Andreas Wolf Bilder | Paintings 2015-2021 - Artbear Books
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ISBN: 978-3-946957-21-8 17 € artbear books Andreas Wolf Bilder | Paintings 2015–2021 Bilder | Paintings 2015–2021 Andreas Wolf
Inhalt Verweilen Andreas Wolfs großformatige Bilder . . . . . . . . 6 Anna E. Wilkens Die Genesis des Andreas Wolf . . . . . . . 14 Fritz Stier Zeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Bilder auf Leinwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Aquarelle und Gouachen. . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Parkbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 Palindrome. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Übermalungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 Ausstellungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140
Verweilen Andreas Wolfs großformatige Bilder Anna E. Wilkens Meine Bilder entwickeln sich aus sich selbst. Es gibt keine Idee, kein Konzept, keine Strategie, keine Titel. Andreas Wolf Andreas Wolfs großformatige Gemälde entstehen aus sich selbst heraus. Am Anfang steht der Künstler vor der leeren Leinwand; das erste Element des Bildes entspringt einer Geste, einer Bewegung, die nicht überlegt ist; ein Pinselstrich, ein Punkt, eine halbe Form etwa. Dieser Anfang findet weder genau in der Mitte noch am Rand des Bildes statt. Von diesem Moment an reagiert Wolf immer wieder darauf, was das Bild von ihm will, welches zweite Element dazugesetzt werden soll, welches dritte, vierte, fünfte etc. Ziel ist, ein komplexes Bildgefüge zu erschaffen, in dem potenziell alle Elemente (Formen, Flächen, Farben) mit allen anderen in eine Beziehung treten und in dem alle Formen gleichberechtigt sind, es also keinen Vorder- und Hintergrund gibt und auch nichts, was das Zentrum des Bildes wäre, sozusagen das Motiv oder das Sujet, nichts, was sofort mehr ins Auge sticht als alles andere. Die Bilder stellen nichts dar außer sich selbst und sie drücken nichts aus, keine Gefühle oder dergleichen. Was man allenfalls sagen könnte, ist, dass sie darstellen, was sie gleichzeitig sind, nämlich ein Beziehungsgeflecht.1 Der Weg dahin ist ein langwieriger und diffiziler. Mindestens ein halbes Jahr muss vergehen, in dem Wolf immer wieder und wieder lange vor dem im Ent- stehen begriffenen Bild steht und es „anstarrt“, wie er selbst sagt, bis das Emp- finden dafür da ist, was als nächstes gemalt werden soll. Manchmal braucht ein Bild mehrere Jahre. Andreas Wolfs großformatige ungegenständliche Gemälde sind gewisserma- ßen Antikonzeptkunst, nicht, weil sie völlig konzeptlos wären, sondern weil das Konzept unbedingt hinter dem Werk zurücktritt; in der Konzeptkunst ist, laut Sol LeWitt, das Konzept wichtiger als die Ausführung, das Werk besteht im Konzept. Alle Entscheidungen sind vor der Erschaffung des Werks gefallen und die Ausführung ist nicht mehr von Interesse. „Die Idee wird zur Maschi- ne, die die Kunst macht.“2 Bei Wolfs Gemälden ist es genau umgekehrt: ohne die Ausführung gäbe es das Werk nicht. Es ist das Bild selbst, das das Werk ist, es ist das Bild und nichts anderes. Die Erschaffung eines gleichermaßen ausbalancierten wie spannungsreichen Bildraumes ist ein höchst anspruchsvolles Unterfangen – das kann gar nicht 1 Vgl. meinen früheren Text zu Andreas Wolfs Malerei: „keine andere Praktik [kann] in gleicher Weise die Relationalität des Partikularen, das Verbundensein in der Vielheit des Verschiedenen zeigen und sein“, Anna E. Wilkens: „Raum und Relation – Andreas Wolfs ungegenständliche Bilder“, in: Andreas Wolf, Ohne Titel, Berlin: Artbear Books 2016, S. 6–7, hier S. 7. 2 Sol LeWitt, „Paragraphs on Conceptual Art“, in: Artforum, Jg. 5, Nr. 10, Juni 1967, S. 79–83, hier S. 80. 6
