Anästhesiologie & intensivmedizin - DGAI
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Aktiv Druck & Verlag GmbH | ISSN 0170 - 5334 I 02330 www.ai-online.info Anästhesiologie & Intensivmedizin Offizielles Organ: Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. (DGAI) Berufsverband Deutscher Anästhesisten e.V. (BDA) Deutsche Akademie für Anästhesiologische Fortbildung e.V. (DAAF) Organ: Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI) T. Prien · H. Bürkle · M. Czaplik · M. Hölzl · Ch. Hönemann · J. Grensemann · Th. Muders · R. Sattler · D. Schädler · T. Krauß Funktionsprüfung des Narkose- gerätes zur Gewährleistung der Patientensicherheit – Empfehlung der Kommission für Normung und techni- sche Sicherheit der DGAI Functional check of the anaesthesia work station for enforcement of patient safety – Recommendation of the DGAI’s Commission for Standardization and Technical Verlag & Druckerei Aktiv Druck & Verlag GmbH Safety An der Lohwiese 36 97500 Ebelsbach Deutschland © Anästh Intensivmed 2019;60:75–83 Aktiv Druck & Verlag GmbH www.aktiv-druck.de DOI: 10.19224/ai2019.075 Elektronischer Sonderdruck Diese PDF-Datei ist nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt: keine kommerzielle Nutzung, keine Einstellung in Repositorien. Nachdruck nur mit Genehmigung der Herausgeber (anaesth.intensivmed@dgai-ev.de).
44 Editorial KURZcheck des Anästhesiegerätes; 10 Sekunden für die Patientensicherheit; immer! Anästhesie ist heute so sicher wie ebenfalls empfohlene – systematische Handlungsabläufe trainieren, die im nie – trotzdem müssen wir die von Fehlersuche nach Wechsel auf einen Ernstfall abgerufen und angewandt wer- Jan-Hendrik Schiff [1] und Mitarbeitern Ambubeutel sind. Die empfohlenen den können, wie bei der CPR. ausgewerteten Daten zur Kenntnis „Zehn Sekunden für den Gerätecheck“ Wichtig: Der Geräte-KURZcheck ist nehmen, die 2014 über beinahe eine [3] können dazu beitragen, solche tragi- eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme schwerwiegende Komplikation / einen To schen Verläufe zu verhindern. im laufenden Betrieb oder in Notfall desfall pro 100.000 elektiven Anästhe- Die DGAI-Kommission für Normung situationen; er ist zwingend erforderlich, sien bei ASA 1–2-Patienten berichteten. und technische Sicherheit unter der ersetzt aber nicht die gründliche Funk Diese Zahl wurde aus 1,4 Millionen Leitung von Professor Thomas Prien, tionsprüfung der Geräte samt Zubehör Anästhesie-Kerndatensätzen – vor allem Münster, hat deshalb, im Einvernehmen bei der morgendlichen Inbetriebnahme. aus Baden-Württemberg – generiert, mit dem BDA, bei der Aktualisierung und in fast allen Fällen handelte es sich Literatur der in diesem Heft publizierten DGAI- um Intubationsprobleme. Die Sicherung 1. Schiff JH, Welker A, Fohr B, Henn-Beil Empfehlung zur Funktionsprüfung des harz A, Bothner U, Van Aken H, et al: der Beatmung ist ein zentrales Thema Anästhesiegerätes [4] unter anderem den Major incidents and complications in des Fachgebiets, das hierzu auch einen empfohlenen KURZcheck überarbeitet otherwise healthy patients undergoing eigenen wissenschaftlichen Arbeitskreis und dabei insbesondere Wert auf eine elective procedures: results based on Atemwegsmanagement implementiert Vereinheitlichung und Vereinfachung 1.37 million anaesthetic procedures. hat. Brit J of Anaesth 113;2014:109–121 gelegt. So gibt es jetzt nur noch einen 2. Baum J: Funktionsprüfung des Narkose Aktuelle Fallberichte, die u.a. beim KURZcheck, der unabhängig von der gerätes bei geplantem Betriebsbeginn, BfArM eingereicht wurden, geben An- Situation immer durchgeführt werden bei Patientenwechsel im laufenden lass, erneut darauf hinzuweisen, dass muss, wenn ein Patient an ein Anästhe- Betrieb und im Notfall. Anästh Inten weitere Arten von Ventilationsproblemen siegerät angeschlossen wird. sivmed 2006;47:57–62 drastische Konsequenzen haben können: 3. Prien T: Check „W“: Zehn Sekunden für Deshalb: „Vor beginnen kurz besinnen“ den Gerätecheck! Anästh Intensivmed Fehler im technischen Beatmungssystem, – den KURZcheck des Anästhesiege 2009;50:573 die als solche nicht oder zu spät erkannt rätes zu machen, kann Leben retten! 4. Prien T, Krauß T, Hönemann Ch, werden. Ohne hier konkrete Einzelfälle Er muss jedem Anästhesisten in Fleisch Grensemann J: Funktionsprüfung des bewerten zu wollen und zu können, und Blut übergehen. Und immer, wenn Narkosegerätes zur Gewährleistung der scheint dabei ein Muster immer gleich es Probleme bei der Beatmung gibt: Patientensicherheit. Anästh Intensivmed zu sein: Der Patient wird an ein Anäs- 2019;60:75–83. DOI: 10.19224/ schnell zum Ambubeutel greifen, der ai2019.075. thesiegerät angeschlossen, es gibt dann als Rückfall option zwingend an jeden Probleme bei dem Versuch, den Patienten Anästhesiearbeitsplatz gehört, und ggf. Prof. Dr. Rolf Rossaint zu beatmen, und das Problem wird – aus den künstlichen Atemweg entfernen, Präsident DGAI welchen Gründen auch immer – (erst „when in doubt, take it out“. In der Fach- mal) nur beim Patienten gesucht, an arztweiterbildung müssen diese Schritte Prof. Dr. Götz Geldner Fehler beim Anästhesiegerät bzw. den gelehrt und gelernt werden, ebenso Präsident BDA Atemschläuchen wird nicht oder erst zu wie die Algorithmen zur Fehlersuche Prof. Dr. Bernd Zwißler spät gedacht. Dies belegt, wie wichtig bei Leckage- oder Stenosesymptomatik Vize-Präsident DGAI der Geräte KURZcheck [2], wie ihn die – idealerweise am Phantom. In Notfall DGAI seit den Lachgastodesfällen vor situationen, unter Stress, versagt das Prof. Dr. Dr. h.c. Hugo Van Aken ca. 15 Jahren empfiehlt, und eine – analytische Denken. Dafür muss man Generalsekretär DGAI © Anästh Intensivmed 2019;60:44 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Leitlinien und Empfehlungen Sonderbeiträge75 Guidelines and Recommendations Special Articles Functional check of the anaesthesia work station Funktionsprüfung des for enforcement of patient safety Narkosegerätes Recommendation of the DGAI’s Commission for Standardization and Technical Safety zur Gewährleistung der Patientensicherheit T. Prien1 · H. Bürkle2 · M. Czaplik3 · M. Hölzl4 · Ch. Hönemann5 · J. Grensemann6 · Th. Muders7 · R. Sattler8 · D. Schädler9 · T. Krauß10 Empfehlung der Kommission für Normung und technische Sicherheit der DGAI* Zitierweise: Prien T, Bürkle H, Czaplik M, Hölzl M, Hönemann C, Grensemann J et al: Funktionsprüfung des Narkosegerätes zur Gewährleistung der Patientensicherheit. Anästh Intensivmed 2019;60:75–83. DOI: 10.19224/ai2019.075 1 Klinik für Anästhesiologie, operative Zusammenfassung eingestellt. Der Handbeatmungsbeutel Intensivmedizin und Schmerztherapie, wird in die Hand genommen und die Universitätsklinikum Münster Die sichere Anwendung von Anästhesie (Direktor: Prof. Dr. A. Zarbock) Patientenanschlussöffnung verschlossen. geräten wird grundlegend durch natio 2 Direktor der Klinik für Anästhesiologie Mit der Sauerstoff-Flush-Funktion werden und Intensivmedizin, Universitätsklinikum nale (in Deutschland z. B. die Medi- Freiburg Atemsystem und Hand beatmungsbeutel zinprodukte-Betreiberverordnung) und 3 Klinik für Anästhesiologie, Uniklinik aufgefüllt. Bei manueller Kompression RWTH Aachen internationale (in Europa die Verordnung darf sich der Handbeatmungsbeutel (Direktor: Prof. Dr. R. Rossaint) über Medizinprodukte (EU) 2017/745) nicht entleeren („Pressure“). Bei Wieder- 4 Klinik für Anästhesiologie und Intensiv Direktiven sichergestellt. Diese sehen medizin, Helios Klinikum Emil von öffnung der Patientenanschlussöffnung Behring, Berlin (Chefarzt: Dr. E. Nickel) u.a. eine Funktionsprüfung durch den muss deutlich spürbar ein Gasstrom aus 5 Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Anwender vor. Fallberichte zeigen, dass treten („Flow“). Ferner werden vor dem Operative Intensivmedizin, St. Marien- diese Funktionsprüfung nach Angaben Hospital Vechta Start einer maschinellen Ventilation des Herstellers nicht immer genügt, weil 6 Zentrum für Anästhesiologie und Intensiv- immer zumindest einige manuelle / as- medizin, Universitätsklinikum Hamburg- sie a) nicht alle Aspekte des Zubehörs Eppendorf sistierte Atemhübe gegeben. Bei auf- umfasst, b) Fehler im laufenden Betrieb (Zentrumsleiter: Prof. Dr. A. E. Goetz) fälligen Befunden wird die Verbindung 7 Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie des Gerätes auftreten können (Patien- zwischen Patient und Anästhesiegerät und Operative Intensivmedizin, Universi- tenwechsel) und sie c) im Notfall zu tätsklinikum Bonn wieder getrennt und eine systemati lange dauert. Zum Lückenschluss wird (Direktor: Prof. Dr. A. Hoeft) sche Fehlersuche eingeleitet. Beatmete 8 Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie ein KURZcheck des Gerätes empfoh- Patienten werden derweil mit dem ob- und Intensivtherapie, Universitätsmedizin len, der immer dann vorzunehmen ist, Rostock (Direktor: Prof. Dr. D. Reuter) ligatorisch vorzuhaltenden separaten wenn ein Patient an ein Anästhesiegerät 9 Klinik für Anästhesiologie und Operative Handbeatmungsbeutel beatmet. Algo- Intensivmedizin, Universitätsklinikum angeschlossen wird. Der KURZcheck rithmen für die systematische Fehlersuche Schleswig-Holstein, Campus Kiel umfasst drei essentielle Aspekte: 1) Orien (Komm. Direktor: Prof. Dr. M. Steinfath) bei Stenose- und Leckagesymptomatik tierend wird die Gasfluss-Funktionalität 10 Klinik für Anästhesiologie und Intensivme- sind angefügt. dizin, Medizinische Hochschule Hannover des Atemsystems geprüft, dessen korrekte (Direktor: Prof. Dr. W. Koppert) Montage und ob große Leckagen bzw. Summary für die Kommission für Normung Obstruktionen vorhanden sind. 2) An Safety of medical devices in Europe is und technische Sicherheit der DGAI hand der FiO2-Messung wird verifiziert, based on the Medical Device Regula- * Mit Zustimmung des Präsidiums des BDA; dass das farb- und geruchlose Gasge- tion (EU) 2017/745). Safe application vom Engeren Präsidium der DGAI am 08.10.2018 genehmigt. misch, das dem Patienten zugeführt of anaesthesia work stations (AWS) wird, genug Sauerstoff enthält. 3) Mittels is provided – among others – by a Schlüsselwörter Kapnometrie wird verifiziert, dass die man datory functional check prior to Anästhesiegerät – Funktions Lungen ventiliert werden. its use. Critical incident reports show prüfung – Patientensicherheit Die Gasfluss-Funktionalität wird zu that this functional check according to Keywords nächst durch einen kurzen „PaF-Test“ the manufacturer‘s instructions may not Anaesthesia Work Station – (Pressure and Flow) geprüft. Dazu wird always suffice, as a) not all aspects of Functional Testing – Patient am Narkosegerät der Beatmungsmodus accessories are covered, b) faults may Safety „manuell / spontan“ gewählt und das occur during operation (e. g. during APL-Ventil auf einen Wert von 30 mbar change of patients), and c) inacceptable © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
76 Sonderbeiträge Leitlinien und Empfehlungen Special Articles Guidelines and Recommendations duration in emergencies. To cover for richte (Begleitfaktor „technische Geräte“; such-Algorithmen am Ende dieser Emp these shortcomings, a QUICKcheck of the Freitext enthält den Begriff „Beatmung“) fehlung dargestellt. AWS is recommended which is to be hat ergeben, dass etwa 25 % der „tech- Der Grundgedanke dieser Empfehlung performed whenever a patient is (going nischen“ Beatmungsprobleme auf einen ist, neben der kompletten Funktionsprü- to be) connected. The QUICKcheck ungenügenden Gerätecheck zurückzu- fung, die von der MPBetreibV gefordert covers three essential aspects: 1) Gas- führen sind. Weitere 25% der berichteten wird, einen KURZcheck bei Anschluss flow function of the breathing circuit is Fälle betreffen Fehler im Bereich der eines Patienten an das Narkosegerät tested, its correct mounting and whether Beatmungsschläuche und -filter (meist durchzuführen, der die wichtigsten Funk major leakages or obstructions are pre Leckagen oder Verlegungen), so dass sent; 2) measurement of FiO2 verifies tionen prüft. Denn ein kompletter Ge- diesen, streng genommen nicht zum presence of oxygen; 3) measurement of rätecheck dauert in Notfallsituationen zu Beatmungsgerät gehörenden, Zubehör- carbon dioxide verifies ventilation of the lange und ist für den Patientenwechsel teilen besondere Aufmerksamkeit