Aktuelle kardiologische Interventionen bei ventrikulären Arrhythmien - MGO Fachverlage

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Aktuelle kardiologische Interventionen bei ventrikulären Arrhythmien - MGO Fachverlage
32           VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN
CME

      Aktuelle kardiologische Interventionen bei
      ventrikulären Arrhythmien
      Michaela Preuß, C. Perings

      Ventrikuläre Arrhythmien sind ein          ferenzialdiagnostik und -therapie          grenzen; bei 80 % der Breitkom-
      komplexes kardiologisches Krank-           sowie den Zeitpunkt der Thera-             plextachykardien handelt es sich
      heitsbild mit der Möglichkeit, aber        pieempfehlung und deren Ziel-              um eine VT.
      auch Notwendigkeit unterschiedli-          setzung (Symptombesserung mit
      cher, zum Teil hochspezifischer, kar-      Verbesserung der Lebensqualität            Eine unklare Breitkomplextachy-
      diologischer Interventionen.               und/oder Lebensverlängerung) auf-          kardie sollte primär immer zunächst
                                                 zuzeigen.                                  als VT angesehen werden.
      Entscheidend für die Therapie ist
      hierbei nicht nur die Genese der vent-     Diskriminierung supraventriku              Indirekte Hinweise können die Kli-
      rikulären Arrhythmie mit oder ohne         läre Tachykardie (SVT)                     nik, das Alter des Patienten und ei-
      kardialer Grunderkrankung, sondern         – ventrikuläre Tachykardie (VT)            ne kardiale Grunderkrankung lie-
      auch, ob es sich um eine reversible        Allgemeine Überlegungen                    fern. So ist bei einem jungen, herz-
      oder irreversible Ursache handelt.         Bei jedem Patienten mit dem Ver-           gesunden Patienten eine SVT wahr-
                                                 dacht auf eine ventrikuläre Tachy-         scheinlich, wohingegen es sich bei
      Das Patientenspektrum reicht von           kardie, sei es klinisch oder in der Do-    einem älteren Patienten mit einer
      asymptomatischen Patienten, bis            kumentation eines einfachen Ret-           koronaren Herzerkrankung eher
      hin zu solchen mit Symptomen wie           tungsdienst-EKGs oder einer Moni-          um eine VT handelt.
      Palpitationen, Luftnot, Belastungs-        toraufzeichnung, muss, falls irgend
      intoleranz oder Synkopen. Wir un-          möglich, ein 12-Kanal-EKG angefer-         Weitere Aufschlüsse kann ein Ruhe-
      terscheiden den hämodynamisch              tigt werden.                               EKG im normalen Grundrhythmus
      stabilen Patienten von instabilen bis                                                 liefern. Hier können sich Zeichen
      hin zu solchen Patienten, die einen        Im Falle einer Breitkomplextachy-          der myokardialen Schädigung nach
      Herzstillstand (plötzlicher Herztod,       kardie ist die VT von einer SVT            Myokardinfarkt zeigen. Auch ein
      PHT) erleiden.                             mit Schenkelblockaberration abzu-          präexistentes Blockbild im Sinus-

      Die Angaben zur Häufigkeit des PHT
      variieren aufgrund unterschiedlicher         Tachykardie regelmäßig
      Definitionen. In den USA kommt es
      zu ca. 300.000–350.000 plötzlichen           QRS-Breite L140 ms RSB
      Herztodesfällen pro Jahr, in Deutsch-        QRS-Breite L160 ms LSB
      land sind dies 80.000–100.000 Todes-
                                                                                                    falls 1 Kriterium ja
      fälle pro Jahr [1].
                                                   AV-Dissoziation
                                                                                                                           VT
      Sofern die 1-Stunden-Definition an-
      gewendet wird (plötzlicher Tod in-           R/S-Intervall L100 ms in V1V6
      nerhalb von 1 h nach Auftreten der
      ersten Symptome), so ist eine Häu-           Morphologiekriterien in V1 und V6
      figkeit von 13 % plötzlicher Herzto-
      desfälle in Bezug auf alle Todesfälle
                                                   QRS-Achse –90° bis –180°
      zu verzeichnen. Wird der Zeitraum
      auf 24 h verlängert, so steigt der An-          nein
      teil auf 18,5 % [2].

      Ziel des Artikels ist es, eine ventriku-                 SVT
      läre Tachykardie richtig zu diagnos-
      tizieren, die Möglichkeiten der Dif-       Abb. 1: Diskriminierung ventrikuläre/supraventrikuläre Tachykardie

      herzmedizin 1/2018
VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN                                        33
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rhythmus oder eine Präexzitation
sind hier abgrenzbar.

Spezifische Unterscheidung im
12-Kanal-EKG
Bereits früh gab es Überlegungen,
die spezifischen Unterscheidungs-
                                                                                                           R/S >100 ms
merkmale bezüglich des Arrhyth-
mieursprungs zu systematisieren.
                                                                                   Abb. 3: R/S-Umschlag
1991 erfolgte nach Analyse von 554
Breitkomplextachykardien die Er-
stellung des Brugada-Algorithmus                                                      sitiven Ausschlag -> negative
[3]. Hierbei wird eine Unterschei-                                                    oder positive Konkordanz
dung anhand simpler Kriterien in                                                   8. R/S-Intervall >100 ms (E Abb. 3)
der QRS-Komplex-Morphologie so-
wie der unterschiedlichen Morpho-                                                  Einteilung der ventrikulären
logien des Links (LSB)- und Rechts-                                                Tachykardien anhand von EKG-
                                        Abb. 2: Ventrikuläre Tachykardie mit AV-   morphologischen Kriterien
schenkelblockes (RSB) vorgenom-         Dissoziation
men. Bereits 1978 wurden die soge-                                                 Anhand von EKG-morphologischen
nannten klassischen Kriterien nach                                                 Kriterien lassen sich unterschiedli-
Wellens auf Grundlage des Ver-          5. Die QRS-Achse ist bei einer VT          che VTs definieren:
gleichs von 100 VTs mit 100 SVTs er-       häufig nach links gerichtet. Eine
stellt [4, 5].                             Achse von -90° bis -180° wird bei       1. Anhaltende monomorphe vent-
                                           einem funktionellen Schenkel-              rikuläre Tachykardie (E Abb. 4
Folgende Kriterien machen es mög-          block nicht erreicht. Oft findet           und 5, S. 34). Hierbei erscheint der
lich, im Oberflächen-EKG eine VT           sich ein LSB bei Rechtstyp.                Kammerkomplex immer gleich.
von einer SVT zu diskriminieren         6. Spezifische LSB-/RSB-Morpholo-             In Abgrenzung zur nicht-anhal-
(EAbb.1):                                  gie                                        tenden (non-sustained) VT be-
                                                                                      trägt die Dauer >30 Sekunden.
1. Liegt    eine    AV-Dissoziation     Die Morphologie des physiologi-            2. Repetitive monomorphe ventri-
   (mehr QRS-Komplexe als P-Wel-        schen Schenkelblocks ist am besten            kuläre Tachykardie
   len) vor? Dieses Kriterium ist nur   in den Ableitungen V1 und V6 sicht-        3. Polymorphe VT
   in 20 % nachweisbar, sichert         bar. Wenn diese Morphologie unter          4. Torsade-de-pointes-Tachykardie
   aber die Diagnose zu fast 100 %      Tachykardie abweicht, ist eine VT             (E Abb. 6)
   (E Abb. 2).                          wahrscheinlich.                            5. Unaufhörliche (“incessant„) vent-
2. Regelmäßigkeit der RR-Abstän-                                                      rikuläre Tachykardie. Diese wird
   de. Bei unregelmäßigen RR-Ab-        Jede grobe morphologische Abwei-              hämodynamisch toleriert und
   ständen ist eine VT unwahr-          chung von einem normalen LSB                  dauert über eine Stunde an.
   scheinlich.                          spricht für eine VT. Auch ein breite-
3. Sichtbare Fusionsschläge. Hierbei    res R unter Tachykardie als im Sinus-      Reversible und irreversible
   handelt es sich um QRS-Komple-       rhythmus kann als Hinweis dienen.          Ursachen der ventrikulären
   xe mit anderer Morphologie. Sie      Häufig findet sich in V1 ein R >30 ms      Tachykardie
   entstehen durch Fusion mit einer     und eine Q-Zacke in V6.                    Bei der Genese der ventrikulären
   Sinus- oder anderer ektoper Erre-                                               Tachykardie ist es zwingend not-
   gung. Dies ist bei langsamen VTs     Beim RSB findet sich in V1 häufig ei-      wendig, reversible Ursachen zu dia-
   zu beobachten und setzt eine AV-     ne monophasische breite R-Welle            gnostizieren und von irreversib-
   Dissoziation voraus. Hierbei sind    mit qR- oder Rs-Morphologie. In Ab-        len Ursachen zu unterscheiden, da
   die ventrikulären QRS-Komplexe       leitung V6 zeigt sich ein tiefes S.        dies die (kausale) Therapie bedingt
   unabhängig von der P-Wellen-                                                    (E Tab. 1, S. 35).
   Abfolge.                             7. Konkordanz in V1–V6. Zeigen die
4. QRS-Breite >140 ms RSB, QRS-            QRS-Komplexe in V1–V6 alle ei-          Die Therapie der Wahl bei ventriku-
   Breite >160 ms LSB                      nen komplett negativen oder po-         lären Tachykardien mit reversibler

