5 Neues Fahrrad für die Armee
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1 / 12 5 Neues Fahrrad für die Armee 6 Luft-Luft-Schiessen Mit rauchenden Bordkanonen über den Alpen 8 Bombenwerkstatt am Bodensee Infanteriedurchdiener Bereitschaftsbataillon 143 besteht Bewährungsprobe 12 Das Kommando Spezialkräfte stellt sich vor Die Sondereinheiten der Armee aus einer Hand führen
Editorial ILLUSIONEN Haben auch Sie den einen oder anderen Roman von Dan Brown gele sen: Meteor, Illuminati, Sakrileg, … ? Mir gefallen sie allesamt. Ob die Handlung in einem Genfer Banksafe, auf einem englischen Militärflugplatz oder im Vatikan stattfindet ist eigentlich wenig er heblich. Die Schilderungen des Autors lassen einem Raum für eigene Bilder und Phantasien; jede Person, jeder Charakter wird so beschrie ben, dass – würden sie gerade jetzt an mir vorbei gehen – ich sie zweifel los wieder erkennen müsste. Dann zeigt das Fernsehen die Verfilmung des Romans. Nur selten ent sprechen die Bilder der Kinowelt den Bildern der eigenen Vorstellung. Noch krasser allerdings ist es, die Realität anzutreffen. So hatte ich am vergangenen 6. Mai, nach der Vereidigung der jungen Schweizer Gar disten in Rom das Vergnügen, den Passetto zu benützen – vom Garde quartier zur Engelsburg. Genau diesen Fluchtweg soll 1527 unter dem Foto: ZEM Schutz der überlebenden Schweizer Gardisten Papst Clemens VII ge nommen haben. Im Roman von Dan Brown allerdings wurde dieser gut erhaltene Ver bindungsweg in umgekehrter Richtung benutzt. Jener Gebrauch wur de aber an einer Eisentüre im Vatikan gestoppt. Ich habe nach dieser Eisentüre vergeblich Ausschau gehalten. Und der Brunnen, in den der gebrandmarkte und ermordete Würdenträger geworfen worden sein soll, ist ganz einfach zuwenig tief… In Zukunft werde ich mich wieder an meinem selbst gezeichneten Bild orientieren. Wenigstens wenn ich einen Roman lese. Für die Arbeitswelt ist die Realität massgebend. Die politische Diskus sion über die künftige Armee ist in vollem Gang. Sie bringt auch im mer wieder neue Varianten mit sich. Die Diskussion ist wertvoll. Damit wird die Sicherheit und die Bedeu tung der Sicherheit wieder ein Thema. Diese Erfahrung haben wir be reits letztes Jahr gemacht. Je länger diskutiert wurde, desto mehr und besser konnte insbesondere den Parlamentarierinnen und Parlamen tariern das Thema Sicherheit für Land und Leute erklärt werden. Wie wichtig dies ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle Weltlage und den Rhythmus der (unerwarteten) Veränderungen. Bei der Sicherheit sind Illusionen gefährlich. Korpskommandant André Blattmann, Chef der Armee 2 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
Titelbild Angehörige des AAD 10 transportieren einen Verletzten ab. (Foto: ZEM) Inhalt 4 Der Strahlung auf der Spur 5 Ein neues Fahrrad für die Armee 6 Mit rauchenden Bordkanonen über den Alpen 8 Bombenwerkstatt am Bodensee 10 Patrouille des Glaciers: Eine grossartige Leistung der Schweizer Armee wurde schlecht belohnt 4 Luft-Luft-Schiessen 12 Das Kommando Spezialkräfte (KSK) stellt sich vor Mit rauchenden Bordkanonen über den Alpen 14 Sechs Fragen an Oberst im Generalstab Laurent Michaud, Kommandant KSK 15 MILAK Frühjahrstagung: Thema Resilienz – Widerstandsfähigkeit 16 Agenda 8 Bombenwerkstatt am Bodensee Infanteriedurchdiener Bereitschafts bataillon 143 besteht Bewährungsprobe Impressum «armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Chefs der Armee, erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch Nächste Ausgabe: 2/2012 Redaktionsschluss: 05.10.2012 12 Kommando Spezialkräfte (KSK) Erscheint am: 07.12.2012 Alle Sondereinheiten der Armee Herausgeber: Kommunikation Verteidigung (V) aus einer Hand führen Redaktion: Interne und Truppenkommunikation V, Stauffacherstr. 65/31b, 3003 Bern Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, 8400 Winterthur Adressänderungen: Schriftlich beim Sektionschef des Wohnorts Copyright: VBS, Bereich Verteidigung Internet: www.armee.ch armee.ch Chef der Armee 1 / 12 3
Messung der Radioaktivität Der Strahlung auf der Spur Die Nationale Alarmzentrale (NAZ) führt jedes Jahr während einer Woche Radioaktivitätsmessungen aus der Luft durch. Gemessen werden sowohl die natürliche Strahlung als auch jene rund um Bild: Luftwaffe Kernkraftwerke. Träger des Messgerätes ist ein Super Puma der Luftwaffe. Mit dem Super Puma wird die Strahlung im Umfeld des Kernkraftwerks Gösgen gemessen. David Marquis, Kommunikation Luftwaffe Tiefe Wolkenschwaden hängen über dem Mit len Lage vorhandenen Strahlung notwendig. Bild: David Marquis telland. Doch sie behindern den Super Puma «Bei unseren alljährlichen Aeroradiometrie- der Luftwaffe kaum bei seiner Arbeit. Dieser Flügen bauen wir einerseits einen Datensatz fliegt sein Muster paralleler Linien unterhalb mit Nullmessungen auf, andererseits nutzen der Wolkendecke auf 90 Meter über Grund. wir diese Woche zum Training für den Er Einem Rasenmäher gleich bewegt er sich eignisfall», sagt Oberst Scharding. Wenn es über dem Gebiet rund um das Kernkraftwerk in einen Notfall darum gehe, rasch grosse Gösgen. Der am Boden des Helikopters ange Gebiete abzufliegen, sei der Super Puma der brachte Detektor erfasst auf dieser Flughöhe Luftwaffe eine ideale Plattform: «Der Helikop- einen Streifen von 250 Meter Breite. Während ter kann sehr lange in der Luft bleiben und hat der drei Stunden, die der Helikopter in der Luft auch mit den schweren Messgeräten an Bord bleiben kann, wird somit eine Fläche von bis noch genügend Leistung.» zu 70 Quadratkilometern erfasst. «Sowohl der Detektor als auch das ange Doppelte Herausforderung schlossene Spektrometer sind handelsübliche Seitens der Luftwaffe koordiniert Hauptmann Geräte», sagt Oberst Gerald Scharding, der Jan Schweizer die Aeroradiometrie. «Dies ist bei der NAZ für die Messflüge verantwortlich sowohl in planerischer als auch in fliegerischer ist, und fügt an: «Der Schlüssel zum Erfolg Hinsicht eine Herausforderung», erklärt er. Zu ist die Software.» Das von der ETH Zürich erst einmal müsse er ein Zeitfenster finden, in Loadmaster Sandro Oettli überprüft den entwickelte Programm hat es in sich. Es welchem Material und Personal zur Verfügung Detektor im Bodenbereich des Super Pumas. kombiniert die gemessenen Strahlungswerte stehen. Dann sind zahlreiche Papiere nötig, mit den Navigationsdaten des Super Puma da der Helikopter oft über eher ungewohnten und stellt die Radioaktivität innert kurzer Terrain, insbesondere in dicht besiedelten Zeit auf einer Landkarte grafisch dar. Dies Gebieten, bewegt wird. Bevor es in die Luft macht die Messung von Strahlung aus der geht, programmiert Hauptmann Schweizer Luft, von Fachleuten als Aeroradiometrie das gesamte Muster paralleler Fluglinien im bezeichnet, zum wertvollen Mittel, sobald Navigationscomputer: «Dies sind pro Tag 60 Bild: David Marquis irgendwo Strahlung austritt. bis 70 Linien, von denen jeweils der präzise An fangs- und der Endpunkt gespeichert werden Innert weniger Stunden bereit müssen.» Damit liesse sich der Helikopter the Es reicht allerdings nicht, erst dann zu fliegen, oretisch automatisiert über den Messparcours wenn bereits Strahlung ausgetreten ist. Um bewegen, doch: «Da wir jeweils in 90 Meter Aussagen über ein Ereignis machen zu kön über Grund dem Gelände folgen müssen, sind Oberst Gerald Scharding ist seitens der NAZ nen, ist eine Datenbasis über die in der norma permanent manuelle Eingriffe notwendig.» ■ für die Aeroradiometrie verantwortlich. 4 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
