ABU-TV-Tipps im August 2020 - PH Zürich
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ABU-TV-Tipps im August 2020 Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr) Obon 3sat Regie: André Hörmann, Anna «Samo» Bergmann Akiko Montag, 03.08.2020 Takakura ist eine von nur zehn Menschen, die 1945 in 22.25–22.40 Uhr nächster Nähe die Atombombenexplosion von Hiroshima (Deutschland 2018) überlebt haben. In dem animierten Dokumentarfilm erzählt sie ihre Geschichte. Noch heute, wenn sie als alte Frau durch die Stadt geht, blickt Akiko Takakura immer wieder zurück in diese Zeit. Vor allem, wenn Obon, das Geisterfest, gefeiert wird, bei dem Akiko die Geister ihrer Eltern empfängt. Zu visuell und emotional bewegenden Bildern beschreibt Takakura, wie sie damals, mitten in einer Hölle von Schrecken und Alpträumen, einen seltenen Moment der Nähe zu ihrem Vater erlebte. Während ihr Arbeitskollege und Freund an seinen Verbrennungen und einem gebrochenen Rücken starb, überlebte die damals 20-jährige Akiko Takakura durch pures Glück den Atombombenabwurf. Sie erinnert sich an kleinste Details und erweckt sie in ihren Erzählungen zum Leben. Die Szenen des Films basieren ausschließlich auf Akiko Takakuras Erfahrungen. Sie ist inzwischen 95 Jahre alt und lebt unter der Obhut ihrer Familie in Hiroshima. «Obon» ist der Name eines der wichtigsten buddhistischen Feste, bei dem sich die Familien an ihre verstorbenen Angehörigen erinnern. Dem Glauben entsprechend kehren deren Geister jedes Jahr für einen Tag zu den Lebenden zurück. Zur Vorbereitung auf die Ankunft der Geister putzen die Menschen ihre Häuser und hängen Laternen auf, um den Ahnen ihren Weg nach Hause zu erleichtern. Am Feiertag selbst werden Speisen und Getränke auf dem heimischen Altar geopfert. Die Familiengräber werden gesäubert und mit Blumen geschmückt. Am Abend werden zu schneller Bon- Odoru-Musik auf den Tempelplätzen Tanzrituale ausgeführt. Am Ende verabschieden sich die Gläubigen von den Geistern und lassen die Laternen auf einem Fluss hinaus aufs Meer treiben. Sie sollen die Geister zurück in ihre Welt führen. In Hiroshima hat das Obon-Fest eine besondere Bedeutung, weil dann die Opfer der Atombombenexplosion vom 6. August 1945 in die gemeinsame Erinnerung einbezogen werden. Der Dokumentarfilm von Anna «Samo» Bergmann gewann den Preis «Große Klappe» beim Duisburger Dokumentarfilmfestival «Doxs!". Redaktionshinweis: 3sat zeigt «Obon» als Free-TV-Premiere ABU-TV-Tipps im August 2020
zum 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki am 6. August 1945. Aus demselben Anlass folgen im Anschluss, um 22.40 Uhr der Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe, «Hiroshima, Nagasaki – Atombombenopfer sagen aus», sowie am Dienstag, 4. August, um 22.25 Uhr der Dokumentarfilm «Als die Sonne vom Himmel fiel» von Aya Domenig und am Mittwoch, 5. August, um 23.55 Uhr die Dokumentation «Nagasaki – Warum fiel die zweite Bombe?». Hiroshima, Nagasaki – 3sat Atombombenopfer sagen aus Montag, 03.08.2020 22.40–00.10 Uhr Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe, Deutschland 1985 (Deutschland 1985) In seinem schonungslosen wie berührenden Dokumentarfilm von 1985 lässt Hans-Dieter Grabe Opfer der beiden Atombombenabwürfe der US-Amerikaner auf Hiroshima und Nagasaki 1945 zu Wort kommen. Hans-Dieter Grabes Filme handeln vom Hinsehen – dahin, wo es schmerzt, und davon, was hinter den Bildern zu sehen ist. Anhand von Fotografien und Filmaufnahmen, die unermessliches Leid zeigen, wirft er die Frage auf: Darf man oder muss man diese Bilder machen? Eigentlich hatten die Atombomben Deutschland treffen sollen. Doch als die ersten Bomben technisch einsatzbereit waren, gab es nur noch Japan als Kriegsgegner. Am 6. und 9. August 1945 gingen Hiroshima und Nagasaki in Flammen auf. 125 000 Menschen starben am Tag der Explosion, 200 000 weitere in den folgenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren. Sie verdampften und verbrannten, starben an der Strahlenkrankheit und an Krebs. Einige der Atombombenopfer, die noch Zeugnis ablegen konnten, lässt dieser Film zu Wort kommen, unter ihnen: Yoshito Matsushige: Der 32-jährige Fotograf war der einzige, der am 6. August 1945 im brennenden Hiroshima Fotos machte. Sumitero Taniguchi: Der Hitzeblitz und die Druckwelle trafen den 16-jährigen Briefträger auf dem Fahrrad. Drei Jahre und sieben Monate lag er im Krankenhaus, davon ein Jahr und neun Monate nur auf dem Bauch. Satchko Ota: Die 18 Jahre alte werdende Mutter lief drei Stunden verletzt durch das brennende, strahlenverseuchte Nagasaki. Das Kind, das im Januar 1946 geboren wurde, faltet später Tüten in einer Werkstatt für Behinderte. «Grabe und sein Team schufen mit diesen Aufzeichnungen einen Hymnus auf das Leben in seiner existentiellen Bedrohtheit.» (epd/Kirche und Rundfunk 1985). Auch heute noch ist Grabes mehrfach ausgezeichneter Film eine weiter aktuelle Mahnung, weil die Welt noch immer voller Atomwaffen ist und der eine oder andere Mächtige sogar das Arsenal ausbauen will. Redaktionshinweis: 3sat zeigt «Hiroshima, Nagasaki – Atombombenopfer sagen aus» erstmals in digital restaurierter Fassung. ABU-TV-Tipps im August 2020
37°: Altes Handwerk, junge 3sat Meister Montag, 03.08.2020 00.10–00.40 Uhr Über die Leidenschaft für traditionelle Berufe (Erstsendung 28.07.2020) Film von Enrico Demurray Dem Handwerk fehlt Nachwuchs. Ist es deshalb out? Eine neue Generation junger Meister versucht, das Image des Handwerks als altbackene Zunft aufzupolieren, überrascht mit neuen Ideen. Können die jungen Meister mit ihren neuen Geschäftsideen dem alten Handwerk neuen Auftrieb geben? «37°» begleitet drei junge Handwerker. Sie sind nicht nur bereit, die Ärmel hochzukrempeln und zuzupacken: Sie betreiben ihr Handwerk auch aus und mit Leidenschaft. Hufschmied Georg Stinauer hat eine eigene Kunst des Hufbeschlags entwickelt. Sein perfektes Hufeisen besteht aus Metall und Kunststoff in der richtigen Kombination. Jahrelang hat der 33-Jährige an diesem neuen Hufbeschlag getüftelt und dabei festgestellt: Pferde laufen nicht nur leichter, sogar Rückenschmerzen können verschwinden, wenn sie