Arterielle Hypertonie - Österreichische Ärztezeitung
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S TAT E O F T H E A R T Arterielle Hypertonie Mit non-pharmakologischen Maßnahmen ist bei arterieller Hypertonie eine Blutdrucksenkung um rund 10 mmHg möglich. Bei der pharmakologischen Therapie lässt sich durch die Kombina tion von mehreren Antihypertensiva in niedriger Dosierung eine deutlich bessere Blutdruck reduktion erzielen, als wenn einzelne Substanzen bis zur Maximaldosis ausgereizt werden. Robert Zweiker* Einleitung/Epidemiologie Epidemiologisch betrachtet kann eine direkte (kausale) Assoziation zwischen Blutdruckniveau und Mortalität, KHK, Schlaganfall und Die arterielle Hypertonie stellt gemäß den Daten der Global vaskulären Endpunkten hergestellt werden, wobei ein Blutdruck von Burden of Disease-Studie weltweit die Hauptursache für den 115/75 mmHg im Erwachsenenalter bis zum 79. Lebensjahr offen- Verlust an qualitativ hochwertigen Lebensjahren (QALY) dar. sichtlich mit dem niedrigsten Risiko korreliert ist. Dies trotz der Tat- 9,4 Millionen Todesfälle/Jahr und sieben Prozent der verlorenen sache, dass mit höherem Lebensalter ein Anstieg des systolischen Jahre mit hoher Lebensqualität sind assoziiert mit Hypertonie. und ein Abfallen des diastolischen Blutdrucks zu beobachten ist. In Österreich kann man bei einer 25-prozentigen Prävalenz Diese Veränderungen sind größtenteils durch die verminderte der Hypertonie von circa zwei Millionen Hypertonikern aus- Elastizität der Aorta und der großen Arterien zu erklären. gehen. Hauptursächlich für die erhöhte Morbidität und Morta- lität bei Hypertonie sind Auswirkungen auf das Gefäßsystem Diagnose des Herzens im Sinn einer Koronarerkrankung (häufigste Todesursache weltweit), des Gehirns (der Schlaganfall stellt Die konventionelle oszillometrische oder auskultatorische Blut- weltweit die zweithäufigste Todesursache dar) und der großen druckmessung mittels Blutdruckmanschette am Oberarm in der Gefäße (Aneurysma dissecans der Aorta, periphere arterielle Ordination oder Ambulanz bildet die Basis für die Diagnose der Verschlusskrankheit). Hinzu kommen mikrovaskuläre Erkran- Hypertonie. Die Grenzziehung für die Diagnose der Hypertonie kungen (Nephropathie, Retinopathie). liegt weiter bei >140/>90 mmHg. Da der Blutdruck jedoch eine sehr ausgeprägte Variabilität aufweist, werden Weiterentwick- Trotz der exzellenten Einstellbarkeit der arteriellen Hypertonie lungen der konventionellen Messung immer wichtiger. Beson- ist in den letzten zehn Jahren weiterhin eine Zunahme der Prä- ders seit der Publikation der SPRINT-Studie wird die mehrfache © SPL, picturedesk.com valenz der Erkrankung in allen Ländern unabhängig vom sozio- automatische unbeobachtete Blutdruckmessung forciert. Die demographischen Status (Bevölkerung mit niedrigem/mittleren daraus ermittelten Messwerte lassen eine deutlich verbesserte oder höherem Einkommen) in ähnlicher Weise wie für Diabetes prognostische Aussage zu. Geräte für die Messung sind mittler- mellitus und erhöhten Body-Mass-Index zu beobachten. weile in breiterer Verwendung. 20 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 5 | 10. März 2022
