Arbeitsprogramm des Wissenschaftsrats Januar - Juli 2021 - Arbeitsbereich Forschung

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geschäftsstelle

Arbeitsprogramm
des Wissenschaftsrats
Januar – Juli 2021

Arbeitsbereich
Forschung
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C. Forschung

C.I    FORSCHUNGSAUSSCHUSS

Vorsitz: Herr Professor Dr. Peter Gumbsch

Der Forschungsausschuss ist zuständig für die zeitnahe Erarbeitung von Po-
sitionspapieren zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Organisation
und Förderung der Forschung an Hochschulen und außeruniversitären Ein-
richtungen, die dem Wissenschaftsrat zur Verabschiedung vorgelegt wer-
den. Er befasst sich mit dauerhaft relevanten Themen und sondiert neue
Themen mit Blick darauf, ob eine Empfehlung des Wissenschaftsrats sinn-
voll ist. Sofern er ein Thema nicht selbst in einem Positionspapier bearbeiten
kann, kann er dem Wissenschaftsrat vorschlagen, neue Themen in sein Ar-
beitsprogramm aufzunehmen. Sein Pendant sind die Ausschüsse Tertiäre
Bildung und Medizin, mit denen er sich eng abstimmt bzw. themenbezogen
zusammenarbeitet. Der Vorsitz im Forschungsausschuss wird von einem
Mitglied des Vorstands der Wissenschaftlichen Kommission des Wissen-
schaftsrats wahrgenommen.

C.II   TRANSFORMATION DES WISSENSCHAFTLICHEN PUBLIZIERENS ZU
       OPEN ACCESS

Arbeitsgruppe

Vorsitz: Herr Professor Dr. Gerard Meijer

Die großen deutschen Wissenschaftsorganisationen haben sich bereits 2003
zur Umstellung des wissenschaftlichen Publizierens auf Open Access bekannt.
In der Mehrzahl der Fachgebiete gibt es inzwischen eine breite Unterstüt-
zung dafür. Dennoch ist die Umstellung auf Open Access noch nicht flächen-
deckend erfolgt.

Zu den Gründen gehört, dass die Finanzströme und die Rollen der bestehen-
den Institutionen, die Teil des wissenschaftlichen Publikationssystems sind,
sich durch diese Umstellung verändern. Nach dem für wissenschaftliche
Zeitschriften derzeit prioritär verfolgten Modell des „goldenen“ Open Access
16   werden die bei den Verlagen anfallenden Kosten durch publikationsbezo-
     gene Gebühren gedeckt. Die Kostenbelastung verschiebt sich dadurch von
     den lesenden auf die forschenden und publizierenden Akteure. Selbst wenn
     sich insgesamt Einsparungen ergeben, können diese Umverteilungseffekte
     den Transformationsprozess behindern.

     Um die Umstellung auf Open Access voranzutreiben, hat die Allianz der Wis-
     senschaftsorganisationen das Projekt DEAL gegründet. Über diese Struktur
     werden Konsortialverträge über die Finanzierung des wissenschaftlichen
     Publizierens im Open Access und den vollständigen Zugang zu deren Zeit-
     schriftenbestand einschließlich ihrer Archive mit den drei größten einschlä-
     gigen Verlagsgruppen verhandelt. Mit erfolgreichen Abschlüssen wäre etwa
     die Hälfte des Aufkommens an wissenschaftlichen Zeitschriftenartikeln aus
     Deutschland abgedeckt.

     Die Arbeitsgruppe soll Empfehlungen dazu erarbeiten, wie die Transforma-
     tion zum Open Access über die Laufzeit der ersten DEAL-Verträge und über
     ihren Geltungsbereich hinaus finanziert werden kann. Teil dieser Aufgabe
     ist es, nachhaltige Strukturen für die Verhandlung und Abwicklung künfti-
     ger Verträge zu entwerfen. Zugleich soll die Arbeitsgruppe Änderungen in
     den Anreizen und dem Publikationsverhalten, die durch die Umstellung auf
     Open Access und in Abhängigkeit von den Finanzierungsmodellen zu erwar-
     ten sind, bewerten und Empfehlungen zu Weiterentwicklung der Qualitäts-
     sicherung im Publikationssystem entwickeln.

