ARCHITEKTUR KADAWITTFELD - kadawittfeldarchitektur

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ARCHITEKTUR KADAWITTFELD - kadawittfeldarchitektur
kadawittfeldarchitektur

KADAWITTFELD
ARCHITEKTUR
No. 21/2021
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VERTICAL
CAMPUS /

VERTICAL
CAMPUS
  Viel wird über die Zukunft des Arbeitens
gesprochen. Das Büro hat daheim und unter-
wegs Konkurrenz bekommen, zugleich tre-
ten seine Vorteile als Ort gemeinsamer Arbeit
hervor. Und damit die Anforderungen an die
Architektur: Wie stimuliere ich Übergänge
zwischen Konzentration und Begegnung,
wie gewinnt beides an Qualität? Die neue
Bitzer-Hauptverwaltung antwortet mit
einem Turm, der kommunikative Arbeits-
welten mit einem halböffentlichen Sockel
vereint – und räumliche Zusammenhänge
schafft, die zwischen Einzelnem, Teams
und Gesamtunternehmen vermitteln. Den
Blick auf das Projekt ergänzt ein Gespräch
mit Axel Praus, Experte für Arbeitsplatz-
konzeption, über die Rolle des Büros und
gewandelte Unternehmenskultur. Außer-
dem im Fokus: die Komische Oper in Berlin
– Gemeinschaftsort kultureller Prägung,
der sich mit der jüngsten Wettbewerbs-
entscheidung mehr denn je der Stadt
zuwenden soll.
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    KENNDATEN

    BITZER HEADQUARTERS, SINDELFINGEN
    ORT: Sindelfingen (DE)
    BAUVOLUMEN: BGF gesamt 34.500 m²
    BAUHERR: Bitzer Grundstücksverwaltungs GmbH
    REALISIERUNG: 2016-2019
    WETTBEWERB: 1. Preis 2014
    FOTOGRAFEN: HG Esch (S.1, 8),
    Jens Kirchner (S. 2/3, 4, 5)