DFP-Literaturstudium S T A T E O F T H E A R T Bei einem Ordinationsblutdruck >140/90 mmHg empfiehlt die Europäische Hypertoniegesellschaft „out-of-office“- Blutdruckmessungen. Österreich weist eine lange Tradition bei der Verwendung dieser Blutdruckmessmethoden auf. Die beiden unter diesem Begriff subsummierten Varian- ten sind die Heimblutdruckmessung sowie die ambulante 24-Stunden-Blutdruckmessung (ABDM=Goldstandard der Blutdruckbeurteilung). Beide Methoden vermeiden den Weißkitteleffekt und erhöhen die prognostische Aussage- kraft, wobei vor allem dem ABDM mit der Bestimmung der nächtlichen Blutdruckhöhe (gemessen während der Schlaf- phase) eine besonders hohe prognostische Aussagekraft zu- kommt. Die Normalwerte für die Diagnose der Hypertonie weichen bei diesen Messmethoden von der konventionellen Blutdruckmessung ab (siehe Tab. 1). Eine Neuerung der letzten Jahre stellen Blutdruckmess- methoden dar, die eine Beurteilung der Gefäßwandeigen schaften, insbesondere der Elastizität der Aorta und der großen Arterien, zulassen. Parameter, die aus diesen Mes- sungen resultieren, sind der zentrale Blutdruck (=Blutdruck in der zentralen Aorta), die Pulswellengeschwindigkeit sowie der Augmentationsindex. Es sind Geräte verfügbar, die diese Parameter bei Einzelmessungen, aber auch bei 24-h-Blutdruckmessungen errechnen. Grundlage für die Messergebnisse stellt die unmittelbar nach der Blutdruck- messung erfolgte Analyse der Pulswelle dar, die in der Oberarmmanschette detektiert, am Blutdruck kalibriert und mittels einer Transferfunktion und eines Algorithmus berechnet wird. Normalwerte für den ambulant gemes- senen zentralen Blutdruck wurden kürzlich publiziert. Aus der Diskrepanz zwischen out-of-office-Messungen und der konventionellen Ordinationsblutdruckmessung wurden zwei Krankheitsbilder neu definiert. Die schon lange bekannte Weisskittel-Hypertonie ist durch erhöhte Ordinationsmesswerte bei normalen out-of-office-Messun gen charakterisiert, die maskierte Hypertonie genau um- gekehrt durch erhöhte out-of-office-Messergebnisse, aber normale Ordinationsmessungen. Prognostisch betrachtet erhöht die Weisskittel-Hypertonie zwar das Risiko, wird aber im Allgemeinen noch nicht medikamentös zu behandeln sein. Die maskierte Hypertonie weist eine Prognose ver- gleichbar mit der manifesten Hypertonie auf und löst somit eine Therapieindikation aus. Risikostratifizierung Antihypertensive Therapiemaßnahmen zielen nicht nur auf die Senkung des Blutdrucks, sondern auch unabhängig vom » 5 | 10. März 2022 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 21
Arterielle Hypertonie » Blutdruck auf die Reduktion des kardiovaskulären Gesamtrisikos graphie, Karotissonographie, Nierensonographie, Messung ab. Folgerichtig soll daher nach erfolgter Diagnosestellung eine der Pulswellengeschwindigkeit sowie des Knöchel-Arm-Index, Abschätzung des individuellen Risikos vorgenommen werden, Kognitionstests sowie eine Bildgebung des Gehirns empfohlen. weil einerseits eine multifaktorielle Risikoreduktion eine ungleich größere Verbesserung der Prognose bewirkt und andererseits ge- Sekundäre Hypertonie-Abklärung rade bei Hochrisikopatienten die antihypertensive Therapie mit einer besonders ausgeprägten Risikoreduktion einhergeht. Eine Nur bei erhöhter Vortest-Wahrscheinlichkeit soll eine sekundäre Abschätzung des individuellen Risikos ermöglicht Abb. 3. Hypertonieabklärung vorgenommen werden. Dies deshalb, weil die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer primären polygene Basisabklärung tisch determinierten Hypertonie bei >90 Prozent liegt. Trotzdem