AGUA POTABLE - EIN BRIEF AUS NICARAGUA

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Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002                                                 Seite 61

                 AUSLANDSKORRESPONDENTEN BERICHTEN:
   AGUA POTABLE - EIN BRIEF AUS NICARAGUA
beiten unterstützen wir granadiner
Institutionen wie das Frauenhaus, die
Feuerwehr und das Krankenhaus.
Entsprechend koordinierte ich als
Vertreter der Städtefreundschaft u.a.
die Einrichtung des landesweit ersten
24-Stunden-Rettungsdienstes, wel-
cher durch die Spende eines deut-
schen Rettungswagens ermöglicht
wurde.

Das zu Beginn dieses Briefes bei-
spielhaft erwähnte Trinkwasserpro-
jekt "Villa Solidaridad" ist eines der
überschaubarsten der insgesamt 13
momentan laufenden Projekte. Bei
den mehr als 32 begünstigten Famili-
en handelt es sich in erster Linie um
ehemalige Landarbeiter, die nach ei-              Die Bewohner mussten beim
ner Hurrikankatastrophe ihre zerstör-           Verlegen der Leitungen mithelfen
ten Hütten zurückgelassen hatten
und nach Granada gekommen waren. Ge-            aber nur sehr provisorisch funktioniert und
meinsam organisierten sie sich und erreich-     eine fortwährende Unsicherheit bedeutet.
ten so, dass das Bürgermeisteramt ihnen
städtisches Gelände überließ und die nicara-    Schließlich trat ein Vertreter des Organisati-
guanische Caritas finanziell beim Bau von       onskomitees "Villa Solidaridad" an einen
kleineren Wohnhäusern in der Größe deut-        meiner nicaraguanischen Projektpartner her-
scher Gartenhütten half. Dass es nach dem       an und leitete so einen wichtigen Schritt zur
Bau der Behausungen unter der tropisch          Verbesserung der Lebenssituation der be-
brennenden Sonne bald an Trinkwasser feh-       troffenen Menschen ein. Innerhalb von drei
len würde, war den Einziehenden dabei ge-       Monaten konnte das Trinkwasserprojekt ge-
nauso bewusst gewesen wie der Umstand,          meinsam geplant und nach Abstimmung der
dass sie aus eigener Kraft niemals das Geld     2.100-US-Dollar-Finanzierung erfolgreich
für die Finanzierung von Wasserleitungen        bis zu Ende durchgeführt werden. Wichtiger
und -anschlüssen aufbringen können wür-         Teil unseres Konzeptes für Trinkwasserpro-
den, da sie sich kaum mehr als ihr tägliches    jekte ist die starke Miteinbeziehung der Be-
"Gallo Pinto" - das billigste nicaraguanische   günstigten, um eine höhere Wertschätzung
Essen aus Reis und Bohnen - leisten können.     der Projektleistungen zu erzielen und die
Also wurden zunächst notdürftige Minibrun-      Ausgaben gering zu halten. So half auch
nen mit sichtlich dreckigem Oberflächen-        dieses Mal die Bevölkerung beim Ausheben
wasser ausgehoben. Man wusch sich im na-        der 120 cm tiefen Gräben mit, in denen die
hegelegenen Nicaraguasee oder schloss sich      nun neu verlegten Leitungen viele Jahre
illegal mit Gartenschläuchen an die bei den     lang für sauberes Trinkwasser sorgen sollen.
Nachbarn bestehenden Rohrleitungen an,
was in Nicaragua durchaus nicht selten ist,     Auf das Wasserprojekt werden in der "Villa
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                AUSLANDSKORRESPONDENTEN BERICHTEN:
   AGUA POTABLE - EIN BRIEF AUS NICARAGUA
Solidaridad" noch im Laufe meiner restli-
chen Dienstzeit von zwei Monaten ein Latri-
nenprojekt und ein Elektrifizierungsprojekt
                                              Viele Grüße an die Schillerschule
folgen.
                                                       aus Nicaragua
Von Seite der nicaraguanischen Regierung
kann sich die zu großen Teilen in Armut le-         (Ex-Schillerschüler)
bende Bevölkerung kaum Hilfe erhoffen.
Die Politik in Nicaragua ist von Korruption
sowie teilweise öffentlich
praktiziertem Unrecht ge-
prägt und mit dem erst kürz-
lich neu gewählten Präsi-
denten Enrique Bolaños der
"Liberalen Partei" setzte
sich bei den Wahlen trotz der
großen Armut im Land er-
neut ein Vertreter der rei-
chen Oberschicht durch.
Anstatt Hilfen für Bedürfti-
ge auszubauen, wird nun
zum Beispiel im einst relativ
gut funktionierenden Ge-
sundheitssystem immer wei-
ter eingespart. Die Reichen
können sich in gut ausges-
tatteten Privatkliniken be-
handeln lassen, während die
Armen aufgrund ihrer Zah-
lungsunfähigkeit meistens
nur sehr unzureichend ver-
sorgt werden. Auch plant
die Regierung, Studienge-
bühren für Schulen und öf-
fentliche Universitäten ein-
zuführen. Die Kinder armer
Familien hätten dann auf-
grund von Geldmangel
kaum noch Chancen auf
eine richtige Ausbildung.
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002                                                 Seite 63

