Gasmarkt Österreich aus Perspektive der e-Control - Thema des monaTs The austrian gas market from the perspective of e-Control

Die Seite wird erstellt Jasmin Singer
 
WEITER LESEN
Gasmarkt Österreich aus Perspektive der e-Control - Thema des monaTs The austrian gas market from the perspective of e-Control
Ausgabe 12 | Dezember 2014 | www.energate.de

Dr. Heiko Lohmann

                                                                                 ISSN-Nr.: 1863-4311

              Thema des Monats
              Gasmarkt Österreich aus Perspektive
              der E-Control
              Topic of the month
             The Austrian gas market from the
             perspective of E-Control                        12|14
Gasmarkt Österreich aus Perspektive der e-Control - Thema des monaTs The austrian gas market from the perspective of e-Control
Was hat die Gasbranche 2014 bewegt?

                    17. Februar
Gaspool und NCG kündigen Ausschüt-
  tungen von Überschüssen aus dem
                                              1                              28. Februar
                                                                             Beginn der Krim- später Ukraine-

                                                              2
   Regelenergieumlagekonto an. Ein                                           Krise, die die deutsche und euro-
erbitterter Verteilungskampf beginnt.                                        päische Gaswirtschaft das ganze
                                                                             Jahr beschäftigt.

                        15. März              3
                                                              4
    Wintershall verkauft Anteil von
15,79% an EWE. Damit ist EWE mit
   63,69% Mehrheitseigner. Damit
 beginnen neue Diskussionen über                                             3. Juni
                                              5
                      VNG-Zukunft
                                                                             Land Berlin vergibt Konzession für
                                                                             Gasnetz nicht an GASAG sondern
                                                                             an Berlin Energie

                                                              6
                       1. August
   EEG Novelle tritt in Kraft: Faktisch
das Aus für neue Biomethananlagen
                                              7                              11. August
                                                                             BNetzA veröffentlicht Entwurf für

                                                              8
                                                                             GABi Gas 2.0: Tägliche Netzkonten-
                                                                             abrechnung sorgt für Aufregung

                                              9                              21. Oktober

                                                           10
                                                                             EEX erwirbt Mehrheit an Powernext
                     8. Oktober                                              und stärkt dadurch Gashandels-
  Woste verlässt Thüga Ende Okto-                                            plattform Pegas

                                           11
ber. Vertrag wurde nicht verlängert

                                                           12

Das Jahr 2014 neigt sich dem Ende zu. Zeit, um zurückzublicken: Was war los im Erdgas-
jahr 2014?
                                                                                                      ener|gate gmbh
Gasexperte und Insider Dr. Heiko Lohmann hat auch in diesem Jahr die wichtigsten                      Norbertstraße 5
Ereignisse im Jahresreport Gas kompetent zusammengefasst. Sie erhalten u.a. eine                       D-45131 Essen

umfassende Analyse der Ukraine-Krise und deren Folgen sowie interessante Hintergrund-                    Kundenservice
                                                                                               Tel.: +49 201 1022-500
berichte aus Politik, Recht und Regulierung.
                                                                                               Fax: +49 201 1022-555
Jetzt bestellen unter www.energate.de/jahresreport                                         kundenservice@energate.de
Gasmarkt Österreich aus Perspektive der e-Control - Thema des monaTs The austrian gas market from the perspective of e-Control
Dezember 2014

Liebe Leserinnen und Leser,

Das Thema des Monats lautet in dieser Ausgabe: „Gasmarkt Öster-
reich aus Perspektive der E-Control“. Gibt es nichts Wichtigeres zu
berichten? Ganz ehrlich: Es ergab sich die Möglichkeit zum Gespräch
mit Martin Graf, und in der Tat drängte sich kein Thema auf. Aber
Österreich ist aus verschiedenen Gründen spannend. Es ist ein sehr
kleiner Markt – dafür werden durch Österreich umso größere Men-
gen transitiert, aber einige deutsche Marktteilnehmer wie Montana
Energie oder Goldgas im Haushaltskundensektor, andere im Indust-
riekundensektor, fühlen sich dort als Anbieter durchaus wohl. Zudem
wird, seit es das Marktgebiet NCG gibt, immer wieder über einen Zu-
sammenschluss mit dem zentralen österreichischen Marktgebiet Ost
spekuliert. Der ehemalige Geschäftsführer der Bayerngas und jetzige
Vorstand der Wien Energie Marc Hall konnte schon vor Jahren mit        Dr. Heiko Lohmann
einem leichten Lächeln auf den Lippen den deutsch-österreichischen
Schulterschluss vorhersagen. Graf berichtet in dem Gespräch unter anderem, warum aus Sicht Österreichs
Alternativen zu einem gemeinsamen Marktgebiet mit NCG bestehen.

Das Gespräch fand in Berlin statt und die Einleitung hat mich fasziniert: „Darf ich vielleicht erst erzählen,
warum ich hier bin?“ leitete Graf es ein und erzählte, wie er auf einer gemeinsamen Konferenz mit dem
Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) für den Markteintritt in Österreich wirbt. Die Förderung des
Wettbewerbs ist für E-Control ein zentraler Bestandteil des Geschäfts. Die Behörde wirbt aktiv um neue
Wettbewerber, aber auch bei den Haushalten für den Anbieterwechsel. Dafür führt E-Control auch Informa-
tionsveranstaltungen in der tiefsten Provinz durch.

Ansonsten? Die Gashändler haben die Ukraine-Krise nach der Einigung auf das Winterpaket fast vergessen –
dabei sollte man nicht vorschnell sein, kälteres Wetter hat aber die Preise deutlich nach oben getrieben. Die
übliche Herbstüberraschung im Gashandel: Es wird kalt, die Nachfrage steigt!

Das Thema „Gasmarkt Design 2.0“ bewegt innerhalb des BDEW die Gemüter. Offizielles gibt es noch nicht,
die Diskussionen sind intensiv und kontrovers. Ich habe auf der Grundlage von etlichen Gesprächen und
einigen Dokumenten versucht, den derzeitigen Stand nachzuzeichnen.

Die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) haben eine neue Baustelle mit Namen „horizontale Kos-
tenwälzung“. Der Workshop der BNetzA zu dem Thema kam zu spät für diese Ausgabe, aber bei den FNB
herrscht Unruhe. Einen kleinen Einblick gibt es in dieser Ausgabe.

Wie immer, viel Spaß beim Lesen!

Dr. Heiko Lohmann
Freier Mitarbeiter ener|gate

Ausgabe 12|14                                                                                                   3
Gasmarkt Österreich aus Perspektive der e-Control - Thema des monaTs The austrian gas market from the perspective of e-Control
MESSE
                                              NETWORKING
                                              KONGRESS
                                              FACHFOREN

         EUROPAS FÜHRENDE ENERGIEFACHMESSE

    E-WORLD ENERGY & WATER   VERANSTALTUNGEN FÜR
    10. - 12.2.2015          DIE GASWIRTSCHAFT
    ESSEN, GERMANY           INTERNATIONAL GAS MARKET
                                Market analysis with focus on politics,
                                 shale gas, LNG and gas storage
                             ERDGASFÖRDERUNG IN DEUTSCHLAND
                                Was möchte die Politik und was fordert
                                 die Industrie?
                             OPERATIVE HERAUSFORDERUNGEN FÜR
                             GASNETZBETREIBER UND GASVERSORGER
                                Aktueller Stand zur Regulierung und
                                 Netzbetrieb sowie Analyse des deutschen
                                 Gasmarkts
                             AKTUELLE ENTWICKLUNGEN IM
                             PORTFOLIO- UND RISIKOMANAGEMENT
                                Mit Fokus auf Regelenergie, Viertelstunden-
                                 handel, Intradayhandel und Gasmarkt
                             ENERGIEWENDE IM STADTQUARTIER
                                Intelligente Konzepte zur Wärme-
                                 und Stromversorgung
                             PROGRAMM UND ANMELDUNG FINDEN SIE UNTER
                             www.e-world-essen.com/kongress

                                          www.e-world-essen.com

4                                                              ener|gate Gasmarkt
Inhalt dieser Ausgabe / Table of contents

     Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control.. . . . . . . . . . . . . . . 6

     Rahmenbedingungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

     Marktentwicklung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

     Marktstruktur.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

     Personal. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28

     Marktgerüchte.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

     Topic of the Month: The Austrian gas market from the perspective of E-Control.. . . 32

     Framework Conditions.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34

     Market Development.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

     Market Structure. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

     Personnel.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

     Market Rumours. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Ausgabe 12|14                                                                                                                                                                                                             5
Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control

