Für ein soziales und weltoffenes Essen - Kommunalpolitische Leitlinien der Gewerkschaften 2014 -2019
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Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen Für ein soziales und weltoffenes Essen Kommunalpolitische Leitlinien der Gewerkschaften 2014 - 2019
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen Der Deutsche Gewerkschaftsbund in Essen und seine Gewerk- schaften wollen menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedin- gungen für alle Menschen in unserer Region. Nur in einer sozial gerechten Gesellschaft, in der alle Menschen gleiche Chancen auf Arbeit, Wohlstand, Bildung, Teilhabe an Kultur, Erholung und Sicherheit in lebenswerten Gemeinden haben, wird es ein friedliches Miteinander geben. Dafür braucht Essen eine starke und gut verwaltete Kommune, in der Rat und Verwaltung nicht den Interessen der Wohl- habenden und Einflussreichen folgen, sondern die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung berücksichtigen. Wir formulieren unsere «Kommunalpolitischen Leitlinien» aus Sicht der arbeitenden Menschen und in Verantwortung für alle Bürgerinnen und Bürger. Die vorliegenden Leitlinien sind ein Diskussionsangebot der Gewerkschaften an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt. Für uns Gewerkschaften sind diese Leitlinien Grundlage für eine offene Debatte über eine zukunftsfähige Stadt Essen. Somit erheben sie nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Mit breiter Diskussion, auf Veranstaltungen der DGB-Gewerkschaf- ten, im gemeinsamen Diskurs mit gesellschaftlichen Akteuren in der Stadt, werden wir uns um eine konstruktive und qualita- tive Weiterentwicklung der Leitlinien bemühen. Essen im Mai 2014 Dieter Hillebrand Lothar Grüll DGB-Stadtverband Essen DGB Stadtverband Essen • Teichstr. 4 • 45127 Essen www.meo.dgb.de 2
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen Seite >> Regionale Strukturpolitik, die Arbeitsplätze schafft 4 >> Zukunft sichern durch moderne Industrie, 5 Gute Arbeit und Sozialpartnerschaft >> Die öffentliche Daseinsvorsorge ausbauen 6 >> Die Stadt Essen als Arbeitgeber 7 >> Gleiche Chancen in der Bildung 10 >> Gemeinsames Leben in einem sozialen Essen 11 >> Essen gegen Rechtsextremismus 13 3
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen ■ Regionale Strukturpolitik, die Arbeitsplätze schafft Wir wollen, dass alle Menschen in Essen Arbeit haben, von der sie menschenwürdig leben können. Ziel muss deshalb eine regionale Strukturpolitik sein, die Arbeitsplätze in der Industrie und in den Dienstleistungsbranchen schafft. Kern der regionalen Wirtschaft ist die Industrie – wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Indus- triestandort Essen. Die Kirchturmspolitik der Kommunen muss überwunden werden. Wichtigste Standortfaktoren für Innovationen, Investitionen und Arbeitsplätze sind: Mitbestimmung • eine umfassende Mitbestimmung und Qualifizierung der ausweiten Beschäftigten • enge Verzahnung von Fachhochschulen, Universitäten und Wirtschaft • Ausbau der Verkehrsinfrastruktur Mobilitäts- • Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs konzepte • Entwicklung eines mit den Nachbargemeinden abgestimmten für die Mobilitätskonzeptes und Förderung neuer Formen der Mobili Region tät wie Carsharing • Modernisierungsinvestitionen in Brücken und Straßen Gewerbeflächen • vorausschauende Erschließung von Industrie- und Gewerbe- erschließen flächen, damit ansässige Betriebe investieren und neue ange zogen werden • enge Zusammenarbeit zwischen den Kommunen, Kammern, Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden zur Bewältigung der wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen Stadt- und Regionalplanung geht nicht ohne demokratische Be- teiligung der Bürgerinnen und Bürger. Größtmögliche Transpa- renz bei Planung und Realisierung ist ein Gebot der Stunde. 4
