1.15 ENTSCHEIDUNG IM UNTERRICHT - BPB
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Inhaltsverzeichnis Diese Folgen sind bisher erschienen: Nr. 01/2008: Stark mit Anabolika? Nr. 02/2008: Schule oder Ausbildung? Nr. 01/2009: Ein Leben als Soldat? Nr. 02/2009: Deutschland. Mein Land? Nr. 01/2010: Privates im Netz? Nr. 02/2010: Willst Du Stress? Nr. 01/2011: Coming-out im Klassenzimmer Nr. 02/2011: Respekt. Eine Frage der Ehre? Inhaltsverzeichnis Nr. 01/2012: Schon wieder pleite? Einleitung___4 Das Thema: Viel Mode für wenig Geld – ist das fair?___6 Nr. 02/2012: Salafismus in der Demokratie Die Unterrichtsfilme im Überblick___12 Nr. 01/2013: Cybermobbing. Ignorieren oder anzeigen? Ziele und Methoden___14 Nr. 02/2013: Was tun gegen Rechtsextremismus? Arbeitsblatt 1: Der Kleiderschrank-Check___18 bestellbar unter www.bpb.de/entscheidung-im-unterricht Arbeitsblatt 2: Wer sagt was?___19 Arbeitsblatt 3: Coole Klamotten – zu welchem Preis?___20 Arbeitsblatt 4: Kann Mode fair sein?___21 Arbeitsblatt 5: Die Folgen von Rana Plaza ___22 | 23 Arbeitsblatt 6: Die Folgen von Rana Plaza – Zwei Jahre danach___24 | 25 Arbeitsblatt 7: Tu doch was!___26 Impressum Herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb Adenauerallee 86, 53113 Bonn www.bpb.de Redaktion: Clemens Stolzenberg (bpb), Wiebke Kohl (bpb), Clara Walther (wellenreiter.tv GmbH) Autoren: Tim Engartner und Martina Tschirner wissenschaftliche Begutachtung: Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Staatl. Hochschule für Gestaltung Karlsruhe) Gestaltung: Klunk Kommunikation, Düsseldorf Fotos: fotolia.com: Ingo Bartussek, connel_design, Gina Sanders, Monkey Business, Style-Photography, juniart, jonasginter, Armin Staudt, 1dbrf10, Mediteraneo, Wolfisch, coolhand1180, FlamingoFotografie, kokotewan, bulashenko, Marzky Ragsac Jr., WavebreakmediaMicro, dr322, NH7, Kzenon, dream79, kantver, Kadmy, Barbara Pheby photocase.com: carenpauli, nurmalso, 0711concept, owik2, suze, Erdbeersonnenmilch, Ben., Rubie, time., ohneski, simonthon.com, la dina, im-richtigen-moment, jala, David Dieschburg, *Mia*, Armin Staudt-Berlin, Jens Lumm, mikekotsch wellenreiter.tv, DW/J. Kabir, Global Organic Textile Standard, TransFair, Fair Wear Foundation Druck: Quedlinburg Druck GmbH, Quedlinburg Produktion der Filme: wellenreiter.tv GmbH, Köln Text und Illustrationen sind urheberrechtlich geschützt. Der Text kann in Schulen zu Unterrichtszwecken vergütungsfrei vervielfältigt werden. 1. Auflage: 2015 ISBN: 978-3-8389-7130-8 Bestell-Nr. 2.484 Wir danken der Redaktion WDR Planet Schule für die freundliche Überlassung der Filme. Entscheidung im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 3 ist das fair?
Einleitung Einleitung Entscheidung im Unterricht – Filmen inhaltlich folgen konnten. Zur Vertiefung des Filmthemas stehen außerdem Arbeitsblätter zur beleuchten. Komplexe Zusammenhänge und verschiedene Sichtweisen werden deutlich. Möglicherweise verändert Unterrichtsmaterialien für die Haupt- und Berufsschule Diskussionsvorbereitung in Einzel- und Gruppenarbeit zur Verfügung sowie Informationstexte, Fallbeispiele sich der zuvor gefasste Standpunkt. Innerhalb der Diskussion lernen die Schüler# „ganz nebenbei“ die und Experteninterviews. Der Lehrer# soll mithilfe Spielregeln einer demokratischen Diskussionskultur. der Arbeitsblätter die Möglichkeit haben, zwischen Die Reihe „Entscheidung im Unterricht“ ermöglicht dem „Entscheidung im Unterricht“ ist ein integriertes Lernkonzept, das für das Fernsehen verschiedenen Lernmethoden zu wählen und diese Lehrer# eine flexible Gestaltung des Unterrichts, denn (WDR und andere ARD-Anstalten) und für den Einsatz im Politikunterricht an der Schule miteinander zu kombinieren. Diese Methodenvielfalt die Filme und Arbeitsblätter können modular eingesetzt konzipiert worden ist. Anhand eines Filmbeispiels, welches das Problem eines realen soll Langeweile im Unterricht verhindern. werden. Das Kapitel „Ziele und Methoden“ zeigt beispiel- haft, wie die Unterrichtstunden mithilfe der vorliegenden Jugendlichen abbildet, sollen die Schüler# zur Diskussion angeregt werden. Sie sollen Abschluss. Nachdem die eigenen Argumente aus- Materialien aufgebaut werden können. Dem Lehrer# steht lernen, Situationen nachzuvollziehen, Position zu beziehen und eine eigene Entscheidung getauscht wurden, möchten die Schüler# wissen, es frei, die Unterrichtseinheiten je nach Bedarf zu gestalten zu fällen: Wie würden sie sich selbst anstelle des Protagonisten# verhalten? welche Entscheidungen die Protagonisten# des und an die Bedürfnisse der Schüler# anzupassen. Films getroffen haben. Dafür setzt der Lehrer# den Ergebnisfilm ein, der die realen Entscheidungswege der Protagonisten# nachvollzieht, ohne eine Patent- lösung vorzugaukeln oder moralisierend zu wirken. Das Lernkonzept „Entscheidung im Unterricht“ richtet sich einsetzbar. Die Filme und das Unterrichtsmaterial sind # steht stellvertretend für die männliche und weibliche an Haupt- und Berufsschüler# zwischen 16 und 23 Jahren. aufeinander abgestimmt und ermöglichen es, den Unter- Was lernen die Jugendlichen in „Entscheidung im Form des Begriffs, also „Schüler#“ statt „Schülerinnen Diskutiert werden Fragen, die die Jugendlichen aus richt „aus einem Guss“ zu gestalten. Unterricht“? Für die Bildung der eigenen Meinung ist und Schüler“. Das ist unser Vorschlag zur besseren ihrer eigenen Lebenswirklichkeit kennen, die sie selbst es wichtig, ein Problem von verschiedenen Seiten zu Lesbarkeit und zur Platzersparnis. berühren und betreffen – und denen gleichzeitig eine Das Problem wird vorgestellt! Den Einstieg bildet politische und gesellschaftliche Dimension zugrunde liegt. stets ein Problemfilm, der die Schüler# in das jeweilige In den Unterrichtseinheiten