2019 Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden - Servicestelle ...
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Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden Inhaltsverzeichnis 1......... Struktur des Landkreises Verden ................................................................................... 3 2......... Konjunktur im Bereich des IHK-Bezirk ........................................................................... 3 3......... Konjunktur im Landkreis Verden ................................................................................... 4 4......... Das Jobcenter Verden – Organisation und Schwerpunkte 2019 .................................... 5 4.1. ..... Organisation .................................................................................................................. 5 4.2. ..... Schwerpunkt: ALV - Maßnahmeträger ........................................................................... 5 4.2.1. .. Das Projekt "Gebrauchtmöbel… und mehr" ................................................................... 6 4.2.2. .. Mobiles Bau- und Gartenpflegeteam.............................................................................. 6 4.2.3. .. Clever Essen und Haushalten ....................................................................................... 7 4.2.4. .. Die Maßnahme "Gut bewerben"..................................................................................... 7 4.3.. .... ALV Trägerzertifizierung nach AZAV ............................................................................. 7 4.4. ..... Schwerpunkt: Drittmittelgeförderte Projekte ................................................................... 7 4.4.1. .. LOGIN (Lernen, Orientieren, Gestalten, INtegrieren) ..................................................... 7 4.4.2. .. Jugendwerkstatt Verden ............................................................................................... 9 4.4.3. .. Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung im IQ-Netzwerk ........................................ 9 4.4.4. .. Coachingprojekt Dörverden ......................................................................................... 10 5......... weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder ........................................................... 11 5.1.. .... Arbeitsgelegenheiten nach § 16d SGB II ..................................................................... 11 5.2. ..... Teilhabe am Arbeitsmarkt § 16 e + § 16 i SGB II ......................................................... 11 5.3. ..... "Finde DEINEN Beruf" Berufsberatung und -Orientierung an Hauptschulen ................ 12 5.4. ..... Projekt "Beratung und Aktivierung von Flüchtlingen (AsylbLG) .................................... 12 6......... Das Jobcenter Verden in Zahlen .................................................................................. 13 6.1. ..... Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften (Basis t-0) .................................................... 13 6.2. ..... Entwicklung der Personen (Basis t-0) .......................................................................... 14 6.3. ..... Entwicklung der Arbeitslosigkeit ................................................................................... 14 6.3.1. .. Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Bereich SGB II ...................................................... 14 6.3.2. .. Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Bereich u25 Jähriger ............................................ 15 6.4. ..... Entwicklung der Aktivierung…………………………………………………………………. 15 6.4.1. .. Entwicklung der Teilnehmendenzahlen in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik 15 6.5. ..... Entwicklung der Integrationen in Relation zum Vergleichstyp und zu Niedersachsen .. 15 6.5.1. .. Integrationsquote ......................................................................................................... 16 6.5.2. .. Kontinuierliche Beschäftigung ...................................................................................... 16 6.6. ..... Kostenentwicklungen in Relation zum Vergleichstyp und zu Niedersachsen ............... 16 6.6.1. .. Veränderungen der Leistungen zum Lebensunterhalt (ohne Leistung für Unterkunft und Heizung) ............................................................................................................... 16 6.6.2. .. Veränderungen der Leistungen für Unterkunft und Heizung......................................... 17 6.7. ..... Entwicklung des Langzeitleistungsbezugs ................................................................... 17 2
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden 1. Struktur des Landkreises Verden Die Region Verden liegt zentral in der Mitte Niedersachsens im Städtedreieck Hamburg, Bremen und Hannover. Der Landkreis gehört mit 787,95 qkm Fläche und rd. 139.790 Einwohner*innen – davon 49,3% weiblich und 50,7% männlich - (Stand 12/18) zu den kleineren niedersächsischen Kreisen mit landesüberdurchschnittlicher Besiedlungsdichte von 1774 Einwohner*innen/qkm. Die aktuelle Einwohner*innenzahl ist erneut der Höchststand der letzten 20 Jahre. Vor allem die Flüchtlingszuwanderung in den Jahren 2016/17 hat den Trend der sinkenden Anzahl der Einwohner*innen im Landkreis Verden gedreht. Auf der Gemeindeebene bestehen acht Verwal- tungseinheiten: zwei selbstständige Städte in der Funktion von Mittelzentren mit rd. 27.660 und 31.910 Einwohner*innen (Verden und Achim) sowie als Grundzentren die Samtgemeinde Thedinghausen, die Flecken Langwedel und Ottersberg und die Gemeinden Dörverden, Kirchlinteln und Oyten. Bis zu Beginn der Corona-Krise war die Arbeitsmarktlage sehr gut. Mit letztem Stand Juni 2019 gab es 48.260 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Landkreis Verden. Davon sind 31,5% der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe und 66,4% im Dienstleistungsbereich tätig. (Quelle: Regionalreport über Beschäftigte - Kreise und