K AI ROS Mitteilungen - 39Frühling 2019 - Rudolf Steiner Schule Lüneburg
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1 39 Frühling 2019 K AI ROS Mitteilungen Rudolf Steiner Schule Hort Waldorfkindergarten Hofschule Wendisch Evern
2 INHALT IMPRESSUM Redaktion: INHALT / IMPRESSUM 2 ELTERN K. Hanfland, S. Harms, A. Patzelt, - ... und sie bewegt sich doch! 20 I. Wallat EDITORIAL 3 Gestaltung: A. Patzelt KINDERGARTEN Für den Inhalt der Beiträge tragen die SCHULE - Der Second Hand-Markt 22 Autor*innen die Verantwortung. - Bienen machen Schule 4 - ... wir brauchen Kindergärten, wir Auflage: 750 Stück brauchen Kindergärten ... 22 Anschrift der Redaktion: WALDORF 100 Rudolf Steiner Schule Lüneburg, - 100 Jahre Waldorfpädagogik, 2. Teil 6 CIRCUS TABASCO Kairos-Redaktion, - 39. Varieté-Show 26 Walter-Bötcher-Straße 6, SCHÜLER*INNEN 21337 Lüneburg, - Die Tandemtagung in Altleiningen 11 HOFSCHULE Tel. 04131 86100 - Orchesterfahrt nach Norwegen 12 - „Die kleine Apokalypse“ 26 E-Mail: - 5. Lüneburger Schülerfirmenmesse 28 info@waldorf-lueneburg.de TERMINE 16 DIES & DAS 29 SCHÜLER*INNEN - „Wohin geht ein Mensch, ...“ 18 ANZEIGEN 29
3 E EDITORIAL Nun birgt aber die Entwicklung zur Frei- heit, die sich ja auch die Waldorfschulen auf ihre Fahne schreiben, große Gefah- ren. Freiheit wird mit Willkür und Egois- mus verwechselt und der Einzelne oder ganze Menschengruppen leben zu Las- Licht ist Liebe… Sonnen-Weben ten anderer Menschen und der Natur. Liebes-Strahlung einer Welt Überall herrschen Ungleichgewichte in schöpferischer Wesenheiten- der Verteilung der Güter und unsere Le- Liebe Leserinnen und Leser, bensgrundlage drohen wir uns selbst zu die durch unerhörte Zeiten zerstören. uns an ihrem Herzen hält, Der Weg zur Freiheit kann auch in die Irre und die uns zuletzt gegeben die Waldorfschule wurzelt in der „Weis- führen und Tod und Untergang bringen, heit vom Menschen“ – aber was ist damit ja ein weiteres Bewohnen der Erde ganz ihren höchsten Geist in eines gemeint? Sind wir Menschen höher ent- unmöglich machen. Die Freitag-Demos Menschen Hülle während dreier wickelte Tiere? Oder haben wir die Mög- der SchülerInnen für den Umweltschutz Jahre: da ER kam in Seines lichkeit, uns zu Engelwesen zu entwi- zeigen: So geht es nicht weiter! ckeln? Gibt es einen göttlichen Funken in Vaters Erbteil- nun der Erde uns, der es uns ermöglicht, unsere eigene Auf dem Weg, der zur Erfahrung des innerlichstes Himmelsfeuer: Entwicklung in die Hand zu nehmen und freien Zukunftsmenschen in uns führen daß auch sie einst Sonne werde. uns umzubilden zu freien, selbstbestimm- kann, gilt es, viele Gefahren zu bestehen ten Menschen, die das Wohl der Anderen und Gegenkräfte zu überwinden. Wir se- Möge jeder etwas Hoffnungschenkendes gleichfalls achten und befördern? In sei- hen die stärkste Gegenkraft heute in dem für sich entdecken! ner „Philosophie der Freiheit“ beschreibt Hass, der die Menschen gegeneinander Rudolf Steiner dieses Ideal so: aufwiegelt und sie unter ihr menschliches Niveau herunterzieht. Denn was ist das Ihre Kirsten Hanfland „Leben in der Liebe zum Handeln und Ziel der Erdenentwicklung? Die Entwick- Lebenlassen im Verständnisse des frem- lung der Liebe-Kräfte! FRÜHLING 2019 den Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.“ So beschreibt es Christian Morgenstern:
4 SCHULE Bienen machen Schule – auch in Lüneburg die Bienen noch vier Jahre zu leben. Auch wenn Einstein selbst es so nicht gesagt hatte, die Rechnung an sich stimmt. Und Es grünt und blüht, Bäume und Blumen sie erschüttert uns zutiefst, denn Mensch tragen die ersten Blütenpollen, so manch und Biene haben eine Beziehung, die uns einem röten sich die Augen und die Nase weit über die Nützlichkeit hinaus ergreift läuft. Die Pollen locken auch die Bienen und fasziniert. aus ihren Stöcken; die lange Winterruhe ist vorüber. Bereits seit den ersten warmen So ist heute eine neue Imkergeneration Tagen Mitte Februar schauten Bienenhalter aktiv, die nicht allein den Honig als Ziel gespannt auf die Fluglöcher ihrer Kästen, hat, sondern sich aus ganzheitlicher Sicht im Fachjargon auch „Beuten“ genannt. der Fürsorge der Bienen verpflichtet sieht. Wer die Behausungen öffnete, der konnte Prägend für diesen Wandel war und ist der im Idealfall erfreut sehen, wie trotz kalter 1985 gegründete Verein Mellifera e.V. mit Nächte bereits der erste Nachwuchs in den der Demeter Lehr- und Versuchsimkerei an Brutzellen heranwächst. der Fischermühle in Rosenfeld. Er hat maß- geblich eine neue Gesinnung geprägt und Dass Bienenvölker den Winter gesund ein breites öffentliches Bewusstsein für die überstehen, ist jedoch keine Selbstver- Bedeutung der Bienen geschaffen. Man ständlichkeit. Parasiten, Krankheiten und sehe sich den Film More than Honey aus die Blütenarmut unserer modernen Kultur- dem Jahre 2012 an und es wird deutlich, landschaft machen den kleinen Nutztier- wie Bienen zu gesellschaftlichen und poli- chen zu schaffen, sodass man bereits von tischen Mitstreitern geworden sind, die so- einer gegenseitigen Abhängigkeit spre- gar Agrar-Großkonzernen wie Monsanto/ chen kann. Ohne die Pflege des Menschen Bayer die Stirn bieten. haben es Bienenvölker nicht leicht, aber klar ist vor allem: ohne die fleißigen Be- Mellifera e.V. ist zudem Träger der Initiati- stäuber blieben unsere Teller weitgehend ve „Bienen machen Schule“, die sich der leer. Albert Einstein wurden die Worte in Bildungsarbeit mittels Bienen und Wildbie- Bienenschwarm am Ast den Mund gelegt, der Mensch hätte ohne nen widmet. Anlässlich des 100-jährigen
5 Jubiläums der Grün- gesetzt. Gerne berichten wir an dieser Stel- gäu, Betreuung der Forschungsimkerei an dung der Waldorf- le weiter davon. der Universität Konstanz. schule schafft aktuell das Projekt „Bees & Wir freuen uns über jegliche Unterstüt- Weiterführende Weblinks zum Thema: Trees“ zusätzliche An- zung, dieses Projekt jetzt auf den Weg zu www.mellifera.de; www.bienen-schule.de; reize, Bienen in den bringen. Aktuell suchen wir Menschen, die www.waldorf-100.org/project/bees-trees/; Schulalltag an Wal- uns zum Beginn der Bienensaison ein ge- www.de-immen.de; dorfschulen zu inte- sundes Wirtschaftsvolk oder im weiteren grieren. Zwei Lehrer Verlaufe einen Bienenschwarm abgeben der Rudolf Steiner möchten. Bitte haben Sie Verständnis, dass Schule Lüneburg ho- wir bei Materialien begutachten müssen, len nun eine bereits ob diese für unseren Zweck an der Schule Königinnenzelle existente Projektskiz- geeignet sind. Treten Sie mit uns in Verbin- ze über eine Schul- dung, z.B. per E-Mail über imkerei aus der Schublade, um in diesem bienen@waldorf-lueneburg.de Jahr konkret eine Umsetzung anzustoßen. oder gerne persönlich. Wir möchten au- Ziel für die anstehende Bienensaison 2019 ßerdem Eltern an dieser Stelle bitten, uns ist, eigene Bienenvölker an der Lünebur- über bekannte Bienenallergien ihrer Kinder ger Rudolf Steiner Schule aufzustellen und zu informieren. langfristig zu etablieren. Vielen Dank sagen: Dabei sehen wir uns der von Mellifera e.V. geprägten „wesensgemäße Bienenhal- Ingo Wallat, Klassenlehrer und Religions- tung“ verpflichtet. Dieser Begriff fordert, lehrer: Imker seit 2014, Kurse beim Melli- „den Bien als Ganzes [zu] sehen und sei- fera Partner-Verein „De Immen“. nen natürlichen Anlagen gemäß [zu] hal- Rüdiger Thomsen, Englischlehrer: Imker ten“. Diese Haltung wird bei der Wahl seit 2008, Kurse bei Mellifera e.V., Mitglied der Bienenbehausung berücksichtigt und im „Beratungsnetzwerk wesensgemäße Eine großflächige, bienenfreie Wabe. Brut- beispielsweise durch Naturwabenbau und Bienenhaltung“, Gründung einer Bienen- bereich, Pollen- und Honigkranz sind deut- Vermehrung über den Schwarmtrieb um- AG an der Waldorfschule Wangen im All- lich in ihrer Einheit zu erkennen.
