Algerien - Offgrid-Lösungen für Industrie und Landwirtschaft - (Eigenverbrauch) Zielmarktanalyse mit Profilen der Marktakteure ...

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Algerien - Offgrid-Lösungen für
Industrie und Landwirtschaft
(Eigenverbrauch) Zielmarktanalyse mit Profilen
der Marktakteure

www.export-erneuerbare.de
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Impressum
Herausgeber
Deutsch-Algerische Industrie und Handelskammer
11, Rue Mohamed Khoudi, 16000 El Biar
Alger – Algerien

Stand
April 2014

Gestaltung und Produktion
Deutsch-Algerische Industrie- und Handelskammer

Redaktion
Sarah Kocabiyik (geb. Ruschkowski)
Projektmanager DEinternational Energie und Umwelt
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ZIELMARKTANALYSE
Algerien: Offgrid-Lösungen für Industrie und Landwirtschaft (Eigenverbrauch)
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Inhalt
I.       Abbildungs- und Tabellenverzeichnis                                                                                     4
II.      Maßeinheiten                                                                                                            5

1. Zusammenfassung                                                                                                               6

2. Länderprofil                                                                                                                  8

  2.1. Algerien im Überblick                                                                                                     8

  2.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung                                                                                   9
       2.2.1. Makroökonomische Daten                                                                                         10
       2.2.2. Außenwirtschaft                                                                                                11
       2.2.3. Staatliches Programm zur Diversifizierung der Wirtschaft                                                       13

  2.3. Politik                                                                                                               14

  2.4. Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland                                                                                 17
       2.4.1. Deutsch-Algerischer Außenhandel                                                                                17
       2.4.2. Direktinvestitionen                                                                                            19
       2.4.3. Potenziale für deutsche Unternehmen auf dem algerischen Markt                                                  19

  2.5. Investitionsklima- und förderung                                                                                      20

3. Energiemarkt                                                                                                              22

  3.1. Energiepolitische Ziele und Strategie                                                                                 22

  3.2. Energiepolitische Administration und Zuständigkeiten                                                                  24

  3.3. Energieerzeugung und Verbrauch                                                                                        27

  3.4. Stromerzeugung, Stromverbauch und Wettbewerbssituation                                                                29

  3.5. Stromnetz                                                                                                             31
       3.5.1. Länderübergreifendes Stromnetz                                                                                 33

  3.6. Preise für Energie                                                                                                    35

4. Offgrid-Lösungen für Industrie und Landwirtschaft ( Eigenverbauch)                                                       38

  4.1. Wirtschaftliches und technisches Potenzial von Solar- und Windenergie in Algerien                                     38
       4.4.1. Potenzial von Solarenergie in Algerien                                                                         39
       4.4.2. Potenzial von Windenergie in Algerien                                                                          47

  4.2. Auflistung der Projekte für Erneuerbare Energien                                                                      48

  4.3. Netzunabhängige Stromversorgung für Industrie und Landwirtschaft                                                     50

                                                                                                                                 2
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       4.3.1. Industrie in Algerien – Notwendigkeit einer netzunabhängigen Stromversorgung                                   50
       4.3.2. Landwirtschaft in Algerien – Notwendigkeit einer netzunabhängigen Stromversorgung                              51
       4.3.3. Mögliche Standorte für Projekte /Anlagen                                                                       53
        4.3.3.1. Potenzial von Solar- und Windenergie nach Regionen                                                          53

 4.4. Gesetzliche Rahmenbedingungen für Erneuerbare Energien                                                                55
       4.4.1. Einspeisevergütung                                                                                            57
       4.4.2. Genehmigungsverfahren und Konzessionen                                                                        58

 4.5. Marktchancen für deutschen Unternehmen und Markteintrittsstrategie                                                     59
      4.5.1. Zusammenfassung- Chancen und Risiken auf dem algerischen Markt                                                  61
      4.5.2. Öffentliches Vergabeverfahren und Ausschreibungen                                                               61
      4.5.3. Wichtige Links für Ausschreibungen                                                                              63

5. Veranstaltungen im Bereich Erneuerbare Energien in Algerien                                                              64

6. Wichtige Adressen                                                                                                         65

7. Profile der Marktakteure                                                                                                 66

                                                                                                                                 3
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I. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Tab.1: Gesamtwirtschaftliche Prognosen                                                                    10

Tab.2: Exporte Algerien (in Mrd. USD)                                                                     12

Tab.3: Der Fünfjahresplan für den Zeitraum 2010-2014                                                      13

Tab.4: Deutsch-Algerischer Außenhandel                                                                    17

Tab.5: Produktion Primärenergieträgern in 2011 (Unit – 1000 Tonnen RÖE) in Algerien                        27

Tab.6: Das Stromnetz im Jahr 2013                                                                          31

Tab.7: Preise für Energie: Dreifachtarif                                                                  35

Tab.8: Preise für Energie: Doppeltarif                                                                    35

Tab.9: Preise für Energie: Doppeltarif                                                                    36

Tab.10: Preise für Energie: Einfachtarif                                                                  36

Tab.11: Strompreis seit 01.06.05 (Aktiver Strompreis in Dinar/kWh)                                        36

Tab.12: Strompreis seit 01.06.05 (Preis nach Leistung in DA/kW/Monat)                                     37

Tab.13: Durchschnittliche Verkaufsendpreise in DA pro kWh (inkl. Steuern)                                 37

Tab.14: Durchschnittliche Verkaufsendpreise in DA pro Thermie                                             37

Tab.15: Endverbraucherpreise für Erdölprodukte                                                            38

Tab.16: Durchschnittliche Sonnenscheindauer und Energie                                                   39

Tab.17: Elektrifizierung mit Photovoltaik für weitere 16 abgelegene Dörfer                                43

Tab.18: Bau großer Photovoltaik-Anlagen                                                                   44

Tab.19: Auflistungen der Projekte für Erneuerbare Energien (Zeitraum 2011-2030)                           47

Tab.20: Aufschlüsselung nach Regionen                                                                     53

Tab.21: Zusammenfassung Chancen und Risiken auf dem algerischen Markt                                     60

Abb.1: Importentwicklungen in Algerien (in USD)                                                           12

Abb.2: Hauptlieferanten im Jahr 2012                                                                      18

Abb.3: Deutsche Ausfuhrgüter im Jahr 2012                                                                 18

                                                                                                                                 4
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Abb. 4: Zusätzliche Jahreskapazitäten und existierende Anlagen 2012 – 2019 im durchschnittlichen Szenario

                                                                                                          23

Abb. 5: Zusätzliche Jahreskapazität und existierende Anlagen 2010-2019 im expansivem Szenario

                                                                                                          23

Abb.6: Energieverbrauch                                                                                   28

Abb.7: Energieverbrauch nach Sektoren im Jahr 2013                                                         28

Abb.8: Aufteilung der Stromproduktion nach Produzenten                                                     30

Abb.9: Installierte Leistung und Prognosen                                                                 30

Abb.10: Ausbau der Hochspannungsleistungen bis 2020                                                        32

Abb.11: Länderübergreifendes Stromnetz: Maghreb – Europa                                                  33

Abb.12: Direkteinstrahlung auf die Fläche senkrecht zur Einstrahlung im Dezember in kWh/m²/d
                                                                                                          40
Abb.13: Globalstrahlung auf horizontaler Ebene Algerien im Juli in kWh/m²/d                               40
Abb.14: Direkteinstrahlung auf Fläche senkrecht zur Einstrahlung im Juli in kWh/m²/d                      41

Abb.15: Szenario der Stromversorgung in der MENA Region 2000-2050                                         45

Abb.16: Potential für Windenergie                                                                         45

Abb.17: Potenzial von Solar- und Windenergie nach Regionen                                                48

II. Maßeinheiten

Wp                        Wattpeak
Wh                        Wattstunde
W                         Watt
m                         Meter
m²                        Quadratmeter
km²                       Quadratkilometer

                                                                                                                                 5
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1. ZUSAMMENFASSUNG
Mit einem BIP von 214,4 Mrd. US$ (2013), über 200 Mrd. US$ Devisenreserven und kaum Schulden im Ausland, hat

Algerien eine stabile makroökonomischen Basis, die Dank der großen Reserven von Erdöl und -gas weiter ansteigen wird.

