Damit die "Spanische Grippe" nicht zurückkehrt

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Gesundheit

Vogelgrippe

Damit die «Spanische Grippe»
nicht zurückkehrt
Im Gegensatz zur Grippewelle von 1918 verfügt die Schweiz                                     Grippe-Pandemie in den Jahren 1918/
                                                                                              1919, der so genannten «Spanischen Grip-
heute über einen Influenzapandemieplan. Obwohl das Risiko der                                 pe». Weltweit wurden 20 bis 50 Millionen,
Übertragung des Vogelgrippe-Virus von Mensch zu Mensch ge-                                    in der Schweiz über 24 000 Tote gezählt,
                                                                                              zumeist junge Personen [2]. Zu Beginn der
ring ist, haben die Spitäler Notfallszenarien entwickelt und sich                             Epidemie wusste man wenig von den
mit Schutzmaterial ausgerüstet.                                                               Übertragungswegen und der Ansteckungs-
                                                                                              gefahr. Noch am 4. Juli 1918 stand in den
            CARLO COLOMBO                      den Todesanzeigen, «...letzte Nacht als Op-    «Glarner Nachrichten» wie in anderen
                                               fer ihres Berufes eingeschlafen», wie zum      Schweizer Blättern: «Die Krankheit hat ei-
 « A N D E R E Industrielle hingegen stifte-   Beispiel in jener von Gemeindeschwester        nen sehr gutartigen Charakter, sodass jede
ten Geld zur Anstellung neuer Kranken-         Anna Peter aus Ennenda. [1]                    Beunruhigung der Bevölkerung zwecklos
schwestern, die die Seuche aber mitunter         Nur wenige Personen erinnern sich            ist. Die spanische Krankheit verläuft nach
gleich selber traf, ebenso wie Sanitäter       heute noch oder sind Zeitzeugen aus der        den sorgfältigen Feststellungen des eidg.
oder Ärzte im Dienst. So stand jeweils in      uns bekanntesten und tragisch verlaufenen      Gesundheitsamtes in etwa vier Tagen, sie

Damit sie bei Verdachtsfällen von Vogelgrippe-Erkrankungen vorbereitet sind, haben sich viele Spitäler mit Schutzmaterial aus-
gerüstet und Notfallszenarien entwickelt.                                                                         Foto: Siliva Märki, USZ