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen ■ Zukunft sichern durch moderne Industrie, Gute Arbeit und Sozialpartnerschaft Die seit vielen Jahren dauerhaft hohe Arbeitslosigkeit ist das Kern- problem des Essener Arbeitsmarktes und damit der betroffenen Menschen. Die Aufnahmefähigkeit des Essener Arbeitsmarktes bleibt weiter eingeschränkt. Die Schaffung von Arbeitsplätzen für Langzeitar- beitslose, Ältere und Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsaus- bildung muss oberstes Ziel von Arbeitsagentur und Jobcenter Essen werden. Der Trend zur prekären Beschäftigung (Leiharbeit, Minijobs, Teil- Trend zur zeitarbeit, Soloselbstständigkeit) auf dem Essener Arbeitsmarkt ist prekären weiter ungebrochen, obwohl der Anteil der sozialversicherungs- Beschäftigung pflichtigen Beschäftigten zugenommen hat. Diese Entwicklung stoppen muss durch aktive Arbeitsmarktpolitik umgekehrt werden. Die Gewerkschaften haben mit dem «Index Gute Arbeit» ein wis- senschaftlich fundiertes Konzept zur Beurteilung von Arbeits- platzbedingungen vorgelegt. «Gute Arbeit» ermöglicht den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ein hohes Maß an per- DGB-Index sönlicher und beruflicher Entwicklung, wird von ihnen als sinnvoll «Gute sowie körperlich und emotional wenig belastend empfunden und Arbeit» bietet ihnen ein angemessenes Einkommen und berufliche Zukunftssicherheit: http://www.dgb-index-gute-arbeit.de Die wirtschaftliche Bedeutung von Dienstleistungsbranchen nimmt zu - auch in Essen. Aber: Das Klischee von der Alt-Industrie im Revier, die nur Lärm und Dreck verursacht, ignoriert die erfolg- reiche Rolle heimischer Unternehmen in globalen Wertschöp- fungsketten, die Beiträge zu Forschung und Entwicklung und die Innovationsfähigkeit in den Unternehmen. Die positive Funktion der Industrie muss (auch gefördert von der Politik) stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden. Die industrielle Landschaft wird sich drastisch verändern. Treiber sind hier die Globalisierung und die technologische Entwicklung Industrie 4.0 („Industrie 4.0“), aber auch die Herausforderungen durch Klima- schutz und Energiepolitik tragen dazu bei. 5
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen Innovationen finden nicht nur in forschungsintensiven Unterneh- men statt, sondern auch in den Bestandsindustrien durch die Kombination vorhandener Kenntnisse sowie durch das Lernen mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern. altersgerechte Innovationen müssen unter den Bedingungen des demografi- Arbeitsplätze schen Wandels bewältigt werden. Das stellt besondere Ansprüche an die Gestaltung altersgerechter Arbeitsplätze. Mitarbeiter/ Unternehmerischer Erfolg wird künftig noch enger verknüpft sein innen mit qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbei- tern. Wer auf Rückzug aus der Ausbildung, auf Leiharbeit und per- qualifizieren manenten Arbeitsdruck setzt, wird zu den Verlierern gehören, weil ihm die Fachkräfte ausgehen. Die Industrie muss sich diesen Herausforderungen einer nachhal- tigen Wirtschaft stellen. Der Wandel bietet industriepolitische Chancen für den Standort Essen. Das Ausspielen von „schwarzen“ gegen „grüne“ Wirtschaftsbereiche lehnen wir ab. Stattdessen brauchen wir eine präventive Qualifizierungs- und Arbeitsmarkt- strategie. Die bisherige Stärke des Industriestandortes wurde durch die So- zialpartnerschaft getragen. Das wurde nicht zuletzt in der zurück- liegenden Krise deutlich, in der Gewerkschaften und Betriebsräte auch in Essen verantwortungsvoll ihre Aufgaben erfüllt haben. Deshalb fordern wir: • eine Kampagne für den Industriestandort Essen für den Industriestandort • regionale Innovationsnetzwerke unter Beteiligung von Essen Gewerkschaften und Betriebsräten • eine Analyse zum Fachkräftebedarf im Rahmen der Energie wende und daran anknüpfende Qualifizierungskonzepte und Kooperationen in der Weiterbildung. ■ Öffentliche Daseinsvorsorge ausbauen Alle Menschen müssen Zugang zu einer umfassenden öffentli- chen Daseinsvorsorge haben. Das ist ein Gebot sozialer Gerechtig- keit. Eine Politik nach dem Motto „Privat vor Staat“ lehnen wir ab. Der Verkauf oder (Teil-)verkauf kommunaler Betriebe „rechnet“ 6
