sind die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie                                                                          auch bei jungen Erwachsenen häufig über einen
    produkte mit einem trendbedingten Verfallsdatum, so                    auch nach dem schwersten Fabrikunglück in der                                                                                     existentiellen Versorgungs- und Befriedigungszweck
    dass viele Konsumenten# dem (kurzfristig relevanten)                   Geschichte Bangladeschs in zahlreichen Schwellen-                                                                                 hinaus reichen und sich als Formen „demonstrativen
    Preis größere Bedeutung beimessen als der (langfristig                 und Entwicklungsländern unverändert prekär. Dennoch                                                                               Konsums“ (vgl. Veblen 1993: 79ff.) zeigen. Mit anderen
    bedeutsamen) Qualität und Haltbarkeit. So erscheinen                   ignorieren Konsumenten# häufig die fatalen Arbeits-be-                                                                            Worten: Konsum dient mitunter in erster Linie dem
    Textilien zu Discountpreisen als willkommene Alternative               dingungen in den Textilfabriken ( Giftstoffe, hohe                                                                                Prestige sowie dem bei jungen Erwachsenen in
    für trend- und schnäppchenbewusste Konsumenten#                        Temperaturen, keine Klimaanlagen, keine medizinische                                                                              Ausprägung befindlichen Selbstkonzept und der damit
    aller Altersstufen.                                                    Versorgung, fehlende Sozialleistungen, niedriges                                                                                  einhergehenden Selbstverwirklichung. Ein (teures) Auto
                                                                           Lohnniveau etc. ), sind ihnen die Preisvorteile eines                                                                             z. B. dient nicht nur der Fortbewegung, sondern verleiht
    Als prototypisch für diese Entwicklung kann die Modekette              „Schnäppchens“ doch in der Regel wichtiger als Umwelt-                                                                            zugleich dem sozialen Status Ausdruck. Auch Smart-
    Primark bezeichnet werden, bei der Jugendliche aktuell im              und Sozialstandards. Zu bedenken ist jedoch, dass                                                                                 phones, Uhren, Schmuck und Kleidung nutzen junge
    Trend liegende Mode zu extrem niedrigen Preisen erste-                 vielfach der gesellschaftliche Fortschritt in den textil-                                                                         Erwachsene häufig, um sich selbst zu positionieren.
    hen können. T-Shirts für weniger als fünf Euro sind hier               produzierenden Ländern in den Vorder- und die                                                                                     Darüber hinaus bieten der Kauf und der Gebrauch

                                                           Entscheidung                                                                                                                      Entscheidung
6                                                          im Unterricht ...
                                                                  Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                             im Unterricht ...
                                                                                                                                                                                                    Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                                                                                        7
                                                                         ist das fair?                                                                                                                     ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Informationen zum Thema                                                                                                             Informationen zum Thema

