Marktbericht 2. Quartal 2020 - Im Bann der Coronavirus-Pandemie

 
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Marktbericht 2. Quartal 2020 - Im Bann der Coronavirus-Pandemie
Marktbericht 2. Quartal 2020
Im Bann der Coronavirus-Pandemie
Marktbericht 2. Quartal 2020 - Im Bann der Coronavirus-Pandemie
Marktbericht 2. Quartal 2020
Im Bann der Coronavirus-Pandemie

       Konjunkturausblick
  › Die bevorstehende Rezession als Folge der Coronavirus-Pandemie wird tiefer ausfallen als der
      Wachstumseinbruch im Rahmen der Finanzkrise.
  › Die Weltwirtschaft ist gleichzeitig mit einem Angebots- und einem Nachfrageschock konfrontiert. Aktuell dominiert
      der Kollaps der Nachfrage, was in erster Linie eine deflationäre Wirkung auf die Teuerung hat.

       Finanzmarktimplikationen
  › Die Zentralbanken ergreifen ausserordentliche Massnahmen, welche diejenigen der Finanzkrise übertreffen, und
      werden noch stärker zu Schlüsselakteuren an den Finanzmärkten, vor allem am Anleihenmarkt.
  › Kurzfristig erwarten wir weiterhin eine hohe Volatilität, aber wir sehen für Investoren mit einem langfristigen
      Anlagehorizont auch Opportunitäten an den Kredit- und Aktienmärkten.

       Risiken
  › Mitte Mai planen viele Regierungen Europas, ihre Lockdown-Massnahmen weiter zu lockern, was das Risiko einer
      zweiten Welle der Pandemie erhöht.
  ›   Falls die wirtschaftspolitischen Impulse nicht ausreichen, um die konjunkturellen Folgen der Coronavirus-
      Pandemie abzufedern, ist mit nachhaltigen Schäden für die Wirtschaft zu rechnen, d.h. der vor dem Ausbruch der
      Krise eingehaltene Wachstumspfad wird nicht mehr erreicht.
  ›   Die Verwerfungen an den Ölmärkten halten trotz des OPEC+-Abkommens an und führen zu einer Konkurswelle
      im US-Energiesektor, welche andere Sektoren ansteckt.

