ALTER, GESCHLECHT UND BESCHÄFTIGUNG VON DARBIETENDEN KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLERN IN EUROPA
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ALTER, GESCHLECHT UND BESCHÄFTIGUNG VON DARBIETENDEN KÜNSTLERINNEN UND KÜNSTLERN IN EUROPA FORSCHUNGSBERICHT FÜR DAS PROJEKT DES INTERNATIONALEN SCHAUSPIELERVERBANDES (FIA) „DAS GESCHLECHTERBILD IM WANDEL: DIE FÖRDERUNG DER BESCHÄFTIGUNGSMÖGLICHKEITEN VON FRAUEN IN DEN DARBIETENDEN KÜNSTEN“ Deborah Dean Industrial Relations Research Unit Warwick Business School University of Warwick Großbritannien Deborah.Dean@wbs.ac.uk
Mit finanzieller Unterstützung von: EQUITY UK DANSK SKUESPILLERFORBUND NORSK SKUESPILLERFORBUND TEATERFÖRBUNDET Danksagungen Ich bin überaus dankbar für die Unterstützung der FIA und insbesondere für die von Dearbhal Murphy als Projektleiterin sowie die Unterstützung seitens der FIA-Lenkungsgruppe für das Projekt Geschlechtergerechtigkeit (FIA Gender Project Steering Group), der Verantwortlichen der Mitgliedsgewerkschaften der EuroFIA sowie der von Dr. Joseph Coughlan von Dublin Institute of Technology. Mein Dank gilt auch den darbietenden Künstlerinnen und Künstlern aus allen Teilen Europas, die sich die Zeit genommen haben, den Fragebogen für die Umfrage auszufüllen, und von denen erstaunlich viele ihre eigenen Bemerkungen hinzugefügt haben. Mein Dank gilt ferner den einzelnen darbietenden Künstlerinnen und Künstlern, mit denen ich Gedanken zu den komplexen Fragen dieses Projekts ausgetauscht habe. Deborah Dean Industrial Relations Research Unit Oktober 2008 Mit finanzieller Unterstützung der Europaischen Kommission 2
Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4 1. Einleitung und Hintergrund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7 2. Ziele des Forschungsprojekts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 3. Forschungsmethoden und Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .9 3.1 Antwortquote und Repräsentationsgrad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 3.2 Gatekeeper-Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11 4. Die Befragung: Überblick über den Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12 4.1 Schlüssel der Regionen, Land des Wohnsitzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .12 4.2 Sexuelle Orientierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 4.3 Beeinträchtigung/Behinderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 4.4 Ethnische Herkunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .14 4.5 Geschlecht und Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 5. Geschlecht und Alter: Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17 5.1 Karrierekategorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17 5.2 Einkommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .19 5.3 Beschäftigungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22 5.4 Nachteilige Kategorien im Zugang zu Beschäftigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .23 5.5 Inhalt der Rollen: Auswirkungen des Alters . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 5.6 Vorteile/Nachteile des Geschlechts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .24 5.7 Darstellung von Geschlecht/Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 6. Interviewdaten aus den Gatekeeper-Interviews . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27 7. Bemerkungen der darbietenden Künstlerinnen und Künstler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .29 8. Schlussbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .32 Tabelle 1: Antwortraten nach Mitgliedschaft in den nationalen Gewerkschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13 Tabelle 2: Ethnische Gruppen nach Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 Tabelle 3: Altersverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15 Tabelle 4: Befragungsteilnehmer nach Geschlecht und Alterskategorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .16 Tabelle 5: Karrierekategorie nach Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .17 Tabelle 6: Karrieredauer als Berufskünstlerin (Frauen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 Tabelle 7: Karrieredauer Berufskünstler (Männer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .18 Tabelle 8: Einkommen nach Geschlecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .20 Tabelle 9: Einkommen (Männer) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21 Tabelle 10: Einkommen (Frauen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .21 Tabelle 11: FRAUEN: Arten der Vorteile/Nachteile, die als relevant betrachtet werden, wenn Sie eine weibliche darbietende Künstlerin sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25 Tabelle 12: MÄNNER: Arten der Vorteile/Nachteile, die als relevant betrachtet werden, wenn Sie ein männlicher darbietender Künstler sind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25 Tabelle 13: Arten der Vorteile/Nachteile, die als relevant betrachtet werden, wenn Sie als darbietende Künstlerin/darbietender Künstler einer ethnischen Minderheit angehören . .26 Tabelle 14: Werden die Geschlechter regelmäßig in einer Weise dargestellt, die Sie als der Realität entsprechend vielfältig ansehen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .26 Tabelle 15: Werden die Altersgruppen regelmäßig in einer Weise dargestellt, die Sie als der Realität entsprechend vielfältig ansehen? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .27 3
1. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufen in der Gesellschaft gab es die Integration der Geschlechter bei den Berufskünstlern bereits seit mehreren hundert Jahren. Daher ist dies ein besonders interessanter und nützlicher beruflicher Bereich, um die Auswirkungen von Geschlecht und Alter zu untersuchen. Dies geschieht in Zusammenhang mit dem zunehmenden Bemühen, diese Fragen im größeren europäischen Kontext zu verstehen, wo sich der demographische Wandel auf den Arbeitsmarkt und die Sozialpolitik auswirkt. Der Internationale Schauspielerverband (FIA) hat seit langer Zeit bestehende Fragen der Benachteiligung älterer darbietender Künstlerinnen bei der Beschäftigung aufgegriffen und ein Projekt entwickelt, zu dessen zentralen Zielen es gehört, die Auswirkungen von Geschlechtsstereotypen und des Frauenbildes auf die Beschäftigungsmöglichkeiten von darbietenden Künstlerinnen und Künstlern und auf das Bild der Frau in der Gesellschaft im Allgemeinen zu untersuchen. Ziel des Projektes war es weiterhin, das Bewusstsein für diese Fragen unter darbietenden Künstlerinnen und Künstlern, Künstlergewerkschaften, Arbeitgebern und Entscheidungsträgern auf nationaler und auf europäischer Ebene zu schärfen und gemeinsames Handeln in diesem Bereich zu erleichtern. 2. Das zentrale Thema des Projektes war: Hat das Alter - aus dem Blickwinkel der am direktesten Betroffenen – je nach Geschlecht des darbietenden Künstlers einen unterschiedlichen Einfluss auf den Zugang zu Beschäftigung, den Inhalt der Tätigkeit, Bezahlung und Karrieredauer? 3. Es wurde ein Online-Fragebogen entwickelt, um die Ansichten der darbietenden Künstlerinnen und Künstler über die Auswirkungen sozialer Merkmale (im Wesentlichen Geschlecht und Alter) auf eine Reihe von Bereichen, darunter den Zugang zu Beschäftigung, Bezahlung, Inhalt der Tätigkeit und Karrieredauer, abzufragen. Darüber hinaus wurden auch Daten zur ethnischen Herkunft, zu Behinderungen und sexueller Orientierung erhoben und als relevant im breiteren Kontext und für künftige Forschungen erachtet, aber für die Zwecke dieses Berichtes nicht eingehender untersucht. 4. Die europäischen Mitgliedsorganisationen der FIA (EuroFIA-Gewerkschaften) schrieben ihre Mitglieder per E-Mail an mit der Bitte, an der Befragung teilzunehmen, die in vier Sprachen erfolgte. Dies war die Hauptforschungsmethode. Mitglieder einiger EuroFIA-Gewerkschaften führten eine begrenzte Anzahl von Interviews mit Arbeitgebern/Gatekeepern durch. Zusammen genommen bilden die Daten der Befragung und der Interviews das erste europaweite Bild der Schlüsselaspekte des realen Arbeitslebens der darbietenden Künstlerinnen und Künstler. Die Erkenntnisse wurden eher thematisch als geographisch aufgearbeitet, doch die Bemerkungen in dem qualitativen Teil des Fragebogens zeigen erhebliche Ähnlichkeiten in den Sorgen der Frauen und Männer in den verschiedenen Regionen Europas auf. 5. Es gab 2.174 verwertbare Antworten auf die Befragung von darbietenden Künstlerinnen und Künstlern aus 21 europäischen Ländern (aus 7 Ländern gab es keinerlei Reaktion). Diese bildeten eine kleine, aber ausreichende Stichprobe, um die kontextuellen und substantiven Daten zu bewerten. 6. Die Konzentration der Geschlechter in bestimmten Altersgruppen und Gruppen der Beschäftigungsdauer als Berufskünstler zeigt, dass Männer für gewöhnlich längere Künstlerkarrieren haben als Frauen. Männer sind als Gruppe gleichmäßiger über die Altersgruppen, Karrierekategorien, Beschäftigungsdauer als Berufskünstler und 4
Einkommenskategorien verteilt als Frauen als Gruppe. Frauen sind stärker in den jüngeren Altersgruppen konzentriert, über ein Fünftel mehr gibt an, dass sie nicht sehr oft arbeiten und nur eine geringe Auswahl an Beschäftigungsmöglichkeiten haben und dass ein größerer Anteil von ihnen in den Kategorien kürzerer Beschäftigungsdauer als Berufskünstler zu finden sind. 7. Die meisten darbietenden Künstlerinnen und Künstler verdienen mit ihrer Arbeit sehr wenig (und 5% beider Geschlechter verdienten in den Jahren 2006-7 überhaupt nichts als darbietende Künstler), doch befindet sich ein relativ großer Anteil der Frauen in der niedrigsten Einkommensgruppe und ein relativ kleiner Anteil in der höchsten Einkommensgruppe. Interviewdaten aus den Gatekeeper-Interviews der Branche deuten an, ähnlich den Ergebnissen früherer Forschung, dass die Überrepräsentation in beiden Gruppen weitgehend (aber auf keinen Fall ausschließlich) auf Unterschiede in der Regelmäßigkeit des Zugangs zu Beschäftigung und des Umfangs der Rollen zurückzuführen ist. 8. Ethnische Herkunft und Geschlecht sind eng miteinander verknüpft in ihrem Einfluss auf Vor- und Nachteile bei der Beschäftigung als darbietender Künstler. Grundsätzlich tragen weibliche darbietende Künstlerinnen, die einer ethnischen Minderheit angehören, eine dreifache Bürde (ethnische Herkunft, Geschlechter, Alter), wenn es um Fragen der Beschäftigung geht. Ihre Ansichten in Schlüsselfragen liegen näher bei denen von Frauen, die einer ethnischen Mehrheit angehören, als bei denen der Männer, die einer ethnischen Minderheit angehören, was darauf hindeutet, dass sie sowohl mehrfach als auch übergreifend benachteiligt sind (Einstellungen gegenüber der ethnischen Herkunft verstärkt durch ‚veraltete’ Einstellungen gegenüber dem Geschlecht). 9. Eine der eindeutigsten Erkenntnisse war, dass Frauen ihr Geschlecht in jeglicher Hinsicht als Nachteil empfanden (Anzahl und Vielfalt der Rollen, Bezahlung, Alter, der ‚Typ’, als der sie am häufigsten besetzt wurden). Im Gegensatz hierzu sahen männliche darbietende Künstler ihr Geschlecht entweder eindeutig als Vorteil oder weder als Vorteil, noch als Nachteil. In gleicher Weise bestand ein großer Unterschied in der Wahrnehmung, ob die mangelnden Beschäftigungsmöglichkeiten hauptsächlich durch das Geschlecht bedingt seien: Frauen 57 %; Männer 6 %. 10. Frauen wie Männer betrachteten das Alter als Nachteil bei dem Bemühen um Arbeit. Auf die Bitte hin, die Kategorien entsprechend der Bedeutung des Nachteils zu klassifizieren, sah eine etwa gleiche Anzahl von Frauen Geschlecht und Alter als größten Nachteil an. Nahezu die Hälfte der Männer betrachtete das Alter als größten Nachteil, doch nur 4% empfanden ihr Geschlecht als größten Nachteil. 11. Alter und Geschlecht sind auch für junge darbietende Künstlerinnen und Künstler von Bedeutung – Gatekeeper wiesen auf den enormen Wettbewerb um Frauen in den Zwanzigern hin und empfanden die Situation als ähnlich, aber nicht so extrem, für Männer in ihren Zwanzigern. Die Ansichten lassen sich mit den Erkenntnissen der Befragung verknüpfen, dass Frauen in den unteren Altersgruppen stärker vertreten sind. 12. Sind darbietende Künstlerinnen und Künstler der Ansicht, dass ihr Alter und Geschlecht 5
