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Die ersten Schritte nach einer hüftnahen Fraktur Amelie Altenbuchner, Sonja Haug & Karsten Weber Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie ISSN 0948-6704 Z Gerontol Geriat DOI 10.1007/s00391-021-01861-3 1 23
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Zeitschrift für Gerontologie+Geriatrie Originalien Z Gerontol Geriat Amelie Altenbuchner1 · Sonja Haug2 · Karsten Weber3 https://doi.org/10.1007/s00391-021-01861-3 1 Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST), Ostbayerische Technische Hochschule Eingegangen: 17. November 2020 Regensburg (OTH), Regensburg, Deutschland Angenommen: 27. Januar 2021 2 Fakultät Angewandte Sozial- und Gesundheitswissenschaft, Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST), Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH), Regensburg, © Der/die Autor(en) 2021 Deutschland 3 Institut für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung (IST), Regensburg Center of Health Sciences and Technology (RCHST), Ostbayerische Technische Hochschule Regensburg (OTH), Regensburg, Deutschland Die ersten Schritte nach einer hüftnahen Fraktur Sensorbasierte Bewegungsexploration bei geriatrischen Traumapatient/-innen Nach einer Fraktur ist Mobilisierung Hier bietet sensorbasiertes Bewegungs- Angehörigen, die eine wichtige Rolle Behandlungsziel und Therapiesäule. Das monitoring (SB) eine individuelle Beob- in der Förderung körperlicher Aktivität Festlegen von Outcomes basiert jedoch achtungsmöglichkeit direkt am Körper Rolle spielen [22], verstanden werden auf vielen Unsicherheiten, da Assess- [6], die sich für die Probanden ohne ge- dürfte. Auf dieser Basis könnten sich ments nicht für alle Patient/-innen ge- sundheitliche Folgen, Einschränkungen nachvollziehbare Handlungsanweisun- eignet sind. Sie können tagesabhängig oder besondere Anstrengungen gestaltet gen zur Mobilisierung bzw. Mobilität beeinflusst und subjektiv geprägt sein. und auch in deren Lebenswirklichkeit ableiten lassen [2]. In verschiedenen Sensorbasiertes Bewegungsmonitoring zum Einsatz kommen kann [9]. Durch Einsatzszenarien (Laufband, Teststre- bietet eine Ergänzung zur Operationa- SB können fehlende Werte im Mobili- cke, 24-h-Verlauf) wies der Sensor des lisierung der Gehfähigkeit. Für Längs- tätsassessment reduziert werden [6]. Es ® Garmin vívofit 3 (Garmin Ltd. oder de- schnittuntersuchungen, die auch im bietet eine individualisierte Datenlage ren Tochtergesellschaften, Schaffhausen, häuslichen Umfeld durchgeführt wer- [13], die das Bewegungsverhalten ver- Schweiz) die höchste Übereinstimmung den, eignet sich die tägliche Schrittzahl änderungssensitiv abbildet [20]. Diese mit einem Forschungspedometer auf als Variable. Sie kann durch einen han- Art der Beobachtung ist auch bei kogni- (r = 0,90) [3]. Im Hinblick auf das Ge- delsüblichen Fitnesstracker beobachtet tiven Einschränkungen, wie demenziel- hen mit und ohne Hilfsmittel besteht werden. len Erkrankungen, möglich [13]. Auch die Vermutung, dass die SpT in der handelsübliche Fitnesstracker, beispiels- geriatrischen Zielgruppe aufgrund des Hintergrund und Fragestellung weise der Marke Garmin, werden in der Gangbilds mit < 10 % der Schrittzahl medizinischen und gesundheitswissen- eher unterschätzt, aber nicht überschätzt Mobilität als Ausdruck der körperlichen schaftlichen Forschung verwendet [18]. werden [14, 25]. Die Sensortechnologie Fähigkeit, sich fortzubewegen – also mit Diese eignen sich zur Erfassung der wird in der