sollen kausal behandelbare Hypertonie-Ursachen erkannt werden. Die Basisabklärung des Hypertonikers ergibt sich aus der Diagnose sicherung sowie aus der Risikostratifizierung. Es sollen nach der Folgende Hinweise sollen an das Vorliegen einer sekundären Diagnosestellung sowohl Risikofaktoren identifiziert als auch Hypertonie denken lassen: (sub-)klinische Endorganschäden diagnostiziert werden. Daher – frühe Hypertonie-Manifestation wird bei Hypertonikern nach einer ausführlichen Anamnese – fehlende Familienanamnese (zum Beispiel keine erstgradig und der Erhebung des physikalischen Status Folgendes emp- Verwandte mit Hypertonie) fohlen: – schwere Hypertonie, hypertensive Krisen oder Notfälle – abrupte Verschlechterung einer vormals gut einstellbaren Hypertonie: Basislaboruntersuchungen Hypertonie – Therapieresistenz – Blutbild – ausgeprägter Endorganschaden – Nüchternblutzucker, HbA1c – Hypertonie in der Schwangerschaft (vor allem ab der – Serumlipide: Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL- 20. Schwangerschaftswoche) Cholesterin, Triglyceride – Serumkreatinin und berechnete GFR Weitere Hinweise ergeben sich aus der Klinik, der Anamnese – Serumelektrolyte: Natrium, Kalium und dem Labor. Hypokaliämie, erhöhte Schilddrüsenparameter, – Harnsäure erhöhtes Kalzium sind diagnostisch wegweisend für endokrine – Leberfunktionsparameter: GOT (ASAT), GPT (ALAT), Hypertonieformen. Schnarchen und Atempausen für Schlaf- Gamma-GT, alkalische Phosphatase, Cholinesterase, Lipase, Apnoe, etc. Bilirubin – Urinstreifen: Protein, Glucose (falls verfügbar Albumin/ Ziele und Zielwerte der Therapie Kreatinin Ratio) Aufgrund der enormen Verbreitung des Risikofaktors Hyper- In weiterer Folge soll ein 12-Ableitungs-EKG sowie eine tonie kann mit einer adäquaten antihypertensiven Therapie Fundoskopie durchgeführt werden. Bei erhöhter Vortest-Wahr- eine ausgeprägte epidemiologisch relevante Risikoreduktion scheinlichkeit für das Vorliegen von Endorganschäden sind erreicht werden. So zeigen Berechnungen aus der Daten- weiterführende diagnostische Maßnahmen wie Echokardio bank der Biobank des Vereinigten Königreichs (n=438.952) » Tab. 1: Blutdruck-Grenzwerte* Hypertonie Methode/ Ideal Normal Hypertonie Systolischer zentraler Blutdruck Blutdruckkategorie ABDM Arztmessung < 120/80 < 130/85 > 140/90 ABDM/24-h < 120/75 < 125/75 > 130/80 > 135 ABDM/Tag (wach) < 125/75 < 130/80 > 135/85 > 140 ABDM/Nacht (Schlaf) < 100/65 < 110/70 > 120/70 > 130 Selbstmessung < 120/80 < 125/85 > 135/85 * in Abhängigkeit vom verwendeten Messverfahren (ABDM= ambulante 24-h-Blutdruckmessung; alle Werte in mmHg) 22 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 5 | 10. März 2022
Arterielle Hypertonie Tab. 2: Sekundäre Hypertonieformen: Übersicht Sekundäre Diagnostik Prävalenz % Hypertonieform Schlaf-Apnoe-Syndrom Klinik, Schlaflabor 5-10 Renovaskulär GFR↓, K↑ nach RAAS-Blockade; CT- oder M R-Angiographie 1-10 Renoparenchymatös GFR, Albuminexkretion 2-10 Aldosteronismus K↓, Na↑; Renin-Aldosteron-Ratio; Kochsalzbelastungstest 5-15 Phäochromozytom Katecholaminmessung