ge- lungs. widmet werden muss. Die systematische im laufenden Betrieb unverhältnismäßig. Gasflow function is initially checked Suche nach diesen Fehlermöglichkeiten Ein solcher zusätzlicher KURZcheck des by a short “PaF-test” (Pressure and ist in den Leckage- und Stenose-Fehler Gerätes durch den Anästhesisten bei Flow). The PaF-test is performed with the AWS in the “spontaneous / manual” mode and the APL-valve set at 30 mbar; Tabelle 1 the patient connection port is closed Übersicht der Regelungen und Maßnahmen zur Gewährleistung der technischen Sicherheit. and the system is filled with the oxygen 1. Konstruktive Sicherheit flush – the circuit’s reservoir bag may Konstruktive Sicherheit wird gewährleistet durch die Herstelleranforderungen gemäß MPG. not deflate during manual compression • grundlegende Anforderungen nach § 7 MPG („pressure“). Upon reopening at the • DIN EN 80601-2-13 Anästhesiearbeitsplatz (§ 8 MPG Harmonisierte Normen) patient connection port a markedly 2. Erstinbetriebnahme beim Kunden detectable gas flow must exit the system Bei Auslieferung an den Betreiber/Anwender wird das Narkosegerät seitens des Herstellers einer („flow“). In addition, prior to starting Funktionsprüfung am Betriebsort unterzogen und die vom Betreiber beauftragte Person eingewiesen mechanical ventilation a few manual (§ 10 Abs. 1 MPBetreibV). inflations are applied with the reservoir 3. Der laufende Betrieb bag. In case of irregularities the patient 3.1. STK is to be disconnected and a systematical STK und evtl. Instandhaltungsmaßnahmen (Wartung, Inspektion, Instandsetzung) nach Empfehlungen fault finding is performed. Apnoeic des Herstellers (§§ 7, 11 MPBetreibV) patients – mean while – are ventilated Voraussetzung: Ablauf STK oder Wartungsintervall with an operator powered resuscitator Durchführung: autorisierter Techniker unter Berücksichtigung von § 5 MPBetreibV (Besondere which has to be obligatory available at Anforderungen) every AWS. Algorithms for systematical Wann? STK nach Angaben des Betreibers, mindestens jedoch alle 2 Jahre, unter Berück- sichtigung von § 7 MPBetreibV fault finding in leakage and obstruction Dokumentation: Pflicht, mit Prüfbericht situations are provided. Bemerkungen: Gasartenprüfung im Rahmen von STK und Wartung, nach STK/Wartung Überprü- fung der Klinik-spezifischen Konfiguration durch den Anwender Einleitung 3.2. Gerätecheck nach MPBetreibV Funktionsprüfung vor Anwendung nach § 4 Abs. 6 MPBetreibV durch den Anwender Eine routinemäßige Prüfung der Narko- Voraussetzung: STK in festgelegtem Intervall durchgeführt segeräte anhand von Checklisten und Durchführung: eingewiesener Anwender (kann delegiert werden) die Dokumentation dieses Prüfvorgangs Wann? vor Anschluss eines Patienten, falls der letzte Gerätecheck mehr als 24 h zurück- können zur Risikominimierung von liegt, ausgenommen Notfallsituationen Dokumentation: nach Ermessen des Betreibers (siehe Text) Narkosen beitragen [1]; sie sind für die Bemerkungen: Am Ende des Arbeitstages kann das Gerät elektrisch ausgeschaltet werden, um Verantwortungszuweisung bei techni- Strom zu sparen. Zur Vermeidung von unnötigen Gasverlusten/-verbräuchen schen Zwischenfällen von rechtlicher können die Stecker aus den Entnahmestellen der zentralen Gasversorgung (inkl. Bedeutung. Die Prüfung der Funktions- Narkosegasfortleitung) herausgenommen und diese Schläuche deutlich sichtbar über dem Gerät abgelegt werden. fähigkeit und des ordnungsgemäßen Gerätezustands vor Anwendung wird 3.3. Geräte-KURZcheck nach Empfehlung der DGAI kurze Funktionsprüfung bei Anschluss eines Patienten an das Anästhesiegerät in § 4 Abs. 6 MPBetreibV (Medizinpro- Voraussetzung: kompletter Gerätecheck wurde vor Beginn des Betriebes erfolgreich abgeschlossen dukte-Betreiberverordnung) verbindlich Durchführung: Anästhesist (nicht delegierbar) vorgeschrieben. Wann? immer, wenn ein Patient an ein Anästhesiegerät angeschlossen wird Eine Analyse der bei CIRSmedical (https:// Dokumentation: nach Ermessen des Betreibers (siehe Text) www.cirsmedical.de) eingegangenen Be © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Leitlinien und Empfehlungen Sonderbeiträge77 Guidelines and Recommendations Special Articles jedem Patienten wird bereits seit dem Durchführung einer Gasartenprüfung1 Abbildung 1 Jahre 2006 in den beiden Vorläuferversi- und deren schriftliche Dokumentation onen dieser Empfehlung gefordert [2,3]. zu fordern, weiterhin, dass Geräte nur Sichtprüfung Die Anwendungssicherheit des Narkose- nach bestandener STK mit dem ent- Schäden?, Prüfsiegel geprüft gerätes wird dann durch folgende hierar- sprechenden Prüfsiegel gekennzeichnet Anschlüsse verbunden werden dürfen. • Strom chisch gestufte Abfolge von Maßnahmen • Gase und Prüfungen gewährleistet (vgl. Tab. 1): Der Betreiber darf nur Personen, Betriebe • Anästhesiegasfortleitung • ggf. Gasflaschen • Instandhaltungsmaßnahmen und oder Einrichtungen mit der Durchführung Schläuche geprüft Sicherheitstechnische Kontrollen der sicherheitstechnischen Kontrollen • Patientenschläuche (STK), und übrigen Instandhaltungsmaßnah- • Handbeatmungsbeutel men (insbesondere auch Reparaturen) • Probengasleitung(en) • Prüfung auf ordnungsgemäßen Zustand und Funktionsfähigkeit vor beauftragen, die die Voraussetzungen nach Einschalten des Gerätes: planmäßiger Inbetriebnahme (§ 4 nach § 5 MPBetreibV hinsichtlich der STK des jeweiligen Medizinproduktes Komponenten-Prüfung Abs. 6 MPBetreibV), erfüllen. separater Hand- • KURZcheck auf ordnungsgemäßen beatmungsbeutel einsatzbereit Zustand und Funktionsfähigkeit bei Gasversorgung geprüft Anschluss eines Patienten. Prüfung des ordnungsgemäßen • Zentralversorgungsdrücke • ggf. Flaschendrücke Zustands und der Funktionsfähig- • O2-Flush Instandhaltungsmaßnahmen keit des Narkosegerätes vor CO2 -Absorber geprüft • Befülldatum und Sicherheitstechnische geplantem Betrieb • Farbumschlag • korrekter Sitz Kontrollen (STK) (Gerätecheck nach MPBetreibV) Anästhesiegasverdampfer geprüft • Nullstellung Nach § 7 MPBetreibV sind Instandhal- Die Prüfung des ordnungsgemäßen Zu- • korrekter Sitz tungsmaßnahmen unter Berücksichtigung standes und der Funktionsfähigkeit der • Füllzustand der Angaben des Herstellers durchzu • Füllöffnung verschlossen Geräte durch den Anwender vor deren • ggf. Strom führen, der diese Angaben dem Medizin Anwendung wird in § 4 Abs. 6 der Sekretabsaugung geprüft produkt beizufügen hat. Dazu zählen Medizinprodukte-Betreiberverordnung u. a. STK, die gemäß § 11 Abs. 1 in automatischer Selbsttest vorhanden: (MPBetreibV) verbindlich gefordert. Verbindung mit § 12 Nr. 4 MPBetreibV Selbsttest regelmäßig nach den allgemein aner- Auch wenn diese Forderung zunächst automatischer Selbsttest nicht vorhanden: klar und zweifelsfrei erscheint, ergeben manuelle Prüfung kannten Regeln der Technik durchzu- führen sind. Soweit vom Hersteller nicht sich in der Praxis Fragen, die hier in Form anders vorgesehen, sind STK spätestens von Empfehlungen adressiert werden. Selbsttest alle zwei Jahre mit Ablauf des Monats Selbsttestergebnis geprüft durchzuführen, in dem die Inbetrieb- Was muss der Gerätecheck nach MPBetreibV umfassen? manuelle Prüfung nahme des Medizinproduktes erfolgte Gasdosier- oder die letzte STK durchgeführt wurde. Wenn der Hersteller des Narkosegerätes einrichtungen Gasfluss geprüft Kürzere Fristen für die STK (als 2-jährlich in der Gebrauchsanweisung Angaben ggf. O2 -Verhältnisregelung geprüft bzw. nach Herstellerangaben) sind vom zur Prüfung der Betriebsbereitschaft Dichtigkeit Atemsystem Betreiber vorzusehen, wenn aufgrund gemacht hat, sind diese zu befolgen. In bei 30 mbar Leckage
78 Sonderbeiträge Leitlinien und Empfehlungen Special Articles Guidelines and Recommendations im Bereich des Kohlendioxidabsorbers Gerätes vor Beginn der Arbeitszeit ablau systemen.3 Deshalb gehört die Sicht- nicht anders erfasst werden. Dem Be fen zu lassen. prüfung auf korrekte Anbringung und treiber von Anästhesiegeräten wird Der vorverlagerte komplette Gerätecheck Funktionalität der Schläuche mit zum empfohlen, die Angaben des Herstellers setzt allerdings zwingend voraus, dass herstellerunabhängigen Gerätecheck (vgl. zum Gerätecheck daraufhin zu prüfen, der Anästhesist vor der unmittelbaren Abb. 1). ob diese auch alle in Abbildung 1 ange Anwendung, wie bei jedem Anschluss Die Funktionalität des Atemsystems geben Prüfschritte umfasst; sie sind ggf. eines Patienten an ein Narkosegerät, wird zusätzlich durch den obligaten entsprechend zu ergänzen. einen Geräte-KURZcheck (siehe unten) Geräte-KURZcheck bei Anschluss eines Ein Prüfkriterium, nämlich ob das farb- durchführt, um Fehler, die zwischen dem Patienten an das Narkosegerät erfasst und geruchlose Gas, das als Sauerstoff Gerätecheck und dem Anschluss des (siehe unten). gegeben werden soll, wirklich Sauerstoff Patienten auftreten können (z. B. Diskon- nektion und falsche Rekonnektion der Muss nach Wechsel des Atem- ist, wird bisher nur von wenigen Anäs thesiegeräten im integrierten Geräte- Beatmungsschläuche) zu erkennen. kalks der Gerätecheck wiederholt check erfasst und muss daher bei allen werden? Muss nach einem Wechsel der Der Atemkalkbehälter ist eine Schwach- anderen Geräten durch Messung der FiO2 erfolgen. Wegen seiner grundlegen Beatmungsschläuche der Geräte- stelle des integrierten Selbstchecks, den Bedeutung wird dieser Prüfpunkt in check wiederholt werden? der viele Fehler nicht erfasst. Zugleich Form der FiO2-Kontrolle in den Geräte- Nach einem Schlauchwechsel zwischen ist diese Baueinheit in der Praxis eine KURZcheck integriert (siehe unten). zwei Anästhesien muss nicht der kom- häufige Fehlerquelle, die deshalb beson- plette Gerätecheck wiederholt werden. derer Aufmerksamkeit bedarf. Wann ist der Gerätecheck nach Eine Sichtprüfung auf korrekte Montage Nach einem Wechsel des Atemkalks MPBetreibV durchzuführen? des Schlauchsystems und ein Leckage- im laufenden Betrieb muss nicht der a) Immer dann, wenn ein Patient an test sind ausreichend. komplette Gerätecheck wiederholt wer- geschlossen werden soll und der Cave: Bei Geräten mit automatischer den, lediglich Dichtigkeit und Funktion letzte Gerätecheck mehr als 24 h Compliance/Resistance-Korrektur ist diese (anhand der Kapnometrie) sind sicher- zurückliegt, ausgenommen Notfall nach einem Schlauchwechsel falsch und zustellen. situationen. muss an die neuen Schläuche an ge b) Immer, wenn das Anästhesiegerät Muss nach Wechsel des Anäs passt werden (z. B. nach Wechsel der dazu auffordert. Schläuche für Erwachsene und Kinder, thesiemittel-Abgabesystems c) Immer nach Eingriffen in die Inte Längenänderungen oder Austausch von (Vapors) der Gerätecheck wieder- grität des Gerätes (z. B. Wechsel des Expanderschläuchen). Häufig ist der holt werden? Patiententeils am Gerät, Wartungs- automatische Selbsttest des Gerätes Nein, aber bei unkorrektem „Sitz“ (Ver arbeiten). dann zu wiederholen. Falls ein auto- keilen) kann im Bereich der Konnek d) Sinnvollerweise, um funktionsfähige matisierter Leckagetest mit integrierter tionsstelle eine Leckage vorliegen; Auf Geräte bereitstehen zu haben, vor Compliance-Korrektur verfügbar ist, ist eine korrekte Anbringung ist daher zu längeren Zeiträumen ohne Inbetrieb- dieser ausreichend.2 achten.4 nahme (z. B. vor dem Wochenende, Cave: Die Beatmungsschläuche sind Im Übrigen werden auch Füllung und mindestens einmal wöchentlich). nicht unmittelbarer Bestandteil des Anäs Funktion des Vapors nicht von allen thesiegerätes im engeren Sinne. Deshalb automatisierten Selbsttests erfasst und Wie viel Zeit darf zwischen dem umfassen die bei modernen Anästhe- müssen vom Anwender geprüft werden. Gerätecheck und dem Anschluss siegeräten integrierten Selbsttests nicht eines Patienten vergehen? Kann der Gerätecheck an nicht- umfänglich die Beatmungsschläuche, Dieser Zeitraum wird willkürlich aber obwohl diese montiert und für den ärztliches Personal delegiert praxisbezogen auf 24 Stunden festgelegt. Leckagetest auch erforderlich sind. Typi werden? Damit ist es möglich, den Gerätecheck sche Beispiele für unerkannte Fehler Die Durchführung des Gerätechecks bereits am Nachmittag des vorangehen sind der Verschluss des Atemfilters, der nach MPBetreibV kann an ausgebildetes den Tages durchzuführen, ferner, einen Kurzschluss zwischen dem Inspirations- und am jeweiligen Gerät eingewiesenes eventuell vorhandenen, zeitlich program und Exspirationsanschluss des Gerätes nicht-ärztliches Fachpersonal delegiert mierbaren automatisierten Selbsttest des und einige Fehler innerhalb von Koaxial werden. 