ein individuell angepasstes Eisen bekommen. Hufe zu beschlagen, sagt der leidenschaftliche Schmied aus dem bayerischen Ebersberg, sei zwar eine «echte Buckelei», doch für ihn gebe es nichts Schöneres. Johanna Röh hat sich als Frau im männerdominierten Tischlerhandwerk durchgesetzt. Mit 32 führt sie im niedersächsischen Alfhausen eine eigene Werkstatt mit einem Auszubildenden. Ihre Spezialität ist es, Möbel zu bauen, die zu den Menschen passen. Auch für ausgefallene Kundenwünsche findet sie eine Lösung, fertigt Ornamente für einen Whiskeyschrank oder fräst das Relief des Jakobsweges und passt es in eine Schrankwand nach Maß ein. In Berlin hat der 32-jährige Metzgermeister Jörg Fostera einen der erfolgreichsten Betriebe der Stadt. Die Metzgerei «Kumpel & Keule» hat 18 Angestellte und ist einer der größten Ausbildungsbetriebe Berlins. In der Schule wurde ihm aufgrund schlechter Noten eine Hartz-IV-Karriere vorausgesagt, doch dann entdeckte er das Handwerk, legte die Meisterprüfung mit eins ab und studierte Betriebswirtschaft. Mit den Händen zu arbeiten, berichten die jungen Meister, biete eine besondere Art der inneren Befriedigung. Zu sehen, was man schaffe, zu spüren, wie sich der Werkstoff bearbeiten lasse, etwas herzustellen, das gebraucht werde, das schaffe Zufriedenheit. Und nebenbei ist der Beruf auch noch krisenfest, wie sich jetzt in Zeiten von Corona zeigt. Weder die Schmiede noch die Tischlerei musste bisher wirtschaftliche Einbußen hinnehmen, und die Metzgerei brummte sogar. Der Umsatz steigerte sich um 30 Prozent, weil die Menschen mehr selbst kochen. Handwerk hat eben doch «goldenen Boden». Während in den letzten 20 Jahren die Zahl der Studierenden kontinuierlich stieg, fehlt dem Handwerk der Nachwuchs. 2019 blieben 53‘000 Lehrstellen unbesetzt, so die Bundesanstalt für Arbeit. ABU-TV-Tipps im August 2020
Als die Sonne vom Himmel fiel 3sat Eine Spurensuche in Hiroshima Dienstag, 04.08.2020 Film von Aya Domenig 22.25–23.45 Uhr Regisseurin Aya Domenig begibt sich auf die Spuren ihres (Erstsendung 07.07.2017) verstorbenen Großvaters, der nach dem Abwurf der Atombombe 1945 als junger Arzt in einem Krankenhaus in Hiroshima gearbeitet hat. Die Filmemacherin spricht mit Zeitzeugen und Kollegen ihres Großvaters. Diese sind trotz hohen Alters auch heute noch fast täglich unterwegs, um öffentlich über die Gefahr der Atomkraft zu sprechen – auch die ihrer «friedlichen» Nutzung. Als am 6. August 1945 um 8.15 Uhr die Atombombe über Hiroshima detonierte, befand sich der Großvater von Aya Domenig auf dem Weg zur Arbeit im Rotkreuzspital in Hiroshima. Durchs Fenster der Eisenbahn sah er den Blitz des aufsteigenden Atompilzes. Über viele Umwege erreichte er den Arbeitsplatz. Seine Familie, die etwa 75 Kilometer außerhalb wohnte, sah er erst zehn Tage später wieder. Nach dem Abwurf starben circa 80‘000 Menschen sofort, noch Jahre danach kamen aufgrund der unsichtbaren Verstrahlung Zehntausende ums Leben. Zeit seines Lebens hat der Großvater der Filmemacherin Aya Domenig nie über seine Erfahrungen gesprochen. Einerseits saß das Trauma wohl sehr tief, andererseits gab es während der Zeit der amerikanischen Besatzung ein striktes Verbot, über die Auswirkungen der Atombombe zu sprechen. Dazu kam wohl auch die drohende gesellschaftliche Diskriminierung: Zu groß war das Risiko, weder Arbeit noch Heiratspartner zu finden. Als sich am 11. März 2011 in Fukushima eine neue Atomkatastrophe ereignet, nimmt die Suche der Filmemacherin eine neue Wendung. Aya Domenigs Dokumentation «Als die Sonne vom Himmel fiel» ist nicht nur ein Werk über die Jahrhundert-Tragödie des Atombombenabwurfs über Hiroshima und Nagasaki, sondern auch eine Anklage gegen die Nutzung von Kernenergie. Auch im Japan der Gegenwart haben Atomkraftgegner einen schweren Stand. Der Film verleiht ihnen nun eine Stimme. Wie Elefanten denken 3sat Film von Emre Izat Mittwoch, 05.08.2020 Forscher sind sich mittlerweile einig: Elefanten sind viel 14.35–15.20 Uhr intelligenter, als wir je vermutet hätten. «Terra X» zeigt in (Erstsendung 10.01.2016) atemberaubenden Bildern, was und wie die grauen Riesen denken. Elefantenherden umgehen offenbar ganz gezielt Gebiete, in denen Wilderer lauern, und vermeiden auch sonst gefährliche Kontakte zu Menschen. Die Entdeckung dieses einzigartigen Verhaltens machten Wildbiologen eher zufällig bei einer Zählung vom Flugzeug aus. Diese ungewöhnlichen Wanderbewegungen der Tiere inspirierten die Wissenschaftler zu immer neuen Forschungsprojekten, in deren Verlauf weitere, völlig unerwartete Fähigkeiten der Elefanten entdeckt wurden. Beispielsweise arbeiten die gigantischen Rüsselträger im Team zusammen und teilen einander Erfahrungen und neue Erkenntnisse mit. Elefanten können im Test die komplexesten Probleme lösen und erkennen sich selbst im Spiegel – eine Leistung, die man bislang nur von Menschenaffen und ABU-TV-Tipps im August 2020
Delfinen kannte. Das Gefühlsleben der Tiere lässt sie entgegen der Bezeichnung «Dickhäuter» als äußerst sensibel erscheinen. Untersuchungen zufolge empfinden Elefanten Mitgefühl, Trauer, Freude, Furcht und Rachsucht. Die Forscher sind mittlerweile davon überzeugt, dass Elefanten zu den intelligentesten und komplexesten Tieren überhaupt zählen. Ein Duft von Freiheit 3sat Film von Beat Bieri und Ruedi Leuthold Dienstag, 11.08.2020 Der Kapitalismus produziert weltweit immer mehr Verlierer. Da 22.55–23.45 Uhr erhält eine alte Idee neue Kraft: die Genossenschaft. In (Erstausstrahlung) Guatemala trotzen indigene Kaffee-Kleinbauern harten Umständen. Guatemala ist ein Land mit grausamer Geschichte und dominierender Oligarchie. Doch mit ihrer Genossenschaft, seit 30 Jahren geführt von einem Schweizer, sind die Kleinbauern dort zu einem der wichtigsten Kaffee-Exporteure des Landes aufgestiegen. Kaffee prägt die Geschichte der Maya-Völker in Guatemala. Zuerst wurde ihnen ihr Land weggenommen, dann wurden sie zur Zwangsarbeit auf den Plantagen deutscher Großgrundbesitzer verpflichtet. Jetzt, genossenschaftlich organisiert, exportieren die Kleinproduzenten ihren Kaffee in alle Welt – dies unter der Führung eines Schweizers, dessen Ziel es stets war, die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Kleinbauern zu stärken und damit die gesellschaftliche Emanzipation der Maya zu fördern. Der Film von Ruedi Leuthold und Beat Bieri erzählt, wie die neue Freiheit auch die alte Idee der genossenschaftlichen Zusammenarbeit wiederbelebt: Der Gewinn geht nicht an Großgrundbesitzer oder anonyme Kapitalgeber, sondern wird nach unten verteilt. 