Marktkommentar März 2020 - FERI Investment Research

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Marktkommentar März 2020 - FERI Investment Research
FERI Investment Research

Marktkommentar
März 2020
FERI Investment Research
Marktkommentar März 2020

                                                  Kernthesen

             Weltwirtschaft 2020 mit abruptem „CoViD19-Schock“ (Klare Rezessionstendenz)
               Vorerst stark erhöhte Risiken und hohe Negativ-Dynamik / Ausgeprägte Belastungsfaktoren
             Global deutlich negative Effekte durch „CoViD19“ (Rasante Ausbreitung)
               „Externer Schock“ / (Temporäre) Unterbrechung globaler Produktions- und Lieferketten
             Auflegung massiver globaler Stützungspakete (Geld- und Fiskalpolitik)
               Erstmals seit 2008 wieder globale Stützungsprogramme / Ende der „schwarzen Null“ in DEU
             China noch schwach bei stark erhöhter Unsicherheit (CoViD19-Folgeeffekte)
               Virus-Epidemie vorerst deutlich abgeflaut / Weiterer Verlauf aber noch hochgradig unsicher
             Emerging Markets mit stark erhöhten Risiken (CoViD19-Folgeeffekte)
               Globale Rezessionstendenz als Belastungsfaktor / US-Dollar-Stärke erhöht finanzielle Fragilität
             Globale Deflationsrisiken steigen erneut (Inflationstrend fällt deutlich)
               CoViD19-Schock wirkt (vorerst) klar deflationär / Ölpreis-Einbruch ebenfalls stark preisdämpfend
             Ölpreis nach scharfem Einbruch vorerst auf tiefem Niveau (Abwärtstrend)
               Preiskrieg im Kartell OPEC+ als Auslöser / Rezessive CoViD19-Effekte als Verstärker
             Globale Geldpolitik 2020 erneut im Krisenmodus (massive monetäre Interventionen)
               Scharfe Zinssenkungen (FED, BoE) / Ausweitung von Q.E. (FED, EZB) / Weitere Schritte absehbar
             US-Geldpolitik startet neues Krisenmanagement (Abrupte Zinssenkungen etc.)
               FED als globaler „Leader“ / Baldiger Übergang zu Nullzins-Politik denkbar (CoViD19-Risiken)
             US-Dollar mit fester Tendenz (globale „safe haven“-Nachfrage)
               USD als Profiteur globaler Risikoaversion / Schwache Weltwirtschaft positiv für USD
             EZB-Politik bislang unzureichend (EZB als „lame duck“)
               Schwaches Reaktionsprofil / Nur noch wenig Handlungsspielraum / Baldiger Einstieg in OMF?
             EURO-/EMU-Risiken nehmen wieder deutlich zu („Krisenfall Italien“)
               Italien durch CoVid19 schwer getroffen / „Risiko-Versicherung“ durch EZB stark eingeschränkt
             Geopolitische Risiken vorerst reduziert (aber: CoViD19-„blame game“ der USA)
               US-Wahlkampf bleibt vorerst Unsicherheitsfaktor / Neuer Streit USA-China und USA-EU möglich
             Finanzmärkte mit scharfer Reaktion auf CoViD19 („Corona Crash“)
               Märkte waren zuvor sehr verletzlich / Hohe Unsicherheit / Ausblick vorerst ungewiss
             Risiko temporär deutlicher Übertreibungen nach unten („Panik“)
               Vorerst krisenhafte Abwärtsdynamik / Dynamische Selbstverstärkung möglich

 © FERI                                          Stand: 15. März 2020                                              2
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Marktkommentar März 2020

                                                2020-03
                                               Summary

     1. Hintergrund und Rahmenbedingungen

             Weltweiter CoViD19-Konjunktureinbruch / Schnelle Rezessionsdynamik (Risiko USA?)