vorliegenden explorativen oder ohne Hilfsmittel zu gehen –, ist körperlichen Aktivität über die Variable Studie genutzt, um Erkenntnisse über für geriatrische Patient/-innen essenzi- Schritte pro Tag (SpT) [11]. Der Trage- die Mobilität, in Form von SpT, der ell. Sie beeinflusst den Gesundheitsgrad komfort aktueller Geräte ermöglicht es, Zielgruppe im Rehabilitationsprozess und die Lebensqualität positiv und wirkt den Fitnesstracker unterbrechungsarm nach einer hüftnahen Fraktur zu ge- präventiv gegen eine Erhöhung des und ohne Einschränkungen für den/die winnen. Die Forschungsfrage der Studie Krankheitsgrads. Dies gilt insbesonde- Patient/-in am Handgelenk zu platzie- lautet: Wie verhält sich die Schritte- re nach einem Sturzereignis und der ren [1]. In der Fachliteratur besteht die entwicklung nach der Operation einer einschneidenden Konsequenz der hüft- Forderung, dass die Messung von Re- hüftnahen Fraktur auf der geriatrischen nahen Fraktur [4, 5]. Die Erforschung der habilitationsleistungen auch für Patient/ Traumastation und darüber hinaus? Alltagsgehfähigkeit dieser Zielgruppe ist -innen nachvollziehbar und relevant sein nun von einer Evidenzlücke geprägt, die sollte [6]. Die Kennzahl SpT ist eine Grö- auf methodischen und forschungsethi- ße, die nicht nur von den Patient/-innen, schen Herausforderungen basiert [9]. sondern auch von den Pflegenden sowie Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
Originalien Methodik Daten dann auf einen Computer geladen. tung (t0). Wenn an einzelnen Beobach- Die dabei exportierte .csv-Datei enthielt tungstagen fehlende Werte vorlagen, floss Design Datenpunkte über die Zeit und die abso- die Wochen-Schrittezahl der betreffen- lute Schritteanzahl. Die Batterielaufzeit den Person nicht in die Analyse ein, Die explorative Beobachtungsstudie des genutzten Trackers beläuft sich auf um beim Bilden des Durchschnittswerts wurde im Längsschnitt von 10 Wo- mindestens ein Jahr; Daten werden bis mögliche tagesabhängige Ausreißer zu chen an geriatrischen Traumapatient/ zu 4 Wochen gespeichert [15, 16]. Die beachten. t0 und der letzte Tag der Beob- -innen nach der operativen Versorgung Wahl der Gerätschaft orientierte sich an achtung (tn) wurden nicht in die Analyse einer hüftnahen Fraktur durchgeführt. den Anforderungen des Studiendesigns: einbezogen, da das An- und Ablegen des Zu beobachtendes Verhalten waren SpT Längsschnitterhebung im häuslichen Trackers nicht immer zur gleichen Tages- im Zeitverlauf, die durch das techni- Umfeld der Patient/-innen. Kriterien zeit erfolgen konnten. Der individuelle sche Hilfsmittel eines Fitnesstrackers [18] wie Wasserdichtigkeit, Robustheit, Zeitabstand zwischen dem Tag der Hos- ® (vívofit 3 von Garmin) registriert und Aussehen und Tragekomfort, vergleich- pitalisierung (TdH) und t0 wurde her- gespeichert wurden. bar mit einer Armbanduhr [1], waren angezogen, um den durchschnittlichen bei der Auswahl von besonderer Bedeu- Beobachtungsbeginn zu ermitteln. Da- Stichprobe tung, um Bedingungen zu schaffen, die von ausgehend konnte im Zeitverlauf von zu einer möglichst langen und durch- 10 Wochen (M7–M70) die entsprechen- Es konnten 20 Patient/-innen (Frau- gehenden Studienteilnahme motivieren de tatsächlich vergangene Zeit dargestellt enanteil 80 %, Durchschnittsalter 85,2 und Belastungen vermeiden. Weitere werden. Jahre ± 7,86) aufgenommen werden. Das Faktoren betrafen Sensorart, Messge- Statistische Bundesamt berichtete 2018 nauigkeit, Batterieleistung sowie Preis Ergebnisse von 182.080 