100 Jahre Film The Dream Factory - Textbuch

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100 Jahre Film
 The Dream Factory
Eine Theateraufführung des Wahlpflichtkurses Deutsch
   anläßlich des 100. Jubiläums des Mediums Film

                    Textbuch
Szene 1                (Es werde Licht)

Bühnenaufbau: Rechts ein Tisch. Auf dem Tisch steht A, vor ihr auf dem Tisch sitzt im Schneidersitz
B. Die Bühne ist dunkel. Man erkennt schemenhaft herumstehende Leute (Gruppe 1).
Melodie: Pfeifen, das abbricht. Pause. Dunkel.
Nach einer Weile einzelne flüsternde, raunende Stimmen im Dunkel, die dringlicher werden:
"Licht ...!" ----"Licht ...!" ----"Licht ...!" ----"Licht ...!" ----
Urplötzlich geht eine Taschenlampe an, A leuchtet nach unten , auf den Kopf von B, B hält ein Buch;
deutlich erkennbar: ein Langenscheidt-Wörterbuch. Sie schlägt es auf und liest langsam und laut:
"Licht.... Licht .... Licht ---- französisch: lumière."

Das Bühnenlicht geht an. Musik: Ein einzelner langgezogener Ton, der verklingt. Vorn am
Bühnenrand in der Mitte begegnen sich die Gebrüder Lumière. (Beide sprechen starken
"französischen" Akzent.)
Auguste:       "Gestatten, Lumière."
Louis:          "Gestatten, Lumière." (Einen kurzen Moment irritiertes Schweigen von beiden.)
Auguste:       "Oui, isch weiß ja, mais wär sind Sie?"
Louis:         "Voilà, moi, je suis Lumière."
Auguste:       "Non, non, moi, je suis Lumière"
Louis:         "Mais non, mais non, moi ... "
Auguste:       "Non, non, moi ...-"
               (So geht das ein paarmal hin und her. Die Schauspieler können improvisieren und
               sollten, wenn es geht, zunehmend gleichzeitig sprechen - bis Auguste endlich
               begreift:)
Auguste:       "Ah, vous aussi!"
Louis:         "Oui, moi aussi!"
Auguste:       "Mais dann sind wir ja Brüder!"
Louis:         "Mais oui - die Gebrüder Lumière!
               (Große beiderseitige Begeisterung und tränenreiche Rührung. Sie fallen sich
               schulterklopfend in die Arme)
Louis:         "Auguste!"
Auguste:       "Louis!"
Louis:         "Auguste!"
Auguste:       "Louis!"
Louis:         "Auguste!"
Auguste:       "Louis!"
Louis:         "Aber was hast du denn in där letzten Zeit gemacht, Auguste?"
Auguste:       "Oh... gemacht ... dies ... und jänes ... und jänes ... und du selbst?
Louis:         "Oh... auch ... dies ... und jänes ... und jänes ... und dann wieder dies .... und dann
               jänes ..." (So geht das eine Weile weiter, bis Auguste unterbricht:)

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Auguste:        "Na und was schlägst du vor, was möschten wir denn machen jetzt?"
Louis:          "Ja, was möschten wir machen jetzt? Wie wäre es, daß wir möschten, daß unser
                Name..."
Auguste:        "Lumière."
Louis:          (etwas ärgerlich:) "Ja, sischer Lumière, was sonst?!"
Auguste:        "Ah, isch värstähe! Was willst Du sagen?"
Louis:          "Daß unser Name .... äh ... survivre ... survivre ..."
Auguste:        "Überläbt!"
Louis:          "Überläbt, richtig. Entschuldige, mir war bloß gerade die rieschtige Vokabel niescht
                eingefallen!"
Auguste:        "Mais oui! Mais oui!"
Louis:          "N'èst-ce pas?!" (Sie fallen sich wieder gegenseitig in die Arme und verzeihen sich.)
Auguste:        "Berühmt müssen wir wärden! Irgendetwas mit unserem Namen machen!."
Louis: "Berühmt werden ... wie wollen wir das anstellen?! Es ist niescht leischt, verstähst du, so
              berühmt zu wärden wie Christoph Kolumbus!""
Auguste:        "Stimmt! -- Wie hat er das noch gleich gemacht?"
Louis:          "Er entdeckte Amerika."
Auguste:        "... entdeckte Amerika." (Überlegt kurz, fragt:) "Also können wir das niescht mähr
                machen ...?"
Louis:          (tröstend:) "Wir müssen ja kein Land entdecken, wir können ja etwas erfinden! Wie
                wäre es mit einer schönen Erfindung?"
Auguste:        "Oh ja, eine Erfindung ist immer gut. Aber was wollen wir denn erfinden? Ist ja schon
                fast alles da." (Sie denken einen Moment nach.)
Louis:          "Wie wäre es mit einer Uhr ohne Zeiger?"
Auguste:        "Ach, irgendetwas mit der Sonne?"
Louis:          "Nein, ich meine digital."
Auguste:        (Irritiert, nach einem Moment peinlichen Schweigens:) "Bitte keine Ferkeleien! Es sind
                jugendliche Zuschauer anwesend."
Louis:          (zum Publikum:) "Pardon! - "
Auguste:        "Wie wäre es mit einer Zahnbürste, die von selbst funktioniert?"
Louis:          "Geht nicht. Der Akku wurde noch nicht erfunden. Aber zugegeben: Eine Dampf-
                        Zahnbürste: Darüber würden sich eine Menge Leute freuen."
Auguste:        "Jetzt hab' ich's. Ein Schiff!"
Louis:          "Eh, was erzählst du da für eine merde. Es gibt doch schon lange Schiffe. Sogar die
                alten Wikkinger hatten welche!"
Auguste:        "Wie wäre es dann mit einem Fernrohr? Das hatten die Wikkinger nicht!"
Louis:          "Das gibt es doch totzdem schon - wie hätte Kolumbus sonst Amerika entdecken
                können?!"
Auguste:        "Das ist auch wieder wahr. Wie wäre es mit einer Kutsche ohne Pferde?"
Louis:          "Auto, meinst Du?"
Auguste:        "Ja, durschaus, durschaus."
Louis:          "Gibt's auch schon."

