Der Vormarsch des deutschen Schwenkungsflügels

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Schilderung einer Episode in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs

Wolfgang Brasch

Der Vormarsch des deutschen Schwenkungsflügels

vom 18. bis 20. August 1914

Der rechte Flügel (deutsche 1., 2. und 3.Armee).

Bis zum Abend des 17. August hatte die Lufterkundung das durch die Heereskavallerie nur unvollkommen gewonnene
Bild über den Feind dahin ergänzt, daß etwa vier belgische Divisionen in weitem, nach Osten vorspringendem Bogen in
einer Verteidigungsstellung hinter dem Abschnitt der Großen Gete mit dem Schwerpunkt beiderseits Tirlemont
standen. Den linken Flügel bildeten schwächere Kräfte in der befestigten Linie Diest—Oplinter, der rechte Flügel war
aus Waver zurückgebogen. Bei Löwen wurden feindliche Reserven angenommen.

Ebenso wie die deutsche Oberste Heeresleitung war der Führer des rechten Heeresflügels, Generaloberst v. Bülow, von
der Notwendigkeit durchdrungen, gegen die belgische Feldarmee eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, bevor ihr
durch Franzosen und Engländer Hilfe zuteilwerden konnte. Er glaubte jedoch, sich die Zeit lassen zu dürfen, die beiden
ihm unterstellten Armeen erst zum einheitlichen Angriff bereitzustellen und hierfür das Herankommen der noch
abhängenden Teile der 2. Armee abzuwarten. Inzwischen sollte durch die 1. Armee, die von der Obersten Heeresleitung
betonte Umfassung des Gegners im Norden eingeleitet werden. Gegen diesen Plan wurde indessen bei einer am 17.
August im Hauptquartier der 2. Armee in Lüttich abgehaltenen Besprechung der Armeechefs Generalmajor v. Kuhl
vorstellig, da er bei Hinausschiebung des Angriffs befürchtete, daß der Feind sich der Umfassung durch rechtzeitiges
Zurückgehen entziehen werde. Es wurde deshalb vereinbart, mit den schon bereitstehenden Kräften der 1. Armee
sofort den Angriff einzuleiten. Freilich bestand Generaloberst v. Bülow entgegen den Wünschen des Generalobersten v.
Kluck, der mit seiner Armee aus dem kürzesten Wege vorgehen wollte, aus dem Versuch, den linken belgischen Flügel
zu umfassen.

Demzufolge erhielt die 1. Armee, der die 2. Kavallerie-Division unterstellt wurde, Befehl, den Gegner unter Umfassung
seines linken Flügels am 18. August mit vier Korps anzugreifen, während die drei in vorderer Linie befindlichen Korps
der 2. Armee, das VII., X. Reserve- und X. Armeekorps, bis Mittag in der Linie Wamont – Ambresin bereitstehen sollten.
Die Sicherung gegen Namur wurde dem Gardekorps, das bei und oberhalb Huy die Maas zu überschreiten hatte, und
dem ihm folgenden Garde-Reservekorps übertragen. Der Höhere Kavalleriekommandeur 2 sollte mit der 4. und 9.
Kavallerie-Division in der Gegend von Perwez den Vormarsch der 2. Armee verschleiern. An die 3. Armee erging die
Aufforderung, ihrerseits die Flanke des Garde-Reservekorps zu schützen.

Das Oberkommando der 1. Armee setzte daraufhin für den 18. August das II. Armeekorps über Veerle und Diest zur
Umfassung, seine übrigen Korps gegen die feindliche Front an; und zwar das IV. auf Halen, das III. auf Budingen, das
IX. auf Oplinter und Tirlemont. Die 2. Kavallerie-Division unter Generalmajor Freiherrn v. Krane, die, über Veerle
ausholend, dem Feinde den Rückzug auf Antwerpen verlegen sollte, ging am 18. August frühzeitig auf das nördliche
Retheufer über. Ihre weit nach Norden und Westen vorgetriebene Aufklärung stieß nirgends auf Feind. Ein
Armeebefehl von 10° vormittags gab ihr dann die Richtung auf Aarschot—Brüssel. Sie blieb indessen infolge der
erheblichen Anstrengungen des heißen Tages nördlich der Nethe in der Gegend von Oosterloo.