                                                                                               1/2018 herzmedizin
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      Ursache ist primär die Therapie          Bei den kardialen Ursachen ist dies    Hierzu zählen u. a. neben exzessi-
      eben dieser Ursache, z. B. einer Hy-     vor allem eine passagere Funktions-    vem Alkoholkonsum oder Anorexie
      pokaliämie. Dennoch sollte auch          einschränkung der linksventrikulä-     die Einnahme oder Überdosierung
      bei annehmbar offensichtlicher           ren Pumpfunktion. Primär ist hier      trizyklischer Antidepressiva oder
      Genese, neben der Therapie der re-       beispielsweise an eine Myokarditis     Antibiotika (z. B. Makrolide) sowie
      versiblen Ursache, als Trigger der       oder die peripartale Kardiomyo-        eine mögliche QT-Zeit-Verlänge-
      VT eine kardiologische Basisdiag-        pathie zu denken. Auch eine            rung in Folge einer antiarrhyth-
      nostik erfolgen, um weitere struk-       linksventrikuläre Funktionsstörung     mischen Medikation. Pathologi-
      turelle Ursachen nicht zu überse-        nach Myokardinfarkt oder vor Myo-      sche QT-Intervalle sind: jedes QT
      hen.                                     kardrevaskularisation bei stabiler     >500 msec, QTc >470 msec bei Frau-
                                               koronarer Herzerkrankung kann          en, QTc >450 msec bei Männern.
      Reversible Ursachen der                  das Entstehen ventrikulärer Tachy-
      ventrikulären Tachykardien               kardien triggern.                      Oft sind extreme QT-Zeit-Verlänge-
      Es gibt unterschiedliche reversible                                             rungen bei Bradykardien zu erken-
      Ursachen. Diese können sowohl            Bei den nichtkardialen Triggern        nen.
      kardialer als auch extrakardialer        sind primär physikalische und toxi-
      Genese sein. Es ist wichtig, diese zu    sche Ursachen zu nennen. Diese         Die relative QT-Dauer in % sollte re-
      erkennen, da nach Therapie dieser        können primär kardial toxisch wir-     gelmäßig als Verlaufsparameter
      Ursachen eine weitere spezifische        ken, oder nur mittelbar durch Elekt-   unter antiarrhythmischer Therapie
      kardiologische Therapie oft nicht        rolytverschiebungen und Verlänge-      (Amiodaron) bestimmt werden. Bei
      oder nur eingeschränkt notwendig         rung der QT-Zeit ventrikuläre          einer Verlängerung um >25 % oder
      ist.                                     Arrhythmien induzieren.                einer Dauer über 500 msec sollte die
                                                                                      Medikation angepasst werden.

                                                                                      Aber auch primäre Elektrolytver-
                                                                                      schiebungen, sei es bei Niereninsuf-
                                                                                      fizienz oder iatrogen durch eine Di-
                                                                                      uretikatherapie, können ursächlich
                                                                                      zugrunde liegen und Rhythmusstö-
      Abb. 4: Anhaltende monomorphe ventrikuläre Tachykardie im Rettungsdienst-EKG
      (1-Kanal)                                                                       rungen induzieren oder unterhal-
                                                                                      ten.

                                                                                      Irreversible Ursachen der
                                                                                      ventrikulären Tachykardien
                                                                                      Bei den irreversiblen Ursachen für
                                                                                      eine Entstehung einer ventrikulä-
                                                                                      ren Tachykardie sind die Kardiomy-
                                                                                      opathien führend.

                                                                                      Hierzu zählt vor allem die ischämi-
                                                                                      sche Kardiomyopathie (ICM) mit per-
                                                                                      sistierender Einschränkung der links-
                                                                                      ventrikulären Pumpfunktion nach
                                                                                      stattgehabtem Myokardinfarkt oder
                                                                                      die koronare Herzerkrankung ohne
                                                                                      die Möglichkeit einer effektiven My-
      Abb. 5: Anhaltende monomorphe ventrikuläre Tachykardie im 12-Kanal-EKG
                                                                                      okardrevaskularisation, auch Koro-
                                                                                      naranomalien sind zu benennen.

                                                                                      Die dilatative Kardiomyopathie
                                                                                      (DCM) beschreibt eine Dilatation
                                                                                      des linken Ventrikels mit linksvent-
      Abb. 6: Torsade-de-pointes-Tachykardie                                          rikulärer systolischer Dysfunktion in

      herzmedizin 1/2018
VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN                                         35
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Abwesenheit einer koronaren, hy-          len. Im Rahmen der MADIT-II-Studie       Ätiologie ventrikulärer Tachykardien
pertensiven oder valvulären Her-          konnte beispielsweise gezeigt wer-       Reversibel           Irreversibel
zerkrankung und hat eine Inzidenz         den, dass Patienten mit einer koro-      KHK,                 KHK,
                                                                                   Myokardinfarkt       Myokardinfarkt
von 5–8/100.000 Einwohnern. Die           naren Herzerkrankung und einge-
                                                                                   Toxisch,
hypertrophe Kardiomyopathie ist           schränkter LVEF (EF II, Alter >70 Jah-      Antidepressiva
masse in Abwesenheit einer hyper-         re, Harnstoff im Blut >26 mg/dl,         Elektrolytstörung,
                                                                                   Kalium,              Klappenfehler
tensiven oder valvulären Herzer-          QRS-Breite über 0,12 s und Vorhof-       Magnesium
krankung und ist die häufigste Ur-        flimmern bei Vorliegen von mehr          Hypoxie              Kanalopathien
sache für den PHT beim jungen             als einem Risikofaktor signifikant                            LV-Einschränkung
                                                                                   Anämie
Menschen. Auch fortschreitend in-         von der ICD-Therapie profitieren.                             ( 500 ms ist mit   der zugrundeliegenden Ätiologie          nommen, die QRS-Breite zur Risi-
dem höchsten Risiko verbunden,            einem besonders hohen Risiko für         kostratifizierung heranzuziehen.
die klinische Präsentation erfolgt in     den PHT ausgesetzt sind [10]. Glei-      Die MUSTT-Studie zeigte einen si-
der Regel bis zum 40. Lebensjahr [8].     ches gilt für Patienten in den ers-      gnifikanten Anstieg der Mortalität
                                          ten 30 Tagen nach Myokardinfarkt         bei Patienten mit Linksschenkel-
Patienten mit homozygoten Syn-            oder chronischem Koronarver-             block auf [13]. Dies ließ sich jedoch
dromen (z. B. Jervell-Lange-Nielsen)      schluss und induzierbarer Ischä-         in weiteren Untersuchungen wie
sind mit dem höchsten Risiko ver-         mie.                                     der PainFREE-Rx-II-Studie oder CA-
bunden [9].                                                                        RISMA-Studie nicht bestätigen [14,
                                          EKG                                      15].
Dennoch bleibt auch heute trotz al-       Oft schon wurde versucht, Parame-
ler diagnostischen Möglichkeiten          ter des Ruhe-EKGs als Prädiktor für      Der Mikrovolt-T-Wellen-Alternans
die Genese der ventrikulären Tachy-       ventrikuläre Herzrhythmusstörun-         (TWA) beschreibt die Erfassung von
kardie gelegentlich ungeklärt. Dies       gen zu verwenden, insbesondere           Schlag zu Schlag alternierend auf-
wird dann als idiopathische ventri-       der T-Wellen-Alternans, ventrikulä-      tretenden mikroskopischen T-Wel-
kuläre Tachykardie bezeichnet.            re Ektopien oder die QRS-Breite.         len-Veränderungen. Dies gilt als
                                                                                   Zeichen für elektrische Inhomoge-
Diagnostik bei dokumentierter             Die ventrikuläre Ektopie gilt als Prä-   nitäten bei der myokardialen Repo-
ventrikulärer Tachykardie und             diktor für eine schlechtere Prognose.    larisation. Die Bestimmung des T-
Risikostratifizierung                     Die Multicenter Postinfarction Re-       Wellen-Alternans hat sich nicht in
Es wird immer wieder versucht, Risi-      search Group zeigte, dass mehr als       der klinischen Routine durchge-
koscores für das Auftreten maligner       10 ventrikuläre Extrasystolen in ei-     setzt, u. a. weil er z. B. bei Vorhof-
Herzrhythmusstörungen zu erstel-          ner Stunde einen unabhängigen            flimmern oder gehäuftem Vorkom-