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Auguste:       "Gibt's auch schon? Was es nicht alles gibt! Wir kommen aber auch für alles zu spät! -
               Attends! Je sais! Vielleicht sollten wir ... mit einem Fluggerät ... zum Mond fliegen!"
Louis:         "Nein! Erstens ist es dafür noch zu früh, und zweitens machen das die Russen."
Auguste:       "Ah, oui, je comprends!" (Sie denken nach.) Wie wäre es, wenn wir erfinden den ...
Louis:         "Ja?"
Auguste:       (Winkt ab. Sie denken wieder.)
Auguste:       "Ich hab`s: Le téléphone ...""
Louis:         "Weißt du, dann müßtest du doch gleich beeser den Handy erfinden, damit die Leute in
               ihrer Kutsche ohne Pferde die ganze Zeit ..."
Auguste:       "Man müßte so eine Art schwarzen Kasten erfinden. So eine Art CD-Player."
Louis:         "Dann schon lieber den Fotoapparat."
Auguste:       "Ja, etwas entdecken, etwas Schönes, was die Leute freut. Daß sie dann immer sagen:
               1895, das war das Jahr, wo die Gebrüder Lumière entdeckt haben das ..."
Louis:         "Was?"
Auguste:       "Den ..."
Auguste:       "Wie?"
Louis:         (ärgerlich) "Ja, den was, das weiß isch doch sälbär noch nischt!" (Sie überlegen.)
Louis:         "Weißt Du was?! Wir klauen bei allen ein bißschen: Wir mischen! Wir nehmen etwas,
               das von selbst läuft."
Auguste:       "Wie das Auto?"
Louis:         "Ja, genau, und was viele Leute freut ..."
Auguste:       "Wie der Fotoapparat."
Louis:         "Ja."
Auguste:       "Also ein laufender schwarzer Kasten"
Louis:         "Naja, das ist noch nicht so gut. Wir hatten doch gesagt: Wir brauchen was mit Licht,
               verstehst du, wegen unseres Namens, wegen Lumière, Licht."
Auguste:       "Ich verstehe."
Louis:         "Verstehst Du?"
Auguste:       (Skeptisch:) "Also ein beleuchteter, schwarzer, laufender - Kasten?"
Louis: "Beleuchteter, schwarzer, laufender Kasten! Also, was hat Mama mit dir bloß falschgemacht?!
              Ich meine, wir nehmen etwas, das es schon gibt, den Fotoapparat, aber weil die Fotos
              sich nicht bewegen, müssen wir dafür sorgen, daß sie laufen, und damit man sieht,
              wohin sie laufen, brauchen wir das Licht!"
Auguste:       "Du bist ja ein Fuchs! Wie F."
Louis:         (geschmeichelt) "Du bist auch ganz schön intelligent. Wie I."
Auguste:       "Stimmt. Und beide sind wir Lumières. Wie L."
Louis:         "Genial: F-I-L. Wir erfinden den Fil!"
Auguste:       "Und was ist mit Maman? An die hast du wohl überhaupt nicht gedacht?"
               (Sie gucken beide nach hinten und plärren.) Mammmmaaaan!!! (Dann sehen sie sich
               an:)
Louis:         "Also gut. Also Maman. Also M auch noch. - Meinst Du nicht, das wird zu lang? Alle
               guten Sachen haben nur drei Buchstaben: AEG, CIA, GvB."

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Auguste:        "Ich bin dafür, wir machen ein Four-Letter-Word daraus."
Louis:          "Also gut. Also Film."
                (Beide fassen sich an den Händen wie für ein altes Foto, blicken in den
                Zuschauerraum. Seitlich hat sich ein Photograph aufgebaut, fotografiert sie mit
                altem Gerät und Magnesiumfackel (evtl. Assistent nötig).
Zeitungsjunge: (Reklametafeln mit französischen „Headlines“ aus Le Foigaro und Le Monde auf
               Bauch und Rücken): (schreit) "Paris - 1885 - Die Gebrüder - Auguste und Louis
               Lumière - erfinden den -Kinematographen!!!"
Musik. Die Lümières, der Zeitungsverkäufer, der Photograph und der Assistent - alle schnell ab
Plötzliches Aufblenden von Scheinwerfern ins Publikum hinein. Blitzen eines Stroboskops. 5 Personen
in Schwarz formieren sich zum lebenden Bild: "100 Jahre Film".
Dann setzt Musik der Jahrhundertwende ein: Salonorchester

Szene 2                 (Erste Kinovorstellung)

Gruppe 2 (Männer und Frauen als Paare) sind hinter dem lebenden Bild auf die Bühne gekommen und
beginnen, sobald Gruppe 1 abtritt, langsam im Takt der Musik, sich gemessen gegenseitig grüßend, in
Stil der Gemälde von den alten Pariser Boulevards auf der Bühne herumzuflanieren. Ein Paar von ihnen
entdeckt (irgendwo oberhalb der Zuschauer) das "Kinoplakat", debattiert kurz darüber, ob man das
Ereignis besuchen solle, geht dann zur "Kasse" (Vorhangbucht linker Bühnenvorderrand), berät sich
kurz über den Sitzplatz (Eintrittspreise auf einem unsichtbaren Schild über der Kasse), setzt sich zum
Bühnenrand nach vorne zu ab und nimmt (Rücken zu den Zuschauern) im "Kino" Platz (Pantomime: der
Herr klappt der Dame den Sitz herunter etc.) Nach und nach finden sich auch die anderen Paare im
Kino ein, die bereits Sitzenden müssen nochmals aufstehen, man "drängelt" sich, sich lächelnd und
kopfnickend bedankend, seitlich aneinander vorbei. Schließlich sitzen alle. Die Pärchen unterhalten sich
miteinander, bis der "Film" beginnt:
Die Musik bricht ab. Der Rhythmus bleibt trotzdem und ist zu hören in Form von lautem Stampfen
unbd Trillerpfeife hinter der Bühne. Drei bis fünf Personen der Gruppe 1 haben dort die Lokomotive
"gebaut", kommen jetzt langsam stampfend herein und "fahren" schneller werdend auf die Zuschauer zu.
(Einsatz der Nebelmaschine).
Die Zuschauer, zuerst in Unruhe, dann in Panik, kreischen und flüchten von der Bühne. Die Lokomotive
kurvt über die Bühne: ab.

