ABU-TV-Tipps im August 2020 - PH Zürich

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ABU-TV-Tipps im August 2020 - PH Zürich
ABU-TV-Tipps im August 2020
Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr)

 Obon                                                                 3sat
 Regie: André Hörmann, Anna «Samo» Bergmann Akiko                     Montag, 03.08.2020
 Takakura ist eine von nur zehn Menschen, die 1945 in                 22.25–22.40 Uhr
 nächster Nähe die Atombombenexplosion von Hiroshima                  (Deutschland 2018)
 überlebt haben. In dem animierten Dokumentarfilm erzählt sie
 ihre Geschichte.
 Noch heute, wenn sie als alte Frau durch die Stadt geht, blickt
 Akiko Takakura immer wieder zurück in diese Zeit. Vor allem,
 wenn Obon, das Geisterfest, gefeiert wird, bei dem Akiko die
 Geister ihrer Eltern empfängt.
 Zu visuell und emotional bewegenden Bildern beschreibt
 Takakura, wie sie damals, mitten in einer Hölle von Schrecken
 und Alpträumen, einen seltenen Moment der Nähe zu ihrem
 Vater erlebte.
 Während ihr Arbeitskollege und Freund an seinen
 Verbrennungen und einem gebrochenen Rücken starb,
 überlebte die damals 20-jährige Akiko Takakura durch pures
 Glück den Atombombenabwurf. Sie erinnert sich an kleinste
 Details und erweckt sie in ihren Erzählungen zum Leben. Die
 Szenen des Films basieren ausschließlich auf Akiko
 Takakuras Erfahrungen. Sie ist inzwischen 95 Jahre alt und
 lebt unter der Obhut ihrer Familie in Hiroshima.
 «Obon» ist der Name eines der wichtigsten buddhistischen
 Feste, bei dem sich die Familien an ihre verstorbenen
 Angehörigen erinnern. Dem Glauben entsprechend kehren
 deren Geister jedes Jahr für einen Tag zu den Lebenden
 zurück. Zur Vorbereitung auf die Ankunft der Geister putzen
 die Menschen ihre Häuser und hängen Laternen auf, um den
 Ahnen ihren Weg nach Hause zu erleichtern. Am Feiertag
 selbst werden Speisen und Getränke auf dem heimischen
 Altar geopfert. Die Familiengräber werden gesäubert und mit
 Blumen geschmückt. Am Abend werden zu schneller Bon-
 Odoru-Musik auf den Tempelplätzen Tanzrituale ausgeführt.
 Am Ende verabschieden sich die Gläubigen von den Geistern
 und lassen die Laternen auf einem Fluss hinaus aufs Meer
 treiben. Sie sollen die Geister zurück in ihre Welt führen.
 In Hiroshima hat das Obon-Fest eine besondere Bedeutung,
 weil dann die Opfer der Atombombenexplosion vom 6. August
 1945 in die gemeinsame Erinnerung einbezogen werden.
 Der Dokumentarfilm von Anna «Samo» Bergmann gewann den
 Preis «Große Klappe» beim Duisburger
 Dokumentarfilmfestival «Doxs!".
 Redaktionshinweis: 3sat zeigt «Obon» als Free-TV-Premiere

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zum 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima
 und Nagasaki am 6. August 1945. Aus demselben Anlass
 folgen im Anschluss, um 22.40 Uhr der Dokumentarfilm von
 Hans-Dieter Grabe, «Hiroshima, Nagasaki –
 Atombombenopfer sagen aus», sowie am Dienstag, 4. August,
 um 22.25 Uhr der Dokumentarfilm «Als die Sonne vom Himmel
 fiel» von Aya Domenig und am Mittwoch, 5. August, um 23.55
 Uhr die Dokumentation «Nagasaki – Warum fiel die zweite
 Bombe?».

 Hiroshima, Nagasaki –                                          3sat
 Atombombenopfer sagen aus                                      Montag, 03.08.2020
                                                                22.40–00.10 Uhr
 Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe, Deutschland 1985         (Deutschland 1985)
 In seinem schonungslosen wie berührenden Dokumentarfilm
 von 1985 lässt Hans-Dieter Grabe Opfer der beiden
 Atombombenabwürfe der US-Amerikaner auf Hiroshima und
 Nagasaki 1945 zu Wort kommen.
 Hans-Dieter Grabes Filme handeln vom Hinsehen – dahin, wo
 es schmerzt, und davon, was hinter den Bildern zu sehen ist.
 Anhand von Fotografien und Filmaufnahmen, die
 unermessliches Leid zeigen, wirft er die Frage auf: Darf man
 oder muss man diese Bilder machen?
 Eigentlich hatten die Atombomben Deutschland treffen sollen.
 Doch als die ersten Bomben technisch einsatzbereit waren,
 gab es nur noch Japan als Kriegsgegner. Am 6. und 9. August
 1945 gingen Hiroshima und Nagasaki in Flammen auf. 125
 000 Menschen starben am Tag der Explosion, 200 000 weitere
 in den folgenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren. Sie
 verdampften und verbrannten, starben an der
 Strahlenkrankheit und an Krebs.
 Einige der Atombombenopfer, die noch Zeugnis ablegen
 konnten, lässt dieser Film zu Wort kommen, unter ihnen:
 Yoshito Matsushige: Der 32-jährige Fotograf war der einzige,
 der am 6. August 1945 im brennenden Hiroshima Fotos
 machte.
 Sumitero Taniguchi: Der Hitzeblitz und die Druckwelle trafen
 den 16-jährigen Briefträger auf dem Fahrrad. Drei Jahre und
 sieben Monate lag er im Krankenhaus, davon ein Jahr und
 neun Monate nur auf dem Bauch.
 Satchko Ota: Die 18 Jahre alte werdende Mutter lief drei
 Stunden verletzt durch das brennende, strahlenverseuchte
 Nagasaki. Das Kind, das im Januar 1946 geboren wurde, faltet
 später Tüten in einer Werkstatt für Behinderte.
 «Grabe und sein Team schufen mit diesen Aufzeichnungen
 einen Hymnus auf das Leben in seiner existentiellen
 Bedrohtheit.» (epd/Kirche und Rundfunk 1985). Auch heute
 noch ist Grabes mehrfach ausgezeichneter Film eine weiter
 aktuelle Mahnung, weil die Welt noch immer voller Atomwaffen
 ist und der eine oder andere Mächtige sogar das Arsenal
 ausbauen will.
 Redaktionshinweis: 3sat zeigt «Hiroshima, Nagasaki –
 Atombombenopfer sagen aus» erstmals in digital restaurierter
 Fassung.

