Anspiel zu Leben und Wirken des Heiligen Nikolaus - Anspiel und Predigt vom Familiengottsdienst am 6. Dezember 2020

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Anspiel zu Leben und Wirken des Heiligen Nikolaus - Anspiel und Predigt vom Familiengottsdienst am 6. Dezember 2020
Anspiel und Predigt vom Familiengottsdienst am 6. Dezember 2020

          Anspiel zu Leben und Wirken des Heiligen Nikolaus

                                              Altar Seifersdorf, Heiliger Bischof Nikolaus in der Mitte
                                                                   Foto: Eigentum der KG Seifersdorf

Es klopft an der Tür.

Pfrn.: Nanu? Hat es geklopft? – Herein!
Oh, der Nikolaus besucht uns heute persönlich im Gottesdienst. Komm herein,
Nikolaus! Sei gegrüßt!

Nikolaus stellt sich unter die Kanzel.
Da hast du dich aber auf einen weiten Weg gemacht. Von Myra, in der heutigen
Türkei bis zu uns. Und dazu noch aus einer lang vergangenen Zeit vor 1.600
Jahren bis heute.

Nikolaus: Ja, ich habe mich auf den Weg gemacht durch Europa und durch die
Zeiten. – Damals war ich ein junger und auch reicher Mann. Heute bin ich als
alter Bischof bekannt. Aber das Alter ist ja egal. -
Ich staune, dass Menschen jedes Jahr am 6. Dezember an mich denken. An dem
Tag bin ich gestorben. Man hat mich dann irgendwann heiliggesprochen, und
ich bin der Schutzpatron von Ländern wie Russland oder Koratien. Dort heißen
viele Jungen und Männer Nikolaus oder Klaus. Ja, und ich gelte als Helfer für
die Kinder und Schüler.

Pfrn: Ich erinnere mich an eine besondere Situation. In Myra gab es einmal eine
große Hungersnot. Es hatte sehr lange nicht geregnet, so dass das Getreide nicht
wachsen konnte und somit die Ernten nicht reichten. Im Hafen von Myra lagen
Schiffe an, die hatten Korn geladen. Da gingen die Menschen zum Bischof und
sagten: „Hilf uns, Bischof Nikolaus! Wir brauchen Brot! Wir haben Hunger!“
Du hast dann mit den Schiffsleuten geredet. Aber die waren stur und habgierig.

Nikolaus: Wir geben euch das Korn nur gegen Geld und Gold, sagten sie. So
ging ich zu den Leuten unserer Stadt und sammelte Geld und auch Schmuck,
besondere Gegenstände. Aber es war nicht genug. Die Schiffsleute wollten noch
mehr Geld und Gold.

Pfrn: Und da bist du in die Kirchen gegangen und hast alle wertvollen Kelche
und Kerzenständer, Taufschalen und anderes schweren Herzens weggegeben.
Nikolaus: So war es. Endlich gaben sie uns das Getreide. So konnten wieder
Brote gebacken werden und alle wurden satt. Ja, die Menschen waren sehr
dankbar. Sie sagten: Du machst deinem Namen alle Ehre.

Pfrn. Ja, dein Name bedeutet: Siegreicher des Volkes.
Du hast ein gutes Herz und vertraust auf Gott und Gottes Willen für die Welt.
Danke Nikolaus, dass wir von dir lernen können! Wenn du nun weiter ziehst, so
grüß die Kinder in anderen Ländern von uns! Wenn wir helfen und teilen
können, gib uns Bescheid!

Nikolaus winkt und verlässt die Kirche

                              Oelsa, Dezember 2020 Pfarrerin Annette Kalettka
Predigt

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da war, der da ist und sein wird. –
In der Stille besinnen wir uns darauf, Gottes Wort zu hören. Gott, segne unser
Reden, Hören und Verstehen. Amen

Liebe Gemeinde,
hat sich das Warten auf den Nikolaus gelohnt? Hat er heute früh etwas
in Ihre Schuhe oder Eure Stiefel gesteckt?
Noch 19 Tage sind es bis Weihnachten. Die Einen denken: „Wenn es
doch schon morgen so weit wäre! Ich kann es kaum erwarten.“
Manch andere denken: „Wie die Zeit wieder rennt! Ich muss noch so
vieles erledigen!“ Und die dritten seufzen und wollen in diesem Jahr gar
nicht an Weihnachten denken, weil so viele der geliebten Rituale,
Traditionen und Gebräuche nicht wie alle Jahre möglich sind.

Es ist noch genug Zeit, um alles schön zu machen und nach anderen
Wegen und Möglichkeiten für dieses Jahr zu suchen. Wie in jedem Jahr
müssen wir lernen, uns in Geduld zu üben. Geduld, das ist eine Tugend,
eine Eigenschaft, eine Fähigkeit, die sich durchaus trainieren lässt. Ja,
Geduld lässt sich lernen. Kleine Kinder sind noch nicht geduldig. „Sind
wir schon da?“, fragen sie auf beinahe jeder Autofahrt. Sie müssen
Geduld noch üben. Auch für Erwachsene ist das mit der Geduld eine
schwierige Angelegenheit. Auch sie hätten manches lieber sofort. Und
doch müssen sie lernen zu warten.
Einer schwangeren Frau, z.B. bleibt nichts weiter übrig, als die Zeit bis
zur Geburt ihres Kindes abzuwarten. In den letzten Wochen, wenn die
Belastungen und Einschränkungen durch das wachsende Leben in ihr
zunehmen, wird schon mal der Wunsch laut: Ach, wenn das Kind doch
erst da wäre! Aber es hilft nichts: Geduld ist nötig.
Wenn zwei Liebende getrennt sind, warten sie voller Sehnsucht auf eine
Nachricht, ein Zeichen oder gar auf die Wiederkehr der oder des
Geliebten.
Geduld ist nötig, wenn es um das Testergebnis geht, um die Herausgabe
der neuen Hygieneregeln, um das Warten auf die Baugenehmigung, auf
die Post, auf den Anruf, auf so vieles in unserem Alltag und Leben.