regelmäßig in einer der Realität entsprechenden Weise in Film, Theater, Fernsehen, Radio und Werbung dargestellt werden? Die Ansichten von Männern und Frauen unterscheiden sich erheblich darin, wie sie Alter und Geschlecht in den darbietenden Künsten dargestellt sehen. Männer haben eine überwältigend positive Wahrnehmung dessen, was sie sehen, während Frauen eine weitaus negativere Wahrnehmung haben. Dies wiederum hat Auswirkungen auf die verschiedenen Möglichkeiten des Zugangs zu Beschäftigung und die Karrieredauer. 13. Sowohl hinsichtlich der Anzahl und der Art der Beschäftigungsgelegenheiten als auch hinsichtlich der Darstellung von Geschlecht und Alter der Frauen schneiden das Radio und Theater am günstigsten/am wenigsten negativ ab (in vielen Kategorien insbesondere das Radio). Im Lichte früherer Forschung besehen kann man argumentieren, dass dies damit zu tun hat, dass das optische Erscheinungsbild in diesen Medien eine geringere Rolle spielt als in Film, Fernsehen und Werbung. Umgekehrt bedeutet dies, dass sich die Anforderungen an das optische Erscheinungsbild für männliche und weibliche darbietende Künstler unterscheidet, Anforderungen, die in den Ansichten der Gatekeeper/Gesellschaft über Geschlecht und Alter begründet sind. 14. Viele der Erkenntnisse aus der Befragung, wie Frauen und Männer beurteilt werden, finden ihr Echo in den Interviewdaten aus den Interviews mit Gatekeepern/ Arbeitgebern. Während die darbietenden Künstlerinnen und Künstler (in ihren qualitativen Bemerkungen) die Verantwortung für die Auswahl der Besetzungen im Wesentlichen bei den Gatekeepern der Branche sahen (künstlerische Leiter(CDs?), Direktoren, Produzenten), sahen sich die Gatekeeper selbst durch den kommerziellen Druck der Branche, Erwartungen der Öffentlichkeit und die Anforderungen des Produktes (z.B. die Zahl der männlichen Rollen) in ihrem Handlungsspielraum begrenzt. 15. Schlussbemerkungen. Die darbietende Kunst ist ein Beruf, in dem (im Gegensatz zu vielen anderen Berufen) von weiblichen Kräften ein Höchstmaß an Erfolg akzeptiert und erwartet wird. Obwohl dem Bericht zu entnehmen ist, dass Männer und Frauen mit den gleichen stillschweigenden ‚Regeln’ hinsichtlich Alter und Aussehen arbeiten, so scheint es doch, dass diese Regeln unterschiedlich erlebt werden, abhängig von unseren allgemeineren Vorstellungen von Geschlecht und Alter und der Tatsache, wie diese Vorstellungen in das, was geschrieben, produziert und besetzt wird, umgesetzt werden. Dies führt systematisch zu abweichenden Berufserfahrungen in einem Beruf, der auf dem Papier gesehen, die gleichen Fähigkeiten am gleichen Arbeitsplatz zum gleichen Zeitpunkt erfordert. 6
1. EINLEITUNG UND HINTERGRUND Der Internationale Schauspielerverband (FIA) ist eine internationale nichtstaatliche Organisation, die die Gewerkschaften, Gilden und Verbände von darbietenden Künstlerinnen und Künstler in der ganzen Welt vertritt. Die EuroFIA ist die europäische Gruppe des Internationalen Schauspielerverbandes. In ihr sind Gewerkschaften, Gilden und Verbände aller Mitgliedstaaten der Europäischen Union (außer Litauen und Malta), des Europäischen Wirtschaftsraumes und der Schweiz vertreten. Im Jahre 2007 stellte die Europäischen Kommission Finanzmittel für einen von der FIA erarbeiteten Vorschlag und eine sich für die Geschlechtergleichstellung einsetzende Aktivistengruppe innerhalb der FIA bereit, um ein europaweites Bild dessen zu erhalten, was zunächst von Forschung auf nationaler Ebene als systemische Benachteiligung älterer weiblicher darbietender Künstlerinnen gegenüber ihren männlichen Altersgenossen erkannt worden war. Die Finanzierung dieses Projektes erfolgte im Rahmen des Europäischen Jahres der Chancengleichheit für alle 2007 und reflektiert das fortgesetzte Engagement innerhalb der Europäische Kommission für Fragen der Gleichstellung der Geschlechter und der Diskriminierung aufgrund sozialer Merkmale, das sich in zentraler Weise natürlich in Form der Rahmenrichtlinie zur Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf niederschlägt1. Insbesondere werden in dem ‚Fahrplan für die Gleichstellung von Frauen und Männern 2006-2010’ sechs Schwerpunktbereiche für Aktionen der EU im Bereich Geschlechtergleichstellung genannt, darunter die ‚Beseitigung von Geschlechterstereotypen’. Geschlechterstereotype werden als zentrale Ursache für das Vorhandensein und den Fortbestand ungleicher Resultate hinsichtlich Beschäftigung und Bezahlung angesehen, und der Abbau dieser Stereotype in Bildung, Ausbildung und Kultur wird als Schlüsselfaktor bei der Erreichung von Zielen wie dem gleicher wirtschaftlicher Unabhängigkeit von Frauen und Männern betrachtet2. Desweiteren haben die abnehmende Geburtenrate und der Rückgang der Zahl der Beschäftigten in Europa zu einem Fokus auf die altersbedingte Diskriminierung in der Beschäftigung beigetragen3 Die Haltung gegenüber dem Alter ist mit der gegenüber dem Geschlecht gekoppelt, und Forschungen haben ergeben, dass Frauen als Gruppe stärker unter einer negativen Haltung gegenüber dem Alter leiden, insbesondere in Bezug auf Beschäftigungsquote und Bezahlung4. Wie Itzin und Phillipson in ihrer Untersuchung der geschlechtsspezischen Diskriminierung Älterer am Arbeitsplatz argumentierten: ‚Es gibt immer ein Geschlechterstereotyp für das Alter einer Frau.’5 Weibliche Arbeitskräfte sind in jedem Sektor für gewöhnlich die am stärksten benachteiligte Gruppe, und als eine der Hauptursachen für diesen Nachteil wurde die horizontale berufliche Geschlechtersegregation identifiziert (die Tatsache, dass Frauen und Männer dazu neigen, in verschiedenen Tätigkeiten konzentriert aufzutreten)6. So bleibt etwa das Ingenieurwesen ein Bereich, der von Männern dominiert ist, die Kranken- und Altenpflege von Frauen. Dies macht es daher besonders interessant, einen Bereich zu untersuchen, in dem die systemische Benachteiligung erst einige Hundert Jahre, nachdem Frauen in den meisten Teilen Europas zum ersten Mal ebenso wie die Männer als Berufskünstler auftraten, erkannt wurde. Die darbietende Kunst ist seit langem ein Beruf, in dem es formal keine Geschlechtersegregation gibt und wo akzeptiert und erwartet wird, dass auch Frauen ein hohes Niveau erreichen. Allerdings deutet die internationale Forschung in zunehmendem Maße darauf hin, dass geschlechtsspezifische Ungleichheiten im Zugang zu Beschäftigung, in Bezahlung und Karrieredauer fortbestehen. Die Verwendung des Ausdrucks ‚Beruf ohne Geschlechtersegregation’ bezieht sich auf die Tatsache, dass auch, wenn weibliche und männliche darbietende Künstler weitgehend (aber keineswegs ausschließlich) für geschlechtsspezifische 7