Mit einem Exportanteil von über 98 % ist die Wirtschaftspolitik sehr einseitig auf diese endlichen Ressourcen ausgelegt.

Durch die stetig wachsende Bevölkerung, eine fortschreitende Industrialisierung sowie die Verbesserung des

Lebensstandards wird sich der algerische Stromverbrauch weiterhin rasant erhöhen. Der größte Teil der Bevölkerung von

über 38,1 Millionen Menschen konzentriert sich im Bereich der Mittelmeerküste. Auf weniger als 10 % der Gesamtfläche

des Landes leben hier ca. 80 % der Bevölkerung. Schätzungen zufolge lag das Wachstum der algerischen Bevölkerung im

Jahr 2012 bei 1,19% und wird voraussichtlich die folgenden Jahre um den gleichen Faktor wachsen. Mit über 38,1

Millionen Einwohnern ist Algerien nach Ägypten das zweitgrößte arabischsprachige Land, auch wenn streng genommen

nur 70 % der Bevölkerung Araber sind und der Rest sich auf Berber, Mozabiten, Touaregs und Zénèten verteilt. Mit dem

Bevölkerungszuwachs und dem steigenden Lebensstandard wird der Stromverbrauch weiterhin steigen.

Angesichts des steigenden Stromverbrauchs und der einseitigen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen strebt die

algerische Regierung eine Diversifizierung der Energiequellen an. Um die Bodenschätze in Zukunft zu wahren und

unabhängig von diesen zu werden, hat die algerische Regierung im Februar 2011 ein ambitioniertes Programm für

erneuerbare Energien und Energieeffizienz aufgelegt. Das Programm sieht vor, bis zum Jahr 2030, 40 % des

Energiebedarfs durch erneuerbare Energien zu decken. In diesem Rahmen ist vorgesehen, bis 2030 eine Gesamtkapazität

von 22.000 MW zu installieren, wobei 12.000 MW für den nationalen Verbrauch und 10.000 MW für den Export

bestimmt sind. Das Investitionsvolumen für die Realisierung des Programms und somit den Bau von insgesamt 67

Anlagen beträgt 120 Mrd. US$.

Laut einer Studie der algerischen Regulierungsbehörde für Strom-und Gas (CREG) steigt der Energiebedarf im Zeitraum

2012-2014 um 18,5 % und im Zeitraum 2012 – 2020 sogar um 39 %. Um die zukünftige Deckung des nationalen

Strombedarfs gewährleisten zu können, sind die bereits eingeleiteten Schritte im Bereich erneuerbare Energien

unabdingbar. Gleichzeitig soll die wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Landes gefördert werden und über

100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die geographische Lage Algeriens im Norden Afrikas bildet eine außerordentlich gute Basis für alle Ausbauaktivitäten im

Bereich Solar- und Windenergie. So übertrifft das Energiepotenzial aus der Sonneneinstrahlung in Algerien den aktuellen

                                                                                                                                 6
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menschlichen Energiebedarf um ein weites. 65.000 Quadratkilometer solarthermische Stromerzeugung in der Sahara

würden ausreichen, um den gesamten weltweiten Energiebedarf zu decken.

Durch das Wachstum der verschiedenen Industrien im Norden und Süden steht Algerien vor einer großen

Herausforderung. Nicht alle Städte in den südlichen Regionen sind an das nationale Stromnetz angebunden. Aus diesem

Grund sollen abgelegene Siedlungen im Süden des Landes, bei denen sich die Anbindung an das nationale Stromnetz

nicht rentiert, durch Offgrid-Lösungen versorgt werden um neben den privaten Haushalten auch für die Industriezweige

eine zuverlässige Stromversorgung gewährleisten zu können. Aufgrund des stetig wachsenden Strombedarfs kann der

algerische Stromversorger Sonelgaz keine durchgängige Stromversorgung ermöglichen. Gerade in den Sommermonaten

ist das Stromnetz überfordert und bricht zusammen. Insbesondere Unternehmen aus der Industrie leiden unter dem

wenig verlässlichen Stromnetz und sind, um eine reibungslose Produktion zu gewährleisten, verpflichtet sich eine

unabhängige Stromversorgung zu schaffen.

Das Thema erneuerbare Energien steht in Algerien noch am Anfang, die installierten Kapazitäten sind noch sehr gering.

Es lässt sich dennoch aufgrund des ambitionierten Programms für erneuerbare Energien eine starke Dynamik in diesem

Bereich erschließen. Aufgrund der geschätzten Qualität deutscher Produkte im Bereich erneuerbare Energien sind in

Algerien Unternehmen aus Deutschland bevorzugte Partner. Durch eine stabile politische und wirtschaftliche Lage sowie

durch die Liquidität Algeriens, hält der algerische Markt gute Geschäftschancen für deutsche Unternehmen bereit der

allerdings auch mit einigen bürokratischen Hürden verbunden ist.

Die deutsch-algerische Dynamik im Bereich erneuerbarer Energien ist insbesondere nach dem Staatsbesuch des

Präsidenten Abdelaziz Bouteflika im Dezember 2010 in Berlin zu spüren. So wurde in diesem Rahmen eine enge

Zusammenarbeit mit der Dii GmbH seitens des algerischen Präsidenten angekündigt. Bereits im Folgejahr trafen sich in

Brüssel Vertreter des algerischen Ministeriums für Energie und Bergbau und des algerischen Energieversorgers Sonelgaz

unter Leitung von Energieminister Yousef Yousfi, um mit dem EU-Energiekommissar Günther Oettinger und der

Industrieinitiative Dii GmbH die künftige Zusammenarbeit zu erörtern. Ziel der Zusammenarbeit ist es den Export des

Wüstenstroms      nach   Europa     zu   analysieren.   Auch     im    Rahmen     der   dreitägigen    Nordafrika-Reise     von

Bundesaußenminister      Guido     Westerwelle    Anfang     2012     und   im   Rahmen      der   Deutsch     –   Algerischen

Wirtschaftskommission im Jahr 2013 und 2014 wurde die deutsch-algerische Zusammenarbeit im Bereich erneuerbare

Energien hervorgehoben und gemeinsame Ansatzpunkte erläutert.

