Aktuelles 0221 - Stiftung Wohnraum für junge Behinderte
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Aktuelles aus der Stiftung für jüngere Behinderte 0221 www.wfjb.ch Sechtbach-Huus Wohnhuus Bärenmoos Wohnhuus Meilihof Das Sechtbach-Huus Das Bärenmoos Was Beziehungen öffnet sich langsam dreht ein Präsentations- unter Betreuten wieder video bedeuten 4 7 10
Stiftung WFJB Jahresbericht 2020: «Nichts ist so sicher wie die Veränderung!» Das Jahr 2020 war geprägt von Veränderungen. derungen wie diese als Chance für eine neue Art In der Stiftung WFJB sehen wir Veränderungen des Miteinanders nutzen. immer auch als Chancen, die wir gerne anneh- men. Stiftung WFJB, Oberrieden Neben vielen Pandemie-bedingten Aufgaben war Die Corona-Pandemie hat das Leben seit März es uns wichtig, das Tagesgeschäft nicht zu ver- 2020 massiv eingeschränkt. Die Wohnhäu- nachlässigen, und dies vor allem im Bereich Fi- ser der Stiftung WFJB mussten wie viele ande- nanzen. Eine konstant hohe Auslastung der re ihre Türen schliessen. Das neue Corona-Virus Wohn- und Tagesstrukturplätze in den Wohnhäu- hat aufgrund der besonderen Gefährdung vieler sern der Stiftung WFJB ist unser oberstes Ziel. Betreuter die Stiftung WFJB natürlich massiv be- Neben einschneidenden Sparmassnahmen, ins- schäftigt. Es kam völlig unerwartet und vor al- besondere bei den Personalkosten, gab es hö- lem zu Beginn war Vieles unklar. Niemand wusste here, nicht budgetierte Ausgaben für den Ein- genau, wie sich dieses Virus verbreitet und wel- kauf von Schutzmaterialien. Trotz Mehrausgaben che Risiken damit einhergehen. Zum Schutz der konnten wir das Jahr mit einem positiven Finanz- Betreuten waren schnelle Veränderungsprozesse ergebnis abschliessen. notwendig: Angebote mussten umgestaltet und Abläufe angepasst werden. Alle Mitarbeitenden Im Bereich Qualitätsmanagement wurden vie- stellten sich dieser Aufgabe und setzten die er- le Dokumente und Formulare überprüft, zudem forderlichen Massnahmen schnellstmöglich um. schloss der Stiftungsrat die Überprüfung der Do- Dazu gehörten unter anderem die Erarbeitung kumente auf strategischer Ebene im Überbau und Umsetzung von Schutz- und Risikokonzep- ab. Im Berichtsjahr konnten wegen der Pande- ten für Betreute und Mitarbeitende sowie für die mie keine internen Audits durchgeführt werden. Gastronomie, die Beschaffung von Schutzausrüs- Aufgrund der ausserordentlichen Lage wurde die tung, die Umstellung auf Pandemie-Schichtplä- Zufriedenheitsbefragung bei den Betreuten auf ne, die Anpassung der Angebote im Lockdown die erlebte Begleitung während des Lockdowns wie das Einrichten von Besucherräumen, die ausgerichtet. Trotz diesen Einschränkungen er- Kontaktpflege zu den Angehörigen und Kontakt- hielten wir durchwegs sehr positive Rückmeldun- personen mit Telefon- und Videokonferenzen so- gen. Der Dank dafür gilt allen Mitarbeitenden der wie Homeoffice für Mitarbeitende. Stiftung WFJB. In einer Institution, in der Selbstbestimmung Die äusserst geschätzten Ferienreisen für die und Eigenverantwortung traditionell im Vorder- Betreuten konnten aufgrund der Pandemie nicht grund stehen, waren die laufenden Veränderun- stattfinden. Sämtliche öffentlichen Anlässe in den gen vor allem in zwei Bereichen besonders ein- Wohnhäusern sowie die Teilnahme an Märkten schneidend: bei der Besucherregelung für die und dergleichen mussten abgesagt werden. Fer- Betreuten und den Hygienemassnahmen für die ner mussten das HofKafi im Wohnhuus Meilihof Mitarbeitenden. Diese verlangten jedem Einzel- wie auch das Café Sechtbach im Sechtbach-Huus nen viel Reflexion und Anpassungsleistung ab. geschlossen werden. Die Mitarbeitenden schaff- Gemeinsam galt es, neue Wege zu finden, um ten es dennoch, mit enormer Einsatzbereitschaft trotz Pandemie-Massnahmen ein Gemeinschafts- und Kreativität ein abwechslungsreiches Tages- leben in den Wohnhäusern und wichtige soziale strukturprogramm anzubieten. Kontakte nach aussen aufrechtzuerhalten. Das Meistern dieser unerwarteten Krisensituation er- Wir möchten an dieser Stelle allen Personen forderte die Kreativität und Zuversicht jedes Ein- danken, die uns bei der täglichen Arbeit immer zelnen und die gegenseitige Unterstützung aller. wieder mit kleinen und grösseren Hilfestellun- Trotz vielen schwierigen Momenten hat sich in gen und/oder Spenden unterstützen. Herzlichen der Pandemie aber auch gezeigt, dass sowohl die Dank! Betreuten als auch die Mitarbeitenden Herausfor- 2 Aktuelles 2/21
