Fej - Diakonie Arbeitsplatz "Heim" - Diakonisches Werk Berlin

Die Seite wird erstellt Nina Janssen
 
WEITER LESEN
Fej - Diakonie Arbeitsplatz "Heim" - Diakonisches Werk Berlin
Forschungsprojekt des fej                                                                   Forschungsprojekt des fej

                                                        Diakonie
                                                        Fachverband Ev. Jugendhilfen e.V.

                                                        Arbeitsplatz „Heim”

                                                                                                  Stationäre
                                                                                                  Erziehungshilfe
                                                                                                  aus der Sicht der
                                                                                                  pädagogischen
                                                                                                  Basis

                                                                                 fej                Fachverband
                                                                                                    Ev. Jugendhilfen e.V.

                    Fachverband Ev. Jugendhilfen e.V.
Fej - Diakonie Arbeitsplatz "Heim" - Diakonisches Werk Berlin
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Gliederung                                                                                          Seite

1. Ausgangslage, Auftraggeber und Auftrag ............................................... 2

2. Empirisches Vorgehen.......................................................................... .. 5
   2.1 R‚cklauf und Reprƒsentativitƒt .........................................................6

3. Rahmendaten .........................................................................................12
   3.1 Berufsausbildung und -erfahrung..................................................... 12
   3.2 Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund.................................... 15
   3.3 Familie und Partnerschaft unter den Mitarbeiter/-innen....................16

4. Erfreuliche „berraschungen: Was „stationƒre“ Mitarbeiter/-innen
   an ihrer Arbeit und ihrem Trƒger schƒtzen......................................... ....18

5. Burnout ................................................................................................ ..21
   5.1 Burnout nach Geschlecht, Alter und Betreuungsform .................... 23
   5.2 Vergleiche mit anderen Untersuchungen ....................................... .26
   5.3 Burnout beg‚nstigende und reduzierende Faktoren ....................... 28

6. Wechselabsicht, Altersstruktur und wechselabsicht-f…rdernde
   Faktoren ............................................................................................. ...31
   6.1 Trƒger-spezifische Wechselabsichten ............................................. 31
   6.2 Betreuungsform-spezifische Wechselabsichten und
       angestrebte „Wechselgebiete“..........................................................31
   6.3 Alters-spezifische Wechselabsichten .............................................. 34
   6.4 „bersicht zu Faktoren, die Wechselabsicht beeinflussen ............... 38

7. Fazit und nƒchste Schritte .................................................................. ...41

Literatur ................................................................................................. ....44

Anhang
  Fragebogen f‚r Mitarbeiter/-innen ........................................................ .46
  Fragebogen f‚r die Verwaltung ........................................................ .....59
Fej - Diakonie Arbeitsplatz "Heim" - Diakonisches Werk Berlin
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

1. Ausgangslage, Auftraggeber und Auftrag

Das Forschungsvorhaben „Mitarbeiter/-innen in den stationƒren Erziehungshilfen“ wurde vom
Fachverband Evangelische Jugendhilfen e. V. in Auftrag gegeben. Der Fachverband Evange-
lische Jugendhilfen e. V. wurde 2002 als Zusammenschluss dreier Fachverbƒnde gegr‚ndet:
 Fachverband Evangelische Erziehungshilfen Berlin-Brandenburg (ehemals fee),
 Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Beratungsstellen (ehemals AGEB) und
 Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (ehemals EJSA).

Insgesamt sind im Fachverband 36 Evangelische Trƒger vertreten, die mit aktuell 141 Einrich-
tungen verschiedener Gr…†e in den oben genannten Bereichen tƒtig sind. Dies bedeutet bezo-
gen auf die Erziehungshilfen ein Volumen von
 1700 ‚berwiegend stationƒren Plƒtzen in Heimeinrichtungen und Wohnformen f‚r Kinder
    und Jugendliche in Berlin und Brandenburg,
 zahlreichen ambulanten Angeboten der Soziapƒdagogischen Familienhilfe und anderer
    ambulanter oder flexibler Erziehungshilfen,
 54 Beratungsstellen, die ebenfalls im gesamten Verbandsgebiet tƒtig sind.

Unter dem Dach des Fachverbandes arbeiten ca. 2000 Personen mit Kindern, Jugendlichen
und deren Familien, indem sie diese entsprechend ihrem Unterst‚tzungsbedarf beratend be-
gleiten, in problematischen Lebenssituationen beistehen oder rund um die Uhr betreuen und
versorgen.

Die Geschƒfte des Fachverbandes f‚hrt Ralf Liedtke (vormals bereits langjƒhriger Geschƒfts-
f‚hrer des fee) mit Unterst‚tzung eines Vorstandes. Die von der Mitgliederversammlung ge-
wƒhlten Vertreter sind derzeit (9/2009):

   Herr Andreas Lorch (Vorsitzender), Ev. Johannesstift Berlin
   Frau Marianne Bartzok (Stellvertreterin), Dasi gGmbH
   Herr Michael Heinisch (Stellvertreter), Sozialdiakonische Arbeit Victoriastadt gGmbH
   Herr Wolfgang Bergner, CJD Berlin e. V.
   Frau Sigrid Jordan-Nimsch, EJF-Lazarus gAG
   Frau Sigrid Richter-Unger, EJF-Lazarus gAG
   Herr Friedhelm Sachse, Beratung+Leben GmbH.

Geschƒftsf‚hrer und Vorstand hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Klagen aus den
Einrichtungen geh…rt, nach denen es immer gr…†eren Aufwand mit sich brƒchte (zeitlich und
finanziell), frei werdende Stellen mit adƒquat qualifiziertem Personal zu besetzen. Verschƒrft
wurde diese Personalknappheit f‚r den stationƒren Bereich wahrgenommen, d. h. die verschie-
denen Angebote nach ‡ 34 SGB VIII. Auch aus anderen Bundeslƒndern werden immer hƒufiger
ƒhnliche Tendenzen berichtet, weswegen Thomas Rauschenbach, Leiter des Deutschen
Jugendinstitutes auf dem EREV-Kongress im Mai 2009 sicher ganz im Trend lag, als er eine
von zehn Thesen formulierte:

„... in den nƒchsten 15 Jahren wird auf die Jugendhilfe das Problem der Gewinnung und
Rekrutierung einer ausreichenden Zahl an Fachkrƒften zukommen. Dabei muss sie auch
verstƒrkt Anstrengungen unternehmen, mehr mƒnnliches Personal zu gewinnen“ (EJ, Heft
3/2009, S.147).

Mit diesen Aussagen wird lediglich ein Mangel konstatiert; offen bleibt durch welche Faktoren
dieser bedingt ist. Rauschenbach fƒhrt fort:

                                                2
Fej - Diakonie Arbeitsplatz "Heim" - Diakonisches Werk Berlin
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

„Diese Thematik scheint meines Erachtens in der Fachwelt der Kinder- und Jugendhilfe noch
gar nicht richtig angekommen zu sein. Wƒhrend der Mittelstand, das Handwerk und die Indus-
trie schon heute lautstark Ma†nahmen einklagen, mit denen der drohende Fachkrƒftemangel
von morgen verhindert werden kann, herrscht in den Zentralen der …ffentlichen und Freien
Trƒger noch erstaunliche Stille“ (ebd.).