             Europa vor scharfer Rezession / EZB zunehmend überfordert („Munition verbraucht“)

             USA durch CoViD19 gefährdet/ FED schöpft massiv neue Liquidität (Krisenmodus)

             China vorerst sehr fragil / EmMa stark belastet (Weltweit zunehmende Konjunkturrisiken)

     2. Markteinschätzung

             Schockartiger Szenariowechsel durch CoViD19/ Märkte abrupt im „Risk Off“-Modus

             Aktienmärkte preisen Rezession ein / Vorerst stark erhöhte Unsicherheit & Volatilität

             Rentenmärkte antizipieren deflationäre Risiken / Hohe Risiken im High Yield-Segment

     3. Strategie/Taktik

             Strategie: Vorerst defensive Positionierung / Aber: Schnelle Strategieumkehr denkbar

             Taktik: Risikoreduzierte Ausrichtung / Klare Vermeidung stark exponierter Sektoren

             Generell: Laufende Prüfung neuer Risiken sowie möglicher Szenariowende („Review“)

     4. Ausblick

             Globale Konjunktur vor rapidem Einbruch / Spätere Erholung vorerst noch unsicher

             Europa geht in scharfe Rezession / Konjunkturstützung mit Geld- und Fiskalpolitik

             Geld- und Fiskalpolitik weltweit in Krisenmodus / Später starke Erholung denkbar

 © FERI                                     Stand: 15. März 2020                                        3
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Marktkommentar März 2020