Szene 3                 (Charlie Chaplin)

(Musik: Charlie-Chaplin-Film, jede Bewegung der Szenre exakt zur Musik „choreographiert“)
Ein blindes Blumenmädchen betritt die Bühne, tastet nach einem Stuhl, setzt sich. Passanten gehen
desinteressiert vorbei, hinter diesen Charlie Chaplin, der die Passanten in ihrem Gang zu kopieren
versucht. Plötzlich bemerkt er das Blumenmädchen. Er bleibt stehen und sucht, zuerst in den Brust-,
dann in den Hosentaschen (die er nach außen zieht, um zu zeigen, daß sie leer sind) nach Geld, um
dem Mädchen die Blumen abkaufen zu können. Er hat keines. Geste der Enttäuschung. Dann plötzlich:
ein Geistesblitz. Er probiert aus, ob er es noch kann, und steppt eine kurze Sekunde lang. Er legt ein
Taschentuch für Geldspenden auf dem Boden aus.
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Ein dicker Passant (reicher Kapitalist) kommt vorbei. Als sein Blick auf Charlie Chaplin fällt, steppt
dieser wieder eine Sekunde. Der dicke Passant geht jedoch erst einmal vorbei, dann bleibt er aber mit
Spätzündung doch stehen ("Was habe ich da eben gesehen??") und blickt über die Schulter zurück. Als
Charlie das sieht, steppt er ein drittes Mal. Anschließend: abruptes Lächeln. Der Kapitalist wurstelt
jenseits seines Bauches eine Münze aus der Tasche und läßt sie großmütig auf Charlies Taschentuch
fallen (keine wirkliche Münze benutzen, alles nur Pantomine!) Charlie staubt ihm, der jetzt zur Seite
abgeht, mit dem Taschentuch, das er vom Boden aufgenommen hat, symbolisch die Schultern ab.
Anschließend hebt er die Münze auf, schnippt sie hoch, triumphiert, dann nähert er sich dem
Blumenmädchen.
Er hält ihr die Münze hin. Sie bemerkt es nicht. Er wagt zunächst nicht, sich ihr weiter zu nähern.
Schließlich legt er das Geld vorsichtig in ihre offene Handfläche. Bei der Berührung der Hände erstarren
beide. Des Blumenmädchens Gesicht wandert zu ihm herum, sie sieht ihn blicklos an, lächelt. Er
bekommt den Blumenstrauß, sie steht auf, will abgehen. Er, nach einem Zögern, geht hinterher, hält ihr
die Blumen hin. Sie bleibt stehen, als ob sie etwas hinter sich gespürt hätte. Er steht regungslos hinter
ihr und hält ihr die Blumen hin. So kann sie nichts davon merken und geht schließlich ab. Er bleibt
zurück, dreht sich mit seinen Blumen zum Zuschauer. Geste der Resignation. Wenn die Musik aufhört,
geht er zur anderen Seite ab.

Szene 4                 ("Vom Winde verweht")

Ein Tisch mit Petroleumlampe und ein Stuhl stehen auf einem Podest rechts von der Bühne. Margaret
Mitchell (M.M.) setzt sich, kaut an der Schreibfeder, überlegt. Schließlich beginnt sie zu schreiben.
Zwei Leute kommen vorbei. Dialog (B ißt - A zeigt Interesse)
A.:     Na? - Weißte, wer das da drüben ist?
B.:     Mmm. (Das heißt: "Nein")
A.:     Willste wissen, wer das da drüben ist?
B.:     Mmm. (Das heißt: "Ist mir schnurz") (Pause)
A.:     Na? (Pause)
B.:     (beißt ab) Und was hat das mit unserem Stück zu tun?
A.:     Na, der Bestseller wird verfilmt!
B.:     (Loriotmäßig - uninteressiert) Ach was!
(Pause - Abgehen)
M.M. schreibt. Die Musik aus "Vom Winde verweht" setzt ein. (Die folgende Szene muß absolut
genau auf die wechselnden Stimmungen und Rhythmen der Filmmusik „choreographiert“ sein ...)
Scarlett, rückwärts, kommt hereingesprungen, als ob sie sich gerade von jemandem gelöst hat, kommt
nach vorne, setzt sich malerisch halbrechts. Drei junge Männer springen ihr hinterher, drängeln, jeder
versucht, der erste zu sein. Sie drapieren sich um sie, beflirten sie. Im Hintergrund treten die
Negermama auf (nach rechts, rührt im Kochtopf), Rhett (steht im Bühnenhintergrund, schaut in die
Weite, nach hinten), Ashley (links vorne, Richtung Zuschauer). Wenn das Hauptthema beginnt
(Musik), erstarrt die Szenerie: Scarlett gewahrt Ashley: abwehrende Bewegung in Richtung der drei
jungen Männer. Dann verläßt sie sie, steht sie auf, tanzt zu Ashley (eine Drehung dabei), streicht mit
dem Finger an seinem Kinn entlang, (Standbild), umkreist ihn, (Standbild), umarmt ihn von hinten,
streicht mit ihren Händen an seinen Armen herunter, (Standbild), Ashley greift nach ihrer Hand.
 Melanie kommt herein, setzt sich. Ashley gewahrt sie, löst sich von Scarlett, geht zu Melanie. Scarlett
verharrt und folgt ihm lediglich mit einer sehnsuchtsvollen Geste der Arme. Ashley küßt Melanie die
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Hand, fordert sie zum Tanz auf. Sie tanzen (drei Takte lang), erstarren. Rhett löst sich vom
Bühnenhintergrund und nähert sich sehr "männlich" Scarlett, die seinen unverschämten Blick mit einer
schnippischen Geste des Kopfes beantwortet. Rhett lächelt und reißt sie urplötzlich zu sich heran, beugt
sie nach hinten, beugt sich über sie (die bekannte "Kußposition" des Filmplakats). Als er sie aus der
Kußposition entläßt, ist Scarlett sichtlich erschüttert.
Beide Paare (Scarlett/Rhett, Melanie/Ashley) tanzen. Ein Bote stürzt herein, zeigt die Kriegserklärung
herum, indem er sich jeweils den tanzenden Paaren nähert, die daraufhin ihren Tanz unterbrechen. Im
Hintergrund marschieren zwei Soldaten über die Bühne. Der "Bote" ist jetzt Vorgesetzter und
übernimmt das Kommando über die beiden Soldaten. Sie präsentieren das Gewehr und gehen ab. Rhett
und Ashley haben sich von ihren Frauen verabschiedet und folgen den Soldaten, sich dabei die Arme um
die Schultern legend. Die beiden alleingelassenen Frauen "brechen zusammen", Scarlett etwa in
Bühnenmitte: Pose des ultimaten Schmerzes mit Hand an der Stirn usw., Melanie, mit dem Rücken zum
Zuschauer, am hinteren Bühnenvorhang, in den ihre Hand sich krallt.
Wenn Scarlett wieder aufsteht, wird sie Melanies gewahr, die sich umgedreht hat und nun "schwanger"
ist. Scarlett und Melanie umarmen sich. Aus der Umarmung heraus stürzt Melanie zu Boden. Die
Negermama eilt herbei. Die Negermama und Scarlett decken Melanie zu den Zuschauern hin ab, sie
assistieren, während Mellanie ihr Kind bekommt. Die Negermama hält das Kind (Babypuppe) hoch.
Wenn die Musik wechselt, kommen die geschlagenen Soldaten zurück (Köpfe gesenkt, hinkend), in
ihrem Gefolge Rhett und Ashley. Die Frauen nehmen ihre Männer in die Arme. Während Rhett und
Scarlett tanzen, bricht Melanie wieder zusammen und stirbt.
Melanie und Scarlett brechen ihren Tanz ab und beobachten Ashley und Melanie. Ashley, ganz Trauer,
kommt mit dem Handschuh von Melanie nach vorne rechts zum Bühnenrand und weint. Rhett löst sich
mit einer lässigen Handbewegung von von Scarlett und verläßt sie (ab nach links), lachend. Scarlett
bricht weinend in Bühnenmitte zusammen. Die Negermami kommt herbei, nimmt Scarlett in den Arm
und tröstet sie: Gemeinsam, Wange an Wange, blicken beide in eine hoffnungsvolle Zukunft (irgendwo
in die Luft über den Zuschauern). Scarlett ruft ein Wort mit pathetisch ausgestreckter Hand, das
einzige Wort, das in dieser Szene sprochen wird: " - Tara!" - Ende der Musik.