Agenturen für Arbeit – Juni 2019 - Landkreis Verden) Besonders ausgeprägt ist die Dynamik der Arbeitsplatzentwicklung innerhalb des Landkreises, getragen durch die überdurchschnittliche Verkehrslage im norddeutschen Raum. Das Kreisgebiet ist gut an das überregionale Verkehrsnetz angebunden: das gilt für die Eisenbahn mit den Strecken von Bremen nach Hamburg und Hannover, sowie die Achse von Hamburg über Minden Richtung Ruhrgebiet, ebenso wie für den Kraftfahrzeugverkehr mit optimaler Erschließung durch die insgesamt neun Anschlussstellen der Bundesautobahnen 27 (Bremen - Hannover) und 1 Hansa-Linie (Hamburg - Ruhrgebiet). Diese ausgezeichnete Verkehrsinfrastruktur und die Nähe zu Forschungs- und Hochschul- einrichtungen des Oberzentrums Bremen führen seit Jahren zu einer lebhaften Ansiedlung von mittelständischen Unternehmen an diesen Verkehrsachsen. Der Arbeitsmarkt teilt sich geographisch in den strukturstarken Nordkreis, der enge wirtschaftliche Verflechtungen zum Bremer Arbeitsmarkt aufweist und den strukturschwachen Südkreis, mit Ausnahme der Stadt Verden, die einen eigenen Arbeitsmarkt vorhält mit positivem Pendler*innensaldo. Die Städte und Gemeinden schufen und schaffen mit der Ausweisung verkehrsgünstig gelegener und gut erschlossener Gewerbegebiete die Voraussetzung für weitere Gewerbeansiedlungen. Insgesamt bestehen gute Rahmenbedingungen für qualifiziertes und mobiles Fachpersonal. Der bereits bestehende und perspektivisch absehbare Fachkräftemangel sind Herausforderungen, mit denen die Unternehmen im Landkreis Verden zunehmend konfrontiert sind. 2. Konjunktur im Bereich des IHK-Bezirks Mit der Aussage: „Konjunkturklima im Elbe-Weser-Raum sinkt erneut“ titelt der Konjunkturbericht der IHK Stade zum Jahresende 2019. Immer weniger Unternehmen zeigen sich mit ihrer Situation zufrieden. Das weltwirtschaftliche Umfeld bleibt auch weiterhin angespannt. Rund um den Brexit sind noch keine verbindlichen Lösungen gefunden, wie die künftigen Handelsbeziehungen aussehen werden. Neue Strafzollandrohungen befeuern die internationalen Handelskonflikte. Mit einem abnehmenden Exportgeschäft rechnen immer mehr Unternehmen. Dieses hat negative Auswirkung auf die Umsatzerwartungen. Der Konjunkturklimaindikator für die Wirtschaft im Elbe-Weser-Raum sinkt zum Jahresende 2019 angesichts der schlechteren Bewertungen der aktuellen und insbesondere der künftigen Geschäftslage auf 92,3 Punkte und liegt damit deutlich unter dem langfristigen Mittel in Höhe von 107 Punkten. In erster Linie sehen die Betriebe ihre Geschäftsentwicklung durch den Fachkräftemangel tangiert (61%), gefolgt von den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen (51%) und der Inlandsnachfrage (41%). Offene Stellen können längerfristig nicht besetzt werden - dieses beklagen 4 von 10 Unternehmen. Der Arbeitsmarkt zeigt sich noch in einer robusten 3
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden Verfassung. Drei von vier Unternehmen beabsichtigen ihre Beschäftigtenzahl konstant zu halten, 17% gehen von Personalfreistellungen aus. Die Arbeitslosenquote im Weser-Elbe-Raum liegt bei 4,2% (Niedersachsen und Deutschland bei jeweils 4,9%). Ein zweigeteiltes Bild zeigt sich im Handel. Während die Lageeinschätzung im Einzelhandel etwas nachgibt, legt der Großhandel - entgegen dem Trend in anderen Branchen - zu. Als gut bewerten 21% im Einzelhandel die aktuelle Situation (Vorquartal 24%), im Großhandel sind es 42% (Vorquartal 14%). In der Industrie schwächt sich die gute Lageeinschätzung deutlich ab. Während bei den Vorleistungsgüterherstellern noch Zufriedenheit herrscht, drücken bei den Investitionsgüterherstellern (z.B. Maschinenbau) geringere Auftragseingänge auf die Stimmung. Die Auftragslage im Handwerk, insbesondere in der Bauwirtschaft, dagegen bleibt auf einem hohen Niveau. 2 von 3 Betrieben verfügen über einen Auftragsbestand von vier und mehr Monaten und damit über einen hohen Auslastungsgrad. Eingeschränkt werden die Entwicklungs- möglichkeiten in erster Linie durch fehlende Fachkräfte. Bei der Fachkräftegewinnung hat fast jeder 2. Betrieb (48%) Schwierigkeiten und offene Stellen bleiben unbesetzt. Nicht alle Anfragen können bedient werden oder sie sind mit langen Wartezeiten verbunden. Durch Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft kann das Personaldefizit in einem gewissen Grad aufgefangen werden. Bleibt der Personalengpass über einen längeren Zeitraum bestehen, sehen sich die Betriebe gezwungen, vermehrt Aufträge abzulehnen. Der Fachkräftemangel wird zunehmend auch im Bereich der medizinischen Versorgung, der Pflege, aber auch der Bildung sichtbar. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen müssen Stationen vorübergehend geschlossen werden, eingerichtete Kindergärten - und Kindertages- stätten können den Betrieb mit den vorgeschriebenen Fallschlüsseln nicht aufrechterhalten. Auch Betriebe im Verkehrsgewerbe sind durch den Fachkräftemangel eingeschränkt. Bei der Fachkräftegewinnung haben 7 von 10 Unternehmen Probleme und offene Stellen bleiben längerfristig unbesetzt. Bemerkbar wird dies z.B. durch ausfallende Zugverbindungen. 3. Konjunktur im Landkreis Verden Im Landkreis Verden gibt es insgesamt ca. 4.500 umsatzsteuerpflichtige Betriebe - vorwiegend Inhaber geführte kleine und mittelständische Unternehmen (KMU), die sich bisher auch in Zeiten konjunktureller Schwächen als sehr stabil erwiesen. Zahlreiche Unternehmen behaupten sich auch auf den internationalen Märkten, sind hochspezialisiert und innovativ. Dies gilt insb. für folgende Branchen: Ernährungswirtschaft, Tierzucht und -vermarktung, Metallverarbeitung, Logistikdienstleistungen und Umweltschutz. Ein Ziel der Wirtschaftsförderung vor Ort ist es, in Zusammenarbeit mit benachbarten Regionen die bestehenden Kooperationen zwischen den Unternehmen der Region zu verbessern. Der Landkreis Verden ist Standort eines kommunalen Krankenhauses und einer hohen Anzahl von Pflegeeinrichtungen. Insbesondere die Stadt Verden ist daneben auch Behördenstandort. Im ländlichen Raum findet wie bundesweit ein Rückgang der Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe statt, die verbleibenden wachsen und bieten damit zunehmend mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Die in Achim geplante Ansiedlung eines Logistikstandorts der Fa. Amazon mit rund 2.000 sozialversicherungspflichtigen Stellen steht nunmehr fest. Sie findet in diesem Bericht keine weitere Berücksichtigung, da der Bau noch nicht abgeschlossen ist. Die Ansiedlung wird erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt insgesamt und insbesondere auch aufgrund des hohen Anteils von Helferstellen für den SGB II Bereich haben. Der Arbeitsmarkt im Landkreis Verden ist rückblickend betrachtet aufgrund des oben beschriebenen Branchenmix und der günstigen verkehrlichen Lage konjunkturell nicht von 4
