April 2021 - Wendelin-Pflegeheim
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Wendelin Pflegeheim Wendelin Tagesheim Inzlingerstrasse 50 Inzlingerstrasse 46 4125 Riehen 4125 Riehen Tel: 061 645 22 22 Tel: 061 643 22 16 info@aph-wendelin.ch info@th-wendelin.ch www.aph-wendelin.ch www.th-wendelin.ch 2
Der Heimleiter berichtet Von Osterbräuchen rund um die Kreuzigung und Auferste- hung Jesu vor 2020 Jahren Liebe Bewohnende, liebe Leser des «Wendelinheftlis» Gerne erinnere ich mich an die Zeit vor Ostern, als meine Mutter mit uns Kindern Eier kochte und wir diese anschliessend färben durften. Oft sammelten wir davor Gräser und Farne, die dann während des Färbens auf dem Ei fixiert wurden, was wunder- schöne Muster und Strukturen auf die Eier zauberte. Am Oster- sonntag wurden die Osternester im Haus und im Garten versteckt und wir Kinder durften gemeinsam die Nester suchen. Manches Osternest wurde auch erst an Pfingsten wiederent- deckt, weil es ein ganz besonders beflissentlicher Onkel so gut versteckt hatte, dass es nicht gefunden wurde. Nach Ostern gab es dann wochenlang Eiersalat in allen Variationen. Bei meiner Recherche nach Osterbrauchtum habe ich viele interessante und auch unbekannte Schweizer Oster-Bräuche entdeckt. Eine Auswahl davon habe ich für dieses April-Heft zusammengestellt (wichtigste Quelle dieses Berichts: Blick.ch 2018): 3
Mendrisio, Tessin: «Die Gründonnerstags-Prozession in Mendrisio mit 200 Darstel- lern, 50 Pferden und bombastischen Kostümen ist der eindrück- lichste Osterbrauch der Schweiz. Laienschauspieler stellen die letzten Stunden des Jesus von Nazareth dar. Nachgespielt werden die Stationen des Kreuzweges: Jesu Fall, die Begeg- nung mit der Heiligen Veronika, Tod am Kreuz. Begleitet werden die ergreifenden Szenen von Trommeln und Trompeten, während die Stadt mit riesigen, schimmernden Transparenten beleuchtet wird, die Stationen aus dem Leben Jesu zeigen. Die Tradition reicht bis in das 16. Jahrhundert zurück, als grosse Teile der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnten. Wie also sollte man den Gläubigen die Geschehnisse der Passion näherbringen? Mit einem gewaltigen Theater- und Kostüm- spektakel. Dafür haben die Tessiner weder Mühen noch Kosten gescheut: Die eindrücklichen Gewänder wurden aus dem Kostümfundus der Mailänder Scala im Jahr 1898 erworben. Besinnlicher geht es am Karfreitag zu, wenn etwa 700 Teil- nehmer mit Laternen und der Statue des toten Jesus durch Mendrisio ziehen.» Männergesang in Estavayer-le-Lac FR: «Im Städtchen Estavayer-le-Lac pflegen die Bewohner das mittelalterliche Surrexit-Singen. Am Karsamstag kurz vor Mitter- nacht treffen sich die Männer des Dorfes vor der Kirche Saint- Laurent und singen das «Surrexit Christus hodie» (Christus ist heute auferstanden), um die Osternacht einzuläuten. Anschlies- send zieht eine Prozession singend und betend durch die Ortschaft. Zum Abschluss gibt es auf dem Dorfplatz Sauerkraut und Wurst, womit das Ende der Fastenzeit gefeiert wird.» Ei kontra Münze in Zürich: In Zürich findet ein Eiertütsch-Wettbewerb statt. Passend zur «Banken-Stadt» geht es hierbei allerdings um Cash: «Beim «Zwänzgerle» kämpfen 20-Rappenstücke gegen hartgekochte Eier und Erwachsene gegen Kinder. Die Grossen werfen einen 4
Zwanziger auf die Ostereier der Kinder. Bleibt die Münze stecken, gehören Geld und Ei dem Erwachsenen, prallt das Geld ab, darf das Kind die 20 Rappen behalten. Ist das nicht eine kreative Lösung zur Taschengeldaufstockung? Ob wir den Kindern den Tipp mit den bemalten Gipseiern geben sollen?» Eistauchen in Uster ZH: «‘Ihr sind ja nid ganz putzt!’ möchte man den kälteresistenten Teilnehmern beim Blaueierschwimmen in der Seebadi in Nieder- uster hinterherrufen. Bei eisigen Temperaturen stürzen sich die Schwimmer in die Fluten des Greifensees und fischen sich vom 20 Meter entfernten Sprungturm ein blaues Ei. Das Blaueier- schwimmen ist zwar erst zwölf Jahre jung, hat sich aber schon zu einer lokalen Tradition gemausert. Der Erlös der Veran- staltung kommt Umweltprojekten zugute.» Eiertütschete in Bern: «Am Ostersonntag werden die sonst friedlichen Berner militant: Dann heisst es, fremde Ostereier zu erbeuten. Gekämpft wird bei der traditionellen Eiertütschete auf dem Kornhausplatz Ei gegen Ei. Wer ein gegnerisches Ei zertrümmert, darf dieses behalten. Tütsch-König wird nur, wer den Sieg nicht dem Zufall überlässt: Eier junger Hühner sind belastbarer als die Eier alter Federviecher!» Wettrennen ums Ei im Baselbiet: «Auch die Eierläset, die im Baselbiet und in Teilen des Kantons Aargau nach Ostern veranstaltet wird, gehört zu den Oster- traditionen. Dabei kämpfen Winter und Frühling spielerisch um die Vorherrschaft. Wieder spielen Eier eine zentrale Rolle: In zwei Bahnen werden bis zu 100 Eier auf kleine Sägemehl- haufen gesetzt, die jedes Team aufsammeln und in eine Spreu- wanne werfen muss. Zerbricht ein Ei, stehen Strafrunden an. Anschliessend wird mit Eierspeisen gefeiert.» 5
