Aquatis, Aquarium-Vivarium Lausanne - Schweizer Tierschutz ...
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SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS ZOOBERICHT 2019/2020 Aquatis, Aquarium-Vivarium Lausanne www.aquatis.ch Aquatis ist das grösste Süsswasseraquarium der Schweiz und wird durch eine Hotelkette betrieben. Die meisten Aquarien und Terrarien sind grosszügig dimensioniert, bei gleichzeitig niedriger Be- satzdichte. Die Einrichtungen sind mehrheitlich auf die artspezifischen Bedürfnisse der Tiere aus- gerichtet. Dies gilt ebenfalls für die Licht- und Klimabedingungen in den einzelnen Anlagen. Die Sauberkeit und Hygiene ist überall sehr gut. Die allermeisten Tiere machten einen vitalen und gesunden Eindruck. Anspruchsvolle Arten werden mehrmals täglich beschäftigt, die Krokodile und der Waran sind ans Target gewöhnt, ebenso die grossen Süsswasserfische. Auf diese Weise sind die Fütterung und Kontrolle dieser Tiere einfach und stressfrei durchführbar. Begrüssenswert sind die zahlreichen Angebote im Bildungsbereich sowie die Absicht, zukünftig lokale Artenschutzprojekte für Fische und Reptilien durchzuführen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der übermässige Einsatz technischer Installationen im Besucherbereich sowie die abenteuerliche Kulisse. Diese Reizüber- flutung lenkt vom roten Faden ab und steht im krassem Kontrast zu den Ruhe ausstrahlenden Anlagen. Eine Beeinträchtigung auf die Tiere konnte dadurch allerdings nicht festgestellt werden. Positive Beispiele Egli und Felchen, Aspisviper und Alpenmolch Interessant und selten so zu sehen sind verschiedene, einheimische Fischarten in voluminösen, naturnah gestalteten und strukturierten Becken. Natürliche Materialien wie Steine, Baumwurzeln und Äste sowie eine Bepflanzung mit Wasserpflanzen geben einen guten Einblick in den Lebensraum dieser Arten. In einem sehr naturnah und bedürfnisgerecht gestalteten Aquaterrarium werden gleichzeitig Alpenmolche und Aspisvipern gezeigt. Die Mol- che bewegen sich unter Wasser und können sich zwischen Ästen und Wasserpflanzen gut ge- schützt bewegen. Die Schlangen bewohnen den felsigen, mit Erdsubstrat angereicherten und teilweise bepflanzten Landteil. Durch die Be- leuchtung generierte Wärmespots bieten Kom- fortplätze, die von den wechselwarmen Reptilien gerne aufgesucht werden. Um eine artgerechte Winterruhe gewährleisten zu können, hat es zwei Tierhaltungen: Die Haltung in der Ausstellung und eine Haltung hinter den Kulissen, wo die Tiere überwintert werden können. Der Tierbestand ist entsprechend doppelt geführt, sodass eine Gruppe überwintert währenddessen die andere in der Schau ist. Einige der gezeigten Aspisvipern wurden im Vorfeld eines Autobahnprojektes in Lausanne evakuiert und sollen später wieder ausgewildert werden. 1
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS ZOOBERICHT 2019/2020 Löffelstör und Knochenhechte In diesem grossen, auch durch einen Unterwas- sertunnel begehbaren Rundbecken werden Löf- felstöre, Knochenhechte, grosse Barben, Karp- fen und Egli gehalten. Löffelstöre sind sehr schreckhaft, eine gute Eingewöhnung ist des- halb Pflicht. Die gezeigten Störe machten einen ruhigen Eindruck und zeigten keine auffälligen Verletzungen am Rostrum. Die Fütterung mit Wasserplankton ist aufwendig und wird am bes- ten mittels Target-Training vollzogen, so wie dies in Lausanne auch praktiziert wird. Für die Lau- erjäger Knochenhechte gibt es in Grundnähe Strukturen, zwischen denen sie sich bedürfnis- gerecht verstecken können. Mangshan-Viper und Boulengers Schnauzennatter Bei den grosszügig ausgelegten Reptilienterrarien finden sich viele gute Beispiele für bedürfnisge- rechte Einrichtungen. Die arttypischen Eigenheiten der Arten werden angesprochen und dement- sprechend das Klima, der Habitattyp und die entsprechenden Strukturen nachgebildet. Installati- onen wie Heizung, Beleuchtung, Beregnung und Befeuchtung befinden sich auf dem neusten Stand der