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden schnellen und heftigen Wellenbewegungen betroffen gewesen. Auch zukünftig wird diesbezüglich nichts anderes erwartet. Fazit: Die wirtschaftliche Lage wird aus der Sicht zum Jahresende 2019 auch für das Jahr 2020 als stabil eingeschätzt, allerdings mit einer abflachenden Wachstumsdynamik. 4. Das Jobcenter Verden - Organisation und Schwerpunkte 2019 4.1. Organisation Das kommunale Jobcenter ist seit Beginn 2005 zentral in Verden organisiert. Die Leistungen zum Lebensunterhalt gewährt der Landkreis im Fachdienst Arbeit, die Leistungen zur Eingliederung in Arbeit sind grundsätzlich an die kreiseigene Anstalt „Arbeit im Landkreis Verden“ AöR (ALV) übertragen worden. Beide Einrichtungen sind an einem Standort, unter dem Dach der Kreisverwaltung ansässig. Der Landkreis Verden erbringt, zur Verwirklichung einer ganzheitlichen und umfassenden Betreuung und Unterstützung bei der Eingliederung in Arbeit, die folgenden flankierenden Leistungen: 1. die Betreuung minderjähriger oder behinderter Kinder oder die häusliche Pflege von Angehörigen (umfangreiches Angebot an Kindertagesstätten und Kindertagespflege, Angebot des Jugendamts: Kinder- und Familienservicebüro, Ferienbetreuungsangebote) 2. die Schuldnerberatung (insb. der Caritasverband Verden) 3. die psychosoziale Betreuung (soz.psychiatrischer Dienst des Landkreises, freie Träger) 4. die Suchtberatung (Diakonisches Werk in Verden und Achim) Die Förderung zu 1. erfolgt in enger Kooperation mit den wirtschaftlichen Jugendhilfen des Fachdienstes Jugend und Familie. Die unterstützenden Leistungen zu 2. - 4. erfolgen in pau- schaler Form mit den Anbietern der freien Wohlfahrtspflege für alle Ratsuchenden im Landkreis. Die gute und kooperative Zusammenarbeit wurde im Berichtsjahr aufrechterhalten und weiterentwickelt. Die Leistungen sind für die Betroffenen auf kurzem Wege erreichbar, aber auch für die Mitarbeiter*innen der ALV sind intern kurze Wege der Kooperation gegeben. Grundsätzlich sind die Teams sowohl im Leistungs- wie auch im Eingliederungsbereich regional organisiert. Spezialisierungen wurden in den Bereichen für Erstantragstellende und Personen mit Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit geschaffen. Das Jugendfallmanagement ist für die Eingliederung von Personen unter 25 Jahren zuständig. Es kooperiert im Rahmen des „Bündnisses Jugend und Beruf“ eng mit dem Pro-Aktiv-Center des Fachdienstes Jugend und Familie und den Jugendwerkstätten (die durch Landesmittel und SGB VIII-Mittel des Landkreises finanziert und unter dem Dach der ALV angesiedelt sind) und der Agentur für Arbeit. Die in 2016 eingeführte Spezialisierung Betreuung der Geflüchteten wurde im Team u25 fort- geführt, in den Teams ü25 aufgehoben. Alle Kolleg*innen kooperieren zielgruppengerecht mit den relevanten Akteuren rund um die Geflüchteten (z.B. Integrationskursanbieter, Bildungsträger, Wohlfahrtsverbände, Universitäten, Sprachmittler*innen, Anerkennungsberatung, ehrenamtliche Betreuer*innen). 4.2. Schwerpunkt: ALV - Maßnahmeträger Die ALV führt neben Beratung und Vermittlung auch eigene Maßnahmen zur Qualifizierung, Aktivierung und Integration durch. 5
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden 4.2.1. Das Projekt „Gebrauchtmöbel… und mehr“ ….. hat in seiner praktischen Ausrichtung eine große Nähe zum ersten Arbeitsmarkt. Es stehen durch die Ausweitung des Projektes an den Standorten Im Burgfeld 3, 5 und 7 und durch diverse Umbau- und Renovierungsmaßnahmen nunmehr für bis zu 110 Teilnehmende adäquate Maßnahmenplätze zur Verfügung. Das Angebot für Kaufkund*innen hat sich nochmals enorm verbessert und stellt damit eine wichtige Säule auch für einkommensschwache Haushalte dar. Das Projekt führt über vielfältige Berufsfelder an den ersten Arbeitsmarkt heran. Neben persönlicher Stabilisierung geht es um die Feststellung von beruflichen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten z.B. als Auslieferungsfahrer*in, Speditionshelfer*in, Raumpfleger*in, Helfer*in der Hauswirtschaft, Kassenkraft, Verkaufshilfe, Helfer*in im Maler- oder Tischlerhandwerk, Helfer*in im Baugewerbe, Hausmeisterhilfe, Raumpfleger*in, Bürohilfe oder Mitarbeiter*in im Callcenter. In allen Bereichen wird neben der täglichen Arbeit daran gearbeitet, Qualifizierungsmodule für die jeweiligen Berufsgruppen zu erstellen, um die Teilnehmenden der jeweiligen Bereiche weiter und zielgerichteter zu qualifizieren. Die Module orientieren sich an den berufsspezifischen Aus- bildungsrahmenrichtlinien des jeweiligen Berufs. Bewerbungsaktivitäten werden unterstützt und gezielte bewerberorientierte Stellenakquisition sowie Arbeitsvermittlung durchgeführt. Die Arbeit der Projektpädagog*innen wird durch eine halbe Stelle Arbeitsvermittlung ergänzt, um passgenaue Vermittlung der Teilnehmenden in den ersten Ausbildungs- und Arbeitsmarkt inklusive Praktika zu verstärken. In der Maßnahme wird kombiniert bei Bedarf auch Sprachunterricht angeboten. Das zentrale und befahrbare Lager Im Burgfeld 9 hat sich gut bewährt und wird weiterhin für Lagerung von Neuware und Saisonware genutzt, aber auch für regelmäßige Gabelstapler- schulungen durch einen eigenen Ausbilder. Fachpraktische und fachtheoretische Schulungen in den einzelnen Maßnahmenbereichen durch die Anleitungskräfte runden das Angebot für die Teilnehmenden ab. Durch den Abbau der Leistungsberechtigten in beiden Rechtskreisen und die unverändert hohe Aufnahmebereitschaft des Arbeitsmarktes erhöht sich der Anteil der Personen mit multiplen Vermittlungshemmnissen und nur eingeschränkter Verfügbarkeit. Die Teilzeitangebote für Teil- nehmende sind daher auch durch Prozessanpassungen erhöht worden. 