30-ha-Ziel realisiert - Konsequenzen des Szenarios Flächenverbrauchsreduktion auf 30 ha im Jahr 2020 für die Siedlungsentwicklung - BBSR

Die Seite wird erstellt Dominik Rohde
 
WEITER LESEN
30-ha-Ziel realisiert - Konsequenzen des Szenarios Flächenverbrauchsreduktion auf 30 ha im Jahr 2020 für die Siedlungsentwicklung - BBSR
30-ha-Ziel realisiert
Konsequenzen des Szenarios
Flächenverbrauchsreduktion auf 30 ha im
Jahr 2020 für die Siedlungsentwicklung

Heft 148

Forschungen
30-ha-Ziel realisiert - Konsequenzen des Szenarios Flächenverbrauchsreduktion auf 30 ha im Jahr 2020 für die Siedlungsentwicklung - BBSR
Forschungen Heft 148

                                   30-ha-Ziel realisiert
              Konsequenzen des Szenarios Flächenverbrauchsreduktion
                auf 30 ha im Jahr 2020 für die Siedlungsentwicklung

Ein Projekt des Forschungsprogramms „Allgemeine Ressortforschung“ des Bundesministeriums für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), betreut vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR).
Forschungen

In der Schriftenreihe Forschungen veröffentlicht das Bundes-
ministerium für Verkehr, Bau und Stadtwicklung (BMVBS) aus-
gewählte Ergebnisse aus der Ressortforschung.

IMPRESSUM

Herausgeber
Bundesministerium für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin

Wissenschaftliche Begleitung
Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung (BBR), Bonn
Dr. Fabian Dosch

Bearbeitung
Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) mbH,
Osnabrück (Auftragnehmer)
Martin Distelkamp (Leitung)
Philip Ulrich

Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS),
Universität Stuttgart (Auftragnehmer)
Prof. Dr.-Ing. Stefan Siedentop (Leitung)
Katharina Mohr

Redaktion
Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung, Bonn
Friederike Vogel

Bestellungen
gabriele.bohm@bbr.bund.de
Stichwort: Forschungen Heft 148

Nachdruck und Vervielfältigung
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck nur mit genauer Quellenangabe gestattet.                 Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung ist
Bitte senden Sie uns zwei Belegexemplare zu.                    nicht unbedingt mit der des Herausgebers identisch.

ISSN 1435-4659 (Schriftenreihe)                                                       Forschungen Heft 148,
ISBN 978-3-87994-480-4                                                                          Bonn 2011
Inhalt

Kurzfassung                                                                                4

Executive Summary                                                                         12

1   Aufgabenstellung und methodisches Vorgehen                                            14

2   Überblick über den Forschungsstand                                                    17
    2.1   Vorbemerkungen                                                                  17
    2.2   Ergebnisse der Literaturrecherche                                               18
    2.3   Zusammenfassung und Schlussfolgerungen                                          24

3   Zielerreichungsszenarien: Implementation des 30-ha-Ziels                              26
    3.1   Ziel und Methodik der Top-Down-Modelierung                                      26
    3.2   Ergebnisse der Top-Down-Modelierung                                             29

4   Wirkungsfolgenabschätzung mit PANTA RHEI REGIO                                        33
    4.1   Grundlagen                                                                      33
		        Das Modell PANTA RHEI REGIO                                                     33
		        Die Grundszenarien                                                              37
		        Modellbasierte Ableitung von Konsequenzen einer zielkonformen
		        Flächenverbrauchsreduktion                                                      40
    4.2   Wirkungsfolgenabschätzung unter „Status-quo“-Bedingungen                        43
		        Entwicklung der Flächeninanspruchnahme                                          43
          Anpassungserfordernisse für eine Erreichung des Flächenziels                    48
          Wirkungsfolgenabschätzung einer Zielerreichung                                  50
    4.3   Wirkungsfolgenabschätzung unter „Stagnationsbedingungen“                        57
		        Entwicklung der Flächeninanspruchnahme                                          57
		        Anpassungserfordernisse für eine Erreichung des Flächenziels                    59
    4.4   Zusammenfassende Bewertung der Wirkungsfolgenabschätzung mit PANTA RHEI REGIO   60

5   Modellierung von Preiswirkungen der Baulandverfügbarkeit                              62
    5.1   Ziel und Methodik                                                               62
    5.2   Ergebnisse zum Bauland- bzw. Immobilienpreis                                    64
    5.3   Ergebnisse zur Bautätigkeit                                                     66
    5.4   Fazit                                                                           68

6   Zusammenfassende Bewertung: Wirkungen des 30-ha-Ziels                                 69

Literatur		                                                                               73

Anhang: Raumabgrenzung nach Raumtyp Lage (Kreisebene)                                     78
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Grundansatz der Projektbearbeitung                                                        15
Abbildung 2: Untersuchungsdesign                                                                       16
Abbildung 3: Vergleich unterschiedlicher Zielerreichungspfade (Ergebnis Schritt 1)                     27
Abbildung 4: Täglicher Zuwachs und Gesamtzuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche bei
		 UBA-Zielerreichungspfad (Ergebnis Schritt 1)                                                        27
Abbildung 5: Anteile der Raumtypen am SuV-Kontingent bis 2020/25 nach unterschiedlichen räumlichen
		 Umlegungsschlüsseln (Ergebnis Schritt 2)                                                            28
Abbildung 6: Anteile der Nutzungsarten am SuV-Kontingent nach Lagetypen bei räumlicher Allokation
		 nach „BeFla“ 2011 bis 2020/25 (Ergebnis Schritt 3)                                                  29
Abbildung 7: Räumliche Verteilung der GF-Flächen-Kontingente (Wohnen und ohne Wohnen) bis 2020
		 nach dem räumlichen Allokationsschlüssel Bevölkerung                                                31
Abbildung 8: Räumliche Verteilung der GF-Flächen-Kontingente (Wohnen und ohne Wohnen) bis 2020
		 nach dem räumlichen Allokationsschlüssel verbleibende Freifläche                                    31
Abbildung 9: Räumliche Verteilung der GF-Flächen-Kontingente (Wohnen und ohne Wohnen) bis 2020
		 nach dem räumlichen Allokationsschlüssel BeFla                                                      32
Abbildung 10: PANTA RHEI REGIO – ein umweltökonomisches Modell zur Analyse und Prognose der
		 Flächeninanspruchnahme in Deutschland                                                               34
Abbildung 11: Regionale Einflussfaktoren auf die Flächeninanspruchnahme der Wirtschaft                 36
Abbildung 12: Anpassungsreaktionen der regionalen Wohnungsbaumärkte auf einen Bodenpreisanstieg
		 in PANTA RHEI REGIO                                                                                 40
Abbildung 13: Transmission einer eingeschränkten Verfügbarkeit von Gewerbebauland auf gesamt-
		 wirtschaftlicher Ebene                                                                              42
Abbildung 14: Siedlungs- und Verkehrsflächenzuwachs im Status-quo-Szenario                             44
Abbildung 15: Regionale Verteilung der Projektionsergebnisse für die Flächeninanspruchnahme
		 Gebäude- und Freiflächen (GF)                                                                       47
Abbildung 16: Regionale Verteilung der Anpassungserfordernisse unter Status-quo-Bedingungen            50
Abbildung 17: Auswirkungen des Preisanstiegs für Wohnbauland auf die Wohnbauaktivitäten                53
Abbildung 18: Soziale Implikationen – regionale Perspektive                                            55
Abbildung 19: Implikationen auf die Bauinvestitionen der Wirtschaftsbereiche (ohne Grundstücks- und
		 Wohnungswesen)                                                                                      56
Abbildung 20: Siedlungs- und Verkehrsflächenzuwachs im Stagnations-Szenario                            57
Abbildung 21: Regionale Verteilung der Projektionsergebnisse für die Flächeninanspruchnahme Gebäude-
		 und Freiflächen unter Stagnationsbedingungen                                                        59
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Schritte der Top-Down-Modellierung                                                             26
Tabelle 2: GF-Flächen-Kontingente (Wohnen und ohne Wohnen) bis 2020 nach unterschiedlichen
		 räumlichen Allokationsschlüsseln                                                                       30
Tabelle 3: Rahmendaten des Status-quo-Szenarios                                                           38
Tabelle 4: Rahmendaten des Stagnationsszenarios                                                           39
Tabelle 5: Flächeninanspruchnahme nach offiziellen und bereinigten Daten                                  45
Tabelle 6: Entwicklung der bundesweiten Flächenzuwächse nach Flächenutzungsarten im
		 Status-quo-Szenario                                                                                    45
Tabelle 7: Flächeninanspruchnahme Gebäude- und Freiflächen – Anteile der Raumtypen historisch und
		 im Status-quo-Szenario                                                                                 46
Tabelle 8: Gebäude- und Freiflächen und Bevölkerung – prozentuale Veränderungen historisch und im
		 Status-quo-Szenario                                                                                    46
Tabelle 9: Erwarteter Zuwachs SuV-Flächen im Status-quo-Szenario in Relation zum maximal zulässigen
		 Flächenzuwachs                                                                                         48
Tabelle 10: Erwarteter Zuwachs einzelner Flächennutzungsarten im Status-quo-Szenario in Relation zum
		 maximal zulässigen Flächenzuwachs                                                                      48
Tabelle 11: Erwarteter Zuwachs GF-Flächen im Status-quo-Szenario in Relation zum maximal zulässigen
		 Flächenzuwachs nach Raumtypen                                                                          49
Tabelle 12: Auswirkungen der Baulandverknappung auf die Preise für Wohnbauland bei unterschiedlichen
		 Annahmen zur Preiselastizität                                                                          51
Tabelle 13: Auswirkungen des Preisanstiegs für Wohnbauland auf den Wohnbau und die Wohnraum-
		 versorgung                                                                                             52
Tabelle 14: Auswirkungen des Preisanstiegs für Wohnbauland auf Konsumpreise, Sparen und Konsum-
		 ausgaben eines repräsentativen Haushalts                                                               54
Tabelle 15: Anteil der Konsumausgaben für Wohnungsmieten und Ähnliches an den gesamten Konsum-
		 ausgaben bei unterschiedlichen Haushaltstypen                                                          54
Tabelle 16: Entwicklung der bundesweiten Flächenzuwächse nach Flächenutzungsarten im Stagnations-
		 szenario und Abweichungsanalyse zum Status-quo-Szenario                                                58
Tabelle 17: Gebäude- und Freiflächen und Bevölkerung – Anteile am Flächenzuwachs und prozentuale
		 Veränderungen im Stagnationsszenario und Vergleich zum Status-quo-Szenario                             58
Tabelle 18: Erwarteter Zuwachs SuV-Flächen unter Stagnationsbedingungen in Relation zum maximal
		 zulässigen Flächenzuwachs                                                                              60
Tabelle 19: Erwarteter Zuwachs einzelner Flächennutzungsarten unter Stagnationsbedingungen in Relation
		 zum maximal zulässigen Flächenzuwachs                                                                  60
Tabelle 20: Herangezogene erklärende Größen für Boden- und Immobilienpreise und Baufertigstellungen
		 sowie ihre hypothetische Wirkungsrichtung                                                              63
Tabelle 21: Überblick über die signifikanten Wirkungen zwischen zu erklärenden und erklärenden Größen –
		 Boden- und Immobilienpreise                                                                            66
Tabelle 22: Überblick über die signifikanten Wirkungen zwischen zu erklärenden und erklärenden Größen –
		 Baufertigstellung                                                                                      67
                                              30-ha-Ziel realisiert    Forschungen Heft 148

