Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen - WDR

Die Seite wird erstellt Nils Marquardt
 
WEITER LESEN
Alle Wetter! - Was sich am Himmel
                                                   zusammenbraut, war schon immer Thema der
                                                   Religionen

Lebenszeichen                                      Von Ulrike Burgwinkel
                                                   15.07.2018

         O-Ton Pleiger:
         Wir haben Zeus, der die Blitze schleudert, wir haben Petrus, der in unseren Breiten
         über den Schlüssel für den Himmel verfügt und wenn er die Türen und Pforten öffnet,
         beginnt es zu regnen. Wir haben sehr sehr viele Geschichten, die mit Göttern zu tun
         haben.

         O-Ton Schwanke:
         Seit sich die Menschen mit dem Wetter beschäftigen, gibt es Wettergötter. Das
         Spannende am Wetter ist ja: es passiert da draußen. Es geht uns alle an und jeder
         Mensch hat garantiert seine eigene Meinung zum Wetter.

Sprecher 2:
Auszug aus dem Buch Bereschit, der Genesis, über Noach und die Sintflut.

Zitator:
Der Herr sah, dass auf der Erde die Schlechtigkeit des Menschen zunahm und dass alles
Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse war. Der Herr sagte: ich will den
Menschen, den ich geschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, mit ihm auch das Vieh, die
Kriechtiere und die Vögel des Himmels, denn es reut mich, sie gemacht zu haben. Nur
Noach fand Gnade in den Augen des Herrn.

DIALOG:
A: Meine Güte, heute ist mir das Aufstehen echt schwer gefallen
B: Das war aber auch ein Unwetter letzte Nacht, muss so gegen 12 gewesen sein, da hatte
irgendwer DA OBEN unseren Schlaf so gar nicht auf dem Schirm
A: Vermutlich hast Du gestern Deinen Teller nicht sauber und schön leer gegessen, siehste:
die Strafe folgt auf dem Fuße.
B: Und es regnet immer noch, guck mal raus. Hast Du schon den Wetterbericht gehört? Ich
wollte mit dem Fahrrad zur Arbeit.
A: Soll im Laufe des Tages besser werden. Wetterberichtigung später.
B: Na denn, Dein Wort in Gottes Ohr.

Sprecher 1:
Was hat Gott eigentlich mit dem Wetter zu tun? Und: Hat er noch damit zu tun? Glaubt
jemand noch ernsthaft daran? Ist die Rede von Gott und Wetter mehr als eine Redensart?

                                              © Westdeutscher Rundfunk Köln 2018
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

Eine einfache Erklärung: Volkstümlichen Vorstellungen zufolge ist Gott im Himmel, dort
oben. In oder über den Wolken, oder auch auf einem hohen Berg. Die griechischen Götter
hausten auf dem Olymp, der hinduistische Shiva zum Beispiel auf dem Kailash in Tibet, die
Feuergöttin Fuchi auf dem Fujijama. Der jeweilige Gott ist das Allerhöchste, steht damit weit
über den Erdenmenschen. Das Wetter kommt auch von oben. Sonne, Regen, Schnee,
Blitz, Hagel. Je nach Ausgangslage ist allerdings ein und dasselbe Wetter prima oder prekär.
Gut oder schlecht.

Sprecher 2:
Wetter berührt uns existenziell. Wetter kann unsere Lebensgrundlagen zerstören. Es ist
nicht zu kontrollieren und hat doch Macht über uns. Kein Wunder, dass archaische
Gesellschaften das Wetter den Göttern zuschreiben.

         O-Ton Dafft:
         Es gibt ganz unterschiedliche religiöse Rituale, mit denen Menschen versuchen, das
         Wetter zu beeinflussen. Im katholischen Glauben ist es nicht so die direkte
         Beeinflussung, man möchte eher Fürsprache eines Heiligen haben. Einen Heiligen
         bitten, dass es gutes Wetter gibt. Das geht über Prozessionen, über individuelle
         Gebete, über Wallfahrten, aber vielleicht auch über so kleine Bräuche, wie: Kränze
         werden geflochten. Man kennt das am Johannistag im Juni.