Patient/-innen mit den und Zugänglichkeit. Voreinstellungen, ICD-10-4 Diagnosen S72.0- bis S72.9 wie beispielsweise Vibrationsalarme, Der Beobachtungsbeginn liegt durch- im Alter von 65 bis > 95 Jahren [24]. wurden ausgestellt, um technisch pro- schnittlich bei 8,8 Tagen (±3,76, Med = 8, In das Alterstraumaregister der Deut- grammierte Stör- oder Motivationsfak- n = 20) nach TdH. Somit sind zu den schen Gesellschaft für Unfallchirurgie toren, die eine Bewegungsaufforderung Werten von M7 bis M70 rund 9 Ta- (AltersTraumaRegister DGU ) wurden® darstellen, zu vermeiden. ge hinzuzurechnen, um die tatsächlich 2018 6873 Fälle aufgenommen. Die Aus- verstrichene Zeit nach TdH, zu der die wahlgesamtheit der hier beschriebenen Durchführung Schrittewerte (. Tab. 1) auftreten, ab- Studie beläuft sich auf 87 Patient/-in- schätzen zu können. Die Variable M7 nen, die im Rekrutierungszeitraum (Juni Im Rekrutierungszeitraum wurden al- bildet den Zeitraum Tag 1 bis Tag 7 2018 bis Februar 2019) auf einer nach le Patient/-innen oder deren rechtliche der Beobachtung ab. Dies entspricht den Kriterien der DGU zertifizierten Vertreter nach der Operation einer hüft- für die Patient/-innen in etwa Woche geriatrischen Traumastation behandelt nahen Fraktur über die Studie informiert. 1 bis 2 nach TdH. M70 entspricht den wurden [10]. Die Rekrutierung ohne Ausschlusskrite- Wochen 10 und 11 nach TdH. Die de- rien sollte eine Datenbasis schaffen, in skriptiven Statistiken der SpT für die Instrumente die Werte verschiedener Mobilitätslevel Zeiträume sind in . Tab. 1 aufgeführt. einfließen. Das Anlegen des Trackers Im Gesamtmittel erfolgt von M7 bis Der genutzte Fitnesstracker beinhaltet erfolgte sodann unter Einbezug der In- M70 ein Anstieg um den Faktor 1,285 einen 3-Achsen-Beschleunigungssensor, formationen über das Geburtsjahr und (±0,351). Der Mittelwert liegt zu M7 bei der bei einem Armbandumfang von 13,5 Geschlecht. Der Datenschutz wurde 353,57 SpT (±310,15) und steigt zu M70 bis 20,5 cm und einem Gewicht von 26 g durch Pseudonymisierung und Anony- auf 2482,07 (±1374,12). Die höchsten am Handgelenk getragen wird. Er sam- misierung sichergestellt. Es erfolgten Anstiege um das je 1,8-Fache zeigen melt Informationen, die in die Berech- regelmäßige Besuche auf der Station sich von M14 (M = 556,27 ± 478,11) nungen eines Algorithmus einfließen, der sowie in der Rehabilitationseinrichtung auf M21 (M = 1024,86 ± 921,24) so- die Art der Bewegung abschätzt und auf und im häuslichen Umfeld, um die Daten wie von M42 (M = 1268,21 ± 880,47) diese Weise Schritte zählt. Die Bewegung auszulesen. auf M49 (M = 2367,14 ± 1680,08). Auch wird klassifiziert, indem Signalmerkmale von M7 (M = 353,57 ± 310,15) auf M14 extrahiert werden. Dies sind z. B. Zeit- Analyse (M = 556,27 ± 478,11) liegt ein Anstieg intervalle, Frequenzen oder statistische um das 1,573-Fache vor. Von M35 Merkmale, welche durch Kombination Die deskriptive Datenanalyse beinhaltet (M = 1199,37 ± 1078,73) auf M42 sowie eine möglichst exakte Aufzeichnung für die Verteilung der Variablen SpT, Zeit in M49 auf M56 (M = 2387,95 ± 1236,65) die intendierte Zielbestimmung ermög- Form von Tagen sowie die individuel- stagnieren die Mittelwerte der SpT. Ge- lichen [7]. Die aufgezeichneten Schritte len wöchentlichen Schrittedurchschnit- ringfügige Abstiege zeigen sich von M28 wurden zunächst im Fitnesstracker selbst te von einer Woche (M7) bis 10 Wo- (M = 1208,27 ± 1210,45) auf M35 (0,99- gespeichert; zur Auswertung wurden die chen (M70) nach Beginn der Beobach- Fach) und von M63 (M = 2689,98 ± Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