werden die Schüler# zu Thema einführt. Presenterin Nina Heinrichs besucht eine aktiven Teilnehmern# einer Klassendiskussion. Sie Gruppe Jugendlicher und redet mit ihnen über einen müssen zuhören und analysieren, ihre eigene Meinung Konflikt, der sie derzeit beschäftigt. Sie versucht, mit Argumenten belegen und die Meinung anderer die unterschiedlichen Standpunkte der Beteiligten akzeptieren. Der Lehrer# schlüpft in die Rolle des nachzuvollziehen, ohne diese zu bewerten. Diskussionsleiters#. Er führt in das Thema ein, verdichtet und fordert die Schüler# auf, in der Diskussion Stellung Die Diskussionsrunde ist eröffnet! Nun sind die zu beziehen und ihre Meinung zu begründen. Die Filme Meinungen und Argumente der Schüler# gefragt: und vorliegenden Materialien unterstützen den Lehrer# Sie sollen zunächst darüber abstimmen, wie sich die bei seiner Arbeit. Protagonisten# ihrer Ansicht nach entscheiden sollten. Dann tauschen sie sich darüber aus, ob ihnen solche „Entscheidung im Unterricht“ greift Themen unmittelbar oder ähnliche Situationen aus ihrem Alltag bekannt sind. aus dem Leben der Jugendlichen auf. Es geht um Sie beurteilen das Verhalten der Protagonisten# und Freundschaft und Konflikte, um Gewalt und Drogen, reflektieren ihre eigenen Ansichten. Sie sammeln Lehrstellensuche und Schulden – kurz: Probleme, die Argumente, schließen sich in der Unterrichtsdiskussion die Jugendlichen tatsächlich zu lösen haben. zu Pro- und Kontra-Parteien zusammen. Dabei üben sie, ihre eigene Meinung in Worte zu fassen, anderen Für den Unterricht ist das Konzept von großem Nutzen: Schülern# zuzuhören, Kompromisse zu schließen und Es soll helfen, die politische Dimension der Themen die „Gegner#“ mit eigenen Argumenten zu überzeugen. anschaulich darzustellen. Die Schüler# lernen, dass ihre Probleme eine politische Relevanz besitzen und eng Die Diskussion ist festgefahren? Oft merken die mit gesellschaftlichen Fragestellungen verbunden sind. Schüler# während der Diskussion, dass ihnen Hinter- Ziel ist es, den Schülern# Entscheidungsprozesse an grundinformationen fehlen, um tiefer in die Diskussion Beispielen nachvollziehbar zu machen, geeignete einzusteigen. Hier kann der Lehrer# kurze Filme, die so Lösungen zu finden und ihnen so zu ermöglichen, lang- genannten Infomodule, einspielen. Die Infomodule liefern fristig Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Fakten und Hintergrundinformationen, um die Debatte wieder in Schwung zu bringen. Das Unterrichtsmaterial besteht aus fünf Filmen, Hinter- grundinformationen und Arbeitsblättern. Für den Lehrer# Ergebnissicherung. Übersichtlich gestaltete Arbeitsblätter ergibt sich durch den Einsatz des Unterrichtspaketes komplettieren das Unterrichtspaket. Schreibaufgaben brin- keine Mehrarbeit. Im Gegenteil: Das umfassende Arbeits- gen nach dem Film wieder Ruhe in die Klasse. Sie geben material zur Gestaltung der Unterrichtseinheiten ist direkt dem Lehrer# Auskunft darüber, ob alle Schüler# den Entscheidung Entscheidung 4 im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 5 ist das fair? ist das fair?
Informationen zum Thema Informationen zum Thema Das Thema: individuellen Rechtsverletzungen in den Hintergrund konfrontiert – insbesondere via TV und Internet –, Viel Mode für wenig Geld – ist das fair? gerückt werden. So gibt etwa der Friedensnobelpreis- träger Muhammad Yunus zu Protokoll, dass die Arbeit wobei sie die damit verbundenen Absichten der An- bieter# meist nicht reflektieren und dementsprechend in den Textilfabriken allen tragischen Umständen zum nicht ausreichend kritisch würdigen können. Kinder Trotz als „fantastischer Beitrag zur Befreiung der Frauen“ durch elterliche Überwachung vom Werbekonsum gewertet werden könne, weil „die Arbeit (…) ihnen die abzuschirmen ist jedoch weder realistisch noch Chance (gebe), aus absoluter Armut aufzusteigen“ – wünschenswert, muss der kompetente Umgang mit zietiert nach: (Nass 2014). Ein Boykott von T-Shirts oder Werbung doch erlernt werden. Werbung spielt in der nicht nur im „Sale“ erhältlich. Doch Trendmode zu Jeans aus Bangladesch gefährde Arbeitsplätze und damit Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen eine zentrale Tiefstpreisen hat ihren Preis. Den zahlen aber nicht die den gewünschten Aufstieg der Frauen (vgl. Goddar 2014). Rolle, wird sie doch durch innerstädtische Plakatwerbung Konsumenten# in den entwickelten Industriestaaten, genauso sichtbar wie auf den Trikots von Sportvereinen. sondern die Textilarbeiter# in den Produktionsländern Markenprägung bei Kindern und Jugendlichen So verwundert es nicht, dass über Werbung transportierte wie z. B. in Bangladesch, China und Pakistan. Zudem Marketingstudien belegen, dass die Loyalität von Markenbotschaften frühzeitig zum konsumbezogenen hat sich das Verhältnis zu den Produkten geändert, Kindern und Jugendlichen bei Gefallen eines Produktes Erfahrungsraum zählen. Vor allem bei Kleidung zeigen was sich an dem „Wegwerftrend“ ablesen lässt, der bis ins Erwachsenenalter hinein erhalten bleibt. Daher Kinder schon frühzeitig eine Fixierung auf ausgewählte sich in der stattlichen Menge von 750.000 Tonnen stellen diese auch schon zu Schulzeiten eine bedeutende Marken. Dies ist auch damit zu erklären, dass sich über textiler Altlasten konkretisiert, die hierzulande jedes Kundengruppe dar. Verbraucheranalysen zufolge beläuft Marken bereits während der Kindheit – und spätestens Jahr allein der Altkleidersammlung zugeführt werden sich das monatliche Taschengeld eines Jugendlichen in der Phase der Adoleszenz – die Zugehörigkeit zu (vgl. FairWertung 2010/2011). im Alter zwischen 13 und 17 Jahren hierzulande oder eben auch die Abgrenzung gegenüber bestimmten auf durchschnittlich 50 Euro (Langmeyer/Winklhofer