6 Gedanken zu 100 Jahren WALDORF 100 Waldorfpädagogik – 2. Teil: „Diese Waldorfschule muss gelingen!“ – ren, die Rudolf Steiner (1861 – 1925) nach Kriegsende noch verblieben, erst ihre volle Wirkung in der Welt zu entfalten: In die- Rudolf Steiner ser kurzen Zeit inaugurierte Rudolf Steiner, jeweils auf Bitten verschiedener Menschen Im ersten Teil dieser Serie wurde im letzten hin, eine neue Landwirtschaft (demeter), „Kairos“ die Bedeutung des Saeculums, einen neuen Kultus (die Christengemein- des Zeitraumes von 100 Jahren dargestellt. schaft) – und eine neue Pädagogik: Die Durch 3 geteilt ergibt das 33 1/3 Jahre – Waldorfschule. die Dauer einer Generation. Im September 2019 feiern wir den 100. Geburtstag der Der Stuttgarter Anthroposoph und Fabri- Waldorfschule! Das erste Drittel dieser Zeit kant Emil Molt (1876 – 1936) – seine Fab- dauerte von der Gründung bis Anfang rik stellte die „Waldorf-Astoria-Zigaretten“ 1953, das zweite bis Frühjahr 1986, das her – ermöglichte es mit viel Geld aus dritte bis heute. Jeder dieser Zeiträume seiner Firma, aber auch sehr viel privatem weist einige charakteristische Merkmale Vermögen, eine neuartige Schule zu öff- auf, die in diesem Artikel als ein Beitrag nen, für welche die recht liberale Landes- zur historischen Entwicklung der Waldorf- regierung auch ihre Genehmigung gab, pädagogik betrachtet werden sollen. und die zuerst für die Kinder der Fabrik- arbeiter gedacht war. In nur zwei Wochen 1919 – 1953 Gründung, Verbot und entwarf Rudolf Steiner den von ihm selbst Neugründung berufenen Persönlichkeiten, die das Grün- Nach dem verlorenen 1. Weltkrieg erschien dungskollegium bilden sollten, die neue in Deutschland für eine kurze Zeit vieles „Waldorf-Pädagogik“ – diese Vorträge zur möglich; zahlreiche geistige Strömungen, „Allgemeinen Menschenkunde als Grund- die sich im mehr oder minder Verborge- lage der Pädagogik“ und die dazugehö- nen entwickelt hatten, wurden nach dem rigen Besprechungen bilden einen noch Zusammenbruch der alten Welt sichtbar heute sprudelnden Brunnen, aus dem Wal- und wirksam – auch die Anthroposophie dorflehrer weltweit immer wieder Anre- begann in den knapp sieben Lebensjah- gungen zu ihrer täglichen Arbeit schöpfen Rudolf Steiner
7 können. Im Sep- der neuen anthroposophischen Pädago- das Individuelle des Menschen betonende tember 1919 wur- gik arbeiteten – zuerst 1922 in Hamburg- Pädagogik. Die wenigen Waldorfschulen, de die neue Wal- Wandsbek (diese Schule wurde 60 Jahre die es damals in Deutschland schon gab, dorfschule nur vier später die Mutterschule der Lüneburger wurden immer mehr bedrängt, verloren Wochen nach Ver- Schulgründung). In den ersten Jahren Schüler und Lehrer und fanden schließ- kündung der Wei- wurde stets betont, dass die neuen Schu- lich alle ein Ende – manche schlossen marer Reichsverfas- len (nur die allererste in Stuttgart hieß sich selbst, solange es noch möglich war, sung eröffnet. „Waldorfschule“ – die weiteren Grün- andere konnten sich eine Zeitlang be- dungen bekamen neue Namen, so etwa haupten (wobei man mitunter zu Kom- In den ersten Jah- „Goetheschule“ in Hamburg-Wandsbek) promissen bereit war, die uns Heutigen ren wuchs die jun- anthroposophische Gründungen waren mit dem Wissen um alles, was damals ge- ge Waldorfschule und auf dieser Geisteswissenschaft nicht schah, nicht nachvollziehbar erscheinen). gewaltig an und nur vage beruhten, sondern alles aus ihr Auch die organisierte Anthroposophie hatte bald beina- schöpften – wenngleich sie die Anthro- konnte nicht helfen: Zum einen drohten he 1000 Schüler – posophie nicht unterrichteten. Rudolf Streit und Zank, die 1935 kulminierten, Emil Molt allerdings schnell Steiner betrachtete die Waldorfschule die Anthroposophische Gesellschaft zu nicht nur Arbeiter- (oder die Waldorfpädagogik, dürfen wir zerreißen, zum anderen versuchten auch sondern auch viele Anthroposophen- wohl interpretierend ergänzen) als einen leitende Anthroposophen von der siche- kinder. Trotz des enormen Zulaufes der Prüfstein seiner Anthroposophie: „Diese ren Schweiz aus, sich mit dem Naziregime Schüler stellte sich allerdings bald her- Waldorfschule muss gelingen! Dass sie zu arrangieren, um die Institutionen zu aus, dass die Schule allein mit Spenden gelinge, davon wird viel abhängen! Mit retten. Es war aber alles nicht nur kurz- aus der Wirtschaft – wie Rudolf Steiner es ihrem Gelingen wird für manches in der sichtig, sondern auch vergeblich: 1941 im Sinne der Dreigliederung gewünscht Geistesentwicklung, das wir vertreten wurde in Dresden auch die letzte ver- hatte – nicht zu finanzieren war. Molts müssen, eine Art Beweis erbracht sein.“ bliebene Waldorfschule in Deutschland Vermögen war aufgebraucht, und die (GA 294). Wenige Jahre nach Rudolf geschlossen. Damit war die Waldorfpäd- Schule musste um staatliche Unterstüt- Steiners frühem Tod am 30. März 1925 je- agogik, die damals noch ein fast rein mit- zung bitten, die ihr auch gewährt wur- doch wurde in Deutschland eine totalitäre teleuropäisches Phänomen war, stark ge- de (wenngleich in wesentlich geringerem Gesinnung Staatsideologie. Im Nazismus schwächt: Nur in der Schweiz, in England Maße als heute). Auch in anderen Städ- war kein Platz für eine vom Staat unab- und den USA konnten einzelne Schulen ten wurden Schulen gegründet, die mit hängige, auf Spiritualität beruhende und den Krieg überdauern.