    von Konsumgütern die Möglichkeit, sich selbst                          Verbrauchern# (B2C) handelt es sich z. B. um Formen          Hartmut Rosa vor einigen Jahren in seinem mit „Ohne                        ein, die anderen ökologischen, ökonomischen
    bestimmte Erfahrungen zu bereiten und der Freizeit                     des E-Commerce, wie sie sich beispielsweise in Online-       Bremse an die Wand“ überschriebenen Beitrag für                            und/oder sozialen Werten genügt, als dies die Logik
    Erlebnischarakter zu verleihen.                                        shops nach dem „Amazon-Prinzip“ manifestieren. Diese         die Wochenzeitung „Die Zeit“ nicht nur für eine „Ent-                      der konventionellen Massenproduktion erlaubt. Die
                                                                           neuen Interaktionsbeziehungen und Diskussionsräume im        schleunigung“ des Konsums ausgesprochen, sondern                           Macht der Konzerne erfährt in Gestalt der von ethischen
    Das expansive Konsumverhalten ist in erster Linie auf                  Internet dienen jedoch nicht nur der Information, sondern    auch dafür plädiert, diesen vom Kauf selbst zu trennen:                    Prinzipien geleiteten Konsumenten# somit eine Gegen-
    die sich verändernden räumlichen und kommunikativen                    liegen häufig an der Schnittstelle zur Inszenierung.         „Der Kapitalismus in seiner spätmodernen Phase lebt                        wehr: „Der schlafende Riese Konsument erwacht und
    Bedingungen im Handel zurückzuführen. Den Auftakt                                                                                   davon, dass die Verbraucher in wachsendem Maße den                         verwandelt den Kaufakt in eine Abstimmung über die
    für tief- und weitreichende Veränderungen bildete                      Jugendliche stellen die Errungenschaften ihrer „Konsum-      Kaufakt mit dem Konsumtionsakt verwechseln. Sie kaufen                     weltpolitische Rolle der Konzerne“ (Beck 2002: 131).
    in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Selbst-                 Streifzüge“ durch die Innenstädte in sozialen Netzwerken,    immer mehr Bücher, aber sie kommen nicht mehr dazu,                        Ulrich Beck prägte das Schlagwort des „politischen
    bedienungskultur der Supermärkte, die das enge                         Blogs und/oder auf YouTube zur Schau: Sie präsentieren       sie zu lesen; sie kaufen Schuhe und Kleider, die sie kaum                  Konsumenten“ und unterstrich die ökonomische
    Beratungs- und Vertrauensverhältnis zwischen Ver-                      ihre Einkäufe nicht nur Angehörigen und Freunden#,           je tragen; sie kaufen Keyboards, Tennisschläger und                        Bedeutung ethischen Konsums. Zahlreiche Sozial-
    käufern# und Kunden# auflöste (vgl. Kleinschmidt                       sondern in Abhängigkeit von der genutzten „Privatheits-      Teleskope, die sie nie benutzen; sie kaufen technische                     wissenschaftler# pflichten ihm bei und konstatieren
    2008: 36). Filialbildung mit Werbung für Markenprodukte                einstellung“ auch einem breiten Publikum. Für die            Geräte, die so komplex sind, dass sie Monate oder Jahre                    eine „Moralisierung der Märkte“ (vgl. etwa Stehr 2008:
    lautete fortan die Strategie der Kundenbindung, der                    Bekleidungshersteller ergibt sich ein nicht zu bezahlender   brauchten, um ihre Funktionen wirklich auszuschöpfen.                      236). Gemeint ist damit, dass sich Konsumenten# wie
    „Tante-Emma-Laden“ als Geschäftsmodell hatte                           Werbeeffekt, denn was könnte authentischer sein als die      Wäre der Sonntag verkaufsoffen, würde er nicht dem                         Produzenten# oftmals von der auf reine Nutzen- und
    ausgedient. Eine weitergehende Entfremdung erfuhr                      Wertschätzung der Produkte durch die Konsumenten#            Realkonsum geopfert, sondern dem Kaufakt: Anstatt das                      Wertvermehrung gerichteten Zweckrationalität abwenden
    das Verhältnis zwischen Anbietern und Kunden#                          selbst? Immer mehr Modefirmen sponsern daher erfolg-         Gekaufte zu konsumieren, würden wir erneut shoppen,                        und stattdessen ein von moralischen Kriterien geleitetes
    durch den aus den USA stammenden, zweistellige                         reiche Blogger# mit kostenlosen Kleiderproben, die diese     und wer shoppt, konsumiert nicht“ (Rosa 2009).                             (Markt-)Verhalten zeigen. So kaufen Konsumenten#
    Wachstumsraten erzielenden Versandhandel. In den                       dann in ihren Videos ins rechte Licht rücken, wenngleich                                                                                fair gehandelten Kaffee trotz der im Vergleich zu
    städtischen Ballungszentren erheben Shopping-Malls                     dies von den Communitys mitunter kritisch gewürdigt wird     Konsumieren als politischer Akt – oder: ethischer                          konventionellen Produkten höheren Preise, und zwar in
    Konsum zu einer Form der Freizeitgestaltung. Gängige                   und der Verdacht der Schleichwerbung bereits zu ersten       Konsum als Weg aus der „Konsumkonfusion“                                   der Regel ohne dabei zu erwarten, dass dieser besser
    Anglizismen wie Sale, Outlet, Shopping-Center und                      juristischen Auseinandersetzungen geführt hat.               Einen Ausweg aus der „Konsumkonfusion“ bietet                              schmeckt. Handelten Konsumenten# stets rein nutzen-
    Shopping-Village zeugen davon, dass eine „Mall-Kultur“                                                                              die Politisierung des Konsums, indem der Kaufakt                           orientiert, fänden Fair-Trade-Produkte keinen Absatz.