                                                                                                                                 7
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2. LÄNDERPROFIL                                                                                       Karte Algeriens

2.1. Algerien im Überblick

Fläche:                               2.381.741,0 Km² (2013)1
Einwohner:                            38,1 Millionen (2013) 2
Bevölkerungsdichte:                   15,88 /Km² (2013)
Bevölkerungswachstum:                 1,9 %
Bevölkerung:                          33 Mio. Araber u. Berber
                                      70% unter 30 Jahren
                                      (Deutschland: 33%)
Nationalsprache:                      Arabisch, Amazigh
Amtssprache:                          Arabisch
Geschäftssprache:                     Französisch                                  Quelle: www.ph-ludwigsburg.de/html/2b-frnz-s-
Hauptstadt:                           Algier                                       01/overmann/baf4/algerie/algerie-map.gif

Ballungszentren:                      Algier, Oran, Constantine
                                      Annaba und Setif
Religion:                             Islam, sunnitisch (Staatsreligion)
                                      Unter 1% Christen
Rohstoffe (agrarisch) :               Weizen, Gerste, Hafer, Trauben, Oliven, Zitrusfrüchte, Früchte, Schafe, Rinder
Rohstoffe (mineralisch):              Erdöl, Erdgas, Eisenerz, Phosphate, Uran, Blei, Zink

Gas
Produktion                            2010: 80,4; 2011: 82,7; 2012: 81,5 Mrd. cbm 3
Reserven                              2010: 4,5; 2011: 4,5; 2012: 4,5 Bill. Cbm

Erdöl
Produktion                            2010: 1.698,0; 2011: 1.684,0; 2012: 1.667,0 Tsnd. bpd4
Reserven                              2010: 12,2; 2011: 12,2; 2012: 12,2 Mrd. Barrel

Verwaltungsaufbau:                    Zentralistisch; aufgeteilt in 48 „Wilayate“ (Regierungsbezirke)
Regierungsform:                       Republik
Staatsoberhaupt:                      Abdelaziz Bouteflika (Seit 1999; am 09.04.09 für 5 Amtsjahre wieder gewählt,
                                      Neuwahlen 2014 geplant)
Analphabetenrate:                     18 %5
Wochenende:                           Freitag und Samstag
Zeitzone:                             MEZ + 1 (Nur in der Sommerzeit, Ende März bis Ende Oktober; es wird nicht auf die
                                      Sommerzeit umgestellt)
Wechselkurs:                          Jahresbilanz :     Dezember 2013: 1€ = 108,28 Dinar6

1
  gtai, Algerien, 2013, aufgerufen am 01.04.2014: http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf
2
  gtai, Algerien, 2013, aufgerufen am 01.04.2014:http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf
3
  gtai, Algerien, 2013, aufgerufen am 01.04.2014:http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf
4
  gtai, Algerien, 2013, aufgerufen am 01.04.2014:http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf
5
  Djazaires, 2013, aufgerufen am 01.04.2014: http://www.djazairess.com/fr/maghrebemergent/7682

                                                                                                                                   8
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2.2. Wirtschaft, Struktur und Entwicklung

Mit Djazair al Maghrib, dem arabischen Namen für Algerien, bezeichneten arabische Geografen den fruchtbaren Raum

zwischen dem Mittelmeer und der Barriere der Sahara. Mit knapp über 2,38 Mio. Quadratkilometern ist Algerien heute

das größte Land Afrikas, und umfasst mehr als das 6,5-Fache Deutschlands. Wirtschaft und Bevölkerung konzentrieren

sich auf einen schmalen Streifen im Küstengebiet des Mittelmeers im Norden des Landes. Auf wenig mehr als 10% der

Fläche Algeriens leben hier etwa 80% der Bevölkerung; mehr als 30 Städte mit über 100.000 Einwohnern sind hier

angesiedelt. Arabisch ist eine der drei offiziellen Sprachen neben Französisch und Kabylisch (Amazigh). Die Mehrheit der

Bevölkerung spricht den stark vom Hocharabisch abweichenden algerischen Dialekt mit französischen und berberischen

Sprachelementen. Verkehrssprache ist Französisch. Tamazight (hier: eine Reihe von Berberdialekten) ist seit 2002 als

nationale Sprache anerkannt. Staatsreligion ist der Islam, dem sunnitischen Islam gehört fast die ganze Bevölkerung an.

Es gibt eine kleine christliche und eine verschwindende jüdische Minderheit.

Das algerische Statistikamt7 beziffert die Einwohnerzahl Algeriens für Januar 2014 mit 38,1 Mio. Die Bevölkerung wächst

im Vergleich zu den letzten Jahrzehnten mit spürbar verlangsamtem Tempo. Die natürliche Zuwachsrate ist von 3,14%

zwischen 1971 und 1975 auf 1,44% zwischen 1999 und 2005 zurückgegangen. Die Lebenserwartung ist stetig angestiegen

und lag 2008 bei 75,7 Jahren. Die Kindersterblichkeit ist von 15% im Jahr 1970 um zwei Drittel gefallen. Die

Geburtenrate ist von 8,30 (1970) auf 2,54 (2004) gefallen. Die Bevölkerung ist sehr jung: Ein Viertel ist unter 15 Jahre

alt. Im Großraum der Hauptstadt Algier leben inzwischen mehr als 10% der algerischen Bevölkerung. Hier ist ein

wichtiger Teil der Wirtschaft und des Handels konzentriert, praktisch alle Niederlassungen ausländischer Unternehmen

unterhalten in Algier ihre Büros. Eine bedeutende Großstadt ist zudem Oran, 450 km westlich von Algier, mit einer

weitläufigen Industrieansiedlung: Metall-, chemische, Leicht-, Lebensmittelindustrie, und die Regionalmetropole

Constantine im Osten, ebenso mit verarbeitender Industrie. Annaba ist wirtschaftliches Zentrum Ostalgeriens für

Handel. Standorte des verarbeitenden Gewerbes sind nach den Plänen aus den 60er- und 70er-Jahren häufig in den

Städten des Binnenlandes verteilt. Zentren der Schwerindustrie bilden die 9 Küstenstädte, wiederum Annaba mit seiner

Stahlindustrie - rund 550 km östlich der Hauptstadt Algier - und zwei petrochemischen Komplexe: Arzew - knapp 40 km

von der zweitgrößten Stadt Oran gelegen - und ein weiterer in Skikda, rund 480 km östlich. Die Industriekomplexe in

6
    www.oanda.de
7
    ONS 2012, Population résidente des ménages ordinaires et collectifs (MOC)

                                                                                                                                 9
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Arzew und Skikda sowie die dort gegebenen Raffineriekapazitäten sind mit Pipelines - Erdöl- und Erdgaspipelines aus

dem Landesinneren versorgt.

2.2.1 Makroökonomische Daten

Devisenbestände und Außenhandelsüberschüsse sorgen zurzeit noch für eine gute Einkommenslage für den praktisch

schuldenfreien algerischen Staat. So ist laut Prognosen für das Jahr 2014 weiterhin von einem Wirtschaftswachstum in

Höhe von 3,4% auszugehen. Die algerische Wirtschaft ist seit Ende der 1990er Jahre stabil und verzeichnet stetig hohe

Wachstumsraten. Algerien verfügt über eines der größten Gasvorkommen der Welt und ist ein wichtiger Erdöl- und

Erdgasproduzent. Mit einem Exportvolumen von ca. 97,49% 8 ist die Wirtschaftspolitik allerdings sehr einseitig auf diese

endlichen Ressourcen ausgelegt. Offiziellen Angaben zufolge lagen die Devisenreserven des nordafrikanischen Landes

Ende 2013 bei fast 200 Mrd. US$. Impulse seitens des algerischen Privatsektors werden weiter schwach bleiben:

Bürokratische Hürden und eine Kreditklemme aufgrund einer restriktiven Kreditvergabe des zu 90% staatlichen

Bankensektors hemmen die Entwicklung vor allem kleiner und mittlerer Unternehmen.