                                                                                                 1/2018 herzmedizin
36          VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN
CME

      men von ventrikulären Extrasysto-       könnten, können externe Ereig-            tropher Kardiomyopathie sowie hy-
      len nicht anwendbar ist.                nisrekorder verwendet werden zur          pertensiver Herzerkrankung rasch
                                              Korrelation einer klinischen Sym-         diagnostiziert werden kann. Sie ist
      Leider hat eine Vielzahl von Studien    ptomatik mit einer Arrhythmie (Evi-       indiziert bei Patienten mit ventriku-
      ergeben, dass die genannten Me-         denzgrad B). Diese haben eine             lären Arrhythmien und vermuteter
      thoden, einzeln oder in Kombinati-      deutlich verlängerte Aufzeich-            struktureller Herzerkrankung (Evi-
      on, den positiven und negativen         nungsdauer von bis zu 30 Tagen.           denzgrad B). Ebenso sollte sie bei Ver-
      Vorhersagewert zwar erhöhen, je-        Sollte auf diese Art und Weise eine       wandten von Patienten mit angebo-
      doch die Sensitivität der Einzelun-     Dokumentation von Herzrhyth-              renen Herzerkrankungen durchge-
      tersuchungen oft sehr gering ist        musstörungen bei nur sporadi-             führt werden (Evidenzgrad B).
      [16]. Vor diesem Hintergrund hat        schem Auftreten nicht möglich sein,
      sich bislang keine der erwähnten        stehen heutzutage implantierbare          Die   Magnetresonanztomografie
      Techniken in der klinischen Praxis      Ereignisrekorder zur Verfügung.           (MRT) ist studienhistorisch der
      etabliert.                              Diese sollten implantiert werden,         Goldstandard zur Bestimmung der
                                              wenn der Verdacht besteht, dass           LVEF.
      Belastungs-EKG                          Herzrhythmusstörungen die Ursa-
      Die Durchführung eines Belas-           che beispielsweise von wiederhol-         In neueren Studien zeigt sich, dass
      tungs-EKGs ist in einem ersten          ten Synkopen sind und bislang nicht       die echokardiografische Ermittlung
      Schritt indiziert bei allen Patienten   anders dokumentiert werden konn-          des globalen longitudinalen Strains
      mit ventrikulärer Arrhythmie und        ten (Evidenzgrad B).                      (GLS) eine deutlich verbesserte Er-
      dem Verdacht auf Vorliegen einer                                                  gebnisgenauigkeit zur Bestimmung
      koronaren Herzerkrankung (Evi-          Evaluation der linksventri-               der LVEF liefert [18]. Zudem ließ sich
      denzgrad B). Es dient der klinischen    kulären Pumpfunktion (LVEF)               eine genauere Vorhersage für das
      Einschätzung des Beschwerdebil-         Das Ausmaß der linksventrikulären         Auftreten ventrikulärer Arrhythmi-
      des. Leider ist diese Untersuchung      Funktionseinschränkung ist ein aus-       en und somit der adäquaten
      in Hinsicht auf das Vorliegen einer     sagekräftiger Parameter zur Ermitt-       Therapiewahrscheinlichkeit bei mit
      koronaren Herzerkrankung nur            lung des Risikos für den arrhythmo-       ICD versorgten Postinfarktpatien-
      unzureichend sensibel und spezi-        genen Tod.                                ten treffen [19].
      fisch (25–80 % in unterschiedlichen
      Quellenangaben), sodass heute           Die Multicenter Automatic Defibrilla-     In einer weiteren Untersuchung zur
      andere Belastungsuntersuchungen         tor Implantation Trial II („MADIT-2“)     echokardiografischen Bestimmung
      (wie die Stressechokardiografie         [17] ist eine ICD-Studie zur Primärprä-   der mechanischen Dispersion wur-
      oder Myokardszintigrafie) ergän-        vention bei Patienten mit niedriger       den 569 Patienten nach Myokardin-
      zend durchgeführt werden sollten.       LVEF. 1.232 Patienten wurden nach         farkt unabhängig von der LVEF
                                              Myokardinfarkt mit hochgradig re-         untersucht. Ventrikuläre Tachyar-
      Langzeit-EKG                            duzierter LVEF ( < 30 %) randomisiert     rhythmie-Ereignisse konnten regel-
      Es gibt mehrere Möglichkeiten, ei-      auf eine ICD- und eine konventionel-      haft vorhergesagt werden [20].
      ne intermittierend auftretende          le Gruppe. Während einer mittleren        MRT-Untersuchungen sind bei der
      ventrikuläre Tachykardie im EKG zu      Nachbeobachtungszeit von 20 Mo-           Abklärung einer ARVC bzw. Myo-
      dokumentieren.                          naten konnte eine signifikante Über-      karditis hilfreich.
                                              legenheit im ICD-Arm gezeigt wer-
      Primär ist hier das klassische Lang-    den (14,2 vs. 19,8 %).                    Im MRT kann eine myokardiale Fi-
      zeit-EKG zu benennen, in welchem                                                  brosierung und Narbengewebe
      die Diagnose einer ventrikulären        Der Sudden Cardiac Death in Heart         nach Myokardinfarkt visualisiert
      Arrhythmie gesichert und der Er-        Failure Trial („SCD-HeFT“) [10] hat       werden. Das Ausmaß der Fibrosie-
      folg einer eingeleiteten Therapie (z.   diese Daten bestätigt.                    rung korreliert mit dem arrhythmo-
      B. Suppression der Anzahl der VES)                                                genen Risiko [21].
      überprüft werden kann (Evidenz-         Die Echokardiografie ist eine Stan-
      grad A).                                darduntersuchung der Bildgebung           Myokardbiopsie
                                              und sollte großzügig zur Anwen-           Die Myokardbiopsie wurde 1982
      Treten Symptome nur zu selten auf,      dung kommen, da hiermit eine Ein-         zur Überwachung des transplan-
      als dass diese in einem herkömmli-      schränkung der LVEF bei dilatativer,      tierten Herzens auf Anzeichen von
      chen Langzeit-EKG erfasst werden        ischämischer oder seltener hyper-         akuten Abstoßungsreaktionen ein-

