Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de

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Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
Amtliche Lebensmittel- und Futter-
mittelüberwachung 2018
Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin stolz darauf, dass Bürgerinnen und Bürger in Sachsen sorglos Lebensmittel ein-
kaufen und konsumieren können. Das ist vor allem der engagierten Kontrolltätigkeit der
Lebensmittel- und Futtermittelüberwachungsbehörden im Freistaat zu verdanken.
Die Mitarbeiter haben auch im Jahr 2018 wieder einen maßgeblichen Beitrag zum Ver-
braucherschutz geleistet.

Diese Broschüre berichtet über die Arbeit und Ergebnisse der sächsischen Lebensmittel-
und Futtermittelüberwachungsbehörden. Traditionell dominieren hier die „Lebensmit-
telthemen“. Neben den amtlichen Betriebskontrollen und Probenuntersuchungen greift
der Bericht auch besondere Auffälligkeiten aus dem vergangenen Jahr und Ernährungs-
trends auf, wie beispielsweise Hanfprodukte.

Insgesamt haben die zuständigen kommunalen Behörden mehr als 73.000 Inspektionsbe-
suche bei Lebensmittelunternehmen im Jahr 2018 durchgeführt. Lediglich in rund jedem
zwanzigsten kontrollierten Betrieb wurden relevante Mängel, sogenannte „Verstöße“,
festgestellt. Das zeigt, dass die sächsischen Lebensmittelunternehmen sich in ihrer gro-
ßen Mehrheit rechtskonform verhalten und die berüchtigten schwarzen Schafe hier im
Freistaat eine kleine Minderheit bilden. Die amtlichen Maßnahmen als Folge der Verstöße
sind ebenfalls im Bericht festgehalten.

Erfreulich finde ich, dass Sachsen bei der Anzahl amtlich entnommener und untersuchter
Proben die hohen Anforderungen des Lebensmittelrechts erfüllt. Dies zeugt von einer en-
gen Zusammenarbeit zwischen den Behörden auf kommunaler Ebene als „Probennehmer“
und der Landesuntersuchungsanstalt als „Probenuntersucher“.

Hinweisen möchte ich zudem auf die Landesweiten Überwachungsprogrammen (LÜP),
mit denen die sächsische Lebensmittelüberwachung spezifische verbraucherrelevante
Bereiche berücksichtigt. Auf drei dieser Programme geht der Bericht näher ein.

Mein besonderer Dank gilt dem Kontroll- und Untersuchungspersonal, das mit Zuver-
lässigkeit und Schlagkraft den Verbraucherschutz als oberstes Ziel stets im Auge behält.
Durch sie werden die im Bericht vorliegenden guten Ergebnisse erst ermöglicht.

Ebenfalls danke ich den Kommunen für die qualifizierte Arbeit vor Ort und der Landesdi-
rektion Sachsen für die fachliche Anleitung der Behörden. Auch deren enge Zusammen-
arbeit mit Fachleuten aus meinem Haus, dem Sächsischen Staatsministerium für Soziales
und Verbraucherschutz, trägt zum Erfolg der Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung
im Freistaat bei.

Ich freue mich, Ihnen die Ergebnisse der Arbeit unserer sächsischen Lebensmittel- und
Futtermittelüberwachungsbehörden und der Landesuntersuchungsanstalt auf den fol-
genden Seiten näherbringen zu können.

Ihre

Barbara Klepsch

2I       Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
Foto: nensuria/iStock

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Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
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INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort ..............................................................................................................................................................................................

DIE AMTLICHE LEBENSMITTELÜBERWACHUNG ................................................................................................4

Aufbau der amtlichen Lebensmittelüberwachung ..........................................................................................................4

BETRIEBSKONTROLLEN UND VOLLZUG IN SACHSEN ....................................................................................5

Die Lebensmittelwirtschaft in Sachsen ................................................................................................................................5
Besonderheiten 2018 ...................................................................................................................................................................6
Betriebskontrollen .........................................................................................................................................................................9
Amtliche Maßnahmen ...............................................................................................................................................................10
Probenuntersuchung ......................................................................................................................................................... 11
Gesundheitsschädliche Lebensmittel ..................................................................................................................................13
Fremdkörper/Gifte ......................................................................................................................................................................14

AUFFÄLLIGKEITEN IN VERSCHIEDENEN PRODUKTGRUPPEN ....................................................................16
Unerwünschte Pyrrolizidinalkaloide in Kräutern/Gewürzen .....................................................................................16
Alkoholfreie Erfrischungsgetränke ......................................................................................................................................17
Damit der Weingenuss auch 2018 ungetrübt ist ...........................................................................................................19
Speiseeis und Speiseeishalberzeugnisse ............................................................................................................................21
Bedarfsgegenstände ..................................................................................................................................................................23
Kosmetische Mittel .....................................................................................................................................................................24
Nahrungsergänzungsmittel ....................................................................................................................................................25

LANDESÜBERWACHUNGSPROGRAMM (LÜP) IM BEREICH LEBENSMITTELSICHERHEIT ................27

DIE AMTLICHE FUTTERMITTELKONTROLLE ..........................................................................................................32

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ..........................................................................................................................................34

4I             Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
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Die amtliche Lebensmittelüberwachung
Aufbau der amtlichen Lebensmittelüberwachung

Die amtliche Lebensmittelüberwachung hat zum Ziel,              Bedarfsgegenständen, Tabakerzeugnissen sowie
die sächsischen Verbraucherinnen und Verbraucher                Erzeugnissen des Weinrechts betrachtet.
vor gesundheitlichen Gefahren durch den Verzehr                 Die amtliche Lebensmittelüberwachung ist ge-
nicht sicherer Lebensmittel sowie vor Täuschung im              gliedert in eine oberste, eine obere und die un-
Lebensmittelverkehr zu schützen. Im Rahmen der                  teren Lebensmittelüberwachungsbehörden. Die
amtlichen Lebensmittelüberwachung wird gleicher-                folgende Übersicht zeigt die 3 Ebenen mit Ihren
maßen auch der Verkehr mit kosmetischen Mitteln,                jeweiligen Aufgaben.

Aufbau der sächsischen Lebensmittelüberwachung

                                                  Sächsisches Staatsministerium für Soziales und
                                                  Verbraucherschutz (SMS)
        Oberste
     Lebensmittel-                                •fachliche Aufsicht über den gesamten Bereich
    überwachungs                                  •nimmt die landesspezifische Gesetzgebungskompetenz wahr
                                                  •SMS vertritt im Rahmen seiner Zuständigkeit die Interessen
       -behörde                                    Sachsens gegenüber dem Bundesministerium für Ernährung und
                                                   Landwirtschaft (BMEL)

                                                                             Landesuntersuchungsanstalt für
                                                                             das Gesundheits- und
                                                                             Veterinärwesen (LUA) Sachsen
                                                                             • nachgeordnete Behörde des SMS
                                                                             • Untersuchung der amtlichen Proben
                                                                             • gutachterliche Stellungnahmen

                                                  Landesdirektion Sachsen (LDS)

                                                  • Bündelungsfunktion, die darin besteht, Informationen aus den unteren
         Obere                                      Lebensmittelüberwachungsbehörden zusammenzuführen und an das SMS
                                                    zu übermitteln
     Lebensmittel-                                • andererseits werden Mitteilungen aus dem SMS über die LDS an die
                                                    unteren Lebensmittelüberwachungsbehörden gegeben und die
    überwachungs                                    entsprechenden Vollzugsmaßnahmen veranlasst
                                                  • Fachaufsicht über die LÜVÄ
       -behörde                                   • LDS ist auch Vollzugsehörde
                                                  • zuständig für Genehmigungs- und Widerspruchsverfahren sowie
                                                    Zulassungsbehörde für Lebensmittelbetriebe
                                                  • LDS unterliegt der Dienstaufsicht des Sächsischen Staatsministeriums des
                                                    Inneren (SMI)

                                                  13 Lebensmittelüberwachungs- und Veterinärämter
                                                  (LÜVÄ) der Landkreise und kreisfreien Städte
        Untere
     Lebensmittel-                                • zuständig für Betriebskontrollen vor Ort
                                                  • nehmen in den Betrieben amtliche Proben für die anschließende
    überwachungs                                    Untersuchung im Labor
                                                  • zuständig für Vollzugsmaßnahmen
      -behörden