F‚r den FEJ trifft diese Einschƒtzung sicher nicht zu. Bereits im Mai 2008 waren Geschƒfts-
f‚hrer und Vorstand des FEJ aktiv geworden und hatten sich an das „Institut f‚r Innovation und
Beratung an der Evangelischen Fachhochschule Berlin e. V. (INIB)“ gewandt und dort eine
erste Skizze f‚r ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben. Erste Vorstudien lie†en erkennen,
dass die letzte gro†e Studie ‚ber die Situation von Mitarbeiter/-innen im stationƒren Bereich der
Erziehungshilfen aus dem Jahre 1992 stammte. Anlass der damaligen Untersuchung waren
Hinweise auf hohe Fluktuationsraten im Heimbereich, die durch die sogenannte G‚nther/
Bergler- Studie bestƒtigt wurde: 42,3 % der in vollstationƒrer Betreuung arbeitenden Mitarbei-
ter/-innen waren bereits weniger als zwei Jahre an diesem Arbeitsplatz tƒtig. Fast die Hƒlfte der
neu in den Heimbereich eingetretenen Mitarbeiter/-innen hatten diesen nach zwei Jahren schon
wieder verlassen (G‚nther/Bergler 1992, S. 57).
Und ‚berhaupt wurde die Fluktuationsrate damals als zu hoch eingeschƒtzt:
„In fast genau einem Drittel der Teams ist die dienstƒlteste Fachkraft seit allenfalls drei Jahren
dort tƒtig. Dies bedeutet, dass in solchen Gruppen einem Kind, das seit 48 Monaten in der
Gruppe gelebt hat, nicht einmal eine konstante Bezugsperson ‚ber diesen Zeitraum zur Verf‚-
gung stand“ (ebd. 127). Das wurde damals, als auch die Verweildauer der Kinder sehr viel
h…her war als heute, als ein „dramatisches Ergebnis“ gewertet. Allerdings betrug der Alters-
durchschnitt der Mitarbeiter/-innen in den stationƒren Betreuungsformen damals 30,3 Jahre und
es waren fast 82 % aller Mitarbeiter/-innen unter 40 Jahre alt (ebd. 40 bzw. 56). Dar‚ber kann
man heute nur staunen. Allerdings schieben auch andere Berufsgruppen (Lehrer/-innen,
Jugendamts-Mitarbeiter/-innen), die damals ƒhnlich jung waren wie die Heimpƒdagog/-innen,
heute ƒhnliche „Altersberge“ vor sich her wie die stationƒren Erziehungshilfen.

Im Rahmen der Vorgesprƒche mit dem Vorstand und einem kleinen Kreis engagierter Leiter/-
innen wurden aufgrund der Vorstudien folgende Leitfragen formuliert:
 Wie viele Mitarbeiter/-innen arbeiten in welchen Betreuungsformen der stationƒren Hilfen,
    wie alt sind die Mitarbeiter/-innen und nach welchen Tarifen werden sie bezahlt?
 Was sind Arbeitsplatz bezogene Freuden und Belastungen, wie sie die stationƒren
    Mitarbeiter/-innen selbst res‚mieren?
 Wie zufrieden/unzufrieden erklƒren sie sich mit welchen Arbeitsbedingungen?
 Wie locker oder fest, sehen sie sich selbst an ihren Arbeitsplatz bzw. die Einrichtung oder
    den Trƒger gebunden? Mit welcher Quote von Wechselabsichten – vor allem weg vom
    stationƒren Bereich – haben die Trƒger seitens ihrer Mitarbeiter/-innen zu rechnen?

Zur Klƒrung dieser Fragen wurde das folgende dreistufige Forschungsprogramm beschlossen:
Stufe 1:
 Ausf‚hrlicher Fragebogen, der sich an die Basis-Mitarbeiter/-innen im stationƒren Bereich
    wendet.
 Fragebogen f‚r die Verwaltung, mit dessen Hilfe die offiziellen Beschƒftigtenzahlen,
    tarifliche Eingruppierungen und Eintritts- bzw. Austrittsdaten festgehalten werden sollten.
    Dar‚ber hinaus sollten die Personalleiter Einschƒtzungen zur Zahl und Eignung von
    eingehenden Bewerbungen abgeben.
 Summarische Auswertung des Mitarbeiterfragebogens, vor allem im Hinblick auf hilfe-
    spezifische Differenzen und Abgleich der gewonnenen Daten mit dem Verwaltungs-
    fragebogen.

                                                3
Fej - Diakonie Arbeitsplatz "Heim" - Diakonisches Werk Berlin
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Stufe 2:
Auswertung des Mitarbeiterfragebogens in trƒgerspezifischer Hinsicht, um die Differenzen
zwischen den Trƒgern deutlich zu machen und damit das Steuerungspotential ‚ber Leitung
bzw. Trƒgerkulturen zu klƒren.

Stufe 3:
Qualitative Vertiefungsstudie zum Thema der „jungen Wechselabsichts-Mitarbeiter/-innen“
und/oder zu den W‚nschen und Vorstellungen der ƒlteren Mitarbeiter/-innen mit Blick auf Arbeit
im stationƒren Bereich bis zur Berentung.

In einer Stufe 4 sollen dann konkrete Maßnahmen zur Sicherung des Mitarbeiterbestandes
bzw. zu einer Verbesserung des Anwerbeerfolges in Bezug auf neue Mitarbeiter/-innen f‚r den
stationƒren Bereich entwickelt werden (einen ersten Ausblick darauf machen wir in Kap. 6).

Die Planungen der Stufe 1 und 2 wurden rasch und unkompliziert umgesetzt. Ein erster Frage-
bogenentwurf von INIB wurde im September 2008 im Vorstand diskutiert, der Kostenrahmen
verabschiedet und INIB endg‚ltig beauftragt. Der Pretest f‚r den Mitarbeiterfragebogen fand im
Oktober 2008 in drei Einrichtungen statt und f‚hrte zu zahlreichen sprachlichen Verbesserun-
gen. Die Erhebungsphase erstreckte sich von November 2008 bis Februar 2009.

An dieser Stelle ist allen Einrichtungs- und Bereichsleiter/-innen zu danken, die ihre Mitarbeiter/-
innen in den verschiedenen Betreuungsformen und den Verwaltungen aufgefordert haben, sich
f‚r die jeweils aufwƒndigen Fragebogen Zeit zu nehmen.

Im folgenden Bericht stellen wir die wichtigsten Ergebnisse der Auswertung und Erkenntnisse
aus den Diskussionen dar. Wenn wir Herrn Liedtke als Mitautoren auf das Deckblatt des
Abschlussberichtes platziert haben, so nicht, weil wir die Linie zwischen Auftraggeber und Auf-
tragnehmer verwischen wollen. Die hier vorgestellten Ergebnisse und Hypothesen verantwortet
INIB alleine. Aber Herr Liedtke war vom ersten Tag der Konzeptionierung des Forschungspro-
jektes aktiv mit dabei, hat viele Ideen zur Anlage und Ausgestaltung der Befragung(en) beige-
steuert, hat uns in allen Phasen des Projektes intensiv begleitet und beraten und mit uns die
Ergebnisse und ihre Einschƒtzung diskutiert. Insofern w‚rden wir sein Engagement schmƒlern,
wenn wir ihn nicht ausdr‚cklich als Mitautoren benennen w‚rden.
Ihm und den Damen und Herren des Vorstands des FEJ sei an dieser Stelle f‚r die ‚beraus
engagierte und stets unkomplizierte Zusammenarbeit ausdr‚cklich gedankt.

                                                 4
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

2. Empirisches Vorgehen

Die Untersuchung gliedert sich in zwei Hauptteile, und zwar in eine Befragung der Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter, die im Bereich stationƒrer Erziehungshilfen tƒtig sind und in eine Be-
fragung der Trƒger, die Auskunft zur Anzahl der Beschƒftigten, ihrer Altersstruktur u. a. m.
geben sollten. Folgende Betreuungsformen der stationƒren Erziehungshilfe wurden in die
Untersuchung einbezogen:
 Schicht/Regelangebote nach ‡ 34
 Intensiv betreute/therapeutische Gruppen
 Familienanaloge Angebote ‡ 34
 Betreutes Jugendwohnen
 Mutter-Kind-Angebote
 Notdienste/Krisengruppen

An den beiden Befragungen, die im Winter 2008/09 durchgef‚hrt wurden, haben sich 23 Trƒger
mit 97 Einrichtungen beteiligt. Die meisten von ihnen sind im Raum Berlin/Brandenburg ange-
siedelt:

   Diakonie-Sozialwerk Lausitz         Ev. Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin
   Elisabethstift                      Sozialdiakonische Arbeit Victoriastadt GmbH
   Evangelisches Johannesstift         Ev. Verein Sonnenhof
   K…nigin-Luise-Stiftung              Diakonieverbund Schweicheln e. V.
   Leben Lernen e. V.                  Paul Gerhardt Werk GmbH
   Luisenstift                         Evangelisches Klubheim f‚r Berufstƒtige e. V.
   N H W e. V.                         DW Neuk…lln-Oberspree e. V.
   St. Elisabeth-Stiftung              Zukunft Bauen e. V.
   Wadzeck-Stiftung                    T‚rkisch Deutscher Frauenverein e. V.
   WeGe ins Leben e. V.                Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V., Berlin
   EJF-Lazarus gAG                     Treberhilfe Berlin gGmbH
                                       Diakonische Arbeitsgemeinschaft Sozialpƒdagogischer
                                       Initiativen gGmbH

Alle Einrichtungen der genannten Trƒger sowie alle Beschƒftigten dieser Einrichtungen wurden
in die Untersuchung einbezogen. Es fand keine Stichprobenauswahl statt, sondern es war eine
Vollerhebung angestrebt. Mit Hilfe der Angaben aus den Verwaltungen konnte ein genauer Ab-
gleich zum R‚cklauf der Mitarbeiter-Frageb…gen erfolgen (ausf‚hrlich zum R‚cklauf weiter
unten).

