100 JAHRE NOVEMBER REVOLUTION 80 JAHRE REICHS POGROM NACHT - WEIMAR-NOVEMBER - Stadt Weimar

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100 JAHRE NOVEMBER REVOLUTION 80 JAHRE REICHS POGROM NACHT - WEIMAR-NOVEMBER - Stadt Weimar
100 JAHRE
    NOVEMBER
    REVOLUTION
      80 JAHRE
      REICHS
      POGROM
      NACHT
WEIMAR–NOVEMBER
       2018
100 JAHRE NOVEMBER REVOLUTION 80 JAHRE REICHS POGROM NACHT - WEIMAR-NOVEMBER - Stadt Weimar
VORWORT                                                   GESPRÄCH
November 2018 in Weimar:                                   3. November
Gemeinsames Gedenken an 100 Jahre                          16.00 Uhr
Novemberrevolution                                         Deutsches Nationaltheater Weimar
und 80 Jahre Reichspogromnacht                             Das Echo von Weimar: 1. Teil:
                                                           Was ist aus unserer Revolution
                                                           geworden...
                                                           Nachdenken über die Novemberrevolution
                                                           und die demokratische Kultur der Berliner
                                                           Republik
Die Stadt Weimar und der Weimarer Republik e. V. wollen    Der erfolgreichen Novemberrevolution vor 100
in diesem Jahr gemeinsam an zwei runde Jahrestage          Jahren verdanken wir die erste deutsche Demokratie –
in der deutschen Geschichte erinnern: Der Höhepunkt        die Weimarer Republik. Hier in Weimar trat die
der Novemberrevolution von 1918 jährt sich zum 100. Mal,   Nationalversammlung zur Verabschiedung der
die Reichspogromnacht zum 80. Mal.                         Weimarer Reichsverfassung zusammen. Punktgenau
Beide Ereignisse sind auf mehreren Ebenen miteinander      zur Premiere „November 1918“ wollen wir uns mit
verbunden, bilden aber auch ein schroffes Gegensatzpaar:   diesem demokratischen Wendepunkt beschäftigen,
Auf der einen Seite steht die Novemberrevolution mit       aber auch den Zustand unserer Berliner Republik
der Durchsetzung von Volkssouveränität, Grundrechten       befragen und über die aktuellen Gefährdungen
und Frauenwahlrecht als Sternstunde der deutschen          unserer demokratischen Kultur diskutieren. Welche
Demokratiegeschichte. Auf der anderen Seite steht die      Schlussfolgerungen müssen wir aus den histori-
Reichspogromnacht mit ihren zahlreichen Verbrechen,        schen Ereignissen für unser demokratisches Enga-
die nur deshalb geschehen konnten, weil zuvor grund-       gement heute ziehen.
legende Errungenschaften von 1918 beseitigt worden         Gespräch mit Peter Willy Brandt (Historiker)
waren. Den 9. November suchten die Nationalsozialisten     Alice Buddeberg (Regisseurin)
gezielt zu besetzen, um die Revolution und den demo-       Bettina Gaus (Journalistin) und Wolfgang Niess
kratischen Aufbruch vergessen zu machen – darum der        (Historiker) Moderation: Andreas Postel
Hitlerputsch 1923, darum die Reichspogromnacht 1938.
Trotz dieser Verbindungslinien fand das Gedenken an
die beiden Ereignisse bislang zumeist unabhängig von-
einander statt. In diesem Jahr soll das in Weimar anders
sein. Die Stadt, die wie kaum eine andere die deutsche
Geschichte des 20. Jahrhunderts in all ihren Höhen
und Tiefen repräsentiert, möchte die Erinnerung in Zu-
sammenhänge rücken – und damit einen Impuls
für gegenwärtiges Handeln geben. Für dieses Vorhaben
konnten zahlreiche Partner gewonnen werden, so dass
ein umfangreiches Programm mit überregionaler Strahl-
kraft entstanden ist, das sich an Bürgerinnen und Bürger
wie auch die Gäste der Stadt gleichermaßen richtet.

