DEMOGRAFIE 2020 Wie deutsche Unternehmen dem demografisch bedingten Führungskräftemangel begegnen - Odgers Berndtson
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DEMOGRAFIE 2020 Wie deutsche Unternehmen dem demografisch bedingten Führungskräftemangel begegnen Claudia Scheuvens
VORWORT INHALT Kommentar 4 Dr. Ursula von der Leyen Bundesministerin für Arbeit und Soziales 1. Anlass und Zielsetzung 5 der Studie 1.1 Zielsetzung 5 Der seit langem absehbare demo- grafische Wandel ist nun Realität 1.2 Hinweise zur Methodik 5 geworden: Die deutschen Unterneh- men sehen sich mit dramatischen Veränderungen in der Verfügbarkeit 1.3 Statistik der befragten von Führungskräften konfrontiert. Unternehmen 6 Offene Positionen können häufig nicht mehr adäquat besetzt werden. Durch Hochschulabsolventen alleine 1.4 Management Summary 8 lässt sich die Nachfrage längst nicht mehr decken, vielmehr sind zusätz- liche Maßnahmen unverzichtbar. Nachdem wir bereits im Jahr 2006 eine Befragung in deutschen Un- ternehmen durchgeführt hatten, war Zielsetzung unserer aktuellen Befragung zu erfahren, wie die Unternehmen sich auf diese Ver- änderungen eingestellt haben. Gleichzeitig wollen wir Praxisbei- spiele vorstellen, von denen andere Unternehmen nutznießen können. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Verantwortlichen in den Unter- nehmen zwar begonnen haben, sich mit dem demografisch bedingten Führungskräftemangel zu beschäf- tigen. Die bisher ergriffenen Maß- nahmen erscheinen allerdings weder konsequent noch umfassend genug, um ihm wirkungsvoll zu begegnen. Claudia Scheuvens Partner
2. Demografischer 10 3.2 Rekrutierung, Förderung 23 Wandel bei und längere Beschäftigung älterer Führungskräfte Führungskräften Experteninterview: «Flexibilität und Belastbarkeit 2.1 Entwicklung des Führungskräfte- 10 sind keine Frage des Alters» potenzials in Deutschland Dr. Karl-Heinz Schrödl Senior Vice President Corporate Human 2.2 Situation und Problembewusst- 12 Resources Management, sein in den Unternehmen Robert Bosch GmbH Experteninterview: «Sprengsatz für den 3.3 Ausbau des Anteils 28 deutschen Arbeitsmarkt» weiblicher Führungskräfte PD Dr. Hilmar Schneider Direktor Arbeitsmarktpolitik, Experteninterview: IZA Forschungsinstitut «Mehr Frauen in zur Zukunft der Arbeit GmbH Leuchtturmpositionen» Kathrin Menges Mitglied des Vorstands, 3. Maßnahmen zur Lösung 19 Henkel AG & Co. KGaA des demografisch bedingten Führungs- 3.4 Rekrutierung und Förderung 34 kräftemangels ausländischer Führungskräfte Experteninterview: 3.1 Rekrutierung und 19 «Über den nationalen Förderung von Tellerrand hinausblicken und Nachwuchsführungskräften ungewöhnliche Wege gehen» Alexandra Michels Experteninterview: Senior Vice President «Brüche zu Brücken machen» Global Human Resources, Mechthilde Maier Fresenius Kabi AG Senior Vice President Group Diversity Management, Deutsche Telekom AG 4. Fazit 38 3
Kommentar Dr. Ursula von der Leyen Bundesministerin für Arbeit und Soziales Woher kommen die Führungskräfte Eine neue Offenheit ist auch da Entschiedeneres Handeln ist über- von morgen? Die Antwort auf diese nötig, wo wir hochqualifizierten fällig: Es darf keine gläserne Decke Frage wird mit darüber entscheiden, Zuwanderern gleichermaßen mehr geben, die dazu führt, dass ob es gelingt, unsere älter werdende den Weg in unsere Betriebe und die deutsche Wirtschaft unter ihren Gesellschaft fit zu machen für die in unsere Gesellschaft ebnen Möglichkeiten bleibt, während top- Zukunft. Denn der Demografische müssen. Dafür arbeite ich in der qualifizierte und motivierte Frauen Wandel führt zu dramatischen Bundesregierung Tag für Tag. ins Ausland abwandern. Veränderungen am Arbeitsmarkt: Bis 2025 werden wir über sechs Doch nicht nur die Politik ist ge- Auch das Bild des Alters ist inzwi- Millionen Menschen im erwerbs- fordert. Die Unternehmen selbst schen im Wandel. Angebote zur fähigen Alter weniger haben. Bereits stehen in der Verantwortung, Stärkung der physischen und psychi- jetzt spüren die Unternehmen den tatkräftig anzupacken, um bisher schen Gesundheit gewinnen für die zunehmenden Fachkräftemangel ungenutzte Potenziale zu heben. Personaler an Bedeutung, gerade in bestimmten Branchen. Und wo Die Studie «Demografie 2020» vor dem Hintergrund der verlänger- heute der Nachwuchs fehlt, können liefert spannende Antworten auf ten Lebensarbeitszeit. Mit altersge- morgen auch die Chefetagen nicht die Frage, wie die 500 größten mischten Teams wird der Wissens- mehr kompetent besetzt werden. deutschen Unternehmen dem transfer verbessert. Noch immer drohenden Führungskräfteman- unterstellen viele Konzerne ihren Die gute Nachricht ist: Wir können gel begegnen. älteren Führungskräften aber eine gegensteuern und unser Arbeits- geringere Flexibilität und mentale kräftepotenzial deutlich steigern. Demnach ist der Anteil an weib- Belastbarkeit. Diese Vorurteile ge- Mit einer besseren Vereinbarkeit lichen Führungskräften in den hören endlich über Bord geworfen. von Familie und Beruf erleichtern befragten Unternehmen in den wir den (Wieder-)Einstieg in den vergangenen Jahren gestiegen. Nachholbedarf offenbart die Studie Job insbesondere für Männer und Manche Unternehmen haben er- auch beim Thema ausländische Frauen, die beides wollen: Kinder kannt: Gemischte Führungsteams Führungskräfte. Derzeit bemühen und Karriere. erhöhen den Unternehmenserfolg. sich viele Betriebe kaum, Spitzen- Flexible Arbeitszeitmodelle mit kräfte aus dem Ausland zu gewin- Auch bei den älteren Beschäftigten Karrierestrategien, Hilfe bei der nen. Allerdings gibt es Lichtblicke: heißt es umdenken. Sie verfügen Kinderbetreuung und frauenspe- Die Unternehmen, die bereits um oft über enormes Fachwissen und zifische Netzwerke sind auf dem hochqualifizierte Zuwanderer wer- jahrlange Betriebserfahrung. Wenn Vormarsch. Diese Unternehmen ben, bieten diesen oft auch prak- wir sie fordern und in ihre Fort- haben verstanden, wie sie sich tische Unterstützung bei Umzug, bildung investieren, bleiben geistige rechtzeitig positionieren und Behördenkontakten sowie bei der Beweglichkeit, Innovationskraft agieren modern, flexibel, nach- Integration der Familien. Das ist ein und Kreativität bis ins hohe Alter haltig. Das ist der richtige Weg. erster Beitrag zu der Willkommens- erhalten. Allerdings bleibt in den meisten kultur, die wir brauchen. Großkonzernen die oberste Managementebene weiter ein Ich wünsche Ihnen interessante abgeschotteter Zirkel. Hier fehlen Einblicke und Anregungen beim die Frauen nach wie vor. Ver- Lesen. Ergreifen Sie die Chancen schiedene, unabhängige Studien für eine zukunftsfeste Einstellungs- zeigen, dass solche Monokulturen und Personalpolitik. dem Unternehmen schaden. 4