Im Jahre 2013 wird es soweit sein – nach 1905 und 1993 Ein neues Fahrrad für die Armee Wer kennt sie nicht, die Fahrräder der Armee. Das schwarze Ordonnanzfahrrad 05, über Jahrzehnte der Stolz der Radfahrer- truppe, einfach und robust gebaut, äusserst zweckmässig und nicht tot zu kriegen. Ein Kultfahrrad! Dann das Modell Condor aus dem Jahre 1993, im unverkennbaren oliv-grauen Farbton fast aller Militärfahrzeuge, moderner in Aufbau und Aussehen. Und jetzt wird in diesem Jahr ein neues Rad, wieder in Schwarz, hergestellt und 2013 der Truppe übergeben. Daniel Laroche, Kommunikation Verteidigung Für was ein neues Fahrrad, werden Sie sich fragen. Wir haben ja kei Dazu meint Thomas Hammerich, Vertreter des Heeresstabes im IPT: ne Radfahrer mehr, diese wurden in der Armee 95 aufgelöst. Tho «Diesmal wurde darauf geachtet, dass das neue Fahrrad aus handels mas Hammerich, von der Planung Heeresstab, unterstreicht, dass üblichen Komponenten besteht. Dass heute Produkte des Weltmark das Fortbewegungsmittel Fahrrad in der Armee auch heute noch ei tes berücksichtigt werden müssen, versteht sich von selbst. Einiges ne nicht zu unterschätzende Rolle spielt: wird in der Schweiz ja gar nicht mehr hergestellt.» «In den Kaderschulen, speziell für die angehenden Offiziere, ist das Fahrrad als täglicher Begleiter nicht wegzudenken. Noch heu Das Integrierte Projektteam (IPT) te ist eine Durchhalteübung in einer Offiziersschule ohne Velo nicht Das IPT setzt sich aus Vertretern des Armeestabes, des Heeres, der vorstellbar. Das Fahrrad dient dabei nicht zuletzt der körperlichen Luftwaffe, der LBA, der FUB und der armasuisse zusammen. Es de Ertüchtigung. Ein umweltfreundliches und billiges Transportmittel finiert und realisiert eine Beschaffung gemeinsam und steuert die zwischen Kaserne und Ausbildungs- oder Schiessplatz.» se über den Lebensweg. In der Initialisierungsphase liegt die Team Und auch Feldweibel, Fouriere, Küchenteam oder Wachen sind leitung beim Armeestab, während der Evaluation, der Beschaffung im täglichen Nahverkehr im Kompaniebereich treue Radfahrer. und der Einführung bei der armasuisse, während der Nutzung und Da drängt sich die Frage auf, warum nach rund 20 Jahren ein für die Ausserdienststellung bei der LBA. neues Modell beschafft werden muss. Das erste Modell leistete ein Jahrhundert lang hervorragende Dienste und taucht auch heute im Auch der Departementschef testete militärischen wie auch im zivilen Umfeld noch sehr häufig auf. Das Während der Phase der Truppenversuche hatte das IPT die Idee, auch Ordonnanzfahrrad 05 ist noch heute ein Liebhaberstück. den Departementschef ein Fahrrad auf seinem Arbeitsweg zwischen Die Frage ist einfach zu beantworten. Einen Teil der Antwort Münsingen und Bern testen zu lassen. Wie Thomas Hammerich er liefert Wikipedia: «Die Condor-Werke AG ist ein Schweizer Unter zählt, habe dem ehemaligen Kommandanten eines Radfahrerbatail nehmen aus Courfaivre bei Delsberg, das 1893 gegründet wurde. Es lons das Fahrrad 12 gefallen. Einzig der vorgesehene Sattel sei nicht war lange Zeit als Hersteller von Motorrädern und Fahrrädern tätig. auf Gegenliebe gestossen. Dieser sauge sich bei Regen mit Wasser 1995 wurden die letzten Fahrräder hergestellt. Die Firma existiert voll, habe Ueli Maurer bemängelt. ■ zwar noch heute und baut Teile für die Luftfahrt und Komponenten für CNC-Maschinen.» Und da es sich beim Fahrrad 93 um eine spezielle Entwicklung für die Armee handelte, sind heute schlicht und einfach keine Er satzteile mehr auf dem Markt. Dies hat das Integrierte Projektteam (IPT) festgestellt und den Prozess für die Beschaffung eines neuen Modells in die Wege geleitet. TECHNISCHE DATEN Rahmen Aluminium AN6 Lackierung Schwarz, pulverbeschichtet Felgen / Speichen DT Swiss EX500 / DT Swiss Competition Reifen Schwalbe Marathon Plus 26x1.75 Übersetzung/Hinterradnabe 8-Gang-Nabenschaltung Shimano Dynamo/Vorderradnabe Nabendynamo Shimano Bremsen Scheibenbremse Shimano Alfine vorn und hinten hydraulisch betätigt Pedale Wellgo C021 Lenker FSA Mekropolis Sattel Selle Royal Yak Beleuchtung Vorne und hinten LED-Technik mit Dämme- rungssensor und Standlicht (60 Lux vorne) Zubehör Werkzeugtasche Gewicht ca. 15kg armee.ch Chef der Armee 1 / 12 5
Luft-Luft-Schiessen Mit rauchenden Bordkanonen über den Alpen Wie die Infanteristen mit dem Sturmgewehr müssen auch die Militärpiloten mit ihren Bordkanonen re- gelmässig den scharfen Schuss trainieren. Nördlich der Furka besteht im Gebiet des Dammastocks ein Schiesssektor. Dort kann auf Schleppsäcke geschossen werden, welche von F-5 Tiger gezogen werden. David Marquis, Kommunikation Luftwaffe Schiessleiter Oberstleutnant Jürg Studer hoch, bleibt zu wenig Zeit zum Visieren und Absolutes Vertrauen steht zusammen mit dem Bergführer und Schiessen. Fliege ich zu langsam an, dann Die auffällig rotweiss lackierten Tiger – sie Schiessgehilfen Fritz Teuscher in einem klei kann mein Wingman nicht mehr feuern, weil tragen denselben Anstrich wie jene der nen Glasverschlag oberhalb des Furkapasses. sich das Ziel bereits aus dem Sektor bewegt Patrouille Suisse – mit dem Schleppsack Über ihnen kreist ein rotweisser F-5 Tiger, hat.» Trotz vieler formeller Vorgaben bleibe werden von Milizpiloten der der an einem 500 Meter langen Seil einen das Luft-Luft-Schiessen für die Piloten span Zielflugstaffel 12 geflogen. orangen Sack hinter sich herschleppt. Die nend, denn: «Wir bewegen uns nahe an der Beim Besuch von «Intra» sind sem knapp drei Meter grossen Ziel nähern Geländekulisse und haben nicht permanent Hauptmann Pierre-André Carrard und sich zwei F/A-18 Hornet der Fliegerstaffel 11 Sichtkontakt mit dem Ziel. Vor dem Angriff Oberleutnant François Emonet als Tiger aus Meiringen. In einer Distanz von rund 600 müssen wir also den Tiger samt Schleppsack piloten im Einsatz. Beide sind im Ziville Metern feuern die beiden Jets in rascher Folge