Szene 5                 ("Casablanca")

Während die Bühne sich leert, wird vorne in Bühnenmitte (schnell und lieblos) der Pianist
"geschminkt" (d.h. ihm wird viel schwarze Farbe ins Gesicht geschmiert, und keiner der Zuschauer
weiß, was das bedeuten soll. Außerdem wird eine Topfpalme aufgebaut, ein Ventilator, zwei
Telefone.) Dann springt der Pianist von der Bühne, geht ans Klavier, klappt es auf, stellt Noten auf
etc. und wartet
Auf der Seitenbühne treten Rick und Elsa auf – Trenchcoat und Hut, Kostüm und Hut. Rick ist einen
Kopf kleiner als Elsa. Er steht vor ihr. Sie schaut über ihn hinweg.
Er sagt:         "Schau mir in die Augen, Kleines". (Sie schaut nach ihm, reckt sich, sucht, sieht ihn
                nicht.)
Regisseur ruft: "Halt" und bringt eine Fußbank für Rick. Dann beginnt der Dialog noch einmal.
                Dialog:
Rick:           Schau mir in die Augen, Kleines.
Elsa:           (seufzt) Ach, Rick! (dreht sich zum Pianisten um) Spiel's noch einmal, Sam.
                (Der Pianist beginnt "As time goes by" zu spielen. Elsa und Rick küssen sich. Sie
                küssen sich während der gesamten Szene, bis ihr "eigener", der Flughafen-Dialog
                anfängt.)

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Im Hintergrund bewegen sich in Zeitlupe - traumhaft - Personengruppen (Elsas und
                Ricks Gedanken) und "spielen" das Gesprochene, während die Texte über Playback
                und Lautsprecher ablaufen. Die Texte entsprechen wortwörtlich der deutschen
                Übersetzung der Original-Filmtonspur.Die Szenen wechseln sehr schnell und finden
                links, Mitte, rechts im Wechsel auf der Bühne statt – dort gehen jeweils die
                Scheinwerfer an.
1
Rick 2:         Ausgerechnet, wenn die ganze Welt zusammenbricht, müssen wir uns ineinander
                verlieben. Wo warst du vor zehn Jahren?
Elsa 2:         Da war ich in Oslo und trug eine Zahnspange. - Ich weiß so wenig von dir.
Rick 2:         Ich weiß, daß du vor zehn Jahren eine Zahnspange trugst. (Elsa lacht.)
Elsa 2:         Diese verrückte Welt! Was kann noch alles passieren! Wenn Du hier aus Paris nicht
                wegkommst, ich meine, wenn wir irgendwie getrennt werden - wohin sie dich auch
                bringen und ganz gleich, wo ich sein werde, ich möchte. daß du weißt, wie sehr ... (sie
                bricht ab) ... Küß mich, als wär's das leztzte Mal ... (sie gehen auseinander)
                Nebelmaschine pustet Nebel auf die Bühne.

2
Bahnbediensteter (geht mit Laterne über die Bühne) En voiture, s'il vous plaît, le dernier train pour
               Marseille ... En voiture, s'il vous plaît....
Rick 2:         (steht alleine und liest Brief. Seine Stimme:) Richard. Ich kann nicht mit dir gehen oder
                dich jemals wiedersehen. Du darfst nicht fragen, warum. Glaube mir, daß ich dich liebe.
                Geh, mein Liebling. Gott schütze dich. Eva.
Pianist2:       Der Zug fährt gleich ab, kommen Sie. (Er will einsteigen) Sie hören ja gar nicht zu!
Rick 2:         (steht allein) Ein Mann steht im Regen auf dem Bahnsteig, mit einem wunderlichen
                Gesichtsausdruck, weil man ihm die Seele aus dem Leib gerissen hat.

3
(Kapitän Renault und Major Strasser treten auf. Renault stellt Strasser Rick vor:)
Renault:        Major Strasser, das ist Richard Blaine, der Besitzer von Rick's Café hier in
                Casablanca.
Strasser:       (spricht Rick an:) Welcher Nationalität gehören Sie an?
Rick 2:         Ich bin Trinker.

4
Ferrrari:       (im Gespräch mit Elsa und Victor Laslo) Nur ein Wunder kann Sie aus Casablanca
                herausbringen, und die Deutschen haben Wunder verboten.
Elsa 2:         Danke auch für den Kaffee, Signore, ich werde ihn vermissen, wenn wir Casablanca
                verlassen.
Ferrari:        Sehr charmant, daß sie ihn mit mir getrunken haben. Auf Wiedersehen, Mademoiselle.

5
Renault:        (zu Laszlo:) Monsieur Laszlo, geben Sie uns die Namen, und Sie werden die Ehre
                haben, dem Dritten Reich gedient zu haben.

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Laszlo:     Ich war ein Jahr in einem deutschen Konzentrationslager, das ist Ehre genug für ein
            ganzes Leben!