    nach US-amerikanischem Vorbild in unsere Konsum-kultur                 Schüler# in der postmodernen Gesellschaft sind an            im Unterricht als (individuelle) Handlungsmöglichkeit                      Zwar gibt es eine Diskrepanz zwischen Wissen und
    Eingang gefunden hat.                                                  eine ständige Verfügbarkeit von Konsumgütern und             zur Abstimmung über Produktionsbedingungen und                             Handeln, doch hat „der Wissensstand einen wachsenden
                                                                           Dienstleistungen gewöhnt. Durch das Internet erhalten        -strukturen durch die Verbraucher# dargestellt wird.                       Einfluss auf das ökonomische Verhalten (…) wie auch auf
    Zudem verfügen Konsumenten# heutzutage durch                           Jugendliche rund um die Uhr Zugang zu immer neuen            Moralisch anspruchsvolle Konsumenten# verfolgen                            den Trend hin zu einer Moralisierung der Märkte“ (ebd.).
    neue Informationstechnologien über zahlreiche                          Produkten und können ihre Konsumkultur unabhängig            die Absicht, ethisch zu konsumieren, d. h. Kaufent-                        Ethischer Konsum ist darauf angelegt, dass die Waren-
    neuartige Möglichkeiten der Informationsbeschaffung                    von Ladenöffnungszeiten gestalten („24 /7-Kultur“).          scheidungen werden eher von moralischen als von                            produktion unter ökologischen, ökonomischen und/oder
    und -vernetzung. So bietet die Welt des Web 2.0 über                   Konsumenten# aller Altersstufen sehen sich heute             ökonomisch-rationalen Aspekten geleitet. So fordern                        sozialen Gesichtspunkten insbesondere den nachfolgend
    Bewertungsplattformen unzählige Möglichkeiten                          mit einer enormen Angebotsflut konfrontiert. Gerade die      sie mit ihrem Konsumverhalten eine Warenproduktion                         angegebenen Kriterien genügt (Abb. 1):
    der Vernetzung zwischen den Konsumenten# (C2C).                        Angebotsvielfalt von Onlineportalen kann überfordernd
    Bei Beziehungen zwischen Anbietern# und                                wirken – mit dem Risiko von Schnell- und damit Fehl-
                                                                                                                                                          Soziales                                    Ökologie                                        Ökonomie
                                                                           käufen. Zudem werden über Werbung weitere Bedürfnisse
                                                                           geweckt, die bei fehlender Reflexion nicht nur Jugend-             keine gesundheitsschädigenden                ressourcenschonender Anbau                             stabile Mindestpreise
                                                                           liche für eigene Wünsche halten können.                         Arbeits- und Produktionsbedingungen                                                               (u. a. gegenüber Lieferanten)

                                                                                                                                                     keine Kinderarbeit                 keine umweltschädlichen Substanzen                langfristige Handelsbeziehungen
                                                                           In der „Wegwerfgesellschaft“ (Toffler 1971: 45 ff.) sind

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Quelle: eigene Darstellung
                                                                           Lebens- und Gebrauchsdauer von Produkten nicht mehr            Mitbestimmung der Arbeitnehmerschaft           Förderung kontrolliert biologischen                Fair-Trade-Standards/-Siegel
                                                                           deckungsgleich, so dass Kauf- und Konsumakt häufig                                                                        Anbaus
                                                                           auseinanderfallen. Gütererwerb führt nicht (mehr) zwangs-               keine Diskriminierung                    Verbot genetisch veränderter               „gerechte“ Entlohnung der Beschäftigten
                                                                           läufig zur Nutzung, die Möglichkeit des eventuellen                                                                      Organismen
                                                                           Zugriffs reicht vielen Konsumenten# als Kaufanlass.
                                                                                                                                           Meinungs- und Versammlungsfreiheit             Wiederinstandsetzung der Natur               Wahrung eines Corporate-Governance-
                                                                           Dank des klassischen Gelegenheitskaufs, bei dem das                                                                   (z. B. Aufforstung)                      Kodex (z. B. Korruptionsverbot)
                                                                           Credo weniger „Das brauche ich“ als vielmehr „Das könnte
                                                   m
                                                su
                                                                           ich brauchen“ lautet, lagern zahlreiche Güter geduldig in    Abb. 1: Kriterien ethischen Konsums aus sozialer, ökologischer und ökonomischer Perspektive

