Fej - Diakonie Arbeitsplatz "Heim" - Diakonisches Werk Berlin
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Forschungsprojekt des fej Forschungsprojekt des fej Diakonie Fachverband Ev. Jugendhilfen e.V. Arbeitsplatz „Heim” Stationäre Erziehungshilfe aus der Sicht der pädagogischen Basis fej Fachverband Ev. Jugendhilfen e.V. Fachverband Ev. Jugendhilfen e.V.
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Gliederung Seite 1. Ausgangslage, Auftraggeber und Auftrag ............................................... 2 2. Empirisches Vorgehen.......................................................................... .. 5 2.1 R‚cklauf und Reprƒsentativitƒt .........................................................6 3. Rahmendaten .........................................................................................12 3.1 Berufsausbildung und -erfahrung..................................................... 12 3.2 Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund.................................... 15 3.3 Familie und Partnerschaft unter den Mitarbeiter/-innen....................16 4. Erfreuliche „berraschungen: Was „stationƒre“ Mitarbeiter/-innen an ihrer Arbeit und ihrem Trƒger schƒtzen......................................... ....18 5. Burnout ................................................................................................ ..21 5.1 Burnout nach Geschlecht, Alter und Betreuungsform .................... 23 5.2 Vergleiche mit anderen Untersuchungen ....................................... .26 5.3 Burnout beg‚nstigende und reduzierende Faktoren ....................... 28 6. Wechselabsicht, Altersstruktur und wechselabsicht-f…rdernde Faktoren ............................................................................................. ...31 6.1 Trƒger-spezifische Wechselabsichten ............................................. 31 6.2 Betreuungsform-spezifische Wechselabsichten und angestrebte „Wechselgebiete“..........................................................31 6.3 Alters-spezifische Wechselabsichten .............................................. 34 6.4 „bersicht zu Faktoren, die Wechselabsicht beeinflussen ............... 38 7. Fazit und nƒchste Schritte .................................................................. ...41 Literatur ................................................................................................. ....44 Anhang Fragebogen f‚r Mitarbeiter/-innen ........................................................ .46 Fragebogen f‚r die Verwaltung ........................................................ .....59
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ 1. Ausgangslage, Auftraggeber und Auftrag Das Forschungsvorhaben „Mitarbeiter/-innen in den stationƒren Erziehungshilfen“ wurde vom Fachverband Evangelische Jugendhilfen e. V. in Auftrag gegeben. Der Fachverband Evange- lische Jugendhilfen e. V. wurde 2002 als Zusammenschluss dreier Fachverbƒnde gegr‚ndet: Fachverband Evangelische Erziehungshilfen Berlin-Brandenburg (ehemals fee), Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Beratungsstellen (ehemals AGEB) und Arbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (ehemals EJSA). Insgesamt sind im Fachverband 36 Evangelische Trƒger vertreten, die mit aktuell 141 Einrich- tungen verschiedener Gr…†e in den oben genannten Bereichen tƒtig sind. Dies bedeutet bezo- gen auf die Erziehungshilfen ein Volumen von 1700 ‚berwiegend stationƒren Plƒtzen in Heimeinrichtungen und Wohnformen f‚r Kinder und Jugendliche in Berlin und Brandenburg, zahlreichen ambulanten Angeboten der Soziapƒdagogischen Familienhilfe und anderer ambulanter oder flexibler Erziehungshilfen, 54 Beratungsstellen, die ebenfalls im gesamten Verbandsgebiet tƒtig sind. Unter dem Dach des Fachverbandes arbeiten ca. 2000 Personen mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien, indem sie diese entsprechend ihrem Unterst‚tzungsbedarf beratend be- gleiten, in problematischen Lebenssituationen beistehen oder rund um die Uhr betreuen und versorgen. Die Geschƒfte des Fachverbandes f‚hrt Ralf Liedtke (vormals bereits langjƒhriger Geschƒfts- f‚hrer des fee) mit Unterst‚tzung eines Vorstandes. Die von der Mitgliederversammlung ge- wƒhlten Vertreter sind derzeit (9/2009): Herr Andreas Lorch (Vorsitzender), Ev. Johannesstift Berlin Frau Marianne Bartzok (Stellvertreterin), Dasi gGmbH Herr Michael Heinisch (Stellvertreter), Sozialdiakonische Arbeit Victoriastadt gGmbH Herr Wolfgang Bergner, CJD Berlin e. V. Frau Sigrid Jordan-Nimsch, EJF-Lazarus gAG Frau Sigrid Richter-Unger, EJF-Lazarus gAG Herr Friedhelm Sachse, Beratung+Leben GmbH. Geschƒftsf‚hrer und Vorstand hatten in den vergangenen Jahren immer wieder Klagen aus den Einrichtungen geh…rt, nach denen es immer gr…†eren Aufwand mit sich brƒchte (zeitlich und finanziell), frei werdende Stellen mit adƒquat qualifiziertem Personal zu besetzen. Verschƒrft wurde diese Personalknappheit f‚r den stationƒren Bereich wahrgenommen, d. h. die verschie- denen Angebote nach ‡ 34 SGB VIII. Auch aus anderen Bundeslƒndern werden immer hƒufiger ƒhnliche Tendenzen berichtet, weswegen Thomas Rauschenbach, Leiter des Deutschen Jugendinstitutes auf dem EREV-Kongress im Mai 2009 sicher ganz im Trend lag, als er eine von zehn Thesen formulierte: „... in den nƒchsten 15 Jahren wird auf die Jugendhilfe das Problem der Gewinnung und Rekrutierung einer ausreichenden Zahl an Fachkrƒften zukommen. Dabei muss sie auch verstƒrkt Anstrengungen unternehmen, mehr mƒnnliches Personal zu gewinnen“ (EJ, Heft 3/2009, S.147). Mit diesen Aussagen wird lediglich ein Mangel konstatiert; offen bleibt durch welche Faktoren dieser bedingt ist. Rauschenbach fƒhrt fort: 2
