Aktive Lehr-Lern-Kultur - Bildungsjournal der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe 8. Jahrgang 2021 - Pädagogische Hochschule Karlsruhe
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Bildungsjournal der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe 8. Jahrgang 2021 Eine aktive Lehr-Lern-Kultur ist Prädikat und Markenzeichen des Studien angebots an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Bei der Umsetzung hat sie in den vergangenen Jahren willkommene Unterstützung durch ein Hochschulentwicklungsprojekt erhalten, welches im bundesweiten Qualitäts- pakt Lehre gefördert wird. Von den Erträgen dieses Karlsruher Projekts, das „Bildungsinitiative L2: Für eine aktive Lehr-Lern-Kultur“ heißt, berichtet die aktuelle Ausgabe. Einblicke in den digitalen Lehr- und Forschungsalltag während der Pandemie geben wir in der Rubrik IM FOKUS. Daneben erinnern wir an zwei Jubiläen, die umständehalber nicht gefeiert werden konnten. „MiniMa“, die mathema- tische Machmit-Werkstatt, bringt seit nunmehr zehn Jahren Kita-Gruppen und Grundschulklassen an die Hochschule. Ebenfalls in seinem zehnten Jahr ist der erfolgreiche interdisziplinäre Masterstudiengang „Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit“. In der Rubrik PERSPEKTIVEN erfahren Sie mehr über die aktuellen Veröffent- lichungen der Lehrenden. Und in der Rubrik NACHGEFRAGT sprechen wir mit Dr. Anke Rigbers, Präsidentin des Statistischen Landesamts und zuvor Stif- tungsvorständin der evalag, über vom Bund und Land geförderte Programme und Projekte sowie deren Verankerung an den Hochschulen.
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, nach einer aktiven Lehr-Lern-Kultur strebt jede Bildungs- zuletzt natürlich vor allem für die zügige Umstellung auf Lukas Brand und Mutfried Hartmann steht der Übergang terview mit Anke Rigbers, die als Leiterin der Evaluations- einrichtung, und umso mehr in pandemischen Zeiten, die digitale Veranstaltungen. von einer verfahrens- und kalkülorientierten Mathematik agentur Baden-Württemberg (evalag) inzwischen zur Prä- zur Umstellung auf digitale Lehre zwingen. Die gegenwär- zur „Mathematikkompetenz“. Der Übergang stellt hohe sidentin des Statistischen Landesamts berufen wurde. tigen Verhältnisse machen deutlich, wie wichtig – und wie Der Beitrag „Tutorinnen und Tutoren im Zentrum der Anforderungen und macht eine tutorielle Begleitung wün- voraussetzungsreich – der offene, regelmäßige Austausch Hochschulinitiative“ von Max Bauer, Maresa Coly, Johann- schenswert. Die Anforderungen spiegeln sich auch in der Über die Projektarbeit hinaus erfahren Sie auch in dieser der Lehrenden und Lernenden über Studieninhalte, Stu- Frédéric Freund, Udo Grün, Rebecca Sommer und Silke Traub Qualifikation fürs Tutorenamt. Die fortgeschrittenen Ausgabe Neues aus dem Lehr- und Forschungsalltag der dienbedingungen und Prüfungsanforderungen ist, gleich würdigt die Mitwirkung der über dreihundert Tutorinnen Semester fungieren zunächst als „Hilfstutor(inn)en“, be- Hochschule. Lehrende schildern interaktive Online-For- ob er online oder offline stattfindet. und Tutoren, die sich bislang für das – inzwischen bundes- vor sie in die begleitete und in die eigenverantwortliche mate und stellen ihre aktuellen Veröffentlichungen vor. weit bekannte – „Karlsruher Tutorentraining“ am Lehr- Übungsleitung wechseln. Schließlich erinnern wir an zwei Jubiläen, die an der Hoch- Eine aktive Lehr-Lern-Kultur bleibt Prädikat und Mar Lern-Zentrum entschieden haben. Dabei zeigt die Evalua- schule umständehalber nicht recht gefeiert werden konn- kenzeichen des Studienangebots an der Pädagogischen tion deutlich, dass die Tutorinnen und Tutoren für ihre Die Bildungsinitiative als kollegiales Projekt beschreiben ten. „MiniMa“, die mathematische Machmit-Werkstatt, Hochschule Karlsruhe. Bei der Umsetzung hat sie in den Aufgaben an der Hochschule und ebenso für ihre spätere Udo Grün, Silke Traub und Brigitte Übel gemeinsam mit bringt seit zehn Jahren Kita-Gruppen und Grundschul vergangenen Jahren willkommene Unterstützung durch Berufstätigkeit hinzugewinnen. Marianne Soff in „Die Entwicklung der Hochschullehre im klassen an die Hochschule. Ebenfalls in seinem zehnten ein Hochschulentwicklungsprojekt erhalten, welches im kollegialen Austausch“. Sie erinnern an die gute Tradition Jahr ist der interdisziplinäre Masterstudiengang „Inter bundesweiten Qualitätspakt Lehre gefördert wird. Von den Anne Frenzke-Shims und Kristina Matschkes Aufsatz zur hochschuldidaktischer Arbeitsgruppen vor dem Qualitäts- kulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit“, der Erträgen dieses Karlsruher Projekts, das „Bildungsinitia- „Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren im Fach pakt, zeigen ihren Ausbau im Projektverlauf und skizzieren sich bei Studierenden aus Nah und Fern einer ungebrochen tive L2: Für eine aktive Lehr-Lern-Kultur“ heißt, berichtet Deutsch“ steht dafür, wie die Idee von der aktiven Lern Gelingensbedingungen für die zukünftige Arbeit auf kol- starken Nachfrage erfreut. die aktuelle Ausgabe. kultur an der Hochschule weite Kreise gezogen und Fächer legialer Basis. mit hohen Studierendenzahlen dazu veranlasst hat, eigene Die Autorinnen und Autoren legen dabei einen klaren Schulungsangebote zu entwickeln. Die Autorinnen betonen Dass die Zusammenarbeit nicht auf Karlsruhe beschränkt Schwerpunkt auf die Tutorienarbeit. Der Grundgedanke die Rolle der Tutorinnen und Tutoren „zwischen den Peers ist, dokumentiert der Gastbeitrag von Dennis Schäffer und des Projekts ist, dass Tutorinnen und Tutoren einen bedeut- und den Lehrenden“ und zeigen, wie es ihnen gelingen Bettina Eller-Studzinsky: „Innovationen in die Fläche tra- samen Beitrag zu dieser „Kultur“ des Lehrens und Lernens kann, den Studierenden das „Grundlagenwissen Deutsch“ gen: PraxiS OWL“. Das Projekt an der Technischen Hoch- leisten. Ihre eigenen Studienerfahrungen sind taufrisch. näherzubringen: in der Sprachdidaktik, der Lesedidaktik schule Ostwestfalen-Lippe ist vom Projektträger als beson- Zugleich stehen sie den Lerngewohnheiten und Lebensver- und der Literaturwissenschaft. ders zukunftsträchtiges Angebot ausgewählt worden, wie hältnissen der aktuellen Studierendengeneration am nächs- das Projekt in Karlsruhe. Daraus ergab sich der Kontakt ten. Tutorielle Veranstaltungen sind dabei um so ergiebiger, Ein Qualifikationsangebot, welches Präsenzphasen des und das hochschulübergreifende Gespräch zum Transfer je mehr sie Gelegenheiten zur individuellen und gemein- Karlsruher Tutorentrainings nutzt und