Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
INFORMATIONSTECHNIK UND ARMEE
 Vorlesungen an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich
                     im Wintersemester 1998/1999
                                Leitung:
           Untergruppe Führungsunterstützung - Generalstab
       Divisionär E. Ebert, Unterstabschef Führungsunterstützung

     Das Richtstrahlsystem R-905
      für die Schweizer Armee
                       Referent: B. Rhomberg

 Diese Vorlesung wurde durch die Stiftung HAMFU digitalisiert und als
            PDF Dokument für www.hamfu.ch aufbereitet.
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)                  HAMFU History

                                                                                   5 -1

                                                                              B. Rhomberg

                            Inhalt

                            1.       Einleitung
                            2.       Realisierung des Richtstrahlgerätes
                            3.       Optische Übertragung
                            4.       Ausblick

                            Adresse des Autors:
                            Thomson-CSF Schweiz                                                      Informationstechnik und Armee
                            Binzstrasse 18                                                                        38. Folge 1998/99
                            8045 Zürich

                            05.99   1 20   8343/3

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)   HAMFU History

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                 1          Einleitung

                 Im März 1996 erhielten wir neben vielen anderen potentiellen Anbietern die Ausschreibung
                 für die Richtstrahlsysteme R-905/2 und R-905/8. Die Gruppe Rüstung suchte einen
                 Generalunternehmer, der das ganze System, bestehend aus Richtfunk, Chiffrierung,
                 Multiplexierung und der gesamten Verkabelung anbieten konnte.

                 Seitens der Entwicklung hatten wir grosse Erfahrung auf dem Richtfunkgebiet, sowohl im
                 zivilen als auch im militärischen Einsatz, und einige Kenntnisse auf dem Gebiet der
                 "Verkabelung". Für die Chiffrierung arbeiteten wir schon seit Jahren mit der Firma Omnisec
                 zusammen, die ihrerseits prädestiniert für diese Aufgabe war.

                 Im Projektmanagement haben wir mehrere, grosse Projekte realisiert und uns besonders in
                 der Systemintegration gute Kenntnisse angeeignet.

                 Aus diesen Gründen reizte uns die Aufgabe sehr, dieses System zu realisieren, obwohl die
                 Ansprüche des Kunden in technischer, terminlicher und kommerzieller Hinsicht hoch lagen.

                  Die Grobanforderungen des Kunden an das System waren die folgenden:
                  •   Mobiles Richtfunkgerät für taktischen Feldeinsatz mit einem maximalen Antennen-
                      durchmesser von 600 mm
                  •   Frequenzbereich 14,6 bis 15,2 GHz mit voller Durchstimmbarkeit
                  •   Bitrate 2 und 8 Mb/s
                  •   Verfügbarkeit von besser als 99,8% im schlechtesten Monat bei einer Übertragungs-
                      distanz von 35 km.
                  •   4 km Absetzbarkeit zwischen Richtstrahlgerät und Vermittler
                  •   "Off the Shelf"

                  Unser Problem war, dass wir dieses Gerät nicht "Off the Shelf" hatten. Aus der Hoffnung
                  heraus, dass auch unsere Mitbewerber keine besseren Karten hatten, beschlossen wir, die
                  Bedingung "Off the Shelf" anzunähern durch
                  •   Einhalten der kurzen Beschaffungsfristen
                  •   Tiefe Entwicklungs- und Herstellkosten

                  Dieser Weg führte beim Radio über die Anpassentwicklung eines zivilen Gerätes.

                  Für die 4 km Absetzbarkeit hatten wir schon lange eine Lösung mit einer neuartigen,
                  feldtauglichen, optischen Verbindung im Auge, deren Einsatz wir jetzt prüfen konnten.

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
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                           2        Realisierung des Richtstrahlgerätes

                        Als Grundlage der Entwicklung stand uns
                        die Richtstrahlfamilie "MELODIE" der
                        Alcatel zur Verfügung. MELODIE steht für
                        Medium and Low Capacity Digital Equip-
                        ment und ist eine Familie, die in 14 Fre-
                        quenzbändern zwischen 1,5 und 58 GHz
                        erhältlich ist. Die Übertragungskapazität
                        liegt zwischen 2x2 und 34 Mb/s.