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No. 21/2021

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kadawittfeldarchitektur

    VERTICAL CAMPUS
    BITZER HEADQUARTERS IN SINDELFINGEN

      Arbeit ist synonym mit Wandel. Wir          mit einem zweigeschossigen Sockel, der        um die dritte Dimension. Hinzu kommen         thermische Hülle bildet die hintere Ebene
    arbeiten heute auf andere Weise und in        halböffentliche Funktionen aufnimmt.          von hier aus zugängliche Balkone, die         mit reduziertem Glasanteil, die wenn ge-
    anderen Raumkonstellationen als noch          Das Foyer an der Schnittstelle beider         durch leichte Fassadenversprünge zwischen     wünscht die Öffnung der Fenster in jedem
    vor wenigen Dekaden und werden das            Baukörper wendet sich dem einladenden         den Geschossen entstehen.                     Büro erlaubt. Bei den zweigeschossigen
    in Zukunft sicherlich wiederum anders         Vorplatz zu, während rund um einen be-           Wie in einer Stadt ergeben sich Nach-      Zonen kamen großformatigere zwei-
    tun. Die Pandemie hat daran nichts            sonnten Innen hof das Unternehmensres-        barschaften kurzer Wege, deren zentrale       schalige Elemente aus Weißglas zum Ein-
    kategorisch geändert; sie hat nur manche      taurant, Ausstellungs- und Besprechungs-      ,Marktplätze‘ von viel Licht und weiten       satz, die höchste Transparenz mit einer
    Prozesse beschleunigt. Sie verdeutlicht                                                     Ausblicken bestimmt werden. Während           optimierten Steuerung des Sonnenschutzes
    aber auch, dass der gemeinsame Arbeitsort                                                   sie mit Besprechungsräumen, Lounges           kombinieren. Die Fassade trägt damit
    – neben Homeoffice und ,mobilen Orten‘,         INMITTEN EINER DURCH GEWERBE                oder Coffee Points unterschiedlichste         ebenso zur räumlichen Atmosphäre wie
    die künftig wieder aufleben werden –            GEPRÄGTEN UMGEBUNG MUSSTE DAS               Zusammen künfte nahelegen, verteilen          maßgeblich zur technisch-energetischen
    nicht verschwindet. Sondern dass er als                                                     sich die Ebenen rundum als frei gestalt-      Nachhaltigkeit bei, mit einem Energie-
                                                    GEBÄUDE VOR ALLEM AUCH EINEN
    physischer Raum, der Konzentration                                                          bares Arbeitsumfeld. Basierend auf einem      bedarf, der nur 55 Prozent des nach
    ebenso befördert wie Austausch, nur umso        ORT KREIEREN.                               flexiblen Achsraster lassen sie alle Raum-    Energieeinsparverordnung zulässigen Werts
    sorgf ältiger gestaltet werden muss. Und                                                    ordnungen wie Einzel- und Gruppenbüros        beträgt. Fernwärme und hocheffiziente
    das zugleich so flexibel, dass der künftige   räume Platz finden. Im Obergeschoss liegt     und freie Bürolandschaften mit unter-         Wärmerückgewinnungsanlagen mit inte-
    Wandel vorgesehen ist.                        ein großzügiger Konferenzbereich, der         schiedlichen Offenheitsgraden für heutige     grierten Wärmepumpen reduzieren deut-
                                                  über eine weite Treppe mit integrierten       New-Work-Konzepte zu. Das Ergebnis            lich den Heizleistungsbedarf. Eine über
    LANDMARKE                                     Sitzstufen ebenfalls den Hof erschließt und   ist höchste Flexibilität, für veränderliche   Präsenzmelder gesteuerte Beleuchtung ver-