                            1. Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus
                               Perspektive der E-Control
                            Der österreichische Gasmarkt hat ener|gate Gas-     für den österreichischen Energiemarkt zu wer-
                            markt immer mal wieder beschäftigt. Im Oktober      ben. Dazu hatte die E-Control gemeinsam mit
                            2012 war das österreichische Netzzugangssys-        dem Bundesverband Neue Energiewirtschaft
                            tem Thema des Monats. Seit dem 1. Januar 2013       (bne) zu einer Konferenz eingeladen. Für die
                            hat Österreich ein Entry-Exit-System. Im Vorfeld    E-Control, so Graf, sei es eine wichtige Aufga-
                            hatten viele Händler über komplizierte Abwick-      be, sowohl die Verbraucher über Wechselmög-
                            lungsregeln und nicht nachvollziehbare Netzent-     lichkeiten aufzuklären als auch um neue An-
                            gelte geschimpft. Aber die Marktteilnehmer ha-      bieter zu werben. Sowohl im Strom als auch
                            ben schnell festgestellt, dass die Sorgen in der    im Gas sind die Wechselquoten mit rund einem
                            Regel unbegründet waren. Das Zugangsmodell          Prozent gering. Dabei ist der Haushaltskunden-
                            funktioniert gut, auch die Handelsliquidität hat    sektor für deutsche Anbieter durchaus attrak-
                            durch die Verlagerung vom physisch-virtuellen       tiv. Montana Energie und Goldgas sind nach
                            Hub Baumgarten auf den virtuellen Punkt CEGH        eigenen Angaben sehr zufrieden, auch PGNiG
                            VP nicht gelitten, wie Abbildung 1 zeigt.           Sales & Trading (PST) und Maxenergy bieten in
                                                                                Österreich Erdgas für Haushaltskunden an. Ma-
                            Abbildung 1 zeigt, dass es zum Wechsel des Zu-      xenergy ist eine Tochtergesellschaft der Augs-
                            gangsregimes keinen Bruch gab, aber auch kei-       burger Sailer-Gruppe, die hauptsächlich im
                            nen direkten, deutlichen Anstieg. Die Volumen       Mineralölgeschäft tätig ist. Die Zahl der Anbie-
                            wachsen, aber langsam. Viele Marktteilnehmer        ter ist insgesamt im Vergleich zu Deutschland
                            sagen, vor allem Händler aus Italien und Zent-      klein. In Wien sind es knapp 20 Anbieter mit
                            raleuropa nutzen den Handelspunkt und natür-        insgesamt 29 verschiedenen Tarifen. Auch ein
                            lich österreichische Anbieter.                      Unterschied zu Deutschland: In Österreich be-
                                                                                treibt die E-Control selbst einen Tarifkalkulator,
                            Aus deutscher Sicht ist immer die Frage der         der einen Vergleich aller Angebote ermöglicht.
                            möglichen Integration der österreichischen          Ende November lag in Wien Montana Erdgas
                            Marktgebiete in das NCG-Marktgebiet span-           auf Platz eins, die Ersparnis zum Standardpro-
                            nend. Für die beiden Marktgebiete Vorarlberg        dukt der Wien Energie beträgt im ersten Jahr
                            und Tirol ist dies faktisch seit dem 1.Oktober      337 Euro (172 Euro Boni; 20.000 kWh Jahres-
                            2013 der Fall, auch wenn man bei NCG in dem         verbrauch). Graf hofft, dass die Zahl der An-
                            Zusammenhang das Wort „Integration“ nicht           bieter noch zunimmt. Deshalb hat E-Control
	Abb. 1: Entwicklung
                            so gerne hört (ener|gate Gasmarkt 11/13). „Da-      extra einen Leitfaden für neue Anbieter ent-
  der Day-Ahead-Ab-         durch hat sich der Wettbewerb in den beiden         wickelt, der den Marktzugang erleichtern soll.
  schlüsse in Österreich    Marktgebieten sehr positiv entwickelt“, sagte       Graf hofft aber auch, dass sich das Bewusst-
  (Quelle: LEBA-Daten,
  eigene Berechnungen)      E-Control-Vorstand Martin Graf im Gespräch          sein der Kunden für die Wechselmöglichkeiten
                            mit ener|gate Gasmarkt. Graf war in Berlin, um      noch besser entwickelt. Der große Nachteil für
                                                                                Anbieter: Der Gesamtverbrauch der Haushalts-
   MW                                                                           kunden in Österreich beträgt nur rund 19 TWh
 18.000
                                                                                des Gesamtverbrauchs von knapp 90 TWh und
 16.000                                                                         beschränkt sich auf einige größere Städte. Was
                                                                                Graf auch betonte: Es gehe ihm nicht nur um
 14.000
                                                                                den besseren Zugang deutscher Anbieter im ös-
 12.000                                                                         terreichischen Markt, sondern auch österreichi-
 10.000                                                                         scher Anbieter im deutschen Markt.

  8.000
                                                                                Eine massive Intensivierung des Wettbewerbs in
  6.000                                                                         Österreich könnte es durch eine Integration des
  4.000
                                                                                Marktgebietes Ost, das ganz Österreich mit Aus-
                                                                                nahme von Tirol und Vorarlberg umfasst, in das
  2.000
                                                                                NCG-Marktgebiet geben. „Wir werden uns diese
      0                                                                         Option näher anschauen“, sagte Graf, der auf
     01.03.12               12.03.12            11.03.13            10.03.14    die Kapazitätsengpässe an den deutsch-öster-

          6                                                                                                     ener|gate Gasmarkt
Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control

reichischen Grenzübergangspunkten hinwies.           Die Laufzeiten der Kraftwerke sind gering, zwi-
Aber für eine solche Integration benötige man        schen den Betreibern und den Gaslieferanten
einen langen Atem. Zudem ist für Österreich          streitet man über die Anpassung von Verträgen.
die Integration von Marktgebiet Ost und NCG
derzeit nicht die erste Wahl. Zusammen mit           Im Haushalts- und Industriekundensektor erfor-
Tschechien arbeitet man an einer gemeinsamen         dert gerade der sehr kleine Heimatmarkt eine
Marktregion, um die Liquidität am virtuellen         europäische Harmonisierung der Marktregeln,
Handelspunkt in Österreich zu stärken. Auch          um auch für Anbieter aus anderen Ländern
die Slowakei war in das Projekt mit eingebun-        attraktiv zu sein. Aber auch durch den Transit
den, ist jedoch derzeit wohl nicht mehr aktiv        und ein – im Verhältnis zur Nachfrage – gro-
beteiligt. Voraussetzung für die Integration des     ßes Speichervolumen von gut acht Mrd. Kubik-
österreichischen und tschechischen Gasmarkts         metern (inklusive der Speicher Haidach und
wäre die Umsetzung des Projektes von gemein-         7Fields) ist Österreich sehr stark in das euro-
samem europäischen Interesse (PCI) BACI, ein         päische Marktsystem eingebunden. Für Graf
Leitungsprojekt der Fernleitungsnetzbetreiber        sind die Weiterentwicklung der Kriterien für
(FNB) Gas Connect Austria und Net4Gas, mit           einen funktionierenden Endkundenmarkt sowie
dem die Netze der beiden Marktgebiete verbun-        eine Stärkung der Verbraucherrechte die wich-
den werden könnten. In den letzten Monaten           tigsten nächsten Schritte. Beide Themen sind
hat die Diskussion um die Integration der bei-       in dem Strategiepapier von ACER und dem Rat
den Märkte auch die politische Ebene erreicht        der europäischen Regulierungsbehörden CEER
und damit entsprechenden Rückenwind erhal-           „Energiemarktregulierung: Eine Brücke ins Jahr
ten. „Grenzüberschreitende Kooperationen sind        2025“ vom September 2014 angesprochen (sie-
aufgrund der unterschiedlichen rechtlichen           he eigener Artikel in dieser Ausgabe). „Es gibt
Rahmenbedingungen sehr anspruchsvoll“,               insgesamt durchaus noch viel Handlungsbedarf,
sagte Graf dazu und wies auf den Harmonisie-         und den zeigt das ACER/CEER-Papier auf“, sag-
rungsbedarf hin. Für Österreich ist ein liquider     te Graf. Dies werde aber nur stufenweise und
Handelspunkt auf der Großhandelsebene wich-          erst einmal durch eine Stärkung der regionalen
tig, weil der Transit von Erdgas viel höher ist      Integration erreicht werden, fügte er hinzu und
als der Verbrauch innerhalb des Landes. Durch        wies auf die Umsetzung des 3. Binnenmarktpa-
Österreich wurden 2013 rund 450 TWh Erdgas           ketes als vordringliche Aufgabe hin.
transportiert, das Fünffache des Verbrauchs im
Land. Diese Rolle als Hub will Österreich nut-       Ein für Österreich spezifischer Punkt ist die
zen. Im Verhältnis zu Deutschland könnte dann        starke physische Abhängigkeit von russischem
die Alternative zu einem gemeinsamen Markt-          Erdgas, die auch öffentlich starke Beachtung
gebiet eine stärkere Harmonisierung der Markt-       findet: „Wir haben noch nie so viele Presse-
regeln und eine bessere Koordination beim            anfragen gehabt wie im September, als es zu
Netzausbau sein. „Auf der Großhandelsebene           den Nominierungseinschränkungen kam“, sag-
ist für uns die Handelsregion wichtig, aus End-      te Graf. Für die E-Control, die auch Aufgaben
kundensicht ist ein Zusammenschluss mit dem          als Wettbewerbsbehörde für den Energiesektor
NCG-Marktgebiet interessant“, lautete Grafs Fa-      wahrnimmt, ist es ein wichtiges Thema. In der
zit zu dem Thema.                                    Vergangenheit wurden auch schon mal Kartell-
                                                     verfahren gegen in Österreich ansässige Toch-
Die Österreicher sind bei Erdgas überzeugte Eu-      terunternehmen der GazpromExport geführt.
ropäer. Der zweite Vorstand der E-Control, Wal-      Trotz des großen Anteils russischen Erdgases
ter Boltz, ist seit Jahren auf der europäischen      am Bezugsportfolio wird die Versorgungssi-
Ebene einer der profiliertesten Akteure und un-      cherheitssituation als gut eingeschätzt. Der
ter anderem stellvertretender Vorsitzender des       EU-Stresstest (siehe ener|gate Gasmarkt 11/14)
ACER-Regulierungsrates. Der Erdgasverbrauch          hat dies auch bestätigt. Wichtig sind für Graf
in Österreich ist zwar – wie beschrieben – nicht     aktuell die Verhandlungen zwischen OMV und
sonderlich hoch, aber die E-Control geht davon       GazpromExport über eine Anpassung des Preis-
aus, dass Erdgas im Kraftwerkssektor in Zu-          systems, die aufgrund des noch immer großen
kunft als Back-up für erneuerbare Energien eine      Marktanteils der OMV einen wesentlichen Ein-
wichtige Rolle spielen wird. Nur als Fußnote:        fluss auf die Marktentwicklung haben können.
Aktuell ist die Situation für Gaskraftwerke al-      Diese Verhandlungen seien wichtig, um güns-
lerdings genauso desolat wie in Deutschland.         tigere Preise auf dem österreichischen Groß-

