10 Jahre Clean Water Stiftung - Das nachhaltige Jubiläumsgeschenk der Georg Fischer AG zur 200-Jahr-Feier
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10 Jahre Clean Water Stiftung Das nachhaltige Jubiläumsgeschenk der Georg Fischer AG zur 200-Jahr-Feier Auszug aus dem Ferrum Nr.84 2012, S.43-51
10 Jahre Clean Water Stiftung Das nachhaltige Jubiläumsgeschenk der Georg Fischer AG zur 200-Jahr-Feier von Roland Gröbli 2002 durfte Georg Fischer das 200-jährige Bestehen des Gelebte Unternehmenskultur Unternehmens feiern. Auf Antrag von Martin Huber, da- mals Präsident der Konzernleitung, und von Ernst Willi, Mit ihren mittlerweile 209 Jahren gehört Georg Fischer zu damals Leiter des Konzernstabes Unternehmensent- den ältesten heute noch bestehenden Industriebetrieben wicklung und Mitglied der Konzernleitung, entschied der der Schweiz. Verglichen mit der durchschnittlichen Le- Verwaltungsrat, auf eine Jubiläumsdividende zu verzich- bensdauer von Unternehmen, nämlich etwa 20 Jahre, ist ten und stattdessen die Jubiläumsstiftung der Georg Fi- das ein mehr als respektables Alter. scher AG zu gründen. Die neue Stiftung stattete er – unter Verzicht auf eine Jubiläumsdividende von einem Franken Ein Unternehmen, das mehr als zwei Jahrhunderte existiert, pro Aktie – mit einem Startkapital von CHF 3,5 Mio. aus. hat sich schon in vielen Krisen und in schwierigen Situa- tionen bewähren müssen. Die Voraussetzung für eine trag- fähige Zukunft ist sicher der wirtschaftliche Erfolg. Lang- In 2002 Georg Fischer celebrated its 200th anniversary. fristig erfolgreich können aber nur Unternehmen sein, die At the request of Martin Huber, then President and CEO, auch sorgsam mit der Umwelt umgehen und die Bedürfnis- and Ernst Willi, then Head of Corporate Development and se der Mitarbeitenden und der Gesellschaft ernst nehmen. Member of the Executive Committee, the Board of Direc- tors elected to waive an anniversary dividend and instead Die Geschichte von Georg Fischer ist denn auch reich an created the Bicentenary Foundation of Georg Fischer AG. beispielhaften Initiativen. Dem Gebot der Zeit entspre- The new foundation was provided with a starting capital chend waren früher die Bemühungen von Georg Fischer of CHF 3.5 million, representing the waived anniversary vor allem auf eine Verbesserung der Arbeits- und Lebens- dividend of one franc per share. bedingungen der Menschen im Unternehmen selber aus- gerichtet. Beispiele des gelebten verantwortungsbewuss- ten Unternehmertums bei GF lassen sich aber bis in die Gegenwart aufzählen (siehe Kasten auf Seite 35). Das Klostergut Paradies legt für dieses Verantwortungsbe- wusstsein ebenfalls beredtes Zeugnis ab und ist ein wichti- ges, identitätsstiftendes Merkmal des Konzerns. Die Mitar- beitenden kommen aus aller Welt hierher zu Trainings und Ausbildungskursen, spüren und erfahren die Geschichte, das Verantwortungsbewusstsein des Konzerns um unser kulturelles Erbe und sind stolz darauf, zu dieser Unterneh- menskultur beizutragen. «Clean Water» im Dienste der Menschen Die Gründer waren sich über den Stiftungszweck rasch einig. Wasser ist schon lange ein Kernbereich von Georg CHF 7,5 Mio. in den ersten 10 Jahren Bis Ende 2011 hat der Georg Fischer