Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz

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Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz
Forum 1/2.17
Das Magazin der Hochschule Mainz

                                   http://forum.hs-mainz.de

                                   Ausgabe: 1/2.17

                                   INTERNATIONAL MOTYF Festival
                                   Im Fokus: Die Zukunft von
                                   Schrift in Bewegung
                                   Arrival City
                                   Welche Anforderungen muss
                                   eine Stadt heute erfüllen, um
                                   Ankunftsstadt zu sein?
                                   Social Condenser
                                   Neue Formen des Wohnens
                                   40 Jahre BIS-Studium
                                   Der Fachbereich Wirtschaft
                                   feiert sein Erfolgsmodell
Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,

als lebendiger Teil der Gesellschaft sind Hochschulen immer auch Seismographen
sozialer Entwicklungen und Umbrüche. Vor nunmehr 40 Jahren hat der Fachbereich
Wirtschaft als erster in Deutschland einen Studiengang etabliert, der den Nerv der Zeit
traf und sofort auf große Resonanz gestoßen ist – heute ist das Berufsintegrierende
Studium, das es Berufstätigen ermöglicht, Studium und Beruf zu verbinden, ein Erfolgs-
modell, das ein Netzwerk von über 600 Kooperationen mit Unternehmen generiert
und bundesweit viele Nachahmer gefunden hat.

Seit im Jahr 2015 Millionen von Menschen auf der Suche nach Sicherheit, Arbeit
und Zukunft nach Europa flüchteten, erleben wir die größte Völkerwanderung der
Geschichte. In dem Projekt „Arrival City“ haben sich Architekturstudierende der Hoch-
schule Mainz während dreier Semester mit der Frage auseinandergesetzt, welche Anfor-
derungen eine Stadt erfüllen muss, um eine „Ankunftsstadt“ zu sein und dabei auch das
Zusammenspiel von Architektur, Städtebau und Politik in den Blick genommen.

Neue Formen des Wohnens als Antwort auf veränderte Lebensmuster und die zuneh-
mende Konzentration der Bevölkerung in der Metropolregion standen im Zentrum des
Projekts „Social Condenser“, mit dem sich Bacheloranden der Fachrichtung Architektur
im vergangenen Wintersemester befassten. Dabei ging es nicht zuletzt darum, das Span-
nungsverhältnis zwischen dem kollektiven Raum und dem gerade noch notwendigen
individuellen Rückzugsraum auszuloten.

Einen Blick zurück nach vorn wirft das Veranstaltungsprogramm der international
renommierten Wissenschaftlerin Mary Pepchinski, die in diesem Wintersemester die
Klara Marie Faßbinder-Gastprofessur für Frauen- und Geschlechterforschung an der
Hochschule Mainz innehat. In Vorträgen, Seminaren und Workshops wird sich die
Architektin und Kunsthistorikerin mit der Geschichte und den Perspektiven der Gender-
forschung beschäftigen, insbesondere mit der Relevanz dieses Gegenstandes für die
technischen und praktischen Fächer wie Ingenieurwesen, Architektur und Wirtschaft.
Im Fokus steht dabei auch Lucy Hillebrand, die das erste weibliche Mitglied des Werk-
bunds gewesen ist und als progressive Architektin wegweisende Bauten konzipiert und
umgesetzt hat.

Unter dem Motto „MOVING TYPES – Gutenberg goes Media“ schließlich befasste sich
das 3. Internationale MOTYF-Festival mit der Frage nach der Zukunft von Schrift in
Bewegung. Die Veranstaltung, die von einer Medienkunstausstellung, einem Symposium,
Lyrikevents und Performances flankiert wurde, hat sich mittlerweile als feste Marke eta-
bliert und rund 250 Interessierte aus dem In- und Ausland in die Gutenberg-Stadt gelockt.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Muth
Präsident der Hochschule Mainz
Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz
Forum 1/2.17: Inhalt
Forum
                                                                 18: Zero Day. From Coldwar to Codewar                              32: Tunnelflieger                                                 48: Motion Bank
04: INTERNATIONAL MOTYF Festival                                 Jana Kocher – Cyberwar ist längst kein fiktives Science-Fiction-                                                                     Florian Jenett – Seit einem Jahr ist das Forschungsprojekt
                                                                 Szenario mehr. Im Mai 2017 kam es zum größten Hacker-                                                                                „Motion Bank“ an der Hochschule Mainz angesiedelt. Zusam-
                                                                 angriff der Geschichte. Zehntausende Windows-Computer                                                                                men mit Partnern weltweit widmet es sich der digitalen Er-
                                                                 weltweit wurden von einem Erpressungstrojaner infiziert. Die                                                                         fassung, Aufbereitung und Vermittlung von zeitgenössischem
                                                                 Auswirkungen waren enorm. Eine interaktive Website, die im                                                                           Tanz. Ziel ist es, Grundlagen für die Dokumentation und Ver-
                                                                 Rahmen einer Bachelorarbeit entwickelt wurde, soll zur Auf-                                                                          mittlung des immateriellen Kulturerbes Tanz zu schaffen.
                                                                 klärung beitragen.
                                                                                                                                                                                                      Interview

                                                                 20: Happy birthday FUTURA                                                                                                            52: „Keine E-Mails mehr nach Feierabend.“
                                                                 Tribute to a Typeface – translations 5 Symposium                                                                                     Fast ein Viertel der Arbeitnehmer arbeitet in einem Tempo,
                                                                 Karen Knoll – Die Futura war die Schrift der Moderne. Welche                                                                         das sich langfristig nicht durchhalten lässt, ein Fünftel leidet
                                                                 Innovationskraft von ihr ausging und wie zeitgenössische                                                                             an Erschöpfung, Lustlosigkeit und Schlafstörungen.
                                                                                                                                    Markus Pretnar – Studierende des Masterstudiengangs „Kom-         Bettina Augustin sprach mit Prof. Dr. Norbert Rohleder über
                                                                 Grafik- und Typedesigner heute mit ihr umgehen, war Thema
Anja Stöffler – Über 250 Gäste aus dem In- und Ausland kamen                                                                        munikation im Raum“ haben sich der Umgestaltung eines tristen,    Ursachen und Risikofaktoren für ein Burn-out.
                                                                 eines Symposiums, das in einer Kooperation des Instituts
zum 3. Internationalen MOTYF-Festival 2016 an den Rhein.                                                                            unterirdischen Verbindungsgangs in der Mainzer Universitäts-
                                                                 Designlabor Gutenberg der Hochschule Mainz mit dem
Unter dem Motto „MOVING TYPES – Gutenberg goes Media“                                                                               medizin angenommen. Ein vom Bett des Kindes an die Decke          Personalien
                                                                 Gutenberg-Museum ein internationales Publikum anzog.
standen multimediale Inszenierungen von Schriften und Buch-                                                                         projizierter Papierflieger soll künftig junge Patienten auf dem
staben in zunehmend konvergierenden Medien im Mittelpunkt                                                                           Weg zur OP begleiten.                                             56: Prof. Dr. Regina Stephan
der Veranstaltung. Ziel war es, der Frage nach der Zukunft von
Schrift in Bewegung nachzugehen und die interaktiven, ver-       24: Bei schlechtem Wetter helfen gute Texte                                                                                          57: Dr. Valérie Schüller
netzten und mobilen Gestaltungsparameter im Spannungs-           Nadja Mayer – Es gibt nichts Besseres für Kommunikations-          36: 40 Jahre BIS-Studium                                          58: Prof. Dr. Stephan Mai
feld von Technik, Gestaltung und Information auszuloten.         designerinnen und -designer, als hautnah zu erleben, wie die
                                                                                                                                    Der Fachbereich Wirtschaft feiert sein Erfolgsmodell              59: Prof. Dr. Benjamin von Wolf-Zdekauer
                                                                 selbst ausgedachten Dinge in der Welt funktionieren. Ein Kurs
                                                                                                                                    Therese Bartusch, Kathrin Huber – Als der erste berufsintegrie-
                                                                                                                                                                                                      60: Prof. Torsten Schrade
                                                                 des 1. Semesters hatte die Gelegenheit dazu.
12: Zeitgemäßer Auftritt                                                                                                            rende Studiengang 1977 startete, rechnete niemand mit dem         61: Prof. Dr. Piotr Kurocyński
                                                                                                                                    heutigen Erfolg. Seit 40 Jahren kooperiert der Fachbereich        62: Prof. Urs Löffelhardt
Anett Mehler-Bicher und Isabell Müller beantworten Fragen zur                                                                       Wirtschaft mit Unternehmen und Institutionen und gibt damit
neuen Homepage der Hochschule Mainz, die Anfang Mai 2017         26: No Selfies!                                                                                                                      63: Prof. Dr. Martin Graßnick
                                                                                                                                    Berufstätigen die Chance, Beruf und Studium zu verbinden.
online gegangen ist.                                                                                         Stefan Enders – Das                                                                      64: Prof. Dr. Mary Pepchinski
                                                                                                             Genre des Selbst-
Aus den Fachbereichen                                                                                        porträts ist seit                                                                        Kleine Nachrichten
                                                                                                                                    40: Im Tandem zum Erfolg
                                                                                                             Jahrhunderten eine
14: Social Condenser. Neue Formen des Wohnens                                                                wichtige Ausdrucks-    Susanne Rank – Das Cross-Mentoring-Programm für Alumni des        66-71: Ausstellung Park Babelsberg / Qualifizie-
                                                                                                             form, in der Male-     Fachbereichs Wirtschaft ging in die 3. Runde.                     rungskolleg / MOTYF E-Book / Plakatwettbewerb
Kerstin Molter – Die Abnahme der Bevölkerung und die zu-                                                     rei wie in der Foto-
nehmende Überalterung der Gesellschaft führen zu einer Kon-                                                  grafie. Während        Hochschule Mainz international
                                                                                                                                                                                                      „Lebenswelt Hochschule“ / Designinitiative /
zentration der Bevölkerung in der Metropolregion. Fehlende                                                   sich das Handy-                                                                          Ausstellung Perspektiven im Städtebau / Kurzfilm
Arbeitsplätze, fehlende öffentliche Einrichtungen und Versor-                                                Selfie im Reprodu-     44: Arrival City                                                  „Infiziert“ / Robolab eingeweiht / Internationales
gung feuern die Attraktivität des städtischen Raums an und                                                   zieren narzissti-
lösen eine Preisspirale im Wohnungsmarkt aus. Neue Formen                                                                           Eléna Hinsch, Regina Stephan – Rund ein Drittel der Weltbevöl-    Bienenwettfliegen
                                                                                                             scher Stereotypen
des Wohnens standen im Zentrum eines Projekts, mit dem sich                                                                         kerung ist zur Zeit im Aufbruch. Ausgelöst durch Kriege und
                                                                                                             erschöpft, ist das
die Bacheloranden der Fachrichtung Architektur befassten.                                                                           wirtschaftliche Perspektivlosigkeit verlassen Menschen ihre
                                                                                                             künstlerische
                                                                                                                                    Heimat und suchen nach gefährlicher Flucht zunächst nur           72: Impressum
                                                                                                             Selbstporträt eine
                                                                                                                                    eines: eine Ankunft. Doch welche Anforderungen muss eine
                                                                                                             Form der Ausein-
                                                                                                                                    Stadt erfüllen, um eine Ankunftsstadt zu sein?
                                                                                                             andersetzung, die
                                                                                                             einen Erkenntnis-                                                                        73: Autorinnen / Autoren
                                                                                                             prozess ermöglicht.