4.2.2. Mobiles Bau- und Gartenpflegeteam Das Projekt vermittelt den Teilnehmenden Kenntnisse und Fertigkeiten in Tätigkeiten des Bauhaupt- und Baunebengewerbes, sowie auch im Bereich Garten- und Landschaftsbau. Unter arbeitsmarktnahen Bedingungen werden verschiedene Tätigkeiten von Trockenbau, Fliesen- und Tischlerarbeiten erprobt. Hausmeistertätigkeiten an den Projektstandorten sowie Maschinen- und Werkstoffkunde zählen ebenfalls zum Angebot. Im Grünbereich lernen Teilnehmende neben den Grundlagen des Gartenbaus auch hier die gängigen Werkzeuge und Maschinen kennen. Des Weiteren werden Pflasterarbeiten geübt und fachgerecht durchgeführt. Das Angebot richtet sich auch weiterhin an Leistungsberechtigte im Schwerpunkt mit Migrationshintergrund. Das Projekt ist multikulturell und zunehmend auch geschlechtergemischt besetzt, um Berufsfelder mit dem Blickwinkel des deutschen Arbeitsmarktes, wie auch dem Gendergedanken kennenzulernen. Es ist aber auch ein Angebot zur Berufsorientierung z.B. für die Ausbildungsaufnahme. Insgesamt stehen 15 Plätze zur Verfügung. In der Maßnahme wird kombiniert auch bei Bedarf Sprachunterricht und die Teilnahme am Staplerlehrgang angeboten. Ebenso ist auch hier die bewerberorientierte Arbeitsvermittlung ein wichtiger Bestandteil der Maßnahme. 6
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden 4.2.3. Clever Essen und Haushalten Zielgruppe der Maßnahme „Clever Essen und Haushalten“ sind Leistungsberechtigte des SGB II, die z.B. bereits die Angebote der Jugendwerkstatt absolviert haben und die Fähigkeiten und Kompetenzen entwickelt haben, um eine Integration in Arbeit oder Ausbildung anzustreben. In der Maßnahme „Clever Essen und Haushalten“ erhalten 12 junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren die Möglichkeit, ihre Alltagskompetenzen hinsichtlich Ernährung und Haus- wirtschaft zu verbessern, die grundsätzliche Neigung und Eignung für eine Tätigkeit speziell in den Berufsfeldern Gastgewerbe, Hauswirtschaft und Nahrungsmittelherstellung festzustellen. Gerade die Fachrichtung Ernährung und Hauswirtschaft bietet aufgrund ihrer Relevanz für die persönliche Lebensgestaltung, wie auch für den durch Fachkräftemangel stark betroffenen Bereich der Gastronomie, eine sehr gute Möglichkeit, eine nachhaltige individuelle Entwicklung und berufliche Orientierung, insb. auch für Zugewanderte, multiperspektivisch anzugehen. Die Chancen zur beruflichen Integration werden kontinuierlich durch Stärkung der persönlichen, methodischen und sozialen Kompetenz, insbesondere des Vertrauens in die eigene Leistungs- fähigkeit verbessert. Fachpraktische und fachtheoretische Inhalte sind ebenso Bestandteil der Maßnahme wie die Vermittlung von Grundkenntnissen in deutscher Sprache, Mathematik, EDV und Allgemeinwissen. Flankiert werden diese durch individuelle Angebote im Bereich Finanzcoaching, Bewerbungstraining und Praktikumsvermittlung. Bestandteil des Kurses sind ebenso Gemein- schaftsaktivitäten und -veranstaltungen. 4.2.4. Die Maßnahme „Gut Bewerben“ Ziel von „Gut bewerben“ ist es, die eingesteuerten SGB II Kund*innen, die über keine oder veraltete, unzureichende Bewerbungsunterlagen verfügen, in einem zweiwöchigen Kompakt- training dabei zu unterstützen, aussagekräftige und zielgerichtete Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Diese Möglichkeit wird als Gruppenmodul und als Einzelmodul angeboten. Es gibt die Möglichkeit, auch für festgelegte Zeiträume, jeweils für bestimmte Zielgruppen, Bewerbungsunterlagen zu erstellen. So wurde auch in 2019 für die Zielgruppe Frauen 14-tägig ein Vormittag geblockt, damit sie als Gruppe und auch einzeln Stellenangebote sichten und aktuelle Unterlagen für Bewerbungen erstellen können. Ab Oktober 2019 wurde ein Angebot für junge Erwachsene unter 25 Jahren mit Schulabschluss gestartet, die ausbildungsfähig sind und den Wunsch und die Motivation zur Aufnahme einer Ausbildung im Jahr 2020 mitbringen. 4.3. ALV Trägerzertifizierung nach AZAV Der ALV ist es auch in 2019 gelungen, zertifizierter Träger nach AZAV zu bleiben. Der erforder- liche umfangreiche Prozess der Rezertifizierung konnte im November 2019 unter Beteiligung aller relevanten Akteure im Kommunalen Jobcenter erneut erfolgreich umgesetzt werden. 4.4. Schwerpunkt: drittmittelgeförderte Projekte 4.4.1. LOGIN (Lernen, Orientieren, Gestalten, INtegrieren) Eine große Herausforderung der nächsten Jahre wird es auch weiterhin sein, Zugewanderte nach Absolvieren der Sprach- und Integrationskurse, Einblicke in die Vielfalt des Arbeitsmarktes zu den hiesigen Bedingungen zu geben. Die Erfahrungen aus den Herkunftsländern und die Vorstellung über die tatsächlichen Anforderungen hier weichen erheblich voneinander ab. Die Maßnahme LOGIN ist, wie alle anderen auch, nicht ein ausschließliches Angebot für diesen Personenkreis, sondern wird multikulturell besetzt. Auch Leistungsberechtigte mit deutscher Herkunft und ohne Ausbildungsabschluss haben Unterstützungsbedarf in der Berufsorientierung. Im Sinne einer gesellschaftlichen Integration ist es auch eine wesentliche Herausforderung, dass alle Personen- 7