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen sich nicht, sondern führt zu unzureichender Versorgung, steigen- den Preisen und Arbeitsplatzabbau. Die Politik muss daher prüfen, ob bereits privatisierte Aufgaben (z.B. die VWS) re-kommunalisiert Privatisierung werden können. Wer öffentliche Aufgaben und Dienstleistungen „rechnet“ privatisiert oder ausgliedert, gibt die Verantwortung aus der Hand sich nicht und beraubt sich selbst der Möglichkeit, zukünftig Entscheidun- gen über Qualität, Zugang, Gebühren- und Kostenentwicklung von öffentlichen Aufgaben selber zu gestalten. Unsere wichtigsten Forderungen: • Versorgung mit Wasser, Strom und Gas sowie die Entsorgung müssen in öffentlicher Hand bleiben Öffentliche • Ausbau und Modernisierung des sozialen Wohnungsbaus Daseins- • Ausbau der Ganztagsbetreuung für Kinder aller Altersstufen vorsorge ausbauen • fußläufig erreichbare Gesundheitsversorgung und Stärkung der kommunalen Krankenhäuser • Betreuung und Pflege älterer und behinderter Menschen darf nicht dem Markt überlassen werden • Sparkassen müssen in öffentlicher Hand bleiben • Beteiligung Bürgerinnen und Bürger bei der Stadtentwicklung • Erhalt und Ausbau der Freizeit- und Kultureinrichtungen. ■ Die Stadt Essen als Arbeitgeber Um ihrer Aufgabe als öffentlicher Arbeitgeber gerecht werden zu können, benötigen die Gesellschaften ausreichend Eigenkapital. Personal- Die Stadt darf nicht beliebig Gewinne abschöpfen wollen und abbau damit die Belastungen an den Arbeitsplätzen erhöhen. = Weiterer Personalabbau führt zu Qualitätsverlust bei den Leistun- Qualitäts- gen für die Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen. Dies abbau schwächt den Wirtschaftsstandort Essen und gefährdet den sozialen Frieden. 7
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen Deshalb fordern wir: • dass die Zukunftsfähigkeit des EVV-Konzerns nicht durch unvertretbar hohe Belastungen gefährdet wird • dass für alle politisch gewollten Leistungserweiterungen, insbesondere für die defizitären Unternehmen, welche der Rat der Stadt Essen erwartet, die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die engagierte Arbeit der Beschäftigten im EVV-Konzern ist der Garant für die bislang hohe Qualität der Daseinsvorsorge in Essen. Neben der für den städtischen Haushalt wichtigen jährlichen Ge- winnabführung werden im EVV-Konzern auch Projekte von gesell- schaftlicher Bedeutung realisiert. Die Ziele der Gesellschaften und der Stadt lassen sich dauerhaft nur mit gut qualifizierten Mitar- beitern erreichen. Beschäftigungs- sicherung Wir fordern einen Beschäftigungssicherungstarifvertrag für alle Beschäftigten der Stadt Essen und der städtischen Gesellschaften. Der Fachkräftemangel darf nicht zu Lasten einzelner gering quali- fizierter Beschäftigungsgruppen durch Outsourcing und damit einhergehender Verschlechterung der Beschäftigungsverhältnisse beantwortet werden. Azubis Auszubildende sind zu übernehmen. Mit gezielten Qualifizie- übernehmen rungs- und Weiterbildungsangeboten kann einem künftigen Facharbeitermangel in den städtischen Unternehmen entgegen- gewirkt werden. Darüber hinaus erfordert der demographische Wandel, dass der Wissenstransfer zwischen den Generationen gesichert und Mo- delle für altersgerechtes Arbeiten in hoch belastenden Berufsfel- dern entwickelt werden. Tarifflucht Tarifflucht muss für alle Bereiche und Beschäftigungsgruppen des verhindern TVÖD/TV-V/TV-N ausgeschlossen werden! Nur mit leistungsfähi- gen, qualifizierten und motivierten Beschäftigten kann die Stadt ihre Aufgaben erfüllen. 8