Weltwirtschaft: Coronavirus führt zur
Vollbremsung
Die Coronavirus-Pandemie zügelt das Zugpferd                     Grafik 1
des Weltwirtschaftswachstums. In den letzten
Jahren war der private Konsum, gestützt durch die gute
Lage an den Arbeitsmärkten, die treibende Kraft der
weltwirtschaftlichen Expansion. Angesichts der
Eindämmungsmassnahmen zur Bekämpfung der
Pandemie kam dieser nun aber praktisch über Nacht
zum kompletten Stillstand. Die OECD schätzt, dass
eine Volkswirtschaft pro Woche im Lockdown rund
0,5 Prozentpunkte des jährlichen BIP-Wachstums
verliert. Nach zwei Monaten strikter Einschränkungen
würde das BIP-Wachstum für 2020 im Durchschnitt
folglich 4 Prozentpunkte tiefer ausfallen, als dies vor
der Coronavirus-Krise der Fall gewesen wäre. In
Ländern, in denen der Tourismus und die
kundennahen Dienstleistungen relativ wichtig sind, ist
dieser Effekt noch stärker. Wirtschaftspolitische
Massnahmen können diese Auswirkungen zwar
                                                                 Quellen: Baloise Asset Management, IWF, per April 2020
abfedern, aber an einer globalen Rezession führt kein
Weg vorbei. Der Internationale Währungsfonds (IWF)
rechnet mit einem Einbruch der Weltwirtschaft von 3 %          Die Erholung dürfte in der zweiten Jahreshälfte
für das laufende Jahr, einer deutlich schärferen               beginnen. Die starke Abriegelung scheint aber zu
Korrektur als während der Finanzkrise (Grafik 1).              wirken, sodass Länder in Asien und Europa die
                                                               entsprechenden Einschränkungen bereits schrittweise
                                                               lockern können. Unter der Annahme, dass es zu keiner
                                                               signifikanten zweiten Pandemiewelle kommt, die eine
                                                               erneute Verschärfung der Eindämmungsmassnahmen
                                                               bedingen würde, rechnen wir in unserem
                                                                                                                          2
Marktbericht 2. Quartal 2020 - Im Bann der Coronavirus-Pandemie
Basisszenario1 mit einer graduellen, durch die                     verbleiben wird. Die Erholungsaussichten für diese
massiven     wirtschaftspolitischen  Massnahmen                    bereits geschwächte Volkswirtschaft sind daher trüb.
gestützten Erholung der Wirtschaftsaktivität gegen
Ende Jahr.                                                         Chinas Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal
                                                                   2020 um 6,8 % gegenüber dem Vorjahr und
Innert fünf Wochen haben über 26 Millionen                         verzeichnete somit zum ersten Mal seit Beginn der
Amerikaner aufgrund der Lockdown-Massnahmen                        offiziellen Aufzeichnungen im Jahr 1992 ein
ihre Stelle verloren. Das ist beinahe jeder sechste                negatives Wirtschaftswachstum. Da sich der
US-Arbeitnehmer. Die Arbeitslosenrate dürfte somit                 Ausbruch des Virus und die entsprechenden
von einem Rekordtief von 3,5 % Anfang Jahr auf knapp               Eindämmungsmassnahmen primär auf das erste
20 % per Ende April klettern. Die konjunkturelle                   Quartal beschränkten, gehen wir davon aus, dass der
Erholung der USA hängt in hohem Masse davon ab, ob                 konjunkturelle Tiefpunkt Chinas bereits erreicht wurde
ein Grossteil der kürzlich entlassenen Personen seine              und die Wachstumsrate für das zweite Quartal weniger
alte Stelle wieder antreten kann oder nicht. Letzteres             negativ ausfallen wird. Ein Indiz für die allmähliche
hätte verehrende Folgen für die US-Wirtschaft, welche              Erholung ist Chinas Kohlekonsum, welcher laufend
stark vom privaten Konsum abhängig ist. Der US-                    zunimmt. Auch wenn die Industrietätigkeit wieder
Konsument trägt rund 70 % zum amerikanischen BIP                   ansteigt, kann die komplette Normalisierung erst
bei und somit auch knapp 16 % zur globalen                         stattfinden, wenn die globale Nachfrage wieder
Wirtschaftsleistung.                                               anzieht, womit wir erst gegen Ende Jahr rechnen. Ein
                                                                   starker Aufschwung ist daher auch im kommenden
Dank der Kurzarbeit gibt es zwar keine                             Quartal noch nicht zu erwarten.
Massenentlassungen,                   aber           die
Konsumentenstimmung in der Schweiz sinkt
trotzdem auf historische Tiefstwerte. Das Konzept