10    K r a n k e n p f l e g e 6/2006
      Soins infirmiers
Gesellschaft

                                              Pandemien – Schreckensszeniarien
                                              zwischen Angst und Faszination
beginnt mit Kopfweh und relativ hohem           «Die Pest hatte alles und alle ver-      Prävention immer auch die Funktion
Fieber, die langsam wieder abflauen» [1].     schlungen. Es gab keine individuel-        der Beruhigung zukommt, weil sie
Auch wurden exponierte Personen wie           len Schicksale mehr, nur noch ein          die Gewissheit vermitteln, dass aktiv
betreuende Familienmitglieder oder Pfle-      kollektives Schicksal, geschaffen          etwas zum Schutz von den drohen-
ge- und Arztpersonen kaum wirksam ge-         durch die Pest und die Gefühle, die        den Gefahren unternommen wird
schützt.                                      durch alle geteilt wurden.» – Albert       (Hafen 2005).
                                              Camus’ Beschreibung des Ausbruchs             Natürlich profitieren nicht nur die
Grippen gibt es seit jeher                    einer Pestepidemie geht unter die          Massenmedien und die Prävention
                                              Haut. Das Buch vermittelt einen Ein-       von der Angst, aber auch der Faszi-
  Die erste Erwähnung einer Grippe            druck davon, was die Menschen zur          nation, welche drohende Epidemien
stammt von Hippokrates, etwa um 412 v.        Zeit der Pestepidemien im ausgehen-        oder andere Schreckenszenarien
Chr. Die erste wissenschaftliche Beschrei-    den Mittelalter und während der            (z. B. Terroranschläge) ausüben. So-
bung einer Grippepandemie in Mitteleuro-      Typhus- und Cholera-Epidemien im           bald eine persönliche Betroffenheit
pa stammt aus dem Jahr 1580. Weitere          19. Jahrhundert durchmachten.              nicht mehr kategorisch auszusch-
Grippepandemien im 20. Jahrhundert, mit         Der Erfolg von Camus’ Buch ist ein       liessen ist, steigt die Alarmbereit-
weitaus weniger Toten als 1918, fanden in     Indiz dafür, dass die grossen Seu-         schaft weiter Teile der Bevölkerung.
den Jahren 1957 und 1968 statt.               chen im öffentlichen Bewusstsein           Das erhöht nicht nur nur die Emp-
  Eine Pandemie ist die weltweite Aus-        immer noch präsent sind. Natürlich         fänglichkeit für präventive Botschaf-
breitung einer Krankheit, die die gesamte     sind es nicht nur literarische oder fil-   ten wie in den ersten Jahren der
Bevölkerung betrifft. Eine Pandemie kann      mische Aufarbeitungen von Seuchen          Aids-Epidemie, sondern vergrössert
entstehen, wenn ein dem menschlichen          (wie im Film «Outbreak» von Wolf-          auch die Bereitschaft, für den eigenen
Immunsystem unbekanntes, neuartiges           gang Petersen), welche die Angst vor       Schutz Geld auszugeben – ausver-
Virus auftritt, dass von Mensch zu Mensch     neuen Epidemien oder gar lokal             kaufte Atemschutzmasken oder leere
übertragbar ist. Ob uns eine weitere Pan-     nicht begrenzbaren Pandemien               Tamiflu-Regale sind da nur zwei Bei-
demie, die zweite des 21. Jahrhunderts,       schüren. Die Älteren unter uns ha-         spiele.
bevorsteht, weiss niemand mit Sicherheit      ben die «Spanische Grippe» noch               Schliesslich wäre eine These des
(Sars im Jahre 2003 kann als die erste        selbst erlebt und viele haben durch        britischen Soziologen Anthony Giddens