Sprecher 1:
In monotheistischen Religionen ist ein und derselbe Gott für das Gesamtgeschehen am
Himmel verantwortlich, wenn man ihn überhaupt noch mit dem Wetter in Verbindung bringt.

Zitator: Es wird sein, wenn ihr auf Meine Gebote immer hören werdet, die Ich euch heute
gebiete, den Ewigen euren Gott zu lieben und Ihm zu dienen mit eurem ganzen Herzen und
mit eurer ganzen Seele, so werde Ich den Regen eures Landes zur richtigen Zeit geben,
Frühregen und Spätregen, du wirst dein Getreide einsammeln, deinen Most und dein Öl. Aus
dem jüdischen Höre Israel, dem „Schema Israel“

Sprecher 1:
In polytheistischen Religionen hingegen oder in Naturreligionen hat mitunter jedes Wetter
einen eigenen Gott, der verantwortlich zeichnet. Oder: das Unwetter selbst ist die Gottheit.

Zitator:
Zeus oder Jupiter als Götterväter für Luft, Blitz und Donner; Amun: Gott für Luft und Wind;
Amun-Re: Sonnengott im Altägyptischen; Osiris: zuständig für das Ansteigen des Nils;
Trialoc: mexikanischer Regengott; Inti: Sonnengott der Inkas; Chac: Regengott der Maya;
Thor: Donnergott der Germanen.

                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  2
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

Sprecher 1:
Ein launischer oder kapriziöser Wettergott sorgt zudem für Wetter-Kapriolen. Ist er gnädig
gestimmt oder ungnädig? Haben seine Untertanen sich wohl verhalten oder waren sie böse
und müssen bestraft werden? Der griechische Göttervater Zeus zum Beispiel, in den Wolken
im Olymp verortet, liebt es, Blitze zu schleudern, wenn ihm danach ist.

         O-Ton Pleiger:
         Der Blitz ist ein Machtinstrument.

Sprecher 2:
Henriette Pleiger ist Kuratorin an der Bundeskunsthalle Bonn, sie zeichnete verantwortlich
für die Ausstellung „Wetterbericht“.

         O-Ton Pleiger:
         Gleichzeitig aber auch ein Instrument, das für Gerechtigkeit sorgt. Wetterphänomene,
         insbesondere die extremen Wetterphänomene haben immer, solange wir sie nicht
         wirklich verstanden haben, und die Frage ist: haben wir sie überhaupt schon
         verstanden? …. Diese Wetterphänomene sind eine Bedrohung und damit natürlich
         auch dankbare Geschichten, um sie einzuweben in unsere religiösen Vorstellungen.
         Von strafenden Gottheiten, … von gütigen Göttern, die uns mit Regen, mit Sonne
         versorgen. All diese Phänomene, die wir nicht verstehen, neigen wir sozusagen dazu,
         sie in unsere religiösen Vorstellungen einzuweben, in unsere Geschichten, in unsere
         Wundergeschichten, unsere Wunderheilungen usw.

Sprecher 2:
In vorwissenschaftlichen Zeiten, also vor der Aufklärung und dem Siegeszug der
Naturwissenschaften, gab es für die Erdenbürger keine „rationale“ Erklärung der
Wetterphänomene. Heute gibt es naturwissenschaftliche Erklärungen. Doch immer noch
findet die Rationalität gerade beim Thema Wetter ihre Grenzen, sagt Henriette Pleiger.

         O-Ton Pleiger:
         Jeder von uns würde bei einem Gewitter im Freien vermutlich das Beten beginnen,
         spätestens dann. Ich glaube, wir sind alle immer noch im Staunen dem Wetter
         gegenüber, in großer Ehrfurcht und auch wundergläubig sozusagen. Das würde
         wahrscheinlich ein Großteil der Meteorologen auch heute noch unterschreiben, da
         das Wetterphänomen so komplex und so variabel ist, dass wir noch lange davon
         entfernt sind, das wirklich kontrollieren zu können.