                                         Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018                               I5
Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
Betriebskontrollen und Vollzug in Sachsen
Die Lebensmittelwirtschaft in Sachsen

Der amtlichen Lebensmittelüberwachung unter-                                    zwar um 0,5 %. Insgesamt blieb die Struktur der
liegen alle Betriebe, die nach den rechtlichen Vor-                             sächsischen Lebensmittelwirtschaft in den letzten
gaben regelmäßig amtlich zu kontrollieren sind.                                 Jahren erhalten. Es dominieren Dienstleistungsbe-
Hierzu gehören alle Betriebe, die an der Erzeugung,                             triebe, wie Küchen und Kantinen sowie Gaststätten
Herstellung und Vermarktung von Lebensmitteln                                   und Imbisseinrichtungen, nach wie vor mit 38 %
beteiligt sind. Hinzu kommen noch Betriebe, die                                 aller erfassten Betriebe, gefolgt von den Ein-
Bedarfsgegenstände, kosmetische Mittel sowie                                    zelhändlern mit 28 %. Handwerklich strukturier-
Tabakerzeugnisse herstellen und vermarkten.                                     te Betriebe, wie Bäckereien und Fleischereien, so-
                                                                                wie Direktvermarkter von Lebensmitteln, werden
2018 waren in Sachsen insgesamt 66.870 Le-                                      in der Statistik als Hersteller, die im Wesentlichen
bensmittelbetriebe registriert. Im Vergleich zum                                auf der Einzelhandelsstufe verkaufen, erfasst. Ihr
Vorjahr bedeutet dies erneut eine Steigerung und                                Anteil beträgt derzeit 5 %.

Anteil der Betriebe einer Betriebsgattung an allen Lebensmittelbetrieben 2018

                                           922 | 1%
                                                             977 | 1%                              Dienstleistungsbetriebe
                    1.292 | 2%

        3.400 | 5%
                                                                                                   Einzelhändler

 16.414 | 25%                                                                     25.339 | 38%

                                                                                                   Erzeuger

                                                                                                   Hersteller, die im Wesentlichen
                                                                                                   auf der Einzelhandelsstufe
                                                                                                   verkaufen
                                                                                                   Hersteller/Abpacker

                                                                                                   Vertriebsunternehmer/
                                                                                                   Transporteure

                                                                                                   Andere

                             18.526 | 28%

6I          Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
Besonderheiten 2018
Lebensmittelbetrug: Schwerpunktaktion zu Thunfisch

Foto: aleksander kamasi/iStock

Jährlich werden durch Europol und Interpol koor-
dinierte Operationen zur Bekämpfung von Lebens-
mittelbetrug durchgeführt. Im Jahr 2017/2018
erfolgte eine Schwerpunktaktion zu Thunfisch
(OPSON VII), da Lebensmittelbetrug bei dieser
Fischart nicht zuletzt durch anonyme Hinweisge-
ber ein altbekanntes Problem ist.
Durch Zugabe verbotener Zusatzstoffe bezie-
hungsweise Anwendung unzulässiger Behand-
lungsmethoden wird der Frischezustand von Thun-
fisch verfälscht – um nicht zu sagen aus alt mach
neu - und der Verbraucher natürlicherweise in sei-
ner Erwartungshaltung erheblich getäuscht. Neben
der Verbrauchertäuschung sind derartig behandelte
Thunfische nicht selten die Ursache von Lebensmit-
telvergiftungen aufgrund hoher Histamingehalte,
die sich im Fisch/Fischfilet bilden. Allergische Reak-
tion sind hier die Folge.
An der Operation OPSON VII haben sich insgesamt
11 europäische Staaten, darunter auch Deutsch-
land, mit sechs Bundesländern, aktiv beteiligt.
Die Lebensmittelüberwachung in Sachsen hat
aktiv zum Gelingen der Operation OPSON VII               Foto: Europol /Interpol

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Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
beigetragen. Hierzu wurden in einer Kernphase
im Januar/Februar 2018 insgesamt 20 Betriebs-
kontrollen einschließlich Probenahme durchge-
führt. Kontrollierte Betriebe beinhalteten sowohl
Einzels- und Großhandelsunternehmen als auch
Restaurants beziehungsweise fischverarbeitende
Firmen. Im Ergebnis bestand bei zwei Proben der
Verdacht auf Anwendung irreführender Praktiken.
Im Nachgang war noch durch Lebensmittelüber-
wachungsbehörden anderer Bundesländer/Länder
zu klären, auf welcher Stufe der Lebensmittelkette
die Thunfischproben verfälscht wurden.
Eine Verfälschung in Sachsen konnte jedoch aus-
geschlossen werden.

Alle Ergebnisse und Hintergrundinformationen
zu dieser Schwerpunktaktion zu illegalen Prakti-
ken zur Rotfärbung von Thunfisch sind im letzten
Jahr auch durch das Bundesamt für Lebensmit-
telsicherheit und Verbraucherschutz (BVL) als ko-
ordinierende Stelle in Deutschland sowie Europol
veröffentlicht worden.
                                                     Foto: AGL_Photography/iStock

Hanf und daraus gewonnene Stoffe – können das Lebensmittel sein?

                                                     Hanf (Cannabis sativa L.) gehört zu den ältesten
                                                     Nutz- und Zierpflanzen der Erde mit vielfältigen
                                                     Verwendungszwecken. Seit geraumer Zeit ist ein
                                                     verstärktes Angebot an Lebensmitteln mit Hanf,
                                                     Hanfteilen oder Extrakten daraus beziehungswei-
                                                     se mit einzelnen hanftypischen Inhaltsstoffen zu
                                                     beobachten. Das Interesse an diesen Produkten
                                                     ist groß, problematisch dagegen die lebensmittel-
                                                     rechtliche Beurteilung.

                                                     Warum ist das so?
                                                     Grundsätzlich unterliegt Cannabis dem Betäu-
                                                     bungsmittelgesetz (BtMG), wobei zwischen der
                                                     Verwendung zu medizinischen (Anlage III) und
                                                     nicht medizinischen Zwecken (Anlage I) unter-
                                                     schieden wird. Anlage I stuft Cannabis (Marihu-
                                                     ana, Pflanzen und Pflanzenteile der zur Gattung
                                                     Cannabis gehörende Pflanzen) und Cannabisharz
                                                     (Haschisch) als nicht verkehrsfähige Betäubungs-
                                                     mittel ein. Es gibt aber auch bestimmte Ausnah-
Foto: rezkrr/iStock