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen Arbeitsgelegenheiten dürfen nicht dazu genutzt werden, um re- guläre Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst zu verdrängen. Sie sind nur dann vertretbar, wenn sie Menschen in schwierigen Le- benssituationen unterstützen und auf dem Weg in den Arbeits- markt begleiten. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind teuer – zumindest für die Stadt und die Steuerzahler, da Arbeitnehmerinnen und Arbeitneh- mer mit Billigjobs oft gezwungen sind, ergänzende Sozialleistun- gen oder Zuschüsse für die Kosten der Unterkunft zu beantragen. Der Einstieg zu einem einheitlichen gesetzlichen Mindestlohn ist von der großen Koalition auf den Weg gebracht worden. Diese ge- Mindestlohn setzlich festgelegte Lohnuntergrenze muss konsequent von der einhalten Stadt und den stadteigenen Betrieben eingehalten werden. Weitergehende Privatisierungen von gering qualifizierten Dienst- leistungen darf es nicht geben! Wir erwarten, dass sich der Rat der Stadt zur Tarifbindung auf Basis der mit ver.di abgeschlossenen Tarifverträge und zur Mitgliedschaft im Kommunalen Arbeitge- berverband NW bekennt. Betriebliche Mitbestimmung fördert die Identifikation mit den städtischen Unternehmen und ermöglicht erst, dass deren Ziele gemeinsam mit den Beschäftigten umgesetzt werden können. Wir erwarten die Ausweitung der Mitbestimmung auf alle Unterneh- men im Besitz der Stadt Essen. Mitbestimmung ausweiten Der §108 a GO NW regelt für fakultative Aufsichtsräte, dass Arbeit- und sichern nehmervertreter/innen auf Vorschlag der Beschäftigten durch den jeweiligen Rat der kommunalen Gliederung zu wählen sind. Aus diesem Grund erwarten wir vom Rat der Stadt Essen ein Bekennt- nis zur unternehmerischen Mitbestimmung in den Aufsichtsräten. Sie ist in den Satzungen der Gesellschaften festzuschreiben. Der Rat hat im Rahmen seiner gesetzlichen Möglichkeiten bei Ge- sellschaftsgründungen eine Rechtsform zu wählen, die von der Arbeitnehmerseite gewählte Aufsichtsräte zwingend vorschreibt. Gleiches gilt für die bestehenden städtischen und stadtnahen Ge- sellschaften, in denen aus Sicht von ver.di eine Änderung der Rechtsform im Sinne der Mitbestimmung anzustreben ist. 9
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen ■ Gleiche Chancen in der Bildung Wir erwarten von einer verantwortungsvollen Kommunalpolitik, dass sie dafür Sorge trägt, dass allen Kindern, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrer gesellschaftlichen Stellung und ihres Wohnortes die gleichen Bildungschancen eröffnet werden. Das Ziel der Landesregierung, kein Kind zurück zu lassen, muss auch für Essen gelten. Das bedeutet z.B. mehr Geld und • qualitative und quantitative Förderung der frühkindlichen Betreuung und Bildung mit digitaler Optimierung und Personal für niederschwelliger Beratung für junge Eltern Bildung • hervorragende Ausstattung der Bildungseinrichtungen • forcierter Ausbau von Ganztagsschulen und Ganztagskitas * • Förderung von Initiativen für längeres gemeinsames Lernen Bildungs- • ganzheitliche Sprachförderung sowie Bildungsberatung beratung für Eltern mit Migrationshintergrund. und • das von Student/innen getragene Sprachförderprojekt an Sprach- der Universität Essen hat sich bewährt und muss erhalten förderung bleiben • Inklusion von Lernbehinderten in den Regelschulbetrieb durch massive Investitionen von Land und Bund und Kommune in den Bildungssektor • Überwindung des Kooperationsverbots. Noch fehlen die finanziellen, personellen, räumlichen und konzeptio nellen Ressourcen für einen nachhaltigen Inklusionserfolg • angesichts maroder Schulinfrastrukturen sollte geprüft Neubau werden, ob es nicht sinnvoller ist, Lernhäuser neu zu statt bauen und die Standorte zu konzentrieren anstatt Renovierung städtische Schulkomplex aufwendig zu renovieren. maroder Weniger Standorte mit inklusiv nutzbaren, energetisch Bausubstanz optimierten und architektonisch attraktiven Bauten auf neuestem Stand der Pädagogik würden eine Bildungs- * Trotz Rechtsanspruch - 193 Essener Kinder warten auf Kita-Platz • WAZ vom 10.2.2014 10