24 000 Kleinbauern sind im Genossenschaftsverband «Fedecocagua» organisiert. Seit 30 Jahren wird die Organisation vom Schweizer Ulrich Gurtner geführt. Indem er den Kaffee seiner Mitglieder direkt an der Börse verkaufte, erlöste er sie von windigen Zwischenhändlern. Und er versuchte auch, sie von den Abhängigkeiten zu befreien, die durch Entwicklungshilfe entstehen kann. «Wartet nicht, dass jemand kommt und euch den Segen bringt für das ganze Leben. Das existiert nicht», sagt er den Kaffeebauern, «wir müssen die Probleme selbst angehen.» Das ist umso schwieriger in einem Land, in dem drei Prozent der Einwohner 70 Prozent des Bodens besitzen. Die Oligarchie beherrscht die Politik des Landes bis heute. Damit sind auch die Schrecken des langjährigen Bürgerkrieges, der 200‘000 Menschen, größtenteils Angehörige der Maya-Völker, das Leben kostete, bis heute kaum aufgearbeitet. 1996 wurde zwar ein Friedensabkommen unterzeichnet. Doch Ulrich Gurtner hat das Gefühl, dass der Krieg gegen die Maya- Bevölkerung bis heute nicht richtig aufgehört hat. Aber mit dem Genossenschaftsverband «Fedecocagua» sind die kleinen Kaffeebauern zum zweitgrößten Exporteur Guatemalas gewachsen. Nespresso, Starbucks und Coop gehören zu den Abnehmern der Familienbetriebe mit ihren teilweise winzigen Höfen. Damit haben sie eine politische Plattform, die nicht mehr ignoriert werden kann. Dank der technischen Unterstützung des Verbandes sind 60 Prozent des Kaffees zertifiziert und erzielen damit bessere Preise. In schwierigen Zeiten wie jetzt, da der Kaffeepreis ABU-TV-Tipps im August 2020
existenzgefährdend tief gefallen ist, kann die Genossenschaft mit fairen Überbrückungskrediten und Preiszuschlägen das Überleben erleichtern. Das Wichtigste aber, was Gurtner erreicht habe, so sagt ein langjähriger Mitstreiter, sei, dass die marginalisierten Kleinbauern wieder stolz auf ihre Arbeit seien und auf ihren hochwertigen Kaffee. scobel – Die Illusion von Natur 3sat Was ist Natur? In den wenigsten Fällen das, was die Donnerstag, 13.08.2020 Menschen dafür halten, denn unberührte naturbelassene 21.00–22.00 Uhr Flächen sind extrem selten geworden. Diese Tatsache wird (Erstausstrahlung) zur Überlebensfrage. Natur ist Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Der Schutz von Habitaten steht in direktem Zusammenhang mit Biodiversität. Wir befinden uns mitten im größten Artensterben aller Zeiten, was für die Spezies Mensch längst zur Existenzbedrohung geworden ist. Die Vorgabe der EU lautet, dass bis 2020 wenigstens zwei Prozent unseres Landes naturbelassene Fläche bleiben soll. Doch selbst davon ist Deutschland aktuell meilenweit entfernt. 2015 hatte die EU-Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, weil Deutschland viele seiner Fauna-Flora-Habitate nicht unter Schutz gestellt hatte. Gleichzeitig zeigen Deutsche mit dem Finger auf Brasilien und fordern den völligen Erhalt des Regenwaldes – während in Deutschland selbst täglich eine Fläche nach der anderen bebaut und damit versiegelt wird. Das führt zur Frage, was Natur jenseits romantisierender Vorstellungen und des Missverständnisses von Natur als besonders schöner Kulturlandschaft wirklich ist und weshalb sie so dringend gebraucht wird. Was «naturbelassen» tatsächlich bedeutet, was dafür zu tun ist und in welchen Zeiträumen man dabei denken und handeln muss, darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen. Faire Mode statt Fast Fashion 3sat – Kleidung als Gewissensfrage Donnerstag, 13.08.2020 22.55–23.45 Uhr Film von Kurt Langbein und Anna Katharina Wohlgenannt (Erstsendung 19.06.2019) In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Modeproduktion weltweit verdoppelt und die Tragedauer halbiert. Kleidung ist zu einem umweltschädlichen Wegwerfprodukt verkommen. Doch es gibt auch immer mehr nachhaltige Gegenstrategien. Die Dokumentation zeigt die Schattenseiten der Modeindustrie und die Alternativen für alle, die beim Kleiderkauf auch auf ihr Gewissen hören wollen. Die Röcke und Blusen der Schweizer Modemacherin Cloed Baumgartner waren früher einmal Herrenanzüge und Herrenhemden. Die Leinen-Jeans von Flachsbauer Stefan Fölser aus dem Böhmerwald wiederum haben während ihrer Herstellung nur ein Zehntel der Strecke konventionell produzierter Jeans zurückgelegt. Die Kleider der Wiener Designerin Katharina Mühlberger bestehen aus indischer Fairtrade-Biobaumwolle und wurden von einer Kooperative von sozial benachteiligten Frauen aus den Slums von Mumbai geschneidert. Die Modeindustrie gilt als einer der größten ABU-TV-Tipps im August 2020
Umweltverschmutzer der Welt: Ökologische Ausbeutung und unmenschliche Arbeitsbedingungen gehören in dieser Branche zum Alltag. Dahinter steckt das Geschäftsmodell Fast Fashion, in dem Bekleidung zur Wegwerfware geworden ist. Das wollen immer weniger Modemacher und Konsumenten akzeptieren, und es gibt zunehmend Alternativen: Slow Fashion, Upcycling, lokale und biologische Produktion, fairer Handel und vieles mehr. Auch selbst nähen oder ausleihen sind trendige Möglichkeiten. Tele-Akademie 3sat Ariadne von Schirach: Die psychotische Gesellschaft – Sonntag, 16.08.2020 Wie wir Angst und Ohnmacht überwinden 06.45–07.30 Uhr Selbstmordattentäter, Geflüchtete, populistische Präsidenten, (Erstsendung 01.03.2020) das Klima, eine durchökonomisierte Welt: Der krisenhafte Zustand hat viele Gründe und reicht tief in das Unsichtbare hinein. In das Soziale, in den Umgang mit uns selbst, den anderen und der Welt. Alles haben wir zum Marktwert degradiert. Das Resultat, so Ariadne von Schirach, ist eine psychotische Gesellschaft, deren Mitglieder unfähig sind, angemessen und wertschätzend miteinander umzugehen. In diesem Vortrag mahnt sie, uns an unsere Würde, unsere