Gruppen visualisieren lässt. Markenprodukte verkörpern Produktionsbedingungen in Bangladesch, 2014: 21). Mehr als fünf Mio. Euro geben Jugendliche ein bestimmtes „Image“, so dass ein ausgeprägtes China und Pakistan pro Jahr für Mode und Schmuck aus (Statista 2012). Markenbewusstsein sich im Laufe des Erwachsenwerdens Dies verwundert insofern, als die mediale Berichterstat- Mit zunehmendem Alter schnellen die Ausgaben der häufig mit einer gewissen Markentreue verbindet. tung längst eine kritische Distanz zu den Produktions- Kinder und für die Kinder dann noch weiter in die Höhe, bedingungen hätte auslösen müssen. Dokumentationen was nicht zuletzt auf steigende Ansprüche an alters- Was ist Konsum? Kennzeichen und Deutungsmuster „Kleider machen Leute“ – oder: wie z. B. ein „Markencheck“ der ARD (2012) widmeten sich und peergruppengerechte Kleidung zurückzuführen ist. Was aber ist genau unter dem Begriff „Konsum“ zu Die gesellschaftliche Bedeutung von Mode den Gegebenheiten der Bekleidungsindustrie und nahmen Hinzu kommt, dass „das Markenbewusstsein der Kinder verstehen? Im engeren Sinne zielt der Konsumbegriff auf Mode bietet die Möglichkeit, Zugehörigkeit zu gesell- dabei die Modeketten H&M, kik und C&A in den Blick. steigt sowie die Bereitschaft der Eltern, deren Wünsche ein überwiegend ökonomisches Verständnis von Konsum, schaftlichen Gruppen zu demonstrieren – oder sich von Umgerechnet 30 Euro verdienen die Textilarbeiter# in den weitgehend zu erfüllen“ (KidsVerbraucherAnalyse 2013). das „den Verzehr von Leistungen knapper Güter zum ihnen abzugrenzen. Insofern verwundert es nicht, wenn Fabriken Bangladeschs pro Monat – wenn sie denn über- Junge Zielgruppen bleiben damit gerade für Mode- Zweck der Bedürfnisbefriedigung eines Endverbrauchers“ sich Schüler# über ihre Kleidung definieren. Zu Zeiten haupt den vielfach unterschrittenen Mindestlohn beziehen. unternehmen attraktive Abnehmer#. in den Mittelpunkt rückt (König 1978: 514). Vor einigen von „Sale“- und „Outlet“-Angeboten ist Mode zu einem Auch an anderen textilproduzierenden Stand-orten sind Jahren jedoch führte die Einbindung soziokultureller Massenphänomen geworden. Spätestens seitdem die auf die Löhne nur geringfügig höher. Die tägliche Arbeitszeit Ein nachhaltiges Markenbewusstsein entwickelt sich Rahmenbedingungen von Konsum zu dem nunmehr junge Kunden# ausgerichteten Modehäuser H&M, Pimkie beläuft sich in der Regel auf rund 16 Stunden (vgl. ZDF spätestens dann, wenn Marken mit ihren Logos Teil des etablierten Begriff der „Konsumgesellschaft“, der den und Primark auf den Markt getreten sind, ermöglicht 2013). Dramatische Ereignisse wie der Einsturz des Rana- (Schul-)Alltags werden. Parallel dazu werden Kinder über Überfluss in postindustriellen Gesellschaften wie der erschwingliche Kleidung Jugendlichen sowohl Selbst- Plaza-Fabrikgebäudes in Bangladesch, bei dem am 24. zielgerichtete Werbung frühzeitig mit Markenbotschaften unseren beschreibt, in der Konsum mehr und mehr den inszenierung als auch Selbstverwirklichung. April 2013 mehr als 1.100 Menschen ihr Leben verloren, Zweck der Repräsentation erfüllt und gesellschaftlichen lenken die öffentliche Aufmerksamkeit meist aber nur für Individualisierungsprozessen Ausdruck verleiht Kritikwürdig sind die durch den gesteigerten Verbrauch kurze Zeit auf die Bedingungen, unter denen ein Großteil (vgl. Kleinschmidt 2008: 11). Lässt man den Kauf von entstehenden negativen Folgen für Umwelt und Gesell- unserer Kleidung produziert wird. (über)lebensnotwendigen Gegenständen außen vor, schaft. Denn die Abstände, in denen Trends als aktuell so lässt sich feststellen, dass Konsumhandlungen gerade gelten, sind sehr kurz. Diese Saisonalität belegt Textil- Dabei sind die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie auch bei jungen Erwachsenen häufig über einen produkte mit einem trendbedingten Verfallsdatum, so auch nach dem schwersten Fabrikunglück in der existentiellen Versorgungs- und Befriedigungszweck dass viele Konsumenten# dem (kurzfristig relevanten) Geschichte Bangladeschs in zahlreichen Schwellen- hinaus reichen und sich als Formen „demonstrativen Preis größere Bedeutung beimessen als der (langfristig und Entwicklungsländern unverändert prekär. Dennoch Konsums“ (vgl. Veblen 1993: 79ff.) zeigen. Mit anderen bedeutsamen) Qualität und Haltbarkeit. So erscheinen ignorieren Konsumenten# häufig die fatalen Arbeits-be- Worten: Konsum dient mitunter in erster Linie dem Textilien zu Discountpreisen als willkommene Alternative dingungen in den Textilfabriken ( Giftstoffe, hohe Prestige sowie dem bei jungen Erwachsenen in für trend- und schnäppchenbewusste Konsumenten# Temperaturen, keine Klimaanlagen, keine medizinische Ausprägung befindlichen Selbstkonzept und der damit aller Altersstufen. Versorgung, fehlende Sozialleistungen, niedriges einhergehenden Selbstverwirklichung. Ein (teures) Auto Lohnniveau etc. ), sind ihnen die Preisvorteile eines z. B. dient nicht nur der Fortbewegung, sondern verleiht Als prototypisch für diese Entwicklung kann die Modekette „Schnäppchens“ doch in der Regel wichtiger als Umwelt- zugleich dem sozialen Status Ausdruck. Auch Smart- Primark bezeichnet werden, bei der Jugendliche aktuell im und Sozialstandards. Zu bedenken ist jedoch, dass phones, Uhren, Schmuck und Kleidung nutzen junge Trend liegende Mode zu extrem niedrigen Preisen erste- vielfach der gesellschaftliche Fortschritt in den textil- Erwachsene häufig, um sich selbst zu positionieren. hen können. T-Shirts für weniger als fünf Euro sind hier produzierenden Ländern in den Vorder- und die Darüber hinaus bieten der Kauf und der Gebrauch Entscheidung Entscheidung 6 im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 7 ist das fair? ist das fair?