6
Rick 2:     (zu Elsa) Willst du mir etwas sagen? Dann sag es mir jetzt: Ich bin leidlich nüchtern.
Elsa 2:     Wir wußten sehr wenig voneinander, als wir uns in Paris geliebt haben.
Rick 2:     Ich laufe nicht mehr weg. Ich habe jetzt ein Zuhause, zugegeben über einem Café, aber
            du brauchst nur die Treppe hochzusteigen, ich werde dich erwarten.

7
Strasser:   Kapitän, sind Sie ganz sicher, auf welcher Seite Sie stehen?
Renault:    Ich habe keine Überzeugungen, wenn Sie das meinen. Ich dreh mich nach dem Wind.
            Und der vorherrschende Wind weht nun mal aus Vichy.
Strasser:   Und wenn der Wind sich dreht?
Renault:    Diese Möglichkeit läßt das Reich bestimmt nicht zu.

8
Rick 2:     (Elsa steht vor ihm und bedroht in mit einem Revolver) Na los, schieß schon. Du tust
            mir einen Gefallen damit.
Elsa 2:     (läßt die Waffe sinken)
Rick 2:     Es ist noch immer eine Geschichte ohne Schluß. Wie geht's jetzt weiter?
Elsa 2:     Ich weiß nicht. Ich weiß nur, daß ich nicht die Kraft habe, dich noch einmal zu
            verlassen. Ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Du wirst für uns beide denken müssen.
Rick 2:     Das werde ich. (Er nimmt ihr die Waffe ab und nimmt Elsa in die Arme:) Ich seh dir in
            die Augen, Kleines.

9
Renault:    (zu Victor Laszlo) Monsieur Laszlo, Sie sind festgenommen.
Rick2       (kommt mit Elsa. Er richtet die Waffe auf Renault.) Nicht so eilig, Louis. Hier wird
            niemand verhaftet, jedenfalls vorerst nicht.
Renault:    Haben Sie den Verstand verloren?
Rick 2:     Ja, habe ich, setzen Sie sich hin.
Renault:    Legen Sie die Waffe weg.
Rick 2:     Louis, ich möchte Sie nicht gern erschießen, aber ich tue es, wenn Sie nur einen Schritt
            machen.
Renault:    Unter diesen Umständen setze ich mich selbstverständlich. (Er setzt sich.)
Rick 2:     Rufen Sie jetzt den Flughafen an. Ich will hören, was Sie durchgeben. Und vergessen
            Sie nicht, die Waffe ist genau auf Ihr Herz gerichtet.
Renault:    Da bin ich am wenigsten verwundbar.
Strasser:   (aus dem Hintergrund in ein imaginäres Telefon:) Hier spricht Major Strasser.
            Schicken Sie sofort ein Kommando zum Flughafen!
Rick 2:     (zu Elsa) Und die Namen lauten: Mr. und Mrs. Victor Laszlo.

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Lichtwechsel. „Natürlicher“ Dialog von Elsa 1 und Rick 1 (ohne Playback).
Elsa:          (bestürzt, dringlich:) Aber warum mein Name, Richard?
Rick:          Weil du mit der Maschine fliegen wirst.
Elsa:          Ich verstehe nicht. Und was ist mit dir? Gestern abend hast Du ...
Rick:          Gestern abend haben wir eine ganze Menge gesagt. Du hast gesagt, ich muß für uns
               beide denken. Das habe ich getan und bin zu dem Schluß gekommen, daß du in das
               Flugzeug steigst, mit Victor, denn du gehörst zu ihm.
Elsa:          Oh nein, Richard, nein ...!
Rick:          Du mußt jetzt auf mich hören! Hast du eine Ahnung, was dir bevorsteht, wenn du
               hierbleibst? Es ist so gut wie sicher, daß wir beide in einem Konzentrationslager enden!
               Habe ich recht, Louis?
Renault:       Ich fürchte, Major Strasser wird darauf bestehen.
Elsa:          Das sagst du nur, damit ich gehe.
Rick:          Nein, ich sage es, weil es wahr ist. Im Grunde wissen wir beide genau, daß du zu Victor
               gehörst. Du bist ein Teil seiner Arbeit. Du gibst ihm Kraft, weiterzumachen. Wenn du
               jetzt nicht mit ihm gehst, wirst du es bereuen.
Elsa:          Nein ... nein ...
Rick:          Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen. Aber bald, und dann bis an dein
               Lebensende.
Elsa:          Und was wird aus uns?
Rick:          Uns bleibt immer Paris. Wir hatten es nicht bis zu dem Augenblick, wo du nach
               Casablanca kamst. Wir haben es gestern abend zurückgewonnen.
Elsa:          Da habe ich dir gesagt, ich würde dich nie wieder verlassen.
Rick:          Das wirst du auch nicht. Aber ich habe auch etwas zu erledigen, und wo ich hingehe,
               kannst du nicht mitkommen. Dabei kannst du mir nicht helfen. Ich passe nicht in eine
               noble Rolle. Aber zu der Erkenntnis, daß die Probleme dreier Menschen in dieser
                       verrückten Welt völlig ohne Belang sind, gehört nicht viel. Eines Tages wirst du
das            verstehen.
Elsa:          (beginnt zu weinen)
Rick:          (faßt ihr unters Kinn und hebt ihren Kopf) Nein, nein, nein, nein, nein. - Ich seh dir in
               die Augen, Kleines...
Elsa:          (geht langsam zum Flugzeug, während Oberst Strasser hereinkommt).
Strasser:      Was für ein Flugzeug ist das?
Renault:       Victor Laszlo ist in der Maschine.
Strasser:      (geht zum Telefon)
Rick 2:        (zieht eine Waffe) Gehen Sie von dem Telefon weg.
Strasser:      Ich würde Ihnen raten, sich nicht einzumischen.
Rick 2:        Ich hätte Kapitän Renault erschossen. Ich würde auch Sie erschießen.
Strasser:      (ins Telefon) Hallo?!
Rick 2:        Weg mit dem Hörer!
Strasser:      (ins Telefon) Verbinden Sie mich mit demn Kontrollturm!
Rick 2:        Legen Sie auf!
Strasser:      (zieht eine Pistole. Rick schießt zuerst.)
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Gendarmererie kommt herein, und einer macht Meldung: Mon capitaine.
Renault:        Major Strasser ist erschossen worden. (Nach einer Pause, in der es so aussieht als ob
                er Rick verrät:) Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen.
Rick 2:         (Nachdem die Gendarmerie abmarschiert ist:) Louis, Louis ...Das könnte der Beginn
                              einer wunderbaren Freundschaft sein.
(Beide ab, Klavier spielt Anfangstakte der Marseillaise).