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37°: Altes Handwerk, junge                                         3sat
 Meister                                                            Montag, 03.08.2020
                                                                    00.10–00.40 Uhr
 Über die Leidenschaft für traditionelle Berufe                     (Erstsendung 28.07.2020)
 Film von Enrico Demurray
 Dem Handwerk fehlt Nachwuchs. Ist es deshalb out? Eine
 neue Generation junger Meister versucht, das Image des
 Handwerks als altbackene Zunft aufzupolieren, überrascht mit
 neuen Ideen.
 Können die jungen Meister mit ihren neuen Geschäftsideen
 dem alten Handwerk neuen Auftrieb geben? «37°» begleitet
 drei junge Handwerker. Sie sind nicht nur bereit, die Ärmel
 hochzukrempeln und zuzupacken: Sie betreiben ihr Handwerk
 auch aus und mit Leidenschaft.
 Hufschmied Georg Stinauer hat eine eigene Kunst des
 Hufbeschlags entwickelt.
 Sein perfektes Hufeisen besteht aus Metall und Kunststoff in
 der richtigen Kombination. Jahrelang hat der 33-Jährige an
 diesem neuen Hufbeschlag getüftelt und dabei festgestellt:
 Pferde laufen nicht nur leichter, sogar Rückenschmerzen
 können verschwinden, wenn sie ein individuell angepasstes
 Eisen bekommen. Hufe zu beschlagen, sagt der
 leidenschaftliche Schmied aus dem bayerischen Ebersberg,
 sei zwar eine «echte Buckelei», doch für ihn gebe es nichts
 Schöneres.
 Johanna Röh hat sich als Frau im männerdominierten
 Tischlerhandwerk durchgesetzt. Mit 32 führt sie im
 niedersächsischen Alfhausen eine eigene Werkstatt mit einem
 Auszubildenden. Ihre Spezialität ist es, Möbel zu bauen, die
 zu den Menschen passen. Auch für ausgefallene
 Kundenwünsche findet sie eine Lösung, fertigt Ornamente für
 einen Whiskeyschrank oder fräst das Relief des Jakobsweges
 und passt es in eine Schrankwand nach Maß ein.
 In Berlin hat der 32-jährige Metzgermeister Jörg Fostera einen
 der erfolgreichsten Betriebe der Stadt. Die Metzgerei «Kumpel
 & Keule» hat 18 Angestellte und ist einer der größten
 Ausbildungsbetriebe Berlins. In der Schule wurde ihm
 aufgrund schlechter Noten eine Hartz-IV-Karriere
 vorausgesagt, doch dann entdeckte er das Handwerk, legte
 die Meisterprüfung mit eins ab und studierte
 Betriebswirtschaft.
 Mit den Händen zu arbeiten, berichten die jungen Meister,
 biete eine besondere Art der inneren Befriedigung. Zu sehen,
 was man schaffe, zu spüren, wie sich der Werkstoff bearbeiten
 lasse, etwas herzustellen, das gebraucht werde, das schaffe
 Zufriedenheit. Und nebenbei ist der Beruf auch noch
 krisenfest, wie sich jetzt in Zeiten von Corona zeigt. Weder die
 Schmiede noch die Tischlerei musste bisher wirtschaftliche
 Einbußen hinnehmen, und die Metzgerei brummte sogar. Der
 Umsatz steigerte sich um 30 Prozent, weil die Menschen mehr
 selbst kochen. Handwerk hat eben doch «goldenen Boden».
 Während in den letzten 20 Jahren die Zahl der Studierenden
 kontinuierlich stieg, fehlt dem Handwerk der Nachwuchs. 2019
 blieben 53‘000 Lehrstellen unbesetzt, so die Bundesanstalt für
 Arbeit.

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Als die Sonne vom Himmel fiel                                    3sat
 Eine Spurensuche in Hiroshima                                    Dienstag, 04.08.2020
 Film von Aya Domenig                                             22.25–23.45 Uhr
 Regisseurin Aya Domenig begibt sich auf die Spuren ihres         (Erstsendung 07.07.2017)
 verstorbenen Großvaters, der nach dem Abwurf der
 Atombombe 1945 als junger Arzt in einem Krankenhaus in
 Hiroshima gearbeitet hat.
 Die Filmemacherin spricht mit Zeitzeugen und Kollegen ihres
 Großvaters. Diese sind trotz hohen Alters auch heute noch
 fast täglich unterwegs, um öffentlich über die Gefahr der
 Atomkraft zu sprechen – auch die ihrer «friedlichen» Nutzung.
 Als am 6. August 1945 um 8.15 Uhr die Atombombe über
 Hiroshima detonierte, befand sich der Großvater von Aya
 Domenig auf dem Weg zur Arbeit im Rotkreuzspital in
 Hiroshima. Durchs Fenster der Eisenbahn sah er den Blitz des
 aufsteigenden Atompilzes. Über viele Umwege erreichte er
 den Arbeitsplatz. Seine Familie, die etwa 75 Kilometer
 außerhalb wohnte, sah er erst zehn Tage später wieder. Nach
 dem Abwurf starben circa 80‘000 Menschen sofort, noch Jahre
 danach kamen aufgrund der unsichtbaren Verstrahlung
 Zehntausende ums Leben.
 Zeit seines Lebens hat der Großvater der Filmemacherin Aya
 Domenig nie über seine Erfahrungen gesprochen. Einerseits
 saß das Trauma wohl sehr tief, andererseits gab es während
 der Zeit der amerikanischen Besatzung ein striktes Verbot,
 über die Auswirkungen der Atombombe zu sprechen. Dazu
 kam wohl auch die drohende gesellschaftliche
 Diskriminierung: Zu groß war das Risiko, weder Arbeit noch
 Heiratspartner zu finden. Als sich am 11. März 2011 in
 Fukushima eine neue Atomkatastrophe ereignet, nimmt die
 Suche der Filmemacherin eine neue Wendung.
 Aya Domenigs Dokumentation «Als die Sonne vom Himmel
 fiel» ist nicht nur ein Werk über die Jahrhundert-Tragödie des
 Atombombenabwurfs über Hiroshima und Nagasaki, sondern
 auch eine Anklage gegen die Nutzung von Kernenergie. Auch
 im Japan der Gegenwart haben Atomkraftgegner einen
 schweren Stand. Der Film verleiht ihnen nun eine Stimme.

 Wie Elefanten denken                                             3sat
 Film von Emre Izat                                               Mittwoch, 05.08.2020
 Forscher sind sich mittlerweile einig: Elefanten sind viel       14.35–15.20 Uhr
 intelligenter, als wir je vermutet hätten. «Terra X» zeigt in    (Erstsendung 10.01.2016)
 atemberaubenden Bildern, was und wie die grauen Riesen
 denken.
 Elefantenherden umgehen offenbar ganz gezielt Gebiete, in
 denen Wilderer lauern, und vermeiden auch sonst gefährliche
 Kontakte zu Menschen. Die Entdeckung dieses einzigartigen
 Verhaltens machten Wildbiologen eher zufällig bei einer
 Zählung vom Flugzeug aus.
 Diese ungewöhnlichen Wanderbewegungen der Tiere
 inspirierten die Wissenschaftler zu immer neuen
 Forschungsprojekten, in deren Verlauf weitere, völlig
 unerwartete Fähigkeiten der Elefanten entdeckt wurden.
 Beispielsweise arbeiten die gigantischen Rüsselträger im
 Team zusammen und teilen einander Erfahrungen und neue
 Erkenntnisse mit. Elefanten können im Test die komplexesten
 Probleme lösen und erkennen sich selbst im Spiegel – eine
 Leistung, die man bislang nur von Menschenaffen und

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Delfinen kannte.
 Das Gefühlsleben der Tiere lässt sie entgegen der
 Bezeichnung «Dickhäuter» als äußerst sensibel erscheinen.
 Untersuchungen zufolge empfinden Elefanten Mitgefühl,
 Trauer, Freude, Furcht und Rachsucht. Die Forscher sind
 mittlerweile davon überzeugt, dass Elefanten zu den
 intelligentesten und komplexesten Tieren überhaupt zählen.