Informationen zum Thema Informationen zum Thema von Konsumgütern die Möglichkeit, sich selbst Verbrauchern# (B2C) handelt es sich z. B. um Formen Hartmut Rosa vor einigen Jahren in seinem mit „Ohne ein, die anderen ökologischen, ökonomischen bestimmte Erfahrungen zu bereiten und der Freizeit des E-Commerce, wie sie sich beispielsweise in Online- Bremse an die Wand“ überschriebenen Beitrag für und/oder sozialen Werten genügt, als dies die Logik Erlebnischarakter zu verleihen. shops nach dem „Amazon-Prinzip“ manifestieren. Diese die Wochenzeitung „Die Zeit“ nicht nur für eine „Ent- der konventionellen Massenproduktion erlaubt. Die neuen Interaktionsbeziehungen und Diskussionsräume im schleunigung“ des Konsums ausgesprochen, sondern Macht der Konzerne erfährt in Gestalt der von ethischen Das expansive Konsumverhalten ist in erster Linie auf Internet dienen jedoch nicht nur der Information, sondern auch dafür plädiert, diesen vom Kauf selbst zu trennen: Prinzipien geleiteten Konsumenten# somit eine Gegen- die sich verändernden räumlichen und kommunikativen liegen häufig an der Schnittstelle zur Inszenierung. „Der Kapitalismus in seiner spätmodernen Phase lebt wehr: „Der schlafende Riese Konsument erwacht und Bedingungen im Handel zurückzuführen. Den Auftakt davon, dass die Verbraucher in wachsendem Maße den verwandelt den Kaufakt in eine Abstimmung über die für tief- und weitreichende Veränderungen bildete Jugendliche stellen die Errungenschaften ihrer „Konsum- Kaufakt mit dem Konsumtionsakt verwechseln. Sie kaufen weltpolitische Rolle der Konzerne“ (Beck 2002: 131). in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Selbst- Streifzüge“ durch die Innenstädte in sozialen Netzwerken, immer mehr Bücher, aber sie kommen nicht mehr dazu, Ulrich Beck prägte das Schlagwort des „politischen bedienungskultur der Supermärkte, die das enge Blogs und/oder auf YouTube zur Schau: Sie präsentieren sie zu lesen; sie kaufen Schuhe und Kleider, die sie kaum Konsumenten“ und unterstrich die ökonomische Beratungs- und Vertrauensverhältnis zwischen Ver- ihre Einkäufe nicht nur Angehörigen und Freunden#, je tragen; sie kaufen Keyboards, Tennisschläger und Bedeutung ethischen Konsums. Zahlreiche Sozial- käufern# und Kunden# auflöste (vgl. Kleinschmidt sondern in Abhängigkeit von der genutzten „Privatheits- Teleskope, die sie nie benutzen; sie kaufen technische wissenschaftler# pflichten ihm bei und konstatieren 2008: 36). Filialbildung mit Werbung für Markenprodukte einstellung“ auch einem breiten Publikum. Für die Geräte, die so komplex sind, dass sie Monate oder Jahre eine „Moralisierung der Märkte“ (vgl. etwa Stehr 2008: lautete fortan die Strategie der Kundenbindung, der Bekleidungshersteller ergibt sich ein nicht zu bezahlender brauchten, um ihre Funktionen wirklich auszuschöpfen. 236). Gemeint ist damit, dass sich Konsumenten# wie „Tante-Emma-Laden“ als Geschäftsmodell hatte Werbeeffekt, denn was könnte authentischer sein als die Wäre der Sonntag verkaufsoffen, würde er nicht dem Produzenten# oftmals von der auf reine Nutzen- und ausgedient. Eine weitergehende Entfremdung erfuhr Wertschätzung der Produkte durch die Konsumenten# Realkonsum geopfert, sondern dem Kaufakt: Anstatt das Wertvermehrung gerichteten Zweckrationalität abwenden das Verhältnis zwischen Anbietern und Kunden# selbst? Immer mehr Modefirmen sponsern daher erfolg- Gekaufte zu konsumieren, würden wir erneut shoppen, und stattdessen ein von moralischen Kriterien geleitetes durch den aus den USA stammenden, zweistellige reiche Blogger# mit kostenlosen Kleiderproben, die diese und wer shoppt, konsumiert nicht“ (Rosa 2009). (Markt-)Verhalten zeigen. So kaufen Konsumenten# Wachstumsraten erzielenden Versandhandel. In den dann in ihren Videos ins rechte Licht rücken, wenngleich fair gehandelten Kaffee trotz der im Vergleich zu städtischen Ballungszentren erheben Shopping-Malls dies von den Communitys mitunter kritisch gewürdigt wird Konsumieren als politischer Akt – oder: ethischer konventionellen Produkten höheren Preise, und zwar in Konsum zu einer Form der Freizeitgestaltung. Gängige und der Verdacht der Schleichwerbung bereits zu ersten Konsum als Weg aus der „Konsumkonfusion“ der Regel ohne dabei zu erwarten, dass dieser besser Anglizismen wie Sale, Outlet, Shopping-Center und juristischen Auseinandersetzungen geführt hat. Einen Ausweg aus der „Konsumkonfusion“ bietet schmeckt. Handelten Konsumenten# stets rein nutzen- Shopping-Village zeugen davon, dass eine „Mall-Kultur“ die Politisierung des Konsums, indem der Kaufakt orientiert, fänden Fair-Trade-Produkte keinen Absatz. nach US-amerikanischem Vorbild in unsere Konsum-kultur Schüler# in der postmodernen Gesellschaft sind an im Unterricht als (individuelle) Handlungsmöglichkeit Zwar gibt es eine Diskrepanz zwischen Wissen und Eingang gefunden hat. eine ständige Verfügbarkeit von Konsumgütern und zur Abstimmung über Produktionsbedingungen und Handeln, doch hat „der Wissensstand einen wachsenden Dienstleistungen gewöhnt. Durch das Internet erhalten -strukturen durch die Verbraucher# dargestellt wird. Einfluss auf das ökonomische Verhalten (…) wie auch auf Zudem verfügen Konsumenten# heutzutage durch Jugendliche rund um die Uhr Zugang zu immer neuen Moralisch anspruchsvolle Konsumenten# verfolgen den Trend hin zu einer Moralisierung der Märkte“ (ebd.). neue Informationstechnologien über zahlreiche Produkten und können ihre Konsumkultur unabhängig die Absicht, ethisch zu konsumieren, d. h. Kaufent- Ethischer Konsum ist darauf angelegt, dass die Waren- neuartige Möglichkeiten der Informationsbeschaffung von Ladenöffnungszeiten gestalten („24 /7-Kultur“). scheidungen werden eher von moralischen als von produktion unter ökologischen, ökonomischen und/oder und -vernetzung. So bietet