Aktuell 1/2018 - Dachverband Deutscher Avifaunisten
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-Aktuell 1/2018 April 2018 Vogelmonitoring leicht gemacht: Erfassung der Brutvögel wird digitalisiert Naturbegeisterte beobachten zur Brutzeit Vögel, erfas- sen sie im Smartphone oder Tablet und bereits kurz nach Ende der Brutsaison liegen wissenschaftlich belastbare Angaben zu überregionalen Bestands veränderungen gegenüber den Vorjahren vor. Noch ist das Zukunfts- musik. Mit einem neuen Forschungsvorhaben will der DDA, zusammen mit Expertinnen und Experten aus der Schweiz, diesem Ziel näher rücken und die Vorausset- zungen dafür schaffen. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) fördert das im Januar 2018 bewilligte Vorhaben aus Mitteln des Bundesumweltministeriums mit einer Viertelmillion Euro. Es endet im Jahr 2019, weitere Pro- jekte zur Umsetzung sollen folgen. „Mit unserem Projekt wollen wir das Ehrenamt ent lasten, indem wir die Möglichkeiten moderner Techniken nutzen. Bislang erfassen Tausende Ehren amtliche die Daten für das Brutvogelmonitoring analog auf Papier. Sie Durch die Weiterentwicklung der App NaturaList sollen bald auch die werten ihre Beobachtungen händisch aus und schicken Brutvögel im Gelände online erfasst werden. sie meist per Post an die regionalen Koordinationsstel len. Das kostet alle Beteiligten viel Mühe und Zeit, bis die In dem Forschungsprojekt sollen zudem alle Daten schließlich zentral ausgewertet werden können. Arbeitsschritte des Monitorings und die eingesetzten Mit dem Projekt stärken wir nicht nur die systematischen Methoden überprüft werden, um mithilfe von IT-Lö- Vogelerfassungen. Gleichzeitig werden dem Naturschutz sungen Verbesserungen zu erreichen. Als Erstes sollen wichtige Daten an die Hand gegeben, um künftig schnel die Beobachtungen im Monitoring häufiger Brutvö- ler auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren“, betont gel über die App NaturaList direkt im Gelände digital BfN-Präsidentin Prof. Beate Jessel. erfasst werden können. Dann kann schon bald die sin- Die Grundlage für das Vorhaben hat der DDA mit gende Feldlerche tatsächlich als Beobachtung unmit- der Entwicklung des Online-Portals ornitho.de und telbar in ihrem Smartphone landen. der Erfassungs-App NaturaList bereits geschaffen. Seit dem Start des Portals im Herbst 2011 können dort schon Gelegenheitsbeobachtungen eingegeben wer- Rotmilan-Projekt „Land zum Leben“ ist den. Dies sind jedoch Angaben, die ohne methodische UN-Dekade Projekt des Monats Vorgaben erhoben werden. Das neue Projekt greift die deutlich schwierigere Herausforderung auf, die Vielen Dank an alle, die uns Ihre Stimme gegeben strengen Standardvorgaben der systematischen Brut haben! Nach der Auszeichnung als Projekt der vogelerfassungen auch für Ehrenamtliche gut hand- UN-Dekade Biologische Vielfalt im September 2017 habbar technisch im Portal ornitho.de und der zugehö- wurde das bundesweite Rotmilan-Schutzprojekt „Land rigen App NaturaList umzusetzen. zum Leben“ nun auch zum UN-Dekade Projekt des „Wir sind fest entschlossen, bei der Datenerfassung in Monats Januar 2018 gewählt. Eine Abstimmung war den nächsten Jahren einen Quantensprung zu machen. den ganzen Januar über online auf der Homepage der Erste Erfahrungen zeigen, dass die Ehrenamtlichen – UN-Dekade unter www.undekade-biologischevielfalt. unabhängig vom Lebensalter – die neuen Techniken de möglich. Über 750 Personen votierten für „Land zum begeistert nutzen. Die Arbeit im Gelände erhält dadurch Leben“. Wir freuen uns sehr, dass unser Vorhaben mit einen noch höheren Stellenwert, wenig geliebte Arbei der Auszeichnung zum Projekt des Monats erneut so ten am Schreibtisch entfallen in Zukunft“, beschreibt Dr. große Anerkennung findet! Johannes Wahl, als stellvertretender Geschäftsführer Ziele des bundesweiten Artenschutzprojektes des DDA verantwortlich für ornitho.de, die Potenziale „Rotmilan – Land zum Leben“ ist es, den Greifvögeln der neuen Techniken. während der Brutzeit mehr Nahrung anzubieten und