um eine forschungs- und zur Verstetigung von Lehrinnovationen. samen Auseinandersetzung mit dem Lehrangebot schaffen. orientierte Qualifizierung erweitert, stellen Petra Panenka, Prof. Dr. Klaus Peter Rippe und Udo Grün Anne Pfeifer und Olga Kunina-Habenicht vor. In „Die Bedeu- Der Qualitätspakt Lehre läuft bald aus. Zentrale Neuerun- Das Förderprojekt setzt deshalb auf eine gründliche, praxis tung von Forschungsmethoden für den Theorie-Praxis- gen der Bildungsinitiative, deren Leitung zuletzt in den begleitende Qualifikation der Tutorinnen und Tutoren, die Transfer“ zeigen die Autorinnen, dass die Tutorinnen und Händen des Prorektors für Studium und Lehre, Prof. Dr. über zwei Semester reicht. Sie wird in mehreren „Teilpro- Tutoren auch aus dieser erweiterten Qualifizierung nicht Christian Gleser lag, wird die Pädagogische Hochschule jekten“ angeboten und findet großen Zuspruch unter den nur für die „Theorie“ lernen – und für die Begleitung junger Karlsruhe verstetigen. Die vorliegende Ausgabe von DIALOG Studierenden. Viele Kolleginnen und Kollegen bestärken Studierender bei ihren ersten forschungsorientierten Arbei- bietet darum nicht nur einen Rückblick auf eine gelungene sie darin. Sie begleiten die Initiative auch hochschuldidak- ten –, sondern daraus „persönlich und beruflich profitieren“. Projektarbeit, sondern markiert gute Gelegenheiten, sich tisch oder tragen individuell zum Projektziel bei – zum weiter gemeinsam für eine aktive Lehr-Lern-Kultur stark Beispiel in „Microprojekten“, in denen sie die tutorielle Im Mittelpunkt des Beitrags „Qualifizierung von Tutorinnen zu machen. Die Bedeutung kontinuierlicher, kollegialer Unterstützung zur Einführung neuer Lehrformate nutzen, und Tutoren im Fach Mathematik“ von Benedikt Mattes, Hochschulentwicklung in der Lehre unterstreicht das In- 2 EDITORIAL 3
2 Editorial 6 AKTIVE LEHR-LERN-KULTUR: Bildungsinitiative L2 Teilprojekt Tutorentraining | Teilprojekt Lernberatung 8 Tutorinnen und Tutoren im Zentrum der Hochschulinitiative Teilprojekt Tutorenqualifikation Deutsch 16 Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren im Fach Deutsch Teilprojekt Wissenschaftliches Arbeiten und Denken 22 Die Bedeutung empirischer Forschungsmethoden für den Theorie-Praxis-Transfer Teilprojekt Tutorenqualifikation Mathematik 28 Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren im Fach Mathematik Teilprojekt Hochschuldidaktik 34 Die Entwicklung der Hochschullehre im kollegialen Austausch Gastbeitrag aus dem Qualitätspakt Lehre 42 Innovationen in die Fläche tragen: PraxiS OWL 48 IM FOKUS 60 PERSPEKTIVEN 72 Nachgefragt bei Dr. Anke Rigbers Umschlag Impressum Microprojekte 15 Forschendes Lernen und Wissenschaftliches Arbeiten 21 „Singlish“ – Englisch lernen mit Musik, Bewegung, Tanz & Spiel 27 Geländearbeit im Sachunterricht 33 Der Lernort „Sprachwerkstatt Französisch“ 41 Thematisches Tandem – ein digitales Interaktionsprojekt 53 Karlsruhe postkolonial Inhalt 65 Heilkräuter in Poesie und Botanik 67 Beyond the classroom 69 Musikgeschichte didaktisch aufbereiten 77 Generationenübergreifende Hybridlehre
Max Bauer / Maresa Coly / Johann-Frédéric Freund / Udo Grün / Rebecca Sommer / Silke Traub Teilprojekt Tutorentraining | Teilprojekt Lernberatung Tutorinnen und Tutoren im Zentrum der Hochschulinitiative ABSTRACT staltungen anbot. Anders als früher waren es nun aber vorwiegend Studierende, höhere Semester, welche die Die Bildungsinitiative L2 stellt in Karlsruhe erstmals den Bei- Tutorien durchführten. So lag es nahe, diese Studierenden trag der Tutorinnen und Tutoren zur Lehre und zum Studium auch didaktisch und methodisch für ihre Tutorienarbeit in den Mittelpunkt eines Förderprojekts. Deren Einsatz in zu qualifizieren, zumal an einer bildungswissenschaftli- Begleit- und Übungsveranstaltungen, in der Lernberatung chen Hochschule. Ein Konzept, das sich am lange bewähr- Peer-to-Peer, für selbst- und mitgestaltete Einführungskurse, ten Weingartener und Karlsruher „Kontaktstudium Er- für Workshops und Lehrprojekte macht sie zu change agents wachsenenbildung“ ausrichtet (Wahl 2006, vgl. Traub der „Verbesserung der Studienbedingungen und der Qualität 2020), bildet deshalb seit 2008 die Basis des freiwilligen in der Lehre“, welche sich der Qualitätspakt Lehre des BMBF zentralen Trainings. Es wird praxisbegleitend zur Tuto- zum Ziel gesetzt hat. Hierfür erhalten die Tutorinnen und rentätigkeit angeboten und erstreckt sich über zwei Se- Tutoren eine anspruchsvolle, praxisbegleitende Qualifizie- mester. Die Teilnehmenden setzt es Schritt für Schritt in rung, die als „Karlsruher Tutorentraining“ auch bundesweit Stand, Tutorien fundiert zu planen und sie abwechslungs- Beachtung findet. reich und effektiv zu gestalten. An dieser – im Jahr 2010 mit dem Hochschullehrpreis For the first time in Karlsruhe, a university program with ausgezeichneten – Grundidee hat sich seither nichts ge- government support emphasizes tutors’ contributions to ändert. Und doch ist vieles anders geworden in den acht Higher Education. Through their engagement in tutorials Jahren, in denen das Tutorentraining zum Kernstück und and practice sessions, peer learning, self-designed and co- Motor des bis dahin größten Förderprojekts an der Päd- designed introductory courses, workshops and innovative agogischen Hochschule Karlsruhe wurde. teaching projects, tutors become change agents for the “improvement of study conditions and of teaching quality,” which is the goal of the “Qualitätspakt Lehre,” the federal program funding this learning initiative. For this purpose, DAS ZENTRUM DER HOCHSCHULINITIATIVE the tutors receive a thorough qualification, the "Karlsruher Tutorentraining," which is recognized nationwide. Die Förderung mit Bundesmitteln ermöglichte es den In- itiatorinnen, jede Tutorenstunde, die von Fakultäts- oder Institutsseite bewilligt wurde, um eine weitere Stunde aufzustocken. Im Gegenzug durchliefen die Tutorinnen Die Grundidee der Karlsruher Bildungsinitiative reicht und Tutoren die Qualifikation vollständig und konnten noch etliche Jahre hinter den Qualitätspakt des BMBF auch nach deren Abschluss kofinanziert werden. Auf diese (2011-2020) zurück. Steigende Studierendenzahlen, grö- Weise wollte man Massenvorlesungen stärker entlasten, ßere Vorlesungen und Seminare, neue Studienmodule, betreuungsintensive Seminare qualifiziert begleiten und vielfältigere Lebensentwürfe und Lerngewohnheiten der generell die Zahl der Studierenden erhöhen, die an der Studierenden ließen auch in Karlsruhe die Zahl an Tuto- Hochschullehre mitwirkten. Die Initiative bezog im Früh- rien ansteigen, die man begleitend zu den Hauptveran- jahr 2012 ein gut ausgestattetes Lehr-Lern-Zentrum und AKTIVE LEHR-LERN-KULTUR 9