zuerst wieder erfassen.» ben Berufspiloten. Auf die Frage, ob dieser hintereinander eine kurze Garbe auf den «Ritt vor der Kanonenkugel» nicht etwas Schleppsack ab. Sofort zeigt Fritz Teuschers beängstigend sei, reagieren beide erstaunt Auswertegerät die akustisch vermessene und verneinen umgehend: «Wir haben ab Trefferlage an und Schiessleiter Jürg Studer solutes Vertrauen in die schiessenden gibt den Piloten per Funk eine Rückmeldung, Piloten. Für das Schiessen damit sie schon beim nächsten Angriff Kor rekturen vornehmen können. Anspruchsvolles Timing Hauptmann Andrin Witschi, der als Be rufsmilitärpilot in der Fliegerstaffel 11 auf F/A-18 fliegt, erklärt: «Es geht beim Luft- Luft-Schiessen über dem Dammastock vor allem darum, die definierten Abläufe richtig anzuwenden und die Manipulationen kor rekt vorzunehmen.» Dabei handle es sich um ein formelles Schiessen, ähnlich wie mit dem Sturmgewehr auf einem Schiessstand, denn: «Im Gegensatz zu einer taktischen Situation wehrt sich der supponierte Gegner hier nicht.» Einfach ist das Schiesstraining dennoch nicht: «Wir erfassen das Ziel mit dem Radar, nähern uns und schiessen in einem definierten Sektor mit einem vorge gebenen Sinkwinkel aus einer bestimmten Distanz eine kurze Garbe.» Dabei wird der Pilot von den Systemen der F/A-18 unterstützt. Diese berechnen beispielweise den Vorhaltewinkel auf das Ziel automatisch. Entscheidend für den Erfolg sei das Timing: «Ist die Relativgeschwin digkeit zum Ziel zu 6 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
sind klare Regeln definiert und wir wissen, sich trotz der publizierten Sperrung Skitou Gelände zurückgelassen: «Verhindert ein dass sich unsere Kameraden bedingungslos rengänger im Gebiet bewegen», so Studer. Ist beschädigter Sack den sicheren Rückflug daran halten. Deshalb hat es seit Einführung der Sektor erst einmal freigegeben überwacht nach Meiringen, so wirft ihn der Tiger-Pilot des Luft-Luft-Schiessens auch noch keinen Oberstleutnant Studer die Schiessübung vom unmittelbar beim Schiess-Kommandopos einzigen Unfall gegeben.» Boden aus: «Dabei achte ich einerseits darauf, ten auf dem Furkapass gezielt ab. Ansonsten Während die trainierenden Piloten auf dass alle Schiesselemente – namentlich die wird das Ziel in rund 70 Meter Distanz zum allen Jetflugplätzen starten können, fliegt Distanzen – eingehalten werden und werte Tiger nach Meiringen zurückgeschleppt und das Flugzeug mit dem Schleppsack immer andererseits die Resultate aus.» Hierzu gibt vor der Landung auf dem Flugplatzgelände ab dem nahe gelegenen Meiringen, denn die es eine Punktewertung wie beim Sturm abgeworfen.» ■ Treibstoffmenge ist bei den Trainingseinhei gewehrschiessen: Eine Trefferentfernung ten der limitierende Faktor. Oberleutnant von weniger als zwei Metern ergibt den Emonet erklärt: «Wir bleiben 40 Minuten Schusswert zwei und entspricht einem si im Sektor. In dieser Zeit absolvieren zwei cheren Abschuss, bis fünf Meter gibt es noch Zweierpatrouillen eine Schiessübung von einen Punkt, was einem wahrscheinlichen je 20 Minuten.» Sein Kollege, Hauptmann Abschuss entspricht, grössere Entfernungen Carrard, fügt an: «Ich warte mit dem zweiten geben keine Punkte mehr. Zur Koordination Tiger am Boden. Sollte ein Kanonenschuss der Übung hat der Schiessleiter Funkkontakt das Seil treffen und dabei den Sack abtren zum Schleppflugzeug, zu den schiessenden nen, starte ich sofort in Meiringen und löse Jets und zur Einsatzzentrale in Dübendorf. Oberleutnant Emonet ab.» Innert nur 15 Diese würde unberechtigt in den Schiess Minuten könne er im Schiesssektor mit aus sektor einfliegenden zivilen Flugverkehr auf gefahrenem Schleppsack bereit sein, damit dem Radar erkennen und könnte Jürg Studer die Hornets ihre Übung rasch fortsetzen frühzeitig warnen. können und die wertvolle Flugzeit möglichst gut genutzt wird. Nichts zurücklassen Falls der Schleppsack durch einen Schuss Sicherer Schiessbetrieb abgetrennt wird, muss dieser wieder einge Oberstleutnant Jürg Studer wacht als Schiess sammelt werden. Als Studers Schiessgehilfe leiter über die sichere und korrekte Ab amtiert deshalb Bergführer Fritz Teuscher. wicklung der Schiess Oberstleutnant Studer erklärt: «Fällt der trainings. Sack an einen unzugänglichen Ort, setzen «Dies beginnt wir unseren Bergführer mit der Winde des damit, dass wir Helikopters ab. Er birgt dann die Rückstän vor Schiessbeginn de und wird anschliessend mit der Winde den Sektor mit einem wieder aufgenommen. Deshalb haben wir Helikopter abfliegen. Bei gutem in unserem Team auch einen Windenope Wetter kann es durchaus vorkommen, dass rateur.» Auf keinen Fall werde Material im Bild: Luftwaffe armee.ch Chef der Armee 1 / 12 7
COMPITO 12: Infanteriedurchdiener Bereitschaftsbataillon 143 besteht Bewährungsprobe Bombenwerkstatt am Bodensee Das ehemalige Saurer-Areal in Arbon (TG) war Schauplatz einer spektakulären Aktion. Beim Ausheben einer Bombenwerkstatt zeigten Armee und Feuerwehr in einer gemeinsamen Übung ihr Können und arbeiteten dabei Hand in Hand. Mit Erfolg! Bilder: Wachtmeister Michael Lang, Inf DD Bat 143 8 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
Major Dani Duttweiler, Kommunikation Heeresstab Kein Durchkommen mehr. Die Zugänge zum ehemaligen Saurer-Werk akribisch das Geschehen. Wertvolle Informationen erhalten sie auch sind hermetisch mit Stacheldraht abgeriegelt. Radschützenpanzer Pi von einer Drohne, die vom Flugplatz Altenrhein aufgestiegen ist und ranha stehen zur Sicherung bereit. Soldaten sind geschickt positioniert. im nächtlichen Himmel über Arbon ihre Runden dreht. Hie und da sieht man jemanden über den Platz huschen. Im hinte ren Teil des Areals hat der Sanitätszug ein Lazarett eingerichtet. Poli Brenzlige Rettungsaktion zei, Feuerwehr und Armee fiebern gemeinsam dem Finale entgegen. Und dann erfolgt der Zugriff. Gebäude um Gebäude wird durch kämmt. Auch wenn sie professionell und gezielt vorgehen: Die An Die Spuren führen nach Arbon spannung ist den Soldaten ins Gesicht geschrieben. Bald stossen sie Dem nächtlichen Spektakel ging ein mehrtägiger Nervenkrieg in in einem oberen Stockwerk auf Zivilisten und Attentäter. Die ver der Ostschweiz voraus. Terroristische Anschläge hielten die Polizei meintliche Rettung und Verhaftung wird jedoch durch einen Brand auf Trab und führten dazu, dass die zivilen Mittel an Grenzen stie satz behindert. Feuer im Treppenhaus bricht aus. Die örtlichen Feu ssen. Auf Bitte des Ostschweizer Polizeikonkordates kommt das In erwehren kommen zum Zuge und evakuieren mit einer grossen fanteriedurchdiener Bereitschaftsbataillon 143 zum Einsatz. Die Auto-Drehleiter die vom Feuer Eingeschlossenen. Der Rettungszug ses besteht aus rund 400 Berufs- und Milizkadern sowie Soldaten. transportiert die Verletzten ab. Die evakuierten Personen werden tri Die Infanteristen sind besonders für Schutzaufgaben wie die Bewa agiert. Und dann endlich die Erlösung – die Urheber können ding chung oder Überwachung sowie zur Bereinigung kritischer Situati fest gemacht werden. onen ausgebildet. «COMPITO 12», so hiess die komplexe Gesamtübung, bot den Nach einem verheerenden Bombenanschlag in der St. Galler In jungen Infanteriedurchdienern und dem Kader beste Gelegenheit, nenstadt führte eine Spur nach Arbon. In den ehemaligen Fabrikge das in den vergangenen Wochen erworbene Wissen und Können in bäuden konnten die Urheber lokalisiert werden. Zur Unterstützung realitätsnahen Situationen unter Beweis zu stellen und die Zusam der Polizei riegeln die Infanteristen das Gelände ab und beobachten menarbeit mit den Blaulichtorganisationen zu trainieren. ■ armee.ch Chef der Armee 1 / 12 9