Ein Gruss aus dem Wohnhuus Bärenmoos Sechtbach-Huus, Bülach er Hausleitung geordnet und in aller Ruhe voll- Nach 14 Arbeitsjahren in der Stiftung WFJB ent- zogen werden. schloss sich Hausleiter Guido Eberhard im Früh- ling 2020, sich neuen beruflichen Herausforde- Finanzen rungen zu stellen. Die Stelle des Hausleiters war Nach zwei, in finanzieller Hinsicht sehr schwie- daher ab dem 1. Mai 2020 vakant und musste rigen Jahren im betrieblichen Bereich konn- neu besetzt werden. Per 1. Oktober 2020 konnte te die Stiftung WFJB im Jahr 2020 ein ausge- mit Frank Fricker ein ausgewiesener Fachmann sprochen erfreuliches Ergebnis erwirtschaften. als Nachfolger gewonnen werden. Mit Anna Tann Die Hauptgründe dafür sind auf der Ertragssei- und Melanie Kleinburger wurden zwei interne te die exzellente Auslastung der Wohn- und Ta- Nachwuchskräfte als Ressortleiterinnen nachge- gesstrukturplätze und die hohen durchschnittli- zogen, so dass das Team des Sechtbach-Huus chen IBB-Stufen der Betreuten. Damit konnten nun wieder vollständig wirken kann. die durch die Pandemie bedingten Mindererträge bei den anderen Ertragsgruppen mehr als aus- Wohnhuus Bärenmoos, Oberrieden geglichen werden. Auf der Aufwandseite haben Das Wohnhuus Bärenmoos verabschiedete die die Ende 2019 initiierten Sparmassnahmen bei langjährige Mitarbeitende Karin Witt in die Pen- den Personalkosten bereits den gewünschten Ef- sionierung. Karin Witt hatte bereits vor der Er- fekt gezeigt. Im Bereich der Sachkosten konnten öffnung des Wohnhuus Bärenmoos massgeblich aufgrund notwendiger Ausgaben für Schutz- und an der konzeptionellen Arbeit der Stiftung WFJB Desinfektionsmaterial (Kontogruppen 40 und 42) mitgearbeitet und war als Fachstelle für die Be- und dem vermehrten Reparaturbedarf bei der In- treuten über lange Jahre eine wichtige Ansprech- frastruktur nicht alle Teilziele erreicht werden. person. Leider konnten aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 keine Ferienreisen für die Betreuten durch- Wohnhuus Meilihof, Ebertswil geführt werden, was den Aufwand entsprechend Im Herbst 2020 kündigte Hausleiter Matthias klar reduziert hat. Trotz des starken Rückgangs Gretler seine Stelle, um sich ab März 2021 im bei den Spenden und im Finanzergebnis resul- Bereich Bildung zu betätigen. Glücklicherweise tiert daraus, auch ohne Verwendungen aus dem konnte die Stelle der Hausleitung per 1. Dezem- Schwankungsfonds des Kantons Zürich, ein Jah- ber 2020 frühzeitig nachbesetzt werden. Frau resergebnis, auf das die Stiftung WFJB stolz sein Nicole Herzig-Ahrendt bringt langjährige Füh- darf. rungserfahrung in diversen Institutionen mit. Die Stabsübergabe konnte aufgrund der zeitli- Esther Hilbrands chen Überlappung zwischen bisheriger und neu- Geschäftsführerin der Stiftung WFJB Aktuelles 2/21 3
Aktuelles aus dem Sechtbach-Huus Mit der Öffentlichkeit in Beziehung treten: Das Sechtbach-Huus öffnet sich langsam wieder Die Sehnsucht nach der Rückkehr zur Nor- Der soziale Austausch mit der Bülacher Bevöl- malität wächst. Wer hätte Anfang 2020 kerung gehört zum Leben im Sechtbach-Huus. gedacht, dass ein Virus unser Leben über «Wir können es kaum erwarten, diesen Teil der Monate so stark einschränken würde und Normalität zurückzugewinnen», meint Frank wir den ganz normalen Alltag so vermissen Fricker. Das Sechtbach-Huus liegt nur wenige könnten. Und dies sowohl auf individueller Schritte von der normalerweise belebten Altstadt wie auch auf institutioneller Ebene. entfernt. Viele Betreute gehen tagsüber etwas einkaufen, machen einen Rollstuhl-Spaziergang Hausleiter Frank Fricker ist seit Oktober 2020 im und beobachten das bunte Treiben im Zentrum. Sechtbach-Huus und hatte bisher noch fast keine Allein das Wissen, dass der Bülacher Alltag in un- Gelegenheit, Angehörige, Kontaktpersonen und mittelbarer Nähe stattfindet, wirkt belebend. Bülacher kennen zu lernen. «Ich bin überzeugt, dass man sich als neuer Hausleiter persönlich Sozialer Austausch ist und bleibt ein wichtiger vorstellen sollte. Ich hatte vor, bei der Stadt Bü- Teil der Inklusion von Menschen mit einer Beein- lach, der Vormundschaftsbehörde und der Kan- trächtigung. «Wir unterstützen die Teilhabe der tonsschule, mit der bereits verschiedene Projek- Betreuten einerseits mit einem Betreuungskon- te realisiert wurden, vorbeizuschauen. Ich freue zept, das sich an der Normalität orientiert und mich darauf, dass ich sie nun bald persönlich auf- ihnen ein Mitspracherecht einräumt. Andererseits suchen und ihnen bei dieser Gelegenheit auch fördern wir den sozialen Austausch mit diversen unseren neuen Prospekt vorbeibringen kann.» öffentlichen Angeboten, die den sozialen Aus- tausch auf unterschiedlichen Ebenen erlauben, Leider wurden infolge Corona auch der Gewer- wie dem Café Sechtbach, dem Sechtbach-Shop, be-Apéro der Stadt und viele andere Anlässe ab- neuen Angeboten über die Gasse und öffentli- gesagt. «Wir hoffen, dass die Massnahmen jetzt chen Anlässen im Sechtbach-Huus. Dabei ist es endlich gelockert werden und die traditionellen uns durchaus bewusst, dass Beziehungen zur Be- Märkte Ende Jahr wieder stattfinden können. völkerung nicht an einem Tag entstehen. Je mehr Dann haben wir sicher auch Gelegenheit, Kon- Möglichkeiten für Begegnungen wir haben, desto takt mit anderen Betrieben aufzunehmen und besser lernen wir uns kennen», fügt der Haus- auf lokaler Ebene gewisse Synergien zu finden.» leiter hinzu. Die Betreuten haben im Hinblick auf die Neugestaltung des Garten- bereichs bunte Deko-Steine bemalt 4 Aktuelles 2/21