bezeichnet werden, vgl. Zweittext S. 14).     Angehörige Geschichten über dieses         (1990) zu prüfen. Er geht davon aus,
Experten der Weltgesundheitsorganisation      Virus gehört (vgl. Haupttext). Ist es      dass die apokalyptischen Visionen
(WHO) und anderer Organisationen rech-        diese kollektive Erinnerung alleine,       neuer Epidemien ein Ausdruck der
nen damit. Sars hat uns vor drei Jahren       welche die immense Besorgnis her-          Orientierungslosigkeit der modernen
eine neue Bedrohung gebracht. Sars hat        vorruft, die in den letzten Monaten        Gesellschaft sind, die durch den
uns gelehrt, Wege und Mittel zu finden, uns   durch die Vogelgrippe und vor weni-        Zerfall traditioneller Sicherheiten wie
und andere Personen vor Ansteckung zu         gen Jahren durch Sars oder BSE aus-        familiärer Werte zu erklären sei.
schützen. Eine Ausbreitung konnte dank        gelöst wurde? – Es ist zu vermuten,        Wenn der eigene Körper zum letzten
zum Teil drastischen Schutzmassnahmen         dass die Angst erzeugenden Mecha-          Ort wird, über den das Individuum in
eingedämmt werden.                            nismen weit komplexer sind. Eine           einer globalisierten Welt Kontrolle
                                              entscheidende Rolle spielen sicher         ausüben kann, dann steigt die Bedeu-
Krankheitsausbreitung                         die Massenmedien. Sie sorgen in im-        tung der Gefährdung dieses Körpers –
                                              mer kürzer werdenden Abständen             und damit die Angst und die Faszina-
  Nachstehend soll nun die Frage aufge-       dafür, dass wir über jeden berich-         tion vor Schreckensszenarien wie
griffen werden, welche Möglichkeiten Pfle-    tenswerten Vorfall auf diesem Plane-       Pandemien.
gefachpersonen in den Spitälern in der        ten innert kürzester Zeit informiert                                 Martin Hafen
Betreuung von an aviärer Influenza er-        werden (Luhmann 1996), und sie
krankten Patienten haben und welche           bewirken mit ihrer Präferenz für
Hilfsmittel hierbei zur Verfügung stehen.     negative Meldungen eine öffentliche        Martin Hafen, Soziologe Dr. phil., arbeitet als
                                                                                         Dozent und Projektleiter in der HSA Luzern und als
  Im Jahr 1997 wurde das H5N1-Virus           Risiko-Sensibilisierung, die oft in        Lehrbeauftragter an der Universität Luzern. Er ist
(vgl. Kasten S. 13) erstmals bei einem        keinem Verhältnis zu der wirklichen        Co-Leiter des MAS-Programm Prävention & Ge-
Menschen isoliert. Bei diesem Ausbruch in     Gefährdung steht (Singer/Endreny           sundheitsförderung an der HSA Luzern (nähere
                                                                                         Informationen unter www.hsa.fhz.ch/masp). Das
Hongkong (China) erkrankten insgesamt         1987). Vor diesem Hintergrund lässt        Verzeichnis der verwendeten Literatur ist beim
18 Erwachsene und Kinder. In sechs Fällen     sich die These formulieren, dass der       Autor erhältlich. Kontakt: mhafen@hsa.fhz.ch.
verlief die Infektion tödlich. Im Februar
                                                                                                                K r a n k e n p f l e g e 6/2006
                                                                                                                          Soins infirmiers         11
Gesundheit