8I         Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
meregelungen, die einen Einsatz im Lebensmittel-   der Anbau) muss ausschließlich gewerblichen oder
bereich ermöglichen.                               wissenschaftlichen Zwecken dienen, die einen
So sind Hanfsamen, die in der Regel keine Can-     Missbrauch zu Rauschzwecken ausschließen. Pro-
nabinoide enthalten, von den betäubungsmittel-     dukte wie Hanftee aus lediglich getrockneten und
rechtlichen Vorschriften ausgenommen, wenn         zerkleinerten Nutzhanfpflanzen dürfen laut Bun-
sie nicht zum unerlaubten Anbau bestimmt sind.     desinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
Die Verwendung von Hanfsamen, -öl, -mehl und       (BfArM) aus betäubungsmittelrechtlicher Sicht so-
fettfreiem Hanfsamenprotein als Lebensmittel ist   mit nicht an den Endverbraucher abgegeben oder
schon lange bekannt. Auch daraus hergestellte      durch Privatpersonen eingeführt werden, da hier
Produkte wie etwa Hanfsamen-Salatöl, Hanfsa-       ein solcher Missbrauch nicht ausgeschlossen wer-
men-Bier oder Hanfsamen-Schokolade können          den kann. Die Einstufung von Hanfbieren, denen
rechtmäßig als Lebensmittel in Verkehr gebracht    zum Beispiel zur Aromatisierung Hanfblüten zu-
werden. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass bei   gegeben wurden, wird derzeit geprüft. Ausschlag-
der Herstellung eine Kontamination mit Cannabi-    gebend ist auch hier der Cannabinoidgehalt.
noidhaltigen Pflanzenteilen soweit wie möglich
vermieden wird, um gesundheitliche Auswirkun-      Extrakte aus Cannabis sativa L. und daraus ge-
gen infolge einer Überschreitung der akuten Re-    wonnenen Produkten, die Cannabinoide enthal-
ferenzdosis (ARfD) (1 µg ∆9- THC pro Kilogramm     ten, sind als neuartige Lebensmittel (Novel Food)
Körpergewicht) auszuschließen. Darüber hinaus      anzusehen. Hierfür konnte kein nennenswerter
liegen für den Gesamt-∆9-THC-Gehalt in ver-        Verzehr vor 1997 nachgewiesen werden. Dies gilt
schiedenen Lebensmitteln Richtwerte vom ehe-       auch für alle Produkte, denen sie als Zutat zuge-
maligen Bundesinstitut für gesundheitlichen Ver-   setzt sind. In der jüngsten Vergangenheit drängten
braucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) vor,    insbesondere mit Cannabidiol (CBD) angereicher-
die ebenfalls für die Beurteilung heranzuziehen    te Erzeugnisse auf den Markt – wie zum Beispiel-
sind.                                              Hanfsamenöl mit CBD, Mundpflege-Kaugummi
                                                   mit CBD, Nahrungsergänzungsmittel mit CBD. All
Aus dem BtMG sind Hanfpflanzen und Pflanzen-       diese Produkte dürfen erst nach einem erfolgreich
teile auch dann ausgenommen, wenn sie aus dem      durchlaufenen Zulassungsverfahren als Lebens-
Anbau in EU-Ländern mit zertifiziertem Saatgut     mittel in Verkehr gebracht werden.
stammen oder ihr Gehalt an ∆9-THC 0,2 % nicht
übersteigt. Der Verkehr mit ihnen (ausgenommen     Von der Landesuntersuchungsanstalt wurden im
                                                   Berichtsjahr zwei Nahrungsergänzungsmittel-Pro-
                                                   ben „CBD-Kapseln“ als nicht zugelassene neuartige
                                                   Lebensmittel und somit als nicht verkehrsfähig be-
                                                   urteilt. Weitere Informationen zu Hanf, THC, CBD
                                                   & Co finden sich auf der Homepage des BVL.

Foto: LUA/Sachsen

                             Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018             I9
Amtliche Lebensmittel- und Futter-mittelüberwachung 2018 - Sachsen.de
Betriebskontrollen

Ein wesentlicher Bestandteil der amtlichen Überwa-                   spricht man auch von Verstößen. Es ist durchaus
chungstätigkeit ist die Kontrolle der Einhaltung le-                 möglich, dass in einem Betrieb auch Verstöße ver-
bensmittelrechtlicher Vorschriften durch Inspektion                  schiedener Art (Mehrfachnennung) festgestellt wer-
der Betriebe vor Ort. Von den insgesamt 66.870 er-                   den. Insgesamt wurden 2018 in 4,5 % der kontrol-
fassten Betrieben wurden im Jahr 2018 35.816 Be-                     lierten Betriebe Verstöße registriert.
triebe (53,6 %) kontrolliert und dabei wurden 73.415
Inspektionsbesuche durchgeführt.                                     Zudem wurden bei 18.866 Kontrollen geringfügi-
Bei 1.961 Kontrollen wurden erhebliche Mängel                        ge Abweichungen festgestellt. Die Verstöße wer-
festgestellt, so dass Maßnahmen mit besonderer                       den für die statistische Auswertung in fünf Arten
Durchsetzungswirkung folgen mussten (sogenann-                       untergliedert. Eine Übersicht zu Verstoßarten und
te formelle Maßnahmen). Bei erheblichen Mängeln                      den jeweils zugrundeliegenden Mängeln enthält
mit daraus resultierenden formellen Maßnahmen                        die nachfolgende Tabelle.

Welche Verstöße gibt es

  Art des Verstoßes                Berücksichtigte Mängel bei der:

  Hygiene 		                       betrieblichen Eigenkontrolle, HACCP und/oder Schulung der Mitarbeiter

Hygiene allgemein baulichen und/oder technischen Ausstattung der Räume und Geräte,
			Hygiene des Personals

  Zusammensetzung                  Qualität der Rohstoffe oder hergestellten Lebensmittel, Rückstände

  Kennzeichnung/
                                   Kennzeichnung von Lebensmitteln beziehungsweise Warenpräsentation
  Aufmachung
              Einhaltung weiterer lebensmittelrechtlicher Vorschriften (zum Beispiel
Andere Mängel
			Rückverfolgbarkeit)

Kontrollen mit Verstoß sowie Art und Anteil der Verstöße

                                                                            Anteil Verstöße einer Art an
        Kontrollen ohne Verstoß                                             allen Verstößen:

        Kontrollen mit Verstoß                                                  Hygiene Eigenkontrolle

                                                                                Mängel der Hygiene
                                                                   1%           allgemein
                                                                     9%
                                                       42%
       71454                         1961                            5%         Mängel der
                                                                                Zusammensetzung
                                                             43%

                                                                                Kennzeichnungsmängel
                                                                                und Aufmachung

                                                                                Andere Mängel

10 I       Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Amtliche Maßnahmen

Stellen die Lebensmittelüberwachungs- und Vete-                              verarbeitungssystem LEVES-SN unter folgenden
rinärämter (LÜVÄ) Verstöße fest, werden amtliche                             Punkten erfasst werden:
Maßnahmen veranlasst, die im sächsischen Daten-

        ■   Bescheid zur Mängelbeseitigung                               ■ Einleitung eines Strafverfahrens
        ■   Betriebsbeschränkung                                         ■ öffentliche Warnung
        ■   Betriebsschließung                                           ■ Öffentlichkeitsinformation nach § 40 LFGB
        ■   Sicherstellung, Inverwahrnahme,                              ■ nicht näher spezifizierte Ordnungsver-
            Beschlagnahme                                                  fügungen
        ■   Verbot des Inverkehrbringens/                                ■ Entzug und Aussetzung der Zulassung
        ■   Verkaufsbeschränkung                                         ■ unschädliche Beseitigung/ Vernichtung
        ■   Verwarnung ohne Verwarnungsgeld                              ■ Ordnungsverfügung Rücknahme/
        ■   Verwarnung mit Verwarnungsgeld                                 Rückruf
        ■   Einleitung eines Bußgeldverfahrens

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick                                rer Durchsetzungswirkung in 2018 und den voran-
über die Häufigkeit der Maßnahmen mit besonde-                               gegangenen zwei Jahren.

Anzahl Kontrollen, aus denen sich alleine oder gemeinsam mit anderen Kontrollen/Proben eine der dargestellten Maßnahmen ergeben haben

   Art der Maßnahme					                                                                    2016                 2017                   2018

   Bescheid zur Mängelbeseitigung				                                                        533                  379                   469
   Betriebsbeschränkung						                                                                 35                  18                     36
   Sicherstellung, Inverwahrnahme, Beschlagnahme		                                            22                  14                     17
   nicht näher spezifizierte Ordnungsverfügungen		                                            93                 149                    279
   Verwarnung ohne Verwarngeld				                                                           676                 555                    674
   Verwarnung mit Verwarngeld					                                                           543                 494                    572
   Betriebsschließung						                                                                   21                  17                     21
   Entzug und Aussetzung der Zulassung			                                                        0                 3                     1
   unschädliche Beseitigung/Vernichtung 			                                                      -                12                     24
   Verbot des Inverkehrbringens/Verkaufsbeschränkung		                                        27                  29                     27
   Ordnungsverfügung - Rücknahme/Rückruf¹			                                                     -                 1                     3
   Einleitung eines Bußgeldverfahrens				                                                   151                  178                    157
   Einleitung eines Strafverfahrens				                                                      16                   14                    18
   Öffentliche Warnung						                                                                  1                    6                     0
   Öffentlichkeitsinformation nach § 40 LFGB		                                               -                     0                     1
¹2017 erstmals statistisch ausgewertet