 Hintergrund und Rahmenbedingungen
 Das bisherige Bild der Kapitalmärkte hat sich inner-          Die US-Wirtschaft steht durch CoViD19 vor einer
 halb weniger Tage schlagartig verändert. Die globale          ernsten Herausforderung. Erste Infektionswellen
 Ausbreitung des Coronavirus und die Entwicklung zu            sind unterwegs und könnten sich rapide ausbreiten
 einer grassierenden Pandemie verändert bisherige              (Folge des schlechten US-Gesundheitssystems). Die
 Muster und Spielregeln der Weltwirtschaft. Dies               FED hat mit einer 0,5 %-Zinssenkung reagiert und
 zwingt auch die Kapitalmärkte abrupt zur massiven             dürfte weitere massive Schritte vorbereiten. Auch
 Anpassung bisheriger Szenarioannahmen und zu                  die Trump-Regierung hat inzwischen den Nationalen
 neuen kurz- und mittelfristigen Risikobewertungen.            Notstand erklärt; dies bietet Raum für weitreichende
                                                               Gegenmaßnahmen und finanzielle Hilfsprogramme.
 Klar scheint, dass die Corona-Pandemie nicht nur zu
 einem massiven Bruch globaler Produktions- und
                                                               Europa fällt in eine scharfe Rezession, die besonders
 Lieferketten führen, sondern in vielen Ländern auch
                                                               Deutschland stark treffen wird. Die Maßnahmen zur
 das öffentliche Leben stark beeinträchtigen wird.
                                                               Abwehr einer europäischen CoVid19-Epidemie sowie
 Neben unternehmerischer Produktion werden auch
                                                               das (bislang) sehr begrenzte Potential wirksamer
 große Teile des Dienstleistungssektors sowie der
                                                               Konjunkturhilfen werden die Entwicklung 2020 stark
 private Konsum für einige Zeit praktisch lahmgelegt.
                                                               belasten. Auch die EZB verfügt nur noch über geringe
 Weltweite Flugausfälle und Einreiseverbote (USA),             Feuerkraft und hat zuletzt die Märkte enttäuscht.
 die Abschottung ganzer Regionen (Italien) sowie ein
 faktischer „shutdown“ ganzer Unternehmen und                  China scheint die „heiße Phase“ der Virus-Epidemie
 Sektoren werden (in Q2/2020) definitiv zu einem               zwar überwunden zu haben, bleibt aber weiter fragil.
 sehr scharfen Einbruch der Weltwirtschaft führen.             Der Verlauf scheint vorerst noch unsicher, und das
 Dabei gilt, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der             Risiko einer markanten Konjunkturschwäche bleibt.
 Pandemie den weltweiten Konjunkturverlauf wohl                Ob neue Stimulus-Maßnahmen ausreichen werden,
 deutlich stärker belasten werden als das Virus selbst.        um 2020 „normales“ Wachstum zu generieren, ist
                                                               vorerst unklar. Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung
 Die entscheidende (derzeit aber kaum beantwort-
                                                               für die gesamte Weltwirtschaft muss die Entwicklung
 bare) Frage lautet: Könnte die Pandemie bereits im
                                                               in China vorerst sehr genau verfolgt werden.
 zweiten Halbjahr 2020 wieder abklingen (wofür das
 Beispiel China spräche), oder ist ein deutlich längerer       Japan bietet ein schwaches Bild: Die Wirtschaft zeigt
 globaler Ausbreitungs- und Bekämpfungsprozess zu              zuletzt markante Schwächen und bleibt anfällig für
 erwarten, der dann sehr dynamische Probleme und               externe Schocks ( CoViD19/Ausfall der Olympiade
 negative Feedback-Effekte nach sich ziehen würde?             2020?). Die extreme Geldpolitik der BoJ bleibt wei-
 Im ersten Szenario wäre - nicht zuletzt aufgrund             ter in Kraft, aber verliert allmählich an Wirksamkeit.
 der zunehmend massiven globalen Stimuluspakete -
                                                               Das globale Szenario 2020 hat sich durch CoVid19
 eine deutliche Erholung der Weltwirtschaft im zwei-
                                                               massiv verändert. Der Eintritt in eine globale Rezes-
 ten Halbjahr 2020 zu erwarten. Im zweiten Szenario
                                                               sion scheint sicher, wenngleich deren Ausmaß und
 (vorerst keinesfalls unrealistisch) könnte eine sehr
                                                               Dauer vorerst kaum abschätzbar sind. Sowohl ein
 lange, tiefe und komplexe Weltrezession ausgelöst
                                                               kurzer Einbruch („V-Form“) als auch eine lange und
 werden, mit dann wohl massiven Schäden für Welt-
                                                               tiefe Rezession („U-Form“) sind möglich. Abhängig
 wirtschaft, Finanzsystem und Kapitalmärkte.
                                                               vom jeweiligen Verlauf sind scharfe Ausschläge der
 Die Kapitalmärkte scheinen bislang dem zweiten               Kapitalmärkte in beide Richtungen möglich. Stabili-
 Szenario zu folgen; trotz „Corona Crash“ ist dieses           sierend wirkt derzeit nur die weltweite Geldpolitik,
 Bild aber derzeit noch nicht voll eingepreist.                die jedoch zunehmend überfordert ist.