2 Alle Änderungen am Atemsystem, sowohl beim Atemschlauchsystem als auch beim Patiententeil des Gerätes (z. B. Vaporwechsel, Austausch des Atemkalks) ändern des- sen Compliance. Dies ist insbesondere bei kleinen Atemvolumina relevant. 3 Ein typischer Fehler von Koaxialsystemen ist ein Leck zwischen In- und Exspirationsschenkel; ein solches Leck kann nur mittels spezieller Tests ausgeschlossen werden, für die einige Hersteller spezielle Hilfsmittel anbieten. 4 Aus diesem Grunde verlangen einige Hersteller nach einem Vapor-Wechsel einen automatischen Leckagetest. © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Leitlinien und Empfehlungen Sonderbeiträge79 Guidelines and Recommendations Special Articles 1) Orientierend wird die Gasfluss-Funk- Sauerstoffkonzentration gemessen wird Geräte-KURZcheck bei Anschluss tionalität des Atemsystems ge prüft, und die Kapnometrie plausible Werte eines Patienten an ein Narkose- dessen korrekte Montage und ob anzeigt. Mit Erlöschen der Schutzreflexe gerät große Leckagen bzw. Obstruktionen wird zunächst manuell/assistiert beat- Auch nach abgeschlossenem Geräte- vorhanden sind. met. check nach MPBetreibV können noch 2) Anhand der FiO2-Messung wird veri Patient in Narkose, z. B. nach Transport Fehler vorliegen oder inzwischen neu fiziert, dass das farb- und geruchlose aus der Einleitung in den OP: Der PaF- aufgetreten sein. Beispiele sind: Gasgemisch, das dem Patienten Test ist vor Konnektion des Patienten • falsches Gas in der Sauerstoffleitung zugeführt wird, genug Sauerstoff an ein anderes Gerät durchzuführen.6 (z. B. durch Vertauschen der enthält. Unmittelbar nach Anschluss des Patien- Leitungen im Gerät), 3) Mittels Kapnometrie wird verifiziert, ten werden zunächst einige Atemzüge • falsch gesteckte Atemschläuche dass die Lungen ventiliert werden. manuell/assistiert gegeben und es wird (z. B. Kurzschluss zwischen Inspira- ad 1) Die Gasfluss-Funktionalität wird kontrolliert, ob die Messung der inspi tion und Exspiration), zunächst durch einen kurzen „PaF“-Test ratorischen Sauerstoffkonzentration und • defekter bzw. fehlender Handbeat- (Pressure and Flow) geprüft. Dazu wird die Kapnometrie plausible Werte zeigen. mungsbeutel, am Narkosegerät der Beatmungsmodus Anschließend kann auf einen maschinel- • Leckagen (z. B. Beatmungsschläuche, „manuell/spontan“ gewählt und das len Beatmungsmodus gewechselt und das Wasserfallen, Handbeatmungsbeutel, APL-Ventil auf einen Wert von 30 mbar Atemzugvolumen und die Kapnometrie CO2-Absorber), eingestellt. Der Handbeatmungsbeu tel auch unter maschineller Beatmung über- • verschlossener patientennaher Atem- wird in die Hand genommen und die prüft werden. systemfilter (z. B. Produktionsfehler Patientenanschlussöffnung verschlossen. Bei auffälligen Befunden wird die oder ausgestanzte Verpackungs Mit der Sauerstoff-Flush-Funktion werden Verbindung zwischen Patient und materialien im Lumen), Atemsystem und Handbeatmungsbeutel Narkosegerät wieder getrennt und eine • fehlender Atemkalkbehälter oder aufgefüllt. Bei manueller Kompression systematische Fehlersuche7 eingeleitet verbrauchter Atemkalk, darf sich der Handbeatmungsbeutel (vgl. Abb. 3). Beatmete Patienten werden • defekter Atemkalkbehälter oder nicht entleeren („Pressure“). Bei Wieder- derweil mit dem obligatorisch vorzuhal- defekte Einrastvorrichtung, undichter öffnung der Patientenanschlussöffnung tenden separaten Handbeatmungsbeutel Atemkalkbehälter, muss deutlich spürbar ein Gasstrom (mit Sauerstoffreservoir oder Sauerstoff- • Leckage im Bereich der Anästhesie- austreten („Flow“). Demand-Ventil) beatmet. mittelverdampfer, z. B. durch nicht Ferner werden vor dem Start einer ma- Die Sichtprüfung, ob dieses Zubehör verschlossene Füllöffnungen, schinellen Ventilation immer zumindest vorhanden ist, ergänzt die drei gerätebe- • Anästhesiegasfortleitung nicht einige manuelle/assistierte Atemhübe5 zogenen Checks. angeschlossen oder fehlerhaft. gegeben. Der KURZcheck gehört zu den genuinen Deshalb ist immer, bevor ein Patient an ad 2) und 3) Nach Verbindung des Aufgaben des Anästhesisten und ist nicht ein Narkosegerät angeschlossen wird, Patienten mit dem Atemsystem wird delegierbar. ein Geräte-KURZcheck durchzuführen. geprüft, ob eine ausreichende inspirato- Dieser prüft drei essentielle Aspekte, rische Sauerstoffkonzentration gemessen um Fehler, die auch in der jüngeren Ver- wird und die Kapnometrie plausible Handlungsempfehlungen für den gangenheit zu fatalen Patientenschäden Werte anzeigt. korrekten Abschluss einer geführt haben, zu vermeiden (Abb. 2): Anmerkungen: Narkose im laufenden Betrieb Bei einer Narkoseeinleitung ist der Nach Abschluss einer jeden Narkose Abbildung 2 PaF-Test vor Beginn der Präoxygenie- sollte darauf geachtet werden, dass das rung durchzuführen. Mit Aufsetzen der Narkosegerät in einen Zustand gebracht Geräte-KURZcheck Gesichtsmaske wird ein Frischgasfluss wird, der dem Gerätezustand zu Beginn IMMER, wenn ein Patient an ein Anästhesie- gerät angeschlossen wird. von ≥2 l/min eingestellt. Geprüft wird, der vorausgegangenen Narkose ent- Separater Handbeatmungsbeutel ob eine ausreichende inspiratorische spricht: vorhanden? 1. Funktion des Atemsystems 5 Dabei wird nach Einstellen eines Frischgasflusses von ≥2 l/min unter Nutzung der Handbeatmungsfunktion • PaF-Test vor Anschluss des Patienten und des Handbeatmungsbeutels „klinisch“ geprüft, ob eine ungestörte Ventilation durch das Atemsystem er- • einige manuelle Atemhübe vor folgt. Beginn der maschinellen Beatmung 6 Es kann vom Anästhesisten einige Minuten vor der Konnektion des Patienten an dem Gerät im OP-Saal durch- 2. fließt O2 ? (FiO2 ?) geführt werden, wenn die Einleitung der Anästhesie an einem anderen Gerät erfolgt. 3. kommt CO2 ? (etCO2 / Kapnographie) 7 Die Kenntnis der Fehlerursachen und ein Konzept für die systematische Fehlersuche sind eine Basiskompetenz des Anästhesisten, die gelehrt und erworben werden muss. © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