Zitator:
Eingehüllt in graue Wolken
Schlafen jetzt die großen Götter

                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  3
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

Und ich höre wie sie schnarchen,
und wir haben wildes Wetter.
Wildes Wetter! Sturmeswüten
Will das arme Schiff zerschellen –
Ach wer zügelt diese Winde
Und die herrenlosen Wellen!
Kann`s nicht hindern, dass es stürmet
Dass da dröhnen Mast und Bretter
Und ich hüll mich in den Mantel
Um zu schlafen wie die Götter. Heinrich Heine.

         O-Ton Pleiger:
         Die ganze Dramaturgie des Wetters, die ganze Klaviatur des Wetters hat nicht nur die
         Kunst, sondern hat unser ganzes Dasein, unsere Psyche, unsere Körperlichkeit
         ständig beeinflusst und natürlich gibt es Wetterphänomene, die die Phantasie mehr
         angeregt haben. Das ist zum Beispiel der Nebel, der unsere Sinne verstellt und damit
         unsere Phantasie anregt, aber natürlich auch dramatischere Ereignisse wie Stürme
         oder Gewitter. Die Wolken sind dabei ein ganz zentrales Thema in der Malerei,
         übrigens auch in der Wissenschaft.

Sprecher 1:
Wolken lassen sich wunderbar kinderspielerisch deuten, als Drachen, Elefanten oder
Riesen. In Gemälden ist das sehr ähnlich: Wolken stehen für etwas, sie sind Zeichen für
etwas Himmlisches. Die sixtinische Madonna schwebt mit ihrem Kind auf Wolken,
Michelangelos Fingererweckung Adams durch Gott in den Wolken. Sie stehen für
„Entschwebt- Sein, Entrückt- Sein“, dem menschlichen Alltag fern, eben göttlich. Henriette
Pleiger von der Bundeskunsthalle und ihr „Wolken-Wetterbericht“.

         O-Ton Pleiger:
         Wir haben natürlich die naturwissenschaftliche Betrachtung der Wolken, die
         Kategorien: Zirrus, Cumulus, Stratus usw. und dann gibt es aber die phantastischen
         Wolken. In der Religion gibt es bauschige Wolken, gibt es Wolkengirlanden. Die
         Wolken und der Himmel sind natürlich der Herkunftsort der Götter, der Heiligen und
         auf allen Darstellungen, das ist nicht nur in den christlichen Votivbildern der Fall,
         sondern z.B., auch in buddhistischen Darstellungen, wo die Buddhahierarchien, die
         Sattwas und wie sie alle heißen, auf Wolken thronen, von Wolken herabschweben.
         Das sind natürlich keine naturalistischen Wolken, sondern es sind eben
         Phantasiewolken, aber gleichzeitig drücken sie die Entferntheit aus, vielleicht auch ein
         bisschen die Machtstrukturen in einem Himmelsgeschehen.

Zitator:
An die Wolken, Christian Morgenstern
                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  4
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

Und immer wieder, wenn ich mich müde gesehen, an der Menschen Gesichtern, so vielen
Spiegeln unendlicher Torheit, hob ich das Auge über die Häuser und Bäume empor zu euch,
ihr ewigen Gedanken des Himmels.

Sprecher 1:
Sie sind rosa, pastellweiß, zuckerig, bauschig und recht lieblich insgesamt. Gnädig. Anders
bei Sturm in der Landschaft, bei untergehenden Schiffen im Gewitter oder in Kampfszenen.
Ungnädig, ja bedrohlich.

Sprecher 2:
Wolken sind lebensnotwendig. Sie speichern verdunstetes Wasser aus Flüssen, Seen,
Meeren. Tragen es weiter und lassen es irgendwo abregnen.

Zitator:
Da sprach Gott zu Noach(…) mach Dir eine Arche aus Zypressenholz (..) Ich will nämlich
eine Flut über die Erde bringen, um alle Wesen aus Fleisch unter dem Himmel, alles was
Lebensgeist in sich hat zu verderben. Mit Dir aber schließe ich meinen Bund. Geh in die
Arche! Du und Deine Söhne, Deine Frau und die Frauen Deiner Söhne. Von allem, was lebt,
von allen Wesen aus Fleisch führe je 2 in die Arche, damit sie mit Dir am Leben bleiben. Je
ein Männchen und ein Weibchen sollen es sein.