Ausgabe 12|14                                                                                                       7
Thema des Monats: Gasmarkt Österreich aus Perspektive der E-Control

                  handelsmarkt zu erreichen. Langfristig setzt        Zusammenfassend: Österreich ist von der zu-
                  E-Control auf eine Diversifizierung des Angebo-     nehmenden Harmonisierung der Regeln des
                  tes durch zusätzliche Mengen aus dem Kaspi-         europäischen Gasmarktes überzeugt, sieht aber
                  schen Raum oder dem Schwarzen Meer, da die-         auch den Zeitbedarf. Von den Vorteilen der Li-
                  se Quellen sogar näher an Österreich liegen als     beralisierung ist E-Control ohnehin überzeugt.
                  die russischen Gasfelder. Die Mengen könnten        Eine Studie im Jahr 2011 hat einen volkswirt-
                  durchaus auch über die South Stream transpor-       schaftlichen Nettovorteil von rund einer Mrd.
                  tiert werden. „South Stream kann für Österreich     Euro pro Jahr für den Strom- und Gassektor
                  in Zukunft ein wichtiges Projekt sein, wenn das     ergeben. Unbefriedigend für Graf: Davon kom-
                  Unbundling und der Zugang für Dritte geklärt        men den Haushalten nur 150 Mio. Euro zugute.
                  sind“, sagte Graf.                                  Dies hält er für steigerungsfähig.

8                                                                                                   ener|gate Gasmarkt
Rahmenbedingungen

2. Rahmenbedingungen
2.1 „Gasmarkt Design 2.0“                                    führen und Ergebnisse präsentieren. Einer der
                                                             wesentlichen Punkte für ein solches „Gasmarkt
ener|gate Gasmarkt hat schon in der Oktoberaus-              Design 2.0“ ist die notwendige Anpassung der
gabe kurz auf die BDEW-Initiative „Gasmarkt De-              rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedin-
sign 2.0“ hingewiesen. Sie ist auf hoher Flugebene           gungen, zur Absicherung von Versorgungssi-
angesiedelt, der Lenkungskreis Gas, das Steue-               cherheit. Ein weiterer Punkt sind Maßnahmen
rungsgremium auf Vorstands- und Geschäftsfüh-                zur Verbesserung der Marktposition von Erd-
rerebene der Mitglieder, ist mit dem Thema be-               gas. Deshalb haben sich der BDEW und die Mit-
fasst. Böse Zungen behaupten, die Gaswirtschaft              gliedsunternehmen Gedanken über die Markt-
habe auf das Thema gedrungen, da ansonsten der               entwicklung bis 2030 gemacht und schon im
ganze BDEW nur mit dem Thema Strommarktde-                   September in einem Workshop die drei Szena-
sign beschäftigt ist, und Erdgas wieder vernach-             rien „Wachstum durch Wettbewerb“, „Sunset“
lässigt wird. Die Frage, ob denn Harmonie oder               und „... weiter so ...“ mit Leben und bunten Bil-
Konflikt das Verhältnis von Unternehmen der Gas-             dern gefüllt. Leider wurden in dem Workshop
wirtschaft zum BDEW prägen, ist ja Dauerthema                die Szenarien nicht mit Eintrittswahrscheinlich-
dieser Publikation. (Natürlich versichert der gan-           keiten versehen. In Kasten 1 sind nur ganz kurz
ze BDEW bis hin zur Hauptgeschäftsführerin Hil-              die Kernaussagen zusammengefügt.
degard Müller immer wieder, wie wichtig Erdgas
als Thema sei, und dass es hohe Aufmerksamkeit               Seit Ende Oktober gibt es auch ein erstes Posi-
im BDEW genießt. Vertreter der Gasindustrie sind             tionspapier. In dem Papier wird argumentiert,
davon nicht immer überzeugt.)                                bei entsprechenden Rahmenbedingungen sei ein
                                                             Wachstumsszenario möglich. Aber der Schwer-
Der Verband beschäftigt sich jetzt hochtourig                punkt liegt auf dem Thema Versorgungssicher-
mit dem Thema. Offiziell ist zu möglichen Er-                heit. Aus dem Papier wurden zehn Thesen zur
gebnissen noch nichts bekannt, am 3. Dezem-                  Versorgungssicherheit in einem eigenen Doku-
ber will der BDEW eine Veranstaltung durch-                  ment zusammengefasst.

   Wachstum durch Wettbewerb:
   Hohe Verfügbarkeit von Erdgas und steigende Nachfrage.
   Politischer „Paradigmenwechsel“ weg von Subventionen hin zu Markt und Wettbewerb.
   Produktivitätsorientierte Regulierung mit geringer Eingriffstiefe. Speicher bleiben unreguliert.
   Commodity only prices.

   Sunset:
   Angebotsoligopol, ohne zusätzlichen Wettbewerb durch LNG, sinkende Nachfrage.
   Politik des muddling through ohne klare Linie.
   Hoher Regulierungsdruck auch zur Versorgungssicherheit. Dadurch Konzentration im Bereich Infrastruktur.
   Speicher werden dem Netz zugeordnet.
   Hohe Gaspreise, die die Verwendung von Erdgas unattraktiv machen.

   ... weiter so ...:
   Balancierte Aufkommensstruktur und Globalisierung des Gasmarktes. Konstante Nachfrage (aber Rückgang
   im Wärmemarkt, Zuwachs im Stromsektor).
   Konsequente Umsetzung des Energiekonzeptes durch die Politik. Dadurch grundsätzlich Verdrängung fossi-
   ler Energieträger. Aber Erdgas in der Stromerzeugung als Back-up.
   Staatliche Investitionslenkung bei der Infrastruktur und funktionierende europäische Regulierung.
   Zunehmende Bedeutung von Leistungspreisen.

Ausgabe 12|14                                                                                                               9
Rahmenbedingungen

               Die erste These lautet: Für jeden Letztverbrau-     2. M
                                                                       aßnahmen zur besseren Nutzung der CO2-
               cher hat Erdgas zu jedem Zeitpunkt in entspre-         Minderungspotenziale von Erdgas. Ziel ist
               chender Menge und Qualität vertragsgemäß zur           die sozialverträgliche CO2-Reduzierung im
               Verfügung zu stehen. Über diese These lässt            Wärmemarkt.
               sich erheblich streiten. Gemäß der europäi-
               schen Versorgungssicherheitsverordnung (SoS-        3. M
                                                                       aßnahmen zur Weiterentwicklung von
               Verordnung) gilt diese Zusicherung nur für „ge-        Transportprodukten und Entgeltbildung. Ziel
               schützte Kunden“. Welche Kunden dies genau             ist der effiziente Netzausbau und die Förde-
               über Haushalte hinaus in den Mitgliedsstaaten          rung der Speichernutzung sowie des saiso-
               sind, ist nicht abschließend definiert. Eine Aus-      nalen Imports.
               weitung der Zusicherung auf alle Kunden hat
               natürlich Auswirkungen auf die notwendigen          Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen sind
               Maßnahmen.                                          bisher wenig revolutionär. Mit Vorschlägen für
                                                                   eine größere Rolle von Erdgas im Wärmemarkt,
               Die Thesen enthalten ansonsten Selbstverständ-      um kurzfristig und effizient CO2 zu reduzieren,
               liches (marktwirtschaftliche und kosteneffizi-      ist die Branche seit Längerem in der Politik un-
               ente Prinzipien sollen Priorität haben, benötigt    terwegs. Transportprodukte und Entgelte disku-
               wird ein stabiler Rechtsrahmen), aber auch          tiert die Branche mit der BNetzA im Rahmen
               Punkte, bei denen aus Sicht der Branche Hand-       der Netzentwicklungsplanung und der diversen
               lungsbedarf besteht. So zum Beispiel:               BNetzA-Festlegungsverfahren. Auch die durch-
                                                                   aus kontroversen Debatten um zusätzliche
               • Über verpflichtende Elemente zur Versor-          staatliche Maßnahmen zur Versorgungssicher-
                 gungssicherheit soll erst entschieden werden,     heit führt die Branche spätestens seit Februar
                 wenn es nachvollziehbare Anzeichen zur Ver-       2012 ohne große Ergebnisse.
                 schlechterung des Niveaus gibt.