80 Sonderbeiträge Leitlinien und Empfehlungen Special Articles Guidelines and Recommendations Abbildung 3 • Gerät in den „Stand by“-Modus schalten Systematik der Fehlersuche – Stenose im Atemsystem • Gerät in den Standardzustand Patient mit künstlichem Luftweg (Trachealkanüle, Endotrachealtubus, Larynxmaske, Gesichtsmaskea) zurückversetzen UND • Frischgasfluss beenden ungewöhnlich hoher Beatmungsdruck unter manueller oder kontrollierter Beatmung mit Narkosegerät • Verdampfer schließen • Wasserkondensat aus Atemsystem 1. mit separatem Handbeatmungsbeutelb ohne Atemsystemfilter beatmen (z. B. Wasserfallen) entleeren • leicht möglich Stenose im Bereich „Atemsystemfilter, Schläuche oder Gerät“ • danach: Sichtprüfung des korrekten prüfe: Y-Stück und Atemsystemfilter durchgängig? Anschlusses der Atemschläuche und Atemschläuche richtig montiert, abgeknickt? der Handbeatmung Wasserfallen korrekt integriert, nicht kurzgeschlossen? Ventildysfunktion? • korrekte und ordentliche Ablage des • erschwert oder nicht möglich Schritt 2 Schlauchsystems und der Monitor- 2. Absaugkatheter bis (LM) / über Tubusspitze vorschieben kabel am Narkosegerät • möglich • Sichtprüfung der Verdampferfüllung Ursache lungenseits der Tubusspitze (z. B. Bronchospasmus) und des Zustandes des Atemkalkes, • erschwert oder nicht möglich • Wechsel benutzter Sekretabsaug- Stenose im Bereich des „Tubus“ prüfe: mobilisiere Atemweg: abgeknickt? schläuche; Spülung/Reinigung des distales Ende des Tubus anliegend? Cuffhernie? Absaugsystems andere Okklusion von außen oder innen? • Wischdesinfektion der Oberflächen (z. B. Schleim- oder Blutkoagel, Inkrustierung einer Trachealkanüle) des Gerätes und des Zubehörs, – Ende der Checkliste – insbesondere der Handkontakt- Systematik der Fehlersuche – Leckage im Atemsystem punkte, inklusive Dichtstopfen für die Patientenanschlussöffnung. Patient mit künstlichem Luftweg (Trachealkanüle, Endotrachealtubus, Larynxmaske, Gesichtsmaskec) UND Diese Maßnahmen können an ausgebil- ungenügender Druckaufbau unter manueller oder kontrollierter Beatmung detes und an den Geräten eingewiese- 1. Frischgasfluss auf 12–15 l/min einstellen nes nicht-ärztliches Personal delegiert Cave: Bei Verwendung des Sauerstoff-Flushs (geräteabhängig 25–75 L/min) zur Auffüllung des Atemsystems werden. besteht für den am Narkosegerät angeschlossenen Patienten die Gefahr der Entwicklung ungewollt hoher Drücke und Tidalvolumina mit möglichem Baro- und/oder Volutrauma, vor allem bei Geräten ohne Frisch- gasflussentkopplung. • exspiratorisches Tidalvolumen ausreichend Dokumentation Systematische Leckagesuche (vgl. Schritt 2) Eine explizite Dokumentationspflicht für • exspiratorisches Tidalvolumen nicht ausreichend Schritt 2 den Gerätecheck § 4 Abs. 6 MPBetreibV 2. mit separatem Handbeatmungsbeutel ohne Filter beatmen besteht nicht. Die Dokumentation dient • möglich Leckage im Bereich „Schläuche oder Gerät“ also lediglich dem individuellen bzw. prüfe: APL-Ventil korrekt eingestellt (z. B. 30 mbar)? institutionellen Nachweis im Falle einer Atemsystemfilter: Probengas-Port offen? juristischen Auseinandersetzung. Atemsystemfilter defekt? Y-Stück: Probengas-Port offen? Eine Kaskade in Richtung zunehmender Atemschläuche korrekt montiert? Atemschläuche defekt? „Dokumentationssicherheit“ ist: bei Koaxialschläuchen: „Shunt“ zwischen In- und Exspirationsteil? Ventildysfunktion (z. B. fehlendes Ventilplättchen) 1) Keine Einzelfall-Dokumentation, we- CO2-Absorber verkantet/defekt? der dass der Check durchgeführt wurde Vapor verkantet/defekt? noch welche Punkte im Detail überprüft Probengaswasserfalle verkantet/defekt? • nicht möglich wurden. Aber der Gerätecheck ist in Leckage im Bereich des Atemweges Form von Standards, Verfahrensanwei- prüfe: Tubus / Cuff undicht / defekt? sungen o. ä. schriftlich niedergelegt, ggf. supraglottischer Atemweg undicht wobei Zeitpunkte und Umfang – ggf. – Ende der Checkliste – gerätespezifisch – detailliert festgelegt sind UND dies derart festgelegte Vorge- a Bei schwieriger Maskenbeatmung aufgrund hoher Widerstände liegen die Ursachen meist beim Pa- tienten – ABER an Verlegungen im Bereich des Atemsystems muss auch gedacht werden. hen auch die am Haus übliche Praxis ist. b Die Kommission empfiehlt dringend, an jedem Anästhesiearbeitsplatz einen separaten, selbstfül- 2) Dokumentation jedes einzelnen Ge- lenden Handbeatmungsbeutel mit Sauerstoffreservoir oder Demand-Sauerstoffquelle vorzuhalten. rätechecks im Sinne von: „Ich habe mich c Bei schwieriger Maskenbeatmung aufgrund ungenügenden Druckaufbaus ist die Ursache meist eine vom ordnungsgemäßen Zustand des ungenügend abdichtende Maske – ABER an Leckagen im Bereich des Atemsystems muss auch ge- dacht werden. Gerätes überzeugt“, ohne dass die über- prüften Punkte im Einzelnen aufgeführt © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Leitlinien und Empfehlungen Sonderbeiträge81 Guidelines and Recommendations Special Articles setzung. Eine Aufbewahrung über 30 werden, weder für den konkreten Check Jahre, wie bei Behandlungsunterlagen Korrespondenzadresse noch ganz allgemein in Form einer am gefordert, erscheint daher nicht erfor- Hause existierenden Checkliste. Prof. Dr. med. Thomas Prien derlich. Die modernen Anästhesiegeräte 3) Dokumentation jedes einzelnen Ge speichern die Daten des Selbstchecks Klinik für Anästhesiologie, räteschecks nach einer Checkliste, im nur für eine gewisse Zeit, die im Bereich operative Intensivmedizin und Sinne von: „Ich habe mich vom ordnungs von Monaten liegt. Schmerztherapie gemäßen Zustand des Gerätes gemäß Universitätsklinikum Münster hausüblichem Standard überzeugt.“ Albert-Schweitzer-Campus 1 Literatur 4) Dokumentation jedes einzelnen Gebäude A1 Schritts des Gerätechecks (vergleichbar 1. Arbous MS, Meursing AEE, van Kleef JW, 48149 Münster, Deutschland der Luftfahrt). et al: Impact of Anesthesia Management Tel.: 0251 8347255 Characteristics on Severe Morbidity Im Übrigen dokumentieren die moder- and Mortality. Anesthesiology 2005;102: Fax: 0251 8348667 nen Anästhesiegeräte den (halb)automa- 257–268 E-Mail: prien@anit.uni-muenster.de tischen Gerätecheck in ihrem Logbuch. 