II DDA-Aktuell 1/2018 als ungefährdet. Vor allem ehemals häufige Arten sind von den teilweise extremen Bestandsrückgängen betroffen. Um eine Gefährdungskategorie hochgestuft wurden in Nordrhein-Westfalen die ganz oder teilweise von agrarischen Lebensräumen abhängigen Arten Kiebitz, Kuckuck (beide von „gefährdet“ auf „stark gefährdet“), Star und Bluthänfling (beide von der Vorwarnliste auf „gefährdet“). Zu den neu in die Rote Liste aufgenommenen Arten in Sachsen- Anhalt zählen u.a. ebenfalls der Bluthänfling und die Feldlerche. Letztere verzeichnete in den vergangenen Jahren in Sachsen-Anhalt von allen Brutvogelarten die größten Bestandsrückgänge. Allgemein wird der Verlust an Vogelbrutpaaren seit der politischen Wende vor 25 Jahren in Sachsen-Anhalt auf fast eine halbe Million Paare geschätzt. In Nordrhein-Westfalen verringerten sich die Brutbestände von Vogelarten, die Unser heimlicher Wappenvogel: der Rotmilan. Foto: R. Rößner auf Ackerflächen oder Grünland brüten, im gleichen Zeitraum um mehr als die Hälfte. Horststandorte zu sichern. Um dies zu erreichen, haben Als Ursache des Artenverlustes gelten die immer sich 2013 der Deutsche Verband für Landschaftspflege intensivere Landwirtschaft, ein hoher Pestizideinsatz (DVL), die Deutsche Wildtier Stiftung und der DDA mit und der Verlust von Brachen oder Gewässerrand- verschiedenen Partnern aus der Praxis zusammenge- streifen. Doch verantwortlich für den Niedergang der schlossen. Die Partner beraten die Landnutzer über Feldvögel ist nicht die Landwirtschaft allein. Vor allem Maßnahmen rotmilanfreundlicher Landbewirtschaf- tragen eine verfehlte und von Deutschland maß- tung in neun Modellregionen in insgesamt sieben Bun- geblich unterstützte EU-Agrarpolitik und die sowohl desländern. hinsichtlich Qualität und Quantität unzureichenden Mehr über das Projekt erfahren Sie hier www.dda- Agrar-Förderprogramme mit „grüner Ausrichtung“ zu web.de/rotmilan und auf www.rotmilan.org. der Misere bei. Bitte nutzen Sie die Möglichkeit, Patenschaften für Neben vielen schlechten gibt es aber auch posi- die im Rahmen des Projektes besenderten Rotmilane tive Neuigkeiten: In Sachsen-Anhalt konnten ehemals abzuschließen! Als Patin bzw. Pate erhalten Sie eine gefährdete Arten wie Fisch- und Seeadler, Weißstorch persönliche Patenurkunde und die zweimal im Jahr und Kranich aus der Roten Liste entlassen werden. In erscheinende „Rotmilan-Post“ mit Neuigkeiten über Nordrhein-Westfalen trifft dies für Weiß- und Schwarz- „Ihren“ Milan. So erfahren Sie exklusiv, wann das Revier storch zu. Der Artenschutz ist in vielen Fällen auf besetzt wurde, wo sich der Vogel zur Brutzeit aufgehal- einem guten Weg. Allerdings belegen die anhaltenden ten hat und viel Spannendes mehr. Natürlich können Bestandsrückgänge vieler Vogelarten der Agrarland- auch Geschenk-Patenschaften abgeschlossen werden! schaft aber auch des Sied- Alle nötigen Informationen und Kontaktdaten rund lungsbereiches, dass die der- um die Patenschaftsaktion erhalten Sie unter www. zeit geltenden gesetzlichen dda-web.de/rotmilan oder 0251/210140-00. Bestimmungen nicht ausrei- chen, um die betreffenden Vogelarten, ihre Neststand- Neue Rote Listen für Sachsen-Anhalt und orte und ihren Lebensraum wirkungsvoll zu schützen. Nordrhein-Westfalen erschienen Gefordert wird von den Her- Die Anfang des Jahres erschienenen neuen Roten ausgebern daher eine kon- Listen der Brutvögel Sachsen-Anhalts und Nordrhein- sequente Umsetzung von Westfalens zeigen für beide Bundesländer Licht und Gegenmaßnahmen. Schatten im landesweiten Vogelschutz. Neben der Die neue Rote Liste der Roten Liste der Brutvögel wurde in Nordrhein-Westfalen Brutvögel Sachsen-Anhalts ebenfalls die Rote Liste wandernder Vogelarten neu wurde vom NABU Sachsen-Anhalt und dem