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden kreise Kontakt zu einander bekommen, voneinander lernen und gemeinsam auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet werden. Vor diesem Hintergrund wurden im Förderprogramm Qualifizierung und Arbeit (QuA) seitens der NBank Projektmittel für das Modellprojekt LOGIN bewilligt. Standort des Projekts ist die Hamburger Str. 56 in Verden und das LuZ in der Steubenallee 7 in Achim. Seit dem 01.02.2018 wird das Projekt durchgeführt. Zielgruppen sind grundsätzlich junge Menschen bis 25 Jahre. Eine Teilnahme soll aber auch bis zum 35. Lebensjahr und älter möglich sein. Insgesamt werden rund 80 Plätze angestrebt mit einem Höchstmaß an individuell vereinbarten Teilnahmezeiten und -umfängen. Konkret richtet sich das Angebot an schwer erreichbare junge Menschen, Langzeitleistungsbezieher*innen mit nur teilweiser Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt - Schwerpunkt Erziehende und an geflüchtete Menschen. Angebote unter dem Dach des LOGIN: Eignungsfeststellung, Berufsorientierung und Qualifizierung findet in folgenden Arbeitsbereichen statt: • Holzwerkstatt • Autowerkstatt • Fahrradwerkstatt • EDV-gestützte Büroarbeit • Kreativwerkstatt Mit „ImPuls“ werden junge Erwachsene, die schon mehrere Maßnahmen, Qualifizierungs- oder Ausbildungsanläufe mehr oder weniger erfolglos durchlaufen haben und für die eine weitere Teilnahme an einer Motivations- oder Qualifizierungsmaßnahme der herkömmlichen Art nicht zielführend ist, angesprochen und für das LOGIN gewonnen. „ImPuls“ hat das Ziel, die langfristige Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Dazu werden in der Maßnahme Erfolgserlebnisse bei den Teilnehmenden hervorgerufen, die zur Stärkung des Selbstwertgefühls und der Selbstorganisation beitragen. Durch die Beteiligung an der Gestaltung der Maßnahmenangebote und die Einbindung in die Maßnahmenorganisation sollen Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit der Teilnehmenden gestärkt werden. Durch die Mischung aus verpflichtenden und freiwilligen Angeboten ist ein individueller Zuschnitt auf den einzelnen Teilnehmenden möglich. Diese Maßnahme ist ein Angebot auf sehr niedrigschwelliger Basis. Tatsächlich soll versucht werden, auch mit sehr schwierig zu erreichenden Kund*innen eine Gesprächs- und Interaktions- ebene zu erreichen. Dabei soll auch aufsuchende Arbeit zum Einsatz kommen. Als Modellprojekt zeichnet sich das LOGIN insbesondere aus durch: • vielfältige Angebote, gebündelt unter einem Dach für unterschiedliche Zielgruppen und Arbeitsmarktbereiche • gelebte Diversity / Stärken, Nutzung vielfältiger Synergien • individuelle Verweildauer im Projekt, orientiert an den konkreten Bedarfen und Bedürf- nissen der Teilnehmer*innen - Erhöhung des Zugangs und der Bereitschaft zur Projektteil- nahme auch über ein zeitlich kurzes Angebot von mindestens 4 Wochen • praxis- und handlungsorientierte Ansätze, um insb. bildungsfernen Menschen einen realis- tischen Zugang zum Arbeitsmarkt zu eröffnen • kurze Wege über eine interne Arbeitsvermittlung Im Jahr 2019 nahmen insgesamt 283 Personen am Modellprojekt LOGIN teil. Das Durch- schnittsalter lag bei 29,9 Jahren, wobei der jüngste Teilnehmende 18 Jahre alt war und der älteste Teilnehmende 61 Jahre. 129 Teilnehmende hatten einen Migrationshintergrund, das sind somit 45,6% und damit 13% weniger als im Vorjahr. 42 davon kamen aus dem AsylbLG. Die Geschlech- 8
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden terverteilung war 217 Männer gegenüber 67 Frauen. Damit liegt der Anteil der Frauen bei 23,22%. Acht Frauen davon waren Alleinerziehende. Trotz der Möglichkeit, dass Projekt auch in Teilzeit zu durchlaufen, ist die prozentuale Aufteilung zwischen den Geschlechtern stark unterschiedlich. In „ImPuls“ gab es 63 Teilnahmen. Hier liegt die Verteilung der männlichen und weiblichen Teil- nehmenden deutlich besser mit 42,86% Frauen und 57,14% Männern. Über alle drei Zielgruppen hinweg sollte eine Vermittlungsquote von 25% erreicht werden. Ins- gesamt lag die Vermittlungsquote des LOGIN im Jahr 2019 bei 29,9%. In Absprache mit den Berufsbildenden Schulen Verden konnte sich das Projekt LOGIN an dem sog. „Waggon-Projekt“ beteiligen. Hier wurde ein alter Waggon, der zur NS-Zeit Menschen in Konzentrationslager deportiert hat, restauriert. Alle Arbeiten, die im Holzbereich anlagen, wurden durch das Projekt LOGIN vorgenommen. Neben den handwerklichen Erprobungsmöglichkeiten bot diese Kooperation mit dem Netzwerk Erinnerungskultur - gerade im Kontext der aktuellen Zuwanderung und Weltlage - eine hervorragende Grundlage zur Auseinandersetzung mit Diver- sität, Toleranz, Mitverantwortung an gesellschaftlichen Entwicklungen etc. Anfang 2019 kam dieser Waggon auf das LOGIN- Gelände und wurde bis November 2019 restauriert. Der Waggon wird im Jahr 2020 als Gedenkstätte und Bildungsort an der örtlichen Berufsschule dem Netzwerk übergeben und kann für Teile des Unterrichts durch die Schule genutzt werden. 4.4.2. Jugendwerkstatt Verden …richtet sich an junge Menschen mit beruflichen Eingliederungshemmnissen und besonderem sozialpädagogischen Förderbedarf. Die jungen Teilnehmer*innen werden persönlich stabilisiert, sozial integriert und durch betriebsnahe Qualifizierung auf eine Ausbildung oder Beschäftigung vorbereitet. Die Jugendwerkstatt Verden bietet jeweils 8 bis 10 Plätze in den Bereichen Hauswirtschaft und Holz, in denen die Jugendlichen durch praktisches Tun und Erleben die Bedeutung des eigenen Handelns erlernen, Verantwortung übernehmen und soziale Kompetenzen für das Erwerbsleben erkennen und aufbauen. Flankierend steht im Angebot auch Deutsch als Fremdsprache, ebenso wie der Unterricht zur Schulung der Grundrechenarten. Als erfolgreiches Integrationsinstrument erweisen sich zudem angebotene Bewegungsspiele, Motivationscoaching in Form von „Motto- Tagen“ und das Projekt „Freizeit mal anders“. In 2019 wurden in die Jugendwerkstatt Verden 41 Teilnehmende aufgenommen. Sie steht jungen Menschen aus dem Rechtskreis des SGB II offen, allerdings inhaltlich an dieser Stelle nicht im Schwerpunkt mit dem Integrationsfokus des SGB II, sondern dem der sozialen Stabilisierung und Integration nach dem SGB VIII. Der Fachdienst Jugend und Familie stellt die kommunale Ko- Finanzierung sicher. Die Förderung der Jugendwerkstatt aus Mitteln des ESF-Fonds ist bis zum 31.12.2022 gesichert. 4.4.3. Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung im IQ-Netzwerk Auch in der Förderperiode 2019 - 2022 ist die ALV Teilprojektpartnerin im IQ-Netzwerk (Integra- tion durch Qualifikation) Niedersachsen. Die ALV führt damit eine erfolgreiche Zusammenarbeit weiter und bietet die Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung in den Landkreisen Verden und Osterholz an. Das Beratungsangebot richtet sich an Menschen, die in anderen Ländern Berufs- oder Studien- abschlüsse erreicht haben und die auch in Deutschland in diesen Berufen tätig werden möchten. Die Beratungsstelle bietet persönliche Beratung an verschiedenen Standorten in den Landkreisen Verden und Osterholz an. Im Landkreis Verden finden die Beratungen in Verden und Achim statt. Im Rahmen der Beratung werden die Ratsuchenden über ihre individuellen Möglichkeiten auf- geklärt und bei Bedarf auch im Anerkennungsverfahren begleitet. 9