      Die neue Bitzer-Hauptverwaltung in          ihn als Veranstaltungs- und Pausenbereich     Teams wie für eine variable Teilung des       ringert zusätzlich den Energieverbrauch.
    Sindelfingen verbindet diese Anforde-         unter freiem Himmel nutzt.                    Gebäudes im Ganzen. Bitzer selbst nutzt       Zur Verbesserung des Mikroklimas erhielt
    rungen mit den übergeordneten und                                                           derzeit die Etagen vom 8. Geschoss auf-       der Sockelbau zudem eine extensive Dach-
    repräsentativen Funktionen eines inter-       INNERE NACHBARSCHAFTEN                        wärts mit rund 300 Arbeitsplätzen, wäh-       begrünung, ergänzend zum Grün rundum,
    national    agierenden    Unternehmens.         Die Büroflächen im 17 Geschosse zählen-     rend die Flächen darunter mit rund 200        das ehemals versiegelte Flächen ersetzt.
    Als klares Bekenntnis zum Stand-              den Turm profitieren so doppelt: Sie sind     Arbeitsplätzen an andere Unternehmen             Als Besonderheit macht Bitzer die
    ort Deutschland entschied sich Bit-           mit den Funktionen im Sockel verbun-          vermietet werden. Nach Bedarf kann diese      Kälte- und Lüftungszentralen – wie die
    zer, weltweit führender Spezialist für        den und zugleich von diesen ausreichend       Einteilung individuell adaptiert werden.      zweigeschossige Parkgarage unter Grund
    Kältemittelverdichter, für einen Neu-         getrennt, um geschützte differenzierte                                                      angeordnet – Fachbesuchern zur Besichti-
    bau am traditionellen Firmensitz. In-         Räume auszubilden. Letztere erlauben          NACHHALTIGKEIT                                gung zugänglich. Zu Besuchen lädt derweil
    mitten einer durch Gewerbe geprägten          im Arbeitsalltag Rückzug ebenso wie             Der funktionalen Differenzierung ent-       nicht nur der Neubau ein: Unweit davon ist
    Umgebung musste das Gebäude vor al-           eine nunmehr ,interne Öffentlichkeit‘ in      sprechen die Details. So besteht die Fas-     seit 2010 das ,Schauwerk‘ nach einem Ent-
    lem auch einen Ort kreieren. Der neue,        Form von Meetings und informellem Aus-        sade der Bürobereiche aus Kastenfenstern      wurf von BFK Architekten angesiedelt. Das
    75 Meter hohe Turm definiert eine Land-       tausch. Der Entwurf folgt dazu der Idee       mit hinterlüfteter Prallscheibe, deren im     private Museum beherbergt die Kunstsamm-
    marke, die die Vorteile eines kompakten       eines vertikalen Campus, dessen wesentli-     Wechsel oben und unten angeordnete            lung des 2015 verstorbenen ehemaligen
    Hochhausgrundrisses mit einer flexiblen       ches Element eine transparente, gebäude-      Schlitze für eine dezente visuelle Varianz    Bitzer-Geschäftsführers Peter Schaufler
    und kommunikativen Arbeitswelt ver-           hohe Zone aus jeweils über zwei Geschos-      und die nötige Luftzirkulation sorgen.        und von dessen Frau Christiane Schaufler-
    eint. Prägend für den im Wettbewerb           se reichenden offenen Räumen bildet.          Der Zwischenraum schafft zudem hohen          Münch. Zusammen mit dem Museum bildet
    2014 siegreichen Entwurf von kadawitt-        Von außen sichtbare skulpturale, weiße        akustischen Komfort und nimmt den             der weit sichtbare Turm nun den identitäts-
    feldarchitektur ist dessen Kombination        Treppen ergänzen die Begegnungszonen          wettergeschützten Sonnenschutz auf. Die       stiftenden Kern des Bitzer-Quartiers.