Tabelle 1: Gesamtwirtschaftliche Prognosen (reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %)

    Kennzahl                                                      2011       2012 1)    2013 2)   2014 2)

    BIP 3)                                                        2,5        3,3        3,1       3,7

    Bruttoanlageninvestitionen 3)                                 39,8       38,7       39,2      39,5

    Privater Verbrauch                                            5,1        3,7        4,4       5,5

    Staatlicher Verbrauch                                         12,0       10,0       5,2       4,5

    Wareneinfuhr(Mrd. US$, fob)                                   2,2        3,6        5,3       5,8

    Warenausfuhr(Mrd. US$, fob)                                   -0,6       -0,6       4,1       3,7

    Arbeitslosenrate (%) 3)                                       11,0       10,0       10,0      9,8

    Inflationsrate ( % des BIP)                                   7,8        8,9        5,0       4,5

    Staatsverschuldung ( % des BIP)3)                             24,9       21,1       20,1      18,4
1) Schätzungen, 2) Prognosen, 3) IWF April 2013
Quellen: EIU, Country Report Algeria, August 2012; IWF April 2012, GTAI Report 20139

8   Centre National de l’informatique et des statistiques des Douanes
9
    gtai, Algerien, aufgerufen am 01.04.2014:http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf

                                                                                                                            10
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Der hohe Anstieg der Inflationsrate im Jahr 2012 auf 8,9 % ist auf die massive Lohnerhöhung im Staatssektor Ende 2011

aber auch auf die starke Subventionierung der Grundnahrungsmittelpreise und Treibstoffe zurückzuführen. Soziale

Spannungen kommen immer wieder vereinzelt vor, stellen jedoch keine wesentliche Gefahr für den gesellschaftlichen

Ablauf dar. Auf kurz- bis mittelfristige Sicht ist die Kontrolle über die Inflation, die Tragfähigkeit der öffentlichen

Finanzen und das Wirtschaftswachstum außerhalb des Ölsektors ein wichtiges Ziel der algerischen Regierung. Die

Arbeitslosenrate betrug im Jahr 2012 10,0 % und ist im Jahr 2013 nicht gesunken. Die Prognosen besagen für das Jahr

allerdings 2014 einen Rückgang von 0,20 % Der Großteil der arbeitslosen Bürger sind Frauen und Jugendliche.

Die Erdöl-und Erdgasindustrie wirkt sich auch negativ auf die algerische Wirtschaft aus, es handelt sich dabei um

beschäftigungsarme Bereiche für die algerische Bevölkerung. Aufgrund der unzureichenden Diversifizierung der

Wirtschaft besteht eine mangelnde internationale Wettbewerbsfähigkeit des Landes.

2.2.2. Außenwirtschaft

Dank weiterhin stabilen Ölpreisen und neuen Kapazitäten bei den Gasexporten geht man auch in Zukunft von einer guten

finanziellen Ausstattung des Landes aus. So konnte im Jahr 2011 einen Außenhandelsüberschuss von ca. 20 Mrd. US$

verzeichnet werden, Experten gehen weiterhin für die Jahre 2012 – 2016 von Überschüssen von durchschnittlich 35 Mrd.

pro Jahr US$ aus.

Um die ambitionierten Investitionsvorhaben Algeriens zu realisieren, bedarf dies den Import an Ausrüstungs-und

Produktionsgütern, vor allem in den Bereichen Petrochemie, Bauwirtschaft sowie Ausrüstung der Kraftwerke. Trotz der

Versuche der algerischen Regierung die Importe zu senken, wachsen diese stetig weiter. Um die Importe zu drosseln hat

die algerische Regierung diese durch eine Akkreditivpflicht, kurze Zahlungsziele und ein Verbot von Krediten für

Konsumgüter erschwert. Darüber hinaus werden in allen Bereichen Know-How Transfers sowie Industriepartnerschaften

angestrebt um eine Diversifikation der algerischen Wirtschaft zu erzielen und die nationale Produktion zu fördern. Durch

die Verbesserung des Pro-Kopf-Einkommens der algerischen Haushalte, insbesondere bei den Staatsbeschäftigten, stellt

das Land einen wichtigen Exportmarkt für Konsumgüter dar. Dadurch erreichten die Importe Algeriens zu Beginn des

Jahres 2013 einen neuen Rekordwert.

                                                                                                                            11
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Abbildung 1: Importentwicklungen in Algerien (in Millionen USD)

                       Quelle : http://www.tradingeconomics.com/algeria/imports

Auch die Exporte des Landes steigen, wenn auch nur langsam. Das höchste Wachstum ist in den Jahren 2010 und 2011

mit einem Anstieg von 27,4 % verzeichnet worden. Seit dem Jahr 2011 steigen die Exporte konstant um durchschnittlich

unter 3 % pro Jahr. Zu den wichtigsten algerischen Aufuhrgütern gehören insbesondere Öl und Gas gefolgt von

Ammoniak, Phosphat und Datteln.

Tabelle 2: Exporte Algerien (in Mrd. US$)

     2010                2011                  2012                   2013
      57,1                72,8                  73,4                  75,4
Quelle: http://www.gtai.de/GTAI/Content/DE/Trade/Fachdaten/MKT/2008/06/mkt20080612133200_159260.pdf

Die EU ist mit einem Anteil von 49 % der algerischen Exporte und 50,6 % der Importe der wichtigste Handelspartner des

Landes. 96,5 % der algerischen Exporte an die EU sind Erdöl-und Gas. Die EU hat im ersten Halbjahr Jahr 2012

insgesamt Waren im Wert von 16,6 Mrd Euro aus Algerien importiert, was einen Zuwachs von 23,1 % zum Vorjahr

darstellt. Im Vergleich wurden im ersten Halbjahr 2012 Waren im Wert von 9,8 Mrd. Euro nach Algerien exportiert. Dies

stellt einen Zuwachs des Exportvolumens um 13,3 % dar. Im Jahr 2010 waren 90 % der Gasexporte für die EU

                                                                                                                            12
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bestimmt. Im Jahr 2005 ist das Assoziationsabkommen zwischen der EU und Algerien in Kraft getreten und sichert somit

algerischen Industrieprodukten einen zollfreien Zugang nach Europa.

2.2.3. Staatliches Programm zur Diversifizierung der Wirtschaft

Mit einem BIP, welches zu 98% auf dem Verkauf von Erdöl basiert, hat die algerische Regierung die wirtschaftliche und

gesellschaftliche Gefahr erkannt, die von der Abhängigkeit der Erdöleinnahmen ausgeht. Um diese Missstände zu

beheben wurden öffentliche Mittel bewillgt um Kleinstunternehmen zu fördern. Durch die ANSEJ-Initiative zur

Förderung        von    Jungunternehmen,         konnten    seit   ihrer   Verabschiedung       im    Jahr   1998   mehr   als   60.000

Kleinstunternehmen gegründet werden. Leider konnten die gegründeten Unternehmen trotz ihrer Bemügungen auf

nationaler und internationaler Ebene ihr Potenzial aufgrund mangelnder Unternehmenskultur und Führungspotenzial

nicht entwickeln. Aus diesem Grund will die algerische Regierung Investitionen für ausländische Unternehmen

vereinfachen, um den kleinen und mittelständischen Unternehmen zu ermöglichen in Algerien Fuss zu fassen und sich so

beim Aufbau und der Verfestigung des wirtschaftlichen Netzes zu beteiligen. Aus diesem Grund gibt es nationale

Agenturen (wie z.B. ANDI) in Algerien, um die ausländischen Direktinvestitionen und den daraus resultierenden

Geschäftseinstieg in Algerien zu vereinfachen.