Sowohl der Fragebogen f‚r die Beschƒftigten wie auch der Fragebogen f‚r die Trƒgerverwal-
tungen wurden als standardisierte Erhebungsinstrumente entwickelt. Der Mitarbeiter-Frage-
bogen enthielt auch einige offene Fragen.

Themenbereiche des Mitarbeiter-Fragebogens sind:
 Art der Ausbildung, Beschƒftigungsdauer,
 Bewertung der Arbeitssituation: Dinge, die Freude machen, Dinge, die belastend sind,
   Maslach-Burnout-Inventory,
 Rahmenbedingungen bezogen auf die Zusammensetzung und die Fluktuation im Team,
 Arbeitsstrukturen und Unterst‚tzung der Arbeit,
 Art des Beschƒftigungsverhƒltnisses,
 Rahmenbedingungen der Arbeit bezogen auf die Beschƒftigten sowie bezogen auf die
   Arbeit mit den Kindern/Jugendlichen,
 Fort- und Weiterbildung,

                                                5
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

   berufliche Perspektiven und Wechselabsicht,
   soziodemographische Angaben.

Themenbereiche des Verwaltungsfragebogens sind:
 Anzahl der Mitarbeiter/-innen nach Alter und Geschlecht,
 Anzahl Voll- und Teilzeitstellen, Tarifstruktur,
 Zahl ausgeschiedener Mitarbeiter/-innen in den letzten zwei Jahren,
 Ausgeschriebene Stellen und Bewerberlage in den letzten zwei Jahren.

Die beiden Frageb…gen sind im Anhang beigef‚gt.

Da im Mitarbeiter-Fragebogen einige sehr pers…nliche Bewertungen zur Arbeitssituation erfragt
werden, musste bei der Durchf‚hrung der Untersuchung auf ein h…chst m…gliches Ma† an Ano-
nymitƒt geachtet werden. Die Verteilung der Frageb…gen erfolgte ‚ber die Trƒger bzw. Einrich-
tungen, wobei die Einrichtungen gebeten wurden, die Befragung im Rahmen von Mitarbeiter-
besprechungen (also im Rahmen der Arbeitszeit) zu erm…glichen. Jedem Fragebogen wurde
ein Umschlag beigef‚gt, so dass der Fragebogen verschlossen abgegeben werden konnte.
Diese Umschlƒge wurden ‚ber die Einrichtung bzw. den Trƒger an den FEJ zur‚ckgesandt. Es
stand den Mitarbeiter/-innen offen, den Bogen allein zu Hause auszuf‚llen und per Post direkt
an die Evangelische Fachhochschule zu schicken.

2.1 Rücklauf und Repräsentativität

Die Verwaltungsfrageb…gen wurden von allen 23 Trƒgern komplett ausgef‚llt zur‚ckgesandt.
Aus diesen Angaben geht hervor, dass in den oben angegebenen Betreuungsformen insgesamt
1305 Mitarbeiter/-innen beschƒftigt sind (pƒdagogisches/sozialarbeiterisches Personal). Von
Seiten der Mitarbeiter/-innen haben sich insgesamt 758 Personen beteiligt. Das entspricht auf
1305 Beschƒftigte bezogen einem R‚cklauf von 58,1 %. Der R‚cklauf pro Trƒger schwankt
zwischen 22 % und 84 %, wobei die Zahl der ausgef‚llten B…gen pro Trƒger zwischen 3 und
241 liegt (siehe Tab. 1).

Mit einer Fallzahl von 758 Befragten aus 96 Einrichtungen handelt es sich bei der vorliegenden
Untersuchung um die bisher umfangreichste im Bereich der vollstationƒren Angebote. Die Stu-
die von G‚nther/Bergler (1992) umfasste f‚r denselben Bereich, angesiedet in Baden-W‚rttem-
berg, 505 Mitarbeiter/-innen aus 66 Einrichtungen. Auf die G‚nther/Bergler-Studie wird im Fol-
genden hƒufig Bezug genommen, da sie wertvolle Vergleichzahlen liefert und mit ihrer Hilfe
Verƒnderungen im Zeitabstand von ca. 18 Jahren aufgezeigt werden k…nnen.

Tab. 1: R‚cklauf nach Trƒger
                                                          Beschƒftigte
                                                          laut Verwal- Ausgef‚llte   R‚cklauf
Trƒger                                                    tungsbogen Frageb…gen pro Trƒger
Leben Lernen e. V.                                                  19           16      84,2
K…nigin-Luise-Stiftung                                              23           18      78,3
WeGe ins Leben e. V.                                                 9             7     77,8
Luisenstift Berlin                                                  26           20      76,9
Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V., Berlin.             16           12      75,0
Ev. Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin                             4             3     75,0
Diakonie-Sozialwerk Lausitz                                         70           47      67,1
Wadzeck-Stiftung                                                    41           27      65,9
Elisabethstift                                                      64           42      65,6
EJF-Lazarus gAG                                                   375          241       64,3

                                                  6
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Diakonische Arbeitsgemeinschaft Sozialpƒdagogischer
Initiativen gGmbH                                                                                                 36                  23                63,9
Diakonieverbund Schweicheln e. V.                                                                                 57                  36                63,2
Ev. Johannesstift Berlin                                                                                         107                  67                62,6
Sozialdiakonische Arbeit Victoriastadt gGmbH                                                                      12                   7                58,3
T‚rkisch-Deutscher Frauenverein e. V.                                                                              9                   5                55,6
Paul-Gerhardt-Werk gGmbH                                                                                          78                  43                55,1
St. Elisabeth-Stiftung                                                                                            50                  27                54,0
Ev. Verein Sonnenhof e. V.                                                                                        19                  10                52,6
Treberhilfe Berlin gGmbH                                                                                         104                  36                34,6
N H W e.V.                                                                                                        33                  10                30,3
DW Neuk…lln-Oberspree e. V.                                                                                      107                  30                28,0
Zukunft Bauen e.V.                                                                                                19                   5                26,3
Ev. Klubheim f‚r Berufstƒtige e. V.                                                                               27                   6                22,2
Gesamt                                                                                                          1305                 738

30 ohne Angabe des Trƒgers/anonym                                                                                                     20
Gesamt                                                                                                                               758                58,1

Rücklauf nach Betreuungsform: In den beiden Frageb…gen waren sechs Kategorien zur
Betreuungsform vorgegeben. Eine Aufgliederung nach Betreuungsform zeigt, dass sich der
geringste R‚cklauf bei den intensiv betreuten/therapeutischen Gruppen (30 %) sowie bei den
Notdiensten (45 %) ergab. Der h…chste R‚cklauf kam bei den familienanalogen Angeboten
zustande (84 %).
Wird die prozentuale Verteilung auf die Betreuungsformen laut Verwaltungsbogen und laut
Fragebogen verglichen, zeigt sich, dem oben genannten Ergebnis entsprechend, dass es in der
Fragebogenstichprobe deutlich zu wenig Befragte aus intensiv betreuten/therapeutischen Grup-
pen gibt (Stichprobe: 21 % - Verwaltungsbogen: 35 %). Dagegen sind Frageb…gen aus den
familienanalogen Angeboten ‚berreprƒsentiert (Stichprobe: 20 % und Verwaltungsbogen 12 %).
Die gefundenen Unterschiede beim R‚cklauf nach Trƒger k…nnen zum Teil darauf zur‚ck-
gehen, dass sie verstƒrkt Einrichtungen mit Betreuungsformen mit hohem oder niedrigem R‚ck-
lauf umfassen.

Abb. 1: Verteilung der Mitarbeiter/-innen auf die Betreuungsformen im Vergleich von
Verwaltungsbogen und Fragebogenangaben

                                               Verteilung auf die Betreuungsformen
                      40

                      30
                                                                                                                         Betreuungsform          laut
   P r oz e nt

                      20                                                                                                 Fragebogen

                      10
                                                                                                                         MitarbeiterInnen  laut
                                                                                                                         Verw altungsbogen
                       0
                                                            b.