die Welt des Web 2.0 über Konsumenten# aller Altersstufen sehen sich heute ökonomisch-rationalen Aspekten geleitet. So fordern sozialen Gesichtspunkten insbesondere den nachfolgend Bewertungsplattformen unzählige Möglichkeiten mit einer enormen Angebotsflut konfrontiert. Gerade die sie mit ihrem Konsumverhalten eine Warenproduktion angegebenen Kriterien genügt (Abb. 1): der Vernetzung zwischen den Konsumenten# (C2C). Angebotsvielfalt von Onlineportalen kann überfordernd Bei Beziehungen zwischen Anbietern# und wirken – mit dem Risiko von Schnell- und damit Fehl- Soziales Ökologie Ökonomie käufen. Zudem werden über Werbung weitere Bedürfnisse geweckt, die bei fehlender Reflexion nicht nur Jugend- keine gesundheitsschädigenden ressourcenschonender Anbau stabile Mindestpreise liche für eigene Wünsche halten können. Arbeits- und Produktionsbedingungen (u. a. gegenüber Lieferanten) keine Kinderarbeit keine umweltschädlichen Substanzen langfristige Handelsbeziehungen In der „Wegwerfgesellschaft“ (Toffler 1971: 45 ff.) sind Quelle: eigene Darstellung Lebens- und Gebrauchsdauer von Produkten nicht mehr Mitbestimmung der Arbeitnehmerschaft Förderung kontrolliert biologischen Fair-Trade-Standards/-Siegel deckungsgleich, so dass Kauf- und Konsumakt häufig Anbaus auseinanderfallen. Gütererwerb führt nicht (mehr) zwangs- keine Diskriminierung Verbot genetisch veränderter „gerechte“ Entlohnung der Beschäftigten läufig zur Nutzung, die Möglichkeit des eventuellen Organismen Zugriffs reicht vielen Konsumenten# als Kaufanlass. Meinungs- und Versammlungsfreiheit Wiederinstandsetzung der Natur Wahrung eines Corporate-Governance- Dank des klassischen Gelegenheitskaufs, bei dem das (z. B. Aufforstung) Kodex (z. B. Korruptionsverbot) Credo weniger „Das brauche ich“ als vielmehr „Das könnte m su ich brauchen“ lautet, lagern zahlreiche Güter geduldig in Abb. 1: Kriterien ethischen Konsums aus sozialer, ökologischer und ökonomischer Perspektive n den Schränken: die Schuhe, die zwar schön, aber doch Ko unbequem sind; die Jacke, die zwar günstig war, aber doch nicht wirklich passt, und das Kleid, für das bisher Entlang dieser Kriterien lässt sich der Unterricht mithilfe der Videos und Unterrichtsmaterialien ausrichten, um auch bei Jugendlichen ein Bewusstsein für die weitreichenden Folgen ethischen Konsums zu wecken, der getreu dem Motto der richtige Anlass fehlte. Diese im Nachhinein meist als „Wandel durch Handel“ immer breitere Akzeptanz findet. Die Forderungen, „Menschenrechte global zu respektieren, „Fehlkäufe“ deklarierten Waren finden nicht selten als Kriterien der ökologischen Nachhaltigkeit zu beachten und die sozialen Existenzgrundlagen der weltweit eingesetzten Sonderangebote den Weg in unsere Einkaufstaschen. Lohnarbeitskräfte durch faire Löhne und Arbeitsbedingungen zu gewähren“ (Beetz 2007: 29), könnten somit in der Vor diesem Hintergrund hat sich der Jenaer Soziologe Mitte der Gesellschaft ankommen. Entscheidung Entscheidung 8 im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 9 ist das fair? ist das fair?
Informationen zum Thema Informationen zum Thema Literatur Ahaus, Björn/Heidbrink, Ludger/Schmidt, Imke (2011): Beetz, Michael (2007): Verbraucheröffentlichkeit und Statista (2012): Ausgabenstruktur von Jugendlichen Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.) (2015): Der Konsument zwischen Markt und Moral. In: dies. (Hg.): Bürgerschaft. In: Baringhorst, Sigrid u. a. (Hg.): Politik nach Warengruppe in Deutschland im Jahr 2012 Aus Politik und Zeitgeschichte. Mode; online unter: Die Verantwortung des Konsumenten. Über das Verhältnis mit dem Einkaufswagen. Unternehmen und Konsumenten (in Mio. Euro pro Jahr), http://de.statista.com/statistik/ http://www.bpb.de/apuz/198374/mode von Markt, Moral und Konsum, Frankfurt a. 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Markenbewusstsein und Konsumverhalten Autorenspiegel institut München. von Jugendlichen; online unter: http://www.bpb.de/shop/ lernen/was-geht/35107/markenbewusstsein-und-konsum- Tim Engartner, Jg. 1976, ist Professor für Didaktik der Nass, Matthias (2014): Nähen für die Frauenbefreiung. verhalten-von-jugendlichen (Zugriff am 27.08.2014) Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt schulische In: Die Zeit, Nr. 24. v. 24.06.2014 politische Bildung am Fachbereich Gesellschaftswissen- Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.)(2010): schaften der Goethe-Universität Frankfurt a. M. Rosa, Hartmut (2009): Ohne Bremse an die Wand. Informationen zur politischen Bildung. In: Die Zeit, Nr. 27 v. 25.06.2009 Haushalt – Markt – Konsum, Heft 308, Bonn Entscheidung Entscheidung 10 im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 11 ist das fair? ist das fair?
Informationen zum Film Informationen zum Film Die Unterrichtsfilme im Überblick: Viel Mode für wenig Geld – ist das fair? Folge berichtete das Fernsehen über katastrophale Infomodul 1: Arbeitsbedingungen, Krankheitsfälle und Hungerlöhne, „Mode und Identität“ auch in anderen Produktionsländern. Diese Bilder Kleidung ist mehr als nur ein Schutz vor Kälte oder gehen Ebru nicht mehr aus dem Kopf, sie fühlt sich Wärme. Sie ist Teil unserer Identität: Durch Kleidung mitverantwortlich an den Zuständen in den Produktions- drücken wir unsere Persönlichkeit und unsere ländern und möchte keine Kleidung mehr kaufen, Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen aus. die dort unter unfairen Bedingungen hergestellt wird. Der Film thematisiert, welche Bedeutung Kleidung vor Selvi dagegen fühlt sich machtlos: Was soll sie als Einzelne allem für Jugendliche hat und wie die Modeindustrie schon an den Arbeitsbedingungen ändern können? Trends vermarktet. Gemeinsam mit den beiden Schülerinnen will Nina Heinrichs herausfinden, welchen Einfluss sie auf die Infomodul 2: Produktionsbedingungen von Kleidung haben können. „Woher kommt unsere Kleidung?