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ „Diese Thematik scheint meines Erachtens in der Fachwelt der Kinder- und Jugendhilfe noch gar nicht richtig angekommen zu sein. Wƒhrend der Mittelstand, das Handwerk und die Indus- trie schon heute lautstark Ma†nahmen einklagen, mit denen der drohende Fachkrƒftemangel von morgen verhindert werden kann, herrscht in den Zentralen der …ffentlichen und Freien Trƒger noch erstaunliche Stille“ (ebd.). F‚r den FEJ trifft diese Einschƒtzung sicher nicht zu. Bereits im Mai 2008 waren Geschƒfts- f‚hrer und Vorstand des FEJ aktiv geworden und hatten sich an das „Institut f‚r Innovation und Beratung an der Evangelischen Fachhochschule Berlin e. V. (INIB)“ gewandt und dort eine erste Skizze f‚r ein Forschungsprojekt in Auftrag gegeben. Erste Vorstudien lie†en erkennen, dass die letzte gro†e Studie ‚ber die Situation von Mitarbeiter/-innen im stationƒren Bereich der Erziehungshilfen aus dem Jahre 1992 stammte. Anlass der damaligen Untersuchung waren Hinweise auf hohe Fluktuationsraten im Heimbereich, die durch die sogenannte G‚nther/ Bergler- Studie bestƒtigt wurde: 42,3 % der in vollstationƒrer Betreuung arbeitenden Mitarbei- ter/-innen waren bereits weniger als zwei Jahre an diesem Arbeitsplatz tƒtig. Fast die Hƒlfte der neu in den Heimbereich eingetretenen Mitarbeiter/-innen hatten diesen nach zwei Jahren schon wieder verlassen (G‚nther/Bergler 1992, S. 57). Und ‚berhaupt wurde die Fluktuationsrate damals als zu hoch eingeschƒtzt: „In fast genau einem Drittel der Teams ist die dienstƒlteste Fachkraft seit allenfalls drei Jahren dort tƒtig. Dies bedeutet, dass in solchen Gruppen einem Kind, das seit 48 Monaten in der Gruppe gelebt hat, nicht einmal eine konstante Bezugsperson ‚ber diesen Zeitraum zur Verf‚- gung stand“ (ebd. 127). Das wurde damals, als auch die Verweildauer der Kinder sehr viel h…her war als heute, als ein „dramatisches Ergebnis“ gewertet. Allerdings betrug der Alters- durchschnitt der Mitarbeiter/-innen in den stationƒren Betreuungsformen damals 30,3 Jahre und es waren fast 82 % aller Mitarbeiter/-innen unter 40 Jahre alt (ebd. 40 bzw. 56). Dar‚ber kann man heute nur staunen. Allerdings schieben auch andere Berufsgruppen (Lehrer/-innen, Jugendamts-Mitarbeiter/-innen), die damals ƒhnlich jung waren wie die Heimpƒdagog/-innen, heute ƒhnliche „Altersberge“ vor sich her wie die stationƒren Erziehungshilfen. Im Rahmen der Vorgesprƒche mit dem Vorstand und einem kleinen Kreis engagierter Leiter/- innen wurden aufgrund der Vorstudien folgende Leitfragen formuliert: Wie viele Mitarbeiter/-innen arbeiten in welchen Betreuungsformen der stationƒren Hilfen, wie alt sind die Mitarbeiter/-innen und nach welchen Tarifen werden sie bezahlt? Was sind Arbeitsplatz bezogene Freuden und Belastungen, wie sie die stationƒren Mitarbeiter/-innen selbst res‚mieren? Wie zufrieden/unzufrieden erklƒren sie sich mit welchen Arbeitsbedingungen? Wie locker oder fest, sehen sie sich selbst an ihren Arbeitsplatz bzw. die Einrichtung oder den Trƒger gebunden? Mit welcher Quote von Wechselabsichten – vor allem weg vom stationƒren Bereich – haben die Trƒger seitens ihrer Mitarbeiter/-innen zu rechnen? Zur Klƒrung dieser Fragen wurde das folgende dreistufige Forschungsprogramm beschlossen: Stufe 1: Ausf‚hrlicher Fragebogen, der sich an die Basis-Mitarbeiter/-innen im stationƒren Bereich wendet. Fragebogen f‚r die Verwaltung, mit dessen Hilfe die offiziellen Beschƒftigtenzahlen, tarifliche Eingruppierungen und Eintritts- bzw. Austrittsdaten festgehalten werden sollten. Dar‚ber hinaus sollten die Personalleiter Einschƒtzungen zur Zahl und Eignung von eingehenden Bewerbungen abgeben. Summarische Auswertung des Mitarbeiterfragebogens, vor allem im Hinblick auf hilfe- spezifische Differenzen und Abgleich der gewonnenen Daten mit dem Verwaltungs- fragebogen. 3
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Stufe 2: Auswertung des Mitarbeiterfragebogens in trƒgerspezifischer Hinsicht, um die Differenzen zwischen den Trƒgern deutlich zu machen und damit das Steuerungspotential ‚ber Leitung bzw. Trƒgerkulturen zu klƒren. Stufe 3: Qualitative Vertiefungsstudie zum Thema der „jungen Wechselabsichts-Mitarbeiter/-innen“ und/oder zu den W‚nschen und Vorstellungen der ƒlteren Mitarbeiter/-innen mit Blick auf Arbeit im stationƒren Bereich bis zur Berentung. In einer Stufe 4 sollen dann konkrete Maßnahmen zur Sicherung des Mitarbeiterbestandes bzw. zu einer Verbesserung des Anwerbeerfolges in Bezug auf neue Mitarbeiter/-innen f‚r den stationƒren Bereich entwickelt werden (einen ersten Ausblick darauf machen wir in Kap. 6). Die Planungen der Stufe 1 und 2 wurden rasch und unkompliziert umgesetzt. Ein erster Frage- bogenentwurf von INIB wurde im September 2008 im Vorstand diskutiert, der Kostenrahmen verabschiedet und INIB endg‚ltig beauftragt. Der Pretest f‚r den Mitarbeiterfragebogen fand im Oktober 2008 in drei Einrichtungen statt und f‚hrte zu zahlreichen sprachlichen Verbesserun- gen. Die Erhebungsphase erstreckte sich von November 2008 bis Februar 2009. An dieser Stelle ist allen Einrichtungs- und Bereichsleiter/-innen zu danken, die ihre Mitarbeiter/- innen in den verschiedenen Betreuungsformen und den Verwaltungen aufgefordert haben, sich f‚r die jeweils aufwƒndigen Fragebogen Zeit zu nehmen. Im folgenden Bericht stellen wir die wichtigsten Ergebnisse der Auswertung und Erkenntnisse aus den Diskussionen dar. Wenn wir Herrn Liedtke als Mitautoren auf das Deckblatt des Abschlussberichtes platziert haben, so nicht, weil wir die Linie zwischen Auftraggeber und Auf- tragnehmer verwischen wollen. Die hier vorgestellten Ergebnisse und Hypothesen verantwortet INIB alleine. Aber Herr Liedtke war vom ersten Tag der Konzeptionierung des Forschungspro- jektes aktiv mit dabei, hat viele Ideen zur Anlage und Ausgestaltung der Befragung(en) beige- steuert, hat uns in allen Phasen des Projektes intensiv begleitet und beraten und mit uns die Ergebnisse und ihre Einschƒtzung diskutiert. Insofern w‚rden wir sein Engagement schmƒlern, wenn wir ihn nicht ausdr‚cklich als Mitautoren benennen w‚rden. Ihm und den Damen und Herren des Vorstands des FEJ sei an dieser Stelle f‚r die ‚beraus engagierte und stets unkomplizierte Zusammenarbeit ausdr‚cklich gedankt. 4
