Eine Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT - Mai 2020
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Mai 2020 Eine Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT
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Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung..................................................................................................................... 1 Infektionsangst gegenüber Vormonat halbiert ....................................................................... 2 Positives Urteil für Regierungsarbeit und Corona-Krisenmanagement ................................. 3 Politikerzufriedenheit: Merkel, Scholz und Spahn führen Politikerliste an ............................ 5 Massive Eintrübung der wirtschaftlichen Stimmung ............................................................... 6 Knapp zwei Drittel gegen staatliche Kaufanreize für Auto-Neukauf ..................................... 8 Zwei Drittel sorgen sich um Kinderentwicklung, vier von zehn um Freiheitsrechte ............ 9 Keine eindeutige Haltung zum Corona-Kurs der kommenden Wochen .............................. 11 Wenig Zuspruch für Ausgabe von Immunitätsausweisen ..................................................... 12 36 Prozent für Fortsetzung der Bundesligasaison mit Geisterspielen ................................. 13 Sonntagsfrage: CDU/CSU auf dem höchsten Wert seit August 2017 ................................... 14 Unions-Kanzlerkandidat 2021: Söder am besten bewertet .................................................. 16 Studieninformation .................................................................................................................. 17
Zusammenfassung Zur Eindämmung des Corona-Virus wurden in Deutschland Ende März massive Einschränkungen im öffentlichen Leben vorgenommen. Aus epidemiologischer Sicht mit Erfolg: Die Zahl der Neuinfekti- onen ist deutlich rückläufig. Damit einhergehend hat sich in der Bevölkerung sowohl die Infekti- onsangst als auch die Sorge vor einer Überlastung der medizinischen Infrastruktur massiv abge- schwächt. Die gesundheitspolitischen Erfolge der letzten Wochen bestimmen die Sicht auf die Bun- desregierung: Kaum verändert stellen ihr gut zwei Drittel ein positives Zeugnis für das Krisenma- nagement aus. Dies trägt auch im Mai zu einer mehrheitlich wohlwollenden Bewertung der Regie- rungsarbeit insgesamt bei. Erneut äußern sich fast zwei Drittel zufrieden. Die Unterstützungswerte für die Kabinettsspitzen bleiben ebenfalls hoch. Angela Merkel erhält den größten Zuspruch seit Juli 2017. Olaf Scholz und Jens Spahn verfehlen ihre persönlichen Rekordwerte vom Vormonat knapp. Peter Altmaier erzielt einen neuen Bestwert, ebenfalls Horst Seehofer als Innenminister. Nach sechs Wochen Lockdown bestimmen die Pandemiefolgen die Debatten. Die wirtschaftliche Stimmung der Bundesbürger hat innerhalb von zwei Monaten einen Rekordabsturz durchlaufen: Bewerteten vor dem Lockdown noch zwei Drittel die wirtschaftliche Lage in Deutschland positiv, kommt aktuell nur ein Drittel zu diesem Urteil – der niedrigste Wert im ARD-DeutschlandTREND seit der Euro-Finanzkrise. Diese Lagebeurteilung geht einher mit Skepsis gegenüber der weiteren wirt- schaftlichen Entwicklung. Ähnlich wie im Vormonat machen sich wegen des Corona-Ausbruchs drei Viertel sehr große bzw. große