Patrouille des Glaciers: Eine grossartige Leistung der Schweizer Armee wurde schlecht belohnt Alle waren bereit – nur das Wetter nicht Die Organisatoren der Schweizer Armee und 1450 Patrouillen waren bereit: vom 25.– 28. April hätte sie durchgeführt werden sollen, die Patrouille des Glaciers (PDG). Für die einen ein Mythos, von dem sie mit verklärtem Blick berichten, für andere ein Anlass, dem sie mit Stirnrunzeln und Fragen begegnen. Dabei ist die PDG vor allem eines: Eine grossartige Leistung der Schweizer Armee. In diesem Jahr vom Wetter schlecht belohnt. David-André Beeler, Kommunikation Patrouille des Glaciers wie 1986 gar ganz abgebrochen werden. Die gesamte Strecke wird von erfahrenen Bergspezialisten laufend beobachtet. Ungewöhnlich Die PDG ist ein aussergewöhnlicher Lauf, bei welchem die Patrouil starke Sonneneinstrahlung hatte 2010 zur Folge, dass für einen Teil len in einer Etappe entweder die Strecke Zermatt–Verbier oder Arol der Patrouillen vorzeitig Schluss war. Sie mussten vor dem legendä- la–Verbier absolvieren. ren Couloir zur Rosablanche stoppen. Solche Entscheide werden im Der einzigartige Wettlauf zeichnet sich durch seine Länge, seine Moment wenig geschätzt, die Enttäuschung ist gross. Dennoch dür grosse Höhendifferenz und das Profil der Strecke aus. Daran teilzuneh fen keine Konzessionen eingegangen werden, wenn Temperaturen, men verlangt nicht nur eine grosse Erfahrung im Hochgebirge, sondern Schneedeckenaufbau oder fortgeschrittene Tageszeit das Risiko an auch das Beherrschen der extremen Bedingungen sowie eine minuziöse, steigen lassen. körperliche und technische Vorbereitung. Zwischen Zermatt und Ver bier sind 53 km zu bewältigen. Berücksichtigt man das Gelände, so re Planerische und logistische Herausforderungen sultieren gut 110 Leistungskilometer. Auch wer sich «nur» auf die kur Ein Kernteam von rund 20 Personen – das militärische Kommando ze Strecke einlässt, bewältigt immer noch rund 53 Leistungskilometer. der PDG – trägt die Hauptlast der Planung, der Vorbereitung und Die Patrouillen setzen sich aus drei Startenden zusammen. An der Durchführung. In der besten Tradition der Schweizer Milizar der PDG 2012 gingen rund 1450 Patrouillen an den Start, davon wag mee werden zahllose Stunden in der Freizeit geleistet, immer mit ei ten sich rund 700 an die ganze Strecke, 750 starten in Arolla. Der An nem Ziel: Den Patrouillen aus nah und fern einen einzigartigen An teil der Militärpatrouillen ist in den letzten Jahren angestiegen und lass zu sichern. erreichte 2012 rund 47%. Über 600 Patrouillen (d.h. 1800 interessier In Zermatt, Arolla und Verbier, in Sion und auf den Höhenpos te Sportbegeisterte) mussten auf Grund der Teilnehmerbeschränkung ten wird über zwei Wochen verteilt eine ganze Infrastruktur aufge abgewiesen werden. Aus 27 Nationen gingen Teams an den Start, die baut, kritische Stellen im Gelände werden gesichert, Durchgangspos Schweizer Teilnehmer machten 88% der Startenden aus. Die nächst ten eingerichtet. Um auf 3000 Meter über Meer die grosse Menge an grössten Teilnehmergruppen kamen aus Frankreich (4,3%) und Italien heissen Getränken bereitzustellen, ist mehr nötig als das Einschalten (2,3%). Teilnehmer aus Übersee werden aus Australien, Japan, Kanada, einer Herdplatte. Ein ausgeklügelter Sanitätsdienst garantiert, dass USA, Hong Kong oder Kenia gemeldet. Der Frauenanteil betrug 13%. erschöpfte oder unterkühlte Teilnehmende rasch erkannt und fach gerecht behandelt werden. Eine ausserordentliche Leistung unserer Armee Mehr als 200 Tonnen Material sind nötig, um den Anlass durch Der Anlass gründet in den Traditionen der Schweizer Armee und zuführen. Unter den gut 110 000 Artikeln sind Stromaggregate, Be kann nur durch die Armee durchgeführt werden. Planung, Auf leuchtungsmaterial und Treibstoff ebenso zu finden wie Gebirgsklei bau und Betrieb des ganzen Dispositives im sehr schwierigen Gelän dung für die vielen Angehörigen der Armee. Rund 300 Flugstunden de zwischen Zermatt, Arolla und Verbier ist und bleibt eine Heraus absolvieren die Helikopterpiloten der Schweizer Luftwaffe verteilt forderung für alle Beteiligten. Sicherheit ist oberstes Gebot. Je nach über die vier Wochen des Auf- und Abbaus. Die PDG bietet ihnen Verhältnissen kann der Start um einen Tag hinausgeschoben oder Trainingsmöglichkeiten unter Echtbedingungen. 10 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
Eine perfekte Strecke ist das Resultat vieler Arbeiten. Zur Geschichte der PdG Zweiter Weltkrieg: Die Hauptleute Rodolphe Tissières und Roger Bonvin müssen ihre Mannschaften fit halten. Indem sie jeweils ei ne Patrouille von drei Soldaten von Zermatt auf den Gebirgsmarsch nach Verbier schickten, wollten sie deren Einsatzfähigkeit und Aus dauer testen. Im April 1943 fand die erste «Patrouille des Glaciers» statt. 18 Patrouillen starteten, die erste erreichte Verbier nach 12 Stun den und 7 Minuten. Nur zwei Patrouillen beendeten allerdings das Rennen wie vorgesehen. Die übrigen verirrten sich angesichts der ungünstigen Wetterverhältnisse im Gelände und mussten zum Teil grosse Umwege in Kauf nehmen. Die Härte des Wettkampfes hatte sich allerdings so schnell herumgesprochen, dass 1944 bereits 64 Pa trouillen am Gebirgslauf teilnahmen. Die ursprünglich für 1945 geplante dritte Auflage der Patrouille wurde erst im Frühjahr 1949 durchgeführt. Diese Austragung ging Der einzelne AdA prägt mit seinem Einsatz das Bild der ganzen Armee. als Katastrophe in die Geschichte ein. Eine Patrouille verschwand in einer Gletscherspalte und wurde erst acht Tage später tot aufgefun den. Das Eidgenössische Militärdepartement EMD verbot darauf hin die Austragung der PDG. Dieses Verbot sollte fast 35 Jahre Gül tigkeit haben. Erst 1983 bewilligte der damalige Ausbildungschef der Armee, Korpskommandant Roger Mabillard, eine Wiederauflage der Pat rouille des Glaciers. Ein Zweijahresrhythmus wurde eingeführt und strenge Sicherheitsvorkehrungen festgelegt, die PDG auch für auslän dische und zivile Teilnehmende geöffnet. Am Samstag, 5. Mai 1984 fand die vierte Austragung der Patrouille des Glaciers statt. Seither nimmt die Bekanntheit nicht nur in der Schweiz stetig zu. 1992 nah men erstmals eine Frauen- und eine Männer-Patrouille der Volks Bilder: PDG republik China teil. Mittlerweile starten Patrouillen aus der gan zen Welt, so dass die PDG auch als Gebirgs-Weltmeisterschaft gilt. ■ →→ www.pdg.ch Logistik im Kleinen und mit tollem Ausblick wird von allen sehr geschätzt. armee.ch Chef der Armee 1 / 12 11