Szene 6         ("Ein Pyjama für zwei")

Diese Szene ist die kürzesate und peinlichste unseres Stücks – wir wollen damit verdeutlichen, daß wir
einen Großteil der 50er-Jahre filmisch für dürftig halten (Na klar, wir hätten "On The Waterfront“
(„Die Faust im Nacken“) machen können oder "A Streetcar Named Desire“, ich weiß – aber wer kennt
das schon ...!) - Also "Ein Pyjama für zwei“:
Es tritt der Zeitungsjunge aus der ersten Szene mit „gewendeten“ Reklametafeln auf und stellt sich
rechts an den Bühnenrand. Man kann lesen: „Und nun – das sind die für die Filmgeschichte bedeutenden
50er Jahre“.
Aus dem Hinterrgrund nähern sich Rock Hudson – er trägt eine Schlafanzughose – und Doris Day – sie
trägt die dazu passende Jacke. Die beiden bleiben in halber Höhe der Bühne stehen und lächeln etwas
verlegen ins Publikum. Es passiert ... nichts.
Nach einigen Sekunden plärrt aus dem Off die Stimme des Regisseurs in ein altmodisches Megaphon:
„Mr. Hudson, , Miss Day, bitte vom Set ... das ist ja peinlich ...!“
Die beiden verschwinden von der Bühne. Der Zeitungsjunge dreht sich um und geht ebenfalls ab. Auf
der Reklametafel auf seinem Rücken kann man lesen: „Das waren die für die Filmgeschichte
bedeutenden 50er Jahre“.

Szene 7         ("Psycho")

Wenn die Musik, der Soundtrack von „Psycho“ einsetzt, wird schnell, aber nicht hastig das alte
Bühnenbild ab- und das neue aufgebaut (2 Kartenständer, in die ein Besen eingehängt wird, über den ein
rotes Tuch gebreitet wird, ein echtes Klosettbecken in die Mitte der Bühne an die Hinterwand, eine
Babywanne hinter dem Vorhang, der nicht bis unten reicht). Währenddessen stehen Norman Bates und
Vivien Leigh am vorderen Bühnenrand und verzehren (sich dabei pantomimisch unterhaltend) ein
Stüllchen. Wenn der Aufbau abgeschlossen ist, geht die Bühnencrew ab (je nachdem wo die Leute
gebraucht werden, nach rechts oder links), am Bühnenvorderrand gehen Konversation und Essen von
Norman und Vivien noch einen Moment weiter. Dann "verabschieden" sich die beiden: Vivien will
Norman die Hand reichen., der sie aber nicht nimmt, sondern sich linkisch zurückzieht (ab nach rechts).
Er erscheint unmittelbar darauf wieder: durch die Tür rechts außerhalb der Bühne im Zuschauerraum
(Spot auf ihn), pirscht sich vorsichtig Richtung Bühne vor, klettert hinauf und verbirgt sich, für die
Zuschauer deutlich sichtbar, hinter dem Vorhang. Vivien geht derweilen, spielerisch dies und das tuend
und sichtlich in Gedanken versunken auf der Bühne herum und knöpft dabei langsam ihr Kleid auf.
Wenn die Musik in die 2. Phase übergeht, beginnt sie, sich offensichtlich unbeobachtet fühlend, aber
trotzdem "sexy", sich auszuziehen, zuerst die Kostümjacke, dann den Rock, dann in der Reihenfolge:
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Unterrock, Strapse, Strümpfe, BH. Norman Bates beobachtet sie. Wenn Vivien "nackt" ist (bis auf
einen „unsichtbaren“ Body) und (scheinbar) nur noch das Höschen trägt, geht sie halb hinter den
Vorhang. Dort zieht sie das Höschen aus und wirft es zurück auf den Stuhl. Dann tritt sie hinter den
Vorhang und "duscht". Norman Bates wendet sich zu den Zuschauern, setzt sich eine graue Perücke auf
und geht schnell ab durch die Tür rechts außerhalb der Bühne.
Mit dem Einsetzen der "Mordmusik" erscheint er blitzartig aus der Tür auf der rechten Bühnenseite,
verharrt eine Sekunde mit dem hochgereckten Messer in der bekannten Filmpose, stürzt dann bis halb
hinter den Vorhang und sticht wieder und wieder zu, so daß man jedesmal seinen zurückschnellenden
Arm sieht. Daß Vivien getroffen wird, sieht man an ihren "tanzenden" Beinen. Mit dem Ende der ersten
Phase der "Mordmusik" stürzt Norman nach rechts wieder von der Bühne. Viviens krallende Hand ist
am Vorhang sichtbar geworden. Sie fällt (langsam) und reißt dabei den Vorhang herunter.
Sobald sie tot am Boden liegt, erscheint links mit gemessenen Schritt Alfred Hitchcock. er geht langsam
nach vorn zur Bühnenmitte, vis-à-vis zum Publikum, und hebt in der bekannten Hitchcock-Pose den
rechten Zeigefinger bedeutsam zur Geste des Schweigens an die Lippen. Dann geht er langsam nach
rechts ab. Dann ist die Musik zuende, die Bond-Musik setzt ein.

Szene 8         ("James Bond")

