Alpenverein Austria Nachrichten - Alpenverein in Wien
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Alpenverein Austria Nachrichten Wege ins Freie Jg. 127 • Nr. 4 • Oktober – Dezember 2019 www.alpenverein-austria.at Eröffnungsfeier der Seethalerhütte Nachhaltig leben – Umwelt schützen – Klima retten Alpenvereinsjugend – in ganz Österreich draußen unterwegs! Alpinteam – Sicher am Klettersteig
2 Infos 4 8 22 32 41 18 14 Inhalt 3 Editorial Tourentipps 28 Kletterarena Dachstein West & Süd 4 Eröffnungsfeier der Seethalerhütte 32 Tour 1: Pribitz – Sonnschienalm – Brandstein 33 Tour 2: Über den Dürrenstein 6 Service 34 „Mit Öffis auf Touren kommen“ Geleitwort von Harald Herzog, Vereinsmanager • 36 Geführte Touren Erreichen wir dich? • Septemberaktion • Winterverleih • Neu im Verkauf in unserer Servicestelle • Impressum • Die Hochschwab-Hüttenrunde • Als Alpenvereinsmitglied NUS günstiger zur Photo+Adventure! • Neu in unserem Shop • 38 Krampen und Klauen Servicestelle – Wir sind für Sie da! 40 Arbeitseinsatz im Nationalpark Donau-Auen 41 Ornithologisch-Botanische Wanderung Umwelt 42 Kanutour im Nationalpark Donau-Auen 8 Nur die Bergwelt bewahren geht nicht 43 Gebirgsmeteorologie 10 Schutzgebiete in den Ybbstaler Alpen 12 Armut - Umwelt – Klimawandel Senioren 44 Aktivitäten der Senioren Jugend 46 Arbeitseinsatz am Hochweißsteinhaus 16 Hoch, heiß und herausfordernd 18 Klettern am Fels? Yes we can! 48 Foto: Bilder wollen gestaltet werden 19 Sommerschnee am Guttenberghaus 50 Gruppen 19 Jugendleiter gesucht! 53 Bücher 20 „Einen Cappuccino bitte!“ 54 Aktivprogramm - Touren und Kurse 22 Ortsgruppe die Karnischen: „Vaia“ Klettern 57 Kletteranlage Klosterneuburg/Flakturm 23 Zukunftspioniere – Fritz Macher, 1. Vorsitzender 58 Hallenklettern des Alpenverein Austria, im Interview mit Petra Darchinger 60 Via Ferrata – Klettersteig - Eisenweg 61 Sicher am Klettersteig Reise 62 Vorträge 24 Expeditionen ans Ende der Welt 64 Winteröffnungszeiten 2019/2020 unserer Hütten 26 Rumänien – Das Land – die Kultur – die Menschen Austria Nachrichten 4/2019
3 Editorial Editorial Liebe Austrianer! Herzlichste Gastfreundschaft Besondere Anerkennung wurde einem Die Hütten – Last und Lust des und stimmungsvoller Fest Gründungsmitglied des ÖAV und treuem Alpenvereins reigen vom 13. bis 15. Juni Mitglied der Austria zuteil: Paul Groh- beim Alpenverein Südtirol zu mann, der gerade im Gebiet um die Drei Ganz hageldicht und gemischt geht’s aktu- Zinnen viele Erstbegehungen begangen ell auf unseren Hütten zu. Die schöne Seite dessen 150. Jubiläum hatte. Sowohl als Gründungsvater des finden Sie gleich anliegend mit den Berich- ÖAV und auch als Wiener Bergsteiger ten über unsere wunderschönen Eröff- Der in München begonnene Reigen der wurde seiner gedacht. Ein Buch über sein nungsfeierlichkeiten auf der neuen See Jubiläumsfeiern zum 150. Geburtstag des Bergsteigerleben wurde neu herausge- thalerhütte. Andererseits galt es jede Men- Deutschen Alpenvereins (DAV) und des bracht und vorgestellt. ge Herausforderungen bei der Bewirt- Alpenverein Südtirol (AVS) hat sich mun- schaftung einiger Hütten zu bewältigen. ter fortgesetzt! AVS-Präsident Georg Simeoni hat in der Ein herausragendes Beispiel für Zusam- Jubiläumsausgabe des Magazins des AVS menhalt und Solidarität haben wir auf der Wie für den DAV (siehe mein letztes Edito- zusammengefasst: Heßhütte zu verzeichnen, deren verdiente rial) gilt auch für den AVS die Austria – „Die Idee, alle AVS-Sektionen sowie die Pächterfamilie Reichenfelser im 30. Jahr nach München und Leipzig – als dritte Gründersektionen des Jahres 1869 zu unse- der Bewirtschaftung fast gleichzeitig aus Gründungssektion des seinerzeitigen rer Feier vom 13. bis 15. Juni einzuladen, hat gesundheitlichen Gründen für Wochen aus- DuÖAV und erste österreichische Sektion; alle überrascht und wurde mit viel Freude fiel. Unser Pächterehepaar Mitterer von entstanden durch den Zusammenschluss aufgenommen. Der wahre Geist des Alpen- der Simonyhütte ist eingesprungen und des 1862 gegründeten Österreichischen vereins kam in diesen drei Tagen voll zum hat parallel dazu die zentrale Gesäuse Alpenverein (ÖAV) mit der Sektion Wien Tragen: Wir gehören alle zusammen, haben hütte bewirtschaftet. Wir möchten die bei- des DuÖAV. Es ehrt uns, dass wir in der dieselben Aufgaben und sprechen eine ge- den dafür „vor den Vorhang“ bitten. Auch Festschrift des AVS als Muttersektion des meinsame Sprache. Wir sind eine große Fa- beim endlich doch gelungenen Abschluss ÖAV gewürdigt werden, die aus diesem milie, über Berge und über Grenzen!“ aller Vereinbarungen für die Inangriffnah- Grunde hohe Ansprüche an all ihre Aktivi- Allen Respekt und ein herzliches „Berg me des Neubaus der Voisthalerhütte war täten stellt und Traditionshüterin des ÖAV Heil“ von uns nach Bozen! unsere Einstellung, Nutzungskonflikte ein- ist. vernehmlich auszuhandeln, bis zuletzt ge- Alpine Aktivitäten aus fordert. Die Südtiroler Bergfreunde haben uns unserem Aktivprogramm Teilnehmern ein enorm spannendes und Ausblick auf die Jahres herausforderndes Programm geboten, In den Sommermonaten waren an die 150 haupversammlung des ÖAV das stimmungs- und schwungvoll umge- organisierte Veranstaltungen und Ausbil- Mitte Oktober in Schladming setzt wurde. Hervorragende Reden, die dungskurse mit zufriedenen Teilnehmern Erstaufführung eines AV-Marsches, einen erfolgreich und unfallfrei unterwegs. Fernsehfilm zu 150 Jahre AVS, opulente Dazu kommen natürlich Ihre/eure unzähli- Zum Redaktionsschluss dieser Nachrich- Galadiners und vieles andere mehr. gen Touren und die ganze Vielfalt der ten lag uns die Einladung noch nicht vor. Gruppenaktivitäten. Die Saison ist ja noch Wir rechnen aber mit den schon zuletzt Drei Bücher wurden verfasst und im Rah- in vollem Gange – möge weiterhin ein gu- angedeuteten grundsätzlichen Werte-Dis- men der Feiern präsentiert: ter Verlauf gelingen. kussionen und werden unseren Stand- punkt angemessen einbringen – und na- Jubiläumsband 150 Jahre Alpenver- türlich an dieser Stelle darüber berichten. ein in Südtirol Die 150 schönsten Touren in Südtirol Fritz Macher Die respektablen Touren des Ehren- Erster Vorsitzender präsidenten Louis Vonmetz Im Jubiläumsband wurde auch die Zu- sammenarbeit zwischen dem AVS und der Austria bei der Erbauung der ersten Stra- ße nach Sulden gewürdigt. Austria Nachrichten 4/2019