“ Der Film erklärt, woher ein Großteil unserer Kleidung Der Ergebnisfilm stammt und warum sie zu niedrigen Preisen angeboten Nina Heinrichs, Ebru und Selvi treffen sich mit der Sozial- werden kann. Der Film sensibilisiert Schüler# dafür, dass wissenschaftlerin Sabine Ferenschild, um mehr über die preiswert hergestellte Kleidung häufig deshalb günstig Arbeitsbedingungen von Textilarbeitern# zu erfahren. Abschließend besuchen Nina Heinrichs, Ebru und Selvi ist, weil Menschen in Ländern wie China, Indonesien, Sabine Ferenschild hat in den Produktionsländern die Aktivistin Dr. Gisela Burckhardt von der „Kampagne Indien oder Bangladesch diese für wenig Lohn und unter mehrere Textilfabriken vor Ort besucht und dort die für Saubere Kleidung”, die sich für fair hergestellte Mode schlechten Arbeitsbedingungen fertigen. Arbeitsbedingungen dokumentiert. engagiert. Gisela Burckhardt will auch nicht, dass die Näher# in Bangladesch ihre Arbeitsplätze verlieren, Infomodul 3: Sie zeigt den Schülerinnen, unter welchen Umständen – und sie glaubt auch nicht, dass man alles in Deutsch- „Woran erkennt man ‚faire‘ Kleidung?“ Textilarbeiter# leben und arbeiten: Oft wohnen Näher# land produzieren könne. Aber sie findet, dass man sich Fair hergestellte Kleidung gewinnt zunehmend an auf engstem Raum, unter schlechten hygienischen dafür einsetzen muss, dass auch im Ausland unter sozial Beliebtheit. Beim Kauf fairer Mode können sich Der Problemfilm Bedingungen und die Löhne sind so niedrig, dass und ökologisch verträglichen Bedingungen gearbeitet Käufer# an Gütesiegeln orientieren. Mit „GOTS“, Die Moderatorin Nina Heinrichs trifft Ebru und Selvi. sie zum Leben kaum ausreichen. Sie erklärt, dass die wird und es keine Ausbeutung von Arbeitern# gibt. „FearWearFoundation“ und „Fairtrade“ stellt der Film Die beiden 18-jährigen Abiturientinnen verbringen ihre meisten großen Textilfirmen und -produzenten# sich Sie rät den Schülerinnen daher, bewusster und vielleicht die drei bekanntesten Gütesiegel für fair hergestellte Freizeit am liebsten mit Shoppen. Jede von ihnen nicht unabhängig kontrollieren lassen. Daher lässt sich nur auch weniger einzukaufen. Bei ihren Shopping-Touren Textilien vor. bekommt 100 Euro Taschengeld im Monat, das Geld schwer überprüfen, ob werbewirksame Versprechungen wollen Ebru und Selvi diesen Ratschlag in Zukunft geben sie fast nur für Kleidung aus. „Viel Klamotten für zur Einführung und Einhaltung sozialer und ökologischer beachten und vor allem auch nach Kleidung suchen, wenig Kohle“ ist ihr Motto, deshalb suchen sie vor allem Standards auch umgesetzt werden. Dass sozial und öko- die mit Siegeln für faire Mode ausgezeichnet wurde. nach Schnäppchen bei den einschlägigen Modeketten. logisch fair hergestellte Kleidung eine Alternative für Ebru Auf diese Weise können sie zumindest ein wenig Einfluss Nina Heinrichs besucht Ebru Zuhause: Auf Kleiderstangen, und Selvi sein könnte, sehen die beiden Schülerinnen darauf nehmen, unter welchen Bedingungen Kleidung in Kisten und Schränken stapelt sich die Kleidung. Style eher skeptisch: Mit fairer Mode verbinden sie eher produziert wird. ist ihr und Selvi sehr wichtig: Sie wollen zeigen, dass sie unmodische „Öko-Klamotten“. Nina Heinrichs versucht wissen, was angesagt ist – auch, um in der Clique nicht sie vom Gegenteil zu überzeugen, und besucht mit ihnen ausgeschlossen zu werden. Viele ihrer Kleidungsstücke ein Unternehmen, das fair produzierte Mode verkauft. zieht Selvi nicht regelmäßig an. Nach einmaligem Tragen wird die Kleidung stattdessen im Schrank gehortet. Die beiden Schülerinnen sind überrascht, dass fair Nina Heinrichs, geboren und aufgewachsen in Bremen, hat schon hergestellte Mode modisch und aktuell aussehen kann. mit 13 Jahren angefangen, an ihrer Reporterlaufbahn zu arbeiten, Die meisten T-Shirts und Hosen Ebrus kommen aus Sie ist allerdings wesentlich teurer als die Kleidung, zunächst beim Offenen Kanal Bremen, dann bei Radio Bremen. Bangladesch, China und anderen asiatischen Ländern. die Ebru und Selvi bisher gekauft haben – viele Stücke Für ihr Studium der Medienwissenschaften kam sie von der Weser Das stimmt sie schon länger nachdenklich: Ebru hat könnten die beiden sich also nicht leisten. Sie glauben von dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in außerdem, dass man weiter Kleidung aus den so an den Rhein. In Köln arbeitet sie als freie Autorin und Reporterin Bangladesch erfahren. Dort starben im April 2013 über genannten „Billiglohnländern“ kaufen sollte, damit die bei der jungen Welle des WDR, bei 1LIVE. 1.000 Menschen, vor allem Textilarbeiterinnen. In der Näher# dort nicht ihre Arbeit verlieren. Entscheidung Entscheidung 12 im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 13 ist das fair? ist das fair?
Ziele und Methoden Ziele und Methoden Ziele und Methoden: Entscheidung im Unterricht – Konsum Die Unterrichtsreihe „Entscheidung im Unterricht“ folgt und so die Macht von Jugendlichen als Konsumenten# aufgeworfen, inwiefern das Konsumverhalten von einem problemorientierten Ansatz und knüpft dabei an die stärken. Jugendliche können darüber informiert werden, Jugendlichen Einfluss auf die Produktionsbedingungen Lebenswelten von Jugendlichen an. Die Folge wie sie sich online oder per App Informationen zur der Textilindustrie hat – insbesondere die Ausbeutung „Viel Mode für wenig Geld – ist das fair?