Konzern CHF 7 Mio. zugunsten von «Clean Water» zur Verfügung gestellt, weitere CHF 100 000 spendeten Konzerngesellschaften, und für über CHF 400 000 erhielt die Stiftung Spenden von dritter Seite. Nachdem die Aktionäre bereits 2002 die Gründung der Stiftung mit grossem Wohlwollen begleitet hatten, trugen sie und weitere Personen und Vereinigungen im Umfeld von Georg Fischer mit diesen Spenden ebenfalls zum Erfolg der Stiftung bei. Es sind dies bemerkenswerte Beweise des Vertrauens für den Konzern. 32 Ferrum 84 / 2012
Dem Gemeinwohl verpflichtet 1802 Firmengründung: Johann Conrad Fischer legt in Schaffhausen den Grundstein für die heutige Georg Fischer AG. 1867 Krankenunterstützungsverein. Die bundesgesetz- lichen Bestimmungen über die Krankenversiche- rung traten erst 1914 in Kraft. 1868 Erstes Arbeiterwohnhaus und der Ankauf mehre- rer Wohnhäuser für Mitarbeitende. Es war dies der Anfang einer grosszügigen Wohnbaupolitik. 1876 Georg Fischer I (Enkel von Johann Conrad Fischer) schliesst für seine Arbeiter eine private Unfallver- sicherung ab. Mocambique (2011): Aufbau eines Swiss Wasserkiosks. 1898 Georg Fischer II (Sohn von Georg Fischer I) ruft die Projektpartner: Fachhochschule Rapperswil (Schweiz). Alterszulage ins Leben. Sie sah seinerzeit vor, all- (Fotos: Stiftung Clean Water) jährlich allen Arbeitern mit mehr als fünf Jahren Betriebszugehörigkeit aus dem Geschäftsergeb- Fischer: Bereits im Jahr 1864 begann GF mit der Produk- nis einen Betrag auf einem Firmen-Sparheft gut- tion von Tempergussfittings für die Gas- und Wasserver- zuschreiben. sorgung in den rasch wachsenden Städten Deutschlands 1918 Der Konzern kaufte zwei Landwirtschaftsbetriebe, und weiteren europäischen Staaten. Heute gehört Georg darunter das aus dem 13. Jahrhundert stammen- Fischer zu den führenden Herstellern von Rohrleitungs- de Klostergut Paradies, um die Lebensmittelver- systemen, unter anderem für die Versorgung mit Trink- sorgung der eigenen Mitarbeiter sicherzustellen. wasser. 1918 Institutionalisierung der Lehrlingsausbildun durch die Gründung einer eigenen Werksschule. Sauberes Wasser ist die Grundlage von Lebensqualität 1925 Einrichtung der betrieblichen Fürsorgestelle. und die Voraussetzung für das wirtschaftliche und soziale 1927 Errichtung der Ernst Homberger Stiftung mit dem Wohlergehen einer Gemeinschaft. Die stark verbesserte Ziel, Söhnen und Töchtern von Werksangehörigen Hygiene ist der wichtigste Grund, warum sich die durch- eine Berufsausbildung zu ermöglichen. Sie ist bis schnittliche Lebensdauer in den westlichen Ländern in den heute aktiv. letzten 200 Jahren praktisch verdoppelt hat. Mit «Clean 1935 Aufbau eines eigenen Unfallverhütungsdienstes Water» engagiert sich der Konzern so direkt und unmittel- zur Minimierung von Gefahrenquellen im Betrieb bar für das Gemeinwohl der Gesellschaft, insbesondere für und Installation von Schutzvorrichtungen sowie das Gemeinwohl von Menschen, welche nicht den für uns zur Aufklärung der Belegschaft. selbstverständlichen Lebensstandard geniessen können. 1944 Errichtung des Erholungs- und Ferienheimes «Collinetta» für Werksangehörige bei Ascona Die Herausforderungen sind gross (Tessin / Schweiz). 