                                            n                              den Schränken: die Schuhe, die zwar schön, aber doch

                                       Ko                                  unbequem sind; die Jacke, die zwar günstig war, aber
                                                                           doch nicht wirklich passt, und das Kleid, für das bisher
                                                                                                                                        Entlang dieser Kriterien lässt sich der Unterricht mithilfe der Videos und Unterrichtsmaterialien ausrichten, um auch
                                                                                                                                        bei Jugendlichen ein Bewusstsein für die weitreichenden Folgen ethischen Konsums zu wecken, der getreu dem Motto
                                                                           der richtige Anlass fehlte. Diese im Nachhinein meist als    „Wandel durch Handel“ immer breitere Akzeptanz findet. Die Forderungen, „Menschenrechte global zu respektieren,
                                                                           „Fehlkäufe“ deklarierten Waren finden nicht selten als       Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit zu beachten und die sozialen Existenzgrundlagen der weltweit eingesetzten
                                                                           Sonderangebote den Weg in unsere Einkaufstaschen.            Lohnarbeitskräfte durch faire Löhne und Arbeitsbedingungen zu gewähren“ (Beetz 2007: 29), könnten somit in der
                                                                           Vor diesem Hintergrund hat sich der Jenaer Soziologe         Mitte der Gesellschaft ankommen.

                                                           Entscheidung                                                                                                                            Entscheidung
8                                                          im Unterricht ...
                                                                  Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                   im Unterricht ...
                                                                                                                                                                                                          Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                                                                                                                      9
                                                                         ist das fair?                                                                                                                           ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Informationen zum Thema                                                                                                          Informationen zum Thema