1. ANLASS UND ZIELSETZUNG DER STUDIE 1.1 ZIELSETZUNG Bis zum Jahr 2020 wird sich Diesen und weiteren Fragen sind der Anteil der über 50-jährigen wir mit der vorliegenden Studie auf Führungskräfte drastisch erhöhen. den Grund gegangen und haben die Während heute nur ein Viertel aller 500 größten deutschen Unterneh- Führungskräfte älter als 50 Jahre ist, men zum demografisch bedingten wird in acht bis zehn Jahren bereits Führungskräftemangel befragt. ein Drittel dieser Alterskategorie angehören. Gleichzeitig wird sich Nachdem wir bereits im Jahr aufgrund des geringeren Angebots 2006 zusammen mit dem IZA, der «War for Talent» bei den Jünge- Forschungsinstitut zur Zukunft der ren erheblich verschärfen. Die Unter- Arbeit, die erste Befragung und nehmen in Deutschland stehen Bestandsaufnahme in deutschen damit vor einer ernsthaften Heraus- Unternehmen durchgeführt hatten, forderung, ihre Innovations- und war es Ziel dieser Studie, die Ent- Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. wicklung der vergangenen Jahre zu dokumentieren sowie konkrete Wie sind die Unternehmen in Handlungsempfehlungen und Deutschland auf diese Entwicklung Best-Practice-Beispiele aufzuzeigen, vorbereitet? Welche Maßnahmen um möglichst viele Unternehmen haben sie ergriffen, welche planen in Deutschland zur Umsetzung ge- sie? Welche Strategien haben sich eigneter Lösungen zu animieren. als gut erwiesen, welche nicht? 1.2 HINWEISE ZUR METHODIK Befragt wurden die obersten Den Angaben der Unternehmen Verantwortlichen für den Bereich zu ihren Führungskräften (siehe Personal der – nach der Anzahl ihrer Kapitel 2.2) wurden die Ergebnisse Mitarbeiter – 500 größten deutschen unserer ersten Befragung aus Unternehmen. Als Datengrundlage dem Jahr 2006 soweit möglich wurde die Hoppenstedt Firmen- gegenüber gestellt. datenbank herangezogen. Die vorliegende Befragung Den strukturierten Online-Frage- wurde anonym im Sommer 2011 bogen mit einer Kombination aus von der GfK SE im Auftrag von Multiple-Choice-, Single-Choice- Odgers Berndtson durchgeführt. sowie offenen und halboffenen Fragen haben 62 Unternehmen schriftlich oder telefonisch be- antwortet. Dies entspricht einer Responsequote von rund 13 %. 5
1.3 STATISTIK DER BEFRAGTEN UNTERNEHMEN Die teilnehmenden Unternehmen Unter «Führungskräften» sind der Studie sind hinsichtlich der Mitarbeiter mit Budget- und Anzahl ihrer Beschäftigten breit Personalverantwortung zu verstehen. gestreut und kommen aus allen Branchen der privaten Wirtschaft sowie aus öffentlichen Verwaltun- gen und Not-for-Profit-Organisa- tionen. Die statistischen Angaben stammen von den Unternehmen selbst und beziehen sich auf ihren Geschäftsbereich in Deutschland. Abbildung 1 Befragte Unternehmen nach Mitarbeiterzahl > 10.000 26 5.001 bis 10.000 24 2.500 bis 5.000 29 < 2.500 21 in % der Befragten 5 10 15 20 25 30 35 Abbildung 2 Befragte Unternehmen nach Branchen Consumer Products & Services 27 % Financial Services 18 % Industrial 18 % Automotive 10 % Business & Professional Services 10 % Health Care 5% Technology 5% Media & Entertainment 3% Public Sector & Not for Profit 3% Energy & Utility 1% in % der Befragten 6
Abbildung 3 Anzahl der Führungskräfte in den Unternehmen > 5.000 5 1.001 bis 5.000 6 501 bis 1.000 18 201 bis 500 39 101 bis 200 14 50 bis 100 8 < 50 10 in % der Befragten 10 20 30 40 50 Abbildung 4 Führungskräfte nach Geschlecht männlich 78 % weiblich 22 % in % der Befragten 7
1.4 MANAGEMENT SUMMARY Situation und Entwicklung der Führungskräfte in Deutschland Nach den Berechnungen des IZA, Das Demografieproblem Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit, tritt die demografische wird zur Chefsache Lücke bei Führungskräften spätes- tens ab dem Jahr 2020 deutlich zutage. Werden keine kurzfristigen Das Thema «Demografie» ist über- Gegenmaßnahmen ergriffen, stehen wiegend im Zuständigkeitsbereich den deutschen Unternehmen dann von Human Resources (HR) an- 20 % weniger Führungskräfte unter gesiedelt, bei 40 % der Befragten 50 Jahren zur Verfügung als heute. jedoch bereits auch direkt auf der Ebene der Unternehmensführung. Gleichzeitig geht die überwiegende Mehrheit der befragten Unterneh- Die Unternehmen sind bereits men in den nächsten zehn Jahren aktiv (61 %), wenn es um die ver- von einem steigenden oder gleich- stärkte Anwerbung und Förderung bleibenden Bedarf an Führungskräf- von Nachwuchsführungskräften ten aus. Im Befragungsjahr 2006 zur Lösung des demografisch rechneten noch mehr als ein Drittel bedingten Führungskräftemangels der Befragten mit einem sinkenden geht. Auch den Anteil weiblicher Bedarf. Führungskräfte bauen zunehmend mehr Unternehmen (34 %) mit Blick auf ihr Demografieproblem Deutliche Verschiebung der systematisch aus. Altersstruktur bei Führungskräften Nachwuchsführungskräfte und 9 % der Führungskräfte in den be- Frauen im Fokus – geringe Aktivi- fragten Unternehmen sind derzeit älter als 60 Jahre. Die Unternehmen täten für Ältere und Ausländer erwarten, dass diese Zahl bis zum Jahr 2020 deutlich steigen wird: 40 % der Befragten rechnen damit, Ausländische Führungskräfte sind dass der Anteil der über 60-Jährigen für die Mehrheit der deutschen bis zum Jahr 2020 zwischen 11 % Unternehmen jedoch noch ein Zu- und 20 % liegen wird, 18 % gehen kunftsthema, nur 5 % der Unterneh- sogar von einem Anteil von bis zu men haben bisher entsprechende 30 % aus. Maßnahmen etabliert. Auch bei der Frage der längeren Beschäftigung 70 % der Unternehmen sehen auf- älterer Führungskräfte sind grund des demografischen Wandels die Unternehmen äußerst zurück- Probleme auf sich zukommen. 7 % haltend. Lediglich 10 % der Befrag- sehen sogar sehr große Probleme. ten sind hier aktiv. Rund ein Fünftel Als Hauptauswirkung wird der Man- der Unternehmen sieht in den bei- gel an Führungskräften – sowohl in den Maßnahmenfeldern überhaupt quantitativer als auch in qualitati- keine Option für die Zukunft. ver Hinsicht – genannt. Zusätzlich wird von vielen Unternehmen eine höhere Fluktuation erwartet. 8