                                                                                                        n
                                              n

                                                                                         te
                            4

                                                                         n
                                           pe

                                                                                                       pe
                           ‡3

                                                         ge

                                                                       ne

                                                                                      bo

                                                                                                   up
                                          p

                                                       An
                       ht

                                                                   oh

                                                                                    ge
                                       ru

                                                                                                  gr
                  h ic

                                                                                 An
                                                                   w
                                   .G

                                                   ge

                                                                                              en
                                                                 nd
                 Sc

                                                                               d-
                                                  lo
                                  ap

                                                                                           r is
                                                              ge
                                               na

                                                                            in
                              er

                                                                                         /K
                                                                        r- K
                                                            Ju
                                           na
                           /t h

                                                                                      st
                                                         es

                                                                       te
                                       il ie

                                                                                    en
                       iv -

                                                                   ut
                                                       ut
                  ns

                                                                                   di
                                       m

                                                                   M

                                                                                                  Bei 90 Mitarbeiter-Frageb…gen (12%) sind die
                                                  t re

                                                                                 ot
                                   Fa
                 te

                                                                               N
                                                Be
                 In

                                                                                                  Angaben zur Betreuungsform uneindeutig

                                                                                         7
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

  Verteilung der Beschƒftigten nach                                           Betreuungsform laut                Mitarbeiter/-innen laut
  Betreuungsform in Prozent                                                       Fragebogen                      Verwaltungsbogen
  Schicht ‡ 34                                                                       27,1                                 21,1
  Intensiv betreute/therapeutische Gruppen                                           20,7                                 35,0
  Familienanaloge Angebote                                                           20,1                                 12,2
  Betreutes Jugendwohnen                                                             14,8                                 13,8
  Mutter-Kind-Angebote                                                               12,3                                 12,0
  Notdienst/Krisengruppen                                                             5,1                                  5,8
                                                                                    100                                 100

Rücklauf nach Geschlecht: Der Frauenanteil liegt laut Verwaltungsbogen bei 73 % und be-
trƒgt in der Mitarbeiterbefragung 76 %. Frauen haben sich etwas hƒufiger an der Befragung be-
teiligt als Mƒnner, jedoch ist der Unterschied nicht allzu gro†. Wird nach den sechs Betreuungs-
formen aufgegliedert, stimmen die Angaben zum Frauenanteil aus Fragebogenstichprobe und
aus dem Verwaltungsbogen gut ‚berein. Der Unterschied betrƒgt h…chstens 5 % (betreutes
Wohnen).

Der h…chste Frauenanteil findet sich – plausibler Weise – im Betreuungsangebot „Mutter-Kind“.
Die niedrigsten Frauenanteile (unter 70 %) gibt es in den intensiv betreuten/therapeutischen
Gruppen sowie im betreuten Jugendwohnen.

Im Vergleich zur G‚nther/Bergler-Studie liegt der Frauenanteil etwas h…her. In der damaligen
Studie wurde ein Anteil von im Schnitt 69 % ermittelt (G‚nther/Bergler 1992, S. 39), was sich
wenig von den 73 % Frauenanteil f‚r die vorliegende Studie unterscheidet.

Abb. 2: Frauenanteil nach Betreuungsform

                                            Frauenanteil nach Betreuungsform
              100

               80
    Prozent

               60
                                                                                                                      Frauenanteil laut
               40                                                                                                     Fragebogen
               20                                                                                                     Frauenanteil laut
                                                                                                                      Verw altungsbogen
                 0

                             4               en                b.                             e              n
                         ‡ 3               p               g e          n en             b ot              pe
                       t                 p                n                                               p
                   ic
                      h               ru              e
                                                        A            oh             ng
                                                                                        e
                                                                                                      gr
                                                                                                         u
                 h                . G               g              dw              A                 n
                                                                                 -                  e
              Sc               ra
                                 p               lo
                                                                ge
                                                                  n             d               ris
                             e                ana              u             Kin
                                                                                              /K
                          /th               n                J            r-                t
                      iv-               ilie            t es          tte               e ns
                     s               m                 u             u               di
                te
                  n
                                   Fa              t re             M
                                                                                 N ot
              In                                B e

                                                                                  8
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

                                                  Frauenanteil laut           Frauenanteil laut
                                                 Verwaltungsbogen               Fragebogen
                                                     in Prozent                  in Prozent
  Schicht ‡ 34                                          73,55                       76,51
  Intensiv betreute/therapeutische Gruppen              63,02                       67,16
  Familienanaloge Angebote                              79,87                       76,87
  Betreutes Jugendwohnen                                67,22                       72,16
  Mutter-Kind-Angebote                                  96,18                       97,56
  Notdienst/Krisengruppen                               80,26                       76,47
  Gesamt                                                72,90                       75,90

Rücklauf nach Alter: In den beiden Erhebungsinstrumenten wurden die Altersangaben in 10-
Jahres-Altersgruppen erhoben. Eine Gegen‚berstellung dieser insgesamt f‚nf Altersgruppen
zeigt, dass sich die Altersverteilung aus Verwaltungsangaben und Frageangaben nur wenig
unterscheiden, d. h. in Bezug auf das Merkmal Alter ist eine gute Reprƒsentativitƒt gegeben.

Die Abbildung 3 ist um die Altersverteilung der Berliner Bev…lkerung ergƒnzt, um einen unge-
fƒhren Eindruck davon zu geben, ob und wie die Alterstrukturen in den Einrichtungen und der
Bev…lkerungsdurchschnitt von einander abweichen. F‚r den Altersbereich von 30 bis unter 60
gibt es dahingehend kaum Unterschiede. Bei den unter 29-Jƒhrigen (bzw. der Altersgruppe 25
bis 29, diese ist aufgef‚hrt um Vergleichbarkeit mit der Bev…lkerungsstatistik zu erm…glichen)
gibt es in den Einrichtungen der stationƒren Erziehungshilfe etwas mehr J‚ngere (18 %) als im
Bev…lkerungsschnitt (13 %). Der Unterschied ist allerdings nicht sehr gro†, zeigt aber, dass es
zumindest bis jetzt gelungen ist, J‚ngere f‚r dieses Arbeitsfeld zu gewinnen.

Die ‰lteren 60 bis 64-Jƒhrigen sind deutlich unterdurchschnittlich in den Einrichtungen zu
finden: einem Bev…lkerungsdurchschnitt von 10 % stehen lediglich 2 % in den Einrichtungen
gegen‚ber. Dieser geringe Anteil hat auch mit der f‚r die betroffenen Altersjahrgƒnge und f‚r
Frauen m…gliche Berentung im Alter von 60 Jahren zu tun.

Sehr aufschlussreich ist an dieser Stelle der Vergleich mit der G‚nther/Bergler-Studie. Durch
sie ergibt sich ein ganz anderer Blick auf die oben beschriebenen Ergebnisse zur Altersvertei-
lung. G‚nther/Bergler berichten f‚r ihre Studie, dass 86 % der Befragten unter 40 Jahren sind
(G‚nther/Bergler 1992, S. 40). Damit sind zur damaligen Zeit viele der Mitarbeiter/-innen deut-
lich j‚nger gewesen als es in der vorliegenden Studie, in der dieser Anteil lediglich 46 % be-
trƒgt, der Fall ist. Hier sind gravierende Verƒnderungen eingetreten, die einerseits auf demogra-
phische Verƒnderungen zur‚ckgehen andererseits aber auch darauf verweisen, dass der
Arbeitsplatz „Heim“ vor 15 bis 20 Jahren unter den J‚ngeren (Berufsanfƒngern) deutlich h…here
Attraktivitƒt hatte als heute.

                                                9
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Abb. 3: Verteilung nach Altersgruppen im Vergleich von Verwaltungsbogen und Mitarbeiter/-
innen-Fragebogen
                                            Altersverteilung
             40

             30
                                                                       laut Fragebogen
   Prozent

             20                                                        laut Verw altungsbogen

                                                                       Bev…lkerung am
             10                                                        31.12.2006 in Berlin

             0
                    9

                             9

                                       9

                                                  9

                                                             4
                    -2

                            -3

                                       -4

                                                 -5

                                                           -6
                  25

                          30

                                     40

                                               50

                                                         60

                                         laut                  laut
  Verteilung auf die
                                  Verwaltungsbogen      Verwaltungsbogen     laut Fragebogen
  Altersgruppen
                                 in absoluten Zahlen       in Prozent           in Prozent
  29 und j‚nger                          233                  17,9                 17,5
  30 - 39                                370                  28,4                 26,3
  40 - 49                                424                  32,5                 33,0
  50 - 59                                253                  19,4                 20,5
  60 und ƒlter                             23                   1,8                  2,7
  gesamt                               1303*                100                   100
 * In 2 B…gen waren die Angaben zum Alter unzureichend ausgef‚llt.