Weinen und Klagen in Romont FR: «Ganz ernst und besinnlich geht es an Karfreitag in Romont zu: Nachdem die Passionsgeschichte in der Kirche Notre-Dame-de- l’Assomption verlesen wurde, ziehen schwarzgewandete Klage- weiber (Les Pleureuses) durch die Stadt. Auf roten Kissen tragen sie die Marterwerkzeuge Christi, die Dornenkrone, Geis- sel, Nägel, Hammer, Zange, singend und betend durch die Oberstadt. Eine schaurig besinnliche Erinnerung an die Vorkommnisse an Karfreitag.» Ratschen als Glockenersatz in Grimentz VS: «Nach katholischem Volksglauben reisen die Kirchenglocken in der Osterzeit nach Rom. Wie soll man dabei allerdings die Menschen zum Gebet rufen? In Grimentz VS, Rue und Romont FR hat sich ein Brauch erhalten, den es früher in vielen Regionen gab: das Ratschen mit Holzinstrumenten, den sogenannten Tapolets. Von Gründonnerstag bis Karsamstag werden dreimal täglich die Ratschen eingesetzt.» Ziger für alle in Ferden VS: «In Ferden, im unteren Lötschental, hat ein besonderer Oster- brauch überlebt. Am Ostermontag erhalten alle Bewohner des Tals eine Portion Ziger, Brot und Wein. Was nach christlicher Nächstenliebe klingt, hat seinen Ursprung allerdings im Aber- glauben früherer Bergbauern. Etwa im 14. Jahrhundert kam der Brauch auf. Auf den Alpen Faldum, Resti und Kummen soll ein spukender Senn die Kühe aus den Ställen getrieben haben. Um dem Schadenspuk ein Ende zu bereiten, verpflichteten sich die Alpbesitzer, die Milch zweier Tage zu Käse für die Bevölkerung zu verarbeiten. Noch heute wird die Milch der fetten Sommer- tage, dem 23. und 24. Juli, zu Spendeziger verarbeitet. Nachdem die Bewohner des Lötschentals ihre Portion Ziger erhalten haben, bedanken sie sich mit den Worten: ‘Vergelte es Gott tausendmal, und gebe Euch Gott den ewigen Lohn’.» 6
Der Osterhase: Bis heute ist nicht genau geklärt, woher der Brauch des Oster- hasen eigentlich kommt. «In der byzantinischen Tiersymbolik bezeichnet der Hase ein Symbol für Jesus Christus, welcher im Tod das Leben gebracht hat: Weil der Hase keine Augenlider hat, schläft er demnach mit offenen Augen. So wacht er wie Christus über die Seinen. Ausserdem gilt der Hase seit jeher als Symbol für die Fruchtbar- keit und Zeugungskraft aufgrund seiner starken Vermehrung (bis zu 20 Jungen jährlich). Damit steht er symbolisch auch für das Leben, was ebenfalls auf die Auferstehung verweist. Schon der hl. Ambrosius von Mailand (339-397) deutete den Schnee- hasen als Symbol für Verwandlung und Auferstehung, weil die- ser die Farbe seines Fells wechseln konnte. Das Brauchtum rund um den Osterhasen als solches entstand vor mehr als 300 Jahren in der Pfalz, dem Elsass und am Oberrhein. Als Eierbringer wird der Osterhase erstmals nach alten Aufzeichnungen in Zürich bezeichnet. Im 19. Jahrhundert dann setzte sich der Hase als ein Symbol für Ostern überall durch. Seit dieser Zeit verschenken wir an Ostern Hasen aus Schokolade und farbige Ostereier.» Welche Osterbräuche sind Ihnen noch in Erinnerung? Berichten Sie uns! Es grüsst Sie herzlichst Ihr Rainer Herold Heimleiter 7
Geburtstage im April Bewohnende 06.04. Martha Plattner 87 09.04. Luzia Steiger 93 20.04. Helene Wartmann 79 23.04. Olga Sollberger 93 30.04. Margrit Geissler Karagöz 80 Personal 03.04. Sina Bertschi Hauswirtschaft 09.04. Severin Degen Hauswirtschaft 09.04. Mirjam Henzi Pflege 10.04. Masoud Azimi Küche 14.04. Lilaine Steppacher Hauswirtschaft 16.04. Kira Elena Bassi Hauswirtschaft 19.04. Valentina Juciuviene Pflege 26.04. Hans-Rudolf Sutter Küche 27.04. Eusebio Attidzah Pflege 27.04. Dillara Inceler Pflege Tagesheim 02.04. Anita Botteron 80 17.04. Mirjam Wolf 74 26.04. Verena Meder 89 26.04. Hans-Rudolf Kehrli 77 8
Gottesdienste und Morgenbetrachtungen Gottesdienste Samstag 03.04. Ostergottesdienst Pfr. Eugen Frei und Lukas Wenk Donnerstag 15.04. Pfarrer Lukas Wenk Gedenkgottesdienst Donnerstag 29.04. 16 Uhr mit Pfarrer Lukas Wenk für Bewohnende und 2 Angehörige Morgenbetrachtungen Donnerstag 08.04. Pfarrerin Lea Schweyer Donnerstag 22.04. Irene Widmer Die Gottesdienste und Morgenbetrachtungen finden jeweils um 10.00 Uhr im Mehrzweckraum statt. Angehörige, Freunde, Bekannte, sowie die Mieter der umliegen- den Alterswohnungen können zurzeit noch nicht an diesen Anlässen teilnehmen. 9