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INTERNATIONAL
MOTYF FESTIVAL 2016
GEGENWART UND PERSPEKTIVEN DYNAMISCHER SCHRIFT

TEXT: ANJA STÖFFLER                        FOTOS: KATHARINA DUBNO, MARTINA PIPPRICH, TIM RIZZO, PILAR CELMA SERRANO

Am 24. November 2016 wurde in Mainz das internationale MOTYF Festival „Moving Types –
Gutenberg goes Media“ mit Gästen aus mehr als 13 Ländern im Gutenberg-Museum eröff-
net. Mit der erweiterten Nutzung von Medientechnik und der Entstehung virtueller und
augmentierter Realität entsteht eine neue Faszination für Schrift, deren Konzept bisher
überwiegend statisch war. Die Thematik wurde aus künstlerischen, historischen, wissen-
schaftlichen und technischen Blickwinkeln betrachtet.

Im Rahmen des Festivals setzten in der Medienausstellung „Akademos. A Place for Poets
and Philosophers“ internationale Nachwuchskünstler ihre Arbeiten audiovisuell in Szene.
Zu sehen waren Poetryclips, Projektionen und interaktive Installationen. Darüber hinaus
flankierten das Festival ein Symposium mit über zehn internationalen Referenten, Work-
shops sowie künstlerische Lyrikevents in Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Eden-
koben, der Akademie der Wissenschaften und der Literatur als auch Performances der
Schauspielschule Mainz.

MOTYF ist eine gemeinsame Marke von Moving Types, dem z zg – Zentrum Zeitbasierte
Gestaltung der beiden Hochschulen Mainz (Prof. Anja Stöffler) und Schwäbisch Gmünd
(Prof. Ralf Dringenberg) sowie dem polnischen Kooperationspartner PJATK – Polish
Japanese Academy of Information Technology (Prof. Ewa Satalecka) in Warschau.
Die Organisation des Festivals verantwortete Prof. Anja Stöffler mit dem Team Manfred
Liedtke, Esther Rosskopf und Uwe Zentgraf vom Institut für Mediengestaltung in Mainz.

Foto rechts: Großprojektion National Audiovisual Institute, Warschau
Foto folgende Seite: Blick in die Ausstellung „Akademos. A Place for Poets and Philosophers“

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                                                                                                                                             terschiedliche Workshops von Kalligrafie
                                                                                                                                             über Motiongraphics bis hin zu Virtual
                                                                                                                                             Reality-Anwendungen an.

                                                                                                                                             Lyrikabende: Schnittstelle zwischen
                                                                                                                                             Literatur und medialer Inszenierung
                                                                                                                                             „MOTYF steht für Interaktion, Avantgarde,
                                                                                                                                             Design, Kultur, Sprache und Schrift, Dialog
                                                                                                                                             und Forschung. MOTYF ist aktuell, aber
                                                                                                                                             viel mehr noch verbindet MOTYF die Ge-
                                                                                                                                             schichte des geschriebenen, gedruckten
                                                                                                                                             und digitalen Wortes mit Zukunftsperspek-
                                                                                                                                             tiven, Wissenschaft und gegenwärtigen
                                                                                                                                             Strömungen“, so eröffnete Staatssekretär
                                                                                                                                             Prof. Dr. Salvatore Barbaro das begleitende
                                                                                                                                             Lyrikevent „Anthropozän“ im Dezember           Dr. Markus Dömer, Carlsen Verlag ¬ „LeYo! Static books, digitally enhanced“
                                                                                                                                             2016. Das „Anthropozän“, das menschlich
                                                                                                                                             neu Gemachte, der Einfluss des Menschen
                                                                                                                                             auf seine Umwelt, ist ein Zeitalter. Doch
                                                                                                                                             wie der Mensch die Welt nach seinen Vor-
                                                                                                                                             stellungen formt, nutzt er auch die Schrift,
                                                                                                                                             um seinen Vorstellungen Ausdruck zu ver-
                                                                                                                                             leihen. In Kooperation mit dem Künstler-
                                                                                                                                             haus Edenkoben und seinem künstlerischen
                                                                                                                                             Leiter Hans Thill und den beiden Stipendia-
                                                                                                                                             ten Rike Scheffler und Manuel Niedermeier
                                                                                                                                             wurde ein Lyrikabend der besonderen Art
Lyrikabend „Anthropozän“ im Gutenberg-Museum mit der Autorin Rike Scheffler                                                                  veranstaltet.

