Gasmarkt Österreich aus Perspektive der e-Control - Thema des monaTs The austrian gas market from the perspective of e-Control
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Ausgabe 12 | Dezember 2014 | www.energate.de Dr. Heiko Lohmann ISSN-Nr.: 1863-4311 Thema des Monats Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control Topic of the month The Austrian gas market from the perspective of E-Control 12|14
Was hat die Gasbranche 2014 bewegt? 17. Februar Gaspool und NCG kündigen Ausschüt- tungen von Überschüssen aus dem 1 28. Februar Beginn der Krim- später Ukraine- 2 Regelenergieumlagekonto an. Ein Krise, die die deutsche und euro- erbitterter Verteilungskampf beginnt. päische Gaswirtschaft das ganze Jahr beschäftigt. 15. März 3 4 Wintershall verkauft Anteil von 15,79% an EWE. Damit ist EWE mit 63,69% Mehrheitseigner. Damit beginnen neue Diskussionen über 3. Juni 5 VNG-Zukunft Land Berlin vergibt Konzession für Gasnetz nicht an GASAG sondern an Berlin Energie 6 1. August EEG Novelle tritt in Kraft: Faktisch das Aus für neue Biomethananlagen 7 11. August BNetzA veröffentlicht Entwurf für 8 GABi Gas 2.0: Tägliche Netzkonten- abrechnung sorgt für Aufregung 9 21. Oktober 10 EEX erwirbt Mehrheit an Powernext 8. Oktober und stärkt dadurch Gashandels- Woste verlässt Thüga Ende Okto- plattform Pegas 11 ber. Vertrag wurde nicht verlängert 12 Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende zu. Zeit, um zurückzublicken: Was war los im Erdgas- jahr 2014? ener|gate gmbh Gasexperte und Insider Dr. Heiko Lohmann hat auch in diesem Jahr die wichtigsten Norbertstraße 5 Ereignisse im Jahresreport Gas kompetent zusammengefasst. Sie erhalten u.a. eine D-45131 Essen umfassende Analyse der Ukraine-Krise und deren Folgen sowie interessante Hintergrund- Kundenservice Tel.: +49 201 1022-500 berichte aus Politik, Recht und Regulierung. Fax: +49 201 1022-555 Jetzt bestellen unter www.energate.de/jahresreport kundenservice@energate.de
Dezember 2014 Liebe Leserinnen und Leser, Das Thema des Monats lautet in dieser Ausgabe: „Gasmarkt Öster- reich aus Perspektive der E-Control“. Gibt es nichts Wichtigeres zu berichten? Ganz ehrlich: Es ergab sich die Möglichkeit zum Gespräch mit Martin Graf, und in der Tat drängte sich kein Thema auf. Aber Österreich ist aus verschiedenen Gründen spannend. Es ist ein sehr kleiner Markt – dafür werden durch Österreich umso größere Men- gen transitiert, aber einige deutsche Marktteilnehmer wie Montana Energie oder Goldgas im Haushaltskundensektor, andere im Indust- riekundensektor, fühlen sich dort als Anbieter durchaus wohl. Zudem wird, seit es das Marktgebiet NCG gibt, immer wieder über einen Zu- sammenschluss mit dem zentralen österreichischen Marktgebiet Ost spekuliert. Der ehemalige Geschäftsführer der Bayerngas und jetzige Vorstand der Wien Energie Marc Hall konnte schon vor Jahren mit Dr. Heiko Lohmann einem leichten Lächeln auf den Lippen den deutsch-österreichischen Schulterschluss vorhersagen. Graf berichtet in dem Gespräch unter anderem, warum aus Sicht Österreichs Alternativen zu einem gemeinsamen Marktgebiet mit NCG bestehen. Das Gespräch fand in Berlin statt und die Einleitung hat mich fasziniert: „Darf ich vielleicht erst erzählen, warum ich hier bin?“ leitete Graf es ein und erzählte, wie er auf einer gemeinsamen Konferenz mit dem Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) für den Markteintritt in Österreich wirbt. Die Förderung des Wettbewerbs ist für E-Control ein zentraler Bestandteil des Geschäfts. Die Behörde wirbt aktiv um neue Wettbewerber, aber auch bei den Haushalten für den Anbieterwechsel. Dafür führt E-Control auch Informa- tionsveranstaltungen in der tiefsten Provinz durch. Ansonsten? Die Gashändler haben die Ukraine-Krise nach der Einigung auf das Winterpaket fast vergessen – dabei sollte man nicht vorschnell sein, kälteres Wetter hat aber die Preise deutlich nach oben getrieben. Die übliche Herbstüberraschung im Gashandel: Es wird kalt, die Nachfrage steigt! Das Thema „Gasmarkt Design 2.0“ bewegt innerhalb des BDEW die Gemüter. Offizielles gibt es noch nicht, die Diskussionen sind intensiv und kontrovers. Ich habe auf der Grundlage von etlichen Gesprächen und einigen Dokumenten versucht, den derzeitigen Stand nachzuzeichnen. Die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben eine neue Baustelle mit Namen „horizontale Kos- tenwälzung“. Der Workshop der BNetzA zu dem Thema kam zu spät für diese Ausgabe, aber bei den FNB herrscht Unruhe. Einen kleinen Einblick gibt es in dieser Ausgabe. Wie immer, viel Spaß beim Lesen! Dr. Heiko Lohmann Freier Mitarbeiter ener|gate Ausgabe 12|14 3
MESSE NETWORKING KONGRESS FACHFOREN EUROPAS FÜHRENDE ENERGIEFACHMESSE E-WORLD ENERGY & WATER VERANSTALTUNGEN FÜR 10. - 12.2.2015 DIE GASWIRTSCHAFT ESSEN, GERMANY INTERNATIONAL GAS MARKET Market analysis with focus on politics, shale gas, LNG and gas storage ERDGASFÖRDERUNG IN DEUTSCHLAND Was möchte die Politik und was fordert die Industrie? OPERATIVE HERAUSFORDERUNGEN FÜR GASNETZBETREIBER UND GASVERSORGER Aktueller Stand zur Regulierung und Netzbetrieb sowie Analyse des deutschen Gasmarkts AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IM PORTFOLIO- UND RISIKOMANAGEMENT Mit Fokus auf Regelenergie, Viertelstunden- handel, Intradayhandel und Gasmarkt ENERGIEWENDE IM STADTQUARTIER Intelligente Konzepte zur Wärme- und Stromversorgung PROGRAMM UND ANMELDUNG FINDEN SIE UNTER www.e-world-essen.com/kongress www.e-world-essen.com 4 ener|gate Gasmarkt
Inhalt dieser Ausgabe / Table of contents Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control.. . . . . . . . . . . . . . . 6 Rahmenbedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Marktentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Marktstruktur.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Personal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Marktgerüchte.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 Topic of the Month: The Austrian gas market from the perspective of E-Control.. . . 32 Framework Conditions.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Market Development.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 Market Structure. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Personnel.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Market Rumours. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 Ausgabe 12|14 5
Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control 1. Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control Der österreichische Gasmarkt hat ener|gate Gas- für den österreichischen Energiemarkt zu wer- markt immer mal wieder beschäftigt. Im Oktober ben. Dazu hatte die E-Control gemeinsam mit 2012 war das österreichische Netzzugangssys- dem Bundesverband Neue Energiewirtschaft tem Thema des Monats. Seit dem 1. Januar 2013 (bne) zu einer Konferenz eingeladen. Für die hat Österreich ein Entry-Exit-System. Im Vorfeld E-Control, so Graf, sei es eine wichtige Aufga- hatten viele Händler über komplizierte Abwick- be, sowohl die Verbraucher über Wechselmög- lungsregeln und nicht nachvollziehbare Netzent- lichkeiten aufzuklären als auch um neue An- gelte geschimpft. Aber die Marktteilnehmer ha- bieter zu werben. Sowohl im Strom als auch ben schnell festgestellt, dass die Sorgen in der im Gas sind die Wechselquoten mit rund einem Regel unbegründet waren. Das Zugangsmodell Prozent gering. Dabei ist der Haushaltskunden- funktioniert gut, auch die Handelsliquidität hat sektor für deutsche Anbieter durchaus attrak- durch die Verlagerung vom physisch-virtuellen tiv. Montana Energie und Goldgas sind nach Hub Baumgarten auf den virtuellen Punkt CEGH eigenen Angaben sehr zufrieden, auch PGNiG VP nicht gelitten, wie Abbildung 1 zeigt. Sales & Trading (PST) und Maxenergy bieten in Österreich Erdgas für Haushaltskunden an. Ma- Abbildung 1 zeigt, dass es zum Wechsel des Zu- xenergy ist eine Tochtergesellschaft der Augs- gangsregimes keinen Bruch gab, aber auch kei- burger Sailer-Gruppe, die hauptsächlich im nen direkten, deutlichen Anstieg. Die Volumen Mineralölgeschäft tätig ist. Die Zahl der Anbie- wachsen, aber langsam. Viele Marktteilnehmer ter ist insgesamt im Vergleich zu Deutschland sagen, vor allem Händler aus Italien und Zent- klein. In Wien sind es knapp 20 Anbieter mit raleuropa nutzen den Handelspunkt und natür- insgesamt 29 verschiedenen Tarifen. Auch ein lich österreichische Anbieter. Unterschied zu Deutschland: In Österreich be- treibt die E-Control selbst einen Tarifkalkulator, Aus deutscher Sicht ist immer die Frage der der einen Vergleich aller Angebote ermöglicht. möglichen Integration der österreichischen Ende November lag in Wien Montana Erdgas Marktgebiete in das NCG-Marktgebiet span- auf Platz eins, die Ersparnis zum Standardpro- nend. Für die beiden Marktgebiete Vorarlberg dukt der Wien Energie beträgt im ersten Jahr und Tirol ist dies faktisch seit dem 1.Oktober 337 Euro (172 Euro Boni; 20.000 kWh Jahres- 2013 der Fall, auch wenn man bei NCG in dem verbrauch). Graf hofft, dass die Zahl der An- Zusammenhang das Wort „Integration“ nicht bieter noch zunimmt. Deshalb hat E-Control Abb. 1: Entwicklung so gerne hört (ener|gate Gasmarkt 11/13). „Da- extra einen Leitfaden für neue Anbieter ent- der Day-Ahead-Ab- durch hat sich der Wettbewerb in den beiden wickelt, der den Marktzugang erleichtern soll. schlüsse in Österreich Marktgebieten sehr positiv entwickelt“, sagte Graf hofft aber auch, dass sich das Bewusst- (Quelle: LEBA-Daten, eigene Berechnungen) E-Control-Vorstand Martin Graf im Gespräch sein der Kunden für die Wechselmöglichkeiten mit ener|gate Gasmarkt. Graf war in Berlin, um noch besser entwickelt. Der große Nachteil für Anbieter: Der Gesamtverbrauch der Haushalts- MW kunden in Österreich beträgt nur rund 19 TWh 18.000 des Gesamtverbrauchs von knapp 90 TWh und 16.000 beschränkt sich auf einige größere Städte. Was Graf auch betonte: Es gehe ihm nicht nur um 14.000 den besseren Zugang deutscher Anbieter im ös- 12.000 terreichischen Markt, sondern auch österreichi- 10.000 scher Anbieter im deutschen Markt. 8.000 Eine massive Intensivierung des Wettbewerbs in 6.000 Österreich könnte es durch eine Integration des 4.000 Marktgebietes Ost, das ganz Österreich mit Aus- nahme von Tirol und Vorarlberg umfasst, in das 2.000 NCG-Marktgebiet geben. „Wir werden uns diese 0 Option näher anschauen“, sagte Graf, der auf 01.03.12 12.03.12 11.03.13 10.03.14 die Kapazitätsengpässe an den deutsch-öster- 6 ener|gate Gasmarkt
Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control reichischen Grenzübergangspunkten hinwies. Die Laufzeiten der Kraftwerke sind gering, zwi- Aber für eine solche Integration benötige man schen den Betreibern und den Gaslieferanten einen langen Atem. Zudem ist für Österreich streitet man über die Anpassung von Verträgen. die Integration von Marktgebiet Ost und NCG derzeit nicht die erste Wahl. Zusammen mit Im Haushalts- und Industriekundensektor erfor- Tschechien arbeitet man an einer gemeinsamen dert gerade der sehr kleine Heimatmarkt eine Marktregion, um die Liquidität am virtuellen europäische Harmonisierung der Marktregeln, Handelspunkt in Österreich zu stärken. Auch um auch für Anbieter aus anderen Ländern die Slowakei war in das Projekt mit eingebun- attraktiv zu sein. Aber auch durch den Transit den, ist jedoch derzeit wohl nicht mehr aktiv und ein – im Verhältnis zur Nachfrage – gro- beteiligt. Voraussetzung für die Integration des ßes Speichervolumen von gut acht Mrd. Kubik- österreichischen und tschechischen Gasmarkts metern (inklusive der Speicher Haidach und wäre die Umsetzung des Projektes von gemein- 7Fields) ist Österreich sehr stark in das euro- samem europäischen Interesse (PCI) BACI, ein päische Marktsystem eingebunden. Für Graf Leitungsprojekt der Fernleitungsnetzbetreiber sind die Weiterentwicklung der Kriterien für (FNB) Gas Connect Austria und Net4Gas, mit einen funktionierenden Endkundenmarkt sowie dem die Netze der beiden Marktgebiete verbun- eine Stärkung der Verbraucherrechte die wich- den werden könnten. In den letzten Monaten tigsten nächsten Schritte. Beide Themen sind hat die Diskussion um die Integration der bei- in dem Strategiepapier von ACER und dem Rat den Märkte auch die politische Ebene erreicht der europäischen Regulierungsbehörden CEER und damit entsprechenden Rückenwind erhal- „Energiemarktregulierung: Eine Brücke ins Jahr ten. „Grenzüberschreitende Kooperationen sind 2025“ vom September 2014 angesprochen (sie- aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen he eigener Artikel in dieser Ausgabe). „Es gibt Rahmenbedingungen sehr anspruchsvoll“, insgesamt durchaus noch viel Handlungsbedarf, sagte Graf dazu und wies auf den Harmonisie- und den zeigt das ACER/CEER-Papier auf“, sag- rungsbedarf hin. Für Österreich ist ein liquider te Graf. Dies werde aber nur stufenweise und Handelspunkt auf der Großhandelsebene wich- erst einmal durch eine Stärkung der regionalen tig, weil der Transit von Erdgas viel höher ist Integration erreicht werden, fügte er hinzu und als der Verbrauch innerhalb des Landes. Durch wies auf die Umsetzung des 3. Binnenmarktpa- Österreich wurden 2013 rund 450 TWh Erdgas ketes als vordringliche Aufgabe hin. transportiert, das Fünffache des Verbrauchs