2. DGAI: Funktionsprüfung des Narkose Es sei allerdings nochmals darauf hin gerätes bei geplantem Betriebsbeginn, gewiesen, dass der Gerätecheck nach bei Patientenwechsel im laufenden dieser Empfehlung umfangreicher ist. Betrieb und im Notfall. Anästh Intensiv med 2006;47:57–62 Archivierung: Ebenso wie die Doku- 3. DGAI: Funktionsprüfung des Narkose mentation des Gerätechecks dient deren gerätes zur Gewährleistung der Patienten Archivierung lediglich dem Nachweis sicherheit. Anästh Intensivmed 2016;57: im Falle einer juristischen Auseinander- 522–527. Zur 2019er Revision der DGAI-Empfehlung „Funktionsprüfung des Narkosegerätes zur Gewährleistung der Patientensicherheit“ Die Kommission für Normung und technische Sicherheit der DGAI hat die Empfehlung zur Funktionsprüfung des Narkosegerätes aus dem Jahre 2006 im Jahre 2016 überarbeitet. Auf Grund der Novelle der Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) zum 01.01.2017 ist eine neuerliche Revision erforderlich geworden. Hintergrund waren vor allem geänderte Referenzen in der Gesetzgebung und Analysen aus zwischenzeitlich bekanntgewordenen Zwischenfällen, zu deren Vermeidung entsprechende Strategien dargestellt werden. Im Vergleich zur Vorversion wurden nun atemsystemfilterbezogene Störungen mehr in den Fokus gerückt. Ferner wurde der KURZcheck, den der Anästhesist immer durchführen soll, wenn er einen Patienten an ein Narkosegerät anschließt, für alle Situationen vereinheitlicht. Die wichtigsten Aspekte und Änderungen zur Initialfassung in Kürze: Statt drei nur noch zwei Funktionstests Die bisherige Empfehlung sah drei verschiedene Arten der Funktionsprüfung vor: den „Gerätecheck A“ als gründliche Funktions- prüfung des Gerätes, zum Beispiel bei morgendlicher Inbetriebnahme, den „Gerätecheck W“ bei Patientenwechsel im laufenden Betrieb und den „Gerätecheck N“ bei notfallmäßiger Inbetriebnahme eines Anästhesiegerätes. Die aktualisierte Fassung sieht neben der nach Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) erforderlichen gründlichen Funktionsprüfung nur noch einen Geräte-KURZcheck vor. Dieser KURZcheck ist auch bei notfallmäßiger Inbetriebnahme eines Anästhesiegerätes durchzuführen und ersetzt insofern den „Gerätecheck N.“ Der Geräte-KURZcheck ist IMMER durchzuführen, wenn ein Patient an ein Anästhesiegerät angeschlossen wird Der „Gerätecheck W“ der bisherigen Empfehlung war für die kurze Funktionsprüfung des Anästhesiegerätes bei Patientenwechsel im laufenden Betrieb vorgesehen. Damit sollen a) essenzielle Funktionen geprüft und b) Fehler erkannt werden, die – z.B. im Bereich der Beatmungsschläuche – zwischenzeitlich aufgetreten sind. Da diese Fehler aber auch nach der gründlichen Funktions- prüfung bis zum Anschluss des ersten Patienten passieren können, ist es sinnvoll, einen KURZcheck IMMER durchzuführen, wenn © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
82 Sonderbeiträge Leitlinien und Empfehlungen Special Articles Guidelines and Recommendations Funktionsprüfung des Narkosegerätes zur Gewährleistung der Patientensicherheit – Fortsetzung von vorheriger Seite ein Patient an ein Anästhesiegerät angeschlossen wird. Er erfordert nur wenige Augenblicke und Handgriffe: so wird sichergestellt, dass der Patient mit Sauerstoff versorgt und ventiliert wird. Kern des GeräteKURZchecks ist, IMMER, wenn ein Patient an ein Anästhesiegerät angeschlossen wird, drei Dinge zu prüfen: Funktion des Atemsystems, FiO2 und Kapnometrie. „PaF“-Test zur Prüfung des Atemsystems Die Funktionsfähigkeit des Atemsystems kann orientierend mit wenigen Handgriffen und in wenigen Augenblicken geprüft werden (Pressure-and-Flow-Test): Dazu wird am Narkosegerät der Beatmungsmodus „manuell/spontan“ gewählt und das APL-Ventil auf einen Wert von 30 mbar eingestellt. Der Handbeatmungsbeutel wird in die Hand genommen und die Patientenanschlussöffnung verschlossen. Mit der Sauerstoff-Flush-Funktion werden Atemsystem und Handbeatmungsbeutel aufgefüllt. Bei manueller Kom- pression darf sich der Handbeatmungsbeutel nicht entleeren („Pressure“); bei Wiederöffnung der Patientenanschlussöffnung muss deutlich spürbar ein Gasstrom austreten („Flow“). Mit dem PaF-Test versichert sich der Anästhesist haptisch von der Funktionsfähigkeit des Atemsystems. Die haptische Wahrneh- mung von „Pressure“ und „Flow“ ist insbesondere in komplexen klinischen Situationen anderen, stärker kognitiv ausgerichteten Prüfmethoden überlegen. Ein normal verlaufender PaF-Test schließt große Leckagen, Verlegungen und falsche Konfigurationen des Atemsystems aus; aller- dings können bei Koaxial-Atemschläuchen keine Shunts zwischen In- und Exspirationsteil detektiert werden. Kapnometrie mit in den KURZcheck aufgenommen Zwei für die Patientensicherheit essenzielle Funktionen, die nicht Gegenstand der gründlichen Funktionsprüfung des Anästhesie- gerätes nach MPBetreibV sein können, werden mit dem Geräte-KURZcheck geprüft: Erstens: „Fließt Sauerstoff?“, was anhand einer Messung der inspiratorischen Sauerstoffkonzentration verifiziert werden muss (Gasartenerkennung). Zweitens: „Sind die Lungen des Patienten ventiliert?“, was anhand einer Messung der exspiratorischen Kohlendioxidkonzentration verifiziert werden muss. Der bisherige kurze Check wurde um diesen Prüfschritt ergänzt. Blick auf den separaten Handbeatmungsbeutel mit in den KURZcheck aufgenommen Die zuletzt bekannt gewordenen Zwischenfälle lassen ein gemeinsames Muster erkennen: erstens lag ein Fehler im Bereich der Patientenschläuche vor, der vor Anschluss des Patienten an das Anästhesiegerät nicht erkannt wurde, weil kein KURZcheck durch- geführt worden war. Zweitens wurde bei den dann auftretenden Beatmungsproblemen nicht schnell genug auf den separaten Handbeatmungsbeutel gewechselt. Um die Bedeutung dieses Schrittes hervorzuheben, wird die Sichtprobe „Ist ein separater Handbeatmungsbeutel am Arbeitsplatz vorhanden?