In lieber Erinnerung gedenken wir Frau Helene Schuler gestorben am 04.03.2021 Frau Gertrud Bruhin gestorben am 08.03.2021 Zu uns gezogen sind Frau Gerda Aebischer eingezogen am 01.03.2021 Frau Verena Thiele eingezogen am 01.03.2021 Frau Ruth Burato eingezogen am 01.03.2021 Frau Gertrud Bruhin eingezogen am 03.03.2021 Herr René Wenger eingezogen am 18.03.2021 Frau Ruth Rosatzin eingezogen am 30.03.2021 Frau Hannelore Fischer eingezogen am 30.03.2021 Wir heissen die neuen Bewohnenden herzlich willkommen, wünschen ihnen ein gutes Einleben und hoffen, dass sie sich bei uns wohlfühlen werden. 10
Lebendiges Wasser Literarisch-musikalische Stunde von Niklaus Schmid-Heimes Mittwoch, 21. April 2021 im Mehrzweckraum Dichter, Schriftsteller und Musiker haben sich mit dem Thema Wasser auseinandergesetzt. • Sie hören Gedichte, Märchen, Erzählungen und musikali- sche Werke. • Sie sehen musikalische Filmsequenzen von den grossen Flüssen Rhein, Themse und der russischen Newa. Wegen der Corona-Pandemie können Angehörige und Gäste nicht an diesem Anlass teilnehmen. 11
Personelles Austritte Frau Estefani Castro, Assistentin Gesundheit und Soziales Frau Vesna Trajanov, Pflegehelferin SRK haben uns auf Ende März verlassen. Wir danken ihnen für die wertvolle Zeit und wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute. Eintritte Frau Anna Hasselwander als Pflegehelferin SRK Herr Frank Schlegel als stellvertretender Küchenchef Wir begrüssen die neuen Mitarbeitenden und wünschen ihnen viel Freude bei der Ausübung ihrer Tätigkeit im Wendelin Herzlich Willkommen 12
Unser Personal stellt sich vor Patrick Pellegrini Ich bedanke mich für die Gele- genheit, mich hier im Wendelin- Heftli kurz vorstellen zu dürfen. Ich bin 45 Jahre alt, verlobt und seit etwas mehr als zwei Jahren glücklicher Familienvater. Ich bin hier in der Region, genauer gesagt in Riehen und Basel aufgewachsen. Nachdem ich die letzten Jahre in Basel verbracht habe, sind wir vor etwa einem Jahr zurück ins grüne, ruhige und beschauliche Riehen gezogen, wo wir uns sehr wohl fühlen und die Zeit zu dritt in vollen Zügen geniessen können. Zu meinen liebsten Freizeitaktivitäten gehört mit meiner Familie Zeit zu verbringen, das Kochen und ganz besonders das Reisen, wenn es denn die zur Zeit besonderen Umstände wieder zulassen. Im Januar dieses Jahres durfte ich hier im Wendelin meine Arbeit als Pflegefachmann und Berufsbildner im Bereich Pflege aufnehmen. Es bereitet mir Freude, diese Doppelfunktion auszuüben, mit jungen und motivierten Lernen- den zusammen zu arbeiten, die Lernenden zu fördern und in ihrer Ausbildung zu unterstützen. Ich freue mich auf die kommende Zeit im Wendelin und bin positiv gespannt, was die Zukunft bringen wird. 13
Aktion «Briefe gegen das Vergessen» Ruth Schluchter Liebes Esther Gerne will ich dir schreiben. Weisst du, die Corona-Pandemie hat uns alle im Haus schwer beschäftigt. Das Haus stand unter Quarantäne. Wir durften ganz eingeschränkt Besuch empfangen. Da das Virus auch mich getroffen hatte, musste ich einige Zeit das Bett hüten, wie viele Menschen hier. Nun geht es mir wieder besser, sodass ich mein Leben wieder geniessen, das heisst an den verschiedenen Aktivitäten teilnehmen kann z.B. Malen auf Glas. Wir beabsichtigen unsern neu gestalteten Garten mit bemalten Laternen auszustatten, natürlich elektrisch beleuchtet. Einmal in der Woche turnen wir unter kundiger Führung. Manch- mal dürfen wir auch einen Film ansehen, den wir per Abstim- mung bestimmen durften. Naturfilme sind sehr beliebt. Am Donnerstag feiern wir einen Gottesdienst, geleitet von Herrn Pfarrer Wenk oder Pastorin Lea Schweyer. Wir wollen alle die Bibel besser kennenlernen und danach leben. Besonders jetzt in dieser Krise, in der wir uns so einschränken müssen, wollen wir diese Schwierigkeiten vor Gott bringen und glauben, dass wir erhört werden. Wir leben halt von ganz tollen Erinnerungen an unsere Reisen mit dem Autocar oder mit dem Schiff von Rheinfelden nach Basel. Oder an den Bodensee zum Rheinfall, oder auch im Frühling eine Bluestfahrt ins Baselbiet. Auch der 14