im Land. Diese Rolle als Hub will Österreich nut- Ein für Österreich spezifischer Punkt ist die zen. Im Verhältnis zu Deutschland könnte dann starke physische Abhängigkeit von russischem die Alternative zu einem gemeinsamen Markt- Erdgas, die auch öffentlich starke Beachtung gebiet eine stärkere Harmonisierung der Markt- findet: „Wir haben noch nie so viele Presse- regeln und eine bessere Koordination beim anfragen gehabt wie im September, als es zu Netzausbau sein. „Auf der Großhandelsebene den Nominierungseinschränkungen kam“, sag- ist für uns die Handelsregion wichtig, aus End- te Graf. Für die E-Control, die auch Aufgaben kundensicht ist ein Zusammenschluss mit dem als Wettbewerbsbehörde für den Energiesektor NCG-Marktgebiet interessant“, lautete Grafs Fa- wahrnimmt, ist es ein wichtiges Thema. In der zit zu dem Thema. Vergangenheit wurden auch schon mal Kartell- verfahren gegen in Österreich ansässige Toch- Die Österreicher sind bei Erdgas überzeugte Eu- terunternehmen der GazpromExport geführt. ropäer. Der zweite Vorstand der E-Control, Wal- Trotz des großen Anteils russischen Erdgases ter Boltz, ist seit Jahren auf der europäischen am Bezugsportfolio wird die Versorgungssi- Ebene einer der profiliertesten Akteure und un- cherheitssituation als gut eingeschätzt. Der ter anderem stellvertretender Vorsitzender des EU-Stresstest (siehe ener|gate Gasmarkt 11/14) ACER-Regulierungsrates. Der Erdgasverbrauch hat dies auch bestätigt. Wichtig sind für Graf in Österreich ist zwar – wie beschrieben – nicht aktuell die Verhandlungen zwischen OMV und sonderlich hoch, aber die E-Control geht davon GazpromExport über eine Anpassung des Preis- aus, dass Erdgas im Kraftwerkssektor in Zu- systems, die aufgrund des noch immer großen kunft als Back-up für erneuerbare Energien eine Marktanteils der OMV einen wesentlichen Ein- wichtige Rolle spielen wird. Nur als Fußnote: fluss auf die Marktentwicklung haben können. Aktuell ist die Situation für Gaskraftwerke al- Diese Verhandlungen seien wichtig, um güns- lerdings genauso desolat wie in Deutschland. tigere Preise auf dem österreichischen Groß- Ausgabe 12|14 7
Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control handelsmarkt zu erreichen. Langfristig setzt Zusammenfassend: Österreich ist von der zu- E-Control auf eine Diversifizierung des Angebo- nehmenden Harmonisierung der Regeln des tes durch zusätzliche Mengen aus dem Kaspi- europäischen Gasmarktes überzeugt, sieht aber schen Raum oder dem Schwarzen Meer, da die- auch den Zeitbedarf. Von den Vorteilen der Li- se Quellen sogar näher an Österreich liegen als beralisierung ist E-Control ohnehin überzeugt. die russischen Gasfelder. Die Mengen könnten Eine Studie im Jahr 2011 hat einen volkswirt- durchaus auch über die South Stream transpor- schaftlichen Nettovorteil von rund einer Mrd. tiert werden. „South Stream kann für Österreich Euro pro Jahr für den Strom- und Gassektor in Zukunft ein wichtiges Projekt sein, wenn das ergeben. Unbefriedigend für Graf: Davon kom- Unbundling und der Zugang für Dritte geklärt men den Haushalten nur 150 Mio. Euro zugute. sind“, sagte Graf. Dies hält er für steigerungsfähig. 8 ener|gate Gasmarkt
Rahmenbedingungen 2. Rahmenbedingungen 2.1 „Gasmarkt Design 2.0“ führen und Ergebnisse präsentieren. Einer der wesentlichen Punkte für ein solches „Gasmarkt ener|gate Gasmarkt hat schon in der Oktoberaus- Design 2.0“ ist die notwendige Anpassung der gabe kurz auf die BDEW-Initiative „Gasmarkt De- rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedin- sign 2.0“ hingewiesen. Sie ist auf hoher Flugebene gungen, zur Absicherung von Versorgungssi- angesiedelt, der Lenkungskreis Gas, das Steue- cherheit. Ein weiterer Punkt sind Maßnahmen rungsgremium auf Vorstands- und Geschäftsfüh- zur Verbesserung der Marktposition von Erd- rerebene der Mitglieder, ist mit dem Thema be- gas. Deshalb haben sich der BDEW und die Mit- fasst. Böse Zungen behaupten, die Gaswirtschaft gliedsunternehmen Gedanken über die Markt- habe auf das Thema gedrungen, da ansonsten der entwicklung bis 2030 gemacht und schon im ganze BDEW nur mit dem Thema Strommarktde- September in einem Workshop die drei Szena- sign beschäftigt ist, und Erdgas wieder vernach- rien „Wachstum durch Wettbewerb“, „Sunset“ lässigt wird. Die Frage, ob denn Harmonie oder und „... weiter so ...“ mit Leben und bunten Bil- Konflikt das Verhältnis von Unternehmen der Gas- dern gefüllt. Leider wurden in dem Workshop wirtschaft zum BDEW prägen, ist ja Dauerthema die Szenarien nicht mit Eintrittswahrscheinlich- dieser Publikation. (Natürlich versichert der gan- keiten versehen. In Kasten 1 sind nur ganz kurz ze BDEW bis hin zur Hauptgeschäftsführerin Hil- die Kernaussagen zusammengefügt. degard Müller immer wieder, wie wichtig Erdgas als Thema sei, und dass es hohe Aufmerksamkeit Seit Ende Oktober gibt es auch ein erstes Posi- im BDEW genießt. Vertreter der Gasindustrie sind tionspapier. In dem Papier wird argumentiert, davon nicht immer überzeugt.) bei entsprechenden Rahmenbedingungen sei ein Wachstumsszenario möglich. Aber der Schwer- Der Verband beschäftigt sich jetzt hochtourig punkt liegt auf dem Thema Versorgungssicher- mit dem Thema. Offiziell ist zu möglichen Er- heit. Aus dem Papier wurden zehn Thesen zur gebnissen noch nichts bekannt, am 3. Dezem- Versorgungssicherheit in einem eigenen Doku- ber will der BDEW eine Veranstaltung durch- ment zusammengefasst. Wachstum durch Wettbewerb: Hohe Verfügbarkeit von Erdgas und steigende Nachfrage. Politischer „Paradigmenwechsel“ weg von Subventionen hin zu Markt und Wettbewerb. Produktivitätsorientierte Regulierung mit geringer Eingriffstiefe. Speicher bleiben unreguliert. Commodity only prices. Sunset: Angebotsoligopol, ohne zusätzlichen Wettbewerb durch LNG, sinkende Nachfrage. Politik des muddling through ohne klare Linie. Hoher Regulierungsdruck auch zur Versorgungssicherheit. Dadurch Konzentration im Bereich Infrastruktur. Speicher werden dem Netz zugeordnet. Hohe Gaspreise, die die Verwendung von Erdgas unattraktiv machen. ... weiter so ...: Balancierte Aufkommensstruktur und Globalisierung des Gasmarktes. Konstante Nachfrage (aber Rückgang im Wärmemarkt, Zuwachs im Stromsektor). Konsequente Umsetzung des Energiekonzeptes durch die Politik. Dadurch grundsätzlich Verdrängung fossi- ler Energieträger. Aber Erdgas in der Stromerzeugung als Back-up. Staatliche Investitionslenkung bei der Infrastruktur und funktionierende europäische Regulierung. Zunehmende Bedeutung von Leistungspreisen. Ausgabe 12|14 9