                                                                   Wirtschaftspolitik: Koste es, was es
der Kurzarbeit hat sich in der Schweiz in den                      wolle
vergangenen Krisen bewährt, aber so viele Anträge
gab es noch selten. Aktuell steht ein Drittel der                  Die Zentralbanken ergreifen ausserordentliche
Erwerbstätigen (1,8 Mio.) im Kurzarbeitsverhältnis. Am             Massnahmen, welche diejenigen der Finanzkrise
stärksten betroffen sind das Hotelgewerbe, die                     bei Weitem übertreffen. Viele Zentralbanken haben
Gastronomie          und        die     Kunst-       und           ihre Leitzinsen markant gesenkt. Die US-Notenbank
Unterhaltungsbranche.           Schweizerinnen       und           (Fed) hat beispielsweise ihre Zinspolitik innert zwei
Schweizer sind daher gemäss einer Umfrage des                      Wochen um 150 Basispunkte gelockert. Das war
Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) hinsichtlich              jedoch erst der Anfang, denn zusätzlich wurden neue
der Wirtschaftsentwicklung so pessimistisch wie                    massive Anleihenkaufprogramme (QE) aufgelegt. Die
zuletzt zu Beginn der 1990er-Jahre. Angst herrscht                 Fed weitete ihr Kaufprogramm nicht nur im Umfang,
primär hinsichtlich der eigenen finanziellen Situation in          sondern auch in Bezug auf die Art der Wertpapiere
naher Zukunft. Grössere Anschaffungen werden                       aus.    Einerseits    sollen    Staatsanleihen   ohne
folglich aktuell nicht in Betracht gezogen. Der Bund hat           Volumenbegrenzung gekauft werden, andererseits
mit der Erweiterung der Kurzarbeit, der massiven                   erwirbt die Fed neu auch Unternehmensanleihen, wie
Liquiditätsversorgung für Unternehmen und der                      dies z.B. die europäische Zentralbank (EZB) seit
sektorspezifischen Unterstützung rasch grosszügige                 Jahren macht. Die EZB hat ihr Anleihenkaufprogramm
Massnahmen ergriffen, welche die Rezession mindern                 um 750 Mrd. EUR (ca. 6 % des BIP des Euroraums)
dürften. Wie schnell sich die Schweiz vom                          bis Jahresende erweitert und die Konditionen für
Coronavirus-Schock erholen wird, ist aber nicht zuletzt            Langfristkredite an Banken verbessert. Während in
abhängig von den Nachbarländern bzw. den wichtigen                 den USA, Europa und Japan QE bereits seit Längerem
Handelspartnern, d.h. in erster Linie der EU.                      ein wichtiger Hebel der Geldpolitik sind, haben nun
                                                                   auch die Zentralbanken in Kanada, Australien,
Die EU-Staaten haben sich auf ein Hilfspaket von                   Neuseeland, Südafrika und der Türkei zu diesem
bis zu 540 Milliarden Euro geeinigt. Dies soll                     Werkzeug gegriffen, um ihre Finanzmärkte zu stützen.
Kurzarbeiter, Unternehmen und verschuldete Staaten                 Als Folge sank die Volatilität an den Anleihenmärkten,
unterstützen. Die höchst umstrittenen Corona-Bonds                 und die Bilanzen der Zentralbanken explodierten
scheinen vorerst vom Tisch zu sein. Vor allem Italien              (Grafik 2). Allein die Fed hat seit dem Beginn der
strebte eine solche Lösung an, mit der Hoffnung, dass              COVID-19-Krise über 2,4 Bio. USD an Anleihen
es die zusätzliche Schuldenlast nicht alleine tragen               gekauft. Das entspricht rund 11 % der US-
muss. Italiens Wirtschaft hat sich nämlich nie richtig             Wirtschaftsleistung und zeigt, wie einzigartig die
von den letzten Krisen erholt und weist nach                       aktuellen Massnahmen sind. Derart stark innert so
Griechenland die zweithöchste Staatsverschuldung in                kurzer Zeit wurde nicht einmal während der
der EU auf. Zudem dürften die wirtschaftlichen Kosten              Finanzkrise interveniert. Wir erwarten, dass der
der Pandemie für Italien am höchsten ausfallen, da das             positive Effekt der Zentralbankeninterventionen mit
Land voraussichtlich am längsten im Lockdown                       etwas Verzögerung auch in der Realwirtschaft zu
                                                                   sehen sein wird. Da das tatsächliche Ausmass der
1
 Nähere Informationen zu unseren Szenarien finden Sie in unserer
wöchentlichen Baloise Market View.
                                                                                                                       3
Marktbericht 2. Quartal 2020 - Im Bann der Coronavirus-Pandemie
aktuellen Krise erst in den kommenden Wochen klarer                           Fokus: Preiszerfall am Erdölmarkt
wird, dürfte die expansive Geldpolitik entweder zeitlich
oder in Bezug auf ihr Volumen eher noch ausgeweitet