“ regt Schüler# Identifizierung nachhaltiger Produkte verschaffen können. von Nähern# in so genannten „Billiglohnländern“. zu der Auseinandersetzung mit der Frage an, inwieweit Die Verlagerung von Kaufentscheidungen in Richtung Die Schüler# werden nun aufgefordert, diese Frage zu sie durch ihr eigenes Konsumverhalten die Produktions- Öko- oder Fair-Trade-Produkte kann dabei ebenso zum diskutieren und ein erstes Stimmungsbild der Klasse bedingungen von Textilwaren beeinflussen können. Gegenstand des Unterrichts erklärt werden wie die einzufangen. Wie ein Großteil der erwachsenen Bevölkerung auch, Organisation von Meinungskampagnen im Social Web, tätigen die meisten Schüler# ihre Kaufentscheidungen die ein nachhaltiges Wirtschaften der Unternehmen ein- Ablauf der Unterrichtseinheit: intuitiv. Grund hierfür ist nicht zwingend ein Desinteresse fordern (vgl. Culture Jamming als Protestform). -D ie Schüler# bearbeiten das AB 1, „Der Kleiderschrank- gegenüber den Produktionsbedingungen der Textil- Check“. Als vorbereitende Hausaufgabe können die industrie, sondern ein Mangel an Informationen, die für Dabei gilt es zu bedenken, dass zahlreiche Studien auch Schüler# zusätzlich ihre drei Lieblingskleidungsstücke einen bewussteren Einkauf von Nöten wären. Die fünf bei jungen Erwachsenen eine Kluft zwischen Einstellung fotografieren oder zeichnen und die Bilder entweder Unterrichtseinheiten setzen sich daher zum Ziel, und (Konsum-)Handeln in Gestalt des „Mind Behaviour einzeln oder als Collage in der Klasse präsentieren Informationsdefizite aufzulösen und die Schüler# für Gap“ identifiziert haben (Ahaus/Heidbrink/Schmidt bzw. aufhängen. einen ethischen Konsum zu sensibilisieren. 2011: 10). So ist die Zustimmung zu sozial- und umwelt- -F alls die Schüler# eine Collage angefertigt oder Fotos verträglichem Wirtschaften in Umfragen meist groß: ihrer Lieblingskleidungsstücke mitgebracht haben, Vom Wissen zum Handeln Mehr als die Hälfte der befragten Konsumenten# erläutern sie kurz in einem Unterrichtsgespräch, warum Von dem standardökonomischen Ideal der Konsumen- bekundet Interesse an entsprechenden Standards sie sich gerade für diese Kleidungsstücke tensouveränität lässt sich nur sprechen, wenn Konsu- (vgl. Borgstedt u. a. 2010), aber nur zehn Prozent richten entschieden haben. Anschließend werten die Schüler# menten# das Wissen bereitgestellt wird, das sie für eine ihr Konsumhandeln danach aus (vgl. Heidbrink/Schmidt/ in Partnerarbeit AB 1 aus und vergleichen den Inhalt rationale Kaufentscheidung benötigen. Lehrer# können Ahaus 2011: 9 f.). Da Wissen über die Produktions- ihrer Kleiderschränke und ihre bevorzugten Modemarken. hier einen wesentlichen Beitrag zur Aufklärung leisten bedingungen der Textilindustrie aber nur die erste Stufe -E s folgt ein Unterrichtsgespräch über die Bedeutung von auf dem Weg zu einer „Konsumkompetenz“ darstellt, sollte Besonderer Wert wird auf die Methodenvielfalt innerhalb (Marken-)Kleidung. Als zusätzlicher Impuls kann das im Unterricht auf eine Überführung in entsprechendes der Unterrichtsreihe gelegt, wobei die Schüler# mehrmals Infomodul 1, „Mode und Identität“, gezeigt und die Handeln hingewirkt werden. aufgefordert werden können, ihre eigene Rolle als folgenden Fragen diskutiert werden: Welchen Argu- Konsument# zu verlassen und andere Perspektiven menten, die für einen Kleidungskauf genannt werden, In den Unterrichtseinheiten sollen die Schüler# (z. B. Vertreter# der Textilindustrie, Näher# in Bangla- stimmen die Schüler# zu und welche Bedeutung hat - sich mit ihrem eigenen Konsumverhalten und desch, Politiker#) einzunehmen. Die Schüler# entwickeln fair produzierte Kleidung für die Schüler#? der Bedeutung, die Mode in ihrem Leben spielt, auf diese Weise ein Verständnis dafür, dass ganz unter- -A nschließend wird der Problemfilm gezeigt. Während auseinandersetzen. schiedliche Interessen die Produktionsbedingungen der Filmsichtung füllen die Schüler# AB 2, „Wer sagt - die Produktionsbedingungen der Textilindustrie unserer Kleidung beeinflussen – und dass die Produk- was?“, aus. Danach diskutieren die Schüler# die kennenlernen und dabei erfahren, dass man wirtschaft- tionsbedingungen letztlich konkrete Auswirkungen auf Ansichten der Protagonistinnen und stimmen darüber liches Handeln unter unterschiedlichen Perspektiven Menschen in unterschiedlichen Positionen haben. ab, wie sie sich verhalten würden. Das Ergebnis der wahrnehmen kann. Abstimmung wird an der Tafel festgehalten. - an ausgewählten Beispielen Initiativen und Siegel Unterrichtseinheit 1: AB 1, AB 2 - Im Anschluss wird der Ergebnisfilm gezeigt. Die Schüler# kennenlernen, die für „faire“ Produktions- und „Ich bin, was ich trage“ diskutieren, ob sie die Positionen der Protagonistinnen Handelsbedingungen eintreten. Die Schüler# sollen für die Bedeutung von Kleidung nachvollziehen können, ob sie ihre Meinung durch das - darüber nachdenken, welche Möglichkeiten der als wesentlicher Bestandteil der eigenen und der Sehen des Films geändert haben und welche Argumente politischen Einflussnahme sie haben. Gruppenidentität sensibilisiert werden und ihr eigenes sie zum Nachdenken angeregt haben. - unterschiedliche politische Maßnahmen zur Konsumverhalten analysieren. Die Schüler# werden Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den aufgefordert, aus ihrer Lebenswelt – ihren Kleider- Unterrichtseinheit 2: AB 3 Herstellerländern diskutieren und beurteilen. schränken – zu berichten. Hier geht es um eine erste, „Coole Klamotten – zu welchem Preis?“ - überlegen, inwieweit sie selbst durch ihr Konsum- ehrliche Bestandsaufnahme: Was habe ich in meinem In dieser Einheit vertiefen die Schüler# ihr Wissen über verhalten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen Kleiderschrank und warum ist mir das wichtig? die Produktionsbedingungen günstig hergestellter in den Produktionsländern beitragen können. Anhand der Sichtung des Problemfilms wird die Frage Kleidung. Anschließend sollen die Schüler# versuchen, Entscheidung Entscheidung 14 im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 15 ist das fair? ist das fair?