Rahmenbedingungen Die erste These lautet: Für jeden Letztverbrau- 2. M aßnahmen zur besseren Nutzung der CO2- cher hat Erdgas zu jedem Zeitpunkt in entspre- Minderungspotenziale von Erdgas. Ziel ist chender Menge und Qualität vertragsgemäß zur die sozialverträgliche CO2-Reduzierung im Verfügung zu stehen. Über diese These lässt Wärmemarkt. sich erheblich streiten. Gemäß der europäi- schen Versorgungssicherheitsverordnung (SoS- 3. M aßnahmen zur Weiterentwicklung von Verordnung) gilt diese Zusicherung nur für „ge- Transportprodukten und Entgeltbildung. Ziel schützte Kunden“. Welche Kunden dies genau ist der effiziente Netzausbau und die Förde- über Haushalte hinaus in den Mitgliedsstaaten rung der Speichernutzung sowie des saiso- sind, ist nicht abschließend definiert. Eine Aus- nalen Imports. weitung der Zusicherung auf alle Kunden hat natürlich Auswirkungen auf die notwendigen Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen sind Maßnahmen. bisher wenig revolutionär. Mit Vorschlägen für eine größere Rolle von Erdgas im Wärmemarkt, Die Thesen enthalten ansonsten Selbstverständ- um kurzfristig und effizient CO2 zu reduzieren, liches (marktwirtschaftliche und kosteneffizi- ist die Branche seit Längerem in der Politik un- ente Prinzipien sollen Priorität haben, benötigt terwegs. Transportprodukte und Entgelte disku- wird ein stabiler Rechtsrahmen), aber auch tiert die Branche mit der BNetzA im Rahmen Punkte, bei denen aus Sicht der Branche Hand- der Netzentwicklungsplanung und der diversen lungsbedarf besteht. So zum Beispiel: BNetzA-Festlegungsverfahren. Auch die durch- aus kontroversen Debatten um zusätzliche • Über verpflichtende Elemente zur Versor- staatliche Maßnahmen zur Versorgungssicher- gungssicherheit soll erst entschieden werden, heit führt die Branche spätestens seit Februar wenn es nachvollziehbare Anzeichen zur Ver- 2012 ohne große Ergebnisse. schlechterung des Niveaus gibt. • Rechte und Pflichten aller Marktteilnehmer auf 2.2 Gasgrundversorgungsverordnung allen Wertschöpfungsstufen sollten eindeutig GasGVV/EuGH-Entscheidung zugeordnet werden. Der Bundesrat hat im Oktober den novellierten • Der regulatorische Rahmen soll so angepasst Grundversorgungsverordnungen für Gas und werden, dass regionale Speicher zur Unter- Strom (GasGVV/StromGVV) zugestimmt. Ge- stützung der Transportinfrastruktur eingesetzt genüber der Fassung, die das Bundeskabinett werden können. Ende August verabschiedet hat (ener|gate Gas- markt 09/14), wird es eine Änderung geben. • Die Netzentgelte sind so auszugestalten, dass Bei einer Preisanpassung müssen alle einzelnen der Beitrag zur Versorgungssicherheit und Fle- Preisbestandteile und ihre Änderung veröffent- xibilität berücksichtigt wird. licht werden. Zumindest bei einigen Punkten wird zwischen Am 23. Oktober hat der Europäische Gerichtshof den Vertretern verschiedener Unternehmens- (EuGH) die Preisanpassungsklausel aus der al- gruppen wohl intensiv und kontrovers dis- ten GasGVV/StromGVV wie erwartet für unver- kutiert. So sind einige Marktteilnehmer wohl einbar mit dem Europarecht erklärt (ener|gate durchaus der Meinung, dass „verpflichtende Gasmarkt 06/14). Dies war ein Grund für die Elemente zur Versorgungssicherheit“ schon jetzt verabschiedeten Änderungen. Der BGH jetzt notwendig sind. hatte im Jahr 2011 aufgrund der Klage eines Kunden gegen die Klausel den Fall zur Prüfung Im Positionspapier selbst werden die Politik- an den EuGH übergeben. Der EuGH hat bei den empfehlungen in drei Bereiche unterteilt: Gas- und Stromversorgern mit der Entscheidung allerdings – unerwartet – für erhebliche Unruhe 1. M aßnahmen zur Verbesserung der Versor- gesorgt. Anders als der Generalanwalt in seinem gungssicherheit. Ziel ist unter anderem eine Schlussantrag, hat das Gericht keinen Grund ge- Weiterentwicklung der Maßnahmen zur sehen, eine Rückwirkung der Entscheidung zu Versorgungssicherheit im Rahmen der SoS- begrenzen. Das Gericht sieht in der Rückwir- Verordnung. kung keine „schwerwiegende wirtschaftliche 10 ener|gate Gasmarkt
Rahmenbedingungen Auswirkung“. Theoretisch können nun Kunden Nutzungspflicht – unabhängig vom Anteil in der Grundversorgung beliebig lange rück- des Biomethans am Gesamtbezug – nur zu wirkend Preiserhöhungen infrage stellen. Der zwei Dritteln erfüllt werden. Der Anteil wird BGH wird wohl dafür sorgen, dass dies Theorie praktisch bei zehn Prozent gedeckelt. Für die bleibt. Er muss den Fall, den er an das EuGH Erfüllung des letzten Drittels muss entweder verwiesen hatte, nun endgültig entscheiden und Energie gespart oder – das ist neu – ein ver- wird dabei den Zeitraum einer Rückwirkung bindlicher energetischer Sanierungsfahrplan präziser definieren. vorgelegt werden. Nicht alle Juristen, die sich in den letzten Das EEWärmeG Baden-Württembergs wird den Wochen zu dem Thema geäußert haben, sind Biomethansektor nicht retten, könnte aber wei- sicher, ob die geänderten Grundversorgungs- ter zur Stabilisierung der Auslastung bestehen- verordnungen den Anforderungen des EuGH der Anlagen beitragen. Seit der Einführung des genügen. Für Gasversorger bleibt das Thema Gesetzes in Baden-Württemberg wächst der Ab- rechtlich einwandfreier Preisanpassungen wohl satz an Beimischprodukten kontinuierlich. Im risikobehaftet. Rahmen der Beratungen des Entwurfs hat die Branche unter anderem versucht, die Leistungs- grenze für Heizungsanlagen anzuheben. Ab 150 2.3 Novelle des Erneuerbare- kW Leistung wird der Einbau von KWK-Anla- Energien-Wärme-Gesetzes gen ökonomisch interessant. Die Deckung des in Baden-Württemberg Wärmebedarfs aus KWK-Anlagen ist als Ersatz anstelle des Einsatzes erneuerbarer Energien Baden-Württemberg novelliert sein Erneuerba- zulässig. Dann wird zwar kein Biomethan, aber re-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG). War- Erdgas abgesetzt. um taucht ein solch regionales Thema hier auf? Für die Gaswirtschaft hat das Landesgesetz eine Die Begrenzung der Erfüllung mit Biomethan ganz eigene Bedeutung: auf zwei Drittel der Nutzungspflicht ist insofern problematisch, weil es die Erfüllung der Vorga- • Anders als das entsprechende Bundesgesetz ben für Erdgas/Biomethan komplizierter macht. gilt es für den Fall eines Austauschs von Hei- Dies könnte Hausbesitzer davon abhalten, diese zungsanlagen im Bestand. Möglichkeit zu wählen. • Anders als beim Bundesgesetz kann mit einer Ein Pressesprecher des Umweltministeriums Beimischung von Biomethan zum Erdgas die von Baden-Württemberg sagte zu ener|gate Gas- Pflicht zur anteiligen Nutzung erneuerbarer markt, alle wesentlichen Regelungen hätten die Energien erfüllt werden. Anhörungen überlebt. Anfang Dezember soll das Kabinett die Novelle verabschieden und Im Juli hatte die Landesregierung den Entwurf noch in