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen landschaft des 21. Jahrhunderts entstehen lassen. Beispiel: Grundschule Haarzopf. • Ausbau der Initiativen zur Gestaltung des Übergangs von Schule und Beruf durch Einrichtung und Sicherung eines zentralen Praktikumsbüros und Zentrierung der Initiativen zur Unterstützung „schwervermittelbarer“ Jugendlicher. • Sicherstellung von Zugängen zu Bildungsberatung durch Vernetzung der Angebote im „Bildungspunkt“ Gemeinsames Leben in einem sozialen Essen Lebensqualität darf nicht alleine von Einkommen und Vermögen abhängen. Auch Menschen mit geringem Einkommen müssen am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Dies sicher zu stellen, ist Aufgabe von Staat, Ländern und Kommunen.*) Ehrenamtliche Suppenküchen oder Tafeln können die Stadt nicht aus ihrer Verantwortung entlassen. Statt Almosen brauchen wir engagierte Kommunen, die ihre Handlungsspielräume nutzen. Dazu gehört auch ein stärkeres Engagement für einen «sozialen sozialer Arbeitsmarkt» für Menschen, die auf dem Ersten Arbeitsmarkt Arbeitsmarkt absehbar keine Chancen mehr haben. Die Stadt Essen muss mit für sinnvolle mehr Phantasie Möglichkeiten für gesellschaftlich sinnvolle Arbeit Arbeit entwickeln, ohne damit in Konkurrenz zum ortsansässigen Hand- werk zu treten. Die Einwohnerzahl der Ruhrgebietsstädte wird langfristig sinken – gleichzeitig wird der Altersdurchschnitt steigen. Essen muss den demographischen Wandel frühzeitig in der Stadtplanung berück- Nahversorgung sichtigen. Dazu gehören lebendige Stadtteilzentren, in denen die sichern Nahversorgung für ältere und mobilitätseingeschränkte Bürgerin- nen und Bürger sichergestellt ist. Generationsübergreifende Wohnformen müssen gefördert werden. Insbesondere muss Woh- nen für Bezieher/innen geringer Renten und für Familien mit ge- ringem Einkommen bezahlbar sein. Der soziale Wohnungsbau ist *) „Knapp 6.000 Rentner in Essen leben am Existenzminimum. Das sind fast doppelt so viele wie vor zehn Jahren.“ WAZ vom 1.4.2014 11
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen deshalb nach Auffassung der Essener Gewerkschaften eine vor- rangige Zukunftsaufgabe für ein lebenswertes Essen. Sonntagsöffnungen der Geschäfte führen nicht zu zusätzlichen keine Umsätzen. Der Schutz des arbeitsfreien Sonntags ist von großer Sonntags- Bedeutung für die Gesundheit der überwiegend weiblich Beschäf- öffnungen tigten, für die Vereinbarkeit von Beruf und Familien sowie für das gesellschaftliche Leben in der Stadt. Die Bürgerinnen und Bürger müssen bei Planungen, welche die Lebensqualität in den Stadtteilen betreffen, stärker einbezogen werden. Wir wollen eine kulturell vielfältige Gesellschaft, in der das Zusam- menleben von Bürgerinnen und Bürgern unterschiedlichster Her- kunft gefördert wird. Dazu gehören u.a. • ein regelmäßiger Armuts- und Reichtumsbericht als Grundlage für eine sozial orientierte Kommunalplanung • Förderung von öffentlicher Beschäftigung für Langzeitarbeits- lose, Begrenzung von 1-Euro-Jobs und verbesserte Betreuung von Langzeitarbeitslosen, auch durch kommunale Beteiligung an Arbeitslosenzentren Essener • Einführung einer Essener Teilhabecard, welche einkommens- Teilhabecard schwachen Bürgerinnen und Bürgern diskriminierungsfrei die Nutzung von Kultur-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten ermöglicht • Ausbau von Dienstleistungen für einkommensschwache sozialer Bürgerinnen und Bürger, z. B. sozialer Wohnungsbau und Wohnungsbau Schuldnerberatung • besondere Unterstützung für benachteiligte Stadtteile und Quartiere, die schon einen großen Beitrage zur Integrations- arbeit in Essen leisten. • das Land/Bund Programm «Soziale Stadt» muss wieder für die benachteiligten Stadtteile im Essener Norden zur Verfügung stehen und nicht nur in Beton, sondern auch in Menschen investieren. 12