Rollen berücksichtigt werden, so doch die eigentliche Tätigkeit in den wesentlichen Dimensionen dieselbe ist. Die Anforderungen an das Können und die Örtlichkeiten sind identisch, und die Arbeit wird von Arbeitgebern wie Arbeitnehmern als dieselbe (nicht ideologisch geschlechtsbestimmt) angesehen. Es gibt folglich keine erkennbare horizontale berufliche Geschlechtersegregation, d.h. Überrepräsentation in verschiedenen Tätigkeitsformen auf der Grundlage geschlechtsspezifischer Wahrnehmungen der Fähigkeiten oder Eignung. Überdies lässt sich aufgrund der Teilnehmer an dem aktuellen Projekt die darbietende Kunst als ‚integrierter’ Beruf entsprechend Hakims Definition von einem Anteil von 25% bis 55% an weiblichen Arbeitskräften einordnen7. Allerdings ist das berufliche Fortkommen als darbietender Künstler (in einem Beruf mit wenigen formalen Karrierewegen oder Qualifikationsanforderungen) ein Phänomen mit spezifischen Charakteristiken. Die Daten der Befragung weisen darauf hin, dass ein berufliches Fortkommen auf Grundlage von Markt und Erfahrung für gewöhnlich von der Erstellung, Auswahl und Besetzung eines aufzuführenden Produktes abhängt (Theaterstück, Film, Fernsehprogramm, usw.). In Anbetracht der Realitäten der Sozialgeschichte haben diese Prozesse zur Überrepräsentation von männlichen darbietenden Künstlern geführt, sowohl hinsichtlich der Anzahl der Rollen als auch hinsichtlich der Hauptrollen. Bedingt durch die gesellschaftliche Entwicklung geschlechtsspezifischer Vorstellungen von Alter und Erscheinungsbild haben diese Prozesse außerdem zur Überrepräsentation jüngerer weiblicher darbietender Künstlerinnen geführt. Somit gibt es für gewöhnlich eine effektive intra-berufliche Segregation. Da die darbietenden Künste sowohl öffentlich sichtbar sind, als auch zu den Berufen mit der längsten Geschlechterintegration gehören, bilden sie ein wichtiges und nützliches Objekt für die Untersuchung sozialer Ungleichheiten und der Beschäftigungssituation. Die Arbeit der darbietenden Künstlerinnen und Künstler wird uns durch eine Vielzahl von Medien präsentiert, und ihre Berufsrealität (wie, warum und wann sie Arbeit bekommen) stellt mehr dar als nur ihre persönlichen Erfahrungen als Arbeitskräfte. Es ist wichtig, die Geschlechtersegregation im Beruf im größeren Umfeld zu erkennen, da sie Auswirkungen hat auf die Rollen, die weiblichen darbietenden Künstlern zur Verfügung stehen, und Anker argumentierte (neben anderen) in einer weltweiten Untersuchung der beruflichen Geschlechtersegregation, dass geschlechtsspezifische Stereotype und Vorurteile einen Teil der Erklärung für die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt bilden8. 2. ZIELE DES FORSCHUNGSPROJEKTS Diese Befragung ist ein wesentlicher Bestandteil des weitergehenden FIA-Projektes, um das Bewusstsein für die Auswirkungen von geschlechts- und altersspezifischen Stereotypen sowohl auf die Beschäftigungsmöglichkeiten der weiblichen darbietenden Künstlerinnen in Europa als auch auf die Stellung der Frau in der Gesellschaft zu schärfen. Diese Phänomene werden in zweierlei Hinsicht als miteinander verbunden betrachtet: die Stellung der Frau in der Gesellschaft im Allgemeinen bildet den Rahmen für das Meiste, das in den darstellenden Künsten geschrieben und produziert wird, und kulturelle Stereotype und das Bild in den Medium beeinflussen die Erfahrungen, die Frauen in der Gesellschaft im Allgemeinen und im Beruf machen. Die Befragung war ein ehrgeiziger Versuch, ein Bild der Realität der Arbeit als darbietender Künstler in Europa zu zeichnen, und insbesondere Daten über die beobachteten Auswirkungen von Alter, Geschlecht und anderen sozialen Merkmalen der darbietenden Künstlerinnen und Künstler auf ihren Zugang zu Beschäftigung zu sammeln. Im Kern: Beeinflusst das Älterwerden den Zugang zu Beschäftigung, den Inhalt 8
der Tätigkeit, Bezahlung und Karrieredauer unterschiedlich je nach Geschlecht des darbietenden Künstlers? Daten zur ethnischen Herkunft, sexuellen Orientierung und zu Behinderungen wurden ebenfalls erfasst. Wie oben angemerkt konzentrierte sich dieser Bericht weitgehend auf die Kernthemen des Projektes, Geschlecht und Alter, und die Informationen über andere Aspekte der sozialen Merkmale stellen eine Quelle dar, auf die in der Zukunft noch zurückgegriffen werden kann. In ähnlicher Weise enthält der Bericht zwar regionenspezifische Daten, doch die Fragen wurden eher thematisch als geographisch aufgearbeitet, wobei auf regionale Ähnlichkeiten oder Unterschiede hingewiesen wurde, wenn dies relevant erschien. 3. FO R S C H U N G S M E T H O D E N U N D Ü B E R B L I C K Es handelt sich hier eine Referenzstudie der gewerkschaftlich organisierten und in Europa tätigen Berufskünstlerinnen und -künstler (im wesentlichen Schauspieler): namentlich in 25 der 27 EU- Mitgliedstaaten sowie in Norwegen, Island und der Schweiz. Die Kernmethode bestand in einem Online-Fragebogen, den die darbietenden Künstlerinnen und Künstler von den Gewerkschaften in ihrem Land und der FIA gebeten wurden, auszufüllen. Der Fragebogen wurde von einer Gruppe von Personen entwickelt, unter ihnen Dr. Deborah Dean von der University of Warwick, Dominick Luquer (Generalsekretärin) und Dearbhal Murphy (stellvertretende Generalsekretärin) von der FIA sowie Mitglieder der FIA-Lenkungsgruppe für das Projekt Geschlechtergerechtigkeit, FIA Gender Project Steering Group (Agnete Haaland, Jean Rogers, Anna Carlson, Ira Ratej, Nina Stone, Caroline Van Gastel, Susan McGoun, Max Beckmann, die damalige stellvertretender Generalsekretärin der FIA, Bianca Busuioc). Der Fragebogen wurde in englischer Sprache erstellt und von der FIA und einzelnen Gewerkschaften ins Französische, Deutsche und Spanische übersetzt (somit standen vier Fassungen des Fragebogens zur Verfügung). In Anbetracht der oft unterschiedlichen Strukturen der Unterhaltung und der kreativen und kulturellen Bereiche in den einzelnen Ländern stellte die Formulierung der Fragen, um die Erfahrungen der darbietenden Künstlerinnen und Künstler in ganz Europa mit einzubeziehen, eine Herausforderung dar, und zwangsläufig fehlen auch länderspezifische kontextuelle Faktoren, die eine in die Tiefe gehende Beschreibung und Analyse unterstützt hätten. Allerdings zeigten die qualitativen Antworten auf die beiden offenen Fragen des Fragebogens (‚Wie könnten Ihre Arbeitsmöglichkeiten verbessert werden?’ und ‚Fügen Sie hier bitte Ihre Anmerkungen an’) erstaunliche Ähnlichkeiten quer durch alle Regionen. Von den einzelnen darbietenden Künstlerinnen und Künstlern aus ganz Europa wurden dieselben Fragen und Themen angesprochen, unabhängig von dem institutionellen und kulturellen Kontext ihrer betreffenden Länder. Eine Auswahl dieser Anmerkungen ist weiter unten im Text aufgeführt (S. 41). Der Fragebogen wurde formatiert und von QUADresearch, University of Warwick, online auf einem sicheren Server ins Netz gestellt, auf den die darbietenden Künstlerinnen und Künstler einzeln durch Einladung per E-Mail geleitet wurden (siehe unten), und die Daten für die Häufigkeit des ersten Zugriffs (initial frequency data) wurden von QUADresearch generiert. Die weitere Kreuztabulierung und Analyse der Daten wurde von Deborah Dean unter Verwendung des statischen Softwaresystems SPSS und mit der Unterstützung von Dr. Joseph Coughlan vom Dublin Institute of Technology vorgenommen. Die Daten der Befragung wurden auf aggregierter Basis, d.h. zusammen genommen, analysiert, die Anonymität wurde für alle Teilnehmer gewährleistet, allerdings hatten die Teilnehmer auch die Möglichkeit, ihre Kontaktdaten anzugeben, wenn sie am weiteren Verlauf der Forschung teilnehmen wollten (dies tat auch ein großer Teil der Befragten). Die Mitglieder der einzelnen EuroFIA-Gewerkschaften wurden in einer gemeinsamen EMail vom Präsidenten 9
der FIA, Tomas Bolme, und dem Präsidenten oder Generalsekretär der betreffenden nationalen Gewerkschaft angeschrieben. In der EMail wurde das Projekt vorgestellt und der potentielle Nutzen der Erkenntnisse zur Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten erläutert. In die E-Mail wurde ein Link zum Online-Fragebogen in der entsprechenden Sprache eingefügt und die Option angeboten, bei Zugangsschwierigkeiten das Büro der örtlichen Gewerkschaften zum Ausfüllen des Fragebogens zu nutzen. Aus ähnlichen Gründen erhielt eine Reihe von Personen (die darum gebeten hatten) die Option, den Fragebogen in Papierform auszufüllen. Diese Daten wurden dann online von Mitarbeitern der FIA oder der nationalen Gewerkschaften eingegeben bzw. in einer kleinen Anzahl von Fällen, wo der Fragebogen einging, nachdem er vom Netz genommen worden war, direkt in die Software für die quantitative Analyse eingegeben. Der Fragebogen wurde am 31. März 2008 ins Netz gestellt und konnte dort bis zum 30. Mai 2008 ausgefüllt werden. 3.1 Antwortquote und Repräsentationsgrad Die Gesamtantwortrate war mit 3% niedrig (die durchschnittliche Antwortrate der antwortenden Länder betrug 5%), und es wird daher in diesem Bericht kein Anspruch auf statistische Repräsentativität für alle darbietenden Künstlerinnen und Künstler in Europa erhoben. Allerdings muss diese Gesamtantwortrate im Lichte einiger kontextueller Faktoren betrachtet werden. Die Antwortraten für den Online-Fragebogen sind nicht in allen Ländern einheitlich, folglich können die Ergebnisse für manche Gebiete als repräsentativ betrachtet werden, für andere nicht. Aus einigen Ländern gab es überhaupt keine Rückmeldungen, wogegen die höchste Antwortrate mit 59% sehr hoch war. Die größte Einzelgewerkschaft in der EuroFIA ist Equity in Großbritannien (36.000 Mitglieder), und die Mitglieder von Equity stellten 48% aller Antworten. Da sich die derzeitige Schätzung der Mitgliederzahlen der der EuroFIA angeschlossenen Gewerkschaften auf 79.499 beläuft, führen die Rückmeldungen aus Großbritannien nicht zu einer Verzerrung der Ergebnisse, da die britischen Mitglieder 47% der Zielpopulation ausmachen.9 Außerdem ist es ein Langzeittrend, ähnlich wie in vielen anderen Gewerkschaften der Unterhaltungsindustrie, dass nicht mehr als 10% der Mitglieder von Equity an Briefwahlen zum Gewerkschaftsrat und den Ausschüssen oder an der Wahl des Generalsekretärs teilnehmen. Daher ist eine Antwortrate von 3% für Großbritannien allein gesehen als signifikant zu betrachten. Die Antworten sind in sofern verzerrt, als zahlenmäßig, nicht so sehr hinsichtlich des Prozentanteils der Länder, die meisten Antworten aus Großbritannien, Norwegen, Schweden und Dänemark kamen. Nichtsdestoweniger sind diese Länder dicht gefolgt von Belgien und Frankreich, und proportional gesehen gab es hohe Antwortraten aus Ländern mit weniger Mitgliedern (wie der Slowakei, Slowenien und der Schweiz). Die Einzelheiten sind weiter unten in Tabelle 1 aufgeführt. Der Repräsentationsgrad hängt auch mit Ähnlichkeiten zwischen der Stichprobe der Antworten und der Grundgesamtheit (Grundpopulation) zusammen. Wenn zum Beispiel 50% der in Europa arbeitenden darbietenden Künstlerinnen und Künstler männlich sind (und wir wissen, dass das Verhältnis der Mitglieder der größten Gewerkschaft der EuroFIA, Equity, 50:50 Männer:Frauen beträgt), dann stellt die männliche Antwortrate von 46% bei dieser Befragung ein signifikantes Maß an Repräsentativität für das Benchmarking dar. Hierauf wird in dem Abschnitt Geschlecht und Alter: Erkenntnisse (S. 23) [Gender and Age Profiles(?) and Findings (p.18)???] noch weiter eingegangen. Die beobachteten Daten der darbietenden Künstlerinnen 10
und Künstler sind in den einzelnen Ländern ungleich verteilt (auch innerhalb der Länder je nach beobachteter Dimension) und, da auch ihre Arbeitsmarktcharakteristiken nicht dem Standard entsprechen (geographisch zerstreut, erhebliche Schwankungen im Auftreten fester Arbeitsplätze und der Dauer der Beschäftigungsverträge, oft gleichzeitig Angestellter und selbständig), ist es schwierig, ein vollständiges und verlässliches Bild der Grundpopulation zu erstellen. Dies vorausgeschickt ist es jedoch möglich, dass die Erkenntnisse für die Gruppe der darbietenden Künstlerinnen und Künstler im Allgemeinen Gültigkeit haben könnten. Weitere Informationen über die Schlüsselcharakteristiken der Gewerkschaftsmitglieder jedes einzelnen Landes wären erforderlich, um festzustellen, ob dies zutrifft oder nicht. Insgesamt gab es 2.187 Rückantworten auf die Online-Befragung. 2.174 wurden für die eigentliche Analyse herangezogen, da bei den verbleibenden 13 Antworten aus der Information nicht hervorging, ob die Befragten tatsächlich in Europa tätig waren. Es gab keinerlei Rückantwort aus Zypern, Griechenland, Ungarn, Island, Lettland, Luxemburg oder Polen. Es ist möglich, dass die Studie nicht in gleichem Maße von allen Mitgliedsorganisationen der EuroFIA publik gemacht wurde. Nachfolgende Gespräche mit Aktivisten der EuroFIA aus mitteleuropäischen Ländern wiesen außerdem darauf hin, dass unterschiedliche politische und wirtschaftliche Bedingungen die Bereitschaft zu einer Teilnahme beeinflussen. Ohne zusätzliche Informationen ist es jedoch nicht möglich, Schwankungen in der Antwortrate zwischen den einzelnen Ländern zu erklären. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass der Fragebogen sowohl nach der Nationalität als auch dem Land des Wohnsitzes fragte und dass sich die regionale Analyse auf die Antworten auf die Frage nach dem Land des Wohnsitzes stützte. Es mag daher sein, dass einzelne darbietende Künstlerinnen und Künstler nicht bei der Gesamtantwortrate ihrer nationalen Gewerkschaft berücksichtigt wurden. Ferner ist zu beachten, dass durchaus auch eine Reihe von ungarischen und lettischen darbietenden Künstlerinnen und Künstlern den Fragebogen ausgefüllt haben. Leider handelte es sich dabei um Antworten auf eine frühere Papierversion, die sich so stark von dem endgültigen Fragebogen unterschied, dass die hier gegebenen Antworten nicht berücksichtigt werden konnten. 3.2 Gatekeeper-Interviews Als ‚Gatekeeper’ (‚Türhüter’ oder ‚Türhüterinnen’) werden jene Personen bezeichnet, die für die darbietenden Künstlerinnen und Künstler insofern die Rolle eines Managers einnehmen, als sie über Einstellungs- und Leitungsbefugnisse verfügen und Aspekte des Arbeitsprozesses der darbietenden Künstlerinnen und Künstler kontrollieren, ohne notwendigerweise deren direkter Arbeitgeber zu sein. Hierzu gehören Casting-Direktoren, Agenten, Produzenten, verantwortliche Führungskräfte (Commissioning Executives?) und Regisseure. Mitglieder der EuroFIA-Gewerkschaften in Großbritannien, Belgien, Spanien und Norwegen führten eine begrenzte Anzahl von Interviews (20) mit Gatekeepern auf der Grundlage eines von Deborah Dean entwickelten, halbstrukturierten Interviewplans durch. Dieser Interview wurden per Telefon, EMail oder im direkten persönlichen Gespräch durchgeführt, durch den Interviewführer niedergeschrieben (und wenn erforderlich übersetzt) oder durch die interviewte Person als E-Mail-Antwort zurückgeschickt. In Anbetracht der kleinen Anzahl von Interviews und der Abweichungen bei den angesprochenen Fragen wurden diese Daten nicht parallel zu den Daten des Fragebogens analysiert. Die Schlüsselthemen sind unmittelbar aufgeführt (S. 40), und Bereiche, die Gegenstand künftiger Forschung sein sollten, wurden hervorgehoben. 11
4. D I E B E F R AG U N G : E I N Ü B E R B L I C K Ü B E R D E N KO N T E X T Der Fragebogen enthielt Kategorien und Faktoren, zu denen frühere Forschungen (in verschiedenen Ländern und über einen längeren Zeitraum hinweg) gezeigt hatten, dass sie bei der Beeinflussung der Beschäftigungsmöglichkeiten in Wechselbeziehung zueinander stehen.10 Kategorien: Geschlecht, Alter, ethnische Herkunft, Land des Wohnsitzes, sexuelle Orientierung, Behinderung. Faktoren: ‚Typen’, Betreuungsaufgaben. Typen = Held/Heldin, bester Freund/beste Freundin, Mutter, u.s.w. Frühere Forschungen mit darbietenden Künstlerinnen und Künstlern und Arbeitgebern/Gaterkeepern in Großbritannien wiesen darauf hin, dass beide Gruppen regelmäßig informelle Typen bei der Besetzung verwenden und dass darbietende Künstlerinnen und Künstler sich oft selbst als in Konkurrenz innerhalb einer eng definierten Gruppe stehend betrachten, d.h. mit Personen des gleichen Geschlechts, Alters und der als gleich empfundenen physischen Attraktivität11. Der Fragebogen fragte auch nach Behinderungen und sexueller Orientierung. Es ist bekannt, dass Behinderungen den Karriereverlauf eines darbietenden Künstlers beeinflussen, und die Erkenntnisse dieser Befragung zeigen, dass auch hinsichtlich der Auswirkungen der sexuellen Orientierung auf den Karriereverlauf Fragen zu untersuchen sind. Das vorliegende Projekt konzentriert sich jedoch auf Geschlecht und Alter. Obwohl wir wissen, dass soziale Merkmale ineinander verwoben sind, so sind doch Art und Ausmaß der Wechselbeziehung komplex, und diese Wechselwirkung kann möglicherweise dazu führen, dass eine Reihe verschiedener Fragen und Probleme behandelt werden müssen. 4.1 Schlüssel der Regionen BEN: Benelux-Länder (Belgien, Niederlande); ME: Mitteleuropa (Tschechische Republik, Slowakei, Slowenien, einschließlich der Balkanländer Rumänien, Bulgarien); SB: Scandinavien (Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland) und baltische Staaten (Estland); SE: Südeuropa (Spanien, Italien, Portugal); WE: Westeuropa (Frankreich, Deutschland, Schweiz, Österreich); UKI: United Kingdom, d.h. Großbritannien mit Nordirland (England, Schottland, Wales, Nordirland) und die Republik Irland Antworten auf Land des Wohnsitzes (Regionalcodes) BEN 6% ME 4% SB 29% SE 5% WE 8% UKI 48% Wie zuvor bereits erwähnt ist die britische Künstlergewerkschaft Equity bei weitem die größte aller der EuroFIA angeschlossenen Gewerkschaften (siehe Tabelle 1) und umfasst fast die Hälfte ihrer gesamten Mitglieder. 20 Befragte gaben ihre Staatsangehörigkeit an (alle Europäer), nicht aber das Land ihres Wohnsitzes; sie sind daher nicht in Tabelle 1 enthalten, die den Anteil der Mitglieder der Gewerkschaft eines Landes angibt, die auf die Befragung geantwortet haben. Jene, die ihre Staatsangehörigkeit als nicht europäisch und die nicht das Land ihres Wohnsitzes angegeben haben, wurden nicht als verwertbare Antwort berücksichtigt. Wie bereits erwähnt konnten leider eine Reihe von Antworten lettischer und ungarischer darbietender Künstlerinnen und Künstler nicht berücksichtigt werden, da sie eine frühere, unterschiedliche Fassung des Fragebogens ausgefüllt hatten. 12
Tabelle 1: Antwortraten nach Zugehörigkeit zur nationalen Gewerkschaft12 [Es ist zu beachten, dass nicht alle Befragten in dieser Tabelle erfasst sind.] LAND EUROFIA-GEWERKSCHAFTEN: ANZAHL DER ANTWORTEN: ANTEIL DER BEFRAGTEN ANZAHL DER MITGLIEDER NACH LAND DES WOHNSITZES GEWERKSCHAFTSMITGLIEDER Österreich 1500 3 0,20% Belgien 1390 100 7,19% Zypern 188 0 0,00% Tschechische Republik 550 10 1,82% Dänemark 3431 149 4,34% Estland 413 5 1,21% Finnland 1767 73 4,13% Frankreich 2600 88 3,38% Deutschland 4400 2 0,05% Griechenland 814 0 0,00% Ungarn 1252 0 0,00% Island 392 0 0,00% Irland 800 25 3,13% Italien 1073 22 2,05% Lettland 236 0 0,00% Luxemburg 90 0 0,00% Niederlande 3251 34 1,05% Norwegen 1798 198 11,01% Polen 4126 0 0,00% Portugal 362 1 0,28% Rumänien 750 1 0,13% Slowakei 62 13 20,97% Slowenien 86 51 59,30% Spanien 2469 75 3,04% Schweden 4000 193 4,8% Schweiz 1431 80 5,59% Großbritannien 35942 1031 2,87% Summe 79499 2154 2,71% durchschnittliche Antwortrate der antwortenden Länder 4,97% Der Fragebogen enthielt 72 Fragen, die eine Analyse nach verschiedenen Kombinationen von Faktoren wie Geschlecht, Alter und ethnischer Herkunft erforderten. In Anbetracht der oben beschriebenen Schwankungen bei den Antwortraten und der Größe der Datensätze, die durch eine Analyse der einzelnen Länder erzeugt worden wären, wurden für die Zwecke dieses Referenzberichtes die Länder gemäß ihrer (in etwa geographischen) Region gruppiert. In diesem Bericht wurden dort, wo dies relevant war, die Anfangsbuchstaben der Regionen gemäß dem oben aufgeführten Schlüssel verwendet. 13