     Literatur

     Ahaus, Björn/Heidbrink, Ludger/Schmidt, Imke (2011):                Beetz, Michael (2007): Verbraucheröffentlichkeit und         Statista (2012): Ausgabenstruktur von Jugendlichen                     Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (2015):
     Der Konsument zwischen Markt und Moral. In: dies. (Hg.):            Bürgerschaft. In: Baringhorst, Sigrid u. a. (Hg.): Politik   nach Warengruppe in Deutschland im Jahr 2012                           Aus Politik und Zeitgeschichte. Mode; online unter:
     Die Verantwortung des Konsumenten. Über das Verhältnis              mit dem Einkaufswagen. Unternehmen und Konsumenten           (in Mio. Euro pro Jahr), http://de.statista.com/statistik/             http://www.bpb.de/apuz/198374/mode
     von Markt, Moral und Konsum, Frankfurt a. M./New York,              als Bürger in der globalen Mediengesellschaft, Bielefeld,    daten/studie/246829/umfrage/ausgabenstruktur-von-                      (Zugriff am 02.02.2015)
     S. 9 −24                                                            S. 29 − 51                                                   jugendlichen-nach-produktgruppe (Zugriff am 04.09.2014)
                                                                                                                                                                                                             Henseling, Christine/Blättel-Mink, Birgit/Clausen,
     ARD Markencheck (2012): Der H&M-Check,                              Borgstedt, Silke/Christ, Tamina/Reusswig, Fritz (2010):      Stehr, Nico (2008): Die Moralisierung der Märkte.                      Jens/Behrendt, Siegfried (2009): Wiederverkaufskultur im
     http://www.daserste.de/information/ratgeber-service/                Umweltbewusstsein in Deutschland 2010. Ergebnisse einer      Eine Gesellschaftstheorie, Frankfurt a. M.                             Internet: Chancen für nachhaltigen Konsum. In: Aus Politik
     markencheck/markencheck/sendungen/der-h-und-m-                      repräsentativen Bevölkerungsumfrage, Heidelberg/Potsdam                                                                             und Zeitgeschichte, 59. Jg., Heft 32− 33, S. 32 − 38
     check-markencheck-100.html (Zugriff am 04.09.2014)                                                                               Toffler, Alvin (1971): Der Zukunftsschock, Bern
                                                                         Egmont (2013): KidsVerbraucherAnalyse 2013,                                                                                         Paech, Niko (2013): Befreiung vom Überfluss: auf dem
     Beck, Ulrich (2002): Macht und Gegenmacht im globalen               http://egmont-mediasolutions.de/pdf/services/studien/        Veblen, Thorstein (1993): Theorie der feinen Leute.                    Weg in die Postwachstumsökonomie, München
     Zeitalter. Neue weltpolitische Ökonomie, Frankfurt a. M.            KVA%202013_PM.pdf (Zugriff am 30.06.2014)                    Eine ökonomische Untersuchung der Institutionen,
                                                                                                                                      Frankfurt a. M.                                                        Fellmer, Raphael (2014): Glücklich ohne Geld! Wie ich
                                                                         Engartner, Tim (2014): Umwelt- und Sozialsiegel:                                                                                    ohne einen Cent besser und ökologischer lebe, München
                                                                         Wie informativ und glaubwürdig sind sie? Zur Aufhebung       ZDF (2013): Mode zum Wegwerfen. Das Prinzip Primark
                                                                         von Informationsasymmetrien beim ethischen Konsum von                                                                               Skidelsky, Robert und Edward (2013): Wie viel ist genug?
                                                                         Waren. In: Retzmann, Thomas / Grammes, Tilman (Hg.),                                                                                Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten
                                                                         Warenethik in der ökonomischen und politischen Bildung,      Weiterführende Links und Literatur                                     Lebens, München
                                                                         Schwalbach/Ts., S. 21− 39
                                                                                                                                      Agrar Koordination (Hg.) (2013): Konsumwelt. Ein Jugend-               Tully, Claus J. (2012): Nachhaltiger Konsum. In: Aus Politik
                                                                         FairWertung (2010/2011): Zahlen, Daten, Fakten, http://      bildungsprojekt zum Umwelt- und Ressourcenschutz für                   und Zeitgeschichte, 62. Jg., Heft 27/28, S. 51−56
                                                                         www.fairwertung.de/info/hintergrund/zahlen.2/index.html      Jugendliche und SchülerInnen von 15 − 25 Jahren;
                                                                         (Zugriff am 20.06.2014)                                      online unter: http://www.konsum-welt.de/fileadmin/datei-               Tully, Claus J./van Santen, Eric (2012): Das verfügbare
                                                                                                                                      upload/KonsUmwelt/Bildungsmappe_I_Verantwortungs-                      Geld im Jugendalltag von 13- bis 17-jährigen Schülern und
                                                                         Goddar, Jeannette (2014): Bloß klein Boykott.                voller_Konsum.pdf (Zugriff am 27.04.2015)                              Schülerinnen. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung,
                                                                         In: Mitbestimmung, Heft 6, S. 48 f.                                                                                                 Heft 2, S. 197–211; online unter: www.budrich-journals.de/
                                                                                                                                      Baringhorst, Sigrid (Hg.) (2007): Politik mit dem                      index.php/diskurs/article/view/7116/6128
                                                                         Egmont Ehapa Verlag (2013): KidsVerbraucherAnalyse           Einkaufswagen. Unternehmen und Konsumenten als                         (Zugriff am 27.04.2015)
                                                                         2013                                                         Bürger in der globalen Mediengesellschaft, Bielefeld
                                                                                                                                                                                                             Welzer, Harald (2013): Der Konsumismus kennt keine
                                                                         Kleinschmidt, Christian (2008): Konsumgesellschaft,          Bundeszentrale für politische Bildung (2005):                          Feinde. In: Blätter für die deutsche und internationale
                                                                         Stuttgart                                                    Schwerpunkt auf bpb.de: „Medienalltag von Kindern“,                    Politik, 58. Jg., Heft 6, S. 67− 80
                                                                                                                                      Artikel: Kaufst du mir das? Werbung und Konsum.
                                                                         König, Heinz (1978): Konsumfunktionen. In: Albers, Willi                                                                            Welzer, Harald (Hg.) (2013): Wege aus der Wachstums-
                                                                         (Hg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft,           Bundeszentrale für politische Bildung (2008):                          gesellschaft, Frankfurt a. M.
                                                                         Bd. 4, Stuttgart, S. 513 − 528                               Was geht? Konsum und Marken; online unter:
                                                                                                                                      http://www.bpb.de/veranstaltungen/format/aktion/142180/                Welzer, Harald (2014): Selbst denken. Anleitung zum
                                                                         Langmeyer, Alexandra/Winklhofer, Ursula (2014):              konsum-und-marken (Zugriff am 27.08.2014)                              Widerstand, Frankfurt a. M.
                                                                         Taschengeld und Gelderziehung. Eine Expertise zum
                                                                         Thema Kinder und ihr Umgang mit Geld mit aktualisierten      Bundeszentrale für politische Bildung (2008.):
                                                                         Empfehlungen zum Taschengeld. Deutsches Jugend-              Was geht? Markenbewusstsein und Konsumverhalten                        Autorenspiegel
                                                                         institut München.                                            von Jugendlichen; online unter: http://www.bpb.de/shop/
                                                                                                                                      lernen/was-geht/35107/markenbewusstsein-und-konsum-                    Tim Engartner, Jg. 1976, ist Professor für Didaktik der
                                                                         Nass, Matthias (2014): Nähen für die Frauenbefreiung.        verhalten-von-jugendlichen (Zugriff am 27.08.2014)                     Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt schulische
                                                                         In: Die Zeit, Nr. 24. v. 24.06.2014                                                                                                 politische Bildung am Fachbereich Gesellschaftswissen-
                                                                                                                                      Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.)(2010):                     schaften der Goethe-Universität Frankfurt a. M.
                                                                         Rosa, Hartmut (2009): Ohne Bremse an die Wand.               Informationen zur politischen Bildung.
                                                                         In: Die Zeit, Nr. 27 v. 25.06.2009                           Haushalt – Markt – Konsum, Heft 308, Bonn

                                                         Entscheidung                                                                                                                        Entscheidung
10                                                       im Unterricht ...
                                                                Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                             im Unterricht ...
                                                                                                                                                                                                    Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                                                                                            11
                                                                       ist das fair?                                                                                                                       ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Informationen zum Film                                                                                                               Informationen zum Film

     Die Unterrichtsfilme im Überblick:
     Viel Mode für wenig Geld – ist das fair?