4 Editorial Symbolische Verleihung des Umweltgütesiegels der Alpenvereine Georg Unterberger (Mitarbeiter Abteilung Hütten, ÖAV), Carmen & Wilfried Schrempf (Pächter, Seethalerhütte) , Fritz Macher (1. Vorsitzender, Alpen verein Austria) (v.l.n.r.) © Herbert Raffalt Ernst Fischbacher (Bürgermeister, Ramsau am Dachstein) © Herbert Raffalt © Herbert Raffalt © Herbert Raffalt Alexander Egon Höll Scheutz (Bürgermeister, (Bürgermeister, Obertraun) Hallstatt) Ökumenische Vielen Dank an Segnung Stephan Turnovszky (Weihbischof, Erzdiözese Wien), Martina Ahornegger (Pfarrerin, Pfarramt Ram sau am Dachstein) alle Beteiligten! Andreas Kühberger (Abgeord (v.l.n.r.) neter zum Nationalrat & Bürgermeister, Mautern) i.V.v. Hermann Schüt © Herbert Raffalt zenhöfer (Landes hauptmann, Land Steiermark) Bernd Dankelmayr, (Ortsstellenleiter, Bergrettung Obertraun) © Herbert Raffalt © Herbert Raffalt Austria Nachrichten 4/2019
5 Editorial Die Trachtenkapelle Ramsau sorgte bei © Herbert Raffalt der Eröffnungsfeier am Samstag für musikalische Unterhaltung. 10.-11. August 2019, Ramsau am Dachstein Eröffnungsfeier der Seethalerhütte D er Zeitpunkt für dieses feierliche Wo- chenende wurde für Anfang August festgelegt, da bis dahin damit gerechnet Schützenhöfer), Ernst Fischbacher (Bür- germeister, Ramsau), Lukas Seyfried (Ver- treter der Schladminger Bürgermeisterin sind vielen nachhaltig in Erinnerung ge- blieben. Umrahmt wurde der Samstag von der Trachtenkapelle Ramsau unter wurde, dass die alte Seethalerhütte abge- Elisabeth Krammel), die ÖAV-Sektionen Obfrau Gertraud Steinacher und Kapell- tragen und somit genügend Platz für die Schladming, Haus und Wien, Heribert Eisl meister-Stellvertreter Franz Vonwald, Festgäste vorhanden sei und die Umge- (Ortsstellenleiter, Bergrettung Ramsau) welche für großartige Stimmung sorgten. bung durch den Anblick der maroden sowie unsere Freunde von der Alpinen Hütte nicht gestört wäre. Fast hätte uns Gesellschaft der Preinthaler. Herzlichen Am Sonntag boten die Festansprachen eine mächtige Doline, die sich im Zuge der Dank auch an alle anderen, die mit uns von Bürgermeister Höll aus Obertraun Abbrucharbeiten unter der alten Hütte Die Seethaler gefeiert haben. und Bürgermeister Scheutz aus Hallstatt auftat hat, diesen Plan vereitelt. hütte, gelegen den inhaltlichen Schwerpunkt, der katho- auf 2.700 m Vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) lische Berggottesdienst von Weihbischof Dem Alpenverein Austria war es ein gro- an der Grenze überbrachten Doris Hallama und Georg Stephan Turnovszky den liturgischen ßes Anliegen, die Verbundenheit mit den zwischen Ober Unterberger herzliche Grüße. In seiner Festakt. Wir mussten aufgrund der Wet- Talgemeinden sowie benachbarten Alpi- österreich und Ansprache zur symbolischen Übergabe terlage lange bangen, ob dieser im Freien nen Vereinen und dem Bergrettungs- der Steiermark, des Umweltgütesiegels der Alpenvereine möglich sei und dann große Flexibilität dienst zum Ausdruck zu bringen. Wir sind am oberen Ende wies Georg Unterberger auf den zentralen im Programmablauf einbringen. Schluss- allen zu großem Dank verpflichtet, die des Hallstätter Stellenwert und die gewaltigen Anstren- endlich war Wetterfestigkeit gefragt, die unsere Einladung angenommen haben: Gletschers, ist gungen der Sicherung eines nachhaltigen aber der Feierstimmung keinen Abbruch Alois Lanz (Bezirkshauptmann, Gmunden), das höchste Agierens für den ÖAV hin. tat. Ganz besonders sind wir der ÖAV- Michael Brands (Abteilung Umwelt und Haus Oberös Sektion Hallstatt, die unter Leitung des 1. Natur, Land Oberösterreich), Egon Höll terreichs und Eine erster Höhepunkt der Feierlichkeiten Vorsitzenden Reinhard Kerschbaumer in (Bürgermeister, Obertraun), Alexander damit ein star war am Samstag die ökumenische Seg- großer Anzahl teilnahm und auch den li- Scheutz (Bürgermeister, Hallstatt), Georg ker Impuls für nung durch Martina Ahornegger (Pfarre- turgischen Teil wesentlich unterstützte, Bliem (Direktor, Planaibahn) sowie die den regionalen rin, Evangelische Pfarre Ramsau) und zu Dank verpflichtet. ÖAV-Sektionen Hallstatt und Goisern von Tourismus. Stephan Turnovszky (Weihbischof, Erzdiö- der nördlichen, oberösterreichischen Sei- zese Wien), der den Dachstein und die Das Hüttenteam der Pächterfamilie te des Dachsteins und von der südlichen, Seethalerhütte seit seiner Teilnahme an Schrempf und das anwesende Vorstands steirischen Seite Andreas Kühberger (Ab- einem Ausbildungskurs der Austria auf team der Austria waren glücklich, aber geordneter zum Nationalrat und Bürger- der Simonyhütte im Vorjahr lieben ge- auch erschöpft, als die Feierlichkeiten am meister, Mautern, als Vertreter des steiri- lernt hat. Diese beeindruckende Feier und Sonntagabend zu Ende gingen. schen Landeshauptmannes Hermann die Ausführungen der beiden Zelebranten Fritz Macher, 1. Vorsitzender Austria Nachrichten 4/2019
6 Service Liebes Mitglied! Von Harald Herzog, Vereinsmanager Wir hoffen, du konntest den Sommer genießen und der wanderba- wie er es will. Die Natur weist dann wieder in die Schranken. Es ist re Herbst führt dich noch einige Male hinaus ins Freie, bevor der nicht alles immer und für jeden möglich, eine Erfahrung, die viele Winter wieder einzieht. suchen. Digital Detox, also das Abnabeln von digitalen Kanälen, Wir waren im Sommer unterwegs, doch steigt das Interesse auch können wir hier zum Teil ganz gut unterstützen, denn der finanzi- an digitalen Reisen, was wir anhand von Abonnenten unserer elle Aufwand, WLAN auf unseren Hütten anzubieten, wäre manch- Social-Media-Kanäle sehen. Auch die Bewertungen in Suchmaschi- mal zu groß. Und ganz im Gegenteil, manche Besucher suchen nen und anderen Portalen nehmen stark zu. Als Verein mit 20 Al- diese Orte. Wenn es dann aber um die Alarmierung im Notfall geht, pinhotels sind wir schon beschäftigt, hier zu erkennen, wie sich ist Erreichbarkeit wieder gewünscht. Aber nicht überall und jeder- der Sommer in diesem Jahr entwickelt. Viele wollen nach ihrem zeit passiert alles, was möglich ist. Und so sind wir wieder auf un- Besuch ihre Fotoeindrücke mit der Welt teilen und das Erlebnis sere Selbsteinschätzung zurückgeworfen. bewerten. In der Mehrzahl der Fälle erleben wir hier keine Überra- Um bei den Sozialen Medien zu bleiben, bemerken wir positiv, dass schungen, trotz jährlich steigender Nächtigungszahlen. Gesamt man auch uns als Verein folgen möchte. Genauer folgt man hier stehen wir dabei derzeit bei 35.000 für den Alpenverein