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geführt. Heute wird diese Unter-       wandte 1. Grades ebenfalls unter-      Elektrophysiologische
suchung routinemäßig zur DCM-          sucht werden.                          Diagnostik/Programmierte
Erstdiagnostik, bei Verdacht auf                                              Ventrikelstimulation (PVS)
Speichererkrankungen des Her-          Koronarangiografie zur                 Die elektrophysiologische Untersu-
zens, Muskeldystrophien, Myokar-       Diagnostik und Therapie                chung kann mit unterschiedlicher
ditis und ARVC durchgeführt.           Die koronare Revaskularisation         Indikation durchgeführt werden.
                                       kann die Überlebensrate verbes-
Genetische Diagnostik                  sern und den plötzlichen Herztod       1. Prüfung der Induzierbarkeit von
Das aktuelle Positionspapier der       im Langzeitverlauf reduzieren [22,        ventrikulären Tachyarrhythmien
Deutschen Gesellschaft für Kardio-     23].                                   2. Differenzialdiagnostik der Breit-
logie (DGK) fasst die Gendiagnostik                                              komplextachykardie (DD SVT mit
bei kardiovaskulären Erkrankun-        Im Falle einer begleitenden Koro-         Schenkelblock)
gen zusammen.                          narinsuffizienz reduziert die Revas-   3. Planung einer Katheterablation
                                       kularisation die Arrhythmielast und    4. Abschätzung der Effektivität ei-
Wichtig ist hierbei anzumerken,        kann sie in Einzelfällen komplett         ner medikamentösen antiarr-
dass genetische Analysen und Un-       supprimieren.                             hythmischen Therapie
tersuchungen nur mit schriftlicher                                            5. Risikostratifikation in Bezug auf
Einwilligung durchgeführt werden       Daher spielt die Koronarangiogra-         eine mögliche Gefährdung im
dürfen. Die Prävalenz monogener        fie eine wichtige Rolle, auch wenn        Hinblick auf einen plötzlichen
kardiovaskulärer Erkrankungen ist      sie lediglich als Klasse IIaC einge-      Herztod
sehr gering.                           stuft ist. Eine myokardiale Ischämie   6. Bisher ungeklärte Bewusstlosig-
                                       kann so als Ursache nachgewiesen          keit sowie die Evaluierung einer
Meist handelt es sich um Mutatio-      oder ausgeschlossen werden.               möglichen ICD-Indikation [24–26]
nen kardialer Ionenkanalgene oder
der assoziierten Proteine, welche      Gleichzeitig besteht bei Nachweis      In der MADIT-Studie diente die PVS
Arrhythmien herbeiführen, wobei        einer signifikanten Stenose direkt     der Identifizierung von Risikopati-
das Herz an sich makroskopisch,        ein interventioneller Therapiean-      enten nach Herzinfarkt mit nachge-
d. h. bildgebend strukturell unauf-    satz mit dem Versuch der “Revasku-     wiesenen nsVTs im LZ-EKG. Patien-
fällig ist.                            larisierung als antiarrhythmische      ten mit induzierbarer VT wurden
                                       Therapie„.                             mit einem ICD versorgt und hatten
Man bezeichnet dies als “Ionenka-                                             so eine deutlich bessere Langzeit-
nalerkrankung„ oder “primär elek-      Grundsätzlich ist bei jedem Patien-    überlebensrate als Patienten ohne
trische Erkrankung„.                   ten mit Erstdokumentation einer        induzierbare VT (16 vs. 39 %).
                                       ventrikulären Tachykardie eine in-
Es besteht eine familiäre Häufung,     vasive kardiale Diagnostik erforder-   Die MUSTT-Studie schloss 2.022
häufig werden klinische Ereignisse     lich.                                  KHK-Patienten mit einer LVEF
durch spezifische Trigger hervorge-                                           < 40 % und nsVT in der Vorge-
rufen (z. B. akustische Signale wäh-   Oft wird im zeitlichen Zusammen-       schichte ein. Bei 704 Patienten war
rend des Schlafes).                    hang mit einer akuten Myokard-         eine VT induzierbar. Patienten mit
                                       ischämie (48 Stunden) ein vermehr-     induzierbarer VT hatten ein signifi-
Mit der molekularen Autopsie steht     tes Auftreten von VTs beobachtet.      kant höheres PHT-Risiko. Aber auch
eine postmortale DNA-Diagnostik        Dies macht ein erweitertes Monito-     bei Patienten mit nicht induzierba-
zur Verfügung. Hiermit können          ring aufgrund der erhöhten intra-      rer VT betrug das Risiko 12 % für
weitere, potenziell gefährdete         hospitalen Mortalität notwendig,       den PHT.
Merkmalsträger (Verwandte 1.           ist aber nicht mit einer erhöhten
Grades) identifiziert werden.          Mortalität im Langzeitverlauf asso-    Die programmierte Ventrikelstimu-
                                       ziiert.                                lation ist sinnvoll bei Symptomen,
Beim langen QT-Syndrom besteht                                                die auf eine (ventrikuläre) Arrhyth-
genauso wie bei der katecholami-       Das Auftreten dieser Tachykardien      mie hinweisen.
nergen polymorphen Kammerta-           kann durch die Gabe von ß-Blo-
chykardie eine Klasse I-Indikation     ckern supprimiert werden, auch         Aufgrund dessen jedoch, dass sie
zur Gendiagnostik. Im Falle des po-    sollten Elektrolytverschiebungen       schlecht negativ prädiktiv ist, wird
sitiven Nachweises sollten Ver-        frühzeitig korrigiert werden.          die Indikation nur noch im Einzelfall

                                                                                         1/2018 herzmedizin
38           VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN
CME

      in Grenzfällen und zurückhaltend           morph, Kammerflimmern)                     raschen Korrektur des Körperge-
      zur Risikostratifizierung gestellt.      • Differenzialtherapie (ICD, anti-           wichtes.
                                                 arrhythmische Medikation, Abla-
      Dies hat sich auch in den aktuellen        tion, Chirurgie)                        Auch wenn keine genauen Daten
      Leitlinien der DGK [27] niederge-                                                  existieren, geht man bei der Anore-
      schlagen:                                Bei hämodynamischer Instabilität          xia nervosa von einer Mortalitätsra-
                                               ist (bei fehlender Bewusstlosigkeit       te von 5 bis 20 % aus. Ein Drittel die-
      Zu den Klasse I-Indikationen ge-         unter adäquater Sedierung) eine           ser Todesfälle wird auf kardiale Ur-
      hört:                                    sofortige elektrische Kardioversion       sachen zurückgeführt. Auch bei ex-
      • Die diagnostische Evaluation bei       durchzuführen (E Abb. 7).                 tremer Adipositas zeigt sich ein
        Patienten mit abgelaufenem My-                                                   deutlich erhöhtes Sterberisiko im
        okardinfarkt und möglicherwei-         Behebung reversibler Ursachen             Vergleich zu einer normalgewichti-
        se Arrhythmie-assoziierten Sym-        als primärer therapeutischer              gen altersentsprechenden Bevölke-
        ptomen wie Palpitationen, Prä-         Ansatz                                    rung. Hier spielt das obstruktive
        synkopen und Synkopen (Evi-            Bei der Behandlung sollte zunächst        Schlafapnoesyndrom als Mitursa-
        denzlevel B)                           eruiert werden, ob kurativ behan-         che für Arrhythmien und Herzinsuf-
      • Patienten mit koronarer Herzer-        delbare Ursachen vorliegen [31]           fizienz eine wesentliche Rolle.
        krankung zur Abschätzung der           (E Abb. 8).
        Effektivität einer VT-Ablation                                                   • Patienten mit polymorpher vent-
        (Evidenzlevel B)                       Hierzu zählt vor allem:                     rikulärer Tachykardie bei QT-
      • Die diagnostische Abklärung ei-                                                    Zeit-Verlängerung infolge einer
        ner breiten QRS-Tachykardie un-        • Ausgleich einer vorliegenden              antiarrhythmischen Medikation
        geklärter Ursache (Evidenzlevel          Elektrolytstörung (Kalium, Ma-            oder durch andere Medikamente
        C)                                       gnesium, Kalzium).                        (z. B. Antibiotika) müssen auf die-
                                               Oft wird dies bei einer terminalen          se Interaktion hingewiesen wer-
      Die Risikostratifikation bei Patien-     Niereninsuffizienz beobachtet.              den und sollten diese vermeiden.
      ten mit abgelaufenem Myokardin-          • Es besteht eine Korrelation des
      farkt, nicht anhaltenden ventrikulä-       plötzlichen Herztodes zu extre-         Eine Liste dieser Medikamente kann
      ren Tachykardien und einer links-          men Ernährungsveränderungen             im Internet unter http://www.
      ventrikulären Ejektionsfraktion ≤40        und extremen Methoden einer             qtdrugs.org oder http://www.torsa-
      % ist eine Indikation Klasse IIa, Evi-
      denzlevel B.

      Therapie der ventrikulären
      Tachykardie
                                                                           Ventrikuläre Tachykardie
      Bei der Therapie der ventrikulären
      Tachykardie sind unterschiedliche
      Aspekte zu betrachten:
                                                         Hämodynamisch instabil               Hämodynamisch stabil
      • Zeitpunkt der Therapieempfeh-
        lung (Primär- vs. Sekundärprä-
        vention)
      • Zielsetzung der Therapie (Symp-                    Sofortige elektrische
                                                            Kardioversion, ggf.                   12-Kanal EKG
        tomreduktion, Verbesserung der
                                                       Einleitung kardio-pulmonale
        Lebensqualität, Lebensverlänge-                        Reanimation
        rung )
      • Linksventrikuläre Pumpfunktion
        (LVEF)                                                                                Medikamentöse oder
      • Arrhythmogenes Substrat (koro-                                                      elektrische Kardioversion
        nare Herzkrankheit, Kardiomyo-
        pathie, andere)
      • Spezifische Arrhythmien (u. a.
        anhaltend monomorph, poly-             Abb. 7: Behandlung der ventrikulären Tachykardie

      herzmedizin 1/2018
VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN                                39
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                                                                                           on durch die antiischämische Wir-
                            Stattgehabte ventrikuläre Tachykardie                          kung und reduzieren so das Risiko
                                                                                           für einen SCD. Ab NYHA-Klasse III
       Reversible Ursache gesichert                            Ursache therapieren
                                                                                           werden Mineralokortikoide wie
                                                                                           Spironolacton oder Eplerenon zur
                                                            Mögliche reversible Ursache
 Unklare Ursache ≥ weitere Diagnostik
                                                                                           Reduktion der Mortalität ergänzt.
 12-Kanal EKG                                                                              Diuretika sind nur symptom-, aber
 Ischämiediagnostik mit ggf.
                                                                                           nicht prognoseverbessernd.
 Koronarintervention                                           Ursache therapieren
 Bestimmung der LV-Pumpfunktion
 Ggf. Myokardbiopsie                                                                       Akuttherapie ventrikulärer
 Ggf. Genetische Diagnostik
                                                                                           Tachyarrhythmien
 Ggf. Elektrophysiologische                                 Bridging mit Life vest, dann
 Diagnostik mit Ablation                                    Reevaluation in 3 Monaten      Ein Patient mit einer hämodyna-
                                                                                           misch instabilen VT sollte sofort
                                                                                           elektrisch kardiovertiert werden.
   Persistierende Funktionseinschränkung                                ICD                Auch ist dies notwendig, wenn bei
                                                                                           einer stabilen VT die alleinige medi-
                                                                                           kamentöse Therapie nicht ausrei-
Abb. 8: Therapie nach stattgehabter ventrikulärer Tachykardie
                                                                                           chend ist.