Neugestaltung des Café Sechtbach: ein Treffpunkt für interne und externe Gäste Seit dem 17. Mai ist das Café Sechtbach endlich wieder geöffnet, seit dem 31. Mai sogar auch wieder der Innenbereich. Das Café will die Gäste mit einem neuen, attrak- tiven Angebot überraschen. Ziel ist es, den sozialen Treffpunkt im Erdgeschoss wieder zu beleben und damit ein Stück Normalität zurückzuerobern. Nach mehr als einem Jahr ohne Besucher und Veranstaltungen freuen sich Betreute und Mit- arbeitende, wieder Gäste im Café Sechtbach zu empfangen. Der ungezwungene soziale Aus- tausch mit Angehörigen, Anwohnern und Schü- lern hat Betreuten und Mitarbeitenden sehr ge- fehlt. Sie alle hatten das Sechtbach-Huus noch nie zuvor mit geschlossener Tür erlebt. Der Hausmeister säubert den Gartenbereich Vor der Pandemie herrschte im Eingangsbereich die Wiedereröffnung des Café Sechtbach auf- des Sechtbach-Huus den ganzen Tag über ein merksam gemacht. reges Kommen und Gehen. Man konnte immer ein paar Worte mit einem Betreuten, einem Ti- Attraktives Angebot xi-Fahrer oder einem Anwohner wechseln. Zur Neu im Angebot gibt es Crunchywraps, d.h. Tor- Mittagszeit füllte sich das Café mit Kantonsschü- tilla-Wraps, mit und ohne Fleisch, die kurz ge- lern. Im Sommer sassen die Gäste meist draus- grillt werden. «Die Idee war, einmal etwas Neu- sen. «Nun möchten wir das Café so schnell wie es anzubieten, das mit frischen Zutaten schnell möglich wieder beleben», sagt Hausleiter Frank zubereitet, vor Ort oder unterwegs konsumiert Fricker. werden kann und auch die Schüler satt macht», erzählt Frank Fricker. Gewisse Zutaten wie Eier Neue Dekoration oder Auberginen werden von der Küche des Die Vorfreude auf die Wiedereröffnung weck- Sechtbach-Huus bereitgestellt. Das Ziel ist, dass te gleichzeitig auch die Lust, den Innen- und sich die Gäste spontan entscheiden können, ob Aussenbereich des Cafés aufzufrischen und das und worauf sie Lust haben. Weiterhin auf der Angebot zu erneuern. Die Idee ist, dem Innen- Karte sind die beliebten Crêpes. bereich das Flair eines Bistros zu verleihen und draussen einen gepflegten Gartenbereich zu schaffen. Dieser wurde vor der Eröffnung mit vereinten Kräften herausgeputzt und mit bunten Steinen dekoriert. «Wir haben viele gute Ideen, aber kein grosses Budget dafür», erklärt Frank Fricker. «Trotzdem soll der Gartenbereich diesen Sommer allen offen stehen und zum Verweilen einladen.» Wie viele andere Lokale muss auch das Café Gisela Wolff Sechtbach damit rechnen, dass frühere Gäste bereitet während der Pandemiezeit ihre Gewohnheiten die neuen geändert haben. Mit einer Flyer-Offensive wurde Crunchywraps im Mai in der Fussgängerzone der Altstadt auf am Grill zu Aktuelles 2/21 5
Nicht nur die Speise-, sondern auch die Geträn- Der Event soll wie ein kleines Fest in ungezwun- kekarte wurde aufgefrischt. Neu bietet das Café gener Atmosphäre mit einem Motto, passender Sechtbach das Trendgetränk Bubble Tea in vielen Dekoration und Musik stattfinden. Die Betreuten Geschmacks richtungen und drei unterschiedli- können sich an diesem Tag beim Essen abmelden chen Grössen an. Bubble Tea stammt ursprüng- und kostenlos daran teilnehmen. lich aus Taiwan und hat die Schweiz letzten Sommer im Sturm erobert. Für alle, die Kaffee Grillstand vor dem Sechtbach-Huus vorziehen, steht neu auch ein Spezialcafé Secht- Zur Unterstützung des Spendenprojektes «Snoe- bach mit Popping Bobas auf der Karte. Nach der zelen-Raum», das in der März-Ausgabe der Haus- schwierigen Corona-Zeit soll mit dem farbenfro- zeitung «Aktuelles» vorgestellt wurde, verkaufte hen Getränk etwas Freude und Leichtigkeit ver- das Sechtbach-Huus an einem Samstag im Mai breitet werden. «Da wir bei Take-away-Produk- Würste vom Grill. «Die Aktion ist bei den Pas- ten grossen Wert auf Schweizer Produkte und santen so gut angekommen, dass wir dies regel Nachhaltigkeit legen, verwenden wir dafür in der mässig wiederholen werden. Das Tolle ist, dass Schweiz hergestellte Teebecher, die kompostier- wir dabei auch mit Anwohnern ins Gespräch bar sind.» kommen und Leben ums Haus entsteht», fasst Frank Fricker zusammen. Monatlicher Event: Gericht über die Gasse «Wie die meisten Menschen haben auch wir nach Sechtbach-Shop der Corona-Zeit mehr Lust auf Abwechslung denn Wie das Café Sechtbach freut sich auch der Secht- je: Wir wollen Betreuten, Mitarbeitenden und An- bach-Shop auf Kundschaft. Die Betreuten wollen wohnern mit einem monatlichen Event mitten im ihre Produkte nicht für die Regale, sondern für die Alltag eine kleine Auszeit schenken», erzählt der Kunden herstellen und ihnen diese auch zeigen Hausleiter. Einmal im Monat wird vor dem Haus können. Neu arbeitet der Shop mit einer jungen ein Gericht zubereitet und über die Gasse ver- talentierten Floristin zusammen, die zauberhaf- kauft, nach dem Prinzip: «Es hätt, solang‘s hätt.» te Blumenarrangements auf Bestellung kreiert. Neue attraktive Angebote im Café Sechtbach 6 Aktuelles 2/21