Wird bei der Altersverteilung nach Betreuungsform differenziert (Angaben aus dem Verwal-
tungsbogen), ergeben sich weitere Einblicke. Wƒhrend in f‚nf der sechs Betreuungsformen die
Altersverteilungen relativ ƒhnlich sind, weicht die der familienanalogen Angebote deutlich von
den anderen ab. Hier gibt es weniger J‚ngere (unter 40) und stattdessen mehr ‰ltere (40 bis
unter 60). Fr‚her als in den anderen Betreuungsformen wird es zu einer Verschiebung kom-
men, der zufolge die Zahl der ab 50-Jƒhrigen stark zunehmen wird. Aber auch die 60-Jƒhrigen
werden nicht wie bisher in Rente gehen k…nnen, sondern sie werden aufgrund der h…heren
Altersgrenzen f‚r den Rentenbeginn zumindest bis 63 bzw. spƒtere Jahrgƒnge bis 67 arbeiten
m‚ssen. Vorausgesetzt es kommt nicht zu einem massiven Anstieg der gesundheitsbedingten
Fr‚hberentungen, wird das k‚nftige Bild der familienanalogen Angebote weniger einer Eltern-
Kind-Beziehung gleichen als vielmehr einer Beziehung zwischen Gro†eltern und Kindern. Diese
Verƒnderungen werden Verƒnderungen nach sich ziehen, die einerseits die Arbeitsweise mit
den Kindern und andererseits die Arbeitplatzgestaltung f‚r die ƒlteren Arbeitsnehmer/-innen
betreffen.

                                                            10
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Abb. 4: Alter nach Betreuungsform

                                       Altersverteilung
                                                                            Schicht ‡34
             50,0

                                                                            Intensiv/therap.
             40,0
                                                                            Gruppen
   Prozent

             30,0                                                           Familienanaloge
                                                                            Angebote
             20,0                                                           Betreutes
                                                                            Jugendw ohnen
             10,0
                                                                            Mutter-Kind
              0,0

                    bis 29   30-39   40-49    50-59      ab 60              Notdienst/Krisengruppe

  - in Prozent -
                                     bis 29       30 - 39         40 - 49   50 - 59       ab 60
 Schicht ‡ 34 (n = 276)               18,8            24,3         34,8      20,3              1,8
 Intensiv betreute/
 therapeutische Gruppen               19,3            30,0         30,6      17,9              2,2
 (n = 457)
 Familienanaloge
                                       7,5            17,0         40,3      32,7              2,5
 Angebote ‡ 34 (n = 159)
 Betreutes Jugendwohnen
                                      20,6            31,7         33,9      13,3              0,6
 ( n = 180)
 Mutter-Kind-Angebote
                                      15,9            35,7         27,4      17,8              1,9
 (n = 155)
 Notdienst/Krisengruppen
                                      25,0            34,2         26,3      14,5              0,0
 (n = 76)

 Gesamt (in Prozent)                  17,9            28,4         32,5      19,4              1,8
 Gesamt (absolut) n =
                                       233            370          424       253               23
 1303*
 * In 2 B…gen waren die Angaben zum Alter unzureichend ausgef‚llt.

Als abschlie†ende Bewertung der Reprƒsentativitƒt der Mitarbeiter-Befragung ergibt sich insge-
samt ein sehr zufrieden stellendes Bild. Der erreichte R‚cklauf von fast 60 % ist als Erfolg anzu-
sehen. Hinsichtlich Geschlecht und Alter weichen die Angaben aus Verwaltungsbogen und
Fragebogen nur wenig voneinander ab. Lediglich nach Betreuungsform sind Verzerrungen
gegeben: Die intensiv betreuten/therapeutischen Gruppen sind unter- und die familienanalogen
Angeboten ‚berreprƒsentiert. Eine Gewichtung der im Folgenden dargestellten Ergebnisse
nach Betreuungsform wird nicht vorgenommen. Insgesamt kann davon ausgegangen werden,
dass die Ergebnisse ein gutes Spiegelbild der Ansichten und Meinungen der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter abgeben.

                                                             11
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

3. Rahmendaten

Im folgenden Kapitel werden Rahmendaten zur Beschreibung der beruflichen und pers…nlichen
Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgef‚hrt. Wƒhrend im vorangegangenen Kapitel
die Merkmale Geschlecht und Alter im Vordergrund standen, soll an dieser Stelle Auskunft ‚ber
die Berufsausbildung und Berufserfahrung gegeben werden sowie ‚ber den Haushaltstyp, in
dem sie privat leben, und die Zahl der Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund diskutiert
werden.

3.1 Berufsausbildung und -erfahrung

In der ersten Frage des Fragebogens an die Mitarbeiter/-innen wurde die Art der pƒdagogi-
schen Ausbildung angesprochen. Den Angaben zufolge hat die ‚berwiegende Zahl eine Aus-
bildung als Erzieher/-in (62 %), es folgt eine sozialpƒdagogische Ausbildung an einer Fach-
hochschule (21 %). Ohne pƒdagogische Ausbildung ist nur ein sehr geringer Anteil von 3 %.
Die entsprechenden Nennungen zusammengenommen verf‚gt ein Drittel der Mitarbeiter/-innen
‚ber einen akademischen Abschluss.

Abb. 5: Berufsausbildung

                                 Berufsausbildung

                     Erzieher/-in                                          62,5
          Sozialpƒdagog/-in (FH)                       21,1

         andere pƒd. Ausbildung                   17,4

                Kindergƒrtner/-in          6,2

        Diplom Pƒdagog/-in (Uni)           6,2
                  Heilerzieher/-in         5,5
  ohne pƒdagogische Ausbildung           3,2
      Diplom Psycholog/-in (Uni)         2,3

                                     0            20          40      60          80
                                                 Anzahl der Nennungen in %

Viele der Mitarbeiter/-innen (38 %) haben vor ihrer pƒdagogischen Berufsausbildung einen
anderen Beruf erlernt. Bei einigen von ihnen war dies ebenfalls ein pƒdagogischer Beruf (11 %),
die meisten (fast 50 %) haben jedoch zusƒtzlich eine praktisch-handwerkliche Berufsausbildung
absolviert. Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Berufsbereiche:

Handwerk/Bau/technische Berufe                                     46 %
Verwaltung/kaufmƒnnische Berufe/Verkauf                            19 %
Gesundheitsbereich (ohne ‰rzte)                                    13 %
personenbezogene Dienstleistung (Friseurin etc.)                   8%
pƒdagogischer Bereich (nicht wiss.) (Erzieher/-in)                 8%
Lehrer/-in/wissenschaftlicher Bereich                              3%

                                                       12
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Landwirtschaft (Gƒrtner/-in etc.)                                2%
„brige                                                           1%

Werden diejenigen herausgenommen, die auch fr‚her in einem pƒdagogischen Bereich gear-
beitete haben, ergibt sich ein Anteil von 34 %, der ‚ber eine nicht pƒdagogische Vorausbildung
verf‚gt; dies ist eine Ressource, die in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen nutzbrin-
gend eingesetzt werden kann. Der Anteil dieser anderweitigen Berufserfahrungen liegt im Ver-
gleich zur Untersuchung von G‚nther/Bergler geringf‚gig h…her; dort wurde ein Anteil von 30 %
gefunden (G‚nther/Bergler 1992, S. 43). Damals, Anfang der neunziger Jahre, wie heute
scheint der Weg von einem nichtpƒdagogischen Beruf in einen pƒdagogischen hƒufig beschrit-
ten zu werden.