 © FERI                                          Stand: 15. März 2020                                              4
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 Markteinschätzung
 Die Marktentwicklung der letzten Wochen sprengt               Für Investoren stellt sich somit die wichtige Frage, ob
 historische Vergleiche: Die globalen Aktienmärkte,            eher Szenario 1 oder Szenario 2 eintreten wird. Da
 angeführt von den USA, fielen innerhalb nur weniger           der weitere Verlauf der CoViD19-Pandemie selbst
 Tage um rund 30 %. Ausmaß und Dynamik dieser Be-              von Virologen nicht verlässlich abgeschätzt werden
 wegung erfüllen alle Kriterien eines echten Crashs            kann, ist die Beantwortung dieser Frage nicht trivial.
 („Corona Crash“). Die Märkte preisten dabei die
                                                               Da Panik stets ein schlechter Ratgeber ist, sollten
 durch CoViD19 rasant gestiegene Wahrscheinlichkeit
                                                               sich strategische Investoren von der Vehemenz des
 einer globalen Rezession ein. Parallel fiel die Rendite
                                                               Corona Crashs nicht zu sehr beeindrucken lassen.
 der 10-jährigen US-TBonds von rund 1,5 % auf ein
                                                               Vieles spricht dafür, dass die Finanzmärkte das
 neues Tief von knapp 0,4 %. Und schließlich brachen
                                                               (durchaus erschreckende) Muster der Pandemie, mit
 auch die Ölpreise massiv ein (am 9.3. über 30 %), was
                                                               zunehmenden Infektionsraten und täglich verschärf-
 jedoch weniger auf CoViD19 als vielmehr auf einen
                                                               ter Nachrichtenlage, derzeit „linear“ in die Zukunft
 massiven Preiskampf des OPEC+ Kartells zurückging.
                                                               extrapolieren. Doch die Realität sieht anders aus:
 Die Signale hinter diesen extremen Bewegungen sind            Epidemien haben stets einen exponentiellen Anfang,
 eindeutig: Die Märkte erwarten nunmehr einen                 erreichen einen zyklischen Höhepunkt und verlieren
 scharfen Einbruch der Weltwirtschaft; das entspre-            dann relativ schnell an Dynamik („Glockenkurve“).
 chende Rezessions-Szenario wurde in nur wenigen               Dieses Muster ist derzeit in China gut zu beobachten.
 Handelstagen „blitzartig“ eingepreist. Am 11. und             Die „heiße Phase“ der Epidemie war dort nur wenige
 12.3. (bisherige Tiefpunkte der Bewegung) schienen            Wochen lang, wurde allerdings auch durch extrem
 die Märkte allerdings von zunehmender Angst und               restriktive Maßnahmen eingedämmt.
 Panik geprägt („Ausverkauf um jeden Preis“). Ent-
                                                               Sollte sich dieses Muster in anderen Ländern wie-
 sprechend zeigen nun fast alle Aktienmärkte massive
                                                               derholen, wäre das derzeit extrem negative Bild der
 „Überverkauft“-Signale. Dies schafft üblicherweise
                                                               Finanzmärkte „widerlegt“. Jeder kleine Fortschritt,
 eine gute Basis für schnelle „technische Erholungen“.
                                                               durch bessere Behandlungsmethoden oder neue
 Wichtiger ist jedoch die Frage, welche Art Rezession          Medikamente, würde die pessimistischen Erwartun-
 die Märkte bisher tatsächlich eingepreist haben: Eine         gen der Kapitalmärkte überproportional aufhellen.
 „schwere & langanhaltende Rezession“ (Szenario 2)             Ein positives „Umkippen“ der Stimmung, mit ab-
 würde noch deutlich tiefere Kurse rechtfertigen als           rupten Markterholungen, wäre dann gut möglich.
 die bislang erreichten -30 % (in der Finanzkrise fiel         Trotz dieser Chance darf jedoch auch das Risiko
 der DAX um rund 70%!). Szenario 2 würde somit                von „Szenario 2“-Entwicklungen nicht ignoriert wer-
 auch weiterhin noch ausgeprägte Verlustrisiken für            den ( derzeit ca. 45 % - 50 % Wahrscheinlichkeit).
 Aktien-Investments bedeuten!
                                                               Die zeichnet ein vorsichtiges Bild, das von der Co-
 Im alternativen Fall (Realisation Szenario 1) könnten
                                                               ViD19-Pandemie und deren möglichem „Fallout“
 die Aktienmärkte jedoch schon bald wieder zu einer
                                                               geprägt wird. Die massive Abwärtsbewegung vieler
 scharfen Aufwärtsbewegung ansetzen („V-Form“).
                                                               Märkte hat zwar einen Teil der latenten Risiken be-
 Die Logik wäre klar: CoViD19 hätte zwar harte, aber
                                                               reits eskomptiert. Sollte sich „nur“ Szenario 1 mate-
 letztlich nur temporäre Einbrüche der Weltwirt-
                                                               rialisieren, würden viele Anlagemärkte derzeit un-
 schaft zur Folge; diese könnten danach (unterstützt
                                                               gewöhnlich attraktive Kaufchancen bieten. Umge-
 durch weltweite Stimuluspakete) relativ schnell wie-
                                                               kehrt, im Fall von Szenario 2, wäre das Anlagejahr
 der aufgeholt werden. Folglich würde Szenario 1 für
                                                               2020 allerdings sehr gefährlich und für Investoren
 Investoren schon in naher Zukunft außergewöhnlich
                                                               weitgehend „abzuschreiben“.
 positive Renditechancen bieten!