O-Ton Pleiger:
Für viele Erdteile, zum Beispiel im Pazifik oder auch in Amerika oder Europa gibt es
Küstenregionen, die wirklich bedroht sind und es ist fast ein Wunder bei all diesen
Nachrichten, dass Orte wie Miami Beach zum Beispiel immer noch die teuersten
Grundstücke immer noch am Wasser baut. Das werden sie in ein paar Jahren nicht mehr
machen können, wenn sie plötzlich die Stadt erhöhen müssen und andere Maßstäbe setzen
müssen. Völlig andere Investitionen tätigen müssen und den Katastrophenschutz ganz
anders denken müssen. Und da spielt dieses Sinnbild der Sintflut eine massive Rolle.

Zitator:
An diesem Tag brachen alle Quellen der gewaltigen Urflut auf und die Schleusen des
Himmels öffneten sich. Der Regen ergoss sich vierzig Tage und vierzig Nächte lang über die
Erde. (…) Das Wasser schwoll an und stieg immer mehr auf der Erde, die Arche aber trieb
auf dem Wasser dahin.

DIALOG:
B: So eine Affenhitze! Das hätte ich heute Morgen nicht für möglich gehalten, nach der
Gewitternacht.
A: Ich kann diese Schwüle gar nicht mehr vertragen- dieser Watteschädel, macht mich fertig.
B: Ja, Du Arme – womit hast Du das wohl verdient. Komm, ich spendier‘ Dir ein Zitroneneis.
A: Jaa danke. Fächer ist auch klar, vielleicht Sprühnebel aus der Flasche.
                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  5
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

B: Wie schön wäre doch jetzt ein kühler Zartregen.
A: Von mir aus auch ne echte Sintflut!

Sprecher 1:
Rechtmachen kann es das Wetter sowieso Niemandem. Der Landwirt hat andere Sorgen als
die Erzieherin am Wandertag, der Bademeister andere als die Gärtnerin.

Zitator:
Empfehlung der Versicherungskammer Bayern: Als Landwirt sind Sie besonders von den
Launen der Natur abhängig. Unsere Ernte Schutz Vario schützt Sie vor Ertragsausfällen, die
durch Extremwetter verursacht werden. Sie gestalten Ihren Versicherungsschutz individuell
– mit dem flexiblen Bausteinmodell.

Sprecher 2:
Sind Versicherungen überflüssig? So liest sich mindestens eine Stelle aus der Bergpredigt –
zu finden auf der Website bibel-invest.de.

Zitator:
Seht euch die Vögel an! Sie säen nichts, sie ernten nichts und sammeln auch keine Vorräte.
Euer Vater im Himmel versorgt sie. Meint ihr nicht, dass ihr ihm viel wichtiger seid?
Matthäus, Kapitel 6

Sprecher 1:
Doch selbst bei bibel-invest.de meint der Versicherungsberater, ganz ohne Vorsorge gehe
es wohl doch nicht:

Zitator:
Nein, Gott hat uns mit einem Verstand geboren und erwartet von uns, dass wir uns
entsprechend dem Wissen und der Erkenntnis, die er uns schenkt, verhalten. Aus diesem
Grund halte ich es für ein gefährliches Versuchen der Gnade Gottes, wenn Christen trotz
besseren Wissens jegliche Art von Vorsorge und Versicherungen grundsätzlich ablehnen
(vgl. Lukas 4,12).

         O-Ton Dafft:
         Was man tut, hat unterschiedliche Zielrichtungen.

Sprecher 2:
Gabriele Dafft ist Kulturanthropologin beim Institut für Landeskunde des LVR in Bonn.

         O-Ton Dafft:
         Natürlich wendet man sich an Wetterheilige, um für ein gutes Wetter zu bitten oder
         eben darum, dass es etwas abgewehrt wird, widrige Wetterverhältnisse, Schutz vor
                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  6
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

         Hagelschlag, vor Sturm, vor jeglichem Unwetter. Das sind ganz große Anliegen,
         gerade in Kulturen, die sehr stark von der Landwirtschaft abhängig sind, weil dann
         eine Vernichtung der Ernte durch ungünstiges Wetter natürlich prompt mit der
         Vernichtung der Existenz einhergeht. Deshalb ist es da umso wichtiger, Rituale,
         Gebete, mit denen man vielleicht so Pluspunkte sammelt für einen gewogenen
         Wettergott, Wetterheiligen.