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen • Die Stadt Essen unterstützt Mieterselbsthilfegruppen und tritt in einem konstruktiven Dialog mit den Akteuren am Essener Wohnungsmarkt ein. Ein wegweisendes Beispiel ist das «Mieterbüro Feldwiese» in Katernberg, wo es gelungen ist, Kooperationsstrukturen im Gemeinwesen zu etablieren, in die Eigentümer, Sozialarbeit und und Bezirksvertretung einge- bunden sind ... ein Modell zum Nutzen aller Beteiligten. • Informationsangebote für ausländische Bürgerinnen und Bürger in ihrer Heimatsprache • Berücksichtigung des demografischen Wandels bei der Stadtplanung, z. B. wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten, Kultur-, Bildungs- und Sportangebote, Förderung von generationsübergreifenden Wohnformen • Die Stadt Essen unterstützt und fördert die Jugend und stellt dort die Mitbestimmung im Vordergrund. Als vorbildliche Handlungshilfe gilt das Pilotprojekt «Jugendforum» im Stadtbezirk VI-Zollverein. ■ Essen für Gewaltfreiheit - gegen Rechtsextremismus Das Ruhrgebiet ist seit jeher eine multikulturelle Region und hat damit eine hohe Integrationskraft bewiesen. In diesem Geiste - mit Weltoffenheit und Gastfreundschaft - war Essen im Jahre 2010 «Kulturhauptstadt Europas». Fremdenfeindlichkeit und Gewalt haben deshalb in Essen keinen Platz. Rechtsextreme besetzen vordergründig wirtschafts- und sozial- politische Themen und schüren Ängste vor angeblicher „Über- fremdung“ durch Flüchtlinge und Ayslbewerber. keine Chance Der DGB ruft alle Wählerinnen und Wähler auf, sich an den Kom- für munalwahlen zu beteiligen und den rechtsextremen Parteien ihre rechtsextremes Stimme zu verweigern. Doch mit der Stimmabgabe allein ist es Gedankengut nicht getan. Wir erwarten von der Kommunalpolitik, dass sie ihre Möglichkeiten nutzt, damit rechtsextremes Gedankengut keine Chance hat. 13
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen • keine Versammlungen von Neonazis und rassistische oder ausländerfeindliche Veranstaltungen in den städtischen bzw. öffentlichen Räumen • Unterstützung von bürgerschaftlichen Bündnissen gegen Rechts • Bildungs- und Informationsveranstaltungen gegen rechtsextremes Gedankengut • bessere Ausstattung von Stadtteilbüros, die sich um die sozialen Belange der Bürgerinnen und Bürger kümmern – Beratung und unabhängig von Nationalität und ethnischer Zugehörigkeit Hilfe für • keine Reduzierung sondern Ausbau von Projekten in der Jugendliche integrativen Jugendarbeit, damit Jugendliche Anlaufstellen und Betreuung haben • Beratungs- und Hilfsangebote für Jugendliche, die sich aus der rechten Szene lösen wollen. 14
Deutscher Gewerkschaftsbund Stadtverband Essen Gestaltung: bruno neurath-wilson:pr • www.komm-konzept.de • Bilder: Titelfoto: iStock | Zeche Zollverein: Thomas Wolf, www.foto-tw.de Stadtplan: mapz.com Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten IG Bauen-Agrar-Umwelt Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft IG Bergbau-Chemie-Energie Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft IG Metall Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Gewerkschaft der Polizei Verantwortlich: Deutscher Gewerkschaftsbund Mülheim-Essen-Oberhausen Dieter Hillebrand, DGB-Regionsgeschäftsführer Teichstr. 4 • 45127 Essen f 0201 • 632 47 0 • www.meo.dgb.de
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