Peter Kleine
Oberbürgermeister
100 JAHRE NOVEMBER REVOLUTION 80 JAHRE REICHS POGROM NACHT - WEIMAR-NOVEMBER - Stadt Weimar
THEATER
3. November
19.30 Uhr
Deutsches Nationaltheater Weimar
Premiere N o v e m b e r 1 9 1 8

nach dem Roman von Alfred Döblin

Berlin taumelt. Kriegsniederlage und Revolution bringen
das gesamte Gefüge des Staates ins Wanken. Linke
und rechte Kräfte liefern sich politische Machtkämpfe,
die immer wieder um die Galionsfiguren Friedrich
Ebert, Karl Liebknecht oder Rosa Luxemburg kreisen.
Das geschlagene Militär lauert indessen auf seine
Wiederkehr, während die Kriegsgewinnler schamlos
zwischen allen Fronten agieren.
In dieses Chaos kehren die Soldaten Becker und Maus,
verletzt und traumatisiert, heim. Doch wo tut sich
im krisengeschüttelten Berlin eine neue Lebensaufgabe
auf? Und hat die Hoffnung auf den „süßen Frieden“,
die Becker umtreibt, Bestand?
André Bücker, Regisseur und Intendant des Theaters
Augsburg, dient der gewaltige Roman Döblins als
Vorlage für eine Produktion, in der Schauspiel, Musik-
theater und Staatskapelle zu einer gemeinsamen
Erzählform finden. Stefan Lano wird dabei nicht nur
als musikalischer Leiter dem Abend seine Prägung
geben, sondern auch als Komponist. Seine Musik steht
neben der Musik dieser Zeit. „November 1918“ ist nur
scheinbar eine Reise in die Geschichte. Sie führt un-
übersehbar mitten hinein in die Debatten der Gegen-
wart.

Kartentelefon: Tel. +49 (0)3643 / 755-334                 Alfred Döblin   2/3
service@nationaltheater-weimar.de
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AKTION                                            VORTRAG
5. November                                                   5. November
12.00 Uhr, Hauptbahnhof Weimar                                17.00 Uhr
Die Revolution rollt: Ein Flashmob zu 100 Jahre               Landesarchiv Thüringen–Hauptstaatsarchiv
Novemberrevolution                                            Weimar Marstallstraße 2
                                                              Arisierung in Thüringen
                                                              Vortrag von Armin Flesch
                                                              Eintritt frei.

Vor 100 Jahren, im Herbst 1918, begehrte das deutsche         Otto Eberhardt, der thüringische Gauwirtschafts-
Volk auf gegen das überkommene Regime des Kaiser-             berater der NSDAP, zog in Verbindung mit Carl Goetz
reichs, gegen den seit 1914 tobenden Krieg, gegen Armut,      von der Dresdener Bank die Fäden bei der „Arisie-
Unfreiheit, Unterdrückung und soziale Benachteiligung.        rung“ eines Unternehmens in Frankfurt. Die beiden
Die Fürsten dankten ab, an ihre Stelle trat als höchster      Hauptakteure waren enge Vertraute von Fritz
Souverän das Volk selbst. Es war Deutschlands Aufbruch        Sauckel, dem Gauleiter von Thüringen, mit dem
in die Demokratie. Der Funke der Revolution zündete           sie während des Ersten Weltkriegs gemeinsam in
zuerst an der Küste, bei den Matrosen in Wilhelmshaven        französischer Kriegsgefangenschaft gewesen waren.
und Kiel. In wenigen Tagen sprang er auf alle Teile des       Notwendige Informationen erhielten sie von Dr.
Landes über – insbesondere durch die Eisenbahn. Die           Rudolf Schwarz, Leiter des Zweigwerks des sächsi-
Revolutionäre reisten von Bahnhof zu Bahnhof, um den          schen Chemie-Unternehmens Zschimer & Schwarz
Sturz der alten Machthaber voranzutreiben.                    in Greiz-Dölau und gleichzeitig ab 1936 Kreiswirt-
Diese Ereignisse werden in der Aktion »Die Revolution         schaftsberater der NSDAP im Landkreis Greiz. Die
rollt« nachgestellt, die der Weimarer Republik e. V. mit      Flesch-Werke AG, eine Tochtergesellschaft der Farb-
Unterstützung des Bundesministeriums der Justiz und           und Gerbstoffwerke Carl Flesch jr. oHG mit Sitz in
für Verbraucherschutz, der Deutschen Bahn Station &           Frankfurt am Main und einem Werk in Lahnstein
Service AG und zahlreicher Partner vor Ort an 47 Bahn-        waren spezialisiert auf chemische Produkte, dabei
höfen in ganz Deutschland organisiert. Es handelt sich        besonders Gerbstoffe. Durch die Kündigung von
dabei um 15minütige Flashmobs mit Schauspielern und           Bankkrediten, Schutzhaft und die Androhung von
Komparsen, die einen Eindruck davon geben, wie vor 100        KZ wurde der jüdische Hauptaktionär Herbert Flesch
Jahren die Demokratie erkämpft wurde. Menschen jeden          zur Emigration gezwungen und von den Nazis 1937
Alters sind herzlich eingeladen, die Aktionen mitzuerleben.   „ausgebürgert“. Im Jahr 1939 gelangte das Flesch-
                                                              Werk in Lahnstein in den Besitz von Zschimer &
                                                              Schwarz. In zahlreichen Archiven, darunter auch
                                                              dem Hauptstaatsarchiv Weimar, recherchierte der
                                                              Journalist Armin H. Flesch die Hintergründe der Vor-
                                                              gänge. Mit den Inhabern der Flesch-Werke AG
                                                              ist er nicht direkt verwandt; eine gemeinsame Wur-
                                                              zel reicht allerdings zurück in das 17. Jahrhundert auf
                                                              das Haus „Flasche“ in der Frankfurter Judengasse.