Aktuelles aus dem Wohnhuus Bärenmoos Making of eines Videos über das Bärenmoos: ein Tag voller Emotionen Aufnahmen im Aufenthalts- raum Virtuelle Besucher sollen in einem Video drei Flecken blauer Himmel und ein paar Sonnen- nicht nur die traumhafte Lage am Zürichsee strahlen machen Mut, fast gleichzeitig beginnt es und die Räumlichkeiten des Bärenmoos se- wieder zu regnen. hen, sondern auch einen Einblick in den All- tag der Betreuten, ihre Tagesstruktur und Die Tücken der Technik das Zusammenleben erhalten. Die Idee, das Als der Regen aufhört, streikt die Drohne. Der Bärenmoos einmal in einem professionellen Kameramann bewahrt äusserlich die Ruhe, der Video vorzustellen, entstand während der Hausleiter wird langsam nervös. Der Zeitplan ist Corona-Zeit, als Betreute und Mitarbeiten- eng, Betreute und Mitarbeitende haben einen de selbst Alltagsszenen filmten. strukturierten Tagesablauf, der trotz Dreharbei- ten in der Betreuung eingehalten werden sollte. Am 19. Mai 2021 ist es endlich soweit. Die Loca- Alle fünf Minuten fragt jemand nach, wann er an tions sind ausgesucht, das Storyboard entworfen der Reihe ist, ob der Betreute aufstehen soll usw. und die Akteure bereit. Filmer und Kameramann Cédric Vincent Widmer trifft im Bärenmoos ein. Die Bärenmöösler als Statisten Der Kontakt zu ihm kam über eine Ressortleite- Die Drohne funktioniert wieder, die Statisten für rin des Sechtbach-Huus zustande, in welchem er die Aussenaufnahmen werden im ganzen Haus bereits ein Video gedreht hatte. zusammengerufen. Da viele von ihnen im Roll- stuhl sitzen und nicht einfach die Treppe rauf und Der Akteur Wetter runter laufen können, dauert das einige Minu- Am Vormittag wird im Aufenthaltsraum, in einem ten. Der Hausleiter schaut bangend zum Himmel, Betreutenzimmer und im Atelier gefilmt. Nach Cédric Vincent Widmer macht derweil eine Pro- dem Mittagessen will Cédric Vincent Widmer die beaufnahme. Mit den Statisten kommt auch die Aussenaufnahmen machen, bevor es wieder zu Sonne. Die Bärenmöösler winken auf Anweisung regnen beginnt. Hausleiter Tomislav Simic schaut wie echte Profis der Drohne zu, einmal, zweimal, besorgt zum Himmel. Der Kameramann bereitet dreimal. Die Szene ist im Kasten, die Entspan- seine Drohne vor, Betreute und Mitarbeitende nung gross, Mitarbeitende und Betreute gehen sind im Standby. Die Wolkendecke öffnet sich, zurück an die Arbeit. Aktuelles 2/21 7
Dreharbeiten im Werkpunkt, links, und bei der Kochgruppe, rechts Die Stimme im Off Kochgruppe Eine weitere Aussenaufnahme ist der Willkom- Die nächste Location ist die Küche im Berghaus, mensgruss eines Betreuten, der als Stimme im wo die Kochgruppe mit einem Mitarbeitenden ei- Off durch das Video führen soll. Er braucht da- nen Fruchtsalat zubereitet. Draussen ist es wie- für ein Mikro und wird verkabelt. Cédric Vincent der düster und die Beleuchtung nicht ideal. Auf Widmer erklärt ihm die Szene, der Betreute repe- die Schnelle lässt sich keine andere organisie- tiert seinen Text. Zwischendurch kommt er vom ren. Der Kameramann nimmt seine Farbkarte Thema ab, der Hausleiter macht darauf aufmerk- hervor und meint beiläufig: «Jetzt fragen sich si- sam und bittet ihn um Konzentration. Während cher alle, wozu das gut ist.» Alle ausser einer Be- die Begrüssung gefilmt wird, bereitet der Arbeits- treuten, die früher Polygrafin war und das ganz agoge im Werkpunkt die nächste Location vor. genau erklären kann. Der Betreuer macht der- weil einen Vorschlag für die Arbeitseinteilung bei Arbeit im Werkpunkt der Zubereitung des Fruchtsalates. Ursi teilt mit, Ein Betreuter ist am Holzschleifen, eine Betreu- dass die Aprikose zu hart ist. Peter schaut zu ihr te am Filzen. Dann trifft auch Cédric Vincent hinüber und der Betreuer ruft: «Achte auf deine Widmer im Werkpunkt ein. Während er Kame- Finger!» Ein Betreuter, der gerade aus seinem raeinstellungen macht, dürfen die Betreuten für Zimmer kommt, blickt erstaunt auf das Gesche- die Aufnahme kurz die Masken abnehmen. Beide hen vor seiner Tür. Ein paar Aufnahmen später ist arbeiten, ohne gross auf die Kamera zu achten. auch diese Szene abgedreht. Und auf zur nächs- Anschliessend werden die Produkte, die sie her- ten Location! stellen, in derselben Werkstattoptik präsentiert. Positives Fazit Das Video ist ein Gemeinschaftswerk, die Erfah- rung positiv und der Tenor einhellig: «Unglaub- lich, wie viel Aufwand für ein Video von vier, fünf Minuten notwendig ist!». Ein erster Blick auf die Aufnahmen zeigt jedoch schnell: Es hat sich ge- lohnt! Der Film ist auf unserer Homepage, auf Facebook und auf Youtube zu sehen. Der QR-Co- de führt Sie direkt zu unserem Youtube-Kanal. Wir freuen uns auf Ihr Feedback! Fokus auf den Feinschliff im Werkpunkt Hausleiter und Arbeitsagoge fungieren zur Ab- wechslung einmal als Filmassistenten. Im Gang herrscht ein Kommen und Gehen von Mitarbei- tenden. Das Telefon klingelt im Minutentakt. 8 Aktuelles 2/21