                                                                                                                                             Im Rahmen eines Semesterkurses entstan-
  Mit Labs und Lyrics die Zukunft durch-       lungsfunktion zu einem interpersonalen         auf. Die Tagung war auf diese Art und Weise    den Live-Projektionen aus dem Studiengang
buchstabiert                                   Akteur: in der Fläche, im Raum, in der Zeit    eine Art Labor und Think Tank über dyna-       Mediendesign an der Hochschule Mainz mit
Unter dem Motto „MOVING TYPES – Guten-         und in sich selbst organisierenden Netz-       mische Schrift, die unter Einbeziehung         Lennie Faust, Katharina Jorendt, Jonathan
berg goes Media“ standen multimediale          strukturen.                                    neuer Medientechniken Gestaltung ver-          Kaiser, Noemi Kelemen, Selin Koca, Holger
Inszenierungen von Schriften und Buchstaben                                                   ändert und somit Kommunikation erwei-          Müller, Felix Schuster und Yvonne Simon.       ZDF Hotspot „Viewing the Future: vr.zdf.de“
in zunehmend konvergierenden Medien im         Internationale namhafte Referenten des         tert. Schrift kann auf einzigartige Art un-    Die Studierenden erarbeiteten in enger Zu-
Mittelpunkt. Das Festival förderte und er-     Design- und Medienbereichs aus Belgien,        sere Aufmerksamkeit lenken, Atmosphären        sammenarbeit mit den Autoren das Konzept
möglichte den internationalen Austausch        Deutschland, England, Finnland, Holland,       schaffen und erweitert somit den uns be-       für den Abend. Gemeinsam konnte ein neu-
von Medien- und Kreativschaffenden, ins-       Irland, Neuseeland, Polen, der Schweiz und     kannten Schriftraum um ein mehrere Sinne       artiges Programm entwickelt werden, in dem
besondere Gestaltern und Designern, Pro-       den USA trafen sich im Mainzer Gutenberg-      berührendes Erlebnis.                          die Texte der Autoren akzentuiert gestaltet
grammierern, Publizisten sowie Verlagsver-     Museum, um über das Phänomen und die                                                          und bewegt wurden. Dies geschah sowohl
tretern aus allen Bereichen dynamischer        Zukunft von Schrift in Bewegung zu disku-      Workshopwoche „Future Type Lab“                mit animierter Schrift und Grafiken, filmi-
Medientexte, Schriften und Schriftkultur.      tieren. Zwei Tage lang wurde auf dem Sym-      Das Symposium wurde umrahmt von akti-          schen Inszenierungen wie auch Zuspielun-
Ziel war es, zum einen der Frage nach der      posium „Gutenberg goes Media“ die Materie      ven Programmelementen wie einer beson-         gen in Echtzeit über neuere Softwareanwen-
Zukunft von Schrift in Bewegung nachzu-        buchstäblich durchbuchstabiert: von A wie      ders hervorzuhebenden Medienkunstaus-          dungen wie V4 und resolume. Sprache und
gehen, zum anderen die interaktiven, ver-      „aktueller Stand der Dinge“ bis Z wie „Zu-     stellung sowie mehreren künstlerischen         Bild ergaben somit in Echtzeit ein Gesamt-
netzten und mobilen Gestaltungsparameter       kunft und Möglichkeiten“.                      Beiträgen der Schauspielschule Mainz, die      kunstwerk. Das Projekt wurde zudem unter-
im Spannungsfeld von Technik, Gestaltung                                                      während des Symposiums und am Eröff-           stützt von Norbert Seemayer, Sina Meyer
                                                                                                                                                            .
und Information auszuloten. Die Möglich-       Medienprofis wie Mike Meiré von M2 Meiré       nungsabend stattfanden. Insgesamt ist          und Seweryn Zelazny. Die künstlerische
keiten hybrider Publikationen in schrift-      und Meiré oder der neuseeländische Story-      MOTYF 2016 mehr als ein exklusives Wissen-     Leitung übernahmen Prof. Anja Stöffler
orientierten Medien sowie zukünftige An-       telling-Spezialist Brian Lucid demonstrier-    schaftscluster, sondern verfolgte auch nach-   (Gesamtleitung) und Hans Thill (Text). Im
wendungen im Zeitalter des „Internet der       ten, welche Gestaltungslösungen virtuell,      haltige Aspekte für unsere Medien- und         Februar 2018 wird die filmische Dokumen-
Dinge“ wurden aufgezeigt und diskutiert.       digital und installativ möglich sind – und     Kommunikationsdesign-Studierenden und          tation mit anschließender Diskussion im
Schrift ist und wird zusehends omnipräsent     zeigten dabei nicht selten völlig neue Ideen   interessierte Teilnehmer. Die Workshop-        Rahmen der Landeskinder-Veranstaltung          Pre-Show in Warschau: Großprojektion National Audiovisual Institute,
und wandelt sich von ihrer reinen Vermitt-     und Ansätze für künftige Gestaltung(en)        woche „Future Type Lab“ bot für mehr als       im Künstlerhaus Edenkoben gezeigt.             Warschau

8       FORUM 1/2.17                                                                                                                                                                                                                          FORUM 1/2.17         9
Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz
FORUM                                                                                                                                                                                                                                                              FORUM

                                                                            Die Reihe der Abendveranstaltungen wurde
                                                                            in Kooperation mit der Akademie der Wissen-
                                                                            schaften und der Literatur Mainz mit einer
                                                                            weiteren Lyrikperformance abgerundet.
                                                                            Mit dem Titel „Gesänge des Funkturms“,
                                                                            einem Sprechkonzert der Berliner Schrift-
                                                                            stellerin und Poetin Ulrike Almut Sandig
                                                                            mit dem Dichter, Musiker und Kulturakti-
                                                                            visten Grigory Semenchuk aus der Ukraine,
                                                                            erhielt Walther Ruttmans Filmklassiker
                                                                            „Berlin ¬ Die Sinfonie der Großstadt“ (1927)
                                                                            einen ganz eigenen Soundtrack. Sandigs
                                                                            Sprechgesang und Semenchuks treibende
                                                                            Bässe transportierten den projizierten Film in
                                                                            die Gegenwart einer Großstadt, die nicht zu-
                                                                            letzt eines ist: Magnet der menschlichen Art
Festivalleitung und Kuratoren ¬                                             und ihrer sonderbaren Eigenschaft, von der
Prof. Ralf Dringenberg, Prof. Ewa Satalecka, Prof. Anja Stöffler            Zukunft zu träumen. Die Veranstaltung fand
                                                                            in den Räumlichkeiten der Akademie statt.

                                                                            Medienkunstausstellung „Akademos.
                                                                            A Place for Poets and Philosophers”
                                                                            Ein Herzstück des Festivals war auch die über
                                                                            mehrere Monate im Gutenberg-Museum zu
                                                                            sehende Medienkunstausstellung „Akade-
                                                                            mos. A Place for Poets and Philosophers“.
                                                                            Nachwuchsgestalter aus aller Welt waren          Ergebnis aus dem Workshop „Disruptive Text“ von Prof. Dr. Hilary Kenna (IRE) und Prof. Adam Cooke (UK)
                                                                            eingeladen, bekannte und weniger bekannte
                                                                            Literatur mit ebenfalls multimedialen und
                                                                            installativen Formaten zu verbildlichen und      Gestaltung. Diese sind der Schlüssel der       Mainz besucht, die aufgrund ihres großen Er-    der Zusage der kommenden MOTYF Festival-
                                                                            (neu) in Szene zu setzen. Akademos wurde         Präsentation. Die Exponate waren geordnet      folges bis Ende März 2017 verlängert wurde.     Ausrichtung 2018 in Dublin mit Prof. Dr.
                                                                            zum Namenspaten einer Idee von Diskurs,          von einfachen bis hin zu komplexen Ver-                                                        Hilary Kenna, die die Veranstaltungsreihe an
                                                                            Lehre und dem Austausch zwischen Dis-            schränkungen von Schrift und Bild mit flie-    Darüber hinaus wurden die Bewegtbildar-         der Faculty of Film, Art & Creative Techno-
                                                                            ziplinen und Menschen. Die Bewegtbild-           ßenden Grenzen. Besucher konnten sowohl        beiten der Ausstellung im Anschluss an die      logies am IADT Dun Laoghaire Institute of
                                                                            gestalter wurden zu Interpreten, die die         eine virtuelle Schriftraumerfahrung machen –   Kuratierung durch Prof. Ralf Dringenberg,       Art Design and Technology in Dublin in Ko-
Virtual Reality Installation „Panta Rhei“, Institut für Mediengestaltung,   Texte der Autoren als Ausgangspunkt für          in der VR-Anwendung „Panta Rhei“ –, oder       Prof. Ewa Satalecka und Prof. Anja Stöffler     operation mit dem Mainboard durchführen
Prof. Anja Stöffler und Team                                                die eigenen künstlerischen Arbeiten – linear     sich Poesie erschaukeln mit dem interakti-     in einer ersten Version im September 2016       wird. Das 4. MOTYF Festival findet vom
                                                                            oder interaktiv – verwendeten. Herausge-         ven Kunstwerk „Poetryswing“.                   erstmalig in Warschau gezeigt. Die Veran-       31. Oktober bis 4. November 2018 statt.
                                                                            kommen ist eine abwechslungsreiche, in-                                                         staltung wurde im Rahmenprogramm der
                                                                            novative und zeitgemäße Ausstellung, die         Die Ausstellung zeigte wunderbare Darstel-     internationalen ATypI Konferenz (Inter-         Infos unter:
                                                                            modernste Medientechnik mit vergangener,         lungen unter dem Gedanken von Akademos         national Typography Association) aufge-         http://www.motyf-festival.com
                                                                            aber auch zeitgenössischer Lyrik und Poesie      und bietet, nach einem Zitat von Hannah        führt. Mit einer Projektion an die Fassade      Facebook, Twitter: MOTYF
                                                                            verknüpft. Es wurden Satzfragmente, Zitate       Arendt, neuen Raum für das „Denken ohne        des National Audiovisual Instituts (NiNA)       http://www.moving-types.com
                                                                            berühmter Persönlichkeiten oder ganze            Geländer“. Junge Nachwuchskünstler zeig-       gelang eine erfolgreiche Vorabpremiere der
                                                                            Gedichte aufgegriffen und mit kreativen          ten die Auseinandersetzung mit der Thema-      Ausstellung in Warschau. Die Veranstaltung      Das deutsche eBook zu MOTYF 2016 mit
                                                                            Gestaltungsmitteln den Besuchern gezeigt.        tik und es wurde deutlich, wie divers und      wurde zu einem eindrucksvollen Erlebnis,        ausgewählten Texten zum Symposium, zur
                                                                            Ausgewählt wurden 70 internationale Ar-          mannigfaltig ein solcher Diskurs und das       da auch hier die Vielfalt der Arbeiten in ih-   Ausstellung und zu den Events sowie mit zu-
                                                                            beiten, die u.a. Werke von Platon, Hannah        Denken an sich sein kann. Umso erfreulicher,   rer Thematik und Inszenierung sichtbar          sätzlichen wissenschaftlichen und vor allem
                                                                            Arendt oder Johnny Tillotson in Bild, Schrift    dass mit Akademos nach Platons Vorbild         wurde.                                          künstlerischen Beiträgen steht unter http://
                                                                            und Ton interpretierten. Neben der einfa-        ein Ort geschaffen werden konnte, an dem                                                       www.zeitbasierte-gestaltung.de/publikation/
                                                                            chen Darstellung auf Bildschirmen erwei-         ein Austausch zwischen Autor und Gestalter,    MOTYF 2016 in Mainz bedeutete auch eine         zum Download bereit. Neben Texten und
                                                                            terten und bereicherten interaktive Kunst-       zwischen Besucher und Medienarbeiter           weitere Internationalisierung: Weitere neue     Abbildungen sind zahlreiche, eigens für
                                                                            werke und Installationen die Ausstellung.        und zwischen Animationskünstlern, Filme-       Partner in Dublin, in Neuseeland und in         diese Publikation erstellte Videos ent-
                                                                            Um dies alles plastisch werden zu lassen,        machern, Sprechern und Komponisten er-         Katowice konnten gewonnen werden. Auch          halten.
Blick in die Ausstellung im Gutenberg-Museum                                war die Ausstellung im Gutenberg-Museum          möglicht wurde. Zahlreiche Besucher haben      die deutsch-polnische Kooperation wird
                                                                            gegliedert in acht Themengebiete formaler        die Ausstellung im Gutenberg-Museum in         weiter ausgebaut. Dies zeigt sich auch in