“ als zusätzlicher Prüfschritt vor die drei gerätebezogenen Checks gesetzt. Vorgehen beim KURZcheck jetzt einheitlich In der 2019er Fassung dieser Empfehlung wird die Bedeutung des KURZchecks stärker hervorgehoben. Auf die zuletzt vorge- schlagene differenzierte Durchführung in verschiedenen klinischen Situationen wurde nun verzichtet, um durch Vereinfachung die Übernahme in die anästhesiologische Routine zu fördern. (Rückblick: Zunächst war als Reaktion auf die Lachgas-Todesfälle vor ca. 15 Jahren ein Gerätecheck „W“ wie „Wechsel“ gefor- dert worden, bei dem die Funktion des Atemsystems unter Handbeatmung, was nur beim bereits narkotisierten und beatmeten Patienten möglich ist, geprüft wurde. Bei einer Anästhesieeinleitung muss man sich aber vorher von der korrekten Funktion des Atemsystems überzeugen; dem wurde in der 2016er Empfehlung durch Beschreibung eines kurzen, orientierenden Tests ohne Einsatz einer Testlunge Rechnung getragen.) Die Funktion des Atemsystems wird nun einheitlich in zwei Schritten geprüft: Zunächst wird vor dem Anschluss des Patienten ein PaF-Test durchgeführt. Nach dem Anschluss des Patienten werden dann zunächst einige manuelle Atemhübe mit dem integrierten Handbeatmungsbeutel gegeben. Dabei werden die FiO2 und die Kapnometrie kontrolliert. Gegen die obligate Durchführung des PaF-Tests mag eingewendet werden, dass man in bestimmten Situationen, wie der Fahrt aus der Einleitung in den OP-Saal, die Apnoezeit verlängert; das kann man aber dadurch vermeiden, dass man dieses Manöver unmittelbar vor dem Abdocken aus der Einleitung durchführt. © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
Leitlinien und Empfehlungen Sonderbeiträge83 Guidelines and Recommendations Special Articles Funktionsprüfung des Narkosegerätes zur Gewährleistung der Patientensicherheit – Fortsetzung von vorheriger Seite Die nun (wieder) obligatorisch geforderte kurze Handbeatmung vor Beginn einer maschinellen Beatmung knüpft an die Initial- fassung dieser Empfehlungen aus dem Jahre 2006 an. Die Handbeatmungsfunktion soll zusätzlich geprüft werden, weil sie eine wichtige Maßnahme zur Überbrückung bzw. Detektion sowohl technischer als auch klinischer Probleme darstellt und weil sie eine zusätzliche haptische Information über die Interaktion von Atemsystem und den Atemwegen des Patienten gibt. Der automatische Selbsttest reicht nicht Der Anwender hat sich laut MPBetreibV vor Anwendung eines Medizinproduktes (z.B. eines Anästhesiegerätes) von der Funktions- fähigkeit und dem ordnungsgemäßen Zustand des Medizinproduktes zu überzeugen. Er hat die Angaben über die Funktionsprüfung in der Gebrauchsanweisung und die beigefügten sicherheitsbezogenen Informationen zu beachten. Moderne Anästhesiegeräte nehmen dem Anwender einen Teil der erforderlichen Prüfschritte in Form automatisierter Selbsttests ab; Prüfschritte, die nicht automatisiert werden können, werden im Dialog mit dem Anwender abgefragt und müssen von diesem bestätigt werden. Dazu zählen auch Prüfungen im Bereich des Kohlendioxidabsorbers, der Narkosegasdosierer und der Atemschläuche. Werden diese nicht sorgfältig durchgeführt, können Probleme auftreten. Ein Beispiel: „Sind die Beatmungsschläuche richtig konnektiert?“ Eine Fehlkonnektion im Bereich der Wasserfallen, mit Kurzschluss- Verbindung der geräteseitigen Schlauchstücke über die eine Wasserfalle und der beiden patientenseitigen Schlauchstücke über die andere Wasserfalle, wird im Selbsttest des Gerätes nicht erkannt. Bei Konnektion des Patienten ist keine Beatmung möglich. Wenn dann der Fehler nur beim Patienten gesucht wird, weil das Gerät ja „geprüft“ wurde und daher nicht fehlerhaft sein kann, geht wertvolle Zeit verloren. Derartige Fehler können auch NACH der kompletten Funktionsprüfung, z.B. im laufenden Betrieb, noch auftreten. Dies zu de- tektieren ist auch Sinn des Geräte-KURZchecks, der immer dann gemacht werden soll, wenn ein Patient an ein Anästhesiegerät angeschlossen wird. Lässt sich der Patient beim Geräte-KURZcheck nicht problemlos manuell beatmen, sollte nach den in die Empfehlung aufge- nommenen Algorithmen zur Fehlersuche vorgegangen werden, situationsabhängig entweder nach dem „Stenose“- oder dem „Leckage“-Algorithmus. Checklisten für Beatmungsprobleme Die Algorithmen für die Fehlersuche bei „Stenose“ oder „Leckage“ wurden hinzugefügt, weil kritische Zwischenfälle zeigen, dass nicht alle Anästhesisten in solchen Fehlersituationen systematisch vorgehen und Fehlerursachen nicht oder erst spät finden. Diese Algorithmen sollten wie das ABC der Wiederbelebung zu den Basisprozeduren eines Anästhesisten zählen. Bei schwieriger Maskenbeatmung: Auch an technische Ursachen denken! Probleme bei der Maskenbeatmung sind meist auf Ursachen beim Patienten (im Falle von hohen Widerständen) oder bei der Abdichtung zwischen Gesicht und Maske (im Falle von Leckagen) zurückzuführen. Aber hin und wieder gibt es auch technische Ursachen, an die gedacht werden muss. Typische Beispiele sind Leckagen (z. B. Schlauch am Gerät disloziert) oder Obstruktionen im Atemsystem (z. B. verstopfter Filter). Diese Fehler werden im Rahmen des Geräte-KURZchecks erkannt, WENN der Geräte- KURZcheck – wie empfohlen – vor Beginn der Präoxygenierung durchgeführt wird. Sollte der Geräte-KURZcheck, aus welchen Gründen auch immer, nicht erfolgt sein, muss man irgendwann im Verlauf des persön- lichen Algorithmus „schwierige Maskenbeatmung“ eben auch technische Ursachen prüfen. Das Vorgehen bei schwieriger Maskenbeatmung ist in der S1-Leitlinie „Atemwegsmanagement“ dargestellt (AWMF-Register Nr.: 001/028); technische Ursachen werden darin nicht berücksichtigt. Da die Luftwegssicherung die Domäne des Wissenschaftlichen Arbeitskreises „Atemwegssicherung“ der DGAI ist, hat die Kommission für Normung und technische Sicherheit keinen Vorschlag für einen separaten Algorithmus „Schwierige Maskenbeatmung“ gemacht. Technische Ursachen für ungewöhnlich hohe Atemwegswiderstände oder Leckagen müssen jedoch geprüft werden. Sind diese aufgrund der Umstände in der konkreten Situation wahrscheinlich, aber nicht unmittelbar zu finden und zu beheben, ist auf die Rückfallebene „separater Handbeatmungsbeutel“ OHNE Filter auszuweichen. Ist die Maskenbeatmung damit möglich, kann dann systematisch nach der Fehlerursache gesucht oder ein Ersatzgerät eingesetzt werden. © Anästh Intensivmed 2019;60:75-83 Aktiv Druck & Verlag GmbH
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