 Ein Duft von Freiheit                                            3sat
 Film von Beat Bieri und Ruedi Leuthold                           Dienstag, 11.08.2020
 Der Kapitalismus produziert weltweit immer mehr Verlierer. Da    22.55–23.45 Uhr
 erhält eine alte Idee neue Kraft: die Genossenschaft. In         (Erstausstrahlung)
 Guatemala trotzen indigene Kaffee-Kleinbauern harten
 Umständen.
 Guatemala ist ein Land mit grausamer Geschichte und
 dominierender Oligarchie. Doch mit ihrer Genossenschaft, seit
 30 Jahren geführt von einem Schweizer, sind die Kleinbauern
 dort zu einem der wichtigsten Kaffee-Exporteure des Landes
 aufgestiegen.
 Kaffee prägt die Geschichte der Maya-Völker in Guatemala.
 Zuerst wurde ihnen ihr Land weggenommen, dann wurden sie
 zur Zwangsarbeit auf den Plantagen deutscher
 Großgrundbesitzer verpflichtet.
 Jetzt, genossenschaftlich organisiert, exportieren die
 Kleinproduzenten ihren Kaffee in alle Welt – dies unter der
 Führung eines Schweizers, dessen Ziel es stets war, die
 wirtschaftliche Unabhängigkeit der Kleinbauern zu stärken und
 damit die gesellschaftliche Emanzipation der Maya zu fördern.
 Der Film von Ruedi Leuthold und Beat Bieri erzählt, wie die
 neue Freiheit auch die alte Idee der genossenschaftlichen
 Zusammenarbeit wiederbelebt: Der Gewinn geht nicht an
 Großgrundbesitzer oder anonyme Kapitalgeber, sondern wird
 nach unten verteilt.
 24 000 Kleinbauern sind im Genossenschaftsverband
 «Fedecocagua» organisiert. Seit 30 Jahren wird die
 Organisation vom Schweizer Ulrich Gurtner geführt. Indem er
 den Kaffee seiner Mitglieder direkt an der Börse verkaufte,
 erlöste er sie von windigen Zwischenhändlern.
 Und er versuchte auch, sie von den Abhängigkeiten zu
 befreien, die durch Entwicklungshilfe entstehen kann. «Wartet
 nicht, dass jemand kommt und euch den Segen bringt für das
 ganze Leben. Das existiert nicht», sagt er den Kaffeebauern,
 «wir müssen die Probleme selbst angehen.»
 Das ist umso schwieriger in einem Land, in dem drei Prozent
 der Einwohner 70 Prozent des Bodens besitzen. Die
 Oligarchie beherrscht die Politik des Landes bis heute. Damit
 sind auch die Schrecken des langjährigen Bürgerkrieges, der
 200‘000 Menschen, größtenteils Angehörige der Maya-Völker,
 das Leben kostete, bis heute kaum aufgearbeitet. 1996 wurde
 zwar ein Friedensabkommen unterzeichnet. Doch Ulrich
 Gurtner hat das Gefühl, dass der Krieg gegen die Maya-
 Bevölkerung bis heute nicht richtig aufgehört hat.
 Aber mit dem Genossenschaftsverband «Fedecocagua» sind
 die kleinen Kaffeebauern zum zweitgrößten Exporteur
 Guatemalas gewachsen. Nespresso, Starbucks und Coop
 gehören zu den Abnehmern der Familienbetriebe mit ihren
 teilweise winzigen Höfen. Damit haben sie eine politische
 Plattform, die nicht mehr ignoriert werden kann. Dank der
 technischen Unterstützung des Verbandes sind 60 Prozent
 des Kaffees zertifiziert und erzielen damit bessere Preise. In
 schwierigen Zeiten wie jetzt, da der Kaffeepreis

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existenzgefährdend tief gefallen ist, kann die Genossenschaft
 mit fairen Überbrückungskrediten und Preiszuschlägen das
 Überleben erleichtern.
 Das Wichtigste aber, was Gurtner erreicht habe, so sagt ein
 langjähriger Mitstreiter, sei, dass die marginalisierten
 Kleinbauern wieder stolz auf ihre Arbeit seien und auf ihren
 hochwertigen Kaffee.

 scobel – Die Illusion von Natur                                    3sat
 Was ist Natur? In den wenigsten Fällen das, was die                Donnerstag, 13.08.2020
 Menschen dafür halten, denn unberührte naturbelassene              21.00–22.00 Uhr
 Flächen sind extrem selten geworden. Diese Tatsache wird           (Erstausstrahlung)
 zur Überlebensfrage.
 Natur ist Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen. Der
 Schutz von Habitaten steht in direktem Zusammenhang mit
 Biodiversität. Wir befinden uns mitten im größten Artensterben
 aller Zeiten, was für die Spezies Mensch längst zur
 Existenzbedrohung geworden ist.
 Die Vorgabe der EU lautet, dass bis 2020 wenigstens zwei
 Prozent unseres Landes naturbelassene Fläche bleiben soll.
 Doch selbst davon ist Deutschland aktuell meilenweit entfernt.
 2015 hatte die EU-Kommission ein
 Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, weil Deutschland
 viele seiner Fauna-Flora-Habitate nicht unter Schutz gestellt
 hatte.
 Gleichzeitig zeigen Deutsche mit dem Finger auf Brasilien und
 fordern den völligen Erhalt des Regenwaldes – während in
 Deutschland selbst täglich eine Fläche nach der anderen
 bebaut und damit versiegelt wird. Das führt zur Frage, was
 Natur jenseits romantisierender Vorstellungen und des
 Missverständnisses von Natur als besonders schöner
 Kulturlandschaft wirklich ist und weshalb sie so dringend
 gebraucht wird.
 Was «naturbelassen» tatsächlich bedeutet, was dafür zu tun
 ist und in welchen Zeiträumen man dabei denken und handeln
 muss, darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen.

 Faire Mode statt Fast Fashion                                      3sat
 – Kleidung als Gewissensfrage                                      Donnerstag, 13.08.2020
                                                                    22.55–23.45 Uhr
 Film von Kurt Langbein und Anna Katharina Wohlgenannt              (Erstsendung 19.06.2019)
 In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Modeproduktion
 weltweit verdoppelt und die Tragedauer halbiert. Kleidung ist
 zu einem umweltschädlichen Wegwerfprodukt verkommen.
 Doch es gibt auch immer mehr nachhaltige Gegenstrategien.
 Die Dokumentation zeigt die Schattenseiten der Modeindustrie
 und die Alternativen für alle, die beim Kleiderkauf auch auf ihr
 Gewissen hören wollen.
 Die Röcke und Blusen der Schweizer Modemacherin Cloed
 Baumgartner waren früher einmal Herrenanzüge und
 Herrenhemden. Die Leinen-Jeans von Flachsbauer Stefan
 Fölser aus dem Böhmerwald wiederum haben während ihrer
 Herstellung nur ein Zehntel der Strecke konventionell
 produzierter Jeans zurückgelegt. Die Kleider der Wiener
 Designerin Katharina Mühlberger bestehen aus indischer
 Fairtrade-Biobaumwolle und wurden von einer Kooperative
 von sozial benachteiligten Frauen aus den Slums von Mumbai
 geschneidert.
 Die Modeindustrie gilt als einer der größten

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Umweltverschmutzer der Welt: Ökologische Ausbeutung und
 unmenschliche Arbeitsbedingungen gehören in dieser Branche
 zum Alltag. Dahinter steckt das Geschäftsmodell Fast
 Fashion, in dem Bekleidung zur Wegwerfware geworden ist.
 Das wollen immer weniger Modemacher und Konsumenten
 akzeptieren, und es gibt zunehmend Alternativen: Slow
 Fashion, Upcycling, lokale und biologische Produktion, fairer
 Handel und vieles mehr. Auch selbst nähen oder ausleihen
 sind trendige Möglichkeiten.

 Tele-Akademie                                                    3sat
 Ariadne von Schirach: Die psychotische Gesellschaft –            Sonntag, 16.08.2020
 Wie wir Angst und Ohnmacht überwinden                            06.45–07.30 Uhr
 Selbstmordattentäter, Geflüchtete, populistische Präsidenten,    (Erstsendung 01.03.2020)
 das Klima, eine durchökonomisierte Welt: Der krisenhafte
 Zustand hat viele Gründe und reicht tief in das Unsichtbare
 hinein.
 In das Soziale, in den Umgang mit uns selbst, den anderen
 und der Welt. Alles haben wir zum Marktwert degradiert. Das
 Resultat, so Ariadne von Schirach, ist eine psychotische
 Gesellschaft, deren Mitglieder unfähig sind, angemessen und
 wertschätzend miteinander umzugehen.
 In diesem Vortrag mahnt sie, uns an unsere Würde, unsere
 Träume und unsere Verantwortung für unser eigenes und
 unser gemeinsames Leben zu erinnern.
 Ariadne von Schirach lebt als freie Autorin, Philosophin und
 Kritikerin in Berlin. Sie lehrt Philosophie und chinesisches
 Denken im Studium generale an der Berliner Universität der
 Künste, an der Hochschule für Bildende Kunst in Hamburg und
 an der Donau-Universität Krems.