               • Rechte und Pflichten aller Marktteilnehmer auf    2.2 Gasgrundversorgungsverordnung
                 allen Wertschöpfungsstufen sollten eindeutig          GasGVV/EuGH-Entscheidung
                 zugeordnet werden.
                                                                   Der Bundesrat hat im Oktober den novellierten
               • Der regulatorische Rahmen soll so angepasst       Grundversorgungsverordnungen für Gas und
                 werden, dass regionale Speicher zur Unter-        Strom (GasGVV/StromGVV) zugestimmt. Ge-
                 stützung der Transportinfrastruktur eingesetzt    genüber der Fassung, die das Bundeskabinett
                 werden können.                                    Ende August verabschiedet hat (ener|gate Gas-
                                                                   markt 09/14), wird es eine Änderung geben.
               • Die Netzentgelte sind so auszugestalten, dass     Bei einer Preisanpassung müssen alle einzelnen
                 der Beitrag zur Versorgungssicherheit und Fle-    Preisbestandteile und ihre Änderung veröffent-
                 xibilität berücksichtigt wird.                    licht werden.

               Zumindest bei einigen Punkten wird zwischen         Am 23. Oktober hat der Europäische Gerichtshof
               den Vertretern verschiedener Unternehmens-          (EuGH) die Preisanpassungsklausel aus der al-
               gruppen wohl intensiv und kontrovers dis-           ten GasGVV/StromGVV wie erwartet für unver-
               kutiert. So sind einige Marktteilnehmer wohl        einbar mit dem Europarecht erklärt (ener|gate
               durchaus der Meinung, dass „verpflichtende          Gasmarkt 06/14). Dies war ein Grund für die
               Elemente zur Versorgungssicherheit“ schon           jetzt verabschiedeten Änderungen. Der BGH
               jetzt notwendig sind.                               hatte im Jahr 2011 aufgrund der Klage eines
                                                                   Kunden gegen die Klausel den Fall zur Prüfung
               Im Positionspapier selbst werden die Politik-       an den EuGH übergeben. Der EuGH hat bei den
               empfehlungen in drei Bereiche unterteilt:           Gas- und Stromversorgern mit der Entscheidung
                                                                   allerdings – unerwartet – für erhebliche Unruhe
               1. M
                   aßnahmen zur Verbesserung der Versor-          gesorgt. Anders als der Generalanwalt in seinem
                  gungssicherheit. Ziel ist unter anderem eine     Schlussantrag, hat das Gericht keinen Grund ge-
                  Weiterentwicklung der Maßnahmen zur              sehen, eine Rückwirkung der Entscheidung zu
                  Versorgungssicherheit im Rahmen der SoS-         begrenzen. Das Gericht sieht in der Rückwir-
                  Verordnung.                                      kung keine „schwerwiegende wirtschaftliche

10                                                                                                ener|gate Gasmarkt
Rahmenbedingungen

Auswirkung“. Theoretisch können nun Kunden            Nutzungspflicht – unabhängig vom Anteil
in der Grundversorgung beliebig lange rück-           des Biomethans am Gesamtbezug – nur zu
wirkend Preiserhöhungen infrage stellen. Der          zwei Dritteln erfüllt werden. Der Anteil wird
BGH wird wohl dafür sorgen, dass dies Theorie         praktisch bei zehn Prozent gedeckelt. Für die
bleibt. Er muss den Fall, den er an das EuGH          Erfüllung des letzten Drittels muss entweder
verwiesen hatte, nun endgültig entscheiden und        Energie gespart oder – das ist neu – ein ver-
wird dabei den Zeitraum einer Rückwirkung             bindlicher energetischer Sanierungsfahrplan
präziser definieren.                                  vorgelegt werden.

Nicht alle Juristen, die sich in den letzten        Das EEWärmeG Baden-Württembergs wird den
Wochen zu dem Thema geäußert haben, sind            Biomethansektor nicht retten, könnte aber wei-
sicher, ob die geänderten Grundversorgungs-         ter zur Stabilisierung der Auslastung bestehen-
verordnungen den Anforderungen des EuGH             der Anlagen beitragen. Seit der Einführung des
genügen. Für Gasversorger bleibt das Thema          Gesetzes in Baden-Württemberg wächst der Ab-
rechtlich einwandfreier Preisanpassungen wohl       satz an Beimischprodukten kontinuierlich. Im
risikobehaftet.                                     Rahmen der Beratungen des Entwurfs hat die
                                                    Branche unter anderem versucht, die Leistungs-
                                                    grenze für Heizungsanlagen anzuheben. Ab 150
2.3 Novelle des Erneuerbare-                        kW Leistung wird der Einbau von KWK-Anla-
    Energien-Wärme-Gesetzes                         gen ökonomisch interessant. Die Deckung des
    in Baden-Württemberg                            Wärmebedarfs aus KWK-Anlagen ist als Ersatz
                                                    anstelle des Einsatzes erneuerbarer Energien
Baden-Württemberg novelliert sein Erneuerba-        zulässig. Dann wird zwar kein Biomethan, aber
re-Energien-Wärme-Gesetz (EEWärmeG). War-           Erdgas abgesetzt.
um taucht ein solch regionales Thema hier auf?
Für die Gaswirtschaft hat das Landesgesetz eine     Die Begrenzung der Erfüllung mit Biomethan
ganz eigene Bedeutung:                              auf zwei Drittel der Nutzungspflicht ist insofern
                                                    problematisch, weil es die Erfüllung der Vorga-
• Anders als das entsprechende Bundesgesetz         ben für Erdgas/Biomethan komplizierter macht.
  gilt es für den Fall eines Austauschs von Hei-    Dies könnte Hausbesitzer davon abhalten, diese
  zungsanlagen im Bestand.                          Möglichkeit zu wählen.

• Anders als beim Bundesgesetz kann mit einer       Ein Pressesprecher des Umweltministeriums
  Beimischung von Biomethan zum Erdgas die          von Baden-Württemberg sagte zu ener|gate Gas-
  Pflicht zur anteiligen Nutzung erneuerbarer       markt, alle wesentlichen Regelungen hätten die
  Energien erfüllt werden.                          Anhörungen überlebt. Anfang Dezember soll
                                                    das Kabinett die Novelle verabschieden und
Im Juli hatte die Landesregierung den Entwurf       noch in diesem Jahr der Landtag.
einer Novelle vorgelegt. Für die Gasbranche
enthält er gute und schlechte Nachrichten:
                                                    2.4 Gesetzliche Regelungen für Fracking
• Die eher schlechte Nachricht: Der Pflichtanteil
  erneuerbarer Energien im Wärmesektor steigt       Es wird jetzt ernst mit rechtlichen Regelungen
  auf 15 Prozent. (Alternativ kann der Wärme-       für hydraulisches Fracking. Seit dem 19. No-
  endbedarf um 15 Prozent reduziert werden.)        vember liegt ein Gesetzentwurf vor. Gegenüber
                                                    den Eckpunkten vom Juli (ener|gate Gasmarkt
• Die gute Nachricht: Der Pflichtanteil kann wei-   08/14) gibt es zwei wesentliche Änderungen:
  ter durch Biomethan in einem Brennwertkes-
  sel erfüllt werden. Mindestens zehn Prozent       • Die Befristung der Regelungen wird nicht ein-
  Biomethan müssen – wie bisher – dem Erdgas          geführt.
  beigemischt werden.
                                                    • Ein wissenschaftliches Gremium bestehend
• Die schlechte Nachricht: Dies gilt in Zukunft       aus sechs Mitgliedern begleitet wissenschaftli-
  nur, wenn die Heizungsanlage eine Leistung          che Probebohrungen, die auch in Tiefen ober-
  von maximal 50 kW hat. Zudem kann die               halb von 3.000 Metern unter der Oberfläche

Ausgabe 12|14                                                                                                   11
Rahmenbedingungen