Sprecher 2:
So mag der eine für den Gewitterschutz, die andere für den Feuerschutz zuständig sein.
Natürlich spielt dabei die jeweilige Legende, also der Grund für die Heiligenverehrung, die
entscheidende Rolle. Die heilige Barbara ist zum Beispiel neben Bergbau und Feuerwehr
auch für die Abwehr von Blitzen zuständig. Das hat damit zu tun, dass ihr Vater sie
enthauptet hat, weil sie dem Christentum nicht abschwören wollte, woraufhin er selbst vom
Blitz getroffen wurde. Oder der heilige Donatus: Er schützt gegen Donner, obwohl der Name
höchstens klanglich an Donner erinnert.

         O-Ton Dafft:
         Es ist eine volksetymologische Erklärung. Das ist ein römischer Soldat gewesen, der
         in die Bredouille geraten ist. Seine Legion wurde von Germanen in einer Schlacht
         angegriffen, kam da nicht gut raus, war ein gläubiger Christ, hat Gott angerufen und
         es begann zu regnen, ein Unwetter kam, Blitz, Donner, so heißt die Legende und
         hätte dann die Germanen in die Flucht geschlagen und Donatus war aus dieser
         Bredouille befreit.

Sprecher 1:
Mit verschiedenen Ritualen bemühen sich Gläubige, hierzulande vor allem Katholiken,
Schutz vor Unbill durch Wetterkapriolen zu erbitten. Schon seit Urzeiten opfern Menschen
Tiere, spenden Früchte oder geben Versprechen ab, zum Beispiel, damit es regnet.

         O-Ton Dafft:
         Es ist ein uraltes Prinzip im Grunde: Do ut des, kannte man schon im römischen
         Opferdienst. Man verspricht etwas, man gibt eine Votivgabe, möglicherweise zur
         Abwehr einer Dürrekatastrophe. Sagte ein Gemeinde in Verbindung mit intensiven
         Gebeten: wenn jetzt die Dürre abgewendet wird, wenn es jetzt endlich wieder regnet,
         dann versprechen wir eine feierliche Prozession oder eine Wallfahrt abzuhalten oder
         vielleicht eine Geldspende zu leisten. Dass man irgendwo eine symbolische Gabe
         leistet, die dieses intensive Gebet aufwertet. Das kann so ein Mittel sein, um
         günstiges Wetter zu bitten.

Zitator:
Der Juli, Erich Kästner
                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  7
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

Still ruht die Stadt. Es wogt die Flur. Die Menschheit geht auf Reisen /oder wandert sehr
oder wandelt nur. Und die Bauern vermieten die Natur zu sehenswerten Preisen. Sie
vermieten den Himmel, den Sand am Meer, die Platzmusik der Ortsfeuerwehr und den Blick
auf die Kuh auf der Wiese. Limousinen rasen hin und her und finden und finden den Weg
nicht mehr zum Verlorenen Paradiese.

Sprecher 1:
Im Herbst, dann, wenn die Ernte eingebracht ist, wird entsprechend gedankt. Damit schließt
sich der rituelle Jahreskreis ums Wetter.

Zitator:
Da dachte Gott an Noach und an alle Tiere und an alles Vieh, das bei ihm in der Arche war.
Gott ließ einen Wind über die Erde wehen und das Wasser sank. Die Quellen der Urflut und
die Schleusen des Himmels schlossen sich (…) so nahm das Wasser nach 150 Tagen ab.
Am siebzehnten Tag des siebten Monats setzte die Arche im Gebirge Ararat auf.

         O-Ton Holzfurtner:
         In der Bibel gibt es alle möglichen apokalyptisch zu deutende Katastrophen. Zum
         Beispiel Sonnenfinsternisse, Kometen.