    Kurzfassung
    Projektziele und Untersuchungsdesign

    Das 30-ha-Ziel der Nationalen Nachhaltig-      ergeben. Aus diesem Vergleich wurden die
    keitsstrategie, wonach die tägliche Flächen-   Dimensionen der erwarteten bundesweiten
    inanspruchnahme für Siedlungs- und Ver-        und regionalen Anpassungserfordernisse
    kehrszwecke von 129 ha im Jahr 2000 auf        für eine Zielerreichung abgeleitet und mög-
    30 ha in 2020 reduziert werden soll, hat in    liche Wirkungen regionalisiert abgeschätzt
    Deutschland sehr unterschiedliche Reak-        (Abbildung KF 1).
    tionen ausgelöst. Während die einen auf
                                                   Zur Beantwortung der Forschungsfragen
    ökonomische, soziale und ökologische Fol-
                                                   wurde eine Kombination verschiedener
    gekosten des Flächenverbrauchs verwei-
                                                   quantitativer und qualitativer Methoden
    sen und eine schnelle Trendwende beim
                                                   eingesetzt, die ein möglichst umfassendes
    Flächenverbrauch einfordern, befürchten
                                                   Bild des potenziellen Wirkungsprofils bei
    andere, dass das 30-Hektar-Ziel über die
                                                   Erreichen des 30-ha-Ziels bieten. Im Mit-
    Verknappung baulicher Nutzflächen zu
                                                   telpunkt stand dabei ein ökonometrisches
    Boden- und Mietpreissteigerungen sowie
                                                   Modell (PANTA RHEI REGIO), welches in
    negativen wachstums- und beschäftigungs-
                                                   der Lage ist mit Daten auf Landkreisebene
    politischen Implikationen führen könnte.
                                                   die wesentlichen Wirkungsbeziehungen der
    Ziel des Forschungsprojekts war es vor die-    relevanten Strukturgrößen der Nachfrage
    sem Hintergrund, die möglichen Wirkungen       nach baulichen Nutzflächen und Angebot-
    einer Erreichung des 30-ha-Ziels modellge-     sparametern (z. B. tatsächliche Flächenver-
    stützt zu untersuchen. Dazu wurden zwei        änderung, Bodenpreise) abzuschätzen. Da
    Szenarien zur gesellschaftlichen Flächen-      mit (PANTA RHEI REGIO) nicht alle als rele-
    nachfrage unter der Annahme unterschied-       vant erachteten Wirkungen modelliert wer-
    licher ökonomischer und demographischer        den konnten, wurden auch umfangreiche
    Entwicklungen bis zum Jahr 2020 bzw. 2025      Literaturauswertungen und zwei regionale
    verglichen. Die in den Szenarien erziel-       Fallstudien durchgeführt. Mit letzteren wur-
    ten Projektionsergebnisse wurden Flächen-      de die Abhängigkeit der Wohnbautätigkeit
    kontingenten gegenübergestellt, die sich       sowie der Boden- und Immobilienpreise
    aus einer im Rahmen des Forschungspro-         von der Verfügbarkeit von Wohnbauland
    jekts vorgenommenen Operationalisierung        für das Land Niedersachsen und die Region
    des Flächenziels für verschiedene Regionen     Düsseldorf näher untersucht.