Das wichtigste Investitionsprogramm ist aktuell der Fünfjahresplan, der von der algerischen Regierung im August 2010

beschlossen wurde. In diesem Rahmen wurden 21 Mrd. US$ für die wirtschaftliche Entwicklung vorgesehen. Für die

Modernisierung von staatlichen sowie kleinen und mittleren Unternehmen wurden 7 Mrd. US$ und für die Bekämpfung

der Arbeitslosigkeit 5 Mrd. US$ vorgesehen. Darüber hinaus wurden insgesamt 189 Mrd. US$ für die Verbesserung der

Lebensverhältnisse (Wohnungsbau, Schulen, Universitäten, Trinkwasser-und Stromversorgung) und den Aufbau und

Modernisierung der Infrastruktur (Strassen, Eisenbahn, Flughäfen, Häfen etc.) eingeplant. Die Regierung hat in diesem

Rahmen eine grosse Anzahl von Grossprojekten in Angriff genommen:

Tabelle 3: Der Fünfjahresplan für den Zeitraum 2010-2014 10

Ressort                                    Budget in        Beschreibung

                                           Mrd. US$

Bildung                                    98               5.000 neue Schulen und Schaffung von Kapazitäten für 600.000 neue

                                                            Studienplätze und 300 Ausbildungszentren

Gesundheit                                 6,4              172 Krankenhäuser, zzgl. Spezialkliniken und 400 Polykliniken

10
     Ambassade de France, 2014, aufgerufen am 01.04.2014, http://www.tresor.economie.gouv.fr/File/334875

                                                                                                                                    13
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Wohnungsbau                           38,7           2 Mio. neue Wohnungseinheiten; 1,2 Mio. sollen bis 2014 fertig

                                                     gestellt werden

Ressort                               Budget in      Beschreibung

                                      Mrd. US$

Wasser                                21,5           Verbesserung der Wasserversorgung durch den Bau von 35 Dämmen,

                                                     Transfersystemen und 34 Meerwasserentsalzungsanlagen, Bau von 35

                                                     Staudämmen, 25 Wassertransportleitungen und 19 Kläranlagen

Verkehr (Straße, Schiene, Flug-       61,7           Modernisierung und Ausbau von Schienen und Straßennetz,

und Seehäfen)                                        Nahverkehr und Häfen, Straßenbau (2500 Km), Straßensanierung

                                                     (12 500km) + Bau von 17 Eisenbahnlinien (6000 Km) + Ausbau der

                                                     U-Bahnlinien      in    Algier     und     Oran,     Errichtung      eines

                                                     Straßenbahnnetztes in 14 algerischen Städten

2.3 Politik

Die demokratische Volksrepublik Algerien ist seit 1962 unabhängig und besitzt gemäß der Verfassung aus dem Jahr 1996

ein semi-präsidentielles Regierungssystem. Alle fünf Jahre wird der Präsident der Republik durch das Volk gewählt. Der

algerische Präsident ist nicht vom parlamentarischen Vertrauen abhängig und ernennt beziehungsweise entlässt den

Ministerpräsidenten nach eigenem Ermessen. Im April 1999 wurde Abdelaziz Bouteflika als einziger Kandidat zum

Präsidenten gewählt.

Die nächsten Präsidentschaftswahlen in Algerien sollen am 17. April 2014 stattfinden. Der algerische Staatschef Abdelaziz

Bouteflika, dessen gesundheitlicher Zustand mehr als fragwürdig ist und der seit einem Schlaganfall vor einem Jahr im

Rollstuhl sitzen muss, wird auch in diesem Jahr als Präsident kandidieren. Aufgrund seiner anhaltenden

Sprachprobleme, welche auf den Schlaganfall zurückzuführen sind, wurde die Bekanntgabe einer erneuten Kandidatur

für das vierte Mandat per Brief an die algerische Bevölkerung veröffentlicht. Schon seit zwei Jahren haben sich die

öffentlichen Auftritte des algerischen Staatschefs drastisch reduziert.

Neben Abdelaziz Bouteflika stehen sechs weitere Kandidatenim Wahlkampf. Als stärkster Herausforderer gilt Ali Benflis

der zwischen 2000 und 2003 Premierminister des Landes war. Der 69-Jährige Kandidat verspricht der algerischen

Bevölkerung die Korruption im Land zu bekämpfen, eine Demokratie mit einem unabhängigen Justizsystem einzuführen

und für die algerische Jugend neue Perspektiven zu schaffen. Man geht allerdings trotz des gesundheitlichen Zustandes

                                                                                                                            14
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des algerischen Staatschefs von einer Wiederwahl aus. Nach einem blutigen Bürgerkrieg in den 90er Jahren zwischen

Islamisten hat das Land trotz politischer, wirtschaftlicher und sozialer Defizite viel Stabilität erreicht wodurch Abdelaziz

Bouteflika als zentrale Figur für politische und wirtschaftliche Stabilität im Land gilt. Unter seiner Leitung wird im Land

hart gegen Terrorismus durchgegriffen. Gegen vereinzelte Gruppierungen, die aus der FIS-Zeit übrig geblieben sind,

sowie sich neu formierende Gruppen, wie die sich selbst als „Al-Qaida des Maghreb“ (AQMI) bezeichnende

Terrorgruppen, hat die Regierung immer wieder erfolgreiche Militäroperationen durchführen können, welche allerdings

Vergeltungsanschläge gegen Regierungsmitglieder und – institutionen zur Folge haben.

Er hatte sich für eine Aussöhnung mit den islamistischen Extremisten starkgemacht und das Land weitgehend zu

befrieden vermocht. Gegen die hohe Arbeits- und der Perspektivlosigkeit vor allem der jungen Bevölkerung in diesem an

Gas- und Erdölvorkommen reichen Land hat Bouteflika jedoch nie ernsthaft etwas ausrichten können. Dennoch stehen

nicht nur der Staatsapparat und die Armee hinter ihm; auch der größte Arbeitgeberverband sowie die Gewerkschaften

und die mächtige staatliche Öl- und Gasförder-Firma Sonatrach unterstützen den Staatschef.

Die algerische Bevölkerung ist über die erneute Kandidatur des alten und kranken Staatschefs empört. Zahlreiche

Bürgerbewegungen wie beispielsweise „Barakat“ (auf Deutsch „ Es reicht“) demonstrieren regelmäßig gegen das vierte

Mandat des Staatschefs und haben sich vom „arabischen Frühling“ inspiriert. Die Gruppierungen bestehen hauptsächlich

aus Intellektuellen und Studenten die für eine jüngere Führung im Land sind.

Vom „arabischen Frühling“ 2011 blieb Algerien weitestgehend unberührt. Es gab im Land vereinzelte Unruhen die

allerdings nicht mit den Aufständen von Ägypten, Libyen oder Tunesien zu vergleichen sind. Durch die Erinnerung an

den Bürgerkrieg in den 90er Jahren mit mehr als 100 000 Toten war das algerische Volk eher zurückhaltend.

Zugeständnisse der Regierung, wie z.B. die Aufhebung des seit 19 Jahren geltenden Ausnahmezustands, eine

Ankündigung der Erhöhung staatlicher Ausgaben, z.B. für öffentliche Hilfsgelder oder Arbeitsplätze, sowie politischer

Reformen verhinderten eine Ausweitung der sozialen Unruhen.

Durch den Anschlag in In Amenas wurde Anfang 2013jedoch Algeriens Glaubwürdigkeit in Mitleidenschaft gezogen. Bei

dem Anschlag sind 42 Ausländer und mindestens 50 Algerier ums Leben gekommen. Die Gasproduktion in In Amenas

ist inzwischen wieder vollständig hochgefahren. Die Investoren sind zurück in Algerien, allerdings ist der Süden des

Landes massiv mit Sicherheitskräften rund um die Erdöleinrichtungen ausgestattet worden, so dass man von keinen

weiteren wirtschaftlichen Auswirkungen ausgeht.