Sprecher 2:
Franziska Holzfurtner ist Religionswissenschaftlerin und sitzt gerade an ihrer Doktorarbeit.
Sie beschäftigt sich mit der Apokalypse, dem Ende der Welt, eine häufige Vorstellung in den
Religionen. Fast immer kündigt sich die Apokalypse durch Natur- und Wetterkatastrophen
an.

         O-Ton Holzfurtner:
         Blutregen ist ein interessantes Thema. Es gab schon vorwissenschaftliche
         Naturforscher im Mittelalter, die eine relativ moderne und vernünftige Erklärung für
         Blutregen hatten und die verzweifelt dagegen ankämpften, dass jedes Mal, wenn es
         irgendwo roten Regen gab, die Leute angefangen haben, Kapellen zu bauen und
         Buße zu tun. Und die haben gesagt: Leute, das ist einfach nur Eisen, das oxidiert und
         dann zum Himmel regnet. heutzutage ist es Sand, roter Sand, der aufgewirbelt wird
         und dann abregnet.

Sprecher 1:
Der Mensch geht im Grunde davon aus, dass es so etwas wie Normalität gibt. Dass Dinge
relativ gleichmäßig passieren, dass es eine Welt und einen Alltag gibt. In dem man sich
einrichten kann, mit vorhersehbaren Ereignissen.

                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  8
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

         O-Ton Holzfurtner:
         Und wenn etwas Ungewöhnliches passiert, dann wird das empfunden als unnatürlich
         in gewisser Weise, als fragwürdig und erklärungsbedürftig. Sie können jede
         Naturdoku gucken, irgendwann kommt immer der Punkt, wo Ihnen erklärt wird, dass
         das Ökosystem im Gleichgewicht ist. Das Ungleichgewicht muss in irgendeiner Form
         erklärt werden. Es muss erklärt werden, wieso Dinge passieren, die sonst nicht
         passieren. Selbst, wenn niemand darunter leidet, müssen ungewöhnliche Dinge
         erklärt werden. Das sagt sehr viel über eine Kultur aus, was sie für
         erklärungsbedürftig hält.

Sprecher 2:
Manche dieser Aussagen haben nur eine geringe Halbwertzeit.                                   Wurden sie in der Bibel, im
Mittelalter, vor oder nach dem Zeitalter der Aufklärung oder                                  heute getroffen? Trotz der
rasanten Entwicklung der modernen Naturwissenschaft –                                         und dazu zählt sich die
Meteorologie- ist der aktuelle Stand der Wissenschaft heute                                   doch auch immer nur der
aktuelle Stand des wissenschaftlichen Irrtums.

Sprecher 1:
Ausnahmen von der Regel, vom ruhig daherfließenden Alltag sind und bleiben
erklärungsbedürftig. Noch ein Blick zurück in ein dunkleres Zeitalter. Franziska Holzfurtner.

         O-Ton Holzfurtner:
         Wenn Sie jetzt mittelalterliche Texte lesen, dann sind zum Beispiel
         Flussüberschwemmungen meistens nur Randnotizen, weil es so oft passiert, dass es
         als regelmäßig empfunden wird. Was aber die Leute absolut umgehauen hat, war als
         es im 14. Jahrhundert eine Heuschreckenplage gab. Was es sonst nicht gibt. Es war
         sehr warm und dann kamen eben Heuschrecken und die Leute sind ausgeflippt, weil
         das etwas ist, was in der Bibel steht und das musste dann erklärt werden. Und dafür
         gab es dann … apokalyptische Ideen. Sinn kann sein, dass es eine Strafe ist, Sinn
         kann sein, dass man das als Teil eines übergeordneten göttlichen Plans für die Welt
         sieht, dass es ein Zeichen der Apokalypse ist oder ein Zeichen, dass ein Heiliger
         geboren wird.

Sprecher 2:
Heilige Texte nutzen außergewöhnliche Wetterphänomene gerne als Vorboten für
Bedeutsames. Und: Außergewöhnliche Wetter- und Naturphänomene bedürfen einer
Erklärung. Sie werden verstanden als Zeichen für etwas, als Prophezeiung, als Belohnung
oder Strafe.