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Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz
FORUM                                                                                                                                                                                                                                                                                          FORUM

                                                                                                                                                          Informationen rund um die Hochschule             sionell; auch mpm hat für einige Features
                                                                                                                                                          Mainz, angefangen mit den vier Top-News          bzw. Funktionen Neuland beschritten. Dies
                                                                                                                                                          und Events bis hin zu aktuellen Projekten        betrifft z.B. das automatisch generierte
                                                                                                                                                          und Informationsseiten der Serviceeinrich-       Personenverzeichnis. Da immer wieder Ver-
                                                                                                                                                          tungen. Die Kachel zur Bewerbung ist fest        besserungsvorschläge genannt bzw. neue
                                                                                                                                                          positioniert. Zusätzliche Filterfunktionen       Features benötigt werden sowie im Herbst
                                                                                                                                                          ermöglichen den Nutzern, das Informa-            eine Umstellung auf die neueste Typo3-
                                                                                                                                                          tionsangebot auf ihre Bedürfnisse genau          Version geplant ist, ist die Zusammenarbeit
                                                                                                                                                          abzustimmen. So sehen beispielsweise Stu-        mit dem Relaunch nicht beendet.
                                                                                                                                                          dieninteressierte weiter oben auf der Start-
                                                                                                                                                          seite das Studienangebot der Hochschule,         Wird die neue Homepage häufiger oder
                                                                                                                                                          während wiederum Studierende an dieser           anders frequentiert als die bisherige?
                                                                                                                                                          Stelle die Serviceseiten der Hochschule          Gibt es hierzu schon erste Erkenntnisse?         Der neue Webauftritt rückt das Medium
                                                                                                                                                          angezeigt bekommen. Durch die Nutzung            Hierzu liegen noch keine fundierten Er-          Bild stärker in den Mittelpunkt
                                                                                                                                                          weiterer Filter wie der Auswahl der Fach-        kenntnisse vor. Die Eruierung einer an-
                                                                                                                                                          bereiche lässt sich das Informationsangebot      deren Nutzung ist auch relativ schwierig,
                                                                                                                                                          der Startseite noch genauer eingrenzen.          da die neue Website anders gestaltet und
                                                                                                                                                                                                           aufgebaut ist.
                                                                                                                                                          Wie funktioniert die Suchmaschine, die
                                                                                                                                                          in die Website eingebunden ist? Sind alle        Wann wird die englische Fassung der
                                                                                                                                                          Texte in der Suchmaschine indiziert?             Website zur Verfügung stehen?
                                                                                                                                                          Als Suchmaschine wird Typo3 Solr einge-          Es ist geplant, die englische Seite im Winter-
                                                                                                                                                          setzt. Dies ermöglicht eine schnelle Suche       semester 2017/18 freizuschalten. Zu diesem
                                                                                                                                                          in wenigen Millisekunden sowie viele             Zeitpunkt sind nach derzeitiger Planung
                                                                                                                                                          nützliche Suchfunktionen. So können              wichtige Inhalte der Studiengänge und auch
                                                                                                                                                          Suchergebnisse zusätzlich nach verschiede-       des Bewerbungsprozesses übersetzt, so dass
Eine starke Zielgruppenorientierung gehört zu den Merkmalen des neuen Internetauftritts. Der Student Life Cycle spiegelt sich in der Menüstruktur wider   nen Facetten, wie Events, News, Personen         eine sinnvolle Nutzung der englischen Seite
                                                                                                                                                          oder Seiteninhalten, eingegrenzt werden.         möglich ist.                                     Startseite mit News- und Event-„Kacheln“
                                                                                                                                                          Ebenso bietet die Suche eine Autovervoll-
                                                                                                                                                          ständigung der Suchbegriffe an. Dabei            Welches sind die nächsten Schritte zur
ZEITGEMÄSSER AUFTRITT                                                                                                                                     werden alle Texte, die sich auf der Website
                                                                                                                                                          der Hochschule befinden, in den Sucher-
                                                                                                                                                                                                           Optimierung der Homepage?
                                                                                                                                                                                                           Technisch wird im Herbst eine Umstellung
                                                                                                                                                          gebnissen miteinbezogen.                         auf die neuste Typo3-Version erfolgen. Mit
Die neue Homepage der Hochschule Mainz.                                                                                                                                                                    dieser neuen Version wird eine komfortable
                                                                                                                                                          Das Internet ist ein Medium, in das ständig      Möglichkeit eines Workflow-Konzepts ge-
Acht Fragen an Prof. Dr. Anett Mehler-Bicher sowie Isabell Müller                                                                                         neue Texte eingestellt werden. Sollen            geben. Das bedeutet, dass weitere Personen
                                                                                                                                                          auch die Bilder fortlaufend aktualisiert         als Redakteure arbeiten können, ihre Än-
TEXT: ANETT MEHLER-BICHER, ISABELL MÜLLER, BETTINA AUGUSTIN                     FOTOS: HOCHSCHULE MAINZ                                                   werden? Wer ist zuständig für die Bilder,        derungen aber einem dezidierten Freiga-
                                                                                                                                                          die auf der Website zu sehen sind?               beprozess durch die Internetbeauftragten
  Seit Anfang Mai 2017 ist der neue                Worin liegen die wesentlichen Unter-                 Endgeräte mittels Responsive Design, eine         Unser neuer Webauftritt rückt das Medium         unterliegen werden.
Internet-Auftritt der Hochschule Mainz             schiede zwischen dem alten und dem                   starke Zielgruppenorientierung sowie eine         Bild viel stärker in den Mittelpunkt, als dies
online. Eine erste Umfrage unter Studie-           neuen Internet-Auftritt und was waren                Reduktion der Menüpunkte waren wesent-            der alte Webauftritt der Hochschule tat.         Das Thema Kachelverdichtung und -priori-
renden und Beschäftigten ergab, dass das           die Ziele des Relaunchs?                             liche Anforderungen. Ein weiterer Unter-          Somit ist es noch entscheidender, die Bilder –   sierung wird uns auch weiterhin beschäfti-
Design der neuen Website größtenteils              Der frühere Auftritt war 2007/2008 ent-              schied besteht in der prozessorientierten         insbesondere die großformatigen Header-          gen. Auch soll zeitnah die Möglichkeit von
als ansprechend und modern angesehen               wickelt worden, ging zum Wintersemester              Ausrichtung des neuen Auftritts; der Student      bilder – aktuell zu halten. Neue Bilder          Doppelkacheln gegeben sein, um bestimm-
wird, wobei immer wieder auch die sehr             2008/09 online und unterstützte den da-              Life Cycle spiegelt sich in der neuen Menü-       entstehen zumeist in Zusammenarbeit mit          te Events oder News noch stärker hervorzu-
guten Fotografien hervorgehoben werden.            maligen Stand der Technologie. Aufgrund              struktur entsprechend wider. Neu ist z.B.         Fotografen und werden von den Internet-          heben.
Kritisch beurteilt wird vor allem die              der Historie früherer Internetauftritte der          die Möglichkeit, für jeden Studiengang zu-        beauftragten der Fachbereiche und der
Startseite, die mit ihrer „Kachel“-Struktur        Hochschule Mainz lag der Fokus auf einer             gehörige Services, Projekte sowie aktuelle        zentralen Verwaltung für die Website aus-        Geplant ist auch, durch ein veränderte
von vielen als ungewohnt und teils un-             organisationszentrierten Darstellung.                Ereignisse über einen spezifischen, abon-         gesucht und online gestellt.                     AJAX-Integration benutzerfreundliche Ef-
übersichtlich empfunden wird. Die                                                                       nierbaren Kalender bereitzustellen.                                                                fekte bei der Nutzung von Overlays wie z.B.
„Forum“-Redaktion sprach mit Prof. Dr.             Durch das Voranschreiten der Technologie                                                               Wie verlief die Zusammenarbeit mit der           fade-in und fade-out zu erreichen; AJAX ist
Anett Mehler-Bicher und Isabell Müller             und die starke Verbreitung mobiler Endge-            Nach welchen Kriterien werden die                 Medienagentur mpm? Ist eine Fortset-             hierbei notwendig, um HTML-Seiten ohne
über den Relaunch und weitere geplante             räte war der frühere Auftritt technologisch          Informationen, die auf der Startseite             zung geplant?                                    erneutes Laden verändern zu können.
Schritte.                                          veraltet und bedurfte einer grundlegenden            erscheinen, ausgewählt und priorisiert?           Die Zusammenarbeit mit der Medienagen-
                                                   Überarbeitung. Die Unterstützung mobiler             Die Startseite präsentiert alle wichtigen         tur mpm verlief und verläuft sehr profes-

12      FORUM 1/2.17                                                                                                                                                                                                                                                            FORUM 1/2.17        13
Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz
AUS DEN FACHBEREICHEN                                                                                                                                                                                                                                 AUS DEN FACHBEREICHEN

                                                                                                                                                                     Auf der Suche nach einer geeigneten Wohn-
                                                                                                                                                                     form sollte in der Bachelor-Thesis die Haus-
                                                                                                                                                                     kommune der Ausgangspunkt des kollektiven
                                                                                                                                                                     Wohnens sein. Das Spannungsfeld zwischen
                                                                                                                                                                     dem kollektiven Raum und dem gerade noch
                                                                                                                                                                     notwendigen individuellen Rückzugsraum
                                                                                                                                                                     prägt die Kommune als kollektive Lebens-
                                                                                                                                                                     form.