Mitgliedschaft in internationalen Wirtschaftszusammenschlüssen und – abkommen

                                                                                                                            15
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Algerien ist neben den Vereinten Nationen Mitglied in wirtschaftsrelevanten internationalen Organisationen, wie dem

Internationalen Währungsfond IWF, der UN-Wirtschaftskommission für Afrika ECA, der Welternährungsorganisation

FAO, der Afrikanischen Union (AU), der Arabischen Liga , der Organisation erdölexportierender Staaten (OPEC) sowie

der Organisation arabischer erdölexportierender Staaten (OAPEC) vertreten. Darüber hinaus hat Algerien bedeutende

internationale   Abkommen        unterzeichnet,    die    ausländische    Investitionen    und    die     grenzüberschreitende

Wirtschaftstätigkeit vereinfachen: So ist Algerien dem New Yorker Übereinkommen über die Anerkennung und

Vollstreckung    ausländischer     Schiedssprüche,       dem   Washingtoner      Übereinkommen          zur   Beseitigung   von

Investitionsstreitigkeiten und dem Übereinkommen zur Errichtung der multilateralen Investitionsgarantie-Agentur

(MIGA-Übereinkommen) beigetreten. Außerdem hat Algerien das IRENA-Abkommen (International Renewable Energy

Agency) für die Förderung von erneuerbaren Energien in wissenschaftlichen Kooperationen, im Bildungswesen, im

Finanzsektor, usw. unterzeichnet. Algerien hat auch das KYOTO Protokoll im Jahr 2005 unterzeichnet und den

politischen Willen zur Reduzierung der Emissionen gezeigt. Um die festgelegten Ziele im Kyoto-Protokoll zu erfüllen,

muss der Primärenergieverbrauch im Energiemix gesenkt oder fossile Energieträger durch CO2-ärmere gezielt ersetzt

werden. Die Lösung wäre eine vermehrte Energiegewinnung aus erneuerbaren Energiequellen. Zusätzlich hat Algerien im

April 2010 den Clean Development Mechanism (CDM) eingeführt, welcher einer der vom Kyoto-Protokoll vorgesehenen

flexiblen Mechanismen ist. Dafür wurde eigens die Autorité Nationale Désignée (AND) gegründet, die von der CDM

betreut wird.

Seit der Unterzeichnung des Gasabkommens wurde eine große Anzahl an Initiativen ins Leben gerufen, um eine

einheitliche Stromversorgung zwischen Europa und Nordafrika, sei es durch fossile oder aber auch durch erneuerbare

Energien, zu gewährleisten. So beispielsweise das MedTSO, ein Verbund von Stromnetzbetreibern am Mittelmeer die

das Ziel haben ein einheitliches Stromnetz zu etablieren. Das Projekt Medring hat sich zum Ziel gemacht, das große

Sonnenstrom-und Windkraftpotenzial in der Mittelmeerregion aufzubauen. EUROMED ist ein Projekt mit dem Ziel ein

einheitliches Stromnetz zwischen Algerien, Marokko und Tunesien und der EU zu entwickeln, indem die Gesetze-und

Reglungsrahmen aufeinander abgestimmt werden. Eine der bekanntesten Initiativen ist die im Oktober 2009 gegründete

Desertec Industrial Initiaitive (DII). Desertec steht für die Vision einer nachhaltigen Energieversorgung aus den

Wüstenregionen der ganzen Welt. Die Initiative ist ein Industrie-Konsortium das sich zum Ziel gemacht hat, den durch

die Sonne und Wind erzeugten Strom aus dem Nahen Osten und Nordafrika für die jeweiligen nationalen Bedürfnisse

auszubauen und einen Export nach Europa anzustreben. Im Dezember 2011 hat die Dii GmbH ein MoU mit dem

staatlichen algerischen Stromversorger Sonelgaz unterzeichnet. Ziel dieser Kooperation ist es, gemeinsam die

Möglichkeiten zum Aufbau erneuerbarer Energien voranzutreiben, die Erneuerbare-Energien-Strategie Algeriens zu

                                                                                                                            16
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unterstützen und eine Kooperation mit Europa bei konkreten Referenzprojekten zu ermöglichen, etwa in Form von

Exportabkommen. Im Fokus der Zusammenarbeit zwischen Sonelgaz und Dii GmbH steht die Identifikation von

Referenzprojekten mit einer Gesamtkapazität von 1 GW – hiervon sind 900 MW für den Export und 100 MW für den

lokalen Verbrauch vorgesehen. In diesem Zusammenhang werden alle relevanten Technologien untersucht (CSP:

Parabolrinnen, Solartürme und Fresnel, Photovoltaik und Wind Onshore), mögliche Kraftwerksstandorte identifiziert

und der erforderliche Netzausbau inkl. Übertragungsleitungen nach Europa beschrieben.11

2.4 Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland

Die Produktpalette deutscher Unternehmen passt optimal in die Entwicklung der algerischen Volkswirtschaft und

Ausrichtung der nationalen Investitionsprogramme. So beteiligen sich deutsche Unternehmen seit der Unabhängigkeit

aktiv am Aufbau und der Entwicklung des Landes. Anfang 2014 sind in Algerien 220 deutsche Unternehmen mit 2000

deutschen Arbeitskräften tätig und verstehen sich als effizienten und leistungsfähigen Partner. Deutsche Produkte

genießen von jeher einen ausgezeichneten Ruf. Durch die Gründung der deutsch-algerischen gemischten

Wirtschaftskommission im März 2011 ist ein sehr gutes Gremium geschaffen worden, um die Anliegen der deutschen

Wirtschaft bei den politischen Entscheidungsträgern beider Länder besser zu positionieren. Seit dem Jahr 2011 wurde die

deutsch-algerische Wirtschaftskommission im 1-Jahrestakt weitergeführt. Die vierte Sitzung fand im März 2014 unter

Vorsitz von Stefan Kapferer, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie der Bundesrepublik

Deutschland, und Amara Benyounes, Minister für Industrie, kleine und mittlere Unternehmen und Investitionsförderung

der Demokratischen Volksrepublik Algerien in Algier statt. Herr Kapferer wurde von einer 40 köpfigen deutschen

Wirtschaftsdelegation nach Algerien begleite wobei die Themen Energie, Erneuerbare Energien, Wasser Gesundheit und

Sicherheitstechnologien im Fokus standen. Die nächste Sitzung soll im ersten Halbjahr 2015 in Berlin tagen.

2.4.1. Deutsch-Algerischer Außenhandel

Tabelle 4: Deutsch-Algerischer Außenhandel

Außenhandel
Deutschland-Algerien
(Mrd. Euro)                                      2010       %           2011      %            2012      %            2013              %
Deutsche Einfuhren                               0,70 0,00              2,00 185,70            1,80 -10,00            2,00           4,80
Deutsche Ausfuhren                                1,40 -12,50           1,60 14,30             1,80 12,50             2,10          12,60
Saldo                                              0,7                  -0,4                      0                     0,1
Quelle: gtai,   Algerien, 2013, aufgerufen am 01.04.2014 http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf#page=4&zoom=auto,0,574

11
     Expertengespräch (Sonelgaz-Dii GmbH)

                                                                                                                                        17
ZIELMARKTANALYSE
Algerien: Offgrid-Lösungen für Industrie und Landwirtschaft (Eigenverbrauch)
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Der deutsch-algerische Außenhandel entwickelt sich weiterhin positiv. So lagen die deutschen Exporte im Jahr 2013 bei

2,1 Mrd. Euro was ein Wachstum von 12,6 % im Vergleich zu Vorjahr darstellt. Auch die Importe aus Algerien, die 2 Mrd.