Fünf Fragen an Cédric Vincent Widmer zum Drehtag im Wohnhuus Bärenmoos Wie unterscheidet sich die Arbeit im Bären- moos von anderen Drehorten? Mir fallen gerade fast mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede ein. Sobald man sich mit einem kleinen Team an einer Location befindet, in wel- cher der Betrieb normal weiterläuft, ist es sehr wichtig, sich anzupassen und flexibel zu bleiben. Einerseits sind nicht immer alle Räume zugäng- Cédric Vincent lich und andererseits möchten nicht alle anwe- Widmer im senden Personen gefilmt werden. Die Einhaltung Gespräch mit der Persönlichkeitsrechte muss also auch bei ei- einem Betreuten ner Weitwinkelaufnahme sichergestellt werden. Ein grosser Unterschied zu anderen Aufnahmen Der Film will einen Einblick in den Alltag war jedoch sicherlich, dass wir keine Produzen- im Bärenmoos geben. Was waren Ihre Ein- ten, Beleuchter etc. vor Ort hatten. Glücklicher- drücke? weise hat Tomislav Simic das ganze Haus auf den Eindrücke hatte ich an diesem Tag viele. Rein Dreh vorbereitet, was sehr hilfreich war. vom Gebäude und der Infrastruktur her war ich sehr beeindruckt, wie schön das Wohnhaus Bä- Was ist Ihr persönliches Anliegen bei ei- renmoos gelegen ist und wie lichtdurchflutet die nem Auftrag wie diesem? Räume sind. Fürs Filmen war das natürlich von Mir war wichtig, ein sympathisches und authenti- Vorteil. Was mich aber noch mehr beeindruckt sches Produkt zu erstellen, bei dem die Betreuten hat, waren die Menschen und wie sie miteinan- im Zentrum stehen. Um einen umfassenden Ein- der umgehen. Ich hatte den Eindruck, dass die blick in ihr Leben zu geben, hätten wir wohl eine Stimmung sehr fröhlich ist und sich die Betreuten 90-minütige Dokumentation drehen müssen. Ich gegenseitig unterstützen, obwohl es sicher auch hoffe jedoch, dass sich viele Menschen dank un- im Bärenmoos Konflikte gibt. Ausserdem haben serem Film ein Bild vom Leben und Lebensraum mich die Mitarbeitenden beeindruckt, ihre Arbeit der Betreuten machen können. Ausserdem war macht einen Unterschied im Leben von anderen ich sehr beeindruckt von den vielen unterschied- Menschen. Von der Betreuung über das Küchen- lichen Produkten, die sie alle von Hand, mit Ge- team bis zur Hauswirtschaft waren alle sehr en- duld und Präzision herstellen, und wollte das im gagiert. Spätestens beim Mittagessen habe ich Film unbedingt zeigen. gesehen, wie das Team Hand in Hand zusam- menarbeitet. Sie sind sehr geduldig und gehen Wie haben Sie die Betreuten erlebt? auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Betreu- Mit den Betreuten zusammenzuarbeiten, war ten ein. Ich habe gespürt, dass ihr Engagement wirklich eine bereichernde Erfahrung. Bei man- von Herzen kommt. chen sprudelte es nur so vor Inputs und Ideen, andere waren etwas unscheinbarer unterwegs. Was hat Sie am meisten überrascht? Es war äusserst spannend zu erfahren, was sie Ich hätte nicht damit gerechnet, dass einige der für einen Hintergrund haben. Ein ehemaliger Betreuten mir die Türe zu ihrem eigenen Zim- Texter einer Werbeagentur wusste beispielswei- mer öffnen und einen Einblick in ihre private se ganz genau über die Abläufe eines Filmdrehs Welt geben. Das eigene Zimmer als Rückzugs- Bescheid. Grundsätzlich waren alle involvierten ort ist schliesslich ein sehr persönlicher Bereich. Betreuten voll dabei, zeigten sich sehr hilfsbe- Überrascht hat mich auch die Haltung eines Be- reit und hatten Verständnis dafür, dass der nor- treuten, der seine Situation mit Humor schildert. male Tagesablauf etwas auf den Kopf gestellt Umso mehr, als er mir erzählte, dass er einen wurde. Wir hatten echt eine super Zeit und ich gravierenden Unfall mit schweren Körperverlet- habe schon lange nicht mehr so viele Witze, gute zungen entgegen den Erwartungen der Ärzte Sprüche und Anekdoten gehört und so oft gelacht überlebt hat und nun sein Leben aus einem ganz wie an diesem Tag. anderen Blickwinkel sieht. Aktuelles 2/21 9
Aktuelles aus dem Wohnhuus Meilihof Die Bedeutung der Beziehungen unter den Betreuten Eines der Grundbedürfnisse für ein er- zeigte sich auch in der Pandemiezeit, da wir auf- fülltes Leben ist die gesellschaftliche und grund der Hygienemasken die Emotionen des soziale Teilhabe und somit auch die Be- Gegenübers nur schlecht wahrnehmen können. ziehungspflege zu anderen Menschen. In den Wohnhäusern der Stiftung WFJB ist es Eine Beziehungsaufnahme kann aber auch non- uns daher sehr wichtig, die Betreuten bei verbal stattfinden, z.B. durch ähnliche Interes- diesem Prozess zu begleiten und zu unter- sen, gemeinsame Ziele oder gemeinschaftliche stützen. Projekte und die damit verbundene Freude über ein gemeinsames Ergebnis. Es ist uns daher Schon von Geburt an treten wir mit unseren Mit- wichtig, den Betreuten im Rahmen der Tages- menschen in Beziehung. Wir lernen, unsere Be- struktur Möglichkeiten zu bieten, durch gemein- dürfnisse mitzuteilen und entwickeln uns durch schaftliche Aktivitäten die Beziehung zu den an- die Erfahrungen anderer weiter. Eine langanhal- deren Betreuten zu pflegen. tende Abgrenzung vom sozialen Leben führt zur Vereinsamung. Bei Menschen mit körperlichen In den folgenden Interviews beleuchten wir Einschränkungen sind oft auch die Kommunika die Bedeutung der Beziehungspflege unter den tion oder die Mimik und Gestik eingeschränkt, Betreuten aus Sicht der Arbeitsagogik und aus was die Beziehungsaufnahme erschwert. Das Sicht eines Betreuten. Drei Momentaufnahmen von den Betreuten beim gemeinsamen Gestalten eines Plakats zum Thema «In Beziehungen treten» 10 Aktuelles 2/21