Austria einer Idee vom Umgang mit der Natur, den wir in diesem Heft auch alleine. Oftmals erkennen wir, dass das Engagement der Hütten- im Print umfangreich darstellen. Diesmal auf 100 % Recyclingpa- wirte in den sozialen Medien unmittelbar mit einem Besuch einher- pier. Wir wünschen dir daher mit unserer aktuellen Zeitung viel geht. Man möchte mit dem Urlaubsort offenbar in Kontakt bleiben Vergnügen und damit es nicht ein Einwegmedium bleibt, dürfen und weiter genießen, aber gerade auch für die lokale Identifikation wir dir als Rückmeldeadresse austria@alpenverein-austria.at oder mit der Hütte sind die Instagram- und Facebookkanäle wichtig. einen Besuch in der Servicestelle anbieten. Man möchte ehrlich wissen, wie es der Hüttenwirtin und dem -wirt geht, ohne Hochglanz und Schönerung. Der Trend zur Authentizität Instagram: @alpenvereinaustria kommt uns hier entgegen, denn in den Bergen lässt es sich schwer Facebook: Alpenverein Austria verbergen, dass man angestrengt oder überanstrengt war. Die Bergrettung berichtet von steigenden Einsätzen aus Überschät- Weitere Accounts für unsere Kletteranlagen, Hütten etc. gibt es zung, zugleich möchte jeder sein bisschen Urlaub so verbringen, unter dem jeweiligen Namen auch. Erreichen wir dich? Neu im Verkauf in unserer In den kommenden Wochen werden die neuen Mitgliedsausweise versendet mit den neuen Mitgliedsbeiträgen. Wenn du umgezo- Servicestelle gen bist oder sich dein Kontakt anders verändert hat, so bitten wir dich, uns das mitzuteilen. Unser Bemühen um Selbst ändern unter www.alpenverein.at/meinalpenverein oder Umweltfreundlichkeit hat bei uns unter austria@alpenverein-austria.at oder 015131003 sich auch bei der Wahl unserer neuen T-Shirts Septemberaktion niedergeschlagen. Wenn du eine Freundin oder einen Freund hast, der schon lange Diese sind aus BioBambus und Fair Mitglied werden wollte, dann bitte Folgendes weiterleiten: Wer gehandelt. Sie sind wesentlich ange- jetzt Mitglied wird, kann mit einem Jahresbeitrag ab sofort bis nehmer als herkömmliche T-Shirts. Ende 2020 bei uns Mitglied werden. Wirst du als Werber genannt, dann kannst du dir als Dank eine Alpenvereinskarte kostenlos in Zusätzlich haben wir ein Buff, Modell Großglockner, in den Ver der Servicestelle abholen. kauf aufgenommen. Dieser ist aus recycelten Materialien her- gestellt und bietet Sonnenschutzfaktor 50. Winterverleih Wir mussten feststellen, dass es einigermaßen schwierig ist, Dieses Jahr im Winterverleih sind wieder etliche topaktuelle im Bereich Bekleidung der inneren Einstellung folgen zu kön- Ausrüstungsgegenstände wie LVS-Sets, Schneeschuhe, Biwaksä- nen. Hier gibt es dazu mehr: cke etc. bei uns zum Verleihen. Bitte insbesondere von Jänner www.animalfair.at/ethischer-einkaufsfuehrer bis März bei uns vorreservieren. Telefonisch oder per Mail mit Wunschdatum 01 513 1003 oder austria@alpenverein-austria.at Impressum: Redaktion & Anzeigenannahme: Alpenverein Austria, Agnieszka Lazowska-Hreczycho, Harald Herzog, 1010 Wien, Rotenturmstraße 14 Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: „Austria Nachrichten“, Zeitschrift des Alpen Druck: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H., Wienerstraße 80, verein Austria, Zweigverein des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV): 1010 Wien, Rotenturm- A-3580 Horn, CO2-neutraler Druck nach den Richtlinien des österr. straße 14, erscheint 5-mal jährlich, einschließlich Aktiv-Programm Umweltzeichens, P.E.F.C. zertifiziert. Grafik: beesign.com Titelbild: Herbert Raffalt Herausgeber u. Medieninhaber: Zeitschrift des „Alpenverein Austria“, Zweigverein des Die Bildrechte liegen bei den Autoren. Die Inhalte der namentlich gekennzeichneten Österreichischen Alpenvereins (ÖAV): 1010 Wien, Rotenturmstraße 14. ZVR-Zahl: 454438765. Beiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. Für den Inhalt verantwortlich: Friedrich Macher, Erster Vorsitzender Redaktionsschluss der Ausgabe 1/2020 (Jänner-März): 01.11.2019 Austria Nachrichten 4/2019
7 Service Die Hochschwab-Hüttenrunde Als Alpenvereins- Unsere Tourenführer Arno Mitglied günstiger Wertheimer und Harald Herzog waren im Sommer nicht untätig zur Photo+Adventure! und haben analog zur Dach- stein-Hüttenrunde eine Hoch- Highlight 2019: Heinz Zak – Hochschwab schwab-Hüttenrunde entwor- Klangwelt Berge Hüttenrunde fen. Die Photo+Adventure ist mittlerwei- Die Wegführung ist: le ein Klassiker für alle, die an Foto- Bodenbauer – Voisthalerhütte – grafieren, Reisen und Naturerlebnis Hochschwabgipfel – Fleischer- interessiert sind. Die bereits 13. Ausgabe findet von 9.- 10. November 2019 in der biwak – Sonnschienhütte – Messe Wien statt. Besucher erwarten die neusten Angebote aus diesen eng miteinan- Bodenbauer der verbundenen Themen im Messebereich und eine Vielzahl an Ausstelleraktivitäten. Der Festivalbereich glänzt mit einem reichhaltigen Rahmenprogramm aus Reise- und Drei Hütten – Ein Weg Voisthalerhütte | Fleischerbiwak | Sonnschienhütte Broschüren sind in der Service- Fachvorträgen, Seminaren, Workshops, Fotoausstellungen u.v.m. stelle abzuholen und die Tour ist auf Alpenvereinaktiv.com Rabatt für Alpenvereinsmitglieder www.hochschwabhuettenrunde.at Diese Tour ist auf aslkdfKJFKSDJFKLASDJF zu finden als Hochschwab-Hüttenrunde Besuchen Sie uns auf der Photo+Adventure und sichern Sie sich Ihren Mitgliedsrabatt beschrieben. auf die Eintrittskarte. Einfach an der Tageskassa Ihren Alpenverein-Mitgliedsausweis Etappe 2 Anforderung: Etappe 3 Anforderung: Die gesamte Tour vorweisen und einen Rabatt von 2 Euro auf den Eintrittspreis erhalten. Noch mehr spart, wer sich schon jetzt das Ticket sichert. Im Webshop den Gutscheincode Voisthalerhütte – Hochschwab – Sonnschienhütte Sonnschienhütte – Bodenbauer „alpenverein19“ eingeben und nochmals -10% auf den Vorverkaufspreis erhalten. Schwierigkeit: schwer – Strecke: 15,4 km – Dauer: 6:00 h – Schwierigkeit: schwer – Strecke: 14,8 km – Dauer: 6:00 h – www.photoadventure.at Aufstieg: 805 hm – Abstieg: 939 hm Aufstieg: 750 hm – Abstieg: 1.384 hm Am zweiten Tag startet man besser früh, dann kann der Gipfel in Am letzten Tag können Motivierte noch auf den Ebenstein steigen Ruhe genossen werden und der weitere Weg zur Sonnschienalm bevor sie über die Häuselalm wieder zum Bodenbauer absteigen. kann noch einigermaßen kühl erfolgen. Wer von der Sonnschienhütte auf den Ebenstein gehen möchte folgt Termin, Location: 9. & 10. November 2019, Messe