Sprecher 1:
Gegen Belohnung, zum Beispiel einen heftigen Regen nach langanhaltender Dürre, hat man
in der Regel nichts einzuwenden. Da war das Brandopfer gut eingesetzt. Um einer
                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                  9
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

möglichen Strafe zu entgehen, gab es natürlich vorbeugende Maßnahmen. Dazu gehörten
vor allem im nachbiblischen Mittelalter: Ein anständiges Leben führen, keine Extravaganzen.

         O-Ton Holzfurtner:
         Die Idee ist zum Beispiel, wenn Sie jetzt die ganze Zeit saufen und tanzen und solche
         Sachen, dann entsteht durch ihren Schweiß Miasma und das Miasma lagert sich
         unter der Erde ab und dann gibt es ein Erdbeben.

Sprecher 2:
Das griechische Wort „Miasma“ bedeutet so viel wie übler Dunst, Verunreinigung,
missliebiger Geruch, Ansteckung und bezeichnet vor allem eine krankheitsverursachende
Materie, die durch faulige Prozesse in Luft und Wasser entsteht. Miasma kann nicht nur
Krankheiten wie beispielsweise die Pest übertragen, sondern auch geistige und emotionale
Effekte zeitigen.

         O-Ton Holzfurtner:
         Was aber der Effekt ist, dass sie in der Obrigkeit die Idee haben, dass man
         Tanzveranstaltungen zum Beispiel verbieten muss, was eine Standardreaktion das
         ganze Mittelalter und die Renaissance hindurch auf die Pest war, aber auch auf eben
         Erdbeben, dass man Tanzveranstaltungen verboten hat. Diese Miasma-Erklärung,
         das ist aber nicht, was ankam. Was ankam ist: amoralisches Verhalten führt zu
         Katastrophen.

Sprecher 2:
Wetterphänomene lassen sich gut instrumentalisieren. Sie festigen die Macht derjenigen,
der sie erklärt, der weiß, wie sie zu verhindern sind. Und wenn die Katastrophe dann doch
eingetreten ist, findet sie den Schuldigen. Hexen sind schuld an der Missernte, Juden schuld
an der Pest. Ein klarer Vorteil für die jeweilig Machthabenden, Kirchen oder weltliche
Fürsten. Zum Nachteil des „normalen Untertanen“.

         O-Ton Holzfurtner:
         Das Witzige ist, dass jede Übertretung und jede Überschreitung des normalen Maßes
         als potentielle Katastrophenursache gesehen wurden. Das heißt: auch zu viel des
         Guten kann dieses Gleichgewicht der Gesellschaft umstürzen und dann auch das
         Gleichgewicht der Natur umstürzen. Zum Beispiel wenn Sie jetzt übermäßig viel
         arbeiten würden oder wenn Sie sich eben zu sehr kasteien.

Sprecher 1: Selbstgeißelungen, Fastenexzesse, Erbsenprozessionen sind in der Moderne
ausgestorben. Sie überleben allenfalls als religiös konnotiertes folkloristisches Ereignis. Das
Pendant für Feldarbeit bis zum Umfallen ist heute der super gestresste Manager, rund um
die Uhr im Einsatz für das Kapital. Die Sehnsucht nach dem natürlichen Gleichgewicht im
Leben als Gegenbewegung zeigt sich zum Beispiel am Konzept der work-life-balance, dem
                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                10
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

Kampf gegen den Diätenwahn und die überzogene Selbstoptimierung. Die heutigen
Vorstellungen von Natur und Gesellschaft sind auch nicht viel anders ausgerichtet.

         O-Ton Holzfurtner:
         Zunächst einmal ist die Grundannahme dieselbe geblieben, nämlich: dass die Erde,
         die Natur an sich stabil ist, dass es keine größeren Schwankungen gibt, dass es keine
         Ausreißer gibt, keine statistischen, außer die werden vom Menschen verübt. Das ist
         die Grundannahme, und dass eben diese Ausreißer auch prinzipiell schlecht sind.
         Jetzt ist es natürlich so, wenn Sie den Klimawandel anschauen, dass das natürlich
         schlechte Auswirkungen für die meisten Menschen hat und interessant ist eben auch,
         wie der Klimawandel letztlich auf der niedrigsten Ebene an den Verbraucher
         argumentiert wird. Das ist eigentlich fast dasselbe wir diese Miasmatheorie, nämlich:
         wir haben ein amoralisches Verhalten, Verschwendungssucht, Bequemlichkeit,
         Egoismus und das ist in der Lage, in eine physische Situation überzuspringen: den
         Klimawandel.