diesem Jahr der Landtag. einer Novelle vorgelegt. Für die Gasbranche enthält er gute und schlechte Nachrichten: 2.4 Gesetzliche Regelungen für Fracking • Die eher schlechte Nachricht: Der Pflichtanteil erneuerbarer Energien im Wärmesektor steigt Es wird jetzt ernst mit rechtlichen Regelungen auf 15 Prozent. (Alternativ kann der Wärme- für hydraulisches Fracking. Seit dem 19. No- endbedarf um 15 Prozent reduziert werden.) vember liegt ein Gesetzentwurf vor. Gegenüber den Eckpunkten vom Juli (ener|gate Gasmarkt • Die gute Nachricht: Der Pflichtanteil kann wei- 08/14) gibt es zwei wesentliche Änderungen: ter durch Biomethan in einem Brennwertkes- sel erfüllt werden. Mindestens zehn Prozent • Die Befristung der Regelungen wird nicht ein- Biomethan müssen – wie bisher – dem Erdgas geführt. beigemischt werden. • Ein wissenschaftliches Gremium bestehend • Die schlechte Nachricht: Dies gilt in Zukunft aus sechs Mitgliedern begleitet wissenschaftli- nur, wenn die Heizungsanlage eine Leistung che Probebohrungen, die auch in Tiefen ober- von maximal 50 kW hat. Zudem kann die halb von 3.000 Metern unter der Oberfläche Ausgabe 12|14 11
Rahmenbedingungen möglich sind. Dieses Gremium kann auch eine prozess bis 2025 beschreiben. Gegenüber dem Erlaubnis für kommerzielle Bohrungen ober- Entwurf vom April (ener|gate Gasmarkt 06/14) halb von 3.000 Metern erteilen, wenn diese wurden die Formulierungen eher entschärft. So grundsätzlich unbedenklich sind. enthält das endgültige Papier bezüglich härterer Unbundling-Regeln für Stadtwerke nicht mehr Gegner der Technologie haben die zweite Än- die konkrete Überlegung, die De-Minimis-Regel derung als „Fracking-Ermöglichung“ bezeichnet zu überdenken und eine Konsolidierung bei Ver- (Oliver Krischer, Bündnis 90/Die Grünen) und teilnetzen zu unterstützen. Stattdessen heißt es plädieren nach wie vor für ein völliges Verbot eher allgemein: „Die Angemessenheit der derzei- des hydraulischen Frackings. Sie glauben, dass tigen Regeln zur Trennung der Geschäftsbereiche die Erprobungsbohrungen ein Einfallstor für soll angesichts der sich verändernden Rolle von kommerzielles Fracking sein werden. In einer Verteilnetzen überprüft werden.“ Antwort der Bundesregierung vom 23. Oktober auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die Konkret für den Gassektor hält ACER die Um- Grünen heißt es dazu: „Die Bundesregierung setzung des „Gas Target Model 2.0“ für vor- kann derzeit keine Aussage dazu treffen, ob dringlich (ener|gate Gasmarkt 08/14). Weitere später die Voraussetzungen für eine kommer- wichtige Themen sind eine weitere Stärkung zielle Nutzung vorliegen werden.“ Aus Sicht der Versorgungssicherheit, die bessere Koordi- der Befürworter sind die Regeln nach wie vor nierung der Prozesse und Regeln für den Trans- viel zu restriktiv. Zumal für zusätzliche Gebie- port und Handel von Strom und Erdgas sowie te (Einzugsgebiete von Talsperren und Seen) neue Anwendungen für Erdgas (Power-to-Gas). ein Fracking auch in größeren Tiefen verboten Alles sehr weich formuliert. wird. Ob es die Gesetzesregelungen jemals ins Bundesgesetzblatt schafften, ist angesichts der Teil der Brücke bis 2025 soll auch eine Stärkung teilweise sehr ablehnenden Haltung der Bun- von ACER und ENTSO-G sein, also der Weg zu desländer offen. Der Bundesrat muss den Rege- einer echten europäischen Regulierungsebene mit lungen zustimmen. eigenen Befugnissen. Eine solche Initiative war von ACER zu erwarten, nachdem die Agentur noch stark von den nationalen Regulierungsbe- 2.5 ACER: Energiemarktregulierung hörden und der EU-Kommission kontrolliert wird. 2025 ACER hat am 19. September die Endfassung ih- 2.6 EU-Richtlinie alternative Kraftstoffe res Ausblicks für die Energiemarktregulierung bis 2025 veröffentlicht. Das Motto ist: „Eine Brücke Die EU-Richtlinie über den Aufbau der Infrastruk- bis 2025“ und das Papier soll den Regulierungs- tur für alternative Kraftstoffe (Directive 2012/33) ist seit Ende September in Kraft (ener|gate Gas- markt 09/13). Bis 2016 muss die Richtlinie in na- Long-term / Uncertain-Marginal Gas hydrates tionales Recht umgesetzt werden. Die Richtlinie 0.45 empfiehlt unter anderem, bis 2025 LNG-Tankstel- Gas for rail transport 0.75 len an den europäischen Fernstraßen im Abstand von 400 km zu errichten. Alle 150 km sollte bis Time scale / probability zu dem genannten Zeitpunkt eine CNG-Tankstel- Medium-term / Probable le verfügbar sein. Bis Ende 2025 soll zudem in den Seehäfen eine Infrastruktur zum Bunkern von LNG verfügbar sein. Es handelt sich aber Power to Gas 2.00 LNG-fuelled vessels eben nur um Empfehlungen. 2.25 2.40 Short-term / Strong prospects LNG virtual pipelines NGVs - NDVs 2.55 NGVs - HDVs Passt ganz gut dazu: ACER hat sich von der 2.75 2.85 Kantor Unternehmensberatung eine Studie über CNG virtual pipelines neue Erdgasanwendungen erstellen lassen. Zen- 0 1 2 3 Initial assessment score trale Anwendungen sind CNG/LNG im Trans- portsektor. Zusätzlich werden CNG und LNG Abb. 2: Erfolgsaussichten verschiedener neuer Gastechnologien (Quelle: ACER: Regulato- als virtuelle Pipelines sowie Power-to-Gas und rische Konsequenzen neuer Entwicklungen in der Gaslieferkette) Gashydrate als neue Speicherkonzepte analy- 12 ener|gate Gasmarkt
Rahmenbedingungen siert. Ziel der Studie ist die Analyse des mögli- Ganz kurz zu den Technologien und zur Metho- cherweise notwendigen Anpassungsbedarfs der dik der Bewertung im Kasten 2. regulatorischen Rahmenbedingungen. Aber bis es zu dem Teil kommt, werden die einzelnen Die regulatorischen Empfehlungen beziehen Technologien ausführlich und mit vielen Bil- sich in erster Linie auf die Abgrenzung zwi- dern und Tabellen beschrieben. Zudem werden schen den Bereichen, die reguliert werden sol- die Erfolgsaussichten für die einzelnen Techno- len, und den Bereichen, die wettbewerblich or- logien abgeschätzt. Dazu siehe Abbildung 2. ganisiert bleiben sollen. CNG/LNG virtual pipelines: Transport des Gases mit Lastwagen, Eisenbahn oder Schiff zum Endkunden kom- primiert (CNG) oder verflüssigt (LNG) NGVs: Mit Erdgas betriebene Fahrzeuge (Natural Gas Vehicles) HDVs: Lastwagen (Heavy Duty Vehicles) > 3,5 Tonnen NDVs (LDVs, Fehler in Abbildung in der Studie, ener|gate Gasmarkt): PKW und Lieferwagen (Light Duty Vehicles) < 3,5 Tonnen Die Ausgangsbewertung (initial assessment score) basiert auf den vier gewichteten Kriterien: Technolo- giereife (40 %), Konkurrenzfähigkeit bei den Kosten (30 %), Anforderungen an die Infrastruktur (15 %), Auswirkungen auf Umwelt & Sicherheit (15 %). Der Zeithorizont und die Wahrscheinlichkeit der Marktreife (Time Scale/Probability) wurden qualitativ abgeschätzt Gibt’s schon – genau genommen seit etwa 20 Millionen Jahren. Erdgas aus Norwegen ist die emissionsarme und kosteneffektive Antwort auf Deutschlands Energiefragen. Millionen Jahre alt, ist es so aktuell wie nie: Es versorgt nicht nur Wirtschaft und Privathaushalte, sondern treibt auch noch die Energiewende in Deutschland an. Mehr Information auf statoil.de Ausgabe 12|14 13