Grillplausch im Sarasinpark jeden Sommer war ein tolles Erleb- nis. Das Essen und die Stimmung waren einmalig! Wie gerne denke ich an die vielen Feste, die wir hier gefeiert hatten. An Weihnachten feierten wir mit vielen Gästen und Verwandten den Geburtstag von Jesus Christus. Mit viel singen und musizieren. Ein feines Nachtessen war der Höhepunkt des Abends. Dieses Jahr haben wir nur intern gefeiert wegen der Corona Pandemie. Der Weihnachtsbaum war trotzdem wunder- schön! Gerne erinnere ich mich auch an den Sonntag als der Musik- verein von Egringen DE uns mit einem Konzert erfreute. Die Heilsarmee hat uns auch an einem Sonntag den Marsch gebla- sen. Die Zuhörer waren hoch erfreut und klatschten heftig. Die Trachtentanzgruppe Riehen im Oktober und die Taxi Dancer im Mai waren ebenfalls unsere Gäste. Sie wollten uns einige Tänze beibringen wie Ländler, Walzer, Samba oder Hip-Hop – mit mässigem Erfolg, leider. Es waren trotzdem lustige Tage! In Allschwil bei Basel besteht eine Blindenführhundeschule. Die Hunde werden dort ausgebildet, um sehbehinderte Menschen zu begleiten. Bei uns im Heim wurde ein Trainingstag durchge- führt. Etwa 10 Hunde waren da. Wir durften mithelfen, Befehle geben und sonst noch allerlei. Einmal durfte ich mich auf ein Bett legen und der Hund musste sich schön neben mich legen. Dann haben wir uns gestreichelt, er mit seiner Zunge - ich mit den Händen. «S isch schön gsi!» Im September waren viele Hände nötig, um mit zu hämmern, sägen, nähen, stricken, kochen und braten unser Herbstfest auf die Beine zu stellen. Mit Gottes Hilfe wird dieses Jahr hoffentlich wieder ein Herbstfest stattfinden. Nun wünsche ich dir, liebe Esther, alles Gute Ruth Schluchter 15
Tagesheimbericht zum Thema Ostern Osterbrauchtum Ostern: An Ostern feiern die christlichen Kirchen die Auferstehung von Jesus Christus. Er ist gestorben und auferstanden von den Toten, heisst es im apostolischen Glaubensbekenntnis. Die Osterzeit dauert 50 Tage und findet ihre Vollendung am Pfingst- sonntag. So wird die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten auch die Zeit der «fünfzig Tage» genannt. Das Osterfest wird in der Kirche als ein grosser Tag gefeiert. Es geht dabei um die Freude über die Erlösung durch Kreuz und Auferstehung. Christus ist für alle Menschen gestorben und auf- erstanden. Die Osterzeit ist geprägt vom häufigen Singen des «Halleluja». Während dieser ganzen fünfzigtägigen Zeit brennt während den Gottesdiensten die Osterkerze. Diese ist Zeichen für Jesus Christus, das Licht der Welt, der die Finsternis des Todes überwunden hat. Ostern hat im Kalender keinen festen Platz, sondern richtet sich, wie das jüdische Passahfest, nach dem Datum des Frühlings- vollmondes. 2021 wird Ostern am 4. April gefeiert. Hoher Donnerstag / Gründonnerstag: Christen feiern das Gedenken an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat. Karfreitag: Am Karfreitag gedenken Christen des Leidens und Sterbens von Jesus von Nazareth am Kreuz. 16
Wir im Tagesheim beschäftigen uns mit der Osterdekoration für die Fensterfront oder für den Schaukasten im Tagesheim. Als Tradition erhält auch jeder Tagesgast ein «Osternestli» mit nach Hause, gefüllt mit Süssem und mit selbstgefärbten Eiern, die der Tagesgast hier im Tagesheim in der Gruppe selbst gefärbt hat. 17
Osterdekoration vom Tagesheim 18
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Auf dem Weg zu Ostern Martina Holder, Pfarrerin Ostern ist das grosse Fest der Christinnen und Christen. Die Kirche feiert die Auferstehung von Jesus Christus, der am Karfreitag den Tod am Kreuz erlitten hat. Ostern macht deutlich: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Dieses starke Zeichen hat gerade in Zeiten wie diesen eine besondere Bedeutung. Da wir im letzten Jahr keine Oster- gottesdienste in den Kirchen feiern durften, freue ich mich sehr, dass wir das nun wieder können. Mir persönlich ist die Karwoche sehr wichtig. Ich schätze es sehr, mit anderen Menschen Andachten an den einzelnen Tagen zu erleben und mir mehr Zeit für das Bibellesen zu nehmen. Obwohl der Karfreitag ein ernster Gottesdienst ist, hilft mir dieser Tag nicht nur an das Leiden von Jesus Christus, sondern auch an das Leiden dieser Welt zu denken. Es ist gut, dass wir in Jesus Christus erkennen, dass Gott das Leiden nicht aus der Ferne betrachtet, sondern es selbst durchsteht und ein mitleidender Gott ist, der aus Liebe zu uns Mensch wurde und das Kreuz auf sich nahm. Das Osterfeuer in der Karsamstag Nacht bringt jedes Jahr das Licht in die Finsternis. In unserem Pfarrgarten versammeln sich dann Menschen, sie tragen kleine Kerzen von der Kirche zum 20