Interview mit Colette Welti Colette Welti arbeitet seit Juni 2020 als Ar- beitsagogin im Atelier des Wohnhuus Mei- lihof. Die gelernte Damenschneiderin hatte eines Tages den Wunsch, ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung mit anderen Men- schen zu teilen, und fand in der Arbeits- agogik einen Bereich, in dem sie sich voll entfalten kann. Im Interview erklärt sie, welche Bedeutung die Beziehungspflege aus Sicht der Arbeitsagogik hat und wie sie Ein Ausschnitt die Beziehungen unter den Betreuten im des riesigen Meilihof erlebt. Plakats, das nun in vier Teilen im Warum ist die Beziehungspflege unter den Meilihof aufge- Betreuten aus Sicht der Arbeitsagogik so hängt wird wichtig? Wir haben sowohl einen sozialen wie auch einen grosser «Schoggikuchen»-Auftrag, den wir kürz- Arbeitsauftrag. Für die Betreuten entspricht die lich ausgeführt haben. Alle wollten mitmachen Arbeit im Atelier, insbesondere die gemeinsamen und freuten sich über das Resultat. Aktivitäten und Projekte, einem Integrationsfeld, das vergleichbar ist mit unserem Arbeitsumfeld. Haben Sie ein aktuelles Gemeinschaftspro- Die Tagesstruktur im Meilihof orientiert sich am jekt? Normalitätsprinzip und Beziehungen gehören zu Ja. Wir haben das Jahresthema «In Beziehungen jedem «normalen» Alltag. treten» aufgenommen und arbeiten derzeit an ei- nem riesigen Plakat zu diesem Thema. Das ist Wenn man Sie bei der Arbeit beobachtet, umso aktueller, als sich viele Betreute in der Co- hat man den Eindruck von einem echten rona-Zeit etwas zurückgezogen haben und nun Austausch mit den Betreuten: Wie müssen wieder in die Gruppen integriert werden sollen. wir uns Ihre Aufgabe vorstellen? Das Plakat wird auf ein Bettlaken gemalt, das Wir arbeiten ressourcenorientiert, mit den ge- dann in vier Teilen im Haus A, B, C und im Ate- sunden Teilen eines Menschen. Unser Ziel ist es, lier aufgehängt wird. Das Ziel ist, dass Betreute Menschen zu befähigen, am Leben teilzuneh- wie Besucher buchstäblich den ganzen Meilihof men. Ich arbeite nach den Grundvariablen von besuchen müssen, um das Gesamtkunstwerk zu Carl Rogers: Wertschätzung/Akzeptanz, Empa- sehen, und sich dadurch auch wieder neue Be- thie und Kongruenz. Nur so können wir eine Ba- ziehungen ergeben. sis schaffen, auf die sich die Betreuten auch lang- fristig einlassen. Nehmen Sie als Arbeitsagogin Einfluss auf die Beziehungspflege? Was ist das Wichtigste in der Beziehung Das ist oft gar nicht notwendig. Die Betreuten von Betreuten untereinander? gehen von sich aus auf andere zu, sehen, wer Vertrauen und Respekt. Das gilt auch für die Mit- welche Schwierigkeiten hat und helfen sich ge- arbeitenden. Wir begegnen einander im ganzen genseitig. Sie schauen sich auch Dinge ab und Haus auf Augenhöhe. muntern sich gegenseitig auf, wenn jemandem etwas nicht gelingt: «Versuch es doch noch ein- Sehen sich die Betreuten als Gemeinschaft? mal, mach zuerst etwas anderes» usw. Fünf oder Ich denke, ja. Ich war sehr positiv überrascht von zehn Minuten später klappt es dann meist. Viele den Beziehungen der Betreuten untereinander. Betreute wachsen dank der Interaktion mit an- Sie ergänzen sich gut und gehen umsichtig mit- deren über sich hinaus. Ich versuche daher, nicht einander um. Wir sehen im Alltag auch, dass ge- sofort einzugreifen, sondern Entwicklungen zu- meinsame Projekte den Zusammenhalt wesent- zulassen. Unser gemeinsames Motto im Atelier lich stärken. Ein schönes Beispiel dafür ist ein lautet: «Es ist nichts unmöglich heutzutage.» Aktuelles 2/21 11
Verändern sich die Beziehungen im Laufe der Zeit? Ja, weil wir verschiedene Lebensbereiche teilen und uns dadurch besser kennen lernen. Wir ha- ben zum Beispiel in der Pandemie auf der Wohn- gruppe gegessen und so habe ich die anderen näher kennen gelernt. Welche Bedeutung haben die Beziehungen unter den Betreuten für Sie persönlich? Alle Betreuten haben eine andere Geschichte, teilen aber die Erfahrung, mit Beeinträchtigun- gen zu leben. Wir verstehen uns, weil wir ähn- liche Erfahrungen und so eine gemeinsame Ba- sis haben. Unterscheiden sich die Beziehungen im Felix Brun und Colette Welti im HofKafi Meilihof von anderen Beziehungen? Die Kollegialität im Meilihof ist grösser als aus Sie unterscheiden im Atelier zwischen Ein- serhalb. Meine früheren Kollegen haben sich alle zelsettings und offenem Atelier. Ist das zurückgezogen. Das ist nicht nur ein Frust, son- Thema Beziehung in beiden wichtig? dern macht mich auch traurig. Gesunde Men- Wenn ein Betreuter Mühe hat, eine Beziehung schen verstehen oft nicht, wie wir uns fühlen. einzugehen, oder die Kommunikation aufgrund Sie können gar nicht nachvollziehen, was in uns einer Beeinträchtigung erschwert ist, können wir vorgeht. das im Einzelsetting besser auffangen. Das of- fene Atelier erlaubt es hingegen, Betreute in die Ist es für Sie schwierig, eine Beziehung Gruppe zu integrieren und für neue Aktivitäten aufzunehmen? zu motivieren. Es ist ein Gefäss, das von den Be- Ich habe keine Probleme damit. Ich lerne gerne treuten gerne genutzt wird, weil es freiwillig ist neue Menschen kennen. Wenn man mit anderen und eine spontane Teilnahme erlaubt. Das gibt in Kontakt kommt, bekommt man immer neue auch wieder Gelegenheit für sozialen Austausch Eindrücke, hat andere Gesprächsthemen und das im Alltag. gefällt mir. Konnten Sie während der Pandemie Ihre Interview mit Felix