werden.                                                                       Der        Erdölmarkt       befindet       sich        im
                                                                              Ausnahmezustand. Grund dafür ist der Kollaps der
 Grafik 2                                                                     Nachfrage        angesichts        der       COVID-19-
                                                                              Eindämmungsmassnahmen. Um die Erdölpreise zu
                                                                              stabilisieren, schlug Saudi-Arabien den OPEC+-
                                                                              Ländern      Anfang    März     eine    Kürzung       der
                                                                              Erdölproduktion vor. Russland spielte aber nicht mit,
                                                                              und so kam es zu einem weiteren Preiszerfall. Der
                                                                              Preis für die europäische Nordseesorte Brent fiel auf
                                                                              unter 25 USD pro Fass (159 Liter), ein Rückgang von
                                                                              62 % seit Jahresbeginn. Anfang April einigten sich
                                                                              Saudi-Arabien und Russland darauf, die Produktion ab
                                                                              Mai um knapp 10 Millionen Fässer pro Tag zu kürzen.
                                                                              Dies entspricht zwar rund 10 % der globalen
                                                                              Erdölproduktion, der Nachfrageeinbruch ist jedoch
                                                                              weitaus grösser. Entsprechend verhalten war daher
                                                                              die Reaktion an den Märkten. Im Zuge des
                                                                              Angebotsüberschusses kommt es nun zu Engpässen
                                                                              bei den Lagermöglichkeiten. Dies wurde spätestens
                                                                              am 20. April klar, als der Preis der amerikanischen
  Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 20.04.2020   Erdölsorte West Texas Intermediate (WTI) auf fast
                                                                              –38 USD fiel. Das heisst, dass für die Abnahme von
Anders als während der Finanzkrise kommen nun                                 Erdöl Geld bezahlt wurde. Die Preise handeln
auch starke Impulse seitens der Fiskalpolitik zum                             mittlerweile wieder im positiven Bereich, aber eine
Tragen.        Weltweit       haben      Regierungen                          Normalisierung wird erst möglich sein, wenn sich die
Notmassnahmen kommuniziert, um Unternehmen mit                                Nachfrage erholt, d.h. nach der Aufhebung der
Krediten      zu    versorgen,     Lohnausfälle    von                        Lockdowns und der weltweiten Reiserestriktionen. Die
Arbeitnehmern zu mindern und die am stärksten                                 aktuellen Terminkontrakte für Erdöl zeigen, dass
betroffenen Sektoren mit spezifischen Massnahmen zu                           Anleger bis Ende 2020 nur einen moderaten Anstieg
unterstützen. Insgesamt wurden bereits rund                                   des WTI-Preises auf knapp 32 USD erwarten. Ein
8 Bio. USD (9 % des Welt-BIP) für die Abfederung der                          Anstieg auf das Preisniveau zu Beginn des Jahres wird
wirtschaftlichen Folgen der Pandemie gesprochen. In                           aktuell bis 2025 noch nicht eingepreist. Dies stellt eine
den USA liegt der Fokus auf den direkten                                      riesige Herausforderung für die US-Ölproduzenten dar,
Staatsausgaben, während Europa massive Summen                                 welche bei Preisen unter ca. 50 USD keinen Profit
für die Liquiditätsversorgung und Darlehensgarantien                          erwirtschaften können.
spricht. Die Konjunkturdaten der nächsten Wochen
dürften zeigen, ob die bereits implementierten                                 Grafik 4
Hilfspakete ausreichen oder ob weitere Massnahmen
benötigt werden. All diese Impulse sind notwendig, um
die bevorstehende Rezession zu bekämpfen, werden
aber     einen    starken    Anstieg   der    globalen
Staatsverschuldung mit sich bringen (Grafik 3).