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FILM + GESPRÄCH                                               LESUNG
5. November                                                 7. November
19.00 Uhr                                                   17.00 Uhr, Stadtarchiv Weimar
Jugend- und Kulturzentrum mon ami                           Kleine Teichgasse 6, VR 3. OG
Goetheplatz 11, Saal                                        Im ganzen war alles sehr ruhig,
Menschliches Versagen                                       m a ß v o l l u n d s t i l l . – Die November-
Film und Gespräch mit Prof. Dr. Michael                     revolution in Weimar im Spiegel des Tage-
Verhoeven, Armin Flesch, Prof. Dr. Wolfgang                 buchs des Mädchenschullehrers Dr. Curt Weiß
Dreßen, Dr. Andreas Jantowski und Dr. Bernhard              Lesung mit dem Schauspieler Peter Rauch
Post, moderiert von Dr. Michael Grisko                      Einführung: Dr. Jens Riederer

In seinem Dokumentarfilm forscht Michael Verhoeven          Dass die Novemberrevolution 1918 in der Residenz
Antworten auf die Frage nach, in welchem Ausmaß             Weimar, wie in vielen anderen kleinen Orten auch,
die zivile Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Profi-       vergleichsweise friedlich ablief, dürfte allgemein
teur der systematischen Beraubung der jüdischen             bekannt sein. Doch was sagt das schon über die inneren
Mitmenschen in Deutschland und in den besetzten             Zustände der Menschen, denen nicht weniger als
Ländern geworden ist.                                       eine Welt zerbrach? Die unerwartete Niederlage im
Verhoeven: „Was man beschönigend die „Arisierung“           Ersten Weltkrieg, das plötzliche Ende des Deutschen
nennt, ist in Wahrheit einer der größten Raubzüge           Kaiserreichs und der gar nicht so überraschende
des 20. Jahrhunderts, begangen an einem Teil der eigenen    Ausbruch einer Revolution lösten wahre Stürme
Bevölkerung. Es war nicht die „Gestapo“, die in die         an Gefühlen und Gedanken aus. Davon erzählt ein-
jüdischen Wohnungen eindrang, um den gesamten               drucksvoll das Tagebuch des Weimarer Lehrers Curt
Besitz zu beschlagnahmen vom Bankkonto bis zur              Weiß (1862-1944), Leiter des Instituts Weiß, einer
Unterwäsche. Es waren deutsche Finanzbeamte.                überregional bekannten Schule für Frauenberufe.
Großes ging an die Finanzbehörden, Kleines über „Ver-       Geplagt von maßloser Enttäuschung und ungezügelter
steigerungen aus nicht-arischem Besitz“ an die lieben       Entrüstung über den Kriegsverlauf, gepeinigt von
Nachbarn.“ … Die Betroffenen empfinden keinen Hass,         tiefer Verstörung und ohnmächtiger Wut über die
sprechen nicht von „Schuld“, nur von „Menschlichem          politisch Verantwortlichen, schwankend zwischen
Versagen“.                                                  dunklen Zukunftsängsten und größten Hoffnungen
Im Gespräch sollen die Wirkung des Films und der Stand      auf eine neue Zeit gibt das Tagebuch Weiß ein be-
der Aufarbeitung heute sowie die Formen der Vermitt-        wegendes persönliches Zeugnis der fiebrigen Stim-
lung der nationalsozialistischen Verbrechen im Unterricht   mungslage am Ende des Epochenjahrs 1918, das in
thematisiert werden.                                        seiner überindividuellen Repräsentativität weit über
                                                            den Autor und die Stadt Weimar hinausweist.