Bildentwicklung in elf fotografisch festgehaltenen Schritten, o. T. (Nr. 89), 2021, große Abb. S. 12 genug betont werden. Und es ist ebenso eines, in dem viel Freiheit ist – vielleicht ist das nicht paradox, man denke nur daran, dass Freiheit immer sehr anstrengend ist, weil alle Entscheidungen selbst gefällt werden müssen. Vorga- ben sind beengender, aber einfacher. Farbe ist hierbei ebenso wichtig wie Form; die Elemente des Bildes erhalten ihre Individualität und ihre Korrespondenz mit oder ihren Kontrast zu ande- ren Elementen sowohl durch ihre Farbe (Ton in Ton oder komplementär, un- auffällig oder krass) als auch ihre Form und durch die Malweise. Wenn dem Künstler eine Form als zu sehr an bekannte Gegenstände erinnernd vorkommt, übermalt er sie, verändert die Formen, sodass sie wieder am Amor- phen teilhaben. Wenn ein Element zu sehr in den Vordergrund rückt, wenn durch eine hervorstechende Form oder Farbe ein Vordergrund überhaupt erst entsteht, übermalt er es. Der Prozess enthält viele Revidierungen, wieder und wieder wird das Bild angesehen und verändert. Ein weiteres konstitutives Moment für Wolfs große Ölgemälde ist die Abwe- senheit von zusammenhängenden weißen oder anderen einfarbigen Flächen: Die komplexen Farb-Form-Kompositionen erstrecken sich überall bis zum Rand der Leinwand, der die einzige gliedernde Vorgabe ist. Leere Flächen, für die Gestaltung von Schrift auf Papier erst in der Scholastik im Hochmittelalter überhaupt erfunden, vorher gab es keine Absätze, keinen Seitenrand, in frühen Zeiten der Schrift gab es noch nicht mal Zwischenräume zwischen Wörtern und auch keine Interpunktionszeichen, der Leerraum also wird seit der Scho- lastik nicht nur zur leichteren Lesbarkeit, für den leichteren Überblick über ein Schriftstück eingesetzt, sondern, und das ist der Punkt, um den es hier geht, zur Hierarchisierung eingesetzt. Dass ein Satz wichtiger ist als ein ande- rer, kann man durch Leerräume deutlich machen. In einer Analogie ist dieses Prinzip kontrastierend auf Wolfs Gemälde zu beziehen: Die Abwesenheit von Leerraum oder größeren Flächen, die monochrom gefärbt wären, trägt zur Verhinderung von Hierarchie bei. Es erscheint fast unmöglich, von den Bildern Kompositionsskizzen anzufer- tigen. Kein Kunstwerk, auch nicht ein sprachliches (Literatur) kann durch Sprache erfasst und wiedergegeben werden, aber man kann sich ihm gewöhn- lich durch Beschreibung nähern – aber Wolfs Bilder entziehen sich selbst einer Beschreibung weitgehend. 7
o. T. (Z10), 2020 o. T. (Z5), 2020 Bunt- und Filzstift Bunt- und Filzstift auf Papier, auf Papier, 29,7 × 42 cm 29,7 × 42 cm o. T. (Z7), 2020 Bunt- und Filzstift auf Papier, 29,7 × 42 cm 25
o. T. (Nr. 77), 2015 Öl, Acryl, Sprayfarbe auf Leinwand, 190 × 200 cm, Privatsammlung, Beverly Hills, USA 30
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Kolonie Wedding – Berlin Contemporary Art in Romania, Centrul de interes, Cluj, Rumänien, 2021 49
o. T. (A12), 2019 Aquarell auf Papier, 70 × 82,5 cm 88
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Parkbild, 2019 Ölfarbe auf Alu-Dibond, 88 x 88 x 0,5 cm Farben, die 2018 im Privatpark in Cammin fotografisch festgehalten wurden, bilden die Farbpalette des abstrakten, runden Bildes, das sich einerseits fast camouflageartig in die Landschaft einfügt, andererseits seine Eigen- ständigkeit als Bild dieser Umgebung gegenüber behauptet: Kunst und kultivierter Raum treffen zusammen und laden zum Verweilen ein. 126
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Vielen Dank Anna E. Wilkens für ihren tollen Text, die vielen Ratschläge, die vielen hilfreichen Gedanken und Gespräche ohne die alles viel weniger wäre, Fritz Stier für den schönen Text, Henrik Jacob für seinen kleinen Text, Archi Galentz, meinen unermüdlichen Galerie-Partner von Wolf & Galentz für seine Hilfe bei allem Möglichen. artbear books © www.artbearbooks.de, 2021 ISBN: 978-3-946957-21-8 Gelistet in der Deutschen Nationalbibliothek unter http://dnb.dnb.de Texte: Henrik Jacob, Fritz Stier, Anna E. Wilkens Gestaltung und Druckvorbereitung: Wolfdesign Berlin Lektorat: Anna E. Wilkens © Fotos: Andreas Wolf VG Bild-Kunst, Bonn, Artbear Books Umschlagfoto: Ausschnitt des Bildes o. T. (Nr. 89), 2021 © Texte: bei den Autor:innen und Artbear Books Gedruckt in Deutschland, 1. Auflage 2021 144
ISBN: 978-3-946957-21-8 17 € artbear books Andreas Wolf Bilder | Paintings 2015–2021 Bilder | Paintings 2015–2021 Andreas Wolf
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