DFP-Literaturstudium S T A T E O F T H E A R T Blutdruckkonsensus wird die Verwendung von out-of-office- für die Prävention von atherosklerotischen beziehungsweise Messungen mit den in Tab. 1 angeführten Grenzwerten als kardio- und zerebrovaskulären Ereignisse per se dar. Die Blut- Kriterium für die Therapieeinleitung empfohlen. drucksenkung stellt aus Sicht der Hypertonie die wesentliche Funktion der Medikation dar, wobei ein direkter Zusammen- Non-pharmakologische Therapie hang zwischen dem Ausmaß der Blutdrucksenkung und der kardiovaskulären Risikoreduktion besteht. Allerdings haben Da die Hypertonie zwar eine polygenetische Grundlage hat, viele Antihypertensiva blutdruckunabhängig Effekte in der aber die Phänotypisierung vor allem durch Lebensstilfak- Sekundärprävention wie zum Beispiel Renin-Angiotensin- toren beeinflussbar ist, kommt sowohl der Ernährung als Aldosteron-Inhibitoren und Betablocker bei Herzinsuffizienz auch der Bewegung ein besonderer Stellenwert zu. Eine opti oder bei St. p. Myokardinfarkt. Die Begleiterkrankungen stel- male Lebensführung mit Normalgewicht, regelmäßiger kör- len daher wesentliche Zusatzargumente für die Auswahl der perlicher Bewegung, niedriger Salzzufuhr beziehungsweise Antihypertensiva beim individuellen Patienten dar. Eine der Ersatz von einem Viertel der täglichen NaCl-Zufuhr durch KCl wichtigsten Botschaften ist die Tatsache, dass eine Kombi- (verringert die Mortalität sowie alle vaskulären Endpunkte nationstherapie von mehreren Antihypertensiva in niedriger entsprechend den Ergebnissen der Salt Substitute and Stro- Dosierung eine deutlich bessere Blutdruckreduktion erzielen ke Study SSaSS, cave CKD) und geringem Alkoholkonsum lässt als das Ausreizen der einzelnen Substanzen bis zu einer kann sowohl die Manifestation der Erkrankung hinauszögern hohen Dosis. als auch einen wertvollen Beitrag zur Blutdrucksenkung bei Therapiepflichtigkeit leisten. Die wichtigsten non-pharmako- Im Wesentlichen stehen für die Behandlung drei Hauptgruppen logischen Maßnahmen sind in Tab. 4 zusammengefasst. Die und eine Reihe von Reserve-Medikamenten zu Verfügung: „Dietary Approach to Stop Hypertension“ (DASH)-Studie hat a) RAAS-Inhibitoren: ACE-Hemmer, Angiotensin-Rezeptor- die entsprechende Evidenz auf der Basis von 24-h-Blutdruck- Blocker (ARB), Sacubitril-Valsartan (ARNI – derzeit nur messungen eindrucksvoll belegt. für Patienten mit einer Herzinsuffizienz mit reduzierter EF (HFrEF) und speziellen Kriterien indiziert, aber exzellent Pharmakologische Therapie blutdrucksenkend) b) Kalziumantagonisten vom Dihydropyridintyp Die medikamentöse antihypertensive Therapie stellt die Ba- c) Diuretika: Hydrochlorothiazid, Chlortalidon, Schleifen sis für die Hypertonie-Therapie aber auch in vielen Fällen diuretika bei Kreatinin >2 mg/dl » Tab. 3: Blutdrucktherapie: Zielwerte* Art der Blutdruckmessung Zielwert mmHg ORDINATIONS-BLUTDRUCK 1. Ziel: 130 | 2. Ziel: 120-129 Systolischer Blutdruck (bei guter Verträglichkeit) Diastolischer Blutdruck 70-79 UNBEOBACHTETE AUTOMATISCHE ORDINATIONS-MESSUNG Mittelwert dreier Messungen 120-125/70 24-STUNDEN-BLUTDRUCK-MONITORING 24-Stunden Mittelwert 125/70 Tages-Mittelwert 125-129/70-75 Nacht-Mittelwert 115-120/65 BLUTDRUCK-SELBSTMESSUNG Mittelwert 125-129/70-75 * bei unkomplizierter Hypertonie in Abhängigkeit von der Messmethode (zitiert aus dem österreichischen Blutdruckkonsensus 2019). 5 | 10. März 2022 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 25