 Maschine Huhn                                                    3sat
 Reportage von Nora Zoglauer und Klaus Dutzler                    Dienstag, 18.08.2020
 Moderation: Peter Resetarits                                     22.55–23.40 Uhr
 Obwohl Österreich europaweit die strengsten gesetzlichen         (Erstsendung 15.02.2018)
 Regelungen in der Hühnerhaltung hat, kann von einer
 artgerechten Haltung der Tiere dort kaum die Rede sein.
 Ein Industriehuhn legt pro Jahr mittlerweile deutlich mehr als
 300 Eier. Diese Entwicklung hat vor allem einen Verlierer: die
 Hühner selbst. Die Reportage blickt hinter die Kulissen eines
 Geschäfts, in dem es vor allem um Effizienz und niedrige
 Preise geht.
 Die Österreicher lieben Hühner. Besonders auf dem Teller.
 Eier und Hühnerfleisch stehen fast täglich auf dem
 Speiseplan. Während der Konsum von Schweine- und
 Rindfleisch stagniert, ist beim Hühnerfleisch der Verbrauch
 stark steigend. Bis zu 15 Kilogramm isst ein Österreicher im
 Jahr. Die industrielle Landwirtschaft hat auf diesen Boom
 längst reagiert: Moderne Hochleistungszüchtungen
 garantieren schnelles Wachstum, vor allem des Brustfleisches.

ABU-TV-Tipps im August 2020
Vom Flüchtling zum                                                3sat
 Coiffeurkönig                                                     Dienstag, 18.08.2020
                                                                   23.40–00.05 Uhr
 Reportage von Christian Vogt                                      (Erstsendung 21.06.2020)
 Der Syrer Ghamkin Saleh kam 1993 mit nichts in die Schweiz.
 In Zürich wurde er Chef von über einem Dutzend
 Friseursalons, zwei Restaurants und einer Schneiderei. Dann
 kam die Corona-Krise.
 Sein erstes Geld verdiente Ghamkin Saleh als Tellerwäscher
 und Pizzaiolo in einem italienischen Restaurant. Ein Leben,
 das ihn nur bedingt erfüllte. Er wollte mehr: ein Filmstudium
 absolvieren – und seine alleinstehende Mutter mit den zehn
 Geschwistern nachholen.
 Denn in Syrien haben seine Geschwister keine berufliche
 Perspektive: Die Salehs gehörten zur unterdrückten
 kurdischen Minderheit. Beide Wünsche konnte er sich erfüllen.
 Saleh entdeckte bald sein Talent als Unternehmer. Er fing
 klein an und wurde immer größer: Aus einem Coiffeursalon
 sind inzwischen zwölf geworden. Seine Familie spielte dabei
 eine zentrale Rolle. Sie gab ihm den emotionalen Rückhalt,
 den er brauchte. Gleichzeitig setzte er seine Geschwister
 jeweils als Geschäftsführer ein. Und weil er viele Geschwister
 hat, wurden es immer mehr Geschäfte. Daneben widmet sich
 Ghamkin Saleh seiner Leidenschaft: dem Filmemachen.
 Schon in Syrien wollte er Regisseur werden.
 Bis vor wenigen Monaten war Salehs Welt in Ordnung. Seine
 Geschäfte florierten. Und er arbeitete an einem Spielfilm.
 Dann kam die Corona-Pandemie. Deren Auswirkungen
 bringen sein Imperium nun ins Wanken. Ghamkin Saleh
 befürchtet Filialschließungen, was für die gesamte Großfamilie
 Folgen haben würde. Wegen des finanziellen Drucks droht
 auch sein aktuelles Filmprojekt zu scheitern, in das er bereits
 mehrere zehntausend Franken gesteckt hat.
 Reporter Christian Vogt hat den Multiunternehmer Ghamkin
 Saleh mit der Kamera begleitet und dabei einen Menschen
 erlebt, der gespalten ist zwischen der Verantwortung
 gegenüber seiner Großfamilie und seiner Passion für das
 Filmemachen.

 Strom to Go                                                       3sat
 Film von Reinhart Brüning und Stefan Hoge                         Donnerstag, 20.08.2020
 Alle brauchen mobile elektrische Energie: Smartphone,             20.15–21.00 Uhr
 Mähroboter, Küchenwaage und E-Bike. Nicht von ungefähr            (Erstausstrahlung)
 ging der Nobelpreis für Chemie 2019 an die Erfinder der
 Lithium-Ionen-Batterie.
 Das unscheinbare Massenprodukt «wiederaufladbare
 Batterie» ist der Schlüssel zum Erfolg der Energiewende – und
 ganz besonders zum Erfolg der Elektromobilität. Der größte
 Anteil an der Wertschöpfung eines Elektroautos steckt in der
 Batterie.
 Bislang ist Deutschland hier jedoch von Konzernen aus
 Fernost abhängig. Denn die Batteriezellen, das Herzstück der
 Akkus, kommen meist aus China, Japan oder Südkorea. Hat
 Deutschland noch eine Chance, im großen Wettrennen um
 den Batteriemarkt mitzumischen? Immerhin stellt die
 Bundesregierung 500 Millionen Euro für eine Musterfabrik zur
 Fertigung von Batteriezellen bereit. Kritiker fordern, die
 Forschung eher im Bereich neuer Batteriekonzepte und dem
 Recycling ausgedienter Akkus zu verstärken.

ABU-TV-Tipps im August 2020
Das Arbeitsleben einer Autobatterie ist zu Ende, wenn sie auf
 unter 80 Prozent ihres ursprünglichen Ladezustands abfällt.
 Dann ist sie zum Recycling aber noch zu wertvoll. Es gibt
 immer mehr Anwendungen für ein «Second Life» –
 beispielsweise als Energiespeicher für Solar- und Windstrom.
 In der Batterieforschung ist Deutschland tatsächlich
 Weltspitze, etwa an den technischen Universitäten in
 Braunschweig und Dresden. Die nächste Generation von
 Autobatterien zeichnet sich dort bereits ab: Wissenschaftler
 wie Professor Stefan Kaskel verfolgen Ansätze für besseren
 Brandschutz bei höherer Energiedichte. Intensivdiagnostik von
 Batterien findet an der RWTH Aachen statt. Die Ergebnisse
 sind entscheidend für die Batteriekonstrukteure. Denn die
 wollen alles: hohe Sicherheit und Energiedichte, viele
 Ladezyklen, lange Lebensdauer.
 Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im
 Zeichen der Wissenschaft. Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet
 eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und
 Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um
 21 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema.

 scobel – Projekt Strom                                             3sat
 Strom aus erneuerbarer Energie liefert heute schon mehr            Donnerstag, 20.08.2020
 Kapazitäten, als verbraucht werden. Effektive                      21.00–22.00 Uhr
 Energiespeichersysteme sind Mangelware. Wo bleiben die             (Erstausstrahlung)
 innovativen Speicherprojekte?
 Da wird munter und erfolgreich an der Energiewende
 gearbeitet, weltweit wird gigawattweise Strom aus Sonnen-
 und Windkraft erzeugt. Doch die drängende Frage, wohin mit
 der ganzen Energie, bleibt unbeantwortet. Gert Scobel
 diskutiert mit seinen Gästen.
 Aus den Forschungslaboren dieser Welt hört man zwar
 regelmäßig von technologischen Durchbrüchen in der
 Entwicklung von Stromspeichersystemen. Schaut man aber
 genauer hin, sind dies meist nur Prototypen, die im Alltag nicht
 einsetzbar sind. Auch die Entwicklung von Stromspeichern für
 die boomende E-Mobilität kommt nicht wirklich voran. Die
 durchschnittlichen Kapazitäten von Batterien in E-Autos, aus
 der sich die mögliche Reichweite ergibt, sind immer noch
 bescheiden. Technologische Hürden können anscheinend nur
 schwer überwunden werden. Es braucht also dringend neue
 Ideen, neue Konzepte und technologische Innovationen für
 das Speichern von Energie.