 Grafik 3

                                                                               Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 24.04.2020

                                                                              Obligationen: Anstieg der Spreads
                                                                              Rückblick: Für Unternehmensanleihen waren die
  Quellen: Baloise Asset Management, IWF, per April 2020                      letzten Monate von einer signifikanten Spread-

                                                                                                                                                           4
Marktbericht 2. Quartal 2020 - Im Bann der Coronavirus-Pandemie
Ausweitung geprägt, wie sie für Euroanleihen zuletzt                         Die Dauer der Pandemie wird letztlich darüber
während der EU-Schuldenkrise oder für US-Dollar-                             entscheiden, ob Unternehmen aus anderen Sektoren
Anleihen das letzte Mal während der Finanzkrise zu                           ebenfalls substanzielle Belastungen ihrer Finanzprofile
beobachten war. Da die Lage in gewissen Sektoren                             erfahren. Eine schnelle Erholung des Ölpreises gilt als
bereits vor der Pandemie fragil war, kam der globale                         wenig wahrscheinlich und wird die Kreditqualität der
Nachfrageschock zu einem besonders ungünstigen                               Energieunternehmen       belasten    (siehe   «Fokus:
Zeitpunkt. Die zusätzliche Unsicherheit liess die                            Preiszerfall im Erdölmarkt»). Insgesamt erwarten wir
Spreads von Investment-Grade-Euroanleihen im März                            aufgrund der grosszügigen wirtschaftspolitischen
auf 239 Basispunkte klettern, ein Anstieg von rund 150                       Massnahmen eine Stabilisierung der Kreditspreads auf
Basispunkten         seit       Jahresbeginn.      Für                       einem hohen Niveau.
Unternehmensanleihen in US-Dollar lagen die Spreads
zwischenzeitlich bei 375 Basispunkten. Dieser                                 Grafik 6
deutliche    Anstieg     bietet   unseres    Erachtens
Opportunitäten für Investoren.
Die weitreichenden geld- und fiskalpolitischen
Massnahmen, welche in den letzten Wochen
kommuniziert     wurden,      konnten   die    Anleger
anschliessend etwas beruhigen, was für eine Erholung
sorgte. Die Spreads lagen aber Mitte April noch
zwischen 80 (in Schweizer Franken) und 120
Basispunkten (in US-Dollar) über den Werten vom
Jahresanfang.

 Grafik 5

                                                                              Quellen: Baloise Asset Management, S&P Global

                                                                             Aktien:    Mittelfristig                         vorsichtig
                                                                             konstruktiv
                                                                             Rückblick: Die Aktienmärkte der Industrieländer
                                                                             kletterten im Januar noch auf neue Höchststände. Als
                                                                             aber auch in Italien vermehrt Fälle des neuen
 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 22.04.2020
                                                                             Coronavirus gemeldet wurden, wurde den Anlegern
                                                                             klar, dass das Virus nicht nur ein isoliertes Ereignis ist,
Ausblick: Angesichts der globalen Rezession wird die                         welches die Konjunktur Chinas schwächt, sondern
Kreditwürdigkeit vieler Unternehmen substanziell unter                       dass das gesamte Weltwirtschaftswachstum gefährdet
Druck geraten, was in einer Verschlechterung der                             ist, was eine entsprechend starke Korrektur einläutete.
Finanzkennzahlen ersichtlich sein wird, z.B. in einem                        Das Volatilitätsmass der US-Börse, der VIX, schoss
steigenden Verhältnis zwischen Verschuldung und                              auf über 80 % und erreichte somit Niveaus, die wir aus
EBITDA.       Weitere       Herabstufungen        durch                      der Finanzkrise kennen. In Rekordgeschwindigkeit
Ratingagenturen sind daher zu erwarten. Besonders                            verloren die Aktienmärkte weltweit rund 30 %. Die
betroffen sind Unternehmen aus den Sektoren                                  Kurse fielen so schnell, dass es an den
Hotellerie, Einzelhandel und Automotive sowie                                amerikanischen Börsen mehrmals zu einem
Fluggesellschaften,        welche       durch       die                      Handelsstopp kam. Die rasche Reaktion der
Eindämmungsmassnahmen                          massive                       Zentralbanken und Politiker führte zu einem
Ertragseinbussen zu verzeichnen haben (Grafik 5).                            Aufschwung von den Tiefständen, welche Ende März
Insbesondere im High-Yield-Bereich dürfte es                                 erreicht wurden. In einigen Regionen konnte bereits
zunehmend zu Kreditausfällen kommen. Die                                     über die Hälfte der Verluste wieder wettgemacht
Ratingagenturen Standard & Poor’s und Fitch                                  werden.
prognostizieren Ausfallraten von 7 % bis 10 % für 2020,
ähnlich wie in den USA während der Dotcom-Krise,
aber noch tiefer als während der Finanzkrise.