beschäftigte neue Mitarbeitende für die Trainingsleitung turiert war, selbst wenn man an der Kapazitätsgrenze ar- ÜBERZEUGENDE ERGEBNISSE „Die Bildungsinitiative war für und die Mittelverwaltung, aber auch für die Evaluation beitete. Denn nur so war es möglich, dass die Tutorinnen mich eine echte Chance. Im und Öffentlichkeitsarbeit. Denn zugleich sollte das neue und Tutoren ihre Trainingserfahrungen als Folie für ihre Evaluiert wurde das Karlsruher Tutorentraining fortlau- Tutorentraining habe ich Angebot dazu dienen, Lehrende und Studierende regelmä- eigenen Begleit- und Übungsveranstaltungen verwenden fend mithilfe von Fragebögen, die sowohl vor als auch nach Grundlagen erworben, die ich ßig und dauerhaft ins Gespräch zu bringen, über „die Ver- konnten: für ihre individuelle Kursentwicklung, für einen dem Training ausgegeben wurden. Die Ergebnisse der Eva- besserung der Studienbedingungen und der Qualität in reflektierten Methodeneinsatz, aber auch für ihren Um- luation stellen dem Qualifikationsangebot hinsichtlich der überall gut einsetzen konnte: als der Lehre“ (vgl. BLK 2010, in Wissenschaftsrat 2017) oder, gang mit den Studierenden („Pädagogischer Doppel Zufriedenheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Tutorin, als Referendarin, und vor allem auch in den Worten der Karlsruher Initiative: zugunsten einer decker“). exzellentes Zeugnis aus. Die Zufriedenheit spiegelt sich jetzt als Lehrkraft und Mentorin. Damit habe ich „aktiven Lehr-Lern-Kultur“. Mit der starken Konzentration des Förderprojekts auf nicht nur in der Gesamtbewertung, sondern auch in der schon zwei Lehramtsanwärter(innen) erfolgreich Schon in den ersten beiden Jahren der Projektlaufzeit die tutorielle Lehrpraxis und mit der konsequenten Um- Zufriedenheit mit der Struktur und dem Aufbau, den in- ausgebildet. Gerade für die neuen Kräfte ist es verdreifachten sich die Teilnehmendenzahlen, so dass man setzung eines didaktisch-methodischen Konzepts ist die haltlichen Schwerpunkten und der Betreuung durch die wichtig, das Gestalten von Lernumgebungen zu bald halbjährlich eine neue „Generation“ von Tutorinnen Hochschulinitiative ein Sonderfall im Qualitätspakt Lehre. Lehrenden. Auch zeigte sich in der abschließenden Bewer- und Tutoren in die Qualifikation aufnehmen konnte. Die Das Qualifikationsangebot ist als „Karlsruher Tutoren tung, dass die zu Beginn des Trainings durchaus hohen beherrschen, und den Einsatz kooperativer Mitarbeitenden am Lehr-Lern-Zentrum hatten alle Hände training“ darum bundesweit bekannt. Wohl auch deshalb Erwartungen an das Qualifizierungsprogramm erfüllt oder Methoden. Das hilft enorm, auch beim Classroom voll zu tun, den Trainingsplan aus sieben – heute fünf – fand die erste Tagung für alle Projekte im Qualitätspakt, gar übertroffen worden waren. Management. Obwohl ich eine zarte Person bin, ganztägigen Präsenzphasen, Tandems, begleiteten KOPING- die einen Schwerpunkt auf die Tutoren- und Mentorenar- Über die Analyse der Zufriedenheit mit dem Tutorentrai- gibt’s bei mir selten bis keine Unterrichts- Gruppen, aus Videolehrproben und der Abschluss-Super- beit legten, an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe ning hinaus interessierte im Zuge der Evaluation vor allem störungen. Das liegt an den Inhalten des Tutoren- vision zu verwirklichen (Abb. 1). Von einem erfolgreichen statt – in Kooperation mit den Universitäten RWTH Aachen, der Lern- und Kompetenzzuwachs der Teilnehmenden. trainings, an seiner didaktischen Planung, und Training hing wesentlich ab, ob man die Teilnahme an dem der Freien Universität Berlin und der Technischen Hoch- Primäres Ziel des Qualifizierungsprogramms ist es, die weiterhin freiwilligen Angebot stabil halten und mit der schule Mittelhessen. Und weil man schneller als andernorts Kompetenzen zur Gestaltung erwachsenengerechter Lern- an seinem Sandwich-Prinzip. Wenn ich heute Hochschulinitiative die erhoffte Breitenwirkung erreichen bereits Ergebnisse der Begleit-Evaluation vorlegen konnte, umgebungen, zur reflektierten Planung und zum selbst- zurückschaue, ist das Tutorentraining eine der konnte. blieb man auf verschiedenen Tagungen zur Hochschulent- gesteuerten Lernen zu erweitern. Tutorinnen und Tutoren Veranstaltungen, die mich schon im Studium wicklung und Hochschuldidaktik auch weiterhin gut im werden damit in die Lage versetzt, an ihre Studierenden für die Praxis weitergebracht haben.“ Gespräch. angepasste und optimierte Lernumgebungen zu gestalten 1 Lernklima 3 Koop. Methoden Die Auswertung am Lehr-Lern-Zentrum zeigte lange und zu einer aktiven Lehr-Lern-Kultur an der Pädagogi- Maren Hofmann vor Abschluss der ersten Förderphase (2012-2016), dass das schen Hochschule beizutragen. Die Ergebnisse (vgl. Abb. 2) war Tutorin in Mathematik 2 Kursarchitektur Präsenzphase 4 Didakt. Planung erweiterte Angebot von den Tutorinnen und Tutoren sehr zeigen, dass insbesondere die selbsteingeschätzte Kompe- gut angenommen wurde. Die überwältigende Mehrheit tenz zur Gestaltung „erwachsenengerechter“ Lernumge- der Teilnehmenden verstand und versteht die Bindung an bungen und der reflektierten Planung sehr stark zunimmt. Insgesamt belegt die Evaluation, dass die qualifizierten l ia ein klares Konzept, in das man sich sukzessive einarbeitet. Kleine bis mittlere Effekte finden sich für die Lern- und Tutorinnen und Tutoren ihre Kompetenzen deutlich er- er at Pr Sie sieht sich deutlich besser vorbereitet auf die tutoriellen Arbeitsstrategien des selbstgesteuerten Lernens. Keine weitern und günstige sowie funktionale Lern- und Arbeits- m ax en isp di Aufgaben. Den Mitstudierenden empfiehlt sie generell die Veränderung zeigt die Dimension des zielorientierten Ler- strategien selbstgesteuerten Lernens entwickeln. Sie brin- ha Re fga u xi g st se fle un fle be au st on Teilnahme am Training, auch mit Blick auf spätere päda- nens. Diese ist bei denen, die sich für eine Qualifikation als gen dadurch optimale Voraussetzungen mit, qualitativ Re setz lb xi n Intervision on Se Um gogische Aufgaben in Schule, Aus- und Weiterbildung (vgl. Tutorin oder Tutor interessieren, bereits zu Beginn sehr hochwertige Tutorien zu gestalten. Im Einzelnen lassen s- Tandem & Traub & Grün 2018, S. 64). Dies gab den Ausschlag für die gut ausgeprägt. sich diese Befunde im Hinblick auf die interindividuelle KOPING Sprechstunde Fortsetzung der Projektförderung bis heute wie auch für zeitliche