 © FERI                                          Stand: 15. März 2020                                               5
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Marktkommentar März 2020

 Strategie
 Die Anlagemärkte stehen derzeit klar unter dem Ein-          Vor dem neuen Hintergrund sollten bis auf weiteres
 druck der CoViD19-Pandemie. Aktien- und Rohstoff-            klar defensive Risikoprofile etabliert werden.
 märkte antizipieren zu Recht eine globale Rezession,
                                                              Daraus folgt für die aktuelle Anlageausrichtung:
 werden ihre Einschätzung zu Ausmaß und „Impact“
 jedoch laufend adjustieren. Sollten die Märkte bereit           Vorerst klare Untergewichtung bei Aktien
                                                                 Fokus auf nicht-zyklische Sektoren
 sein, „mutig“ über das aktuell negative Bild „hinweg-
                                                                 Abbau von „Peripherie-Risiken“ ( auch Bonds)
 zuschauen“, könnten baldige Erholungsansätze fol-               Vermeidung von EmMa-Exposure
 gen. Umgekehrt werden die Kurse noch deutlich tie-              Selektive Renten-Positionen ( u.a. USA)
 fer fallen, sofern sich Anzeichen einer tiefen Krise            Erhöhte Gewichtung in Gold
 verdichten. (Dies bleibt vorerst ein valides Szenario,          Aktive USD-Gewichtung
 da weder Europa noch die USA bislang der vollen
                                                              Aktien der Hauptmärkte sind nach dem „Corona
 Wucht der CoViD19-Epidemie ausgesetzt waren.)
                                                              Crash“ in etablierten „Bear Markets“. Dieser Befund
 Die Rentenmärkte folgen bereits einer neuen Spur:            ist bedenklich und sollte vorerst respektiert werden.
 Sie bewerten das Ausmaß neuer globaler Stimulus-             US-Aktien bleiben globaler Leitmarkt, könnten aber
 Pakete und reagieren darauf zuletzt mit deutlich             schon bald gefährliche Abwärtsdynamik entfalten.
 steigenden Renditen! (Dieser Punkt ist sehr auffällig        EMU-Aktien scheinen trotz „Corona Crash“ nur we-
 und sollte vorerst eng beobachtet werden.)                   nig attraktiv; vorerst drohen akute CoViD19-Risiken.
 Auch die Währungsmärkte haben schnell reagiert,              Japan-Aktien zeigen negative Trends; ein Ausfall der
 zugunsten des USD. Da die CoViD19-Dynamik auch               Tokio-Olympiade dürfte den Markt weiter belasten.
 noch globale Kredit- und Liquiditätskrisen auslösen          China bleibt vorerst fragil, kann aber in echten
 könnte, dürfte der USD vorerst nachgefragt bleiben.          Schwächephasen aufgebaut werden. EmMa sind
                                                              vorerst „toxisch“ und bleiben strikt reduziert.
 Insgesamt folgt daraus:
                                                              Rohstoffe sind zuletzt massiv eingebrochen und an-
 Das „skeptische“ CoViD19-Szenario aus dem Vor-              tizipieren eine drohende Rezession. Der Metall-
 monat wurde inzwischen von der Realität überholt.            Komplex steht unter Druck, könnte aber 2020 gute
 Das Anlageszenario 2020 folgt nun dem Bild einer            Einstiegschancen bieten. Öl hatte einen abrupten
 globalen Rezession; diese könnte sich temporär               „Preis-Crash“; bleibt aber vorerst auf tiefen Niveaus.
 durchaus in Richtung von „Szenario 2“ verschärfen.           Gold dient als latenter „Krisen-Hedge“ und sollte sich
 Eine sehr vorsichtige, gleichzeitig aber auch sehr          weiterhin positiv entwickeln („relative Stärke“).
 flexible, Anlagepolitik scheint vorerst angebracht.
 Eine schnelle Änderung dieser Haltung, dann mit             Rentenmärkte tendieren sehr uneinheitlich. Starken
 dem Ziel aktiver preiswerter Zukäufe, ist im weite-          Kursgewinnen bei Qualitätsrenten stehen massive
 ren Verlauf jederzeit möglich.                               Kursverluste in peripheren Segmenten gegenüber.
                                                              Der Fokus liegt somit vorerst auf strikter Selektivität.
 Die vorerst für 2020 bestimmenden Faktoren sind:             Aktuell reagiert der Markt mit steigenden Zinsen auf
    scharfer Einbruch der Weltwirtschaft in H1/2020          das Szenario neuer massiver Konjunkturprogramme.
    erste krisenhafte CoViD19-Effekte in EU & USA
                                                              Währungen: USD agiert als globales „Safe Asset“ und
    akute Risiken für Unternehmen und Gewinne
                                                              sollte vorerst fest tendieren. EUR dürfte latent zu
    stark expansive globale Geld- und Fiskalpolitik
                                                              Schwäche neigen, solange die CoViD19-Krise anhält.
    moderater Zinstrend (vorerst seitwärts)
                                                              YEN notiert vorerst fest, bleibt aber perspektivisch
    fragile und volatile Situation beim Ölpreis
                                                              fragil. Renminbi steht vorerst erneut unter Druck,
    latente Kreditkrisen in exponierten Sektoren (Öl)
                                                              dürfte sich aber im Verlauf von 2020 stabilisieren.
    Schwere „Trump“-Fehler jederzeit möglich