Das II. Armeekorps (General der Infanterie v. Linsingen) gelangte fast ohne Berührung mit dem Feinde nach starker
Marschleistung von durchschnittlich 35 km mit den Anfängen der Divisionen bis Hersselt und Montaigu. Die
beabsichtigte Umfassung erwies sich also, wie das Oberkommando der 1. Armee befürchtet hatte, als ein Luftstoß. Erst
bei Aarschot traf die Aufklärung auf feindliche Besetzungen.

Auch für das IV. Armeekorps (General der Infanterie Sixt v. Armin), das, durch die Zerstörung der Übergänge über die
Gete aufgehalten, am späten Abend die Linie Modenbeek—Cappellen erreichte, verlief der Tag ohne Kampf.

Beim III. Armeekorps (General der Infanterie v. Lochow) stieß die 5. Division (Generalleutnant Wichura) mittags bei
Budingen lediglich auf einige belgische Eskadrons, die schnell auswichen. Unter leichten örtlichen Kämpfen bei
Cappellen und Glabbeek gelangte die Division abends bis an und über die Straße Diest – Tirlemont, während die 6.
Division (Generalmajor Herhudt v. Rohden) ohne ernstere Berührung mit dem Feinde Stock erreichte.

Zu einem schärferen Gefecht kam es nur beim IX. Armeekorps. Der Kommandierende General, Generalleutnant v.
Quast, führte die 18. Infanterie-Division zum umfassenden Angriff beiderseits der Gete gegen die stark besetzt
gemeldete Stellung bei Tirlemont vor. Die Höhen nördlich Oplinter und die Orte Hautem-Ste. Marguerite und
Haekendover wurden nach zähem Widerstande genommen. Dann stießen die 35. und 36. Infanterie-Brigade weiter vor
und drangen unter persönlicher Führung des Divisionskommandeurs, Generalleutnants v. Kluge, in Tirlemont ein, wo
sich ein heftiger Häuserkampf entspann. Das entschlossene Vorgehen der Divisionsreserve südlich um die Stadt herum
auf Cumptich ließ den Widerstand des Feindes indessen bald zusammenbrechen. Seine Versuche, sich bei Vissenaeken
und Cumptich noch einmal zu setzen, waren von kurzer Dauer. In der Nacht wurde er aus den Orten vertrieben. Die
weiter südlich vorgehende 17. Infanterie-Division (Generalleutnant v. Bauer) des IX. Armeekorps gelangte ohne
ernsteren Kampf in die Gegend von Hoegaarden.

So stand am Abend die 1. Armee in der Linie Hersselt – Tirlemont. Hinter den aktiven Korps hatten die Anfänge der
Reservekorps Beverst und Tongern erreicht. Das Armee-Oberkommando ging nach Stevoort (westlich Hasselt).

Der 18. August hatte der Armee einen erfreulichen Anfangserfolg gebracht. Eine belgische Division war geschlagen und
hatte über 500 Gefangene und zwei Batterien in den Händen des Siegers gelassen. Die Masse des Feindes freilich war
dem ihr zugedachten Schlage rechtzeitig entwichen, und es war zweifelhaft, ob es noch gelingen würde, sie von der
Festung Antwerpen abzudrängen.

Die Bewegungen der 2. Armee vollzogen sich an diesem Tage ohne Berührung mit dem Feinde. Ihre vorderen Korps
erreichten nach starken Märschen die Linie Opheylissem (VII.) – Wansin (X. Reserve-) – Branchen (X.). Das Garde- und
Garde-Reservekorps hatten, wie befohlen, auf der Nordost- und Ostfront die Sicherung gegen Namur übernommen. Das
VII. Reservekorps, ohne die bei Lüttich verbliebene 13. Reserve-Division, folgte in zweiter Linie bis Oreye. Der Höhere
Kavalleriekommandeur 2 war mit der 4. und 9. Kavallerie-Division in der Gegend von Perwez auf stärkere französische
Kavallerie (Einheiten der französischen 5. Armee) gestoßen, die indessen nach kurzem Feuerkamps in südwestlicher
Richtung auswich. Das Kavalleriekorps ging um Jauche dicht vor der Front der 2. Armee zur Ruhe über.