Bei der Frage nach der Berufserfahrung wurde nach Berufserfahrungen im Bereich Sozialarbeit/
-pƒdagogik insgesamt, im Bereich der stationƒren Erziehungshilfen und beim jetzigen Trƒger
unterschieden (siehe Abb. 6). Die Berufserfahrung in der Sozialarbeit/-pƒdagogik im Allgemei-
nen ist – plausibler Weise – die lƒngste und betrƒgt bei den Befragten im Schnitt knapp drei-
zehn Jahre. Es gibt jedoch eine gro†e Variationsbreite, die von Berufserfahrungen von weniger
als einem halben Jahr bis hin zu 40-jƒhiger Berufstƒtigkeit reicht. ‰hnliches gilt f‚r die Berufser-
fahrung im Bereich der stationƒren Hilfen, die im Schnitt bei etwa 11 Š Jahren liegt; also nur ca.
2 Š Jahre k‚rzer als die sozialpƒdagogische Berufserfahrung ist. Es scheint, als hƒtten die Mit-
arbeiter/-innen relativ bald in den Bereich „Heim“ gewechselt. Ein Vergleich der beiden Anga-
ben zur Berufserfahrung zeigt, dass bei 56 % der Befragten die Dauer der Berufserfahrung in
der Sozialarbeit mit der der Heimtƒtigkeit ‚bereinstimmt. D. h. sie sind offensichtlich direkt nach
der Ausbildung in den Bereich „Heim“ eingestiegen. Diese Zahl steigt auf 66 % an, wenn auch
diejenigen einbezogen werden, deren Berufserfahrung im sozialen Bereich im Allgemeinen die
Heimtƒtigkeit bis zu maximal zwei Jahre ‚bersteigt. Es wird ersichtlich, dass die stationƒre
Erziehungshilfe f‚r viele ein Arbeitsplatz ist, in den sie sehr bald einsteigen und verbleiben.

Die Berufserfahrung beim Trƒger fƒllt mit im Schnitt acht Jahren k‚rzer aus, wobei knapp ein
Drittel erst bis zu zwei Jahre berufliche Tƒtigkeit beim Trƒger hinter sich hat. Die geringere Zeit-
dauer kann auf Arbeitsplatzwechsel hinweisen, muss es jedoch nicht, da es auch zu Trƒger-
wechseln kommen kann, ohne dass sich f‚r die Mitarbeiter/-innen der Arbeitsplatz ƒndert.

Dem Themenkreis „Berufserfahrung“ schlie†t sich die Frage nach der Zahl der Berufsanfƒnger
an. Bereits oben wurde im Zusammenhang mit der Altersverteilung auf die im Vergleich zu den
neunziger Jahren vergleichsweise geringe Zahl j‚ngerer Mitarbeiter/-innen hingewiesen. Ein
Berufsanfƒnger muss jedoch nicht immer zu den J‚ngeren geh…ren, z. B. wenn vorher in einem
anderen Arbeitsfelde gearbeitet wurde. Wird die Dauer der Berufserfahrung in der Sozialarbeit
betrachtet, sind es 18 %, die in diesem Bereich erst bis zu zwei Jahren gearbeitet haben; f‚r
den Bereich der Heimtƒtigkeit ergibt sich ein entsprechender Prozentanteil von 22 %. Bezogen
auf die zuletzt abgeschlossene pƒdagogische Berufsausbildung kann ein Anteil von 16 % fest-
gestellt werden; der pƒdagogische Berufsabschluss liegt bei ihnen nicht mehr als zwei Jahre
zur‚ck (bezogen auf den Zeitpunkt der Befragung). Bei allen Betrachtungsweisen ergibt sich ein
ƒhnlicher Prozentsatz von Berufsanfƒngern von ca. 16 bis 22 %; im Weiteren wird mit der auf
den Berufsabschluss bezogenen Definition gearbeitet.

                                                 13
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Abb. 6: Berufserfahrung

              140

              120
                                                                  Berufserfahrung in der Sozialarbeit/-pƒdagogik

              100

                                                                  Mittelwert:               12,9 Jahre
 Häufigkeit

              80

                                                                  Standardabweichung:       9,7 Jahre
              60

                                                                  Median*:                  11 Jahre
              40

                                                                  Minimum:                  unter Š Jahr
              20

                                                                  Maximum:                  40 Jahre
               0
                    0         10       20     30        40
                              Berufserfahrung in der
                        Sozialarbeit/-pädagogik - in Jahren

              140

              120
                                                                  Berufserfahrung im Bereich stationƒrer
                                                                  Erziehungshilfe
              100
 Häufigkeit

               80
                                                                  Mittelwert:               11,6 Jahre
               60
                                                                  Standardabweichung:       9,6 Jahre
              40
                                                                  Median:                   10 Jahre
               20
                                                                  Minimum:                  unter Š Jahr
                0
                    0          10       20     30        40
                                                                  Maximum:                  42 Jahre
                        Berufserfahrung im Bereich Heim -
                                    in Jahren

              140

                                                                  Berufserfahrung beim derzeitigen Trƒger
              120

              100

                                                                  Mittelwert:               8,6 Jahre
 Häufigkeit

               80
                                                                  Standardabweichung:       7,9 Jahre
               60
                                                                  Median:                   7 Jahre
               40
                                                                  Minimum:                  unter Š Jahr
               20                                                 Maximum:                  37 Jahre
                0
                    0          10       20         30        40
                         Berufserfahrung beim Träger - in
                                     Jahren

* Der Median besagt hier, dass 50 % der Berufserfahrungen k‚rzer bzw. lƒnger als 11Jahre sind.

                                                                            14
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Wird die Zahl der Berufsanfƒnger (der letzte pƒdagogische Ausbildungsabschluss ist zum Be-
fragungszeitpunkt nicht ƒlter als bis zu zwei Jahren) nach Betreuungsform aufgegliedert, zeigen
sich einige Unterschiede: Die meistern Berufsanfƒnger finden sich bei den Notdiensten (29 %),
gefolgt vom Schichtdienst mit 24 %. Die wenigsten Berufsanfƒnger gibt es im Betreuten Ju-
gendwohnen mit 6 %.

Tab. 2: Jahr des letzten pƒdagogischen Ausbildungsabschlusses nach Betreuungsform

                                               Jahr des Ausbildungsabschlusses
                                               bis 1997 1998 - 2006 ab 2007      Gesamt
                                                      71           48         38     157
Schicht ‡ 34
                                                  45,2%        30,6%      24,2%   100,0%
                                                      50           51         21     122
Intensiv betreute/therapeutische Gruppen
                                                  41,0%        41,8%      17,2%   100,0%
                                                      70           39         17     126
Familienanaloge Angebote ‡ 34
                                                  55,6%        31,0%      13,5%   100,0%
                                                      51           39          6       96
Betreutes Jugendwohnen
                                                  53,1%        40,6%       6,3%   100,0%
                                                      36           29         10       75
Mutter-Kind-Angebote
                                                  48,0%        38,7%      13,3%   100,0%
                                                      16            6          9       31
Notdienst/Krisengruppen
                                                  51,6%        19,4%      29,0%   100,0%
                                                      41           22          8       71
unklare Angabe
                                                  57,7%        31,0%      11,3%   100,0%
                                                     335         234        109      678
Gesamt
                                                  49,4%        34,5%      16,1%   100,0%

3.2 Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund

Im Fragebogen wurde danach gefragt, ob ein oder beide Elternteile der Mitarbeiter/-innen oder
sie selbst au†erhalb Deutschlands geboren sind, um aus diesen Angaben den Anteil der Mit-
arbeiter/-innen mit Migrationshintergrund zu ermitteln. Etwa 10 % der Befragten mochten diese
Fragen nicht beantworten und haben sie offen gelassen oder unvollstƒndig ausgef‚llt. Auf alle
‚brigen bezogen ergibt sich, dass 9 % einen Migrationshintergrund haben. Hier stellt sich die
Frage, in welchem Verhƒltnis dieser Anteil im Vergleich zur Bev…lkerung und im Vergleich zu
den untergebrachten Kindern und Jugendlichen steht. Tabelle 3 zeigt einige Vergleichszahlen
bezogen auf Berlin. Demnach hat in Berlin im Schnitt etwa jeder Vierte einen Migrationshinter-
grund; diese Zahl variiert sehr stark nach Bezirk bzw. statistischen Gebieten. Verglichen mit
dieser Zahl ist der Anteil unter den Mitarbeiter/-innen im Heimbereich deutlich unterdurch-
schnittlich.