Maßnahmen in den Unternehmen Bei der Rekrutierung des Füh- Die Mehrheit der Unternehmen rungsnachwuchses kommen vor sieht Nachteile bei der Beschäfti- allem klassische Methoden, wie gung von älteren Führungskräf- die Präsenz auf Messen, das Ange- ten. Dabei gelten eine geringere bot von Praktika oder die Unter- Flexibilität und Belastbarkeit stützung akademischer Arbeiten Älterer als die größten Barrieren. zum Einsatz. Modernere Methoden wie Talent Management oder die Vielfältige Hindernisse bei Nutzung von Internet und Social Media befinden sich eher internationaler Rekrutierung noch der Planungsphase. Die Erhöhung des Anteils ausländi- Keine Sonderbehandlung scher Führungskräfte soll durch eine stärkere internationale Rekrutierung für weibliche Führungskräfte und einen Austausch im Unterneh- mensverbund sowie die praktische Statt auf frauenspezifische För- Starthilfe bei Umzug und Behörden derungen wie Mentoring, Coaching etc. erreicht werden. oder Netzwerke für Frauen setzen die Unternehmen zum Ausbau des Die große Mehrheit der befragten Anteils ihrer weiblichen Führungs- Unternehmen sieht dabei jedoch kräfte mehr auf praktische Unter- Hindernisse. Vor allem sprachliche stützungsmaßnahmen wie flexible Probleme, steuer- und sozialrecht- Arbeitszeitmodelle, Hilfe bei der liche Barrieren, Unterschiede in der Haushalts- und Kinderbetreuung Arbeits- und Unternehmenskultur sowie Home-Office-Regelungen. sowie die mangelnde Anerkennung Zusätzlich soll die gezielte Rekrutie- von Ausbildungs- und akademischen rung von Frauen für Top-Führungs- Abschlüssen werden hier genannt. positionen verstärkt werden. Nur kombinierte Ältere bieten noch Lösungswege wirkungsvoll großes Potenzial Die Projektionen des IZA zeigen, Maßnahmen für ältere Führungs- dass der Lösungsweg «Ausbau kräfte werden derzeit kaum prakti- des Anteils weiblicher Führungs- ziert. Für die Zukunft sind insbe- kräfte» rein rechnerisch das größte sondere Angebote zur gesundheit- Potenzial hat, der demografisch lichen und mentalen Prävention bedingten Verknappung im Mana- sowie ein stärkerer Wissenstransfer gement entgegenzuwirken. Jedoch zwischen Alt und Jung geplant. nur durch die Kombination mit dem Lösungsweg «Längere Beschäftigung Älterer» kann die Zahl der Führungs- kräfte bis zum Jahr 2045 auf dem heutigen Niveau gehalten werden. 9
2. Demografischer Wandel BEI FÜHRUNGSKRÄFTEN 2.1 Entwicklung des Führungskräftepotenzials in Deutschland Die folgenden Ausführungen Als Datenbasis für die Altersvertei- basieren auf der aktuellsten Unter- lung von Fach- und Führungskräften suchung des IZA Forschungsinsti- dient das Sozioökonomische Panel, tut zur Zukunft der Arbeit, das die eine jährlich durchgeführte und Verteilung von Fach- und Führungs- repräsentative Haushaltsbefragung kräften in den jeweiligen Altersgrup- mit insgesamt über 21.000 Befrag- pen mit den Jahrgangsstärken auf ten. Die 12. koordinierte Bevölke- der Grundlage der 12. koordinierten rungsvorausberechnung des Statis- Bevölkerungsvorausberechnung bis tischen Bundesamtes ist die derzeit zum Jahr 2050 verknüpft hat. aktuellste Schätzung zur Bevölke- rungsentwicklung in Deutschland. Abbildung 5 Fach- und Führungskräfte in Deutschland: Wenig Frauen und Ältere Bevölkerungsanteil 25 % 20 % 15 % 10 % 5% 0% 5 0 5 0 5 0 5 0 5 0 0 5 -2 -3 -3 -4 -5 -6 -7 -8 20 -6 0 -7 -5 -4 Altersgruppe >8 21 26 31 36 51 56 71 76 61 66 46 41 < Männer Frauen Quelle IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, Bonn, 2011 10
Die heutige Altersverteilung von Die Aufstiegschancen für jüngere Fach- und Führungskräften zeigt Führungskräfte scheinen sich dem- eine nach wie vor hohe Dominanz nach bereits deutlich verbessert zu der Männer sowie eine äußerst ge- haben. Davon profitieren bislang ringe Erwerbstätigkeit der Alters- allerdings in erster Linie die Männer. gruppe über 65 Jahren. Im Durch- Ab einem Alter von 55 Jahren geht schnitt ist der Anteil von Fach- und der Anteil der aktiven Fach- und Füh- Führungskräften in der Gruppe der rungskräfte merklich zurück. In der 31- bis 40-jährigen am höchsten. Altersgruppe der 66- bis 70-jährigen sind nicht einmal mehr 2 % in einer Fach- und Führungsposition tätig. Abbildung 6 Die Zahl der Fach- und Führungskräfte sinkt erheblich Tsd. Personen 4.000 3.000 2.000 18 1.000 0 Jahr 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050 über 50 Jahre Quelle IZA Forschungsinstitut zur bis 50 Jahre Zukunft der Arbeit GmbH, Bonn, 2011 Nach den Berechnungen des IZA Die Berechnungen basieren auf tritt die demografische Lücke beim Angaben des Statistischen Bundes- Führungskräftepotenzial spätestens amtes, welche keine Zuwanderung ab dem Jahr 2020 deutlich zutage. berücksichtigt. Auch wenn die Bis dahin wird sich der Anteil der Nettozuwanderung im Jahr 2011 – über 50-jährigen Führungskräfte in bedingt durch die Schuldenkrise in Deutschland drastisch erhöhen. Europa – erstmals seit Jahren positiv Gleichzeitig werden bei den unter war, halten wir eine Nettozuwan- 50-jährigen bis zum Jahr 2020 rund derung von Null als Basis für die 20 % weniger Führungskräfte vor- Berechnungen bis 2050 weiterhin handen sein. für ein realistisches Szenario. 11
2.2 situation und Problembewusstsein in den Unternehmen Im Folgenden werden die Ergebnisse Unter «Führungskräften» werden unserer aktuellen Unternehmens- Mitarbeiter mit Budget- und befragung vorgestellt und mit den Personalverantwortung verstanden. Ergebnissen der Befragung aus 2006 soweit möglich verglichen. Im Zentrum steht dabei die Entwicklung der Führungskräftesituation in den Unternehmen. Anschließend wird aufgezeigt, wie die Unternehmen die Auswirkungen der demografischen Entwicklung einschätzen und welche Strategien sie als sinnvoll erachten. Abbildung 7 Führungskräfte nach Altersgruppen: Ältere legen leicht zu 9 > 60 Jahre 5 63 40 bis 60 Jahre 68 28 < 40 Jahre 27 % 0 10 20 30 40 50 60 70 80 % der Befragten 2011 % der Befragten 2006 Bei der Altersverteilung der Die Gruppe der 40- bis 60-jährigen, Führungskräfte in den befragten die unverändert den Schwerpunkt Unternehmen zeigt sich eine Ver- der Altersstruktur in den Unter- schiebung zu den über 60-jährigen. nehmen bildet, hat sich entspre- Während im Jahr 2006 nur 5 % der chend leicht verringert, während ManagerInnen über 60 Jahre alt die Gruppe der Führungskräfte waren, sind es heute bereits 9 %. unter 40 Jahren in den letzten sechs Jahren annähernd konstant geblieben ist. 12