Das Kommando Spezialkräfte (KSK) stellt sich vor Alle Sondereinheiten der Armee aus einer Hand führen Aus den Grenadieren, den Fallschirmaufklärern, dem Armee-Aufklärungsdetachement und dem Militärpolizei-Spezial detachement ist auf den 1. Januar 2012 das Kommando Spezialkräfte (KSK) geworden. Dieses bündelt die Fähigkeiten der Schweizer Armee für Spezial- und Kommandoaktionen. Urs Müller, Kommunikation FST A der Armee entschieden hatte. Dazu gehören des Stabes Besondere Dienste der Militäri die Formationen und Stäbe der ehemaligen schen Sicherheit. Diese Zusammenführung Die Bildung des Kommandos Spezialkräfte Aufklärungs- und Grenadierformationen hatte zum Zweck, alle Sondereinheiten der (KSK) wurde im April 2010 durch den Chef der Armee (AGFA), das Militärpolizei-Spe Armee aus einer Hand zu führen, die Leis VBS beauftragt, nachdem die Armeeführung zialdetachement, die Taktisch-Medizinische tungen der professionellen Einsatzelemente das Zusammenlegen aller Sondereinheiten Einsatzgruppe der Militärpolizei sowie Teile aufeinander abzustimmen, Synergien geziel Bilder: KSK Auf leisen Sohlen kurz vor dem Zugriff. Auch der Vierbeiner steht der Gruppe in Nichts nach. 12 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
ter zu nutzen und Doppelspurigkeiten zu be setzt ist. Es erbringt Leistungen in folgendem ten der zivilen Behörden oder der Armee seitigen sowie Kosten einzusparen. Das KSK Aufgabenspektrum: Personenschutz, Fest im Inland, Sonderaufklärung und direkte ist eines von vier Kommandi innerhalb des nahme und Zuführung sicherheitsgefähr Aktionen zu Gunsten der zivilen Behörden Führungsstabes der Armee (FST A) und hat dender Personen, Intervention, Objektschutz im Inland bzw. zu Gunsten der Armeefüh Struktur, Rechte und Pflichten vergleichbar und Überwachung, Sicherheitsberatung und rung (bei gesteigerter Bedrohungslage in der jenen eines Grossen Verbandes. Ausbildung. Mit der Taktisch-Medizinische Schweiz), Nachrichtenbeschaffung, Beratung Einsatzgruppe sind auch Spezialleistungen und Schutz zu Gunsten der zivilen Behörden Berufs- und Milizformationen möglich. im Ausland, Rettung und Rückführung von Das KSK beinhaltet Führungs-, Einsatz-, • Grenadierbataillone (Gren Bat) Schweizer Bürgern aus dem Ausland und Unterstützungs- und Ausbildungselemente. Die Grenadierbataillone 20, 30 und 40 militärische Assistenz. Diese Leistungen Die Einsatzelemente unterscheiden sich nach (Reserveformation) sind Milizverbände werden durch Berufs-Einsatzelemente in Einsatzspektrum, Bereitschaftsgrad sowie des KSK, welche auf direkte Aktionen und allen Lagen rasch und aus dem Stand er zwischen Profi- und Milizelementen. Sonderaufklärung im Rahmen von Sonde bracht. Bei anhaltender grosser Bedrohung roperationen spezialisiert sind. Ein Grena erhöhen die Milizelemente die Durchhalte • Stab Kommando Spezialkräfte (Stab KSK) dierbataillon gliedert sich in einen Batail fähigkeit sowie die Leistungserbringung in Der Stab KSK ist ein spezialisierter Stab zur lonsstab, eine Grenadier-Stabskompanie, den Bereichen Sonderaufklärung und direkte Planung und Führung von Sonderoperatio drei Grenadierkompanien (für direkte Ak Aktionen. Die Aus- und Weiterbildung im nen sowie weiterer Einsätze der Spezialkräfte tionen), eine Grenadier Aufklärerkompanie KSK erfolgt bereichsübergreifend, das heisst auf taktischer Stufe. Er ist analog einem Stab (für Spezialaufklärung) und eine Grenadier- fachtechnisches Kennen und Können fliesst in einem Grossen Verband zusammenge Unterstützungskompanie. aus anderen Organisationseinheiten von setzt, das heisst mit einem verlegbaren Kern • Fallschirmaufklärerkompanie 17 Heer und Luftwaffe mit ein. stab aus militärischem Berufspersonal und (Fsch Aufkl Kp 17) einer Mehrheit von Milizoffizieren. Die Fsch Aufkl Kp 17 ist ein auf Sonder Einsatz erfolgt durch Bundesrat • Stabskompanie Kommando Spezial- aufklärung spezialisierter Milizverband des Das KSK ist ein Instrument der Landes kräfte (Stabskp KSK) KSK, der befähigt ist, den Einsatzraum aus regierung, um die sicherheitspolitischen Die Stabskompanie KSK ist ein gemischter der Luft zu erreichen. Sie besteht aus einem Interessen der Schweiz in allen Lagen zu Verband des KSK. Sie besteht aus einem Kommandozug sowie den Fallschirmaufklä wahren. Dies kann im In- und Ausland, aus dem Stand verfügbaren professionellen rer-Patrouillen. in Zusammenarbeit mit zivilen Kräften, Kern und einer Mehrheit von Milizange • Ausbildungszentrum Spezialkräfte (AZ SK) Organisationen und Behörden oder aber hörigen. Die Stabskp KSK beinhaltet einen Das AZ Spezialkräfte ist sowohl das Ausbil auch in militärischem Rahmen erfolgen. Kommandozug, zwei Sicherungszüge sowie dungszentrum für die Spezialkräfte als auch Das KSK kommt auf Beschluss des Bundes einen Übermittlungs-, Nachrichten- und ein Kompetenzzentrum zu Gunsten der ge rates hin zum Einsatz. Dauert ein Einsatz Logistikzug. samten Armee. Es sichert in Zusammenarbeit länger als drei Wochen, muss er spätestens • Armee-Aufklärungsdetachement 10 mit den Berufskomponenten die Ausbildung, innerhalb der nächsten Session auch durch (AAD 10) den Erhalt und Weiterentwicklung der Kom das Parlament genehmigt werden. Dadurch Das Armee-Aufklärungsdetachement 10 ist petenzen Präzisionsschiessen, Fallschirm- und durch die Informationspflicht des zu eine Berufs-Sondereinheit der Armee, die Sprungdienst, Leben und Überleben im Feld, ständigen Departementes gegenüber den ausschliesslich aus polyvalent einsetzbarem Helikoptertechnik, Zutrittssprengtechnik, sicherheitspolitischen und den aussenpoliti militärischen Personal zusammengestellt ist. amphibische Infiltrationstechnik, Perso schen Kommissionen des Parlamentes ist die Das AAD 10 ist in vier verschiedene Grun nenschutz und Intervention. Des weiteren politische Kontrolle jederzeit gewährleistet. delemente strukturiert. Zum Aufgaben hat das AZ SK den Auftrag, die personelle Der Bundesrat bestimmt ferner, welches spektrum gehören Nachrichtenbeschaffung, Alimentierung der Grenadierbataillone und Departement für die Genehmigung des Sicherheitsberatung, militärische Assistenz, der Fallschirmaufklärerkompanie bis auf Operationsbefehls verantwortlich ist und Schutz von Personen und Objekten, Rettung Stufe Einheitskommandant sicherzustellen auch über die Auslösung und Beendigung und Rückführung und direkte Aktionen. sowie neue Waffen, Systeme und Techniken eines Einsatzes entscheidet. ■ • Militärpolizei Spezialdetachement in den Grenadierbataillonen einzuführen. (MP Spez Det) →→ www.armee.ch/ksk Das MP Spez Det ist eine militärpolizeiliche Für Einsätze in allen Lagen Sondereinheit der Armee, die ausschliesslich Die primären Aufträge des Kommandos Spe aus militärischem Personal mit (militär-)po zialkräfte (KSK) beinhalten folgende Leis lizeilicher Grundausbildung zusammenge tungen: Schutz und Intervention zu Guns armee.ch Chef der Armee 1 / 12 13