Auf Seite der Kinder und Jugendlichen weist die Bev…lkerungsstatistik einen Anteil von ca. 43 %
unter den bis 15-Jƒhrigen aus; also einen sehr viel h…heren Anteil als unter den Erwachsenen.
Zahlen zu Kindern mit Migrationshintergrund in der stationƒren Erziehungshilfe gibt es nicht, in
der Statistik der Belegungsmeldungen (Sen BWF 2008) wird lediglich der Auslƒnderanteil er-
fasst. Dieser betrƒgt in den Hilfen nach ‡ 34 und ‡ 35 SGB VIII 17 %; ein Anteil, der relativ ge-
nau mit dem Auslƒnderanteil in der Bev…lkerung (Altersgruppe 5 bis 14-Jƒhrige) ‚bereinstimmt.
Vorsichtig kann daher vermutet werden, dass auch der Anteil von Kindern/Jugendlichen mit
Migrationshintergrund in der Heimunterbringung in etwa dem in der Bev…lkerung entspricht.
Demzufolge w‚rden in der stationƒren Erziehungshilfe in Berlin im Schnitt ca. 43 % Kinder und

                                                  15
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

Jugendliche mit Migrationshintergrund auf ca. 9 % Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund
treffen. Interkulturelle Kompetenzen sind daher unter den Mitarbeiter/-innen notwendiges und
alltƒgliches Handwerkszeug f‚r die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen.

Tab. 3: Migrationshintergrund bzw. Auslƒnderanteil unter den Befragten, den belegten Plƒtzen
in der stationƒren Erziehungshilfe und in der Bev…lkerung Berlins

Befragte Mitarbeiter/-innen           9%              mit Migrationshintergrund

Belegungsmeldungen nach
                                      17 %            Auslƒnder
‡‡ 34, 35 SGB VIII (3)
Bev…lkerung in Berlin 2007

Kinder/Jugendliche
im Alter von
 0- 6                                 42,5 %          mit Migrationshintergrund (1)
 6 - 15                               42,7 %          mit Migrationshintergrund
15 - 18                               35,1 %          mit Migrationshintergrund

 0- 4                                  8,0 %          Auslƒnderanteil (2)
 5 - 14                               16,7 %          Auslƒnderanteil
15 - 19                               14,6 %          Auslƒnderanteil

Bev…lkerung insgesamt                 25,7 %          mit Migrationshintergrund
                                      14,0 %          Auslƒnder
(1) Einwohner in Berlin am 31.12.2007 nach Migrationshintergrund (B…rnermann 2008, Tab. 7, S. 25)
(2) Auslƒnder in Berlin am 31.12.2006 (Amt f‚r Statistik Berlin-Brandenburg 2007)
(3) Belegte Plƒtze zum Stichtag 31.12.2008 (Sen BWF 2008)

3.3 Familie und Partnerschaft unter den Mitarbeiter/-innen

Im Fragebogen wurde nicht der Familienstand erfasst, sondern versucht, den Haushaltstyp zu
ermitteln, in dem die Mitarbeiter/-innen leben. Dazu wurde nach Zahl der Mitbewohner und Zahl
der Kinder unter 18 gefragt sowie danach, ob ein Partner, egal ob verheiratet oder nicht, im
Haushalt lebt. In Tabelle 3 ist nach sechs unterschiedlichen Haushaltstypen aufgegliedert. Mit
69 % ‚berwiegen die Haushalte ohne Kinder (unter 18) deutlich. Besonders in den Altersgrup-
pen unter 30 leben die meisten (94 %) ohne Kinder, ebenso die ‰lteren 50 bis 59-Jƒhrigen
(81 %) und ab 60-Jƒhrigen (95 %). In der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre hat dagegen fast die
Hƒlfte (49 %) Kinder.

Der Anteil von 69 % Haushalten ohne Kinder stimmt nahezu genau mit der in der G‚nther/-
Bergler-Studie ermittelten Zahl von 70 % ‚berein. Diese „bereinstimmung hat jedoch vermut-
lich genau gegensƒtzliche Ursachen. „berwiegen heute die ‰lteren ab 50-jƒhrigen Mitarbeiter/-
innen, bei denen keine Kinder (mehr) im Haushalt leben, so sind es Anfang der neunziger Jahre
die J‚ngeren, die in den Einrichtungen in der Mehrzahl sind, aber ggf. noch keine Kinder gehabt
haben.

Bei den befragten Mƒnnern und Frauen der vorliegenden Studie zeigen sich hinsichtlich ihrer
familiƒren Verhƒltnisse Unterschiede: Mƒnner leben zu 36 % in „klassischen“ Haushalten mit
Ehefrau und Kindern; bei den weiblichen Mitarbeiter/-innen kommt dieser Haushaltstyp dage-
gen nur zu 22 % vor. Hƒufiger sind bei den Frauen dagegen Haushaltstypen ohne Kinder (71 %

                                                 16
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

zu 61 % bei den Mƒnnern); 24 % von ihnen leben in Single-Haushalten (bei den Mƒnnern:
20 %).

G‚nther/Bergler ermitteln Anfang der neunziger Jahre f‚r die Mitarbeiter/-innen im Heimbereich
deutlich gr…†ere Unterschiede zwischen Mƒnnern und Frauen. In ihrer Studie waren 66 % der
mƒnnlichen Mitarbeiter verheiratet, bei den Frauen betrug dieser Anteil dagegen nur 27 %
(G‚nther/Bergler 1992, S. 42). In der vorliegenden Studie kann dieser Prozentsatz mit dem
Anteil an Haushalten mit Partner verglichen werden. Hier ergibt sich, dass 66 % der Mƒnner
und 57 % der Frauen mit einem Partner den Haushalt teilen. Wƒhrend dieser Anteil bei den
Mƒnnern ungefƒhr an den von G‚nther/Bergler heran kommt, liegt er bei den Frauen deutlich
h…her.

Tab. 4: Haushaltstyp der Mitarbeiter/-innen

                                                      gesamt      Frauen     Mƒnner

Haushalte mit Kindern (unter 18):
       mit Partner                                      25 %       22 %        36 %

       Allein Erziehende                                 4%         5%          2%
       Mehrpersonen-Haushalte ohne Partner               2%         2%          1%
Gesamt mit Kindern                                      31 %       29 %        39 %
Haushalte ohne Kinder (unter 18):
       mit Partner                                      34 %       34 %        32 %
       Single                                           23 %       24 %        20 %
       Mehrpersonen-Haushalte ohne Partner              12 %       13 %        9%
Gesamt ohne Kinder                                      69 %       71 %        61 %

                                               17
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

4. Erfreuliche €berraschungen: Was „station‚re“ Mitarbeiter/-innen an ihrer
Arbeit und ihrem Tr‚ger sch‚tzen

Wenn man von „erfreulichen „berraschungen“ spricht, muss man vorher andere Erwartungen
gehabt haben: Wƒhrend wir den Fragebogen und seine Inhalte diskutierten, ƒu†erten einige
Einrichtungsleiter/-innen Bedenken bezogen auf seine potentiellen Ergebnisse; diese Gruppe
bef‚rchtete, dass Mitarbeiter/-innen die Befragung dazu nutzen w‚rden, ‚berwiegend kritische
Kommentierungen zu ihrer Arbeitssituation zu formulieren und sich den Frust ‚ber ihre „miss-
lichen Arbeitsbedingungen“ von der Seele zu schreiben. Auch wenn diese Bedenken nie dazu
f‚hrten, das Befragungsprojekt als solches infrage zu stellen, so war man auf Leitungsseite
doch auf ‰u†erungen massiver Unzufriedenheit gefasst. Insofern ist es ein wichtiges Ergebnis
dieser Befragung, dass die Mitarbeiter/-innenzufriedenheit in vielen Bereichen als hoch und
dass auch die strukturellen Rahmenbedingungen von vielen eher als g„nstig eingeschƒtzt
werden. Der/die Heimmitarbeiter/-in in Berlin und Brandenburg ist erst einmal relativ zufrieden
mit seine/ihrer Arbeitssituation und kein prinzipieller „Kritikaster“.

Diese Thesen k…nnen und sollen die folgenden Befragungsergebnisse belegen:

78 % der Mitarbeiter/-innen verf„gen „ber einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Damit d‚rf-
ten viele besser gestellt sein als ihre Kolleg/-innen im ambulanten Bereich. Zwischen den statio-
nƒren Hilfeformen gibt es diesbez‚glich eine Variationsbreite von fast 20 %. Im Bereich
„familienanaloger“ Hilfen, die WAB-Gruppen und Erziehungsstellen umfassen, sind es 94 % der
Mitarbeiter/-innen, im Intensivgruppenbereich dagegen nur 75 %. Das legt zwei Vermutungen
nahe: Erstens, dass sich die (im Durchschnitt eher ƒlteren) Mitarbeiter/-innen an familienana-
loge Unterbringungsformen, die f‚r die Kinder fast immer langfristig angelegt sind, nur binden
lassen, wenn man ihnen auch vertragliche Sicherheiten bietet. Zweitens, dass man von Trƒger-
seite her im Intensivgruppenbereich, entweder noch mit gr…†eren Belegungsschwankungen
rechnet als bei anderen Hilfeformen oder sich auf lƒngere Bewƒhrungszeiten der (eher j‚nge-
ren) Mitarbeiter/-innen angewiesen sieht, und sich deswegen noch nicht langfristig vertraglich
an diese Mitarbeiter/-innen binden will.