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ 2. Empirisches Vorgehen Die Untersuchung gliedert sich in zwei Hauptteile, und zwar in eine Befragung der Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter, die im Bereich stationƒrer Erziehungshilfen tƒtig sind und in eine Be- fragung der Trƒger, die Auskunft zur Anzahl der Beschƒftigten, ihrer Altersstruktur u. a. m. geben sollten. Folgende Betreuungsformen der stationƒren Erziehungshilfe wurden in die Untersuchung einbezogen: Schicht/Regelangebote nach ‡ 34 Intensiv betreute/therapeutische Gruppen Familienanaloge Angebote ‡ 34 Betreutes Jugendwohnen Mutter-Kind-Angebote Notdienste/Krisengruppen An den beiden Befragungen, die im Winter 2008/09 durchgef‚hrt wurden, haben sich 23 Trƒger mit 97 Einrichtungen beteiligt. Die meisten von ihnen sind im Raum Berlin/Brandenburg ange- siedelt: Diakonie-Sozialwerk Lausitz Ev. Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin Elisabethstift Sozialdiakonische Arbeit Victoriastadt GmbH Evangelisches Johannesstift Ev. Verein Sonnenhof K…nigin-Luise-Stiftung Diakonieverbund Schweicheln e. V. Leben Lernen e. V. Paul Gerhardt Werk GmbH Luisenstift Evangelisches Klubheim f‚r Berufstƒtige e. V. N H W e. V. DW Neuk…lln-Oberspree e. V. St. Elisabeth-Stiftung Zukunft Bauen e. V. Wadzeck-Stiftung T‚rkisch Deutscher Frauenverein e. V. WeGe ins Leben e. V. Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V., Berlin EJF-Lazarus gAG Treberhilfe Berlin gGmbH Diakonische Arbeitsgemeinschaft Sozialpƒdagogischer Initiativen gGmbH Alle Einrichtungen der genannten Trƒger sowie alle Beschƒftigten dieser Einrichtungen wurden in die Untersuchung einbezogen. Es fand keine Stichprobenauswahl statt, sondern es war eine Vollerhebung angestrebt. Mit Hilfe der Angaben aus den Verwaltungen konnte ein genauer Ab- gleich zum R‚cklauf der Mitarbeiter-Frageb…gen erfolgen (ausf‚hrlich zum R‚cklauf weiter unten). Sowohl der Fragebogen f‚r die Beschƒftigten wie auch der Fragebogen f‚r die Trƒgerverwal- tungen wurden als standardisierte Erhebungsinstrumente entwickelt. Der Mitarbeiter-Frage- bogen enthielt auch einige offene Fragen. Themenbereiche des Mitarbeiter-Fragebogens sind: Art der Ausbildung, Beschƒftigungsdauer, Bewertung der Arbeitssituation: Dinge, die Freude machen, Dinge, die belastend sind, Maslach-Burnout-Inventory, Rahmenbedingungen bezogen auf die Zusammensetzung und die Fluktuation im Team, Arbeitsstrukturen und Unterst‚tzung der Arbeit, Art des Beschƒftigungsverhƒltnisses, Rahmenbedingungen der Arbeit bezogen auf die Beschƒftigten sowie bezogen auf die Arbeit mit den Kindern/Jugendlichen, Fort- und Weiterbildung, 5
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ berufliche Perspektiven und Wechselabsicht, soziodemographische Angaben. Themenbereiche des Verwaltungsfragebogens sind: Anzahl der Mitarbeiter/-innen nach Alter und Geschlecht, Anzahl Voll- und Teilzeitstellen, Tarifstruktur, Zahl ausgeschiedener Mitarbeiter/-innen in den letzten zwei Jahren, Ausgeschriebene Stellen und Bewerberlage in den letzten zwei Jahren. Die beiden Frageb…gen sind im Anhang beigef‚gt. Da im Mitarbeiter-Fragebogen einige sehr pers…nliche Bewertungen zur Arbeitssituation erfragt werden, musste bei der Durchf‚hrung der Untersuchung auf ein h…chst m…gliches Ma† an Ano- nymitƒt geachtet werden. Die Verteilung der Frageb…gen erfolgte ‚ber die Trƒger bzw. Einrich- tungen, wobei die Einrichtungen gebeten wurden, die Befragung im Rahmen von Mitarbeiter- besprechungen (also im Rahmen der Arbeitszeit) zu erm…glichen. Jedem Fragebogen wurde ein Umschlag beigef‚gt, so dass der Fragebogen verschlossen abgegeben werden konnte. Diese Umschlƒge wurden ‚ber die Einrichtung bzw. den Trƒger an den FEJ zur‚ckgesandt. Es stand den Mitarbeiter/-innen offen, den Bogen allein zu Hause auszuf‚llen und per Post direkt an die Evangelische Fachhochschule zu schicken. 2.1 Rücklauf und Repräsentativität Die Verwaltungsfrageb…gen wurden von allen 23 Trƒgern komplett ausgef‚llt zur‚ckgesandt. Aus diesen Angaben geht hervor, dass in den oben angegebenen Betreuungsformen insgesamt 1305 Mitarbeiter/-innen beschƒftigt sind (pƒdagogisches/sozialarbeiterisches Personal). Von Seiten der Mitarbeiter/-innen haben sich insgesamt 758 Personen beteiligt. Das entspricht auf 1305 Beschƒftigte bezogen einem R‚cklauf von 58,1 %. Der R‚cklauf pro Trƒger schwankt zwischen 22 % und 84 %, wobei die Zahl der ausgef‚llten B…gen pro Trƒger zwischen 3 und 241 liegt (siehe Tab. 1). Mit einer Fallzahl von 758 Befragten aus 96 Einrichtungen handelt es sich bei der vorliegenden Untersuchung um die bisher umfangreichste im Bereich der vollstationƒren Angebote. Die Stu- die von G‚nther/Bergler (1992) umfasste f‚r denselben Bereich, angesiedet in Baden-W‚rttem- berg, 505 Mitarbeiter/-innen aus 66 Einrichtungen. Auf die G‚nther/Bergler-Studie wird im Fol- genden hƒufig Bezug genommen, da sie wertvolle Vergleichzahlen liefert und mit ihrer Hilfe Verƒnderungen im Zeitabstand von ca. 18 Jahren aufgezeigt werden k…nnen. Tab. 1: R‚cklauf nach Trƒger Beschƒftigte laut Verwal- Ausgef‚llte R‚cklauf Trƒger tungsbogen Frageb…gen pro Trƒger Leben Lernen e. V. 19 16 84,2 K…nigin-Luise-Stiftung 23 18 78,3 WeGe ins Leben e. V. 9 7 77,8 Luisenstift Berlin 26 20 76,9 Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands e. V., Berlin. 16 12 75,0 Ev. Diakonissenhaus Berlin-Teltow-Lehnin 4 3 75,0 Diakonie-Sozialwerk Lausitz 70 47 67,1 Wadzeck-Stiftung 41 27 65,9 Elisabethstift 64 42 65,6 EJF-Lazarus gAG 375 241 64,3 6
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Diakonische Arbeitsgemeinschaft Sozialpƒdagogischer Initiativen gGmbH 36 23 63,9 Diakonieverbund Schweicheln e. V. 57 36 63,2 Ev. Johannesstift Berlin 107 67 62,6 Sozialdiakonische Arbeit Victoriastadt gGmbH 12 7 58,3 T‚rkisch-Deutscher Frauenverein e. V. 9 5 55,6 Paul-Gerhardt-Werk gGmbH 78 43 55,1 St. Elisabeth-Stiftung 50 27 54,0 Ev. Verein Sonnenhof e. V. 19 10 52,6 Treberhilfe Berlin gGmbH 104 36 34,6 N H W e.V. 33 10 30,3 DW Neuk…lln-Oberspree e. V. 107 30 28,0 Zukunft Bauen e.V. 19 5 26,3 Ev. Klubheim f‚r Berufstƒtige e. V. 27 6 22,2 Gesamt 1305 738 30 ohne Angabe des Trƒgers/anonym 20 Gesamt 758 58,1 Rücklauf nach Betreuungsform: In den beiden Frageb…gen waren sechs Kategorien zur Betreuungsform vorgegeben. Eine Aufgliederung nach Betreuungsform zeigt, dass sich der geringste R‚cklauf bei den intensiv betreuten/therapeutischen Gruppen (30 %) sowie bei den Notdiensten (45 %) ergab. Der h…chste R‚cklauf kam bei den familienanalogen Angeboten zustande (84 %). Wird die prozentuale Verteilung auf die Betreuungsformen laut Verwaltungsbogen und laut Fragebogen verglichen, zeigt sich, dem