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden Nachdem es aufgrund der Zuwanderungssituation in den Jahren 2016 und 2017 eine besonders hohe Nachfrage nach dem Beratungsangebot gab, normalisierte sich die Nachfrage in den Jahren 2018/2019. Im Jahr 2019 wendeten sich 122 Personen an die IQ Anerkennungsberatung Verden / Osterholz und die Beratungszahlen sind somit vergleichbar mit dem Vorjahr. Die Beratungsnachfrage ist im Landkreis Verden durch die engere örtliche Vernetzung der Beratungsstelle in Verden mit dem Jobcenter und der Ausländerbehörde etwas höher. Zu den Ratsuchenden als Gruppe kann gesagt werden, dass im Landkreis Verden generell mehr Frauen als Männer die Beratung nachfragen und es dabei überwiegend um Hochschulabschlüsse geht. Dabei muss jedoch beachtet werden, dass die beruflichen Bildungssysteme in den einzelnen Ländern oft unterschiedlich sind und z.B. Berufe, die in Deutschland dem Bereich „berufliche Aus- bildung“ zugeordnet werden, in anderen Ländern in Fachhochschulen oder Hochschulen ausgebil- det werden (z.B. der Beruf des Krankenpflegers/Krankenpflegerin). Generell ergänzt die IQ Anerkennungsberatung das bestehende berufliche Beratungsangebot von Berufsinformationszentrum, Arbeitsagentur, Berufsberatung, Jobcenter usw. Im Gegensatz zu den vorgenannten Einrichtungen unterstützt die Anerkennungsberatung gezielt Migrantinnen und Migranten mit Fachkenntnissen bei ihrem Einstieg in den hiesigen Arbeitsmarkt. Die aktuelle Förderperiode endet 2022. Es sollte zeitig geklärt werden, ob das IQ Projekt in eine weitere Förderperiode geht oder endet. Sollte das Projekt enden wäre es erforderlich, die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Beratungsprojekt zu sichern und den weiterbestehenden Institutionen der beruflichen Beratung zugänglich zu machen. 4.4.4. Coachingprojekt Dörverden Das im Rahmen der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit von Langzeitarbeitslosen von der NBank geförderte Projekt wurde seit Januar 2018 bis zum 30.09.2019 (Förderende) umgesetzt. Die Teilnahmedauer lag zwischen 8 Wochen und 21 Monaten. Mit dem Coachingprojekt förderte die ALV die Beschäftigungsfähigkeit von Langzeitarbeitslosen. Durch intensives Coaching erhielten arbeitsmarktferne erwerbsfähige Leistungsberechtigte mit mehreren Vermittlungshemmnissen die Chance, eine Beschäftigung zu finden bzw. eine bestehende Beschäftigung erfolgreich fortzusetzen. Insgesamt wurden 40 Personen betreut. Davon hatten 13 Teilnehmer*innen gesundheitliche Einschränkungen, 2 waren über 50 Jahre alt, 19 alleinerziehend. Für einen Großteil der Teilnehmenden begann das Coaching im Januar 2018 und die Zwischenberichte nach 6 bzw. 12 Monaten zeigen unterschiedliche, vielfach erfreuliche Entwick- lungen. In Kooperation mit dem Allgemeinen Sozialdienst und den frühen Hilfen des Fachdienstes Jugend und Familie im Landkreis Verden wurden im Kontext der „Sozialraumorientierten Beratung“ die Strukturen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Fachdienst nicht nur entwickelt, sondern erfolgreich umgesetzt und erprobt. Erreicht werden konnte u.a.: • die Aufnahme einer Beschäftigung - geringfügige Beschäftigung - 4 Personen - sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in TZ (7 Personen) und in VZ (1 Person) • Stabilisierung und Ausbau einer bestehenden Beschäftigung - 3 Personen • Aufnahme einer schulischen Ausbildung - 1 Person • Nachträglicher Erwerb des Realschulabschlusses - 1 Person • Belastungserprobung in und Teilnahme an einer Maßnahme - 8 Personen • Berufliche Orientierung - 9 Personen • ungenügender Abbau von Vermittlungshemmnissen - 9 Personen 10
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden (aufgrund von gesundheitlichen Gründen: psychisch, physisch; fehlendem Durchhalte- vermögen; mangelnder Motivation, familiärer Situation, davon 3 Personen mit Krankheits- einsicht zum Abbau gesundheitlicher Problemlagen) 5. Weitere arbeitsmarktpolitische Handlungsfelder 5.1. Arbeitsgelegenheiten nach § 16d SGB II Im Landkreis Verden bestanden im Jahr 2019 15 bewilligte Arbeitsgelegenheiten (AGH) für zusätzliche, gemeinnützige Tätigkeiten. Durchschnittlich monatlich 11 Teilnehmende nutzten diese für eine berufliche Orientierung und Erprobung. Nach langer Arbeitslosigkeit sind insgesamt 25 Personen im Jahr 2019 in AGH beschäftigt gewesen. Oft wird die Basis für weitere Qualifikationen oder angepasste Beschäftigungsmöglichkeiten damit gelegt. Die positiven Entwicklungen zeigen, dass die Arbeitsgelegenheit als gezieltes, gut begleitetes Instrument der Arbeitsförderung für eine spezifische Zielgruppe (Personen im Langzeitleistungsbezug, insb. Wiedereinsteiger*innen nach Elternzeit) weiterhin sinnvolle Möglichkeiten bietet. Für 13 Personen (52% der Teilnehmenden) konnte eine Anschlussperspektive entwickelt werden. Teilnehmende in AGH in 2019 Anzahl insgesamt: 25 100% § 16 i SGB II 3 12% 1.AM m. EGZ 2 8% 1. AM TZ 2 8% Qualifizierung 5 20% Umschulung 1 4% „sonstiges“ 1 4% Abbrüche 5 20% 5.2. Teilhabe am Arbeitsmarkt § 16e und § 16i SGB II In 2019 sind mit § 16i SGB II „Teilhabe am Arbeitsmarkt“ und § 16e „Eingliederung von Langzeit- arbeitslosen“ neue arbeitsmarktpolitische Instrumente wirksam geworden, die langfristige