Stabilität und die Begutachtung individueller Fo die Erweiterung der Hochschulinitiative um neue Felder Entwicklungsverläufe weiter konkretisieren. Statistische rt lau ote fe n d geb der Tutorenqualifikation und um einen eigenen hochschul- Kennwerte zu diesen Aspekten der Evaluation stehen in- e Unterstützungsan didaktischen Arbeitsbereich. Die aktuelle Evaluation zeich- zwischen ebenfalls zur Verfügung (vgl. Bauer, Freund, Coly net von diesen bemerkenswerten Ergebnissen ein noch- & Sommer 2020). mals differenzierteres Bild. 5 Lehrversuch Supervision Kursentwicklung „Ich sehe das Tutorentraining Das Karlsruher Tutorentraining besteht heute aus fünf als einen Meilenstein in meiner eintägigen Präsenzphasen. Durch flankierende Maßnahmen Professionalisierung. Bei mir wie die Tandem- und KOPING-Arbeit („Kollegiale Praxis hat es sehr viel bewegt. Ich bin beratung in Gruppen“), die fortlaufende Intervision und Schritt für Schritt weiterge- die abschließende Supervision wird erreicht, dass die kommen zunächst im Studium, dann im Refe- Trainingsinhalte auch in den Tutorien wirksam werden können (Kursentwicklung). rendariat und schließlich im Berufsalltag – schon bei der Gestaltung meiner Tutorien, und Das galt umso mehr, als die Kursleitenden am Zentrum später bei der Leitung meiner ersten eigenen nicht nur einen didaktischen „Baukasten“ vermitteln oder Klasse. Ich finde, es wäre für jeden Studieren- einen „Methodenrucksack“ schnüren, sondern ein hand- den wichtig, das Tutorentraining auch selbst Die Abbildung zeigt die Selbsteinschätzung der Tutorinnen lungsorientiertes, gemäßigt-konstruktivistisch ausgerich- und Tutoren (Kursteilnahme 2018-2020) zu zentralen Zielen zu erleben.“ tetes Konzept erfahrbar machen wollten. Dieses Konzept der Tutorenqualifikation, am Beginn des Trainings und an verlangte geradezu, dass das Schulungsangebot am Lehr- Vera Bühler dessen Ende. Skalierte Antworten (6 = „Trifft völlig zu“, Lern-Zentrum vorbildlich organisiert und didaktisch struk- war Tutorin und Lernberaterin 1 = „Trifft überhaupt nicht zu“). 10 AKTIVE LEHR-LERN-KULTUR 11
„Ich habe das LLZ als einen Ort rinnen und Tutoren die nächsten Angebote des Lehr-Lern- Panenka, Pfeifer & Kunina-Habenicht in diesem Heft). DIE NACHHALTIGE WIRKUNG DER BILDUNGS- erlebt, wo man nicht nur fachlich Zentrums von und für Studierende, vom Microteaching Auch das Zentrum für Informationstechnologie und Me- INITIATIVE enorm weiterkommen kann, Video in Kleingruppen („Visible“) bis hin zum zweistündi- dien bildet eigene Tutorinnen und Tutoren aus, die das gen Brush Up fürs Semesterpraktikum an den Schulen – der studentische Workshop-Angebot erweitern (vgl. Weber, Die vielseitigen Maßnahmen des Förderprojekts entfalten sondern auch die Chance hat, letzten Workshopreihe vor Beginn der Corona-Krise („Drei Hartmann & Smajic 2020). Bei der Abstimmung und Ent- auch über Lehre und Studium hinaus eine beträchtliche sich aktiv mit Kommilitoninnen im Mai“, „Vier im Oktober“). wicklung der Angebote stehen mehrere Teilprojekte im Wirkung. Wer als Studentin oder Student an der Bildungs- und Kommilitonen und den Lehrenden aus- Im Zuge einer Kooperation mit dem Lern-Labor des Austausch mit dem „Netzwerk Tutorienarbeit“ und unter- initiative teilnimmt, hat die zukünftige Tätigkeit im Schul- zutauschen, sich auch selbst immer wieder zu Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) entschied die stützen auch dessen Anliegen, einen bundesweiten „Tag dienst oder an anderen Bildungseinrichtungen zumindest hinterfragen und eigenes Handeln zu reflek- Projektleitung, den Studierenden der Hochschule eine qua- der Tutorienarbeit“ an den Hochschulen zu etablieren (vgl. ebenso sehr im Auge wie die tutoriellen Aufgaben an der tieren. Gerade in meinem Psychologietutorium, lifizierte Lernberatung anzubieten. Auch sie sollte am Ende Netzwerk 2019). Hochschule. Viele behalten die tutorielle Qualifikation und von Studierenden für Studierende organisiert werden, als Einen letzten wichtigen Schritt, den tutoriellen Beitrag ihre Mitwirkung am Förderprojekt in guter Erinnerung, das vor allem von Studierenden im zweiten „Lernberatung Peer-to-Peer“, und allen Interessierten zu- zu einer „aktiven Lehr-Lern-Kultur“ im Studienangebot der obwohl sie die Hochschule längst verlassen und einen Be- Semester besucht wird, stelle ich immer wieder verlässig über den Mittagsblock zur Verfügung stehen. Hochschule zu verankern, stellt die Unterstützung kleiner ruf ergriffen haben. fest, wie sehr sie von Tutorien profitieren Waren Schulungsinhalte für die Lernberatung anfangs im Lehrprojekte im Rahmen des BMBF-Förderprojekts dar (vgl. Deutlich zeigt dies eine Mixed-Methods-Studie, welche können. Grundlage hierfür ist natürlich eine gute Tutorentraining enthalten, wurden sie später zu einer Zu- Grün 2020). Kolleginnen und Kollegen führen sie gemein- die Evaluation des Karlsruher Tutorentrainings um die Per- Ausbildung, was dem Tutorentraining auf jeden satzqualifikation, die wichtige Elemente des Trainings sam mit einer Tutorin oder einem Tutor durch. In diesen spektive der Nachhaltigkeit erweitert. Hierbei wurde zusätz- Fall gelingt.“ aufgriff und Tutorinnen und Tutoren darüber hinaus im „Microprojekten“ verständigen sich die Beteiligten auf eine lich zur Fragebogenerhebung vor und nach dem Training Bereich von Lernstrategien und Gesprächsführung ausbil- gemeinsame Konzeption und engere Abstimmung von eine Follow Up-Untersuchung nach Abschluss des Referen- Nicolas Feth dete (vgl. Coly 2020). Haupt- und Begleitveranstaltung, um ein pädagogisches dariats durchgeführt. Auch die Absolventinnen und Ab- Tutor in Psychologie und Geographie Zu den in der Lernberatung eingesetzten Techniken Ziel zu verwirklichen. Kolleginnen und Kollegen können solventen, die heute im Schuldienst arbeiten, stellen eine gehörten und gehören beispielsweise Lesestrategien, Mar- dazu auch Studierende aus den laufenden Qualifizierungen Zunahme ihrer Kompetenz zur Gestaltung von Lernumge- kierungstechniken und Techniken der Notation in Semi- anfragen und erhalten in diesem Fall alle Tutorenstunden bungen fest. Rückblickend wird das Tutorentraining als naren. Um das Lernen zu verbessern, zu vereinfachen oder unbürokratisch erstattet. Über dreißig Microprojekte sind ungewöhnlich anregende Lern- und Entwicklungsgelegen- auch zu intensivieren, arbeiten die Lernberaterinnen und bisher entstanden. Auch als zuletzt – pandemiebedingt – heit wahrgenommen und erfreut sich eines sehr guten Feed- NEUE EINSATZFELDER FÜR TUTORINNEN Lernberater mit Mnemotechniken und kognitiven