                                                                                                                                       5
Marktbericht 2. Quartal 2020 - Im Bann der Coronavirus-Pandemie
Grafik 7                                                                    In Zeiten der Unsicherheit suchen Anleger sichere
                                                                             Häfen. Der Schweizer Franken und der US-Dollar
                                                                             gelten als solche. Auf handelsgewichteter Basis haben
                                                                             diese daher zwischen 3 % und 4 % zugelegt.
                                                                             Spezifisch gegenüber dem Euro hat der Schweizer
                                                                             Franken 3,1 % an Wert gewonnen. Um dem
                                                                             Aufwertungsdruck entgegenzuwirken, intervenierte die
                                                                             Schweizerische        Nationalbank     (SNB)       am
                                                                             Devisenmarkt, was die Sichtguthaben der Banken bei
                                                                             der SNB seit dem Ausbruch des Coronavirus um über
                                                                             40 Mrd. CHF ansteigen liess. Innerhalb weniger
                                                                             Wochen hat die SNB beinahe viermal so viel Geld zur
                                                                             Milderung des Aufwertungsdrucks aufgewendet wie im
                                                                             gesamten Jahr 2019.

                                                                             Ausblick: Wir rechnen mit einem anhaltenden
                                                                             Aufwertungsdruck des Schweizer Frankens und damit,
                                                                             dass die SNB deshalb weiterhin am Devisenmarkt
 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 22.04.2020
                                                                             intervenieren wird, wenn auch in einem geringeren
Ausblick: Da die jüngste Aktienmarktentwicklung                              Ausmass, als dies in den letzten Wochen der Fall war.
bereits viel Positives vorwegnimmt, sind erneute                             Aufgrund dieser Interventionen und des steigenden
Kursverluste nicht auszuschliessen. Wie unter                                Leistungsbilanzüberschusses, welchen die Schweiz
«Weltwirtschaft: Coronavirus führt zur Vollbremsung»                         gegenüber den USA hat, könnte das US-
erwähnt, sind die wirtschaftlichen Folgen der                                Finanzministerium      bei       seiner    nächsten
Coronavirus-Krise noch nicht genauer quantifizierbar,                        Lagebeurteilung Mitte 2020 die Schweiz als
und    wir    erwarten,    dass    die    kommenden                          Währungsmanipulator deklarieren. Wie bereits in
Konjunkturdaten ein düsteres Bild für die                                    unserem letzten Marktbericht erwähnt, könnte dies
Weltwirtschaft und die Unternehmensgewinne malen                             unter Umständen Sanktionen nach sich ziehen.
werden.       Dies      kann      aber      wiederum
                                                                              Grafik 9
Einstiegsmöglichkeiten für nervenstarke Investoren mit
einem langfristigen Anlagehorizont bieten.

 Grafik 8

                                                                              Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 22.04.2020

                                                                             Immobilien Schweiz
 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P., per 14.01.2020

                                                                             Rückblick: Innerhalb des ersten Quartals war die
FX: Die SNB interveniert                                                     Performance von Immobilienfonds gemäss dem
                                                                             SXI Swiss Real Estate Funds Total Return Index mit –
Rückblick: Auch an den Devisenmärkten herrschte                              2,1 % unter dem Strich negativ. Trotz der sich global
eine deutlich erhöhte Volatilität. Als Folge der                             anbahnenden       COVID-19-Krise       betrug     die
Marktturbulenzen kam es zu Engpässen für US-Dollar-                          Performance zwischen Anfang Januar bis Ende
Finanzierungen, was eine koordinierte Aktion diverser                        Februar    2020     noch    +9,30 %.      Mit    dem
Zentralbanken zur Verbesserung der Konditionen bei                           Bundesratsbeschluss vom 16. März 2020 über die
den      bestehenden     US-Dollar-Swapabkommen                              ausserordentliche Lage und die Massnahmen zur
auslöste.                                                                    Bekämpfung des Coronavirus fiel der SXI Swiss Real
                                                                             Estate Funds Total Return Index innerhalb von nur
                                                                             zwei Wochen um 11,4 %. Umschichtungen der
                                                                                                                                                          6
Investoren in andere Anlageklassen führten zu diesem
Kurssturz. Zwischenzeitlich haben sich die Kurse
wieder leicht erholt.

