ADHS - September 2020 Dr. Ronnie Gundelfinger Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Universität Zürich
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ADHS 17. September 2020 Dr. Ronnie Gundelfinger Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Universität Zürich Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Hyperkinetische Störungen/ADHS Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Epidemiologie Zahlen sind stark abhängig von Definition (HKS oder ADHS, 1 : 10) Methode der Untersuchung (Fragebogen, Lehrer und/oder Eltern) Alter der untersuchten Kinder Richtzahlen 2% für Vorschulkinder 5–7 % für Schulkinder 3–4 % für Erwachsene Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Epidemiologie 2 Geschlechterverhältnis: ADHS m:f 3:1–7:1 ADS m:f 2:1–3:1 Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Unser tägliches Brot An der Poliklinik Zürich und den Regionalstellen des KJPD wurden im Jahr 2015 4038 Kinder und Jugendliche betreut. Davon waren 2232 Neuanmeldungen und 1806 weiter betreute Fälle. Bei 23,7 % der Fälle war die Diagnose eine ADHS. Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Ein Syndrom- viele Namen § Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung § Hyperkinetisches Syndrom HKS § Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung ADHS § Attention Deficit Hyperactivity Disorder ADHD § Aufmerksamkeitsdefizit-Störung ADS § Attention Deficit Disorder ADD § Infantiles Psychoorganisches Syndrom POS Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
ADHS § Unaufmerksamkeit § Hyperaktivität § Impulsivität § Früher Beginn § Situationsunabhängige und zeitstabile Verhaltensauffälligkeiten Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Infantiles POS Ursprünglich eine medizinische Diagnose, die aber nur in der Schweiz verbreitet war. Infantiles POS im Sinn der IV (GG 404) ist ein versicherungs- medizinisches Konstrukt und keine medizinische Diagnose. Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Infantiles POS Angeborene Störung von Verhalten, Antrieb und Konzentration • Störung des Erfassens (Wahrnehmung) • Störung der Merkfähigkeit (Gedächtnis) • Störung der Emotionen Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Diagnose Kategoriale Diagnose Dimensionale Diagnose Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Psychiatrische Diagnose • Beobachtbare Verhaltensauffälligkeiten • Keine messbaren Veränderungen • Keine Biomarker Medizinische Diagnose, die immer eine Ursache der beobachteten oder gemessenen Veränderungen (z.B. Fieber, Schmerz, Atemnot …..) sucht. Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Die Diagnose einer ADHS ist nicht wie bei Masern oder einem Beinbruch (kategorial) sondern wie bei Blutdruck, Cholesterin oder Körpergewicht (dimensional) Die Werte oder auch Eigenschaften (Ablenkbarkeit, Impulsivität ….) sind kontinuierlich verteilt. Es gibt keine klare Grenze zwischen Normalität und Pathologie. Die Beeinträchtigung entsteht aus der Interaktion zwischen spezifischem Verhalten und Umgebungsanforderungen. «ADHS-Spektrum-Störung» Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Symptomatik Symptome situationsübergreifend (Kindergarten/Schule, Familie, Freizeit, Untersuchungssituation) Abnormes Ausmass für Entwicklungsstand Beginn vor dem 7. Lebensjahr – Im DSM-5 vor 12. LJ Mindestens seit 6 Monaten Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Definition Kernsymptome Aufmerksamkeitsstörung 1 Ist häufig unaufmerksam gegenüber Details oder macht Sorgfaltsfehler bei Schularbeiten oder anderen Arbeiten/Tätigkeiten 2 Kann die Aufmerksamkeit bei Aufgaben oder beim Spiel häufig nicht aufrecht erhalten 3 Scheint häufig nicht zu hören, was gesagt wird 4 Führt häufig Aufträge nicht durch oder erfüllt häufig Schularbeiten, oder andere Pflichten oder Aufgaben am Arbeitsplatz nicht (nicht wegen oppositionellem Verhalten oder weil Erklärungen nicht verstanden werden) 5 Kann Aufgaben und Aktivitäten nicht organisieren oder strukturieren 6 Vermeidet häufig oder hat einen starken Widerwillen gegen Aufgaben, die geistiges Durchhaltevermögen erfordern (z.B. Hausaufgaben) 7 Wird häufig durch äussere Reize leicht abgelenkt 8 Verliert häufig Gegenstände, die für bestimmte Aufgaben oder Aktivitäten notwendig sind, z.B. Schulaufgaben, Bleistifte, Spielsachen oder Werkzeuge 9 Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Vergisst häufig Dinge im täglichen Ablauf