Sechs Fragen an Oberst im Generalstab Laurent Michaud, Kommandant KSK «Überdurchschnittlich leistungsfähig» Das Armee-Aufklärungsdetachement 10 und das Militärpolizei-Spezial detachement sind geheimnisumwittert, auch die Fallschirmaufklärer und die Grenadiere haben einen gewissen Ruf. Warum ist das so? Bei Spezialkräften ist die operationelle Sicherheit jederzeit zu gewähr leisten. Entsprechend sind kritische personelle oder einsatzbezogene Angaben als vertraulich oder geheim klassifiziert und werden nicht nach aussen kommuniziert. Dies kann durchaus als Nährboden für Spekulationen und Gerüchte dienen. Wir sind uns dessen bewusst und bemühen uns, über das Nicht-Klassifizierte offen, transparent und sachlich Auskunft zu geben. Im KSK wurden Formationen aus Heer, Luftwaffe und Führungsstab der Armee zusammengeführt. Wie wollen Sie für eine gemeinsame Kultur sorgen? Im KSK leben wir Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Dies re präsentieren auch unsere Verbandsabzeichen mit den beiden allen gemeinsamen Spezialkräfte-Pfeilen einerseits und den individuell unterschiedlichen Zusatzsymbolen andererseits. Das gemeinsame Fundament, auf welchem wir im KSK menschen- und leistungsori entiert führen beziehungsweise zusammenarbeiten, spiegelt sich in unserem Leitbild. Dies verdeutlicht, dass im Kommando Spezialkräfte die Menschen und ihre Charaktereigenschaften im Zentrum stehen, Präzision und Höchstleistung erbracht werden und Spezialkräfte weder in Masse noch in Eile selektioniert und ausgebildet werden können. Sie arbeiten auch mit ausländischen Spezialkräften zusammen. Gibt es Bereiche, in denen die Schweizer Armee diesen hinterher hinken? Bild: ZEM Oder sind wir in manchen Belangen sogar voraus? In einem Einsatzkommando ist Erfahrungswissen erfolgsentschei Oberst i Gst Laurent Michaud, Kdt des KSK, begleitet Bundesrat dend. Entsprechend wichtig ist der formelle und informelle Aus Ueli Maurer tausch zwischen Kooperationspartnern sowohl im Inland als auch im Ausland. In allen Fällen ist ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen anzustreben. Die Schweiz bietet hierzu eine Reihe von hervorragenden Chancen, wo wir unsere komparativen Stärken einbringen können. Interview: Urs Müller, Kommunikation FST A Was reizt Sie persönlich am Kommando KSK? Welche besonderen Fähigkeiten müssen Angehörige des KSK Zu den vielseitigen Aufgaben und Aufträgen kommt der stetig wach mitbringen? Worauf wird bei der Rekrutierung geachtet? sende Veränderungs- und Spardruck hinzu. Nach rund sechs Jahren In die Auswahl der geeigneten Anwärter und die Überprüfung der im Ausbildungskommando ist es mir darum im neuen Komman Kandidaten investieren wir viel. Die Merkmale mentaler, fachtech do ein zentrales Anliegen, die richtigen Menschen für das KSK zu nischer und körperlicher Eignung werden bei jedem Kandidaten gewinnen, sie gemäss ihren Stärken einzusetzen und zusammen angeschaut und hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten im KSK aus mit dem Kommando weiterzuentwickeln. Dies verlangt von allen gewertet. Wir rekrutieren junge Menschen, die über einen gesunden Beteiligten viel Kraft, Ausdauer und vor allem Lernbereitschaft, eine Menschenverstand und überdurchschnittliche Leistungsfähigkeit Herausforderung, die ich sehr gerne annehme. ■ verfügen sowie volle Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Sind im KSK die «Tough Guys» anzutreffen, die harten Kerle, wie sie in den Medien – Stichwort «Rambolinos» – manchmal dargestellt werden? Ein Selektionsziel besteht darin, echte Performer mit ausgeprägter Sozialkompetenz von potentiellen Problemfällen mit Charakter schwächen zu unterscheiden. Hierfür holen wir parallel zu internen Tests Drittmeinungen von erfahrenen Psychologen ein. Überdies zögern wir nicht, uns auch nach der offiziellen Selektionsphase von Angehörigen des KSK bei grobem Missverhalten oder Nichterbringen der geforderten Leistungen zu verabschieden. 14 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
MILAK: Frühjahrstagung zum Thema Resilienz – der Widerstandsfähigkeit «Was unsere Soldaten im Militär lernen, sollen sie auch privat anwenden.» Hochkarätige Referate an der Frühjahrstagung der Militärakademie an der ETH Zürich rund um die Resilienz: Eiskunstlauf-Europameisterin Sarah Meier und Rhonda Cornum, Brigadier General in der US-Armee, waren die prominenten Referentinnen an der Frühjahrstagung der Militärakademie. Bilder: Dominique Schütz/ZEM Rhonda Cornum, Brigadier General in der US-Armee. Eiskunstlauf-Europameisterin Sarah Meier. Silvan Gertsch, Fachstab MIKA «Ich habe eine Karriere mit vielen Hochs, vielen Tiefs und einem «Die Qualität einer Führungskraft misst man daran, wie sie in kri Happy-End erlebt», sagte Sarah Meier an der Frühjahrstagung der tischen Situationen entscheidet und handelt», sagte Hubert Annen, Militärakademie (MILAK). Bis zum Alter von 16 Jahren sei alles wie Dozent für Militärpsychologie und -pädagogik in seinem Referat. am Schnürchen gelaufen. Doch plötzlich wurde sie durch Verletzun Anhand einer Darstellung zeigte er auf, wie wichtig die stressprä gen zurückgeworfen. Dass sich Sarah Meier trotz Rückschlägen zu ventiven Faktoren Selektion, Motivation und Selbstreflexion im Zu rückkämpfte und 2011 Europameisterin wurde, hing einerseits mit sammenhang mit der Resilienz sind. So verhindere eine gute Selek dem Team zusammen, das sie unterstützte. Andererseits aber auch tion beispielsweise, dass Leute in Positionen kommen, in denen sie mit ihrem starken Willen: «Man muss sich immer wieder neu moti überfordert wären. vieren und auf die Stärken fokussieren», sagte die Eiskunstläuferin. An der Frühjahrstagung der MILAK vom 3. März an der ETH «Selbstmordrate stark gestiegen» in Zürich stand die Resilienz im Zentrum. Der Begriff beschreibe die Wie mit dem Thema Resilienz