In Fällen, in denen bei den Kontrollen geringfügige                          Beratungen oder Mängelberichte mit Anordnun-
Abweichungen festgestellt werden, werden ande-                               gen zur Abstellung der Abweichungen, ergriffen.
re Maßnahmen, wie zum Beispiel Belehrungen/

                                            Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018                                            I 11
Probenuntersuchung

Neben der Inspektion der Betriebe vor Ort ist die
Untersuchung von Lebensmitteln, Wein, Tabaker-
zeugnissen, kosmetischen Mitteln und Bedarfsge-                                     1423
genständen ein wesentlicher Bestandteil der amt-                             1756
lichen Lebensmittelüberwachung.
                                                                                                        8343

Die LÜVÄ nehmen beim Lebensmittelunterneh-                                9486
men amtliche Proben. Diese werden dann an die
LUA Sachsen gegeben, wo die amtlichen Proben
untersucht werden. Die Probenuntersuchung um-
fasst zunächst eine Prüfung, ob das Lebensmittel
korrekt gekennzeichnet ist, ob also alle gesetzlich           tierische Lebensmittel
                                                              z.B. Milch, Käse, Fleisch, Fisch, Eier
vorgeschriebenen Angaben auf der Verpackung
stehen. Natürlich folgt dem eine mikrobiologi-                nichttierische Lebensmittel
sche, chemische und physikalische Laboranalyse                z.B. Obst, Gemüse, Backwaren, NEM, Suppen
der Lebensmittel. In dieser wird geprüft, dass das
Lebensmittel nicht gesundheitlich bedenklich ist              Bedarfsgegenstände und Kosmetika
und auch sonst alle rechtlichen Anforderungen                 z.B. Spielzeug, Lidschatten, Lebensmittelfolien
erfüllt. Es wird auch geprüft, ob die Angaben, die
ein Hersteller zu seinem Produkt macht, stimmen,              Getränke, Wein, Spirituosen
                                                              z.B. Wasser, Bier
ob also zum Beispiel - die Kennzeichnung auch die
Zusammensetzung des Produkts widerspiegelt.
Amtliche Proben werden planmäßig oder au-              Zusätzlich zu den in der Grafik aufgeführten Pro-
ßerplanmäßig als Verdachts-, Verfolgs-oder Be-         ben wurden noch 46 Proben Tabak und 92 Proben
schwerdeprobe genommen. Der Anteil der Plan-           untersucht, die nicht in die Lebensmittelobergrup-
proben liegt in allen Berichtsjahren deutlich über     pen eingruppiert werden können.
90 %.                                                  Insgesamt wurden 3.561 Proben beanstandet
                                                       (16,8 %; Vorjahr 15,3 %). Die Art der Beanstan-
Die planmäßige Entnahme von Proben erfolgt ri-         dungsgründe sind in der nachfolgenden Grafik
sikoorientiert. Risikoorientierte Probenahme be-       dargestellt.
deutet, dass anhand von Faktoren, wie zum Bei-
                                                       Anteil der beanstandeten Proben und Verteilung der Beanstandungsgründe
spiel der Häufigkeit, mit der ein Lebensmittel auf
den Tisch kommt, oder der Anfälligkeit für Verderb               Proben nicht zu beanstanden

eines Lebensmittels, eine Risikoabschätzung für                  Proben zu beanstanden
eine Warengruppe erfolgt. Zudem ist die Proben-
anzahl von der Einwohnerzahl in Sachsen abhän-
gig.                                                                       3561 |
                                                                                                 72,8
                                                                            17%                                       4,3

                                                              17585 |
Auf Grundlage der beiden Faktoren Proben je Ein-               83%                                               10,7
wohner und Risiko einer Lebensmittelwarengrup-                                                            5,9
                                                                                                                6,3

pe wird ein Plan erstellt, in dem die Anzahl und die
                                                             Anteil Beanstandungsgründe an allen
Verteilung der Proben auf die einzelnen Lebens-              Beanstandungen:
mittelwarengruppen festgelegt ist.                                 Mikrobiologische Verunreinigungen
2018 wurden insgesamt 21.146 Proben entnom-                        Andere Verunreinigungen
men und zur Untersuchung eingesendet. Die Ver-                     Zusammensetzung
teilung der Proben auf vier Lebensmittelobergrup-                  Kennzeichnungsmängel und Aufmachung

pen ist aus der nächsten Grafik ersichtlich.                       Andere Verstöße

12 I   Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Die Beanstandungsquote variiert sehr stark zwi-                         bei Speiseeis, überwiegend Verstöße gegen Kenn-
schen den einzelnen Lebensmittelwarengruppen.                           zeichnungsvorschriften, bis hin zu den tierischen
Sie bewegt sich zwischen 73,7 % für Diätetische                         Lebensmitteln wie Käse und Fleischerzeugnisse.
Lebensmittel (gehören zu den Lebensmitteln für                          Bei diesen Lebensmittelwarengruppen werden ne-
besondere Ernährungszwecke) aufgrund unzuläs-                           ben Verstößen gegen Kennzeichnungsvorschriften
siger gesundheitsbezogener Angaben und Verstö-                          häufig auch die mikrobiologische Beschaffenheit
ße gegen Kennzeichnungsvorschriften über 31,9 %                         der Produkte beanstandet.

Anzahl der entnommenen Proben je Lebensmittelwarengruppe sowiederen Beanstandungsquote

                                     Probenzahl        Zahl der beanstandeten Proben     Beanstandungsquote
                                                                                                                         %
         6.000                                                                                                    60,0

         5.000                                                                                                    50,0

         4.000                                                                                                    40,0

         3.000                                                                                                    30,0

         2.000                                                                                                    20,0

         1.000                                                                                                    10,0

            0                                                                                                     0,0

                                         Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018                         I 13
Anteil und Art der Beanstandung je Lebensmittelwarengruppe

       Mikrobiologische Verunreinigungen   Andere Verunreinigungen        Zusammensetzung    Kennzeichnung/Aufmachung   Andere

             Sonstige Bedarfsgegenstände und Materialien ohne Lebensmittelkontakt
                                                                  Kosmetische Mittel
                                                                        Tabakwaren
                              Gegenstände und Materialien mit Lebensmittelkontakt
                                                                        Zusatzstoffe
                                     Lebensmittel für besondere Ernährungsformen
                                                                      Fertiggerichte
                                           Nüsse, Nusserzeugnisse, Knabberwaren
                                                                       Zuckerwaren
                         Schokolade, Kakao, kakaohaltige Erzeugnisse, Kaffee, Tee
                                                                   Eis und Desserts
                                              Alkoholische Getränke (außer Wein)
                                                                               Wein
                                                               Alkoholfreie Getränke
                                                               Kräuter und Gewürze
                                                                  Obst und Gemüse
                                                          Getreide und Backwaren
                                                         Suppen, Brühen, Saucen
                                                                       Fette und Öle
                     Fische, Krusten-, Schalen-, Weichtiere und Erzeugnisse daraus
                                    Fleisch, Wild, Geflügel und Erzeugnisse daraus
                                                                 Eier und Eiprodukte
                                                             Milch und Milchprodukte

                                                                                       0%   20%      40%       60%      80%      100%

Wie sich aus der vorangegangenen Grafik erken-                              rengruppen mit besonders hoher Beanstandungs-
nen lässt, gibt es Warengruppen, bei denen jedes                            quote werden im Abschnitt "Auffälligkeiten in
Jahr ein hoher Anteil der untersuchten Produkte                             verschiedenen Produktgruppen" näher vorgestellt.
beanstandet wird. Die Ergebnisse zu einigen Wa-

Gesundheitsschädliche Lebensmittel

Die LUA hat 2018 insgesamt 38 Proben aufgrund                               ter/Hackfleisch (22) und Rohwurst (5),Wildknacker
des Nachweises pathogener Mikroorganismen als                               (2), Rindsmettwurst (1) und Wiegebraten (1) und
gesundheitsschädlich beurteilt. Bei diesen Proben                           gebratenes Entenfleisch (2). Neben den oben ge-
handelte es sich um verzehrsfertige Lebensmittel.                           nannten Lebensmitteln wurden pathogene Mikro-
                                                                            organismen auch in Lebensmitteln nachgewiesen,
Folgende Lebensmittelinfektionserreger                                      die mit einem Erhitzungshinweis gekennzeichnet
■ Campylobacter spp.                                                        sind (zum Beispiel „Rohmilch vor Verzehr abko-
■ Salmonella spp.                                                           chen“ oder „Hackfleisch zum Braten“). Aufgrund
                                                                            dessen sind diese Proben nicht als gesundheits-
■ Listeria monocytogenes oder
                                                                            schädlich zu werten, da im Erhitzungsprozess die
■ Verotoxinbildende Escherichia coli                                        Mikroorganismen abtötet werden.