Eintritt frei. Eine Veranstaltung in Kooperation            Eintritt frei. Eine Veranstaltung von Stadtarchiv
mit dem Landesarchiv Thüringen.                             und Kulturdirektion Weimar.                         6/7
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LESUNG + MUSIK           KONFERENZ                                           LERNORT + FILM
7. November                                                8. November
19.30 Uhr, Jugend- und Kulturzentrum                       11.00 Uhr und 15.00 Uhr
mon ami Goetheplatz 11                                     Führungen zu Stolpersteinen
. . . u n d d i e Ka t a s t r o p h e ka m .              in der Stadt Weimar durch Mitglieder
                                                           des Vereins Lernort Weimar
Texte und Musik von und zu Erich Kästner
Johannes Göbel (Rezitation) und Martin Mock                Seit 2007 werden durch die Initiative von Lernort
(Vertonung/Gesang) setzen in ihrem Programm einen          Weimar in der Stadt Stolpersteine verlegt. Sie erinnern
inneren Dialog Kästners in Gang, indem sie seinen          an Bürgerinnen und Bürger, die im Nationalsozialis-
Tagebuchnotizen aus der Endphase des Zweiten Welt-         mus verfolgt und / oder ermordet wurden. Während
krieges auszugsweise vertonte Gedichte des Autors          der Führungen zu einigen dieser in Weimar verlegten
der Jahre 1929–1947 gegenüberstellen:                      Stolpersteine werden die Lebenswege der Menschen,
Seine luziden Beobachtungen, Appelle, Mahnungen            für die die Steine verlegt wurden, erzählt. Dabei soll
treffen auf sich wiederholende Realitäten und sind         es vor allem um jene gehen, die von den November-
unverändert aktuell.                                       pogromen 1938 direkt betroffen waren.
Eintritt frei. Eine Veranstaltung der Stiftung             Die Teilnahme an den Führungen ist für Interessierte
Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora.               kostenfrei. Während der Führung reinigen wir die
                                                           Stolpersteine und gedenken der Opfer der November-
8. – 9. November                                           pogrome.
Stiftung Europäische Jugendbildungs-                       Weitere Infos unter www.lernort-weimar.de,
                                                           siehe auch Karte im Umschlag.
und Jugendbegegnungsstätte Weimar
Jenaer Straße 2–4
Inklusion & Geflüchtete III –                              8. November
Migration und Antisemitismus als Heraus-                   18.00 Uhr, Kino mon ami Goetheplatz 11
forderungen der Politischen Bildung                        S h o a Teil 1
Was heißt politische Bildung in Zeiten, in denen           Einführung Dr. Marc Sagnol
nationalistisch-populistische Strömungen in Europa
                                                           Leiter des französischen Kulturbüros in Thüringen
allgemein Zulauf haben? Was heißt Bildung von und
mit Geflüchteten in Zeiten, in denen auch hierzulande      F 1985 | R: Claude Lanzmann | 300 Min. | OmU
der Streit über Zuwanderung oder Abschottung anhält?       digital restaurierte Fassung
Was heißt es, in einer Gesellschaft zu leben, in der       Der französische Filmemacher Claude Lanzmann legte
sowohl antimuslimischer Rassismus als auch Antise-         Mitte der 80er Jahre mit SHOAH eine der radikalsten
mitismus keine Randerscheinungen sind? Besonders           und umfassendsten Filmarbeiten über die Vernichtung
80 Jahre nach der gescheiterten Konferenz von Evian        des europäischen Judentums im Nationalsozialismus
sowie der „Novemberpogrome“ von 1938 kann und              vor. Elf Jahre lang reiste der Filmemacher durch Europa
muss diesen Fragen eine (neue) Aufmerksamkeit ge-          und sprach mit Zeitzeugen des Holocaust - mit Opfern
schenkt werden. Die Tagung richtet sie sich nicht nur      und Tätern.
an die Fachöffentlichkeit, sondern auch an Interessierte
aus der Zivilgesellschaft.
                                                           Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kino mon ami,
Die Teilnahme ist kostenlos. Info: Fon +49 3643 827-141    der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen
Fax -454, lohe@ejbweimar.de                                und Institut Francais en Thuringe. Eintritt frei        8/9
GEDENKEN                                                         FILM
9. November
12.30 Uhr, Gedenkstätte Buchenwald                               17.00 Uhr, Stadtkirche St. Peter und Paul
Besucherinformation                                              (Herderkirche), Herderplatz
Führung zu Stätten jüdischer                                     Friedensgebet am Nagelkreuz
Geschichte in Buchenwald                                         v o n Co v e n t r y
                                                                 17.30 Uhr
14.30 Uhr, Gedenkstätte Buchenwald                               Gedenkweg von der Herderkirche
Gedenkstein für die Opfer des Pogroms und des jüdischen          über den Marstall
Sonderlagers                                                     (Landesarchiv Thüringen–Hauptstaatsarchiv Weimar)
Gedenkfeier in Erinnerung an die                                 zum jüdischen Friedhof
9 .8 4 5 n a c h B u c h e n w a l d v e r s c h l e p p t e n
jüdischen Männer                                                 18.00 Uhr, Jüdischer Friedhof
Begrüßung Prof. Dr. Volkhard Knigge,                             Leibnitzallee
Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald                   P o g r o m g e d e n ke n
und Mittelbau-Dora
Aus Biographien und Erinnerungen Hannah
Heitzer (Deutschland), Olha Martyniuk (Ukraine),
Constance Py-Fauvet (Frankreich), Stina Ulbrich,                 19.00 Uhr,
Lena Warnken (Deutschland), Internationale                       Kino mon ami Goetheplatz 11
Freiwillige in der Gedenkstätte Buchenwald                       S h o a Teil 2
Ansprache Stephan J. Kramer, Präsident des Amtes                 F 1985 | R: Claude Lanzmann | 270 Min. | OmU
für Verfassungsschutz Thüringen                                  digital restaurierte Fassung
Kaddisch, Alexander Nachama, Landesrabbiner
der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen                           Auch im zweiten Teil der neunstündigen Dokumentation
Kranzniederlegung                                                verzichtet Claude Lanzmann auf jegliche Form
                                                                 des Kommentars und vor allem auf historisches Archiv-
                                                                 material. Im Mittelpunkt stehen nicht die Dokumente
                                                                 der Vergangenheit, sondern die Gegenwärtigkeit des
                                                                 Erinnerns. Lanzmann besuchte die Orte der Vernichtung,
                                                                 Chelmno, Belzec, Sobibor, Treblinka, Auschwitz und fand
                                                                 Orte vor, über die Gras gewachsen war. Ohne chrono-
                                                                 logische Anordnung und bewusst fragmentarisch prä-
16.00 Uhr, Stadtmuseum Weimar                                    sentiert, ergeben die Interviews ein subtil gewobenes
im Bertuchhaus Karl-Liebknecht-Straße 5–9                        Geflecht ineinander verschränkter Perspektiven auf
Öffentliche Kuratorenführung                                      das Unbegreifliche.
mit Dr. Alf Rößner in der Ausstellung                            Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kino mon ami,
D e m o k r a t i e a u s We i m a r.                            der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen und Institut
Die Nationalversammlung 1919                                     Francais en Thuringe. Eintritt frei