grossen Feuer, was die Jungschar jeweils vorbereitet. Diese Zeit am Feuer ist ein besonderer Moment, auch für uns als Familie. Ostersonntag wird für mich besonders zum Freudentag, weil das Auferstehungsfest auch durch schöne Bräuche gekennzeichnet ist. Wir färben Eier, wir schmücken die Räume, und meist sehen wir auch andere liebe Menschen. Ich wünsche Ihnen auch solche Zeichen der Osterfreude! Wir dürfen gerade in den Krisenzeiten nicht vergessen neu zu hören, dass Jesus Christus selbst spricht: «Ich bin die Auferstehung und das Leben.» Gottes Segen für Sie, Ihre Angehörigen und das ganze Haus «Wendelin» Pfarrerin Martina Holder 21
Christ ist auferstanden Christ, der Herr, ist auferstanden Christ, der Herr, ist auferstanden, Halleluja, sagt es laut in allen Landen, Halleluja. Siegesjubel hoch erschallt. Halleluja. Erd und Himmel widerhallt. Halleluja. Was im Stalle hat begonnen, Halleluja, ist im Felsengrab gewonnen, Halleluja. Leben aus der Ewigkeit, Halleluja, überwindet Tod und Zeit. Halleluja. Christus lebt, es sollen leben, Halleluja, die sich ihm im Glauben geben, Halleluja, und in seinen Händen ruhn! Halleluja. Tod, wo ist dein Stachel nun? Halleluja. Grosser König, dir zum Preise, Halleluja, machen wir auf viele Weise, Halleluja, aller Welt mit frohem Mund, Halleluja, deinen Retternamen kund: Halleluja! Kirchenlied von Charles Wesley (18.12. 1707 – 29.3. 1788) 22
Das Osterei Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874) Hei, juchhei! Kommt herbei! Suchen wir das Osterei! Immerfort, hier und dort und an jedem Ort! Ist es noch so gut versteckt, endlich wird es doch entdeckt. Hier ein Ei! Dort ein Ei! Bald sind’s zwei und drei! Wer nicht blind, der gewinnt einen schönen Fund geschwind. Eier blau, rot und grau kommen bald zur Schau. Und ich sag’s, es bleibt dabei, gern such ich ein Osterei: Zu gering ist kein Ding, selbst kein Pfifferling. 23
Kirchliche Feiern zur Osterzeit Monika Argast Am Abend des Gründonnerstags beginnt die Zeit der «drei österli- chen Tage». Im Gottesdienst wird des letzten Abendmahles Jesu gedacht. In einigen katholischen Gemeinden ist es üblich, dass der Pfarrer einigen Gläubigen in Anlehnung an das Evangelium die Füsse wäscht. Für mich als Organistin ist es ein kurzer Einsatz. Die Orgel spielt zum «Gloria» am Beginn des Gottes- dienstes noch einmal ein festliches Orgelstück, danach schweigt sie und auch die Glo- cken als Zeichen der Trauer bis zur Osternacht, der Altarschmuck wird entfernt. Der Messe schliessen sich in Erinnerung an die Worte Jesu «Wacht mit mir» die «Betstunden» an, die in Schich- ten nacheinander von verschiedenen Gruppen übernommen werden. Als Jugendliche war es ein besonderes Erlebnis, in der letzten Schicht die ganze Nacht zu durchwachen. Am Karfreitag um 15 Uhr findet die Feier der Kreuzverehrung statt. Es ist ein stiller Gottesdienst mit A-cappella Gesang, Le- sungen und Gebeten. Eindrücklich ist der Beginn, wenn sich Pfarrer und Ministranten vor dem Kreuz am Boden niederwer- fen. Die Gemeindemitglieder bringen Blumen mit, die sie am Kreuz niederlegen. Diese werden dann wiederum später in den Osterstrauss eingebunden. Die Osternachtsfeier ist für die meis- ten Katholiken der Höhepunkt im Kirchenjahr. Sie ist die Feier des Übergangs vom Dunkel ins Licht, vom Tod zum Leben, von der Trauer zur Freude und durch viele Symbole und Handlun- gen geprägt, die einen tiefen Eindruck hinterlassen. 24
Frühmorgens am Sonntag oder – wie in unserer Gemeinde – am Samstagabend bei Anbruch der Dunkelheit wird das Oster- feuer entzündet. Pfarrer und Ministranten ziehen zum Feuer, es wird mit Weihwasser gesegnet und danach die neue, von Gemeindemitgliedern gestaltete, Osterkerze daran entzündet. Die Osterkerze steht für Christus, der das Dunkel erhellt. Auf ihr stehen die griechischen Buchstaben Alpha und Omega - Chris- tus Anfang und Ende der Zeit. Einige Gläubige sind beim Geschehen draussen dabei, andere geniessen schon die besondere Atmosphäre in der dunklen Kirche. Dort werden schon vor Beginn des Gottesdienstes die ersten Lesungen gelesen. Sie geben im Gottesdienstverlauf einen Abriss über die gesamte Heilsgeschichte von der Schöp- fung über den Durchzug der Israeliten durch das rote Meer bis schliesslich zur Auferstehung Jesu. 25
Jeder Gottesdienstbesucher hat vor sich eine kleine, z.T. auch selbst verzierte Osterkerze stehen. In einer feierlichen Prozessi- on ziehen dann zum dreimaligen Ruf «Lumen Christi» (Christus das Licht) und der Antwort der Gemeinde «Deo Gratias» (Dank sei Gott) Pfarrer und Ministranten in die dunkle Kirche ein. Das Licht der Osterkerze wird an die Gläubigen weitergegeben, sodass der Kirchenraum nach und nach heller wird. 26