67 % der Arbeitsstellen sind Vollzeitstellen.
Ob dieses Ergebnis als hoch oder niedrig einzuschƒtzen ist, kann erst im Vergleich zu anderen
Beschƒftigungsverhƒltnissen in oder au†erhalb der stationƒren Erziehungshilfe oder der Sozi-
alen Arbeit gesagt werden. J‚ngste statistische Daten von KomDat weisen in den Beschƒfti-
gungsverhƒltnissen au†erhalb der Kindertagesstƒtten eine Vollzeitbeschƒftigtenquote von 57 %
aus. Interessanterweise korrespondiert die Streuung der prozentualen Anteile an Vollzeitbe-
schƒftigungsverhƒltnissen mit der Frauenquote in den einzelnen Hilfeformen. In den Mutter-
Kind-Einrichtungen, in denen wir den h…chsten Frauenanteil haben (96 %) haben wir auch die
gr…†te Rate an Teilzeitstellen (64 %). In den Intensivgruppen, in denen wir die niedrigste Be-
schƒftigungsquote von Frauen haben (63 %), gibt es auch am wenigsten Teilzeitstellen (18 %).
Das Ergebnis kann fachlich irritieren, da von den Anspr‚chen her, sowohl junge M‚tter und ihre
Babys, als auch „schwierige“ Jugendliche auf wenige, daf‚r aber m…glichst konstante Bezugs-
personen angewiesen wƒren. Es stellt sich die Frage, ob eine gr…†ere Gruppe von Frauen in
den stationƒren Erziehungshilfen eine Teilzeittƒtigkeit aus‚ben will? Wenn das der Fall wƒre,
w‚rde es anzeigen, dass es diesen Mitarbeiter/-innen – in besonderer Konzentration in den
Hilfen f‚r junge M‚tter – gelingt ihren Wunsch nach einem Beschƒftigungsverhƒltnis, das
familienkompatibel ist oder der eigenen Lebensplanung entspricht, durchzusetzen.

46 % der Mitarbeiter/-innen sind sehr oder eher zufrieden mit ihrer Bezahlung.
Die Zahl wird je nach vorher gefasster Erwartung ‚berraschen oder nicht und falls ja, entweder
als besonders hoch oder als niedrig imponieren. Eindrucksvoller ist, dass es bezogen auf die
Zufriedenheit mit der Bezahlung eine breite Variationsbereite zwischen den Trƒgern zwischen
23 % und 76 % gibt. Woran das liegt, k…nnen wir anhand unserer Daten nicht sagen, da wir

                                               18
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“

___________________________________________________________________________________

nicht nach der absoluten H…he von Einkommen gefragt haben und deshalb nicht wissen, ob
einige Trƒger mehr und andere weniger bezahlen. Aber wahrscheinlich d‚rfte dies sowieso nur
ein Faktor unter mehreren sein, der die Zufriedenheit mit der Bezahlung bedingt. Daf‚r spricht
auch, dass es bezogen auf diese Fragen kaum Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg
gibt, auch wenn man davon ausgehen kann, dass der Lohn in Brandenburg (etwas) niedriger
ausfƒllt.
32 % kreuzen an, dass die vorgenommene Eingruppierung nicht ihrer Ausbildung/Berufserfah-
rung entspricht. Diese Gruppe d‚rfte sich zu einem hohen Prozentsatz aus Sozialpƒdagogen
(FH) (ebenso einige Diplom-Pƒdagog/-innen) zusammensetzen, die aber aufgrund der Landes-
richtlinien „nur“ als Erzieher bezahlt werden k…nnen. Daf‚r spricht, dass 47 % der Akademiker
und nur 25 % der Nicht-Akademiker mit dem Verhƒltnis zwischen Bezahlung und Qualifikation
unzufrieden sind. Unserer Vermutung nach d‚rfte es sich dabei eher um j‚ngere Mitarbeiter/-
innen handeln, da f‚r die ƒlteren Mitarbeiter/-innen in Berlin, die vor 20 Jahren oder lƒnger
eingestellt wurden, auch heute noch Besitzstandswahrung gilt und sie als Sozialpƒdagog/-innen
bezahlt werden k…nnen. Sollte das der Fall sein, dann wƒren junge Sozialpƒdagog/-innen, die
nicht als solche bezahlt werden, unzufriedener als ihre Erzieher-Kolleg/-innen und deswegen
wahrscheinlich auch stƒrker von Wechselabsichten betroffen. Wenn man diese Zielgruppe
„halten“ will, m‚sste man sich also etwas auf Trƒgerebene einfallen lassen. Allerdings handelt
es sich hier um Deutungen, die sich nicht alleine aus dem Zahlenmaterial belegen lassen.
Nicht weiter deuten braucht man dagegen dieses Ergebnis: 77 % derer, die sich „unpassend“
eingruppiert sehen, sind mit ihrer Bezahlung unzufrieden.

76 % der Mitarbeiter/-innen erachten die fachliche Unterstützung, die sie in den Einrich-
tungen bekommen, für gut bis sehr gut. Gemeint ist damit die fachliche Unterstützung
von Seiten der Kolleg/-innen und der Vorgesetzten.
Auch wenn wir nicht wissen, wie dieses Ergebnis vor 20 Jahren ausgefallen wƒre, so wagen wir
hier die These, dass dieses eindrucksvolle Ergebnis zeigt, dass die Trƒger in den letzten Jahren
in die Beratung und fachliche Unterst‚tzung der stationƒren Erziehungshilfeteams investiert
haben und dass diese Investition dankbar bemerkt wird.
Wenn man „fachliche Unterst‚tzung“ weiter differenziert, st…†t man auf die Frage, ob auch der
Einzelne klare und fachlich qualifizierte R‚ckmeldung zu seiner eigenen Arbeit erhƒlt. 82 % der
Mitarbeiter/-innen geben an, von ihren Teamkolleg/-innen ausreichend qualifiziertes fachliches
Feedback zu bekommen. 62 % sehen das auch bezogen auf R‚ckmeldungen von Vorgesetz-
ten.

59 % geben an, dass sie die Teamzeit als ausreichend erleben.
Auch wenn das Gesamtergebnis als zufriedenstellend eingeordnet werden kann, fallen bei
dieser Frage gro†e trƒgerspezifische Varianzen auf: Bei der Zufriedenheit mit der zur Verf‚-
gung gestellten Zeit variieren die Mitarbeiter/-innen zwischen 90,9 % und 40 %; oder bezogen
auf das Statement „nicht ausreichend“ zwischen 60 % und 9,1 %. Das Ergebnis ‚berrascht
nicht, weil der Koordinationsaufwand in stationƒren Hilfen immer schon als hoch eingeschƒtzt
wurde. Die Heterogenitƒt der Antworten zeigt aber, dass es in diesem Bereich noch keine ein-
heitlichen Standards gibt bzw. es den Trƒgern unterschiedlich gut gelingt, den Erwartungen der
Mitarbeiter/-innen in dieser Frage gerecht zu werden.

80 % der Mitarbeiter geben an, dass in akuten Krisensituationen eher schnell oder sogar
sehr schnell Hilfe organisiert werden kann.
Nur 7 % der Mitarbeiter/-innen haben den Eindruck in Krisensituationen alleine dazustehen.
Auch wenn wir keine Vergleichszahlen aus anderen Berufsgruppen besitzen, so k…nnen die
Leitungskrƒfte in den stationƒren Einrichtungen mit diesem Ergebnis sehr zufrieden sein.
Krisen geh…ren aufgrund der Vorgeschichte der Kinder und Jugendlichen und hƒufig auch auf-
grund der Ballung von vielen belasteten Kindern und Jugendlichen in einer Gruppe oder Familie
mit zum Alltag der Erziehungshilfen. Offensichtlich ist das Thema „Krisen-Management“ in den
meisten Einrichtungen sehr prƒsent und wird verantwortlich und zwar mit Blick auf Kinder und

                                               19
Sie können auch lesen