Wien, Halle B & Messe Kongress Die zweite Etappe führt uns auf den Gipfel des Hochschwabs und dem marktierten Steig in nördlicher Richtung. Wer nicht, der geht vorbei an weiteren Erhebungen zur Sonnschienalm. zur Häuselalm und von dort an Bergab zum Bodenbauer. Bei Schlechtwettergefahr kann die Tour beim Fleischerbiwak abge- Alternativ kann man auch durch den Klammfall absteigen, was je- kürzt werden. Man steigt über das Ghackte und das Trawiestal zum doch länger dauert, landschaftlich aber ebenso reizvoll ist. Bodenbauer ab. Öffnungszeiten: jeweils 9-18 Uhr 10 11 Tickets: https://www.photoadventure.at/ticketshop/ 8 9 Neu in unserem Shop Skitourenführer Österreich. Das Standardwerk für alle, die vorhaben Handbuch Sportklettern. Vertiefende Lektüre für vertikalen Genuss Österreichs Berge auf Tourenskiern oder Schneeschuhen zu ersteigen. auf Plastik oder Fels der Wiener Profisportkletterin Herta Gauster. € 29,95 € 39,90 Booklet Skitouren. Zum Nachlesen und Einlernen hier das Lehrwis- Was das Leben so schrieb. Ein Bergbuch eines Wieners, der die Ber- sen des Österreichischen Alpenvereins für Skitouren kompakt und an- ge rund um Wien erstieg und davon heiter Amüsantes zu berichten schaulich dargestellt. € 13,90 weiß. € 24,90 Beide gemeinsam eignen sich ideal als Weihnachtsgeschenk. Das Alpenvereinsjahrbuch BERG bildet mit überzeugender Themen- Kletterspiele: Ab und zu wird es langweilig in der Boulderhalle und vielfalt, herausragender inhaltlicher und optischer Qualität sowie aus- so kann man die Kletterfreizeit auch kreativ überbrücken. Eignet sich gezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis seit Jahren ein Must-have im auch, um das eigene Klettertraining interessanter zu gestalten. Bergbuchbereich. € 20,90 Servicestelle – Wir sind für Sie da! Unsere Mitarbeiter sind für Sie von Wir informieren Sie gerne über laufende Aktivitäten, helfen bei Fragen zu Mo.: 09.00 – 18.00 Uhr durchgehend, unseren Hütten und nehmen Ihre Anmeldungen zu unseren Veranstaltun- Di., Mi., Fr.: 10.00 – 18.00 Uhr durchgehend und gen entgegen. Do.: 10.00 – 19.00 Uhr durchgehend für Sie erreichbar Vor Ort im Alpenvereinshaus in der Rotenturmstraße 14 können Sie Karten- unter: Tel. 01/513 10 03 material, Hüttenschlafsäcke und andere Verkaufsartikel erwerben. austria@alpenverein-austria.at Ebenso bieten unser Ausrüstungsverleih und unsere Alpinbibliothek die www.alpenverein-austria.at notwendige Hardware für Ihr Bergerlebnis. Austria Nachrichten 4/2019
8 Umwelt Erschließen und bewahren zugleich? Nur die Bergwelt bewahren geht nicht Mit einer Träne im Auge lesen wir den aktuellen Gletscher bericht 2017/2018 und planen noch schnell die letzten Hoch touren bevor das weiße Gold zu Tal läuft. Was dann ein See ist, kann vermutlich später als Schottergrube genutzt werden. Dazwischen werden wir den Motorbootschein machen. Von Harald Herzog Tipps für das Thema Umweltschutz www.umweltbundesamt.at Faktenwissen von A wie Abfall bis W wie Wasser. Der ethische Einkaufsführer www.animalfair.at listet über 1000 Bezugsquellen für nachhaltigen Lebensstil. „Aktuelle Fakten zur Phoitovoltaik in Deutschland“ vom Fraunhofer Institut, gibt Antworten im Zusammenhang mit Photovoltaik. www.pv-fakten.de Insgesamt können wir als Ihr Verein eine Empfehlung zu Photovoltaikanlagen ab- geben. Selbst betreiben wir aktuell auf 13 unserer Schutzhütten Photovoltaikanla- © Archiv Alpenverein Austria gen im Umfang von etwa 100kWp im Inselbetrieb und weitere vier Kleinwasser- kraftwerke auf vier Schutzhütten. Wenn Sie die Möglichkeit haben, auf Ihrem Dach eine Anlage zu errichten, so bitten wir Sie zu prüfen, ob dies möglich ist und gegebenenfalls in die Tat umzusetzen. Mehr zu Förderungen finden Sie hier: www.umweltffoerderung.at oder www.pvaustria.at/forderungen Vermurungen auf den Zuwegen zu den Hütten (Porzehütte) Austria Nachrichten 4/2019
9 Umwelt D er Alpenverein ist in der Gesamtheit seiner über 190 Sektionen als Interes- sensvertretung seiner Mitglieder gemäß wusstsein bilden für alle, die daran interes- siert und zumeist schon bemüht sind sich des Themas anzunehmen. Doch oft weiß man Satzung zum Erhalt der Bergwelt verpflich- schon, was gut wäre, aber wenn die Umset- © Archiv Alpenverein Austria tet. Das interessiert unsere Mitglieder in zung inkonsequent ist, dann scheitert man jungen und vorwiegend auch in älteren oder delegiert gleich die Umsetzung nach Jahren. Etwas weiterzugeben, das genutzt oben. Bis in die EU und noch weiter bis zu werden kann, eine heile Bergwelt wie zum globalen Klimaabkommen, die in der Ferne Beispiel in der Satzung genannt, gewinnt liegen wie Sterne. Währenddessen nehmen mit zunehmendem Lebensalter zumeist an die extremen Wetterereignisse zu und unse- Wert. Ist es der Winter, der nicht mehr so re Hütten und Wege werden in einer Form 1 wie früher ist, oder der Sommer, wie er beansprucht, die mancherorts so stark ist, früher einmal war – es war nicht nur an- dass diese brechen. Auch wenn sich der Al- 2 ders, sondern auch besser und nicht nur, penverein schon vor Jahrzehnten das Ziel weil Neues per se mit Argwohn zu betrach- gesetzt hat, Hütten nur in dem Umfang zu ten ist und man Wetterwechsel körperlich erhalten, wie sie bereits bestehen, ist diese und geistig schlechter verträgt, sondern Aufgabe finanziell derzeit noch nicht gelöst weil diese Rasanz der Änderung auch mess- und der Hüttenbestand schrumpft jedes © Archiv Alpenverein Austria bar vorhanden ist. Auch die Tierwelt spürt Jahr. Auch Petitionen wurden in der Vergan- das und so wird prognostiziert, dass in den genheit unterstützt und waren zum Teil auch nächsten Jahren 77 % weniger Tierarten im erfolgreich. Wenn jedoch 881.692 Unter- Hochgebirge vorhanden sein werden. Der schriften nicht reichen, um im Rahmen von Erhalt der Bergwelt steht in einem schüt- Petitionen wahrgenommen zu werden, stellt zenswerten Gesamtzusammenhang, der sich das als Instrument doch in Frage. Angst- unser gesamtes Leben umfasst. mache mit angedrohtem Verlust von Arbeits- So ist der Anwalt der Alpen schon in die Jahre plätzen wegen des Naturschutzes scheint gekommen, konkret in sein 157. und aus dem unrealistisch bei den bisher verursachten gefälligen Lächeln schmerzfrei vom Tisch 1 Lawine Wasser erschließungsfreudigen Tourismusverein für Schäden. Vermutlich können wir uns einfach geschoben. Ja, uns steht das Wasser noch kraftwerk Wolayer seehütte, 2018 manche zum Verhinderer des Fortschritts weniger leisten. Ein Verzicht, der, wenn er nicht bis zum Hals und wer weiß schon was 2 Starkregenereignis, geworden, der zwar größter Beherberger Ös- nur freiwillig geschieht, vermutlich nicht morgen kommt? Denn den „Klimawandel Zustieg Obstanser terreichs ist, doch kaum zu Zukunftskongres- ausreichen wird. gab‘s ja schon immer, jetzt geht’s eben seehütte, 2018 sen im Tourismus geladen wird. schneller“, löscht Ideen für umweltfreundli- Bitte seid umweltfreundlich ches Verhalten aus. „Sie wollen mir ja nur ein Greenwashing durch und mit schlechtes Gewissen machen, oder?