Am Abend des 18. August war es für den Oberbefehlshaber der 2. Armee, der sein Hauptquartier nach Marlinne,
südöstlich St. Trond verlegt hatte, klar, daß es nicht gelungen war, stärkere Teile der belgischen Armee zum Kampfe zu
stellen. Hingegen schien es, als ob eine „französische Heeresgruppe mit rechtem Flügel über Charleroi auf Gembloux
im Anmarsch sei“. Über die Landung der Engländer lägen noch keinerlei Nachrichten vor. Wollte man die Belgier vor
ihrer Vereinigung mit den im Anmarsch gemeldeten französischen Kräften oder vor dem Verschwinden hinter die
schützenden Außenwerke von Antwerpen noch fassen, so war Eile geboten. Die Armeen, insbesondere die 1., mußten
daher für den 19. August trotz der vorangegangenen Anstrengungen weitgesteckte Marschziele erhalten. Demzufolge
ordnete Generaloberst v. Bülow die Fortsetzung des Vormarsches beider Armeen in westlicher Richtung an. Die 1.
Armee sollte, unter Sicherung gegen Antwerpen, am 19. August die Linie Perck (östlich Vilvorde) – Bossut-Gottechain
(nördlich Waver) erreichen und die Korps zweiter Linie hinter dem rechten Armeeflügel möglichst weit vorziehen; die 2.
Armee wurde angewiesen, bis in die Gegend von Grez – Doiceau – Perwez – Mehaigne unter Sicherung gegen Namur
vorzurücken.

Für die 1. Armee verlief der 19. August ohne ernstere Zusammenstöße mit dem Feinde. Nur das II. Armeekorps und die
2. Kavallerie-Division hatten in dem von vielfachen Wasserläufen durchzogenen Gelände bei Aarschot und westlich
davon stärkeren Widerstand zu überwinden, so daß sie nicht über Werchter—Rotselaer hinauskamen. Von den übrigen
Korps der 1. Armee gelangten, vorübergehend durch schwächere Nachhuten des Gegners aufgehalten, das IV. und III.
bis in die Gegend westlich Löwen, das IX. bis zur Dyle bei Neerijsche und südlich. Die Korps zweiter Linie rückten bis
Hasselt – St. Trond nach. Das Armee-Hauptquartier ging am Abend nach Löwen. Die Luftaufklärung hatte die nach
Brüssel führenden Straßen im Allgemeinen frei gefunden, dagegen seit 6° vormittags den Rückzug einer starken, etwa
20 km langen gemischten Kolonne über Löwen auf Mecheln beobachtet.

Bei der 2. Armee gewann man an diesem Tage vorübergehend den Eindruck, als ob eine größere Waffenentscheidung
sich vorbereite. Aus die Meldung, daß bei Walhain-St. Paul starke französische Kräfte ständen, stellte sich das 2.
Kavalleriekorps beiderseits Perwez zur Verzögerung des feindlichen Vormarsches bereit. Die Artillerie eröffnete das
Feuer gegen vorgehende feindliche Schützen. Auf den Gefechtslärm hin entfaltete sich das X. Armeekorps in der
Gegend östlich Orbais, das X. Reservekorps (General der Infanterie Graf v. Kirchbach) beschleunigte den Marsch seiner
bereits stark angestrengten Divisionen, und das Gardekorps ließ seine vordere Division (die 2.) in breiter Front entfaltet
in Richtung auf Aische-en Refail vorgehen, während die Hintere (1.) weiter gegen Ramm sicherte. Der aus der Gegend
von Perwez herüberschallende Kanonendonner hatte also alle deutschen Kolonnen nach altem, gutem Brauch
angezogen. Indessen sollte es noch nicht zu der erwarteten Schlacht kommen, da der Gegner — in Wirklichkeit nur
Teile der französischen Heereskavallerie – auswich.

Am Abend des 19. August hatte die 2. Armee mit den Anfangen ihre Tagesziele in der allgemeinen Linie Grez-Doiceau –
Perwez erreicht. Das 2. Kavalleriekorps stand in der Gegend von Walhain-St. Paul, das Gardekorps unter Sicherung
gegen die Nordfront von Namur bei Mehaigne und das Garde-Reservekorps unter Sicherung gegen die Südostfront
südlich und östlich Andenne.