8 WALDORF 100 nicht mehr darüber. Die Anthroposophie wurde nurmehr „intern“ gepflegt; die Schulen wollten nicht mehr der öffent- Bildungssystems; in Deutschland sah man sie teilweise im Kontext der Überreste der Reformpädagogik der 20 Jahre neben Sa- liche Beweis ihrer Wirksamkeit sein. Der lem, Louisenlund, der „Schule am Meer“ Waldorflehrer und Pädagogikforscher Va- und anderen. lentin Wember erklärt dies mit der „Trau- Die Vitalität der neuen Pädagogik in ih- matisierung“ durch das Verbot der Wal- In das fünfzigste Lebensjahr der Wal- rem Ursprungsland zeigte sich unmittelbar dorfschulen in der Nazizeit. In den 50er dorfschulbewegung fielen dann die Hö- nach Kriegsende, als sich um die zerstörten und 60er Jahren existierten die wenigen hepunkte der Studentenunruhen im Jahr Schulgebäude ehemalige Lehrer und Schü- Waldorfschulen in Deutschland und der 1968, die bis heute als eine Chiffre für ler zusammenfanden, in Zeiten größter Welt als wenig beachtete, weitgehend die gesellschaftlichen Veränderungen der Not und Entbehrung die Schulen notdürf- bürgerliche Schulformen am Rande des folgenden Jahre und Jahrzehnte gelten. tig wieder instand setzten und vielfach vor der Gründung der Bundesrepublik noch mit Genehmigungen der (westlichen) Be- satzungsmächte den Schulbetrieb wieder aufnahmen. 1953 – 1986 Konsolidierung und Aus- breitung Die erste Hälfte des zweiten Drittels war für die Waldorfschulen eine ruhige Zeit: In den wenigen Waldorfschulen, die es in der Bundesrepublik damals gab, konn- ten die Lehrer, die vielfach noch Rudolf Steiner selbst erlebt hatten, ihren Unter- richt ganz aus dem anthroposophischen Geiste der Waldorfpädagogik für eine größtenteils anthroposophisch orientierte Elternschaft erteilen. Nur: Sie sprachen Werkunterricht in Stuttgart um 1950 mit Max Wolffhügel
9 Die Studenten, die sich nach der Über- 1986 – 2019 Waldorf weltweit se an freier Pädagogik, und besonders die windung hierarchischer Verhältnisse und In den 1980er Jahren begannen in Deutsch- spirituell geprägte Waldorfpädagogik wurde zukunftsfähigen Idealen sehnten, entwi- land, aber auch in den anderen Ländern der in vielen Ländern Mittel- und Osteuropas ckelten zum Teil großes Interesse für die westlichen Welt – und nur in diesen gab es begeistert aufgenommen. So wurde in vie- Waldorfschulen: Vor allem hinsichtlich damals Waldorfschulen – die „Neuen So- len verschiedenen Ländern gleichzeitig die der kollegialen Schulführung erschienen zialen Bewegungen“, die aus der Studen- Waldorfpädagogik auf- und ausgebaut, und die Schulen manchen der Studenten, die tenbewegung von 1968 hervorgegangen auch im östlichen Teil des wiedervereinig- bald auch junge Eltern wurden, wie der waren, ihre gesellschaftliche Wirkung voll ten Deutschlands entstanden in kurzer Zeit Igel im Märchen, der immer schon „Ik bün zu entfalten. Für die Waldorfpädagogik be- sehr viele neue Waldorfschulen. Spätestens all dor!“ rufen konnte über die Verände- deutete das, dass immer mehr Menschen mit der Ausbreitung in die ehemalige DDR rungen, nach denen die jungen Leute sich sich für ihre Kinder eine Waldorfschule wurde der Waldorfschulbewegung dann sehnten. Ein neuerlicher Zustrom zu den wünschten, aber nicht unbedingt, weil die vielfach mehr Aufmerksamkeit zuteil, als ihr Waldorfschulen begann, sodass 1973 anthroposophischen Grundlagen der Päda- lieb war und als sie verkraften konnte: Für ein sogenannter „Gründungsstopp“ ver- gogik sie anzogen, sondern weil die Wal- eine fundierte Auseinandersetzung mit der hängt wurde, da man sah, dass es nicht dorfschule einem bestimmten Lebensmo- akademischen Erziehungswissenschaft fehl- genug Waldorflehrer gab, welche die dell und bestimmten Werten am ehesten ten solide theoretische Grundlagen, da man Ausbreitung der Schulbewegung hätten zu entsprechen schien, teilweise sogar mit eine solche Auseinandersetzung nie gesucht tragen können, ohne dass die Pädagogik manchen Milieus verschmolz: Friedens- und hatte – jetzt wurde sie unvermeidbar und sich immer mehr von ihren Grundlagen Umweltbewegung ließen die Waldorfschu- erforderte viel Arbeit. Immer öfter übernah- entfernt hätte. Neue Lehrerseminare wur- len noch einmal enorm anwachsen. men öffentliche Schulen in der praktischen den gegründet, die großen Zustrom von Umsetzung Elemente der Waldorfpädago- jungen Menschen hatten, welche sich als In den ersten Jahren dieses jüngsten Drit- gik, lehnten aber deren geistigen Grund- Waldorflehrer in den Dienst der Kinder, tels der Waldorfpädagogik fiel die Mauer, lagen ab. Auch die nach fast 100 Jahren aber auch der Entwicklung der Gesell- die nicht nur Berlin, sondern als Grenze nötige historische Auseinandersetzung mit schaft stellen wollten. Trotz des Stopps zwischen den Formen des menschlichen den geistigen Grundlagen und dem Grün- gab es weitere Gründungen, und 1985, Zusammenlebens die ganze Welt trennte. der wurde bedauerlicherweise nicht von am Ende des zweiten Drittels der 100 Jah- In den Ländern, die zum kommunistischen den Waldorflehrern oder den Anthropo- re, existierten weltweit knapp über 300 Herrschaftsbereich gehört hatten, in denen sophen selbst geleistet: Es bedurfte eines Waldorfschulen. die Schule stark staatsideologisch geprägt katholischen Theologen und Historikers, war, bestand ein außerordentliches Interes- um eine Geschichte der Anthroposophie
10 WALDORF 100 in Deutschland und eine Biographie Rudolf Steiners vorzulegen, die wissenschaftlichem Anspruch genügte und sich hagiographi- ab den späten 1990er Jahren die Frage nach Akkreditierung und Modularisierung ihrer Studiengänge, die Waldorfschule wurde scher Momente enthielt. Die waldorfpäda- ein pädagogisches Modell unter vielen in gogischen Ausbildungsstätten stellten sich einer Zeit, in der sich – trotz der allgemein bekannten und verbreiteten Vorurteile über Waldorfschüler („Ich kann meinen Namen tanzen“ ist geradezu eine Art urban legend geworden und wird skrupellos auch von Waldorfschülern und -schulen verwendet) immer mehr Menschen für ihre Kinder eine Schule in freier Trägerschaft wünschen – der Anteil Schüler, die eine solche Schule besuchen, war in Deutschland noch nie so hoch wie heute. Unmittelbar vor ihrem 100. Geburtstag ist die Waldorfschulbewegung heute die weltweit erfolgreichste freie Schul- bewegung mit über 1100 Schulen weltweit. Im nächsten Teil dieser Serie soll ausführ- lich auf diese heutige Situation geblickt werden und auf die Herausforderungen, welche die Gegenwart und Zukunft für unsere Schulbewegung bereithalten. Ver- bunden damit wollen wir bedenken, was das „Gelingen“ der Waldorfschule, von dem Rudolf Steiner sprach, wohl bedeuten kann – und ob sie gelungen ist …? Mischa W. Weggen Werkunterricht in Lüneburg heute
11 Die Tandemtagung in Altleiningen vom 30.1.19 - 1.2.19 SCHÜLER*INNEN Auch in diesem Jahr machten sich fünf an- gehende Schülermediator*innen aus der 10.Klasse und vier Schüler*innen aus der 9.Klasse in Begleitung von Anne Harten auf den Weg nach Altleiningen in der Pfalz. Dort findet seit mehreren Jahren eine ge- meinsame (Tandem) Veranstaltung mit Mediator*innen und Schüler*innen statt. Die Schüler*innen befinden sich entweder in der Ausbildung zu Schülermediator*innen oder sie interessieren sich dafür. Außer den Lüneburgern waren noch Schüler*innen der Waldorfschulen Dortmund, Ulm, Herne, Überlingen und Krefeld vor Ort. Wir wurden in verschiedene Gruppen ein- geteilt, wobei es wichtig war, dass eine gute Mischung der Schulen entstand. Jede Am Donnerstag haben wir in Gruppen mit Rückblickend können wir im Namen al- Gruppe von etwa 12 Personen wurde von Hilfe einiger Rollenspiele Situationen, die ler Mitreisenden sagen, dass es eine sehr ausgebildeten Mediator*innen geleitet in Konflikten auftreten können, dargestellt schöne, lehrreiche, aber viel zu kurze, und gemeinsam wurde an verschiedenen und bearbeitet. Wir haben sehr viel prak- Fahrt war. Wir konnten viele neue Kon- Themen und Konflikten gearbeitet. tisch gearbeitet, um uns besser in die Situ- takte knüpfen. ation anderer hineinversetzen zu können . Jeden Abend trafen wir uns im Plenum, um Sibel, Beke, Nuria und Lynn uns über die Erfahrungen des Tages auszu- Diese Tagung war ein Baustein unserer tauschen. Ausbildung zu Schülermediator*innen.