Ziele und Methoden Ziele und Methoden Unterrichtseinheit 3: AB 4 die Situation nach der Katastrophe zu beleuchten. „Kann Mode fair sein?“ Es sollen Maßnahmen diskutiert werden, die die In dieser Unterrichtseinheit sollen die Schüler# über Wiederholung einer solchen Katastrophe verhindern „faire“ Mode und ihre Gütesiegel informiert werden. und langfristig die Arbeitsbedingungen der Textilarbeiter# Sie sollen Pro- und Kontra-Argumente bezüglich dieses verbessern können. Falls die Lerngruppe mit der Methode Themas sammeln und diese miteinander diskutieren. einer moderierten Talkshow noch wenig vertraut ist, Schließlich sollen die Jugendlichen in die Lage versetzt sollte die Lehrkraft die Rolle des Moderators# werden, sich selbst eine Meinung darüber zu bilden, übernehmen und die Diskussion leiten. ob fair hergestellte Kleidung eine Alternative zu herkömmlich produzierter Ware sein könnte und ob Ablauf der Unterrichtseinheit: sie als Konsumenten# durch ihren Kauf etwas an den - Als Vorbereitung auf diese Unterrichtseinheit bearbeiten Produktionsbedingungen verändern können. die Schüler# in Einzelarbeit das AB 5, „Die Katastrophe von Rana Plaza und die Folgen“, als Hausaufgabe. Ablauf der Unterrichtseinheit: - Die Ergebnisse der Hausaufgabe und die wichtigsten sich in die Situation von Textilarbeitern# in Bangladesch - Als Einstieg wird das Infomodul 3, „Woran erkennt Punkte des AB 5 werden zu Beginn der Unterrichts- hineinzuversetzen. Gemeinsam sollen sie überlegen, man faire Kleidung?“, gezeigt. In Einzelarbeit tragen die einheit besprochen. Anschließend schließen sich die was sich im Produktionsprozess ändern müsste, um die Schüler# Stichworte zu den drei Gütesiegeln „GOTS“, Schüler# in vier Gruppen zusammen. In den Gruppen Arbeitsbedingungen der Näher# konkret zu verbessern. „Fairtraide“ und „Fairware“ auf dem AB 4, „Kann Mode bearbeiten die Schüler# AB 6, „Die Katastrophe von fair sein?“, zusammen. Rana Plaza – zwei Jahre danach“. Ablauf der Unterrichtseinheit: - Anschließend teilen sich die Schüler# in zwei Grup- - Jede Gruppe beschäftigt sich mit dem Text eines - In Partnerarbeit untersuchen die Schüler# die Herkunft pen auf und bereiten eine Pro-Kontra-Diskussion zum „Experten#“. Die Schüler# fassen die Position ihres zu bringen. Abschließend soll konkret überlegt werden, eines Kleidungsstücks, das sie gerade tragen. Dann Thema „Kann ich durch den Kauf fair hergestellter Mode Experten# zusammen und überlegen, ob ihnen weitere wie die Schüler# das Gelernte in den Schulalltag hin- zeichnen sie den Produktionsstandort auf der Weltkarte die Welt ändern?“ vor. Dafür können die Schüler# die Argumente einfallen, die die Meinung ihres Experten# eintragen können, um auch andere Schüler# für einen des AB 3, „Coole Klamotten – zu welchem Preis?“, Argumente auf dem Arbeitsblatt nutzen. Damit weitere stützen. ethischen Konsum in Sachen Kleidung zu sensibilisieren. ein. Im Unterrichtsgespräch werden die geografischen Argumente gesammelt werden, kann den Schülern# - Jede Gruppe ernennt dann aus ihrer Mitte einen Schwerpunkte der Textilproduktionen herausgearbeitet auch ein gezielter Rechercheauftrag zu diesem Thema Teilnehmer#, der# in der Talkshow in die Rolle des Ablauf der Unterrichtseinheit: und ggf. auf einer großen Weltkarte gezeigt. gegeben werden. Experten# schlüpft und die erarbeitete Position vertritt. -D ie Schüler# bearbeiten AB 7, „Tu doch was!“. - Die Schüler# stellen Vermutungen über die Höhe - Nach dem Ende der Vorbereitungszeit diskutieren die Jeder# Experte# hat ein Ziel: die anderen von seiner Im Anschluss diskutieren die Schüler# unterschiedliche der einzelnen Kostenfaktoren an und notieren diese beiden Gruppen im Plenum. Die Einheit endet mit einem Meinung zu überzeugen. Handlungsmöglichkeiten, um sich für fair hergestellte auf dem Arbeitsblatt. (Partnerarbeit). Nach der Sichtung reflektierenden Unterrichtsgespräch: Welche Argumente - Die vier Experten# nehmen nun vorn in der Klasse Mode zu engagieren. Welche Formen des Engagements von Infomodul 2, „Woher kommt unsere Kleidung?“, haben die Schüler# am meisten überzeugt? Ist „faire Platz. Der „Moderator#“ (ein Schüler# oder der können sie sich vorstellen? Was kommt für sie korrigieren die Schüler# die Preiszusammensetzung. Mode“ für die Schüler# eine Alternative? Lehrer#) eröffnet die Talkshow. überhaupt nicht in Frage? Im nachfolgenden Unterrichtsgespräch werden die - Die restlichen Schüler# der Klasse sind Beobachter# -D ie Schüler# sollen dann die Rolle von Mitarbeitern# Unterschiede zwischen den Vermutungen und den Unterrichtseinheit 4: AB 5, AB 6 und bewerten die Talkshow im abschließenden einer Kreativ-Agentur einnehmen. Ihre Aufgabe ist es, realen Kosten thematisiert. „Die Folgen von Rana Plaza“ Unterrichtsgespräch: Wer hatte die besten Argumente? in Kleingruppen ein Konzept zu erarbeiten, um das - Anschließend finden sich die Schüler# in Arbeits- In dieser Unterrichtseinheit beschäftigen sich die Wer konnte mit seiner Präsentation am meisten Thema „faire Mode“ in der Schule zu bewerben. Der gruppen zusammen. Sie sollen sich nun in die Schüler# mit der Katastrophe von Rana Plaza. überzeugen? Kreativität der Schüler# ist dabei keine Grenzen Perspektive der Textilarbeiter# hineinversetzen und Im April 2013 gingen die Bilder des Fabrikeinsturzes gesetzt. Ein selbst gedrehtes Video zum Thema ist eben- fünf Forderungen aufstellen, die sich positiv auf die rund um die Welt. Über 1.100 Menschen verloren in Unterrichtseinheit 5: AB 7 so möglich wie ein Infostand beim nächsten Schulfest, Arbeitsbedingungen der Näher# auswirken würden. einem Gebäude, in dem für den internationalen Mode- „Tu doch was! – Was andere machen und was man eine Adbuster-Ausstellung (Plakate mit verfremdeter Die Forderungen sollen der Dringlichkeit nach gewichtet markt produziert wurde, ihr Leben, mehr als 1.500 selbst machen kann“ Werbung) im Schulhaus oder eine Facebook-Kampagne. werden. Jede Arbeitsgruppe ernennt einen Gruppen- Menschen wurden verletzt (Quelle: www.tagesschau.de, In dieser Unterrichtseinheit werden den Schülern# Wichtig ist: Die Kernaussage sollte deutlich sein und sprecher#, der die Forderungen vorträgt. Abschließend Stand: 24.04.2014). Die Schüler# haben die Aufgabe, Handlungsmöglichkeiten hinsichtlich eines sozial und der Entwurf möglichst viele Menschen ansprechen. werden die Gruppenergebnisse diskutiert: Welche eine Diskussionsrunde in Anlehnung an eine Fernseh- ökologisch verantwortlichen Konsums aufgezeigt. -Z um Schluss der Unterrichtseinheit werden alle Forderungen halten die Schüler# für realistisch und Talkshow durchzuführen, in der sie unterschiedliche Die Schüler# sollen erkennen, dass es unterschiedliche Entwürfe präsentiert und der beste Entwurf per welche für unrealistisch? Positionen und Rollen einnehmen. Ziel dabei ist es, Möglichkeiten gibt, eine politische Haltung zum Ausdruck Abstimmung gekürt. Entscheidung Entscheidung 16 im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – im Unterricht ... Viel Mode für wenig Geld – 17 ist das fair? ist das fair?
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