Arterielle Hypertonie » Reserve-Medikation Spironolakton sowie danach ein Beta- oder ein Alpha-Betablocker (zum Beispiel Carvedilol) eingesetzt werden. Weitere Reserve- d) Betablocker, Alpha-Betablocker Antihypertensiva sollen dann eingesetzt werden, wenn mit der e) Spironolakton bisherigen Medikation Zielwerten nicht erreicht werden konnten. f) Zentrale Antisympathikotonika (Moxonidin, Rilmenidin, Alpha-Methyl-DOPA) Bei Begleiterkrankungen und/oder Begleitumständen kann/ g) Vasodilatantien (Minoxidil) muss von diesem allgemeinen Schema abgewichen werden (zum Beispiel Betablocker sind jedenfalls indiziert bei Herzin- Laut dem Stufenschema der ESC-/ESH-Guidelines soll initial suffizienz, KHK oder geplanter Gravidität). bei unkomplizierter Hypertonie mit einer Kombination mit einem RAAS-Hemmer und Kalziumantagonist oder Diuretikum Patientenschulungsprogramme die Therapie eingeleitet werden (Ausnahme: Monotherapie bei Niedrigrisiko-Patienten mit einem Blutdruck 80-Jährigen) oder gebrechlichen Patienten. In zweiten eine deutliche Verbesserung der Therapieadhärenz sowie die Therapieschritt ist eine Dreifachtherapie mit einem RAAS-Inhibi- Umsetzung von non-pharmakologischen Therapiemaßnahmen. tor, einem Kalziumantagonisten und einem Diuretikum indiziert. Im Rahmen des herz.leben-Programms wurden in der Wenn trotz einer adäquaten Tripletherapie inklusive eines Diure- Steier mark bereits mehrere tausend Patienten geschult. tikums das Blutdruckziel nicht erreicht werden kann, spricht man Dabei werden in vier strukturierten Modulen die Bereiche von einer Therapie-resistenten Hypertonie. Dann soll zusätzlich Blutdruckselbstmessung, (non-)pharmakologische Therapie, » Abb. 3: Individuelles Risiko: Abschätzung* Hypertonie-Schweregrad Risikofaktoren (RF), hochnormal Hypertonie Hypertonie Hypertonie Endorganschaden (EOS), kardio Grad 1 Grad 2 Grad 3 vaskuläre, renale oder metabolische Erkrankung 130–139 140–159 160–179 ≥ 180 80–89 90–99 100–109 ≥ 110 Stadium 1 0 RF Niedrig Niedrig Mässig Hoch (unkompliziert) 1–2 RF Niedrig Mässig Mässig-hoch Hoch ≥ 3 RF Niedrig-mässig Mässig-hoch Hoch Hoch Stadium 2 (asymptomatische EOS ohne Klinik, Diabetes mellitus, Hoch bis Erkrankung) CKD 3 Mässig-hoch Hoch Hoch sehr hoch Stadium 3 (symptomatische Diabetes mellitus + EOS, Erkrankung) CKD 4+ Sehr hoch Sehr hoch Sehr hoch Sehr hoch EOS klinisch * Risiko-Chart adaptiert nach den ESC/ESH-Guidelines; Niere: Mikroalbuminurie (30-300 mg/24 Std oder Albumin-Kreatinin Ratio > 300 mg/g, Risikofaktoren sind: Alter, männliches Geschlecht, Rauchen, Hyperlipidämie, hoher BMI, GFR < 60, aber > 30 ml/min/m2) positive Familienanamnese für kardiovaskuläre Erkrankungen, … Retinopathie Endorganschaden ohne Klinik (auszugsweise): Klinisch manifester Endorganschaden (auszugsweise): Herz: Linksherzhypertrophie, asymptomatische Koronarerkrankung Herz: KHK, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern Gehirn: white matter lesions Gehirn: Insult, TIA Gefäße: atherosklerotische Plaques sonographisch detektiert, erhöhte Gefäßsteifigkeit Niere: GFR< 30 ml/min/m2 (Pulswellengeschwindigkeit > 10 m/sec, Pulsdruck > 55 mmHg), Knöchel-Arm-Index < 0,9 Gefäße: pAVK symptomatisch oder > 1,4 26 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 5 | 10. März 2022