Abbildung 8 Führungskräfte 60+ im Jahr 2020: Deutlicher Anstieg erwartet Führungskräfteanteil 51 bis 60 % 7 41 bis 50 % 7 31 bis 40 % 11 21 bis 30 % 18 10 bis 20 % 40 < 10 % 16 keine Angaben 1 in % der Befragten 0 10 20 30 40 50 Die aktuell befragten Unternehmen Die Mehrheit der Personalver- gehen davon aus, dass der Anteil antwortlichen rechnet mit einem ihrer über 60-jährigen Führungs- Anteil zwischen 11 und 30 % kräfte bis zum Jahr 2020 kräftig (Mittelwert 27 %). Lediglich 16 % steigen wird. der Befragten erwartet einen gegenüber heute unveränderten Anteil von bis zu 10 %. Abbildung 9 Anteil weiblicher Führungskräfte: Frauen auf dem Vormarsch 2011 22 2006 16 in % der Befragten 0 5 10 15 20 25 Der Anteil weiblicher Führungs- Zu berücksichtigen ist jedoch, kräfte ist in den betrachteten dass der Anteil der weiblichen Unternehmen deutlich gestiegen. Führungskräfte auf der obersten Im Vergleich zu 2006 haben heute Managementebene der Unterneh- 6 % mehr Frauen eine Führungs- men mit unter 3 % noch immer position inne. Mit 22 % erscheint sehr niedrig liegt. die aktuelle Frauenquote von der gesetzlich diskutierten Quote von 30 % nicht allzu weit entfernt. 13
Abbildung 10 Der Anteil ausländischer Führungskräfte im Jahr 2011 ist erheblich ausbaufähig Führungskräfteanteil 31 bis 40 % 2 21 bis 30 % 5 10 bis 20 % 8 < 10 % 79 keine Angaben 6 in % der Befragten 0 20 40 60 80 100 Der Anteil ausländischer Füh- rungskräfte ist in den Unternehmen aktuell relativ gering. Die große Mehrheit, rund 80 % der Befragten, gibt an, dass derzeit lediglich bis zu 10 % der Führungspositionen in ihrem deutschen Geschäftsbereich mit Ausländern besetzt sind. Abbildung 11 Der Führungskräftebedarf wird in den kommenden zehn Jahren … 45 … steigen 40 50 … gleich bleiben 23 5 … sinken 37 % 0 10 20 30 40 50 60 % der Befragten 2011 % der Befragten 2006 Die Mehrheit der befragten HR- Im Jahr 2006 wurde diese Entwick- Verantwortlichen geht bis zum Jahr lung noch ganz anders eingeschätzt: 2020 von einem gleich bleibenden Damals rechneten rund 37 % mit ei- oder steigenden Führungskräfte- nem sinkenden Bedarf an Führungs- bedarf aus. Kaum ein Unternehmen kräften in den nächsten fünf Jahren. rechnet heute mit einer sinkenden Nachfrage nach Führungskräften. 14
Abbildung 12 Großes Problembewusstsein für die Auswirkungen des demografischen Wandels ja, ich sehe sogar 7% sehr große Probleme ja, ich sehe Probleme 69 % ja, ich sehe Probleme, 16 % aber eher kleine nein, ich sehe 8% keine Probleme in % der Befragten Die befragten Unternehmen sind sich des demografisch bedingten Führungskräftemangels sehr wohl bewusst. Drei Viertel der Personal- verantwortlichen sehen Probleme bezüglich ihrer Führungskräftesitua- tion auf sich zukommen, 7 % sogar erhebliche Engpässe. Lediglich 8 % der Unternehmen erwarten keine Schwierigkeiten im Zusammenhang mit der demografischen Entwicklung. Abbildung 13 Der demografischer Wandel wird zur Chefsache Human Resources (HR) 71 Vorstand/Geschäftsführung 40 Spezialbeauftragte(r) von HR 37 Eigener Arbeitskreis 15 in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Die Hauptverantwortung, die Unter- Bei 40 % der Unternehmen ist das nehmen auf den demografischen Thema jedoch auch bereits auf der Wandel vorzubereiten, liegt bei den Ebene der Unternehmensführung HR-Bereichen. In 71 % der Unterneh- angesiedelt. Dies zeigt, dass die men ist dies ein Teil des normalen Lösung des demografisch bedingten Aufgabenspektrums der HR-Verant- Führungskräftemangels zunehmend wortlichen. zur Chefsache wird. 15
Abbildung 14 Auswirkungen des demografischen Wandels Mangel an 44 % 45 % 5 % 6 % Nachwuchsführungskräften Genereller Mangel an gut 27 % 58 % 7% 8% qualifizierten Führungskräften Stärkere Fluktuation 8% 52 % 29 % 11 % Höherer Krankenstand 3% 27 % 53 % 15 % in % der Befragten 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Trifft ganz sicher zu Trifft eher nicht zu Trifft wahrscheinlich zu Trifft bestimmt nicht zu Die befragten Unternehmen befürch- Mit dem verbreiteten Vorurteil eines ten mit Blick auf die demografische höheren Krankenstandes von Älte- Entwicklung vor allem einen Mangel ren rechnen die Personalverantwort- an Führungskräften – sowohl in lichen jedoch mehrheitlich nicht. quantitativer (44 %) als auch in qua- litativer Hinsicht (27 %). Eine stär- kere Fluktuation und damit größere Herausforderungen bei der Mitarbei- terbindung erwarten zwar nur 8 % der Befragten, 52 % halten sie aber immerhin noch für wahrscheinlich. Im Anschluss an die Bestandsauf- Dabei wurden die folgenden vier nahme der Führungskräftesituation Lösungswege betrachtet. und des Problembewusstseins zur demografischen Entwicklung wur- den die Unternehmen gebeten, die 1. Rekrutierung und Förderung möglichen Handlungsalternativen ausländischer Führungskräfte nach der Wichtigkeit sowie nach dem Umsetzungsstand zu beurtei- len. 2. Ausbau des Anteils weiblicher Führungskräfte 3. Rekrutierung und Förderung von Nachwuchsführungskräften 4. Rekrutierung, Förderung und längere Beschäftigung älterer Führungskräfte Den aktuellen Bewertungen der Unternehmen wurde die Einschät- zung aus dem Jahr 2006 gegenüber gestellt. 16
Abbildung 15 Wichtigkeit und Umsetzung der Lösungswege 2006 und 2011 im Vergleich Rekrutierung und Förderung ausländischer Führungskräfte Ausbau des Anteils weiblicher Führungskräfte Rekrutierung und Förderung von Nachwuchsführungskräften Rekrutierung, Förderung und längere Beschäftigung älterer Führungskräfte t en g/ er t er t ti em ti er em g/ ti en / pl ich em tig en ti pl hti t er im w pl ich im c em g/ ti ig er t wi im w en pl hti en ig ch t ll r ni ich w en vo seh im ic w w n = = = = 1 2 3 4 Wichtigkeit 2011 Umsetzung 2011 Wichtigkeit 2006 Umsetzung 2006 Mit Ausnahme der längeren Beschäf- Bei der Umsetzung der vier Lösungs- tigung von älteren Führungskräften wege zur Bekämpfung des demo- hat die Bedeutung aller Lösungs- grafischen Führungskräftemangels wege für die Unternehmen deutlich sind die Unternehmen auf dem Ge- zugenommen. Die größte Wichtig- biet der Nachwuchsführungskräfte keit besitzt in den Unternehmen nach wie vor am aktivsten. Ihre Maß- unverändert die Rekrutierung und nahmen zum Ausbau des Anteils Förderung des Führungskräftenach- weiblicher Führungskräfte haben die wuchses. Der Ausbau des Anteils Unternehmen in den letzten Jahren weiblicher Führungskräfte hat stark erheblich verstärkt, während sie an Bedeutung gewonnen und ran- bezüglich älterer und ausländischer giert jetzt dicht dahinter auf Platz Führungskräfte auch heute kaum zwei. Die längere Beschäftigung Aktivitäten umsetzen. Älterer sowie die Rekrutierung und Förderung von ausländischen Füh- Welche Maßnahmen im Rahmen der rungskräften werden gemeinsam vier Lösungswege von den befrag- erst an dritter Stelle genannt. Hier- ten Unternehmen bereits konkret bei ist jedoch zu konstatieren, dass ergriffen oder geplant sind, wird die Unternehmen die Rekrutierung innerhalb des folgenden Kapitels 3 und Förderung von ausländischen dargestellt. Führungskräften im Vergleich zu 2006 heute als wichtiger einstufen, während die Bedeutung der län- geren Beschäftigung Älterer sogar leicht abgenommen hat. 17