                                                                                                                                                                                            Großes Bild: © Heinz Mack, Gold-Stehle, 2012/2018 (Foto Jens Kirchner); Bild o.l.: © Christoph Freimann, Großer Köcher, 2007 (Foto Jens Kirchner)

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No. 21/2021

INTERVIEW
IM GESPRÄCH MIT AXEL PRAUS, EXPERTE FÜR ARBEITSPLATZKONZEPTION,
ÜBER DIE ROLLE DES BÜROS INNERHALB KÜNFTIGER ARBEITSWELTEN
UND DEN WANDELVON FÜHRUNGS- UND UNTERNEHMENSKULTUR

   Herr Praus, neben das klassische Büro        konzentriertes Arbeiten möglich machen              Sie haben in einem Vortrag auf einen Wan-     tigste Rolle der Führenden liegt darin, darauf
sind nicht erst seit der Pandemie andere Ar-    muss. Ein wichtiger Aspekt, der immer stär-      del hingewiesen: Früher empfahlen Ana-           zu achten, wie jeder mit den Anforderungen
beitsorte getreten, zuhause und unterwegs.      ker in den Fokus von Unternehmen rückt,          lysten neue Arbeitsweisen, die zunächst auf      zurechtkommt und wie ein Team sich seine
Sie sprechen von hybriden Arbeitswelten.        ist aber auch die Arbeitskultur. Denn – nur      Skepsis stießen. Die Krise hat das gedreht:      besten Arbeitsbedingungen gestalten kann.
Welche Rolle spielt das zentrale Büro darin     wenn Raum und Kultur perfekt ineinan-            Sie hat etwa beim Homeoffice einfach Fak-        Dazu braucht es emotionale Kompetenz und
künftig?                                        dergreifen, kann ein positives Arbeitserlebnis   ten geschaffen, die entsprechend akzeptiert      Empathie. In der physischen Welt können
   Auch wenn die Corona-Krise dem Thema         entstehen.                                       werden.                                          empathische Schwächen einer Führungskraft
Homeoffice und flexiblem, hybridem Ar-                                                              Diese Veränderung im Mindset ist deut-        durch Teamzusammenhalt ausgeglichen wer-
beiten einen enormen Schub gegeben hat,            Die Verbindung von Konzentration, Be-         lich. Wir sehen sie gerade auch bei der mitt-    den – in der virtuellen Welt ist der Einfluss
wird das Büro weiterhin einen hohen Stel-       gegnung und wohnlicher Atmosphäre ma-            leren Führungsebene, also jenen, die sicher-     dieser Schwäche kaum zu kompensieren.
lenwert haben. Es wird vielleicht nicht mehr    chen insbesondere Coworking-Spaces vor.          stellen müssen, dass ihr Team die definierten
der Standardarbeitsplatz sein, sondern eher     Sind das Orte, von denen Unternehmen             Ziele erreicht. Früher hatten sie Angst, dass      Eine Ihrer Annahmen ist, dass der gesell-
ein wertvoller Ort, für den man sich bewusst    jetzt lernen?                                    im Homeoffice keiner arbeitet. Die Praxis        schaftliche Beitrag eines Unternehmens an
entscheidet. Die Mitarbeiter haben künf-           Sie haben sicherlich eine Vorreiterrol-       zeigt, dass das nicht stimmt. Diese Erkenntnis   Bedeutung gewinnt.
tig mehr denn je die Wahl, wo sie arbeiten      le. Ihre Zahl wird, glauben wir, weiterhin       macht es viel leichter, Veränderungsprozesse       Wir beobachten, dass das Thema Werte ei-
möchten. Das Büro muss also attraktiv sein      wachsen, insbesondere in mittelgroßen Städ-      zu gestalten.                                    nen größeren Platz einnimmt. Wenn ich we-