                                                                                                                    schürzen, Handschuhe, Bril-
                                                                                                                    len usw.) gekauft, welches
                                                                                                                    bei Bedarf an die Mitarbei-
                                                                                                                    tenden der einzelnen Institu-
                                                                                                                    tionen abgegeben wird.

                                                                                                                    Strategie
                                                                                                                    der Spitäler
                                                                                                                       Viele Spitäler verfügen
                                                                                                                     über Notfallszenarien bei
                                                                                                                     Verdachtsfällen, das heisst
                                                                                                                     bei Abklärung von Einzelfäl-
                                                                                                                     len, wie auch über Pläne im
                                                                                                                     Pandemiefall. Das Prozedere
                                                                                                                     stützt sich auf die Empfeh-
                                                                                                                     lungen des Bundesamtes für
                                                                                                                     Gesundheit (BAG). Das Vor-
An der «Spanischen Grippe» Erkrankte in Biel: Der Pandemie von 1918/19 fielen auffallend viele jün-                  gehen bei Verdacht auf eine
gere Menschen zum Opfer.                                                 Foto: Archiv für Zeitgeschichte, ETH Zürich mögliche Erkrankung an
                                                                                                                     aviärer Influenza tritt in
2003 wurde in der südchinesischen Pro-      ten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen                       Kraft, wenn folgende Symptome vorliegen:
vinz Guangdong bei einem Knaben und         als möglich [3–5]. In keinem dieser Fälle                a) Personen mit Fieber (über 38° C), inklusive
dessen Vater das Virus Influenza A (H5N1)   kam es in der Folge zu Übertragungen auf                 mindestens einem der folgenden Krank-
isoliert. Der Vater verstarb an den Folgen  weitere Personen.                                        heitszeichen: Husten, Atembeschwerden,
einer Lungenentzündung. Seit dem Aus-                                                                Halsschmerzen, Durchfall und b) Perso-
bruch der Vogelgrippe in Ostasien ist bei   Ansteckungsrisiken                                       nen, welche innerhalb der letzten sieben
insgesamt 194 Personen in Kambodscha,                                                                Tage direkten Kontakt mit erkrankten
Indonesien, Thailand, Vietnam, China,          Eine potentielle Gefahr liegt darin, dass             Wildvögeln oder deren Ausscheidungen
Türkei, Irak, Aserbaidschan und in Ägyp-    sich das Virus im Verlaufe der Zeit verän-               hatten (bei Tieren mit Laborbestätigung
ten eine Infektion mit Influenza A H5N1     dert, an den Menschen adaptiert und somit                auf H5 oder mit hohem Verdacht auf aviäre
beim Menschen nachgewiesen worden.          leicht durch Tröpfchen von Mensch zu                     Influenza A H5N1).
Davon sind 109 (56,1%) Personen gestor-     Mensch übertragen wird. Molekularbiolo-                     Die betroffene Person wird in einem Ein-
ben. Das Vogelgrippevirus hat sich nicht    gische Untersuchungen haben gezeigt,                     zelzimmer isoliert. Dort werden zur labor-
nur in Asien weiter verbreitet, sondern ist dass sich das Virus im Verlauf der letzten               diagnostischen Abklärung auf H5N1 unter
mittlerweile auch in Europa und Afrika      Monate genetisch verändert hat. Zurzeit                  Anwendung des Personalschutzes zwei
angekommen (in 48 Ländern), so dass von     bestehen aber keine eindeutigen Anhalts-                 Nasen- und Rachenabstriche abgenom-
einer H5N1-Influenza-Pandemie beim Ge-      punkte, dass das Vogelgrippevirus in Rich-               men. Die Ergebnisse sollten innerhalb 24
flügel ausgegangen werden muss. Am 26.      tung einer leichteren Übertragbarkeit vom                bis maximal 72 Stunden vorliegen. Sollte
Februar 2006 wurde das Virus erstmals in    Geflügel auf den Menschen und von Person                 sich der Verdacht nicht bestätigen, kann
einem verendeten Gänsesäger (Wasservo-      zu Person mutiert hätte. Dieses Risiko wird              der Patient aus der Isolation entlassen
gel) in Genf nachgewiesen.                  heute als äusserst gering eingeschätzt.                  werden. Erkrankte Einzelpersonen oder
                                                                                                     Personen in Abklärung dürfen nicht zu-
Übertragungswege                            Strategie in der Schweiz                                 sammengelegt werden; erst im Fall einer
                                                                                                     Pandemie kommt das in Frage. Eine Un-
   Eine Ansteckung erfolgt in der Regel        Im Gegensatz zur Grippewelle von 1918,                terbringung in Zimmer mit Unterdruck,
durch direkten Kontakt mit erkranktem       wo keine vergleichbare gesamtschweizeri-                 wie dies bei Sars angezeigt war, ist bei der
Geflügel und deren respiratorischen Se-     sche Strategie zur Verfügung stand, verfügt              aviären Influenza nicht notwendig, weil
kreten und Exkrementen, zum Beispiel        die Schweiz heute über einen nationalen                  die primäre Übertragungsart der Influenza
beim Schlachten. Die Übertragung von        Influenzapandemieplan. Dieser richtet                    eine Tröpfchenübertragung ist. Ein Einer-
Mensch zu Mensch ist vorerst unwahr-        sich in erster Linie an Personen, die im Ge-             zimmer mit Schleuse oder ein reguläres
scheinlich. Einige mögliche isolierte Fälle sundheitswesen tätig sind [2]. Die daran                 Einzelzimmer, das mit einer Nasszelle aus-
bei engem Kontakt wurden beobachtet. Im     partizipierenden Kantone erstellen zusätz-               gestattet ist, ist jedoch aus organisatori-
Jahr 1997 kam es in Hongkong zu einer       lich für ihr Hoheitsgebiet entsprechende                 schen Gründen vorteilhaft.
bestätigten Übertragung zwischen einer      operationelle Pläne, für deren Umsetzung
erkrankten Person und dem behandeln-        die kantonalen Gesundheitsbehörden ver-                  Medikamentöse Behandlung
den Arzt. Bei Erkrankungen innerhalb        antwortlich sind. Zudem haben die Kanto-
zweier Familien in Thailand (September      ne, aber auch einzelne Spitäler, Schutz-                    Die Schweiz verfügt über eine Reserve
2004) und in Vietnam (Februar 2004) gel-    material für Mitarbeitende (Masken, Über-                des antiviralen Medikaments Tamiflu für