oben genannten Ergebnis entsprechend, dass es in der Fragebogenstichprobe deutlich zu wenig Befragte aus intensiv betreuten/therapeutischen Grup- pen gibt (Stichprobe: 21 % - Verwaltungsbogen: 35 %). Dagegen sind Frageb…gen aus den familienanalogen Angeboten ‚berreprƒsentiert (Stichprobe: 20 % und Verwaltungsbogen 12 %). Die gefundenen Unterschiede beim R‚cklauf nach Trƒger k…nnen zum Teil darauf zur‚ck- gehen, dass sie verstƒrkt Einrichtungen mit Betreuungsformen mit hohem oder niedrigem R‚ck- lauf umfassen. Abb. 1: Verteilung der Mitarbeiter/-innen auf die Betreuungsformen im Vergleich von Verwaltungsbogen und Fragebogenangaben Verteilung auf die Betreuungsformen 40 30 Betreuungsform laut P r oz e nt 20 Fragebogen 10 MitarbeiterInnen laut Verw altungsbogen 0 b. n n te 4 n pe pe ‡3 ge ne bo up p An ht oh ge ru gr h ic An w .G ge en nd Sc d- lo ap r is ge na in er /K r- K Ju na /t h st es te il ie en iv - ut ut ns di m M Bei 90 Mitarbeiter-Frageb…gen (12%) sind die t re ot Fa te N Be In Angaben zur Betreuungsform uneindeutig 7
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Verteilung der Beschƒftigten nach Betreuungsform laut Mitarbeiter/-innen laut Betreuungsform in Prozent Fragebogen Verwaltungsbogen Schicht ‡ 34 27,1 21,1 Intensiv betreute/therapeutische Gruppen 20,7 35,0 Familienanaloge Angebote 20,1 12,2 Betreutes Jugendwohnen 14,8 13,8 Mutter-Kind-Angebote 12,3 12,0 Notdienst/Krisengruppen 5,1 5,8 100 100 Rücklauf nach Geschlecht: Der Frauenanteil liegt laut Verwaltungsbogen bei 73 % und be- trƒgt in der Mitarbeiterbefragung 76 %. Frauen haben sich etwas hƒufiger an der Befragung be- teiligt als Mƒnner, jedoch ist der Unterschied nicht allzu gro†. Wird nach den sechs Betreuungs- formen aufgegliedert, stimmen die Angaben zum Frauenanteil aus Fragebogenstichprobe und aus dem Verwaltungsbogen gut ‚berein. Der Unterschied betrƒgt h…chstens 5 % (betreutes Wohnen). Der h…chste Frauenanteil findet sich – plausibler Weise – im Betreuungsangebot „Mutter-Kind“. Die niedrigsten Frauenanteile (unter 70 %) gibt es in den intensiv betreuten/therapeutischen Gruppen sowie im betreuten Jugendwohnen. Im Vergleich zur G‚nther/Bergler-Studie liegt der Frauenanteil etwas h…her. In der damaligen Studie wurde ein Anteil von im Schnitt 69 % ermittelt (G‚nther/Bergler 1992, S. 39), was sich wenig von den 73 % Frauenanteil f‚r die vorliegende Studie unterscheidet. Abb. 2: Frauenanteil nach Betreuungsform Frauenanteil nach Betreuungsform 100 80 Prozent 60 Frauenanteil laut 40 Fragebogen 20 Frauenanteil laut Verw altungsbogen 0 4 en b. e n ‡ 3 p g e n en b ot pe t p n p ic h ru e A oh ng e gr u h . G g dw A n - e Sc ra p lo ge n d ris e ana u Kin /K /th n J r- t iv- ilie t es tte e ns s m u u di te n Fa t re M N ot In B e 8
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Frauenanteil laut Frauenanteil laut Verwaltungsbogen Fragebogen in Prozent in Prozent Schicht ‡ 34 73,55 76,51 Intensiv betreute/therapeutische Gruppen 63,02 67,16 Familienanaloge Angebote 79,87 76,87 Betreutes Jugendwohnen 67,22 72,16 Mutter-Kind-Angebote 96,18 97,56 Notdienst/Krisengruppen 80,26 76,47 Gesamt 72,90 75,90 Rücklauf nach Alter: In den beiden Erhebungsinstrumenten wurden die Altersangaben in 10- Jahres-Altersgruppen erhoben. Eine Gegen‚berstellung dieser insgesamt f‚nf Altersgruppen zeigt, dass sich die Altersverteilung aus Verwaltungsangaben und Frageangaben nur wenig unterscheiden, d. h. in Bezug auf das Merkmal Alter ist eine gute Reprƒsentativitƒt gegeben. Die Abbildung 3 ist um die Altersverteilung der Berliner Bev…lkerung ergƒnzt, um einen unge- fƒhren Eindruck davon zu geben, ob und wie die Alterstrukturen in den Einrichtungen und der Bev…lkerungsdurchschnitt von einander abweichen. F‚r den Altersbereich von 30 bis unter 60 gibt es dahingehend kaum Unterschiede. Bei den unter 29-Jƒhrigen (bzw. der Altersgruppe 25 bis 29, diese ist aufgef‚hrt um Vergleichbarkeit mit der Bev…lkerungsstatistik zu erm…glichen) gibt es in den Einrichtungen der stationƒren Erziehungshilfe etwas mehr J‚ngere (18 %) als im Bev…lkerungsschnitt (13 %). Der Unterschied ist allerdings nicht sehr gro†, zeigt aber, dass es zumindest bis jetzt gelungen ist, J‚ngere f‚r dieses Arbeitsfeld zu gewinnen. Die ‰lteren 60 bis 64-Jƒhrigen sind deutlich unterdurchschnittlich in den Einrichtungen zu finden: einem Bev…lkerungsdurchschnitt von 10 % stehen lediglich 2 % in den Einrichtungen gegen‚ber. Dieser geringe Anteil hat auch mit der f‚r die betroffenen Altersjahrgƒnge und f‚r Frauen m…gliche Berentung im Alter von 60 Jahren zu tun. Sehr aufschlussreich ist an dieser Stelle der Vergleich mit der G‚nther/Bergler-Studie. Durch sie ergibt sich ein ganz anderer Blick auf die oben beschriebenen Ergebnisse zur Altersvertei- lung. G‚nther/Bergler berichten f‚r ihre Studie, dass 86 % der Befragten unter 40 Jahren sind (G‚nther/Bergler 1992, S. 40). Damit sind zur damaligen Zeit viele der Mitarbeiter/-innen deut- lich j‚nger gewesen als es in der vorliegenden Studie, in der dieser Anteil lediglich 46 % be- trƒgt, der Fall ist. Hier sind gravierende Verƒnderungen eingetreten, die einerseits auf demogra- phische Verƒnderungen zur‚ckgehen andererseits aber auch darauf verweisen, dass der Arbeitsplatz „Heim“ vor 15 bis 20 Jahren unter den J‚ngeren (Berufsanfƒngern) deutlich h…here Attraktivitƒt hatte als heute. 9