                 Auslandskorrespondenten berichten:
     Die giftige Kobra hängt im Kühler ...
             Ein Brief aus Namibia
Karivo P.O. Box 11420
Windhoek
----- Original Message -----
From: Karivo
To: schiller@offenbach.schule.hessen.de
Subject: Gruß aus Namibia an die Kl. 7b,

Hi Klasse 7b, liebe Frau Winges,

   ich habe gerade Lust Euch zu schreiben.
Am Wochenende bin ich auf der Farm, wo
meine Mutter auch arbeitet. Von Sonntag
nachmittags bis Freitag nachmittags wohne
ich im Internat und besuche die Deutsche
Schule in Windhoek. Windhoek ist die
Hauptstadt von Namibia und 100 km von der
Farm entfernt. Die Farm liegt mitten im
Busch und auch zum Einkaufen müssen wir
nach Windhoek fahren.
   Auf der Farm gibt es deutsches Fernsehen,
Internet und Telefon, aber der Strom fällt
manchmal aus und leider immer dann, wenn         .. und wenn ich aus meinem Zimmerfenster
ich mal einen Film gucken will. Auf der             gucke, glotzt mir ein Strauss entgegen!
Farm gefällt es mir. Für Gäste macht Ivo, der
Farmer, Farmrundfahrten. Das Auto sieht aus      eine giftige Kobra gefangen. Die ist tot und
wie so ein Heuwagen, da muss man hochklet-       hängt jetzt im Kühler.
tern und oben drauf sind Sitze. Es gibt hier
keine Straßen sondern nur kleine holprige        Ivo's Freundin Helga hat auch zwei Kinder:
Schotterpisten und -wege. Da wird man ganz       Kita, 12 Jahre alt, und Nikki 15 Jahre alt. In
schön durchgeschüttelt, es geht hoch und run-    der Woche sind die auch auf einer Schule in
ter, kreuz und quer durch den Busch, manch-      Windhoek und am Wochenende auf der
mal hängt das Auto. ganz schief und du           Farm.
denkst, du kippst gleich um. Das ist cool.
Manchmal, wenn ich aus meinem Zimmer-            Jetzt gibt's Interessanteres von der Schule
fenster gucke, glotzt mir ein Strauß entgegen.   und vom Internat (glaube ich):
Die Strauße haben jetzt Junge, das sieht wit-    Im Internat ist es mega-cool. Ich wohne in
zig aus, wenn die vorbeispazieren. Es gibt       einem 3-Bett-Zimmer mit Jenny und Steffi,
noch Kudus (die haben Mickey-Maus-               sie sind sehr nett. Jeder hat einen Schrank,
Ohren), Kuhantilopen, Oryxe, Springböcke,        eine Kommode, ein Bett und Nachttisch und
Warzenschweine, Stachelschweine, Pferde          einen Schreibtisch. Wir können die Möbel
und Rinder, Affen, Perlhühner, Leoparden         hinstellen, wie wir wollen und Poster aufhän-
und Spinnen, Käfer, Motten, Schmetterlinge,      gen.
Schlangen und Geckos. Gestern haben Jäger        Also, erst einmal schreibe ich Euch den Ta-
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                       Ein Brief aus Namibia