Das Oberkommando ging nach Jodoigne. Nach den Meldungen des Tages mußte mit dem Entweichen der Belgier nach
Antwerpen gerechnet werden. Die Nachrichten über das Vorgehen stärkerer französischer Kräfte in der allgemeinen
Richtung auf Gembloux hatten sich als unzutreffend erwiesen. Nördlich der Sambre waren bisher nur größere
Kavalleriekörper der Franzosen festgestellt worden. Über die Engländer herrschte nach wie vor Ungewißheit.
Jedenfalls war für den 20. August mit einem Zusammentreffen mit stärkerem Feinde nicht zu rechnen.

Generaloberst v. Bülow ordnete daher am Abend des 19. August für den nächsten Tag die Fortsetzung des Vormarsches
der 1. und 2. Armee wiederum in allgemein westlicher Richtung bis zur Linie Ninove – Gemblvur an. In dieser
Zielsetzung sprach sich die Absicht einer allmählichen Linksschwenkung um die Festung Namur aus. Dem der ganzen
Operation zugrunde liegenden Umfassungsgedanken wurde durch Hinweis an die 1. Armee Rechnung getragen, das
Schwergewicht ihrer Kräfte auf den rechten Flügel zu legen.

Mit der Leitung des Angriffs auf Namur wurde auf Grund besonderer Weisung der Obersten Heeresleitung der
Kommandierende General des Garde-Reservekorps, General der Artillerie v. Gallwitz, beauftragt, dem hierzu von der 2.
Armee außer seinem Korps sämtliche zur Verfügung stehenden Belagerungsformationen und von der 3. Armee das XI.
Armeekorps ebenfalls mit Belagerungsformationen, außerdem vier österreichische Mörser-Batterien (30,5 cm) zugeteilt
wurden. Die bei Lüttich noch verbliebenen Artillerie- und Pionier-Belagerungsformationen waren bereits tags zuvor
nördlich und südlich der Maas auf Namur in Marsch gesetzt worden.

Der 20. August verlief für die 1. und 2. Armee ohne besondere Ereignisse als reiner Marschtag. Die vom
Oberkommando der 1. Armee geforderten Märsche, deren Ziele in der allgemeinen Linie Brüssel – Droogenbosch –
Waterloo lagen, stellten an die Truppen wiederum recht erhebliche Anforderungen, denen jedoch trotz des heißen
Augustwetters im Allgemeinen entsprochen wurde.

Auf dem rechten Flügel erreichte das tags zuvor zurückgebliebene II. Armeekorps am 20. August Vilvorde (nördlich
Brüssel), die 2. Kavallerie-Division dicht vor seiner Front Grimberghen. Die durch mangelhafte Ernährung gesteigerte
Ermüdung der Pferde und der durch die harten belgischen Straßen heruntergekommene Hufbeschlag machten es der
Division unmöglich, der wiederholten nachdrücklichen Forderung des Oberkommandos nach weit ausgreifendem
Vorgehen in westlicher Richtung zu entsprechen. Ihre Streifabteilungen fanden das Gelände bis zum Bahnhof Burst
(nordwestlich Rinove) frei. Das IV. Armeekorps zog von 15:30 Uhr nachmittags ab mit klingendem Spiel in die
feindliche Landeshauptstadt Brüssel ein. Zu Unruhen und Reibungen kam es dank den tatkräftigen Maßnahmen der
deutschen Befehlshaber und der Mannszucht der Truppen nicht. Die beiden anderen Korps der vorderen Linie
erreichten die zugewiesenen Marschziele Droogenbosch (III.) und Waterloo (IX.), die Reservekorps mit ihren Anfängen
die Gegenden von Diest und Tirlemont.

Für die 2.Armee, die sich auf dem inneren Flügel der Linksschwenkung um die Festung Namur befand, ergaben sich
geringere Marschleistungen. Die drei Korps vorderer Linie erreichten die Linie Mont-St. Jean – La Gatte (westlich
Gembloux). Das Gardekorps setzte seinen Flankenmarsch außerhalb des Wirkungsbereichs der Festung Namur mit der
vordersten Division bis Gembloux fort, während der Höhere Kavalleriekommandeur 2 nach Überwindung schwächeren
feindlichen Widerstandes bis an die Bahn Waver – Fleurus in die Gegend von Brye gelangte.