                                                                                                                           10/11
DISKUSSION                                                  FILM
10. November                                                10. November
15.00 Uhr, Hotel Elephant Lichtsaal                         17.00 Uhr, Kino mon ami Goetheplatz 11
100 Jahre Novemberrevolution –                              Das Lied der Matrosen
A u f b r u c h o d e r A b b r u c h?
I n w e l c h e r Tr a d i t i o n s i e h t s i c h        Einführung: Dr. Michael Grisko
We i m a r ?
Eine Podiumsdiskussion, u. a. mit                           DDR 1958 | R: Kurt Maetzig, Günter Reisch
Prof. Dr. Michael Dreyer, Dr. Stefan Gerber                 125 Min.
Moderation: Matthias Gehler                                 D: Günther Simon, Ulrich Thein, Hilmar Thate

Heute gehört die Revolution von 1918/19 zu den wichtigen    Filmklassiker über revolutionäre Bewegungen im
Ereignissen der deutschen Demokratiegeschichte. Eine        Jahre 1917: Nach der Oktoberrevolution solidarisieren
ganze Reihe von Grundrechten, Freiheiten und sozialen       sich deutsche Matrosen mit russischen und ver-
Einrichtungen verdanken wir der 1919 in Weimar ent-         hindern die Versenkung eines russischen Frachters
standenen Republik. Obwohl sie 1933 von ihren Gegnern       durch deutsche Offiziere. Die Matrosen fordern
zerstört wurde, prägt ihre Verfassung unsere heutige        das Ende des Ersten Weltkriegs, in Kiel kommt es
grundgesetzliche Ordnung. Davon unbenommen bleiben          zu Massenstreiks. Daraufhin beschließt die deutsche
die Verdienste der einstigen Herrscherhäuser. Gerade        Admiralität, die eigene Flotte in einer Operation gegen
das Haus Sachsen-Weimar-Eisenach hat in kultureller         englische Kriegsschiffe vernichten zu lassen, um
Hinsicht Thüringen geprägt und Weimar über Jahrhun-         den Aufstand der Matrosen zu unterbinden.
derte hinweg zu einer Stadt mit großer Ausstrahlungs-
kraft entwickelt. Der positive Ruhm Weimars zehrt in
erheblichem Maße davon.                                     Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kino mon ami
In diesen beiden Feststellungen wird die ganze Ambiva-      und dem Weimarer Republik e. V.
                                                            Eintritt: 6,-/ 5,- ermäßigt/ 1, - Weimarpass
lenz der Epochenwende von 1918/19 deutlich. Sie markierte
zugleich das Ende eines Zeitalters und den Aufbruch
in ein neues. Für das heutige Weimar ergeben sich daraus
spannende Fragen: In welcher Tradition sieht sich
die Stadt? Wie gehen wir mit der Abdankung des Groß-
herzogs und der Revolution um? Wie verhält sich das
klassische gegenüber dem modernen Weimar? Und
wie kann es gelingen, Ambivalenzen in der Geschichte
miteinander in Bezug zu setzen?