gesablauf:                                           im Internat. Das ist o.k. Danach ziehe ich zu-
   Um 5.50 Uhr werden wir aus dem Bett ge-           erst meine Schuluniform aus und meine eige-
schmissen. Dann Bett machen. Anziehen                nen Klamotten an. Dann ist Freizeit. Um halb
(Schuluniform: Graue Hose oder Rock, wei-            3 beginnen die Hausaufgabenstunden bis um
ße Bluse, schwarze Schuhe), im Waschraum             16 Uhr. Wir können die Hausis in unseren
waschen, Frühstücken im großen Speisesaal.           Zimmern machen. Frau Grub "Grubi", unsere
Zum Frühstück gibts Cornflakes, Müsli, Brot,         Erzieherin, geht rum und kontrolliert.
Brötchen und so. Danach Zähne putzen und             Dann wieder Freizeit. Es gibt AG's, z.B. Tan-
ab zur Schule. Die                                                             zen, Theater, Com-
Schule fängt um 7                                                              puter, Sport. Wir
Uhr an. Wir müs-                                                               können auch
sen nur über eine                                                              Schwimmen oder
kleine Brücke lau-                                                             machen, was wir
fen, das dauert 2                                                              wollen. Mittwoch
Minuten, dann sind                                                             nachmittags ist
wir schon da. Wir                                                              Stadtgang. Immer zu
sind 23 Schüler,                                                               zweit dürfen wir los-
mehr Mädchen als                                                               ziehen. Es macht
Jungen.                                                                        Bock, in der großen
   Wir haben fast                                                              Shopping-mal rum-
dieselben Fächer                                                               zushoppen. Hier in
wie in Deutsch-                                                                Windhoek leben
land, auch deutsche                                                            auch viele Schwarze.
Schulbücher. Zu-                                                               Um halb sieben ist
sätzlich die Fächer           Namibia   liegt ganz im Süden  Afrikas          Abendessen.   Ab 19
Geschichte, Compu-                                                            Uhr machen wir meist
ter, Töpfern und Schwimmen. Mein Ge-                 was  zusammen   im  Gemeinschaftsraum,     oft
schichtslehrer ist 'ne Schnarchnase. Die Eng-        auch  Fernsehen  oder Filme  gucken.  Um   21
lischlehrerin spricht auch nur Englisch mit          Uhr müssen wir im Bett sein, dann wird das
uns, der Englischunterricht ist genauso wie          Licht ausgemacht. Meistens quatschen wir
bei uns der Deutschunterricht. Wir lesen ein         aber noch lange und am Wochenende auf der
Buch so wie "Wiebke und Paul". .Ich komme            Farm kann ich dann so richtig schön aus-
oft ins Schwitzen, weil ich nicht so viel ver-       schlafen.
stehe, denn die sprechen hier alle perfekt           Gut finde ich, dass man immer mit seinen
Englisch.                                            Freunden zusammen ist und jede Menge
   Uebrigens, manchmal komme ich mir vor             Spaß hat. Aber manchmal habe ich Heimweh
wie in den 50er Jahren. Wenn der Lehrer o-           nach Deutschland und vermisse meine Freun-
der die Lehrerin reinkommt, müssen alle              de.
Schüler aufstehen und "Guten Morgen" sa-             Die Sprache Afrikaans ist witzig, hört sich an
gen. Im Unterricht darf nicht gequatscht wer-        wie Holländisch.
den, die sind hier strenger, aber wir schreiben      Lekker Dag! Bye bye
immer Briefchen. Um 13.10 Uhr haben wir
                                                                                               Isabel
Schule aus, jeden Tag 8 Stunden!!! Würg!!.

Nach Schulschluss gibts gleich Mittagessen
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002                                                  Seite 65

          Russlandaustausch—die zweite!