General v. Gallwitz leitete mit den ihm unterstellten Truppen den Angriff gegen die Nordost- und Ostfront von Namur
ein. Der Oberbefehlshaber hatte am Vormittage des 20. August bei einer persönlichen Besprechung angeregt, zur
Sicherung von Flanke und Rücken der 2. Armee das Schwergewicht des Angriffes auf das nördliche Maasufer zu legen.

Die im Laufe des 20. August beim Armee-Oberkommando 2 eingelaufenen Nachrichten hatten das Bild der Lage
erheblich geklärt. Die Flieger der 1. Armee hatten alle Straßen im Raume Löwen – Brüssel – Alost – Dendermonde –
Antwerpen sowie im Raume Alost – Gent – Ostende vom Feinde frei gefunden. Nur bei Dendermonde und nördlich
Wolverthem wurden schwächere belgische Kräfte festgestellt. Es war nunmehr gewiß, daß die Masse der belgischen
Feldarmee nach Antwerpen entkommen war. Auch über die Engländer brachte der Tag die erste wichtige Aufklärung.
Das Armee-Oberkommando 1 fand in einer belgischen Zeitung (La Patriote vom 19. August) die Angabe, daß nach einer
Meldung des offiziellen Londoner Pressebüros vom 18. August „das für den Auslandsdienst vorgesehene
Expeditionskorps glücklich auf französischem Boden gelandet sei". Aber seinen Verbleib war allerdings nichts
mitgeteilt. Das Armee-Oberkommando 2, dem die 1. Armee unverzüglich Meldung von der Zeitungsnachricht erstattet
hatte, unterließ es, diese wichtige Meldung an die Oberste Heeresleitung weiterzureichen; es vermutete, daß die
Landung bei Calais und Boulogne erfolgt sei, und daß die Engländer in der Richtung auf Brüssel vormarschieren
würden. Da indessen weder die Luft- noch die Erdausklärung auf englische Truppen gestoßen war, auch noch nirgends
britische Flieger festgestellt waren, hielt Generaloberst v. Bülow ein baldiges Eingreifen der Engländer nicht für
wahrscheinlich. Er glaubte daher zunächst sein ganzes Augenmerk den Franzosen und der Feststellung ihres linken
Flügels zuwenden zu müssen. Vor der Hand war hierüber nur bekannt, daß eine starke französische Armee in dem
Sambre-Maas-Winkel zwischen Charleroi und Dinant in der Versammlung begriffen wäre.
Nachdem vom Oberkommando 3 am Abend des 20. August die Mitteilung eingegangen war, daß die 3. Armee die Linie
Spontin – Celles – Ciergnon erreicht habe, beschloß Generaloberst v. Bülow, die 1. und 2. Armee nunmehr geschlossen
nach Süden einschwenken zu lassen und das Ausschließen der gegen die Maasstrecke Namur – Givet
vormarschierenden 3. Armee abzuwarten, um den zwischen Sambre und Maas gemeldeten Feind dann mit allen drei
Armeen möglichst einheitlich anzugreifen. Das vereinzelte Vorprellen des der Sambre nahe gekommenen linken Flügels
der 2. Armee über diesen Abschnitt bereits am 21. August erschien ihm nicht zweckmäßig; dieser Flügel sollte vielmehr
verhalten, bis der rechte Flügel der 2. und die 1. Armee die Schwenkung nach Süden und Südwesten ausgeführt hätten.

Für den 21. August ordnete daher Generaloberst v. Bülow die Fortsetzung des Vormarsches seiner Armee derart an,
daß die Straße Nivelles – Namur mit den Anfängen der Korps um 08:30 Uhr vormittags überschritten werden sollte.
Das X. Armeekorps und das Gardekorps hatten sich demnächst für eine Offensive über die Sambre gegen den südlich
des Flusses stehenden Feind bereitzustellen. Der Höhere Kavalleriekommandeur 2 erhielt Anweisung, seine drei
Divisionen über Ath vor dem rechten Flügel der 1. Armee zu vereinigen und über Torhout—Lille—Conds aufzuklären.
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