                                                                                                                                                                     Narkomfin und Kraftwerk 2 als Vorbilder
                                                                                                                                                                     Vorbilder wie das „Narkomfin“-Gebäude,
                                                                                                                                                                     ein von dem führenden russischen Konst-
                                                                                                                                                                     ruktivisten Moisei Ginzburg entwickeltes
                                                                                                                                                                     sozial-utopisches Haus aus dem Jahr 1926,
                                                                                                                                                                     drücken exemplarisch die Träume vom
                                                                                                                                                                     sozialistischen Zusammenleben aus. „Das
                                                                                                                                                                     konstruktivistische Bauwerk nimmt die nach
                                                                                                                                                                     1918 europaweit ausstrahlende Diskussion
                                                                                                                                                                     um Möglichkeiten der Rationalisierung des        Modell Maike Schönenberger
                                                                                                                                                                     Wohnungsbaus und der Emanzipation von
                                                                                                                                                                     der Hausarbeit auf, wie sie die Moderne der
                                                                                                                                                                     1920/30er Jahre ähnlich auch in den großen
                                                                                                                                                                     Städten Deutschlands oder Holland führte.“
                                                                                                                                                                     (Das Narkomfin-Kommunehaus in Moskau,
                                                                                                                                                                     1928-2012, Johannes Cramer und Anke
                                                                                                                                                                     Zalivako). Der Wohnblock „Narkomfin“ für
                                                                                                                                                                     Mitarbeiter des Kommissariats für Finanzen
Die „Kalkbreite“ war eines der Ziele einer dreitägigen Exkursion nach Zürich, bei der die Bacheloranden Wohnmodelle besichtigten, die das kollektive Leben fördern   bot Dachgärten und Gemeinschaftsküche,
                                                                                                                                                                     Kindertagesstätte, Sporthalle und Wasch-
                                                                                                                                                                     küche – nur schlafen sollten die Bewohner

SOCIAL CONDENSER                                                                                                                                                     noch allein. Adrian Streichs „Kraftwerk 2“
                                                                                                                                                                     (2008-2011) bietet neben den Wohnge-
                                                                                                                                                                     meinschafts-Clustern kollektive Angebote
                                                                                                                                                                     wie eine mehrgeschossige Veranda, die der
Neue Formen des Wohnens                                                                                                                                              Architektur den Namen „terrasse commune“
                                                                                                                                                                     verliehen hat und die alle Wohneinheiten
TEXT: KERSTIN MOLTER                                   FOTOS: KERSTIN MOLTER, JANA GREGORCZYK                                                                        miteinander verbindet.

   Im Wintersemester 2016/17 widmeten                  Preisspirale im Wohnungsmarkt aus. Ver-                Möglicherweise besteht in den gemein-                  Die Architektur als Beziehung zwischen dem
sich die Bacheloranden der Fachrichtung                ändernde Lebensmuster bestimmen da-                    schaftlichen Wohnformen auch das Potential             physisch gebauten Raum und dem Raum, in          Modell Maximiliana Seeger (†)
Architektur der Aufgabe, ein gemein-                   rüber hinaus die zeitgenössische Gesell-               einer Erneuerung der Wohnkultur, vergleich-            dem sich soziale Beziehungen konstituieren,
schaftliches Wohnprojekt in Mainz auf                  schaft. Das traditionelle Familienmodell               bar mit den Wohnungsbauprogrammen des                  war zentrales Thema der Thesis. Im unmit-
einem Grundstück zwischen Zahlbacher                   des Wohnens ist nur eines neben einer                  Neuen Bauens (1910-1930) im vergangenen                telbaren Nebeneinander war das Verhältnis
Steig und der Unteren Zahlbacherstraße                 Vielfalt differenzierter Wohnformen,                   Jahrhundert. Das soziale Ziel des Neuen                von privatem Rückzugsraum und kollekti-
in unmittelbarer Nähe zu den Römer-                    die auf Faktoren wie Überalterung und                  Bauens war es, gute Wohnbedingungen mit                vem Raum sensibel auszuloten.
steinen zu entwickeln. Die Aufgabe hatte               die hohe Anzahl der Single-Haushalte                   guter Belichtung und Belüftung für alle
ich vor dem Kontext der gegenwärtigen                  reagieren.                                             Menschen herzustellen. Möglich wurde die               Architektur beeinflusst das soziale
gesellschaftlichen Bedingungen gestellt.                                                                      Umsetzung dieses Ziels durch die industriel-           Verhalten
Faktoren wie die Abnahme der Bevöl-                    Die Kommune als kollektive Lebensform                  le Rationalisierung und Typisierung.                   Die neue Alltagskultur findet ihren Ausdruck
kerung und die zunehmende Überal-                      Vor diesem Hintergrund kann der Bedarf an                                                                     im Verhältnis, wieviel individueller Raum
terung der Gesellschaft begründen die                  bezahlbaren Wohnungen heute nicht mehr                 Jede Wohnkultur reflektiert die Bedingun-              aufgegeben werden kann, ohne die individu-
Konzentration der Bevölkerung in der                   gedeckt werden. Alternative Wohnformen                 gen ihrer Gesellschaft. Ein Bedürfnis der              elle Freiheit einzuschränken. Eine wichtige
Metropolregion. Fehlende Arbeitsplätze,                wie gemeinschaftliches Wohneigentum oder               heutigen Zeit ist es sicherlich, das gewinn-           Rolle in dem Projekt kommt den (Wohn-)
fehlende öffentliche Einrichtungen und                 Wohnungsgenossenschaften verlangen nach                orientierte Kalkül des Wohnungsbaus zu                 Zwischenräumen zu. Rem Koolhaas, eine der
Versorgung feuern die Attraktivität des                Umsetzung, um diesem Defizit entgegenzu-               überwinden und neue soziale Konstrukte des             wichtigsten zeitgenössischen Positionen in der
städtischen Raums an und lösen eine                    wirken.                                                Zusammenlebens zu entwickeln.                          Architektur-Welt, versteht Räume, die ver-

14      FORUM 1/2.17                                                                                                                                                                                                                                    FORUM 1/2.17    15
Forum 1/2.17 Das Magazin der Hochschule Mainz
AUS DEN FACHBEREICHEN                                                                                                                                                                                                                          AUS DEN FACHBEREICHEN

                                                                         schiedene Aktivitäten fördern, die zunächst
                                                                         nicht gedacht waren, als „sozialen Konden-
                                                                         sator“ . Der „soziale Kondensator“ hat die
                                                                         Kraft, das soziale Verhalten zu beeinflussen –
                                                                         mit dem Ziel, wahrgenommene soziale Hie-
                                                                         rarchien zu durchbrechen und einen sozial
                                                                         gleichberechtigten Raum zu schaffen.

                                                                         Die Vorgabe für das Bachelor-Projekt war
                                                                         ein Mix aus Wohneinheiten für Singles oder
                                                                         Paare (40 % des zu konzipierenden Wohn-
                                                                         raums), Alleinerziehende mit Kind (15 %),
                                                                         aktive Senioren (25 %) sowie für Familien
                                                                         (20 %). Auf dieser Basis entwickelten die
                                                                         Bacheloranden Wohnszenarien, die das Mit-
                                                                         einanderleben der Generationen begünsti-
                                                                         gen und das gemeinschaftliche Leben sowie
                                                                         die gegenseitige Unterstützung und die Ver-
Modell Isabella Spielmann ¬ ausgezeichnet mit dem Gutenberg-Stipendium   folgung gemeinsamer Ziele ermöglichen
der Stadt Mainz                                                          sollen. In Mainz sind ca. 80 % aller Haushalte
                                                                         Ein- bis Zweipersonenhaushalte.