Geduld ist heute das Thema unseres Predigttextes. Zur Geduld wird
aufgefordert, Geduld bis zu Jesu Kommen. Es sind Zeilen aus dem
Jakobusbrief 5,7-8(9-11)
7Geduldet euch nun, meine Schwestern und Brüder, bis Jesus kommt!
Auch diejenigen, die vom Acker leben, erwarten die kostbare Frucht der
Erde so, dass sie sich gedulden, bis die frühen oder die späten Früchte
reif sind. 8Geduldet auch ihr euch, stärkt das Denken, Fühlen und
Wollen eurer Herzen, denn Jesus kommt bald!

Wir hören diesen Text heute in unserem Gottesdienst in der Adventszeit,
also im Warten auf das Fest der Geburt Jesu. Die christliche Gemeinde
damals erwartete das Wiederkommen Jesu auf die Erde am Ende der
Zeit. Aber das Erwartete traf nicht ein. Mit jedem Tag, der verging, wurde
es unerträglicher zu warten. Die Geduld der Menschen wurde hart
geprüft.
Der Jakobusbrief will sie unterstützen und mahnt sie, in ihrer Geduld
nicht nachzulassen. Sie sollen ihr Denken stärken. Wir würden heute
sagen: Positiv denken! Nicht nur auf das Schwere schauen, das ja
zweifelsohne da ist! Ja, positives Denken kann trainiert werden, wie
Muskeln durch Bewegung trainiert werden.
Meine Sicht auf die Dinge, macht die Situation selbst vielleicht nicht
besser. Aber sie macht etwas mit mir.
Suche ich nach den positiven Seiten, stärkt das meine Lebenslust,
mindert meinen Pessimismus und lässt mich zuversichtlicher durchs
Leben gehen. So eine Lebensansicht strahlt aus. Die anderen nehmen
es wahr und lassen sich davon anstecken.
Weiterhin spricht der Jakobusbrief vom Fühlen. Können wir Menschen
unser Fühlen beeinflussen? Es heißt ja, dass die emotionalen Seiten in
uns viel stärker sind als die Rationalen. Das, was in meinem Bauch
abgeht, ist stärker als das, was mein Kopf will.
Nein, unsere Gefühle können wir schwer beeinflussen. Wir können sie
aber wahrnehmen und ihrer bewusst werden. Wir schieben sie
gewissermaßen vom Bauch in den Kopf. In einer neuen, ähnlichen
Situation beherrschen wir unsere Ungeduld besser.

Auf dem Schulhof nimmt mir mein Freund meinen Schokoriegel weg. Ich
bin empört und auch wütend. Laufe hinterher und reiße ihm den Riegel
wieder aus der Hand. Der fällt in den Sand. Vor Wut kommen mir jetzt
die Tränen und ich haue auf meinen Freund los. Irgendwann höre ich die
Stimme der Hortnerin und sehe, dass die Nase meines Freundes blutet.
Die Wut war stärker, sie hat mich gepackt. Nasenbluten sollte es nicht
geben. Ich wollte nur meinen Riegel zurück. Aber der liegt im Sand.
Hinterher denke ich, ich hätte es anders machen sollen. Rufen, fragen,
was los ist? – auch mein Freund merkt hinterher, dass er Quatsch
gemacht hat. Er wollte mich nur ein wenig ärgern.

Unser Fühlen und Wollen sollen wir stärken. Vielleicht ist das genau die
Herausforderung: Herauszufinden, wann ich den Gefühlen und wann ich
dem Verstand folge.
So lernen wir Verantwortung zu übernehmen für unser Leben und für
das unserer Mitmenschen.
Ein anderes Wort für Geduld – liebe Gemeinde - ist Langmut. Einen
langen Mut bringen wir auf, wann immer es schwierig wird, wenn das
gesellschaftliche Leben beschränkt ist, wenn unser Bewegungsradius
durch Krankheit oder Kummer kleiner ist, wenn wir sehnsüchtig auf die
Begegnung mit unseren Liebsten warten. Da muss unser Mut in vielen
Lebenslagen lange halten. So lehrt es uns das wunderschöne, alte Wort
Langmut. So möge der Mut, der lange aushält, bei uns bleiben, nicht nur,
wenn wir auf das Weihnachtsfest warten. Und Geduld sei unsere
Ratgeberin, besonders in diesen Tagen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere
Herzen und Sinnen in Chr. J. Amen.

Familiengottesdienst zum Nikolaus, Oelsa Dezember 2020;
Pfrn. A. Kalettka
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