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Abb. 3: Verteilung nach Altersgruppen im Vergleich von Verwaltungsbogen und Mitarbeiter/- innen-Fragebogen Altersverteilung 40 30 laut Fragebogen Prozent 20 laut Verw altungsbogen Bev…lkerung am 10 31.12.2006 in Berlin 0 9 9 9 9 4 -2 -3 -4 -5 -6 25 30 40 50 60 laut laut Verteilung auf die Verwaltungsbogen Verwaltungsbogen laut Fragebogen Altersgruppen in absoluten Zahlen in Prozent in Prozent 29 und j‚nger 233 17,9 17,5 30 - 39 370 28,4 26,3 40 - 49 424 32,5 33,0 50 - 59 253 19,4 20,5 60 und ƒlter 23 1,8 2,7 gesamt 1303* 100 100 * In 2 B…gen waren die Angaben zum Alter unzureichend ausgef‚llt. Wird bei der Altersverteilung nach Betreuungsform differenziert (Angaben aus dem Verwal- tungsbogen), ergeben sich weitere Einblicke. Wƒhrend in f‚nf der sechs Betreuungsformen die Altersverteilungen relativ ƒhnlich sind, weicht die der familienanalogen Angebote deutlich von den anderen ab. Hier gibt es weniger J‚ngere (unter 40) und stattdessen mehr ‰ltere (40 bis unter 60). Fr‚her als in den anderen Betreuungsformen wird es zu einer Verschiebung kom- men, der zufolge die Zahl der ab 50-Jƒhrigen stark zunehmen wird. Aber auch die 60-Jƒhrigen werden nicht wie bisher in Rente gehen k…nnen, sondern sie werden aufgrund der h…heren Altersgrenzen f‚r den Rentenbeginn zumindest bis 63 bzw. spƒtere Jahrgƒnge bis 67 arbeiten m‚ssen. Vorausgesetzt es kommt nicht zu einem massiven Anstieg der gesundheitsbedingten Fr‚hberentungen, wird das k‚nftige Bild der familienanalogen Angebote weniger einer Eltern- Kind-Beziehung gleichen als vielmehr einer Beziehung zwischen Gro†eltern und Kindern. Diese Verƒnderungen werden Verƒnderungen nach sich ziehen, die einerseits die Arbeitsweise mit den Kindern und andererseits die Arbeitplatzgestaltung f‚r die ƒlteren Arbeitsnehmer/-innen betreffen. 10
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Abb. 4: Alter nach Betreuungsform Altersverteilung Schicht ‡34 50,0 Intensiv/therap. 40,0 Gruppen Prozent 30,0 Familienanaloge Angebote 20,0 Betreutes Jugendw ohnen 10,0 Mutter-Kind 0,0 bis 29 30-39 40-49 50-59 ab 60 Notdienst/Krisengruppe - in Prozent - bis 29 30 - 39 40 - 49 50 - 59 ab 60 Schicht ‡ 34 (n = 276) 18,8 24,3 34,8 20,3 1,8 Intensiv betreute/ therapeutische Gruppen 19,3 30,0 30,6 17,9 2,2 (n = 457) Familienanaloge 7,5 17,0 40,3 32,7 2,5 Angebote ‡ 34 (n = 159) Betreutes Jugendwohnen 20,6 31,7 33,9 13,3 0,6 ( n = 180) Mutter-Kind-Angebote 15,9 35,7 27,4 17,8 1,9 (n = 155) Notdienst/Krisengruppen 25,0 34,2 26,3 14,5 0,0 (n = 76) Gesamt (in Prozent) 17,9 28,4 32,5 19,4 1,8 Gesamt (absolut) n = 233 370 424 253 23 1303* * In 2 B…gen waren die Angaben zum Alter unzureichend ausgef‚llt. Als abschlie†ende Bewertung der Reprƒsentativitƒt der Mitarbeiter-Befragung ergibt sich insge- samt ein sehr zufrieden stellendes Bild. Der erreichte R‚cklauf von fast 60 % ist als Erfolg anzu- sehen. Hinsichtlich Geschlecht und Alter weichen die Angaben aus Verwaltungsbogen und Fragebogen nur wenig voneinander ab. Lediglich nach Betreuungsform sind Verzerrungen gegeben: Die intensiv betreuten/therapeutischen Gruppen sind unter- und die familienanalogen Angeboten ‚berreprƒsentiert. Eine Gewichtung der im Folgenden dargestellten Ergebnisse nach Betreuungsform wird nicht vorgenommen. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse ein gutes Spiegelbild der Ansichten und Meinungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgeben. 11
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ 3. Rahmendaten Im folgenden Kapitel werden Rahmendaten zur Beschreibung der beruflichen und pers…nlichen Situation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgef‚hrt. Wƒhrend im vorangegangenen Kapitel die Merkmale Geschlecht und Alter im Vordergrund standen, soll an dieser Stelle Auskunft ‚ber die Berufsausbildung und Berufserfahrung gegeben werden sowie ‚ber den Haushaltstyp, in dem sie privat leben, und die Zahl der Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund diskutiert werden. 3.1 Berufsausbildung und -erfahrung In der ersten Frage des Fragebogens an die Mitarbeiter/-innen wurde die Art der pƒdagogi- schen Ausbildung angesprochen. Den Angaben zufolge hat die ‚berwiegende Zahl eine Aus- bildung als Erzieher/-in (62 %), es folgt eine sozialpƒdagogische Ausbildung an einer Fach- hochschule (21 %). Ohne pƒdagogische Ausbildung ist nur ein sehr geringer Anteil von 3 %. Die entsprechenden Nennungen zusammengenommen verf‚gt ein Drittel der Mitarbeiter/-innen ‚ber einen akademischen Abschluss. Abb. 5: Berufsausbildung Berufsausbildung Erzieher/-in 62,5 Sozialpƒdagog/-in (FH) 21,1 andere pƒd. Ausbildung 17,4 Kindergƒrtner/-in 6,2 Diplom Pƒdagog/-in (Uni) 6,2 Heilerzieher/-in 5,5 ohne pƒdagogische Ausbildung 3,2 Diplom Psycholog/-in (Uni) 2,3 0 20 40 60 80 Anzahl der Nennungen in % Viele der Mitarbeiter/-innen (38 %) haben vor ihrer pƒdagogischen Berufsausbildung einen anderen Beruf erlernt. Bei einigen von ihnen war dies ebenfalls ein pƒdagogischer Beruf (11 %), die meisten (fast 50 %) haben jedoch zusƒtzlich eine praktisch-handwerkliche Berufsausbildung absolviert. Im Einzelnen handelt es sich um die folgenden Berufsbereiche: Handwerk/Bau/technische Berufe 46 % Verwaltung/kaufmƒnnische Berufe/Verkauf 19 % Gesundheitsbereich (ohne ‰rzte) 13 % personenbezogene Dienstleistung (Friseurin etc.) 8% pƒdagogischer Bereich (nicht wiss.) (Erzieher/-in) 8% Lehrer/-in/wissenschaftlicher Bereich 3% 12
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Landwirtschaft (Gƒrtner/-in etc.) 2% „brige 1% Werden diejenigen herausgenommen, die auch fr‚her in einem pƒdagogischen Bereich gear- beitete haben, ergibt sich ein Anteil von 34 %, der ‚ber eine nicht pƒdagogische Vorausbildung verf‚gt; dies ist eine Ressource, die in der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen nutzbrin- gend eingesetzt werden kann. Der Anteil dieser anderweitigen Berufserfahrungen liegt im Ver- gleich zur Untersuchung von G‚nther/Bergler geringf‚gig h…her; dort wurde ein Anteil von 30 % gefunden (G‚nther/Bergler 1992, S. 43). Damals, Anfang der neunziger Jahre, wie heute scheint der Weg von einem nichtpƒdagogischen Beruf in einen pƒdagogischen hƒufig beschrit- ten zu werden. Bei der Frage nach der Berufserfahrung wurde nach Berufserfahrungen im Bereich Sozialarbeit/ -pƒdagogik insgesamt, im Bereich der stationƒren Erziehungshilfen und beim jetzigen Trƒger unterschieden (siehe Abb. 6). Die Berufserfahrung in der Sozialarbeit/-pƒdagogik im Allgemei- nen ist – plausibler Weise – die lƒngste und betrƒgt bei den Befragten im Schnitt knapp drei- zehn Jahre. Es gibt jedoch eine gro†e Variationsbreite, die von Berufserfahrungen von weniger als einem halben Jahr bis hin zu 40-jƒhiger Berufstƒtigkeit reicht. ‰hnliches gilt f‚r die Berufser- fahrung im Bereich der stationƒren Hilfen, die im Schnitt bei etwa 11 Š Jahren liegt; also nur ca. 2 Š Jahre k‚rzer als die sozialpƒdagogische Berufserfahrung ist. Es scheint, als hƒtten die Mit- arbeiter/-innen relativ bald in den Bereich „Heim“ gewechselt. Ein Vergleich der beiden Anga- ben zur