Sorgen, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlech- tert. Kurzarbeitergeld, Soforthilfeprogramme, sinkende Infektionszahlen und erste Maßnahme- Lockerungen wecken kurzfristig allerdings Hoffnungen, zumindest für die persönliche Situation: Die Zahl der Erwerbstätigen, die sich ernsthafte Sorgen um den Verlust des Arbeitsplatzes machen ist zum Vormonat leicht auf 13 Prozent gesunken. Neben den wirtschaftlichen Konsequenzen wurde in Deutschland zuletzt verstärkt über soziale und verfassungspolitische Aspekte des Lockdowns diskutiert. Zunehmende Aufmerksamkeit erzielte die Situation der Kinder. Knapp zwei Drittel der Deutschen machen sich sehr große bzw. große Sorgen, dass wegen eingeschränkter Betreuungs- und Schulangebote die Entwicklung von Kindern beeinträchtigt sein könnte. Dass der Lockdown Freiheitsrechte längerfristig einschränkt, bewegt trotz begonnener Lockerungen weiterhin etwa vier von zehn Wahlberechtigten. Ungeachtet bestehender Sorgen ist die Haltung der Bundesbürger zum weiteren Corona-Kurs keineswegs eindeutig: Jeder zweite Bundesbürger wünscht sich für die kommenden Wochen zwar eine größere Lockerung von Maßnahmen. Immerhin 41 Prozent spre- chen sich dagegen für ein Festhalten an den bisherigen Einschränkungen aus. Von der guten Gesamtbewertung der schwarz-roten Bundesregierung und ihres Krisenmanage- ments profitiert weiterhin allein die Union: Sie legt in der Sonntagsfrage zum Vormonat um 5 Punkte auf 39 Prozent zu. Letztmalig lag sie im August 2017 auf diesem Niveau. Die SPD verharrt wie im April bei 16 Prozent. Die Opposition tut sich weiterhin schwer. Die Grünen hätten aktuell 18 Prozent (-4) in Aussicht, der niedrigste Wert seit Oktober 2018. Die AfD ist mit 9 Prozent (-1) wie zuletzt im August 2017 nur noch einstellig. Die FDP müsste mit 5 Prozent wie im Vormonat um den Bundestagseinzug kämpfen. Allein die Linke legt leicht zu, sie käme aktuell auf 8 Prozent (+1). Wer die CDU/CSU letztlich 2021 in die Bundestagswahl führen wird, ist bislang offen. Von den Uni- ons-Politikern, die hierzu im Gespräch sind, gilt Markus Söder aktuell bei jedem zweiten Bundes- bürger (53 Prozent) als ein guter Kanzlerkandidat. Er überzeugt damit mehr Wahlberechtigte als Friedrich Merz, Armin Laschet und Norbert Röttgen. Der bayerische Ministerpräsident hat im Zuge der Corona-Krise deutlich an Rückhalt gewonnen und schneidet auch im Urteil der Unions-Anhänger derzeit am besten ab. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____1
Infektionsangst gegenüber Vormonat halbiert Zur Eindämmung des Corona-Virus wurden Ende März Einschränkungen im öffentlichen Leben vor- genommen, die für die Bundesrepublik ohne Beispiel sind. Aus epidemiologischer Sicht mit Erfolg: Die Zahl der Neuinfektionen ist seither deutlich rückläufig. Damit einhergehend hat sich in den vergangenen vier Wochen sowohl die Infektionsangst der Bevölkerung als auch die Sorge vor einer Überlastung der medizinischen Infrastruktur massiv abgeschwächt: Die Sorge, dass man sich selbst oder Familiengehörige mit Covid-19 anstecken könnte, hat sich von 51 Prozent auf 25 Prozent halbiert und bewegt sich damit auf dem Niveau von Anfang März. Statt 37 Prozent fürchten nur noch 21 Prozent der Deutschen Engpässe in der medizinischen Versorgung. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie Sorgen, dass nicht jeder Erkrankte angemessen Sorge vor Ansteckung behandelt wird 46 43 35 28 18 16 7 5 sehr groß groß weniger groß klein sehr groß groß weniger groß klein -10 -16 +11 +14 -4 -12 -5 +22 Wie groß ist Ihre Sorge, dass Sie selbst oder Mitglieder Ihrer Familie sich mit Wie groß ist wegen des Corona-Ausbruchs Ihre Sorge, dass nicht jeder Erkrankte dem neuen Corona-Virus anstecken? bei uns angemessen medizinisch versorgt wird? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April 2020 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____2