                                                                         Impulse zum Thema sammelten die Stu-
                                                                         dierenden auf einer dreitägigen Exkursion
                                                                         nach Zürich. Hier wurden Projekte wie die
                                                                         sogenannte „Kalkbreite“, „Kraftwerk2“, das
                                                                         Husiker Areal und das Zwicky Areal Süd
                                                                         besichtigt. Alle Projekte sind stark durch
                                                                         gemeinschaftliches Leben geprägt. Zum            „Kalkbreite“ Zürich ¬ in einem Wohngemeinschafts-Cluster gruppieren sich mehrere einzelne Wohneinheiten um einen gemeinschaftlichen Bereich
                                                                         einen bieten sie besondere Wohntypen wie
                                                                         das sogenannte „Clusterwohnen“, zum
                                                                         anderen Gemeinschaftseinrichtungen, die
                                                                         das kollektive Leben fördern. In einem
                                                                         Wohngemeinschafts-Cluster gruppieren sich
                                                                         mehrere einzelne Wohneinheiten um einen
                                                                         gemeinschaftlichen Bereich. Die Wohnein-         die Ausstellung stark besucht. Junge wie         Dem Bachelor-Absolventen Alexander Neu-
                                                                         heiten sind ausgestattet mit Sanitärzelle        ältere Bürgerinnen und Bürger diskutierten       kirch war es besonders wichtig, Lebensraum
                                                                         und Teeküche sowie ein bis zwei Zimmern.         begeistert über die Beiträge der Absolven-       zu schaffen, der gegenseitige Unterstützung,
                                                                         Sie dienen als private Rückzugsräume. Alle       tinnen und Absolventen, deren Werk so            Aufgabenteilung und die Verfolgung gemein-
Modell Christian Michel                                                  Bewohnerinnen und Bewohner teilen sich           mitten in die Gesellschaft getragen wurde.       samer Ziele ermöglicht. Alle Raumebenen,
                                                                         eine große Küche mit Ess- und Wohnbereich        Der Absolventin Isabella Spielmann war es        vom Städtebau bis zum Innenraum, differen-
                                                                         und Arbeitsnische.                               ein wichtiges Anliegen, dass das Miteinander     zierte er in seinem Entwurf nach den kon-
                                                                                                                          der Bewohner im Vordergrund steht: „Ziel         textuellen Anforderungen und verlieh sei-
                                                                         Ausstellung im Rathaus                           ist es also, so viel Austausch und Kommuni-      nem architektonischen Anspruch Ausdruck:
                                                                         Im Anschluss an die Bachelor-Präsentation        kation wie möglich unter den Bewohnern           „Die Raumhöhen der Gemeinschaftsräume
                                                                         wurden die Projekte im Februar/März 2017         zu erzeugen, wofür entsprechend Raum zur         mit Küche und Wohnzimmer werden höher
                                                                         im Mainzer Rathaus ausgestellt. Bau- und         Verfügung gestellt werden muss. Anderer-         ausgebildet als die der Individualbereiche.
                                                                         Kulturdezernentin Marianne Grosse hob in         seits muss jeder Bewohner die Möglichkeit        Somit entstehen unterschiedliche Atmo-
                                                                         ihrem Grußwort den Wert der Abschluss-           haben, sich jederzeit in seinen privaten Indi-   sphären, und der Gemeinschaft wird mehr
                                                                         Projekte hervor: „Uns ist es besonders           vidualraum zurückziehen zu können. Denn          Raum gegeben. Es entstehen interessante
                                                                         wichtig, dem Wandel der Wünsche gerecht          Gemeinschaft kann nur dann funktionieren,        Wohnungen mit besonderer Lebensqualität.“
                                                                         zu werden. Daher nehmen wir sehr viel von        wenn alle Bewohner frei wählen können,           Sein Projekt wurde mit dem zweiten Preis
                                                                         den Arbeiten der Studentinnen und Studen-        wann und wie stark sie sich in das Kollektiv     des Baugewerbes Rheinland-Pfalz ausge-
                                                                         ten mit – sie zeigen neue Wege auf, die wir      einbringen wollen.“ Ihr Projekt wurde im         zeichnet.
                                                                         gerne mitgehen.“ Vor dem Hintergrund             Folgenden mit dem Gutenberg-Stipendium
                                                                         des hohen Wohnraumbedarfs in Mainz war           der Stadt Mainz ausgezeichnet.

16     FORUM 1/2.17                                                                                                                                                                                                                               FORUM 1/2.17     17
AUS DEN FACHBEREICHEN                                                                                                                                                                                                                                                             AUS DEN FACHBEREICHEN

                                                                                                                                                            Das Thema ist daher von höchster politischer      Die inhaltliche Grundstruktur der Internet-
                                                                                                                                                            und gesellschaftlicher Relevanz, da die Cyber-    seite orientiert sich an diesen vier Fragen.
                                                                                                                                                            angriffsmöglichkeiten das Potenzial beinhal-      Die Ergebnisse der eigenen Recherchear-
                                                                                                                                                            ten, die weltweiten staatlichen Machtkon-         beiten werden diesen Themenblöcken zuge-
                                                                                                                                                            stellationen zu verändern. Es gibt demnach        ordnet. Unter dem Titel „Virtual Warfare“
                                                                                                                                                            wichtige Gründe dafür, dass die Bevölkerung       werden eine Definition von Cyberwar und
                                                                                                                                                            über die veränderte Gefahrenlage informiert       die Erläuterung der spezifischen Cyberwar-
                                                                                                                                                            wird. Durch die technische Komplexität und        Bedingungen vorgestellt. Im Block „Real
                                                                                                                                                            Abstraktheit der Auswirkungen solcher An-         Impacts“ werden die Auswirkungen der
                                                                                                                                                            griffe ist es dem Laien kaum möglich, einen       Parallelwelt auf die reale Welt sowie die sich
                                                                                                                                                            Einblick in diese Thematik zu gewinnen.           dadurch ergebenden Verwundbarkeiten der
                                                                                                                                                            Infolgedessen gestaltet es sich für die Mehr-     Systeme dargestellt. Unter „Current Attacks“
                                                                                                                                                            heit der Laien sehr diffzil, sich eine Meinung    werden bekanntgewordene Cyber-Attacken            Preisträgerin Jana Kocher mit Prof. Dr.
                                                                                                                                                            über die Gefahrenlage zu bilden, da sich          der letzten Jahre dargestellt. Der vierte Block   Gerhard Muth, Prof. Anna-Lisa Schönecker
                                                                                                                                                            reißerische Übertreibungen der öffentlichen       „Potential Threats“ beschäftigt sich mit den      und Richard Patzke (v.l.n.r.)
                                                                                                                                                            Medien und komplexe technische Berichte           Auswirkungen auf das Machtgefüge der welt-
                                                                                                                                                            der IT-Experten gegenüberstehen.                  weiten Staatengemeinschaft.

                                                                                                                                                            Eine Herausforderung dieser Arbeit war es,        In kurzen Videopassagen aus dem Interview,
                                                                                                                                                            zunächst Ordnung in die Vielfalt und Breite       das ich mit dem Experten Sandro Gaycken
                                                                                                                                                            der Informationen zu diesem Thema zu brin-        geführt habe, werden weitere Einzelthemen
                                                                                                                                                            gen. Dem Nutzer soll ein einfacher und über-      erläutert. Zitate von verschiedenen Experten
                                                                                                                                                            sichtlicher Einblick in die Thematik geboten      illustrieren den aktuellen Diskussionsstand
                                                                                                                                                            werden, der gleichzeitig den Zugang zu vertie-    und belegen zusätzlich die Kernaussagen.
                                                                                                                                                            fenden Informationen ermöglicht. Dabei soll       Schließlich werden einzelne Vertiefungs-
                                                                                                                                                            durch ein attraktives gestalterisches Konzept     themen durch Icons symbolisiert, über die
                                                                                                                                                            die Lust geweckt werden, sich mit diesem          dann der Zugang zu weiteren inhaltlichen
                                                                                                                                                            abstrakten Thema auseinanderzusetzen.             Vertiefungen hergestellt werden kann. Es
Was ist „Cyberwar“? Für den Laien ist es diffizil, sich eine Meinung über die Gefahrenlage zu bilden, da sich reißerische Übertreibungen der öffentlichen                                                     bleibt dem User überlassen, inwieweit er          Das Konzept der Arbeit, in die auch Grafiken
Medien und komplexe technische Berichte der IT-Experten gegenüberstehen                                                                                     Mit einer interaktiven Internetplattform          die einzelnen Themen inhaltlich vertiefen         und Interviews integriert sind
                                                                                                                                                            lassen sich die genannten Ziele hervorragend      möchte.
                                                                                                                                                            umsetzen. Die Hemmschwelle, sich mit die-
                                                                                                                                                            sem abstrakten Thema zu befassen, ist hier        Ich bin davon überzeugt, dass die militäri-
                                                                                                                                                            deutlich geringer als bei umfassenden Buch-       sche Nutzung von Cyber-Attacken das poli-