12 Orchesterfahrt SCHÜLER*INNEN nach Norwegen Unsere Orchesterfahrt nach Norwegen startete an einem Montag. Nachdem wir geprobt und Pizza gegessen hatten, fuhren wir gegen Mitternacht von unserer Schu- le in Richtung Dänemark. Auf der Fahrt mussten wir leider unsere Handys abge- ben, was dazu führte, dass der halbe Bus vor Aufregung die halbe Nacht wach war. Am nächsten Morgen wachten wir an ei- nem Strand in Dänemark auf. Nachdem wir Unser nächstes Ziel war ein populäres Tal etwas gefrühstückt hatten, fuhren wir zu ei- namens Røldal. In Røldal steht eine berühm- nem Meeresmuseum, dem Ozeaneum. Da- te Stabkirche. Dort hatte unser Orchester in nach ging es auf die Fähre nach Norwegen. einer kleinen Besetzung ein mehr oder weni- ger spontanes Konzert, bei dem die Einwoh- In Norwegen angekommen, fuhren wir mit ner Røldals, unser Campingplatzwart Alf so- unserem überaus lustigen Busfahrer Klaus, wie ein paar Touristen zugehört haben. Auf der uns auch ein dänisches Volkslied bei- dem Campingplatz waren wir in für Norwe- gebracht hat, weiter zu einem Landwirt- gen typischen Hütten untergebracht. Wäh- schaftsbetrieb in Fokhol. Dort hatten wir rend unserer Freizeit haben drei unbekannte unsere ersten Proben und unsere ersten Schüler einen heimlichen Aufstieg auf den Eindrücke von Norwegen. Der Hof lag ne- benachbarten Berg gemacht. ben dem größten Binnensee Norwegens. Unser erstes Konzert hatten wir am dritten Unsere nächste Tourneestation war die Tag in der Waldorfschule in Hedemarken, Stadt Haugesund an der Westküste des Lan- in der Nähe unseres ersten Quartiers. des. Um dorthin zu kommen, mussten wir
13 guter Fußballplatz, auf dem wir viel Fuß- ball gespielt haben. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir schon die meisten Konzerte hin- ter uns und die Orchesterstücke liefen wie geschmiert. Die Stimmung bei den Proben war immer sehr entspannt und die Proben haben viel Spaß gemacht. Am Nachmittag fuhren wir weiter nach Sta- vanger. Dort waren wir wieder in einem Hüt- tendorf untergebracht. Diese waren aller- dings nicht mit den vorigen zu vergleichen, um es freundlich auszudrücken. Wir über- nachteten dort zwei Mal. In der Zimmerkon- etwa 10 Stunden mit unserem Bus fahren. stellation, in der wir untergebracht waren, Spaß gemacht. Anschließend wurden wir Wir kamen nachmittags direkt an der Küste gab es immer ein erstklassiges Essen: von noch mit Kürbissuppe und Brot verpflegt. von Haugesund an. Dort hatten wir einen Nudeln mit Bolognese bis hin zu Lachsfilets. Wir konnten sogar ein paar Minuten lang ei- Aufenthalt an der felsigen Meeresküste des Außerdem hat unser Zimmer pro Morgen nen Einblick in den Unterricht nehmen und Atlantiks. Wir hatten zwei Stunden Zeit, um die zwei Laibe Brot gegessen. Den nächs- uns mit der Deutschlehrerin unterhalten. um die Region zu erkunden. Dabei sind ten Auftritt hatten wir an der Waldorfschule sehr witzige Fotos entstanden, weil wir von von Stavanger. Die Schule dort war eine der Diese hat uns viel über das Staatssystem den riesigen Wellen überrascht wurden. größten Waldorfschulen, die wir je gesehen in Norwegen erzählt. Nach diesem Kon- Nach dem Spaziergang an der Küste, sind haben. Sie hatte sogar ein unterirdisches zert durften wir uns einige Stunden in der wir zu der Waldorfschule in Haugesund ge- Bunker-Tunnelsystem. Generell waren die Innenstadt von Stavanger vergnügen. Wir fahren. Am nächsten Tag hatten wir schon Schulen in Norwegen größer als in Deutsch- konnten Souvenirs kaufen und etwas shop- früh morgens einen Auftritt in der Schule, land. Nach dem Konzert in Stavanger haben pen gehen. Der Aufenthalt dort war sehr in der wir auch übernachtet haben. Nach die Schüler, die ein Blasinstrument spielen, witzig und eindrucksvoll, denn wir hatten dem Konzert haben wir zusammen mit den den Schülern der dortigen 7. Klasse ihre auch die Möglichkeit, ein Ölmuseum zu Schülern dieser Schule Sport gemacht. Auf Instrumente vorgestellt. Das war sehr gesel- besichtigen. Das war eine tolle Erfahrung, dem Schulgelände lag außerdem noch ein lig und hat uns und den anderen Schülern da es hochmodern und interessant war.
14 SCHÜLER*INNEN ein riesiges Plateau, dessen Kante 604 Meter tief in einen Fjord abfällt. Der Aus- flug dorthin war das krasseste Event, das weil die Schlafplätze schlecht waren und die Luft ein wenig raus war. Außerdem waren die Koffer schon sehr stinkig und wir gemacht haben. Auch dort sind eine die Konzertkleidung leicht verknittert. Das Am nächsten Morgen mussten wir um Menge toller Fotos entstanden. Die Ex- Konzert in Vidaråsen war zum Ende hin fünf Uhr aufstehen um den berühmten pedition dauerte ungefähr fünf Stunden jedoch noch einmal ein sehr schöner Ab- Felsen Prejkestolen („Mission Impossi- und wir sind 604 Höhenmeter aufgestie- schluss. Der Applaus dort war mit Abstand ble“) zu besteigen. Der Prejkestolen ist gen. Das war sehr anstrengend. der größte und herzlichste im Vergleich zu Unsere letzte Sta- tion lag von dort eine sehr lange Au- tofahrt entfernt: Vidaråsen. Das ist eine große Einrich- tung für Menschen mit Behinderungen. Die Anlage des Camphilldorfes be- steht aus ungefähr fünfzehn Häusern, die alle selbst von unseren vorherigen Konzerten. Nach dem den Bewohnern Konzert gab es noch einen Rundgang auf errichtet wurden. dem Betrieb. Den konnten die meisten lei- Wir wurden dort der nicht sehr genießen, da wir sehr, sehr herzlich empfangen hungrig waren. Nach dem ersehnten Essen und verpflegt. Die gab es noch eine Rede und eine Danksa- Stimmung zu die- gung an alle Lehrer und unseren Sponsor sem Zeitpunkt war Helmut Kühl. Natürlich bedankten wir uns nicht mehr so gut, auch bei unserem Busfahrer Klaus.