                        Diese Familie hat folgende Eigenschaften:
                        •      Modernstes Richtstrahlsystem der
                               Alcatel

                        •      Hochintegrierter Aufbau (5 ASIC's)
                        •      Effiziente Modulationsart (4 QAM)
                        •      Fehlerkorrigierende Übertragungscodes
                               und adaptive Entzerrer
                        •      Eingebaute Testmöglichkeiten (BITE)
                                                                                       Figur 1 :     Ein Gerät (nur Outdoor- Unit) aus
                        •      Vorbereitet für Netzwerkmanagement                                   der MELODIE-Familie.
                        •      Die Outdoor- Unit ist in einem
                               erweiterten Temperaturbereich ( -33°C..                °C ) betriebsfähig.

                        Für einen militärisch taktischen Einsatz fehlen aber einige wichtige Eigenschaften, wie
                        •      Durchstimmbarkeit der Frequenz: Um das ganze Band abzudecken, braucht man eine
                               Vielzahl von Geräten

                               Militärische Umweltanforderungen: Das zivile Gerät ist für einen fixen Einsatz konzipiert
                               und hat keinen Schutz gegen Schock und Vibration. Der Temperaturbereich der Indoor-
                               Unit ( -10°C..50°C ) ist ungenügend.

                               Elektronische Schutzmassnahmen: Hier ist gar nichts vorgesehen, bei Störungen gelten
                               die üblichen, zivilen Vorschriften, die bei der Konzessionserteilung festgelegt werden.

                       Um die Anforderung des Kunden nach einer uneingeschränkten Tauglichkeit für den
                       taktischen Einsatz zu erfüllen, mussten wir folgende Massnahmen ergreifen:
                       •       Entwicklung eines abstimmbaren Mikrowellendiplexers
                       •       2 unabhängige Lokaloszillatoren mit guter Resistenz gegen Mikrofonie und
                               Temperaturänderungen (Klicks)

                       •       Regulierbare Sendeleistung
                       •       Schutz im Empfänger gegen Überpegel

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)      HAMFU History

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                 •     Integration der Outdoor- Unit und der Baugruppen der Indoor- Unit des MELODIE in das
                       Richtstrahlgehäuse
                 •     Integration einer optischen Leitungstrennstelle

                      Bündelschlüsselungsgerät                                           Mikrowellen- Sender/ Empfänger

                              Blockdiagramm des Richtstrahlsystems R-905

                  Abkürzungen:           Chiff Gen:        Chiffriergenerator
                                         MUX:              Multiplexer/Demultiplexer
                                         T erm. Mod:       T erminal- Modul
                                         OLT :             Optical Line T erminal Unit
                                         MCU:              Multiplex- and Control Unit
                                         MDU:              Modulation/Demodulation Unit
                                         IFU:              Intermediate Frequency Unit
                                         RFU:              Radio Frequency Unit
                                         LO:               Local Oscillator

                     In der Figur 2 sieht man eine Übersicht des Systems R-905, das aus dem Bündel-
                     schlüsselungsgerät, dem Sender/Empfänger, dem Bedienterminal und der optischen Ver-
                     bindung besteht. Dazu kommen noch ein Stativ und verschiedenes Zubehör.

                     Das Bündelschlüsselungsgerät wurde bei der Firma Omnisec entwickelt. Einzig die OLT
                     wurde bei Thomson-CSF Schweiz entwickelt und von Omnisec in das Bündelschlüsselungs-
                     modul integriert. Deshalb gehe ich im Folgenden nur auf die Entwicklung des eigentlichen
                     Richtstrahlgerätes und der optischen Übertragung ein.

                     Vom MELODIE wurden die Baugruppen MCU, MDU, IFU und RFU übernommen.

                     Die Baugruppe MCU (Multiplex- and Control Unit) befindet sich beim MELODIE in der
                     Indoor- Unit und ist nur für einen eingeschränkten T emperaturbereich spezifiziert. Deshalb

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)   HAMFU History

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                        musste die Baugruppe für unsere Anwendung überarbeitet werden. Das geschah teilweise
                        durch Alcatel- Telspace in Paris, wo das MELODIE entwickelt wurde, und teilweise bei uns.

                        Auf dieser Baugruppe werden im Multiplexer die verschiedenen Dienst- und Steuerkanäle
                        ein- bzw. ausgeschlauft. Weiter befindet sich auf dieser Baugruppe der Haupt- Prozessor,
                        der das Sende-/Empfangsgerät steuert und überwacht und auch die Fernbetriebsbefehle
                        verwaltet und weiterleitet. An die MCU ist auch das Bedienterminal für die lokale Steuerung
                        und Überwachung angeschlossen, das gleichzeitig als Dienstkanalhörer dient.