 © FERI                                         Stand: 15. März 2020                                                6
FERI Investment Research
Marktkommentar März 2020

 Ausblick
 Die CoViD19-Pandemie setzt sämtliche vorherigen             Je nach Härte des Szenarios sind auch sehr negative
 Annahmen und Prognosen zum Verlauf des Jahres                oder gar destruktive Entwicklungen vorstellbar: Da
 2020 außer Kraft. Weltwirtschaft und Kapitalmärk-            ganze Industrien für unbestimmte Zeit abrupte Cash
 ten drohen in nächster Zeit harte, vorerst aber              Flow-Einbußen erleiden werden, kommen selbst ge-
 kaum seriös zu bewertende, Konsequenzen.                     sunde Unternehmen in Liquiditätsnot. Dynamische
                                                              Rückkopplungseffekte könnten dann durchaus eine
 Scharfe Einbrüche der Weltwirtschaft, massive
                                                              (systemische) Kreditkrise auslösen und verschärfen.
 Überforderung vieler Gesundheitssysteme und sehr
 starke Einschränkungen des öffentlichen Lebens sind          Die Kapitalmärkte spielen derartige Szenarien bereits
 derzeit die „Markenzeichen“ von CoViD19.                     ansatzweise durch, scheinen vorerst aber eher gemä-
                                                              ßigtere Verläufe zu unterstellen. Folglich drohen den
 Rückblickend wird diese Episode als extrem ein-
                                                              Märkten noch weitere „Schocks“, sobald „schärfere“
 schneidendes, wahrscheinlich sogar stark krisenhaf-
                                                              Szenarien unterstellt und eingepreist werden.
 tes Szenario in Erinnerung bleiben („Corona-Krise“).
                                                              Die Reaktion der globalen Politik auf die neue Risiko-
 Die Entscheidung über den tatsächlichen Verlauf
                                                              lage war zunächst sehr zögerlich. Zuletzt folgte aber
 wird bereits in den nächsten 1-2 Monaten fallen,
                                                              weltweit eine Welle massiver Stützungsprogramme
 wenn sowohl Europa als auch die USA mit voller
                                                              (Ankündigung). Selbst in den USA wurde der Ernst
 Wucht von der CoViD19-Epidemie getroffen werden.
                                                              der Lage inzwischen erkannt und durch potentiell
 Derzeit ist kaum anzunehmen, dass „im Westen“ ein            große Schritte („nationaler Notstand“) flankiert.
 ebenso schnelles Eindämmen der Epidemie gelingen
                                                              Letztlich führt die Krise also dazu, dass der fragilen
 kann wie in China. Chinas Regierung hat mit großer
                                                              Weltwirtschaft ein massiver Stimulus verabreicht
 Härte reagiert; Infektionswege wurden durch mas-
                                                              wird (der wohl auch zuvor schon erforderlich war).
 sive Einschränkung bürgerlicher Freiheiten begrenzt.
                                                              Die Kraft der Krise führt nun schnell zum Abräumen
 Dieser Ansatz ist weder für Europa noch für die USA