Technik. So ist es aus Sicht des STS ein Qualitätsmerkmal einer Haltung, wenn bei- spielsweise die Beleuchtung möglichst sonnen- lichtähnlich ist, wenn Regenzeiten simuliert oder Tag-Nacht und saisonale Temperatur- schwankungen den natürlichen Begebenheiten nachgebildet werden können. Auch die Verwen- dung von natürlichen Materialen und lebenden Pflanzen ist reizvoll und bereichert die Umwelt der Tiere. Komodowaran Die Anlage für den Komodowaran hätte durchaus etwas grösser ausfallen können. Allerdings bein- haltet sie wesentliche Bestandteile, die für die- se grösste Waranart wichtig sind, wie beispiels- weise exponierte und geschützte Bereiche, Grab- und einfache Klettermöglichkeiten, ein Wasserpool und Bereiche mit sehr hohen Umge- bungstemperaturen. Ein spezielles Target-Trai- ning macht den Umgang mit dem Tier sicherer und bietet ihm gleichzeitig Abwechslung und eine kognitive Herausforderung. Zur tierärztli- chen Versorgung findet im Hintergrund auch ein medizinisches Training statt, sodass das Tier bei Bedarf stressarm untersucht werden kann. 2
SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS ZOOBERICHT 2019/2020 Westafrikanisches Krokodil Die Haltungsform dieser seltenen Krokodilart ist durchaus gelungen, auch wenn der Landteil etwas geräumiger sein könnte. Dafür steht den Tieren ein grosses Wasserbecken zur Verfügung, welches viel Schwimm- und Tauchraum bietet. Verschiedene Salmler und Barsche beleben das Becken und ergänzen das naturnahe Abbild eines typischen Lebensraumausschnittes. Ein beheizter und be- leuchteter Durchgang kann als Verbindung zu den Zwergmangusten geöffnet werden. Den quirligen Säugern stehen überall Einschlupfgelegenheiten zur Verfügung, sodass sie sich bei drohender Gefahr in die Röhren und Höhlen verkriechen können. Negative Beispiele Einige Kleinaquarien waren für die gezeigten Tiere zu knapp bemessen, so etwa die Aquarien der Trüschen, des Anglerfisches, des Zaire-Flösselhechtes und des Axolotl. Bei den Schlammspringern sind zusätzliche flache und zugängliche Uferbereiche nötig und im Malawibecken fehlen Klein- strukturen zum Schutz der Jungfische. Diese Kritikpunkte wurden mit den Aquariumverantwortli- chen angesprochen und entsprechende Verbesserungen wurden in die Wege geleitet. Anmerkungen Den Abschluss des Rundganges bildet ein lichtdurchfluteter voluminöser Raum, in welchem der neuweltliche Regenwald thematisiert wird. Auf mehreren Ebenen können die Besucher verschiede- ne Tierarten entdecken. Grüne Leguane leben freilaufend im Geäst der Bäume und Büsche und auch Weisskopfsakis können ihren Bedürfnissen in der Halle nachgehen. Ein grosses Piranhaaqua- rium ist von oben her einsehbar, gleichzeitig ermöglicht dieses einen attraktiven Einblick von Sei- ten des Restaurants her. Einige wenige, kleinere Vogelarten können hier ebenfalls bedürfnisgerecht gehalten werden. besucht am 20.2.2018 Factsheet Aquatis Aquarium (VD) Mitgliedschaft EAZA Beitrag Artenschutz lokale Artenschutzprojekte Öffentliche Bildung eigene und Standard-Beschilderung; multimediale Darstellungen, Führungen Forschungsaktivitäten – Freizeit-Angebot Edutainment Konzept Süsswasseraquarien und Terrarien, kleine Tropenhalle = Zoo oder Tierpark mit Artenschutz- und / oder Bildungsanspruch1 = Diese Institution bemüht sich um besonders tierfreundliche Haltungen und weist mehrere beispielhafte Tiergehege vor. WAZA, EAZA: World / European Association of Zoos and Aquaria (Dachverband der weltweiten / euro- päischen, wissenschaftlich geleiteten Zoos und Aquarien; internationale Artenschutz-Organisation) 1 Blosse Haltung einer in einem Erhaltungszuchtprogramm gelisteten Art, Standard-Beschilderung oder Zooführung ohne Ranger genügt dem Anspruch nicht! Zusätzliche Bildungs-Bestrebungen (z. B. professionelle Führungen, eigene Schilder, Forschungstätigkeit) oder Unterstützung von Artenschutz-Projekten vor Ort erforderlich! Tierhaltungs-Konzept ist ein Pluspunkt. 3
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