Euro betragen, haben bei 4, 8 % Wachstum eine positive Entwicklung genommen. Somit platziert sich Deutschland an

der fünften Stelle, hinter Frankreich, China, Italien und Spanien der algerischen Hauptlieferanten im Jahr 2012.

Abbildung 2: Hauptlieferanten im Jahr 2012

Quelle:   gtai, Algerien, 2013, aufgerufen am 01.04.2014   http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf

Bei den deutschen Lieferungen dominierten im Jahr 2012 insbesondere Kfz- und Teile mit insgesamt 31,8 % der

gesamten Ausfuhrgüter gefolgt von Maschinen und Anlagen (17,0 %) und chemischen Erzeugnissen (13,7 %).

Bei den deutschen Einfuhrgütern dominieren Erdöl mit 97,7 %, chemische Erzeugnisse (1,6 %), Rohstoffe (0,4 %), und

Nahrungsmittel (0,1 %)

Abbildung 3: Deutsche Ausfuhrgüter im Jahr 2012

Quelle: gtai,   Algerien, 2013, aufgerufen am 01.04.2014   http://ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/algerien.pdf

                                                                                                                            18
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Algerien: Offgrid-Lösungen für Industrie und Landwirtschaft (Eigenverbrauch)
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Um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Algerien weiterhin zu fördern, wurden einige Abkommen

zwischen beiden Ländern verabschiedet, so beispielsweise das Investitionsschutzabkommen, ein Schifffahrtsabkommen,

ein Luftverkehrsabkommen sowie ein Abkommen zur Vermeidung von Doppelbesteuerung.

2.4.2. Direktinvestitionen

Einige deutsche Unternehmen wie E.ON, BASF, DHL, Henkel, Knauf, Linde Gas, Messer, ZF und Siemens konnten sich

dank Investitionen gut auf dem algerischen Markt positionieren. Auch die Daimler AG hat im Jahr 2011 mit dem

algerischen Staat und der Aasbar Investment PJS eine Absichtserklärung zur Montage von LKW und Bussen

unterzeichnet.

Knapp 220 deutsche Unternehmen sind derzeit mit Niederlassungen, Repräsentanzen und Verbindungsbüros in Algerien

vertreten. Eine Hemmschwelle für deutsche Unternehmen stellt jedoch die Sprache dar. Anders als in den Golfstaaten ist

Französisch die Geschäftssprache des Landes. Viele Unternehmen lassen aus diesem Grund ihre Geschäfte durch ihre

französische Niederlassung laufen.

Im Februar 2005 wurde der deutsch-algerische Unternehmerverband APREAA gegründet, welcher am 3. Oktober 2005

in eine bilaterale Handelskammer umgewandelt wurde. Die deutsch-algerische Industrie-und Handelskammer ist

seitdem Teil des Auslandshandelskammernetzes des DIHK und stellt mit 400 Mitgliedern eine der größten

Handelskammern in Algerien dar.

2.4.3. Potenziale für deutsche Unternehmen auf dem algerischen Markt

Deutsche Unternehmen genießen in Algerien einen sehr guten Ruf. Dies resultiert insbesondere aus der engen

wirtschaftlichen Verknüpfung in der Vergangenheit. 80% der in den 70er und 80er Jahren in Algerien gebauten

Industriekomplexe     wurden     mit   deutschem     Know-How       und   deutscher    Technologie     errichtet.   Durch   die

Investitionsprogramme der algerischen Regierung entstehen für deutsche Unternehmen insbesondere Marktchancen in

Projekten für Infrastruktur, Bauvorhaben, Projekten im Gesundheitswesen und im Energie- und Umweltsektor.

So wurde von der algerischen Regierung ein Investitionsvolumen in Höhe von 12 Mrd. US$ zur Verfügung gestellt um die

Ost-West Autobahn bis 2016 auf 1216 km auszubauen. Darüber hinaus soll für die Verbindungsstrecken eine große

Anzahl von Mautstationen, Rastparkplätzen, und Tankstellen erbaut werden. Auch das Schienennetz soll im gesamten

                                                                                                                            19
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Land von 4000 km aus 12.000 km erweitert werden. Bereits bestehende Verbindungen sollen saniert und elektrifiziert

werden. Die U-Bahn in Algier soll bis 2017 bis zum Flughafen erweitert werden und neue Straßenbahnlinien in

verschiedenen Regionen des Landes (Biskra, Bechar, Tlemcen, Djelfa, Skikda, Blida, Tbessa und Bejaja) errichtet werden.

Weiterhin sollen bereits bestehende Häfen in Algerien modernisiert und saniert werden. In anderen Bereichen wie

beispielswiese der Wasserversorgung entstehen für deutsche Unternehmen insbesondere beim Bau von Kläranlagen

Geschäftschancen. So sollen insgesamt 55 neue Kläranlagen im Rahmen des Projekts EAU II12 realisiert werden. Das

Projekt wird mit 40 Mio. US$ von der algerischen Regierung und mit 30 Mio. US$ von der EU finanziert. Um die Städte

im Süden mit Wasser bzw. Trinkwasser zu versorgen, sollen bis 2015 Staudämme mit einer aktuellen Kapazität von 7

Mrd. m3 auf 8,9 Mrd. m3 ausgebaut werden. Deutsche Unternehmen können sich in Algerien auch am Bau von

Wasseraufbereitungs- und Entsalzungsanlagen beteiligen. Durch den Fünfjahresplan entstehen auch Marktchancen im

sozialen Wohnungsbau, so sollen insgesamt 50 Mrd. US$ in den Bau von neuen Wohneinheiten, soziale Wohnungen und

privaten Wohnungen investiert werden.

Auch im Bereich der fossilen Energie bestehen insbesondere für den Bau von Anlagen und Ausrüstungen

Geschäftschancen. Es wurden Budgets für den Bau von Pipelines, Raffinerien und petrochemischen Anlagen von der

algerischen Regierung freigegeben. Weiterhin wurde die Errichtung eines Phosphatwerks bekanntgegeben.

Zukünftig an Bedeutung gewinnen werden auch die Nahrungsmittelindustrie und der Konsumgüterbereich.

Dieser enorme Modernisierungsbedarf mit inhärentem Geschäftspotential insbesondere bei der algerischen Infrastruktur

sollte seitens deutscher Unternehmer nicht unterschätzt werden. Die Investitionen sind dank der guten Einkommenslage

des Staates gerade durch Außenhandelsüberschüsse aus den Erdöl- und Erdgasexporten, aber auch aus hohen

Devisenbeständen möglich.

2.5. Investitionsklima - und förderungen

Algerien bietet ausländischen Investoren aufgrund der makroökonomischen Stabilität und der beträchtlichen

Investitionsprogramme der algerischen Regierung großes Potential, jedoch ist das Geschäftsklima für die Investoren noch

nicht optimal. So ist der Eintritt auf dem algerischen Markt mit einigem Bürokratieaufwand verbunden. Gleichzeitig

besteht die Notwendigkeit eines mehrheitlichen lokalen Partners bei einer Tochtergesellschaft vor Ort (51 %/49 %).