Träume und unsere Verantwortung für unser eigenes und unser gemeinsames Leben zu erinnern. Ariadne von Schirach lebt als freie Autorin, Philosophin und Kritikerin in Berlin. Sie lehrt Philosophie und chinesisches Denken im Studium generale an der Berliner Universität der Künste, an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg und an der Donau-Universität Krems. Maschine Huhn 3sat Reportage von Nora Zoglauer und Klaus Dutzler Dienstag, 18.08.2020 Moderation: Peter Resetarits 22.55–23.40 Uhr Obwohl Österreich europaweit die strengsten gesetzlichen (Erstsendung 15.02.2018) Regelungen in der Hühnerhaltung hat, kann von einer artgerechten Haltung der Tiere dort kaum die Rede sein. Ein Industriehuhn legt pro Jahr mittlerweile deutlich mehr als 300 Eier. Diese Entwicklung hat vor allem einen Verlierer: die Hühner selbst. Die Reportage blickt hinter die Kulissen eines Geschäfts, in dem es vor allem um Effizienz und niedrige Preise geht. Die Österreicher lieben Hühner. Besonders auf dem Teller. Eier und Hühnerfleisch stehen fast täglich auf dem Speiseplan. Während der Konsum von Schweine- und Rindfleisch stagniert, ist beim Hühnerfleisch der Verbrauch stark steigend. Bis zu 15 Kilogramm isst ein Österreicher im Jahr. Die industrielle Landwirtschaft hat auf diesen Boom längst reagiert: Moderne Hochleistungszüchtungen garantieren schnelles Wachstum, vor allem des Brustfleisches. ABU-TV-Tipps im August 2020
Vom Flüchtling zum 3sat Coiffeurkönig Dienstag, 18.08.2020 23.40–00.05 Uhr Reportage von Christian Vogt (Erstsendung 21.06.2020) Der Syrer Ghamkin Saleh kam 1993 mit nichts in die Schweiz. In Zürich wurde er Chef von über einem Dutzend Friseursalons, zwei Restaurants und einer Schneiderei. Dann kam die Corona-Krise. Sein erstes Geld verdiente Ghamkin Saleh als Tellerwäscher und Pizzaiolo in einem italienischen Restaurant. Ein Leben, das ihn nur bedingt erfüllte. Er wollte mehr: ein Filmstudium absolvieren – und seine alleinstehende Mutter mit den zehn Geschwistern nachholen. Denn in Syrien haben seine Geschwister keine berufliche Perspektive: Die Salehs gehörten zur unterdrückten kurdischen Minderheit. Beide Wünsche konnte er sich erfüllen. Saleh entdeckte bald sein Talent als Unternehmer. Er fing klein an und wurde immer größer: Aus einem Coiffeursalon sind inzwischen zwölf geworden. Seine Familie spielte dabei eine zentrale Rolle. Sie gab ihm den emotionalen Rückhalt, den er brauchte. Gleichzeitig setzte er seine Geschwister jeweils als Geschäftsführer ein. Und weil er viele Geschwister hat, wurden es immer mehr Geschäfte. Daneben widmet sich Ghamkin Saleh seiner Leidenschaft: dem Filmemachen. Schon in Syrien wollte er Regisseur werden. Bis vor wenigen Monaten war Salehs Welt in Ordnung. Seine Geschäfte florierten. Und er arbeitete an einem Spielfilm. Dann kam die Corona-Pandemie. Deren Auswirkungen bringen sein Imperium nun ins Wanken. Ghamkin Saleh befürchtet Filialschließungen, was für die gesamte Großfamilie Folgen haben würde. Wegen des finanziellen Drucks droht auch sein aktuelles Filmprojekt zu scheitern, in das er bereits mehrere zehntausend Franken gesteckt hat. Reporter Christian Vogt hat den Multiunternehmer Ghamkin Saleh mit der Kamera begleitet und dabei einen Menschen erlebt, der gespalten ist zwischen der Verantwortung gegenüber seiner Großfamilie und seiner Passion für das Filmemachen. Strom to Go 3sat Film von Reinhart Brüning und Stefan Hoge Donnerstag, 20.08.2020 Alle brauchen mobile elektrische Energie: Smartphone, 20.15–21.00 Uhr Mähroboter, Küchenwaage und E-Bike. Nicht von ungefähr (Erstausstrahlung) ging der Nobelpreis für Chemie 2019 an die Erfinder der Lithium-Ionen-Batterie. Das unscheinbare Massenprodukt «wiederaufladbare Batterie» ist der Schlüssel zum Erfolg der Energiewende – und ganz besonders zum Erfolg der Elektromobilität. Der größte Anteil an der Wertschöpfung eines Elektroautos steckt in der Batterie. Bislang ist Deutschland hier jedoch von Konzernen aus Fernost abhängig. Denn die Batteriezellen, das Herzstück der Akkus, kommen meist aus China, Japan oder Südkorea. Hat Deutschland noch eine Chance, im großen Wettrennen um den Batteriemarkt mitzumischen? Immerhin stellt die Bundesregierung 500 Millionen Euro für eine Musterfabrik zur Fertigung von Batteriezellen bereit. Kritiker fordern, die Forschung eher im Bereich neuer Batteriekonzepte und dem Recycling ausgedienter Akkus zu verstärken. ABU-TV-Tipps im August 2020
Das Arbeitsleben einer Autobatterie ist zu Ende, wenn sie auf unter 80 Prozent ihres ursprünglichen Ladezustands abfällt. Dann ist sie zum Recycling aber noch zu wertvoll. Es gibt immer mehr Anwendungen für ein «Second Life» – beispielsweise als Energiespeicher für Solar- und Windstrom. In der Batterieforschung ist Deutschland tatsächlich Weltspitze, etwa an den technischen Universitäten in Braunschweig und Dresden. Die nächste Generation von Autobatterien zeichnet sich dort bereits ab: Wissenschaftler wie Professor Stefan Kaskel verfolgen Ansätze für besseren Brandschutz bei höherer Energiedichte. Intensivdiagnostik von Batterien findet an der RWTH Aachen statt. Die Ergebnisse sind entscheidend für die Batteriekonstrukteure. Denn die wollen alles: hohe Sicherheit und Energiedichte, viele Ladezyklen, lange Lebensdauer. Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft. Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema. scobel – Projekt Strom 3sat Strom aus erneuerbarer Energie liefert heute schon mehr Donnerstag, 20.08.2020 Kapazitäten, als verbraucht werden. Effektive 21.00–22.00 Uhr Energiespeichersysteme sind Mangelware. Wo bleiben die (Erstausstrahlung) innovativen Speicherprojekte? Da wird munter und erfolgreich an der Energiewende gearbeitet, weltweit wird gigawattweise Strom aus Sonnen- und Windkraft erzeugt. Doch die drängende Frage, wohin mit der ganzen Energie, bleibt unbeantwortet. Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen. Aus den Forschungslaboren dieser Welt hört man zwar regelmäßig von technologischen Durchbrüchen in der Entwicklung von Stromspeichersystemen. Schaut man aber genauer hin, sind dies meist nur Prototypen, die im Alltag nicht einsetzbar sind. Auch die Entwicklung von Stromspeichern für die boomende E-Mobilität kommt nicht wirklich voran. Die durchschnittlichen Kapazitäten von Batterien in E-Autos, aus der sich die mögliche Reichweite ergibt, sind immer noch bescheiden. Technologische Hürden können anscheinend nur schwer überwunden werden. Es braucht also dringend neue Ideen, neue Konzepte und technologische Innovationen für das Speichern von Energie. Kolumbus köpfen? 3sat Der umstrittene Umgang mit dem kolonialen Erbe Samstag, 22.08.2020 Film von Nicole Blacha und Karsten Gravert 19.20–20.00 Uhr Koloniale Denkmäler werden weltweit gestürzt. Ist das eine (Erstausstrahlung) längst überfällige Abrechnung mit unserer blutigen kolonialen Vergangenheit? Oder ist es kulturfeindlicher Ikonoklasmus? Auch in Deutschland gibt es Debatten darüber, wie mit kolonialen Monumenten und Straßennamen umgegangen werden soll: abbauen, umbenennen – und Schluss damit? Oder bewahren, um die Geschichte nicht zu vergessen? Die «Black Lives Matter»-Bewegung hat als neues, konkretes Ziel der Wut die Denkmäler kolonialer Herrschaft ausgemacht: Weltweit werden Statuen von Sklavenhändlern und Kolonisatoren, Generälen und Entdeckern abgerissen, geköpft, in Flüsse geworfen. Oder ganz offiziell von den ABU-TV-Tipps im August 2020
Behörden abgebaut. «Réparons l'Histoire» heißt eine belgische Gruppe von Aktivistinnen und Aktivisten, «Reparieren wir die Geschichte». Aber ist es nicht Hybris, zu denken, dass man die Geschichte reparieren könne? Derweil werden Kulturgüter zerstört, die auch der Mahnung kommender Generationen dienen könnten. Und es stellt sich die Frage: Wo zieht man die Grenze? Ist George Washington noch haltbar, der Hunderte Sklaven besaß? Müsste man nicht Kolumbien umbenennen? In Großbritannien haben Aktivist*innen bereits Winston Churchill aufgrund seiner kriegerischen Kolonialvergangenheit aufs Korn genommen. Kann man den vielleicht bedeutendsten Gegner Nazideutschlands tatsächlich vom Sockel stoßen? Und was ist mit den vielen Statuen von Kaiser Wilhelm II. und Otto von Bismarck in Deutschland? Was bleibt noch übrig von unseren Denkmälern, wenn man alle Helden der Vergangenheit mit den moralischen Maßstäben der Gegenwart misst? Die Dokumentation «Kolumbus köpfen?» diskutiert den Bildersturm, der zurzeit auf der Welt tobt. Sie beschreibt die Motive der antikolonialen Aktivist*innen und lässt Gegner*innen der Denkmalstürze zu Wort kommen. Außerdem folgt sie der Debatte nach Deutschland und beschreibt die hiesigen Hinterlassenschaften des Kolonialismus und die andauernden Diskussionen darum: den Streit um das «Afrikanische Viertel» in Berlin, um das (Anti-) Kolonialdenkmal in Bremen und um den «Tansania-Park» in Hamburg. Es zeigt sich: Die Verbrechen der Kolonialzeit standen jahrzehntelang im Schatten des Holocaust und werden erst in letzter Zeit nach und nach in einer breiteren Öffentlichkeit thematisiert. Aber reicht das? Diese Frage wird angesichts der finanziellen Entschädigungsforderungen der Herero und Nama unterschiedlich beantwortet. Mach es selbst! 3sat Film von Doris Hochmayr Sonntag, 23.08.2020 Ob wir Reisen selbst buchen, Gepäck auf dem Flughafen 01.55–02.10 Uhr selbst einchecken oder Müsli im Internet selbst (Erstsendung 10.09.2019) zusammenstellen: Gestern noch waren wir nur Konsumenten, heute sind wir «Prosumer». Die klassische Rollenverteilung zwischen Hersteller und Käufer verschwimmt dabei, «produzieren» und «konsumieren» verschmelzen zu einem Begriff – «Prosuming». Nach dem Motto «Sie basteln – wir liefern» bieten Unternehmen fast aller Branchen Internetplattformen an. In den 1950er-Jahren wurde die Selbstbedienung im Lebensmittelhandel eingeführt – der Startschuss einer Entwicklung, die dazu führte, dass wir immer öfter sogar bei der Herstellung unserer Konsumgüter mithelfen. «Mach es selbst!» hat viele Gesichter und bedeutet für die Kundschaft in den meisten Fällen vor allem eines – Arbeit. Direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst, nicht immer freiwillig und meist ohne finanzielle Kompensation. «König Kunde» wird zum «Knecht». ABU-TV-Tipps im August 2020
Tele-Akademie 3sat Prof. Dr. Uwe Schneidewind: Zukunftskunst – Gelingt uns Sonntag, 23.08.2020 die Wende zu einer nachhaltigen Entwicklung? 06.45–07.30 Uhr Wachstum ist immer noch das politische, wirtschaftliche und (Erstsendung 06.10.2019) gesellschaftliche Credo. Allerdings stoßen wir damit längst an die ökologischen Grenzen des Planeten. Inzwischen streiken Schulkinder für eine bessere Klimapolitik, und eine bayerische Petition gegen das Insektensterben erhält 1,7 Millionen Unterschriften. Energiewende, Ernährungswende, Mobilitätswende – der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit wird immer lauter. Uwe Schneidewind skizziert in diesem Vortrag der Reihe «Tele-Akademie», wie die Gestaltung einer Zukunft aussehen könnte, die den drängenden Herausforderungen gerecht wird. Professor Dr. Uwe Schneidewind ist Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie und Professor für Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Bergischen Universität Wuppertal. Er ist Mitglied des Club of Rome und des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen. Asiens fette Jahre – Macht 3sat Wohlstand dick? Sonntag, 23.08.2020 19.10–19.40 Uhr Film von Basil Gelpke (Erstsendung 29.08.2019) Essen spielt in den meisten asiatischen Gesellschaften eine zentrale Rolle. Seit der Jahrtausendwende kämpfen viele Länder Asiens mit einer fast epidemischen Verbreitung von Übergewicht. Diabetes ist zur veritablen Volkskrankheit geworden. Über 50 Prozent aller Diabetes-Erkrankungen weltweit betreffen Asiaten. Ein «NZZ Format» über Food-Junkies, den Run auf Magenverkleinerungen und andere gewichtige Probleme. Durch das rasante Wirtschaftswachstum Asiens in den vergangenen Jahrzehnten wurden viele einst landwirtschaftlich geprägte Nationen binnen kurzer Zeit zu Industrie- und Dienstleistungsgesellschaften. Während die körperliche Arbeit abnahm, stieg gleichzeitig die Verfügbarkeit und die Menge günstiger Nahrungsmittel. Zudem haben sich die Ernährungsgewohnheiten unter dem westlichen Einfluss stark verändert. Die Auswirkungen werden auch im Alltag immer sichtbarer: Vorbei ist die Zeit der zierlichen Asiaten. Gateways to New York – 3sat Othmar H. Ammann und seine Montag, 24.08.2020 Brücken 22.25–23.55 Uhr (Schweiz 2019) Dokumentarfilm von Martin Witz, Die abenteuerliche Geschichte des Schweizer Ingenieurs Othmar H. Ammann, der 1904 nach Amerika auszog – und in New York mit seinen visionären Hängebrücken Ikonen der Moderne schuf. Seine Brücken haben Manhattan mit dem Festland verbunden und das Gesicht von New York für immer geprägt. Der Dokumentarfilm porträtiert das Leben von Othmar H. Ammann und zeigt auch die Menschen und die Beweggründe, die hinter ABU-TV-Tipps im August 2020