1948 Georg Fischer gründet die Eisenbibliothek. Die «Clean Water» will vor allem dort Unterstützung bieten, Sammlung umfasst heute rund 40 000 Bücher und wo Menschen selbst den täglichen Grundbedarf von rund Zeitschriften, speziell zum Werkstoff Eisen, und 20 Liter sauberem Wasser pro Tag nicht oder nur ungenü- steht Wissenschaftlern und Studenten kostenlos gend decken können. Das sind über 1 Milliarde Menschen, zur Verfügung (www.eisenbibliothek.ch). die diesen Grundbedarf nicht decken können oder keinen 1974 Der Konzern eröffnet sein Aus- und Weiterbil- direkten Zugang zu sauberem Wasser haben. Und bei über dungszentrum im ehemaligen Klarissenkloster 2,5 Milliarden Menschen sind die sanitären und hygieni- Paradies in der Nähe von Schaffhausen. schen Bedingungen ungenügend. 1992 Unterzeichnung der Charta der ICC (International Chamber of Commerce); Georg Fischer verpflich- Die grossen Herausforderungen zur Deckung des Wasser- tet sich zur Nachhaltigkeit. bedarfs und zugunsten einer besseren Siedlungshygiene 2002 Die Aktionäre unterstützen die Gründung einer sind unbestritten. Doch sie sind lösbar, vor allem wenn wir Jubiläumsstiftung durch den Verzicht auf eine vom Grundbedarf pro Person und Tag ausgehen. Das erste Jubiläumsdividende. Mit einem Startkapital von Problem ist die beschränkte Menge an Trinkwasser und CHF 3,5 Mio. setzt sich Georg Fischer mit «Clean der teilweise eingeschränkte oder gar verhinderte Zugang Water» weltweit für Trinkwasserprojekte ein. Ferrum 84 / 2012 33
10 Jahre Clean Water Stiftung Das nachhaltige Jubiläumsgeschenk der Georg Fischer AG zur 200-Jahr-Feier Äthiopien (2003); Projektpartner: Menschen für Menschen. (Foto: Stiftung Clean Water) Dank der neuen Gemeinschaftswasserpumpe in Lhaton gehören die kilometerweiten Fussmärsche zur nächsten Wasserstelle der Vergangenheit an. Indien (2007); Projektpartner: Mass Education (Indien). (Copyright: SRK, Thomas Aebi) (Foto: Stiftung Clean Water) Für alle drei Bilder: Vor allem die Frauen profitieren vom besseren Zugang zu Wasser, denn sie sind für die Versorgung der Familie mit Wasser verantwortlich. 34 Ferrum 84 / 2012
dazu. Dabei geht es auch um gesellschaftliche, politische Clean Water und ökonomische Fragestellungen. Zum Zweiten geht es Clean-Water-Projekte 2002–2011 (total = 92 Projekte) um den effizienten Nutzen von Wasser. Dies ist eine techni- sche, ökonomische und ökologische Herausforderung. Asien 33 Afrika 30 Und zum Dritten, und hier ist Georg Fischer mit der Stif- Mittel- und Südamerika 18 tung «Clean Water» mit ihren Projekten tätig, müssen wir Europa 11 rasch, mit einfachen Mitteln und nachhaltig den Ärmsten dieser Welt Zugang zu diesen 20 Litern pro Tag verschaf- Bis heute hat «Clean Water» 92 Projekte in aller Welt fen. finanziell unterstützt. Über 90 Projekte in 50 Ländern vor allem auf einzelne Länder und Regionen in Osteuropa. Das Startkapital von CHF 3,5 Mio. war – wie geplant – nach Aktuelle Projektbeispiele vier Jahren aufgebraucht bzw. gut investiert. Die intern wie extern sehr grosse Zustimmung und die vielfältige posi- In den vergangenen Jahren leistete Georg Fischer unter tive Resonanz auf diese gemeinnützige Aktion bewog die anderem zweimal unbürokratisch Soforthilfe, im Januar Konzernleitung, ab 2006 die Stiftung