Marktentwicklung 3. Marktentwicklung 3.1 Marktliquidität und Preise Diese Vertragsabschlüsse stellen nur eine Mo- mentaufnahme dar. Die Preise können sich ent- 3.1.1 VEA-Abschlüsse und -Preisinformationen weder durch Verhandlungen mit dem bisherigen Lieferanten oder durch den Wechsel zu einem Der Bundesverband der Energieabnehmer (VEA) anderen Anbieter ergeben. Die Zahl der Anbie- hat im November folgende Abschlüsse für Indust- terwechsel hat mittlerweile deutlich zugenom- riekunden veröffentlicht: men. Zudem werden eigentlich nur noch Fest- preise abgeschlossen. Branche: Papierindustrie Tabelle 1 enthält den Überblick des VEA über Bundesland: Nordrhein-Westfalen Marktpreisindikationen für verschiedene Abnah- Jährliche Menge: 7.500.000 kWh mefälle. Dargestellt werden Festpreise für zwölf Monate, die sich bei Lieferbeginn im kommenden Benutzungsdauer: 3.190 h/a Quartal im Rahmen von Ausschreibungen erzielen Marktgebiet: NCG (L-Gas) lassen. Die Abschätzung basiert auf den Markt- preisen an den Handelspunkten, Netzentgelten Durchschnittlicher und den Erfahrungen des VEA mit der Wettbe- 3,04 ct/kWh Preis (ohne Est.): werbssituation. Regional wird nur noch zwischen Preisstand: Festpreis alten und neuen Bundesländern unterschieden. Tabelle 1 zeigt die aktuellen Abschätzungen. Lieferbeginn: 01.01.2015 Laufzeit: 24 Monate Gegenüber dem Vormonat liegt die Spanne der Veränderungen bei den Preisabschätzungen zwi- schen 0,0 ct/kWh und minus 0,2 ct/kWh, ganz Branche: Nahrungsmittelindustrie vereinzelt auch minus 0,3 ct/kWh. Bundesland: Sachsen-Anhalt 3.1.2 Gashandel Jährliche Menge: 9.000.000 kWh Benutzungsdauer: 2.090 h/a 3.1.2.1 Preisentwicklung Marktgebiet: Gaspool (H-Gas) Durchschnittlicher Zumindest bis Mitte November war es in Nord- 3,06 ct/kWh westeuropa tendenziell zu warm, die Temperatu- Preis (ohne Est.): Preisstand: Festpreis ren lagen über den langfristigen Durchschnitts- werten. In Kombination mit den sehr vollen Lieferbeginn: 01.01.2015 Speichern und LNG-Lieferungen nach Großbri- Laufzeit: 12 Monate tannien blieben die Day-Ahead-Preise auf ei- Alte Neue Abnahmefall Bundesländer Bundesländer von bis von bis 50 Mio. kWh, 5.000 h/a 2,6 3,0 2,6 2,8 20 Mio. kWh, 4.000 h/a 2,7 3,2 2,8 3,0 10 Mio. kWh, 4.000 h/a 2,8 3,3 2,8 3,1 10 Mio. kWh, 3.150 h/a 2,9 3,4 2,9 3,2 5 Mio. kWh, 4.000 h/a 2,9 3,3 2,9 3,2 5 Mio. kWh, 2.000 h/a 3,2 3,8 3,2 3,6 1,5 Mio. kWh, 3.150 h/a 3,1 3,6 3,2 3,5 1,5 Mio. kWh, 2.000 h/a 3,3 4,0 3,4 3,8 Tabelle 1: Preise für Industriekunden, Angaben in ct/kWh ohne Erdgassteuer und USt. (Quelle: VEA, Stand: 17.11.2014) 14 ener|gate Gasmarkt
Marktentwicklung nem Niveau zwischen 22,50 und 23,00 Euro/ Euro/MWh MWh. Lediglich vorübergehende Probleme in 25,50 norwegischen Feldern und Änderungen bei den Temperaturprognosen sorgten vorübergehend 25,00 für etwas Volatilität, die aber insgesamt gering blieb. Abbildung 3 zeigt, dass der Day-Ahead- 24,50 Preis bis Mitte des Monats deutlich unter dem 24,00 Preis für Dezember lag, damit bestanden auch keine Anreize, Gas auszuspeichern. Der Effekt 23,50 einer Einigung zwischen der Ukraine und Russ- 23,00 land am 30. Oktober war innerhalb eines Tages verpufft, im Grunde war das Ergebnis schon 22,50 eingepreist. So um den 20. November änderte 22,00 sich die Situation, die Temperaturprognosen 03.11.2014 10.11.2014 17.11.2014 24.11.2014 veränderten sich deutlich, es wurde kalt. Der Day Ahead Q1/15 Dezember Day-Ahead-Preis stieg innerhalb weniger Tage um rund 2,00 Euro/MWh („Endlich Volatilität“, Abb. 3: Day-Ahead-, Dezember- und Q1/15-Preise am NCG VP (Quelle: ener|gate-Preisdaten) seufzte erleichtert ein Händler), zeitweise lag der Preis über Dezember, dadurch entstanden Anreize, Gas aus den Speichern zu entnehmen. Ø MW/Tag Es gab weiter ungeplante Instandhaltungsarbei- 60.000 ten, die immer mal wieder zu Verknappungen 50.000 des Angebotes aus Norwegen führten. Dennoch, aus Sicht vieler Händler war der starke Preis- 40.000 anstieg übertrieben, die Gegenbewegung setzte denn auch zum Redaktionsschluss ein. 30.000 20.000 Im Terminhandel setzte sich die Abwärtsbewe- gung der Preise von Oktober bis Mitte November, 10.000 mit Ausnahme einer kleinen Gegenbewegung, fort. Der Verfall des Ölpreises sorgt bei den Ter- 0 minpreisen im Gas für Druck, zudem sagen die Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov 13 13 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 14 Langfristprognosen für diesen Winter tendenziell warmes Wetter voraus. (Wenn man solchen Prog- NCG Gaspool TTF nosen denn trauen will.) Aber auch die Konjunk- Abb. 4: Durchschnittliche tägliche OTC-Handelsmengen Day Ahead am NCG VP, tur, und damit Nachfrage im Industriesektor, ist Gaspool VP und an der TTF (Quelle: LEBA-Daten und eigene Berechnungen) in Europa eher schwach. Dennoch setzte Mitte des Monats eine deutliche Korrektur der Preise ø MW/Tag ein. Der feste Prompt zog die Terminpreise mit 14.000 nach oben, besonders stark natürlich Q1/15. Ein 12.000 Niveau von 25,00 Euro/MWh für Q1/15 ist nicht wirklich hoch, aber das richtige Niveau muss sich 10.000 wohl noch finden. 8.000 Bei allen Terminkontrakten war die Bewegung 6.000 ähnlich. Für Sommer 15 stieg der Preis über den Monat von 22,80 Euro/MWh auf 24,50 Euro/ 4.000 MWh. Zwischenzeitlich war der Preis bis auf 2.000 22,20 Euro/MWh gesunken. Der Preis für Cal 15 legte von 23,50 auf 24,50 Euro/MWh zu, Mitte 0 Frontmonat Frontquartal Front-Season Frontjahr des Monats war der Preis unter 23,00 Euro/MWh NCG VP Gaspool VP TTF gefallen. Spannend könnte sein, wie die Termin- preise auf einen weiteren Ölpreisverfall reagieren. Abb. 5: Handelsliquidität bei Terminprodukten an TTF, NCG VP und Gaspool VP Ölpreisbindungen zur Absicherung werden wohl (Quelle: LEBA-Daten und eigene Berechnungen) wieder nachgefragt. Ausgabe 12|14 15