wurden in den Proben in gesundheitsschädigen-                               Für den Fall, dass Yersinia enterocolitica in rohen,
der Menge beziehungsweise Konzentration nach-                               verzehrsfertigen Lebensmitteln wie Hackepeter
gewiesen.                                                                   nachgewiesen wurde, sind die Proben, da die In-
Bei den beanstandeten Proben handelte es sich                               fektionsdosis bislang nicht bekannt ist, als nicht
um Rohmilch (1, ohne Erhitzungsnachweis), Käse                              zum Verzehr geeignet beurteilt worden.
(2) beziehungsweise Rohmilchkäse (2), Hackepe-

14 I      Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Verteilung der vier wichtigsten gesundheitsschädlichen Erreger in verzehrs-
fertigen Lebensmitteln im Jahr 2018

       Verotoxinbildende              Salmonellen
        Escherichia coli                 29%
             39%

                                                                                                    Listeria monocatogenes
                                                                              Foto: LUA/Sachsen

                                        Listeria
       Campylobacter                 monocytogenes
           spp.                          29%
Fremdkörper/Gifte

Fremdkörper/ Gifte

Neben pathogenen Keimen werden auch öfter                                     Die entsprechenden Lebensmittel werden ebenfalls
scharfkantige Fremdkörper oder Gifte beziehungs-                              als gesundheitsschädlich eingestuft. 2018 wurden
weise erhöhte Konzentrationen gesundheitsschäd-                               in diesem Zusammenhang insgesamt 10 Proben
licher Inhaltsstoffe in Lebensmitteln nachgewiesen.                           beanstandet.

  Produkt				                                                    Beanstandungsgrund
Bratnudeln mit Hühnerfleisch		                                  4 Glassplitter
Kräuter Schmelzkäsezubereitung                                  2 Metallklammern
5 x Apfelsaft				                                               Patulin (637 µg/kg, 1 425 µg/kg, 1 393 µg/kg, 512 µg/kg,
					                                                           861 µg/kg)
Nudeln mit Gulasch „glutenfrei“                                 Gluten: 3 456 mg/kg
Kopfsalat				                                                   Dithiocarbamat: 27,7 mg/kg
Matcha Tea, Grüner Tee		                                        Aluminium-Gehalt: 2 350 mg/kg

                                              Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018                      I 15
Bratnudeln mit Hühnerfleisch                       Kräuter Schmelzkäsezubereitung
inklusive Glassplitter                             mit Metalldeko

Bei einer Probe „Bratnudeln mit Hühnerfleisch“,    In einer weiteren vorgelegten Beschwerdeprobe
die als Verbraucherbeschwerde eingereicht wurde,   „Kräuter Schmelzkäsezubereitung“ eines Verbrau-
sind mehrere kleine Glassplitter detektiert wor-   chers wurden zwei kleine Metallklammern gefun-
den. Mögliche Ursachen für die Fremdkörper im      den. Die Probe wurde daraufhin als gesundheits-
Fertiggericht wurden durch das zuständige LÜVÄ     schädlich beurteilt.
ermittelt.

Foto: LUA/Sachsen                                  Foto: LUA/Sachsen

16 I      Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Auffälligkeiten in verschiedenen Produktgruppen
Unerwünschte Pyrrolizidinalkaloide in Kräutern/Gewürzen

Foto: AlexRaths/iStock

An Kräutern und Gewürzen wurden 2018 in der LUA      2018 wurden in der LUA 12 Proben, überwiegend Pe-
insgesamt 171 Proben untersucht und davon 35         tersilie und Rosmarin, auf PA untersucht. Zur Erfas-
Proben (20,5 %) beanstandet.                         sung der PA-Belastung einer Probe wurden 28 Ein-
Neben anderen Parametern wie Bestrahlung, Pflan-     zelverbindungen bestimmt. Von den untersuchten
zenschutzmittel und Polyzyklischen Aromatischen      12 Proben waren in 7 Proben (58 %) PA nachweisbar.
Kohlenwasserstoffen (PAK) wurden Kräuter auch auf    Dabei wurden in 6 Proben geringe Gehalte von drei
Pyrrolizidinalkaloide (PA) untersucht.               bis vier verschiedenen PA analysiert. Auffallend war
                                                     jedoch eine Probe getrockneter Liebstöckel. In dieser
PA sind sekundäre Inhaltsstoffe, die von Pflanzen    Probe wurde ein Gehalt an PA von 9.610 μg/kg (Sum-
gebildet werden, um Fraßfeinde abzuwehren. In Le-    mengehalt) bestimmt. Zurückgerechnet auf den fri-
bensmitteln sind PA nicht erwünscht, da diese die    schen Liebstöckel ergibt sich ein PA-Gehalt von 961
Leber schädigen können und im Tierversuch erb-       μg/kg.
gutverändernde (genotoxische) und krebsauslösen-
de (kanzerogene) Wirkungen zeigen. In der Natur      Für PA gibt es derzeit weder national noch euro-
bilden Pflanzen mehrere Hundert verschiedene PA,     paweit eine rechtlich festgesetzte Höchstmenge. In
möglicherweise haben einige davon ein hohes ge-      der Europäischen Union (EU) gilt jedoch generell die
sundheitsschädigendes Potenzial, während andere      Empfehlung, die Exposition gegenüber genotoxisch
schwächer wirken.                                    und kanzerogen wirkenden Stoffen so weit zu mini-
                                                     mieren, wie dies vernünftig erreichbar ist, da selbst
Bisher sind mehr als 660 verschiedene Verbindungen   geringe Aufnahmemengen, insbesondere bei regel-
bekannt, die in mehr als 350 Pflanzenarten nach-     mäßigem Verzehr, mit einer Erhöhung gesundheitli-
gewiesen wurden. Für die Risikobewertung ist die     cher Risiken verbunden sein könnten.
Kenntnis des toxischen Potenzials der einzelnen PA   Höchstmengen für die Summe von 21 PA werden
von Bedeutung.                                       derzeit von der EU-Kommission diskutiert.

                              Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018                 I 17
Alkoholfreie Erfrischungsgetränke                   Nährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, sek. Pflan-
                                                    zenstoffe, …), obwohl diese nur in geringen Men-
                                                    gen enthalten waren. Werden Nährstoffe ausge-
                                                    lobt, so müssen diese auch in signifikanter Menge
                                                    im Produkt beziehungsweise in einer Portion ent-
                                                    halten sein. Zudem wurden zahlreiche Beanstan-
                                                    dungen bezüglich der fehlenden wissenschaftli-
                                                    chen Datenlage zu den gemachten Auslobungen
                                                    ausgesprochen.

                                                    Als irreführend wurden mehrere Proben beurteilt,
                                                    wenn Hersteller mit Zutaten werben, obwohl diese
                                                    nur in geringen Mengen enthalten sind. Bei sechs
                                                    Proben enthielt die Aufmachung prominente
                                                    Fruchtabbildungen, obwohl der jeweilige Frucht-
                                                    saft zu weniger als 3,0 % enthalten war und die
                                                    Geschmacksgebung lediglich durch Aromen er-
                                                    zeugt wurde. Laut den Leitsätzen für Erfrischungs-
                                                    getränke des Deutschen Lebensmittelbuches ist bei
                                                    Getränken mit weniger als 3,0 % Saftanteil in sol-
Foto: celsopupo/iStock                              chen Fällen die Angabe „-Geschmack“ oder „-Aro-
                                                    ma“ verpflichtend. Bei weiteren vier Proben wurde
                                                    der Fruchtsaftanteil von hochwertigen Früchten
2018 wurden 227 Getränkeproben im Bereich der       in der Beschreibung des Getränks hervorgehoben
alkoholfreien Erfrischungsgetränke zur Untersu-     (zum Beispiel„verfeinert mit …Saft“), obwohl der
chung vorgestellt. Das Produktspektrum ist sehr     ausgelobte Fruchtanteil unter 0,5 % lag. Der tat-
weit gefächert von Fruchtsaftgetränken, über Li-    sächliche niedrige Saftanteil ergab sich erst nach
monaden, Teegetränke oder Getränkepulver, bis       näherer Betrachtung aus dem Zutatenverzeich-
hin zu Sportler- und Wellnessgetränken. Von den     nis für den Verbraucher. Zudem stellten sich bei
eingereichten Proben wurden 59 beanstandet.         sechs Proben Abweichungen zwischen der Nähr-
Dies entspricht einer Beanstandungsquote von        wertkennzeichnung und dem analysierten Gehalt
26,0 %. Hauptsächlich führten wie in den letzten
Jahren Kennzeichnungsmängel zu Beanstandun-
gen. Neben den Etiketten wurde auch der Interne-
tauftritt zu den Produkten abgeprüft.