Eintritt frei.                                                                                                       12/13
GEDENKEN                                                  FÜR STUDIERENDE
11. November                                            11. November
10.00 Uhr, Stadtkirche St. Peter und Paul               14.30 Uhr, Jakobskirchsaal
Herderplatz                                             Am Jakobskirchhof 4
Kantatengottesdienst zur Eröffnung                       Begegnung und Gespräch
der Friedensdekade                                      mit Professor Dr. Jascha Nemtsov
Der große Krieg                                         (Weimar, Berlin) zum Thema:
mit dem Kammerchor Hochschule für Musik,                J ü d i s c h e s Le b e n i n D e u t s c h l a n d -
Uraufführung                                             heute

10.00 Uhr, Jakobskirche
Am Jakobskirchhof 4                                     Jascha Nemtsov, 1963 im sibirischen Magadan gebo-
Gottesdienst gestaltet von Pfr. Dr. Constance           ren, wuchs in St. Petersburg auf und studierte
Hartung, Pfr. Dr. Esther-Maria Wedler                   am dortigen Konservatorium. Heute ist Prof.
und Studierenden aus Jena und Weimar                    Nemtsov Mitglied des Instituts für Jüdische Theolo-
Thema: D a s Le b e n n e u b u c h s t a b i e r e n   gie an der Universität Potsdam, Akademischer Studi-
gestaltet von Studierenden aus Jena und Weimar          enleiter des Kantorenseminars des Abraham Geiger
                                                        Kollegs und Assoziiertes Mitglied des Max-Weber-
                                                        Kollegs an der Universität Erfurt und Professor für
                                                        Geschichte der jüdischen Musik an der Hochschule
                                                        für Musik in Weimar. Seine wissenschaftlichen Ar-
                                                        beiten konzentrieren sich auf jüdische Musik und
                                                        jüdische Komponisten im 20. Jahrhundert. Als Pianist
14.00 Uhr, Stadtmuseum Weimar                           gibt er Konzerte als Solist und inverschiedenen Kam-
                                                        mermusikformationen in Europa,
 im Bertuchhaus Karl-Liebknecht-Straße 5–9
                                                        Israel, den USA, Kanada und Russland.2015 hat Jascha
Öffentliche kombinierte Führung                          Nemtsov mit Partnern die ACHAVA Festspiele Thürin-
in der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte             gen ins Leben gerufen – ein Festival für interreligiösen
und in der Sonderausstellung                            und interkulturellen Dialog, dessen künstlerischer
D e m o k r a t i e a u s We i m a r.                   Leiter er wurde. Für eine friedliche Koexistenz
Die Nationalversammlung 1919                            der Religionen engagiert sich Nemtsov auch als Mit-
mit Diana Trojca                                        glied des Muslimischen Forums Deutschland.