Land- viele Lehrveranstaltungen auf eine rein videobasierte backs durch die Teilnehmenden. Unabhängig davon, wie UND TUTOREN karten wie Mindmaps, aber auch mit Organisations- und Durchführung umstellen mussten, bewährte sich diese Idee lange das Training bereits zurückliegt, beurteilt man den Zielsetzungsstrategien, die den Studierenden dabei helfen, der Kooperation von hauptamtlicher Lehre und tutorieller Kompetenzzuwachs über die Zeit als stabil. Mit der erfolgreichen Einführung des Trainings wollte man das Lernpensum in sinnvolle kleinere „Pakete“ aufzuteilen. Begleitung. Dass die „Ehemaligen“ bis heute vom Tutorentraining am Lehr-Lern-Zentrum den qualifizierten Tutorinnen und Schließlich bildet die Beziehungsgestaltung und die Ge- profitieren und ihr professionelles Handeln maßgeblich vom Tutoren weitere Einsatzfelder erschließen, innerhalb und sprächsführung einen wichtigen Abschnitt der Qualifika- Training geprägt wird, zeigen in ähnlicher Weise die Inter- außerhalb der Hochschule, auf denen sie ihr didaktisch- tion zur Lernberaterin oder zum Lernberater, die – wie das views mit Lehrkräften, in denen der reflektierte, zielgerich- methodisches Kapital nutzen konnten. Beispielsweise such- Tutorentraining – nach der Idee des „pädagogischen Dop- „Als Referendarin habe ich schon tete Einsatz von Methoden und die Fähigkeit zur Struktu- te man früh die Kooperation mit der Badischen Landesbib peldeckers“ vermittelt wird. Die Tutorinnen und Tutoren gemerkt, dass ich im Tutoren- rierung von Lernumgebungen besonders herausgestellt liothek und ihrer „Bib-Werkstatt“, so dass Absolventinnen erfahren sich also zunächst selbst in Beratungssituationen training in vielen Bereichen mehr wird. Aus einer Gelegenheitsstichprobe geht hervor, dass des Tutorentrainings dort regelmäßig Gelegenheit erhiel- und lernen deren entscheidende Merkmale kennen, bevor dazugelernt habe als andere. Ich sich die Befragten beim Berufseinstieg besser auf die Her- ten, Workshops zum wissenschaftlichen Arbeiten anzubie- sie darangehen, die Mitstudierenden in deren Lernprozess ausforderungen der Lehre vorbereitet fühlen als Kolleginnen will es nicht Wissensvorsprung ten. Ein Jahr später rief man die erste „Workshopreihe“ ins zu unterstützen. Dabei kann eine Lernberatung von Stu- und Kollegen, die das Training nicht absolviert haben. Dabei Leben, mit der die Praktikumsphasen des Lehramtsstudi- dierenden für Studierende eine Begegnung auf Augenhöhe nennen. Ich habe einfach ein anderes Wissens- orientieren sie sich stärker an konstruktivistischen Lern- ums ins Konzept des Förderprojekts einbezogen wurden, ermöglichen. system. Zum Beispiel habe ich im Seminar den überzeugungen und setzen mehr (kooperative) Methoden und an der Tutorinnen und Tutoren maßgeblich mitwirk- Weil auch auf diese Weise zunehmend mehr Studie- Advance Organizer vorgestellt und bin davon ein. Insgesamt zeigt sich eine anhaltende Veränderung des ten („Fit“). Überwiegend in eigener Regie planten die Tuto- rende für die Angebote des Förderprojekts gewonnen wer- ausgegangen, dass alle wissen, was das ist. Und professionellen Handelns im Sinne der Nachhaltigkeit (vgl. den konnten – selbst, wenn sie keine tutorielle Tätigkeit dann kannten den aber nur zwei und dem Sommer, Freund & Bauer 2020). an der Hochschule wahrnahmen –, kam es im zweiten Naturgemäß sind die Übergänge von Tutorinnen und Rest musste ich noch erklären, wofür man ihn Förderabschnitt zu einer nochmaligen Diversifikation der Tutoren in den Schuldienst sehr viel zahlreicher als dieje- Qualifikationsmaßnahmen der Bildungsinitiative. Das braucht. Bei meiner Tätigkeit im DenkNach- nigen in die Wissenschaft. Doch eine Reihe von Absolven- Lehr-Lern-Zentrum mit dem Karlsruher Tutorentraining Projekt am Institut für Physik und Technische tinnen und Absolventen der Tutorenqualifizierung arbeitet und mit der Lernberatung steht als Trainingszentrum wei- Bildung, bei der ich Unterrichtsmaterialien heute selbst an der Hochschule, in der Lehre unterschied- terhin allen Fächern und Studiengängen offen. Nun aber zum Thema Nachhaltigkeit entwickle, habe ich licher Fächer, in Förderprojekten und am Lehr-Lern-Zen können die „Massenfächer“ im Lehramtsstudium, Deutsch viele Elemente umgesetzt, die ich im Tutoren- trum, das sowohl als Trainingsstätte für die Tutorinnen und Mathematik, auch eigene, fachdidaktisch ausgerich- und Tutoren als auch als Ort einer kollegial organisierten training kennengelernt habe. Ich habe zum tete Tutorenschulungen anbieten (vgl. Frenzke-Shim & Hochschuldidaktik inzwischen eine feste Größe an der Matschke sowie Mattes, Brand & Hartmann in diesem Beispiel die Rhythmisierung von Plenums- und Hochschule darstellt. Zur Abschlussveranstaltung 2021 soll Heft). Die Angebote des Förderprojekts zum wissenschaft- Individualphasen des Sandwich-Prinzips ein- diese breite, vielseitige Wirkung der Bildungsinitiative noch lichen Arbeiten sind stärker als Einführung in die quali- gebaut und passende Methoden genutzt. Das einmal mit allen ihren Ergebnissen vorgestellt werden. Und tative und quantitative Forschung ausgelegt, welche die Spannende ist, dass mir erst jetzt bewusst auf- wenn es dabei auch vornehmlich darum geht, wie man das wissenschaftliche Arbeit der Studierenden zunehmend fällt, dass ich das gemacht habe. Beim Erstellen erfolgreiche Konzept in der Zukunft erweitert und verbrei- prägt. Das neu gegründete Institut für bildungswissen- tet, haben die „Ehemaligen“ des bisher größten Hochschul- kam das eher automatisch.“ schaftliche Forschungsmethoden übernimmt heute die entwicklungsprojekts an der Pädagogischen Hochschule Qualifikation dieser Tutorinnen und Tutoren und organi- Ma aike K atzarow Karlsruhe selbstverständlich ihren Platz im Tagungspro- siert ihren Einsatz in Workshops für Studierende (vgl. war Tutorin in Technischer Bildung gramm. ■ 12 AKTIVE LEHR-LERN-KULTUR 13