Schwerpunkte bildeten Mängel bei den Pflicht-
kennzeichnungselementen (Beanstandung bei 34
Proben), irreführende Angaben (Beanstandung bei
28 Proben) und unzulässige nährwert- und ge-
sundheitsbezogene Angaben (Beanstandung bei
21 Proben). Mehrfachbeanstandungen einer Probe
sind möglich.

Der Trend, dass Lebensmittel mit zusätzlichen
positiven Wirkungen für die Gesundheit und das
Wohlbefinden beworben werden, setzt sich auch
in diesem Jahr fort. Diese „Health Claims“ müssen
den rechtlichen Vorgaben entsprechen.
Zu beanstanden war häufig die Auslobung von                                        Foto: Group4 Studio/iStock

18 I      Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
heraus. Die Abweichungen lagen bei den Vitamin-                          einem Produkt wurden Schimmelpilze festgestellt,
und Mineralstoffgehalten und dem angegebenen                             wobei das Getränk bereits optisch durch große
Zuckergehalt.                                                            braune Flocken auffiel.

Bezüglich der Gehalte an Zusatzstoffen gab es er-                        Alkoholfreie Erfrischungsgetränke sind aus che-
freulicher Weise in diesem Jahr keine Beanstan-                          mischer und mikrobiologischer Sicht als sichere
dungen. Zudem ist auch zunehmend der Trend zu                            Produktgruppe einzuschätzen. Bei übertriebener
beobachten, dass Farbstoffe durch färbende Le-                           Produktaufmachung und Bewerbung lohnt sich
bensmittel ersetzt werden.                                               für den Verbraucher ein Blick in das Kleingedruck-
                                                                         te. Vollmundige Auslobungen werden oft durch
Mikrobiologisch sind Erfrischungsgetränken in                            das Zutatenverzeichnis relativiert.
Fertigpackungen ebenfalls unauffällig. Lediglich in

Beanstandungsgründe bei alkoholfreien Erfrischungsgetränken in Prozent

                       25%
                                                                                Mängel bei den
                                                               41%              Pflichtkennzeichnungselementen
                                                                                irreführende Angaben

                                                                                unzulässige nährwert- und
                                                                                gesundheitsbezogene Angaben

                            34%

                                           Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018                     I 19
Damit der Weingenuss auch 2018 ungetrübt ist

                                                          unser Augenmerk beginnt. So wurden 25 Pro-
                                                          ben Keltertrauben im Berichtsjahr an der LUA
                                                          auf Pestizidrückstände untersucht. Keine dieser
                                                          Proben war zu beanstanden. Dann schließt sich
                                                          der teilweise vergorene Traubenmost, der Feder-
                                                          weißer an. Erstmalig wurden im Berichtsjahr im
                                                          Rahmen eines Bundesweiten Monitoring-Projek-
                                                          tes 23 Proben Federweißer auf Pestizidrückstände
                                                          an der LUA untersucht. Zwei der Proben waren mit
                                                          Spuren von Rückständen je eines unzulässigen
                                                          Pflanzenschutzmittelwirkstoffes auffällig.
                                                          Die sächsischen Landweine, das waren im Be-
                                                          richtsjahr 59, wurden im Rahmen eines Landes-
                                                          überwachungsprogramms auf Pestizide unter-
                                                          sucht, wobei einer diesbezüglich auf Grund des
                                                          Nachweises eines unzulässigen Pflanzenschutz-
                                                          mittelwirkstoffes auffällig war.
                                                          Auch wurden 11 Stichproben Qualitätsschaum-
                                                          weine beziehungsweise Sekte, davon 10 mit Her-
                                 Foto: celsopupo/iStock
                                                          kunft aus Sachsen amtlich entnommen und auf
Auch im Jahr 2018 war die Arbeit der amtlichen            Pestizide untersucht; es wurden keine unzulässi-
Weinüberwachung durch die Lebensmittel-                   gen Pestizidrückstände bestimmt.
überwachungs- und Veterinärämter (LÜVA) der
Landkreise und Kreisfreien Städte Sachsens und
den sächsischen Weinkontrolleur geprägt durch
Kontrollen bei den hiesigen Trauben-, Wein- und
Sekterzeugern, aber auch bei den Abfüllern und
Handelseinrichtungen. Dabei wurden zahlreiche
Proben sächsischer, deutscher und auch auslän-
discher Weinerzeugnisse entnommen und an der
LUA untersucht. Insgesamt waren dies über das
Jahr verteilt 338 amtliche Proben an Wein, Trau-
benmosten, Erzeugnissen aus Wein, auch Vor-
und Nebenprodukte der Weinbereitung. Sie wur-
den chemisch-analytisch auf ihre Beschaffenheit
und sensorisch auf ihren Geschmack untersucht
sowie ihre Kennzeichnung bewertet. 24 dieser
Proben waren zu beanstanden, wobei es sich
überwiegend um sensorische und Kennzeich-
nungsmängel handelte.

Ein Schwerpunkt im Jahr 2018 stellte wiederum
die Untersuchung sächsischer Weinerzeugnisse
auf Rückstände von Pflanzenschutz- und Schäd-
lingsbekämpfungsmitteln, sogenannte Pestizi-
de dar. Ein Weinwirtschaftsjahr startet mit den
Trauben, so dass bei deren Untersuchung auch                                                Foto: cyano66/iStock

20 I   Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Neben diesen amtlichen Proben wurden an der LUA                nicht zugelassene Pflanzenschutzmittelwirkstoffe
im Jahr 2018 insgesamt 562 nicht amtliche Proben               festgestellt.
von Weinen, die der LUA im Rahmen der Antrag-                  Insgesamt kann gesagt werden, dass die Kontrol-
stellung für die amtliche Qualitätsprüfung in Sach-            len und die Ergebnisse der umfangreichen Unter-
sen (Anerkennung der Qualitäts- und Prädikatswei-              suchungen belegen, dass die weitüberwiegende
ne Sachsens / Vergabe der AP-Nummern) vorgelegt                Mehrheit der untersuchten Weine, insbesondere
wurden, zusätzlich auf Pestizide untersucht. Le-               auch die sächsischen Erzeugnisse rechtskonform
diglich bei zwei dieser Proben wurden in geringen              waren und die an sie gestellten Erwartungen in ho-
Konzentrationen für den Weinbau in Deutschland                 hem Maße erfüllten.

Probenverteilung auf verschiedene Produktgruppen

                             9%
                                                   21%

                                                                        Keltertrauben

                                                                        Federweißer

                                                                        sächsischen Landweine
                                                         20%
                                                                        Qualitätsschaumweine bzw. Sekte
             50%

                                          Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018            I 21
Speiseeis und Speiseeishalberzeugnisse

Eis wird gerade in den heißen Sommermonaten
gern vom sächsischen Verbraucher verzehrt. Sind
denn unsere Proben auch gesundheitlich unbe-
denklich? Um das herauszufinden, wurden 2018
767 Proben Eis/Eispasten/Eispulver untersucht.
Von der Gesamtprobenzahl wurden 289 Proben
als „lose“ (nicht vorverpackte) Ware und 478 Pro-
ben als Fertigpackung eingereicht.