Experteninterview PD Dr. Hilmar Schneider Direktor Arbeitsmarktpolitik des IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit «Sprengsatz für den deutschen Arbeitsmarkt» Wir sind inzwischen das kinderärms- Folge zu dramatischen Jobverlus- Herr Dr. Schneider, wie beurteilen te Land Europas. Die Ursachen dafür ten kommen, die den Kostendruck Sie die demografische Entwick- liegen vor allem in der nach wie vor durch das Alterssicherungssystem lung in Deutschland aktuell? völlig unzureichenden Kinderbetreu- noch verstärken und es damit zum Was hat sich seit der letzten ungsinfrastruktur, die Frauen wie Kollabieren bringen. Odgers-Berndtson-Studie im Jahr in kaum einem anderen Land dazu 2006 getan? zwingt, sich entweder für Beruf oder für Familie und Kinder zu entschei- Wie beurteilen Sie das Problem- den. Unser Steuer- und Transfersys- bewusstsein der Politik? Welche Die Erwartungen aus der Studie von tem tut sein Übriges, um Frauen, die Ansätze der Problembegegnung 2006 waren im Vergleich zu dem, sich für Kinder entschieden haben, halten Sie für zielführend? was inzwischen Realität geworden davon abzuhalten, ihr Leistungspo- ist, eher noch zu harmlos. Wir waren tenzial am Arbeitsmarkt zur Entfal- auf die damals aktuelle Bevölke- tung zu bringen. In Skandinavien, Wenn man sich anschaut, wie hoch rungsvorausberechnung von 2003 aber auch in Ländern wie Frankreich der Handlungsbedarf hier ist und angewiesen. Diese ging beispiels- ist die Vereinbarkeit von Familie und wie zögerlich die Politik darauf weise für die Gruppe der 15-24-Jäh- Beruf sehr viel besser gelöst. Ein flä- reagiert, kann einen schon mal der rigen von 9,3 Mio. Personen im chendeckendes Angebot von Ganz- Mut verlassen. Wir brauchen drin- Jahr 2011 aus. Tatsächlich umfasst tagsschulen und -betreuungseinrich- gend eine aktiv gesteuerte Zuwan- diese Altersgruppe nach aktuellem tungen sowie ein kinderfreundliches derung. Die Politik müsste sich Stand knapp 400.000 Personen Steuersystem haben beispielsweise außerdem ernsthaft um die Abschaf- weniger als damals prognostiziert. in Frankreich dafür gesorgt, dass fung von Fehlanreizen durch das Das liegt insbesondere daran, dass dieses Land fast gar nicht vom de- Ehegattensplitting, die beitragsfreie sich die optimistischen Erwartungen mografischen Wandel betroffen ist. Mitversicherung von Ehepartnern in hinsichtlich der Zuwanderung nicht der gesetzlichen Krankenversiche- erfüllt haben. Moderate Prognosen rung und das Minijob-Privileg küm- gehen von einer jährlichen Nettozu- Welche Brisanz für den Arbeits- mern, damit sich eine Ausweitung wanderung in der Größenordnung markt sehen Sie in der weiteren der Erwerbsarbeit für Zweitverdiener von 100.000 Personen aus, von der demografischen Entwicklung? im Haushalt lohnt. Aber damit las- wir in den letzten Jahren jedoch weit sen sich leider keine Wählerstimmen entfernt waren. Nur in 2011 hatten gewinnen. Die Bildungspolitik, die wir – bedingt durch die Eurokrise – Wenn die Politik nicht rechtzeitig einen maßgeblichen Beitrag dazu eine positive Nettozuwanderung in gegensteuert, wird sich die Verknap- leisten könnte, die Ausschöpfung Deutschland. pung qualifizierter Arbeitskräfte in des vorhandenen Potenzials zu ver- Verbindung mit der Art der Finan- bessern, verheddert sich hoffnungs- zierung unseres Alterssicherungs- los im föderalen Kleinklein, obwohl Wie ist unsere demografische systems zu einem gefährlichen sich eine breite Mehrheit der Bevöl- Situation im Vergleich zum Sprengsatz für den Arbeitsmarkt kerung eine einheitliche Bundes- europäischen Ausland? Welche entwickeln. Beide Faktoren treiben zuständigkeit in Bildungsangelegen- geeigneten Ansätze gibt es dort? die Arbeitskosten in die Höhe. Die heiten wünscht. Am Ende dürfte im globalen Wettbewerb stehenden die Problemlösung weitgehend bei Unternehmen werden dem nicht ta- den Unternehmen hängen bleiben. tenlos zuschauen. Es könnte in der 18
3. MaSSnahmen zur Lösung des demografisch bedingten Führungskräftemangels Wesentliches Ziel der Befragung Die Befragten wurden zunächst war es, aus dem Kreis der beteiligten gebeten, die vier ausgewählten Unternehmen zu erfahren, welche Lösungswege zu priorisieren. Je Maßnahmen zur Lösung des demo- nach Umsetzungs- oder Planungs- grafisch bedingten Führungskräfte- stand wurden die Unternehmen mangels bereits konkret ergriffen anschließend nach den für sie worden sind, welche Aktivitäten ge- relevanten Einzelmaßnahmen plant sind und wo die Unternehmen befragt. ggf. Hindernisse bei der Umsetzung sehen. 3.1 Rekrutierung und Förderung von NachwuchsFÜHRUNGSkräften Die stärkere Rekrutierung und För- Viele Unternehmen setzen die derung von Nachwuchsführungs- Rekrutierung und Förderung von kräften ist für die befragten Unter- Nachwuchsführungskräften noch nehmen der wichtigste Faktor zur nicht als strategisches Instrument Bewältigung der demografischen zur Schließung der demografisch Probleme. Gleichwohl ist der Anteil bedingten Führungskräftelücke der Unternehmen, die diesbezüg- ein. lich bereits Maßnahmen umsetzen, mit 61 % noch ausbaufähig. Abbildung 16 Rekrutierung von Führungsnachwuchs: Als strategisches Instrument noch ausbaufähig 61 % 21 % 16 % 2% in % der Befragten 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 wird bereits umgesetzt ist konkret in Planung könnte eine Option sein keine Option 19