15 Auf der Rückfahrt gab es noch eine Über- Fahrt vorbei war. Wir sind morgens gegen gerne wieder dabei. Vielen Dank an die raschung. An einer Raststätte nahe eines sechs Uhr in Lüneburg angekommen. Lehrer, die das organisiert haben und na- Waldes gab es ein Lagerfeuer, an dem wir türlich den Busfahrer Klaus und an Barbara uns Stockbrot braten konnten. Das war Unser Fazit fällt sehr positiv aus, denn es und Helmut Kühl. eine nette Geste zum Abschluss unserer hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht. Fahrt. Der Rest der Autofahrt war nicht Die Atmosphäre war immer sehr ent- Marius und Anton Maximilian sehr aufregend, da wir eigentlich nur ge- spannt und es gab keine Konflikte oder schlafen und getrauert haben, dass die Streits. Bei einer erneuten Fahrt wären wir
16 TERMINE Sa. 15.06. Sommerfest Sa. 29.06. Do. 30.05. Himmelfahrt Fr. 31.05. Präsenztag kein Kiga Termine Schule 04. Juli – 14. August 2019 Sa. 01.06. – 9.30-11.30 Uhr Sommerferien Eltern-Kind-Kreis Immer Donnerstags – 07.50 Uhr Do. 15.08. Di. 04.06. – 20.00 Uhr Kinderhandlung im EU 1 1. Schultag Elternabend „neue Eltern“ Krippe Sa. 11.05. – 10.00 Uhr Mi. 21.08. 09.06.2019 – 11.06.2019 Monatsfeier Einschulung Pfingsten 13.05. – 24.05. Fr. 13.09. Mo.17.06. – 20.00 Uhr Landbaupraktikum Jahresarbeiten der 12. Klasse Elternabend „neue Eltern“ Gruppe 4 Fr. 24.05. – 20.00 Uhr Sa. 21.09. Di. 18.06. – 19.00 Uhr 39. Varieté-Show Circus Tabasco Präsenztag Elternabend Gruppe 4 „Die Platte mit dem Zeitsprung“ Sa. 28.09. Di. 18.06. – 20.00 Uhr Sa. 25.05. – 20.00 Uhr Monatsfeier & Fest Elternabend „neue Eltern“ 39. Varieté-Show Circus Tabasco 100 Jahre Waldorfpädagogik Gruppen 1 & 2 & 3 „Die Platte mit dem Zeitsprung“ 04. Oktober – 18. Oktober 2019 Do. 20.06. – 19.00 Uhr Mo.27.05. Herbstferien Gesamtkonferenz Redaktionsschluss Kairos 40 Sa. 22.06. – 10.30-13.00 Uhr Do. 30.05. Termine Kindergarten Sommerfest Gruppen 1 & 2 Himmelfahrt So. 23.06. – 10.30-13.00 Uhr Fr. 31.05. Do. 25.04. – 20.00 Uhr Sommerfest Gruppen 3 & 4 schulfrei Elternabend Gruppe 3 Di. 25.06. – 20.00 Uhr 09.06.2019 – 11.06.2019 Di. 07.05. – 20.00 Uhr Elternabend Krippe Pfingsten Elternabend Gruppe 2 Sa. 29.06. Do. 13.06. Di. 14.05. – 20.00 Uhr Bau-und Gartentag mündliches Abitur - Ausflugstag Elternabend Gruppe 1 04.07.2019 – 14.08.2019 Fr. 14.06. Fr. 17.05. – 8.00-12.00 Uhr Sommerferien mündliches Abitur - schulfrei Second Hand-Markt
Öffentliche Veranstaltungen sind farblich hinterlegt 17 Termine Die Christengemeinschaft Freitag, 14.06. - 20.00 Uhr Hofschule Wendisch Evern Lüneburg, Walter-Bötcher-Str. 2 im Rudolf Russland und das Sendschreiben zu Phila- Steiner Haus delphia; So. 28.04. - 12.00 Uhr Vortrag Gerhard Ertlmaier Jugendfeier der 7./8. Klasse Gottesdienste in Lüneburg: 04. - 07.06. Die Sonntagshandlung für die Kinder 9.30 Uhr Freitag, 28.06. - 20.00 Uhr Zirkusprojektwoche Die Menschenweihehandlung 10.00 Uhr Der Herr der Himmelskräfte auf Erden – Fr. 14.06. - 17.00 Uhr findet statt: Christus und die Elemente; Präsentation Jahresarbeiten der 12. Kl. Betrachtung Tarik Özkök Mi. 19.06. Karsamstag, 20.04. Olympische Spiele Ostermontag, 22.04. Sonntag, 07.07. - 11.30 Uhr Fr. 17.08. - 10.00 Uhr Sonnabend, 25.05. Die Krankheit der Seele und das Zustande- Einschulung Sonntag, 26.05. Konfirmation (keine kommen ihrer geistigen Schönheit; Sa. 14.09. Kinderhandlung!) Gespräch G. Ertlmaier Hofschulfest Donnerstag, 30.05. Himmelfahrt Mi. 02.10. Pfingstmontag, 10.06. Spendenlauf Sonntag, 07.07. 04. Oktober – 18. Oktober 2019 Herbstferien Veranstaltungen: Fr. 25.10. - 17.00 Uhr Freitag, 10.05. - 20.00 Uhr 2 Monatsfeier Christsein für die Welt – Paulus und seine religiösen Erneuerungsideen; Ferientermine Vortrag Ulrich Meier 04. Juli – 14. August 2019 Sonnabend, 25.05. - 18.00 Uhr Sommerferien Was können Religion und Kultus den Ju- 04. Oktober – 18. Oktober 2019 gendlichen heute noch geben? Herbstferien Vortrag Tarik Özkök 19. Dezember 2019 – 06. Januar 2020 Weihnachtsferien
18 SCHÜLER*INNEN Protagonist des Romans, ein emeritier- ter Professor namens Richard, begegnet afrikanischen Flüchtlingen vom Oranien- sönlichen Probleme nicht für jeden eine Identifikationsfigur darstellen, dennoch erfüllt er eine besondere Funktion. Mit platz. Sie „stecken, am Fluchtpunkt ihrer seiner besonderen Hilfsbereitschaft ent- lebensbedrohlichen Reise angekommen, wickelt er sich zu einem Vorbild, einer „Wohin geht ein Mensch, in der Paradoxie der Paragrafen fest“ utopischen Vorstellung für die richtige wenn er nicht weiß, wohin er (Sibylle Birrer) und warten darauf, end- Umgangsweise mit der Flüchtlingsthe- gehen soll?“ lich ein Leben in einem fremden Land matik. Nicht nur die innere Entwicklung Buchrezension einer Lektüre im beginnen zu können. Er geht der Frage von Richard von Gleichgültigkeit über Be- Leistungskurs Deutsch nach, wer diese Menschen sind, woher troffenheit bis hin zu Hilfeleistungen und von Lara Stammwitz sie kommen und welche Geschichte Engagement, auch die philosophische sie zu erzählen haben. Es entsteht ein Erkenntnisfindung von der Unsinnigkeit „Ein Mensch, der in Italien oder Grie- spannendes und berührendes Konstrukt und Willkürlichkeit von Grenzziehungen chenland als Flüchtling anerkannt ist, darf aus vielen Lebensgeschichten und Ein- zwischen den Menschen aufgrund von nicht wie ein Verbrecher behandelt wer- zelschicksalen. Die Rahmengeschichten Hautfarbe und Nationalität werden tief- den, nur weil er auf der Suche nach Arbeit der Flüchtlinge, die stellvertretend für so gehend in dem Roman beleuchtet. Jenny in ein anderes europäisches Land kommt. viele Menschen stehen, die ein ähnliches Erpenbeck geht es um das „Um- und In- Freizügigkeit in Europa zu verweigern, ist Schicksal teilen, stehen der Lebenskrise einanderschichten dieser beiden Welten, nicht nur unmenschlich, sondern auch Richards gegenüber. Richard selbst durch- unserer und der, der Flüchtlinge“ (Jenny kurzsichtig.“ (Jenny Erpenbeck) lebt nach seiner Pensionierung eine Phase Erpenbeck). Die Fluchtgeschichten der der Veränderung und Neuordnung in Romanfiguren basieren auf Gesprächen Die hochaktuelle und brisante Flücht- seinem Leben und ist durch seine eigene mit Flüchtlingen des Oranienplatzes und lingsthematik wird von der Autorin Jenny Biografie mit Umbrüchen vertraut. auch sie selbst engagierte sich viel rund Erpenbeck in ihrem Roman „Gehen, Als ehemaliger DDR-Bürger entwickelt er um diese Thematik. So scheint es manch- ging, gegangen“ aufgegriffen und the- eine bestimmte Sensibilität für die Situa- mal, als sei Richard das Sprachrohr Jenny matisiert. Der Roman erschien 2015 tion der Flüchtlinge und somit ein beson- Erpenbecks, denn auch sein Engage- gleich nach den Geschehnissen auf dem deres Engagement. ment weist Parallelen zu Aktivitäten der Oranienplatz in Berlin im Jahre 2014, als Autorin auf. Sie wählt eine besondere Hunderte von Flüchtlingen dort campier- Der Protagonist mag aufgrund seines Schreibweise, in die man sich vielleicht ten und ihr Bleiberecht forderten. Der Alters, seiner Profession oder seiner per- erst einmal einlesen muss. Viele Wieder-