und es muss einen Mehrwert bieten. Das be-      ten und auf dem Land. Sie werden vor allem                                                        niger physische Nähe zu meinen Mitarbei-
                                                für diejenigen, die nicht zuhause arbeiten         Die Grenze zwischen Beruf und Privat           tern habe, geben Werte eine Orientierung.
                                                können, aber sonst weit pendeln müssten,         verschwimmt damit noch mehr. Ist das nicht       Dabei geht es um soziale und ökologische
  DAS BÜRO WIRD EIN                             interessant sein. Ein Charakterzug ist ihre      problematisch?                                   Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöp-
  WERTVOLLER ORT, FÜR DEN MAN                   Offenheit. Prinzipiell ist jede Zone für jeden     Die Achtung der eigenen Bedürfnisse ist        fungskette eines Unternehmens, aber auch
                                                nutzbar oder buchbar. Das ist nun auch in        ein wichtiges Thema. Die Menschen wählen         darum, dem Mitarbeiter Zeit zu geben, sich
  SICH BEWUSST ENTSCHEIDET.                     Unternehmen zu beobachten. Feste Arbeits-        ja nicht nur ihren Arbeitsort, sondern auch      für seine persönlichen sozialen Anliegen zu
                                                plätze machen weniger Sinn, wenn mehr zu-        ihre Arbeitszeit selbst. In Zeiten von Home-     engagieren. Das führt zum Thema der Sinn-
trifft insbesondere Aufgaben, die gemeinsam     hause gearbeitet wird, und Abteilungsgren-       schooling arbeitet jemand vielleicht von         haftigkeit der Arbeit. Sie prägt das Zuge-
besser gelöst werden als allein. Es geht dar-   zen lösen sich auf. Stattdessen gibt es eher     9 bis 12 Uhr nicht für sein Unternehmen,         hörigkeitsgefühl der Mitarbeiter mit. Diese
um, von anderen zu lernen, Erfahrungen zu       „Homebases“ für Leute, die häufiger zusam-       dafür aber abends drei Stunden länger. Diese     Aspekte werden die Wahrnehmung von Un-
teilen und sich auch informell zu begegnen.     menarbeiten, und Bereiche mit verschiede-        Balance zu managen, ist eine große Heraus-       ternehmen nach innen wie außen künftig
Wir wissen längst, dass Kreativprozesse vom     nen Vertraulichkeitsstufen, die nur bestimm-     forderung.                                       noch viel stärker bestimmen.
„Treffen am Kaffeeautomaten“ profitieren.       ten Gruppen zugänglich sind. Hinzu kommt
Und natürlich gibt es Menschen, die auf-        eine zunehmende Multifunktionalität: Ein           Bedarf das heutige Arbeiten einer anderen
grund räumlicher oder familiärer Bedingun-      Meetingraum kann als Kreativraum dienen,         Führungskultur?                                  AXEL PRAUS
                                                                                                                                                  ist Inhaber und Geschäftsführer von workingwell,
gen nicht zuhause arbeiten können und auf       als Projektraum oder mittags als Yogazimmer.       Wenn wir an verschiedenen Orten arbei-         Beratungsunternehmen für New Work Strategien,
das Büro angewiesen sind. Das Büro der Zu-      Die Nutzer bestimmen die Konfiguration           ten, sind die Bedingungen jedes Einzelnen        Arbeitsplatzkonzeption und Change-Management mit
kunft wird ein Begegnungsort, der aber auch     mit.                                             viel unterschiedlicher als früher. Die wich-     Standorten in München, Berlin und Köln.