jährlich mit einem 2010 zugunsten der Erdbebenopfer in Haiti und im August namhaften Beitrag aus der laufenden Rechnung weiter zu 2010 zugunsten der Opfer der verheerenden Flutkatastro- alimentieren. phe in Pakistan. In beiden Fällen arbeitete GF mit Missions International (WMI) aus Charleston (USA) zusammen. Insgesamt unterstützte «Clean Water» bis heute über 90 Diese auf die Wasseraufbereitung in Katastrophengebie- Projekte in 50 Entwicklungsländern und Katastrophenge- ten spezialisierte Organisation stellte mit der finanziellen bieten und verhalf über 200 000 Menschen zu einer nach- Unterstützung des Konzerns in Haiti und in Pakistan total haltig besseren Versorgung mit Trinkwasser. Ein Grossteil zwölf mobile Wasseraufbereitungsanlagen zur Verfügung, der Projekte kam und kommt Menschen in ländlichen die jeweils schon wenige Tage nach Ausbruch der Kata- Regionen zugute, Menschen also, die von dem leben, was strophe im Einsatz standen. Pro Anlage konnten täglich der meist karge Boden hergibt. Es geht hier vor allem um 3000–5000 Personen mit sauberem Trinkwasser versorgt Brunnen, Regenwassertanks und -becken, um Ringleitun- werden. gen und Kanäle aus wasserreicheren Gegenden. In tendenziell städtischen Gebieten unterstützen wir vor Darüber hinaus wurden 2010 vier Projekte abgeschlossen allem einzelne soziale Institutionen wie Spitäler, Waisen- und zehn Projekte in Indien, Ghana, Ecuador, China, Kenia, häuser und Schulen (Internate). «Clean Water» hilft dabei Mozambique, Pakistan, auf den Philippinen, in Nepal und vor allem dort, wo der Staat nicht existent oder nicht fähig Tansania neu mit gesamthaft rund 690 000 Franken unter- ist, die Grundbedürfnisse der eigenen Einwohner zu de- stützt. Bei allen Projekten war das Ziel der erfahrenen Pro- cken. Diese Situation trifft teilweise auch auf Europa zu, jektpartner, die lokale Bevölkerung bei ihren Bemühungen zu unterstützen, die Trinkwasserversorgung nachhaltig zu verbessern. Hochkarätiger Stiftungsrat In der Regel zweimal jährlich trifft sich der Stiftungsrat, der sich zurzeit aus Yves Serra, dem Präsidenten der Kon- zernleitung, sowie Roland Abt, CFO, und Pietro Lori, Lei- ter GF Piping Systems, zusammensetzt, um sich über den Stand der Aktivitäten informieren zu lassen und über neue Gesuche zu entscheiden. So bewilligte er im Juni 2011 sieben neue Projekte in Bangladesch, Nepal, Tansania, Burkina Faso, Mexiko, Äthiopien und El Salvador in der Mettmann (2008): Wanderausstellung von «Clean Water» Höhe von rund 400 000 Franken. zu Besuch in unserer grössten Giesserei in Deutschland. Das Interesse der Mitarbeitenden an der Stiftung ist gross. Die Projektpartner sind uns bekannte und vertraute Hilfs- (Foto: Stiftung Clean Water) werke, die direkt mit lokalen Partnern zusammenarbei- Ferrum 84 / 2012 35