                                                                                                                 14/15
KONZERT                                                 FILM
11. November                                                11. November
17.00 Uhr, Jakobskirche                                     17.00 Uhr, Kino mon ami Goetheplatz 11
Ko n z e r t m i t d e r K l e z m e r b a n d              Kurzfilmpremiere : FR AGMENTS…
„Naschuwa“                                                  Studierende der Bauhaus-Universität stellen Ihren
                                                            Kurzfilm zum Ende des 1. Weltkrieges vor, begleitet
Fröhlich, inspirierend, aber auch nachdenklich ist das
                                                            mit Live-Musik von Studierenden der HfM Franz
musikalische Programm von „Naschuwa“. Es spannt
                                                            Liszt Weimar.
einen weiten musikalischen Bogen, stellt unterschiedli-
che Seiten der jüdischen Musik-Kultur vor und schlägt       Eintritt frei.
Brücken zur Geschichte und zur Gegenwart. So laden
Klezmerstücke, jiddische und hebräische Lieder wie auch     19.00 Uhr, Kino mon ami Goetheplatz xx
berührende israelische Balladen und Weisen synagoga-        DEFA-Kurzfilmprogramm
ler Liturgie zu einer musikalischen Reise durch vertraute
und fremde Welten ein. Neben der virtuosen Musik
                                                            V O R W Ä RT S D I E Z E I T
kommt aber auch der jüdische Humor nicht zu kurz.           DDR 1967 | R: Karl Gass | 37 Min.
                                                            Der Film dokumentiert das Leben und künstlerische
Künstler:                                                   Schaffen von Ernst Busch. Selbstaussagen über die
Matthias Helms-Geige und Gesang                             Lehrzeit in Kiel, seine Erlebnisse während der Novem-
Thomas Damm-Gitarre                                         berrevolution, die Emigrationszeit in der UdSSR, sein
Rainer Ortner-Akkordeon                                     Schaffen über den Moskauer Sender der Komintern
Knud Krautwig-Bass                                          wechseln mit dem Bericht seines Freundes G. Schneer-
                                                            son über den Aufenthalt in der UdSSR und die Zusam-
                                                            menarbeit mit ihm und Erich Weinert.
Eintritt frei, am Ausgang wird eine Spende erbeten
                                                            R O S A LU X E M B U R G
                                                            DDR 1970 | R: Renate Drescher | 21 Min.
                                                            Ein Film, der unter Verwendung seltener historischer
                                                            Dokumentaraufnahmen den Lebensweg der revoluti-
                                                            onären Führerin der deutschen und internationalen
                                                            Arbeiterbewegung skizziert.

                                                                                                              +>

                                                                                                             16/17
FILM                                                KONZERT
11. November                                            11. November
17.00 Uhr, Kino mon ami                                 19.30 Uhr, Stadtkirche St. Peter und Paul
Goetheplatz 11                                          (Herderkirche)
                                                        Gedenkkonzert zum Ende des 1. Weltkriegs
                                                        I N TE R R A PA X Frank Martin
                                                        Wie liegt die Stadt so wüst
                                                        Rudolf Mauersberger
                                                        Tr a u e r m u s i k , Paul Hindemith
MALIK
DDR 1967 | R: Giovanni Angella | 18 Min
Der Dokumentarfilm beschäftigt sich mit der Geschich-   Mitwirkende:
te und den Veröffentlichungen des traditionsreichen     Caterina Maier – Sopran
Malik-Verlages seit seiner Gründung im Jahre 1916.      Dorothea Zimmermann – Alt
Chronologisch werden die geschichtlichen Abläufe        Christian Zenker – Tenor
in Deutschland, die künstlerischen Strömungen und       Uwe Schenker-Primus – Bariton
Widerstände gegen Militarismus und Bürgertum auf-       und Manfred Bittner – Bass
gezeigt. Die Brüder Heartfield und Herzfeld berichten
in erzählender Weise über die schönen und umwäl-        sowie der Bachchor Weimar
zenden Aufgaben des Verlages in schwierigen Zeiten      und das Mitteldeutsche Kammerorchester
Deutschlands und den Berliner Dadaismus, bis hin zur    Weimar, unter der Leitung
Gründung des antifaschistischen Aurora-Verlages im      von Johannes Kleinjung.
Jahre 1944.

Eintritt: 6,- / 5,- ermäßigt/ 1, - Weimarpass           Eintritt: 25.- / 20.- EUR (ermäßigt 17.- / 10.- EUR)

                                                                                                               18/19
LESUNG
13. November
19.30 Uhr
Stadtbücherei Steubenstraße 1
Der Reisende
von Ulrich Alexander Boschwitz