                        Auf der       (Modulator- Demodulator Unit) wird der Datenstrom sendeseitig aufbereitet
                        und in der IFU auf einen Träger bei 1,85 GHz moduliert. Empfangsseitig demoduliert die
                        MDU den Träger bei 840 MHz und regeneriert den Datenstrom. Als Modulationsart dient
                        4QAM, die Demodulation erfolgt synchron.

                        Die MDU ist eine hoch integrierte Baugruppe: Die komplexen Funktionen der Trägersyn-
                        chronisation, der Nyquistfilterung, der adaptiven Signal- Entzerrung und - Regeneration
                        sowie der Taktableitung sind in mehreren ASIC's integriert. Diese Baugruppe konnten wir im
                        Wesentlichen unverändert übernehmen.

                        Sämtliche Zwischenfrequenzschaltungen des Senders und des Empfängers befinden sich
                        auf der    (Intermediate Frequency Unit). Diese Baugruppe konnten wir unverändert
                        übernehmen.

                       Die       (Radio Frequency Unit) wurde für uns vom Hersteller nach unseren Bedürfnissen
                       modifiziert. Da die Hauptfunktion gleich wie im MELODIE blieb, waren nur kleine
                       Anpassungen nötig.

                       Bei der MELODIE- Familie werden die Filter auf die Sende- bzw. Empfangsfrequenz fix
                       eingestellt. Bei R-905 müssen die Frequenzen über das ganze Band frei wählbar sein.
                       Deshalb mussten wir ein abstimmbares Filter entwickeln.

                       Das Filter muss verschiedene Bedingungen erfüllen, wie gute Selektivität bei geringem
                       Verlust, es muss linear über das ganze Band abstimmbar sein und muss stabil über einen
                       weiten Temperaturbereich die Frequenz einhalten. Zu allem kam noch das Ziel dazu, dass
                       es klein, leicht und kostengünstig herzustellen sei.

                       Angesichts der kleinen relativen Bandbreite von weniger als 1% kam nur ein motorisch
                       abstimmbares Hohlraumresonatorfilter in Frage, YIG- Filter haben einen zu grossen Verlust
                       und brauchen dauernd Strom.

                       Das realisierte Filter hatte folgende Eigenschaften:
                       •   T schebyscheff Filter 4. Ordnung mit 0.1 dB Ripple und 2 Polen im Sperrbereich
                       •   Bandbreite nominal 60 MHz
                       •   Durchlassverlust 1,5 dB
                       •   Sperrdämpfung typ. 70 dB bei ± 150 MHz

                       Ein Vergleich der berechneten und der gemessenen Kurven sowie ein Foto des Filters,
                       bestehend aus Sende- und Empfangsfilter, sind in der Figur 3 dargestellt.

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)   HAMFU History

                                         gmjy^lRT«mpwature=27

                                                                                     MARKER

                                                                 lüiDN    IM«       CENTER »*• 8 ! » «83 Käß   ffijt

                                Resultate des realisierten RF- Filters, links oben gerechnet, rechts oben
                                gemessen, darunter Sende- und Empfangsfilter mit Abstimmmotoren und
                                Steuerprint

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)   HAMFU History

                                                                                      3-7

                         2.5       Lokaloszillator

                         2.6      Antenne

                                                                                      Figur 4:

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee
Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)   HAMFU History

                                                                               5-8

                  2.7           Gehäuse, Stativ und Stativadapter

                  2.8           Verfügbarkeit

                     JZ
                           (0
                           o
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                                                                              Streckenlänge [km]

                   Figur 5:

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Das Richtstrahlsystem R-905 für die Schweizer Armee - Vorlesung Informationstechnik und Armee 1998/1999 (ETH Zürich)   HAMFU History

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                         2.9       Elektronische Schutzmassnahmen

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                 2.10 Bedienterminal

                                                                                     Figur

                  2.11      Fernbedienung

                  3         Optische Übertragung

                  3.1       Grundlage

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                          3.2       Lichtwellenleiter- Kabel und - Stecker

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                  Figur 7:

                                                                                                            Figur 8:

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                         3.3       Zubehör

                         Figur 9:

                         3.4      Optisches Terminal

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                4          Ausblick

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