10 Jahre Clean Water Stiftung Das nachhaltige Jubiläumsgeschenk der Georg Fischer AG zur 200-Jahr-Feier Bosnien-Herzegowina (2007): Einweihung der Versor- Somalia (2007): Einweihung der Wasserversorgung im gungsleitung in Ilovaca in Gorazde. Von links: Hans-Die- Spital von Abudwaak. Projektpartner: Hadia Medial Swiss ter Landwehr und Andreas Hecker, ehemalige Geschäfts- Somalia (CH – Somalia). führer von Georg Fischer Mettmann; Projektpartner: (Foto: Stiftung Clean Water) Freundschaftsverein Mettmann-Gorazde. (Foto: Stiftung Clean Water) Surinam (2007): Projekt zur Filterung des schmutzigen Wassers für Trinkwasser in Lebidoti. Dritter von links: John Goudriaan, damals Geschäftsführer von Georg Fi- scher Waga (Holland); Projektpartner: Rotary Club von Paramaribo. (Foto: Stiftung Clean Water) Niger (2010): Finanzierung von zwei Brunnen in Abala; Projektpartner: Swissaid. (Fotos: Stiftung Clean Water) 36 Ferrum 84 / 2012
Indonesien (2006): Wiederherstellung der Wasserleitung China (2009): Einweihung des Wasserwerks in Sunjiaz- in drei Dörfern in Aceh nach dem Tsunami. In der Mitte: hunang Town (Tiefenbohrung und Wasserleitungen für Iñaki Mazarredo, damals Geschäftsführer von Georg Fi- Trinkwasser). Dritter von links: Yves Serra, Präsident scher Singapur; Projektpartner: Nationale Vereinigung der Konzernleitung von Georg Fischer; Projektpartner: der Wasserversorgungsunternehmen von Indonesien. Chinaust Ltd. (Foto: Stiftung Clean Water) (Foto: Stiftung Clean Water) Peru (2005): Bau der Wasserleitung vom Bergsee zum Dorf Uco; Projektpartner: Mission Don Bosco (Italien). (Fotos: Stiftung Clean Water) Ferrum 84 / 2012 37
10 Jahre Clean Water Stiftung Das nachhaltige Jubiläumsgeschenk der Georg Fischer AG zur 200-Jahr-Feier ten. Das Projekt in Mexiko für die Wasserversorgung von indianischen Einwohnern wird von Keith Jansen, dem Ge- schäftsleiter unserer Verkaufsgesellschaft in Monterrey, Mexiko, begleitet. Hier geht es um den Bau einer Leitung, der notwendigen Pumpen und der Zapfstellen von einem drei Kilometer entfernt liegenden See bis nach La Floresta, einem kleinen Indianerdorf im mexikanischen Bundesstaat Chiapas. Die Gemeinschaft als wichtigste Grundlage des Erfolgs Der Betrieb einer Wasserversorgung soll so günstig wie möglich sein; dennoch müssen minimale Mittel zum Be- Sikkim (2005): Der Bau von Regenwasserauffangbecken trieb, zum Unterhalt und zur laufenden Verbesserung vor- bildet einen der Schwerpunkte von «Clean Water». Pro- handen sein. Auf der technischen Seite führt dies dazu, jektpartner: Barefoot College (Indien). dass immer häufiger solarbetriebene Anlagen zum Ein- (Foto: Stiftung Clean Water) satz gelangen. «Clean Water» unterstützt immer wieder Projekte, die neue Wege gehen, gerade jetzt mit der Fach- hochschule Rapperswil beim Aufbau sogenannter Swiss WaterKiosks in Mocambique. Äusserst wichtig und nicht zu unterschätzen ist auch die Bedeutung der lokalen Wasserkomitees. Natürlich kommt Wasser «einfach so» in der Natur vor. Aber selbst bei idea- len Bedingungen braucht es Investitionen für die Fassung von Wasserquellen sowie die regelmässige Reinigung und Wartung aller Anlagen. Wo die natürlichen Bedingun- gen schwieriger sind, wo es Wassertanks oder Brunnen braucht, allenfalls sogar solar- oder dieselbetriebene Pumpen, ist es unumgänglich, dass jemand zum Rechten schaut. Je ärmer eine Gemeinschaft, desto wichtiger ist Mexiko (2011): Vorbereitungen für den Bau der Wasser die «community building». Ohne ein Minimum an Halt, an leitung im Indianerdorf La Floresta. Projektpartner: Führung und Verantwortungsbewusstsein der Zivilgesell- Schweizerische Indianerhilfe SIH / ASI. schaft ist ein