“ dem Alpenverein Die Möglichkeiten des Alpenverein, lediglich bei Bewusstseinsbildung zu verorten, würde Umweltschutz und Klimawan Im Alpenverein Austria, als sogenanntem nicht dem faktisch Möglichen entsprechen del – zwei Themen mit Über „großen Verein“ mit 50.000 Mitgliedern, ge- und nicht ausreichen, wenn man die Auswir- schneidungen winnt das Thema Natur- und Umweltschutz kungen in unseren Arbeitsgebieten kennt. immer mehr an Bedeutung – nicht nur als Starkregen und Gletscherschwund bewegen Dass Bergsteigerdörfer dann als konstruierte Profilierungsstrategie oder Werbemaßnah- Stein- und Erdmassen, insbesondere zuletzt Idylle von Abwanderungsdörfern funktionie- me, wie zum Beispiel die Investitionen in in Kärnten und Osttirol. Das Klima ist im ren, zeigt, dass zumindest das Bewusstsein umweltfreundlichen Betrieb der alpinen Inf- Wandel, doch woher wissen wir, warum und für Umweltschutz vorhanden ist. Hüttenwirte rastruktur zeigen. Konkret ist das Ziel des wie schnell. Und wenn wir es wissen, was stehen aber auch zunehmends in der Rolle umweltfreundlichen Betriebs unserer kann ich als Einzelne oder Einzelner dann des Moralapostels und bieten Mistkübel an, Schutzhütten nahezu abgeschlossen, doch tun? Das Risiko des Konsums von umwelt- um den Müll nicht unter Steinen oder zwi- erschöpft sich unsere Vereinstätigkeit damit schädlichen Produkten und Leistungen liegt schen Lagermatratzen hervorholen zu müs- nicht in Greenwashing durch prestigeträchti- aktuell beim Einzelnen. De facto ist dies je- sen. Greenwashing durch den Mitgliedsbei- ge Preisverleihungen. Fragen wie die öffent- doch vom Einzelnen nicht einschätzbar und trag kommt in Mode. Umweltschutz: Ja bitte, liche Anreise zu Wanderungen, umwelt- so bleibt man auf ausgetretenen Wegen, das macht für mich der Alpenverein und freundlicher Bürobetrieb und Bio-Kletterhal- wohin sie auch führen. Die Jugend muss wehe, wenn er etwas falsch macht und die len stehen im Raum. Es liegt noch nicht auf dann Techniken finden, um das Erbe über- Bettwäsche nicht rot-weiß kariert ist. der Hand, wie sich der Alpenverein Austria haupt erleben zu können. Müll zu verbrennen Um den Erhalt der Natur gewährleisten zu hier so positionieren kann, dass aktiv und löst das Problem nicht, so viel weiß man zur können, setzen wir uns nun verstärkt, gerne effektiv Natur- und Umweltschutz nach innen Zeit, aber das ändert nichts an der Tatsache, auch mit Ihrer Mitarbeit, mit diesen und wei- und außen betrieben werden kann. Zu jung dass es so ist. Fragen nach der Schlacke, den teren Themen auseinander. Auf der neuen ist leider die Auseinandersetzung mit dem Filtern und den Restabfällen werden jeden- Website der Ortsgruppe Voisthaler www.al- Thema. Freute man sich vor vielen Jahren falls auf den Homepages der zuverlässigen penverein.at/austria-voisthaler finden sich noch darüber, dass das Wasser an den plasti- Strom- und Wärmeerzeuger nicht beantwor- zum Beispiel auch Ausarbeitungen zu Um- fizierten Kleidungsstücken abperlte und die tet. Getreu der Hochglanzwerbung werden weltthemen im Gebiet des Hochschwabs, Hütten dank Dampfsperren nun endlich dicht hier die Vorteile hochgehalten, problema- dankenswerter Weise von Agnieska Zablocki, sind, so treten die Schattenseiten langsam tisch ist nichts. Kritische Artikel in den Medi- einem Mitglied unserer Natur- und Umwelt- Harald Herzog ist zutage und Jackenreste dienen als Identifi- en werden mit einer Mischung aus Bequem- schutzgruppe, zusammengestellt. Vereinsmanager und in der Freizeit kationsmerkmal für Abgestürzte und Kon- lichkeit, wissenschaftlichem Halbwissen und In diesem Sinn wünschen wir mit der Lektüre unterwegs mit densatprobleme setzen der Bausubstanz zu. Überheblichkeit gegenüber sogenannten und den Denkanstößen dieser Ausgabe der Rückentrage, Seil und An unsere Mitglieder gerichtete Berichte und Gutmenschen mit einer Machtdemonstration Austria Nachrichten einen gemütlichen Helm, wenn es Apelle in der Vereinszeitung können Be- der Freiheit des Einzelnen mit einem selbst- Herbst und Jahresausklang. die Zeit zulässt. Austria Nachrichten 4/2019
10 Umwelt © Karin Elixhauser 1 Schutzgebiete in den Ybbstaler Alpen Die Ybbstaler Alpen sind reich an Schutzgebieten. Das Gebiet der Ybbstaler Alpen erstreckt sich zwischen den Flüssen Erlauf im Osten, Salza im Süden, und der oberösterreichischen Enns und der Ybbs ab Waidhofen an der Ybbs im Westen. Im Norden umfasst die Gebirgsgruppe das Alpenvorland bis Amstetten und Wieselburg. Von Monika Lazowski D as Schutzgebiet Natura-2000-Ge- biet Ötscher-Dürrenstein umfasst die beiden namensgebenden Gebirgsmas- Sanddorn-Ufergebüsche, Erlen-Eschen- Weidenauen und krautige Vegetationsge- meinschaften der Ufer vor. Der Lunzer können im Einklang mit den Bestimmungen der Habitat-Richtlinie und der Vogelschutz- richtlinie ausgeübt werden, vorausgesetzt sive. Mitten im Gebiet auf der Dürren- Obersee weist natürliche Verlandungsve- sie stören die bestehenden Lebensräume steinalm liegt die Ybbstalerhütte. Die getationen mit Armleuchteralgen-Gesell- und die ansässigen Arten nicht. Freizeit- Flüsse Ybbs und Erlauf sowie ihre Zubrin- schaften, Übergangs- und Schwingrasen- aktivitäten ger bilden tiefe Schluchten im Bergmas- mooren sowie einem Hochmoor auf. Wildnisgebiet Dürrenstein im Natura- siv. Den Großteil der Fläche nehmen Bu- Im Norden der Ybbstaler Alpen liegt das 2000-Gebiet chenwälder ein. In den waldfreien Berei- Natura-2000-Gebiet „Niederösterreichi- In der Nähe der Ybbstalerhütte liegt das dürfen Lebens chen finden sich artenreiche Mähwiesen. sche Alpenvorlandflüsse“. Es umfasst u.a. Wildnisgebiet Dürrenstein (mit dem Urwald räume und Die Almen werden v.a. von Borstgrasrasen die Flüsse Erlauf, Ybbs und Zauchbach. Rothwald). Das Wildnisgebiet ist seit 2002 Arten nicht dominiert. Oberhalb der Waldgrenze kom- Weitere Natura-2000-Gebiete sind „Süd- Naturschutzgebiet, seit 2003 anerkanntes stören. men kalkalpine Lebensraumtypen vor, z.B. lich gelegene Talbereiche der Göstlinger erstes Wildnisgebiet Österreichs und seit das Karbonat-Latschengebüsch, alpine Alpen“, „Schluchtwälder der Steyr- und 2017 UNESCO-Weltnaturerbe unter der Be- Kalkrasen, Kalk- und Schieferschutthal- Ennstaler Voralpen“ und „Tuffquelle und zeichnung „Alte Buchenwälder und Bu- den sowie Kalkfelsen mit ihrer Felsspal- Hangwälder in Loiben“ (nominiert). chenurwälder der Karpaten und anderer tenvegetation. Entlang der Bäche und Freizeitaktivitäten wie Schwimmen, Wan- Regionen Europas“. Es ist gleichzeitig auch Flüsse kommen u.a. Lavendelweiden- dern, Radfahren, Angeln oder Jagen etc. biogenetisches Reservat. Austria Nachrichten 4/2019