19 holungen, parataktische Satzgefüge, vie- müssen, treibt viele in die Verzweiflung. unsere Welt und vor allem darum, was le Zitate und Anspielungen auf die antike Somit macht Jenny Erpenbeck auf diese man selber tun und wie man sich enga- Literatur sowie wörtliche Wiedergabe Zustände aufmerksam: Ihr „gründlich gieren kann, „denn wenn das Haus dei- amtlicher Dokumente durchziehen den recherchierte Tatsachenroman erscheint nes Nachbarn brennt, geht es auch dich Roman. Das mag nicht jedermanns Sache an der Schwelle der dramatischen Aus- was an.“ (Friedmar Apel) P sein, dennoch überzeugt der Roman mit weitung des Flüchtlingsproblems wie der seinem Konzept der Montage, welche aus Auseinandersetzung damit.“ (Friedmar Rückblenden in Richards Vergangenheit Apel) Die Thematik ist allgegenwärtig und aus den Erzählungen der Afrikaner und Literatur kann diese vermitteln, sie besteht. Das Geschehen wird weitgehend kann sich engagieren, Aufsehen erregen aus Richards Perspektive geschildert und und die Menschen zum Handeln bewe- die vielen Fragen, die er sich und anderen gen. „Gegenwartsromane lichten keine stellt, zeigen ihn als forschenden Wissen- wie auch immer gearteten Nebel, sie schaftler, bewirken jedoch vor allem beim erzählen vom Laufen darin.“ (Norbert Leser das Einfühlen in die Geschichten, Niemann) Genau dies schafft Jenny Er- das Hinterfragen von Vorurteilen und re- penbeck mit ihrem Roman, der den Leser gen ihn zum Nachdenken an. Die vielen nicht nur über Aktuelles informiert, son- Fluchtgeschichten und Einzelschicksale dern ihn berührt und bewegt. Sie trägt bilden einen berührenden Rahmen des mit diesem Roman zu dem gesellschaft- Romans. Auch wenn es schwerfällt, sie lich bedeutendem Thema bei und bewegt gut voneinander zu unterscheiden und die Menschen zum Zuhören und „Zuhö- als Individuum zu identifizieren, stehen ren bedeutet, dass man sich mit Respekt sie für eine Masse und machen dem Leser begegnet“ (Jenny Erpenbeck). das Ausmaß der Problematik bewusst. Viele Flüchtlinge erreichen Deutschland Nachdem die letzte Seite gelesen und das nach einer schrecklichen Flucht und war- Buch schon lange zugeklappt ist, kreisen ten auf ihr Asylverfahren, warten darauf, die Gedanken weiter und weiter um die endlich eine Heimat und Arbeit zu finden. Fluchtgeschichten, um die Ursachen, um Dass sie, an diesem Punkt angelangt, noch Richard in seiner Hilfsbereitschaft, um so viel kämpfen, aushalten und ertragen Grenzen, um Flucht und Vertreibung, um
20 ELTERN Teil ausführlichen Antworten bei den of- fenen Fragen. In ganz unterschiedlicher Weise, aber fast ausschließlich zielorientiert und konstruk- … und sie bewegt sich doch! tiv, erfolgten die frei formulierten Antwor- Die Vorstellung der Ergebnisse der ten. Vor allem zu dem Kernanliegen, der Elternumfrage nachlassenden Elternarbeit, erhielten wir wertvolle Hinweise. Liebe Eltern, liebe Schulglemeinschaft! Im November 2017 trafen sich Eltern- Die sich anschließende Auswertung der Um- vertreter*innen und interessierte Eltern in frage mit den vielen offenen Antworten be- der Ostheide-Akademie in Barendorf für deutete für die Arbeitsgruppe mehr Arbeit ein Wochenende, um über nachlassendes als gedacht. Dennoch sind wir froh, dass wir Engagement in der Elternarbeit in den diese Umfrage durchgeführt haben. Austausch zu kommen, sowie wiederkeh- rende Themen aus den Elternvertreterkon- Nachfolgend der Bericht über das ferenzen klarer in den Blick zu nehmen. Evaluations-Café: Daraus konkretisierte sich die Idee einer Elternumfrage. Es bildete sich eine Ar- Nach langer Vor- und Aufbereitung der beitsgruppe, die sich eingehend mit der vielfältigen Ergebnisse unserer Umfrage Ausarbeitung eines Umfragebogens be- wurden am 16. März die Ergebnisse der ten für die weitere Elternarbeit folgte ein schäftigte. Im Spätsommer 2018 wurde Elternbefragung der Schulöffentlichkeit World-Café, in dem sich die Anwesenden die Umfrage zum Stellenwert der Eltern- vorgestellt. Rund zwanzig Eltern, darunter ausgiebig und intensiv mit der Zukunft der mitarbeit in der Elternschaft durchgeführt. auch ein Mitglied des Vorstands, folgten Elternarbeit an unserer Schule auseinan- Immerhin 129 Eltern nahmen daran teil, der Einladung. Die geringe Teilnehmerzahl dersetzten. Kern der vier Leitfragen war was uns sehr gefreut hat. tat der Veranstaltungen jedoch keinen die eigene Person, die gestalten kann und Abbruch: Nach einer kurzen, erläutern- nicht „die Schule“, von der etwas erwar- Das Mitteilungsbedürfnis unter den El- den Übersicht über die Ergebnisse und tet wird, um Gedanken wider die Passivi- tern zeigte sich in einer Vielzahl von zum den sich daraus ergebenden Schwerpunk- tät zu aktivieren. Nach über drei Stunden
21 konstruktiven Ringens lagen dann auch - Patenschaften, Eltern abholen um ein Kennenlernen von dem, was sonst konkrete Ergebnisse („Vision 2024“) vor: im Verborgenen bliebe. 4. Welche Bedeutung hat Elternarbeit 1. Was brauche ich, um aktiv in der für die Qualität unserer Schule? Das Gesamtergebnis der Umfrage kann im Eltern(mit)arbeit zu sein? Vision 2024: Schulsekretariat eingesehen werden Vision 2024: - Neues Gremium aus Eltern und Kolle- - FREUDE gium —> Impulse für die Zukunft So Einen besonderen Dank gilt unserem - zum Alltag gehörender Austausch über sind denn alle Eltern eingeladen, die Hausmeister Lutz Pliester, der für einen rei- die „Gruppengrenzen“ hinaus alten Wege hinter sich zu lassen und bungslosen Ablauf sorgte, der Verwaltung, - Evaluationscafé mit 100 Leuten neue zu wagen, erste Wegweiser sind die Getränke und Verpflegung sponsorte nun aufgestellt. Wir zählen auf euch! und der Cafeteria, die uns die Kaffeema- 2. Welche Art von Austausch möchte schine zur Verfügung stellte. ich mehr an der Schule leben? Um die Planung in die Tat umzuformen, Vision 2024: wurde abschließend das Engagement ak- Es grüßt herzlich die Arbeitsgruppe - „Haltung“ Wunsch zur Mitarbeit tiviert: Und siehe, es gibt nun eine Grup- Asmus Borkenhagen, Andrea Schimpf, - Klare und verbindliche Strukturen schaffen. pe, die sich mit einer Neuorganisation der Sandra Tants, Michael Frais, Ulrike Stöckle Der Austausch unter- und miteinander Elternarbeit unter Berücksichtigung der wird von E-L-S als befriedigend erlebt. veränderten Lebenswelt in den Familien - gelebte Demokratie befassen wird. - Schüler und Eltern fühlen sich gehört und beteiligt Qualitätsbegriff klären: Unter den Rückmeldungen gab es auch vie- gemeinsam!!! System – Unterricht. le Ideen, die Struktur und Inhalte des Unter- richtens berühren. Diese sind dem Kollegium 3. Wie können wir neue Eltern (auch übergeben worden, damit auch diese Ideen Quereinsteiger) besser in unserer gewürdigt werden und zu einem immer bes- Schulgemeinschaft willkommen seren Verständnis und Verhältnis zwischen heißen und informieren? Lehrenden und Eltern beitragen können. Vision 2024: - mehr Beteiligung Dabei geht es nicht um einen Aufgaben- - mehr Zufriedenheit und Identifikation katalog, den es abzuarbeiten gilt, sondern