                                                                           Folge berichtete das Fernsehen über katastrophale                                                                                     Infomodul 1:
                                                                           Arbeitsbedingungen, Krankheitsfälle und Hungerlöhne,                                                                                  „Mode und Identität“
                                                                           auch in anderen Produktionsländern. Diese Bilder                                                                                      Kleidung ist mehr als nur ein Schutz vor Kälte oder
                                                                           gehen Ebru nicht mehr aus dem Kopf, sie fühlt sich                                                                                    Wärme. Sie ist Teil unserer Identität: Durch Kleidung
                                                                           mitverantwortlich an den Zuständen in den Produktions-                                                                                drücken wir unsere Persönlichkeit und unsere
                                                                           ländern und möchte keine Kleidung mehr kaufen,                                                                                        Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen aus.
                                                                           die dort unter unfairen Bedingungen hergestellt wird.                                                                                 Der Film thematisiert, welche Bedeutung Kleidung vor
                                                                           Selvi dagegen fühlt sich machtlos: Was soll sie als Einzelne                                                                          allem für Jugendliche hat und wie die Modeindustrie
                                                                           schon an den Arbeitsbedingungen ändern können?                                                                                        Trends vermarktet.
                                                                           Gemeinsam mit den beiden Schülerinnen will Nina
                                                                           Heinrichs herausfinden, welchen Einfluss sie auf die                                                                                  Infomodul 2:
                                                                           Produktionsbedingungen von Kleidung haben können.                                                                                     „Woher kommt unsere Kleidung?“
                                                                                                                                                                                                                 Der Film erklärt, woher ein Großteil unserer Kleidung
                                                                           Der Ergebnisfilm                                                                                                                      stammt und warum sie zu niedrigen Preisen angeboten
                                                                           Nina Heinrichs, Ebru und Selvi treffen sich mit der Sozial-                                                                           werden kann. Der Film sensibilisiert Schüler# dafür, dass
                                                                           wissenschaftlerin Sabine Ferenschild, um mehr über die                                                                                preiswert hergestellte Kleidung häufig deshalb günstig
                                                                           Arbeitsbedingungen von Textilarbeitern# zu erfahren.           Abschließend besuchen Nina Heinrichs, Ebru und Selvi                   ist, weil Menschen in Ländern wie China, Indonesien,
                                                                           Sabine Ferenschild hat in den Produktionsländern               die Aktivistin Dr. Gisela Burckhardt von der „Kampagne                 Indien oder Bangladesch diese für wenig Lohn und unter
                                                                           mehrere Textilfabriken vor Ort besucht und dort die            für Saubere Kleidung”, die sich für fair hergestellte Mode             schlechten Arbeitsbedingungen fertigen.
                                                                           Arbeitsbedingungen dokumentiert.                               engagiert. Gisela Burckhardt will auch nicht, dass die
                                                                                                                                          Näher# in Bangladesch ihre Arbeitsplätze verlieren,                    Infomodul 3:
                                                                           Sie zeigt den Schülerinnen, unter welchen Umständen            – und sie glaubt auch nicht, dass man alles in Deutsch-                „Woran erkennt man ‚faire‘ Kleidung?“
                                                                           Textilarbeiter# leben und arbeiten: Oft wohnen Näher#          land produzieren könne. Aber sie findet, dass man sich                 Fair hergestellte Kleidung gewinnt zunehmend an
                                                                           auf engstem Raum, unter schlechten hygienischen                dafür einsetzen muss, dass auch im Ausland unter sozial                Beliebtheit. Beim Kauf fairer Mode können sich
     Der Problemfilm                                                       Bedingungen und die Löhne sind so niedrig, dass                und ökologisch verträglichen Bedingungen gearbeitet                    Käufer# an Gütesiegeln orientieren. Mit „GOTS“,
     Die Moderatorin Nina Heinrichs trifft Ebru und Selvi.                 sie zum Leben kaum ausreichen. Sie erklärt, dass die           wird und es keine Ausbeutung von Arbeitern# gibt.                      „FearWearFoundation“ und „Fairtrade“ stellt der Film
     Die beiden 18-jährigen Abiturientinnen verbringen ihre                meisten großen Textilfirmen und -produzenten# sich             Sie rät den Schülerinnen daher, bewusster und vielleicht               die drei bekanntesten Gütesiegel für fair hergestellte
     Freizeit am liebsten mit Shoppen. Jede von ihnen                      nicht unabhängig kontrollieren lassen. Daher lässt sich nur    auch weniger einzukaufen. Bei ihren Shopping-Touren                    Textilien vor.
     bekommt 100 Euro Taschengeld im Monat, das Geld                       schwer überprüfen, ob werbewirksame Versprechungen             wollen Ebru und Selvi diesen Ratschlag in Zukunft
     geben sie fast nur für Kleidung aus. „Viel Klamotten für              zur Einführung und Einhaltung sozialer und ökologischer        beachten und vor allem auch nach Kleidung suchen,
     wenig Kohle“ ist ihr Motto, deshalb suchen sie vor allem              Standards auch umgesetzt werden. Dass sozial und öko-          die mit Siegeln für faire Mode ausgezeichnet wurde.
     nach Schnäppchen bei den einschlägigen Modeketten.                    logisch fair hergestellte Kleidung eine Alternative für Ebru   Auf diese Weise können sie zumindest ein wenig Einfluss
     Nina Heinrichs besucht Ebru Zuhause: Auf Kleiderstangen,              und Selvi sein könnte, sehen die beiden Schülerinnen           darauf nehmen, unter welchen Bedingungen Kleidung
     in Kisten und Schränken stapelt sich die Kleidung. Style              eher skeptisch: Mit fairer Mode verbinden sie eher             produziert wird.
     ist ihr und Selvi sehr wichtig: Sie wollen zeigen, dass sie           unmodische „Öko-Klamotten“. Nina Heinrichs versucht
     wissen, was angesagt ist – auch, um in der Clique nicht               sie vom Gegenteil zu überzeugen, und besucht mit ihnen
     ausgeschlossen zu werden. Viele ihrer Kleidungsstücke                 ein Unternehmen, das fair produzierte Mode verkauft.
     zieht Selvi nicht regelmäßig an. Nach einmaligem Tragen
     wird die Kleidung stattdessen im Schrank gehortet.                    Die beiden Schülerinnen sind überrascht, dass fair                Nina Heinrichs, geboren und aufgewachsen in Bremen, hat schon
                                                                           hergestellte Mode modisch und aktuell aussehen kann.              mit 13 Jahren angefangen, an ihrer Reporterlaufbahn zu arbeiten,
     Die meisten T-Shirts und Hosen Ebrus kommen aus                       Sie ist allerdings wesentlich teurer als die Kleidung,            zunächst beim Offenen Kanal Bremen, dann bei Radio Bremen.
     Bangladesch, China und anderen asiatischen Ländern.                   die Ebru und Selvi bisher gekauft haben – viele Stücke
                                                                                                                                             Für ihr Studium der Medienwissenschaften kam sie von der Weser
     Das stimmt sie schon länger nachdenklich: Ebru hat                    könnten die beiden sich also nicht leisten. Sie glauben
     von dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in                       außerdem, dass man weiter Kleidung aus den so                     an den Rhein. In Köln arbeitet sie als freie Autorin und Reporterin
     Bangladesch erfahren. Dort starben im April 2013 über                 genannten „Billiglohnländern“ kaufen sollte, damit die            bei der jungen Welle des WDR, bei 1LIVE.
     1.000 Menschen, vor allem Textilarbeiterinnen. In der                 Näher# dort nicht ihre Arbeit verlieren.