Zusammenfassung · Abstract Z Gerontol Geriat https://doi.org/10.1007/s00391-021-01861-3 © Der/die Autor(en) 2021 A. Altenbuchner · S. Haug · K. Weber Die ersten Schritte nach einer hüftnahen Fraktur. Sensorbasierte Bewegungsexploration bei geriatrischen Traumapatient/-innen Zusammenfassung Hintergrund. Sensoren erlauben eine Durchschnittswert (Tage 1–7, 8–14 usw.) der Mittelwerte vorhanden. Es lässt auf durchgehende Mobilitätsbeobachtung gebildet, bevor die deskriptive Analyse erfolgt. das Vorhandensein mehrerer Gruppen der von Patienten nach hüftnahen Frakturen. Ergebnisse. Es erfolgt eine positive Entwick- Schritteentwicklung schließen. Fitnessarmbänder ermöglichen unter- lung im Laufe der Beobachtungswochen Diskussion. Fitnesstracker und die Variable brechungs- und einschränkungsarme (BW). Von BW 1 (M = 353,57 ± 310,15) bis 10 SpT können die Gehfähigkeit in der Alltags- Längsschnittbeobachtungen der geriatrischen (M = 2482,07 ± 1374,12) erfolgt ein durch- umgebung abbilden, bei einem möglichen Zielgruppe. schnittlicher Anstieg um den Faktor 1,285 Unterschätzen < 10 %. Es treten Unterschiede Ziel der Arbeit. Deskriptive Darstellung der (±0,351). Die höchsten Anstiege um das je in Beobachtungsdauer sowie -unterbrechun- Schritte pro Tag (SpT) nach Hüftfrakturopera- 1,8-Fache sind von BW 2 (M = 556,27 ± 478,11) gen auf. Eine Clusteranalyse sollte zukünftig tion auf der geriatrischen Traumastation und auf BW 3 (M = 1024,86 ± 921,24) sowie Gruppenmerkmale unterschiedlicher darüber hinaus. von 6 (M = 1268,21 ± 880,47) auf 7 Entwicklungsverläufe aufdecken. Material und Methoden. Die explorative (M = 2367,14 ± 1680,08) zu beobachten. Studie mit Feldcharakter beobachtete über Geringfügig verringern sich die Schritte von Schlüsselwörter 10 Wochen die SpT von 20 Patienten (80 % BW 4 (M = 1208,27 ± 1210,45) auf 5 (0,99-fach) Schrittzahlen · Rehabilitation · Mobilität · weiblich, Durchschnittsalter 85,2 Jahre ± 7,86) und von BW 9 (M = 2689,98 ± 2339,71) auf 10 Motion-Tracker · Alterstraumatologie via Fitnesstracker. Tägliche Schrittzahlen (0,92-fach). Es sind stets hohe Spannweiten (SpT) werden für Patienten als wöchentlicher sowie Standardabweichungen in Anbetracht The first steps after a proximal femoral fracture. Sensor-based mobility exploration in geriatric trauma patients Abstract Background. Sensor-based monitoring formed the database for descriptive analysis deviations in relation to the mean occurred allows continuous observations of patient (mean, SD, min, max, median). constantly. The presence of several step mobilization after proximal femoral fractures. Results. During observation weeks (ow) development groups could be presumed. A wrist-worn motion tracker allows long-term a positive development of steps took place. Conclusion. Motion tracker and the variable observation that is low in interruption and A mean increase factor of 1.285 (±0.351) steps per day can represent the ability constraints for subjects. occurred from ow 1 (M = 353.57 ± 310.15) to walk within an everyday environment, Objective. Description of steps development to ow 10 (M = 2482.07 ± 1374.12). The with a possible underestimation of < 10%. after hip fracture surgery on a specialized highest increase by a factor of 1.8 could be Differences regarding observation lengths and geriatric trauma ward and beyond. reported from ow 2 (M = 556.27 ± 478.11) disruptions occurred. Cluster analysis should Material