22 ... wir brauchen Kindergärten, KINDERGARTEN wir brauchen Kindergärten ... Apropos Gedanken zu 100 Jahren Waldorfpädagogik Der Second Hand-Markt gischen Qualität, die wir mit Waldorfpäd- Liebe Eltern, agogik in Verbindung bringen, entspricht. Vierzehn Vorträge Rudolf Steiners „Allge- Wir bitten Sie deshalb, zukünftig auf Her- meine Menschenkunde als Grundlage der der Second Hand-Markt des Kindergartens renkleidung und Spielwaren in ihren Spen- Pädagogik“ (GA 293) sind als Vorberei- findet 4x im Jahr statt und bietet Kinder- den zu verzichten! tung, als Lehrerbildung der Eröffnung der und Damenkleidung an. Die Kleidungs- ersten Waldorfschule vorausgegangen, stücke sind Spenden aus den Elternhäusern Ein weiteres Anliegen ist es, dass die ab- vom 21. August bis 5. September 1919! des Waldorfkindergartens und der Rudolf gegebenen Kleidungsstücke sich in einem Und am 7.September war die Eröffnung Steiner Schule. Die Einnahmen kommen solchen Zustand befinden sollten, der es der Schule! Das musste genügen, mehr dem Kindergarten zugute. Hier an dieser uns erlaubt, das Sortieren und Sichten der Zeit gab es nicht zur Vorbereitung! Stelle sei Ihnen ganz herzlicher Dank für Kleidung zügig voranzubringen und da- Den Vorträgen folgten diejenigen über Ihre unermüdlichen Spenden gesagt! durch auch weniger Ausschuss entsteht. Methodik und Didaktik des Erziehens und Wir bitten also herzlich darum, keine weitere Seminare. (GA 294,295) Die Termine des Verkaufs werden allen schmutzige, löchrige und unansehliche Kindergärten Lüneburgs bekannt gegeben Kleidung abzugeben, sondern eben sol- Als nun die Schule in Stuttgart eröffnet und dadurch kommen inzwischen viele In- che, die man selber gerne kaufen würde. war und ihren Betrieb aufnahm, wur- teressierte in unser Haus. de sie von Rudolf Steiner so oft besucht, Wir machen diese Arbeit gerne und sehen wie es seine Zeit nur zugelassen hat. Er In letzter Zeit werden immer häufiger auch darin unseren Beitrag, den Waldorfkinder- übernahm die Ausbildung und Beratung Spielwaren und Herrenkleidung abgege- garten zu unterstützen und ihn auch der des Lehrerkollegiums in allen Bereichen. ben. Diese Artikel werden nicht gekauft Öffentlichkeit auf diesem Wege bekannt Er hospitierte in den Klassen, er nahm re- und deshalb werden wir sie auch nicht zu machen. gelmäßig an Konferenzen teil, es wurden mehr anbieten! Dazu kommt, dass die Kurse und auch Mitgliederversammlungen Spielwaren, die abgegeben werden, in abgehalten, er hat Ansprachen zu Festen den allermeisten Fällen nicht der pädago- Die Second-Hand-AG gehalten, Einschulungen begleitet u.v.m.
23 Als er nach einer Hospitation aus einer so dass auch die jüngeren Kinder in diesen und Unterrichten. Es ist wahrhaftig nicht Klasse auf den Flur trat, so schildert es Erziehungsgrundsätzen erzogen werden bloß dasjenige zwischen dem Erzieher und Elisabeth von Grunelius, murmelte er ver- könnten – das können wir aus pekuniären dem Kinde waltend, was eine systemati- sunken vor sich hin: „... wir brauchen Kin- Gründen noch nicht. Diejenigen aber, die sierende Erziehungswissenschaft gelten dergärten, wir brauchen Kindergärten, wir an der Stuttgarter Waldorfschule Lehrer lassen will.“ brauchen Kindergärten ...“ Was mag er sind, die empfinden es, wie das, was im wohl an den Kindern wahrgenommen ha- menschlichen physischen Organismus sich In der Ansprache am Vorabend des Kur- ben, was erlebt haben in den Klassen, dass als Seelisch-Geistiges durch Blick, durch ses zur „Allgemeinen Menschenkunde“, er veranlasst war, so zu reagieren? Physiognomie, durch Wort, durch alles am 20. August 1919 führt Rudolf Steiner Mögliche offenbart, sich des Körpers be- aus, dass es notwendig sei, Kompromisse Da fällt einem als Waldorfkindergärtnerin dient – der durchaus nicht vernachlässigt zu schließen mit dem Staat und dass durch schon etwas dazu ein, man glaubt eine Ant- wird – ,wie das heruntergestiegen ist aus die Kompromisse die Kulturtat Waldorf- wort darauf zu haben?! ... Vielleicht ist es göttlich-geistigen Höhen und sich da- schule beschleunigt werden würde. Man der Verlust des Staunenkönnens, der Ver- mit vereinigt hat, was ihm von Vater und sei noch nicht soweit, eine wirklich freie lust von Ehrfurchtskräften oder des nicht Mutter in der Vererbungsströmung durch Tat allein durch die Eröffnung der Waldorf- mehr Ertragenkönnens von feierlichen Empfängnis bzw. durch die Geburt gewor- schule zu vollbringen. Momenten oder Stille oder das sich nur den ist. schwer Einfügenkönnen in eine größere Wer mit der Empfindung an das Kind her- „Schlechte Lehrziele, schlechte Ab- Kindergartengruppe oder in eine große antritt: Es ist aus der geistigen Welt zu Dir schlussziele werden uns vom Staat vor- Klasse, sei es, dass man sich ganz zurück- dieses Kind heruntergestiegen, du sollst geschrieben. Diese Ziele sind die denk- zieht und nichts von sich preis gibt oder sein Rätsel lösen von Tag zu Tag, von Stun- bar schlechtesten und man wird sich das aber übermäßige Aufmerksamkeit einfor- de zu Stunde – der hat in seinem Gemüte Höchste auf sie einbilden. Die Politik, dert? ... und und und? ... Aber war das diejenige liebevolle Hingabe an die Ent- die politische Tätigkeit von jetzt wird auch schon vor 100 Jahren zu erleben? wicklung des Kindes, die notwendig ist, um sich dadurch äußern, dass sie den Men- dieses Kind durch alle möglichen Imponde- schen schablonenhaft behandeln wird...“ In einem Vortrag Rudolf Steiners vom rabilien auf den Lebensweg zu geleiten. 4. November 1922 in Den Haag findet sich Und um solche Imponderabilien (Unwäg- Mit „systematisierenden“, „schablonen- folgende Passage dazu: barkeiten) – das heißt dasjenige, was man haften“ Erziehungs- und Unterrichtsprak- „Ich bedaure nur, dass wir nicht auch nicht in der groben Vorstellung fassen tiken werden wir den aufwachsenden schon einen Kindergarten haben können, kann – handelt es sich vielfach im Erziehen Menschen nicht gerecht.