Marktentwicklung Euro/MWh 3.1.2.2 Volumen und Preisspreads 4,5 Preisdifferenz NCG-TTF Im Kurzfristhandel wurden am NCG VP im No- 4,0 Preisdifferenz Gaspool-NCG vember im Durchschnitt rund 35.900 MW pro 3,5 Preisdifferenz CEGH VP-NCG Tag im Day Ahead gehandelt. Für den Gaspool 3,0 VP waren es 19.000 MW/Tag. An beiden Hubs 2,5 war die Liquidität höher als im Vormonat, wie 2,0 1,5 Abbildung 4 auf Seite 15 zeigt. 1,0 0,5 Im Terminhandel hat sich am Verhältnis der Liqui- 0 dität zwischen der TTF und den beiden deutschen -0,5 Hubs weiter nichts geändert. An der TTF wurde -1,0 das Frontquartal (Q1/15) erheblich mehr gehan- 02.06.2014 02.07.2014 01.08.2014 31.08.2014 30.09.2014 delt, für die anderen Kontrakte war die Liquidität auf Vormonatsniveau. Auch am NCG VP und Gas- Abb. 6: Preisdifferenz im Day Ahead NCG-TTF, NCG-Gaspool VP und NCG-CEGH VP pool VP wurden mehr Abschlüsse für Q1/15 getä- (Quelle: LEBA-Daten, eigene Berechnungen) Allokationen in Waidhaus 2014 Reverse Flow Richtung Ukraine GWh/h Historical flow 1,5 Reverse Flow e.g. Brandov Physical Flow 0,5 Germany Oktober Czech Rep. Lanžhot Ukraine September Waidhaus -0,5 Budince Slovakia Vel‘ké Austria Kapušany Baumgarten -1,5 -2,5 Seit Sommer 2014 importiert die Ukraine Gas aus Europa über Ungarn, Polen und die Slowakei. Der daraus resul - tierende Gasbedarf der Slowakei wird zunehmend durch -3,5 Importe aus der Tschechischen Republik gedeckt, was Neues GWJ sich in dem erhöhten Bedarf in Waidhaus widerspiegelt. Abb. 7: Allokationen in Waidhaus im GRTgaz-Anteil der MEGAL (Quelle: GRTgaz Deutschland: Newsletter) MW/MWh % Anzahl % 01.11. – 25.11.2014 MW/MWh Anzahl Veränderung Veränderung Vormonat Vormonat NCG Day Ahead, 196.510 4.125 -20,9 % -19,5 % Weekend (MW) Within Day (MWh) 992.746 1.189 +11,0 % +2,1 % Gaspool Day Ahead, 109.352 2.732 -24,5 % -16,3 % Weekend (MW) Within Day (MWh) 793.550 926 +48,6 % +22,5 % TTF Day Ahead, 229.127 3.098 +11,3 % +3,3 % Weekend (MW) Within Day (MWh) 966.103 920 -11,4 % +2,0 % Tabelle 2: Spothandel an der EEX (Quelle: EEX, eigene Berechnungen) 16 ener|gate Gasmarkt
Marktentwicklung tigt, wobei am Gaspool VP fast das NCG-Niveau es rund 67.000 MWh. Bis auf 960 MWh waren es von durchschnittlich 400 MW/Tag erreicht wurde, alles Käufe, in der Regel Within-Day-Mengen. Faktor zehn weniger als an der TTF. Tabelle 3 zeigt die Mengen im Terminhandel an Im Kurzfristhandel waren die Spreads zwischen der EEX. den Handelsplätzen deutlich reduziert (siehe Abbildung 5 auf Seite 15). Gaspool VP, NCG VP Grundsätzlich hat sich an der Entwicklung der und TTF handelten im Day Ahead Ende des Mo- Liquidität nichts geändert. nats fast auf einem Niveau, auch die Prämien am CEGH sind deutlich geringer geworden (siehe Ab- 3.1.2.3 Biomethanpreise bildung 6). Die Nachfrage aus Osteuropa könnte bei den niedrigen Ölpreisen deutlich nachgelassen Tabelle 4 enthält Handelspreise für Biomethan, die haben, sofern die sich so schnell in den Vertrags- von dem auf den Sektor spezialisierten Dienstleis- preisen zentral- und osteuropäischer Importeure ter Arcanum Energy monatlich ermittelt werden. niederschlagen. Und noch Abbildung 7 aus dem neuen News- letter von GRTgaz Deutschland, die zeigt, dass im Oktober in dem GRTgaz-Deutschland-Teil der ø-Preis Verän- Verän- MEGAL eine Netto-Exit-Allokation stattgefunden Produkt (ct/ derung derung hat. Es war wohl historisch das erste Mal. Die kWh) Vormonat Vorjahr linke Seite von Abbildung 7 verdeutlicht dabei, Spotmarkt 7,06 +0,9 % +1,1 % dass auch über Waidhaus, Tschechien und die Slowakei ein Transport in die Ukraine möglich Terminmarkt 7,06 -0,1 % -0,7 % ist. Der relativ hohe Spread zwischen dem NCG Tabelle 4: Durchschnittliche Marktpreise für Biomethan für und der TTF im Oktober könnte zum Teil auf di- Spotmarkt (Laufzeit < ein Jahr) und Terminmarkt (Laufzeit > rekte Nachfrage von Händlern, die Erdgas in die ein Jahr) (Quelle: Arcanum Energy. Preise frei VP, Gewich- Ukraine geliefert haben, zurückzuführen sein. tung über Förderung gemäß verschiedenen EEG-Fassungen) Nur am Rande: Physischer Gegenstromtransport Im kommenden Monat erwartet Arcanum höhere ist auf der MEGAL nicht möglich. Die Netto-Exit- Preise im Terminmarkt und leicht höhere Preise Allokationen waren nur möglich, weil im OGE- im Spotmarkt. Anteil ausreichend Entry-Nominierungen und Allokationen erfolgten. 3.1.3 World Energy Outlook Die Mengen im Kurzfristhandel an der EEX für The same procedure as every year: Mitte No- die drei Handelsplätze NCG, Gaspool und TTF vember veröffentlicht die Internationale Ener- sind in Tabelle 2 dargestellt. gie-Agentur (IEA) den jährlichen World Energy Outlook. Spötter behaupten jedes Jahr, die Vor- Seit Langem einmal kein Rekordmonat im EEX- aussagen seien noch nie eingetroffen. Dennoch Spothandel. Die Day-Ahead-Liquidität war am sind die Prognosen die wichtigste Grundlage NCG VP und am Gaspool VP niedriger als im Okto- vieler Analysten zur Einschätzung der zukünf- ber. Gaspool hat im November erstmals L-Gas über tigen Marktentwicklung. Schwerpunktthema in die Börse an der TTF beschafft. Insgesamt waren diesem Jahr war Öl, Schwerpunktland Brasilien. 01.11. – MW am Clearing MW % Änderung % Änderung MW Gesamt 25.11.2014 Gaspool VP Gesamt Vormonat (Gesamt) Vormonat (Gaspool) Monate 5.410 1.774 401 +34,7 % +96,9 % Quartale 301 231 0 +32,6 % +44,4 % Seasons 10 0 0 +233,3 % -100,0 % Cal 132 11 0 +158,8 % +0,0 % Tabelle 3: Terminhandel an der EEX (Quelle: EEX) Ausgabe 12|14 17
Marktentwicklung Insgesamt schreibt die IEA die Trends der ver- Wie immer enthält der Outlook viele Tabellen gangenen Jahre fort. Für Erdgas bedeutet dies, und in vielen Kästen Analysen zu einzelnen dass unverändert mit einem Wachstum von Themen. Und die IEA weist schon seit Jahren jährlich 1,6 Prozent bis 2035 beziehungswei- darauf hin, dass das Ziel der langfristigen Be- se 2040 gerechnet wird. Die Länder mit dem schränkung der Erderwärmung auf zwei Grad stärksten Wachstum bleiben China und Indien, Celsius gegenüber den Vor-Industrialisierungs- wobei gegenüber 2013 die Wachstumsrate für zeiten deutlich verfehlt wird. Auch unter Be- China etwas gesenkt und für Indien angehoben rücksichtigung aller beschlossenen und noch wurde. In den OECD-Mitgliedsstaaten Europas nicht umgesetzten politischen Initiativen wird erwartet die IEA nur ein moderates Wachstum die Temperatur im weltweiten Mittel langfristig von 0,7 Prozent im Jahr. um 3,6 Grad ansteigen. Auf der Angebotsseite ist die IEA bezüglich der 3.1.4 Kundenwechsel Produktion aus unkonventionellen Lagerstätten noch optimistischer als 2013. In den USA sieht 27,6 Prozent aller Haushaltskunden in Deutsch- sie Peak Gas nicht bevor 2040. In China erwar- land, die Erdgas beziehen, haben seit Beginn tet die IEA bis 2040 einen Anstieg der jährlichen der Liberalisierung mindestens einmal den Gas- Gasproduktion von 107 auf 368 Mrd. m3/a. 80 anbieter gewechselt. Dies ist das Ergebnis einer Prozent davon sollen 2040 aus unkonventionel- Verbraucherumfrage, die regelmäßig im Auftrag len Lagerstätten kommen. Die Einschätzung ist des BDEW durchgeführt wird. aber nicht ohne Risiken, wie die IEA