Fast ein Jahr nach unserem Besuch im fer-        einen riesen Spaß, die neue Achterbahn „
nen Russland war es nun so weit, dass unse-      Silverstar“ (die größte in Europa) begeisterte
re russischen Freunde aus Oriol uns besu-        jeden, der sich getraut hatte, sie zu fahren.
chen kommen würden, und wir freuten uns          Doch auch die „kleineren“ Attraktionen rie-
auf 10 Tage Spaß. Von diesen 10 Tagen soll-      fen gute Stimmung und später auch große
ten wir 4 in Kröckelbach verbringen, so fuh-     Müdigkeit hervor.
ren also am Dienstagmorgen alle ganz früh        Als wir dann um ca. 21.00 Uhr in Kröckel-
mit dem Bus nach Kröckelbach im Oden-            bach ankamen und fast jeder 2-3 Stunden
wald, wo wir alles für die Russen vorbereite-    Schlaf im Bus absolviert hatte, saßen wir in
ten. Nachdem wir eingekauft, die Häuser          großen Gruppen zusammen und feierten
und Betten bezogen hatten und eine erste         noch bis in die Nacht, natürlich ohne jegli-
Mahlzeit für die nach 2 Tagen Busfahrt total     che Drogen). Am Donnerstag war dann erst
ausgehungerten Russen gemacht hatten, hieß       mal „ausschlafen“ bis 10-11 Uhr angesagt,
es erst mal warten. Wir vertrieben uns die       diese Zeit nahmen sich auch alle, bis auf die
Zeit mit Fußball spielen und vielen alten Ge-    kleinen Schüler der Musikschule, die um
schichten aus Russland, die wir uns gegen-       8.00 bereits Tischtennis spielten, sehr zu
seitig unter den Russlandveteranen oder den      Herzen. Den gesamten Donnerstag hatten
Leuten, die erst neu zur Gruppe dazugesto-       wir frei, wir gingen um die Mittagszeit ein-
ßen waren, erzählten. Zeit hatten wir reich-     kaufen und beschäftigten uns dann mit der
lich, erfuhren wir doch um 12.00 Uhr mit-        Vorbereitung des internationalen deutsch-
tags, dass die Russen gerade erst die polni-     russischem Abendessens. Dies taten alle mit
sche Grenze überquert hatten und erst in ca.     großer Hingabe, weil auf den schönsten, le-
10 Stunden bei uns sein würden.                  ckersten und kreativsten Tisch ein Preis aus-
Meiner Meinung nach war diese Zeit jedoch        gesetzt war. Herr Grünleitner zog durch die
sehr gut, diente sie doch dazu, dass wir unser   Häuser, um all die schön gedeckten Tische
alte Gruppengemeinschaft aus Russland            mit den köstlichsten Köstlichkeiten aus dem
schnell wieder hergestellt hat-
ten und die Neulinge sich
schnell integrieren konnten.
Um 1.00 Uhr in der Nacht war
es dann so weit, dass wir unse-
re Freunde aus Russland in die
Arme schließen konnten. Nun
war bei den meisten jede Mü-
digkeit verflogen und man saß
in den Häusern zusammen, aß
noch eine Kleinigkeit, bis es
dann um 3-4.00 nachts hieß: „
Mach die Funzel aus“ (D.
Wohlgemuth).
Am nächsten Morgen fuhren
wir dann, zwei Stunden später
als geplant, in den Europa-Park
nach Rust. Hier hatten wir alle
                                         Russisch-deutsches Festmenü im Männerhaus
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           Russlandaustausch—die zweite!
Osten und zünftigsten Speisen aus dem deut-    Und wir hoffen, dass es unseren Gästen ge-
schem Lande, mit seiner Digitalkamera zu       nau so viel Spaß gemacht hat wie uns da-
fotografieren. Jeder hatte sein bestes gege-   mals.
ben und es war schwer, eine eindeutige Ent-    Am Donnerstag um 6.00 Uhr morgens, am
scheidung zu treffen.                          OF-Rathaus, flossen dann die Abschiedsträ-
Nach dem umfangreichen Abwasch ließen          nen in Strömen, war doch jedem klar, dass
wir dann unseren letzten gemeinsamen A-        wir unsere liebgewonnenen Freunde aus
bend in Kröckelbach alle zusammen ausklin-     Russland wahrscheinlich so schnell nicht
gen. Dieses Ausklingen zog sich über meh-      wieder sehen würden.
rere Stunden bis ins Morgengrauen hin. So      Wir werden uns alle mit einem gutem Ge-
kann man sich vorstellen, wie begeistert wir   fühl an die Zeit mit den Russen aus Oriol zu-
waren, unsere Häuser bis 9.30 räumen zu        rückerinnern, wir alle hatten viel Spaß mit
müssen, aber auch diese Aufgabe meisterten     ihnen und haben außer dem Spaß noch viele
wir und fuhren so schließlich um 10.00 Uhr     wichtige Dinge für unser weiteres Leben
in Richtung Offenbach los, wo wir noch 6       mitgenommen. Hoffentlich geht unser Aus-
schöne Tage mit unseren russischen Gästen      tausch noch weiter, und zu den Schülern in
in unseren Familien verbrachten. Wir trafen    den unteren Klassen kann ich nur sagen: „
uns meist in Parks oder unternahmen Aus-       Macht mit beim Austausch, das ist eine su-
flüge nach Frankfurt und Offenbach, ähnlich    per Sache “.
wie wir es damals im Oriol gemacht haben.
                                                                         Dennis Frieß, 10c

Neben Offenbach wurde auch Frankfurt besichtigt: Gruppenbild vor dem Palmengarten
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            Russlandaustausch—die zweite!