                                                                    möglich sind. Dieses Gremium kann auch eine                                  prozess bis 2025 beschreiben. Gegenüber dem
                                                                    Erlaubnis für kommerzielle Bohrungen ober-                                   Entwurf vom April (ener|gate Gasmarkt 06/14)
                                                                    halb von 3.000 Metern erteilen, wenn diese                                   wurden die Formulierungen eher entschärft. So
                                                                    grundsätzlich unbedenklich sind.                                             enthält das endgültige Papier bezüglich härterer
                                                                                                                                                 Unbundling-Regeln für Stadtwerke nicht mehr
                                                                 Gegner der Technologie haben die zweite Än-                                     die konkrete Überlegung, die De-Minimis-Regel
                                                                 derung als „Fracking-Ermöglichung“ bezeichnet                                   zu überdenken und eine Konsolidierung bei Ver-
                                                                 (Oliver Krischer, Bündnis 90/Die Grünen) und                                    teilnetzen zu unterstützen. Stattdessen heißt es
                                                                 plädieren nach wie vor für ein völliges Verbot                                  eher allgemein: „Die Angemessenheit der derzei-
                                                                 des hydraulischen Frackings. Sie glauben, dass                                  tigen Regeln zur Trennung der Geschäftsbereiche
                                                                 die Erprobungsbohrungen ein Einfallstor für                                     soll angesichts der sich verändernden Rolle von
                                                                 kommerzielles Fracking sein werden. In einer                                    Verteilnetzen überprüft werden.“
                                                                 Antwort der Bundesregierung vom 23. Oktober
                                                                 auf eine Kleine Anfrage von Bündnis 90/Die                                      Konkret für den Gassektor hält ACER die Um-
                                                                 Grünen heißt es dazu: „Die Bundesregierung                                      setzung des „Gas Target Model 2.0“ für vor-
                                                                 kann derzeit keine Aussage dazu treffen, ob                                     dringlich (ener|gate Gasmarkt 08/14). Weitere
                                                                 später die Voraussetzungen für eine kommer-                                     wichtige Themen sind eine weitere Stärkung
                                                                 zielle Nutzung vorliegen werden.“ Aus Sicht                                     der Versorgungssicherheit, die bessere Koordi-
                                                                 der Befürworter sind die Regeln nach wie vor                                    nierung der Prozesse und Regeln für den Trans-
                                                                 viel zu restriktiv. Zumal für zusätzliche Gebie-                                port und Handel von Strom und Erdgas sowie
                                                                 te (Einzugsgebiete von Talsperren und Seen)                                     neue Anwendungen für Erdgas (Power-to-Gas).
                                                                 ein Fracking auch in größeren Tiefen verboten                                   Alles sehr weich formuliert.
                                                                 wird. Ob es die Gesetzesregelungen jemals ins
                                                                 Bundesgesetzblatt schafften, ist angesichts der                                 Teil der Brücke bis 2025 soll auch eine Stärkung
                                                                 teilweise sehr ablehnenden Haltung der Bun-                                     von ACER und ENTSO-G sein, also der Weg zu
                                                                 desländer offen. Der Bundesrat muss den Rege-                                   einer echten europäischen Regulierungsebene mit
                                                                 lungen zustimmen.                                                               eigenen Befugnissen. Eine solche Initiative war
                                                                                                                                                 von ACER zu erwarten, nachdem die Agentur
                                                                                                                                                 noch stark von den nationalen Regulierungsbe-
                                                                 2.5 ACER: Energiemarktregulierung                                               hörden und der EU-Kommission kontrolliert wird.
                                                                     2025

                                                                 ACER hat am 19. September die Endfassung ih-                                    2.6 EU-Richtlinie alternative Kraftstoffe
                                                                 res Ausblicks für die Energiemarktregulierung bis
                                                                 2025 veröffentlicht. Das Motto ist: „Eine Brücke                                Die EU-Richtlinie über den Aufbau der Infrastruk-
                                                                 bis 2025“ und das Papier soll den Regulierungs-                                 tur für alternative Kraftstoffe (Directive 2012/33)
                                                                                                                                                 ist seit Ende September in Kraft (ener|gate Gas-
                                                                                                                                                 markt 09/13). Bis 2016 muss die Richtlinie in na-
                               Long-term / Uncertain-Marginal
                                            Gas hydrates                                                                                         tionales Recht umgesetzt werden. Die Richtlinie
                                            0.45                                                                                                 empfiehlt unter anderem, bis 2025 LNG-Tankstel-
                                                      Gas for rail transport
                                                      0.75                                                                                       len an den europäischen Fernstraßen im Abstand
                                                                                                                                                 von 400 km zu errichten. Alle 150 km sollte bis
Time scale / probability

                                                                                                                                                 zu dem genannten Zeitpunkt eine CNG-Tankstel-
                               Medium-term / Probable                                                                                            le verfügbar sein. Bis Ende 2025 soll zudem in
                                                                                                                                                 den Seehäfen eine Infrastruktur zum Bunkern
                                                                                                                                                 von LNG verfügbar sein. Es handelt sich aber
                                                                                   Power to Gas 2.00
                                                                                                           LNG-fuelled vessels                   eben nur um Empfehlungen.
                                                                                                           2.25
                                                                                                                   2.40
                               Short-term / Strong prospects                               LNG virtual pipelines
                                                                                                        NGVs - NDVs
                                                                                                                          2.55 NGVs - HDVs       Passt ganz gut dazu: ACER hat sich von der
                                                                                                                                2.75
                                                                                                                                    2.85         Kantor Unternehmensberatung eine Studie über
                                                                                                            CNG virtual pipelines
                                                                                                                                                 neue Erdgasanwendungen erstellen lassen. Zen-
                           0                                    1                                 2                                          3
                                                                       Initial assessment score                                                  trale Anwendungen sind CNG/LNG im Trans-
                                                                                                                                                 portsektor. Zusätzlich werden CNG und LNG
            	Abb. 2: Erfolgsaussichten verschiedener neuer Gastechnologien (Quelle: ACER: Regulato-                                             als virtuelle Pipelines sowie Power-to-Gas und
              rische Konsequenzen neuer Entwicklungen in der Gaslieferkette)                                                                     Gashydrate als neue Speicherkonzepte analy-

                                   12                                                                                                                                             ener|gate Gasmarkt
Rahmenbedingungen

siert. Ziel der Studie ist die Analyse des mögli-          Ganz kurz zu den Technologien und zur Metho-
cherweise notwendigen Anpassungsbedarfs der                dik der Bewertung im Kasten 2.
regulatorischen Rahmenbedingungen. Aber bis
es zu dem Teil kommt, werden die einzelnen                 Die regulatorischen Empfehlungen beziehen
Technologien ausführlich und mit vielen Bil-               sich in erster Linie auf die Abgrenzung zwi-
dern und Tabellen beschrieben. Zudem werden                schen den Bereichen, die reguliert werden sol-
die Erfolgsaussichten für die einzelnen Techno-            len, und den Bereichen, die wettbewerblich or-
logien abgeschätzt. Dazu siehe Abbildung 2.                ganisiert bleiben sollen.

   CNG/LNG virtual pipelines: Transport des Gases mit Lastwagen, Eisenbahn oder Schiff zum Endkunden kom-
   primiert (CNG) oder verflüssigt (LNG)
   NGVs: Mit Erdgas betriebene Fahrzeuge (Natural Gas Vehicles)
   HDVs: Lastwagen (Heavy Duty Vehicles) > 3,5 Tonnen
   NDVs (LDVs, Fehler in Abbildung in der Studie, ener|gate Gasmarkt):
   PKW und Lieferwagen (Light Duty Vehicles) < 3,5 Tonnen
   Die Ausgangsbewertung (initial assessment score) basiert auf den vier gewichteten Kriterien: Technolo-
   giereife (40 %), Konkurrenzfähigkeit bei den Kosten (30 %), Anforderungen an die Infrastruktur (15 %),
   Auswirkungen auf Umwelt & Sicherheit (15 %).
   Der Zeithorizont und die Wahrscheinlichkeit der Marktreife (Time Scale/Probability) wurden qualitativ
   abgeschätzt

     Gibt’s schon – genau genommen
     seit etwa 20 Millionen Jahren.
      Erdgas aus Norwegen ist die emissionsarme und kosteneffektive Antwort
      auf Deutschlands Energiefragen. Millionen Jahre alt, ist es so aktuell wie nie:
      Es versorgt nicht nur Wirtschaft und Privathaushalte, sondern treibt auch
      noch die Energiewende in Deutschland an. Mehr Information auf statoil.de

Ausgabe 12|14                                                                                                             13
Marktentwicklung

                   3. Marktentwicklung
                   3.1 Marktliquidität und Preise                                  Diese Vertragsabschlüsse stellen nur eine Mo-
                                                                                   mentaufnahme dar. Die Preise können sich ent-
                   3.1.1 VEA-Abschlüsse und -Preisinformationen                    weder durch Verhandlungen mit dem bisherigen
                                                                                   Lieferanten oder durch den Wechsel zu einem
                   Der Bundesverband der Energieabnehmer (VEA)                     anderen Anbieter ergeben. Die Zahl der Anbie-
                   hat im November folgende Abschlüsse für Indust-                 terwechsel hat mittlerweile deutlich zugenom-
                   riekunden veröffentlicht:                                       men. Zudem werden eigentlich nur noch Fest-
                                                                                   preise abgeschlossen.
                    Branche:                 Papierindustrie
                                                                                   Tabelle 1 enthält den Überblick des VEA über
                    Bundesland:              Nordrhein-Westfalen
                                                                                   Marktpreisindikationen für verschiedene Abnah-
                    Jährliche Menge:         7.500.000 kWh                         mefälle. Dargestellt werden Festpreise für zwölf
                                                                                   Monate, die sich bei Lieferbeginn im kommenden
                    Benutzungsdauer:         3.190 h/a
                                                                                   Quartal im Rahmen von Ausschreibungen erzielen
                    Marktgebiet:             NCG (L-Gas)                           lassen. Die Abschätzung basiert auf den Markt-
                                                                                   preisen an den Handelspunkten, Netzentgelten
                    Durchschnittlicher                                             und den Erfahrungen des VEA mit der Wettbe-
                                             3,04 ct/kWh
                    Preis (ohne Est.):
                                                                                   werbssituation. Regional wird nur noch zwischen
                    Preisstand:              Festpreis                             alten und neuen Bundesländern unterschieden.
                                                                                   Tabelle 1 zeigt die aktuellen Abschätzungen.
                    Lieferbeginn:            01.01.2015