schreibt. Unter anderem könnte Wasserknappheit sol- che ambitionierten Produktionssteigerungen 3.2 Transport verhindern. Aktuell werden in China die Shale- Gas-Produktionsziele bis 2020 überarbeitet und 3.2.1 Netzentwicklungsplanung I: wahrscheinlich deutlich gekürzt. Dies hat die Szenariorahmen für NEP 2015 IEA aber in der Langfristprognose berücksichtigt. Am 7. November hat die BNetzA ihren Bescheid Zum Schluss: Die IEA erwartet für OECD-Europa zum Szenariorahmen für den NEP 2015 veröffent- bis 2040 eine Zunahme der Importe von gut 200 licht. Die BNetzA fordert in ihrem Bescheid von Mrd. m3 (2012) auf 400 Mrd. m3, da die Ressour- den Fernleitungsnetzbetreibern (FNB) andere cen in Europa zurückgehen. Die zusätzlichen Modellierungsvarianten, als diese vorgeschlagen Mengen werden zu einem Teil aus einer Steige- hatten. Die Änderungen betreffen ausschließlich rung russischer Lieferungen kommen, aber vor die Berücksichtigung des Kapazitätsbedarfs für allem aus dem Nahen Osten und dem Kaspischen nachgelagerte Verteilnetzbetreiber (VNB): Raum. Abbildung 8 zeigt die Prognose der IEA • Die FNB sind verpflichtet, eine Variante zu mo- bcm bcm dellieren, bei der für den gesamten Planungs- zeitraum die Prognose der VNB zugrunde ge- 400 100 % legt wird. Diese Variante wollten die FNB nur optional modellieren. Other 300 75 % North America • Die FNB sind verpflichtet, eine zweite Variante Caspian zu modellieren, bei der nur für die ersten fünf Middle East Jahre die Prognose der VNB und danach die 200 50 % Sub-Saharan Africa regionalisierte Prognose der FNB aus dem Sze- North Africa nariorahmen zugrunde gelegt wird. Diese Vari- Russia Share of demand ante hatten auch die FNB als Pflichtprogramm 100 25 % (right axis) vorgeschlagen. • Als Option können die FNB eine Variante mo- 0 0 2012 2025 2040 dellieren, bei der nach fünf Jahren ein kon- stanter Gasbedarf unterstellt wird. Für die Abb. 8: Entwicklung des Import-Portfolios von OECD-Europa bis 2040 ersten fünf Jahre soll die Prognose der VNB (Quelle: IEA: World Energy Outlook 2014) verwendet werden. 18 ener|gate Gasmarkt
Marktentwicklung Die von den FNB als Option vorgeschlagene Vari- tigstellung des Entwurfs für den NEP 2015 bis ante, die Ergebnisse der Studie über den Zusam- zum 1. April 2015 kaum zu schaffen“, sagte die menhang der Entwicklung von Menge und Kapa- Geschäftsführerin des Verbandes FNB Gas, Inga zität zu berücksichtigen, wurde von der BNetzA Posch, zu ener|gate Gasmarkt. Die Genehmigung verworfen. (Siehe zu der Studie der nächste Ar- sei auch erst sehr spät erfolgt. tikel in dieser Ausgabe.) Nach den Diskussionen im Rahmen des Workshops zum Szenariorahmen Aus Sicht von Speicherbetreibern ist ein Model- und den schriftlichen Stellungnahmen kommen lierungsansatz von TaK für Bestandsspeicher ein die Vorgaben der BNetzA nicht überraschend zweischneidiges Schwert. Dort, wo bisher FZK (ener|gate Gasmarkt 09/14, 10/14). In der Be- angeboten werden, verschlechtert sich die Ka- gründung ihrer Entscheidung bekräftigt die BNet- pazitätssituation, wenn diese durch TaK ersetzt zA noch einmal, dass sie die Bedenken der VNB werden. Werden derzeit unterbrechbare Kapazi- teilt. Der Top-Down-Ansatz der FNB berücksich- täten angeboten, ist TaK eine Verbesserung. tige die regionale Entwicklung nicht ausreichend. Zudem könne in vielen Regionen schon der aktu- 3.2.2 Netzentwicklungsplanung II: elle Bedarf der VNB an Ausspeisekapazitäten aus Mengenentwicklung und Kapazitätsbedarf dem vorgelagerten Fernleitungsnetz nicht mit fes- ten Kapazitäten erfüllt werden, argumentiert die Die „Studie über Einflussfaktoren auf den zukünf- BNetzA weiter. tigen Leistungsbedarf der Verteilnetzbetreiber“ ist fertig und wurde am 21. November vom FNB Gas Über diese Entscheidung zu den Modellierungs- veröffentlicht. FNB Gas hatte die Forschungsge- varianten hinaus, enthält der Bescheid mindes- sellschaft für Energiewirtschaft (FfE) gemeinsam tens zwei weitere Punkte, die Auswirkung auf mit BDEW, GEODE und VKU beauftragt, um die die zukünftige Planung haben können: unterschiedlichen Auffassungen von FNB und VNB über die Frage, ob denn ein zukünftiger • Bis zum 16. Januar 2015 sollen die FNB Kriterien Mengenrückgang auch zu einem Rückgang der zum Modellierungsansatz der TaK für Bestands- benötigten Kapazität führt, zu klären (ener|gate speicher und der DZK für Bestandskraftwerke Gasmarkt 09/14). Das Ergebnis lautet: Bei einem entwickeln. Die FNB sollen darlegen, unter wel- Rückgang der Menge geht auch die Kapazität zu- chen Bedingungen TaK für Verbindungspunkte rück, aber in geringerem Ausmaß. zu Speichern modelliert werden können, für die bisher nur unterbrechbare Kapazitäten angebo- Die Studie schlägt jetzt eine Dynamisierung der ten werden. Dies soll analog auch für Verbin- Vollbenutzungsstunden (VBN) für den Haus- dungspunkte zu Kraftwerken für das DZK-Pro- haltskundensektor vor. Warum? Der prognosti- dukt durchgeführt werden. Die gleiche Analyse zierte Nachfragerückgang im Haushaltssektor soll auch für Verbindungspunkte durchgeführt beruht vor allem auf Maßnahmen zur Steigerung werden, für die bisher feste frei zuordenbare der Energieeffizienz, wie dem Austausch von Kapazitäten (FZK) angeboten werden, die aber Heizkesseln mit oder ohne den Einsatz von So- nicht gebucht sind. larthermie, einer Gebäudedämmung oder einier Kombination von verschiedenen Maßnahmen. • Die FNB sollen zudem angeben, welche Netz- Abbildung 9 auf Seite 20 zeigt, dass nur der al- ausbaumaßnahmen zu welchem Zeitpunkt und leinige Austausch von Heizkesseln die Zahl der in welchem Ausmaß Kapazitätseffekte an ein- VBN durch eine überproportionale Leistungsre- zelnen Netzpunkten haben. Eine solche Dar- duzierung erhöht, die anderen Maßnahmen füh- stellung fordern vor allem die VNB. Die FNB ren zu einer Senkung. haben bisher immer argumentiert, eine isolierte Betrachtung sei nicht möglich, da beim Netz- Da diese Maßnahmen zunehmend im Gebäu- ausbau alles mit allem zusammenhänge. debestand durchgeführt werden, ändert sich im Zeitablauf die Zahl der VBN. Derzeit rechnet der Aus Sicht der FNB ist der Zeitrahmen so eng, FNB Gas noch mit 2.420 VBN im Haushaltssek- dass sogar die pünktliche Fertigstellung des NEP- tor. 2020 – so die FfE-Analyse – sollen es noch Entwurfs zum 1. April 2015 infrage gestellt ist: 2.342 VBN sein und noch 2.185 im Jahr 2025. „Wir müssen jetzt zwei Szenarien verpflichtend modellieren und noch konzeptionell arbeiten. Für den Industriekundensektor lässt sich ein Dies ist in dem engen Zeitrahmen mit einer Fer- solch eindeutiger dynamischer Zusammen- Ausgabe 12|14 19
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