     „Big Deals“ zwischen Wissenschaftsorganisationen und Verlagen einschließ-
     lich der von DEAL verhandelten Verträge sind nach übereinstimmender
     Überzeugung aller Beteiligten Übergangslösungen („transformative agree-
     ments“). Auf längere Sicht ist zentral, dass ein Wettbewerb um qualitativ
     hochwertige und kosteneffiziente Publikationsdienstleistungen entsteht.
     Das setzt voraus, dass die Eintrittsschwellen für neue Anbieter von Publika-
     tionsdienstleistungen, die durch die Digitalisierung gesenkt wurden, nicht
     durch Pfadabhängigkeiten wieder erhöht werden. Alternativen zur durch
     Redaktionen gesteuerten Qualitätssicherung sind in Erprobung und müssen
     bewertet werden. Die Diversität der Publikationspraktiken und absehbare
     Änderungen, die sich durch eine noch stärkere Verschränkung von Texten,
     Daten, Quellcodes und anderen digitalen Objekten ergeben, müssen berück-
     sichtigt werden. Deshalb sollten die Vorschläge der Arbeitsgruppe auch da-
     rauf ausgerichtet sein, das Publikationssystem für weitere, derzeit noch
     nicht absehbare Veränderungen offen zu halten.

     Die Arbeitsgruppe wurde im Januar 2020 eingerichtet.
C.III   FORSCHUNGSFINANZIERUNG AN DEUTSCHEN HOCHSCHULEN                        17

Arbeitsgruppe

Vorsitz: Frau Professorin Heike Solga und Herr Professor Jürgen Heinze

Die Finanzierung der Hochschulen in Deutschland hat sich im Verlauf der
letzten Jahrzehnte deutlich verändert und diversifiziert. Trotz steigender
Grundmittel ist deren Anteil an den Hochschulhaushalten rückläufig, weil
ergänzende Mittel auf Basis gesonderter Vereinbarungen (sogenannte Zweit-
mittel) sowie öffentliche und private Projektmittel vor allem für die For-
schung (sogenannte Drittmittel) im Gesamtvolumen noch stärker angestie-
gen sind.

Auch die Kosten von Forschung verändern sich; Infrastrukturleistungen, Ko-
ordinationsaufgaben, Forschungsdatenmanagement oder Transferaktivitä-
ten müssen komplementär zu den Kernaufgaben in der Forschung erbracht
werden. Wo öffentliche Projektmittel für die Forschung eingesetzt werden,
sollen diese indirekten Kosten zum Teil durch Programmpauschalen gedeckt
werden. Vielfach wird jedoch die Sorge geäußert, dass deren Höhe nicht aus-
reicht und dass die Regeln und Nachweispflichten, die mit der Mittelvergabe
verbunden sind, die Gegenfinanzierung der indirekten Kosten schwierig ma-
chen. Der deshalb notwendige Rückgriff auf Grundmittel kann zu Lasten
anderer Leistungsdimensionen und anderer Organisationseinheiten der
Hochschulen gehen und schränkt die Hochschulleitungen in ihrer strategi-
schen Flexibilität ein.

Vor diesem Hintergrund soll die Arbeitsgruppe die Wechselwirkungen un-
terschiedlicher Finanzströme mit ihrer jeweiligen Fristigkeit und den an sie
geknüpften Bedingungen sowie ihre Auswirkungen auf verschiedene Leis-
tungsdimensionen wissenschaftlichen Arbeitens und die Handlungsfähig-
keit von Hochschulen analysieren. Ziel ist es, Empfehlungen dazu zu entwi-
ckeln, wie die Wettbewerbsfähigkeit, inhaltliche und organisatorische
Flexibilität sowie Nachhaltigkeit von Forschung an Hochschulen durch ge-
eignete Finanzierungsstrukturen noch besser unterstützt werden kann. Die
Arbeitsgruppe wurde im Juli 2020 eingesetzt und soll bis Ende 2022 abge-
schlossen werden.
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