                                                                                                                                                                                                     5
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    NEWS
    BAUKULTUR                                                                                                             WETTBEWERB

    WIDER DEN LEERSTAND: AUS-                                                                                             UNTERNEHMENSZENTRALE
    STELLUNG IM LUST FOR LIFE                                                                                             HOFFMANN SE MÜNCHEN
       Was tun, wenn sich die Umnutzung großer         Schaufenster in eine Art Produktionsstraße.                           In München-Freiham soll nach Plänen von
    innerstädtischer Immobilien schwieriger gestal-    Eine ‚Ideenmaschine‘ veranschaulichte spie-                        kadawittfeldarchitektur und Auböck + Ka-
    tet als gedacht? Wenn Mietinteressenten oder       lerisch, wie Architektur entsteht – als Produkt                    raz Landschaftsarchitekten die neue Firmen-
    ein überzeugendes Nutzungskonzept auf sich         eines Prozesses, an dem viele Aspekte und Ak-                      zentrale für die Hoffmann SE entstehen. Der
    warten lassen und sich Tristesse im öffentlichen   teure beteiligt sind –, und gab Einblicke in die                   Gebäudekomplex wird neben einem Inno-
    Raum breit macht? Im Kontext der Potentiale        Arbeitsweise und das Werk aus 20 Jahren Bü-                        vationszentrum für Produktentwicklungen
    für temporäre Nutzungen zeigte kadawittfeld-       rogeschichte. Die Ausstellung zielte damit auf                     und umfangreichen Flächen für eine Kun-
    architektur im Herbst in den Schaufenstern des     beides: auf eine Annäherung an die Welt der                        denerlebniswelt Arbeitsplätze für rund 1.250
    ehemaligen Kaufhauses Lust for Life in Aachen      Planer und die exemplarische Nutzung in viel                       Mitarbeiter beherbergen. Der polygonale
    eine kleine öffentlich zugängliche Ausstellung.    diskutierten Übergangsphasen, die gerade in                        Baukörper rund um einen grünen Innenhof
    Als Intervention gegen die zahlreichen Leer-       der letzten Zeit grundlegende Fragen an unsere                     bildet als städtebaulich markanten Hochpunkt
    stände in der Innenstadt verwandelten sich die     urbanen Räume mit sich bringen.                                    einen Turm aus, an dem der Haupteingang
                                                                                                                          situiert ist; eine Fassade aus schlanken Kera-
                                                                                                                          mikelementen und Gläsern unterstreicht die
                                                                                                                          Vertikalität des Hauses.Vom Foyer aus sind alle
                                                                                                                          besucherrelevanten Zonen und übergreifende
                                                                                                                          Flächen wie Konferenzbereich, Technologie-
                                                                                                                          Center und Restaurant zugänglich. Der viel-
                                                                                                                          fältig nutzbare, terrassierte Hof dient zudem
                                                                                                                          der Wasserretention und hat positive Effekte
                                                                                                                          für die Biodiversität und das Mikroklima. Das
                                                                                                                          Projekt geht aus einem Wettbewerb hervor,
                                                                                                                          den die Projektgesellschaft Projekt Bodensee-
                                                                                                                          straße GmbH & Co. KG mit Unterstützung
                                                                                                                          der Büschl Unternehmensgruppe und in Ab-
                                                                                                      © Andreas Horsky