Das von einem Vorsänger gesungene Osterlob (Exultet) schlägt inhaltlich den grossen Bogen von der Chaosnacht am Beginn der Schöpfung zu Christus «dem wahren Morgenstern». Nach einer weiteren Lesung wird zum «Gloria» der Kirchenraum er- hellt, die Glocken ertönen und die Orgel darf nun wieder ein festliches Stück spielen. Ein Brief des Apostels Paulus erinnert dann an die Bedeutung der Taufe. Im Anschluss wird das Taufwasser geweiht, in das, begleitet von Gebeten, die Osterkerze hineingesenkt wird. Danach erneuert die Gemeinde ihr Taufbekenntnis. In manchen Jahren finden auch Taufen älterer Kinder oder Erwachsener statt. Der weitere Ablauf folgt der Liturgie einer Messfeier. Im Anschluss an den festlichen Gottesdienst um ca. 23 Uhr trifft man sich im Gemeindesaal zum gemeinsamen Beisammensein mit Zopf, Süssigkeiten und Getränken. Im letzten Jahr fand Corona bedingt keine Osternachtsfeier statt. Wir haben bei uns im Garten unser eigenes Osterfeuer entzündet. Später erfuhren wir, dass noch viele andere Gemein- demitglieder dieselbe Idee hatten. So haben viele kleine Oster- feuer gebrannt – ein schönes Zeichen. Frohlocket ihr Chöre der Engel Frohlocket ihr himmlischen Scharen Lasset die Posaune erschallen Preiset den Sieger, den erhabenen König. Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe. Licht des grossen Königs umleuchte dich. Siehe, geschwunden ist allerorten das Dunkel. (aus dem Exultet) 27
Tim erklärt seinem Grossvater den Osterhasen von Niklaus Schmid-Heimes Grossvater Robert und der fünfjährige Tim stehen im Tierpark am Hasengehege. «Grosspapi, welches ist der Osterhase?» Robert schaut sich das Gewusel von Häschen an und ist ratlos. «Der Osterhase ist nicht dabei!» «Doch, dort hinten, der grosse braune, der das Männchen macht.» «Meinst du?» «Ja, der schaut uns an. Der kennt uns. Das ist der Osterhase!» Tim denkt einen kurzen Moment nach, und schon kommt die nächste Frage: «Wo holt er die Eier?» «Dort hinten wäre ein Hühnerstall.» 28
«Ja, die Hühner geben ihm die Eier, denn er ist ihr Freund. Wo kocht er sie ab?» Robert sucht verzweifelt nach einer Antwort. Da kommt ihm Tim zuvor: «Diese Hühner legen an Ostern harte Eier.» «Ja, das wäre wirklich praktisch.» «Sind sie schon angemalt?» Und nach einer kurzen Denkpause hat Tim schon selber die Lösung gefunden: «Die sind schon farbig. Denn woher soll er die Farbe haben? Und mit seinen Pfoten kann er sicher keinen Pinsel halten.» «Warum ist der Hag so hoch?», fragt Tim weiter. «Sonst würden die Hasen rausspringen. Vielleicht in den Wald oder auf die Autostrasse. Das wäre viel zu gefährlich.» «Aber wie kommt der Osterhase raus? Er muss doch die Oster- eier zu uns bringen?» Robert hat sich bei Tim angewöhnt, seine Fragen nicht sofort zu beantworten. Jetzt muss er nur kurz abwarten, denn sein schlauer Enkel hat schon eine Idee. «Osterhasen können fliegen! So wie das Christkindli, es hat auch keine Flügel wie die Engel und fliegt an Weihnachten trotzdem zu uns.» Robert nimmt an, dass das ganze Osterhasenproblem nun endgültig gelöst ist. Oder doch nicht? «Grosspapi, wie ist es mit den Schoggihasen?» «Schoggihasen?» Robert ist irritiert. Nun wird es noch komplizierter! Es ist besser, jetzt mit dem Philosophieren über den Osterhasen aufzuhören. «Tim, wolltest du nicht noch die Wollschweine sehen? Schau, dort stehen schon Mami und Grossmami.» Tim scheint ihn nicht gehört zu haben. 29
«Die Schoggihasen gibt es doch im Migros. Die muss der Oster- hase dort kaufen. Oder kriegt er sie geschenkt?» Robert sucht nach einer Antwort, da kommt ihm Tim zuvor: «Er bekommt alles gratis. Dann hilft er Mami und Papi die Eier und Schoggihasen im Garten zu verstecken. Ich habe es einmal gesehen, doch der Osterhase war schon weg.» Problem Osterhase endgültig gelöst, denkt Robert, denn Tim schaut sich nach seiner Mami um. «Bringt der Osterhase auch Babys?» Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Robert hat es die Sprache verschlagen. 30