    Abbildung KF 1:
    Untersuchungsdesign
Kurzfassung                                                                                    

Überblick über den Forschungsstand                wicklungsflächen negative wachstums-
                                                  politische Implikationen haben könnten,
Die breit angelegte Literaturanalyse verdeut-
                                                  existieren nach Auffassung der Autoren
lichte, dass das Wirkungsspektrum wachs-
                                                  nicht.
tumsbegrenzender Planungsstrategien auf
nationaler und/oder regionaler Ebene au-        • Weitgehend unbestritten sind dagegen
ßerordentlich breit ist. Dadurch weisen           die dämpfenden Wirkungen höherer
politische Abwägungsprozesse über die             Siedlungsdichten auf den Energiever-
Einführung diesbezüglicher Instrumente            brauch. Mit zunehmender Verdichtung
eine außerordentlich hohe Komplexität auf.        der Siedlungsstruktur sinkt unter sonst
Überschlägig lässt sich der internationale        gleichen Bedingungen die motorisierte
Forschungsstand in folgenden Aussagen zu-         Verkehrsleistung während der Anteil des
sammenfassen:                                     öffentlichen Verkehrs an der gesamten
                                                  Verkehrsleistung steigt. Eine kompakte,
• Ein stimulierender Effekt von Verknap-
                                                  flächensparende Siedlungsentwicklung
  pungsstrategien auf die Bauland- und
                                                  verspricht damit einen relevanten Bei-
  Hauspreise sowie die Mietniveaus (im
                                                  trag zur Begrenzung verkehrsbedingter
  Sinne von höheren Preisen) wird in der
                                                  Energieverbräuche und der Emission von
  Literatur mehrheitlich bejaht. Negative
                                                  Klimagasen.
  soziale Auswirkungen infolge von Preis-
  steigerungen sind allerdings nur dann zu      • Eine flächensparsame Siedlungsentwick-
  erwarten, wenn gemessen an der Nachfra-         lung erbringt weiterhin Entlastungsef-
  ge eine tatsächliche Knappheit an Bauland       fekte für die Finanzierung von Infrastruk-
  erzeugt wird. Damit kommt der Imple-            turleistungen, insbesondere netzbasierter
  mentation von Instrumenten des Wachs-           technischer Basisdienstleistungen. Mit
  tumsmanagements zentrale Bedeutung              zunehmender Verdichtung der Siedlungs-
  zu. Wird die Einschränkung von bau-             struktur sinken unter sonst gleichen Be-
  lichen Entwicklungsmöglichkeiten außer-         dingungen die Pro-Kopf-Kosten für die
  halb von definierten Gebieten (z. B. in         Installation und den Betrieb von Lei-
  der Kernstadt oder dem Siedlungsraum            tungen und Anlagen. Bei der sozialen In-
  allgemein) über flächenmobilisierende           frastruktur wird hingegen nur von einer
  Maßnahmen innerhalb der Gebiete be-             vergleichsweise geringen Elastizität der
  gleitet, sind negative ökonomische und          Kosten gegenüber siedlungsstrukturellen
  soziale Wirkungen nicht oder in deutlich        Eigenschaften ausgegangen.
  geringerem Umfang zu erwarten.
                                                • Eine Eindämmung der Flächeninan-
• Als gesichert gilt weiterhin, dass lokale       spruchnahme würde darüber hinaus auch
  oder regionalplanerische Wachstumsbe-           zur Schonung natürlicher Böden und ih-
  grenzungen zu räumlichen Ausweich-              res umweltfunktionalen Potenzials bei-
  reaktionen führen können. Danach verla-         tragen. Hier kommt vor allem dem Verlust
  gern Bauland nachfragende Akteure ihre          hochwertiger Agrarböden Bedeutung zu,
  Nachfrage in angrenzende Regionen bzw.          welche häufig in räumlicher Nähe zu den
  Kommunen, die nicht von Baulandknapp-           Siedlungskernen der Agglomerations-
  heit als Folge planerischer Flächenratio-       räume lokalisiert sind und deshalb von
  nierung betroffen sind. Dies unterstreicht      der baulichen Flächeninanspruchnahme
  die Bedeutung einer überregionalen oder         überproportional betroffen sind.
  gar gesamtstaatlichen Umsetzung von
  Strategien und Konzepten flächenspar-         Insgesamt ergeben sich hieraus zwei we-
  samer Siedlungsentwicklung.                   sentliche Schlussfolgerungen. Erstens wird
                                                deutlich, dass die politische Bewertung von
• Ferner wird in der Literatur mehrheitlich
                                                Strategien und Instrumenten zur Begren-
  darauf verwiesen, dass eine Verdichtung
                                                zung des Flächenwachstums mit ausge-
  der Siedlungsbestände – als Reaktion auf
                                                prägten Zielkonflikten konfrontiert ist. Die
  die Verknappung von Bauland – in Kon-
                                                Erreichung des 30-ha-Ziels kann – und dies
  flikt mit den Wohnpräferenzen privater
                                                ist zunächst unabhängig von der Frage, mit
  Haushalte treten kann.
                                                welchen Instrumenten dies erfolgt – mit
• Weitgehend ungeklärt sind bislang die         positiv zu bewertenden Wirkungen, insbe-
  Wirkungen planerischer Baulandver-            sondere mit Blick auf die Inanspruchnah-
  knappung auf wirtschaftliche Akteure.         me natürlicher Ressourcen, einhergehen.
  Erkenntnisse, dass eine Unterversorgung       Gleichzeitig müssen Risiken konstatiert wer-
  der Unternehmen mit baulichen Ent-            den, die aus möglichen Preissteigerungen
                                               30-ha-Ziel realisiert    Forschungen Heft 148

    von Bauland und Immobilien resultieren          (Katasterfläche) der Landkreise und kreis-
    und sozial selektive Auswirkungen aufwei-       freien Städte in einem Verhältnis von 1 : 1
    sen. Vor allem Haushalte, die durch ihr ge-     einbezieht.
    ringes Einkommen ohnehin Probleme beim
                                                    Schließlich mussten Annahmen getrof-
    Zugang zu den Wohnungsmärkten haben,
                                                    fen werden, wie sich die SuV-Kontingente
    könnten durch eine planerische Bauland-
                                                    auf die vier Nutzungsarten Gebäude- und
    verknappung betroffen sein.
                                                    Freifläche Wohnen, Gebäude- und Frei-
    Zweitens konnte die Literaturanalyse aber       fläche ohne Wohnen, Erholungsflächen
    auch deutlich machen, dass nicht nur die        und Verkehrsflächen verteilen. Der hierfür
    Frage, ob die Entwicklung von Bauland auf       eingesetzte Verteilungsschlüssel setzt sich
    bislang nicht baulich genutzten Flächen         zu einem Drittel aus den Anteilen der Nut-
    begrenzt wird, sondern auch, wie dies er-       zungsarten im Jahr 2008 und zu zwei Drit-
    folgt, die Richtung und Intensität positiver    teln aus der Entwicklung der Nutzungsarten
    wie negativer Wirkungen bestimmt. Danach        zwischen 2000 und 2008 zusammen. Im
    kommt der Auswahl von Instrumenten und          Ergebnis dieser Berechnungen wurden für
    der Art und Weise ihrer Implementation          jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt
    hohe Bedeutung zu. Die Ergebnisse vieler        SuV-Kontingente, differenziert nach Haupt-
    Studien lassen die Schlussfolgerung zu, dass    nutzungsarten, bis 2020 bzw. 2025 ermittelt.
    eine Strategie flächensparsamer Siedlungs-      Diese normativ festgelegten Kontingente
    entwicklung von flankierenden Maßnah-           lassen sich der geschätzten Flächennach-
    men der Bauland- und Leerstandsmobili-          frage gegenüberstellen.
    sierung im Innenbereich begleitet werden
    sollte. Dies unterstreicht die Bedeutung von    Wirkungsfolgenabschätzung mit PANTA
    integrierten Steuerungsstrategien, bei denen    RHEI REGIO
    ein überörtliches Wachstumsmanagement
    begleitet wird von lokalen städtebaulichen      Mit der modellbasierten Wirkungsfolgen-
    und freiraumplanerischen Strategien.            abschätzung möglicher ökonomischer und
                                                    sozialer Konsequenzen einer Flächenver-
                                                    brauchsreduktion wurde im Rahmen der
    Zielerreichungsszenarien: Implementation
                                                    vorliegenden Studie in weiten Teilen wis-
    des 30-Hektar-Ziels
                                                    senschaftliches Neuland betreten. Bei der
    Bevor die möglichen bundesweiten und            Bewertung der Analyseergebnisse gilt es zu
    regionalen Verknappungswirkungen einer          beachten, dass die größtenteils negativen
    Erreichung des 30-Hektar-Ziels untersucht       Implikationen von Preissteigerungen nur
    werden konnten, musste eine Konkretisie-        einen Teilaspekt der mit einer Flächenver-
    rung des Ziels in zeitlicher, räumlicher und    brauchsreduktion einhergehenden Folgen
    sachlicher Hinsicht erfolgen. Die zeitliche     darstellen. So gehören beispielsweise das
    Erreichung des 30-Hektar Ziels orientiert       gesamte Feld der ökologischen Wirkungen,
    sich an dem vom Umweltbundesamt for-            aber auch die erwarteten positiven Effekte
    mulierten Handlungsziel, welches davon          im Hinblick auf die Auslastung von sozialer
    ausgeht, dass sich die tägliche Inanspruch-     und technischer Infrastruktur nicht zum
    nahme von Siedlungs- und Verkehrsfläche         Analysehorizont der Wirkungsfolgenab-
    (SuV) im Jahr 2010 auf 80 ha reduziert hat      schätzung mit (PANTA RHEI REGIO) (s. o.).
    und sich bis 2020 linear auf 30 ha reduzie-     Selbiges gilt auch für die möglichen Impli-
    ren wird. Für die Jahre 2021 bis 2025 wurde     kationen einer Reduktion des Zuwachses an
    in der Untersuchung unterstellt, dass der       Verkehrs- und Erholungsflächen. Für eine
    Flächenverbrauch zunächst konstant bei          gesamtpolitische Bewertung gilt es jedoch,
    30 ha bleibt. Danach würde sich der SuV-Be-     alle mit einer Flächenverbrauchsreduktion
    stand auf etwa 4,97 Mio. ha bis 2020 und gut    verbundenen Wirkungen angemessen zu
    5 Mio. ha bis zum Jahr 2025 erhöhen.            berücksichtigen.