Positives Urteil für Regierungsarbeit und Corona-Krisenmanagement Nur wenig verändert zum Vormonat stellen gut zwei Drittel (67 Prozent; -5) dem Berliner Kabinett ein positives Zeugnis für das bisherige Krisenmanagement in der Corona-Pandemie aus. Zufrieden- heit überwiegt in den Reihen der Koalitionspartner, aber auch unter den Anhängern von Grünen und Linkspartei. Kritische Haltungen beziehen dagegen wie gehabt die AfD-Anhänger (16:84 Pro- zent), nach sechs Wochen Lockdown mittlerweile aber auch die Anhänger der FDP (39:61 Prozent). ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Bundesregierung Parteianhänger sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden CDU/CSU 85 14 47 SPD 81 19 Grüne 81 19 23 20 Linke 60 40 9 FDP 39 61 sehr zufrieden zufrieden weniger gar nicht AfD 16 84 zufrieden zufrieden -2 -3 +4 +1 Wie zufrieden sind Sie mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April 2020 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____3
ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Zufriedenheit mit der Bundesregierung Parteianhänger sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden 54 CDU/CSU 84 16 Grüne 78 22 SPD 73 27 26 Linke 55 45 10 9 FDP 44 56 AfD 6 94 sehr zufrieden zufrieden weniger gar nicht Keine Partei 47 50 zufrieden zufrieden +1 0 +1 -2 Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April 2020 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Das Corona-Krisenmanagement trägt auch im Mai zu einer mehrheitlich wohlwollenden Bewertung der Berliner Regierungsarbeit insgesamt bei. Ähnlich wie im Vormonat äußern sich fast zwei Drittel (64 Prozent; +1) zufrieden. Außerhalb der eigenen Reihen erhält Schwarz-Rot Unterstützung durch die Anhänger von Grünen und Linken. Die FDP-Anhänger sind in ihrem Urteil gespalten (44:56 Pro- zent). Die AfD-Anhänger üben massive Kritik (6:94 Prozent). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____4
Politikerzufriedenheit: Merkel, Scholz und Spahn führen Politikerliste an Das Vertrauen in das bisherige Krisenmanagement der Bundesregierung geht weiterhin mit hohen Unterstützungswerten für die Berliner Kabinettsspitzen einher. Angela Merkel erhält mit 68 Prozent (+4 zum Vormonat) den höchsten Zuspruch seit Juli 2017. Olaf Scholz (59 Prozent; -4) und Jens Spahn (56 Prozent; -4) verfehlen ihre persönlichen Rekordwerte vom Vormonat nur leicht. Peter Altmaier (53 Prozent; +2) erzielt einen neuen Bestwert, ebenfalls Horst Seehofer (48 Prozent; +1) als Innenminister. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Politikerzufriedenheit Be- sehr zufrieden / zufrieden weniger / gar nicht zufrieden kanntheit Angela Merkel CDU +4 68 31 99 Olaf Scholz SPD -4 59 25 84 Jens Spahn CDU -4 56 34 90 Peter Altmaier CDU +2 53 30 83 Horst Seehofer CSU +1 48 45 93 Hubertus Heil** SPD +16 40 19 59 Franziska Giffey* SPD +7 39 24 63 Robert Habeck* Grüne -1 35 34 69 Christian Lindner FDP -4 27 56 83 Katja Kipping* Linke +1 23 36 59 Saskia Esken* SPD +2 14 34 48 Alice Weidel* AfD -1 10 50 60 Jetzt geht es darum, wie zufrieden Sie mit einigen Politikerinnen und Politikern sind. Wenn Sie jemanden nicht kennen oder ni cht beurteilen können, geben Sie das bitte an. Sind Sie mit der politischen Arbeit von…? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Abgefragt wurden 12 Politiker, die nach redaktionellen Kriterien ausgewählt wurden Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April 2020 / *zu März 2020 / **zu Juni 2019 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen / weiß nicht / keine Angabe Familienministerin Franziska Giffey (39 Prozent; +7 zu März) und Arbeitsminister Hubertus Heil (40 Prozent; +16 zu Juni 2019) bleiben dahinter zurück. Wie der CSU-Innenminister konnten jedoch auch die beiden SPD-Minister ihren Bevölkerungsrückhalt ausbauen und erzielen aktuell persönliche Höchststände. Dies gelingt den Spitzen der Bundestagsopposition derzeit nicht. Am vergleichsweise populärsten ist Grünen-Vorsitzender Robert Habeck, mit dessen Arbeit derzeit ein gutes Drittel zu- frieden ist (35 Prozent; -1 zu März). FDP-Vorsitzender Christian Lindner wird von 27 Prozent (-4) positiv bewertet, Linken-Chefin Katja Kipping von 23 Prozent (+1 zu März). Schlusslicht bildet die AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel (10 Prozent; -1). Zur SPD-Vorsitzenden Saskia Esken äußern sich 14 Prozent (+2 zu März) zustimmend. Nach wie vor traut sich die Hälfte zu ihrer Arbeit kein Urteil zu. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____5
Massive Eintrübung der wirtschaftlichen Stimmung Nach sechs Wochen Corona-Lockdown bestimmen vermehrt die Folgekosten der Pandemie die De- batten. Die wirtschaftliche Stimmung der Bundesbürger hat innerhalb von zwei Monaten einen Rekordabsturz durchlaufen. Bewerteten vor dem Lockdown im März noch zwei Drittel die wirt- schaftliche Lage in Deutschland positiv, kommt aktuell nur ein Drittel (32 Prozent) zu diesem Urteil – der niedrigste Wert im ARD-DeutschlandTREND seit der Euro-Finanzkrise von 2008/2009. 67 Pro- zent bewerten die Situation als weniger gut bzw. schlecht. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Wirtschaftliche Lage in Deutschland Zeitverlauf 100 90 80 70 67 weniger gut / schlecht 60 50 40 30 32 sehr gut / gut 20 10 0 Jan. 99 Jan. 01 Jan. 03 Jan. 05 Jan. 07 Jan. 09 Jan. 11 Jan. 13 Jan. 15 Jan. 17 Jan. 19 Sep. 97 Mai. 98 Sep. 99 Mai. 00 Sep. 01 Mai. 02 Sep. 03 Mai. 04 Sep. 05 Mai. 06 Sep. 07 Mai. 08 Sep. 09 Mai. 10 Sep. 11 Mai. 12 Sep. 13 Mai. 14 Sep. 15 Mai. 16 Sep. 17 Mai. 18 Sep. 19 Mai. 20 Wie beurteilen Sie die gegenwärtige wirtschaftliche Lage in Deutschland? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____6
ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Sorgen, dass… sehr groß groß weniger groß klein sich die wirtschaftliche Situation in +1 27 49 20 4 Deutschland verschlechtert sich Ihre persönliche wirtschaftlche Lage -8 10 16 40 34 verschlechtert nur Erwerbstätige: Sie Ihren Arbeitsplatz -5 4 9 30 54 verlieren Wie groß ist wegen des Corona-Ausbruchs Ihre Sorge, dass …? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April 2020 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe / trifft auf mich nicht zu Die kritische Lagebeurteilung geht einher mit einer sichtbaren Skepsis gegenüber der weiteren konjunkturellen Entwicklung. Ähnlich wie im Vormonat machen sich wegen des Corona-Ausbruchs drei Viertel (76 Prozent; +1) sehr große bzw. große Sorgen, dass sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland verschlechtern wird. Kurzarbeitergeld, Soforthilfeprogramme, sinkende Infektionszah- len und erste Maßnahme-Lockerungen wecken allerdings kurzfristig Hoffnungen, zumindest für die persönliche Situation: Die Zahl der Erwerbstätigen, die sich ernsthafte Sorgen um den Verlust des Arbeitsplatzes machen ist zum Vormonat leicht von 18 auf 13 Prozent gesunken. Ebenso zurückge- gangen ist die Zahl der Bundesbürger, die sich aktuell um die eigene wirtschaftliche Situation Sor- gen macht, und zwar von 34 auf 26 Prozent. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____7
Knapp zwei Drittel gegen staatliche Kaufanreize für Auto-Neukauf Zur Wiederbelebung der Wirtschaft sind verschiedene Maßnahmen im Gespräch. Die deutsche Au- tomobilindustrie ist mit dem Vorschlag von staatlichen Autokauf-Anreizen auf die Politik zugegan- gen. Eine Entscheidung hierüber wurde allerdings erst einmal vertagt. Die Deutschen stehen sol- chen staatlichen Kaufanreizen in der aktuellen Situation parteiübergreifend mehrheitlich kritisch gegenüber. Knapp zwei Drittel (63 Prozent) sprechen sich aktuell dagegen aus. 34 Prozent bewer- ten sie durchaus positiv, wobei wiederum 22 Prozent entsprechende Anreize allerdings auf den Neukauf von klimafreundlichen Autos beschränken möchten. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Staatliche Kaufanreize beim Neukauf von Autos Parteianhänger generell nur für generell dafür klimafreundliche Autos dagegen 63 Grüne 6 35 59 SPD 10 30 57 CDU/CSU 13 25 61 22 AfD 34 1 62 12 FDP 17 11 67 generell nur für generell Linke 12 14 74 dafür klimafreundliche dagegen Autos Wegen der Corona-Pandemie fordert die deutsche Automobilwirtschaft staatliche Anreize für den Kauf von Neufahrzeugen. Hierbei übernimmt der Staat einen Teil des Kaufpreises. Sollte es in der jetzigen Situation solche staatlichen Kaufanreize für den Neukauf von Fahrzeugen geben? Sollte es sie nur für den Neukauf klimafreundlicher Autos geben? Oder sind Sie gegen solche staatlichen Anreize beim Auto-Kauf? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____8
Zwei Drittel sorgen sich um Kinderentwicklung, vier von zehn um Freiheitsrechte Neben den wirtschaftlichen Konsequenzen wurde in Deutschland zuletzt verstärkt über soziale und verfassungspolitische Aspekte des Lockdowns diskutiert. Zunehmende Aufmerksamkeit erzielte die Situation der Kinder. Knapp zwei Drittel der Deutschen (63 Prozent) machen sich sehr große bzw. große Sorgen, dass aufgrund eingeschränkter Betreuungs- und Schulangebote die Entwicklung von Kindern beeinträchtigt sein könnte. Insbesondere Frauen sind bei diesem Thema alarmiert: 68 Pro- zent von ihnen äußern entsprechende Befürchtungen. Bei den Männern sind es 57 Prozent. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Sorgen, dass Kinder wegen eingeschränkter Betreuungs- und Schulangebote in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden Geschlecht sehr groß / groß weniger groß / klein Männer 57 40 40 23 23 Frauen 68 28 10 sehr groß groß weniger groß klein Wie groß ist wegen des Corona-Ausbruchs Ihre Sorge, dass Kinder wegen eingeschränkter Betreuungs- und Schulangebote in ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____9