Besonders von der Coronavirus-Krise betroffen sind
Portfolios,    welche   einen    hohen      Anteil   an
konjunkturabhängigen      Nutzungen     wie     Hotels,
Freizeitliegenschaften     und       Retail     haben.
Demgegenüber stellen Wohnliegenschaften einen
Rettungsanker dar: Trotz regional steigender
Leerstandziffern, leicht rückläufiger Angebotsmieten
und        des      gesunkenen       hypothekarischen
Referenzzinssatzes       verfügen      diese       über
vergleichsweise stabile Cashflows.

 Grafik 10

 Quellen: Baloise Asset Management, Bloomberg Finance L.P. per 24.04.2020

Ausblick: Bei Geschäftsliegenschaften, vor allem mit
Hotel-, Freizeit- und Retailnutzung, kommt es infolge
der Coronavirus-Krise zu Mietzinsstundungen und
-ausfällen. Auch die mietrechtlich unklare Lage ohne
Präzedenzfälle macht deutliche Mietzinsausfälle auf
einzelnen Objekten möglich. Trotz der vom Bundesrat
beschlossenen Nothilfe für Einkommensausfälle und
der schrittweisen Lockerung der einschränkenden
Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus
werden diese Nutzungen noch eine längere
Erholungsphase hinnehmen müssen.

Aufgrund dessen ist am Transaktionsmarkt seitens
Investoren Zurückhaltung festzustellen, sodass aus
der jüngsten Zeit kaum Transaktionsdaten vorliegen
und     eine     allfällige   Marktbewegung       für
Immobilienbewerter schwierig einzuschätzen ist. Die
Bewertungsunsicherheit      bei    Corona-sensitiven
Nutzungen ist gestiegen.

Insbesondere Wohn- und Büroimmobilien bleiben
dennoch attraktiv, da das Negativzinsumfeld noch
länger Bestand haben dürfte.

                                                                            7
Marktrelevante Termine

2020
April                           ›     27. April: Erste Lockerungswelle in der Schweiz (Coiffeure, Baumärkte und Gärtnereien
                                      werden wieder geöffnet, Spitäler dürfen wieder alle Behandlungen vornehmen)
                                ›     29. April: Geldpolitischer Entscheid der Fed

                                ›     30. April: Geldpolitischer Entscheid der EZB

Mai                             ›     1. Mai: In Österreich werden alle Geschäfte wieder geöffnet

                                ›     4. Mai: Erste Lockerungsmassnahmen in Italien

                                 ›    4. Mai: In Deutschland werden Schulen wieder geöffnet
                                 ›    11. Mai: Zweite Lockerungswelle in der Schweiz (kompletter Detailhandel und
                                      obligatorische Schulen werden wieder geöffnet)
                                 ›    11. Mai: In den Niederlanden werden Grundschulen und Kitas wieder geöffnet

                                 ›    11. Mai: Erste Lockerungen in Spanien und Frankreich geplant

                                 ›    15. Mai: In Österreich werden Schulen und Gastronomiebetriebe wieder geöffnet

Juni                            ›     4. Juni: Geldpolitischer Entscheid der EZB
                                ›     8. Juni: Dritte Lockerungswelle in der Schweiz (Mittel-, Berufs- und Hochschulen sowie
                                      Museen, Zoos und Bibliotheken werden wieder geöffnet)
                                ›     10. Juni: Geldpolitischer Entscheid der Fed

                                ›     18. Juni: Geldpolitischer Entscheid der SNB

Legende:
    Politik                                     Geldpolitik                                  COVID-19

Redaktion

 Melanie Rama                                                          Dominik Schmidlin                                     Blaise Roduit
 Senior Economist, Asset Strategy                                      Head of Asset Strategy                                Head of Fixed Income
 melanie.rama@baloise.com                                              dominik.schmidlin@baloise.com                         blaise.roduit@baloise.com
 Philipp Karstens                                                      Dominik Sacherer
 Immobilien-Portfoliomanager (Drittkundenmandate)                      Junior Credit Analyst
 philipp.karstens@baloise.com                                          dominik.sacherer@baloise.com

Baloise Asset Management Schweiz AG
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www.baloise-asset-management.com

Erscheinung
Viermal pro Jahr, Redaktionsschluss: 24.04.2020

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