Arterielle Hypertonie » Lebensstilverbesserungen sowie das Management von hy- – Akute Herzinsuffizienz: Lungenödem pertensiven Entgleisungen in Kleingruppen von fünf bis sechs – Akutes Koronarsyndrom Patienten durch hypertensiologisch ausgebildete diplomierte – (Prä-)Eklampsie Pflegekräfte sowie Ärzte erarbeitet. Positive Auswirkungen auf den Blutdruck sowie das allgemeine kardiovaskuläre Risiko Therapeutisch wird außer beim ischämischen Schlaganfall eine konnten als Ergebnisse hochrangig publiziert werden. rasche Reduktion des mittleren Blutdrucks um 20 bis 25 Prozent angestrebt. Bei akuter Aortendissektion soll der Blutdruck 110 mmHg) ohne hyper- Esmolol, Labetalol oder Dihydropyridin-Kalziumantagonisten tensiv mediierten Endorganschaden wird als hypertensive i.v.. Weiters kann Clonidin i.v. verwendet werden. Eine Behand- Krise bezeichnet. Klinisch treten neben der Blutdruckerhöhung lung mit einem Nifedipin-Spray sublingual ist wegen des in sei- Cephalea oder Epistaxis auf. Eine stationäre Behandlung der nem Ausmaß unvorhersehbaren Blutdruckabfalls mit konseku- hypertensiven Krise ist im Allgemeinen nicht erforderlich. Die tivem Rebound-Phänomen kontraindiziert. Behandlung erfolgt mit Medikamenten per os entsprechend dem im Teil pharmakologische Therapie genannten Stufen Hypertonie in der Schwangerschaft schema. Eine Behandlung mit einem Nifedipin-Spray sublingual ist kontraindiziert. Die Hypertonie belastet circa fünf bis zehn Prozent aller Schwan- gerschaften. Sie stellt daher einen wesentlichen Risikofaktor für Der hypertensive Notfall (maligne Hypertonie) weist eine erhöhte Komplikationen auf mütterlicher und/oder fetaler Seite klinisch relevante Beteiligung von Endorganen auf. Klinische dar. Vor allem im Rahmen einer (Prä-)Eklampsie kommt es in Manifestationen können sein: 25 Prozent der Fälle zu einer intrauterinen Wachstumsverzöge- – Mikroangiopathie: bis hin zur Entwicklung von fibrinoiden rung; das Risiko für den intrauterinen Tod beträgt vier Prozent. Nekrosen in der Retina, Niere oder dem Gehirn (klinisches Papillenödem, retinale Blutungen, Hämaturie, Enzephalopathie) Der Blutdruck macht im Laufe einer Schwangerschaft eine typi – Makroangiopathie: akutes Aortenaneurysma dissecans sche Schwankung durch. Er sinkt bis zur Mitte des 2. Trimenons – Insult: hämorrhagisch oder ischämisch um bis zu 15 mmHg, um bis zum Ende der Gravidität wieder das Tab. 4: Non-pharmakologische Maßnahmen* Intervention Empfehlung/Ziel Effekt auf Blutdruck Kochsalzrestriktion 5 g Kochsalz/Tag → – 4,2/2,2 mmHg Kochsalzreduktion um 4,4 g/Tag 2 g Natrium/Tag Gewichtsreduktion BMI 20–25 kg/m2 Gewichtsreduktion 5,1 kg Bauchumfang < 94 cm (männlich) | < 80 cm → – 4,4/3,6 mmHg (weiblich) Ernährung reich an Gemüse, Obst, Fisch, Nüssen, Olivenöl; DASH-Diät: arm an Fleisch → 11/3 mmHg Kalium 3,5 bis 5 g/Tag (aus Obst, Gemüse) → – 4 bis 5 mmHg systolisch Alkohol < 14 Drinks/Woche (Männer) Reduktion von Alkoholkonsum auf empfohlene Menge < 8 Drinks/Woche (Frauen) → – 4 mmHg systolisch Alkoholexzesse vermeiden Körperliche Aktivität mind. 30 Min. an 5 bis 7 Tagen/Woche regelmäßiges aerobes Ausdauertraining bei Hypertonie → – 8,3/5,2 mmHg Nikotin Konsum beenden bei Hypertonie (zitiert aus dem österreichischen Blutdruckkonsensus 2019) 28 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 5 | 10. März 2022
DFP-Literaturstudium S T A T E O F T H E A R T Tab. 5: Hypertonie in der Schwangerschaft: Ausgangsniveau zu erreichen. Aus hypertensiologischer Sicht be- Diagnosekriterien* sonders relevant ist der Zeitraum um die 20. Schwangerschafts- woche (SSW). Eine schwangerschaftsassoziierte Hypertonie tritt Klinischer Zustand Indikation zu Zielwert – mmHg nach der 20. SSW auf, eine präexistente Hypertonie bereits zuvor. Blutdruck-Sen- Man unterscheidet fünf Formen: kung – mmHg – Präexistente Hypertonie Keine Organschäden, – Schwangerschaftsassoziierte Hypertonie keine Präeklampsie, ≥150/≥100 – Präexistente Hypertonie mit aufgepfropfter Schwanger-