and methods. In the explorative to ow 3 (M = 1024.86 ± 921.24) as well detect group attributes of different courses of long-term field research study, an applicable as from ow 6 (M = 1268.21 ± 880.47) development in subsequent studies. motion tracker observed steps per day of to 7 (M = 2367.14 ± 1680.08). A slight 20 patients (80% female, mean age 85.2 decrease of steps occurred from ow 4 Keywords years ± 7.86 years) for 10 weeks. Weekly mean (M = 1208.27 ± 1210.45) to ow 5 (0.99-fold) Step numbers · Rehabilitation · Mobility · values (days 1–7, 8–14 etc.) of steps per day and from ow 9 (M = 2689.98 ± 2339.71) to Motion tracker · Geriatric traumatology 10 (0.92-fold). High ranges and standard 2339,71) auf M70 (0,92-Fach). Die Diskussion eher stagniert. Es sind stets hohe Spann- Spannweite der SpT gestaltet sich im weiten sowie Standardabweichungen zu Zeitverlauf der Beobachtung sehr breit. Im Gesamtmittel kommt es zu einer Ver- verzeichnen. Die Maxima unterscheiden Maxima übersteigen den Median durch- dopplung der Schritteanzahl zwischen sich im Beobachtungsverlauf im Durch- schnittlich um das 3,4-Fache (±1). Der M7 (ˆ=1 bis 2 Wochen nach TdH) und schnitt um mehr als das Dreifache vom Median liegt durchschnittlich beim 7,2- M21 (ˆ=3 bis 4 Wochen nach TdH). Zwi- Median. Die Hälfte der Patient/-innen Fachen (±4,5) des Minimums. Im Beob- schen M28 und M42 (ˆ=4 bis 7 Wochen geht in Anbetracht der Minima im Be- achtungsverlauf zeigt sich eine Verringe- nach TdH) kommt es zu einer Stagnati- obachtungsverlauf durchschnittlich über rung dieser Unterschiede, wobei parallel on, bevor es nach rund 7 Wochen zu ei- 7-mal mehr Schritte. Das lässt auf das dazu die Fallzahl sinkt. nem erneuten Anstieg um das 1,8-Fache Vorhandensein mehrerer Gruppen der kommt, worauf die Schritteentwicklung Schritteentwicklung schließen, die es zu- bis zum Ende der Beobachtung erneut künftig zu explorieren gilt. Allerdings Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
Originalien Tab. 1 Deskriptive Statistiken der Schritte pro Tag im Beobachtungsverlauf 4093 SpT (±2712). Das sind Werte, die Zeit- TdB Woche SpT in der vorliegenden Stichprobe von ein- variable nach TdH MW SD Median Min Max n zelnen ab 7 bis 8 Wochen nach TdH erreicht werden. Auch das lässt ver- M7 1–7 1–2 353,57 310,15 313,07 61,43 1311,29 16 muten, dass die Entwicklung bereits M14 8–14 2–3 556,27 478,11 485,71 119,43 1769,43 12 ab 2 Monaten stagnieren könnte. Be- M21 15–21 3–4 1024,86 921,24 532,43 38,00 2632,43 13 trachtet man die Werte bei O’Halloran M28 22–28 4–5 1208,27 1210,45 836,21 93,29 3926,29 12 et al. nach der Intervention, so fällt auf, M35 29–35 5–6 1199,37 1078,73 940,43 55,86 3501,86 12 dass die IG durchschnittlich 4788 SpT M42 36–42 6–7 1268,21 880,47 1159,71 285,29 3214,43 11 (±3158) aufweist und sich in der KG M49 43–49 7–8 2367,14 1680,08 2245,07 540,57 6189,14 10 durchschnittlich 3388 SpT (±2379) be- M56 50–56 8–9 2387,95 1236,65 2406,50 913,43 4690,43 8 obachten lassen. Ohne die besondere M63 57–63 9–10 2689,98 2339,71 2286,93 365,14 7664,43 8 Motivation in der IG tritt in der KG M70 64–70 10–11 2482,07 1374,12 2428,79 445,00 4230,71 8 eine signifikante Verschlechterung der Ausgangslage ein. Dieser Befund ergänzt MW Mittelwert, SD „standard deviation“ (Standardabweichung), Min Minimum, Max Maximum, n gül- tige Fälle, für die an 7 Beobachtungstagen Daten vorliegen, TdB Tag der Beobachtung, TdH Tag der die Annahme, dass es 8 Wochen nach Hospitalisierung, SpT Schritte pro Tag Hospitalisierung zu einem