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      Soins infirmiers
25 Prozent der Bevölkerung. Dies sollte       Verdachtsfall von H5N1 publiziert [6]. Dar-
genügen, um alle erkrankten Personen zu       in sind die Kriterien für einen Verdachts-     Verschiedene Typen
behandeln und um die Prophylaxe bei me-       fall, sowie die Massnahmen zur Prävention
dizinischen Mitarbeitenden sicherzustel-      und Infektionskontrolle bei der ambulan-       Grippe-Viren und
len, falls das Virus beim Menschen auftre-    ten Erstbetreuung, wie auch bei der sta-       aviäre Influenza
ten würde. Diese Reserve entspricht den       tionären Betreuung skizziert. Angesichts
Empfehlungen der Weltgesundheitsorga-         der Schwere der respiratorischen Be-              Die Influenza, im Volksmund Grip-
nisation, die auf dem Verlauf früherer Pan-   schwerden, der sehr hohen Sterblichkeits-      pe genannt, ist eine seit Jahrhunder-
demien beruhen.                               rate und des Risikos, dass das Virus zu        ten beim Menschen bekannte Infek-
                                              einem potentiellen Pandemiestamm mu-           tionskrankheit, welche hauptsäch-
Impfungen                                     tiert, sind die generellen Vorsichtsmass-      lich in den Wintermonaten auftritt.
                                              nahmen durch zusätzliche Schutz- und           Es gibt verschiedene Typen von In-
   Im August 2005 wurde eine Ausschrei-       Isolationsmassnahmen ergänzt worden. Die       fluenzaviren: Influenza A, B und C,
bung für den Kauf von 100 000 Dosen           anzuwendenden Isolationsmassnahmen ent-        wobei die Influenza A- und B-Viren
Impfstoff gegen das Influenza-A-Virus         sprechen somit einer Kontakt-, Tröpfchen-      beim Menschen die wichtigste Rolle
(H5N1) lanciert. Mit diesem Impfstoff, der    und einer aerogenen Isolation.                 spielen. Das primäre Reservoir aller
zurzeit entwickelt wird, können diejenigen       Alle Mitarbeitende, die an der Betreuung    Influenza A-Viren liegt im Wasserge-
Personen geschützt werden, die dem            des Patienten beteiligt sind, müssen fol-      flügel. Das Influenza A-Virus ist der
H5N1-Virus ausgesetzt sind, wie medizini-     gende Schutzbekleidung vor Betreten des        häufigste Erreger von Epidemien
sche Mitarbeitende und Personen, die Kon-     Raumes tragen: Schutzbrille, Schutzmaske       und Pandemien. Im Allgemeinen
takt mit infiziertem Geflügel haben.          (FFP2), nichtsterile Einweghandschuhe,         werden die Influenza-A-Viren nach
   Ein Impfstoff, der im Fall einer Pande-    nichtsterile Einwegschürze. Bei Interven-      bestimmten Oberflächeneigenschaf-
mie (mit verändertem Virus) eingesetzt        tionen, bei denen Aerosole entstehen kön-      ten in Subtypen eingeteilt. Die wich-
werden kann und der an die gesamte Be-        nen, wie zum Beispiel beim Absaugen, bei       tigsten Oberflächenantigene beim
völkerung abgegeben wird, ist noch nicht      der Intubation usw. kann auch eine FFP3-       Influenza-A-Virus sind die Hämag-
verfügbar. Mit der Produktion eines sol-      Maske getragen werden. Bei Bartträgern         glutinine (H1, H2, H3, H5 seltener
chen Impfstoffes kann erst beim ersten        ist darauf hinzuweisen, dass das Anpassen      H7 und H9) und die Neuraminidase
Auftreten des (mutierten) Pandemievirus       und somit die Dichtigkeit von FFP-Masken       (N1, N2, seltener N7). Während der
angefangen werden. Der Herstellungspro-       nicht vollständig gewährleistet ist. Grund-    «Spanischen Grippe» zirkulierte bei-
zess wird mehrere Monate in Anspruch          sätzlich kann der Ablauf einer Isolation       spielsweise das H1N1, während der
nehmen.                                       eines Patienten mit (Verdacht) auf eine        asiatischen Grippe 1957 das H2N2-