Lesung mit dem Schauspieler Thomas Sarbacher
und dem Herausgeber Peter Graf

Der jüdische Kaufmann Otto Silbermann, ein angesehe-
nes Mitglied der Gesellschaft, wird in Folge der Novem-
berpogrome aus seiner Wohnung vertrieben und um sein
Geschäft gebracht. Mit einer Aktentasche voll Geld, das er
vor den Häschern des Naziregimes retten konnte, reist er
ziellos umher. Zunächst glaubt er noch, ins Ausland flie-
hen zu können. Sein Versuch, illegal die Grenze zu über-
queren, scheitert jedoch. Also nimmt er Zuflucht in der
Reichsbahn, verbringt seine Tage in Zügen, auf Bahnstei-
gen, in Bahnhofsrestaurants. Er trifft auf Flüchtlinge und
Nazis, auf gute wie auf schlechte Menschen. Noch nie hat
man die Atmosphäre im Deutschland dieser Zeit auf so
unmittelbare Weise nachempfinden können. Denn in den
Gesprächen, die Silbermann führt und mithört, spiegelt
sich eindrücklich die schreckenerregende Lebenswirklich-
keit jener Tage.
Ulrich Alexander Boschwitz, geboren am 19. April 1915
in Berlin, emigrierte 1935 gemeinsam mit seiner Mut-
ter zunächst nach Skandinavien, wo sein erster Roman
erschien. Der Erfolg ermöglichte ihm ein Studium an
der Pariser Sorbonne. Während längerer Aufenthalte in
Belgien und Luxemburg entstand »Der Reisende«, der
1939 in England und wenig später in den USA und in
Frankreich veröffentlicht wurde. Kurz vor Kriegsbeginn
wurde Boschwitz in England trotz seines jüdischen Hin-
tergrunds als »enemy alien« interniert und nach Austra-
lien gebracht, wo er bis 1942 in einem Camp lebte. Auf der
Rückreise wurde sein Schiff von einem deutschen U-Boot
torpediert und ging unter. Boschwitz starb im Alter von
27 Jahren, sein letztes Manuskript sank wohl mit ihm.

Eintritt frei. Eine Veranstaltung der Kulturdirektion Weimar   Peter Graf   20/21
und der Stadtbücherei Weimar.
FILM + GESPRÄCH                                                     VORTRAG + FÜHRUNGEN
14. November                                                      21. November
19.00 Uhr                                                         17.00 Uhr
Kino mon ami Goetheplatz 11                                       Stadtmuseum Weimar im Bertuchhaus
Jetzt nach so viel´ Jahren                                        Karl-Liebknecht-Straße 5–9
Film und Gespräch mit Pavel Schnabel                              Ich habe alles getan, was ich
                                                                  konnte. Ich hatte noch viel
D 1981 | R: Harald Lüders, Pavel Schnabel | 60 min                G u t e s v o r – Die Abdankung von Groß-
digital restaurierte Fassung                                      herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-
                                                                  Eisenach am 9. November 1918

Das oberhessische Dorf Rhina wurde vor 1933 zur                   Vortrag von Manuel Schwarz, Historisches Institut
Hälfte von Juden bewohnt, die später vertrieben oder              der Friedrich-Schiller-Universität Jena
verschleppt wurden. Die Filmemacher spüren jüdische
                                                                  Veranstalter: Freundeskreis des Stadtmuseums Weimar
Überlebende in New York auf, die sich voller Trauer,
                                                                  im Bertuchhaus
aber ohne Haß erinnern. Später spielen sie dieses
Filmmaterial den heutigen Bewohnern von Rhina vor;
                                                                  Angebote des Stadtmuseums Weimar für Gruppen
das Ergebnis sind Ressentiments und wütende Ausfälle,
                                                                  und Schüler nach Terminvereinbarung
man weist alle Schuld von sich. Eine außergewöhnliche
Arbeit, die das Verdrängen als alltäglichen Mechanis-
                                                                  T Museumspädagogik: 03643/826033,
mus sichtbar macht.
                                                                  M stadtmuseum@stadtweimar.de:

                                                                  Führungen in der Dauerausstellung zur Stadtgeschichte
                                                                  und in der Ausstellung „Demokratie aus Weimar. Die
                                                                  Nationalversammlung 1919“
                                                                  Einführungsfilm und Arbeitsbögen zur selbständigen
                                                                  Erarbeitung der Ausstellungsbereiche für den Zeitraum
                                                                  1918 bis 1945 (Dauer- und Sonderausstellung)

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Kino mon ami
und dem ACC zur Pavel-Schnabel-Retrospektive. Mit Unterstützung
der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen.
Eintritt: 6,-/ 5,- ermäßigt/ 1, - Weimarpass                                                                            22/23
IMPRESSUM
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                                           Titelfoto: ©12RF Gestaltung: Cornelia Liebig

Bildnachweis:
S. 1/4/ 23 Stadtmuseum Weimar
S. 3 Deutsches Historisches Museum
S. 13/18/19 Bundesarchiv
S. 16 Evangelische Kirchgenmeinde Weimar
S. 21 Foto T. Sarbacher: Luis Kuhn

Unterstützt vom Weimarer Bürgerbündnis
gegen Rechtsextremismus.
www.bgr-weimar.de
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