de.org eingesehen werden (Evi-                   kann sie in Einzelfällen komplett         Die elektrische Kardioversion ist die
denzgrad B). Bei einem medika-                   supprimieren. Dies gilt sowohl für        effektivste Methode zur akuten
mentös bedingten QT-Syndrom                      die akute Myokardischämie, als            Terminierung, ein Nachteil besteht
zeigt sich im Oberflächen-EKG eine               auch bei der relevanten, stabilen         in der notwendigen Sedierung mit
QT-Zeit von meist deutlich über 500              koronaren Herzerkrankung.                 möglicherweise zusätzlicher hämo-
ms, häufig mit einer prominenten                                                           dynamischer Kompromittierung.
U-Welle. Zunächst muss das ent-                  • Ausheilung einer Myokarditis
sprechende Medikament abgesetzt                    durch Abwarten des spontanen            Voraussetzung für jede Behand-
werden (Klasse IA).                                Verlaufes oder Einleitung einer         lung einer ventrikulären Tachykar-
                                                   spezifischen Therapie                   die, sei es medikamentös oder elek-
• Eine Überdosis trizyklischer Anti-                                                       trisch, ist ein ausreichendes Monito-
  depressiva sowie die Einnahme                  Entzündliche Herzerkrankungen             ring. Neben einer Dokumentation
  von Makrolid-Antibiotika führt                 bieten langfristig die Chance einer       des Blutdruckes und des EKGs sollte
  klassischerweise zu einer signifi-             Ausheilung des entzündlichen Pro-         ein Defibrillator für den Fall der
  kanten Verlängerung der QT-                    zesses. Eine ICD-Implantation sollte      Notwendigkeit einer Reanimation
  Zeit.                                          erst erfolgen, wenn eine Aushei-          vorhanden sein.
                                                 lung bei chronischem Verlauf un-
Hierbei ist zu betonen, dass Antiarr-            wahrscheinlich ist oder sich bereits      Medikamentöse Therapie
hythmika oder Elektrolytverschie-                ausgeprägte Narben gebildet ha-           ventrikulärer Herzrhythmus-
bungen nicht als einzige Ursache ei-             ben.                                      störungen
ner anhaltenden ventrikulären Ta-                                                          β-Blocker sind heute die Basis einer
chykardie zu betrachten sind, son-               • Therapieverlauf nach Einleitung         jeden dauerhaften antiarrhythmi-
dern in diesen Fällen immer auch ei-               einer medikamentösen Herzin-            schen Behandlung. Diese supprimie-
ne kardiale Basisdiagnostik unter                  suffizienzmedikation                    ren ventrikuläre Extrasystolen und
Einschluss einer Echokardiografie                                                          nicht anhaltende ventrikuläre Tachy-
zum Ausschluss einer kardialen                   Nach Einleitung einer optimierten         kardien und können so den plötzli-
Grunderkrankung erfolgen sollte.                 Herzinsuffizienzmedikation in aus-        chen Herztod reduzieren [28, 29].
                                                 reichender Dosierung findet sich in
• Die Myokardrevaskularisation als               einigen Fällen im Verlauf von bis zu      Dies gilt für nahezu sämtliche kar-
  antiarrhythmische Therapie                     drei Monaten eine verbesserte             diale Erkrankungen, unabhängig
                                                 LVEF. Der ACE-Hemmer wirkt auf            von einer additiv vorliegenden
Im Falle einer begleitenden Koro-                das Remodelling und verbessert            Herzinsuffizienz. Die Konversion ei-
narinsuffizienz reduziert die Revas-             deutlich eine Reduktion der EF. Be-       ner laufenden VT in den Sinusrhyth-
kularisation die Arrhythmielast und              ta-Blocker verbessern die LV-Funkti-      mus durch die alleinige Gabe eines

                                                                                                      1/2018 herzmedizin
40           VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN
CME

      Wirkstoff          Handelsname          Dosierung                                  nente Schrittmachertherapie erfol-
      Ajmalin            Gilurytmal®          5 –10 mg/min bis 1 mg/kg KG                gen (Klasse IA).
      Amiodaron          Cordarex®            Kurzinfusion 300 mg/2 h
                                                                                         Grundsätzlich ist bei jeder medika-
                                              Dauerinfusion 10 – 20 mg/kg KG/24 h
                                                                                         mentösen Therapie einer ventriku-
      Metoprolol         Beloc®               5 mg
                                                                                         lären Tachykardie durch Antiarr-
      Tab. 2: Dosierung der Medikation zur Akuttherapie ventrikulärer Tachyarrhythmien   hythmika auf proarrhythmische Ef-
                                                                                         fekte durch Überdosierungen und
                                                                                         Interaktionen von Medikamenten
      ß-Blockers ist jedoch eher unwahr-        Kalziumantagonisten, sowohl vom          zu achten. Im Regelfall sollte nie
      scheinlich.                               Verapamil- als auch vom Diltiazem-       mehr als ein Antiarrhythmikum ver-
                                                typ, sollten für diese Indikation kei-   abreicht werden.
      In der medikamentösen Langzeit-           nesfalls eingesetzt werden. Diese
      therapie herzinsuffizienter Patien-       Medikamente wirken vasodilatato-         In einer kleineren retrospektiven
      ten konnte, außer für die Therapie        risch ohne die Fähigkeit, ventrikulä-    Untersuchung konnte 2014 aufge-
      mit ß-Blockern, weder für Sotalol         re Tachykardien suffizient zu termi-     zeigt werden, dass möglicherweise
      noch für Amiodaron eine positive          nieren oder diesen vorzubeugen.          die neue Substanz Ranolazin ventri-
      Beeinflussung der Mortalitätsrate                                                  kuläre Tachykardien bei Patienten
      nachgewiesen werden.                      Bei hämodynamischer Instabilität,        mit eingeschränkter LVEF suppri-
                                                bei ineffektiver Kardioversion           mieren kann, gleichwohl ist diese
      In der SCD-HeFT-Studie wurden Pa-         und/oder häufigen Rezidiven ist al-      Substanz für diese Indikation nicht
      tienten mit eingeschränkt links-          leinig die Gabe von Amiodaron            zugelassen.
      ventrikulärer Funktion auf dem Bo-        sinnvoll (Evidenzlevel C).
      den einer dilatativen oder korona-                                                 Defibrillatorweste zum
      ren Herzerkrankung untersucht.            Eine Sonderform der ventrikulären        Bridging
      Amiodaron führte hier im Vergleich        Tachykardie stellt die sogenannte        Der tragbare Kardioverter-Defibril-
      zu Placebo nicht zu einer Verbesse-       Torsade-de-point- oder Spitzenum-        lator (WCD) “LifeVest„ schließt die
      rung der Überlebenswahrschein-            kehrtachykardie dar. Man sieht die-      Sicherheitslücke in der Phase des er-
      lichkeit. In der Subgruppe der Pati-      se häufig, wenn der VT eine Brady-       höhten Risikos für einen PHT.
      enten mit NYHA III kam es sogar zu        kardie oder QT-Zeit-verlängernde
      einer Zunahme der Todesfälle unter        Medikamente zugrunde liegen.             Er ist immer dann indiziert, wenn
      Amiodaron im Vergleich zu Place-                                                   man von einer wiederkehrenden ver-
      bo.                                       Primär müssen hier alle Medika-          besserten Pumpfunktion ausgeht:
                                                mente, welche eine QT-Zeit-Verlän-
      Aus prognostischer Sicht ist somit        gerung auslösen, abgesetzt werden        1. Verbesserung durch die Einlei-
      die Therapie mit ß-Blockern ent-          (Klasse IA).                                tung einer optimalen medika-
      scheidend; Antiarrhythmika sollten                                                    mentösen Herzinsuffizienzmedi-
      nur gezielt zur Supprimierung             Bei Auftreten dieser VT sollte (auch        kation
      nachgewiesener ventrikulärer Ta-          wenn der Serummagnesiumspiegel           2. Verbesserung durch eine stattge-
      chykardien und nicht generell zur         normal ist) intravenös Magnesium            habte myokardiale Revaskulari-
      Dauerbehandlung bei Patienten             eingesetzt werden, was auch ohne            sation
      mit linksventrikulärer Funktions-         Verkürzung des QT-Intervalls effek-      3. Verbesserung durch spontanes
      einschränkung und Herzinsuffizi-          tiv sein kann (Klasse IIaB). Ebenso         Ausheilen einer Myokarditis oder
      enz eingesetzt werden.                    sollte das Serumkalium auf 4,5–5,0          unter spezifischer Therapie
                                                mM/l angehoben werden (Klasse
      Möchte man eine stabile ventrikulä-       IIbC). Im Rahmen der akuten Tachy-       Somit ist bei diesen speziellen Indi-
      re Tachykardie medikamentös kon-          kardie erfolgt die Gabe von 2 g Mg-      kationen nicht bzw. nicht sofort ei-
      vertieren, stehen hier Ajmalin und        Sulfat als Bolus, gefolgt von 25 g       ne ICD-Implantation zur Primärpro-
      Amiodaron zur Verfügung. Wichtig          über 24 h bei normaler Nierenfunk-       phylaxe notwendig [30].
      ist die Beachtung der negativen Ino-      tion.
      tropie der Medikamente, da die                                                     Die VT-Ablation
      meisten dieser Patienten eine ein-        Ist eine Bradykardie Ursache der VT,     Eine ventrikuläre Tachykardie kann
      geschränkte LVEF haben (E Tab. 2).        muss eine passagere oder perma-          durch unterschiedliche strukturel-