   Ein Hinweis zur saisonalen Grippe:         aviäre Influenza mit der Isolation eines Pa-   und während der Hongkong-Grippe
sämtliche Personen, die in einer medizini-    tienten mit einem multirestistenten Keim       1968 das H3N2-Virus.
schen Einrichtung arbeiten, wo Patienten      verglichen werden, was das Ein- und Aus-          Das heute zirkulierende Vogel-
betreut werden, sollten jedes Jahr mit der    schleuseprozedere, sowie die Ver- und Ent-     grippevirus mit dem Subtyp H5N1,
Impfung gegen die saisonale Grippe immu-      sorgung von Wäsche und Abfällen betrifft.      verantwortlich für die aviäre Influ-
nisiert werden. Ziel ist die Verringerung     Sofern die empfohlenen Schutzmassnah-          enza, wird vor allem bei Wasser-
der Gefahr, dass sich eine Person gleich-     men von den Betrieben und den darin            vögeln und Hühnern gefunden.
zeitig mit dem menschlichen Influenza-        tätigen Personen korrekt umgesetzt sind,       Veterinärmedizinisch wird dafür
virus und mit dem Vogelgrippevirus infi-      besteht ein guter Infektionsschutz. Somit      der Begriff Geflügelpest verwendet.
ziert. Eine solche Konstellation könnte zur   muss sich niemand fürchten, sich einer         Die Vogelgrippe kann beim Geflügel
Folge haben, dass ein potentieller Pande-     realen Infektionsgefahr ausgesetzt zu ha-      zwei Erkrankungsformen auslösen.
miestamm entsteht. Im Weiteren vermin-        ben.                                           Die zurzeit zirkulierenden Virus-
dert die Impfung die Wahrscheinlichkeit                                                      stämme des Subtypes H5N1 gelten
einer saisonalen Grippe und somit eines       Postexpositionsprophylaxe                      als hochpathogene Form. Übertra-
falschen Verdachtes auf H5N1.                                                                gungen sind in Einzelfällen auch auf
                                                Alle Personen, die möglicherweise ge-        Zootiere (Tiger, Leoparden), Schwei-
Patienten-                                    genüber dem Influenzavirus A (H5N1)            ne, Hauskatzen und Menschen vor-
                                              exponiert worden sind, müssen ihren Ge-        gekommen. Die Geflügelpest wurde
und Personalschutz                            sundheitszustand während sieben Tagen          erstmals 1878 in Italien beobachtet
  In der momentanen Situation, in der das     nach der Exposition aufmerksam verfolgen       [1]. In der Schweiz ist seit 1930
Influenza-Virus H5N1 eine Erkrankung          und dabei die Körpertemperatur ein Mal         kein Ausbruch dieser meldepflich-
von Vögeln verursacht, ist das Risiko einer   pro Tag messen. Sämtliche Personen, die        tigen Tierseuche festgestellt wor-
Übertragung von Mensch zu Mensch äus-         ohne Schutzmassnahmen mit einem be-            den.
serst gering. Bis anhin sind keine Übertra-   stätigten Fall von aviärer Influenza A
gungen von Wildvögeln auf den Menschen        (H5N1) mit weniger als einem Meter Dis-        [1] Perroncito C. E.: [it. Typhoid epizootic in
                                                                                                 gallinaceous birds.] Epizoozia tifoide nei
belegt. Trotzdem hat das BAG am 14. März      tanz in Kontakt gekommen sind, sind pro-           gallinacei. Torino: Annali Accademia
2006 eine weitere Version der provisori-      phylaktisch mit Oseltamivir (Tamiflu) zu           Agricoltura 1878; 1:87–126.
schen Empfehlungen zum Vorgehen bei           behandeln, eine Kapsel pro Tag über zehn
                                                                                                                 K r a n k e n p f l e g e 6/2006
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Gesundheit