Die Beanstandungsrate der Gesamtprobenmenge
lag mit 245 Proben bei 31,9 %, wobei davon 151
lose Proben und 94 Fertigpackungen zu verzeich-
nen waren. Beanstandungen wurden vorwiegend
aufgrund der mikrobiologischen Beschaffenheit
und wegen Kennzeichnungsmängeln ausgespro-
chen.

Im Berichtszeitraum wurden 659 Eisproben mik-
robiologisch untersucht. Pathogene Keime wur-
                                                                                      Foto: krblokhin/iStock
den nicht nachgewiesen. Bei 79 Proben wurde
eine Befundmitteilung zu Richtwertüberschrei-       wurden bei 10 Eisproben, die als lose Ware ein-
tungen, die lediglich eine Belehrung/Ermahnung      gereicht wurden, beanstandet (3,5 %).
des Unternehmers zur Folge haben, verfasst.         Hinsichtlich der fehlenden Kenntlichmachung
Die Überschreitungen der mikrobiologischen          von Allergenen wurden 22 Proben beanstandet.
Warnwerte weisen hingegen auf eine nachteilige
Beeinflussung des Speiseeises hin und wurden        Eine Speiseeisprobe war hinsichtlich der Verwen-
beanstandet. Dies betraf 74 Proben.                 dung eines nicht zugelassenen Farbstoffes auf-
Bei 100 Proben (13,0 %) wurden Kennzeichnungs-      fällig. Im Rahmen der lebensmittelchemischen
mängel unterschiedlicher Art festgestellt. Ein      Untersuchung wurden die Farbstoffe E 122
leichter Rückgang bezüglich des Vorjahres ist zu    (Azorubin) und E 124 (Cochenillerot A/Ponceau
vermerken.                                          4R) mittels DC und mittels HPLC nachgewiesen.
                                                    Die Verwendung des Farbstoffes E 124 (Coche-
Als irreführend wurden 57 Eisproben in Verbin-      nillerot A/Ponceau 4R) ist für Speiseeis nicht zu-
dung mit den Leitsätzen für Speiseeis bewertet.     gelassen.
Hauptbeanstandungsgründe waren dabei nicht
eingehaltene Mindest-Milchfettgehalte bezie-        6 Proben wurden hinsichtlich der Abweichung
hungsweise unzulässige Anteile an pflanzlichen      des ermittelten Nährwertes vom deklarierten
Fetten in Zusammenhang mit der Bezeichnung          Nährwert in der Nährwert-Deklaration bean-
des Speiseeises und die Auslobung von „Na-          standet.
türlichkeit“ von Früchten bei dem Einsatz von       Die Angabe der Menge einer bei der Herstellung
Aromen, auch Vanillearomen. 84,0 % der als ir-      oder Zubereitung eines Lebensmittels verwen-
reführend beanstandeten Proben stammen von          deten Zutat oder Zutatenklasse (QUID) ist in be-
regionalen Herstellern.                             stimmten Fällen erforderlich. Diese Angabe muss
                                                    sich jeweils auf das Enderzeugnis beziehen. In 6
Die fehlende Kenntlichmachung der Verwendung        Fällen war dies nicht der Fall und wurde bean-
eines Farbstoffes sowie bei Einsatz von Azofarb-    standet.
stoffen der fehlende Warnhinweis für Kinder

22 I   Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Die Angabe der Menge einer bei der Herstellung
oder Zubereitung eines Lebensmittels verwen-
deten Zutat oder Zutatenklasse (QUID) ist in be-
stimmten Fällen erforderlich. Diese Angabe muss
sich jeweils auf das Enderzeugnis beziehen. In 6
Fällen war dies nicht der Fall und wurde bean-
standet.

23 tiefgekühlte Speiseeise wurden als Fertigpa-
ckung mit der Bezeichnung „Softeis“ entnom-
men und geprüft.
Laut den Leitsätzen für Speiseeis ist Softeis ein
Speiseeis, bei dem der Eismix in der Softeisma-
schine mit Luft aufgeschlagen und bis zum Er-
reichen eines pastenförmigen Zustandes gekühlt
wird. Die Abgabe an den Endverbraucher erfolgt
direkt aus der Softeismaschine.
Diese Beschreibung macht die besondere Her-
stellungsweise deutlich und garantiert auch die
besondere – pastenförmige – Konsistenz eines
                                                                                      Foto: celsopupo/iStock
klassischen Softeises. Auch die Präsentation di-
rekt aus der Softeismaschine ist üblich und cha-    Konsistenz nicht mehr gegeben. Es handelt sich
rakteristisch.                                      um ein Produkt eigener Art. Es ist sensorisch eine
Abgefülltes Softeis, welches anschließend tief-     andere Kategorie Eis, kein klassisches Softeis.
gefroren wird, hat nicht die typische Konsistenz    Wird Softeis aus der Softeismaschine abgefüllt
und das charakteristische Mundgefühl eines          und anschließend gefroren gelagert, muss die
„klassischen“ Softeises. Auch wenn das Produkt      Abgabe mit einer beschreibenden Bezeichnung
angetaut wird, ist die originäre pastenförmige      erfolgen.

                                                                                         Fotos: LUA/Sachsen

                              Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018                  I 23
Bedarfsgegenstände

Bedarfsgegenstände sind Gegenstände mit Le-
bensmittelkontakt beziehungsweise mit nicht
nur vorübergehendem Körperkontakt, Spielwa-
ren, Reinigungs-, Pflege- und Imprägniermit-
tel für den häuslichen Bedarf sowie Mittel und
Gegenstände zur Geruchsverbesserung. 2018
untersuchte die LUA Sachsen insgesamt 1.001
Proben „Bedarfsgegenstände“.

                                                                                      Foto: RobHainer/iStock

Muffinförmchen und „Bambus-Geschirr“
besonders auffällig

Von den 606 untersuchten Bedarfsgegenstän-          wurde in zwei von neun Fällen wegen des jeweils
den mit Lebensmittelkontakt wurden 108 Proben       über dem Grenzwert liegenden Stoffübergangs an
(17,8 %) beanstandet. Im Hinblick auf zu erwar-     Formaldehyd und Melamin sowie in weiteren zwei
tende Stoffübergänge aus dem Gegenstand in Le-      Fällen aufgrund irreführender Kennzeichnung be-
bensmittel waren insbesondere Muffinförmchen        anstandet. Für Verbraucher sollte in jedem Fall im
aufgrund der Abgabe an 3-Monochlor-1,2-pro-         Rahmen der Kennzeichnung die Information zu
pandiol auffällig (Beanstandungsquote 38,5 %).      finden sein, dass zur Herstellung dieses Geschirrs
Derzeit am Markt dominantes „Bambus-Geschirr“       auch Kunststoff verwendet wird.

Spielwaren

Der auffällig hohen Beanstandungsquote für
Spielwaren von 29,2 % lagen im Jahr 2018 merk-
lich viele stoffliche Ursachen zugrunde. Als Bei-
spiele dafür sind neben einer Häufung erhöhter
Borlässigkeit bei Schleimmassen sowie Element-
lässigkeit bei Kinderschminke auch beanstan-
dungsrelevanten Gehalte an Weichmachern, Azo-
farbstoffen, bestimmten Konservierungsmitteln,
PAK sowie die Abgabe von Nickel oberhalb des
festgelegten Grenzwertes zu nennen.
                                                                                          Foto: LUA/Sachsen

24 I   Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Kosmetische Mittel

Foto: YakobchukOlena/iStock

Im Untersuchungsbereich kosmetische Mittel           58 Proben standen irreführende Werbeaussagen
wurden 2018 insgesamt 759 Proben zur Unter-          im Fokus der Beurteilung. Die Überschreitung
suchung eingereicht, davon waren 202 (26,6 %)        gesetzlich vorgeschriebener Höchstkonzentrati-
zu beanstanden.                                      onen beziehungsweise die Anwesenheit verbote-
Zwei Drittel der Beanstandungen (167 Proben)         ner Stoffe wurde bei 22 Proben festgestellt.
beruhten auf fehlerhaften Kennzeichnungen, bei