Integrationen für langzeitarbeitslose Menschen in den Arbeitsmarkt ermöglichen. Diese Menschen sollen nach Arbeitsaufnahme durch eine ganzheitliche beschäftigungsbegleitende Betreuung unterstützt werden, um vorzeitige Abbrüche zu vermeiden und eine weitere Stabilisierung zu fördern. Aufgrund der langjährigen finanziellen Bindungen sind diese Instrumente budgetiert umgesetzt worden. Seit 2019 befinden sich 13 Personen (§ 16 i), davon 6 Männer und 7 Frauen, sowie 4 Personen (alles Männer) in einer Förderung nach § 16 e SGB II. Der Gesamtumfang kann budgettechnisch im Jahr 2020 noch leicht gesteigert werden, findet seine Begrenzung jedoch über das zu 2019 unveränderte Budget. In 2019 konnten alle 16i- und 16e- geförderten Arbeitsverhältnisse ohne Abbrüche durchgeführt werden. Dazu hat auch das intensive, aufsuchende und begleitende Coaching durch die ALV beigetragen. Drohende Arbeitsabbrüche konnten frühzeitig erkannt und mit beratender und finanzieller Unterstützung, auch in Kooperation mit den Arbeitgebern verhindert werden. 11
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden 5.3. „Finde DEINEN Beruf“ Berufsberatung und Berufsorientierung an Sek I Schulen des Landkreis Verden Den Schülerinnen und Schülern der o.g. Schulen wurde auch in 2019 unabhängig vom betreuenden Rechtskreis ein einheitliches Berufsberatungsangebot in den Schulen unterbreitet. Auch Schüler*innen, die im SGB II-Leistungsbezug sind, erhalten frühzeitig die Möglichkeit, bei der Ausbildungsstellensuche unterstützt zu werden, ohne dass es zu einem Beraterwechsel kommt. Durch die gemeinsame Berufsberatung und Berufsorientierung der Rechtskreise SGB II und SGB III sollen die Schüler*innen ein Vertrauensverhältnis zu den Beratungsfachkräften aufbauen. Damit kann sofort ab Beginn der aktiven Ausbildungsstellensuche eine effektive Zusammenarbeit mit den Kundinnen und Kunden des SGB II, SGB III und im Bedarfsfall unter Einbeziehung der Angebote des SGB VIII (FD Jugend und Familie - Pro Aktiv Center - Jugendberufshilfe „PACE“ und Koordinierungsstelle Schulverweigerung „KOS“) erfolgen. Ziel ist es weiterhin, dass kein junger Mensch zurück bleibt und damit wertvolle Zeit/ Lebenszeit in Warteschleifen verliert. Das Angebot umfasst: • Sprechstunden mehrmals monatlich • Konstante Ansprechpartner*innen für die Bereiche Berufsorientierung und Berufswahl • Organisation und Begleitung der BIZ-Besuche (Besuchsinformationszentrum in der Agentur für Arbeit) • ggf. Hausbesuche und Elternkontakte durch PACE (Pro Activ Center, Jugendberufshilfe, ggf. Vermittlung an KOS (Koordinierungsstelle Schulverweigerung) • individuelle Begleitung und Unterstützung bei persönlichen Problemen • Hilfe im individuellen Bewerbungsverfahren 5.4. Projekt „Beratung und Aktivierung von Flüchtlingen (AsylbLG)“ Aufgrund des hohen kommunalen und finanziellen Interesses an der Vermeidung von langfristigem Transferleistungsbezug und Integration in Arbeit für Personen mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit (im Folgenden kurz „Flüchtlinge“) ist die ALV beauftragt, Arbeits- und Berufsvorbereitung zu übernehmen. Das Projekt „Beratung und Aktivierung von Flüchtlingen“ wurde aufgrund der rückläufigen Zahlen finanziell und personell reduziert. Für diesen Auf- gabenbereich stehen 1,75 VZ-Stellen zur Verfügung. Mit Stand 09 2019 erhielten noch 299 Fälle - rund 600 Personen - Leistungen nach dem Asyl- bewerberleistungsgesetz. Rund ein Viertel erzielte Erwerbseinkommen oder Ausbildungsver- gütung. Darüberhinaus waren 177 Personen vom Aufenthaltsstatus noch seitens des Landkreises Verden in Wohnungen unterzubringen, ohne dass sie Transferleistungen erhielten. Sie erzielten über Arbeit ein ausreichendes Einkommen. Schwerpunkt der Tätigkeit des Projektes war weiterhin die individuelle Begleitung der Betroffenen, u.a. auch die Hinleitung zur Agentur für Arbeit. Seit dem 01.08.2019 wurden die Zugangs- bestimmungen für die Teilnahme an Integrationskursen geöffnet. Alle Geflüchteten, die im Besitz einer Aufenthaltsgestattung waren, konnten beim BAMF einen Antrag auf Teilnahme an einem Integrationskurs stellen. Eine der Voraussetzungen war die Arbeitssuchendmeldung bei der Agentur für Arbeit. Auch darüber informierte das Team Migration und unterstützte bei der Antragsstellung. Das Team Migration berät über Möglichkeiten der Förderung für geplante Ausbildungen, die dann über die Agentur für Arbeit gefördert werden. Gemeinsam mit dem DRK, der Caritas oder anderen Akteuren wurden Veranstaltungen rund um das Thema Schule, Ausbildung und Beruf initiiert. 12
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden Unverändert bis 31.07.2020 ist das Team Migration anteilig in dem Projekt LOGIN angegliedert und steuert Teilnehmende ein, betreut und berät sie während und nach der Maßnahme. Nach der Maßnahme wird ein Förderplan erstellt. Des Weiteren wurden durch das Team auch Arbeitsgelegenheiten (AGH) nach § 5 Asylbewerber- leistungsgesetz bei verschiedenen Trägern bewilligt. Träger wurden über Möglichkeiten aber auch über gesetzliche Grenzen dieses Instrumentes informiert und bei der tatsächlichen Durchführung bis hin zur Abrechnung begleitet. Ferner ist das Team Migration als „Kurspat*in“ in den länderfinanzierten Sprachkursen der Träger KVHS, DAA und BNW aktiv, um über und für nahtlose Anschlüsse zu informieren. 6. Das Jobcenter Verden in Zahlen Die Arbeitslosenquote im Landkreis Verden betrug im Dez. 2019 3,6 % und lag damit unter dem Landes- und Bundesdurchschnitt (Niedersachsen = 4,9% und Deutschland = 4,9%). Im Berichtszeitraum sind die Arbeitslosenzahlen im Rechtskreis des SGB II gesunken. Bezogen auf die Zahlen im Dezember 2018 (1.773) im Vergleich zum Stand Dezember 2019 (1.296) konnte die Zahl um 477 oder um ca. 26,9% gesenkt werden. Der Fachkräftemangel bewirkt, dass Arbeitgeber zunehmend bereit sind, auch Bewerber*innen mit Vermittlungshemmnissen eine Chance am Arbeitsmarkt einzuräumen. Zum Jahresende 2019 sind rund 72,0% der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb) sog. Langzeitleistungsberechtigte (Vorjahr 67,1%). Die Betroffenen verfügen eher über keine oder eine lang zurückliegende Berufserfahrung und Qualifikation. Der Anstieg ist ausschließlich im Personenkreis der Ausländer*innen (+10,7% im Vgl. VJM) zu verzeichnen und auf eine zeitlich logische Entwicklung zu der hohen Anerkennungszahl der letzten Jahre zurückzuführen. Deutsche Langzeitleistungsberechtigte gehen in ihrer Anzahl kontinuierlich (-7,7% im Vgl. VJM) zurück. Daneben sind unverändert physische und psychische Erkrankungen als Ursache aber auch als Folge der langen Arbeitslosigkeit festzuhalten. (Quelle: Zielerreichungsbericht Land Niedersachsen, Stand 12/2019). 