    Zur räumlichen Allokation des bundes-           Bevor Aussagen zu den derart abgegrenzten
    weiten Flächenkontingents auf Ebene der         Konsequenzen getroffen werden können
    Landkreise und kreisfreien Städte wurden        müssen drei Fragen beantwortet werden:
    zunächst alternative Verteilungsschlüssel
                                                    (1) Wie wird sich der Flächenzuwachs in
    hinsichtlich ihrer regionalen Verteilungs-
                                                       den kommenden Jahren voraussichtlich
    wirkungen untersucht. Ausgewählt wurde
                                                       entwickeln?
    schließlich ein Verteilungsschlüssel, welcher
    die Bevölkerungszahl und die Bodenfläche        (2) Welche Dimension hat der Anpassungs-
Kurzfassung                                                                                                               

   bedarf für eine Erreichung des 30-Hek-                        wird, ausgehend von einem bereits deutlich
   tar-Ziels?                                                    reduzierten Niveau, eine weiterhin leicht
                                                                 rückläufige Tendenz der Flächeninanspruch-
(3) Wie hoch sind die Preiseffekte auf den
                                                                 nahme erwartet (vgl. Tabelle KF 1). Unter
   Bodenmärkten, die mit der Erreichung
                                                                 Stagnationsbedingungen wird insbesondere
   des Ziels einhergehen?
                                                                 bei den Gebäude- und Freiflächen ein noch
Bei der Projektion der Flächeninanspruch-                        deutlich niedrigerer Zuwachs erwartet.
nahme wird zwischen zwei unterschied-
                                                                 Solange das 30-ha-Ziel in zeitlicher und
lichen Rahmenbedingungen unterschieden:
                                                                 räumlicher Dimension sowie im Hinblick
einem Status-quo- und einem Stagnations-
                                                                 auf die Flächennutzungsarten nicht ver-
szenario. Das Status-quo-Szenario zeichnet
                                                                 bindlich konkretisiert wird, müssen, um das
sich dadurch aus, dass mit einem positiven
                                                                 Ausmaß der Anpassungserfordernisse ab-
Außenwanderungssaldo (3,8 Mio. Personen
                                                                 leiten zu können, entsprechende normative
im Zeitraum von 2006 bis 2025) und einem
                                                                 Festlegungen aus anderen Quellen herange-
Wirtschaftswachstum, welches mittel- bis
                                                                 zogen werden. Um die zweite Frage beant-
langfristig größer als 1 % p. a. ist, gerechnet
                                                                 worten zu können, musste also im Rahmen
wird. Im Stagnations-Szenario wird hin-
                                                                 der Wirkungsfolgenabschätzung mit (PANTA
gegen ein deutlich reduzierter Außenwan-
                                                                 RHEI REGIO) auf die Ergebnisse der Zieler-
derungssaldo zugrunde gelegt. Auch die
                                                                 reichungsszenarien (s. o.) zurückgegriffen
Wachstumsperspektiven für das BIP sind
                                                                 werden. Unter diesen Voraussetzungen wird
mit gut 0,5 % p. a. niedriger als unter Status-
                                                                 für eine Zielerreichung unter Status-quo-Be-
quo-Bedingungen.
                                                                 dingungen ein Anpassungsbedarf bei der In-
Bezüglich der ersten Frage, nach dem Flä-                        anspruchnahme von Gebäude- und Freiflä-
chenzuwachs in den kommenden Jahren,                             chen von 8 810 Hektar (4,8 Hektar pro Tag)
ist unter Status-quo-Bedingungen davon                           in den Jahren 2016 bis 2020 projiziert (s. Ta-
auszugehen, dass sich die Flächeninan-                           belle KF 2). Der erwartete Anpassungsbedarf
spruchnahme in Deutschland gegenüber                             fällt in den „sehr zentralen“ und „zentralen“
den historischen Beobachtungen deutlich                          Regionen Süddeutschlands mit 45 bzw. 48 %
reduzieren wird. Selbst wenn der Beitrag                         gut doppelt so hoch aus wie im Bundes-
der Grünanlagen aus der Betrachtung aus-                         durchschnitt (21 %). Dies gilt beispielsweise
geschlossen wird, da es sich hierbei um ei-                      für weite Teile Nordbadens, das Münchener
nen Teil der Erholungsflächen handelt, der                       Umland und weite Teile Bayrisch-Schwa-
aufgrund starker flächenstatistischer Neu-                       bens. In der Mitte und dem Norden West-
zuordnungen derzeit nicht aussagekräftig                         deutschlands hingegen werden weit über-
ist, geht der Zuwachs an Siedlungs- und Ver-                     durchschnittliche Anpassungserfordernisse
kehrsflächen jedoch voraussichtlich bis 2020                     fast ausschließlich in zentralen (suburbanen)
nicht unter 50 ha pro Tag zurück. Insbeson-                      Regionen (61 bzw. 75 %) projiziert. Zu nennen
dere bei den Verkehrs- und Erholungsflä-                         sind hier in erster Linie die Rheinschiene süd-
chen ist innerhalb des Projektionszeitraums                      lich von Köln, eine Achse von Ostwestfalen
kein deutlicher Rückgang zu erwarten. Für                        bis ins Oldenburger Land sowie das Umland
die Gebäude- und Freiflächen (GF-Flächen)                        von Hamburg. Zudem zeigt sich ein auf den

Tabelle KF 1:
Flächenzuwachs in den Jahren 2016 bis 2020 – Projektionsergebnisse von PANTA RHEI REGIO

                                  unter Status-quo-Bedingungen                  unter Stagnations-Bedingungen

                                                 in ha pro Tag                                  in ha pro Tag

 Ergebnisse der                       im Ø der                                       im Ø der
 modellbasierten                        Jahre                                          Jahre
 Flächenprojektion mit                2016 bis                                       2016 bis
 PANTA RHEI REGIO             in ha     2020       in 2016       in 2020    in ha      2020       in 2016       in 2020

 SuV insgesamt            117 500       64,4         68,4         62,7     97 920      53,7         57,9         51,6

 SuV ohne Grünanlagen     95 600        52,4         56,3         50,8     76 290      41,8         46,0         39,9
 darunter: Gebäude-
 und Freiflächen          51 100        28,0         31,3         26,7     35 440      19,4         22,8         18,0

Quelle: eigene Berechnungen
                                                                                                      30-ha-Ziel realisiert    Forschungen Heft 148

                                                     ersten Blick erstaunliches Analyseergebnis:              systematisch benachteiligen. Unter Stagna-
                                                     mit 91 % werden die deutlichsten Anpas-                  tionsbedingungen wandelt sich das Analyse-
                                                     sungserfordernisse in einem ostdeutschen                 ergebnis jedoch grundlegend. In diesem
                                                     Raumtyp erwartet. Hierfür ist jedoch über-               Szenario wird damit gerechnet, dass das für
                                                     wiegend das Berliner Umland verantwort-                  die GF-Flächen definierte Teilziel sogar un-
                                                     lich. Für diese Region wird in den zugrunde              terschritten wird. Zusätzlicher Anpassungs-
                                                     liegenden demographischen Vorgaben ein                   bedarf wird hier erst in einer (sehr) langfris-
                                                     deutlicher Anstieg der Anzahl der Haushalte              tigen Perspektive gesehen.
                                                     erwartet.
                                                                                                              Zur Klärung der dritten und letzten Frage,
                                                     Zusammenfassend lässt sich aus den Ergeb-                nach den Preiseffekten auf den Bodenmärk-
                                                     nissen zweierlei schließen: Erstens wird das             ten, wurde die modellbasierte Wirkungs-
                                                     Flächenziel in denjenigen Regionen, für die              folgenabschätzung durch zwei regionale
                                                     ein überdurchschnittlicher Flächenzuwachs                Fallstudien ergänzt. Diese untersuchten,
                                                     erwartet wird, besonders häufig bezie-                   inwieweit sich Baulandverknappung auf
                                                     hungsweise deutlich verfehlt. Zweitens lässt             Boden- und Immobilienpreise sowie die
                                                     sich diese Übereinstimmung auch dahin-                   Neubautätigkeit auswirkt. Aufgrund der
                                                     gehend interpretieren, dass die in den Ziel-             Vorhaltung von räumlich disaggregierten
                                                     erreichungsszenarien zugrunde gelegten                   Daten zur Verfügbarkeit von Bauland auf
                                                     Verteilungsschlüssel für die Ableitung von               Ebene von Landkreisen und Gemeinden
                                                     regionalisierten Flächenzielen keine Region              wurden das Land Niedersachen und der

Tabelle KF 2:
Nationale und regionale Ergebnisse für die Dimension des Anpassungsbedarfs in den Jahren 2016 bis 2020 bei den
Gebäude- und Freiflächen

                                                                            unter Status-quo-Bedingungen                            unter Stagnations-Bedingungen
 Gegenüberstellung von
 projiziertem und maximal                                                                 Raumtyp Lage
 zulässigem Flächenzuwachs
 im Zeitraum 2016 bis 2020                             insgesamt     sehr zentral     zentral        peripher      sehr peripher             insgesamt

                              erwartet in ha             51 090        13 650         21 710          14 340           1 390                   34 130
 Deutschland

                              max. zulässig in ha        42 270        11 870         13 240          13 950           3 210                   40 480

                              Differenz in Prozent        21 %          15 %           64 %            3%              -57 %                   -16 %