      herzmedizin 1/2018
VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN                                       41
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le Veränderungen hervorgerufen           • Ist der Patient während der Ta-      die medikamentöse Therapie nicht
werden.                                    chykardie stabil, sodass mit ei-     vertragen wird. Oft wird eine an-
                                           nem sogenannten Aktivierungs-        tiarrhythmische Dauermedikation
Bei der ischämischen Kardiomyopa-          map der gesamte Reentry-Kreis        auch nicht gewünscht.
thie finden sich oft Narbenareale          zeitlich und örtlich dargestellt
mit strukturellen und funktionellen        werden kann?                         Dies gilt ebenso bei WPW-Syndrom
Barrieren. Diese trennen Zonen                                                  mit überlebtem Herzstillstand auf-
langsamer Leitung vom übrigen            Wichtig ist ein erweitertes hämody-    grund von Vorhofflimmern bei
Myokard oder isolieren diese elek-       namisches Monitoring sowie gege-       schneller Leitung über die akzesso-
trisch.                                  bene technische Voraussetzungen        rische Bahn.
                                         für eine Reanimation, da Patienten
Über Leitungsverzögerungen und           im Rahmen dieser Ablationsmaß-         Eine weitere Klasse I-Indikation be-
einen    unidirektionalen    Block       nahmen sowohl unter program-           steht bei Patienten mit bestehen-
kommt es so zu Makro-Reentry-Ta-         mierter Stimulation im Sinusrhyth-     dem ICD-System und wiederholten
chykardien. Oft hängt die Lokalisa-      mus als auch unter der laufenden       Therapieabgaben aufgrund von
tion der Narbe mit dem Versor-           Tachykardie jederzeit Gefahr lau-      Kammertachykardien [33], welche
gungsgebiet einer Koronararterie         fen, hämodynamisch instabil zu         durch Änderung der medikamentö-
zusammen.                                werden.                                sen Therapie oder Systemumpro-
                                                                                grammierung nicht zu supprimie-
Im Unterschied hierzu steht die          Oft kommt es durch anhaltende Ta-      ren sind.
nichtischämische Kardiomyopathie.        chykardien zu einer Verschlechte-
Hier zeigen sich oft inselförmige        rung der LVEF (Tachymyopathie).        Eine Klasse IIa-Indikation besteht
Fibrosen.                                Besonders bei idiopathischen vent-     bei Patienten mit nicht anhalten-
                                         rikulären Tachykardien, z. B. sol-     den monomorphen ventrikulären
Moderne dreidimensionale Map-            chen aus dem RVOT, ist zudem eine      Tachykardien oder häufigen sym-
pingverfahren machen diese spezi-        medikamentöse antiarrhythmische        ptomatischen, überwiegend mono-
ellen Ablationen möglich, da sie Re-     Langzeittherapie wenig effektiv,       morphen ventrikulären Extrasysto-
entry-Kreise zeitlich und örtlich dar-   sodass eine Katheterablation früh-     len. Insbesondere wenn diese medi-
stellen können.                          zeitig erwogen werden sollte (Klas-    kamentös nicht therapierbar sind
                                         se Ib) [32].                           oder eine antiarrhythmische Dauer-
Die Möglichkeit der Ablation einer                                              therapie nicht erwünscht oder nicht
ventrikulären Tachykardie hängt          Es gibt unterschiedlich definierte     vertragen wird.
von unterschiedlichen Vorausset-         Endpunkte bei der Ablation einer
zungen ab [31]:                          ventrikulären Tachykardie. Dies ist    Die Katheterablation massiv ver-
                                         aber auch davon abhängig, ob es        mehrter ventrikulärer Extrasystolen
• Ist die Ziel-VT mittels 12-Kanal-      primär überhaupt möglich war, die      kann zur Vermeidung einer “Tachy-
  EKG dokumentiert? Handelt es           klinische VT zu induzieren.            myopathie„ erwogen werden (Klas-
  sich hierbei um nur eine VT, wel-                                             se IIb, Evidenzlevel C). Diese tritt bei
  che monomorph ist?                     Mögliche Endpunkte:                    einer Anzahl von 10.000–25.000
• Ist die klinische VT durch eine pro-                                          VES/Tag bzw. 10–24 % der Gesamt-
  grammierte Ventrikelstimulati-         • Terminierung der klinischen, lau-    herzschläge auf. Eine Verbesserung
  on induzierbar?                          fenden VT unter Ablation             der LV-Pumpfunktion wird durch
• Kann anhand der dokumentier-           • Ablation diastolischer und frag-     eine Suppression der VES auf
  ten VT ein “Pace-Map„ durchge-           mentierter Signale                   < 5.000/Tag erreicht.
  führt werden? Hierbei ist das Ziel     • Nichtinduzierbarkeit einer klini-
  eine möglichst exakte Reproduk-          schen oder aller induzierten VTs     Eine Katheterablation von asymp-
  tion der aufgezeichneten Tachy-                                               tomatischen, seltenen Extrasysto-
  kardie als potenzielle Zielregion      Für die Indikation zur ablativen       len ist nicht indiziert.
  der Katheterablation.                  Therapie besteht eine Klasse I-Indi-
• Besteht die Möglichkeit des Nar-       kation bei Patienten mit anhalten-     Die Möglichkeiten der Katheterab-
  benmappings mittels dreidimen-         den monomorphen ventrikulären          lation und damit ihre Erfolgsraten
  sionaler Mapping-Verfahren bei         Tachykardien, wenn diese nicht me-     haben sich in den letzten Jahren zu-
  ischämischer Kardiomyopathie?          dikamentös therapierbar sind bzw.      nehmend weiterentwickelt. Beson-

                                                                                            1/2018 herzmedizin
42          VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN
CME