DFP-Literaturstudium: Arterielle Hypertonie 1) Wie hoch ist epidemiologisch betrachtet der Blutdruck, der mit dem niedrigsten Risiko korrespondiert? (eine Antwort richtig) Insgesamt müssen vier von sechs Fragen richtig beantwortet a) 140/90 d) 115/75 sein, um zwei DFP-Punkte im Rahmen des Diplom-Fortbil- b) 130/80 e) 105/60 dungs-Programms der Österreichischen Ärztekammer zu c) 120/85 erwerben. Eine Frage gilt als korrekt beantwortet, wenn alle 2) Diagnose neu zu entdeckender Hypertonie-Patienten: möglichen richtigen Antworten markiert sind. In welcher Reihenfolge sollten optimaler Weise die ver- schiedenen zur Verfügung stehenden Blutdruckmessme- thoden angewandt werden (vom Screening → Therapie www.aerztezeitung.at/DFP-Literaturstudium indikation)? (eine Antwort richtig) a) Ordinations-BD-Messung (OBDM) → Heimblutdruck- messung (HBDM) → ambulante 24-h-Blutdruckmessung E-Mail: dfp@aerzteverlagshaus.at (ABDM) → automatische unbegleitete Ordinationsblut- Bitte deutlich ausfüllen, da sonst die Einsendung druckmessung (AOBDM) nicht berücksichtigt werden kann! b) OBDM → AOBDM → HBDM oder ABDM c) AOBDM → HBDM → ABDM → OBDM Name: d) HBDM → OBDM → ABDM → AOBDM e) ABDM → OBDM → HBDM → AOBDM 3) Ab welcher Höhe des zentralen systolischen Tages- ÖÄK-Arztnummer: Blutdrucks gemessen über das ambulante 24-h-Blutdruck- monitoring spricht man von Hypertonie? (eine Antwort richtig) Adresse: a) >140 mmHg d) >150 mmHg b) >130 mmHg e) >110 mmHg c) >120 mmHg 4) Wann spricht man von einer Therapie-resistenten E-Mail-Adresse: Hypertonie? (eine Antwort richtig) a) Blutdruckziel trotz hochdosierter Monotherapie nicht erreicht b) Blutdruckziel trotz hochdosierter Zweifach-Therapie Zutreffendes bitte ankreuzen: nicht erreicht Turnusarzt/Turnusärztin c) Blutdruckziel trotz hochdosierter Dreifach-Therapie Arzt/Ärztin für Allgemeinmedizin nicht erreicht Facharzt/Fachärztin für d) Blutdruckziel trotz hochdosierter Dreifach-Therapie inklusive eines Diuretikums nicht erreicht e) Blutdruckziel trotz hochdosierter Dreifach-Therapie Ich besitze ein gültiges DFP-Diplom. inklusive eines Alpha-Beta-Blockers nicht erreicht Ich nutze mein DFP-Fortbildungskonto. 5) Welches Medikament sollte bei trotz Triple-Therapie Bitte die DFP-Punkte automatisch buchen. schwer einstellbarer Hypertonie und ausreichend erhal- tener Nierenfunktion jedenfalls eingesetzt werden? (eine Altersgruppe: Antwort richtig) < 30 31–40 41–50 51–60 > 60 a) Rilmenidin d) Hydralazin b) Moxonidin e) Spironolacton Ich willige in die Zusendung von Werbematerial per Post c) Minoxidil oder E-Mail über die Produkte der Verlagshaus der Ärzte GmbH 6) Welche bludrucksenkende Erstmaßnahme empfiehlt ein. Diese Einwilligung kann ich jederzeit mittels E-Mail an sich bei einer hypertensiven Krise? (eine Antwort richtig) office@aerzteverlagshaus.at widerrufen. Informationen zum a) Urapidil in d) Clonidin s.c. Datenschutz finden Sie auf Seite 46 oder unter b) Nifedipin sublingual e) Lasix p.o. www.aerztezeitung.at/kontakt/impressum c) Erstlinien-Antihypertensivum oral 30 ÖSTERREICHISCHE ÄRZTEZEITUNG 5 | 10. März 2022
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