Die befragten Unternehmen, die Auch das Angebot von Praktika bereits Maßnahmen zur Nachwuchs- (74 %), die Unterstützung von förderung einsetzen, nutzen vor Masterarbeiten bzw. Dissertationen allem die klassischen Methoden zur (71 %) sowie die Kooperation mit Rekrutierung. So versuchen Schulen (71 %) und Universitäten 84 % dieser Unternehmen durch ihre (68 %) werden von der Mehrheit der Präsenz auf Berufsbildungs- und Unternehmen eingesetzt, um den Absolventenmessen den Führungs- Führungsnachwuchs frühzeitig an nachwuchs für sich zu gewinnen. sich zu binden. Abbildung 17 Bereits praktizierte Maßnahmen zur Rekrutierung und Förderung von Nachwuchsführungskräften: Klassiker vorne Präsenz auf Berufsbildungs-/ 84 % 13 % 3% Absolventen-Messen Angebot von Praktika 74 % 24 % 2% Kooperation/Aktion mit Schulen 71 % 26 % 2% Unterstützung von akademischen 71 % 21 % 8% Arbeiten und Zusatzqualifikationen Kooperation mit Universitäten, 68 % 32 % 0% z.B. berufsbegleitendes Studium Angebote von 58 % 29 % 13 % Trainee-Programmen Förderangebote an Studenten 50 % 40 % 10 % Vergabe von Stipendien 50 % 37 % 13 % Talent-Management (Rotation im 42 % 58 % 0% Unternehmen, Excellence Teams u.ä.) Kommunikation über/Nutzung von 21 % 66 % 13 % Internet und Sozialen Netzwerken in % der Befragten, die bereits Maßnahmen für Nachwuchs- führungskräfte umsetzen Die konkrete Förderung und wird bereits umgesetzt Weiterentwicklung junger Talente, die bereits für die Unternehmen wird künftig verstärkt tätig sind, werden derzeit noch keine geeignete Maßnahme weniger stark umgesetzt. Trainee- Programme bieten 58 % der befrag- ten Unternehmen an, ein systema- tisches Talent-Management setzen hingegen nur 42 % um. Eine Social- Media-Strategie zur Kommunikation mit jungen Talenten via Internet und sozialen Netzwerken haben die wenigsten Unternehmen etabliert. 20
Gerade diese moderneren Metho- Hier zeigt sich, dass die Option der den sollen jedoch künftig verstärkt verstärkten Nachwuchsrekrutierung werden. So wollen zwei Drittel der insofern problematisch ist, als es Unternehmen das Internet und die sich dabei um eine Strategie han- sozialen Netzwerke stärker für die delt, die im Einzelfall zwar aufgehen Rekrutierung nutzen, rund 60 % kann, in der Summe jedoch zum der Befragten wollen ein internes Scheitern verurteilt ist. Es sei denn, Talent-Management zur Förderung dass es gelingt, die Ausschöpfungs- ihrer Nachwuchsführungskräfte rate pro Jahrgang für das Führungs- einführen. personal nennenswert zu erhöhen. Es müssten sich also deutlich mehr Schwierigkeiten bei der Rekrutie- Menschen für Führungspositionen rung von Nachwuchsführungs- qualifizieren können, als es heute kräften sehen die befragten Unter- möglich ist. nehmen vor allem in der heute schon zu geringen Anzahl geeig- neter Bewerber. Abbildung 18 Hindernisse bei der Rekrutierung von Nachwuchsführungskräften: Heute schon zu wenig geeignete Bewerber zu wenig geeignete Bewerber 61 langfristige Bindung 37 an das Unternehmen schwierig zu wenig/keine Weiterentwicklungs- 24 möglichkeiten im Unternehmen keine Hindernisse 13 in % der Befragten, Mehrfachnennungen möglich 0 10 20 30 40 50 60 70 Der demografische Wandel stellt Gemäß der OECD hinkt Deutschland somit auch besondere Anforderun- bei der Ausbildung von Top-Quali- gen an das bestehende Bildungs- fizierten zunehmend hinterher: Der system in Deutschland, um den Anteil der Top-Ausgebildeten liegt Bedarfsengpass in Zukunft abzumil- in Deutschland bei 42 % und damit dern. Die eingeführte Verkürzung deutlich unter dem OECD-Schnitt des Abiturs von 13 auf 12 Jahre von 49 %. Mit nur 4,9 % des Brutto- könnte dazu bereits einen Beitrag inlandsprodukts investiert Deutsch- leisten. land außerdem signifikant weniger in sein Bildungssystem als andere Dass darüber hinaus jedoch noch Länder (OECD-Schnitt 5,9 %). massive, weitere Anstrengungen erforderlich sind, bestätigt auch der jüngste Bildungsbericht der OECD. 21
Experteninterview Mechthilde Maier Senior Vice President Group Diversity Management Deutsche Telekom AG «Brüche zu Brücken machen» Nur eine Handvoll hat die einjährige Frau Maier, erst 60 % der Unter- Die meisten Unternehmen setzen Einstiegsqualifikation nicht bestan- nehmen, die wir befragt haben, bei der Ansprache von Hoch- den. Mehr als drei Viertel der Jugend- werben mit Blick auf die demo- schulabsolventen auf klassische lichen sind ins erste oder gleich ins grafische Entwicklung verstärkt Methoden wie Messen, Praktika zweite Lehrjahr gekommen. Einige Nachwuchsführungskräfte an oder wissenschaftliche Arbeiten. gehören bereits zu den besten Aus- oder intensivieren deren Förde- Wie rekrutieren Sie potenzielle zubildenden ihres Jahrgangs. Zwei rung. Hat Sie diese niedrige Zahl Nachwuchsführungskräfte? davon haben angefangen, berufsbe- überrascht? gleitend ihr Abitur nachzuholen und werden anschließend ein Studium Wir gehen zunehmend andere Wege absolvieren. Die Rekrutierung und Förderung von und schauen dabei auch in ganz Nachwuchsführungskräften war bei andere Personalmärkte. Wenn wir vielen Unternehmen schon immer nur die konventionellen Kriterien Hilft Ihnen das, um Ihre Führungs- auf der Agenda. Sie ist in der letzten anwenden, wie z.B. einen Gymna- kräftelücke zu schließen? Wirtschaftskrise zeitweise etwas ins sialabschluss von mindestens 2,0 Stocken geraten, weil Restrukturie- und Note 2 in Mathematik, finden rungen Priorität hatten. Strategisch wir schon heute nicht mehr genü- Ich denke, dass es zunehmend ist es für jedes Unternehmen ein gend Bewerber. Daher schauen wir wichtig ist in unserer Gesellschaft, Muss, sich einen kontinuierlichen uns auch Bewerber mit Realschulab- «Brüche zu Brücken» zu machen. Zufluss von jungen, talentierten schluss an oder geben Jugendlichen Und das gilt vor allem mit Blick Leuten mit frischen Gedanken und eine Chance, die keine abgeschlos- auf den demografischen Wandel. Meinungen offen zu halten. Die sene Schulausbildung haben. Wir müssen viel stärker als bisher Dringlichkeit vor dem Hintergrund Talentquellen erschließen, die in der demografischen Entwicklung ist der Vergangenheit vernachlässigt, aber vermutlich noch nicht in allen Welche Erfahrungen haben Sie übersehen oder sogar ausgeschlos- Branchen angekommen. damit gemacht? sen wurden. Und wir müssen auch mit den Unwägbarkeiten fertig werden, die unser Schul- und Bil- Wie ist das in Ihrer Branche? Mit unserem Programm «EQJ – dungssystem aktuell produziert. Einstiegs-Qualifikations-Jahr», das Die Zahl der Schulabbrecher steigt wir zusammen mit der Bundesagen- enorm, vor allem bei den jungen In technologisch orientierten tur für Arbeit pilotiert haben, sind Männern. Das ist eine der Heraus- Unternehmen wie der Telekom ist wir jetzt in der zweiten Runde. forderungen, die wir Unternehmen die Erneuerung von Wissen enorm, Dort geben wir zur Zeit 70 Jugend- in Deutschland zu meistern haben. da sich Technologien heute sehr lichen ohne Schulabschluss eine Eine andere Wahl haben wir nicht. schnell weiter entwickeln. Der Ausbildungsperspektive, die sich Druck, regelmäßig junge, qualifizier- zwei Jahre erfolglos um einen Aus- te Mitarbeiter mit aktuellem Know- bildungsplatz beworben hatten. how zu gewinnen, ist daher einfach Das Projekt setzt sich aus einem schon früher bei uns angekommen. Integrationsjahr und einer anschlie- ßenden Ausbildung zusammen. 22