Brun Beziehungen aufrechterhalten? Der Kontakt war leider sehr eingeschränkt. Ich Felix Brun lebt seit 11 Jahren im Wohnhuus bin gerne unter Leuten und habe es vermisst, Meilihof. Im Interview erzählt er, wie er die zwischendurch ins HofKafi zu gehen. Das Tragen Beziehungen im Meilihof erlebt, welche Be- von Hygienemasken hat den Austausch auch er- deutung sie für ihn haben und wie er sich schwert. Ich hatte oft Mühe, andere zu verste- durch das Zusammenleben im Wohnhuus hen, weil ich ihre Lippenbewegungen nicht se- persönlich entwickelt hat. hen konnte. Wie erleben Sie die Beziehungen zu ande- Wie hat sich das Zusammenleben im Meili- ren Betreuten? hof auf Sie ausgewirkt? Wir haben ein grosses Zusammengehörigkeits- Ich war früher eher introvertiert und habe mich gefühl. Wir bauen uns gegenseitig auf und unter- im Meilihof geöffnet wie eine Blume. Ich war neun stützen uns. Ich bin froh, dass ich nicht alleine Jahre in der Hauskommission und habe dort ge- bin. Für mich ist aber auch der Austausch mit den lernt, mich mitzuteilen und in die Gemeinschaft Betreuenden wichtig. Mitarbeitende haben eine einzubringen. Ich fand es toll, mitzureden und andere Perspektive und ich tausche mich gerne den Alltag im Wohnhuus mitzugestalten. Ich bin mit ihnen aus. dadurch erst zu einer Persönlichkeit geworden. 12 Aktuelles 2/21
Neue Taxordnung: ein Zwischenschritt von der Objekt- zur Subjektfinanzierung Ein zentrales Recht im Leben eines jeden treuungskonzept, Leitbild, Lage oder dergleichen Menschen ist es, frei zu wählen, wo und wie ihnen am besten zusagt. Eine allfällige Hilflosen- er wohnt und lebt. Bis heute ist diese Frei- entschädigung wird in der Einheitstaxe integriert. heit bei Menschen mit Beeinträchtigungen Entsprechend können auch die Kantonsbeiträ- dadurch eingeschränkt, dass nicht die ein- ge an die Institutionen pro IBB-Stufe (individu- zelnen Betroffenen, sondern die Instituti eller Betreuungsbedarf) vereinheitlicht werden. onen finanzielle Unterstützung vom Staat Die Gesamtentschädigung für die Institutionen erhalten. Die bisherige Objektfinanzierung (Total von Taxen und Kantonsbeiträgen) bleibt soll in Zukunft der Subjektfinanzierung wei dabei konstant und saldoneutral. chen. Dieser Systemwechsel schafft die Vo- raussetzung für die direkte Unterstützung Finanzierung der Taxen der Betroffenen. Ein Zwischenschritt dazu Die Betreuten finanzieren die Zahlung der Taxen ist die neue Taxordnung, die ab Januar 2022 weiterhin mit ihrer IV-Rente und gegebenenfalls auch für die Stiftung WFJB gilt. mit der Hilflosenentschädigung. Sollten diese nicht ausreichen, kommen Ergänzungsleistun- Hintergrund dieser Entwicklung ist die von der gen zum Zug. Einzelne Betreute werden durch Schweiz ratifizierte und 2014 in Kraft getretene die Einführung der Einheitstaxen im Vergleich zu UNO-Behindertenrechtskonvention (UNO-BRK), den heutigen Taxen entlastet, andere belastet. die für die Förderung, den Schutz und die Um kurzfristig stark ansteigende Belastungen Gewährleistung der Menschenrechte und der auszugleichen, werden die individuellen Taxerhö- Grundfreiheiten aller Menschen mit Beeinträch- hungen auf CHF 300 pro Monat resp. CHF 3‘600 tigung einsteht. Bund, Kantone und Gemeinden pro Jahr beschränkt und können falls notwendig sind verpflichtet, die UNO-BRK umzusetzen. Der auf bis zu drei Jahre verteilt werden. Regierungsrat des Kantons Zürich beschloss, in der Legislaturperiode 2019 –2023 einen entspre- Neue Verträge für Betreute aus dem Kan- chenden Aktionsplan zu erarbeiten. ton Zürich Die Einführung der Einheitstaxordnung bedeutet Zwischenschritt Einheitstaxordnung für die Stiftung WFJB, dass eine neue Taxord- Menschen, die aufgrund ihres Grads der Beein- nung für Betreute aus dem Kanton Zürich und trächtigung nicht selbstständig wohnen können, darauf basierend neue Verträge erstellt werden stehen im Kanton Zürich über 100 spezialisierte müssen. Die bisherigen Verträge werden durch Einrichtungen mit besonderen Angeboten für ein die Stiftung fristgerecht gekündigt. Es war und betreutes und begleitetes Wohnen und Leben zur ist uns in diesem Zusammenhang ein besonderes Verfügung. Anliegen, Betreute, Angehörige, Beistände sowie Mitarbeitende adressatengerecht zu informieren, Heute hat jede dieser Einrichtungen eine eige- wenngleich uns das administrativ und personell ne Taxordnung, was die Vergleichbarkeit der In- vor grosse Herausforderungen stellt. stitutionen und ihrer Leistungen erschwert. Das kantonale Sozialamt Zürich hat daher in Zusam- Die Stiftung WFJB hält die Vorgehensweise des menarbeit mit dem Branchenverband INSOS Kantons für nachvollziehbar und unterstützt die entschieden, ab dem 1. Januar 2022 sowohl die Vereinheitlichung der Taxen und damit auch die Taxen als auch die Grundleistungen aller Institu- Umsetzung der UNO-BRK. tionen zu vereinheitlichen. Mit der Einheitstax ordnung erhalten die Betreuten eine einheitlich definierte Leistung zu einem definierten Preis. Das stellt nicht nur eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung der geplanten Subjektfinan- zierung dar, sondern erlaubt es den Betroffenen auch diejenige Institution zu wählen, deren Be- Aktuelles 2/21 13