                    Laufzeit:                24 Monate                             Gegenüber dem Vormonat liegt die Spanne der
                                                                                   Veränderungen bei den Preisabschätzungen zwi-
                                                                                   schen 0,0 ct/kWh und minus 0,2 ct/kWh, ganz
                    Branche:                 Nahrungsmittelindustrie               vereinzelt auch minus 0,3 ct/kWh.
                    Bundesland:              Sachsen-Anhalt
                                                                                   3.1.2 Gashandel
                    Jährliche Menge:         9.000.000 kWh
                    Benutzungsdauer:         2.090 h/a                             3.1.2.1 Preisentwicklung
                    Marktgebiet:             Gaspool (H-Gas)
                    Durchschnittlicher                                             Zumindest bis Mitte November war es in Nord-
                                             3,06 ct/kWh                           westeuropa tendenziell zu warm, die Temperatu-
                    Preis (ohne Est.):
                    Preisstand:              Festpreis                             ren lagen über den langfristigen Durchschnitts-
                                                                                   werten. In Kombination mit den sehr vollen
                    Lieferbeginn:            01.01.2015                            Speichern und LNG-Lieferungen nach Großbri-
                    Laufzeit:                12 Monate                             tannien blieben die Day-Ahead-Preise auf ei-

                                                                             Alte                                     Neue
                   Abnahmefall
                                                                         Bundesländer                              Bundesländer
                                                                   von                  bis                 von                   bis
                   50 Mio. kWh, 5.000 h/a                          2,6                  3,0                  2,6                  2,8
                   20 Mio. kWh, 4.000 h/a                          2,7                  3,2                  2,8                  3,0
                   10 Mio. kWh, 4.000 h/a                          2,8                  3,3                  2,8                  3,1
                    10 Mio. kWh, 3.150 h/a                         2,9                  3,4                  2,9                  3,2
                    5 Mio. kWh, 4.000 h/a                          2,9                  3,3                  2,9                  3,2
                    5 Mio. kWh, 2.000 h/a                          3,2                  3,8                  3,2                  3,6
                    1,5 Mio. kWh, 3.150 h/a                        3,1                  3,6                  3,2                  3,5
                    1,5 Mio. kWh, 2.000 h/a                        3,3                  4,0                  3,4                  3,8

                   	Tabelle 1: Preise für Industriekunden, Angaben in ct/kWh ohne Erdgassteuer und USt. (Quelle: VEA, Stand: 17.11.2014)

14                                                                                                                       ener|gate Gasmarkt
Marktentwicklung

nem Niveau zwischen 22,50 und 23,00 Euro/
                                                      Euro/MWh
MWh. Lediglich vorübergehende Probleme in
                                                      25,50
norwegischen Feldern und Änderungen bei den
Temperaturprognosen sorgten vorübergehend             25,00
für etwas Volatilität, die aber insgesamt gering
blieb. Abbildung 3 zeigt, dass der Day-Ahead-         24,50

Preis bis Mitte des Monats deutlich unter dem         24,00
Preis für Dezember lag, damit bestanden auch
keine Anreize, Gas auszuspeichern. Der Effekt         23,50
einer Einigung zwischen der Ukraine und Russ-
                                                      23,00
land am 30. Oktober war innerhalb eines Tages
verpufft, im Grunde war das Ergebnis schon            22,50
eingepreist. So um den 20. November änderte
                                                      22,00
sich die Situation, die Temperaturprognosen               03.11.2014            10.11.2014       17.11.2014            24.11.2014
veränderten sich deutlich, es wurde kalt. Der
                                                                            Day Ahead             Q1/15                Dezember
Day-Ahead-Preis stieg innerhalb weniger Tage
um rund 2,00 Euro/MWh („Endlich Volatilität“,         	Abb. 3: Day-Ahead-, Dezember- und Q1/15-Preise am NCG VP
                                                        (Quelle: ener|gate-Preisdaten)
seufzte erleichtert ein Händler), zeitweise lag
der Preis über Dezember, dadurch entstanden
Anreize, Gas aus den Speichern zu entnehmen.          Ø MW/Tag

Es gab weiter ungeplante Instandhaltungsarbei-        60.000
ten, die immer mal wieder zu Verknappungen
                                                      50.000
des Angebotes aus Norwegen führten. Dennoch,
aus Sicht vieler Händler war der starke Preis-        40.000
anstieg übertrieben, die Gegenbewegung setzte
denn auch zum Redaktionsschluss ein.                  30.000

                                                      20.000
Im Terminhandel setzte sich die Abwärtsbewe-
gung der Preise von Oktober bis Mitte November,       10.000
mit Ausnahme einer kleinen Gegenbewegung,
fort. Der Verfall des Ölpreises sorgt bei den Ter-         0
minpreisen im Gas für Druck, zudem sagen die                      Nov Dez Jan     Feb Mrz     Apr Mai      Jun      Jul    Aug Sep Okt Nov
                                                                  13 13 14         14 14      14 14         14      14     14 14 14 14
Langfristprognosen für diesen Winter tendenziell
warmes Wetter voraus. (Wenn man solchen Prog-                                           NCG      Gaspool      TTF
nosen denn trauen will.) Aber auch die Konjunk-       	Abb. 4: Durchschnittliche tägliche OTC-Handelsmengen Day Ahead am NCG VP,
tur, und damit Nachfrage im Industriesektor, ist        Gaspool VP und an der TTF (Quelle: LEBA-Daten und eigene Berechnungen)
in Europa eher schwach. Dennoch setzte Mitte
des Monats eine deutliche Korrektur der Preise        ø MW/Tag
ein. Der feste Prompt zog die Terminpreise mit        14.000
nach oben, besonders stark natürlich Q1/15. Ein
                                                      12.000
Niveau von 25,00 Euro/MWh für Q1/15 ist nicht
wirklich hoch, aber das richtige Niveau muss sich     10.000
wohl noch finden.
                                                       8.000

Bei allen Terminkontrakten war die Bewegung            6.000
ähnlich. Für Sommer 15 stieg der Preis über den
Monat von 22,80 Euro/MWh auf 24,50 Euro/               4.000
MWh. Zwischenzeitlich war der Preis bis auf
                                                       2.000
22,20 Euro/MWh gesunken. Der Preis für Cal 15
legte von 23,50 auf 24,50 Euro/MWh zu, Mitte                  0
                                                                   Frontmonat     Frontquartal       Front-Season           Frontjahr
des Monats war der Preis unter 23,00 Euro/MWh
                                                                                    NCG VP       Gaspool VP          TTF
gefallen. Spannend könnte sein, wie die Termin-
preise auf einen weiteren Ölpreisverfall reagieren.   	Abb. 5: Handelsliquidität bei Terminprodukten an TTF, NCG VP und Gaspool VP
Ölpreisbindungen zur Absicherung werden wohl            (Quelle: LEBA-Daten und eigene Berechnungen)

wieder nachgefragt.

Ausgabe 12|14                                                                                                                           15
Marktentwicklung

      Euro/MWh
                                                                                                  3.1.2.2 Volumen und Preisspreads

        4,5
                       Preisdifferenz NCG-TTF                                                     Im Kurzfristhandel wurden am NCG VP im No-
        4,0
                       Preisdifferenz Gaspool-NCG                                                 vember im Durchschnitt rund 35.900 MW pro
        3,5            Preisdifferenz CEGH VP-NCG
                                                                                                  Tag im Day Ahead gehandelt. Für den Gaspool
        3,0
                                                                                                  VP waren es 19.000 MW/Tag. An beiden Hubs
        2,5
                                                                                                  war die Liquidität höher als im Vormonat, wie
        2,0
        1,5
                                                                                                  Abbildung 4 auf Seite 15 zeigt.
        1,0
        0,5
                                                                                                  Im Terminhandel hat sich am Verhältnis der Liqui-
             0
                                                                                                  dität zwischen der TTF und den beiden deutschen
        -0,5
                                                                                                  Hubs weiter nichts geändert. An der TTF wurde
        -1,0
                                                                                                  das Frontquartal (Q1/15) erheblich mehr gehan-
         02.06.2014    02.07.2014     01.08.2014    31.08.2014   30.09.2014                       delt, für die anderen Kontrakte war die Liquidität
                                                                                                  auf Vormonatsniveau. Auch am NCG VP und Gas-
	Abb. 6: Preisdifferenz im Day Ahead NCG-TTF, NCG-Gaspool VP und NCG-CEGH VP                     pool VP wurden mehr Abschlüsse für Q1/15 getä-
  (Quelle: LEBA-Daten, eigene Berechnungen)

                      Allokationen in Waidhaus 2014                                                 Reverse Flow Richtung Ukraine
       GWh/h

                                                                                                                                       Historical flow
       1,5
                                                                                                                                       Reverse Flow
                                                                                               e.g. Brandov                            Physical Flow

       0,5                                                                              Germany
                                                    Oktober
                                                                                                         Czech Rep.       Lanžhot                  Ukraine
                 September                                                       Waidhaus
      -0,5                                                                                                                                         Budince
                                                                                                                            Slovakia               Vel‘ké
                                                                                                     Austria                                       Kapušany
                                                                                                        Baumgarten
      -1,5

      -2,5                                                                             Seit Sommer 2014 importiert die Ukraine Gas aus Europa
                                                                                       über Ungarn, Polen und die Slowakei. Der daraus resul -
                                                                                       tierende Gasbedarf der Slowakei wird zunehmend durch
      -3,5                                                                             Importe aus der Tschechischen Republik gedeckt, was
                         Neues GWJ                                                     sich in dem erhöhten Bedarf in Waidhaus widerspiegelt.