                                                              von Denkblockaden („Schwarze Null“) und zu einem
 oder andere westliche Länder realistisch. Ein deut-
                                                              deutlich gesteigerten Tempo politischer Entscheide.
 lich längerer und intensiverer Verlauf der Epidemie
 ist deshalb „im Westen“ bereits klar vorgezeichnet.          Darin liegt eine gute Nachricht, die mittelfristig auch
                                                              den Aktienmärkten helfen sollte. Denn: Sobald die
 Die Einschätzungen staatlicher Stellen, bestätigt von
                                                              „heiße Phase“ der Pandemie abklingt ( H2/2020?),
 Aussagen führender Experten, lassen nun eine breite
                                                              sind sehr positive Reaktionen der Märkte und starke
 und sehr massive Infektionswelle erwarten, die
                                                              Aufholeffekte der Realwirtschaft zu erwarten.
 wohl nicht mehr aktiv gesteuert werden kann.
                                                              Die Rentenmärkte scheinen diese neue Perspektive
 Eine rapide steigende Anzahl von Erkrankungen,
                                                              bereits jetzt zu honorieren: Seit dem Tiefpunkt des
 das Ziel einer Reduktion möglicher Übertragungs-
                                                              „Corona Crashs“ ist die Rendite von Staatsanleihen
 wege sowie die erforderliche Schließung öffentlicher
                                                              deutlich gestiegen! (trotz laufender Pandemie).
 Einrichtungen dürften das wirtschaftliche und soziale
 Leben in betroffenen Ländern massiv verändern.               Offensichtlich blicken einzelne Märkte also bereits
                                                              jetzt auf das „Licht am Ende des Tunnels“. Diese Sicht
 Wie schon in anderen Ländern droht wohl auch in
                                                              dürfte am Ende richtig sein, rechtfertigt allerdings
 Deutschland schon bald ein echter „Lockdown“.
                                                              vorerst kaum eine „lineare“ Anlagepolitik. Irgend-
 Bis zu diesem Punkt lassen sich derzeit Prognosen            wann im weiteren Verlauf der Corona-Krise werden
 mit einiger Bestimmtheit erstellen. Jenseits davon,          Aktienmärkte eine historische Kaufchance bieten;
 also in der Frage, welcher weitere Verlauf „danach“          dieser Punkt könnte allerdings noch einige schmerz-
 folgen wird, ist vorerst sehr vieles äußerst unsicher.       hafte Wochen in der Zukunft liegen.

 © FERI                                         Stand: 15. März 2020                                               7
FERI Investment Research
Marktkommentar März 2020

                        FERI Investment Research wünscht Ihnen

                            in den nächsten Tagen und Wochen
                                 Gesundheit und Gelassenheit!

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FERI AG, Bad Homburg

 © FERI                                         Stand: 15. März 2020                                                8
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