                                                                                                                          stimmung mit der Landeshauptstadt München
                                                                                                                          ausgelobt hatte. Die Fertigstellung des Gebäu-
                                                                                                                          des ist für 2025 geplant.

    REALISIERUNG                                       AUSZEICHNUNG                                                       AUSSTELLUNG                                                            INTERESSENBEKUNDUNGSVERFAHREN

    IGZ GATEWAY SONDERPREIS                                                                                               GREENING THE NEUES ENTREE
    GRÜNDUNGS- UMWELT &                                                                                                   CITY IM DAM  ZUM U-AREAL
    ZENTRUM KÖLN BAUEN                                                                                                    IN FRANKFURT IN DORTMUND
       In Köln schreiten die Planungen für das           Das Kreislaufhaus für die RAG-Stiftung und                          Das RAG Kreislaufhaus ist auch eines der                               In einem Interessenbekundungsverfahren
    IGZ, ein Innovations- und Gründungszen-            die RAG AG auf dem UNESCO-Welterbe                                 Projekte, die in der Ausstellung „EINFACH                              der Stadt Dortmund konnte sich kadawitt-
    trum für die Universität zu Köln, voran. Der       Zollverein in Essen ist mit einer besonderen                       GRÜN – Greening the City“ bis zum 11.                                  feldarchitektur gemeinsam mit der Landmar-
    fünfgeschossige Solitär greift Höhen und           Anerkennung in der Kategorie „Sonderpreis                          Juli 2021 im Deutschen Architekturmuseum                               ken AG für die Bebauung des letzten freien
    Fluchten der umliegenden, heterogenen Be-          Nachhaltigkeit und Innovation“ beim Bun-                           in Frankfurt a. M. zu sehen sein werden. Im                            Baufelds am Dortmunder U qualifizieren. Das
    bauung auf und stellt mit großzügigen Öff-         despreis „UMWELT & BAUEN“ ausgezeich-                              Rahmen eines Call-for-Projects forderte das                            Ensemble aus zwei Baukörpern formuliert
    nungen, Vor- und Rücksprüngen Bezüge zur           net worden. Das Projekt „repräsentiert mit                         DAM zur Einreichung von Projekten auf, die                             an der Rheinischen Straße ein südliches En-
    unmittelbaren Nachbarschaft her. Das Kon-          den realisierten Zielsetzungen alle Aspekte ei-                    über Fassaden- oder Dachbegrünungen einen                              tree für das U-Areal. Ein Gebäude schließt an
    zept für die anpassungsfähige Arbeitslandschaft    nes zukunftsfähigen, nachhaltigen Gebäudes“,                       architektonischen Beitrag zur Klimaverbesse-                           den vorhandenen Blockrand an, während ein
    im Inneren wurde in Workshops gemein-              heißt es in der Begründung der Jury. Der Bun-                      rung in den Städten liefern. Die Ausstellung                           vom öffentlichen Raum umgebener Solitär
    sam mit studentischen Gründerinnen und             despreis wurde in diesem Jahr erstmals vom                         widmet sich den Vorteilen und Herausforde-                             die Durchwegung ins Quartier ermöglicht.
    Gründern entwickelt. Vielfältige räumliche         Bundesumweltministerium (BMU) sowie                                rungen urbanen Grüns, nimmt wissenschaft-                              Öffentliche Nutzungen und Gastronomie
    Angebote, zu denen auch Dachterrassen und          dem Umweltbundesamt (UBA) ausgelobt. Die                           liche Perspektiven, technische Möglichkeiten                           beleben den Außenraum und schaffen einen
    Außenbereiche zählen, fördern den kreativen        Anerkennung des Vorreiterprojekts im Bereich                       und praktische Fragen in den Blick. Gezeigt                            städtischen Platz mit angenehmer Aufenthalts-
    Austausch, die Aneignung und die Zusam-            des zirkulären Bauens belohnt den innovativen                      werden gelungene Grünbauten von Düssel-                                qualität. In den Obergeschossen ist Raum für
    menarbeit von Start-Up-Unternehmen, Uni-           Ansatz und die gemeinsame Pionierarbeit, die                       dorf bis Singapur, bereits Erprobtes und völlig                        vielfältige Arbeitswelten und eine Dachterras-
    versität und Wirtschaft. Die Vorentwurfsphase      durch das frühzeitige Commitment des Bau-                          neue Entwicklungen. Weitere Informationen                              se mit Blick auf das Wahrzeichen Dortmunds
    ist gerade abgeschlossen, die Fertigstellung ist   herrn und aller Planungsbeteiligten realisiert                     zur Ausstellung unter dam-online.de/veran-                             vorgesehen. Die Pre-Planning Phase wurde im
    für Ende 2022 geplant.                             werden konnte.                                                     staltung/einfach-gruen.                                                Dezember abgeschlossen.