	Abb. 7: Allokationen in Waidhaus im GRTgaz-Anteil der MEGAL (Quelle: GRTgaz Deutschland: Newsletter)

                                                                                                                 MW/MWh %                 Anzahl %
                                01.11. – 25.11.2014              MW/MWh                     Anzahl               Veränderung             Veränderung
                                                                                                                  Vormonat                Vormonat
                                                                                            NCG
                                Day Ahead,
                                                                 196.510                    4.125                     -20,9 %                -19,5 %
                                Weekend (MW)
                                Within Day (MWh)                 992.746                    1.189                     +11,0 %                 +2,1 %
                                                                                       Gaspool
                                Day Ahead,
                                                                 109.352                    2.732                     -24,5 %                -16,3 %
                                Weekend (MW)
                                Within Day (MWh)                 793.550                      926                     +48,6 %               +22,5 %
                                                                                            TTF
                                Day Ahead,
                                                                 229.127                    3.098                     +11,3 %                 +3,3 %
                                Weekend (MW)
                                Within Day (MWh)                 966.103                      920                     -11,4 %                 +2,0 %
                               	Tabelle 2: Spothandel an der EEX (Quelle: EEX, eigene Berechnungen)

      16                                                                                                                                ener|gate Gasmarkt
Marktentwicklung

tigt, wobei am Gaspool VP fast das NCG-Niveau               es rund 67.000 MWh. Bis auf 960 MWh waren es
von durchschnittlich 400 MW/Tag erreicht wurde,             alles Käufe, in der Regel Within-Day-Mengen.
Faktor zehn weniger als an der TTF.
                                                            Tabelle 3 zeigt die Mengen im Terminhandel an
Im Kurzfristhandel waren die Spreads zwischen               der EEX.
den Handelsplätzen deutlich reduziert (siehe
Abbildung 5 auf Seite 15). Gaspool VP, NCG VP               Grundsätzlich hat sich an der Entwicklung der
und TTF handelten im Day Ahead Ende des Mo-                 Liquidität nichts geändert.
nats fast auf einem Niveau, auch die Prämien am
CEGH sind deutlich geringer geworden (siehe Ab-             3.1.2.3 Biomethanpreise
bildung 6). Die Nachfrage aus Osteuropa könnte
bei den niedrigen Ölpreisen deutlich nachgelassen           Tabelle 4 enthält Handelspreise für Biomethan, die
haben, sofern die sich so schnell in den Vertrags-          von dem auf den Sektor spezialisierten Dienstleis-
preisen zentral- und osteuropäischer Importeure             ter Arcanum Energy monatlich ermittelt werden.
niederschlagen.

Und noch Abbildung 7 aus dem neuen News-
letter von GRTgaz Deutschland, die zeigt, dass
im Oktober in dem GRTgaz-Deutschland-Teil der                                 ø-Preis       Verän-          Verän-
MEGAL eine Netto-Exit-Allokation stattgefunden                 Produkt          (ct/        derung          derung
hat. Es war wohl historisch das erste Mal. Die                                 kWh)        Vormonat         Vorjahr
linke Seite von Abbildung 7 verdeutlicht dabei,
                                                            Spotmarkt           7,06         +0,9 %         +1,1 %
dass auch über Waidhaus, Tschechien und die
Slowakei ein Transport in die Ukraine möglich               Terminmarkt         7,06         -0,1 %          -0,7 %
ist. Der relativ hohe Spread zwischen dem NCG
                                                            	Tabelle 4: Durchschnittliche Marktpreise für Biomethan für
und der TTF im Oktober könnte zum Teil auf di-
                                                              Spotmarkt (Laufzeit < ein Jahr) und Terminmarkt (Laufzeit >
rekte Nachfrage von Händlern, die Erdgas in die               ein Jahr) (Quelle: Arcanum Energy. Preise frei VP, Gewich-
Ukraine geliefert haben, zurückzuführen sein.                 tung über Förderung gemäß verschiedenen EEG-Fassungen)

Nur am Rande: Physischer Gegenstromtransport                Im kommenden Monat erwartet Arcanum höhere
ist auf der MEGAL nicht möglich. Die Netto-Exit-            Preise im Terminmarkt und leicht höhere Preise
Allokationen waren nur möglich, weil im OGE-                im Spotmarkt.
Anteil ausreichend Entry-Nominierungen und
Allokationen erfolgten.                                     3.1.3 World Energy Outlook

Die Mengen im Kurzfristhandel an der EEX für                The same procedure as every year: Mitte No-
die drei Handelsplätze NCG, Gaspool und TTF                 vember veröffentlicht die Internationale Ener-
sind in Tabelle 2 dargestellt.                              gie-Agentur (IEA) den jährlichen World Energy
                                                            Outlook. Spötter behaupten jedes Jahr, die Vor-
Seit Langem einmal kein Rekordmonat im EEX-                 aussagen seien noch nie eingetroffen. Dennoch
Spothandel. Die Day-Ahead-Liquidität war am                 sind die Prognosen die wichtigste Grundlage
NCG VP und am Gaspool VP niedriger als im Okto-             vieler Analysten zur Einschätzung der zukünf-
ber. Gaspool hat im November erstmals L-Gas über            tigen Marktentwicklung. Schwerpunktthema in
die Börse an der TTF beschafft. Insgesamt waren             diesem Jahr war Öl, Schwerpunktland Brasilien.

 01.11. –                               MW am     Clearing MW         % Änderung                  % Änderung
                      MW Gesamt
 25.11.2014                            Gaspool VP    Gesamt        Vormonat (Gesamt)           Vormonat (Gaspool)

 Monate                  5.410           1.774        401                +34,7 %                     +96,9 %
 Quartale                  301             231         0                 +32,6 %                     +44,4 %
 Seasons                     10               0        0                +233,3 %                     -100,0 %
 Cal                       132               11        0                +158,8 %                      +0,0 %

	Tabelle 3: Terminhandel an der EEX (Quelle: EEX)

Ausgabe 12|14                                                                                                                            17
Marktentwicklung

                              Insgesamt schreibt die IEA die Trends der ver-                Wie immer enthält der Outlook viele Tabellen
                              gangenen Jahre fort. Für Erdgas bedeutet dies,                und in vielen Kästen Analysen zu einzelnen
                              dass unverändert mit einem Wachstum von                       Themen. Und die IEA weist schon seit Jahren
                              jährlich 1,6 Prozent bis 2035 beziehungswei-                  darauf hin, dass das Ziel der langfristigen Be-
                              se 2040 gerechnet wird. Die Länder mit dem                    schränkung der Erderwärmung auf zwei Grad
                              stärksten Wachstum bleiben China und Indien,                  Celsius gegenüber den Vor-Industrialisierungs-
                              wobei gegenüber 2013 die Wachstumsrate für                    zeiten deutlich verfehlt wird. Auch unter Be-
                              China etwas gesenkt und für Indien angehoben                  rücksichtigung aller beschlossenen und noch
                              wurde. In den OECD-Mitgliedsstaaten Europas                   nicht umgesetzten politischen Initiativen wird
                              erwartet die IEA nur ein moderates Wachstum                   die Temperatur im weltweiten Mittel langfristig
                              von 0,7 Prozent im Jahr.                                      um 3,6 Grad ansteigen.