                              Anzahl der Kreise
                              mit Zielverfehlung       210 von 413   53 von 107      93 von 145     61 von 138        3 von 23              129 von 413

 differenziert nach vier Großregionen

                      Nord    erwartet in ha             9 770          1 380          4 590          3 710              90                    6 190

                              max. zulässig in ha        7 730          1 590          2 630          3 110             400                    7 730

                              Differenz in Prozent        26 %         -13 %           75 %           19 %             -78 %                   -20 %

                              Anzahl der Kreise
                              mit Zielverfehlung        31 von 64      2 von 8       18 von 29      11 von 24         0 von 3                 18 von 64
                      Mitte   erwartet in ha             14 200         7 460          5 400          1 340                                    9 820
    Westdeutschland

                              max. zulässig in ha        10 610         5 980          3 360          1 270                                    10 610

                              Differenz in Prozent        34 %          25 %           61 %            6%           nicht besetzt               -7 %

                              Anzahl der Kreise
                              mit Zielverfehlung       66 von 122    34 von 68       25 von 40       7 von 14                                38 von 122
                      Süd     erwartet in ha             17 000         3 640          7 300          5 780             280                    11 460

                              max. zulässig in ha        12 550         2 510          4 940          4 800             300                    12 550

                              Differenz in Prozent        35 %          45 %           48 %           20 %              -7 %                    -9 %

                              Anzahl der Kreise
                              mit Zielverfehlung       88 von 140    14 von 25       40 von 58      32 von 54         2 von 3                54 von 140

                              erwartet in ha             10 120         1 170          4 420          3 510            1 020                   6 660
 Ostdeutschland

                              max. zulässig in ha        11 380         1 790          2 310          4 770            2 510                   9 590

                              Differenz in Prozent        -11%         -35 %           91 %           -26 %            -59 %                   -31 %

                              Anzahl der Kreise
                              mit Zielverfehlung        25 von 87      3 von 6       10 von 18      11 von 46         1 von 17                19 von 87

Quelle: eigene Berechnungen
Kurzfassung                                                                                                                          

Regierungsbezirk Düsseldorf als Fallstu-        aber insbesondere auch eine regionale Di-
dienregionen ausgewählt. Mit Hilfe von          mension. So kann für die vorab angeführ-
multiplen Regressionsmodellen wurden            ten Regionen mit überdurchschnittlichem
verschiedene Wirkungshypothesen über-           Anpassungsbedarf bereits bis zum Jahr 2020
prüft. Die Ergebnisse zeigen insgesamt, dass    ein Effekt auf die Bodenpreise von teilweise
der Hypothese, wonach Boden- oder Immo-         deutlich mehr als 10 % nicht ausgeschlos-
bilienpreissteigerungen infolge eines knap-     sen werden. Soll langfristig ein Niveau des
pen Baulandangebotes zu erwarten sind,          Gebäude- und Freiflächenwachstums von
vorsichtig zugestimmt werden kann. Aller-       deutlich unter 20 Hektar pro Tag erreicht
dings muss der Einfluss der Baulandverfüg-      werden, so erhöht sich der erwartete Effekt
barkeit auf den Bodenpreis als eher moderat     auf die Baulandpreise erheblich, wie bereits
eingestuft werden. Dieser Befund gilt selbst-   die Durchschnittswerte in Tabelle KF 3 für
verständlich zunächst nur für die beiden        den Zeitraum bis 2025 zeigen. Zudem gilt
hier betrachteten Fallstudienräume. Inwie-      es bei den angeführten Dimensionen zur
fern die Ergebnisse verallgemeinert werden      Preisreaktion auf den Baulandmärkten zu
können, muss an dieser Stelle offen bleiben.    beachten, dass die Kreise mit Anpassungs-
Auch ist darauf hinzuweisen, dass Ablei-        bedarf in der Preissimulation davon profi-
tungen dazu, inwieweit eine herbeigeführte      tieren können, dass für andere Kreise eine
Verknappung tatsächlich Preissteigerungen       Zielunterschreitung vorliegt. Die Preisre-
hervorruft, zudem dadurch erschwert wer-        aktionen würden deutlich höher ausfallen,
den, dass keine Zeitreihen analysiert werden    wenn jeder Kreis sein Flächenziel einhalten
konnten und die Modelle aufgrund der statt-     müsste.
dessen durchgeführten Querschnittsanalyse
grundsätzlich weniger aussagekräftig sind.
Für die Baufertigstellungen wurde dagegen       Tabelle KF 3:
ein valider Zusammenhang zur Baulandver-        Auswirkungen der Baulandverknappung auf die Preise für Wohnbauland
fügbarkeit nachgewiesen. Mit zunehmender
Baulandverfügbarkeit steigt unter sonst                        durchschnittlicher Baulandpreisanstieg aufgrund der eingeschränkten
                                                                      Flächenverfügbarkeit bei einer Preiselastizität von -0,3
gleichen Bedingungen die Wohnungsbau-
leistung, wobei dieser Zusammenhang für          Raumtyp Lage                               bis 2020                      bis 2025

den Geschosswohnungsbau ausgeprägter             sehr zentral                                  4,9 %                        15,3 %
ist als beim Neubau von Ein- und Zweifa-         zentral                                       6,5 %                        20,3 %
milienhäusern. Eine Erreichung des 30-ha-
                                                 peripher                                      4,8 %                        15,8 %
Ziels führt also möglicherweise zu einer Ver-
                                                 sehr peripher                                 1,2 %                         5,5 %
ringerung der Neubautätigkeit. Gleichzeitig
kann aber angenommen werden, dass unter          alle Kreise                                   5,5 %                        17,3 %
diesen Bedingungen die Mobilisierung von         Abweichungen gegenüber dem Status-quo-Szenario in Prozent
Bauland im Bestand zunimmt. Inwieweit
                                                Quelle: eigene Berechnungen
sich also Auswirkungen auf die Preise für
Wohnraum ergeben, konnte damit nicht ab-
schließend beantwortet werden.
                                                Schließlich wurde im Rahmen der modell-
Sowohl die regionalen Fallstudien als auch
                                                basierten Wirkungsfolgenabschätzung der
die wissenschaftliche Literatur zu diesem
                                                Frage nachgegangen, mit welchen Implika-
Thema belegen, dass von einer Preiselas-
                                                tionen des erwarteten Baulandpreiseffekts
tizität der Baulandverknappung in Höhe
                                                auf (a) die Wohnbautätigkeit und Wohn-
von etwa -0,3 auszugehen ist. Wird also
                                                raumversorgung, auf (b) das Mietpreisni-
beispielsweise in einer Region das Bauland
                                                veau und die soziale Nachhaltigkeitsdimen-
um 10 % knapper, so erhöht sich dort der
                                                sion sowie auf (c) die (sektorale/regionale)
Baulandpreis um voraussichtlich 3 %. Kom-
                                                Wachstumsdynamik der Volkswirtschaft zu
biniert man verschiedene Hypothesen zur
                                                rechnen ist.
Preisreaktion auf den Bodenmärkten mit
den Analyseergebnissen zur Dimension des        a) Es zeigt sich, dass die Wohnneubautä-
Anpassungsbedarfs für eine Zielerreichung          tigkeit im Zeitraum von 2016 bis 2020
unter Status-quo-Bedingungen, so zeigt             mit -1,0 bis -1,5 % zwar merklich, aber
sich, dass in Folge einer Zielerreichung bis       durchaus noch moderat auf die mit
zum Jahr 2020 im bundesdeutschen Durch-            der Baulandverknappung verbundenen
schnitt mit einem Anstieg der Preise für           Baulandpreissteigerungen reagieren wür-
Wohnbauland um bis zu 5,5 % zu rechnen             de. Am deutlichsten, mit -1,1 bis -1,7 %,
ist. Die erwarteten Preisreaktionen haben          fallen die Reaktionen in den zentralen
10                                                30-ha-Ziel realisiert    Forschungen Heft 148