      Empfang im Rathaus: Bürgermeister Wildhirt lud die Schülerinnen und Schüler
                      der beiden Schillerschulen ins Rathaus ein.

   Mit dem „Offen-
  bach-Orjol“-Lied,
    das beim allerer-
    sten Schüleraus-
tausch entstand und
  immer weiter ent-
 wickelt wurde, be-
 gann der Abend in
         der Aula der
      Schillerschule.
   Der Saal war bre-
chend voll, da nicht
    alle nur Teilneh-
  mer, sondern auch
    viele Eltern, Be-
kannte und Mitglie-
     der des Klubs „
   Offenbach-Orjol“
  gekommen waren.
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            Russlandaustausch—die zweite!

 Besonders gelungen war der Doswidanije-         schurina, Aleksandr Dudkin, Anastasia Iwano-
 Abend in der Schillerschule.                    wa und Wladimir Awilow Stücke von Tschai-
                                                 kowskij, Prokofjeff, Rachmaninow und Cho-
 Die Tanzgruppe der Schillerschule Offenbach
                                                 pin vorspielten. Wer gehört hat, wie diese 12
 geleitet von Frau Bühler (sie stammt übrigens
                                                 bis 15-jährigen Musiker/innen spielen, der ver-
 auch aus Orjol), begeisterte wie immer das
                                                 steht, warum die weltbesten Pianisten fast alle
 Publikum. Tatjana Sidorowa begleitet von A-
                                                 aus Russland kommen.
 leksandr Dudkin, trug das bekannte „Kalinka“
 vor und wurde dabei zur Überraschung aller      Am Ende des Abends konnten alle Teilnehmer
 von Schülerinnen und Schülern der Klasse 5c     noch einmal die kulinarischen Höhepunkte des
 unterstützt, die, motiviert von der Russisch-   Schillermenüs genießen: Herr Reimann, Herr
 Referendarin, Frau Fischer, im Schnellkurs      May, Frau Engelhardt und die vielen Schüle-
 Russisch lernten um überzeugend mitsingen zu    rinnen und Schüler des Schillermenüs taten ihr
 können.                                         Bestes, um die Gäste zufrieden zu stellen.
 Atemlose Stille herrschte, als Anastasia Bat-   Nicht vergessen werden soll, dass der Schüler-
                                                 austausch in diesem Jahr von der Stadt Offen-
                                                 bach, der Stiftung „Westöstliche Begegnun-
                                                 gen“, dem Pädagogischen Austauschdienst, der
                                                 Stadtsparkasse Offenbach, und der Fa. Allessa-
                                                 Chemie gefördert wurde.
                                                 Allen Sponsoren sei an dieser Stelle herzlich
                                                 gedankt!
                                                 Den Organisatoren des Austausches, Frau
                                                 Scholz, Herrn Grünleitner und Herrn Walter,
                                                 fiel sichtlich ein Stein vom Herzen, als die
                                                 Gäste am 30.5. um 6 Uhr früh vor dem Rat-
                                                 haus zufrieden aber tränenreich verabschiedet
                                                 wurden und sich auf die mehr als 40-stündige
                                                 Rückfahrt in ihre Heimatstadt Orjol machten.
Schulleiter Thomas Findeisen neben dem Bür-
germeister von Orjol, Herrn Krapiwtschenkow
und Schulamtsdirektor Schatochin
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002                                                    Seite 69