Stagnieren der Schritteentwicklung kommen könn- te, um die Frage, ob es für eine oder ist auch die sinkende Fallzahl zu beach- nur auf einer orthopädischen Station be- mehrere Subgruppen von Patient/-innen ten. Es muss in Betracht gezogen wer- handelt werden. Fleig et al. [12] (n = 49, sogar wieder zu einem Absinken der SpT den, dass Patient/-innen mit größeren Frauenanteil 63,3 %, Durchschnittsal- kommen könnte. Wenn Patient/-innen gesundheitlichen und Einschränkungen ter 79,5 ± 7,8 Jahre) machen in einem nach einer erfolgreichen stationären ge- häufiger fehlende Werte aufweisen könn- nicht näher bestimmten Zeitraum von riatrischen Mobilisierung und folgenden ten oder eher aus der Studie ausscheiden. maximal 12 Monaten nach der Fraktur rehabilitativen Weiterbehandlung wie- Inwieweit die vorliegenden Werte einen Median von 2467,7 SpT aus, der der ins häusliche Umfeld zurückkehren, plausibel für Patient/-innen nach Hüft- für einen Beobachtungszeitraum ≥ 3 Ta- könnte sich ein eher immobilisierendes frakturen sind, kann anhand dreier gen (8 h/Tag) gilt. Ausschluss erfolgte Verhalten einstellen. Studien [8, 12, 21] eingeordnet wer- bei demenziellen Erkrankungen oder Der Median der SpT gesunder al- den. Während der Zeit auf der Sta- Heimbewohnern sowie bei schlechter ternder Menschen (Med = 69 Jahre) tion liegen die SpT bei Davenporth Gehfähigkeit. Ab 7 bis 8 Wochen nach liegt bei 7496,07 SpT (IQR 4493,58 et al. [8] (n = 20, Frauenanteil 90 %, TdH liegen die SpT in der vorliegen- [106,0–20828,3]) [19]. Auf Grundlage Durchschnittsalter 79,1 ± 9,3 Jahre) den explorativen Studie innerhalb dieser eines systematischen Reviews englisch- niedriger (M = 35,7 SpT ± 80,4, Min = 0, Werte. Eine genauere Zeiteinordnung der sprachiger Studien, die sich mit Schrit- Max = 626, N = 20) als in der vorliegen- Studie von Fleig et al. würde erlauben ten beschäftigten, wird für gesunde den Studie bei 1 bis 2 Wochen nach abzuschätzen, inwieweit die Entwick- Erwachsene über 65 Jahren eine tägliche TdH (M = 353,6 SpT ± 310,2, Min = 61,4, lung der täglichen Schritte bereits nach Schritteanzahl zwischen 5000 und 6000 Max = 1311,3). Davenporth et al. haben 2 Monaten abgeschlossen wäre. Des Schritten empfohlen und für Erwachse- ihre Untersuchung auf einer orthopädi- Weiteren wäre zu überprüfen, inwiefern ne mit chronischen Erkrankungen oder schen Station durchgeführt. Dagegen be- dies für verschiedene Subgruppen gelten körperlichen Einschränkungen zwischen gann die Beobachtung der vorliegenden würde. O’Halloran et al. [21] führten 1500 und 4500 SpT [27]. Die Verteilung Studie auf einer speziellen geriatrischen ihre Interventionsstudie in einem Re- der SpT in der vorliegenden Studie lässt Traumastation. Es gibt einen signifi- habilitationsprogramm durch (n = 30, vermuten, dass einzelne Patient/-innen kanten Vorteil im Behandlungserfolg Frauenanteil 84 %, Durchschnittsalter diese Werte innerhalb der ersten 2 Mo- der Mobilisierung auf der geriatrischen 82,6 ± 5,2 Jahre). Ausschluss erfolgte bei nate nach TdH erreichen, ein Großteil Traumastation [26], der in der Regel kognitiven Beeinträchtigungen oder ei- jedoch nie. über Assessmentwerte überprüft wird. nem schlechten Allgemeinzustand sowie Der Vergleich der Schrittzahlen aus Zukünftig könnte dies auch durch einen hohen Aktivitätsniveaus. Vor und nach der vorliegenden Studie mit Ergebnissen Vergleich von SpT abgebildet werden. einer 8-wöchigen Intervention, in der ähnlicher Untersuchungen zeigt, dass die Die Werte der Stichprobe von Daven- eine