16 Jahre Bischof Paul Hinder - Zu Besuch beim Apostolischen Vikar von Südarabien in Abu Dhabi - Bistum Basel
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16 Jahre Bischof Paul Hinder Zu Besuch beim Apostolischen Vikar von Südarabien in Abu Dhabi Seit 16 Jahren (30.1.2004) wirkt Paul Hinder als Bischof von zwei Millionen Christen, die mitten unter Musliminnen und Muslimen in den Vereinten Arabischen Emiraten, im Oman und in Jemen leben. Es ist keine leichte Aufgabe, auf einer wüstenähnlichen Hochplatte, heute in modernen Grossstädten wie Dubai und Abu Dhabi, den christlichen Glauben zu bezeugen, fernab der Heimat und im Sommer bei Temperaturen bis 40 Grad Celsius und in Nachbarschaft mit anderen christlichen Konfessionen und mehreren anderen Religionen. Der nachfolgende Bericht versucht sich der anspruchsvollen Arbeit in Arabien anzunähern. Bischof Dr. Paul Hinder Die bischöfliche Vita - Geboren 1942 in Stehrenberg, Kanton Thurgau - Matura am Kapuzinerkollegium Appenzell - Eintritt bei den Kapuzinern 1962 - Doktorat in Theologie «Grundrechte in der Kirche» - Provinzial 1989 - Weihbischof 30. Januar 2004 - Wahlspruch: "Gerechtigkeit und Frieden und Freude" (Justitia et pax et gaudium) - Apostolischer Vikar ganz Arabiens 2005-2011 - Apostolischer Vikar von Arabien Süd ab 2011 (Jemen, Oman, Vereinigte Arabische Emirate) - Mitorganisator des Papstbesuchs in den VAE (3.-5.Februar 2019) 1
Zur Situation Die Arabische Halbinsel ist die Wiege des Islamischen Glaubens. In der Nähe von Mekka, auf dem Berg Hira, hat der Prophet Muhammad die Offenbarung über den Engel Gabriel erhalten, mit dem zentralen Glaubensfundament, an den einen und nur einen Gott zu glauben. Nach seinem Tod (632) verbreitete sich die islamische Religion auf der Halbinsel sehr schnell, während die dort lebenden Juden und Christen sich zurückzogen. Jährlich besuchen über zwei Millionen Männer und Frauen des Islam Mekka und Medina - auf ihrem Pilgerreise (Haddsch). Mekka mit den Pilgern rund um die Kaaba 2
Die grosse Moschee von Medina Seit dem 1960er Jahren sind zahlreiche Christinnen und Christen aus vielen Ländern, besonders aus Indien, Sri Lanka und von den Philippinen zugereist und nehmen wichtige Aufgaben in untergeordneten Stellen wahr. In den letzten fünfzig Jahren hat sich dank der Funde von Erdöl und Gas eine ganz neue moderne und wohlhabende Welt entwickelt. Die früheren Fischerdörfer an der Weihrauchstrasse sind zu modernen Zentren mit Wolkenkratzern und vornehmen Hotels geworden. Als Beispiel sei die Stadt Abu Dhabi gezeigt. Abu Dhabi – moderne Weltstadt mit Wolkenkratzern 3
Die Aufgaben von Bischof Hinder Der Kapuziner Provinzial Dr. Paul Hinder wurde in der Nachfolge früherer Kapuziner mit der Aufgabe betraut, Seelsorger und Bischof der christlichen Migrantinnen und Migranten zu sein. Apostolischer Vikar heisst, Gesandter des Papstes zu sein für die dortigen Christen. Am 30. Januar 2004 fand die Bischofsweihe in der St. Josefskirche in Abu Dhabi statt. Es folgten 14 Monate Einführungszeit. 2005 wurde ihm die Verantwortung für die Christinnen und Christen auf der gesamten Halbinsel übertragen. 2011 kam ein zweiter Bischof (Msgr. Ballin) hinzu, der die nördlichen Staaten Kuweit, Bahrain, Katar und Saudi-Arabien übernehmen konnte, während Bischof Hinder die südlichen Staaten VAR, Oman und Jemen zu begleiten hatte. Apostolisches Vikariat nördliches Arabien (Bischof Msgr. Ballin) und südliches Arabien (Bischof Paul Hinder) Die Kernaufgaben betreffen die Seelsorge der Migrantinnen und Migranten, die Verkündigung des Evangeliums, die Feier der Gottesdienste und der Sakramente, der Aufbau von Kirchen (2020 in Katar) und Pfarreizentren sowie der Dialog mit den Vertretern der anderen christlichen Konfessionen vor Ort und der anderen Religionen, hauptsächlich des Islam. Darüber hinaus kommen Kontakte mit weiteren Leitenden des gesamten Vorderen Orients, Kontakte zu Rom und gelegentlich Reisen zu Katechesen und Gesprächen an Weltjugendtagen, an ökumenischen und multireligiösen Treffen und an den Bischofskonferenzen. Am 18.1.2020 feierte der Bischof mit Priestern und zahreichen Krankenschwestern und Hebammen Gottesdienst an der jährlichen Tagung. Zusammen mit Priestern, Ordensleuten und Theolog*innen betreut der Bischof die Christen in den VAE, im Oman und in Jemen. 4