       Räumen aus. Rund 78 % der Bautätigkeits-       politisches Handeln wird eine Erreichung
       minderung entfällt auf Kreise (Regionen),      des Nachhaltigkeitsziels nicht möglich sein.
       in denen die Daten auf eine Wohnungs-          Zwar ist davon auszugehen, dass sich die
       unterversorgung hinweisen. Es kann so-         Flächeninanspruchnahme in Deutschland
       mit nicht ausgeschlossen werden, dass          gegenüber den historischen Beobachtungen
       sich die Situation auf angespannten re-        deutlich reduzieren wird. Unter Status-quo-
       gionalen Wohnungsmärkten verschärft.           Bedingungen bleibt der voraussichtliche
                                                      Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsflächen
     b) Im Hinblick auf die Auswirkungen auf
                                                      aber auf absehbare Zeit in einer Größen-
        das Mietpreisniveau kommen die mo-
                                                      ordnung von mehr als 50 ha pro Tag. Dass
        dellbasierten Analysen zu dem Ergebnis,
                                                      keine niedrigeren Werte erreicht werden, ist
        dass bis 2020 mit einer Reaktion in Höhe
                                                      nicht zuletzt auf die erwarteten Entwicklun-
        von +0,16 bis +0,21 % zu rechnen ist. Be-
                                                      gen bei den Erholungsflächen (~17 ha pro
        zogen auf den Durchschnittshaushalt
                                                      Tag inkl. Grünanlagen / ~5 ha pro Tag ohne
        bedeutet dies einen Rückgang der Kauf-
                                                      Grünanlagen) und bei den Verkehrsflächen
        kraft um 0,02 bis 0,03 %. Die Analyse zeigt
                                                      (~16 ha pro Tag) zurückzuführen. Betrachtet
        aber auch, dass es Regionen gibt, für die
                                                      man hingegen ausschließlich die Gebäude-
        ein stark überdurchschnittlicher Anpas-
                                                      und Freiflächen, so zeigen die Ergebnisse,
        sungsbedarf und damit auch ein stark
                                                      dass die hohen Flächenzuwächse der Jahre
        überdurchschnittlicher Bodenpreiseffekt
                                                      bis etwa 2004 endgültig der Vergangenheit
        erwartet wird. In diesen Regionen (s. o.)
                                                      angehören. Folgt man der im Forschungs-
        ist davon auszugehen, dass die angeführ-
                                                      vorhaben vorgenommenen sachlichen Auf-
        ten durchschnittlichen Wirkungen auf
                                                      teilung des 30-Hektar-Ziels, so verbleibt un-
        Mietpreisniveau und Kaufkraft um bis zu
                                                      ter Status-quo-Bedingungen auch bei den
        fünfmal höher ausfallen können. Zudem
                                                      Gebäude- und Freiflächen eine Nachhal-
        zeigen die Analysen, dass die sozialen Im-
                                                      tigkeitslücke und somit Handlungsbedarf.
        plikationen für diejenigen Haushalte, die
                                                      Nur unter deutlich ungünstigeren demogra-
        einen besonders hohen Teil ihres Kon-
                                                      phischen und ökonomischen Rahmenbe-
        sumbudgets auf Wohnungsmieten ver-
                                                      dingungen (Stagnationsszenario) kann im
        wenden (z. B. Haushalte mit niedrigem
                                                      Hinblick auf die Gebäude- und Freiflächen
        Einkommen, allein Lebende, allein Erzie-
                                                      davon ausgegangen werden, dass das Ziel
        hende), deutlicher ausfallen.
                                                      ohne weitergehendes politisches Handeln
     c) Die größten Unsicherheiten verbleiben         erreicht wird.
        im Hinblick auf die möglichen Konse-
                                                      Ein zweites zentrales Ergebnis ist, dass sich
        quenzen auf die wirtschaftliche Dynamik.
                                                      eine Politik der Flächenverbrauchsreduk-
        Zwar konnte modellbasiert nachgewie-
                                                      tion mit komplexen Zielkonflikten kon-
        sen werden, dass gesamtwirtschaftlich
                                                      frontiert sieht. Den positiven Wirkungen
        betrachtet mit einem leichten Rückgang
                                                      einer Eindämmung des Flächenverbrauchs
        der Bauinvestitionstätigkeit der Wirt-
                                                      wie Einsparungen beim Energieverbrauch
        schaftsbereiche zu rechnen ist. Ob hier-
                                                      und bei Infrastrukturaufwendungen stehen
        mit jedoch auch Einschränkungen bei
                                                      eine Reihe negativer Effekte gegenüber. In
        der Produktionsleistung der betroffenen
                                                      Regionen mit angenommener Baulandver-
        Unternehmen einhergehen werden, lässt
                                                      knappung als Folge einer Realisierung des
        sich nicht abschließend beantworten.
                                                      Ziels sind steigende Preise für Wohnbauland
        Auch mögliche Implikationen auf die
                                                      wahrscheinlich. Die projizierten Dimen-
        räumliche Verteilung der wirtschaftlichen
                                                      sionen dieses Anstiegs erscheinen mit durch-
        Aktivitäten lassen sich auf Grundlage der
                                                      schnittlich +5,5 % insbesondere bis 2020
        zur Verfügung stehenden statistischen
                                                      noch überschaubar. Zu bedenken ist jedoch
        Informationen nicht nachweisen.
                                                      bereits in diesem Zeitraum, dass die räum-
                                                      liche Verteilung der Baulandpreiseffekte auf
                                                      eine Verstärkung des Baulandpreisgebirges
     Schlussfolgerungen und
                                                      hin deuten. Blickt man noch weiter in die
     Handlungsempfehlungen
                                                      Zukunft, so drohen Preiswirkungen, die nur
     Die empirischen Ergebnisse des Forschungs-       schwerlich in Einklang mit wirtschafts- und
     vorhabens lassen die begründete Schluss-         sozialpolitischen Zielsetzungen zu bringen
     folgerung zu, dass das 30-ha-Ziel der Natio-     sind. Mit den Preiseffekten auf den Boden-
     nalen Nachhaltigkeitsstrategie auch im fort-     märkten steigen nicht nur die Kosten des
     schreitenden demographischen Wandel kein         Neubaus von Wohngebäuden mit entspre-
     „Selbstläufer“ sein wird. Ohne engagiertes       chenden negativen Implikationen auf die
Kurzfassung                                                                                    11

Wohnneubautätigkeit. Die Ergebnisse zei-       Instrumenten und der Art und Weise ihrer
gen zudem, dass auch erhöhte Mietpreis-        Implementation hohe Bedeutung zu. Eine
niveaus zu erwarten sind, was zu Benach-       Strategie flächensparsamer Siedlungsent-
teiligungen für einkommensschwächere           wicklung im Außenbereich sollte von flan-
Haushalte führen könnte. Einschränkend         kierenden Maßnahmen der Baulandmobi-
anzumerken ist jedoch, dass einige mög-        lisierung im Innenbereich begleitet werden.
liche Wirkungen der Flächenverbrauchs-         Auf diese Weise kann es gelingen, Knapp-
reduktion mit diesem Forschungsvorhaben        heitspreise auf den Bauland- und Immo-
nicht näher untersucht werden konnten.         bilienmärkten zu begrenzen. Dies unter-
Diese betreffen die Wirkungen auf die Vor-     streicht die Bedeutung von integrierten
aussetzungen für Bestandsmobilisierung         Steuerungsstrategien, bei denen ein über-
sowie vor allem Wirkungszusammenhänge          örtliches Wachstumsmanagement begleitet
zwischen Baulandverfügbarkeit und (regio-      wird von lokalen städtebaulichen und frei-
naler) wirtschaftlicher Dynamik. Dies sollte   raumplanerischen Strategien. Die enormen
in weiterführenden wissenschaftlichen Ana-     Innenentwicklungspotenziale auf der einen
lysen vertieft werden.                         und der mittelfristig abnehmende Sied-
                                               lungsdruck auf der anderen Seite stellen hier
Eine Untersuchung der räumlichen Effekte
                                               günstige Rahmenbedingungen dar.
des 30-Hektar-Ziels – ausgehend von nor-
mativ festgelegten Verteilungsschlüsseln       Die politischen Entscheidungsträger in Bund
des bundesweiten SuV-Kontingents auf Re-       und Ländern sind darüber hinaus gefor-
gionen –verdeutlicht, dass mit einer Politik   dert, das 30-ha-Ziel zeitlich, räumlich und
der Flächenverbrauchsreduktion keine Be-       sachlich zu konkretisieren. Erst dann las-
nachteiligung peripherer Räume einher-         sen sich genauere Aussagen zu regionalen
geht. Im Gegenteil, es sind die suburbanen     Anpassungserfordernissen und möglichen
(zentralen) Kreise, welche den höchsten Re-    Verzichtskosten treffen. Die zeitliche Di-
duktionserfordernissen ausgesetzt wären,       mension ist insofern von Belang, als es aus
würde das Ziel konsequent erreicht werden.     einer ökologischen Perspektive von nur un-
Demgegenüber werden für die ländlichen         tergeordneter Bedeutung ist, wie hoch der
(peripheren) Räume in weitaus geringerem       Flächenverbrauch in einem einzelnen Jahr
Umfang Anpassungserfordernisse erwartet.       ausfällt. Die Frage muss vielmehr lauten,
Die sehr peripheren Räume könnten sogar        wie viel Siedlungs- und Verkehrsfläche bis zu
mit überschüssigen Flächenkontingenten         einem festgelegten Zeitpunkt maximal hin-
rechnen. Die Hintergründe dafür liegen im      zukommen soll. Eine räumliche Konkretisie-
forcierten Schrumpfungsprozess der Be-         rung hätte zunächst den informatorischen
völkerung in diesen Regionen, welcher sich     Effekt, dass regionale bzw. lokale Akteure in
dämpfend auf die Bautätigkeit und Bauland-     die Lage versetzt werden, ihr flächenwirk-
nachfrage auswirkt.                            sames Handeln im Hinblick auf das Nach-
                                               haltigkeitsziel zu bewerten. Die Arbeiten des
Die begleitend zu den empirischen Arbei-
                                               Projektes haben verdeutlicht, dass alterna-
ten durchgeführte systematische Literatur-
                                               tive Umlegungsschlüssel des bundesweiten
analyse macht zudem deutlich, dass nicht
                                               SuV-Kontingents auf Regionen bzw. Land-
nur das „Ob“ einer Zielerreichung, sondern
                                               kreise erhebliche Unterschiede in den Ver-
auch das „Wie“ die Richtung und Intensität
                                               teilungseffekten nach sich ziehen.
positiver wie negativer Wirkungen bestim-
men kann. Danach kommt der Auswahl von
12                                                 30-ha-Ziel realisiert    Forschungen Heft 148