12
  Delegation der EU-Kommission, Projektliste Algerien, 2014, aufgerufen am 01.04.2014:
http://eeas.europa.eu/delegations/algeria/projects/list_of_projects/programme_eau_fr.htm

                                                                                                                            20
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Algerien ist aufgrund mangelnder lokaler Produktion von Gütern aller Art, insbesondere Halbfabrikate wie Eisen und

Stahl sowie Nahrungsmittel, auf Importe angewiesen. Um die Handelsbilanz nicht zu belasten, versucht die algerische

Regierung die Importe zu reduzieren. So führe die Regierung Mitte 2009 ein Einfuhrverbot für Gebrauchtmaschinen und

ein Verbot von Verbraucherkrediten ein. Für in Algerien produzierende Unternehmen und im Dienstleistungsbereich

aktive algerische Unternehmen ist die Akkreditivpflicht seit dem 1. August 2011 aufgehoben. Diese können von nun an für

ihren Eigenbedarf das Dokumenteninkasso oder den freien Transfer nutzen. Hierbei gibt es auch keinen Unterschied

zwischen öffentlichen und privaten Bestellern. Auch für Unternehmen die Waren importieren gibt es Vereinfachungen, so

wurde die Akkreditivpflicht am 01.01.2014 aufgehoben. Das bedeutet, dass grundsätzlich die Abwicklung der Zahlung

über   Dokumentenakkreditiv          oder   Dokumenteninkasso     möglich     ist.   Weiterhin   wurde     die   Einfuhr    von

Gebrauchtmaschinen nach Algerien vereinfacht. Seit Anfang 2014 besteht allerdings für alle importierten Waren eine

Etikettierungspflicht jeder Produktionseinheit und ein Qualitätszertifikat für Zoll. Zum Ende des Jahres 2013 wurden

einige Vereinfachungen für algerische Investoren geschaffen um das Investitionsklima im Land zu verbessern. Weitere

Vereinfachungen sind bis zum Ende des Jahres 2014 angekündigt worden.

Trotz einer langsamen Verbesserung der Investitionsbedingungen verlaufen die Investitionen weiterhin positiv. Die

Anzahl der Investitionsprojekte außerhalb des Kohlenwasserstoffsektors sind im ersten Halbjahr 2013 gegenüber dem

Vorjahr um 55 % gestiegen und die Anzahl der Investitionsvorhaben hat sich verdreifacht. So hat der französische

Konzern LAFARGE auf der Basis von 51/49 Kapitalanteilen in den Bau eines Zementwerks investiert. Die Daimler AG hat

mit dem algerischen Staat und der Aasber Investments PJS eine Absichtserklärung zur Montage von Lkw und Bussen

unterzeichnet.

Der algerische Investitionsrat CNI (Conseil national de l´investissement) hat im 1. Halbjahr 2013 insgesamt 90

Investitionsprojekte   13   mit einem Gesamtwert von 6,4 Mrd. $ (rund 4,9 Mrd. Euro) freigegeben. Bei 24 Projekten sind

ausländische Direktinvestitionen mit einer Summe von rund 2,2 Mrd. Euro beteiligt. Im 1. Halbjahr 2012 lag die Zahl

noch bei acht Projekten. Der Wert der verbleibenden 66 Projekte summiert sich auf rund 2,7 Mrd. Euro.

Darüber hinaus wird die positive Entwicklung der Investitionen in Algerien durch das Inkrafttreten verschiedener

bilateraler und multilateraler Abkommen begünstigt. Seit Unterzeichnung des EU-Assoziierungsabkommen (in Kraft seit

dem 1. September 2005) kann eine Vielzahl von Warengruppen zollfrei nach Algerien importiert werden. Für andere

Produktgruppen sollen die Zollsätze schrittweise reduziert werden. Ziel ist die Schaffung einer Mittelmeer-

Freihandelszone bis 2017.

13
  Delegation der EU-Kommission, Projektliste Algerien, 2014, aufgerufen am
01.04.2014:http://eeas.europa.eu/delegations/algeria/projects/list_of_projects/programme_eau_fr.htm

                                                                                                                            21
ZIELMARKTANALYSE
Algerien: Offgrid-Lösungen für Industrie und Landwirtschaft (Eigenverbrauch)
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Algerien hat auf internationaler Ebene folgende Abkommen für die Erhöhung der Rechtssicherheit sowie für

Investitionen und Handel unterzeichnet: Das New Yorker Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung

ausländischer Schiedssprüche, das Washingtoner Übereinkommen zur Beseitigung von Investitionsstreitigkeiten und das

Übereinkommen zur Errichtung der Multilateralen Investitionsgarantie-Agentur (MIGA-Übereinkommen vom 11.

Oktober 1985). Algerien ist Mitglied der internationalen Wirtschaftszusammenschlüsse OUA, ECA, FAO, OPEC und

OAPEC. Die algerische Investitionscharta regelt ein Investitionsfördersystem und stellt den Investoren im Rahmen von

Unternehmensgründungen die regionalen Guichets Uniques (One-Stop-Shops) als zentrale Anlaufstellen zur Seite.

3. ENERGIEMARKT
3.1. Energiepolitische Ziele und Strategie

Der algerische Energiemarkt wird von den landeseigenen Erdgas-und Erdölvorkommen bestimmt. Die Grundelemente

für die nationale Energiepolitik wurden im Dezember 1981 verabschiedet. Demnach beruht die Energiestrategie der

algerischen Regierung auf folgenden drei Prinzipien:

     •   Die Versorgung der einheimischen Stromkonsumenten mit flächendeckender und beständiger Elektrizität.

     •   Die Schonung der eigenen Energieressourcen, um eine zukünftige Energie-Unabhängigkeit des Landes zu

         garantieren.

     •   Die Förderung der Exporte, um Gelder für das Wachstum der algerischen Sozialwirtschaft bereitstellen zu

         können.

Auf Basis dieser Prinzipien wurde 1984 ein „Modell des Nationalen Energieverbrauchs“ formuliert, welches zwischen

Förderung und Rationalisierung der Energienutzung unterscheidet. Das Programm14 enthält folgende Punkte:

     •   Die bevorzugte Verwendung von Erdgas.

     •   Die Nutzung von verflüssigtem Erdgas (LNG).

     •   Die zunehmende Herabsetzung des Kohlenwasserstoffanteils in der nationalen Energiebilanz, Energiesenkung

         durch den Einsatz von energieeffizienteren Technologien.

     •   Förderung und Entwicklung der Erneuerbaren Energien.

14
  Delegation der EU-Kommission, Projektliste Algerien, 2014, aufgerufen am 01.04.2014:
http://www.creg.gov.dz/index.php/fr/legislation/maitrise-de-l-energie

                                                                                                                            22
ZIELMARKTANALYSE
Algerien: Offgrid-Lösungen für Industrie und Landwirtschaft (Eigenverbrauch)
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Die Energienachfrage in Algerien wird aufgrund der stetig wachsenden Bevölkerung, des sich verbessernden

Lebensstandards sowie der stetig wachsenden Industrie und der positiven wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2014 um

14 % steigen. Vergleichsweise betrug der Anstieg der Energienachfrage zwischen den Jahren 2009-2011 durchschnittlich

5,6 % pro Jahr. Um eine Strategie zur Deckung des Strombedarfes zu entwickeln, hat die Kommission zur Regulierung

von Elektrizität und Gas (CREG) für den Zeitraum von 2010-2019 eine indikative Studie mit einem Durschnitts- sowie

einem expansivem Szenario zur Energienachfrage erstellt.

Abbildung         4:    Zusätzliche         Jahreskapazitäten             und      existierende   Anlagen   2012   –   2019   im

durchschnittlichen Szenario

Quelle: CREG http://www.creg.gov.dz/images/stories/PDF/programme_indicatif_electricite_2010.pdf

Abbildung 5: Zusätzliche Jahreskapazität und existierende Anlagen 2010-2019 im expansivem Szenario

Quelle: CREG http://www.creg.gov.dz/images/stories/PDF/programme_indicatif_electricite_2010.pdf

                                                                                                                              23
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