                       Besuch in Strassburg

        Die Französisch-SchülerInnen auf dem Platz vor dem Straßbuger Münster

Die Französischkurse von Frau Klöppel und        Gemeinsam liefen alle durch die Stadt bis
Frau Radloff aus der 10.Klasse beschlossen       zum Straßburger Münster. Von dort aus
für einen Tag nach Straßburg zu fahren. Am       trennte sich die Klasse, um in kleineren
23.März um 7.00Uhr war Abfahrtszeit vor          Gruppen weiter zugehen. Jeder konnte be-
der Schillerschule. Alle Schüler kamen           sichtigen, was ihn interessierte, aber keiner
rechtzeitig an, außer eine Schülerin, die lei-   durfte alleine losziehen. Die meisten gingen
der verschlafen hatte und auch alles verpass-    in die Fußgängerzone, wo man Geschäfte,
te. Herr Thomas begleitete die Klasse und        Cafés und einen McDonald findet. Nur die
die zwei Lehrerinnen.                            Hamburger im McDonald waren nicht so gut
                                                 wie in Deutschland. Am schwierigsten war
Die Busfahrt dauerte ungefähr 3 Stunden.
                                                 es wenn jemand etwas kaufen oder fragen
Jeder vertrieb seine Zeit mit Musik hören,
                                                 wollte, denn man musste Französisch reden
reden oder schlafen.
                                                 und das fiel nicht immer leicht.
50 km vor der französischen Grenze, wurde
                                                 In Straßburg gibt es übrigens viele dunkel-
eine kleine Pause an einer Raststätte einge-
                                                 häutige Händler, die versuchen Schmuck,
legt. Nach einer halben Stunde Fahrt, fuhren
                                                 Sonnenbrillen oder Gürtel zu verkaufen. Der
wir in Straßburg ein. Als alle am Busbahn-
                                                 Busfahrer warnte schon während der Fahrt
hof ausstiegen, bemerkte jeder das schlechte
                                                 vor, dass man gut handeln muss, damit man
Wetter, aber davon lässt man sich nicht die
                                                 nicht zu viel zahlt. Die Stadt ist voll von sol-
Laune verderben.
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                      Besuch in Strassburg

chen Händlern, die schon kommen, wenn
man sie nur anguckt.
Gegen 12.15 Uhr gab es eine Besichtigung
im Straßburger Münster. Danach hatten die
Schüler wieder Freizeit bis 16.00 Uhr. Diese
Zeit wurde genutzt, um einkaufen zu gehen
oder auch etwas zu essen. Leider regnete es
die meiste Zeit und es war ziemlich kalt. Um
16.00 Uhr liefen alle gemeinsam zurück zum
Bus und gegen halb acht kam der Bus in Of-
fenbach an.
Der Tag in Straßburg war sehr aufregend
und wäre das Wetter besser gewesen, dann
hätte es noch mehr Spaß gemacht.
                   Manda Gasparevic, 10c

             Sehenswert: Das weltberühmte
                    Strassburger Münster

    Fundus-Team sucht nachfolger!

  Liebe Schülerinnen und Schüler,

  nach vier Jahren erfolgreicher Arbeit, verabschiedet sich das Fundus-Team aus
  der 10.Klasse in diesem Halbjahr. Wir würden uns freuen wenn jemand für den
  Theater Fundus Interesse hätte, um im neuen Schuljahr an der Servicegruppe teil-
  zunehmen.
  Es wäre schön, wenn 3-5 Schüler/innen den Fundus weiterführen würden.
  Ihr solltet Spaß daran haben, aber auch etwas Geduld und Lust mitbringen.
  Bei weiteren Fragen oder interessierten Schüler/innen, wendet ihr euch an Frau
  Helm.
                                                             Eurer Fundus-Team
                                                           Katarina Jovanovic,10c
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002                                                   Seite 71

                Gibt es berechtigte Gewalt?

Täglich sehen wir die Spirale der Gewalt im Fernsehen und den Zeitungen. Beide
Seiten rechtfertigen ihr Verhalten jeweils mit dem Verhalten der anderen. Lisa
Sponsel untersucht im nachfolgenden Artikel die Frage, ob es denn „berechtigte“
Gewalt geben könne oder nicht.