Bei Beginn des James-Bond-Themas erscheint James Bond am rechten Bühnenrand in einem runden
Spot und geht, seitlich zu sehen, parallel zum Zuschauerraum, (langsamer, als es die Bühnenschritte
vermuten lassen!!!) Richtung Bühnenmitte. Beim Wechsel der Musik fährt er Richtung Zuschauer
herum, halb in der Hocke, und zielt auf sie. Der Spot schwankt etwas.Das ist der bekannte Bond-
Filmvorspann.
Er kommt sehr macho-mäßig nach vorne bis fast zum Bühnenrand und spricht die Zuschauer an
(Musik leise). Wenn er anfängt zu sprechen, treten die drei "Bikinischönheiten" links hinten auf auf
und postieren sich, zwei links, eine rechts, von Bond. Während des folgenden führen sie ständig die
langsame Tanzbewegung aus: Bewegung links - Bewegung rechts: ein stilisiertes Drinkmixen. Eine
von ihnen hat einen Siphon dabei, die anderen Gläser. Jeweils, wenn sie "vorgestellt" werden, tanzen
sie ganz nach vorn an den Bühnenrand, die anderen weisen auf sie, indem ihre Gestik nur noch in
ihre Richtung deutet. Wahrend des 2. Abschnittes, den Bond spricht, umtanzen sie ihn einmal (und
servieren ihm auf diese Weise das Klassenbuch, das er zum Vorzeigen braucht). Bond spricht:
"Mein Name ist Grätz - Wolfgang Grätz. Gewiß, ich bin Wolfgang Grätz O-8-15. Ich habe die Lizenz
zum Tadeln. Wenn Sie mich gesehen haben in "Liebesgrüße aus Breslau", "Du schwänzt nur zweimal",
oder "Loben und Sitzenlassen", wissen Sie ja Bescheid. Meine Lieblingsgetränke sind entweder eine
Bloody-Bülow, eiskalt mit Olive, wie ihn mir meine Assistentin Ulla Entz, hier zu meiner Linken,
gerade servieren will, (sie kommt und küßt ihn auf die Wange) oder ich trinke sehr gerne einen Scola
libre bei einbrechender Nacht und Zikadengezirp an den exotischen Stränden unserer Filiale - weit - weit
weg in der Karibik Hermsdorfs, einen Drink, wie ihn meine Assistentin Erna Hoffmann, hier zu meiner
Rechten gerade vorbereitet (sie kommt und küßt ihn auf die Wange). Oder am Spieltisch, beim
Roulette, beim Baccarat oder Pokern, ich meine, wenn es um die Zensuren geht, in der schwülen
Atmosphäre eines teuren Nachtclubs, eines guten Restaurants oder einer exzellenten Zeugniskonferenz,
da genieße ich am liebsten eine Vier minus on the Rocks. Eine solche sehen Sie hier gerade vorbereitet
von meiner dritten leidenschaftlichen und hinreißenden Assistentin Harriet Bartholdy, ganz außen, ich
bitte um etwas Applaus."
(Er macht einen plötzlichen Ausfall zur linken Bühnenseite, stellt sich mit erhobenem Füllfederhalter
hinter die Ecke, springt plötzlich vor, den Füllfederhalter im Anschlag. Natürlich steht niemand
hinter der Ecke. Er kommt zum Publikum vor:)

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"Feinde überall! Ich habe gehört, daß momentan eine ganze Reihe von Agenten aus den feindlichen
Grundschulen unsere Schule bedrohen, die hier eindringen und 7. Klassen abziehen wollen, Spione, die
mit Hilfe ihrer Agentenführer bereits in unsere Aula eingedrungen sein sollen, aber ich werde unsere
Schule vor ihnen retten. Ich habe hier ein Notenbüchlein, dem man es natürlich nicht ansieht, daß es
absolut tödlich ist. Und unsere Waffenabteilung hat mich mit der ultimaten Waffe ausgestattet: Dies ist
ein Klassenbuch... Und mit diesem Gerät hier, das an sich wie ein normaler Füllfederhalter aussieht,
kann ich 25 Fünfen pro Stunde schießen, die Treffsicherheit ist enorm. Ladies, Gentlemen, hüten Sie
sich!
(Die Bikinischönheiten wollen ihre Drinks anbieten. Wolfgang Grätz winkt ab:) Was sag' ich denn
immer: Schütteln, nicht rühren, bitte.
(Sie schütteln die Gläser, aber so, daß er naß wird, kreischen und rennen ab. Ein Diener kommt mit
einem Handtuch, um ihn abzutrocknen, sagt:) "Sir?". (Er schlägt ihn (augenblicksschnelle Reaktion)
mit einem Handkantenschlag nieder, zieht sich das Revers zurecht und sagt:) Widerlich.
(Ab. Die Bikinischönheiten kommen wieder und schleifen den „Toten“ von der Bühne)

Szene 9         ("Star Wars")

Improvisierte Szene zur Einleitung: Animateur tritt vorn an den Bühnenrand und versucht die
Zuschauer zu schwerem Atmen zu überreden (die wissen natürlich nicht, was das soll, und müssen
bloß blödsinnig lachen.) Das ganze ca. 1 Minute. Dann ein knappes "Danke" des Animateurs und ab.
Ende der improvisierten Einleitung.
Darth Vader tritt auf (Stahlhelm, Gasmaske, Blinklichter, Umhang) und stellt sich, bedrohlich und
maschinell atmend, vorne an den Bühnenrand, den Zuschauern gegenüber. (Rechts wird ein Video-
Beamer aufgebaut.) Dann dreht Darth Vader sich nach hinten um. Von rechts kommen die imperialen
Sturmtruppen (mit ihren Flöten) hereinmarschiert, halten militärisch exakt an, Drittel Kehrtwendung,
sie präsentieren die Flöten. C3PO (viel goldene Folie) und R2D2 (Rollwagen und Piepsen (eine Flöte
macht das)) kommen herein und fungieren als Notenständer. Darth Vader hebt die Hande und dirigiert.
Die Flöten spielen das Thema aus STAR WARS. Währenddessen bedient der Mensch, der den Beamer
aufgebaut hat, das Videogerät: Auf eine seitlöich setehende Filmleinwand wird folgender nach oben
laufender Text projiziert:

                                           EPISODE XXII
 NACHDEM DARTH VADER SEINEN HUSTENBONBON IN DER KANTINE DES NEBLIGEN
   WÜSTENPLANETEN VON CAMPINO V VERGESSEN HATTE; WAR PRINZESSIN LEIA
  DARAN FESTGEKLEBT UND HATTE NUR MIT GRÖSSTER MÜHE WIEDER ABGELÖST
                           WERDEN KÖNNEN.
   LUKE IST MIT HAN SOLO AUF DEM WEGE ZUM EUKSALYPTUSMOND IM SYSTEM
          RACHANGOLD; WO DIE REBELLEN EINE NEUE MALZ-MENTHOL-
                       GESCHMACKSRICHTUNG TESTEN:

Wenn der Text abgelaufen ist, aber die Musik noch spielt, gibt es vorn an der Bühne rechts eine
ziemlich gewaltige Explosion mit offenem Feuer und überraschendem Knall (sog. großer Bühnenblitz,
elektrisch gezündet und zur Sicherheit auf einem alten Backblech angebracht) - und danach kommen
Prinzessin Leia, Luke Skywalker und Han Solo fröhlich tanzend herein. Vorne angekommen:
Han Solo:       (zur Prinzessin) Der Todesstern ist vernichtet! Die Rebellen haben gesiegt! Das
                Imperium ist geschlagen! Nun beginnt ein goldenes Zeitalter! Küß mich!