3.2 Rekrutierung, Förderung und längere Beschäftigung älterer Führungskräfte Durch die stark sinkende Zahl der Dass die verlängerte Beschäftigung Führungskräfte ergibt sich die älterer Führungskräfte dazu geeignet Notwendigkeit, Maßnahmen für die ist, dem Führungskräftemangel zu be- Zielgruppe der älteren Führungskräf- gegnen, zeigt die folgende Projektion te ins Leben zu rufen, für die Unter- des IZA. Das Szenario 1 in Abb. 19 nehmen gleich in doppelter Hinsicht: beinhaltet eine Verlängerung der Erstens zwingt die zunehmend Lebensarbeitszeit von Fach- und alternde Belegschaft dazu, die Ge- Führungskräften bis zum 65. Lebens- sundheit und Leistungsfähigkeit ihrer jahr. Praktisch bedeutet dies, dass die Führungskräfte stärker zu unterstüt- rückläufigen Anteile von Fach- und zen. Zweitens müssen Unternehmen Führungskräften in der Altersgruppe ältere ManagerInnen systematisch der 56- bis 65-jährigen (siehe auch länger beschäftigen und/oder gezielt Abb. 5, Seite 10) auf dem Niveau der extern rekrutieren. Derzeit liegt das aktuell 51- bis 55-jährigen konstant durchschnittliche Renteneintrittsalter gehalten werden. Damit würde die bei 63,5 Jahren. Zahl der Fach- und Führungskräfte bis zum Jahr 2025 auf dem heutigen Als «ältere Führungskräfte» Niveau verbleiben. gelten in der Befragung ManagerInnen, die älter als 60 Jahre sind. Abbildung 19 Längere Beschäftigung Älterer entschärft Fach- und Führungskräftemangel Tsd. Personen 4.000 3.000 2.000 1.000 0 0 5 20 5 0 5 0 0 5 1 1 2 3 4 5 4 3 20 20 20 20 20 20 20 Jahr 20 20 Szenario 1: Quelle Verlängerung der Lebensarbeitszeit IZA Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit GmbH, Bonn, 2011 Ausgangssituation Potenzial und Handlungsbedarf Für das Gros der Befragten sind werden von den befragten Unter- diese Aktivitäten lediglich eine nehmen zwar gesehen, konkrete Option für die Zukunft. Ein Fünftel Maßnahmen zur längeren Beschäfti- der Befragten zieht Maßnahmen auf gung älterer Führungskräfte werden diesem Gebiet gar nicht in Betracht. jedoch bislang kaum praktiziert. 23
Abbildung 20 Längere Beschäftigung wird jedoch kaum praktiziert 10 % 13 % 58 % 19 % in % der Befragten 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 wird bereits umgesetzt könnte eine Option sein ist konkret in Planung keine Option Unsere Nachfrage bei den Unterneh- men, die Maßnahmen für ältere Füh- rungskräfte konkret planen oder eine Option für die Zukunft darin sehen, ergab folgendes Bild: Abbildung 21 Geplante Maßnahmen für ältere Führungskräfte: Erhaltung der Leistungsfähigkeit hat Priorität Angebote gesundheitlicher 60 % 34 % 6% Prävention Individuelle Arbeitszeit- 53 % 38 % 9% gestaltung für Ältere Aufwertung von Fachlaufbahnen als 47 % 42 % 11 % alternative Entwicklungsperspektive Programme/Konzepte 45 % 47 % 8% für lebenslanges Lernen Einsatz Älterer als Mentoren 41 % 55 % 4% für jüngere Führungskräfte Übertragung erfahrungs- 34 % 57 % 9% spezifischer Sonderaufgaben Home-Office-Regelungen 32 % 47 % 21 % Alternative Vergütungskonzepte 28 % 45 % 27 % Motivationsprogramme 19 % 51 % 30 % für längere Lebensarbeitszeit Vereinbarung 15 % 51 % 34 % von Beraterverträgen Verstärkte Neueinstellung 6% 60 % 34 % älterer Führungskräfte in % der Befragten, die Maßnahmen für ältere Führungskräfte planen oder in Erwägung ziehen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 wird eine große Rolle spielen wird eine gewisse Rolle spielen keine geeignete Maßnahme 24
Die Unternehmen haben erkannt, Aktuell sind es 6 % der Befragten, dass die Erhaltung der physischen die gezielt ältere Führungskräfte und psychischen Fitness ihrer Füh- am Markt rekrutieren wollen. Mit rungskräfte eine wesentliche Vor- fortschreitendem Nachwuchskräfte- aussetzung für die Verlängerung mangel ist jedoch davon auszuge- der Lebensarbeitszeit ist, und prio- hen, dass diese Zahl weiter steigen risieren daher vor allem Angebote wird. Immerhin schreiben 60 % der zur gesundheitlichen Prävention Unternehmen der Neueinstellung (60 %). Auch Maßnahmen zur sinn- älterer ManagerInnen in Zukunft vollen Umgestaltung der Arbeitsbe- eine wachsende Bedeutung zu. dingungen und des Verantwortungs- bereichs Älterer, wie die individuelle Dagegen planen die Unternehmen Arbeitszeitgestaltung (53 %) und heute schon konkret, die Kenntnisse die Einrichtung von Fachlaufbahnen und Erfahrungen älterer Führungs- (47 %), befinden sich bei vielen kräfte besser für sich zu nutzen. Bei Unternehmen in Planung. einem verstärkten Wissenstransfer zwischen Alt und Jung setzen die Home-Office-Regelungen (32 %), Unternehmen zukünftig vor allem alternative Vergütungsmodelle auf altersgemischte Teams (54 %) (28 %) und Beraterverträge (15 %), sowie auf Coaching-Angebote für die in der Regel mit einer projekt- jüngere durch ältere Führungskräfte orientierten Weiterbeschäftigung (42 %). Gut ein Drittel der Befragten Älterer verbunden sind, rangieren plant eine interne oder externe noch weiter unten. Die Bedeutung Projektberatung durch ältere Mana- dieser Maßnahmen dürfte in Zu- gerInnen. Ein Vorreiter auf diesem kunft jedoch deutlich zunehmen. Gebiet ist die Robert Bosch GmbH mit ihrer bereits 1999 gegründe- Eine verstärkte Neueinstellung ten Beratungsgesellschaft Bosch älterer ManagerInnen spielt noch Management Support GmbH (siehe kaum eine Rolle in der Planung der hierzu auch das Experteninterview Unternehmen, um auf den demo- auf Seite 27). grafischen Wandel zu reagieren. Abbildung 22 Geplante Maßnahmen zum stärkeren Wissenstransfer zwischen Alt und Jung Altersgemischte Projekt-Teams 54 % 44 % 2% Coaching jüngerer 42 % 52 % 6% durch ältere ManagerInnen Projektberatung 34 % 56 % 10 % durch ältere ManagerInnen Vortragsreihen mit Erfahrungs- 22 % 46 % 32 % berichten älterer ManagerInnen in % der Befragten, die Maßnahmen zum Wissenstransfer planen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 wird eine große Rolle spielen wird eine gewisse Rolle spielen keine geeignete Maßnahme 25