Berufserfahrung zeigt, dass bei 56 % der Befragten die Dauer der Berufserfahrung in der Sozialarbeit mit der der Heimtƒtigkeit ‚bereinstimmt. D. h. sie sind offensichtlich direkt nach der Ausbildung in den Bereich „Heim“ eingestiegen. Diese Zahl steigt auf 66 % an, wenn auch diejenigen einbezogen werden, deren Berufserfahrung im sozialen Bereich im Allgemeinen die Heimtƒtigkeit bis zu maximal zwei Jahre ‚bersteigt. Es wird ersichtlich, dass die stationƒre Erziehungshilfe f‚r viele ein Arbeitsplatz ist, in den sie sehr bald einsteigen und verbleiben. Die Berufserfahrung beim Trƒger fƒllt mit im Schnitt acht Jahren k‚rzer aus, wobei knapp ein Drittel erst bis zu zwei Jahre berufliche Tƒtigkeit beim Trƒger hinter sich hat. Die geringere Zeit- dauer kann auf Arbeitsplatzwechsel hinweisen, muss es jedoch nicht, da es auch zu Trƒger- wechseln kommen kann, ohne dass sich f‚r die Mitarbeiter/-innen der Arbeitsplatz ƒndert. Dem Themenkreis „Berufserfahrung“ schlie†t sich die Frage nach der Zahl der Berufsanfƒnger an. Bereits oben wurde im Zusammenhang mit der Altersverteilung auf die im Vergleich zu den neunziger Jahren vergleichsweise geringe Zahl j‚ngerer Mitarbeiter/-innen hingewiesen. Ein Berufsanfƒnger muss jedoch nicht immer zu den J‚ngeren geh…ren, z. B. wenn vorher in einem anderen Arbeitsfelde gearbeitet wurde. Wird die Dauer der Berufserfahrung in der Sozialarbeit betrachtet, sind es 18 %, die in diesem Bereich erst bis zu zwei Jahren gearbeitet haben; f‚r den Bereich der Heimtƒtigkeit ergibt sich ein entsprechender Prozentanteil von 22 %. Bezogen auf die zuletzt abgeschlossene pƒdagogische Berufsausbildung kann ein Anteil von 16 % fest- gestellt werden; der pƒdagogische Berufsabschluss liegt bei ihnen nicht mehr als zwei Jahre zur‚ck (bezogen auf den Zeitpunkt der Befragung). Bei allen Betrachtungsweisen ergibt sich ein ƒhnlicher Prozentsatz von Berufsanfƒngern von ca. 16 bis 22 %; im Weiteren wird mit der auf den Berufsabschluss bezogenen Definition gearbeitet. 13
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Abb. 6: Berufserfahrung 140 120 Berufserfahrung in der Sozialarbeit/-pƒdagogik 100 Mittelwert: 12,9 Jahre Häufigkeit 80 Standardabweichung: 9,7 Jahre 60 Median*: 11 Jahre 40 Minimum: unter Š Jahr 20 Maximum: 40 Jahre 0 0 10 20 30 40 Berufserfahrung in der Sozialarbeit/-pädagogik - in Jahren 140 120 Berufserfahrung im Bereich stationƒrer Erziehungshilfe 100 Häufigkeit 80 Mittelwert: 11,6 Jahre 60 Standardabweichung: 9,6 Jahre 40 Median: 10 Jahre 20 Minimum: unter Š Jahr 0 0 10 20 30 40 Maximum: 42 Jahre Berufserfahrung im Bereich Heim - in Jahren 140 Berufserfahrung beim derzeitigen Trƒger 120 100 Mittelwert: 8,6 Jahre Häufigkeit 80 Standardabweichung: 7,9 Jahre 60 Median: 7 Jahre 40 Minimum: unter Š Jahr 20 Maximum: 37 Jahre 0 0 10 20 30 40 Berufserfahrung beim Träger - in Jahren * Der Median besagt hier, dass 50 % der Berufserfahrungen k‚rzer bzw. lƒnger als 11Jahre sind. 14
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Wird die Zahl der Berufsanfƒnger (der letzte pƒdagogische Ausbildungsabschluss ist zum Be- fragungszeitpunkt nicht ƒlter als bis zu zwei Jahren) nach Betreuungsform aufgegliedert, zeigen sich einige Unterschiede: Die meistern Berufsanfƒnger finden sich bei den Notdiensten (29 %), gefolgt vom Schichtdienst mit 24 %. Die wenigsten Berufsanfƒnger gibt es im Betreuten Ju- gendwohnen mit 6 %. Tab. 2: Jahr des letzten pƒdagogischen Ausbildungsabschlusses nach Betreuungsform Jahr des Ausbildungsabschlusses bis 1997 1998 - 2006 ab 2007 Gesamt 71 48 38 157 Schicht ‡ 34 45,2% 30,6% 24,2% 100,0% 50 51 21 122 Intensiv betreute/therapeutische Gruppen 41,0% 41,8% 17,2% 100,0% 70 39 17 126 Familienanaloge Angebote ‡ 34 55,6% 31,0% 13,5% 100,0% 51 39 6 96 Betreutes Jugendwohnen 53,1% 40,6% 6,3% 100,0% 36 29 10 75 Mutter-Kind-Angebote 48,0% 38,7% 13,3% 100,0% 16 6 9 31 Notdienst/Krisengruppen 51,6% 19,4% 29,0% 100,0% 41 22 8 71 unklare Angabe 57,7% 31,0% 11,3% 100,0% 335 234 109 678 Gesamt 49,4% 34,5% 16,1% 100,0% 3.2 Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund Im Fragebogen wurde danach gefragt, ob ein oder beide Elternteile der Mitarbeiter/-innen oder sie selbst au†erhalb Deutschlands geboren sind, um aus diesen Angaben den Anteil der Mit- arbeiter/-innen mit Migrationshintergrund zu ermitteln. Etwa 10 % der Befragten mochten diese Fragen nicht beantworten und haben sie offen gelassen oder unvollstƒndig ausgef‚llt. Auf alle ‚brigen bezogen ergibt sich, dass 9 % einen Migrationshintergrund haben. Hier stellt sich die Frage, in welchem Verhƒltnis dieser Anteil im Vergleich zur Bev…lkerung und im Vergleich zu den untergebrachten Kindern und Jugendlichen steht. Tabelle 3 zeigt einige Vergleichszahlen bezogen auf Berlin. Demnach hat in Berlin im Schnitt etwa jeder Vierte einen Migrationshinter- grund; diese Zahl variiert sehr stark nach Bezirk bzw. statistischen Gebieten. Verglichen mit dieser Zahl ist der Anteil unter den Mitarbeiter/-innen im Heimbereich deutlich unterdurch- schnittlich. Auf Seite der Kinder und Jugendlichen weist die Bev…lkerungsstatistik einen Anteil von ca. 43 % unter den bis 15-Jƒhrigen aus; also einen sehr viel h…heren Anteil als unter den Erwachsenen. Zahlen zu Kindern mit Migrationshintergrund in der stationƒren Erziehungshilfe gibt es nicht, in der Statistik der Belegungsmeldungen (Sen BWF 2008) wird lediglich der Auslƒnderanteil er- fasst. Dieser betrƒgt in den Hilfen nach ‡ 34 und ‡ 35 SGB VIII 17 %; ein Anteil, der relativ ge- nau mit dem Auslƒnderanteil in der Bev…lkerung (Altersgruppe 5 bis 14-Jƒhrige) ‚bereinstimmt. Vorsichtig kann daher vermutet werden, dass auch der Anteil von Kindern/Jugendlichen mit Migrationshintergrund in der Heimunterbringung in etwa dem in der Bev…lkerung entspricht. Demzufolge w‚rden in der stationƒren Erziehungshilfe in Berlin im Schnitt ca. 43 % Kinder und 15