Tatoofarben nicht immer unbedenklich
Im Rahmen einer G@zielt-Produktrecherche im
Internet wurden zwei Tätowiermittel untersucht,
die im vergangenen Jahr aufgrund hoher Gehalte
an Nickel und Blei eine ernste Gefahr darstellten.
Auch die 2018 geprüften Produkte jeweils ande-
rer Chargen enthielten vergleichbare Mengen an
Nickel und Blei, was zeigt, dass die Verunreini-
gungen unabhängig von der Produktionscharge
kaum schwanken und die eingesetzten Farbmittel
für die Verwendung in einem Tätowiermittel keine
ausreichende Reinheit besitzen.
                                                     Foto: Marina Vol/iStock

                              Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018          I 25
Nahrungsergänzungsmittel

Foto: S847/iStock

Im Jahr 2018 wurden 214 Nahrungsergänzungs-           Proben wurde auf geringfügige Abweichungen
mittel (NEM) zur Untersuchung und Beurteilung         in Kennzeichnung beziehungsweise Bewerbung
eingereicht. 119 Proben (56,0 %) entsprachen          schriftlich hingewiesen.
nicht den rechtlichen Vorgaben. Bei weiteren 11

Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneimittel –
was wird dem Verbraucher tatsächlich angeboten

Ein Schwerpunkt im Berichtsjahr war die Prüfung von   LÜVÄ konnten entscheiden, wo die Proben gezogen
Online-Marktplätzen bezüglich angebotener NEM mit     werden. Um die Überwachung effektiver zu gestalten,
den pharmakologisch wirksamen Zutaten 5-Hydro-        wurde 2018 damit begonnen, die durch sächsische
xythryptophan (5-HTP) und α-Liponsäure. Von 14 an     Hersteller und Inverkehrbringer angezeigten NEM
das Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLBB) zwecks      stärker in die Probenplanung einzubeziehen. Dabei lag
Abgrenzung Lebensmittel-Arzneimittel abgegebenen      vorerst der Fokus auf NEM mit unzulässigen Zutaten,
Proben wurden 13 als nicht zugelassene Arzneimittel   arzneimitteltypischen Inhaltsstoffen beziehungsweise
eingestuft.                                           schwerwiegenden Kennzeichnungsmängeln.

Bisher wurde bei der Probenplanung verstärkt auf
spezielle Programmschwerpunkte gesetzt und die

26 I       Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018
Auswahl sächsischer Produkte

                                                       Die bisher eingereichten NEM-Proben sächsischer
                                                       Inverkehrbringer haben - bedingt durch die be-
                                                       vorzugte Abforderung kritischer Proben - eine
                                                       sehr hohe Beanstandungsquote. So erfolgte in 8
                                                       Fällen von als NEM vermarkteten Produkten eine
                                                       Einstufung zum nicht zugelassenen Arzneimittel
                                                       Dies betraf insbesondere Erzeugnisse mit Ginkgo
                                                       biloba und Melatonin.

Foto: LUA/Sachsen

Zu viel Koffein ist nicht gut
Im Jahr 2015 hat die Europäische Behörde für Le-       ge NEM unter anderem mit dem Ziel angefordert
bensmittelsicherheit (EFSA) ein wissenschaftliches     zu prüfen, inwieweit die Zufuhrmengen mittler-
Gutachten zur Sicherheit von Koffein veröffent-        weile an die Sicherheitsbewertung der EFSA an-
licht. Darin kommt sie zu dem Schluss, dass für        gepasst worden sind. Von 11 untersuchten Proben
gesunde Erwachsene eine Aufnahme von 200 mg            enthielten 3 Produkte mehr als 200 mg Koffein in
Koffein als Einzeldosis beziehungsweise 400 mg         der Einzeldosis, nur für 1 Probe wurde eine Tages-
Koffein als Tagesdosis gesundheitlich unbedenk-        verzehrmenge von über 400 mg Koffein empfoh-
lich sind. Die angeführten Koffeinmengen gelten        len. Ein Großteil der Produkte richtete sich vor-
dabei u. a. auch für sportlich Aktive. Vor Veröf-      dergründig an sportlich Aktive. Da Sportler häufig
fentlichung der EFSA-Stellungnahme waren NEM           eine höhere Koffeintoleranz aufweisen, sind hier
im Handel, die in der Einzeldosis teilweise deutlich   Dosierungen zu finden, die über die als gesund-
über 400 mg Koffein aufwiesen.                         heitlich unbedenklich eingestuften Koffeinmen-
Im Berichtszeitraum wurden deshalb koffeinhalti-       gen hinausgehen.

                                Amtliche Lebensmittel- und Futtermittelüberwachung 2018              I 27
Landesüberwachungsprogramme (LÜP) im Bereich
Lebensmittelsicherheit
Zusätzlich zu Bundesweiten Überwachungspro-         mehrere Jahre fortgeführt werden. Bei der Kon-
grammen (BÜp) führt Sachsen Schwerpunkt-            zeption der Programme wird auf Erfahrungen zu-
kontrollen in Form von sogenannten Landes-          rückgegriffen oder es wird auf aktuelle Ereignisse
überwachungsprogrammen in risikobehafteten          reagiert.
Lebensmittelbereichen durch. Auf diese Weise
können zum einen länderspezifische Aspekte stär-    Aber auch Trends im Hinblick auf die Ernährungs-
ker berücksichtigt werden und zum anderen las-      gewohnheiten dienen als Ideengeber für ein LÜP.
sen sich Entwicklungstendenzen für das Vorkom-      So steigt die Nachfrage der deutschen Verbrau-
men und die Verbreitung spezifischer Rückstände     cher nach Öko-Lebensmitteln kontinuierlich an.
jeglicher Art und Zoonoseerreger erkennen und       Hierzu wurde 2016 ein LÜP durchgeführt.
bewerten.
Im Ergebnis können geeignete Schlussfolgerungen     Die Tabelle auf Seite 28 gibt einen Überblick über
und Empfehlungen für die zuständigen Behörden       die Landesüberwachungsprogramme in den letz-
unter dem Gesichtspunkt des Risikomanagements       ten drei Jahren, wobei nachfolgend drei Program-
und des vorbeugenden Verbraucherschutzes ent-       me aus 2018 exemplarisch auf den folgenden Sei-
lang der Lebensmittelkette abgeleitet werden.       ten näher ausgeführt werden.
Die Programme können einjährig sein oder über

Mikrobiologischer Status von Wasserspendern, Mundeis, Kanisterwasser
Für Verbraucher sehr interessant ist auch immer     Anteils von Mikroorganismen, die fakultativ pa-
der Mikrobiologische Status von Wasserspendern,     thogene Eigenschaften besitzen wie Pseudomonas
Mundeis, Kanisterwasser, da wir mit den entspre-    Spezies, Acinetobacter Spezies und ähnliche. Seine
chenden Produkten und Geräten im Alltag, zum        Indikatoreigenschaften beziehen sich ferner auf
Beispielbeim Einkauf, in Arztpraxen oder auf Fes-   das Wiederverkeimungspotenzial der Eisbereiter
tivals konfrontiert werden. Im Jahr 2018 wurden     und auf Hinweise zum Vorkommen von Biofilmen
hierzu insgesamt 161 Proben untersucht, davon       in den Geräten.
22 Proben aus Wasserspendern, 106 Eisproben
und 33 Kanisterwasserproben.
Kanisterwässer fallen durchgängig durch eine
hohe Quote an mikrobiologisch abweichenden
Proben auf. Für 2018 liegt die Quote bei 54,5 %.
Der Wert entspricht in etwa dem Durchschnitts-
wert der dargestellten Untersuchungsjahre.

Die Anzahl der auffälligen Eisproben nahm im
Vergleich zu den Vorjahren wiederum geringfügig
zu und erreicht 2018 einen Spitzenwert von 60,4
%. Ursächlich für den erneuten Anstieg sind vor
allem vermehrte Überschreitungen beim Parame-
ter Koloniezahl bei 20 °C. Der Parameter Kolonie-
zahl dient der allgemeinen Charakterisierung der    Foto: VLÜA Dresden

Wasserbeschaffenheit ohne direkte Korrelation
zum Vorkommen von obligat pathogenen Krank-
heitserregern, aber mit Erfassung eines hohen

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