Sprecher 2:
Mehr und heftigere Regenfälle, längere Dürreperioden, dazu der Anstieg der Temperatur
und des Meeresspiegels: soweit die primären Auswirkungen. Als sekundäre Folgen gelten
Migrationsbewegungen und eine immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich.

Sprecher 1:
Eine Miasmatheorie zieht heute nicht mehr, wohl aber die Frage nach der Moral. Machet
Euch die Erde untertan“ gilt nicht uneingeschränkt. Der Satz klingt nach Hybris,
Selbstüberschätzung, Allmachtsphantasie, Arroganz. Und ist höchstens noch für
multinationale Konzerne als Motto gültig. Das Ziel vieler Umweltaktivisten lautet dagegen
„die Schöpfung zu bewahren“.

         O-Ton Holzfurtner:
         Die Umweltbewegung ist gezwungen, oder, was sie macht, ist, dass sie Ideen nimmt,
         die in uns stark eingeschrieben sind, um daraus einen Handlungshebel zu generieren,
         der aus den wissenschaftlichen Erkenntnissen herausgeht. Das Anliegen ist natürlich
         vollkommen berechtigt, die Vorgehensweise ist eben interessant, weil wir hier sehen
         können, wie alte Ideen, die religiös konnotiert sind, also religiöse Zusammenhänge
         haben, wieder auftauchen und zur Deutung von naturwissenschaftlicher Faktenlage
         verwendet werden, um eben den Menschen verständlich zu machen, wo das Problem
         liegt und was sie tun müssen.“

Sprecher 1:
Die Umweltbewegung hat sich eine Weissagung der Crée-Indianer zu eigen gemacht. „Erst
wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist,
werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Die Frage ist nur: warum erst dann?
                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                11
Alle Wetter! - Was sich am Himmel zusammenbraut, war schon immer Thema der Religionen
                    Von Ulrike Burgwinkel

Lebenszeichen       15.07.2018

Zitator:
Das Wetter, Wolfgang Kownatka
Ein Mensch ist stets mit uns’rem Wetter ganz unzufrieden und er wettert. Im Frühling,
Winter, Herbst und Sommer, ob Sonnenschein, Schnee, Blitz und Donner, Kein Mensch,
auch er nicht, wird’s vollbringen, dem Wetter seine Macht aufzwingen. Dem Menschen war
zutiefst auch klar, dass vor ihm schon das Wetter war. Wenn er sich mit ihm noch so reibt,
der Mensch, er geht, das Wetter bleibt.

Sprecher 1:
Einmal ist die Welt noch davongekommen mit der Sintflut. Der Regenbogen über dem Berg
Ararat galt als Zeichen der Versöhnung Gottes mit den Menschen. Der bunte Bogen hat
seine Wurzeln in der Bibel und wirkt weiter im kulturellen Gedächtnis. Dieses spektakuläre
Wetterphänomen ist aber heute nicht nur ein wichtiges religiöses Symbol. Er steht für
Frieden auf der Welt, für Toleranz und sexuelle Freiheit, Versöhnung.

Zitator:
Dann baute Noach dem Herrn einen Altar, nahm von allen reinen Tieren und von allen
reinen Vögeln und brachte auf dem Altar ein Brandopfer dar. Der Herr roch den
beruhigenden Duft und der Herr sprach bei sich: Ich will die Erde wegen des Menschen nicht
noch einmal verfluchen; denn das Trachten des Menschen ist böse von Jugend an. Ich will
künftig nicht mehr alles Lebendige vernichten, wie ich es getan habe. Solange die Erde
besteht, sollen nicht aufhören Aussaat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und Winter, Tag
und Nacht.

                                                  © Westdeutscher Rundfunk Köln 2017
Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des WDR unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet noch
öffentlich wiedergegeben (z.B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden.
                                                                                                                                12
Sie können auch lesen