Gruppe ein spezielles motivierendes beobachtete Anzahl der Schritte plausi- porth et al. rangieren zwischen 0 und 626 Interview neben der Standardbehand- bel ist. Für Personen, die sich am besten SpT; die Standardabweichung ist sehr lung erhielt, wurden die SpT beobachtet. erholen, darf angenommen werden, dass hoch [8]. Dies spricht dafür, dass einzel- Zu Beginn liegen sie in der Interven- sich mit fortschreitender Rehabilitations- ne Patient/-innen dort zu einer Gruppe tionsgruppe (IG) bei durchschnittlich zeit ihre körperliche Aktivität nicht nur gehören könnten, die eine gute Erholung 4279 SpT (±2915) und in der Kon- in SpT, sondern auch durch andere Akti- bzw. Mobilisierung zeigen, obwohl sie trollgruppe (KG) bei durchschnittlich vitäten, wie etwa Radfahren, ausgedrückt Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
werden könnte. Somit besteht die Mög- lungsverläufe nach hüftnahen Frakturen Korrespondenzadresse lichkeit eines Unterschätzens der tatsäch- liefern. lichen Bewegung aufgrund der Wahl der Amelie Altenbuchner Kennzahl. Aktivitäten, die über Gehen, Institut für Sozialforschung und Technikfolgen- Limitationen abschätzung (IST), Ostbayerische Technische Laufen oder Ruhen hinausgehen, kön- Hochschule Regensburg (OTH) nen nicht eindeutig erfasst werden [17]. Um die Aussagekraft der vorliegenden Seybothstraße 2, 93053 Regensburg, Auch der Einsatz von Hilfsmitteln kann Untersuchungsergebnisse zu erhöhen, Deutschland zu einer Unterschätzung der SpT füh- wären u. a. folgende Änderungen hin- Amelie.Altenbuchner@oth-regensburg.de ren [14]. Am 7. Tag postoperativ sind sichtlich des Studiendesigns notwendig: 75 % der Patient/-innen (n = 6804) aus 4 Angleichung des Beobachtungsbe- Förderung. Die Studie wurde im Rahmen des Re- dem ATR gehfähig [23]. Ein Großteil ginns, gensburg Center of Health Sciences and Technology (RCHST) durchgeführt. Teile dieser Arbeit sind im dieser Gruppe kann gestützt (10 %) oder 4 Vermeidung eines frühzeitigen Rahmen des Bayerischen Wissenschaftsforums mit Hilfsmitteln wie Rollatoren (26 %), Abbruchs, (BayWISS) im Verbundpromotionskolleg Gesundheit Gehbock (14 %) oder Gehwagen (24 %) 4 Einbezug von Daten über die Re- entstanden und werden vom Bayerischen Staatsmi- nisterium für Wissenschaft und Kunst gefördert. gehen. Nur 1 % kann selbstständig gehen. habilitationseinrichtung (Beginn, 22 % haben noch keine Gehfähigkeit er- Ausscheiden, Dauer, Art), Funding. Open Access funding enabled and organi- reicht. 4 Einbezug von Daten zum Hilfsmitte- zed by Projekt DEAL. Insgesamt darf, begründet durch das leinsatz (z. B. Rollatoren), Gangbild, angenommen werden, dass bei 4 regelmäßige Messung der Schrittlän- Einhaltung ethischer Richtlinien geriatrischen Patient/-innen durch den ge und Anpassung in der Applikation, Algorithmus des Geräts weniger Schrit- 4 Einbezug von Informationen über Interessenkonflikt. A. Altenbuchner, S. Haug und te gespeichert werden als tatsächlich ge- die Trageseite und dominante Kör- K. Weber geben an, dass kein Interessenkonflikt be- tätigt wurden. Der Fehler liegt gemäß perhälfte. steht. einer experimentellen Studie mit einer Für die Studie wurde ein Ethikvotum der Ethikkommis- hinsichtlich der Alters- und Geschlechts- Ausblick sion der Universität Regensburg eingeholt. Alle be- struktur vergleichbaren Stichprobe, je- schriebenen Beobachtungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kommission, doch ohne Fraktur, bei < 10 % der SpT. Sensorbasiertes Bewegungsmonitoring