Definition Kernsymptome Hyperaktivität 1 Zappelt mit Händen oder Füßen oder windet sich auf seinem Sitz 2 Verläßt seinen Platz während des Unterrichts oder in anderen Situationen, in denen Sitzenbleiben erwartet wird 3 Läuft häufig herum oder klettert exzessiv in Situationen, in denen dies unpassend ist. (Bei Jugendlichen oder Erwachsenen ist nur ein Gefühl innerer Unruhe vorhanden) 4 Ist häufig beim Spiel übermäßig laut oder hat Schwierigkeiten, sich leise zu beschäftigen Zeigt ein anhaltendes Muster exzessiver motorischer 5 Seite Aktivität, das durch die soziale Umgebung oder durch Aufforderungen nicht durchgreifend beeinflußbar ist 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Definition Kernsymptome mangelnde Impulskontrolle 1 Platzt häufig mit Antworten heraus, bevor Fragen zu Ende gestellt sind 2 Kann häufig nicht in einer Reihe warten oder bei Spielen oder Gruppensituationen warten, bis er/sie an der Reihe ist 3 Unterbricht oder stört andere häufig (z.B. platzt in die Unterhaltung oder Spiele anderer) 4 Seite Redet häufig übermäßig viel, ohne angemessen auf soziale Beschränkungen zu reagieren 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Neuropsychologische Modelle zur ADHS • Gestörte Selbstregulation (Inhibitionshemmung) Barkley • Aufmerksamkeitsstörung • Adaptationsmodell • Motivationale Modelle (Zeitfaktor, Verstärker) Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Selbstregulation • Inhibition und Selbstkontrolle • Zeit Management • Arbeitsorganisation und Problemlösung • Emotionale Selbstregulation • Selbst - Motivation Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Ursachen Zusammenwirken von • genetischen Faktoren • prä- und perinatalen Risikofaktoren • ungünstigen Umweltbedingungen Seite 22.02.2016 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Funktionelle Untersuchungen • Die Veränderung der Gehirnaktivität während einer Aufgabe • Eine Inhibition z.B eine NoGo -Aufgabe erfordert eine besondere Aktivität • Die Fähigkeit zur inhibitorischen Kontrolle unterliegt einem Entwicklungsprozess Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Hirnelektrische Dysfunktion EEG / Ereigniskorrelierte Potentiale ® Defizite in der Verhaltensinhibition Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
EEG/Ereigniskorrelierte Potentiale (NoGo: P3a) 4 ADHD without MPH controls HKS with MPH 3 * amplitude / µV 2 1 Segment 3 0 100 200 300 400 500 600 time / ms (Seifert et al., 2003)
EEG/Ereigniskorrelierte Potentiale 4 ADHD without MPH (NoGo: P3a) controls HKS with MPH 3 * amplitude / µV 2 1 Segment 3 0 100 200 300 400 500 600 time / ms (Seifert et al., 2003)
Falsche Entscheidungen 40 Jugendliche mit und ohne ADHS Lernspiel mit Bildern und Belohnungen, Untersucht mit fMRT und EEG Medialer präfrontaler Kortex: Wichtig, wenn aus mehreren Optionen ausgewählt und aus Fehlern gelernt werden muss Jugendliche mit ADHS treffen häufiger ungünstige Entscheidungen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Ätiologie • genetische Disposition • hirnelektrische Dysfunktion • hirnanatomische Besonderheiten → sprechen, dafür dass ADHS eine neurobiologisch begründete Erkrankung ist Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
1. Liegt eine bedeutsame Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung vor und wie wirkt sie sich im Alltag des Kindes aus? 2. Sind die beobachteten Symptome Ausdruck einer ADHS im engeren Sinn oder sind sie durch andere Ursachen erklärbar (Differentialdiagnose)? 3. Sind alle Probleme des Kindes durch die ADHS begründet oder bestehen zusätzliche Störungen (Komorbidität)? 4. Welche Massnahmen sind geeignet, das Kind wirkungsvoll zu unterstützen? Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Die Untersuchung • Das Gespräch – mit Eltern – mit Fachpersonen wie Lehrer, Kindergärtnerinnen, Kinderärztinnen – mit dem Kind (altersabhängig) • Die direkte Beobachtung – des Kindes, in freien und strukturierten Situationen – der Eltern – Kind - Interaktion Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Fragebögen und Beurteilungsskalen Eltern Lehrer • ADHD-Checklisten ADHD-Checklisten • Conners Parent Rating Scale Conners Teacher Rating Scale • Child Behaviour Check List Teacher Rating Form (CBCL) (TRF) Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Beurteilungsskalen • Vorteile – Erfassung von längerfristigem und kontextunabhängigem Verhalten – Information durch wichtige Bezugspersonen – Erfassung auch seltener Verhaltensweisen, die nicht direkt beobachtet werden können – Quantifizierung von Verhalten – Vergleichsmöglichkeiten bei vorliegender Normierung – Vielfach psychometrisch überprüft – Kostengünstige und effektive Informationsgewinnung – Informationen bei fremdsprachigen Eltern Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Die Untersuchungssituation • 1:1 Situation, die viel Zuwendung, Aufmerksamkeit und Verstärkung durch Lob garantiert • Neue Situation (Personen, Ort, Spielsachen, Aufgaben) erhöht das Interesse und die Aufmerksamkeit • Meist ruhige, ablenkungsarme Umgebung • hochstrukturierte Aufgaben, zB Tests, erleichtern dem Kind die Mitarbeit Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
KITAP Instruktion: „Drücke so schnell wie möglich auf die Taste, wenn die Fledermaus erscheint. Drücke nicht, wenn die Katze erscheint.“
Die erweiterte Untersuchung • Ein Schulbesuch (evtl. ein Home Video) • Spezifische Tests – Neuropsychologie (Exekutive Funktionen) – Schulleistung – Motorik • Technische Untersuchungen – EEG, MRI, Genetische Untersuchung, Labortests • Gezielte Abklärung begleitender psychischer Störungen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
1. Liegt eine bedeutsame Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung vor und wie wirkt sie sich im Alltag des Kindes aus? 2. Sind die beobachteten Symptome Ausdruck einer ADHS im engeren Sinn oder sind sie durch andere Ursachen erklärbar (Differentialdiagnose)? 3. Sind alle Probleme des Kindes durch die ADHS begründet oder bestehen zusätzliche Störungen (Komorbidität)? 4. Welche Massnahmen sind geeignet, das Kind wirkungsvoll zu unterstützen? Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Differentialdiagnose ADHS • Entwicklungsbedingte Hyperaktivität als normale Verhaltensvariante, insbesondere bei Kleinkindern • situative motorische Unruhe und Konzentrationsstörung • Anpassungsstörung • Störungen des Sozialverhaltens • Angststörungen • Affektstörungen • Deprivations- / Bindungsstörungen • Schlafstörungen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Doch nur eine Entwicklungsstörung? • 2 Studien mit grossen Zahlen untersuchen Zusammenhang zwischen Alter und ADHS – Diagnosen. • 2 Gruppen: Kinder, die am Anfang und Kinder, die am Ende des Jahres geboren sind. • ADHS Häufigkeit der jüngeren Kinder 8,4 % • ADHS Häufigkeit der älteren Kinder 5,1 % • Reifung, schulische Erwartungen und ADHS (ähnliche??) Symptome Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Anpassungsstörung Kann man bei einem Kind, dessen Eltern sich gerade scheiden lassen, eine zuverlässige ADHS – Diagnose stellen? Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Spezifische Ursachen • Nahrungsmittelintoleranzen • Bleiexposition • Pränatale Alkoholexposition • Pränatale Nikotinexposition • Nebenwirkungen von Medikamenten Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Fötales Alkohol-Syndrom • 14 – 30 % der Frauen konsumieren während der Schwangerschaft Alhohol, davon 1 – 3 % als „binge drinking“ • 30 – 600 Kinder mit FAS pro Jahr in der Schweiz Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
1. Liegt eine bedeutsame Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung vor und wie wirkt sie sich im Alltag des Kindes aus? 2. Sind die beobachteten Symptome Ausdruck einer ADHS im engeren Sinn oder sind sie durch andere Ursachen erklärbar (Differentialdiagnose)? 3. Sind alle Probleme des Kindes durch die ADHS begründet oder bestehen zusätzliche Störungen (Komorbidität)? 4. Welche Massnahmen sind geeignet, das Kind wirkungsvoll zu unterstützen? Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Komorbidität MTA Studie ADHS 11% Tic 40% 14% Störung mit Störung des oppositionellem Sozialverhal- Trotzverhalten tens 4% Stimmung 34% Angst