      ders hervorzuheben sind hier drei-      85–100 % beschrieben wird, liegt        ren Dysfunktion bei ischämischer
      dimensionale Mapping- und Navi-         sie bei ischämischer Kardiomyopa-       oder nichtischämischer Kardiomyo-
      gationsverfahren, welche neuarti-       thie bei 75–90 %.                       pathie durchgeführt [38–42].
      ge Ablationsstrategien möglich ma-
      chen. Hierzu zählt z. B. eine Sub-      Elektroanatomisches Narbenmap-          Zu unterscheiden ist die Primärprä-
      stratcharakterisierung durch „vol-      ping ermöglicht eine Ablation im Si-    vention (prophylaktische Implanta-
      tage mapping“ oder „non-contact         nusrhythmus und erhöht die Effek-       tion bei erhöhtem Risiko für einen
      mapping“ [34].                          tivität auf > 90 %.                     PHT vor dem ersten klinischen Er-
                                                                                      eignis) von der Sekundärpräventi-
      Wichtig für die Therapieentschei-       Aufgrund der diffusen Morpholo-         on (überlebter plötzlicher Herztod,
      dung ist immer die zugrundeliegen-      gie und Fibrosierung sind die Abla-     stattgehabte ventrikuläre Tachy-
      de Grunderkrankung, welche auch         tionsergebnisse insgesamt bei dila-     kardie mit Synkope).
      nach primär erfolgreicher Ablation      tativer Kardiomyopathie schlechter
      weiter fortschreiten kann. Auf-         als bei ischämischer Kardiomyopa-       Empfohlen ist die ICD-Implantation
      grund eines fortschreitenden Re-        thie [37]. Die Erfolgsrate wird hier    sekundärprophylaktisch bei über-
      modellings kann es zu Rezidivraten      mit 67–77 % angegeben.                  lebtem PHT oder anhaltenden vent-
      bzw. dem Auftreten ventrikulärer                                                rikulären Tachykardien mit Synko-
      Tachykardien anderer Morphologie        Eine zusätzliche Möglichkeit der        pen, primärprophylaktisch bei re-
      kommen, sodass bei bestehender          Ablation ventrikulärer Tachykardi-      duzierter LV-Funktion < 35 % bei
      gesicherter ICD-Indikation nicht auf    en stellt die epikardiale Ablation      DCM bzw. < 30 % nach stattgehab-
      die Implantation dessen verzichtet      über eine subxiphoidale Punktion        tem Myokardinfarkt, NYHA II–III
      werden sollte.                          dar. Dies ist eine komplexe elektro-    und einer Lebenserwartung über 1
                                              physiologische Prozedur, welche         Jahr.
      Die Ablationsbehandlung kann je-        hochqualifizierten und spezialisier-
      doch ein ergänzendes Verfahren zu       ten Zentren vorbehalten ist.            In der SCD-HeFT Studie [14] erfolgte
      der Implantation eines ICD darstel-                                             der Einschluss von 2.521 Patienten
      len [35]. Durch Ablation gehäuft        Auf diese Art können z. B. Patienten    mit einer dilatativen oder korona-
      auftretender ventrikulärer Tachy-       abladiert werden, bei denen eine        ren Herzerkrankung und einer LVEF
      kardien können die notwendigen          primär endokardiale Ablation inef-      < 35 %. Es erfolgte eine Randomi-
      Therapieabgaben des bestehenden         fektiv war. Die Häufigkeit schwerer     sierung Amiodaron vs. optimaler
      ICD-Systems minimiert werden.           Komplikationen wird je nach Studie      medikamentöser Therapie vs. ICD-
                                              mit bis zu 6 % angegeben. Die Da-       Implantation. In der ICD-Gruppe
      Neuere Untersuchungen haben ge-         tenlage hinsichtlich der Effektivität   gab es signifikant weniger Todes-
      zeigt, dass bei spezifischen Patien-    ist bislang noch limitiert, auch lie-   fälle mit einem um 23 % reduzier-
      tenkollektiven die Ablation durch-      gen kaum Daten zu Langzeiterfol-        ten Risiko für den Tod (p = 0,007).
      aus ein konkurrierendes Verfahren       gen vor.
      für die ICD-Implantation darstellen                                             Die ICD-Therapie kann bei einfa-
      kann [36]. In einem Kollektiv von Pa-   In bis zu 57 % kommt es nach dieser     chen Geräten alleinig auf eine Prog-
      tienten mit koronarer Herzerkran-       Art der Ablation zu Adhäsionen,         noseverbesserung, d. h. Verlänge-
      kung, erhaltener LVEF und doku-         welche einen Zweiteingriff nicht        rung der Lebensdauer abzielen
      mentierter VT ohne Synkope ist bei-     mehr möglich machen, da das             durch die Therapie maligner Herz-
      spielsweise das Risiko eines Wieder-    arrhythmogene Substrat nicht            rhythmusstörungen. Bei spezieller
      auftretens der VT nach erfolgrei-       mehr erreicht werden kann.              Fragestellung und vorliegendem
      cher Ablation sehr gering, sodass in                                            Linksschenkelblock ist jedoch auch
      diesem Fall die Ablation möglicher-     ICD-Implantation                        eine Symptomverbesserung durch
      weise als first-line-Therapie ange-     Es gibt viele verschiedene prospek-     einen sogenannten CRT-D (3-Kam-
      wandt und auf eine ICD-Implantati-      tive und multizentrische Studien,       mer-ICD mit zusätzlicher Sonde
      on verzichtet werden kann.              welche einen Überlebensvorteil          zur linksventrikulären Stimulation)
                                              durch eine ICD-Therapie nachwei-        durch eine kardiale Resynchronisa-
      Das Ablationsergebnis ist abhängig      sen können.                             tion möglich.
      von der Grunderkrankung. Wäh-
      rend bei Tachykardien aus dem           Diese Studien wurden vor allem bei      Eine CRT wird bei Patienten im Si-
      RVOT    eine    Erfolgsrate    von      Patienten mit einer linksventrikulä-    nusrhythmus mit einer LVEF < 35 %

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und LSB mit einem Empfehlungs-          folgen, auch notfallmäßig in spezia-    Inwieweit diese Grenzen zur Ver-
grad I empfohlen. Bei einer QRS-        lisierten Zentren.                      meidung unnötiger Therapieabga-
Dauer von 120–150 msec besteht                                                  ben noch weiter gestellt werden
ein Evidenzgrad B, bei einem QRS-       Basistherapie bildet der ß-Blocker.     können, ohne den Patienten zu ge-
Komplex > 150 msec ein Evidenz-         Als Monotherapie mit intravenöser       fährden, muss in weiteren Studien
grad A. Bei Patienten mit perma-        Aufsättigung und rezidivierender        untersucht werden.
nentem Vorhofflimmern besteht ei-       Bolusgabe oder in Kombination un-
ne Empfehlung IIaB.                     ter hämodynamischem Monitoring          Bei inadäquaten ICD-Therapien
                                        kann Amiodaron eine wirksame            kann eine elektrophysiologische
Jedes ICD-System besitzt eine anti-     Supprimierung der ventrikulären         Evaluation aus diagnostischen und
bradykarde Funktion, sodass eine        Arrhythmien erbringen.                  therapeutischen Gründen sinnvoll
optimale medikamentöse Therapie                                                 sein (Klasse IIaC).
mit ß-Blockern ohne Befürchtung         Grundsätzlich ist auf proarrhythmi-
relevanter Bradykardien durchge-        sche Effekte durch Überdosierun-        Was ist neu?
führt werden kann.                      gen und Interaktionen von Medika-       Bei der Therapie ventrikulärer Ta-
                                        menten zu achten.                       chykardien stehen uns viele altbe-
Die sekundärprophylaktische Indi-                                               währte Strategien zur Verfügung,
kation ist immer eine Klasse IA-Indi-   In Einzelfällen kann es zu inadäqua-    sei es medikamentös oder mit der
kation.                                 ten Therapieabgaben des ICD-Sys-        Implantation eines ICDs. Doch zeigt
                                        tems kommen. Diese erleben die Pa-      sich eine deutliche Entwicklung
ICD-Patienten sollten regelmäßig        tienten bei vollem Bewusstsein. In-     neuer Diagnostiktools und Therapi-
nachverfolgt werden (klinisch und       adäquate Therapieabgaben erhö-          en ab.
Aggregatabfrage) (Klasse IC). Dies      hen die Mortalität. Ursächlich sind
dient nicht nur der Überprüfung         hier überwiegend technische De-         Die Gendiagnostik ist in speziellen
der Funktionsfähigkeit, sondern         fekte (Sondendefekte) oder fälsch-      Fragestellungen eine Klasse I-Indi-
auch der Dokumentation gespei-          licherweise als therapiebedürf-         kation.
cherter Arrhythmieepisoden und          tig detektierte Rhythmusstörungen
einer individuell angepassten opti-     (Vorhofflimmern, SVTs).                 Die Katheterablation ist ein sich im-
malen Programmierung. Die tele-                                                 mer mehr etablierendes Verfahren,
medizinische Überwachung der De-        Die Häufigkeit inadäquater Thera-       welches jedoch bei der speziellen
vice-Therapie ermöglicht einen er-      pieabgaben wird mit 10–20 % aller       Indikation der Ablation ventrikulä-
höhten Sicherheits- und Qualitäts-      elektrischen Therapien angegeben        rer Tachykardien erfahrenen Unter-
standard in der Nachsorge.              (MADIT II 11,5 %, SCD-HeFT 17 %).       suchern und Zentren vorbehalten
                                                                                sein sollte. Drei-dimensionale Map-
Der ICD sollte optimal program-         Zur Vermeidung oder Reduktion           ping-Verfahren machen diese spe-
miert sein, um inadäquate Therapi-      von (unnötigen) Therapieabgaben         ziellen Ablationen möglich.
en zu minimieren (Klasse IC).           sollte das ICD-System optimal pro-
                                        grammiert werden.                       Die ICD-Implantation bildet auch
Bei Patienten mit ICD, die wieder-                                              heute noch die Basis bei strukturel-
holt ventrikuläre Tachyarrhythmien      In der Advance III-Studie führte ein    ler Herzerkrankung und VT; je bes-
und wiederholte ICD-Interventio-        verlängertes Detektionsintervall zu     ser die LVEF, desto eher wird die Ab-
nen haben, ist die additive Gabe von    einer deutlich reduzierten Abgabe       lation nicht eine ergänzende, son-
Antiarrhythmika und/oder eine Ka-       von Schocks und ATPs. In der ENH-       dern konkurrierende Methode.
theterablation zur Behandlung           ANCE-ICD-Studie wurde dies durch
der rezidivierenden ventrikulären       die Programmierung einer schnelle-      Der tragbare Kardioverter-Defibril-
Arrhythmien notwendig (Klasse II-       ren Tachykardiezone erreicht. In        lator (WCD) „LifeVest“ schließt die
aB). ICD-Patienten mit unaufhörli-      der MADIT-RIT-Studie erfolgte ent-      Sicherheitslücke in der Phase des er-
chen VT sollten hospitalisiert wer-     weder eine Verlängerung der De-         höhten Risikos für einen PHT bis zur
den (Klasse IC).                        tektionszeit (> 60 sec) oder eine Er-   endgültigen ICD-Indikation. Neue,
                                        höhung der Detektionsfrequenz           individuell angepasste ICD-Pro-
Bei unaufhörlichen ventrikulären        (>200 bpm). Hiermit kam es zu einer     grammierungen reduzieren die An-
Tachykardien trotz medikamentö-         75 %igen Reduktion von Thera-           zahl der Therapieabgaben, ohne
ser Therapie sollte eine Ablation er-   pieabgaben.                             den Patienten zu gefährden.