dem Bau der Brücken standen. So stabil die Hängebrücken auch konstruiert sind, ihr Bau war abenteuerlich und für die Arbeiter sehr gefährlich. Viele der Skywalker, wie man die Stahlarbeiter nannte, die in großer Höhe ihr Leben riskierten, waren Native Americans aus dem Stamm der Mohawks. Nicht selten kam es zu tödlichen Unfällen. Othmar H. Amman wollte das Risiko der Arbeiter minimieren und setzte sich hartnäckig dafür ein, dass beim Bau der Golden Gate Bridge Sicherheitsnetze angebracht wurden. Über das Leben und das Werk der Hauptfigur hinaus erzählt der Film auch ein Stück Zeitgeschichte, wie sie, aus dieser Perspektive, kaum erzählt ist: das junge 20. Jahrhundert, die Motorisierung, die Urbanisierung, die Konsumgesellschaft – eine stetige Beschleunigung. Ammann ist mit seinen atemberaubenden Konstruktionen mittendrin, selbst ein Agent des Fortschritts und des Glaubens daran. Am 21. November 1964 eröffnet der New Yorker Gouverneur Nelson Rockefeller die letzte große Brücke des genialen Schweizer Konstrukteurs: die Verrazzano-Narrows Bridge über die New Yorker Hafeneinfahrt, die damals längste Hängebrücke der Welt. Sie ist Ammanns eleganteste Konstruktion. Kurz nach der Einweihung der Verrazzano- Brücke stirbt Othmar H. Ammann im Alter von 86 Jahren. Es ist das Jahr 1965, die ungebrochene Machbarkeits- und Auto- Euphorie des Westens hat ihren Höhepunkt erreicht – und bald auch ihr Ende. Seine Hängebrücken werden als Ikonen des 20. Jahrhunderts bleiben. Game Over – Im Sog der 3sat Computerspielsucht Dienstag, 25.08.2020 22.55–23.45 Uhr Gescheitert beim Berufseinstieg oder an anderen (Erstsendung 12.03.2020) Hindernissen im Leben, verbarrikadieren sich unzählige, zumeist jugendliche Männer im digitalen Universum von Computerspielen. Nach anfänglichen Erfolgserlebnissen funktioniert bald nur noch die maximale Betäubung. Der spielsüchtige Liby L. hat sich während zehn Jahren fast vollständig abgekapselt. Im Dokumentarfilm «Game Over» versucht er, sich über die Ursachen und Folgen klar zu werden. Dabei wird er mit der bangen Frage konfrontiert, ob angesichts der heutigen Omnipräsenz von digitalen Medien seine Online- Abhängigkeit überhaupt heilbar ist. Wie die meisten Kinder und Jugendlichen hat der gelernte Lebensmitteltechniker Liby L. schon sehr früh seine Faszination für Computerspiele entdeckt. Doch nach massiven Konflikten mit seiner Familie wurde das Zocken für den gebürtigen Solothurner zum alleinigen Lebensinhalt. Zuletzt saß er über viele Jahre hinweg in einer vom Sozialamt getragenen, abgedunkelten Mansarde und verbrachte bis zu 20 Stunden täglich vor dem Bildschirm. Er wog über 150 Kilogramm, drohte ständig zu kollabieren und konnte kaum noch normal sprechen. Damals zog seine Sozialarbeiterin die Notbremse. Dank eines Familienplatzes im «Projekt Alp» kam Liby L. zu einer sechsköpfigen Bauernfamilie im Berner Oberland und hatte schlagartig keinen Zugang mehr zu seinen Online- Geräten. Dieser radikale Entzug machte Abgründe sichtbar: Sozial war er auf der Stufe eines überforderten Kindes stehen geblieben, und auch körperlich besaß er kaum noch ABU-TV-Tipps im August 2020
Ressourcen. In den kommenden Jahren musste Liby L. alle Verhaltens- und Bewegungsregeln neu erlernen: vom Händewaschen über die Regulation des Hungergefühls bis hin zum Aufsetzen des der Situation angemessenen Gesichtsausdrucks. Denn besonders eine Fähigkeit hatte er durch die Belohnungs- und Beschallungsüberflutung im Gamer-Universum fast vollständig verlernt: die Möglichkeit, ein Gefühl für sich selbst und Empathie für seine Umgebung zu empfinden. Im Dokumentarfilm von Sören Senn werden Aspekte der rasant wachsenden «Gamification» des Lebens in einer Weise beleuchtet, wie sie weder im populären E-Sport noch bei alltäglichen Familienkonflikten um mehr oder weniger Online- Zeit für Jugendliche sichtbar werden: nämlich, dass in digitalen Ersatzwelten womöglich fundamentale menschliche Fähigkeiten zu verkümmern drohen. Die Geschichte des spielsüchtigen Liby L. erzählt mit eindrücklicher Intensität, wie das Erdulden von Frustration und überhaupt das Erleben von emotionalen Nuancen – im Nachhinein – mühselig erlernt werden muss. Kaffee zum Glück 3sat Reportage von Samuel Bürgler Dienstag, 25.08.2020 Thomas Schwegler baut in Peru Kaffee an. Mit Erfolg: Seine 23.45–00.10 Uhr Kaffeebohnen werden weltweit mit Bestnoten ausgezeichnet. (Erstsendung 06.10.2019) Finanziell trägt sein Unternehmen noch keine großen Früchte. Trotzdem teilt er seinen Erfolg mit den Einheimischen. Thomas Schwegler produziert Fair-Trade-Kaffee, beliefert unter anderem ein Schweizer Luxuskaufhaus und hat schon mehrere Preise gewonnen. Dass der 44-Jährige seine Erfüllung im Kaffeegeschäft findet, ist ein Zufall: Im Jahr 2005 reiste er für eine Non-Profit- Organisation nach Südamerika. Er unterstützte eine Kaffee- Kooperative, später wurde er Kaffeehändler. Dann entschied er sich, selbst Kaffee anzupflanzen: «Ich will von A bis Z etwas gestalten. Und das möglichst gerecht, möglichst fair. Und ich will den Leuten etwas vermitteln.» Dem Zürcher ist es wichtig, dass auch die Einheimischen von seinem Erfolg profitieren. Als nächstes will er für sie eine neue Schule bauen. Die Wände der alten sind durchnässt, weshalb sie jederzeit einstürzen könnte. Schwegler ist der Initiator dieses Projekts. Seine Firma finanziert einen Teil der neuen Schule, der andere soll über Spenden zusammenkommen. Er sei kein Entwicklungshelfer, betont Schwegler, sondern ein Geschäftsmann. Sein Fokus liege beim Aufbau seiner Kaffeemarke. Schwegler hat sein ganzes Erspartes in seine Firma gesteckt und zusammen mit Investoren seinen Traum von einer eigenen Kaffeefarm realisiert. Er lebt in Südamerika ein karges Leben: Mit einem Schlauch wird Wasser von einem Bach umgeleitet. Während der Regenzeit ist es braun. In der Nacht wird Schwegler oft von Ratten geweckt. «Dieses Leben hat auch etwas Entschleunigendes. Aber manchmal fehlt mir der Schweizer Luxus schon.» Reporter Samuel Bürgler erzählt die Geschichte eines Menschen, der von sich sagt: «Es ist wichtig für mich, einmal von dieser Welt zu gehen und sagen zu können, du hast im ganz kleinen Rahmen etwas Positives bewirkt.» ABU-TV-Tipps im August 2020