 Kolumbus köpfen?                                                   3sat
 Der umstrittene Umgang mit dem kolonialen Erbe                     Samstag, 22.08.2020
 Film von Nicole Blacha und Karsten Gravert                         19.20–20.00 Uhr
 Koloniale Denkmäler werden weltweit gestürzt. Ist das eine         (Erstausstrahlung)
 längst überfällige Abrechnung mit unserer blutigen kolonialen
 Vergangenheit? Oder ist es kulturfeindlicher Ikonoklasmus?
 Auch in Deutschland gibt es Debatten darüber, wie mit
 kolonialen Monumenten und Straßennamen umgegangen
 werden soll: abbauen, umbenennen – und Schluss damit?
 Oder bewahren, um die Geschichte nicht zu vergessen?
 Die «Black Lives Matter»-Bewegung hat als neues, konkretes
 Ziel der Wut die Denkmäler kolonialer Herrschaft ausgemacht:
 Weltweit werden Statuen von Sklavenhändlern und
 Kolonisatoren, Generälen und Entdeckern abgerissen,
 geköpft, in Flüsse geworfen. Oder ganz offiziell von den

ABU-TV-Tipps im August 2020
Behörden abgebaut.
 «Réparons l'Histoire» heißt eine belgische Gruppe von
 Aktivistinnen und Aktivisten, «Reparieren wir die Geschichte».
 Aber ist es nicht Hybris, zu denken, dass man die Geschichte
 reparieren könne? Derweil werden Kulturgüter zerstört, die
 auch der Mahnung kommender Generationen dienen könnten.
 Und es stellt sich die Frage: Wo zieht man die Grenze?
 Ist George Washington noch haltbar, der Hunderte Sklaven
 besaß? Müsste man nicht Kolumbien umbenennen? In
 Großbritannien haben Aktivist*innen bereits Winston Churchill
 aufgrund seiner kriegerischen Kolonialvergangenheit aufs
 Korn genommen. Kann man den vielleicht bedeutendsten
 Gegner Nazideutschlands tatsächlich vom Sockel stoßen?
 Und was ist mit den vielen Statuen von Kaiser Wilhelm II. und
 Otto von Bismarck in Deutschland? Was bleibt noch übrig von
 unseren Denkmälern, wenn man alle Helden der
 Vergangenheit mit den moralischen Maßstäben der Gegenwart
 misst?
 Die Dokumentation «Kolumbus köpfen?» diskutiert den
 Bildersturm, der zurzeit auf der Welt tobt. Sie beschreibt die
 Motive der antikolonialen Aktivist*innen und lässt
 Gegner*innen der Denkmalstürze zu Wort kommen. Außerdem
 folgt sie der Debatte nach Deutschland und beschreibt die
 hiesigen Hinterlassenschaften des Kolonialismus und die
 andauernden Diskussionen darum: den Streit um das
 «Afrikanische Viertel» in Berlin, um das (Anti-)
 Kolonialdenkmal in Bremen und um den «Tansania-Park» in
 Hamburg.
 Es zeigt sich: Die Verbrechen der Kolonialzeit standen
 jahrzehntelang im Schatten des Holocaust und werden erst in
 letzter Zeit nach und nach in einer breiteren Öffentlichkeit
 thematisiert. Aber reicht das? Diese Frage wird angesichts der
 finanziellen Entschädigungsforderungen der Herero und Nama
 unterschiedlich beantwortet.

 Mach es selbst!                                                   3sat
 Film von Doris Hochmayr                                           Sonntag, 23.08.2020
 Ob wir Reisen selbst buchen, Gepäck auf dem Flughafen             01.55–02.10 Uhr
 selbst einchecken oder Müsli im Internet selbst                   (Erstsendung 10.09.2019)
 zusammenstellen: Gestern noch waren wir nur Konsumenten,
 heute sind wir «Prosumer».
 Die klassische Rollenverteilung zwischen Hersteller und
 Käufer verschwimmt dabei, «produzieren» und «konsumieren»
 verschmelzen zu einem Begriff – «Prosuming». Nach dem
 Motto «Sie basteln – wir liefern» bieten Unternehmen fast aller
 Branchen Internetplattformen an.
 In den 1950er-Jahren wurde die Selbstbedienung im
 Lebensmittelhandel eingeführt – der Startschuss einer
 Entwicklung, die dazu führte, dass wir immer öfter sogar bei
 der Herstellung unserer Konsumgüter mithelfen.
 «Mach es selbst!» hat viele Gesichter und bedeutet für die
 Kundschaft in den meisten Fällen vor allem eines – Arbeit.
 Direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst, nicht immer
 freiwillig und meist ohne finanzielle Kompensation. «König
 Kunde» wird zum «Knecht».

ABU-TV-Tipps im August 2020
Tele-Akademie                                                    3sat
 Prof. Dr. Uwe Schneidewind: Zukunftskunst – Gelingt uns          Sonntag, 23.08.2020
 die Wende zu einer nachhaltigen Entwicklung?                     06.45–07.30 Uhr
 Wachstum ist immer noch das politische, wirtschaftliche und      (Erstsendung 06.10.2019)
 gesellschaftliche Credo. Allerdings stoßen wir damit längst an
 die ökologischen Grenzen des Planeten.
 Inzwischen streiken Schulkinder für eine bessere Klimapolitik,
 und eine bayerische Petition gegen das Insektensterben erhält
 1,7 Millionen Unterschriften. Energiewende,
 Ernährungswende, Mobilitätswende – der Ruf nach mehr
 Nachhaltigkeit wird immer lauter.
 Uwe Schneidewind skizziert in diesem Vortrag der Reihe
 «Tele-Akademie», wie die Gestaltung einer Zukunft aussehen
 könnte, die den drängenden Herausforderungen gerecht wird.
 Professor Dr. Uwe Schneidewind ist Präsident des Wuppertal
 Instituts für Klima, Umwelt, Energie und Professor für
 Innovationsmanagement und Nachhaltigkeit an der Bergischen
 Universität Wuppertal. Er ist Mitglied des Club of Rome und
 des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für
 Globale Umweltveränderungen.

 Asiens fette Jahre – Macht                                       3sat
 Wohlstand dick?                                                  Sonntag, 23.08.2020
                                                                  19.10–19.40 Uhr
 Film von Basil Gelpke                                            (Erstsendung 29.08.2019)
 Essen spielt in den meisten asiatischen Gesellschaften eine
 zentrale Rolle. Seit der Jahrtausendwende kämpfen viele
 Länder Asiens mit einer fast epidemischen Verbreitung von
 Übergewicht.
 Diabetes ist zur veritablen Volkskrankheit geworden. Über 50
 Prozent aller Diabetes-Erkrankungen weltweit betreffen
 Asiaten. Ein «NZZ Format» über Food-Junkies, den Run auf
 Magenverkleinerungen und andere gewichtige Probleme.
 Durch das rasante Wirtschaftswachstum Asiens in den
 vergangenen Jahrzehnten wurden viele einst landwirtschaftlich
 geprägte Nationen binnen kurzer Zeit zu Industrie- und
 Dienstleistungsgesellschaften.
 Während die körperliche Arbeit abnahm, stieg gleichzeitig die
 Verfügbarkeit und die Menge günstiger Nahrungsmittel.
 Zudem haben sich die Ernährungsgewohnheiten unter dem
 westlichen Einfluss stark verändert. Die Auswirkungen werden
 auch im Alltag immer sichtbarer: Vorbei ist die Zeit der
 zierlichen Asiaten.