     Executive Summary
     Study purpose and approach                        casting land consumption in the regions
                                                       of Germany. This empirically based model
     According to the National Sustainability
                                                       includes a database for all 413 NUTS-2-Re-
     Strategy of the Federal Government land
                                                       gions in Germany and was updated and ad-
     consumption for urban and transport pur-
                                                       justed for this study. It is designed to address
     poses in Germany has to be reduced to
                                                       the following questions:
     30 hectares (ha) per day until 2020. Since the
     first announcement the pros and cons of this
                                                       1) How high will the annually growth of
     target were subject to controversial discus-
                                                          settlement area be until 2020?
     sions among politicians and scientists. So
     far the economic and social impacts of a re-      2) To what extend will there be need for
     duced land consumption scenario have not             adjustments?
     been analysed in an integrated way. Against
                                                       3) What price effects would occur in a sce-
     this background, the research project ana-
                                                          nario where the national goal is achieved?
     lyses the potential effects of an assumed
     implementation of effective growth mana-          The regional dimension of interdependence
     gement strategies at national and regional        between land consumption and possible
     levels. Different qualitative and quantitative    consequences are of special interest.
     methods were used to meet the research
     objectives.                                       Answers to the first question were analysed in
                                                       a Status-quo scenario in PANTA RHEI REGIO.
     Scenario of sustainable development               The demographic and economic parameters
                                                       of this scenario are characterised by a high
     In order to assess the possible local effects     national migration surplus and high econo-
     of shortages in building land the national        mic growth (over 1 % price-adjusted GDP-
     target of 30 ha per day was allocated to the      growth rate in the long term). In this scena-
     county level, with specific adjustments ac-       rio land consumption declines to around
     cording to the reduction path and shares of       60 ha per day in 2020. After resolving inaccu-
     different land use types within settlements.      rate changes in land use, the growth rate of
     Numerous variables were implemented in a          urban areas still exceeds the goal by more
     model of sustainable development scenarios        than 20 ha per day. Even under conditions of
     (SDS) to analyse different constellations and     lower growth rates – economically as well as
     their effects on the regional allocation of the   demographically – the difference compared
     national goal. The question to be answered        to the sustainability target is significant (+10/
     by the SDS was: how much building land will       +20 ha per day).
     a single county be able to develop until the
     year 2020 if we consider a sustainable deve-      The second question addresses the dimen-
     lopment?                                          sions of necessary adjustments. In this
                                                       context, the analysis focuses on the urban
     The normative SDS, which was implemented          area category “building and adjacent open
     in a subsequent analysis, assumes a linear        area” that makes up 40 % of the total land
     reduction path from 80 ha in 2010 to 30 ha        consumption. The regions exceeding the
     per day in 2020. According to this method,        given quota of the SDS by more than 50 %
     the total land consumption adds up to 4.97        are mostly regional centres outside the me-
     million ha until 2020. The regional allocation    tropolitan areas, with concentrations in the
     was calculated by taking into account both        south and northwest of Germany. In many
     regional population and total regional area       cases they also show the highest overall land
     (equally weighted), so that a district with a     consumption. In total, over 200 regions fail
     higher population or a wider area will receive    to achieve the goal in the long run.
     a higher allocation than one with less po-
     pulation or area. The stock of different area     Given the implementation of the national
     categories as well as their changes is subject    30-ha-target until 2020, land prices are likely
     to additional refinements of the SDS.             to react to a shortage of development sites at
                                                       around -0.3. Within the Status-quo scenario,
                                                       the price effect on prices for building land
     Assessing the impacts with the model
                                                       would sum up to 5.5 % in 2020. For regions
     PANTA RHEI REGIO
                                                       with shortages the price would increase even
     PANTA RHEI REGIO is an environmental-             higher. What would be the economical and
     economic model for analysing and fore-            social consequences of these price-effects?
Executive Summary                                                                                  13

The simulation with PANTA RHEI REGIO              lower rates of land consumption would
indicates that residential construction           seem rather likely to appear without im-
decreases by 1.0 to 1.5 %. From a macro-          plementing a growth management strategy.
economic perspective the rental price level
                                                  Another important result of this project is
increases by 0.21 %. Although the total effect
                                                  the identification of some undesirable side
on income (up to 0.3 %) is rather marginal, it
                                                  effects. Next to the various positive effects
can be a substantial amount for small house-
                                                  of reducing land consumption such as less
holds with low income. The price-simula-
                                                  energy consumption or lower costs for in-
tion showed no effects on the production in
                                                  frastructure some negative implications
industries and services although a reduction
                                                  have to be mentioned as well. One example
of investments is assumed under status-quo
                                                  would be increasing prices for real estate and
conditions.
                                                  housing, which can lead to disadvantages
                                                  for low income groups. In addition, some
Modelling price effects on the availability of    effects of the growth management strategy
building land                                     could not be examined, mainly in terms of
In addition to the PANTA RHEI REGIO mo-           the effects on economic growth.
del, two case studies were taken into con-        Another key result of the analysis relates to
sideration to analyse the effects of growth       the spatial variation of effects, where parti-
management strategies on development              cularly suburban counties have been shown
activities as well as rents, housing prices,      to be highly affected by land consumption
and real estate prices. For this purpose, mul-    reductions. Suburban and rural regions will
tiple regression models were set up for two       have to reduce Greenfield development
regions for which all necessary data were         much more than central cities.
available at the local level (counties and
municipalities). Two hypotheses were pro-         Summing up, the project underlines the
ved: the first one, which claims a positive       importance of an operationalisation of the
correlation between the availability of           30-hectares-target in spatial and temporal
building land and development activities,         terms. Temporal operationalisation means
turned out to be true, a strong relationship      to define the maximum acceptable land
could be shown. The second hypothesis             consumption within a specific period of
stated that there is a positive correlation       time. The spatial operationalisation defines
between the availability of developing land       the amount of developable land for each
and land prices. The analysis showed that         county or groups of counties. The results of
this assumption is true, but the correlation      this process would enable the responsible
proved to be very weak. This means that           planning authorities to evaluate their real
growth management policies might lead to          land consumption and to respond to failure.
a decrease in housing availability and to an
increase in housing prices. At the same time,
growth management might support the
mobilisation of infill potentials or brownfield
sites, which could offset negative effects on
affordable housing.