wissen aktuell: Rettet die 3sat Wälder! Donnerstag, 27.08.2020 20.15–22.00 Uhr Hitze, Trockenheit, Schädlinge – unseren Wäldern geht es (Erstausstrahlung) schlecht. Seit Jahrzehnten haben Forstwirte auf profitträchtige, aber anfällige Fichten- und Kiefermonokulturen gesetzt. Das rächt sich jetzt. Brauchen wir neue, hitzeresistentere Baumarten, damit unsere Wälder in Zeiten des Klimawandels bestehen können? Sollten Forstwirte den «Wald der Zukunft» weiter aktiv managen oder lieber auf die Regenerationskräfte der Natur setzen? Sind mehr Mischwälder die Lösung? Gesunde widerstandsfähige Wälder setzen ein intaktes Ökosystem voraus, in dem Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen zusammenleben, den Stoffkreislauf in Gang halten und die Umwelt recyceln. Gesunde Wälder speichern viel Kohlendioxid und Wasser und wirken wie eine natürliche Klimaanlage. Und sie liefern uns neben dem wertvollen Rohstoff Holz auch die Luft zum Atmen. Umso bedenklicher erscheint in der Hinsicht die weltweit stark zunehmende Regenwaldvernichtung. Welche Folgen hat das für den Planeten? Und was können wir Verbraucher tun, um die Wälder zu schützen? Weniger Holz verbrauchen, stärker auf nachhaltige Holzwirtschaft und Holzschutzsiegel achten? «wissen aktuell» zeigt Wege, wie sich unsere Wälder retten lassen. Mensch gegen Virus 3sat Von der Spanischen Grippe bis Corona Donnerstag, 27.08.2020 Film von Simone Jung 23.40–00.25 Uhr «Mutter der modernen Pandemien» wird die Spanische Grippe (Erstsendung 11.05.2020) genannt. Sie forderte 1918/19 mehr Tote als der Erste Weltkrieg. Damals wussten die Menschen nur sehr wenig über die Grippe. Erst 1997 gelang es, den genetischen Code der Spanischen Grippe zu entschlüsseln. Die Dokumentation schaut zurück auf die großen Pandemien des 20. und 21. Jahrhunderts: Was haben die Menschen aus den großen Pandemien der letzten 100 Jahre gelernt? Die Gesellschaften reagierten 1918/19 unterschiedlich auf die Spanische Grippe – in einigen Ländern gab es Schulschließungen, die U-Bahnen fuhren nicht mehr, Kirchen waren geschlossen – ein Shutdown, soweit dies damals möglich war. Welche Maßnahmen waren wirksam? Und was geschah in den Ländern, die weitermachten wie bisher? Die Heidelberger Medizinhistorikerin Karen Nolte legt in der Dokumentation ihre neuesten Forschungsergebnisse dazu offen. Zweimal reiste Johan Hultin nach Alaska, nur ein Ziel vor Augen: Er hoffte, in den sterblichen Überresten von Grippe- Toten das Virus dingfest machen zu können. Exklusiv berichtet der schwedische Wissenschaftler, wie er es nach vielen Rückschlägen fand: konserviert in der vereisten Lunge einer Inuit-Frau. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg raffte eine Grippewelle Tausende Menschen in Ost- und Westdeutschland dahin. Doch 1957 ist Wirtschaftswunderzeit – und nach den Schrecken des Krieges zählten Grippetote nicht so viel. Das schien auch 1968 noch so zu sein, als fast 100‘000 Menschen ABU-TV-Tipps im August 2020
an der Hongkong-Grippe starben. Zwar schlossen auch damals viele Schulen, aber nicht vorsorglich, sondern weil einfach zu viele Lehrer erkrankt waren. Warum legt heute ein Virus, dessen Tödlichkeit wir noch nicht einmal genau kennen, die ganze Welt lahm? Was ist anders geworden? Und müssen wir uns darauf einstellen, dass rund alle zehn Jahre ein neues Virus um die Welt reisen wird? 2002 traten in einer südchinesischen Provinz gehäuft atypische schwere Lungenentzündungen auf, die oft tödlich verliefen. Im Juni 2003 hatte die bis dahin unbekannte Infektionskrankheit 30 Länder auf sechs Kontinenten erreicht. Niederländische Wissenschaftler vermuteten damals schon, dass ein Virus von Tieren auf den Menschen übergegangen ist. Die Entschlüsselung zeigte: Es war ein Virus aus der Corona-Familie. Den Namen SARS kennt heute fast jedes Kind – in Verbindung mit CoV-2. Im Jahr 2009 ging von Mexiko aus eine neue Grippewelle um die Welt. Man nannte sie «Schweinegrippe» – denn der Erreger H1N1 wies Teile des Erbgutes von menschlichen Grippeviren, aber auch von Viren aus Schweinen und Vögeln auf. Johan Hultin wies die enge Verwandtschaft zur Spanischen Grippe nach. Auch damals gingen in Deutschland täglich die Fallzahlen hoch, zumeist verlief die Grippe mild, aber es gab auch hier weltweit Todesfälle. Relativ schnell stand ein Impfstoff zur Verfügung, der hierzulande Diskussionen auslöste wegen möglicher Nebenwirkungen der verwendeten Impfverstärker. Diese Debatten erscheinen aus heutiger Sicht eher wie ein Luxusproblem – die Schweinegrippe konnte eingedämmt werden, das Leben ging weiter wie gewohnt. Die Filmautorin Simone Jung sucht Wissenschaftler und Ärzte wieder auf, die damals Verantwortung trugen, und fragt, ob unsere Gesellschaft genügend Lehren aus der Pandemie von 2009 gezogen hat. Hongkongs Ende? 3sat Film von Katrin Sandmann Samstag, 29.08.2020 Trotz weltweiter Kritik hat China am 30. Juni das Gesetz «zum 19.20–00.25 Uhr Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong» erlassen. Kurz (Erstausstrahlung) darauf wurden Hunderte Menschen verhaftet. Angst geht um. Das Gesetz richtet sich gegen Aktivitäten, die als subversiv, separatistisch oder ausländische Einmischung angesehen werden. Kritiker sehen die Autonomie Hongkongs in Gefahr. Jeglicher Widerspruch könne nun kriminalisiert werden, sagt der bekannte Aktivist Joshua Wong. Knapp ein Jahr ist es her, dass Katrin Sandmann für 3sat in ihrem Film «Hongkongs Freiheit und die Kunst» über die Massenproteste in der Stadt und das Engagement der dortigen Kulturszene berichtet hat. Damals gingen in dem halbautonomen Stadtstaat Hunderttausende gegen Polizeigewalt und die wachsende Einflussnahme Chinas auf die Barrikaden. Nun kehrt die Filmemacherin zu einigen der Protagonisten zurück und zieht einen Vergleich zwischen der Situation vor einem Jahr und heute. Ihr Film zeigt, wie sehr sich die Situation in Hongkong gedreht hat, die Grenzen des Sagbaren sich verschieben, die Vorsicht zunimmt. Ist der Grundsatz «Ein Land, zwei Systeme» am Ende? Wird die Demokratiebewegung aufgeben? Oder kommt es zur offenen Auseinandersetzung mit unabsehbaren Folgen? Sampson Wong, der als einer der kreativsten Köpfe in der ABU-TV-Tipps im August 2020