                                                           Entscheidung                                                                                                                          Entscheidung
12                                                         im Unterricht ...
                                                                  Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                 im Unterricht ...
                                                                                                                                                                                                        Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                                                                                             13
                                                                         ist das fair?                                                                                                                         ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Ziele und Methoden                                                                                                                 Ziele und Methoden

     Ziele und Methoden:
     Entscheidung im Unterricht – Konsum

     Die Unterrichtsreihe „Entscheidung im Unterricht“ folgt               und so die Macht von Jugendlichen als Konsumenten#                                                                                    aufgeworfen, inwiefern das Konsumverhalten von
     einem problemorientierten Ansatz und knüpft dabei an die              stärken. Jugendliche können darüber informiert werden,                                                                                Jugendlichen Einfluss auf die Produktionsbedingungen
     Lebenswelten von Jugendlichen an. Die Folge                           wie sie sich online oder per App Informationen zur                                                                                    der Textilindustrie hat – insbesondere die Ausbeutung
     „Viel Mode für wenig Geld – ist das fair?“ regt Schüler#              Identifizierung nachhaltiger Produkte verschaffen können.                                                                             von Nähern# in so genannten „Billiglohnländern“.
     zu der Auseinandersetzung mit der Frage an, inwieweit                 Die Verlagerung von Kaufentscheidungen in Richtung                                                                                    Die Schüler# werden nun aufgefordert, diese Frage zu
     sie durch ihr eigenes Konsumverhalten die Produktions-                Öko- oder Fair-Trade-Produkte kann dabei ebenso zum                                                                                   diskutieren und ein erstes Stimmungsbild der Klasse
     bedingungen von Textilwaren beeinflussen können.                      Gegenstand des Unterrichts erklärt werden wie die                                                                                     einzufangen.
     Wie ein Großteil der erwachsenen Bevölkerung auch,                    Organisation von Meinungskampagnen im Social Web,
     tätigen die meisten Schüler# ihre Kaufentscheidungen                  die ein nachhaltiges Wirtschaften der Unternehmen ein-                                                                                Ablauf der Unterrichtseinheit:
     intuitiv. Grund hierfür ist nicht zwingend ein Desinteresse           fordern (vgl. Culture Jamming als Protestform).                                                                                       -D  ie Schüler# bearbeiten das AB 1, „Der Kleiderschrank-
     gegenüber den Produktionsbedingungen der Textil-                                                                                                                                                               Check“. Als vorbereitende Hausaufgabe können die
     industrie, sondern ein Mangel an Informationen, die für               Dabei gilt es zu bedenken, dass zahlreiche Studien auch                                                                                  Schüler# zusätzlich ihre drei Lieblingskleidungsstücke
     einen bewussteren Einkauf von Nöten wären. Die fünf                   bei jungen Erwachsenen eine Kluft zwischen Einstellung                                                                                   fotografieren oder zeichnen und die Bilder entweder
     Unterrichtseinheiten setzen sich daher zum Ziel,                      und (Konsum-)Handeln in Gestalt des „Mind Behaviour                                                                                      einzeln oder als Collage in der Klasse präsentieren
     Informationsdefizite aufzulösen und die Schüler# für                  Gap“ identifiziert haben (Ahaus/Heidbrink/Schmidt                                                                                        bzw. aufhängen.
     einen ethischen Konsum zu sensibilisieren.                            2011: 10). So ist die Zustimmung zu sozial- und umwelt-                                                                               -F  alls die Schüler# eine Collage angefertigt oder Fotos
                                                                           verträglichem Wirtschaften in Umfragen meist groß:                                                                                       ihrer Lieblingskleidungsstücke mitgebracht haben,
     Vom Wissen zum Handeln                                                Mehr als die Hälfte der befragten Konsumenten#                                                                                           erläutern sie kurz in einem Unterrichtsgespräch, warum
     Von dem standardökonomischen Ideal der Konsumen-                      bekundet Interesse an entsprechenden Standards                                                                                           sie sich gerade für diese Kleidungsstücke
     tensouveränität lässt sich nur sprechen, wenn Konsu-                  (vgl. Borgstedt u. a. 2010), aber nur zehn Prozent richten                                                                               entschieden haben. Anschließend werten die Schüler#
     menten# das Wissen bereitgestellt wird, das sie für eine              ihr Konsumhandeln danach aus (vgl. Heidbrink/Schmidt/                                                                                    in Partnerarbeit AB 1 aus und vergleichen den Inhalt
     rationale Kaufentscheidung benötigen. Lehrer# können                  Ahaus 2011: 9 f.). Da Wissen über die Produktions-                                                                                       ihrer Kleiderschränke und ihre bevorzugten Modemarken.
     hier einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung leisten                bedingungen der Textilindustrie aber nur die erste Stufe                                                                              -E  s folgt ein Unterrichtsgespräch über die Bedeutung von
                                                                           auf dem Weg zu einer „Konsumkompetenz“ darstellt, sollte     Besonderer Wert wird auf die Methodenvielfalt innerhalb                     (Marken-)Kleidung. Als zusätzlicher Impuls kann das
                                                                           im Unterricht auf eine Überführung in entsprechendes         der Unterrichtsreihe gelegt, wobei die Schüler# mehrmals                    Infomodul 1, „Mode und Identität“, gezeigt und die
                                                                           Handeln hingewirkt werden.                                   aufgefordert werden können, ihre eigene Rolle als                           folgenden Fragen diskutiert werden: Welchen Argu-
                                                                                                                                        Konsument# zu verlassen und andere Perspektiven                             menten, die für einen Kleidungskauf genannt werden,
                                                                           In den Unterrichtseinheiten sollen die Schüler#              (z. B. Vertreter# der Textilindustrie, Näher# in Bangla-                    stimmen die Schüler# zu und welche Bedeutung hat
                                                                           - sich mit ihrem eigenen Konsumverhalten und                desch, Politiker#) einzunehmen. Die Schüler# entwickeln                     fair produzierte Kleidung für die Schüler#?
                                                                              der Bedeutung, die Mode in ihrem Leben spielt,            auf diese Weise ein Verständnis dafür, dass ganz unter-                  -A  nschließend wird der Problemfilm gezeigt. Während
                                                                              auseinandersetzen.                                        schiedliche Interessen die Produktionsbedingungen                           der Filmsichtung füllen die Schüler# AB 2, „Wer sagt
                                                                           - die Produktionsbedingungen der Textilindustrie            unserer Kleidung beeinflussen – und dass die Produk-                        was?“, aus. Danach diskutieren die Schüler# die
                                                                              kennenlernen und dabei erfahren, dass man wirtschaft-     tionsbedingungen letztlich konkrete Auswirkungen auf                        Ansichten der Protagonistinnen und stimmen darüber
                                                                              liches Handeln unter unterschiedlichen Perspektiven       Menschen in unterschiedlichen Positionen haben.                             ab, wie sie sich verhalten würden. Das Ergebnis der
                                                                              wahrnehmen kann.                                                                                                                      Abstimmung wird an der Tafel festgehalten.
                                                                           - an ausgewählten Beispielen Initiativen und Siegel         Unterrichtseinheit 1: AB 1, AB 2                                         - Im Anschluss wird der Ergebnisfilm gezeigt. Die Schüler#
                                                                              kennenlernen, die für „faire“ Produktions- und            „Ich bin, was ich trage“                                                    diskutieren, ob sie die Positionen der Protagonistinnen
                                                                              Handelsbedingungen eintreten.                             Die Schüler# sollen für die Bedeutung von Kleidung                          nachvollziehen können, ob sie ihre Meinung durch das
                                                                           - darüber nachdenken, welche Möglichkeiten der              als wesentlicher Bestandteil der eigenen und der                            Sehen des Films geändert haben und welche Argumente
                                                                             politischen Einflussnahme sie haben.                       Gruppenidentität sensibilisiert werden und ihr eigenes                      sie zum Nachdenken angeregt haben.
                                                                           - unterschiedliche politische Maßnahmen zur                 Konsumverhalten analysieren. Die Schüler# werden
                                                                              Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den                aufgefordert, aus ihrer Lebenswelt – ihren Kleider-                      Unterrichtseinheit 2: AB 3
                                                                              Herstellerländern diskutieren und beurteilen.             schränken – zu berichten. Hier geht es um eine erste,                    „Coole Klamotten – zu welchem Preis?“
                                                                           - überlegen, inwieweit sie selbst durch ihr Konsum-         ehrliche Bestandsaufnahme: Was habe ich in meinem                        In dieser Einheit vertiefen die Schüler# ihr Wissen über
                                                                              verhalten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen         Kleiderschrank und warum ist mir das wichtig?                            die Produktionsbedingungen günstig hergestellter
                                                                              in den Produktionsländern beitragen können.               Anhand der Sichtung des Problemfilms wird die Frage                      Kleidung. Anschließend sollen die Schüler# versuchen,