11 Umwelt Das Wildnisgebiet Dürrenstein wird nach werden: Besucher können diese Gebiete der IUCN-Kategorie I (Strenges Naturge- nur auf den dafür bestimmten Wegen be- biet/Wildnisgebiet) zum Zwecke der For- treten. Tiere sollten grundsätzlich nicht schung oder des Schutzes der Wildnis ver- gestört und Pflanzen nicht gepflückt wer- waltet. Die natürlichen Prozesse sollen den. Viele von ihnen stehen unter Schutz. ohne menschlichen Einfluss verlaufen. Das Hunde an die Leine. Ruhiges Verhalten und selbstständige Durchwandern dieses die Mitnahme jeglichen Mülls sollten für Schutzgebietes ist nur auf markierten We- jeden selbstverständlich sein. Campieren gen erlaubt! Im Rahmen des Bildungsauf- und Übernachten in der freien Natur ist nur trages werden auch geführte Wanderungen auf Campingplätzen möglich. angeboten. Das Wildnisgebiet Dürrenstein erstreckt sich auf einer Fläche von 3.500 © Karin Elixhauser Naturdenkmäler ha. 500 ha wurden noch nie forstwirt- schaftlich genutzt. In den Ybbstaler Alpen gibt es sehr viele Naturdenkmäler, dazu zählen u.a. der Lun- Naturschutzgebiete zer See mit einem Uferstreifen von 50 m 2 Breite, der Erlaufursprung (periodische In der Nähe der Ybbstaler Hütte liegen vier Karstquelle) samt Felsgebilde im Umkreis 3 Naturschutzgebiete: das bereits beschrie- von 20 Metern, die Erlaufschlucht in bene Wildnisgebiet Dürrenstein sowie Purgstall (wildromantische Konglomerat- Leckermoos, Stockgrund-Kothbergtal schlucht), Die Not bei Göstling (klammarti- und der Lechnergraben. ge Schlucht des Steinbaches), das Ofenloch Das Leckermoos ist eines der größten an der Ybbs (2 km langer Flussabschnitt Hochmoore Niederösterreichs und liegt in mit einer schönen Schlucht), der Roth- der Nähe von Göstling an der Ybbs. Hoch- moosbach (schluchtartige Strecke mit moore werden ausschließlich vom Regen Tümpel und Wasserfällen) bei Göstling, die mit Wasser versorgt. Typisch für sie sind Palfauer Wasserlochklamm (mit fünf Was- Torfmoose, die wie ein Schwamm sehr viel serfällen und der Riesenkarstquelle, dem Wasser speichern können. Auch der Son- Palfauer Wasserloch) sowie die bei Weich- © Karin Elixhauser nentau, eine fleischfressende Pflanze fin- selboden gelegenen Hochmoore Rotmoos det sich hier, sowie zahlreiche Insekten, und Ameiskogel (Hanghochmoor). u.a. Libellen und Schmetterlinge. Im Gebiet befinden sich auch viele ge- Das Naturschutzgebiet Stockgrund-Koth- schützte Höhlen: Ötscher Tropfsteinhöhle, bergtal wird von einem Gebirgsbach Hochkarschacht, Kartäuserhöhle, Har- durchflossen. An den Hängen kommen Rot- nischgang, Hirschtränkenhöhle, Lechner- föhrenwälder und Fichtenforste vor, dazwi- weidhöhle, Galmeiloch, Geldloch im Öt- schen finden sich Kalkfelsen und Kalkrasen. scher und Taubenloch. Im Gebiet kommen u.a. vor: die Anemonen- Schmuckblume, die nur in den Nordöstli- Landschaftsschutzgebiete und chen Kalkalpen wächst und die Stern-Nar- Naturparke zisse. Das Naturschutzgebiet Lechnergraben Im Landschaftsschutzgebiet Ötscher-Dür- liegt südlich von Lunz am See. Er ist ein renstein liegen das Natura-2000-Gebiet Erosionsriss mit einem Gebirgsbach im Ötscher-Dürrenstein, das Wildnisgebiet Talkessel. Zahlreiche Lebensräume finden Dürrenstein und der Naturpark Ötscher- sich hier: am Bach Lavendel-Weidenauen, Tormäuer. Weitere Landschaftsschutzge- © Werner Lazowski an den Hängen, Reliktföhrenwälder, Fich- biete und Naturparke in den Ybbstaler Al- ten-Blockwälder, Fichten-Tannen-Buchen- pen sind LSG Gamsstein-Voralpe, LSG Enns wälder, Buchenwälder und Latschen- taler und Eisenerzer Alpen und LSG Maria- Krummholz sowie weitere alpine Lebens- zell-Seeberg sowie Naturpark Eisenwurzen räume. und Naturpark Steirische Eisenwurzen, der 4 Ein weiteres, von der Ybbstalerhütte etwas gleichzeitig auch Europäischer Geopark entferntes und sehr großes Naturschutz- und UNESCO Global Geopark ist. 1 Ybbstalerhütte auf der Dürrensteinalm im Natura-2000-Gebiet gebiet (51.223 ha) ist das Wildalpener Im nächsten Heft: Schutzgebiete im Hoch- Ötscher-Dürrenstein Salzatal. Es liegt südlich vom Wildnis schwabgebiet. 2 Naturschutzgebiet Lechnergraben gebiet und umfasst den Wildwasserfluss 3 Landschaftsschutzgebiet Ötscher-Dürrenstein 4 Lassingbach im Naturschutzgebiet Wildalpener Salzatal Salza auf ca. 50 km Länge. Hier finden sich auch zahlreiche Quellen und Hochmoore. Weitere kleine Naturschutzgebiete sind der http://www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/Niederoesterreich_ATLAS.html https://www.wildnisgebiet.at/ an das Wildnisgebiet Dürrenstein angren- https://www.naturland-noe.at zende Urwaldrest „Zellerbrunn - Hohes http://www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/Naturschutz.html Quellen: https://www.naturparke.at/ Marcheck“ (Betreten verboten), „Auwald http://www.noe.gv.at/noe/Naturschutz/broschuere_03_oetscher_4.pdf und Moorgebiet Greith“ im Salzatal sowie http://www.doris.at/ : Karten: Natur-GENISYS „Auwälder und Feuchtwiesen in der https://www.land-oberoesterreich.gv.at/92726.htm Monika Lazowski http://www.landesentwicklung.steiermark.at/cms/ziel/141976122/DE/: Grünau“ bei Mariazell. ist Biologin, Mitarbeiterin der Service Digitaler Atlas: Flora und Fauna Verhaltensregeln für Naturschutzgebiete https://www.verwaltung.steiermark.at/cms/ziel/74838061/DE/ stelle der Austria und begeisterte https://wasserlochklamm.at/#willkommen können überall in der Natur angewendet Naturliebhaberin. Austria Nachrichten 4/2019