in den USA umgegangen wird, erzählte menschliche Widerstandsfähigkeit und stamme ursprünglich aus der Brigadier General Rhonda Cornum, Direktorin für «Comprehensive Physik, erklärte Brigadier Daniel Moccand, Direktor der Militäraka Soldier Fitness» in der US-Armee. Dass US-Soldaten heute ein prak demie an der ETH Zürich. tisches Resilienz-Training erhalten, hängt damit zusammen, dass die Ulrike Ehlert vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie an der Selbstmordrate in der US-Armee in den letzten Jahren stark gestie Universität Zürich ging mit ihrer Definition der Resilienz noch ei gen ist und immer mehr Alkohol und Drogen konsumiert wurden. nen Schritt weiter: «Wir meinen damit den erfolgreichen Umgang Deshalb wurden Strategien entwickelt, wie man mit Stress umgehen mit belastenden Situationen wie beispielsweise Misserfolgen oder kann. «Wir wollen erreichen, dass die Soldaten selbstbewusster wer Unglücken», sagte Ehlert. den und sich auf ihre Stärken besinnen», sagte Rhonda Cornum. Und sie ergänzte: «Die Skills, die unsere Soldaten im Militär lernen, sol «Eine andere Art von Stress» len sie auch privat anwenden.» Bei allen Referentinnen und Referenten, die an der Frühjahrestagung Diesen Aspekt nahm auch Hubert Annen in der abschliessenden vor rund 300 Personen ihre Erfahrungen mit Resilienz teilten, spiel Podiumsdiskussion nochmals auf: «Wir wollen nicht bessere Solda te auch der Faktor Stress eine grosse Rolle. Ulrike Ehlert, die oft ge ten, sondern bessere Menschen.» Die Diskussion, an der auch Briga fragt werde, ob es früher weniger Stress gegeben habe, betonte: «Wir dier Jean-Paul Theler (Chef Personelles der Armee) und Oberstleut sind heute einer anderen Art von Stress ausgesetzt. Früher ging es nant im Generalstab Stefan Christen teilnahmen, wurde von Jan ums Bekämpfen von Hungersnöten oder um die körperliche Überbe Mühlethaler (Head of Corporate Communications & Public Affairs anspruchung. Heute haben wir es mit einer enormen Informations Osec und Angehöriger des Astt 100 – Mil Strat Stab) moderiert. ■ überflutung und dem Selbstverwirklichungsbestreben zu tun. Durch Stressbewältigungstrainings lasse sich Resilienz stärken.» armee.ch Chef der Armee 1 / 12 15
Agenda 15. Juni Einzelzeitfahren der Tour de Suisse Gossau (ZH) mit dem PC-7 TEAM www.tour-de-suisse-gossau.ch 20. Juni Rekrutenspiel 16-1 Aarau Konzert im Kultur- & Kongresshaus KuK, 20 Uhr www.militaermusik.ch 22. Juni Repräsentationsorchester SAS Sursee Konzert in der Stadthalle, 19:30 Uhr www.militaermusik.ch 27. Juni Rekrutenspiel 16-1 Langenthal Defilé und Konzert, Markthalle, 19:30 Uhr www.militaermusik.ch 5. Juli Rekrutenspiel 16-1 Muttenz Konzert im Kongresszentrum Mittenza, 20 Uhr www.militaermusik.ch 7. Juli Wake+Jam Festival Murten mit PC-7 TEAM und Paras www.wakeandjam.ch 13. – 21. Juli Basel Tattoo Basel Rekrutenspiel 16-1 mit Tambouren und Swiss Army Strings Kaserne, 21:30 Uhr www.militaermusik.ch, www.baseltattoo.ch 16. Juli Rekrutenspiel 16-1 Liestal Platzkonzert beim Rathaus, 13 Uhr www.militaermusik.ch 17. Juli Rekrutenspiel 16-1 Rheinfelden Platzkonzert am Zähringerplatz, 13 Uhr www.militaermusik.ch 22. Juli Finaltag Crédit Agricole Suisse Tennis Open Gstaad mit dem PC-7 TEAM www.creditagricolesuisseopengstaad.ch 26. Juli Schlusskonzert des Rekrutenspiel 16-1 Thun Kultur- und Kongresszentrum Thun, 20 Uhr www.militaermusik.ch 11. August 20 Jahre Hunterverein Interlaken mit Patrouille Suisse huver.jimdo.com 25. August Pistenfest Birrfeld mit Patrouille Suisse, PC-7 TEAM, F/A-18 Display und Super Puma Display, www.pistenfest.ch 25. August Championnat du monde de triathlon CISM Lausanne mit Patrouille Suisse und Paras www.cism-milsport.org 30./31. August Sommerarmeemeisterschaften Wangen a.A. www.armee.ch/heer 1. September Gordon Bennett 56th Coupe Aéronautique Ebnat-Kappel mit Patrouille Suisse www.gordonbennett2012.ch 4. September Offener Campus Luzern Luzern Exkursion: Schlüsselraum West Raum Murten / Seeland, 07:30 – 18:00 Uhr www.armee.ch/hka 17. Oktober Offener Campus Luzern Luzern Referat: Führung in Armee und Wirtschaft HSLU-W Luzern, Zentralstrasse 9, 16:30 Uhr www.Armee.ch/hka 29. Oktober Offener Campus Luzern Luzern Referat: Cyber Defense Armeeausbildungszentrum, Aula Dufour, 20 Uhr www.armee.ch/hka 4. Dezember Traditionsanlass HKA Luzern Referat: Beresina 1812 – 2012 Armeeausbildungszentrum, Aula Dufour www.armee.ch/hka 16 armee.ch Chef der Armee 1 / 12
2 Jeder AdA ist in der Pflicht Die persönliche Waffe muss sicher aufbewahrt werden 1 / 12 4 Militärbiscuits: Ein Klassiker neu aufgelegt 6 STABILO DUE ist eine Trainingsplattform für die Stäbe der Armeeführung
Rubriktitel Die persönliche Waffe muss sicher aufbewahrt werden Jeder AdA ist in der Pflicht Die Gesetze und Reglemente sind eindeutig: Jeder Angehörige der Armee muss seine Ausrüstung – und dazu gehört nun einmal auch die persönliche Waffe – zuhause sicher aufbewahren. Beim Sturmgewehr ist der Verschluss getrennt von der Waffe zu lagern. Munition darf zuhause keine aufbewahrt werden. Oberstes Gebot ist die Sicherheit, dass die Waffe nicht in falsche Hände gerät oder gar bei einem Einbruch allzu leicht als Diebesgut abhandenkommt. Aschi Mathys, pensionierter Waffenmechaniker der LBA und Oberschützenmeister bei den Grütlischützen Thun zeigte uns, wie er mit seinen Waffen vorgeht. Daniel Laroche, Kommunikation Verteidigung ✘ ✔ ✘ Vielleicht praktisch, aber nicht clever. Auch die Pistole gehört beispielsweise in Die Waffe offen in einem Kellerverschlag ist einen Schrank. nicht geschützt. 2 armee.ch 1 / 12
Rubriktitel Militärgesetz, MG Art. 112 Aufbewahrung und Unterhalt 1Die Angehörigen der Armee sorgen für die si- chere Aufbewahrung und die Instandhaltung der persönlichen Ausrüstung sowie für den Er- satz unbrauchbar gewordener Gegenstände. Dienstreglement 04 ✘ ✔ 86 Sorgfaltspflichten gegenüber Ausrüstung und Material 1Die persönliche Ausrüstung und das zusätzlich anvertraute Material sind Eigentum des Bundes. 2Die Angehörigen der Armee müssen mit der per- sönlichen Ausrüstung, das heisst mit Waffe, Be- kleidung und Gepäck, sowie mit dem übrigen Ar- meematerial, der Munition und den Einrichtungen sorgfältig und sachgemäss umgehen. 3Die Angehörigen der Armee müssen während der ganzen Dauer ihrer Militärdienstpflicht die Bilder: Daniel Laroche, Komm V persönliche Ausrüstung und das zusätzlich an- vertraute Material sicher aufbewahren und vor Verlust, Beschädigung und Zerstörung schützen. Das Sturmgewehr und sein Verschluss sind ge- trennt voneinander aufzubewahren. Wird wohl von keiner Frau akzeptiert. Versteckt in einem gut verschlossenen Abstellraum. armee.ch 1 / 12 3