 Gateways to New York –                                           3sat
 Othmar H. Ammann und seine                                       Montag, 24.08.2020

 Brücken                                                          22.25–23.55 Uhr
                                                                  (Schweiz 2019)
 Dokumentarfilm von Martin Witz,
 Die abenteuerliche Geschichte des Schweizer Ingenieurs
 Othmar H. Ammann, der 1904 nach Amerika auszog – und in
 New York mit seinen visionären Hängebrücken Ikonen der
 Moderne schuf.
 Seine Brücken haben Manhattan mit dem Festland verbunden
 und das Gesicht von New York für immer geprägt. Der
 Dokumentarfilm porträtiert das Leben von Othmar H. Ammann
 und zeigt auch die Menschen und die Beweggründe, die hinter

ABU-TV-Tipps im August 2020
dem Bau der Brücken standen.
 So stabil die Hängebrücken auch konstruiert sind, ihr Bau war
 abenteuerlich und für die Arbeiter sehr gefährlich. Viele der
 Skywalker, wie man die Stahlarbeiter nannte, die in großer
 Höhe ihr Leben riskierten, waren Native Americans aus dem
 Stamm der Mohawks. Nicht selten kam es zu tödlichen
 Unfällen. Othmar H. Amman wollte das Risiko der Arbeiter
 minimieren und setzte sich hartnäckig dafür ein, dass beim
 Bau der Golden Gate Bridge Sicherheitsnetze angebracht
 wurden.
 Über das Leben und das Werk der Hauptfigur hinaus erzählt
 der Film auch ein Stück Zeitgeschichte, wie sie, aus dieser
 Perspektive, kaum erzählt ist: das junge 20. Jahrhundert, die
 Motorisierung, die Urbanisierung, die Konsumgesellschaft –
 eine stetige Beschleunigung. Ammann ist mit seinen
 atemberaubenden Konstruktionen mittendrin, selbst ein Agent
 des Fortschritts und des Glaubens daran.
 Am 21. November 1964 eröffnet der New Yorker Gouverneur
 Nelson Rockefeller die letzte große Brücke des genialen
 Schweizer Konstrukteurs: die Verrazzano-Narrows Bridge über
 die New Yorker Hafeneinfahrt, die damals längste
 Hängebrücke der Welt. Sie ist Ammanns eleganteste
 Konstruktion. Kurz nach der Einweihung der Verrazzano-
 Brücke stirbt Othmar H. Ammann im Alter von 86 Jahren. Es
 ist das Jahr 1965, die ungebrochene Machbarkeits- und Auto-
 Euphorie des Westens hat ihren Höhepunkt erreicht – und
 bald auch ihr Ende. Seine Hängebrücken werden als Ikonen
 des 20. Jahrhunderts bleiben.

 Game Over – Im Sog der                                           3sat
 Computerspielsucht                                               Dienstag, 25.08.2020
                                                                  22.55–23.45 Uhr
 Gescheitert beim Berufseinstieg oder an anderen                  (Erstsendung 12.03.2020)
 Hindernissen im Leben, verbarrikadieren sich unzählige,
 zumeist jugendliche Männer im digitalen Universum von
 Computerspielen.
 Nach anfänglichen Erfolgserlebnissen funktioniert bald nur
 noch die maximale Betäubung. Der spielsüchtige Liby L. hat
 sich während zehn Jahren fast vollständig abgekapselt. Im
 Dokumentarfilm «Game Over» versucht er, sich über die
 Ursachen und Folgen klar zu werden.
 Dabei wird er mit der bangen Frage konfrontiert, ob angesichts
 der heutigen Omnipräsenz von digitalen Medien seine Online-
 Abhängigkeit überhaupt heilbar ist.
 Wie die meisten Kinder und Jugendlichen hat der gelernte
 Lebensmitteltechniker Liby L. schon sehr früh seine
 Faszination für Computerspiele entdeckt. Doch nach massiven
 Konflikten mit seiner Familie wurde das Zocken für den
 gebürtigen Solothurner zum alleinigen Lebensinhalt. Zuletzt
 saß er über viele Jahre hinweg in einer vom Sozialamt
 getragenen, abgedunkelten Mansarde und verbrachte bis zu
 20 Stunden täglich vor dem Bildschirm. Er wog über 150
 Kilogramm, drohte ständig zu kollabieren und konnte kaum
 noch normal sprechen. Damals zog seine Sozialarbeiterin die
 Notbremse.
 Dank eines Familienplatzes im «Projekt Alp» kam Liby L. zu
 einer sechsköpfigen Bauernfamilie im Berner Oberland und
 hatte schlagartig keinen Zugang mehr zu seinen Online-
 Geräten. Dieser radikale Entzug machte Abgründe sichtbar:
 Sozial war er auf der Stufe eines überforderten Kindes stehen
 geblieben, und auch körperlich besaß er kaum noch

ABU-TV-Tipps im August 2020
Ressourcen. In den kommenden Jahren musste Liby L. alle
 Verhaltens- und Bewegungsregeln neu erlernen: vom
 Händewaschen über die Regulation des Hungergefühls bis hin
 zum Aufsetzen des der Situation angemessenen
 Gesichtsausdrucks. Denn besonders eine Fähigkeit hatte er
 durch die Belohnungs- und Beschallungsüberflutung im
 Gamer-Universum fast vollständig verlernt: die Möglichkeit, ein
 Gefühl für sich selbst und Empathie für seine Umgebung zu
 empfinden.
 Im Dokumentarfilm von Sören Senn werden Aspekte der
 rasant wachsenden «Gamification» des Lebens in einer Weise
 beleuchtet, wie sie weder im populären E-Sport noch bei
 alltäglichen Familienkonflikten um mehr oder weniger Online-
 Zeit für Jugendliche sichtbar werden: nämlich, dass in
 digitalen Ersatzwelten womöglich fundamentale menschliche
 Fähigkeiten zu verkümmern drohen.
 Die Geschichte des spielsüchtigen Liby L. erzählt mit
 eindrücklicher Intensität, wie das Erdulden von Frustration und
 überhaupt das Erleben von emotionalen Nuancen – im
 Nachhinein – mühselig erlernt werden muss.

 Kaffee zum Glück                                                    3sat
 Reportage von Samuel Bürgler                                        Dienstag, 25.08.2020
 Thomas Schwegler baut in Peru Kaffee an. Mit Erfolg: Seine          23.45–00.10 Uhr
 Kaffeebohnen werden weltweit mit Bestnoten ausgezeichnet.           (Erstsendung 06.10.2019)
 Finanziell trägt sein Unternehmen noch keine großen Früchte.
 Trotzdem teilt er seinen Erfolg mit den Einheimischen.
 Thomas Schwegler produziert Fair-Trade-Kaffee, beliefert
 unter anderem ein Schweizer Luxuskaufhaus und hat schon
 mehrere Preise gewonnen.
 Dass der 44-Jährige seine Erfüllung im Kaffeegeschäft findet,
 ist ein Zufall: Im Jahr 2005 reiste er für eine Non-Profit-
 Organisation nach Südamerika. Er unterstützte eine Kaffee-
 Kooperative, später wurde er Kaffeehändler. Dann entschied
 er sich, selbst Kaffee anzupflanzen: «Ich will von A bis Z
 etwas gestalten. Und das möglichst gerecht, möglichst fair.
 Und ich will den Leuten etwas vermitteln.»
 Dem Zürcher ist es wichtig, dass auch die Einheimischen von
 seinem Erfolg profitieren. Als nächstes will er für sie eine neue
 Schule bauen. Die Wände der alten sind durchnässt, weshalb
 sie jederzeit einstürzen könnte. Schwegler ist der Initiator
 dieses Projekts. Seine Firma finanziert einen Teil der neuen
 Schule, der andere soll über Spenden zusammenkommen. Er
 sei kein Entwicklungshelfer, betont Schwegler, sondern ein
 Geschäftsmann. Sein Fokus liege beim Aufbau seiner
 Kaffeemarke.
 Schwegler hat sein ganzes Erspartes in seine Firma gesteckt
 und zusammen mit Investoren seinen Traum von einer
 eigenen Kaffeefarm realisiert. Er lebt in Südamerika ein
 karges Leben: Mit einem Schlauch wird Wasser von einem
 Bach umgeleitet. Während der Regenzeit ist es braun. In der
 Nacht wird Schwegler oft von Ratten geweckt. «Dieses Leben
 hat auch etwas Entschleunigendes. Aber manchmal fehlt mir
 der Schweizer Luxus schon.»
 Reporter Samuel Bürgler erzählt die Geschichte eines
 Menschen, der von sich sagt: «Es ist wichtig für mich, einmal
 von dieser Welt zu gehen und sagen zu können, du hast im
 ganz kleinen Rahmen etwas Positives bewirkt.»