24 KINDERGARTEN Welt, Du bringst schon „ein Leben“ mit, Du bist kein „unbeschriebenes unerfah- renes Blatt“, wir kennen uns, es ist „kein ... und eben als Reproduktion in (fast) allen Waldorfkindergärten der Welt. Zufall“ dass wir zusammentreffen –, dann Es zeigt in wunderschöner Weise das He- ist diese ehrfürchtige Stimmung dem runtersteigen des Kindes auf dem Arm „Nicht Belehrungen über den Sinn des Da- werdenden Menschen gegenüber die der Mutter, aus einer Welt jenseits des seins, sondern in der Begegnung erlebte Grundlage für eine sich frei entwickelnde Vorhanges, direkt auf den Betrachter zu. Sinnhaftigkeit ist die latente Erwartung Individualität. Im Hintergrund die Kinderköpfchen, die der Kinder – eine Erwartung, dass der er- In den Waldorfkindergärten und Waldorf- hereinschauen. Vorne die berühmten, rät- ziehende Erwachsene sein Leben mit Sinn schulen und allen anthroposophischen selhaft sich lümmelnden Engelchen, die erfüllt. Damit wird der Blick weg vom Kind Enrichtungen ist die Anerkennung dieser hl. Barbara und der hl. Sixtus, der den zu zum Erzieher/Lehrer gelenkt: Eine moder- Tatsache die Grundlage unseres pädagogi- gehenden Weg weist. Mutter und Kind ne Erziehung, die den Bedürfnissen der schen Bemühens. schauen mit ernstem Blick auf das, was Kinder gerecht werden will, verlangt nicht sie vor sich sehen – ist dieses Kind ja doch den einseitigen Zugriff auf die Kinder, In den Waldorfkindergärten weltweit – der auch das Besonderste! sondern bezieht die individuelle intime erste Waldorfkindergarten nahm in unmit- Lebensgestaltung des Erziehers mit ein.“ telbarer Nachbarschaft zur Schule im Jahre Rudolf Steiner beschreibt im Vortrag vom (Textstelle aus dem Essay: „Das Kind ist be- 1926 seine Arbeit auf – findet man ein 12. Juni 1919, dass heute alle Kinder mit lehrt“, W. Saßmannshausen) Bild, die Reproduktion eines Tafelbildes, einem melancholischen Unterton ins Leben das dieses „Heruntersteigen aus der geis- treten – anders als in allen Kindheitszeiten „... Man hat heute nicht mehr die Aufga- tigen Welt“ ganz wunderbar darstellt. zuvor – und begründet es damit, dass in der be, in das Kind gewissermaßen hineinzu- „Raffael da Urbino“, italienischer Maler vorgeburtlichen, geistig gelebten Zeit die gießen, was in alten Zeiten in es hinein- und Architekt lebte und malte um 1500 zur Erde drängenden Kinderindividualitäten gegossen werden musste. Man hat heute und ist u.a. bekannt für seine zahlrei- den Seelen begegnen, die ihr Erdenleben die Aufgabe sich zu sagen: Das Kind ist chen Madonnendarstellungen. Die wohl grade hinter sich haben, den Verstorbenen. belehrt.“ (R. Steiner, 22.Januar 1921) berühmteste ist die „Sixtinische Madon- Diese Begegnung lässt jedes Kind für einen na“, die 1512 als Auftragsarbeit für den Moment davor zurückschrecken, wirklich Wenn wir mit der Haltung, mit der Hochaltar der Klosterkirche in Piacenza den Weg zur Erde anzutreten. Zunehmend, Empfindung die Kinder empfangen: Du entstand. Heute befindet sie sich in der durch die materialistische Gesinnung und kommst aus einer vorgeburtlich geistigen „Gemäldegalerie Alte Meister Dresden“ Weltanschauung, ist das seelische Erlebnis
25 heute, dass das Erdenleben nicht mehr als geistig erfüllt erlebt wird. Das spiegeln uns auch die Kinder wie sie oben beschrieben sind, mit all ihren Auffäl- ligkeiten und Herausforderungen. „Nach 100 Jahren Waldorfpädagogik wa- ren wir noch nie soweit entfernt vom An- fangsimpuls“ (Michaela Glöckler) ... Das ist wohl wahr! ... Gerade deshalb und weil ich darum weiß, wie notwendig und wichtig diese Aufgabe ist für eine Erneuerung des Geisteslebens, bleibe ich dran an dieser Auf- gabe, Waldorfpädagogik in Lüneburg und Umgebung zu fördern und zu verankern. Beate Pliester, 23.03.2019 Raffael da Urbino - Sixtinische Madonna
26 CIRCUS TABASCO Liebe Schulgemeinschaft, lassen Sie sich einladen zur 39. Varieté-Show „Die Platte mit dem Zeitsprung“ am Freitag, 24. & Samstag, 25. Mai 2019, jeweils um 20 Uhr in der Aula der Rudolf Steiner Schule Lüneburg. Im Rahmen von Waldorf100 ist das ein ge- meinsames Projekt mit dem Circus Radefiz der Freien Waldorfschule Eckernförde, die wir auch als Gäste begrüßen. Mats findet den Musikunterricht an der Waldorfschule viel zu langweilig und muss auch noch ein Referat über Musikgeschichte machen. Zum Glück gibt es Omi. Sie zeigt dem Enkel wie cool Musik sein kann und wie hilfreich der alte Plattenspieler vom Speicher dabei ist. Altersempfehlung: ab 10 Jahren, Karten- vorverkauf, wie immer, im Lädchen und bei der LZ-Kasse in der Stadt.
27 HOFSCHULE „Die kleine Apokalypse“ Das Klassenspiel der 11./12. Klasse Am 28./29. und 30.11.2018 wurde das Zwölftklassspiel „Die kleine Apokalypse“ von der 11./12. Klasse der Hofschule aufgeführt. Das Stück spielt in der Kneipe zum Bärwald. Zu Beginn kommt ein ge- heimnisvoller Fremder, um den Gewinn eines Preisausschreibens vorbei- zubringen. Dieser Gewinn ist ein Radio, welches ganz spezielle Sender hat. Der Sprecher in diesem Radio kündigt ein ganz besonderes Him- melsphänomen an. Darauf reagieren die Stammgäste in der Kneipe ganz unterschiedlich. Einige nehmen die Warnung ernst, andere bleiben locker. Am Schluss des Stückes ist die ganze Welt mit Sternenstaub bedeckt. Das 1 ½ Stunden lange Stück von Herrn Winfried Paarmann hatte keine Pause, war aber keine Minute langweilig. Man konnte oft lachen, z.B. wenn der Opa die Märchen beim Vorlesen verändert hat. Es gab aber auch ernste und spannende Szenen. Die Schauspieler sind mit jeder Vorstellung besser geworden und sind über sich selbst herausgewachsen. Die Kostüme und das Bühnenbild wa- ren auch sehr gut gestaltet. Eine rundherum gelungene Aufführung! Sascha, Eli und Malwine
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