Komorbidität Schwedische Schulkinder Entwicklungsstörungen Psychiatrische Störungen ADHS ADHS 13% Geistige 40% 33% Retardierung Lese-Rechtschreib- 7% Asperger Tic störung 47% 60% Motorische Störung mit Koordinations- oppositionellem störungen Trotzverhalten Stimmungs- und Angststörungen nicht enthalten Kadesjö und Gillberg 2001
Noch ein Problem Was ist eigentlich der Zusammenhang zwischen ADHS und ADS? Sind das wirklich Subtypen der gleichen Störung? Eine major und eine minor Variante? Vieles spricht dagegen: Andere Geschlechtsverteilung, andere Art von Aufmerksamkeitsstörung (verträumt abgelenkt), anderes Grundtempo (hypoaktiv, langsam), andere komorbide Störungen, andere Prognose Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
1. Liegt eine bedeutsame Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung vor und wie wirkt sie sich im Alltag des Kindes aus? 2. Sind die beobachteten Symptome Ausdruck einer ADHS im engeren Sinn oder sind sie durch andere Ursachen erklärbar (Differentialdiagnose)? 3. Sind alle Probleme des Kindes durch die ADHS begründet oder bestehen zusätzliche Störungen (Komorbidität)? 4. Welche Massnahmen sind geeignet, das Kind wirkungsvoll zu unterstützen? Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Multimodale Behandlung • Information und Beratung für Eltern, Kind und Schule (Psychoedukation) • Für das Kind – Verhaltenstherapie – Pharmakotherapie – Evtl. spezifische Fördertherapie – Evtl. spezifische schulische Massnahmen – Nur bei klarer Indikation Psychotherapie – Evtl. Gruppentherapie – Evtl. Neurofeedback • Falls indiziert: Erziehungsberatung oder Familientherapie • Viele alternative, aber noch ungenügend untersuchte Behandlungsansätze Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
ADHS und Umfeld • Ein Kind mit ADHS lebt immer in einem hochspezifischen Umfeld • Dieses Umfeld beeinflusst die Symptomatik des Kindes • Die Symptomatik des Kindes beeinflusst das Umfeld • Deshalb muss das Umfeld in den Behandlungsprozess einbezogen werden. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Typische Muster • Teufelskreis aus Kritik und Versagen • Teufelskreis aus Überengagement und Unselbstständigkeit • Muster: Resignation, Ausstossung • Muster: Chaos (ADHS – Familie) Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
ADHS und Umfeld Man muss damit rechnen, dass es in der Familie noch andere ADHS- Betroffene gibt • Eltern mit und ohne ADHS • Geschwister mit und ohne ADHS Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Aktive Eltern – Bestandteile MODUL 1: ADHS – Psychoedukation & Problemlösung • Sitzung 1: ADHS – Was ist das?; Problemsituationen „Alltägliche Probleme“ à Auswahl eines Problems, welches die Eltern in den nächsten Wochen angehen wollen • Sitzung 2: ADHS – Was sind die Ursachen?; Stärken und Probleme der Eltern im Umgang mit ihrem Kind • Sitzung 3: ADHS – Ein Störungsmodell (Teufelskreis); Wege aus dem Teufelskreis • Sitzung 4: ADHS – Die Behandlung; Wie geht es weiter? • Sitzung 5: Zeit zum Fragen, Wiederholen und Austausch Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Aktive Eltern – Bestandteile MODUL 2: ADHS – Familie • Sitzung 1: Regeln, Aufforderungen & Bitten; Rückblick auf die letzten 4 Wochen – Wiederholung • Sitzung 2: Familienregeln; Spass- und Spielzeit – Förderung positiver Familieninteraktionen • Sitzung 3: Positive und Negative Konsequenzen; Durchsetzen von Familienregeln (MEMO-Karte, Rituale, Tages- oder Wochenstrukturplan; Familienrat) • Sitzung 4: Auftanken und Ruhe finden; Wie geht es weiter? • Sitzung 5: Zeit zum Fragen, Wiederholen und Austausch Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Aktive Eltern – Bestandteile MODUL 3: ADHS- Operante Verfahren (Token, Auszeit) • Sitzung 1: Rückblick à Erfahrungen in den letzten Wochen; Prinzip des Punkteplans I • Sitzung 2: Prinzip des Punktplans II; Entwicklung eines eigenen Punkteplans • Sitzung 3: Fehler und Fallen im Punkteplan; Prinzip der Auszeit • Sitzung 