«Im Kindsgi hat einer gesagt, Störche bringen die Buschis. So ein Blödsinn! Störche mit ihren scharfen Schnäbeln! Osterhasen würden besser zu einem Baby passen. Mit ihren samtigen Pfoten. Was meinst du?» Heikles Terrain, denkt Robert. Nur jetzt nicht in ein Fettnäpfchen treten! «Frag doch deine Mami.» Tim saust davon und redet eifrig auf seine Mami ein. Robert ist gemächlicher unterwegs. Als er bei ihnen eintrifft, macht seine Schwiegertochter ein verärgertes Gesicht und platzt los: «Robert, was erzählst du da meinem Sohn für einen Unsinn! Der Osterhase soll die Babys bringen? Wir haben Tim schon lange orientiert, dass er eine kleine Schwester bekommt. Er ist also bestens über meine Schwangerschaft informiert. Und dass du es nur weisst: Den Osterhasen haben wir schon vor einem Jahr abgeschafft!» Robert sagt nichts dazu. Man soll nicht noch Öl ins Feuer giessen. Seine Frau wirft ihm heimlich einen schelmischen Blick zu, der wohl besagen will: Du kennst doch unsere Schwieger- tochter! Tim scheint von der kurzen Schimpftirade nichts mitbekommen zu haben, denn er beobachtet begeistert die suhlenden Woll- schweine. Plötzlich rennt er zurück zu den Hasen und kommt im Nu zum Grossvater zurück, nimmt seine Hand und sagt: «Ich habe dem Osterhasen tschüss gesagt. Komm, gehen wir zu den Affen!» Während die beiden schnellen Schrittes weitergehen, drückt Tim seinem Grossvater fest die Hand. «Gell, Grosspapi, wir zwei freuen uns auf den Besuch des Osterhasen!» 31
Neue Geschichten-Serie Kindheit in Adelboden Nachdem wir in den letzten Wendelin-Heften immer wieder Geschichten der Riehener Autorin Elisabeth Rüttener- Tappeiner gebracht haben, be- ginnen wir eine neue Serie mit Auszügen aus dem Buch von Hildi Hari-Wäfler: «Felsig, karg und hoffnungsgrün, eine Kind- heit in Adelboden». Dieses Buch erschien 2009 im Neufeld -Verlag und ist vergriffen, kann aber als E-Book heruntergela- den werden. Pascale Hari, Sekretärin im Wendelin, kennt die Autorin persönlich sehr gut, denn ihr Mann ist der «Göttibub» von Hildi Haris Ehemann. Sie hat die Erlaubnis der Autorin eingeholt und mit ihr ein Interview geführt. Dieses Interview werden wir im nächsten Heft publizieren. Heute steigen wir ein mit einem ers- ten Auszug aus dem Kapitel «Eine Adelbodner Familie». Wir danken Frau Hildi Hari für ihr Einverständnis, das Interview und die Fotos. Verantwortlich für die Auswahl der Kapitel, eben- so für die Einleitungs- und Zwischentexte (kursiv gedruckt) ist Niklaus Schmid. Pascale Hari und Niklaus Schmid-Heimes 32
Eine Adelbodner Familie von Hildi Hari-Wäfler Bescheidene Anfänge Als meine Eltern am 28. Oktober 1933 in der alten Dorfkirche von Adelboden ihre Ehe unter Gottes Segen stellten, war es ihnen damit ernst. Sie wollten für ihr gemeinsames Leben auf Gott vertrauen. Noch heute ist an ihrem einfachen Holzhaus der Satz zu lesen: «Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut, im Himmel und auf Erden». Die jungen Eheleute waren arm und brachten so gut wie nichts mit in die Ehe. So beginnt das erste Kapitel «Eine Adelbodner Familie». Über die Eltern der Autorin erfahren wir, dass der Vater Wilhelm sei- nen Wunschberuf als Schreiner oder Maurer nicht verwirklichen konnte, da er bis zu seinem 28. Lebensjahr ohne Entlöhnung auf dem elterlichen Hof arbeiten musste. Die Mutter Rosina, das Älteste von 16 Kindern, nahm schon als junges Mädchen Stellen im Haushalt im «Unterland» an, unter anderem auch im Welschland. Sie durfte den Beruf als Wäscheschneiderin erlernen. 33
Auch als verheiratete Frau nahm sie Aufträge entgegen, fertigte Kleidungsstücke an oder nähte Aussteuerwäsche für Bräute. Oft sass sie tagelang an ihrer Tretmaschine – neben all der Hausar- beit, die erledigt werden musste. Es war jedoch keine Arbeit, die grossen Gewinn einbrachte. Für ein Herrenhemd mit Kragen schnitt sie am Morgen den Stoff zu nach Muster, nähte dann die Teile zusammen und bis zum Abend waren auch die Knopflö- cher in feinster Handarbeit ausgeführt. Für ihr Tagewerk erhielt sie dann gerade einmal zwei Franken fünfzig Rappen. Immerhin entsprach ihr Tageslohn etwa acht Litern Milch oder fünf Kilo Brot. Nach der Hochzeit meiner Eltern dauerte es keine zwei Jahre, bis aus dem Ehepaar eine Familie wurde. Im Mai 1935 wurde ich geboren, gut ein Jahr später kam mein Bruder Wilhelm Junior, genannt Willi, zur Welt. 34
Mitten im Heuet, am 30. Juli 1936, hielt er seinen Einzug in der Oey. Die Hausgeburt verlief nicht ohne Schwierigkeiten und zog sich lange hin. Schliesslich konnte auch er freudig begrüsst und willkommen geheissen werden. Ein männlicher Stammhalter zählte damals für bäuerliche Verhältnisse fast doppelt so viel. Der Hausarzt riet meinen Eltern jedoch, in Zukunft besser auf weitere Kinder zu verzichten. Das war ein gut gemeinter Ratschlag, allerdings gab er keine konkreten Hinweise, wie dieser zu befolgen sei. Empfängnisregelung und Familienpla- nung waren damals noch kaum ein Thema. Willi war ein zartes Kind. Leider konnte ihn Mutter nicht stillen und Geld für Babynahrung war auch keines da. So wandte Rosina alle Künste an, um die Kuhmilch einigermassen erträglich für ihren Sprössling zu machen. Als die Anfangs- schwierigkeiten überwunden waren, entwickelte