                              Auf der Angebotsseite ist die IEA bezüglich der               3.1.4 Kundenwechsel
                              Produktion aus unkonventionellen Lagerstätten
                              noch optimistischer als 2013. In den USA sieht                27,6 Prozent aller Haushaltskunden in Deutsch-
                              sie Peak Gas nicht bevor 2040. In China erwar-                land, die Erdgas beziehen, haben seit Beginn
                              tet die IEA bis 2040 einen Anstieg der jährlichen             der Liberalisierung mindestens einmal den Gas-
                              Gasproduktion von 107 auf 368 Mrd. m3/a. 80                   anbieter gewechselt. Dies ist das Ergebnis einer
                              Prozent davon sollen 2040 aus unkonventionel-                 Verbraucherumfrage, die regelmäßig im Auftrag
                              len Lagerstätten kommen. Die Einschätzung ist                 des BDEW durchgeführt wird.
                              aber nicht ohne Risiken, wie die IEA schreibt.
                              Unter anderem könnte Wasserknappheit sol-
                              che ambitionierten Produktionssteigerungen                    3.2 Transport
                              verhindern. Aktuell werden in China die Shale-
                              Gas-Produktionsziele bis 2020 überarbeitet und                3.2.1 Netzentwicklungsplanung I:
                              wahrscheinlich deutlich gekürzt. Dies hat die                       Szenariorahmen für NEP 2015
                              IEA aber in der Langfristprognose berücksichtigt.
                                                                                            Am 7. November hat die BNetzA ihren Bescheid
                              Zum Schluss: Die IEA erwartet für OECD-Europa                 zum Szenariorahmen für den NEP 2015 veröffent-
                              bis 2040 eine Zunahme der Importe von gut 200                 licht. Die BNetzA fordert in ihrem Bescheid von
                              Mrd. m3 (2012) auf 400 Mrd. m3, da die Ressour-               den Fernleitungsnetzbetreibern (FNB) andere
                              cen in Europa zurückgehen. Die zusätzlichen                   Modellierungsvarianten, als diese vorgeschlagen
                              Mengen werden zu einem Teil aus einer Steige-                 hatten. Die Änderungen betreffen ausschließlich
                              rung russischer Lieferungen kommen, aber vor                  die Berücksichtigung des Kapazitätsbedarfs für
                              allem aus dem Nahen Osten und dem Kaspischen                  nachgelagerte Verteilnetzbetreiber (VNB):
                              Raum. Abbildung 8 zeigt die Prognose der IEA
                                                                                            • Die FNB sind verpflichtet, eine Variante zu mo-
       bcm                                             bcm                                    dellieren, bei der für den gesamten Planungs-
                                                                                              zeitraum die Prognose der VNB zugrunde ge-
       400                                             100 %
                                                                                              legt wird. Diese Variante wollten die FNB nur
                                                                                              optional modellieren.
                                                                       Other
       300                                             75 %
                                                                       North America        • Die FNB sind verpflichtet, eine zweite Variante
                                                                       Caspian                zu modellieren, bei der nur für die ersten fünf
                                                                       Middle East            Jahre die Prognose der VNB und danach die
       200                                             50 %            Sub-Saharan Africa
                                                                                              regionalisierte Prognose der FNB aus dem Sze-
                                                                       North Africa
                                                                                              nariorahmen zugrunde gelegt wird. Diese Vari-
                                                                       Russia
                                                                       Share of demand
                                                                                              ante hatten auch die FNB als Pflichtprogramm
       100                                             25 %
                                                                       (right axis)           vorgeschlagen.

                                                                                            • Als Option können die FNB eine Variante mo-
         0                                             0
                 2012          2025          2040                                             dellieren, bei der nach fünf Jahren ein kon-
                                                                                              stanter Gasbedarf unterstellt wird. Für die
	Abb. 8: Entwicklung des Import-Portfolios von OECD-Europa bis 2040                          ersten fünf Jahre soll die Prognose der VNB
  (Quelle: IEA: World Energy Outlook 2014)                                                    verwendet werden.

       18                                                                                                                   ener|gate Gasmarkt
Marktentwicklung

Die von den FNB als Option vorgeschlagene Vari-      tigstellung des Entwurfs für den NEP 2015 bis
ante, die Ergebnisse der Studie über den Zusam-      zum 1. April 2015 kaum zu schaffen“, sagte die
menhang der Entwicklung von Menge und Kapa-          Geschäftsführerin des Verbandes FNB Gas, Inga
zität zu berücksichtigen, wurde von der BNetzA       Posch, zu ener|gate Gasmarkt. Die Genehmigung
verworfen. (Siehe zu der Studie der nächste Ar-      sei auch erst sehr spät erfolgt.
tikel in dieser Ausgabe.) Nach den Diskussionen
im Rahmen des Workshops zum Szenariorahmen           Aus Sicht von Speicherbetreibern ist ein Model-
und den schriftlichen Stellungnahmen kommen          lierungsansatz von TaK für Bestandsspeicher ein
die Vorgaben der BNetzA nicht überraschend           zweischneidiges Schwert. Dort, wo bisher FZK
(ener|gate Gasmarkt 09/14, 10/14). In der Be-        angeboten werden, verschlechtert sich die Ka-
gründung ihrer Entscheidung bekräftigt die BNet-     pazitätssituation, wenn diese durch TaK ersetzt
zA noch einmal, dass sie die Bedenken der VNB        werden. Werden derzeit unterbrechbare Kapazi-
teilt. Der Top-Down-Ansatz der FNB berücksich-       täten angeboten, ist TaK eine Verbesserung.
tige die regionale Entwicklung nicht ausreichend.
Zudem könne in vielen Regionen schon der aktu-       3.2.2 Netzentwicklungsplanung II:
elle Bedarf der VNB an Ausspeisekapazitäten aus            Mengenentwicklung und Kapazitätsbedarf
dem vorgelagerten Fernleitungsnetz nicht mit fes-
ten Kapazitäten erfüllt werden, argumentiert die     Die „Studie über Einflussfaktoren auf den zukünf-
BNetzA weiter.                                       tigen Leistungsbedarf der Verteilnetzbetreiber“ ist
                                                     fertig und wurde am 21. November vom FNB Gas
Über diese Entscheidung zu den Modellierungs-        veröffentlicht. FNB Gas hatte die Forschungsge-
varianten hinaus, enthält der Bescheid mindes-       sellschaft für Energiewirtschaft (FfE) gemeinsam
tens zwei weitere Punkte, die Auswirkung auf         mit BDEW, GEODE und VKU beauftragt, um die
die zukünftige Planung haben können:                 unterschiedlichen Auffassungen von FNB und
                                                     VNB über die Frage, ob denn ein zukünftiger
• Bis zum 16. Januar 2015 sollen die FNB Kriterien   Mengenrückgang auch zu einem Rückgang der
  zum Modellierungsansatz der TaK für Bestands-      benötigten Kapazität führt, zu klären (ener|gate
  speicher und der DZK für Bestandskraftwerke        Gasmarkt 09/14). Das Ergebnis lautet: Bei einem
  entwickeln. Die FNB sollen darlegen, unter wel-    Rückgang der Menge geht auch die Kapazität zu-
  chen Bedingungen TaK für Verbindungspunkte         rück, aber in geringerem Ausmaß.
  zu Speichern modelliert werden können, für die
  bisher nur unterbrechbare Kapazitäten angebo-      Die Studie schlägt jetzt eine Dynamisierung der
  ten werden. Dies soll analog auch für Verbin-      Vollbenutzungsstunden (VBN) für den Haus-
  dungspunkte zu Kraftwerken für das DZK-Pro-        haltskundensektor vor. Warum? Der prognosti-
  dukt durchgeführt werden. Die gleiche Analyse      zierte Nachfragerückgang im Haushaltssektor
  soll auch für Verbindungspunkte durchgeführt       beruht vor allem auf Maßnahmen zur Steigerung
  werden, für die bisher feste frei zuordenbare      der Energieeffizienz, wie dem Austausch von
  Kapazitäten (FZK) angeboten werden, die aber       Heizkesseln mit oder ohne den Einsatz von So-
  nicht gebucht sind.                                larthermie, einer Gebäudedämmung oder einier
                                                     Kombination von verschiedenen Maßnahmen.
• Die FNB sollen zudem angeben, welche Netz-         Abbildung 9 auf Seite 20 zeigt, dass nur der al-
  ausbaumaßnahmen zu welchem Zeitpunkt und           leinige Austausch von Heizkesseln die Zahl der
  in welchem Ausmaß Kapazitätseffekte an ein-        VBN durch eine überproportionale Leistungsre-
  zelnen Netzpunkten haben. Eine solche Dar-         duzierung erhöht, die anderen Maßnahmen füh-
  stellung fordern vor allem die VNB. Die FNB        ren zu einer Senkung.
  haben bisher immer argumentiert, eine isolierte
  Betrachtung sei nicht möglich, da beim Netz-       Da diese Maßnahmen zunehmend im Gebäu-
  ausbau alles mit allem zusammenhänge.              debestand durchgeführt werden, ändert sich im
                                                     Zeitablauf die Zahl der VBN. Derzeit rechnet der
Aus Sicht der FNB ist der Zeitrahmen so eng,         FNB Gas noch mit 2.420 VBN im Haushaltssek-
dass sogar die pünktliche Fertigstellung des NEP-    tor. 2020 – so die FfE-Analyse – sollen es noch
Entwurfs zum 1. April 2015 infrage gestellt ist:     2.342 VBN sein und noch 2.185 im Jahr 2025.
„Wir müssen jetzt zwei Szenarien verpflichtend
modellieren und noch konzeptionell arbeiten.         Für den Industriekundensektor lässt sich ein
Dies ist in dem engen Zeitrahmen mit einer Fer-      solch eindeutiger dynamischer Zusammen-

Ausgabe 12|14                                                                                                           19
Sie können auch lesen