12 Reise Ein Reisebericht anderer Art Armut - Umwelt – Klima wandel Die Freude ist groß: Mit vielen reizvollen Fotomotiven ist man aus der Ferne heimgekehrt. Und die damit produzierten Reise- Shows sind beim Publikum im Alpenverein sehr gut aufgenom men worden. Neben all der Schönheit der prächtigen Paläste, der ein drucksvollen Tempel und Pagoden sowie der der reizvol len Landschaften ist es aber wichtig, das reale Leben der Menschen nicht außer Acht zu lassen. Reisen bedeutet nicht nur die Licht-, sondern auch die Schattenseiten der Dinge zu sehen. Daher heute ein „Reise bericht der anderen Art“, in dem es um den täglichen Kampf ums Überleben, Umweltschutz und Klimawandel geht. Von Anton Schmoll, Michael Schmoll © Anton Schmoll Die Armut ist allgegenwärtig. Austria Nachrichten 4/2019
13 Reise B ei vielen Reisen hatten wir immer wieder Gelegenheit zu ausgedehn- ten Wanderungen durch traditionelle Dörfer auf dem Land. Das hat den un- schätzbaren Vorteil, sehr viel und au- thentisch über das Alltagsleben der Menschen zu erfahren. Zeitreise in die Vergangen heit An manchen Stellen ist es wie eine „Zeitreise in die Vergangenheit“. Es eröffnet uns eine völlig neue Welt – gleichsam eine Zeitreise in die Ur- sprünglichkeit des Lebens. In eine Welt, in der die Zeit stehen geblieben scheint. So verschieden die Länder sind, die wir bereist haben, so ver- schieden die ethnischen Gruppen, so © Anton Schmoll unterschiedlich sind auch ihre Lebens- situationen, ihre Traditionen und Ritu- ale. Beispiel Kambodscha: Langsam und knarrend kommt ein hölzerner Karren mit großen Speichenrädern auf uns zu. Leben im Müll Gekonnt und freundlich dreinblickend lenkt der Bauer sein Gefährt, das von Nicht weit von Arba Minch in Äthiopi- In Papua bestehen die Ortschaften zwei Zebu-Rindern gezogen wird. Es en besuchen wir die einst kriegeri- oftmals nur aus kleinen Weilern mit ist heiß und wir halten Ausschau nach schen Dorze-Stämme, die heute von wenigen Rundhütten, mit Wänden aus kühlen Getränken. Da erblicken wir am der Landwirtschaft und Weberei leben. geflochtenen Palmblättern. Das Zent- Straßenrand plötzlich Holzgestelle, Ihre kunstvoll geflochtenen Hütten rum eines jeden Dorfes bildet das Män- auf denen große Limonaden- und Cola stehen immer unter den Sträuchern nerhaus. Im Unterschied zu unserer flaschen mit gelblicher Flüssigkeit ste- der „falschen Banane“ und haben die Kultur leben die Familien nicht in ei- hen. Wir fragen unseren Fahrer, ob wir Form eines Bienenkorbes. Auf diese nem gemeinsamen Haushalt, sondern hier eine Limonade kaufen könnten. Weise sind die Dorze sehr „mobil“, getrennt: Während die Frauen mit ihren Der lacht – und wir sind verblüfft, als denn sie können ihre Häuser sogar in Kindern und den Schweinen im Famili- wir von deren Inhalt erfahren: Es han- einem Stück transportieren. Die Men- enhaus leben, verbringen die Männer delt sich um die „Tankstelle“ für Mo- schen leben mit dem Vieh zusammen mit ihren älteren Söhnen die meiste peds – in den Flaschen befindet sich unter einem Dach – die Hühner oben im Was für Zeit im „Männerhaus“. So ein Männer- Treibstoff! Hier auf dem Land ist ein First und die Rinder in einem abgeteil- Touristen eine haus gibt es in jedem Dorf und den Moped schon ein großer Luxus und so ten Holzverschlag. Das schafft Wärme Attraktion Frauen ist streng verboten, es zu be- wird es auch vielfältig genützt – wie in kälteren Nächten. bedeutet, ist für treten. In der Mitte des dunklen Rau- zum Beispiel für spezielle Tiertrans- die Menschen mes befindet sich die Feuerstelle, von porte: Auf dem Rücken liegende leben- Zurück zum Ursprung der tägliche der uns sofort beißender Rauch in die de Schweine werden auf dem Moped Überlebens Nase aufsteigt. Auf eigens dafür vorge- festgeschnallt und zum Markt in die Ein besonders interessanter Stamm in kampf. sehenen Plätzen werden rituelle Ge- nächste Provinzhauptstadt gebracht. Namibia sind die Himbas, die in der genstände wie heilige Steine, Muschel- nordwestlichsten Ecke an der Grenze bänder oder Schweinezähne aufbe- Elektrizität ist Mangelware zu Angola leben. So wie die Massai in wahrt. Kenia gehören sie zu den letzten noch Noch etwas sticht uns in‘s Auge: Auf ursprünglich lebenden Nomaden Afri- Wohnen wie vor hundert hölzernen Paletten sind große Batteri- kas. In der kargen Naturlandschaft des Jahren en (die wie LKW–Batterien aussehen ) Kaokoveld konnten sie sich bis heute aneinander geschichtet. Das sind die ihre ursprüngliche Lebensweise weit- Szenenwechsel auf das „Dach der Batterien für die Stromversorgung der gehend erhalten. Weil sie als Viehzüch- Welt“ – nach Tibet. Wie bei uns das Häuser, denn in den Dörfern gibt es ter und Hirten leben, die teilweise mo- Brennholz vor den Hütten in den Alpen, keine Elektrizität. Mit dem Ochsenkar- natelang durch die karge Savanne zie- ist hier der Dung der Yaks vor den ren werden die Batterien von den Sam- hen, um spärliche Weideplätze für ihre Bauernhäuser aufgeschichtet. Da Holz melplätzen abgeholt und nach dem Tiere zu finden, errichten sie nur tem- rar ist, wird der Mist der Tiere in Fla- Aufladen wieder zurückgebracht. So poräre Siedlungen, deren Hütten aus denform getrocknet und bildet wert- gibt es Strom für die schwache Be- einem Rohrgeflecht bestehen, das mit volles Brennmaterial für den kalten leuchtung – und manchmal auch für Lehm und Dung verputzt wird. Ihre Winter. Im geräumigen Innenhof befin- das Fernsehgerät. Hauptnahrung ist geronnene Kuhmilch det sich die Kochstelle, wo mit einem und Mais, den sie gegen ihr Vieh ein- Gerät mit Hilfe von Sonnenenergie die tauschen. Speisen erhitzt werden. Bei der Koch- Austria Nachrichten 4/2019
14 Reise 1 Menschenunwürdige Arbeit unter Tag 2 Holzkohleerzeugung 3 Brennholzsammeln 4 Tee im Nomadenzelt 5 Kinderarbeit 6 Wasserversorgung ist eine tägliche Herausforderung. © Anton Schmoll 1 2 © Anton Schmoll 3 © Anton Schmoll 4 © Anton Schmoll 5 6 © Anton Schmoll © Anton Schmoll Austria Nachrichten 4/2019