ABU-TV-Tipps im August 2020
wissen aktuell: Rettet die                                         3sat
 Wälder!                                                            Donnerstag, 27.08.2020
                                                                    20.15–22.00 Uhr
 Hitze, Trockenheit, Schädlinge – unseren Wäldern geht es           (Erstausstrahlung)
 schlecht. Seit Jahrzehnten haben Forstwirte auf profitträchtige,
 aber anfällige Fichten- und Kiefermonokulturen gesetzt.
 Das rächt sich jetzt. Brauchen wir neue, hitzeresistentere
 Baumarten, damit unsere Wälder in Zeiten des Klimawandels
 bestehen können? Sollten Forstwirte den «Wald der Zukunft»
 weiter aktiv managen oder lieber auf die Regenerationskräfte
 der Natur setzen?
 Sind mehr Mischwälder die Lösung? Gesunde
 widerstandsfähige Wälder setzen ein intaktes Ökosystem
 voraus, in dem Pflanzen, Tiere, Pilze und Mikroorganismen
 zusammenleben, den Stoffkreislauf in Gang halten und die
 Umwelt recyceln. Gesunde Wälder speichern viel Kohlendioxid
 und Wasser und wirken wie eine natürliche Klimaanlage. Und
 sie liefern uns neben dem wertvollen Rohstoff Holz auch die
 Luft zum Atmen.
 Umso bedenklicher erscheint in der Hinsicht die weltweit stark
 zunehmende Regenwaldvernichtung. Welche Folgen hat das
 für den Planeten? Und was können wir Verbraucher tun, um
 die Wälder zu schützen? Weniger Holz verbrauchen, stärker
 auf nachhaltige Holzwirtschaft und Holzschutzsiegel achten?
 «wissen aktuell» zeigt Wege, wie sich unsere Wälder retten
 lassen.

 Mensch gegen Virus                                                 3sat
 Von der Spanischen Grippe bis Corona                               Donnerstag, 27.08.2020
 Film von Simone Jung                                               23.40–00.25 Uhr
 «Mutter der modernen Pandemien» wird die Spanische Grippe          (Erstsendung 11.05.2020)
 genannt. Sie forderte 1918/19 mehr Tote als der Erste
 Weltkrieg. Damals wussten die Menschen nur sehr wenig über
 die Grippe.
 Erst 1997 gelang es, den genetischen Code der Spanischen
 Grippe zu entschlüsseln. Die Dokumentation schaut zurück auf
 die großen Pandemien des 20. und 21. Jahrhunderts: Was
 haben die Menschen aus den großen Pandemien der letzten
 100 Jahre gelernt?
 Die Gesellschaften reagierten 1918/19 unterschiedlich auf die
 Spanische Grippe – in einigen Ländern gab es
 Schulschließungen, die U-Bahnen fuhren nicht mehr, Kirchen
 waren geschlossen – ein Shutdown, soweit dies damals
 möglich war. Welche Maßnahmen waren wirksam? Und was
 geschah in den Ländern, die weitermachten wie bisher? Die
 Heidelberger Medizinhistorikerin Karen Nolte legt in der
 Dokumentation ihre neuesten Forschungsergebnisse dazu
 offen.
 Zweimal reiste Johan Hultin nach Alaska, nur ein Ziel vor
 Augen: Er hoffte, in den sterblichen Überresten von Grippe-
 Toten das Virus dingfest machen zu können. Exklusiv
 berichtet der schwedische Wissenschaftler, wie er es nach
 vielen Rückschlägen fand: konserviert in der vereisten Lunge
 einer Inuit-Frau.
 Auch nach dem Zweiten Weltkrieg raffte eine Grippewelle
 Tausende Menschen in Ost- und Westdeutschland dahin.
 Doch 1957 ist Wirtschaftswunderzeit – und nach den
 Schrecken des Krieges zählten Grippetote nicht so viel. Das
 schien auch 1968 noch so zu sein, als fast 100‘000 Menschen

ABU-TV-Tipps im August 2020
an der Hongkong-Grippe starben. Zwar schlossen auch
 damals viele Schulen, aber nicht vorsorglich, sondern weil
 einfach zu viele Lehrer erkrankt waren.
 Warum legt heute ein Virus, dessen Tödlichkeit wir noch nicht
 einmal genau kennen, die ganze Welt lahm? Was ist anders
 geworden? Und müssen wir uns darauf einstellen, dass rund
 alle zehn Jahre ein neues Virus um die Welt reisen wird?
 2002 traten in einer südchinesischen Provinz gehäuft
 atypische schwere Lungenentzündungen auf, die oft tödlich
 verliefen. Im Juni 2003 hatte die bis dahin unbekannte
 Infektionskrankheit 30 Länder auf sechs Kontinenten erreicht.
 Niederländische Wissenschaftler vermuteten damals schon,
 dass ein Virus von Tieren auf den Menschen übergegangen
 ist. Die Entschlüsselung zeigte: Es war ein Virus aus der
 Corona-Familie. Den Namen SARS kennt heute fast jedes
 Kind – in Verbindung mit CoV-2.
 Im Jahr 2009 ging von Mexiko aus eine neue Grippewelle um
 die Welt. Man nannte sie «Schweinegrippe» – denn der
 Erreger H1N1 wies Teile des Erbgutes von menschlichen
 Grippeviren, aber auch von Viren aus Schweinen und Vögeln
 auf. Johan Hultin wies die enge Verwandtschaft zur
 Spanischen Grippe nach. Auch damals gingen in Deutschland
 täglich die Fallzahlen hoch, zumeist verlief die Grippe mild,
 aber es gab auch hier weltweit Todesfälle. Relativ schnell
 stand ein Impfstoff zur Verfügung, der hierzulande
 Diskussionen auslöste wegen möglicher Nebenwirkungen der
 verwendeten Impfverstärker. Diese Debatten erscheinen aus
 heutiger Sicht eher wie ein Luxusproblem – die
 Schweinegrippe konnte eingedämmt werden, das Leben ging
 weiter wie gewohnt.
 Die Filmautorin Simone Jung sucht Wissenschaftler und Ärzte
 wieder auf, die damals Verantwortung trugen, und fragt, ob
 unsere Gesellschaft genügend Lehren aus der Pandemie von
 2009 gezogen hat.