4: Veränderungen und Beendigung des Punkteplans; Quiz • Sitzung 5: Zeit zum Fragen, Wiederholen und Austausch Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Entscheidung für die Medikation • Leidensdruck, Schweregrad der Symptomatik • Kooperationsbereitschaft von Eltern und Kind • Auswirkung auf Selbstwertgefühl und Selbstwahrnehmung des Kindes Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Medikamente • Stimulanzien – Methylphenidat • Ritalin, Ritalin SR, Ritalin LA • Concerta • Medikinet • Fokalin – Dexamphetamin • Elvanse • Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer • Strattera • alpha2A-adrenerger Rezeptor-Agonist • Intuniv Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Wirkungen der Stimulanzien • Auf Kognition: – Erhöhung der Aufmerksamkeit – Minderung der Ablenkbarkeit und Impulsivität • Auf Motorik: – Minderung der Hyperaktivität – Verbesserung der Handschrift • Auf Beziehung: – Verminderung der Peer-Konflikte – Verbesserung der Schulsituation – Entspannung in der Familie Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
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Nebenwirkungen • Häufig – Appetithemmung – Einschlafstörung – Leichte Bauch- oder Kopfschmerzen – Leichte Stimmungsschwankungen • Selten – Sozialer Rückzug, depressive Verstimmung – Übelkeit, Schwindelgefühl – Auslösen oder Verstärken von Tics Neue Resultate zu NW bei intensiver Langzeitbehandlung (über die Pubertät hinaus): Verminderte Endgrösse (- 4 cm) Erhöhtes Gewicht (+ 4,5 kg) Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Neue Aspekte der Medikamentenwirkung Unfälle sind die häufigste Todesursache im Kinder- und Jugendalter! Kinder und Jugendliche (6 – 19j) mit ADHD und Medikamenten haben signifikant weniger schwere Unfälle als unbehandelte Jugendliche. Behandelte Kinder und Jugendliche haben in Zeiten, in denen sie das Medikament einnehmen, signifikant weniger schwere Unfälle als in Zeiten, in denen sie das Medikament nicht nehmen. Behandelte junge Erwachsene haben in Zeiten, in denen sie das Medikament einnehmen, signifikant bessere Resultate bei Eintrittsprüfungen als in Zeiten, in denen sie das Medikament nicht nehmen. Behandelte Erwachsene haben weniger Verkehrsunfälle und weniger Delikte. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Durchführung der Medikation • Information von Kind, Eltern und Lehrern • Medizinische Ausgangsuntersuchung • Individuelle Dosisgestaltung • Regelmässige Überprüfung der Effekte • Medizinische Kontrolluntersuchungen (Grösse, Gewicht, Puls, Blutdruck) • Motivationsgespräche (v.a. bei Jugendlichen) • Medikamentenpause in (grossen?) Ferien • Absetzversuche Ohne regelmässige Begleitung brechen bis zu die Hälfte der Familien oder der Jugendlichen die medikamentöse Behandlung ab. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Alternative Behandlungsansätze • Neurofeedback • Aufmerksamkeitstraining am PC • 3-Omega-Fettsäuren • Kinesiologie, Craniosacraltherapie, • Diäten • …………………. Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Psychoedukation Was können Eltern & Lehrer / Erzieher tun? Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
… und alle ziehen an einem Strang!! Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Die wichtigen Fragen Peter Jensen • Fühlt sich dieses Kind von seinen Eltern geliebt? • Hat dieses Kind einen besten Freund oder eine beste Freundin? • Hat dieses Kind Fähigkeiten oder Talente, auf die es stolz ist? • Fühlt sich das Kind zu Hause und in seinem Umfeld sicher? • Bekommt es ausser der Grundversorgung alles, was es für eine gute soziale, emotionale und kognitive Entwicklung braucht? • Fühlt sich das Kind von seinen Lehrpersonen akzeptiert und gefördert? • Fühlt sich das Kind in der Gruppe seiner Mitschüler und Mitschülerinnen wohl? Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Literatur Steinhausen, Rothenberger, Döpfner (Hrg.),Handbuch ADHS Kohlhammer 2010 ADHS in der Schule, ELPOS 2015 (bestellen über www.elpos.ch) Barkley, Das grosse ADHS Handbuch für Eltern, Huber 2010 Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie
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