15 Reise stelle steht ständig Buttertee, das Na- Wasser – eine unschätzbare geführt. Neben dem Transport des Ge- tionalgetränk der Tibeter bereit - min- Kostbarkeit treides nach der Ernte werden damit derwertiger Tee aus China wird ge- auch Kanister mit Wasser von den kocht und dann mit Butter und stark Kinder winken am Straßenrand und öf- Brunnen befördert sodahaltigem Salz in einem hohen Ge- ter schallt uns ein Ruf entgegen, der so fäß verquirlt. 30 - 40 Tassen pro Tag ähnlich wie „Heiland“ klingt. Erst spä- Harte Arbeit für eine sind üblich. Nur widerwillig nehme ich ter wird mir klar, was damit gemeint Handvoll Reis einen Schluck von dem angebotenen ist: Auf den Plastikwasserflaschen, die Getränk. Es schmeckt furchtbar und wir stets in großer Menge im Wagen Es gibt Menschen, die sich nur jeden ich muss mich an Heinrich Harrer erin- mitführen, steht auf dem Etikett die zweiten Tag eine Mahlzeit leisten kön- nern, wie er seine ersten Erfahrungen Bezeichnung des Mineralwassers und nen. Das Grundnahrungsmittel ist Reis, mit dem Buttertee schilderte. die Abfüllfirma aus dem südäthiopi- die Beilagen bestehen aus Gemüse Im Hof steht unter einem Vordach ein schen Hochland – und die heißt „High- oder Fisch, Fleisch gibt es selten. Ge- mechanischer Webstuhl aus Holz. Schaf- land“. Wir sind im Süden Äthiopiens gessen wird von Palmenblättern mit und Yakwolle wird gesponnen und zum unterwegs und viele Kinder laufen mit den Fingern der rechten Hand. So ist Weben von Kleidung, Zelten oder Teppi- Plastikflaschen herum und möchten Reis beispielsweise in Kambodscha, chen verwendet. Ein Herstellungsver- Wasser oder leere Flaschen. Am Stra- Burma oder auf den Philippinen eben- fahren wie vor hundert Jahren … ßenrand führen sie mit den Flaschen in so wie in Madagaskar das „tägliche der Hand manchmal lustig anzusehen- Brot“ und seine Verwendungsmöglich- Das Leben der Nomaden de Tänze auf, um auf ihre Wünsche keiten sind vielfältig. Aus den kleinen aufmerksam zu machen. Körnern werden Brot, Kuchen oder Auch in Zanskar (im Norden Indiens) Wasser – für uns oftmals als nichts Süßspeisen gefertigt. Und nicht zu ver- bewegen wir uns immer auf durch- Besonderes erlebt, wenn wir den Was- gessen: Reisbier und Reisschnaps ge- schnittlich 4000 - 5000 m Seehöhe. serhahn aufdrehen und ein Glas Was- Was wir braut. Die Keime werden zu Speiseöl, Das Gebiet des Changtang-Hochpla- ser trinken. Ganz anders in vielen Län- Europäer an Seifen oder Kerzen verarbeitet und aus teaus, das sich von Zentraltibet im Os- dern Afrikas oder Asiens, die wir be- Lebensmitteln Reismehl wird auch Kleister oder Wä- ten bis nach Lhasa erstreckt, ist das sucht haben. Wasser ist dort eine Kost- wegwerfen, schestärke hergestellt. Weideland der Changpa-Nomaden. barkeit, die rar ist. In den Häusern oder hätten viele Reis ist ertragreich – sein Anbau aller- Überall grasen Schafe und Ziegen - und Hütten gibt es überhaupt keine Was- Menschen dings auch sehr arbeitsintensiv: Dank natürlich die zotteligen Yaks. Manche serstellen und manche Dörfer haben gerne als ausgeklügelter Bewässerungssysteme Nomaden fristen ihr Dasein in armseli- nicht einmal einen eigenen Brunnen Mahlzeit. sind mehrere Ernten im Jahr möglich. gen Steinbehausungen – andere haben wie wir das beispielsweise in Togo, Be- Das Schachbrettmuster der Reisfelder bereits kleine Fahrzeuge und wohnen nin und Uganda bemerkt haben. Als wir mit den verschiedenen Grüntönen in Zelten, vor denen kleine solarbetrie- bei einem Empfang vom Chief eines prägt oftmals das Landschaftsbild. bene Batterien stehen. Dorfes in Togo die Frage stellten, was Reizvolle Fotomotive sind die inmitten Eine andere, sehr eindrucksvolle Be- er sich am sehnlichsten wünsche, kam der Felder arbeitenden Menschen mit gegnung mit dem Alltag der Berber die Antwort sehr prompt: „Einen zwei- ihren charakteristischen Strohhüten hatten wir in Marokko. Inmitten der ten Brunnen für sein Dorf“. oder die Bauern, wenn sie hinter zwei kargen Steinwüste trafen wir einige Auch in Madagaskar hat ein Drittel der Wasserbüffeln mit hölzernem Pflug alten Frauen sowie Mütter mit einer Bevölkerung keinen direkten Zugang den Boden bearbeiten. Schar kleiner Kinder. Männer sind kei- zu genießbarem Trinkwasser. Selbst in ne da. Sie ziehen einige Tagesreisen der Hauptstadt Tana werden die Zapf- Vom Fleiß der Bauern entfernt mit den Schafen und Ziegen stellen für das kostbare Nass Tag und auf Futtersuche umher. Die Frauen le- Nacht bewacht. Das was wir als ländliche Idylle empfin- ben hier an den Berghängen in der In Äthiopien haben die Menschen gro- den, ist für die Landbevölkerung tat- Nähe zum Fluss. Einige Buben tragen ße schräge Brunnenschächte mit Be- sächlich harte Arbeit für ihren Überle- ausgeleierte Trainingshosen und zer- cken angelegt, die bis zu 15 Meter in benskampf. Die meisten Bauern kön- fetzte Schuhe, bei denen die nackten die Erde gegraben sind. Eintönige Ge- nen sich keine Maschinen leisten und Zehen rausragen. Wir konnten nun sänge begleiten die Männer und Frau- so sind viele Tätigkeiten wie das Pflan- Kleider, die in Österreich gesammelt en bei der schweißtreibenden Arbeit, zen, Ernten oder Dreschen der Reiskör- wurden, verteilen. Sorgsam schauen einen Kübel nach dem anderen nach ner aus den Garben noch mühsame die Mütter, welches Stück wem am oben weiterzureichen, um die Becken Handarbeit. Während Männer für die besten passt. Eine emotional berüh- mit Wasser für ihre Tierherden zu fül- gröberen und schweren Arbeiten wie rende Szene. len. Daher sind diese Wasserstellen das Anlegen der Felder, Terrassen und Danach führen uns die Frauen zu ihrem auch als „singende Brunnen“ bekannt. Bewässerungsvorrichtungen verant- Lagerplatz und zeigen uns ihre Unter- Überall sieht man gelbe Plastikkanis wortlich sind, müssen sich die Frauen künfte: ein Kamelhaarzelt für die Familie ter, die die Frauen auf dem Kopf tragen vor allem um das Jäten von Unkaut und ein Zelt für die Tiere. Teilweise sind und das Wasser von weit her holen. und um die Erntearbeiten kümmern. sie mit Steineinfriedungen umgeben, die Eine große Erleichterung ist es bereits, Anton Schmoll In vielen Schwellenländern arbeiten rd. als Windschutz dienen. Gemessen an un- wenn die schweren Kanister mit einem ist begeisterter 60 % der Erwerbstätigen in der Land- seren Maßstäben haben sie materiell Eselfuhrwerk oder auf Fahrrädern Entdecker fremder wirtschaft und Fischereiwirtschaft. Und wenig bis nichts. Sie kennen maximal transportiert werden können. Ein sehr Kulturen. dennoch kann der Bedarf an Reis auf- Seit mehr als ihre Herden und ihre Weidegründe – und interessantes Transportmittel sind 20 Jahren gestaltet grund des starken Bevölkerungswachs- dennoch haben sie immer ein Lächeln, Holzschlitten. Sie wurden im Namibia er lebendige tums oftmals nicht aus der eigenen das echt und ehrlich erscheint. im 19. Jhdt. nach dem Vorbild des Och- Reiseberichte und Produktion gedeckt werden, sondern senwagens der frühen Reisenden ein- Tonbildschauen. muss zum Teil teuer importiert werden. Austria Nachrichten 4/2019
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