Dass der Lockdown Freiheitsrechte längerfristig einschränken könnte, bewegt trotz begonnener Lockerungen weiterhin etwa vier von zehn Bundesbürgern (39 Prozent; -3). Bedenken kommen einerseits von den AfD-Anhänger (75 Prozent), andererseits aus den Reihen der FDP (60 Prozent) und der Linken (58 Prozent). ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Sorgen, dass Freiheitsrechte längerfristig eingeschränkt sind Parteianhänger sehr groß / groß weniger groß / klein AfD 75 25 FDP 60 40 37 Linke 58 40 25 23 14 SPD 34 65 CDU/CSU 25 74 sehr groß groß weniger groß klein Grüne 24 76 -1 -2 -1 +4 Wie groß ist wegen des Corona-Ausbruchs Ihre Sorge, dass Freiheitsrechte längerfristig eingeschränkt sind? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zu April 2020 Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____10
Keine eindeutige Haltung zum Corona-Kurs der kommenden Wochen Das Infektionsgeschehen der letzten Tage und die Debatte über die Folgekosten der Pandemie erhöhen den Druck auf die Politik, zeitnah eine sichtbare Normalisierung der Verhältnisse einzulei- ten. Die Haltung der Bundesbürger zum weiteren Corona-Kurs ist allerdings keineswegs eindeutig: Gut jeder zweite Bundesbürger (54 Prozent) wünscht sich zwar für die kommenden Wochen eine größere Lockerung von Maßnahmen. Immerhin 41 Prozent sprechen sich dagegen für ein Festhal- ten an den bisherigen Einschränkungen aus. Prägend für die Haltung der Bundesbürger zum Corona- Kurs der kommenden Wochen ist nicht zuletzt die individuelle Infektionsangst. Diejenigen, die sich weiterhin große Sorgen um eine Ansteckung mit Covid-19 machen, fordern zu zwei Dritteln (66 Prozent) ein Festhalten an den Einschränkungen. Unter denjenigen, die diese Ängste nicht teilen, ist die Unterstützung für fortgesetzte Einschränkungen mit 33 Prozent aktuell nur halb so groß. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Politischer Kurs für die kommenden Wochen Parteianhänger an Einschränkungen größere Lockerungen festhalten von Maßnahmen SPD 58 40 54 Grüne 48 48 41 Linke 47 52 CDU/CSU 40 56 AfD 38 62 an Einschränkungen größere Lockerungen von FDP 22 72 festhalten Maßnahmen Zum weiteren Umgang mit dem Corona-Virus gibt es unterschiedliche Ansichten. Wenn Sie an die nächsten Wochen denken: Wünschen Sie sich von der Politik in Deutschland, dass sie zur Eindämmung des Corona-Virus an den bisherigen Einschränkungen festhält oder dass sie größere Lockerungen von Maßnahmen beschließt? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe Deutliche Schritte in Richtung Normalisierung unterstützen vor allem die Anhänger von FDP (72 Prozent) und AfD (62 Prozent). Auch in den Reihen der Union überwiegt der Zuspruch zugunsten größerer Lockerungsschritte (40:56 Prozent). Die Anhänger von Grünen (48:48 Prozent) und Linken (47:52 Prozent) sind in ihrem Urteil eher gespalten. Die SPD-Anhänger tendieren demgegenüber dazu, an Einschränkungen festzuhalten (58:40 Prozent). A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____11
Wenig Zuspruch für Ausgabe von Immunitätsausweisen Als eine Begleitmaßnahme für die Lockerung von Maßnahmen wurde vom Bundesgesundheitsmi- nister die Ausgabe eines sogenannten Immunitätsausweises an genesene und damit immune Corona-Patienten ins Spiel gebracht, so dass diese von bestehenden Alltagseinschränkungen be- freit wären. Diese Idee findet lagerübergreifend nur wenig Zuspruch. Drei von zehn Bundesbürgern sehen ihn als richtig an, zwei Drittel dagegen als falsch. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Ausgabe von Immunitätsausweisen Parteianhänger richtig falsch 64 CDU/CSU 38 58 SPD 36 59 FDP 27 67 30 Grüne 25 73 Linke 23 77 richtig falsch AfD 22 78 Wer eine Corona-Krankheit überstanden hat, ist wahrscheinlich gegen die Krankheit immun und kann andere nicht mehr anstecken. Für genesene Corona-Patienten wird daher diskutiert, einen sogenannten Immunitätsausweis auszugeben, mit dem sie von gewissen Einschränkungen befreit wären. Finden Sie diesen Vorschlag richtig oder falsch? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____12
36 Prozent für Fortsetzung der Bundesligasaison mit Geisterspielen Ein sichtbares Zeichen der Normalisierung wäre die Wiederaufnahme des seit März eingestellten Bundesligaspielbetriebs. Hierzu hat die DFL vorgeschlagen, die Saison ab Mai mit Fußballspielen ohne Publikum, sogenannten Geisterspielen, wieder aufzunehmen. Entsprechende Pläne überzeu- gen die Hälfte der Deutschen (50 Prozent) nicht. Nur ein gutes Drittel (36 Prozent) unterstützt eine Fortsetzung der Bundesligasaison mit Spielen vor leeren Rängen. Auch unter denjenigen, die sich für die kommenden Wochen von der Politik deutliche Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen wünschen, gibt es keinen überwältigenden Zuspruch zu den Liga-Plänen: Von ihnen sprechen sich vier von zehn (39 Prozent) für eine Fortführung der Saison mit Geisterspielen aus, ebenso viele (43 Prozent) sind allerdings dagegen. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Corona-Pandemie: Fortsetzung der Bundesliga-Saison mit „Geisterspielen“ 100 90 80 70 60 50 50 dagegen 40 36 dafür 30 20 10 0 * ** 09.04.2020 30.04.2020 07.05.2020 Wegen des Corona-Virus finden zurzeit keine Spiele in der Fußball-Bundesliga statt. Derzeit wird darüber diskutiert, die Bundesliga-Saison im Mai mit sogenannten „Geisterspielen“ fortzusetzen, die ohne Publikum ausgetragen werden. Wären Sie für eine Fortsetzung der Bundesliga mit Geisterspielen oder nicht? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent / * Quelle: Umfrage im Auftrag des ARD/sport inside / **Quelle: Umfrage im Auftrag der Deutschen Welle: GG: deutschsprachige Bev. ab 14 Jahren Fehlende Werte zu 100 Prozent: Interessiere mich nicht für Fußball / weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____13
Sonntagsfrage: CDU/CSU auf dem höchsten Wert seit August 2017 ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl 39 18 16 9 8 5 5 CDU/CSU SPD AfD FDP Linke Grüne Andere +5 ±0 -1 ±0 +1 -4 -1 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland / Reihenfolge der Parteien entspricht dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl Werte in Prozent / Veränderungen in Prozentpunkten zum ARD-DeutschlandTREND vom 02. April 2020 Von der guten Gesamtbewertung der schwarz-roten Bundesregierung und ihres Krisenmanage- ments profitiert weiterhin allein die Union: Die CDU/CSU legt in der Sonntagsfrage zum Vormonat um 5 Punkte auf 39 Prozent zu. Letztmalig lag sie im August 2017 auf diesem Niveau. Die SPD verharrt wie im April bei 16 Prozent. Die Oppositionsparteien tun sich weiterhin schwer. Die Grünen verlieren zum Vormonat 4 Punkte und hätten aktuell 18 Prozent in Aussicht, der niedrigste Wert im ARD-DeutschlandTREND seit Oktober 2018. Die AfD gibt 1 Punkt ab und ist mit 9 Prozent wie zuletzt im August 2017 nur noch einstellig. Die FDP müsste mit 5 Prozent wie im Vormonat um den Bun- destagseinzug kämpfen. Allein die Linke legt leicht zu, sie käme aktuell auf 8 Prozent (+1). Alle anderen Parteien würden zusammen 5 Prozent erzielen. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____14
ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl: Zeitverlauf BTW‘05 BTW‘09 BTW‘13 BTW‘17 CDU/CSU: 35,2 CDU/CSU: 33,8 CDU/CSU: 41,5 CDU/CSU: 32,9 50 SPD: 34,2 SPD: 23,0 SPD: 25,7 SPD: 20,5 Linke: 8,7 FDP: 14,6 Linke: 8,6 AfD: 12,6 Grüne: 8,1 Linke: 11,9 Grüne: 8,4 FDP: 10,7 FDP: 9,8 Grüne: 10,7 FDP: 4,8 Linke: 9,2 45 AfD: 4,7 Grüne: 8,9 40 39 CDU/CSU 35 30 25 20 18 Grüne 15 16 SPD 10 9 AfD 8 Linke 5 5 FDP 0 Mai. 05 Mai. 06 Mai. 07 Mai. 08 Mai. 09 Mai. 10 Mai. 11 Mai. 12 Mai. 13 Mai. 14 Mai. 15 Mai. 16 Mai. 17 Mai. 18 Mai. 19 Mai. 20 Nov. 05 Nov. 06 Nov. 07 Nov. 08 Nov. 09 Nov. 10 Nov. 11 Nov. 12 Nov. 13 Nov. 14 Nov. 15 Nov. 16 Nov. 17 Nov. 18 Nov. 19 Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölke- rung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wäh- lern. A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____15
Unions-Kanzlerkandidat 2021: Söder am besten bewertet Wer die CDU/CSU zur Bundestagswahl 2021 in den Wahlkampf führen wird, ist bislang offen. Von den Unions-Politikern, die hierzu im Gespräch sind, gilt Markus Söder aktuell bei jedem zweiten Bundesbürger (53 Prozent) als ein guter Kanzlerkandidat. Er überzeugt damit mehr Wahlberechtigte als Friedrich Merz (33 Prozent), Armin Laschet (27 Prozent) und Norbert Röttgen (21 Prozent). Der bayerische Ministerpräsident hat im Zuge der Corona-Krise deutlich an Rückhalt gewonnen und schneidet auch im Urteil der Unions-Anhänger (67 Prozent) derzeit am besten ab. Dagegen hat insbesondere Friedrich Merz seither deutlich an Unterstützung verloren. ARD-DeutschlandTREND Mai 2020 CDU/CSU-Kanzlerkandidat 2021 wäre guter Kanzlerkandidat 53 Söder 50 40 33 Merz 30 27 Laschet 20 21 Röttgen 10 0 Nov. 19 Feb. 20 Mai. 20 Als Kanzlerkandidaten der CDU/CSU sind momentan verschiedene Politiker im Gespräch. Bitte sagen Sie mir zu jedem der folgenden Politiker, ob er ein guter Kanzlerkandidat der Union wäre oder nicht. Grundgesamtheit: Wahlberechtigte in Deutschland Werte in Prozent Fehlende Werte zu 100 Prozent: Wäre kein guter Kanzlerkandidat / kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen / weiß nicht / keine Angabe A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____16
ARD–DeutschlandTREND Mai 2020 Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Studieninformation ____________________________________________________________________________ Grundgesamtheit Wahlberechtigte in Deutschland Stichprobe Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 60:40) WDR-Autorin Ellen Ehni 0221 220-1800 WDR-Redakteur Florian Riesewieck 0221 220-1800 Wissenschaftliche Betreuung / Durchführung infratest dimap Roberto Heinrich 030 533 22 - 0 Erhebungsverfahren Telefoninterviews (CATI) Fallzahl 1.003 Befragte Sonntagsfrage: 1.503 Befragte Gewichtung nach soziodemographischen Merkmalen Sonntagsfrage mit separater Gewichtung Erhebungszeitraum 04. Mai bis 05. Mai 2020 Sonntagsfrage. 04. Mai bis 06. Mai 2020 Schwankungsbreite 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent Durchführendes Institut: Infratest dimap Ihre Ansprechpartner: Nico A. Siegel 030 53322-0 Reinhard Schlinkert 0228 32969-3 A R D - D E U T S C H L A N D T R E N D M A I 2 0 2 0 _____17
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