Aktuelles Spendenprojekt «Garten der Sinne» im Meilihof und Pflanzen angelockt werden, schärfen ihrer- seits den Hörsinn aller Gartenbesucher. Das Plätschern eines Brunnens kann zusätzlich eine beruhigende Wirkung erzeugen. Dabei ergeben sich auch wertvolle Wechselwirkungen zwischen den Sinnen, welche die Wahrnehmung zusätzlich Beispiele für schärfen. einen Gehpar- cours, links, und Ein schöner Garten wird so zu einem «Garten einen attrakti- der Sinne» und einem wertvollen Teil des Kom- ven Brunnen, petenzzentrums. Wir freuen uns, wenn auch Sie rechts unseren «Garten der Sinne» unterstützen. Bei Menschen mit einer Hirnverletzung sind oft einer oder mehrere Sinne eingeschränkt oder fallen ganz aus. Mit dem «Garten der Sinne» möchten wir die noch vorhandenen Sinne weiter fördern und intensivere Sinneserfahrungen er- möglichen, als sie im Alltag möglich sind. Ein Gehparcours erlaubt den Betreuten Sinnes- wahrnehmungen, welche die Lage im Raum, die Bewegung und das Gleichgewicht schulen. Be- treute im Rollstuhl können ihre Oberflächen sensibilität und ihr Temperaturempfinden über das Ertasten unterschiedlicher Oberflächen ver- bessern. Spendenkonto Beete mit geruchsintensiven Blumen, Kräutern und Früchten oder Beeren fördern ferner den Vermerk: Garten der Sinne Geruchs-, Geschmacks- und den Sehsinn der PC 80-14360-7 Betreuten. Vögel und Insekten, die von Blumen Was eine Spende bewirken kann Dank Ihrer Spende können wir Menschen mit Dank der grosszügigen Unterstützung der einer Beeinträchtigung mehr Lebensqualität RIEVEN-STIFTUNG konnten wir ein rollstuhl bieten, und dies sowohl auf individueller wie auch gerechtes Fahrzeug für Ausflüge mit Betreuten auf institutioneller Ebene. erwerben. Dieses erleichtert deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und sichert auch andere Das Spektrum individueller Wünsche, die wir wichtige Transporte. Betreuten dank Ihrer Unterstützung erfüllen können, reicht von einem Kinobesuch, einem Bei der Stiftung WFJB haben Sie jederzeit Ge- Tagesausflug oder begleiteten Ferien bis zur An- wissheit, dass Ihre Spende am richtigen Ort an- schaffung eines Möbels, das sich ein Betreuter kommt und genau dort wirkt, wo Hilfe nötig ist. nicht leisten kann. Sie entscheiden, für welchen Zweck Sie spenden: sei es für ein konkretes Projekt, eine bestimmte Nicht nur einzelne Betreute, sondern auch die Anschaffung oder zur freien Verfügung. Wohnhäuser der Stiftung WFJB als Institution sind bei grösseren Anschaffungen oder Infra- Ihre Spende ist wertvoll, wichtig, willkommen. strukturprojekten auf Spenden angewiesen. 14 Aktuelles 2/21
Shop Öffentliche Anlässe Aktuell im Shop Sechtbach-Huus 03.07.2021 Take-away «Paella» vor dem SechtbachHuus 11.30 –14.00 Uhr 25.09.2021 Oktoberfest Weitere Informationen finden Sie im September auf der Website www.wfjb.ch unter Sechtbach-Huus Reservation unter 043 411 43 43 Der Sechtbach-Shop in Bülach hat für jede Ge- Wohnhuus Bärenmoos legenheit das passende Angebot: ein Insekten hotel für den Garten, eine Kosmetiktasche für die 02.07.2021 Bärenmoos-Beiz Sommerferien oder Serviettentüten für den Grill- «Grillplausch» ab 18.30 Uhr plausch. 17.09.2021 Bärenmoos-Beiz «Oktoberfest» ab 18.30 Uhr Reservation für beide Anlässe unter 044 720 19 00 Wohnhuus Meilihof 01.08.2021 1. August-Brunch 10.00 –13.00 Uhr Insektenhotels: ebenso nützlich wie dekorativ 24.09.2021 Wildessen ab 18.00 Uhr Alle Produkte eignen sich auch hervorragend als Geschenk und können im Sechtbach-Shop be- Reservation für beide Anlässe sichtigt und erworben werden. Wer nicht nach unter 043 366 10 40 Bülach kommt, findet eine Auswahl der Produkte auf unserer Homepage unter Shop: www.wfjb.ch Öffentliche Anlässe Natürlich nehmen wir auch gerne telefonische Die öffentlichen Veranstaltungen in den Bestellungen entgegen. Frau Almut Buschhaus Wohnhäusern der Stiftung WFJB finden ge- steht Ihnen für Anfragen per Telefon oder E-Mail mäss den Vorgaben des BAG und dem Gas- gerne zur Verfügung. tro-Schutz-Konzept bis auf Weiteres nur mit einer begrenzten Teilnehmerzahl statt. Mit Öffnungszeiten Sechtbach-Shop: Ausnahme des Take-away-Verkaufs ist daher Montag–Freitag, 9.30–16.00 Uhr immer eine Reservation erforderlich. Vielen Gartematt 1, 8180 Bülach Dank für Ihr Verständnis. Tel.: 043 411 43 43 E-Mail: almut.buschhaus@sechtbach-huus.ch Aktuelles 2/21 15
Unsere Angebote Stiftung WFJB alte Landstrasse 9 8942 Oberrieden Telefon 044 720 19 22 Spendenkonto: PC 80-14360-7 Die Kompetenzzentren für Menschen mit einer Hirnverletzung oder körperlichen Beeinträchtigung an drei Standorten Sechtbach-Huus Gartematt 1 8180 Bülach Tel. 043 411 43 43 Spendenkonto: PC 85-30900-8 Wohnhuus Bärenmoos im Bärenmoos 6 8942 Oberrieden Tel. 044 720 19 00 Spendenkonto: PC 80-15577-9 Wohnhuus Meilihof Dorfstrasse 3c 8925 Ebertswil Tel. 043 366 10 40 Spendenkonto: PC 87-85201-8 Impressum Konzept und Inhalt: Stiftung WFJB Redaktion: Sprache & Kommunikation, Iris Vettiger, Zürich Layout und Druck: Horizonte Druckzentrum, Thalwil Verpackung: durch die Betreuten
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