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ Jugendliche mit Migrationshintergrund auf ca. 9 % Mitarbeiter/-innen mit Migrationshintergrund treffen. Interkulturelle Kompetenzen sind daher unter den Mitarbeiter/-innen notwendiges und alltƒgliches Handwerkszeug f‚r die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen. Tab. 3: Migrationshintergrund bzw. Auslƒnderanteil unter den Befragten, den belegten Plƒtzen in der stationƒren Erziehungshilfe und in der Bev…lkerung Berlins Befragte Mitarbeiter/-innen 9% mit Migrationshintergrund Belegungsmeldungen nach 17 % Auslƒnder ‡‡ 34, 35 SGB VIII (3) Bev…lkerung in Berlin 2007 Kinder/Jugendliche im Alter von 0- 6 42,5 % mit Migrationshintergrund (1) 6 - 15 42,7 % mit Migrationshintergrund 15 - 18 35,1 % mit Migrationshintergrund 0- 4 8,0 % Auslƒnderanteil (2) 5 - 14 16,7 % Auslƒnderanteil 15 - 19 14,6 % Auslƒnderanteil Bev…lkerung insgesamt 25,7 % mit Migrationshintergrund 14,0 % Auslƒnder (1) Einwohner in Berlin am 31.12.2007 nach Migrationshintergrund (B…rnermann 2008, Tab. 7, S. 25) (2) Auslƒnder in Berlin am 31.12.2006 (Amt f‚r Statistik Berlin-Brandenburg 2007) (3) Belegte Plƒtze zum Stichtag 31.12.2008 (Sen BWF 2008) 3.3 Familie und Partnerschaft unter den Mitarbeiter/-innen Im Fragebogen wurde nicht der Familienstand erfasst, sondern versucht, den Haushaltstyp zu ermitteln, in dem die Mitarbeiter/-innen leben. Dazu wurde nach Zahl der Mitbewohner und Zahl der Kinder unter 18 gefragt sowie danach, ob ein Partner, egal ob verheiratet oder nicht, im Haushalt lebt. In Tabelle 3 ist nach sechs unterschiedlichen Haushaltstypen aufgegliedert. Mit 69 % ‚berwiegen die Haushalte ohne Kinder (unter 18) deutlich. Besonders in den Altersgrup- pen unter 30 leben die meisten (94 %) ohne Kinder, ebenso die ‰lteren 50 bis 59-Jƒhrigen (81 %) und ab 60-Jƒhrigen (95 %). In der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre hat dagegen fast die Hƒlfte (49 %) Kinder. Der Anteil von 69 % Haushalten ohne Kinder stimmt nahezu genau mit der in der G‚nther/- Bergler-Studie ermittelten Zahl von 70 % ‚berein. Diese „bereinstimmung hat jedoch vermut- lich genau gegensƒtzliche Ursachen. „berwiegen heute die ‰lteren ab 50-jƒhrigen Mitarbeiter/- innen, bei denen keine Kinder (mehr) im Haushalt leben, so sind es Anfang der neunziger Jahre die J‚ngeren, die in den Einrichtungen in der Mehrzahl sind, aber ggf. noch keine Kinder gehabt haben. Bei den befragten Mƒnnern und Frauen der vorliegenden Studie zeigen sich hinsichtlich ihrer familiƒren Verhƒltnisse Unterschiede: Mƒnner leben zu 36 % in „klassischen“ Haushalten mit Ehefrau und Kindern; bei den weiblichen Mitarbeiter/-innen kommt dieser Haushaltstyp dage- gen nur zu 22 % vor. Hƒufiger sind bei den Frauen dagegen Haushaltstypen ohne Kinder (71 % 16
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ zu 61 % bei den Mƒnnern); 24 % von ihnen leben in Single-Haushalten (bei den Mƒnnern: 20 %). G‚nther/Bergler ermitteln Anfang der neunziger Jahre f‚r die Mitarbeiter/-innen im Heimbereich deutlich gr…†ere Unterschiede zwischen Mƒnnern und Frauen. In ihrer Studie waren 66 % der mƒnnlichen Mitarbeiter verheiratet, bei den Frauen betrug dieser Anteil dagegen nur 27 % (G‚nther/Bergler 1992, S. 42). In der vorliegenden Studie kann dieser Prozentsatz mit dem Anteil an Haushalten mit Partner verglichen werden. Hier ergibt sich, dass 66 % der Mƒnner und 57 % der Frauen mit einem Partner den Haushalt teilen. Wƒhrend dieser Anteil bei den Mƒnnern ungefƒhr an den von G‚nther/Bergler heran kommt, liegt er bei den Frauen deutlich h…her. Tab. 4: Haushaltstyp der Mitarbeiter/-innen gesamt Frauen Mƒnner Haushalte mit Kindern (unter 18): mit Partner 25 % 22 % 36 % Allein Erziehende 4% 5% 2% Mehrpersonen-Haushalte ohne Partner 2% 2% 1% Gesamt mit Kindern 31 % 29 % 39 % Haushalte ohne Kinder (unter 18): mit Partner 34 % 34 % 32 % Single 23 % 24 % 20 % Mehrpersonen-Haushalte ohne Partner 12 % 13 % 9% Gesamt ohne Kinder 69 % 71 % 61 % 17
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ 4. Erfreuliche €berraschungen: Was „station‚re“ Mitarbeiter/-innen an ihrer Arbeit und ihrem Tr‚ger sch‚tzen Wenn man von „erfreulichen „berraschungen“ spricht, muss man vorher andere Erwartungen gehabt haben: Wƒhrend wir den Fragebogen und seine Inhalte diskutierten, ƒu†erten einige Einrichtungsleiter/-innen Bedenken bezogen auf seine potentiellen Ergebnisse; diese Gruppe bef‚rchtete, dass Mitarbeiter/-innen die Befragung dazu nutzen w‚rden, ‚berwiegend kritische Kommentierungen zu ihrer Arbeitssituation zu formulieren und sich den Frust ‚ber ihre „miss- lichen Arbeitsbedingungen“ von der Seele zu schreiben. Auch wenn diese Bedenken nie dazu f‚hrten, das Befragungsprojekt als solches infrage zu stellen, so war man auf Leitungsseite doch auf ‰u†erungen massiver Unzufriedenheit gefasst. Insofern ist es ein wichtiges Ergebnis dieser Befragung, dass die Mitarbeiter/-innenzufriedenheit in vielen Bereichen als hoch und dass auch die strukturellen Rahmenbedingungen von vielen eher als g„nstig eingeschƒtzt werden. Der/die Heimmitarbeiter/-in in Berlin und Brandenburg ist erst einmal relativ zufrieden mit seine/ihrer Arbeitssituation und kein prinzipieller „Kritikaster“. Diese Thesen k…nnen und sollen die folgenden Befragungsergebnisse belegen: 78 % der Mitarbeiter/-innen verf„gen „ber einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Damit d‚rf- ten viele besser gestellt sein als ihre Kolleg/-innen im ambulanten Bereich. Zwischen den statio- nƒren Hilfeformen gibt es diesbez‚glich eine Variationsbreite von fast 20 %. Im Bereich „familienanaloger“ Hilfen, die WAB-Gruppen und Erziehungsstellen umfassen, sind es 94 % der Mitarbeiter/-innen, im Intensivgruppenbereich dagegen nur 75 %. Das legt zwei Vermutungen nahe: Erstens, dass sich die (im Durchschnitt eher ƒlteren) Mitarbeiter/-innen an familienana- loge Unterbringungsformen, die f‚r die Kinder fast immer langfristig angelegt sind, nur binden lassen, wenn man ihnen auch vertragliche Sicherheiten bietet. Zweitens, dass man von Trƒger- seite her im Intensivgruppenbereich, entweder noch mit gr…†eren Belegungsschwankungen rechnet als bei anderen Hilfeformen oder sich auf lƒngere Bewƒhrungszeiten der (eher j‚nge- ren) Mitarbeiter/-innen angewiesen sieht, und sich deswegen noch nicht langfristig vertraglich an diese Mitarbeiter/-innen binden will. 67 % der Arbeitsstellen sind Vollzeitstellen. Ob dieses Ergebnis als hoch oder niedrig einzuschƒtzen ist, kann erst im Vergleich zu anderen Beschƒftigungsverhƒltnissen in oder au†erhalb der stationƒren Erziehungshilfe