Die Hauptsorge des Bischofs gilt den christinnen und den Christen auf der Arabischen Halbinsel, hier dem Pfarreirat von Gala (Oman). Herausforderung Islam Natürlich sind die Christinnen und Christen (gut 10 %) auf der Arabischen Halbinsel in der Minderheit gegenüber der Mehrheitsreligion des Islam. Christen ist lediglich eine bedingte Religionsfreiheit gewährt. In den VAE und in Oman wurde ihnen von der Regierung Land zur Verfügung gestellt, damit sie Kirchen bauen und Gottesdienste feiern können. Das dürfen sie heute in 9 Pfarreien in den VAE und in 4 Kirchen im Staate Oman. Die Kirchen stehen im Verbund mit einem Pfarreizentrum, wo sich die verschiedenen Generationen treffen. In Jemen wurden die bestehenden Kirchen teilweise zerstört, teilweise stark beschädigt. Die grosse Moschee von Abu Dhabi 5
Aber es dürfen keine neuen Kirchtürme gebaut und keine Glocken eingeweiht werden. Missionierung, auch mit der Bibel, ist streng verboten. Die dominierende Religion ist der Islam – hauptsächlich sunnitischer, aber auch schiitischer Prägung. An allen Ecken und Enden stehen z. T. prächtige Moscheen, aus deren Lautsprechern täglich fünfmal die Einladung des Muezzins zum Gebet der Musliminnen und Muslime ertönt. Insgesamt besteht eine bedingte, eingeschränkte Religionsfreiheit. Die angrenzende Moschee ist Maria gewidmet: «Mary the Mother of Jesus Mosque» Das obige Bild zeigt in Nachbarschaft zum Bischofshaus eine Moschee, die Maria, der Mutter Jesu geweiht ist. Der Islam kennt eine lebendige Marienverehrung, eine grosse Ähnlichkeit zwischen christlichem und Islamischem Glauben. Nicht einfach ist es andererseits, täglich fünfmal die Einladung des Muezzins über Lautsprecher zu vernehmen, auch während Zeiten des christlichen Gottesdienstes. Jede Propaganda des christlichen Glaubens ist indessen untersagt. Für Saudi-Arabien gab es unter Papst Benedikt XVI. erste Verhandlungen zum Bau einer Kirche. 6
Im Vordergrund ist das Bischofshaus in Abu Dhabi, im Hintergrund die Maria, Mutter Jesu-Moschee. In diesem Haus lebt der Bischof mit seinen Mitarbeitenden und den Angestellten. Es gibt drei Kapuziner, die ihn in der Seelsorge unterstützen, einer ist der Ortspfarrer, dann ein Privatsekretär des Bischofs, ein Bildungsverantwortlicher, ein Fidei Donum Priester und je nachdem weitere Mitarbeitende, Angestellte und Gäste. Hier sehen wir sie bei einer Mahlzeit. Mit den Brüdern bei Tisch. Der Papstbesuch und das Dokument Brüderlichkeit «Geschwisterlichkeit» / «human fraternity» Papst Franziskus hat als erster Papst die Arabische Halbinsel betreten. Er wurde vom 3. bis 5. Februar 2019 von den Regierungen und von den anwesenden Christinnen und Christen gut 7
aufgenommen. Es gab Empfänge, Gespräche und Gottesdienste. Zusammen mit der Al-Azhar Universität Kairo veröffentlichte der Papst am 4. Februar das Dokument («Human Fraternity») über die «Brüderlichkeit» (bzw. Geschwisterlichkeit), in dem er die Würde eines jeden Menschen egal welcher Religion betonte. Das Dokument hat gewiss noch einige Mäkel, aber es befeuert die Zusammenarbeit und Konvivenz der Menschen unabhängig von Geschlecht, Kultur und Religion. Das interreligiöse Klima wurde verbessert, der christlich- islamische Dialog intensiviert, obwohl noch mehr möglich wäre. Bis jetzt geht es vor allem um einen «Dialog des Lebens», also um das einvernehmliche Zusammenleben von Muslimen und Christen und andere Minoritäten. Unten sehen wir die Begegnung des Papstes mit Bischof Hinder, bei den Geschenken ausgetauscht wurden. +P. Hinder war mitverantwortlich für die Organisation des Besuchs. Bischof Paul Hinder und Papst Franziskus tauschen Geschenke aus, hier einen silbernen Kelch. In Sorge um Jemen In Jemen herrscht seit ca. fünf Jahren Krieg aus innenpolitischen Gründen. Die christlichen Kirchen wurden zerstört oder schwer beschädigt, die Pfarreien geschlossen, die Christinnen und Christen retteten sich in andere Länder. 8 Schwestern der von Mutter Theresa gegründeten Gemeinschaft harren aus. Bischof Hinder steht mit ihnen in gutem Kontakt und möchte ihnen Hilfe leisten. Mehr als ein Priester wäre bereit, nach Jemen zu gehen, aber das ist zurzeit nicht möglich. Die Zukunft des kriegsgeschüttelten Jemen, wo Krankheiten und Hunger herrschen, ist dramatisch offen. Stephan Leimgruber 8
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