Ornitho- erstellt. Während intensive Schutzbemühungen wie z. B. logenverband Sachsen-Anhalt (OSA) gemeinsam mit für die hochgradig gefährdete Großtrappe in Sachsen- der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby erstellt. Sie Anhalt oder für Schwarz- und Weißstorch in Nordrhein- erschien in einem Sonderband der Zeitschrift Apus, dem Westfalen erfolgreich verlaufen und zu einem Anstieg Magazin des Ornithologenverbandes Sachsen-Anhalt der Bestände geführt haben, ist die Situation für und steht zudem kostenfrei als PDF im Internet zur Ver- Brutvögel der Agrarlandschaft in beiden Bundesländern fügung unter: https://sachsen-anhalt.nabu.de/imperia/ nach wie vor dramatisch. Allgemein gilt nur etwa die md/content/sachsen-anhalt/rote-liste-brutvoegel- Hälfte der Brutvogelarten nach den neuen Roten Listen lsa_2017.pdf
DDA-Aktuell 1/2018 III Die Rote Liste der Brutvögel Nordrhein-Westfalens zum Schutz von Schweinswalen und tauchenden wurde von der Nordrhein-Westfälischen Ornithologi- Meeresenten“ in Schleswig-Holstein lief am 31.12.2017 schen Gesellschaft (NWO) aus und wird von Naturschutzverbänden als fachlich und der Staatlichen Vogel- unzureichend bewertet. In Mecklenburg-Vorpommern schutzwarte im Landesamt existiert gar keine Regelung, obwohl dort das Problem für Natur, Umwelt und Ver- noch gravierender ist. Der Handlungsbedarf ist daher braucherschutz (LANUV) her- groß. ausgegeben. Veröffentlicht Bernd Koop aus Plön begleitet seit Jahren ehren wurde sie gemeinsam mit amtlich die Vereinbarung, dokumentiert bei umfassen- der ebenfalls neu erstellten den Wasservogel-Zähltouren deren (Nicht-)Einhaltung Roten Liste der wandernden sowie Todeszahlen ertrunkener Vögel. Darüber hin- Vogelarten Nordrhein-West- aus stammen viele Fachdaten zur Vogelwelt Schles- falens unter anderem in wig-Holsteins von ihm. Charadrius, der Zeitschrift Auch an Land ist es heute wichtiger denn je, die für Vogelkunde, Vogelschutz Qualität und Vielfalt unserer Umwelt, der Lebens- und Naturschutz in Nord- räume und ihrer Arten zu bewahren. Bekanntermaßen rhein-Westfalen. Bestellmöglichkeiten und weitere geht es der Natur immer schlechter. Einerseits rückt Informationen erhalten Sie unter: http://www.nw-or- das dramatische Insektensterben in den Fokus der nithologen.de/index.php/publikationen/charadrius/ Öffentlichkeit. Andererseits offenbarte Agrarminis- charadrius-hefte/204-charadrius-52-1-2 ter Schmidt mit seinem Alleingang zum europawei- Quellen: ten Durchsetzen des Ackergifts Glyphosat seine Rolle Pressemitteilung NABU Sachsen-Anhalt (21.01.2018) als Erfüllungsgehilfe der Agrarindustrie. Die intensive und Pressemitteilung LANUV und NWO (20.02.2018) Landwirtschaft ist einer der Hauptfaktoren für das Artensterben in Deutschland. Heinz Schwarze aus Pohnsdorf engagiert sich seit Emmy-und-Karl-Kaus-Preis 2017 an die Jahrzehnten ehrenamtlich für den Schutz der Lebens- räume in der Agrarlandschaft und an Gewässern. Naturschützer Bernd Koop und Heinz Schwarze Er erhält Wallhecken, schafft Streuobstwiesen und Die Karl Kaus Stiftung hat am 8. Dezember 2017 in Kiel unzählige Tümpel für Amphibien. Heinz Schwarze trug Bernd Koop und Heinz Schwarze für ihren langjährigen zur Wiedervernässung der Pohnsdorfer Stauung bei Einsatz zum Schutz freilebender Tiere und ihrer und ist Präsident der Aktionsgemeinschaft „Komitee Lebensräume, speziell auch gegen die Stellnetzfischerei gegen den Vogelmord e. V.