Wasserprojekt nicht nachhaltig. (Foto: Stiftung Clean Water) Erfahrene Projektpartner und klare Kriterien Georg Fischer setzt die meisten der finanziell unterstütz- ten Projekte deshalb in Zusammenarbeit mit erfahrenen Hilfswerken und direkt mit lokalen Partnern um, welche für derartige Trinkwasser- und Gemeinschaftsprojekte spezialisiert sind. Mit zu den für uns wichtigsten Kriterien gehören bei allen Projekten der Einbezug der Lokalbevöl- kerung und die Verwendung von lokal verfügbaren Tech- nologien. Ebenso sollten die Partner auch nach Abschluss eines Projektes vor Ort präsent bleiben und so dazu beitra- gen, dass die Projekte nachhaltig sind. Schliesslich legen wir grossen Wert darauf, dass die einzelnen Trinkwasser- projekte konkret, überblickbar und in einer vernünftigen Zeit abgeschlossen werden können. Tadschikistan (2010): Bau einer Trinkwasserversor- Etwa zwei Drittel aller Projekte realisieren wir mit oft lang- gung für drei ländliche Dörfer; Projektpartner: Caritas jährigen Partnern, etwa ein Drittel der Projekte vergeben Schweiz. wir jährlich an neue Partner. Bei Anfragen über Internet (Foto: Stiftung Clean Water) 38 Ferrum 84 / 2012
oder direkt aus einem potenziellen Einsatzland bemühen vor allem auf folgende Gründe zurückgeführt: wir uns um zusätzliche Referenzen. In diesem Fall ist der • Die Benutzer bezahlten das Wasser nicht (66 %) Initiant in aller Regel jemand, der in Europa oder den USA • Naturkatastrophen / fehlende Katastrophenvorsorge studierte und nun die erworbenen Kompetenzen im Heimat- (55 %) land aktiv nutzen will. Wir haben auch mit solchen Projekt- • Mangel an externer Infrastruktur (55 %) partnern gute Erfahrungen gemacht. • Ungenügende Wartung (55 %) • Mangel an (internen) Mitteln, um die Systeme zu repa- Persönlich engagierte Mitarbeitende rieren und zu warten (55 %) • Schwache Führung der Wasserkomitees / schwache lo- Georg Fischer unterstützt «Clean Water» nicht nur mit kale Autoritäten (44 %) einem jährlichen Sockelbeitrag, sondern trägt auch die Kosten für die Geschäftsführung, für Besuche vor Ort und Das Ergebnis dieser Umfrage erfüllt uns mit Freude und für die – allerdings – bescheidene PR, die wir in diesem Genugtuung. Von all diesen Antworten hat uns nur ein As- Zusammenhang betreiben. pekt überrascht: Wir haben die Vorsorge vor Naturkatast- rophen unterschätzt. Diesem Kriterium werden wir künftig Darüber hinaus engagieren sich einzelne Geschäftsfüh- auf jeden Fall besondere Beachtung schenken. Positiv ist rer persönlich für «Clean Water» und übernehmen das andererseits, dass viele Kriterien, denen wir bereits bisher Patronat für einzelne Projekte, zum Beispiel in Indien, in grosse Beachtung schenkten, effektiv als wichtigste Bau- Indonesien, auf den Philippinen, in Kroatien, in Surinam, steine des Erfolgs aufgeführt wurden. in Tansania oder Mexiko. Selbstverständlich haben die entsprechenden Manager «ihre» Projekte auch ein- oder Schlussbemerkungen und Ausblick mehrmals persönlich besucht. Immer wieder nutzen Ge- sellschaften entsprechende Gelegenheiten, um für «Clean Georg Fischer darf stolz auf dieses Jubiläumsgeschenk Water» zu sammeln und den Erlös für Projekte zur Verfü- von 2002 sein. Es war sicherlich das nachhaltigste und