Kulturszene Hongkongs gilt, sagte im Hongkong-Film von 2019, dass es ihm um mehr als das Recht auf freie Meinungsäußerung gehe: «Es geht darum, dass Gemeinschaften zusammenkommen, um einen politischen Raum zu schaffen, mit dem sie ihre Stadt für sich zurückgewinnen.» Nun verhindern das neue Gesetz und auch eine neue Corona-Welle genau das. Den Protest wieder verstärkt ins Netz zu verlagern, wird immer gefährlicher. Justin Wong, Illustrator, politischer Karikaturist und Kunstprofessor, hat bereits auf Facebook geschrieben, dass er sich mit seinen Karikaturen durch das jüngste Gesetz wohl angreifbar mache. Wie blicken er und seine Kollegen in die Zukunft? Und was ist aus der unglaublichen Kreativität geworden, mit der die Hongkonger ihre Proteste in den vergangenen zwölf Monaten organisiert hatten? Noch wird der Kampfschlager «Ruhm für Hongkong» gesungen. «Die Menschen sollen regieren, stolz und frei, heute und in Ewigkeit!», lautet eine der Zeilen, die die Menschen auf den Demos sangen. Jüngst spielte ihn der wohl berühmteste Künstler der Stadt, Kacey Wong, als Performance in einer Art überdimensioniertem Vogelkäfig. «Ich spüre, wie meine Freiheit mehr und mehr eingegrenzt wird». Tele-Akademie 3sat Prof. Dr. Matthias Glaubrecht: Das Ende der Evolution Sonntag, 30.08.2020 Der Mensch und die Vernichtung der Arten 06.45–07.30 Uhr (Erstsendung 08.03.2020) Während wir über den Klimawandel reden, spielt sich weltweit eine biologische Tragödie ab, über deren Dramatik und Dimension wir uns nicht annähernd bewusst zu sein scheinen. Es geht um den rasanten Verlust an Biodiversität, der größte Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier. Der Mensch ist zum maßlosen Raubtier und zum entscheidenden Evolutionsfaktor mutiert, der die Existenz aller Lebewesen – auch seine eigene – gefährdet. Matthias Glaubrecht umreißt in diesem Vortrag der Reihe «Tele-Akademie», wie der Mensch entstand und mit seiner evolutiv erfolgreichen Pioniermentalität zum stärksten Treiber geologischer und ökologischer Prozesse auf der Erde wurde. Doch mit seiner exponentiell ansteigenden Bevölkerung von geschätzt elf Milliarden am Ende dieses Jahrhunderts und dem dadurch bedingten enormen Ressourcenverbrauch manövriert er andere Arten und schließlich auch sich selbst zunehmend ins Aus. Ist das Ende der Evolution noch aufzuhalten? Professor Dr. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe und Wissenschaftshistoriker. Er lehrt Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg und ist Gründungsdirektor des dortigen Centrums für Naturkunde. Sein Buch «Das Ende der Evolution» erschien im Dezember 2019. Wem gehört die Stadt? Der 3sat neue Klassenkampf ums Sonntag, 30.08.2020 Wohnen 19.10–19.40 Uhr (Erstsendung 09.05.2019) Film von Silvia Fleck Wohnen Sie noch, oder suchen Sie schon? Ein «NZZ Format» über Immobilien als Lieblingsanlage, über Wohnen als Grundrecht und die Stadt als Elitenprojekt. ABU-TV-Tipps im August 2020
Bezahlbares Wohnen wird in immer mehr Städten zum Reizthema. In boomenden Metropolen wie München, London und San Francisco herrscht akute Wohnungsnot. Diese ist ein Resultat mehrerer zeitgleich ablaufender Prozesse. Seit der Finanzkrise 2008 vertrauen Wohlhabende auf Grund und Boden als solide Geldanlage. In London und San Francisco hat die internationale Finanzelite ganze Stadtteile aufgekauft und damit einen aggressiven Verdrängungswettbewerb eingeleitet. Vor allem für die Mittelschicht wird es eng: Sie kann sich die Marktpreise oft nicht mehr leisten, verdient aber meist zu viel, um in den Genuss geförderter Wohnungen zu kommen. Das Resultat: Die Mittelschicht wird an den Rand der Städte oder ins Umland gedrängt. Doch zunehmend regt sich Widerstand. In München zum Beispiel gründen sich immer mehr Bürgerbewegungen, die gegen die ständig steigenden Wohnungspreise ins Feld ziehen. Der Film aus der Reihe «NZZ Format» fragt: Wem gehört die Stadt? Die Weltmeisterinnen 3sat Als Bergisch Gladbach Geschichte schrieb Montag, 31.08.2020 Dokumentarfilm von John David Seidler 22.25–23.55 Uhr 1981 lud Taiwan zu einer ersten Fußballweltmeisterschaft der (Deutschland 2019) Frauen ein. Der Deutsche Fußball-Bund zeigte sich zurückhaltend: Bis 1970 war Frauenfußball in Deutschland offiziell verboten. Eine Nationalmannschaft der Frauen hatte man erfolgreich verhindert. Und so ging die Einladung an die deutschen Rekordmeisterinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach. Der Film von John David Seidler erzählt die Erfolgsgeschichte der Weltmeisterinnen aus Bergisch Gladbach. Die ehemaligen Spielerinnen erzählen im Film von den heute absurd anmutenden Bedingungen, unter denen sie für ihren großen Traum vom Fußball kämpften – gegen alle Widerstände und mit einer gehörigen Portion Humor. Ohne jede Unterstützung des DFB spielten sie vor Hunderttausenden begeisterten Zuschauern in den WM- Stadien und live im taiwanesischen Fernsehen das Turnier ihres Lebens. Begleitet von historischem Filmmaterial – Zeitzeugnisse einer Männerwelt, die heute umso anachronistischer wirken – erzählt der Film eine Fußballgeschichte, in der es um viel mehr geht als sportlichen Erfolg, nämlich um Gleichberechtigung und Anerkennung. ABU-TV-Tipps im August 2020
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