MAX BAUER war Akademischer Mit- arbeiter am Institut für Schul- und Unterrichtsentwicklung und am Lehr- LITERATUR Lern-Zentrum, wo er die Evaluation des Karlsruher Tutorentrainings BAUER, MAX, FREUND, JOHANN-FRÉDÉRIC, COLY, MARESA organisiert hat. Er promoviert über die & SOMMER, REBECCCA (2020). Das Karlsruher Tutor*in- Kompetenzentwicklung von Lehr- nentraining auf dem Prüfstand: Eine Längsschnitt amtsstudierenden im Rahmen ihrer studie. In: Traub (Hrsg.), S. 63 – 81. schulpraktischen Studien. COLY, MARESA (2020). Karlsruher Peer-to-Peer Beratung Microprojekt und Lerncoaching. In: Traub (Hrsg.), S. 177 - 195. MARESA COLY ist abgeordnete Lehrerin am Lehr-Lern-Zentrum und FREUND, JOHANN-FRÉDÉRIC, GRÜN, UDO & TRAUB, SIL- KE (2014). Gute Lehre macht gute Lehre erfahrbar. Forschendes Lernen und ausgebildeter Coach. Ihre Tätigkeits- schwerpunkte liegen in der Durch- führung und Supervision des Tutoren- Tagungsbeitrag auf der Dortmund Spring School for Academic Staff Developers (DOSS). Online unter: www. ph-karlsruhe.de/campus/serviceeinrichtungen/lehr- wissenschaftliches Arbeiten trainings und dem Aufbau der Lern lern-zentrum (abgerufen am 13.9.2020). Dr. Eva Kleß mit Lea Sulzbacher, Franziska Wagner, Frederik Neisen beratung Peer-to-Peer. Daneben ist sie GRÜN, UDO (2020). Hochschuldidaktische Anschlüsse. Das Studiengang Pädagogik der Kindheit, Wintersemester 2019/20 verantwortlich für das Eignungsfest Karlsruher Tutorentraining als Ausgangspunkt einer stellungsverfahren KAiAC-T. kollegialen Hochschuldidaktik. In: Traub (Hrsg.), S. 235 - 242. Das propädeutische Seminar „Forschendes Lernen – Wissenschaftliches Arbeiten und Studie- JOHANN-FRÉDÉRIC FREUND arbeitet NETZWERK TUTORIENARBEIT AN HOCHSCHULEN (2019). ren“ verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen wird der forschenden Habitus als eine in heute als Realschullehrer. In der Positionspapier Zukunft der Tutorienarbeit an Hoch- Alltag und Schule wenig praktizierte Haltung angebahnt, zum anderen werden die Methoden Bildungsinitiative war er unter anderem schulen. Online unter www.tutorienarbeit.de/pdf/ des wissenschaftlichen Arbeitens erlernt. Im Wintersemester 2019/20 wurde das regelmäßig für die Organisation des Lehr-Lern- Flyer/Zukunft_der_Tutorienarbeit_an_Hochschulen_ stattfindende Seminar als Mikroprojekt durch Tutorinnen und einen Tutor unterstützt. Zentrums, für das Karlsruher Tutoren- Positionspapier_15052018.pdf (abgerufen am 13.9.2020). training, für das tutorielle Workshop- SOMMER, REBECCA, FREUND, JOHANN-FRÉDÉRIC & BAUER, Doch wie kommt man einem forschenden Habitus auf die Spur? „Der forschende Habitus als Angebot und für die Netzwerkarbeit MAX (2020). Nachhaltigkeit des Karlsruher Tutor*innen- professionelle Schlüsselkompetenz bedeutet, sich fragend und neugierig dem „Fremden“ und zuständig. trainings: Eine Mixed-Methods-Untersuchung. In: auch dem fraglos Funktionierenden zu nähern“ (vgl. Nentwig-Gesemann 2007, S. 20). Dem Traub (Hrsg.), S. 82-104. „Fremden“ begegneten die Studierenden, indem sie sich für eine Stunde einem Thema wid- UDO GRÜN ist in der Hochschul- TRAUB, SILKE (Hrsg.) (2020). Tutor*innentraining: fun- meten, dass für sie unbekannt war: Zur Auswahl standen Ballett, „Fischertechnik“ oder Kal- didaktik und Öffentlichkeitsarbeit des diert konzipiert – erfolgreich durchgeführt. Baltmanns ligraphie. Der nächste Schritt war „das Erfahrene mit bereits gemachten Erfahrungen […] Lehr-Lern-Zentrums tätig. An der weiler: Schneider Hohengehren. systematisch wie auch kreativ zu vergleichen, sich in ein kritisches und reflexives Verhältnis Hochschule lehrt er zu Bildungstheorie, TRAUB, SILKE & GRÜN, UDO (2018). Tutorien als Brücke zu sich selbst und der sozialen Situation [zu] setzen“ (ebd.). Durch eine anschließende syste- Lehrerprofessionalität, Wissens- und zu einem wirksamen Selbststudium. In: Schmohr, matische (Selbst-)Reflexion konnten die Studierenden ihr bestehendes Wissen, ihre Strategi- Bildungsmanagement. Martina, Müller, Kristina & Philipp, Julia (Hrsg.) (2018). en und Emotionen in Verbindung zum Selbstbild bringen und so über das eigene Lernen re- Gelingende Lehre: erkennen, entwickeln, etablieren. flektieren sowie metakognitive Kompetenzen aufbauen, die bei der Anbahnung eines Bielefeld: W. Bertelsmann, S. 53-72. forschenden Habitus hilfreich sind. WAHL, DIETHELM (2006, 3. Aufl. 2013). Lernumgebungen REBECCA SOMMER war Akademische erfolgreich gestalten. Bad Heilbrunn (Obb.): Klinkhardt. Das weitaus umfangreichere Thema des Seminars umfasste die Einführung in die Methoden Mitarbeiterin am Lehr-Lern-Zentrum WEBER, STEFAN, HARTMANN, MUTFRIED & SMAJIC, ENES des wissenschaftlichen Arbeitens. Neben der Auseinandersetzung im Seminar wurde in Tan- der Pädagogischen Hochschule (2020). Tutor*innenqualifikation im Bereich digitaler dems geübt. Jeweils zwei Studierende wählten einen für sie interessanten Grundbegriff der Karlsruhe und ist heute im Vorberei- Medienbildung. In: Traub (Hrsg.), S. 159-174. Pädagogik und recherchierten dazu in der Bibliothek. Die Aufgabe war, drei Definitionen des tungsdienst. Ihre Tätigkeitsschwer- WISSENSCHAFTSRAT (2017): Strategien für die Hochschul- Begriffs zu finden und diese zu vergleichen. Welche Gemeinsamkeiten, Unterschiede und punkte lagen in der Evaluation des lehre. Positionspapier. Halle (Saale). Online unter: www. Besonderheiten gab es? Die Ergebnisse mit der jeweiligen richtigen Zitation (direkte und in- Karlsruher Tutorentrainings und in der wissenschaftsrat.de/download/archiv/6190-17.pdf (ab- direkte Zitate) sprachlich korrekt und stilistisch angemessen zu formulieren und mit einem Unterrichtsforschung. gerufen am 13.9.2020). Literaturverzeichnis zu versehen, war eine herausfordernde Übung. Hinzu kam eine reflexive Aufgabe, in der die Studierenden analysierten, welche der Definitionen sie als hilfreich emp- PROF. DR. SILKE TRAUB lehrt und fanden und inwieweit das etwas mit ihrer Person (Vorwissen, Einstellung) zu tun hat. Die forscht am Institut für Schul- und eingereichten und von Tutorinnen und Tutoren korrigierten Aufgaben wurden zeitnah in einem Unterrichtsentwicklung der Pädago persönlichen Feedbackgespräch besprochen. Die niederschwellige Peer-Rückmeldung wurde gischen Hochschule Karlsruhe. Sie von den Studierenden als bereichernd und lernunterstützend geschätzt. leitet das Zentrum für Schulpraktische Ausbildung und das Lehr-Lern-Zentrum Die durch das Tutorentraining des Lehr-Lern-Zentrums qualifizierten Tutorinnen berieten 45 der Hochschule. Sie ist Initiatorin des Tandemgruppen. Ohne die tutorielle Unterstützung (sowohl bei der Sequenz des forschenden Karlsruher Tutorentrainings. Habitus als auch bei der Tandemarbeit) wären beide praktischen Übungen nicht umsetzbar. Wünschenswert ist, dass auch zukünftig Studierende punktuell von einer solchen intensiven tutoriellen Betreuung profitieren können. Leseempfehlung: NENTWIG-GESEMANN, IRIS (2007). Forschende Haltung. Professionelle Schlüsselkompetenz von FrühpädagogInnen. Sozial Extra 5/6., S. 20-22. Download unter https://link.springer.com/ content/pdf/10.1007/s12054-007-0054-9.pdf . (Stand 15.09.2020). 14