1. Geschichtlicher Abriss
Vor ca. 2000 Jahren lebten in Pa-
lästina viele verschiedene Völker
und Stämme. In Folge vieler Aus-
einandersetzungen wurden die
Menschen mit jüdischem Glauben
vertrieben und über ganz Europa
und die Welt verteilt.
Seit dem 20. Jahrhundert fordern
die Zionisten (eine jüdische politi-
sche Bewegung, die die Neube-
siedlung Palästinas und die Eini-
gung der Juden als Volk wünscht)
einen eigenen Staat in Palästina.
Juden wanderte daraufhin massenhaft                  Quelle: www.dkp-dl.BIL.arc2.htm
in Palästina ein und vertrieben die dort leben-
de arabische Bevölkerung. Sie müssen seither      Die Palästinenser beanspruchen ebenfalls Je-
in dort eingerichteten Lagern leben. 1948         rusalem als ihre Stadt. Sie fühlen sich aus ih-
gründeten die Juden den Staat Israel. Die mi-     rem Land vertrieben, ihrer Stadt Jerusalem
litärisch stark überlegenen Israelis kämpfen      beraubt und durch die ständige israelische
gegen die Palästinenser. Die Palästinenser        militärische Übermacht bedroht und unter-
fühlen sich durch die Israelis aus ihrem eige-    drückt. Die Siedlungspolitik auf den Golan-
nen Land verdrängt.                               höhen durch die Israelis ist eine permanente
                                                  Provokation. Die militärische Unterlegenheit
                                                  gibt den Palästinensern keine Chance den ü-
2. Was sind die Interessen und Empfin-
                                                  bermächtigen Israelis Widerstand zu leisten.
dungen der beiden Seiten ?
                                                  Die weltweit pro israelische Einstellung lässt
Die Israelis wollen Jerusalem als Hauptstadt      die Palästinenser sich ungerecht behandelt
und Jesu' Geburtsstadt vollständig besitzen       und unverstanden fühlen. Sie wünschen sich
und regieren, und nicht mit den Palästinen-       ihr Land zurück. Die Vertreibung der Palästi-
sern teilen. Die Palästinenser mit ihrem ande-    nenser durch die Israelis ist ähnlich, wie die
ren Glauben sollen jenseits der Grenzen von       Vertreibung der Israelis in der Vergangenheit
Israel leben und möglichst keinen Zugang          aus dem selben Gebiet. Was ihnen angetan
mehr zu Israel haben. Palästina wird von Is-      wurde, tun sie gleichermaßen den Palästinen-
rael nicht als eigener Staat anerkannt, genau     sern an und behaupten, das sei gerechtfertigt.
so wenig, wie ihr Anführer Arafat als ihr An-     Arafat wurde von den Israelis unter Hausar-
führer anerkannt wird.                            rest gesetzt. Das stellt für das palästinensi-
Seite 72                                                   Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002

                Gibt es berechtigte Gewalt?

sche Volk eine Demütigung und Erniedri-           auf diese Tat. Schließlich hat der Attentäter
gung dar.                                         den Weg ins Paradies gefunden.
3. Wie setzen die beiden Seiten ihre Inte-        4. Gibt es berechtigte Gewalt ?
ressen durch ?                                    Gewalt führt zu Gegengewalt. Wer hat ange-
Die Israelis setzen ihre Interessen mit militä-   fangen ? Wer muss zu erst aufhören ? Wer ist
rischer Gewalt durch. Nach Besetzung der          Täter, wer ist Opfer ? Wen kann man schließ-
Golanhöhen (eigentlich palästinensisches Ge-      lich zur Rechenschaft ziehen ? Auf diese Fra-
biet) und Besiedlung durch israelische Sied-      gen gibt es keine eindeutige Antwort. Was ist
ler beispielsweise wurden mit Gewalt Ge-          Gewalt ? Ist Demütigung bereits Gewalt
bietsansprüche durchgesetzt. Israel wird welt-    (verbale Gewalt) oder beginnt Gewalt erst
weit von im Ausland lebenden reichen Bür-         mit dem Einsatz von Waffen ? Wenn die De-
gern jüdischen Glaubens finanziell unter-         finition von Gewalt schon schwer fällt, ist es
stützt. Bis vor kurzem war auch die wirt-         um so schwerer zu sagen, wer wann angefan-
schaftliche Lage sehr gut. Das führte zu ho-      gen hat. Die Gewaltspirale anzuhalten ist un-
hen Steuereinnahmen, die zu einem großen          möglich. Kinder, die selbst verletzt wurde o-
Teil in die Rüstung gesteckt wurden. Deshalb      der Eltern oder Geschwister verloren haben,
ist Israel eine sehr starke militärische Macht.   vielleicht sogar zusehen musste, wie Eltern
Stimmen gegen Israel gibt es weltweit fast        oder Geschwister erschossen wurden, sind
nur von arabischen Staaten. Reiche Amerika-       später eher bereit sich zu rächen.
ner jüdischen Glaubens haben großen Ein-          Angehörige einer Hochzeitsfeier, die von ei-
fluss in der amerikanischen Politik. Das er-      nem Attentäter in die Luft gesprengt wurde
klärt die pro israelische Einstellung von A-      und die ihre nächsten Verwandten und Freun-
merika. Deutschland auf der anderen Seite         de sterben gesehen haben, werden immer den
getraut sich nicht auf Grund seiner Vergan-       Kampf gegen mögliche Terroristen unterstüt-
genheit Kritik an Israel zu üben. Auch andere     zen.
europäische Länder sind unsicher. Dieser Si-
tuation ist sich Israel bewusst und nutzt das     Auf der einen Seite stehen terroristische An-
aus.                                              schläge einzelner Personen, bei denen die Zi-
                                                  vilbevölkerung zu Schaden kommt. Auf der
Da die Palästinenser kein vergleichbares          anderen Seite stehen Bombardierungen ein-
Militär haben, wie Israel (z.B. keine Luftwaf-    zelner Häuser, von Hubschraubern aus, von
fe, kaum Panzer oder ähnliches schweres           einer Regierung aus angeordnet, mit angeb-
Kriegsgerät) können sie nur mit Terroristen       lich nur dem Ziel, ausschließlich Terroristen
großen Schaden anrichten und sich auf diese       zu töten. Das hat den Anschein einer „
Art gegen Militäranschläge wehren. Die per-       legitimen" Aktion, weil eine „ordentliche"
manente Unterdrückung, sowie die Demüti-          Regierung dahinter steht. Wie viele unschul-
gung führen zu permanenter Wut und den            dige Zivilisten dabei um kommen, wird nicht
Drang zur Rache. Der Glaube, dass man             erwähnt. Ob sich überhaupt ein Terrorist in
durch den Tod bei einer Heldentat wie zum         dem getroffenen Haus aufhielt weiß niemand,
Beispiel ein Attentat in das Paradies kommt,      weder das Militär, noch die Berichterstatter.
wird benutzt, um Selbstmordattentäter zu fin-
den. Attentäter werden jahrelang ausgebildet      Nein, Gewalt ist nie berechtigt. Aber die Ur-
und auf ihre „Mission" vorbereitet. Die Trau-     sachen für Gewalt sind im Moment, wo Ge-
er am Tod eines Angehörigen, der als Atten-       walt ausgeübt wird verständlich. Wut und
täter stirbt, wird überdeckt durch den Stolz      Ohnmacht kann dazu führen, dass Menschen
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002                                                             Seite 73