in gung zu stellen. vielerlei Hinsicht auch nützlichste Geschenk zur 200-Jahr- Feier des Konzerns. Georg Fischer Rohrleitungssysteme (Schweiz) AG ver- zichtet seit einigen Jahren auf Weihnachtsgeschenke und Die Umfrage bei allen bereits unterstützten Projekten spendet dafür einen grösseren Betrag an «Clean Water». spricht dafür, punktuell Korrekturen beim Einsatz der Stif- In der Weihnachtskarte, die an rund 4000 Adressaten in tungsgelder vorzunehmen, eine grundsätzliche Überprü- der Schweiz geht, machen sie auf dieses Engagement auf- fung des Konzepts drängt sich nicht auf, und der Mangel merksam. an Wasser ist leider nicht geringer geworden. Über 80 % aller Projekte sind nachhaltig Als private Stiftung wird «Clean Water» auch weiterhin das Schwergewicht auf die Unterstützung von überblick- Aus Anlass des 10-jährigen Bestehens haben wir im Som- baren Gemeinschaften in marginalen Lebensbedingungen mer 2011 alle Projektpartner angeschrieben. Die erfreu- legen. Das heisst auch, dass wir uns weiterhin nicht für in- liche Nachricht zuerst: Aufgrund der Umfrage dürfen wir frastrukturelle Aufgaben engagieren, welche die Autorität feststellen, dass über 80 Prozent aller realisierten Projek- und Finanzkraft eines Staates oder doch eines grösseren te nachhaltig sind und bis heute ihren Dienst erfüllen. Da Gemeinwesens erfordern. wir im Multiple-Choice-Verfahren nach den Gründen des Erfolgs bzw. des Misserfolgs fragten, wissen wir auch dar- Georg Fischer wird die finanzielle Unterstützung der Stif- über Bescheid. Die meistgenannten Gründe für die erfolg- tung im bisherigen Rahmen weiterführen, sofern sich die reiche Umsetzung der Projekte waren: wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht grundlegend • Vorhandene technische Kenntnisse, die Systeme zu be- ändern. Dazu werden, dessen bin ich mir sicher, auch wei- dienen (77 %) terhin nebst dem Konzern engagierte Mitarbeitende und • Engagement und Einbindung der lokalen Gemeinschaft Führungspersonen von Georg Fischer beitragen. Die gute (68 %) Botschaft hier und jetzt lautet deshalb: GF hat dieses Geld • Gute Unterstützung von begleitender NGO (60 %) bislang gut investiert. Wir machen weiter. • Genug finanzielle Mittel, die Systeme zu reparieren und zu warten (51 %) Demgegenüber wurden die nicht erfolgreichen Projekte Ferrum 84 / 2012 39
10 Jahre Clean Water Stiftung Das nachhaltige Jubiläumsgeschenk der Georg Fischer AG zur 200-Jahr-Feier Dr. Roland Gröbli Geboren 1960 in Nidwalden (Schweiz), Studium der Germanistik und Ge- schichte in Zürich und Berlin (West). Von 1989 bis 1992 arbeitete er als Re- daktor der Luzerner Neusten Nach- richten, anschliessend bis 1995 als internationaler Mitarbeiter der Stif- tung Fundación Apoyar in Bogotá (Kolumbien) mit Schwergewicht auf Jugendarbeit. Von 1995 bis 1999 lei- tete er als Geschäftsführer die Schwei- zer-Kolumbianische Handelskammer. Nach einem einjährigen Intermezzo bei der schweizerischen Zentrale für Handelsförderung (OSEC) trat er 2000 in die Dienste von Georg Fischer in Schaffhausen als Generalsekretär (seit August 2000) und im Nebenamt als Geschäftsführer der Stiftung «Clean Water» (seit Mai 2005). 40 Ferrum 84 / 2012
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