                                                                                                                           Einfach
                                                                                                                          Grün
                                                                                                                                                                        © DAM / VTN Architects

                                                                                                                             GREENING
                                                                                                      © Nikolai Brenner

                                                                                                                            THE CITY

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ARCHITEKTUR KADAWITTFELD - kadawittfeldarchitektur
No. 21/2021

IN ZUKUNFT
KOMISCHE OPER BERLIN
  Reiche Tradition, mitten in der Stadt: Die  in die Zukunft wendet. Das Bestehende wird        nes Bauprogramm, mit öffentlichen Funktio-        Sommer 2023 die Realisierungsvorbereitun-
Komische Oper in Berlin, auf einem Areal am   behutsam ertüchtigt; nur wenige Wände ver-        nen ebenso wie technischen Bereichen und          gen beginnen. Ein Eröffnungstermin wird im
Boulevard Unter den Linden gelegen, zählt zu  schwinden, um die funktionalen Zusammen-          mit Büros zuoberst, in denen eine moderne         Zuge der weiteren Planung bestimmt.
den renommiertesten Opernhäusern weltweit.    hänge zu verbessern und den Originalzustand       Arbeitswelt für rund 200 Beschäftigte entsteht.
Was nicht mehr zu diesem Ruf passt, sind die  der 60er wieder hervorzuheben. Daneben            Die Fassaden spiegeln dies durch unterschied-
noch aus den 1960ern stammende technische     tritt als markantes Element ein Neubau für        liche Materialien. Nicht eine einzelne Hülle
Ausstattung und der bauliche Zustand. 1892    Probebühnen, Büros, die Tageskasse, Café und      erhält das Haus, sondern, einem Bühnenbild
eröffnet, im 2. Weltkrieg in Teilen zerstört, Casino. Auf einem schmalen Streifen längs der     ähnlich, mehrere szenografisch aufeinan-
ab den 50ern rund um den eindrucksvollen      Glinkastraße entfaltet sich ein differenziertes   der abgestimmte Kleider, deren Stofflichkeit
Neobarocksaal modern wiederaufgebaut,         Gefüge aus Quadern, das die Struktur des Alt-     auch geschlossene Flächen nahbar wirken lässt.
2005 im Foyerbereich neugestaltet: Das unter  baus mit Foyer, Orchester und Bühnen intern       Eingänge, Kasse und Gastronomie öffnen sich
Denkmalschutz stehende Ensemble lebt von      fortführt und gleichzeitig den neuen Funkti-      mit viel Glas. Hinzu treten Keramik, Stein und
seinen Zeitschichten, zeigt sich aber längst als
                                              onen eigene Identitäten verleiht. Während die     Metall, deren Farben von Champagner- bis
zu klein und nicht mehr funktional.           Ausschreibung einen eher geschlossenen Um-        zu warmen Rottönen sich vom Sandstein des
                                              riss mit kleinem Innenhof nahelegte, schmiegt     Altbaus ableiten.
   MIT AUFWEITUNGEN, LOGGIEN UND              sich die projektierte Erweiterung an den Be-         Intendant Barrie Kosky sprach bei der
                                              stand an. Und weitet damit den öffentlichen       Ergebnisverkündung von einem „Haus der
   DACHTERRASSEN ÖFFNET DER                   Raum, auf Straßenniveau und oberhalb davon:       Metamorphosen“: ein Ziel, vor dem nun
   ENTWURF DAS HAUS ZUR STADT.                Erstmals erhält das Haus – dessen Hauptein-       noch einige Schritte liegen. Zunächst wird
                                              gang sich zur ‚rückwärtigen‘ Behrensstra-         mit den Autoren der drei vergebenen Plätze        KENNDATEN
   Dies zu ändern, schrieb das Land Ber- ße richtet – eine Adresse Unter den Linden.            ein Verhandlungsverfahren über die Beauf-
lin – nach einem ersten, an Verfahrens- Rundum entstehen platzartige Aufweitungen.                                                                ORT: Berlin (DE)
fehlern gescheiterten Anlauf – einen zwei- Darüber kreieren die Quader öffentlich zu-                                                             BAUVOLUMEN: Neubau BGF 13.226 m2, BRI
                                                                                                  DEN WUNSCH NACH EINEM SOLITÄR                   62.600 m3; Altbau BGF 30.250 m2, BRI 145.450 m3
stufigen Wettbewerb zur Sanierung und gängliche Loggien und grüne Dachterrassen
Erweiterung aus. Aus 63 Teilnehmern, von mit Blick zum Brandenburger Tor und zum                  ÜBERSETZT DIE ARCHITEKTUR IN                    AUSLOBER: Land Berlin vertreten durch die Senats-
                                                                                                                                                  verwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen
denen 16 in die zweite Runde gelangten, ging Alexanderplatz.                                      OFFENHEIT UND VIELFALT.                         BEDARFSTRÄGER: Senatsverwaltung für Kultur
kadawittfeldarchitektur Ende Oktober als         Mehr denn je wendet sich das Haus der Stadt                                                      und Europa
                                                                                                                                                  NUTZER: Stiftung Oper in Berlin
Sieger hervor. Den Entwurf bestimmt, dass er zu. Den Wunsch nach einem Solitär übersetzt        tragung eines Generalplanungsteams durch-         REALISIERUNG: voraussichtlich 2023-2029
von der reichen Vergangenheit ausgeht und die Architektur dabei in Offenheit und Vielfalt.      geführt. Sobald die Komische Oper ein             WETTBEWERB: 1. Preis 2020 mit anschließendem
sie funktional, ästhetisch und urban-räumlich Tatsächlich umfasst der Neubau ein heteroge-      Ausweichquartier bezogen hat, können ab           Verhandlungsverfahren

                                                                                                                                                                                                      7
ARCHITEKTUR KADAWITTFELD - kadawittfeldarchitektur
BITZER HEADQUARTERS, SINDELFINGEN

                                          IMPRESSUM

                                          Redaktion: Nikola Müller-Langguth, Olaf Winkler
                                          Graphik & Layout: Kadadesign

                                          Auflage: 3.000/ 3x im Jahr
                                          Druck: Print Holding Styria

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