                   Gibt es berechtigte Gewalt?

      Quelle: www.badil.org/ressources:/.../jer/intifada

Gewalt ausüben gegen andere. Wo Gewalt                     Durch diese Gewaltanwendung schützt sich
gesät erntet man auch wieder Gewalt. Die                   Israel vor weiteren Angriffen. Berechtigte
Anwendung von Gewalt kann keinen Kon-                      Gewalt ?
flikt lösen.                                               Ob Gewalt berechtigt ist oder nicht, kann
Eine andere Situation:                                     nicht eindeutig bestimmt werden. Das wäre
                                                           zu einfach.
A greift B mit einer Waffe an. B wehrt sich
und erschlägt A im Kampf. B hat also Ge-                   Es gibt immer mehrere Sichtweisen. Israel
walt auf A ausgeübt. Hätte er das nicht ge-                stellt seine Aktion als gerechtfertigt dar, weil
tan, wäre er vermutlich umgekommen. Ist                    es dem eigenen Schutz dient. Die Palästinen-
Gewalt zur Verteidigung gerechtfertigt ?                   ser drohen so lange mit Attentaten, bis Israel
                                                           alle Angriffe stoppt, würde man eine
Israel rückt mit Panzern in Palästina ein und
                                                           Schiedsrichtermacht einschalten, die darauf
besetzt Gebiete. Dabei kommt es zu Schie-
                                                           aufpassen soll, dass weder Israelis, noch Pa-
ßereien. Die Palästinenser fürchten, von den
                                                           lästinenser Anschläge ausüben, müsste sie
israelischen Soldaten getötet zu werden und
                                                           auch Gewalt androhen oder ausüben, wenn
schießen zurück. Sie über Gewalt aus! (?)
                                                           eine der beiden Parteien die Grenze über-
Ein palästinensischer Selbstmordattentäter                 schreiten würde. Ist das gerechtfertigte Ge-
sprengt sich in einer Bar in die Luft. Israelis            walt?
sterben. Israel beschließt, palästinensische
Attentäter zu jagen und umzubringen, um                                                Lisa Sponsel, 10c
weitere Terroranschläge zu vermeiden.
Seite 74   Der Maulwurf, Nr. 37, Juni 2002

                    Quelle: Stadtplanungsamt Offenbach
Der Maulwurf, Nr. 37 Juni 2002   Seite 75
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