Anne Frenzke-Shim / Kristina Matschke Teilprojekt Tutorenqualifikation Deutsch Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren im Fach Deutsch ABSTRACT erfahrener“ als die adressierte Zielgruppe, aber noch „nah dran“ […]“ (Rohr, den Ouden & Rottlaender 2016, S.107). In In diesem Beitrag stellen wir vor, wie das Fach Deutsch mit ihren Tutorien müssen sie dieses Wissen jedoch nicht nur der Herausforderung umgeht, Studierende zu Tutorinnen abrufen, sondern es auch vermitteln können. Die pädago- und Tutoren auszubilden und sie über die Ausbildung hinaus gischen und didaktischen Konzeptionen, auf die sie dafür zu betreuen. Ziel ist, dass sie auf diese Weise zu einer „aktiven zurückgreifen, können zu einem großen Teil eng mit In- Lehr-Lern-Kultur“ an der Pädagogischen Hochschule Karls halten und Methoden, die Teil des Lehramtsstudiums im ruhe beitragen. Wir gehen dabei der Frage nach, wie auf Fach Deutsch der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe inhaltlicher, methodischer und sprachlicher Ebene ein ex- sind, verknüpft werden. An dieser Stelle setzt die fachbe- pliziter Fachbezug in der Qualifizierung hergestellt werden zogene Tutor(inn)enqualifizierung an, deren Entwicklung kann. im Rahmen der „Bildungsinitiative L²“ durch das Bundes- ministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert In this paper, we present the main aspects of how the faculty wird und die wir im Folgenden vorstellen. of German Language and Literature prepares students to become peer tutors and how we support them during tutor- ing in order to enable them to contribute to an active culture „Mir hat die Tutorenqualifikation of learning and teaching at the Pädagogische Hochschule sehr viel Spaß bereitet. Sie ist Karlsruhe. Our purpose is to illustrate how subject relevance sehr interaktiv, so haben wir viele can be established in the qualification process on the level Methoden, die wir kennengelernt of content, methodology and language. haben, auch direkt angewendet und ausprobiert. Im Hinblick auf den Berufs- alltag als Lehrkraft ist die Qualfikation sowie die „Wie funktioniert nochmal das topologische Feldermodell Arbeit als Tutorin definitiv total hilfreich.“ und wozu brauche ich das überhaupt als zukünftige Theresa Reinhardt Deutschlehrkraft?“, „Was mache ich mit Goethe in der Tutorin zu „Einführung in die Literaturwissenschaft“ Grundschule?“ oder auch „Was kommt in der Klausur dran?“. Mit solchen Fragen werden die Tutorinnen und Tu- toren des Faches Deutsch in den von ihnen begleiteten Tutorien konfrontiert – als Ansprechpartnerinnen und -partner für organisatorische und fachliche Fragen über DAS KONZEPT das hinaus, für das die Dozentinnen und Dozenten des Faches zur Verfügung stehen. Es handelt sich hierbei um Für das fachbezogene Qualifizierungskonzept haben wir Fragen, die Peers gestellt werden. Dabei geht es nicht nur, sechs Bausteine entwickelt. In diesen eignen sich die zu- aber vor allem um Grundlagenwissen, das kondensiert in künftigen Tutorinnen und Tutoren Kompetenzen an, die den Einführungsveranstaltungen des Faches Deutsch be- sie dazu befähigen, ihre Rolle umzusetzen – eine Rolle, die sprochen und in Klausuren abgefragt wird. Diese Veran- irgendwo zwischen ihren Peers und den Lehrenden des staltungen haben die Tutorinnen und Tutoren selbst vor Faches angesiedelt ist. Der Fachbezug wird dabei entweder nicht allzu langer Zeit besucht, die Klausuren geschrieben. durch konkrete Beispiele und Anwendungszusammenhän- Die Tutorinnen und Tutoren sind also „in der entsprechen- ge aus den zu vermittelnden Fachinhalten oder durch fach- den Thematik (hier: der Fachthematik) in der Regel „etwas spezifische Methoden und Modelle hergestellt. AKTIVE LEHR-LERN-KULTUR 17
• In Baustein 1 „Lernpsychologische Grundlagen“ be- Semester erstreckt. Unterstützt werden sie dabei nicht Eine weitere positive Rückmeldung aus Gesprächen mit aus Kritikphase, Phantasiephase und Verwirklichungspha- schäftigen sich die Tutorinnen und Tutoren vertieft nur von den Ausbildenden, sondern auch von den Do- den Tutorinnen und Tutoren bezieht sich auf deren Be- se bestehende Methode, die auf die interaktive Entwick- mit lerntheoretischen Ansätzen und lernpsychologi- zentinnen und Dozenten, deren Veranstaltungen sie rufsziel: Viele konnten in der Qualifizierung Angeeignetes lung von Lösungsansätzen bei bestehenden Problemen schen Erkenntnissen (z.B. Reinmann & Mandl 2001; mit ihren Tutorien jeweils begleiten. Tutorinnen und nicht nur in ihren Tutorien, sondern auch im Integrierten und Fragestellungen zielt. Mit Blick auf die Online-Durch- Wahl 2013; Wygotski 1981). Ziel ist, dass sie auf dieser Tutoren, die ähnlichen Veranstaltungen zugeordnet Semesterpraktikum nutzen. Sie bewerten daher die Aus- führung der Tutorien wurde in der Kritikphase von allen Basis begründet didaktische und methodische Ent- sind, schließen sich zudem für die Vorbereitung und bildung als hilfreich für ihre zukünftige Tätigkeit als Lehr- Tutorinnen und Tutoren insbesondere die ungewohnte scheidungen treffen können. So bewerten sie zum Bei- die Nachbesprechung ihrer Tutorien zusammen. kraft. Beobachtungen in der Supervision (Baustein 4) und Kommunikationssituation als Herausforderung benannt: spiel mögliche Einsatzbereiche der Methode „Advance die Evaluationsergebnisse lassen vermuten, dass die Tuto- Der fehlende Blickkontakt mit den Tutees und die teils nur Organizer“ (Ausubel 1960) in einem Tutorium in Hin- rinnen und Tutoren sich mit dem „Lehrenden“-Anteil ihrer wenigen verbalen Rückmeldungen wurden als belastend blick auf den Lernprozess der Tutees, die Teilnehmerin- Rolle identifizieren und das vermutlich stärker als mit dem und verunsichernd beschrieben; es sei manchmal wie „Re- nen und Teilnehmer des Tutoriums. Praktium „Peer“-Anteil: Auch bei kleinen Gruppengrößen halten sie den gegen eine Wand“. Im Rückgriff auf vorherige Ausbil- • Im Baustein 2 „Fachspezifische Tutorien planen“ lernen meist an lehrkraftzentrierten Unterrichtsinteraktionen dungsinhalte entwickelten und erprobten die Tutorinnen die Tutorinnen und Tutoren Werkzeuge kennen, die sie und entsprechenden Sitzordnungen in Reihen vor dem und Tutoren – als Expertinnen und Experten für ihre Tu- bei der Aufbereitung von fachwissenschaftlichen Inhal- Supervision Lern- Pult fest, anstatt an einem großen Gruppentisch Gespräche torien – anschließend gemeinsam individuelle Lösungs- psychologische ten unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel kognitive und Intervision Grundlagen mit den Tutees als Peer zu führen. Auch empfinden sie es ansätze. Dabei trugen vor allem die Reflexion der eigenen Taxonomien wie die von Bloom (1972). Blooms Taxono- teilweise