                                                           Entscheidung                                                                                                                          Entscheidung
14                                                         im Unterricht ...
                                                                  Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                 im Unterricht ...
                                                                                                                                                                                                        Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                                                                                               15
                                                                         ist das fair?                                                                                                                         ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
Ziele und Methoden                                                                                                                    Ziele und Methoden

                                                                            Unterrichtseinheit 3: AB 4                                     die Situation nach der Katastrophe zu beleuchten.
                                                                            „Kann Mode fair sein?“                                         Es sollen Maßnahmen diskutiert werden, die die
                                                                            In dieser Unterrichtseinheit sollen die Schüler# über          Wiederholung einer solchen Katastrophe verhindern
                                                                            „faire“ Mode und ihre Gütesiegel informiert werden.            und langfristig die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter#
                                                                            Sie sollen Pro- und Kontra-Argumente bezüglich dieses          verbessern können. Falls die Lerngruppe mit der Methode
                                                                            Themas sammeln und diese miteinander diskutieren.              einer moderierten Talkshow noch wenig vertraut ist,
                                                                            Schließlich sollen die Jugendlichen in die Lage versetzt       sollte die Lehrkraft die Rolle des Moderators#
                                                                            werden, sich selbst eine Meinung darüber zu bilden,            übernehmen und die Diskussion leiten.
                                                                            ob fair hergestellte Kleidung eine Alternative zu
                                                                            herkömmlich produzierter Ware sein könnte und ob               Ablauf der Unterrichtseinheit:
                                                                            sie als Konsumenten# durch ihren Kauf etwas an den             - Als Vorbereitung auf diese Unterrichtseinheit bearbeiten
                                                                            Produktionsbedingungen verändern können.                         die Schüler# in Einzelarbeit das AB 5, „Die Katastrophe
                                                                                                                                             von Rana Plaza und die Folgen“, als Hausaufgabe.
                                                                            Ablauf der Unterrichtseinheit:                                 - Die Ergebnisse der Hausaufgabe und die wichtigsten
     sich in die Situation von Textilarbeitern# in Bangladesch              - Als Einstieg wird das Infomodul 3, „Woran erkennt              Punkte des AB 5 werden zu Beginn der Unterrichts-
     hineinzuversetzen. Gemeinsam sollen sie überlegen,                        man faire Kleidung?“, gezeigt. In Einzelarbeit tragen die      einheit besprochen. Anschließend schließen sich die
     was sich im Produktionsprozess ändern müsste, um die                      Schüler# Stichworte zu den drei Gütesiegeln „GOTS“,            Schüler# in vier Gruppen zusammen. In den Gruppen
     Arbeitsbedingungen der Näher# konkret zu verbessern.                      „Fairtraide“ und „Fairware“ auf dem AB 4, „Kann Mode           bearbeiten die Schüler# AB 6, „Die Katastrophe von
                                                                               fair sein?“, zusammen.                                         Rana Plaza – zwei Jahre danach“.
     Ablauf der Unterrichtseinheit:                                         - Anschließend teilen sich die Schüler# in zwei Grup-         - Jede Gruppe beschäftigt sich mit dem Text eines
     - In Partnerarbeit untersuchen die Schüler# die Herkunft                 pen auf und bereiten eine Pro-Kontra-Diskussion zum           „Experten#“. Die Schüler# fassen die Position ihres                   zu bringen. Abschließend soll konkret überlegt werden,
        eines Kleidungsstücks, das sie gerade tragen. Dann                     Thema „Kann ich durch den Kauf fair hergestellter Mode        Experten# zusammen und überlegen, ob ihnen weitere                    wie die Schüler# das Gelernte in den Schulalltag hin-
        zeichnen sie den Produktionsstandort auf der Weltkarte                 die Welt ändern?“ vor. Dafür können die Schüler# die          Argumente einfallen, die die Meinung ihres Experten#                  eintragen können, um auch andere Schüler# für einen
        des AB 3, „Coole Klamotten – zu welchem Preis?“,                       Argumente auf dem Arbeitsblatt nutzen. Damit weitere          stützen.                                                              ethischen Konsum in Sachen Kleidung zu sensibilisieren.
        ein. Im Unterrichtsgespräch werden die geografischen                   Argumente gesammelt werden, kann den Schülern#              - Jede Gruppe ernennt dann aus ihrer Mitte einen
        Schwerpunkte der Textilproduktionen herausgearbeitet                   auch ein gezielter Rechercheauftrag zu diesem Thema           Teilnehmer#, der# in der Talkshow in die Rolle des                    Ablauf der Unterrichtseinheit:
        und ggf. auf einer großen Weltkarte gezeigt.                           gegeben werden.                                               Experten# schlüpft und die erarbeitete Position vertritt.             -D
                                                                                                                                                                                                                     ie Schüler# bearbeiten AB 7, „Tu doch was!“.
     - Die Schüler# stellen Vermutungen über die Höhe                      - Nach dem Ende der Vorbereitungszeit diskutieren die           Jeder# Experte# hat ein Ziel: die anderen von seiner                   Im Anschluss diskutieren die Schüler# unterschiedliche
        der einzelnen Kostenfaktoren an und notieren diese                    beiden Gruppen im Plenum. Die Einheit endet mit einem          Meinung zu überzeugen.                                                 Handlungsmöglichkeiten, um sich für fair hergestellte
        auf dem Arbeitsblatt. (Partnerarbeit). Nach der Sichtung              reflektierenden Unterrichtsgespräch: Welche Argumente        - Die vier Experten# nehmen nun vorn in der Klasse                      Mode zu engagieren. Welche Formen des Engagements
        von Infomodul 2, „Woher kommt unsere Kleidung?“,                      haben die Schüler# am meisten überzeugt? Ist „faire            Platz. Der „Moderator#“ (ein Schüler# oder der                         können sie sich vorstellen? Was kommt für sie
        korrigieren die Schüler# die Preiszusammensetzung.                    Mode“ für die Schüler# eine Alternative?                       Lehrer#) eröffnet die Talkshow.                                        überhaupt nicht in Frage?
        Im nachfolgenden Unterrichtsgespräch werden die                                                                                    - Die restlichen Schüler# der Klasse sind Beobachter#                  -D
                                                                                                                                                                                                                     ie Schüler# sollen dann die Rolle von Mitarbeitern#
        Unterschiede zwischen den Vermutungen und den                       Unterrichtseinheit 4: AB 5, AB 6                                 und bewerten die Talkshow im abschließenden                            einer Kreativ-Agentur einnehmen. Ihre Aufgabe ist es,
        realen Kosten thematisiert.                                         „Die Folgen von Rana Plaza“                                      Unterrichtsgespräch: Wer hatte die besten Argumente?                   in Kleingruppen ein Konzept zu erarbeiten, um das
     - Anschließend finden sich die Schüler# in Arbeits-                   In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen sich die               Wer konnte mit seiner Präsentation am meisten                          Thema „faire Mode“ in der Schule zu bewerben. Der
        gruppen zusammen. Sie sollen sich nun in die                        Schüler# mit der Katastrophe von Rana Plaza.                     überzeugen?                                                            Kreativität der Schüler# ist dabei keine Grenzen
        Perspektive der Textilarbeiter# hineinversetzen und                 Im April 2013 gingen die Bilder des Fabrikeinsturzes                                                                                    gesetzt. Ein selbst gedrehtes Video zum Thema ist eben-
        fünf Forderungen aufstellen, die sich positiv auf die               rund um die Welt. Über 1.100 Menschen verloren in              Unterrichtseinheit 5: AB 7                                               so möglich wie ein Infostand beim nächsten Schulfest,
        Arbeitsbedingungen der Näher# auswirken würden.                     einem Gebäude, in dem für den internationalen Mode-            „Tu doch was! – Was andere machen und was man                            eine Adbuster-Ausstellung (Plakate mit verfremdeter
        Die Forderungen sollen der Dringlichkeit nach gewichtet             markt produziert wurde, ihr Leben, mehr als 1.500              selbst machen kann“                                                      Werbung) im Schulhaus oder eine Facebook-Kampagne.
        werden. Jede Arbeitsgruppe ernennt einen Gruppen-                   Menschen wurden verletzt (Quelle: www.tagesschau.de,           In dieser Unterrichtseinheit werden den Schülern#                        Wichtig ist: Die Kernaussage sollte deutlich sein und
        sprecher#, der die Forderungen vorträgt. Abschließend               Stand: 24.04.2014). Die Schüler# haben die Aufgabe,            Handlungsmöglichkeiten hinsichtlich eines sozial und                     der Entwurf möglichst viele Menschen ansprechen.
        werden die Gruppenergebnisse diskutiert: Welche                     eine Diskussionsrunde in Anlehnung an eine Fernseh-            ökologisch verantwortlichen Konsums aufgezeigt.                         -Z
                                                                                                                                                                                                                     um Schluss der Unterrichtseinheit werden alle
        Forderungen halten die Schüler# für realistisch und                 Talkshow durchzuführen, in der sie unterschiedliche            Die Schüler# sollen erkennen, dass es unterschiedliche                   Entwürfe präsentiert und der beste Entwurf per
        welche für unrealistisch?                                           Positionen und Rollen einnehmen. Ziel dabei ist es,            Möglichkeiten gibt, eine politische Haltung zum Ausdruck                 Abstimmung gekürt.

                                                            Entscheidung                                                                                                                           Entscheidung
16                                                          im Unterricht ...
                                                                   Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                   im Unterricht ...
                                                                                                                                                                                                          Viel Mode für wenig Geld –
                                                                                                                                                                                                                                                                              17
                                                                          ist das fair?                                                                                                                          ist das fair?
1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
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