Für Kinder aller Generationen ein absoluter Hit Militärbiscuit: Ein Klassiker – neu aufgelegt 1959 wurde es von Kambly Trubschachen kreiert, bei der Armeeverpflegung ist es eine beliebte und multifunktionale Zwischen- mahlzeit und bei den Schweizerinnen und Schweizern traditionell beliebt. Ab April 2012 wird der Einsatz des Militärbiscuits viel- fältiger: Einerseits mit einer Special Edition für die Abgabe an die Bevölkerung an Veranstaltungen der Armee und andererseits in einer Geschenkbox zusammen mit der ebenso beliebten Militärschokolade und einem Dank des CdA für Dienstvollender, die zu ihrer Abrüstung antreten. Die Konfektionierung dieser Box übernimmt das Blinden- und Behindertenzentrum Bern. Gaby Zimmer, Kommunikation LBA gaben. In der Zwischenzeit wurden die Vorgaben restriktiver. Die Soldaten haben zwar weiter Biscuits verteilt, aber sie mussten es sich Es liegt ein guter Duft in der Luft, wenn man die Produktionsstrasse quasi vom eigenen Mund absparen. Sie haben ihre Ration weiterver- der Firma Kambly im Emmentalischen Trubschachen besucht. Teig schenkt und dabei selber verzichten müssen. Die Zwischenmahlzeit gemischt und gebacken wird am Laufband. Der Produzent des heu- wurde aber bewusst für die Kalorienaufnahme und die entsprechen- tigen Militärbiscuits hat den Zuschlag auf die WTO-Ausschreibung de Dienstleistung ausgelegt. Um dieses Dilemma zu lösen, werden ei- für fünf Jahreslose à 600 000 Portionen erhalten. Rezept- und Back- ne Million Packungen in einer Special Edition Auflage produziert. details sind geheim. Sie wird bei militärischen Anlässen, Ausstellungen, Tagen der An- Die Produktionsabläufe gleichen jenen der anderen Renner aus gehörigen und weiteren Veranstaltungen mit zivilem Publikum ein- dem Hause der traditionellen Emmentaler Güezi-Bäckerei. «Das gesetzt – und dies vor allem: an Kinder verschenkt. Die Fouriere und Bretzeli ist unser Spitzenreiter und das beliebteste Markenfeinge- Quartiermeister ordern das Biscuit mit der üblichen Armeeproviant- bäck der Schweiz», erklärt Rudolf Winzenried, Generalsekretär bei bestellung. Auch die Kader der Militärverwaltung können die Bis- Kambly, nicht ohne Stolz. Da Back- und Verpackungsstrasse für je- cuits bestellen und für deklarierte Zwecke einsetzen. des Produkt neu eingestellt werden müssen, wird die Produktion der 600 000 Portionen Militärbiscuits auf zwei Lose aufgeteilt. «Für Danke sagen für die Dienstleistung in der Armee uns bedeutet dieser Auftrag eine Auslastung von 17 Schichten», freut Obwohl in der Armee Militärdienstpflicht herrscht, ist das kein sich der Generalsekretär der Grossbäckerei mit 340 Mitarbeitenden. Grund, nicht Danke zu sagen. Dieser Gedanke gab den Ausschlag da- Obwohl die Verpackungsanlage aussieht, wie eine überdimen- für, dass neu ab April 2012 alle Dienstvollender im Rahmen ihrer Ab- sionierte antiquierte Nähmaschine – das ist hochkomplexe Technik: rüstung mit einem Dankeschön bedient werden. In einer Geschenk- Vom selbstentwickelten und -produzierten Wellpergamentpapier, das box mit Widmung des Chefs der Armee wird jedem entlassenen die Güezi schützt, über die präzise Platzierung der beiden Biscuit- Armeeangehörigen eine Packung Biscuits und ein Riegel Schokola- Stapel bis zur fertigen Ummantelung mit der Endverpackung zu ei- de geschenkt. «Ein symbolischer Händedruck mit Erinnerung an die ner 100 Gramm-Portion. eigene Dienstzeit», findet der Systemmanager Verpflegung. Hier geht buchstäblich die Post ab. Die Einstellung der Maschi- 25 000 solche Geschenkboxen umfasst die wiederkehrende ne beansprucht einen Tag und die Umstellung auf das nächste Bis- Jahresproduktion für eine Jahrgangsentlassung schweizweit. Die- cuitformat einen weiteren Tag. Wenn hier nicht alles minutiös vor- se B oxen werden von Menschen des Blinden- und Behindertenzent- bereitet ist, entsteht schnell viel Schaden. Denn die Güezi kommen rums Bern zusammengestellt. Thomas Beerli, Leiter Ausrüsten und noch warm vom Fliessband. Logistik, freut sich über solche Aufträge: «Es unterbricht uns die mo- notonen Arbeiten aus den Massenproduktionen.» 85 Mitarbeitende Biscuits am Laufmeter mit geistigen, psychischen oder physischen Handicaps arbeiten hier Reto Walther, Systemmanager Verpflegung in der Logistikbasis der in Gruppen à 10 bis 12 Leute an den einzelnen Aufträgen. Jede Grup- Armee, ist unter anderem für die Qualitätsdefinition der Artikel des pe wird von einem Gruppenleitenden begleitet. Die Altersverteilung Armeeproviants verantwortlich – auch für das Militärbiscuit. Wie der Mitarbeitenden gleicht einem üblichen Unternehmen: von 18- bis als ehemaliger Teamchef des international erfolgreichen Swiss A rmed 65-jährig. Nach einer kurzen Anweisung produzieren die Teilzeitmit- Forces Culinary Teams ist er mit der gleichen Präzision beim Biscuit arbeitenden ihre Aufträge selbständig. Die Gruppenleitenden beglei- dabei: «Die Vorgaben sind streng: Drei Jahre haltbar, ein optimaler ten die handicapierten Menschen und beurteilen sie im Auftrag der Nährwert und süss sowie salzig einsetzbar, sind nur einige unserer Gesundheits- und Fürsorgedirektion Bern. «Oft können unsere Mit- strikten Rahmenbedingungen.» arbeitenden selber wählen, welche Produktionen sie ausführen möch- In 200 Kilogramm-Portionen wird in Stahlkübeln mit überdimen- ten, aber die monotonen Aufträge, welche unsere Grundauslastung sionierten Mixern der Teig gerührt. Er besteht aus Weizenmehl, Kar- bieten, sind halt auch eine Geldquelle,» stellt Beerli klar. toffelstärke, ungehärteten Pflanzenfetten, Traubenzucker, Zucker, Ma- Die Abläufe in dieser Werkstatt gleichen einem logistischen Un- germilchpulver, Gerstenmalzextrakt, Backtriebmittel und Salz. Vom ternehmen. «Manchmal geht’s halt hier etwas langsamer», schmunzelt Rührwerk kommt der Teig in die Fliessbandproduktion. Es wird aus- Beerli. «Aber nicht alles lässt sich mit Maschinen machen – deshalb gewallt, gestanzt, gebacken, zusammengestellt und verpackt. Auf rund bieten wir der Industrie unsere Hände an», fasst der Leiter Ausrüsten hundert Metern entwickeln sich aus Teig die 100 Gramm-Portionen, und Logistik des Blinden- und Behindertenzentrums seinen Trumpf die am Fliessbandende in Kartons à 48 Packungen abgefüllt werden. zusammen. Die Geschenkboxen werden in Hunderter-Einheiten in Kartons verpackt und palettisiert. Rund eine Woche Aufwand rech- «Special-Edition» für die Bevölkerung nen die Verantwortlichen für diese Jahresauflage. Nach Abschluss der Die älteren Semester erinnern sich gerne an Verteilaktionen der Sol- Produktion werden die Paletten auf Militärlaster verladen und im ber- daten, welche auf den Schulhöfen das beliebte Biscuit grosszügig ab- nischen Brenzikofen zwischengelagert. ■ 4 armee.ch 1 / 12
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