                                                                                                      13
(Prinzessin Leia küßt ihn.)
Prinzessin:     (zu Luke) Der Todesstern ist vernichtet! Die Rebellen haben gesiegt! Das Imperium ist
                geschlagen! Nun beginnt ein goldenes Zeitalter! Küß mich!
                (Luke küßt sie.)
C3PO: (zu R2D2) Der Todesstern ist vernichtet! Die Rebellen haben gesiegt! Das Imperium ist
             geschlagen! Nun beginnt ein goldenes Zeitalter! Küß mich!
                (R2D2 küßt ihn.)
Skywalker:      (zu Darth Vader) Papa!
                (Er küßt Darth Vader.)
Darth Vader blickt irritiert ins Publikum.
Die Flöten blasen einen langgezogenen, schrillen Ton. Alle ab (Rennen!).

Szene 10 ("Dirty Dancing")

In dieser Szene wird zu “The Time of My Life“ (gesungen von Bill Medley und Jennifer Warnes, also
der Schmusenummer dieses Films) in halbem Bühnendunkel mit einem farbwechselnden Spot und unter
erheblichem Einsatz unserer Nebelmaschine von allen Tänzerinnen und Tänzern (ein Paar als Solo-
Act!) eine Tanzeinlage hingelegt, die wirklich hocherotisch ... ich formuliere mal: hart an der Grenze zur
Obszönität chroreographiert werden muß, um dem Filmtitel alle Ehre zu machen ... Ich sehe mich
allerdings außerstande, das hier zu beschreiben ... (Heureka – es glückte ...!)

Szene 11 ("Forrest Gump")

Ein Bühnenarbeitrer (A) kommt, steigt auf eine Leiter, legt eine Dauenenfeder in das Ende des
Gartenschlauchs, der oben in der Bühnmitte endet, der aber ansonsten verdeckt angebracht ist und
nach zwölf Metern irgendwo hinter der Bühne endet. (Es wäre gut, wenn der Zuschauer den Sinn
dieser Manipulation nicht erkennt. - A steigt herab. Die Leiter wird weggeräumt. Licht geht an.
Bühnenbild: Drei Stühle als Bank. Musik: Klavierthema aus „Forrest Gump“. Forrest Gump kommt
mit Köfferchen, setzt sich, sitzt sehr gerade. Jetzt pustet B hinter der Bühne in den Gartenschlauch
hinein. Die Feder schwebt herab. Sobald die Feder den Boden berührt, fängt Forrest Gump an zu
sprechen (alles unheimlich „blöde und freundlich“, guckt sich um).
Ja, das is hier Bülows, nich? Ne schöne Aula haben die da. Is richtig schön. Am Anfang, da kam ich
von der Grundschule, nich', war ich auch hier. Abitur, ham sie gesagt, soll ich hier mal machen. Später,
jetz noch nich. Muß man sieben Jahre drauf warten. 7 Jahre! - Märchenhaft!.-- Wollen alle Abi machen.
-- Abi. Das is so ne Art Treffen, ne? Da treffen sich alle möglichen Lehrer, ne, und du natürlich auch.
Die sitzen da so und dann fragen sie. (Imitiert:) Wann hat Wilhelm der Eroberer England erobert?! ----
(Schulterzucken) Kann ich auch nich sagen jetz, ne. Gestern abend war "Gute Zeiten, schlechte Zeiten",
kam das auch nich vor: Wilhelm der Eroberer? ... "Pelle, der Eroberer" kenn ich, wollen die aber
wahrscheinlich nix wissen von. -- Oder Mathematik: Sagen wir mal: (Imitiert) Welches Volumen hat
der größte in eine Kugel einbeschriebene Zylinder? (Er lacht) Die ham keine Ahnung. Ich meine wer
würde son Hut tragen?! – Tja. -- Oder Französisch. Neulich kam ich an die Havel, schwamm ein
                                                                                                       14
Franzose, mitten drin. Hat immer gestrampelt und geschrien: "Au secour!" hat er gerufen, ganz laut (er
macht es nach:) Au secoooouuur!!! Hab ich mir auch gedacht, ne? (Pause) Hättste lieber schwimmen
gelernt statt Französisch. -- Abitur! (Er denkt drüber nach) Die haben Fragen, ne. Stellen sie dir
Fragen. Muß man mal überlegen. Die werden bezahlt, ne, und nennen sich Lehrer. Und dann stellen die
die Fragen, und du sollst sagen, ne, und wirst nich bezahlt. Wahnsinn.
Gleich am Anfang is Probehalbjahr. Also das ist in Ordnung. Probehalbjahr, ja? Kommste hier her,
führen sie dir so Lehrer vor, komische (er lacht), kommen immer rein in'n Unterricht, machen was vor,
ne, kannste dir angucken. Probehalbjahr find ich in Ordnung, weil wenn nix is (Schulterzucken)
brauchste nich bleiben, gehste wieder, alles paletti. Trennt man sich in Freundschaft. Kein Kaufzwang,
in echt. Find ich in Ordnung. – Also ich bin ja geblieben. 7. ... Also 7 Klasse. Klasse! War echt geil!
War so geil, durft ich gleich nochmal mit rein. Haben sie gesagt, wenn das so weitergeht, kann ich
Rente beantragen nach'm Abitur. Find ich schwer in Ordnung. Echte Kumpels, die Lehrer! Manchmal
mosern se ja rum. Ham wir ne Arbeit geschrieben neulich. Hab ich mich wahnsinnig vorbereitet. Hatt
ich die Unterlagen mit, ne? kleiner Zettel, Federtasche und so. Kam der an und wollte den Spicker
haben. Faul wie die Sünde, die Typen, könn sich keine eigenen Zettel machen, ja? Und dann noch
undankbar! 6 hat er runtergeschrieben, is das ne Art? Na ja, nächste Arbeit bereit ich nich mehr so gut
vor. Mach ich lieber was anderes den Abend vorher.
(Forrest-Gump-Piano setzt wieder ein, leise ... melancholisch. Forrest Gump verträumt:) Geh ich inne
Disco, ne? --- Oder ins Kino. Ins Kino. Ja, warum nicht. (Die Zuschauer sind gar nicht mehr für ihn
da. Er spricht nur noch zu sich selbst. Leise, verträumt, noch einmal:) Geh ich ins Kino ....
(Er nimmt still die Feder auf, tut sie in seine Brieftasche, greift seinen Koffer und geht ab. Die Musik
verklinkt im gleichen Moment. Dunkel. Stille.)

                                               ENDE

                                                                                                      15
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