als Gesichtsverlust, wenn sie Fragen der Tutees, Rolle und die Anpassung von Gesprächsstrategien und mie kann dafür genutzt werden, Lernziele zu formulie- aktive die vertiefte Kenntnisse des Themas erfordern, nicht be- kommunikativen Settings an die bestehenden Online- ren oder zu analysieren. Dafür ordnen Bloom und seine Lehr-Lern- antworten können. Daher haben wir verstärkt darauf ge- Gegebenheiten (Baustein 3) wesentlich zu mehr Zufrieden- Kollegen kognitive Ziele in folgende aufeinander auf- Kultur achtet, dies bei der Reflexion der Tutor(inn)enrolle in Bau- heit bei ihnen bei. bauende Stufen ein: Wissen, Verstehen, Anwenden, Ana- Fach- stein 3 zu thematisieren und die Tutorinnen und Tutoren lyse, Synthese und Evaluation. Den jeweiligen kogniti- Praxis- spezifische auch in ihrer Rolle als Peers der Tutees zu stärken: Sie sind „Durch die Tätigkeit als Tutorin werkstätten Tutorien ven Zielen können sogenannte Operatoren zugeordnet eben (nur) „etwas erfahrener“, aber noch „nah dran“ (s.o.). planen bekommt man einen Einblick in werden. Gemeint sind damit Verben, die auf Handlun- Das müssen sie als etwas erkennen, dass letztendlich zur gen mit deutlichem Fachbezug verweisen. Für den „Verbesserung der Studienbedingungen und der Qualität die „andere Seite“ des Lehrens Deutschunterricht sind das beispielsweise „formulie- Gesprächs- führung in der Lehre“ (QPL) im Fach Deutsch beiträgt. Denn nur sie und Lernens: Der Job bereitet ren“, „diskutieren“ oder „erörtern“ (MKJS BW 2016). Aus- können dies leisten. einen darauf vor, eigenverant- gehend von den Lerninhalten werden die Tutorinnen wortlich zu arbeiten, vor fremden Menschengrup- und Tutoren darin geschult, die gängigen fachspezifi- Abb.1: Aktive Lehr-Lern-Kultur pen zu sprechen und spontan auf Unterrichts- schen Operatoren adäquat bei der Formulierung von situationen und -probleme einzugehen. Das ist Lernzielen zu verwenden. am Anfang eine Herausforderung, insgesamt • Der Baustein 3 „Gesprächsführung“ dient vor allem der „Das Projekt L² hat mir sehr Vorbereitung auf die Rolle einer Tutorin / eines Tutors. aber richtig hilfreich für den späteren Beruf als dabei geholfen, Einblicke in die Diese ist insofern nicht so einfach zu erfüllen, als die Lehrerin. Vor allem die Möglichkeit des Aus- Unterrichtsgestaltung und Tutorinnen und Tutoren zwischen ihren Peers und den tauschs mit DozentInnen und anderen Tutor Dozierenden stehen. Ziel dieses Bausteins ist, dass sich -vorbereitung zu erlangen. Auch Innen ist dabei eine große Hilfe.“ die Tutorinnen und Tutoren moderierende und ge- das Leiten eines Tutoriums war sichtswahrende Strategien für die Interaktion mit ihren in diesem Sinne äußerst hilfreich, vor allem, da Anna Madeleine Ganco Elsner Tutees aneignen. Thema ist hier z.B. der Umgang mit es mir viel Selbstbewusstsein in Bezug auf meine Tutorin zu „Einführung in die Sprachdidaktik“ Fragen, auf die man die Antwort nicht kennt (z.B. „Was eigene Lehre gegeben hat. Und obwohl ich kommt in der Klausur dran?“), aber auch mit Störungen. Deutsch nur als Nebenfach studiere, habe ich • Baustein 4 „Intervision und Supervision“ begleitet Bau- stein 6, in dessen Rahmen die Tutorinnen und Tutoren durch das Tutorium sehr umfangreiche AUSBLICK ein Praktikum absolvieren. Für Baustein 4 finden sich fachwissenschaftliche und fachdidaktische TUTORIEN IM „CORONA-SEMESTER“ zum einen zwei Tutorinnen und Tutoren zusammen, Kenntnisse erlangt. “ Mit der „Bildungsinitiative L²“ soll langfristig und nach- die sich gegenseitig bei Unterrichtsbesuchen beobach- Im Sommersemester 2020 musste die gesamte Hochschul- haltig zur Verbesserung der Studienbedingungen und der Noa Nolting ten und in Reflexionsgesprächen beraten (Intervision; lehre kurzfristig auf Online-Lehre umgestellt werden. Für Qualität der Hochschullehre beigetragen werden. Für die Tutorin zu „Einführung in die Lesedidaktik“ Kühl & Schäfer 2020). Zum anderen werden die Tuto- die Tutorien wurde die von der Hochschule angebotene Qualifizierung von Tutorinnen und Tutoren im Fach rinnen und Tutoren von den Ausbildenden besucht und internetbasierte Arbeitsumgebung Stud.IP genutzt. Sie Deutsch an der Pädagogischen Hochschule bedeutet dies beraten (Supervision). fanden in Form von wöchentlich stattfindenden synchro- zweierlei: Neben grundlegenden didaktisch-methodischen • Baustein 5 ist thematisch offen. In „Praxiswerkstätten“ nen Online-Treffen statt, in denen die zuvor asynchron von Kenntnissen erachten wir auch fachspezifische Aspekte in- werden aktuelle Fragen, Probleme oder weiterführende EVALUATION DES QUALIFIZIERUNGS- den Tutees bearbeiteten Aufgaben besprochen und disku- haltlicher, methodischer und sprachlicher Natur als wesent- Interessen der Tutorinnen und Tutoren aufbereitet und KONZEPTS tiert wurden. Bei der Konzeption und Durchführung dieser liche Bestandteile eines Qualifizierungskonzepts. Diese besprochen. Bisher wurden die Themenbereiche Mate- Online-Tutorien wurden die Tutorinnen und Tutoren – Fachspezifik soll zukünftig durch den regelmäßigen, struk- rialgestaltung, Zeitmanagement, aktivierende Metho- Die Evaluation des Qualifizierungskonzepts hat gezeigt, über deren Ausbildung hinaus – von uns intensiv begleitet turierten und problemzentrierten Austausch erfahrener den (Baustein 2 ergänzend), Formulierung von Aufga- dass die Tutorinnen und Tutoren insbesondere die Ausei- und unterstützt. Neben regelmäßigen individuellen Bera- und neuer Tutorinnen und Tutoren sichergestellt werden. benstellungen und die Gestaltung von Erklärprozessen nandersetzung mit ihrer Rolle als Tutorin bzw. Tutor, das tungsgesprächen haben wir anknüpfend an die Bausteine Zur Verstetigung inhaltlicher Aspekte erstellen wir mit den diskutiert. Üben von Lernzielformulierungen an konkreten Beispielen 4 („Intervision und Supervision“) und 5 („Praxiswerkstät- aktuell tätigen Tutorinnen und Tutoren zudem eine lehr- • Baustein 6 umfasst ein Praktikum. Dafür führen die aus dem Fach und die Reflexion und Diskussion von Me- ten“) des Qualifizierungskonzepts mit allen Tutorinnen veranstaltungsspezifische Material- und Aufgabensamm- Tutorinnen und Tutoren ein Tutorium durch, dass sich thoden in fachbezogenen Anwendungsszenarien als wert- und Tutoren online eine Zukunftswerkstatt (Jungk & Mül- lung, die als Grundlage für die zukünftige Arbeit in den mit zwölf Sitzungen à 45 Minuten über fast das ganze voll empfunden haben. lert 1989) durchgeführt. Hierbei handelt es sich um eine Tutorien fungieren wird. ■ 18 AKTIVE LEHR-LERN-KULTUR 19
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