10,6% aller arbeitssuchenden eLB verfügen über ein Abitur oder eine Fachhochschulreife. Das sind 0,7% mehr als im Vorjahr. Der Anteil der eLB mit einem Realschulabschluss ist mit gerundet 16,2% leicht gestiegen. Über einen Hauptschulabschluss verfügen ca. 33,5% (0,7% weniger als im Vorjahr). Der Anteil eLB ohne Schulabschluss beträgt 35,3%. Noch gravierender sieht es im Bereich anerkannter Berufsausbildungen aus. 68,2% (Vorjahr 68,5%) verfügen über keinen beruflichen Abschluss, dagegen stehen rund 26,5% (Vorjahr 26,9%) mit beruflicher oder schulischer Ausbildung. Der Anteil der akademischen Abschlüsse macht 2,6% (Vorjahr 2,1%) aus. Es ist bemerkenswert, dass das oberste Ziel, die Hilfebedürftigkeit im Landkreis Verden zu senken, erreicht werden konnte. Rund ein Viertel der Berechtigten verfügt über ein Erwerbs- einkommen und stockt dieses auf. Zum Jahresende 2019 betrug das Durchschnittseinkommen 652,54 €. Das Einkommen aus Erwerbstätigkeit ist im Vergleich zum Vorjahresmonat (670,37 €) leicht um rund 2,7% gesunken. 6.1. Entwicklung der Bedarfsgemeinschaften (Basis t-0) Die Anzahl der Bedarfsgemeinschaften im Landkreis Verden konnte in den vergangenen Jahren ab 2011 (Höchststand Februar 2011 = 4.322) auf im Dezember 2019 mit 3.338 als Tiefstand seit Inkrafttreten des SGB II gesenkt werden - und das trotz Zuwanderung. Im Vergleich zum Vor- jahresmonat (3.601) sank die Anzahl um 263. Im Dez. 2019 wurden entsprechend der Definition nach § 46 Abs. 10 Satz 3 SGB II für einen flüchtlingsindizierten Personenkreis 918 Personen als Flüchtlinge (bzw. Rechtskreiswechsler) gezählt. 13
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden Der Anteil ausländischer Leistungsberechtigter liegt im Landkreis Verden rund 3,4 % über dem niedersächsischen Durchschnitt. 2) Monatliche Statistikberichte des LK Verden Stand 12/2019 6.2. Entwicklung der Personen (Basis t-0) 2) Monatliche Statistikberichte des LK Verden Stand 12/2019 6.3. Entwicklung der Arbeitslosigkeit 6.3.1 Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Bereich SGB II 2) Monatliche Statistikberichte des LK Verden Stand 12/2019 14
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden 6.3.2. Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Bereich SGB II (unter 25-jährige) 2) Monatliche Statistikberichte des LK Verden Stand 12/2019 6.4. Entwicklung der Aktivierung 6.4.1. Entwicklung der Teilnehmendenzahlen in Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik 2) Monatliche Statistikberichte des LK Verden Stand 12/2019 6.5. Entwicklung der Integrationen in Relation zum Vergleichstyp und zu Niedersachsen Die Integrationsquote lag kontinuierlich auf eher schwachem Niveau, allerdings in der Quantität unverändert geprägt von nachhaltiger Integration (s. Grafiken). Gerade der Personenkreis Asyl und Flucht ist stark motiviert Arbeit aufzunehmen, um damit den Aufenthalt langfristig abzusichern und Flucht aber auch Familiennachzug finanziell zu realisieren. Die Vorstellungen und die Anforderungen des ersten Arbeitsmarktes sind aber häufig (noch) nicht mit den Ressourcen und Fähigkeiten der Personen kompatibel, so dass Beschäftigungsverhältnisse häufig abgebrochen werden. Noch sind Personen im Leistungsbezug, die sich zunächst sprachlich weitergebildet haben und auch die Zeit zur Berufsorientierung benötigt haben. Die Integrationsquote Asyl und Flucht lag 2019 durchgängig über dem Durchschnitt, im Dezember 2019 bei 27,3 %. Das zeigt, dass in diesem Personenkreis unverändert viel Potenzial steckt. 15
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden 6.5.1. Integrationsquote 3) Zielerreichung im SGB II JC Verden | Land Niedersachsen Berichtsmonat Dezember 2019 6.5.2. Kontinuierliche Beschäftigung 3) Zielerreichung im SGB II JC Verden | Land Niedersachsen Berichtsmonat März 2019 6.6. Kostenentwicklungen in Relation zum Vergleichstyp und zu Niedersachsen 6.6.1. Veränderungen der Leistungen zum Lebensunterhalt (ohne Leistungen für Unterkunft und Heizung) 3) Zielerreichung im SGB II JC Verden | Land Niedersachsen Berichtsmonat Dezember 2019 16
Eingliederungsbericht SGB II Landkreis Verden 6.6.2. Veränderungen der Leistungen für Unterkunft und Heizung 3) Zielerreichung im SGB II JC Verden | Land Niedersachsen Berichtsmonat Dezember 2019 6.7. Entwicklung des Langzeitleistungsbezugs 3) Zielerreichung im SGB II JC Verden | Land Niedersachsen Berichtsmonat Dezember 2019 Die Grafik weist Veränderungen des Bestands an Langzeitleistungsbeziehenden im Vergleich zum Vorjahresmonat aus. Ohne die Zuwanderung wäre der Bestand der Langzeitleistungsbeziehenden in 2019 auch schon in der ersten Jahreshälfte gesunken. Die mit hohen Übergangszahlen Ende des Jahres 2017 zeichnete schon die weitere Entwicklung für die Folgejahre im Langzeitbezug ab, da die Zugewan- derten aus der Flüchtlingskrise 2015 - 2017 sukzessive nach zwei Jahren Leistungsbezug zum Kreis der Langzeitleistungsbeziehenden gehörten. Der Anteil der Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist im Vergleich 12/2018 zu 12/2019 um 6,3 % auf 1.825 Personen (Vorjahr: 1.948) gesunken. Der Anteil an der Gesamtzahl der erwerbsfähigen Leistungsbeziehenden ist auf 38,7 % gestiegen (Vorjahr: 38,4%). Insgesamt war das Jahr 2019 ein erfolgreiches Jahr des Jobcenters Verden mit den niedrigsten Leistungsfallzahlen seit Inkrafttreten des SGB II. 17
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