Tage. Eine Prophylaxe vor einer Expo-
sition, das heisst zum Beispiel vor
Arbeitsantritt auf einer designierten
Station, ist im gegenwärtigen Kontext
nicht angezeigt.                    ■

Carlo Colombo, RN, MPH, ist Präventions-
berater und Hygienefachberater am Univer-
sitätsspital Zürich, in der Klinik für Infek-
tionskrankheiten & Spitalhygiene.
Der Autor hat diesen Beitrag im Rahmen
seiner Arbeit (Präsident) im SBK-Observato-
rium Infektionskrankheiten verfasst.
Kontakt: carlo.colombo@usz.ch
Für detaillierte Informationen zur Lage in
der Schweiz, inklusive der Hotline des BAG,
des veterinär-medizinischen Dienstes sowie
bezüglich der internationalen Lage:
Bundesamt für Gesundheit:
http://www.bag.admin.ch/d/,
http://www.bag.admin.ch/infekt/vogelgrippe/
d/index.htm, Tel.-Hotline 031 322 21 00.
Bundesamt für Veterinärwesen:
http://www.bvet.admin.ch/
World Health Organization (WHO): http://
www.who.int/csr/disease/avian_influenza/en/
Europäische Union (EU):
http://europa.eu.int/comm/health/ph_threats/
com/Influenza/influenza_en.htm

Literatur
[1] Aus der Glarner Chronik 1918 zur Spani-
     schen Grippe, auch «die Spanierin» ge-
     nannt: Beglinger M. Die tödliche Spanierin.
     Tages Anzeiger Magazin 2006; 13:18–26.
[2] Bundesamt für Gesundheit: Abteilung Epi-
     demiologie und Infektionskrankheiten. In-
     fluenzapandemie: Analyse und Empfeh-
     lungen für die Schweiz – Ein Bericht der
     Arbeitsgruppe Influenza (Pandemieplan).
     März 2005.
[3] Buxton Bridges C., Katz J. M., Seto W. H.,
    Chan P. K., Tsang D. et al.: Risk of influenza
    A (H5N1) infection among health care wor-
    kers exposed to patients with influenza A
    (H5N1), Hong Kong J Infect Dis. 2000;
    181:344–8.
[4] Tran T. H., Nguyen T. L., Nguyen T. D., Luong
    T. S., Pham P. M. et al.: WHO International
    Avian Influenza Investigative Team. Avian
    influenza A (H5N1) in 10 patients in Viet-
    nam. N Engl J Med. 2004; 350:1171–2.
[5] Ungchusak K., Auewarakul P., Dowell S. F.,
    Kitphati R., Auwanit W. et al.: Probable
    person-to-person transmission of avian in-
    fluenza A (H5N1). N Engl J Med. 2005;
    352:333–40.
[6] Bundesamt für Gesundheit: Provisorische
    Empfehlungen zum Vorgehen bei einem
    Verdachtsfall von aviärer Influenza A
    H5N1. Stand am 14. März. 2205. Bulletin
    BAG 2006; 12:205–210.

   www.sbk-asi.ch
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    ❯ Prävention

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