im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Dies trifft für Proband/-innen mit und (SB) eignet sich zur Schaffung von Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, ohne Einschränkungen der Gehfähigkeit Grundlagen für individualisierte Inter- überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen be- teiligten Patienten liegt eine Einverständniserklärung zu. Beim Gehen mit Stock oder Rolla- ventionen. Die explorative Analyse der vor. tor kann das Unterschätzen jedoch hö- SpT könnte weiterhin durch clusterana- her ausfallen [14]. Es wäre also möglich, lytische Verfahren ergänzt werden, um Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz dass die SpT sowohl bei hohem als auch klar abgrenzbare Entwicklungsverläufe veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung, bei geringem Rehabilitationserfolg un- darstellen zu können. Hiermit könnten Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jegli- terschätzt wurden. Der Fehler ließe sich Patient/-innen hinsichtlich ihrer SpT in chem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsge- durch das Tragen des Sensors an der Fer- Gruppen eingeteilt werden, um deren mäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz se oder an der Hüfte zwar verringern Charakteristiken weiterzuuntersuchen. beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenom- [14], jedoch hat das Tragen des Motion- Aufgrund der hohen Bedeutung von men wurden. Trackers am Handgelenk wie eine Arm- Bewegung und Mobilität in der geria- Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges banduhr den Vorteil, dass dieser leicht trischen Behandlung sollte SB auch für Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten und ohne Hilfe anzulegen ist und somit weitere Morbiditäten explorativ einge- Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbil- dungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be- vollständig in den Alltag integriert wer- setzt werden, um eine Datengrundlage treffende Material nicht unter der genannten Creative den kann. Wie sich der Fehler im häusli- für SpT zu generieren. Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung chen Umfeld verhält, insbesondere unter nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Ma- Einbezug von Hilfsmitteln und Komor- Fazit für die Praxis terials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers biditäten, muss in zukünftigen Studien einzuholen. untersucht werden [25]. In Abgleich mit 4 Sensorbasiertes Bewegungsmonito- Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der den SpT aus den oben beschriebenen Stu- ring ist für die geriatrische Zielgruppe Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/ dien [8, 12, 21] scheinen die Werte der geeignet. licenses/by/4.0/deed.de. vorliegenden explorativen Studie jedoch 4 Fitnesstracker-Armbänder eignen plausibel. Die vorliegenden Daten kön- sich für den Einsatz bei der geriatri- nen durch clusteranalytische Verfahren schen Zielgruppe, auch im häuslichen Literatur unter Einbezug der Werte des geriatri- Umfeld. schen Assessments sowie der Wohnsi- 4 Mobilisierung und Immobilität kön- 1. Altenbuchner A, Haug S, Kretschmer R et al (2018) How to measure physical motion and the tuation und dem Einsatz von Hilfsmit- nen durch Schritte pro Tag ausge- impact of individualized feedback in the field teln weitere Erkenntnisse über Entwick- drückt werden. of rehabilitation of geriatric trauma patients. In: Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
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