ZERO DAY
                                                                                                                                                            veröffentlichungen. Eine interaktive User-        tische Weltbild der Zukunft verändern wird.
                                                                                                                                                            Führung erlaubt es dem Benutzer, je nach          Das große finanzielle Engagement der Militär-
                                                                                                                                                            Vorkenntnis und Interesse, zu unterschied-        apparate für defensive wie auch offensive
                                                                                                                                                            lichen Vertiefungsgraden der Informationen        Cyber-Strategien ist ein Beleg für deren
From Coldwar to Codewar                                                                                                                                     vorzudringen. Und schließlich erfordert die       Bedeutung. Wir sollten diese Debatte nicht
                                                                                                                                                            hoch dynamische Entwicklung des Themen-           den Militärs und Fachexperten überlassen.
TEXT UND FOTOS: JANA KOCHER                                                                                                                                 komplexes ein schnelles und aktuelles Kom-        Ich hoffe, dass meine Internetplattform dazu
                                                                                                                                                            munikationsmedium.                                beiträgt, dass sich mehr Menschen diese
   Cyberwar ist längst kein fiktives                Im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit „Zero                Neue Gefahrenlage                                                                                    Veränderung bewusst machen und sich dafür
„Science-Fiction-Szenario“ mehr. Die                Day“ hat Jana Kocher eine interaktive                Durch die zunehmende Anzahl an Cyber-              Verwundbarkeit der Systeme                        einsetzen, dass die Politik und die Wirtschaft
Bedrohung ist aktueller denn je zuvor.              Website zum Thema Cyberwar entwi-                    angriffen, ausgeführt durch Hacker aus             Die inhaltliche Konzeption habe ich streng        geeignete Gegenmaßnahmen ergreift.                Die interaktive Userführung der Website
Erst im Mai diesen Jahres kam es zum                ckelt, die zur Aufklärung beitragen soll.            aller Welt, wird der Begriff „Cyberwar“ von        an den Anforderungen meiner Zielgruppe                                                              erlaubt unterschiedliche Vertiefungsgrade
größten Hackerangriff der Geschichte.               Neben Texten, Grafiken und einer inter-              Medien und IT-Experten immer häufiger              ausgerichtet. Ausgangspunkt waren typische        „Wir müssen jetzt nicht überreagieren. Aber
Zehntausende Windows-Computer welt-                 aktiven Weltkarte finden sich dort auch              als reale Gefahr verstanden. Dabei wird in         Fragestellungen aus der Zielgruppe. Inhalt-       wir sollten reagieren. Sachgemäß. Angemes-
weit wurden von einem Erpressungstro-               Video-Interviews mit ausgewiesenen                   den Medien der Begriff „Cyberwar“ zumeist          lich ließen sich diese alle zu vier Hauptfrage-   sen. Und bald.“ – Sandro Gaycken, 2013.
janer namens „Wanny Cry“ infiziert. Die             Experten, die Auskunft über Gefähr-                  unkritisch für jede Art von Cyberangriff           blöcken ordnen:
Auswirkungen waren enorm. Betroffen                 dungspotenziale geben.                               verwendet, wohingegen die Experten von                                                               Für die Realisierung der Website werden zur
waren der Logistiker FedEx in den USA,                                                                   Cyberwar reden, wenn staatliche Akteure            Cyberwar – was ist das eigentlich?                Zeit noch Fördermittel gesucht.
das britische Gesundheitssystem sowie               Im Herbst 2016 wurde die Arbeit, die                 beteiligt sind. Tatsächlich bereiten sich die      Bin ich überhaupt betroffen? Ich nutze das
alle Krankenhäuser. In Deutschland war              im Studiengang Kommunikationsdesign                  Militärs vieler Staaten mit defensiven und         Internet doch kaum.
die Bahn betroffen, Anzeigetafeln blieben           entstanden ist, mit dem Preis des Hoch-              offensiven Strategien auf diese neue virtuelle     Ist das nicht alles Science-Fiction?
leer, Ticketautomaten waren lahmgelegt.             schulrats ausgezeichnet.                             Gefahrenlage vor.                                  Welches Land ist am stärksten gefährdet?

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AUS DEN FACHBEREICHEN                                                                                                                                                                                                                                     AUS DEN FACHBEREICHEN

                                                                                                                                                     Professorinnen haben in den zurückliegenden
                                                                                                                                                     Jahren gemeinsam mit der Direktorin des
                                                                                                                                                     Gutenberg-Museums, Dr. Annette Lud-
                                                                                                                                                     wig, nach intensiven Recherchen und dem
                                                                                                                                                     glücklichen Fund verschollener Dokumente
                                                                                                                                                     entscheidende Forschungslücken schließen
                                                                                                                                                     können.

                                                                                                                                                     Bis zum frühen Abend folgten neun weitere
                                                                                                                                                     Vorträge von internationalen Theoretikerinnen
                                                                                                                                                     und Theoretikern, Designerinnen und
                                                                                                                                                     Designern. Ihre jeweiligen Ehrungen zum
                                                                                                                                                     90. Geburtstag der Schrift Futura fallen in
                                                                                                                                                     den insgesamt 10 Redebeiträgen so vielseitig
                                                                                                                                                     aus wie der Einsatz der Schrift selbst.

                                                                                                                                                     I love Futura                                   Mit ihren Recherchen zur Futura haben Prof. Dr. Isabel Naegele (links)
                                                                                                                                                     Aus Barcelona war der Grafikdesigner Pere       und Prof. Dr. Petra Eisele Forschungslücken geschlossen
                                                                                                                                                     Alvaro von der Agentur Bisdixit angereist.
                                                                                                                                                     Seine Leidenschaft für die Futura bezeuge
                                                                                                                                                     bereits sein Artikel in der Publikation „I
                                                                                                                                                     love Futura“, wies er das Publikum gleich
                                                                                                                                                     zu Beginn seines Vortrags mit dem wort-
                                                                                                                                                     spielerischen Titel „FUTURA IS NOW“ hin,
                                                                                                                                                     um dann den entscheidenden Grund für
Futura – eine Schrift, die Weltkarriere gemacht und sogar auf dem Mond ihre Spuren hinterlassen hat                                                  grafische Qualität dieser Schrift ausgerech-
                                                                                                                                                     net im Rückgriff auf geometrische Formen
                                                                                                                                                     der römischen Letter zu finden. Die Konzen-

HAPPY BIRTHDAY FUTURA                                                                                                                                tration auf diese klaren, geometrischen
                                                                                                                                                     Formen ermögliche gerade für Leitsysteme
                                                                                                                                                     auf Flughäfen, aber auch auf Plakaten eine
                                                                                                                                                     ideale Lesbarkeit. Während Alvaro in seinem
Tribute to a Typerface – translations 5 Symposium                                                                                                    Vortrag außerdem noch die Einfachheit, die
                                                                                                                                                     Wirtschaftlichkeit, den starken Charakter
TEXT: KAREN KNOLL			                             FOTOS: VIKTOR HÜBNER                                                                                und die Einzigartigkeit der Futura betonte,
                                                                                                                                                     kritisierten André Gröger und Susanne           „Futura is now“ – so lautete das Credo des Grafikdesigners Pere Alvaro
  Alles war in Silber und Pastell getaucht.      buchstäblichen „Aufstieg“ erfuhr die             Bereits am Vorabend wurde im Foyer der             Kehrer von der Agentur I LIKE BIRDS in          aus Barcelona
Die Konferenz zur Hommage an die Schrift         Schrift mit der ersten Mondlandung               Hochschule die Ausstellung „Tribute to             Hamburg an der Futura gerade die daraus
Futura zitierte sowohl in ihrem Erschei-         1969: Die Astronauten der Apollo 11 hin-         Paul“ von der Fachrichtungsleiterin Prof. Dr.      resultierende Beliebigkeit. Die Eigenschaft
nungsbild als auch mit ihrer Kulisse die         terließen auf dem Mond eine Plakette,            Petra Eisele und Wolfgang Hartmann (Bauer          der Futura, anpassungsfähig zu sein, mache
Pastelltöne und das futuristisch-metalli-        auf der eine in Futura gesetzte Botschaft        Types, Barcelona) eröffnet; zudem wurde die        sie eben auch wenig individuell. So würde die
sche Silber der zwanziger und beginnen-          über die friedliche Absicht ihrer Mission        gleichnamige Publikation mit 22 visuellen          Futura immer dann verwendet, wenn sonst
den dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts.        informierte.                                     Statements international bekannter Design-         nichts mehr gehe und man den Einsatz einer
                                                                                                  Studios und Designer vorgestellt.                  anderen Schrift nicht wagen wolle. Damit
Entworfen wurde diese berühmteste                Die Schrift der Moderne                                                                             habe sie in ihren Augen eben keine starke
deutsche Groteskschrift ab 1924 von              Die Futura war die Schrift der Moderne.          Kolleginnen, Kollegen, Studierende und             Identität.
dem Münchner Maler und Buchgestalter             Welche Innovationskraft von ihr in ihrer         Schriftinteressierte aus dem gesamten
Paul Renner; 1927 von der Bauer'schen            Entstehungszeit, aber auch weit darüber hin-     Bundesgebiet sowie dem Ausland waren an-           Renner und Tschichold
Giesserei in Frankfurt veröffentlicht,           aus ausging und wie zeitgenössische Grafik-      gereist und füllten die Aula der Hochschule        Dem konträren subjektiven Empfinden der
wurde die Futura schnell ein Welterfolg.         und Type-Designer heute mit ihr umgehen,         Mainz bis auf den letzten Platz. Prof. Dr. Petra   Grafiker setzte der in Reading lehrende
Mit ihr avancierte ihr Urheber zu einem          war Thema des Symposiums „FUTURA –               Eisele und Prof. Dr. Isabel Naegele eröffneten     Schriftdesigner und Designhistoriker Chris-
der bekanntesten Schriftgestalter seiner         Tribute to a Typeface“, das in Kooperation       die Konferenz mit einer Einführung, in der         topher Burke mit seinem Vortrag „Paul
Zeit. Ende der 1960er machte die Futura          des Instituts Designlabor Gutenberg der          sie die Ergebnisse ihres Forschungsprojekts        Renner – the man behind Futura“ einen
mit Stanley Kubrick sogar Filmkarriere,          Hochschule Mainz mit dem Gutenberg-              zur Futura vom Entwurfsprozess der einzelnen       gelungenen Einblick in das Leben und Werk
als sie der amerikanische Regisseur für          Museum am 4. November 2016 im Rahmen             Lettern bis hin zur sukzessiven Publikation der    des Typographen entgegen. Die Zuhörer er-       Die Konzentration auf klare, geometrische Formen trägt zur hervorragenden
seine Filmplakate wählte. Ihren ganz             der Reihe „translations“ stattfand.              ganzen Schriftfamilie vorstellten – die beiden     fuhren, wie detailbesessen Renner gearbeitet    Lesbarkeit der Futura bei