Conclusions

The empirical conclusions of this research
project provide evidence for the fact that
land consumption in Germany will de-cre-
ase even without growth management po-
licies. At the same time, it has been shown
that this decrease would not suffice to en-
sure the achievement of the 30-hectares-
target. The model calculation with a con-
sumption of 50 ha per day contradicts the
assumption that demographic changes
will cause a decrease in land consump-
tion below 30 ha per day in any case. Only
under extremely pessimistic assumptions of
demographic and economic development
14                                                 30-ha-Ziel realisiert    Forschungen Heft 148

     1      Aufgabenstellung und
            methodisches Vorgehen
     Das 30-ha-Ziel der Nationalen Nachhal-            • die ökonomischen und sozialen Wir-
     tigkeitsstrategie, wonach die tägliche Flä-         kungen des Flächenverbrauchs wie die
     cheninanspruchnahme für Siedlungs- und              Infrastrukturfolgekosten des „Bauens auf
     Verkehrszwecke von 129 ha im Jahr 2000              der grünen Wiese“ in Politik und Öffent-
     auf 30 ha in 2020 reduziert werden soll, hat        lichkeit immer noch zu wenig Beachtung
     im politischen Raum sehr unterschiedliche           finden (Preuß/Floeting 2009; Gutsche et
     Reaktionen ausgelöst. Während auf umwelt-           al. 2007; Schiller/Siedentop 2005).
     und agrarpolitischer Seite breite Zustim-         Vor diesem Hintergrund werden systemati-
     mung anzutreffen ist (Kommission Boden-           sche Kosten-Nutzen Betrachtungen gefor-
     schutz beim Umweltbundesamt 2009; Bund            dert, die politische Entscheidungsträger bei
     für Umwelt und Naturschutz Deutschland            Ihrer Zielausformung und Instrumenten-
     et al. 2006; Rat für Nachhaltige Entwicklung      wahl unterstützen.
     2004; Umweltbundesamt 2004; Deutscher
     Bauernverband et al. 2006), mangelt es nicht      Widersprüchlich sind auch die Bewer-
     an kritischen Stimmen. Befragungen zeigen,        tungen der realen „Knappheitssituation“
     dass nur eine kleine Gruppe von Experten          auf den Baulandmärkten und der dadurch
     die Erreichung des Ziels für realistisch erach-   verursachten Preiseffekte. In den letzten
     tet (siehe z. B. de Haan et al. 2009; Heiland     Jahren haben die Wohnbaulandpreise wei-
     et al. 2006). Im Fall einer tatsächlichen Ver-    ter – wenn auch nur noch moderat und
     knappung von Bauland warnen Kritiker vor          regional differenziert – zugenommen, die
     Boden- und Mietpreissteigerungen (Pfeiffer        Gewerbebaulandpreise haben sogar abge-
     2005) sowie vor negativen wachstums- und          nommen. Gleichzeitig äußert nur noch eine
     beschäftigungspolitischen       Implikationen     Minderheit von Gemeinden, von Nachfrage-
     (Jakubowski/Zarth 2002; Jakubowski/Zarth          überhängen beim Bauland betroffen zu sein
     2003). Das 30-ha-Ziel bedinge eine einheit-       (Bundesamt für Bauwesen und Raumord-
     liche Verknappung von Bauland unabhängig          nung 2007, S. 103 ff.). Bereits früher wurde
     von der lokal empfundenen Knappheit und           die Entwicklung von Baulandmärkten mit
     den räumlich unterschiedlich ausgeprägten         dem Phänomen des „Baulandparadoxons“
     Verzichtskosten (Pfeiffer 2005). Befürchtet       charakterisiert (Davy 2000), womit gemeint
     wird auch eine übermäßige Einschränkung           ist, dass der fortwährenden Ausweisung
     der kommunalen Entwicklungsspielräume             neuer Bauflächen eine anhaltend unzurei-
     (Portz 2004) und eine strukturpolitische Be-      chende Verfügbarkeit von Baugründstücken
     nachteiligung des ländlichen Raumes (Blei-        gegenübersteht. Auch wird häufig darauf
     cher 2004). Hinzu tritt der Vorwurf, dass das     verwiesen, dass die Kommunen in der Ver-
     30-ha-Ziel in seiner konkreten Ausformung         gangenheit zum Teil nicht bedarfsgerechte
     willkürlich ist und auf einer unsicheren sta-     Flächen ausgewiesen haben, die dann nicht
     tistischen Grundlage basiert (siehe hierzu        auf eine entsprechende Nachfrage stoßen.
     exemplarisch Portz 2004).                         Ziel des Forschungsprojekts war es vor
     Aus umweltpolitischer Sicht wird demge-           diesem Hintergrund, die möglichen Wir-
     genüber beklagt, dass die Flächeninan-            kungen einer Erreichung des 30-ha-Ziels
     spruchnahme als „schleichendes“, wenig            systematisch zu untersuchen. Dazu wur-
     sichtbares Umweltproblem nach wie vor zu          den Szenarien zur gesellschaftlichen Flä-
     wenig politische Aufmerksamkeit erfährt           chennachfrage (in Hektar pro Tag) unter der
     (siehe z. B. European Environment Agency          Annahme abweichender ökonomischer und
     2006). Dies liege auch daran, dass                demographischer Entwicklungen bis 2020
                                                       bzw. 2025 verglichen. Die in den Szena-
     • sich die siedlungspolitische Diskussion         rien erzielten Projektionsergebnisse wurden
       einseitig auf die Bodenversiegelung als         Flächenkontingenten gegenübergestellt, die
       Indikator negativer Umweltwirkungen             sich aus einer Operationalisierung des Flä-
       der Flächeninanspruchnahme konzent-             chenziels für verschiedene Regionen erge-
       riert, während andere ökologische Wirk-         ben. Aus diesem Vergleich lässt sich die Di-
       faktoren wie die Fragmentierung von             mension der erwarteten bundesweiten und
       Landschaftsräumen hingegen kaum re-             regionalen Anpassungserfordernisse für eine
       flektiert werden (Siedentop 2005),              Zielerreichung ableiten.
Aufgabenstellung und methodisches Vorgehen                                                    15

Abbildung 1:
Grundansatz der Projektbearbeitung

Die in den Szenarien jeweils errechnete Flä-   modelliert werden können, wurden auch
chennachfrage wird – vorausgesetzt sie wer-    umfangreiche Literaturauswertungen und
den durch entsprechende Baulandauswei-         zwei regionale Fallstudien durchgeführt. Mit
sungen durch die Kommunen befriedigt –         letzteren wurde die Abhängigkeit der Wohn-
hinsichtlich ihrer Wirkungen quantitativ       bautätigkeit sowie der Boden- und Immobi-
und qualitativ bewertet. Unterstellt wird      lienpreise von der Verfügbarkeit von Wohn-
dabei einerseits die Abwesenheit weiterge-     bauland für das Land Niedersachsen und
hender politischer Einflussnahme auf die       die Region Düsseldorf näher untersucht.
Flächenbereitstellung durch die Kommu-
                                               Die inhaltliche Bearbeitung des Projekts
nen, andererseits die Ergreifung politischer
                                               gliederte sich in vier zentrale Bausteine,
Maßnahmen im Falle einer drohenden
                                               ausgehend von den oben beschriebenen
bundesweiten Verfehlung des 30-ha-Ziels.
                                               Ausgangsüberlegungen zur Strukturierung
Gegenstand der Bewertung sind die Unter-
                                               möglicher Wirkungen. Die vier methodi-
schiede in den Wirkungen der Szenarien mit
                                               schen Bausteine, die auch die Grundstruk-
Blick auf ein breites Zielbündel einer nach-
                                               tur dieses Berichts abbilden, beinhalten
haltigkeitsorientierten Raumordnungs- und
Siedlungspolitik (Abbildung 1). Die Effek-     • die literaturgestützte Analyse zu solchen
tivität der zur Erreichung des 30-ha-Ziels       Wirkungsphänomenen, die im Rah-
einzusetzenden politisch-planerischen In-        men des Forschungsvorhabens nicht
strumente war dagegen nicht expliziter Ge-       mit quantitativen Methoden untersucht
genstand des Vorhabens.                          werden können, sei es aus Gründen der
Zur Beantwortung der Forschungsfragen            Daten- oder Ressourcenverfügbarkeit
wurde eine Kombination verschiedener             (Kapitel 2 = Literaturrecherche),
quantitativer und qualitativer Methoden ein-   • die Erstellung von alternativen Szenarien
gesetzt, die ein möglichst geschlossenes         zur Realisierung des 30-ha-Ziels, bei de-
Bild des potenziellen Wirkungsprofils einer      nen das bis 2020 bzw. 2025 bundesweite
angenommenen Erreichung des 30-ha-               Flächenausweisungskontingent mit un-
Ziels bieten. Im Mittelpunkt steht dabei ein     terschiedlichen Annahmen auf die Re-
ökonometrisches Modell (PANTA RHEI               gionen und Gemeinden Deutschlands
REGIO), welches in der Lage ist mit Daten        „umgelegt“ wird (Kapitel 3 = Implemen-
auf Landkreisebene die wesentlichen Wir-         tation des 30-Hektar-Ziels),
kungsbeziehungen der relevanten Struktur-
größen der Nachfrage nach baulichen Nutz-      • die Durchführung numerischer Modell-
flächen und Angebotsparametern (z. B. tat-       rechnungen mit PANTA RHEI REGIO
sächliche Flächenausweisung, Bodenpreise)        mit dem Ziel, die unter Annahme öko-
abzuschätzen. Da mit PANTA RHEI REGIO            nomischer und demographischer Ent-
nicht alle als relevant erachteten Wirkungen     wicklungen erwartete Flächeninanspruch-
Sie können auch lesen