oder der Sozi- alen Arbeit gesagt werden. J‚ngste statistische Daten von KomDat weisen in den Beschƒfti- gungsverhƒltnissen au†erhalb der Kindertagesstƒtten eine Vollzeitbeschƒftigtenquote von 57 % aus. Interessanterweise korrespondiert die Streuung der prozentualen Anteile an Vollzeitbe- schƒftigungsverhƒltnissen mit der Frauenquote in den einzelnen Hilfeformen. In den Mutter- Kind-Einrichtungen, in denen wir den h…chsten Frauenanteil haben (96 %) haben wir auch die gr…†te Rate an Teilzeitstellen (64 %). In den Intensivgruppen, in denen wir die niedrigste Be- schƒftigungsquote von Frauen haben (63 %), gibt es auch am wenigsten Teilzeitstellen (18 %). Das Ergebnis kann fachlich irritieren, da von den Anspr‚chen her, sowohl junge M‚tter und ihre Babys, als auch „schwierige“ Jugendliche auf wenige, daf‚r aber m…glichst konstante Bezugs- personen angewiesen wƒren. Es stellt sich die Frage, ob eine gr…†ere Gruppe von Frauen in den stationƒren Erziehungshilfen eine Teilzeittƒtigkeit aus‚ben will? Wenn das der Fall wƒre, w‚rde es anzeigen, dass es diesen Mitarbeiter/-innen – in besonderer Konzentration in den Hilfen f‚r junge M‚tter – gelingt ihren Wunsch nach einem Beschƒftigungsverhƒltnis, das familienkompatibel ist oder der eigenen Lebensplanung entspricht, durchzusetzen. 46 % der Mitarbeiter/-innen sind sehr oder eher zufrieden mit ihrer Bezahlung. Die Zahl wird je nach vorher gefasster Erwartung ‚berraschen oder nicht und falls ja, entweder als besonders hoch oder als niedrig imponieren. Eindrucksvoller ist, dass es bezogen auf die Zufriedenheit mit der Bezahlung eine breite Variationsbereite zwischen den Trƒgern zwischen 23 % und 76 % gibt. Woran das liegt, k…nnen wir anhand unserer Daten nicht sagen, da wir 18
Untersuchung zu Herausforderungen und Zufriedenheit am Arbeitsplatz „Heim“ ___________________________________________________________________________________ nicht nach der absoluten H…he von Einkommen gefragt haben und deshalb nicht wissen, ob einige Trƒger mehr und andere weniger bezahlen. Aber wahrscheinlich d‚rfte dies sowieso nur ein Faktor unter mehreren sein, der die Zufriedenheit mit der Bezahlung bedingt. Daf‚r spricht auch, dass es bezogen auf diese Fragen kaum Unterschiede zwischen Berlin und Brandenburg gibt, auch wenn man davon ausgehen kann, dass der Lohn in Brandenburg (etwas) niedriger ausfƒllt. 32 % kreuzen an, dass die vorgenommene Eingruppierung nicht ihrer Ausbildung/Berufserfah- rung entspricht. Diese Gruppe d‚rfte sich zu einem hohen Prozentsatz aus Sozialpƒdagogen (FH) (ebenso einige Diplom-Pƒdagog/-innen) zusammensetzen, die aber aufgrund der Landes- richtlinien „nur“ als Erzieher bezahlt werden k…nnen. Daf‚r spricht, dass 47 % der Akademiker und nur 25 % der Nicht-Akademiker mit dem Verhƒltnis zwischen Bezahlung und Qualifikation unzufrieden sind. Unserer Vermutung nach d‚rfte es sich dabei eher um j‚ngere Mitarbeiter/- innen handeln, da f‚r die ƒlteren Mitarbeiter/-innen in Berlin, die vor 20 Jahren oder lƒnger eingestellt wurden, auch heute noch Besitzstandswahrung gilt und sie als Sozialpƒdagog/-innen bezahlt werden k…nnen. Sollte das der Fall sein, dann wƒren junge Sozialpƒdagog/-innen, die nicht als solche bezahlt werden, unzufriedener als ihre Erzieher-Kolleg/-innen und deswegen wahrscheinlich auch stƒrker von Wechselabsichten betroffen. Wenn man diese Zielgruppe „halten“ will, m‚sste man sich also etwas auf Trƒgerebene einfallen lassen. Allerdings handelt es sich hier um Deutungen, die sich nicht alleine aus dem Zahlenmaterial belegen lassen. Nicht weiter deuten braucht man dagegen dieses Ergebnis: 77 % derer, die sich „unpassend“ eingruppiert sehen, sind mit ihrer Bezahlung unzufrieden. 76 % der Mitarbeiter/-innen erachten die fachliche Unterstützung, die sie in den Einrich- tungen bekommen, für gut bis sehr gut. Gemeint ist damit die fachliche Unterstützung von Seiten der Kolleg/-innen und der Vorgesetzten. Auch wenn wir nicht wissen, wie dieses Ergebnis vor 20 Jahren ausgefallen wƒre, so wagen wir hier die These, dass dieses eindrucksvolle Ergebnis zeigt, dass die Trƒger in den letzten Jahren in die Beratung und fachliche Unterst‚tzung der stationƒren Erziehungshilfeteams investiert haben und dass diese Investition dankbar bemerkt wird. Wenn man „fachliche Unterst‚tzung“ weiter differenziert, st…†t man auf die Frage, ob auch der Einzelne klare und fachlich qualifizierte R‚ckmeldung zu seiner eigenen Arbeit erhƒlt. 82 % der Mitarbeiter/-innen geben an, von ihren Teamkolleg/-innen ausreichend qualifiziertes fachliches Feedback zu bekommen. 62 % sehen das auch bezogen auf R‚ckmeldungen von Vorgesetz- ten. 59 % geben an, dass sie die Teamzeit als ausreichend erleben. Auch wenn das Gesamtergebnis als zufriedenstellend eingeordnet werden kann, fallen bei dieser Frage gro†e trƒgerspezifische Varianzen auf: Bei der Zufriedenheit mit der zur Verf‚- gung gestellten Zeit variieren die Mitarbeiter/-innen zwischen 90,9 % und 40 %; oder bezogen auf das Statement „nicht ausreichend“ zwischen 60 % und 9,1 %. Das Ergebnis ‚berrascht nicht, weil der Koordinationsaufwand in stationƒren Hilfen immer schon als hoch eingeschƒtzt wurde. Die Heterogenitƒt der Antworten zeigt aber, dass es in diesem Bereich noch keine ein- heitlichen Standards gibt bzw. es den Trƒgern unterschiedlich gut gelingt, den Erwartungen der Mitarbeiter/-innen in dieser Frage gerecht zu werden. 80 % der Mitarbeiter geben an, dass in akuten Krisensituationen eher schnell oder sogar sehr schnell Hilfe organisiert werden kann. Nur 7 % der Mitarbeiter/-innen haben den Eindruck in Krisensituationen alleine dazustehen. Auch wenn wir keine Vergleichszahlen aus anderen Berufsgruppen besitzen, so k…nnen die Leitungskrƒfte in den stationƒren Einrichtungen mit diesem Ergebnis sehr zufrieden sein. Krisen geh…ren aufgrund der Vorgeschichte der Kinder und Jugendlichen und hƒufig auch auf- grund der Ballung von vielen belasteten Kindern und Jugendlichen in einer Gruppe oder Familie mit zum Alltag der Erziehungshilfen. Offensichtlich ist das Thema „Krisen-Management“ in den meisten Einrichtungen sehr prƒsent und wird verantwortlich und zwar mit Blick auf Kinder und 19
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