Neben ihrem Geschlecht und Alter wurden die darbietenden Künstlerinnen und Künstler auch gebeten, anzugeben, was sie als ihre ethnische Herkunft und ihre sexuelle Orientierung betrachteten und ob sie eine Beeinträchtigung/ Behinderung haben. Die Antworten auf spezifische Fragen zur ethnischen Herkunft, sexuellen Orientierung und Behinderung wurden nicht systematisch im vorliegenden Bericht erfasst, da dessen Schwerpunkt auf Geschlecht und Alter liegt. Die kontextuellen Daten sind jedoch nachstehend aufgeführt, um zu diesem ersten demographischen Bild europäischer darbietender Künstlerinnen und Künstler beizutragen. 4.2 Sexuelle Orientierung 12% der gesamten Stichprobe beschrieben sich selbst als homosexuell, lesbisch oder bisexuell (HLB). Keiner der Befragten beschrieb sich selbst als transsexuell. 6% der Frauen beschrieben sich selbst als HLB, während 19% der Männer sich selbst als homosexuell oder bisexuell beschrieben. Hier gab es Unterschiede innerhalb der Gruppen. In Antwort auf die zentrale Frage ‚Welche Vorteile und Nachteile haben Sie als lesbische/ homosexuelle/ bisexuelle/ transsexuelle Künstlerinnen und Künstler?’ sahen afrikanisch- karibische Befragte, die sich als HLB bezeichneten, keinen Vorteil in einer der Kategorien (nur einen Nachteil oder weder Vorteil noch Nachteil) und 100% sahen Nachteile in der ‚Haltung der Arbeitgeber gegenüber Ihrer sexuellen Ausrichtung’. Dies steht im Gegensatz zu den Antworten weißer/kaukasischer Befragter, bei denen in gewissem Maße Vorteile in jeder Kategorie empfunden wurden (z.B. ‚Älterwerden’ 9%, ‚die meisten Castings für diesen Typ’ 8%, ‚Haltung der Arbeitgeber gegenüber Ihrer sexuellen Ausrichtung’ 6%) und von denen nur 28% die Haltung der Arbeitgeber als Nachteil empfanden (im Gegensatz zu den A-K-Antworten). Asiatische Befragte sahen ebenso wie die A-K-Befragten keine Vorteile, aber die Aufteilung in Nachteil/keines von beiden war bei jeder Frage 33:66. Es lässt sich darüber diskutieren, ob diese Daten Wahrnehmungen übergreifender Nachteile anzeigen, d.h. ethnische Herkunft verstärkt durch sexuelle Orientierung. Weitere Forschungen wären erforderlich, um diese Fragen näher zu untersuchen. 4.3 Beeinträchtigung/Behinderung 4% der gesamten Stichprobe (4% der Frauen und 3% der Männer) gaben an, dass sie eine Beeinträchtigung/Behinderung hätten13. In Antwort auf die zentrale Frage ‚Welche Vorteile und Nachteile haben Sie als behinderter Künstler/behinderte Künstlerin?’ sah eine kleine Anzahl weißer/kaukasischer darbietender Künstlerinnen und Künstler Vorteile in ‚Zahl der Rollen’ - 3%, in ‘Älterwerden’ und ‚Haltung der Arbeitgeber gegenüber Menschen mit Behinderungen’ - 6% und in ‚die meisten Castings für diesen Typ’ - 14%. Kein behinderter afrikanisch-karibischer darbietender Künstler sah einen Vorteil in irgendeiner Kategorie und behinderte asiatische darbietende Künstlerinnen und Künstler sahen zu 100% einen Nachteil in ‚die meisten Castings für diesen Typ’ und ‚Haltung der Arbeitgeber gegenüber Menschen mit Behinderungen’. Wie bei den Beobachtungen im Falle der Fragen nach der sexuellen Orientierung wirft dies Fragen bezüglich übergreifender Nachteile auf und erfordert weitere, gezielte Forschung. 4.4 Ethnische Herkunft Die Befragten wurden gebeten, anzugeben, was sie als ihre ethnische Gruppe14 betrachteten, und wiederum wurden aufgrund der Anzahl der Antworten und der Abweichungen zwischen den Ländern einige dieser Gruppen für die Zwecke eines Referenzberichtes gemeinsam bewertet. Die Kategorien des Fragebogens waren: weiß/kaukasisch, afrikanisch–karibisch, südasiatisch, ostasiatisch, verschiedene Wurzeln, andere. In diesem Bericht wurde die Einheitskategorie ‚asiatisch’ sowohl für 14
südasiatische als auch für ostasiatische Ethnien verwendet. Für jegliche künftige Forschung zur Untersuchung der darbietenden Künstlerinnen und Künstler und ihrer ethnischen Herkunft per se wird eine Trennung dieser Kategorien empfohlen, da vergangene Forschung auf signifikante Unterschiede in der Beschäftigungssituation von darbietenden Künstlerinnen und Künstlern südasiatischer und ostasiatischer ethnischer Herkunft hinweist.15 Die Mehrheit der Befragten, die als darbietende Künstlerinnen und Künstler in Europa arbeiten, definiert sich selbst als weiß/kaukasischer ethnischer Herkunft (90%). 10% der Befragten definierten sich selbst als einer anderen Ethnie angehörig. Die beiden höchsten Konzentrationen weißer/kaukasischer (W/K) darbietender Künstler finden sich in ME und SE (96% bzw. 95%). Die beiden niedrigsten sind BEN und UKI zu finden (beide 90%). Die höchste Konzentration von darbietenden SME–Künstlern befindet sich in UKI (11%) und BEN (13%). weiß/kaukasisch (W/K) n= 1.941; afrikanisch–karibisch (AK) n= 35; asiatisch (A) n= 22; verschiedene Wurzeln (VW) n= 82; andere n= 55. Angehörige schwarzer und Minderheits-Ethnien (SME) insgesamt 194. Tabelle 2: Ethnische Gruppen nach Geschlecht W/K AK asiatisch M 46% W 53%; M 34% W 66%; M 50% W 50%; VW andere M 34% W 66%; M 45% W 55%; 4.5 Geschlecht und Alter Die Befragten wurden gebeten, ihr Geschlecht anzugeben. 54% der Befragten waren Frauen, 46% Männer. 10 Personen (0,5%) gaben an, dass sie transsexuell seien; allerdings wurden ihre Antworten in diesem Bericht nicht berücksichtigt. Es wird als unethisch angesehen, Erkenntnisse aus einer solch kleinen Stichprobe zu berichten, da ein erhöhtes Risiko besteht, dass Einzelne erkannt werden. Es gibt keinen signifikanten Unterschied hinsichtlich des Geschlechts zwischen den Ländern des Wohnsitzes oder ethnischen Gruppen, die eine statistisch signifikante Stichprobe ergeben würden. Daten zur Aufschlüsselung der Mitglieder aller Gewerkschaften der EuroFIA nach Geschlecht waren nicht verfügbar, aber bei denen, die vorhanden waren (für die wichtigsten Künstlergewerkschaften in Großbritannien, Finnland, Italien, Portugal, Norwegen, Lettland, der Tschechischen Republik, Schweden, Deutschland, Belgien, der Schweiz, Irland) lag die Bandbreite der Aufteilung der Geschlechter der Mitglieder innerhalb hinreichend ähnlicher Parameter.16 Es gab nur 5 Befragte in der Altersgruppe ‚unter 20’ und entsprechend der ethischen Richtlinie, dass kleine Stichproben, die in der Kategorie Geschlecht beobachtet wurden, nicht berichtet werden dürfen, wurden ihre Antworten nicht berücksichtigt. Es ist zu beachten, dass 5% der Befragten keine Angaben zu ihrem Alter machten. Tabelle 3: Altersverteilung 20 – 29: 30 – 35: 36 – 40: 41 – 50: 51 – 60: 61 – 70: 71 - 80+: 23% 19% 14% 21% 16% 7% 1% 15