 Hongkongs Ende?                                                   3sat
 Film von Katrin Sandmann                                          Samstag, 29.08.2020
 Trotz weltweiter Kritik hat China am 30. Juni das Gesetz «zum     19.20–00.25 Uhr
 Schutz der nationalen Sicherheit in Hongkong» erlassen. Kurz      (Erstausstrahlung)
 darauf wurden Hunderte Menschen verhaftet. Angst geht um.
 Das Gesetz richtet sich gegen Aktivitäten, die als subversiv,
 separatistisch oder ausländische Einmischung angesehen
 werden. Kritiker sehen die Autonomie Hongkongs in Gefahr.
 Jeglicher Widerspruch könne nun kriminalisiert werden, sagt
 der bekannte Aktivist Joshua Wong.
 Knapp ein Jahr ist es her, dass Katrin Sandmann für 3sat in
 ihrem Film «Hongkongs Freiheit und die Kunst» über die
 Massenproteste in der Stadt und das Engagement der
 dortigen Kulturszene berichtet hat. Damals gingen in dem
 halbautonomen Stadtstaat Hunderttausende gegen
 Polizeigewalt und die wachsende Einflussnahme Chinas auf
 die Barrikaden. Nun kehrt die Filmemacherin zu einigen der
 Protagonisten zurück und zieht einen Vergleich zwischen der
 Situation vor einem Jahr und heute.
 Ihr Film zeigt, wie sehr sich die Situation in Hongkong gedreht
 hat, die Grenzen des Sagbaren sich verschieben, die Vorsicht
 zunimmt. Ist der Grundsatz «Ein Land, zwei Systeme» am
 Ende? Wird die Demokratiebewegung aufgeben? Oder kommt
 es zur offenen Auseinandersetzung mit unabsehbaren
 Folgen?
 Sampson Wong, der als einer der kreativsten Köpfe in der

ABU-TV-Tipps im August 2020
Kulturszene Hongkongs gilt, sagte im Hongkong-Film von
 2019, dass es ihm um mehr als das Recht auf freie
 Meinungsäußerung gehe: «Es geht darum, dass
 Gemeinschaften zusammenkommen, um einen politischen
 Raum zu schaffen, mit dem sie ihre Stadt für sich
 zurückgewinnen.» Nun verhindern das neue Gesetz und auch
 eine neue Corona-Welle genau das. Den Protest wieder
 verstärkt ins Netz zu verlagern, wird immer gefährlicher.
 Justin Wong, Illustrator, politischer Karikaturist und
 Kunstprofessor, hat bereits auf Facebook geschrieben, dass
 er sich mit seinen Karikaturen durch das jüngste Gesetz wohl
 angreifbar mache. Wie blicken er und seine Kollegen in die
 Zukunft?
 Und was ist aus der unglaublichen Kreativität geworden, mit
 der die Hongkonger ihre Proteste in den vergangenen zwölf
 Monaten organisiert hatten? Noch wird der Kampfschlager
 «Ruhm für Hongkong» gesungen. «Die Menschen sollen
 regieren, stolz und frei, heute und in Ewigkeit!», lautet eine
 der Zeilen, die die Menschen auf den Demos sangen. Jüngst
 spielte ihn der wohl berühmteste Künstler der Stadt, Kacey
 Wong, als Performance in einer Art überdimensioniertem
 Vogelkäfig. «Ich spüre, wie meine Freiheit mehr und mehr
 eingegrenzt wird».

 Tele-Akademie                                                      3sat
 Prof. Dr. Matthias Glaubrecht: Das Ende der Evolution              Sonntag, 30.08.2020
 Der Mensch und die Vernichtung der Arten                           06.45–07.30 Uhr
                                                                    (Erstsendung 08.03.2020)
 Während wir über den Klimawandel reden, spielt sich weltweit
 eine biologische Tragödie ab, über deren Dramatik und
 Dimension wir uns nicht annähernd bewusst zu sein scheinen.
 Es geht um den rasanten Verlust an Biodiversität, der größte
 Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier. Der
 Mensch ist zum maßlosen Raubtier und zum entscheidenden
 Evolutionsfaktor mutiert, der die Existenz aller Lebewesen –
 auch seine eigene – gefährdet.
 Matthias Glaubrecht umreißt in diesem Vortrag der Reihe
 «Tele-Akademie», wie der Mensch entstand und mit seiner
 evolutiv erfolgreichen Pioniermentalität zum stärksten Treiber
 geologischer und ökologischer Prozesse auf der Erde wurde.
 Doch mit seiner exponentiell ansteigenden Bevölkerung von
 geschätzt elf Milliarden am Ende dieses Jahrhunderts und
 dem dadurch bedingten enormen Ressourcenverbrauch
 manövriert er andere Arten und schließlich auch sich selbst
 zunehmend ins Aus. Ist das Ende der Evolution noch
 aufzuhalten?
 Professor Dr. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe und
 Wissenschaftshistoriker. Er lehrt Biodiversität der Tiere an der
 Universität Hamburg und ist Gründungsdirektor des dortigen
 Centrums für Naturkunde. Sein Buch «Das Ende der
 Evolution» erschien im Dezember 2019.

 Wem gehört die Stadt? Der                                          3sat
 neue Klassenkampf ums                                              Sonntag, 30.08.2020

 Wohnen                                                             19.10–19.40 Uhr
                                                                    (Erstsendung 09.05.2019)
 Film von Silvia Fleck
 Wohnen Sie noch, oder suchen Sie schon? Ein «NZZ Format»
 über Immobilien als Lieblingsanlage, über Wohnen als
 Grundrecht und die Stadt als Elitenprojekt.

ABU-TV-Tipps im August 2020
Bezahlbares Wohnen wird in immer mehr Städten zum
 Reizthema. In boomenden Metropolen wie München, London
 und San Francisco herrscht akute Wohnungsnot. Diese ist ein
 Resultat mehrerer zeitgleich ablaufender Prozesse.
 Seit der Finanzkrise 2008 vertrauen Wohlhabende auf Grund
 und Boden als solide Geldanlage. In London und San
 Francisco hat die internationale Finanzelite ganze Stadtteile
 aufgekauft und damit einen aggressiven
 Verdrängungswettbewerb eingeleitet.
 Vor allem für die Mittelschicht wird es eng: Sie kann sich die
 Marktpreise oft nicht mehr leisten, verdient aber meist zu viel,
 um in den Genuss geförderter Wohnungen zu kommen. Das
 Resultat: Die Mittelschicht wird an den Rand der Städte oder
 ins Umland gedrängt. Doch zunehmend regt sich Widerstand.
 In München zum Beispiel gründen sich immer mehr
 Bürgerbewegungen, die gegen die ständig steigenden
 Wohnungspreise ins Feld ziehen.
 Der Film aus der Reihe «NZZ Format» fragt: Wem gehört die
 Stadt?

 Die Weltmeisterinnen                                               3sat
 Als Bergisch Gladbach Geschichte schrieb                           Montag, 31.08.2020
 Dokumentarfilm von John David Seidler                              22.25–23.55 Uhr
 1981 lud Taiwan zu einer ersten Fußballweltmeisterschaft der       (Deutschland 2019)
 Frauen ein. Der Deutsche Fußball-Bund zeigte sich
 zurückhaltend: Bis 1970 war Frauenfußball in Deutschland
 offiziell verboten.
 Eine Nationalmannschaft der Frauen hatte man erfolgreich
 verhindert. Und so ging die Einladung an die deutschen
 Rekordmeisterinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach. Der Film
 von John David Seidler erzählt die Erfolgsgeschichte der
 Weltmeisterinnen aus Bergisch Gladbach.
 Die ehemaligen Spielerinnen erzählen im Film von den heute
 absurd anmutenden Bedingungen, unter denen sie für ihren
 großen Traum vom Fußball kämpften – gegen alle
 Widerstände und mit einer gehörigen Portion Humor. Ohne
 jede Unterstützung des DFB spielten sie vor
 Hunderttausenden begeisterten Zuschauern in den WM-
 Stadien und live im taiwanesischen Fernsehen das Turnier
 ihres Lebens.
 Begleitet von historischem Filmmaterial – Zeitzeugnisse einer
 Männerwelt, die heute umso anachronistischer wirken –
 erzählt der Film eine Fußballgeschichte, in der es um viel
 mehr geht als sportlichen Erfolg, nämlich um
 Gleichberechtigung und Anerkennung.

ABU-TV-Tipps im August 2020
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