“ für den Schutz unserer und gegen eine immer intensivere Landnutzung Zugvögel in ganz Europa. geehrt. „Bernd Koop und Heinz Schwarze sehen hin, zeigen Zur Feierstunde begrüßte Anke Erdmann, Staats beharrlich Missstände auf und handeln aktiv für Tier sekretärin im Ministerium für Energiewende, Land und Natur – fachlich, sachlich und lösungsorientiert“, wirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des begründet Joachim Seitz, Vorsitzender der Karl Kaus Landes Schleswig-Holstein, die geladenen Gäste. Stiftung die Vergabe des mit jeweils 5.000 Euro dotier- Fachvorträge hielten Prof. Dr. Stefan Garthe, Präsident ten Emmy-und-Karl-Kaus-Preises. „Wir haben es mit der Deutschen Ornithologen-Gesell- schaft, und PD Dr. Hermann Hötker, Institutsleiter des Michael-Otto-Insti tuts im NABU. Jedes Jahr ertrinkt eine enorme Zahl von rund 45.000 Meeresvö- geln allein in der südlichen Ost- see als ungewollter Beifang in den Stellnetzen der Fischerei. Nicht nur der Seevogel des Jahres 2017, die Eisente, ist erheblich betroffen, son- dern auch viele Schweinswale der stark bedrohten Ostsee-Population. Die Eisente gilt nach der Weltnatur- schutzunion IUCN seit 2012 als welt- weit gefährdet. Eine der Ursachen sind die feinmaschigen Stellnetze im Wintergebiet der Ostsee, die sogar in Schutzgebieten ausgebracht wer- Die Preisträger Heinz Schwarze (links) und Bernd Koop (rechts) mit dem Vorsitzenden der Karl den. Die „Freiwillige Vereinbarung Kaus Stiftung, Joachim Seitz (Mitte). Foto: H. Kunze
IV DDA-Aktuell 1/2018 Politikversagen zu tun“, stellt Seitz klar. „Umso wich- tigen Institut für Mikrobiologie. Im Jahr 2000 begann tiger ist, dass wir mit Bernd Koop und Heinz Schwarze er seine Arbeit im NABU-Vogelschutzzentrum in Mös- zwei herausragende Menschen für den Naturschutz in singen, wo er als Ornithologe und stellvertretender Schleswig-Holstein würdigen.“ Leiter bis zu seinem Tod tätig war. Ab dem Jahr 2002 Die Karl Kaus Stiftung möchte die politische koordinierte er das Monitoring häufiger Brutvögel Debatte über die schwerwiegenden Mängel befördern. in Baden-Württemberg und war auch während den Sie fordert eine wirkungsvolle Änderung der Küstenfi- Vogelerfassungen im Rahmen des Atlas Deutscher schereiverordnung für Schleswig-Holstein und Meck- Brutvogelarten (ADEBAR) Ansprechpartner für sein lenburg-Vorpommern sowie endlich Maßnahmen für Bundesland. Mit seiner freundlichen Art und dem eine naturverträglichere Landwirtschaft. großen Fachwissen war er landes- und bundesweit im Quelle: www.karl-kaus-stiftung.de Vogel- und Naturschutz ein wichtiger und geschätzter Kollege, um den wir alle trauern. Nachruf Richard Schneider Völlig unerwartet ist am 12. März 2017 Richard Schnei Agenda der, stellvertretender Leiter des NABU-Vogel schutz zentrums Mössingen und langjähriger Landes Monitoring rastender Wasservögel – koordinator des Monitorings häufiger Brutvögel für Zähltermine 2017/18 Baden-Württemberg, verstorben. Richard Schneider Hinweis: Aus Platzgründen sind die Zähltermine für Niedersachsen und Bremen sowie an der Westküste von Schleswig-Holstein nicht aufgeführt. Diese richten sich nach den Hochwasserzeiten im Wattenmeer. Sie finden diese unter www.dda-web.de/wvz bzw. auf www.ornitho.de → Vogelmonitoring. Angegeben ist jeweils der Sonntag des Zählwochenendes. Wasservogelzählung 13.05.2018 optionale Erfassung v. a. in Gebieten, die in diesen Monaten eine Bedeutung 17.06.2018 haben Monitoring „Rastende Gänse und Schwäne“ 05.05.2018 Schwerpunkt: Weißwangen-, Ringelgans Erfassung in möglichst vielen Rastgebieten von Gänsen und Schwänen Richard Schneider (1962–2017). Foto: NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen Kormoran-Schlafplatzzählung In Bundesländern, in denen synchrone Kormoran- war ein leidenschaftlicher Vogelbeobachter, Avifaunist Schlafplatzzählungen stattfinden, sollten diese an den und Naturschützer. Nach seinem Biologie-Studium an Wochenenden der Wasservogelzählung durchgeführt der Universität Tübingen forschte er zunächst am dor- werden. Dachverband Deutscher Avifaunisten e. V. (DDŸ) Geschäftsstelle, An den Speichern 6, 48157 Münster Tel.: 0251-210140-10, Fax: 0251-210140-29 E-Mail: info@dda-web.de • www.dda-web.de Fördermitglied werden Werden Sie Mitglied in der großen DDA-Familie und treten Sie als Förderer dem DDA bei: www.dda-web.de → Spenden und Helfen
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