Die unbestrittenen Vorteile Älterer, gefühlten Nachteilen in der Beschäf- wie ein umfassendes, berufliches tigung älterer Führungskräfte über- Netzwerk sowie die großen Erfah- lagert. Dadurch trägt die Gruppe der rungswerte und deren Weitergabe Älteren bisher weniger zur Lösung im Unternehmen, werden jedoch des unternehmenseigenen Demo- gegenwärtig von tatsächlichen oder grafiewandels bei. Abbildung 23 Nachteile älterer Führungskräfte: Geringere Flexibilität und Belastbarkeit befürchtet geringere Flexibilität 39 geringere körperliche 29 und psychische Belastbarkeit geringere Innovationskraft 15 Teamkonflikte durch 15 unterschiedliche Generationen geringe Bereitschaft 13 zur Weiterbildung keine Nachteile 26 in % der Befragten, Mehrfachnennnungen möglich 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 So befürchten 39 % der Befragten Alternative Fachlaufbahnen, projekt- eine geringere Flexibilität bei älte- orientierte und beratungsbasierte ren Führungskräften, 29 % sehen Weiterbeschäftigungen stellen hier eine geringere körperliche und Optionen dar, die in Zukunft an psychische Belastbarkeit als Hin- Bedeutung gewinnen dürften. Sie dernis. Eine geringere Innovations- eignen sich auch dazu, die Moti- kraft und mögliche Teamkonflikte vation aufstrebender jüngerer Füh- durch unterschiedliche Genera- rungskräfte zu erhalten, die bei tionen schätzen rund ein Siebtel einer einfachen Verlängerung des der Unternehmen als negativ bei Verbleibs älterer ManagerInnen in Älteren ein. Nur gut ein Viertel ihrer Position entsprechend länger sehen keine Nachteile durch die auf eine Aufstiegsmöglichkeit verstärkte Rekrutierung und län- warten müssten. gere Beschäftigung älterer Füh- rungskräfte für ihr Unternehmen. Entgegen kommt den Unterneh- men bei diesen Maßnahmen auch Die Erschließung des Potenzials die Tatsache, dass ältere Manager- Älterer setzt demnach kreative Innen bei einer beruflichen Verände- Ansätze voraus, um die Diskrepanz rung zwar umzugsunwillig, jedoch zwischen Anforderungsprofil und eher dazu bereit sind, eine höhere Leistungsfähigkeit Älterer zu ver- Wochenarbeitszeit zu akzeptieren ringern, vor allem aber auch die sowie auf Teile ihres Gehalts zu ver- bestehenden Vorurteile gegenüber zichten als jüngere Führungskräfte älteren ManagerInnen abzubauen. (siehe hierzu auch die Ergebnisse des «Manager-Barometers 2011» von Odgers Berndtson). 26
Experteninterview Dr. Karl-Heinz Schrödl Senior Vice President Corporate Human Resources Management Robert Bosch GmbH «Flexibilität und Belastbarkeit sind keine Frage des Alters» Neben Projektarbeit an unseren Nachdem sich der Beraterkreis Herr Dr. Schrödl, die Unternehmen weltweiten Standorten gehört sowohl von der Anzahl her als auch unserer Befragung halten sich mit z. B. auch die Überbrückung kurz- von der Qualifikation immer mehr Aktivitäten auf dem Gebiet der fristig nicht besetzbarer Stellen vergrößert, können wir künftig älteren Führungskräfte noch sehr zum Portfolio dieser Berater. sicher noch mehr als bisher gewisse zurück. Einige wenige Unterneh- Bedarfe damit decken. Ein demo- men – allen voran auch Ihr Haus – graphisches Problem werden wir sind hier jedoch bereits aktiv. Wie Wie kommt diese Beratung in damit nicht lösen. beurteilen Sie die Maßnahmen, Ihrer Organisation an? die von den Unternehmen geplant werden? Wie sehen Sie die von den befrag- Unsere ehemaligen Manager brin- ten Unternehmen genannten gen einen hohen Erfahrungsschatz Nachteile älterer Führungskräfte? Gesundheitsförderung sollte bei mit und verfügen auch international allen Unternehmen ganz oben über ein breites Netzwerk. Und es auf der Agenda stehen. Und viele hat sich gezeigt, dass sie die Anfor- Bedenken wie eine «mangelnde Unternehmen haben sich dieses derungen der Aufgabe letztendlich Flexibilität und Belastbarkeit» oder Themas bereits angenommen. wie unsere aktiven Mitarbeiter erfül- eine «geringere Bereitschaft zur Wei- Wir konzentrieren uns bei diesem len. Sie können sich also vorstellen, terbildung», teile ich nach unseren Thema nicht nur auf die Führungs- dass sie mit offenen Armen empfan- Erfahrungen nicht. Ich denke, diese kräfte. Gesunde Ernährung gehört gen und anschließend häufig bereits Erscheinungen sind eher typen- als ebenso dazu wie eine optimierte für die nächste Aufgabe gebucht altersabhängig. Sicherlich richtig Arbeitsgestaltung oder medizini- werden. ist aber, dass der Druck und die sche Vorsorge. Speziell für unsere Leistungsanforderungen weiter zu- Führungskräfte bieten wir regel- nehmen. Wir werden also noch mehr mäßige Vorsorgeuntersuchungen Bosch gilt für viele Unterneh- als bisher Bedingungen schaffen und Gesundheitswochenenden an. men und Branchen als Vorbild müssen, die es unseren Mitarbeitern Dass in Ihrer Studie der Abschluss bezüglich der Beschäftigung ermöglichen, mit diesem Druck von Beraterverträgen an vorletzter älterer Manager. Hatten Sie die umzugehen und bei Bedarf recht- Stelle erscheint, hat mich allerdings BMS damals schon mit Blick zeitig darauf zu reagieren. Ein überrascht. auf den demografischen Wandel erster Schritt für unsere Führungs- gegründet? kräfte muss sein, die individuelle Leistungsgrenze selbst zu erken- Haben Sie hier andere Erfahrun- nen und dann gezielte Maßnahmen gen gemacht? Die BMS wurde nicht unter dem zu ergreifen. Und wir als Unterneh- Aspekt des demographischen men müssen den Führungskräften Wandels gegründet. Und auch heute die Werkzeuge an die Hand geben, Wir arbeiten seit längerer Zeit mit verfolgen wir weit mehr das Ziel, diese Leistungsgrenzen zu erken- ehemaligen Bosch-Managern zu- wertvolles Know-how für das Unter- nen. Und wir müssen Möglichkeiten sammen. Schon 1999 haben wir die nehmen zu nutzen. Und wir wollen zu einer individuellen Reaktion Bosch Management Support GmbH unseren ehemaligen Kollegen auch schaffen. gegründet, in der wir gezielt unsere die Möglichkeit geben, dieses Know- Ruheständler als Berater aktivieren. how sinnvoll einsetzen zu können. 27
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