Willi sich allmählich zu einem gesunden, lebhaften Buben. Nicht aufgeben In den ersten Jahren waren die finanziellen Verhältnisse unserer Familie prekär. Oft sahen meine Eltern mit Bangen den Tagen entgegen, an denen der Pachtzins fällig wurde. Auch die Bank forderte pünktlich ihre Raten. So nutzte mein Vater jede Gelegenheit, um bei Strassenarbeiten, Baustellen, Bachverbau- ungen oder anderswo zusätzlich etwas zu verdienen. Er trotzte jedem Wetter, war ein beliebter Arbeiter, lernte schnell und begriff Zusammenhänge. Man merkte, dass er sich hier mit genau den Arbeiten beschäftigte, von denen er einst geträumt hatte. Das wirkte sich auch zu Hause positiv aus, indem er fortan sämtliche Reparaturen und kleinere Ausbauten selbst ausführen konnte. Mein Vater war ein typischer «Rucksäcklibauer». So nannte man damals alle jene Bergbauern, deren Familien nicht allein vom Ertrag der Landwirtschaft leben konnten. Sobald der Winter 35
vorbei war, packten sie ihre Verpflegung in den Rucksack und nahmen für kürzere oder längere Zeit jede Tätigkeit an, die sich ihnen bot. Natürlich war das nicht immer einfach. Gerade in der Zeit der Rezession in den 1930er-Jahren war es nicht selbstver- ständlich, eine Anstellung zu finden. Wenn die Männer im Tal oder auswärts unterwegs waren und Geld verdienten, lag die Hauptverantwortung für den bäuerli- chen Betrieb auf den Frauen. Die schwersten Arbeiten wurden auf den Feierabend verlegt oder auf den freien Samstagnach- mittag. Der Sonntag war dafür da, um für die kommende Woche aufzutanken und neue Kraft zu schöpfen für Körper und Seele. Meiner Mutter fiel die Umstellung von der feinen Arbeit am Näh- tisch auf das Bauern nicht leicht. So musste sie, die junge Schneiderin, von einem Tag auf den anderen das Melken erlernen. Zu der Zeit betreute Wilhelm während des Winters zusammen mit einigen anderen Männern die Eisbahn des Hotels National und kam deshalb nachts nicht heim. Fast jedes Hotel hatte damals seine eigene Eisbahn. Diese musste bei gewissen Minustemperaturen gespritzt und bei Schneefällen geräumt werden. Natürlich war Mutter sehr aufgeregt, denn von Hand melken will geübt sein. Es braucht nicht nur Kraft in den Händen, sondern auch Geschicklichkeit, eine gewisse Technik und vor allem Ausdauer. Nicht jede Kuh hält still – und schon gar nicht bei einer Anfängerin. Das erfuhr auch Mutter. So konnte es leicht geschehen, dass der Melkschemel, auf dem sie sass, durch eine ungeschickte Bewegung der Kuh ins Wanken geriet und der Kessel mit der Milch umkippte. Oder sie musste inkaufnehmen, dass der nasse Schwanz einer Kuh sie mitten ins Gesicht traf. 36
Es verging einige Zeit, bis Rosina auf das gewohnte Quantum Milch kam. Durch Melkfett, das den Kühen an die Euter gestrichen wurde, heilten schliesslich auch ihre rissigen Hände wieder. Während einiger Jahre hatten meine Eltern jedoch noch ganz andere Sorgen mit den Tieren im Stall. Auf unerklärliche Weise und ohne triftigen Grund wurde immer wieder eines der Tiere krank oder verlor eine Kuh ihr Kalb. Der Tierarzt hatte öfter in unserem Stall zu tun. Manchmal blieb nichts anderes übrig, als ein Tier zu schlachten. Das legte sich belastend auf die Gemü- ter. In diesen harten Jahren musste Mutter oft mit Tränen in den Augen die nötigsten Lebensmittel für den Haushalt beschaffen. Der Krämer schrieb geduldig auf, bis er irgendwann zu seinem Betrag kam. Später, als alles besser wurde, nahm sich Rosina vor: «Gerate nur nie wieder in eine solche Lage.» Die Schwierigkeiten dauerten einige Jahre und hörten dann plötzlich auf mit einer Kuh namens «Freude». Sie war durch Kauf in den Stall gekommen und sorgte für gesunden, meist weiblichen Nachwuchs mit grosser Milchleistung. Die Nachkom- men der «Freude» waren bei den Viehhändlern sehr begehrt. Hildi Hari-Wäfler (Fortsetzung folgt) 37
Bildernachweis Seite 1 Titelseite von Pixabay 3 Mendrisio: Foto von Blick.ch (2018) 10 Kreuzeisen von E.Eberle 11 N. Schmid: Wasserfall Giessen bei Kilchberg BL 17 Osterstrauss, Foto Tagesheim Wendelin 18 Osterdekoration vom Tagesheim 19 Osterdekoration vom Tagesheim 21 Osterfeuer: Bijay Yadav, von Pixabay 23 Ostereier, Foto: angieconscious von pixelio 25 Osternachtfeier von pixelio 26 Osterkerze von Monika Argast 28 Hasen im Tierpark: Foto N. Schmid 30 Osterhase mit Eiern: Foto ABa81, von pixelio 32 Buchumschlag von Hildi Hari-Wäfler 33 Foto aus Buch von Hildi Hari-Wäfler 34 Foto aus Buch von Hildi Hari-Wäfler 39 Kirschblüte von Pixabay 40 Rückseite von Pixabay 38
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