Tabelle 4: Befragungsteilnehmer nach Geschlecht und Alterskategorie Schlüssel: () = prozentualer Anteil innerhalb der Altersgruppe [ ] = prozentualer Anteil innerhalb des Geschlechts 20-29 30-35 36-40 41-50 51-60 61-70 71-80+ Gesamt Männer 154 150 132 212 199 80 20 (33%) (39%) (47%) (49%) (60%) (58%) (71%) 950 [16%] [16%] [14%] [22%] [21%] [8%] [2%] Frauen 311 231 146 216 133 58 8 (67%) (61%) (52%) (50%) (40%) (42%) (29%) 1105 [28%] [21%] [13%] [20%] [12%] [5%] [0,7%] Gesamt 465 381 278 428 332 138 28 2055 Wie bereits angeführt (S. 13) hängt der Repräsentationsgrad auch mit Ähnlichkeiten zwischen der Stichprobe der Antworten und der Grundpopulation zusammen. Die beobachteten Daten der darbietenden Künstlerinnen und Künstler sind über die einzelnen nationen Mitgliedsgewerkschaften ungleich verteilt, und ist es schwierig, ein vollständiges und verlässliches Bild der Grundpopulation zu erstellen (alles darbietende Künstlerinnen und Künstler, die Mitglieder der EuroFIA-Gewerkschaften sind). Es ist daher möglich, dass die Erkenntnisse für die Gruppe der darbietenden Künstlerinnen und Künstler im Allgemeinen Gültigkeit haben könnten. Wenn zum Beispiel 50% der in Europa arbeitenden darbietenden Künstler männlich sind - und wir wissen, dass das Verhältnis der Mitglieder der größten Gewerkschaft der EuroFIA, Equity, 50:50 Männer:Frauen beträgt (weitere Daten siehe Fußnote 16, S. 21), dann stellt die männliche Antwortrate von 46% bei dieser Befragung ein signifikantes Maß an Repräsentativität dar. Weitere Informationen über die Schlüsselcharakteristiken der Gewerkschaftsmitglieder jedes einzelnen Landes wären erforderlich, um festzustellen, ob dies zutrifft oder nicht. In dem Bewusstsein dieser potentiellen Einschränkung kann man erkennen, dass unter den Befragten Frauen eindeutig den größten Anteil der darbietenden Künstler im Alter zwischen 20 und 35 stellen und dass Männer eindeutig den größten Anteil der darbietenden Künstlerinnen und Künstler im Alter von etwa 50 aufwärts stellen. Der steile Abfall im prozentualen Anteil der Frauen zwischen den Kategorien 41-50 und 51-60, verglichen mit dem prozentualen Anteil der Frauen in den Kategorien 36-40 und 41-50, weist darauf hin, dass Frauen am unteren Ende der Kategorie 41-50 gehäuft auftreten. 16
5. G E S C H L E C H T U N D A LT E R : E R K E N N T N I S S E 5.1 Karrierekategorie Die darbietenden Künstlerinnen und Künstler wurden gebeten, anzugeben, in welche Karrierekategorie sie sich einordnen würden. Die darbietende Kunst ist insofern ein in besonderer Weise unstrukturierter, qualifizierter Beruf, als es wenige der anerkannten Wege des beruflichen Fortkommens gibt wie den Erwerb von Qualifikationen oder altersabhängige Beförderung. Da ein Großteil der Berufskünstlerinnen und –künstler zu irgendeinem Zeitpunkt arbeitslos sind, wurden die Karrierekategorien als gegenwärtige Beschäftigungsmöglichkeiten formuliert. Zur Auswahl standen: ‚Ich arbeite regelmäßig und kann aus vielen Arbeitsmöglichkeiten auswählen’, ‚Ich arbeite ziemlich regelmäßig und kann aus einigen Arbeitsmöglichkeiten auswählen’, ‚Ich arbeite nicht sehr oft und habe keine große Auswahl an Arbeitsmöglichkeiten’. Die in Tabelle 2 aufgelisteten Antworten zeigen geschlechtsbedingte Abweichungen zwischen den Karrieremustern. Mehr Männer als Frauen sind der Ansicht, dass sie regelmäßig arbeiten und aus vielen Arbeitsmöglichkeiten auswählen können (22% Unterschied), und weniger Männer als Frauen finden, dass sie nicht sehr oft arbeiten und keine große Auswahl an Arbeitsmöglichkeiten haben (22% Unterschied). Angesichts der Tatsache, dass weniger Männer als Frauen den Fragebogen beantwortet haben und dass die Altersverteilung der Befragten und die Arbeitsdauer als darbietender Künstler insgesamt für alle Befragten relativ einheitlich sind, ist dies eine bemerkenswerte Feststellung. Auch die Anteile ‚innerhalb der Geschlechter’ sind interessant: 21% aller befragten Männer geben an, dass sie regelmäßig arbeiten und aus vielen Arbeitsmöglichkeiten auswählen können, wogegen ungefähr die Hälfte dieser Anzahl (11%) von Frauen so antworten. In der Kategorie ‚arbeite nicht sehr oft’ liegen beide enger beieinander, mit 11% Unterschied in den Prozentanteilen jeden Geschlechts in dieser Kategorie. Die meisten Befragten arbeiten hauptsächlich für das Theater (74%), gefolgt von Fernsehen (14%), Film (7%), Werbefilmen (3%) und Radio (2%). Diese Muster sind sehr ähnlich für Frauen und Männer, der größte Unterschied besteht darin, dass 3% mehr Frauen als Männer für das Theater arbeiten. Tabelle 5: Karrierekategorie nach Geschlecht Arbeite regelmäßig, Arbeite ziemlich Arbeite nicht sehr oft, Gesamt Auswahl aus vielen regelmäßig, Auswahl aus wenig Auswahl an Arbeitsmöglichkeiten einigen Arbeitsmöglichkeiten beitsmöglichkeiten Männlich Gesamtzahl 204 427 350 981 % innerhalb des eigenen Geschlechts20,8% 43,5% 35,7% 100,0% % innerhalb der Karrierekategorie 61,4% 46,6% 39,0% 45,7% % der Gesamtzahl 9,5% 19,9% 16,3% 45,7% Weiblich Gesamtzahl 128 485 543 1156 % innerhalb des eigenen Geschlecht 11,1% 42,0% 47,0% 100,0% % innerhalb der Karrierekategorie 38,6% 52,9% 60,5% 53,9% % der Gesamtzahl 6,0% 22,6% 25,3% 53,9% Gesamt Gesamtzahl 332 914 896 2142 % innerhalb des eigenen Geschlechts 15,5% 42,7% 41,8% 100,0% % innerhalb der Karrierekategorie 100,0% 100,0% 100,0% 100,0% % der Gesamtzahl 15,5% 42,7% 41,8% 100,0% 17
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