20     FORUM 1/2.17                                                                                                                                                                                                                                          FORUM 1/2.17        21
AUS DEN FACHBEREICHEN                                                                                                                                                                                                                            AUS DEN FACHBEREICHEN

                                                                         hat. Seine 1917 verfassten typographischen
                                                                         Regeln stießen sogar bei den Druckereien
                                                                         zunächst auf Unverständnis. Besonderes
                                                                         Augenmerk richtete Burke auf das als ambi-
                                                                         valent zu beschreibende Arbeitsverhältnis
                                                                         zwischen Renner und seinem jüngeren
                                                                         Kollegen Jan Tschichold. Tschichold, von
                                                                         Renner an die Meisterschule für Deutsch-
                                                                         lands Buchdrucker geholt, arbeitete unter
                                                                         dem Eindruck der Formensprache des Bau-
                                                                         hauses an der Gestaltung einer zeitgemäßen,
                                                                         serifenlosen Schrift für die Industriegesell-
                                                                         schaft. Dabei begriff er die Futura durchaus
                                                                         als richtungsweisend. Als er jedoch schließ-
                                                                         lich seine Interpretation einer serifenlosen
                                                                         Grotesk, die seinem Ideal einer modernen
                                                                         Schrift entsprach, an eine französische
Stefanie Barth und Carina Frey, die Herausgeberinnen des französischen   Schriftgießerei sandte, musste er erfahren:
Magazins „double“, nutzen die Futura als Corporate Schrift               Die „Zukünftige“ war schon da! Nur kurz
                                                                         zuvor war die Futura in Frankreich unter
                                                                         Vertrag genommen worden.

                                                                         Der Beitrag der international arbeitenden
                                                                         Art-Direktorinnen Stefanie Barth und
                                                                         Carina Frey „An example of image and
                                                                         typography – double magazine and other
                                                                         projects in fashion and design“ katapultierte   Die Innovationskraft der Futura und die Frage, wie zeitgenössische Grafik- und Type-Designer heute mit ihr umgehen, war Thema des Symposiums
                                                                         die Zuhörer und Zuhörerinnen aus der Ge-
                                                                         schichte in eine glamouröse Gegenwart der
                                                                         Futura. Als Herausgeberinnen des französi-      begründete die Designerin mit dem prägen-       grafischen Büros der Stadt Frankfurt tätig        zeitgemäße 7/24-Fortsetzung? Und so konnte
                                                                         schen Lifestyle-Magazins „double“ nutzen        den Einfluss der Schrift in den 1920er Jahren   und damit für das neue Corporate Design           man parallel zur Laufzeit der Ausstellung
                                                                         sie die Futura als Corporate Schrift und kom-   im Kontext des „Neuen Frankfurt“, aber          der Stadt verantwortlich war. Zusammen mit        „FUTURA. DIE SCHRIFT.“ im Gutenberg-
                                                                         binieren ihre strengen, geometrischen For-      auch mit dem aktuellen Erscheinungsbild         seiner jüngeren Schwester Grete, einer Foto-      Museum auf der partizipativen Bildplattform
                                                                         men mit Serifenschriften und hochwertigen       der Stadt Frankfurt, das bis heute die Futura   grafin, konzipierte und gestaltete Leistikow      „type-trap“ Futura-Fundstücke hochladen.
                                                                         Magazinfotografien, um so ein experimen-        als Hausschrift verwendet. Eine bedeutungs-     die Zeitschrift „Das Neue Frankfurt“, eine        Konzipiert und realisiert haben die Social
                                                                         telles Editorial Design zu entwickeln.          volle Schrift also, die für ein Stadtmuseum,    Publikation, die in ihrem klaren, luftigen        Media-Plattform die Absolventen des Master-
                                                                                                                         das die Geschichte der Stadt spiegele, ideal    Auftritt die gestalterische Position der Futura   studiengangs Gutenberg Intermedia Sarah
                                                                         Das Neue Frankfurt                              sei, resümierte die Grafikdesignerin.           aufnahm und einer größeren Öffentlichkeit         Schmidt und Christian Weber. Bis Redakti-
Der niederländische Designer Albert-Jan Pool verfolgte die Spuren des    Für den Typedesigner Jakob Runge aus                                                            zugänglich machte.                                onsschluss verzeichnete die Plattform 2000
„grotesken einäugigen a“ bis in die Römerzeit                            München wiederum ist die Futura eine            Der Futura im Kontext des Modernisierungs-                                                        Spots weltweit und wurde mittlerweile mit
                                                                         wichtige Basis für die Entwicklung seiner       und Gestaltungsprojekts „Das Neue Frank-        Am Ende des Symposiums zeigte der nieder-         dem Designpreis Rheinland-Pfalz 2016 aus-
                                                                         eigenen Schriften, u. a. der Schrift „Lenbach   furt“ widmete sich dann ausführlich Dr.         ländische Designer Albert-Jan Pool in seinem      gezeichnet. Die erfolgreiche Weltreise der
                                                                         Grotesk“, die er, wie der Name verrät, für      Klaus Klemp, Kurator für Design am Mu-          epischen Vortrag eindrucksvoll, dass sich die     Futura geht also auch auf digitaler Ebene
                                                                         das Erscheinungsbild der Städtischen Galerie    seum Angewandte Kunst in Frankfurt und          Spuren des „grotesken einäugigen a“ bis in        weiter.
                                                                         in München, das Lenbachhaus, entworfen          Professor für Designtheorie und -geschichte     die Römerzeit 400 v. Chr. zurückverfolgen
                                                                         hat. Auch im Vortrag von Nicole Ammon           an der HfG Offenbach. Klemp legte in            lassen. Doch dieses so gestaltete „a“ mochte      Mehrfach ausgezeichnet wurde auch die 520
                                                                         vom Frankfurter Designbüro Gardeners            seinem Vortrag „Hans Leistikow und der          noch so häufig wiederholt die Alphabete der       Seiten starke Publikation „FUTURA. DIE
                                                                         zeigte sich, was sich bereits bei Pere Alvaro   Versuch eines Corporate Design für das          Geschichte durchstreifen, erst die „Kooperati-    SCHRIFT.“ (Gestaltung: Isabel Naegele und
                                                                         andeutete, dass die Futura eine Schrift ist,    Neue Frankfurt“ nicht nur die zahlreichen       on“ mit der Futura machte aus ihm das mar-        Stephanie Kaplan), die begleitend zur gleich-
                                                                         die gerne für und von Kulturinstitutionen       Verbindungen der Schrift mit dem Stadt-         kante, bewunderte, doppelstöckige „a“. Aha!       namigen Ausstellung im Gutenberg-Museum
                                                                         verwendet wird, ob als Original oder in         bild Frankfurts dar, sondern berichtete in                                                        erschienen ist. Der Type Directors Club New
                                                                         Formvariationen. So greift das Designbüro       seinem kurzweiligen Vortrag auch von den        Die Weltreise geht weiter                         York prämierte das Werk mit dem „Certifi-
                                                                         beim typographischen Gesamtkonzept für          zwischenmenschlichen Beziehungen des            Die Konferenz endete am frühen Abend.             cate of Typographic Excellence“. Beim Eu-
                                                                         den Neubau des Historischen Museums             illustren gesellschaftlichen Umfeldes um        Doch was wäre eine Auseinandersetzung mit         ropean Design Award 2017 in Porto wurde
                                                                         Frankfurt auf die Futura und frühe Alternate-   den Architekten Hans Leistikow, der unter       einer Schrift, die vor 90 Jahren ganz visionär    das Buch in der Katagorie „Publications” mit
                                                                         Formen der Kleinbuchstaben zurück. Dies         dem Stadtbaurat Ernst May als Leiter des        war, ohne die unter heutigen Bedingungen          „Gold” ausgezeichnet.

22     FORUM 1/2.17                                                                                                                                                                                                                                FORUM 1/2.17      23
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