                                                                                           1/2018 herzmedizin
44          VENTRIKULÄRE ARRHYTHMIEN
CME

      Die telemedizinische Überwachung      Die Ablation ventrikulärer Tachy-                   1866–1874.
                                                                                             9. Splawski I, Timothy KW, Sharpe LM,
      der Device-Therapie, welche heute     kardien kann ein ergänzendes,                       Decher N, Kumar P, Bloise R, et al.
      für nahezu alle ICD-Implantate und    bei speziellen Patientenkollektiven                 Ca(V)1.2 calcium channel dysfunction
      den WCD möglich ist, ermöglicht ei-   aber auch ein zunehmend konkur-                     causes a multisystem disorder inclu-
                                                                                                ding arrhythmia and autism. Cell 2004;
      nen erhöhten Sicherheits- und Qua-    rierendes Verfahren zu der ICD-Im-                  119: 19–31.
      litätsstandard in der Nachsorge und   plantation darstellen, welches aber              10. Bardy GH, Lee KL, Mark DB, Poole JE,
      führt so zu einer Mortalitätsreduk-   aktuell nur im Rahmen der Sekun-                    Packer DL, Boineau R, et al. for the Sud-
                                                                                                den Cardiac Death in Heart Failure Trial
      tion.                                 därprävention eine Klasse IA-Emp-                   (SCD-HeFT) Investigators. Amiodarone
                                            fehlung hat.                                        or an Implantable Cardioverter–Defi-
      Zusammenfassung                                                                           brillator for Congestive Heart Failure.
                                                                                                N Engl J Med 2005; 352: 225–237.
      Bei ventrikulären Arrhythmien sind    Die telemedizinische Überwachung                 11. The Multicenter Postinfarction Re-
      zur Durchführung einer Therapie       der Device-Therapie ermöglicht ei-                  search Group. Risk stratification and
      solche mit oder ohne kardiale Grun-   nen erhöhten Sicherheits- und Qua-                  survival after myocardial infarction. N
                                                                                                Engl J Med 1983; 309: 331–336.
      derkrankung zu unterscheiden, ge-     litätsstandard in der Nachsorge und              12. Ikeda T, Yoshino H, Sugi K, Tanno K,
      nauso wie reversible und irreversi-   führt so zu einer Mortalitätsreduk-                 Shimizu H, Watanabe J, et al Predictive
      ble Ursachen. Der asymptomatische     tion.                                               value of microvolt T-wave alternans for
                                                                                                sudden cardiac death in patients with
      Patient ist abzugrenzen von dem                                                           preserved cardiac function after acute
      Patienten mit Symptomen. Es gibt      Literatur                                           myocardial infarction: results of a colla-
                                            1. Meyerburg RJ, Kessler KM, Castellanos            borative cohort study. J Am Coll Cardiol
      hämodynamisch stabile und insta-         A. Sudden cardiac death: epidemiolo-             2006; 48: 2268–2274.
      bile Kammertachykardien bis hin zu       gy, transient risk, and intervention as-      13. Buxton AE, Lee KL, Hafley GE, Pires
      solchen, die bei Patienten zu einem      sessment. Ann Intern Med 1993; 119:              LA, Fisher JD, Gold MR, et al. Limitati-
                                               1187–1197.                                       ons of ejection fraction for prediction
      Herzstillstand führen.                2. De Vreede-Swagemakers JJ, Gorgels                of sudden death risk in patients with
                                               AP, Dubois-Arbouw WI, van Ree JW,                coronary artery disease: lessons from
      Eine elektrokardiografisch unkla-        Daemen MJ, Houben LG, et al. Out-of-             the MUSTT study. J Am Coll Cardiol
                                               hospital cardiac arrest in the 1990“s: a         2007; 50: 1150–1157.
      re Breitkomplextachykardie sollte        population based study in the Maas-           14. Huikuri HV, Raatikainen MJ, Moerch-
      bis zum Beweis des Gegenteils als        tricht area on incidence, characteris-           Joergensen R, Hartikainen J, Virtanen
      ventrikuläre Tachykardie angese-         tics, and survival. J Am Coll Cardiol            V, Boland J, et al. Prediction of fatal or
                                               1997; 30: 1500–1505.                             near-fatal cardiac arrhythmia events in
      hen werden.                           3. Brugada P, Brugada J, Mont L, Smeets             patients with depressed left ventricu-
                                               J, Andries EWI. A new approach to the            lar function after an acute myocardial
      Bei hämodynamischer Instabilität         differential diagnosis of a regular ta-          infarction. Eur Heart J 2009; 30:
                                               chycardia with a wide QRS complex.               689–698.
      ist ohne weitere Differenzialdiag-       Circulation 1991; 83: 1649–1659.              15. Buxton AE, Sweeney MO, Wathen
      nostik eine sofortige elektrische     4. Wellens HJ, Bar FW, Lie KI. The value of         MS, Josephson ME, Otterness MF, Ho-
      Kardioversion durchzuführen.             the electrocardiogram in the differen-           gan-Miller E, et al. QRS duration does
                                               tial diagnosis of a tachycardia with a           not predict occurrence of ventricular
                                               widened QRS complex. Am J Med 1978;              tachyarrhythmias in patients with im-
      Bei der Therapieplanung sind nicht       64: 27–33.                                       planted cardioverter-defibrillators. J
      nur die Wahl der Therapie, sondern    5. Wellens HJJ, Kulbertus HE, Wellens H,            Am Coll Cardiol 2005; 46: 310–316.
                                               Bar F, Brugada P, Farre J. The differen-      16. Seidl K, Schuchert A, Tebbenjohanns
      auch der Zeitpunkt (Primär-/Sekun-       tiation between ventricular tachycar-            J, Hartung W. Kommentar zu den Leit-
      därprophylaxe) und die Zielsetzung       dia and supraventricular tachycardia             linien zur Diagnostik und Therapie von
      (Symptomreduktion und/oder Le-           with aberrant conduction: the value of           Synkopen – der Europäischen Gesell-
                                               the 12 lead electrocardiogram. In: Wel-          schaft für Kardiologie 2001 und dem
      bensverlängerung) entscheidend.          lens HJJ, Kulbertus HE (eds.) What's             Update 2004. Z Kardiol 2005; 94:
                                               new in electrocardiography? The Ha-              592–612.
      Primär sollten reversible Ursachen       gue: Martinus Nijhoff 1981; p. 184-99.        17. Moss AJ, Zareba W, Hall WJ, Klein H,
                                            6. Moss AJ, Schwartz PJ, Crampton RS,               Wilber DJ, Cannom
      behoben werden. Der Beta-Blocker         Tzivoni D, Locati EH, Maccluer J, et al.         DS, et al. for the Multicenter Automatic
      ist die Basis einer antiarrhythmi-       The long QT syndrome. Prospective                Defibrillator Implantation Trial II Inves-
      schen medikamentösen Therapie.           longitudinal study of 328 families. Cir-         tigators. Prophylactic implantation of
                                               culation 1991; 84: 1136–1144.                    a defibrillator in patients with myocar-
                                            7. Kimbrough J, Moss AJ, Zareba W, Ro-              dial infarction and
      Wird von einer reversiblen Ursache       binson JL, Hall WJ, Benhorin J, et al. Cli-      reduced ejection fraction. N Engl J Med
      ausgegangen, schließt der tragba-        nical implications for affected parents          2002; 346: 877–883.
                                               and siblings of probands with long-QT         18. Gjesdal O, Helle-Valle T, Hopp E, Lun-
      re Kardioverter-Defibrillator (WCD)      syndrome. Circulation 2001; 104:                 de K, Vartdal T, Aakhus S, et al. Nonin-
      „LifeVest“ die Sicherheitslücke für      557–562.                                         vasive separation of large, medium,
      die Phase des erhöhten Risikos für    8. Priori SG, Schwartz PJ, Napolitano C,            and small myocardial infarcts in survi-
                                               Bloise R, Ronchetti E, Grillo M, et al.          vors of reperfused ST-elevation myo-
      einen PHT bis zur endgültigen ICD-       Risk stratification in the long-QT syn-          cardial infarction: a comprehensive tis-
      Indikation.                              drome. N Engl J Med 2003; 348:

      herzmedizin 1/2018
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