AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT SCHWEDEN

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT SCHWEDEN
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
SCHWEDEN
1. Halbjahr 2021

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER STOCKHOLM
SEPTEMBER 2021
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT SCHWEDEN
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                                        Eine Information des
                                  AußenwirtschaftsCenters Stockholm

                                          Wirtschaftsdelegierter
                                             Dr. Martin Glatz
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WIRTSCHAFTSBERICHT Schweden (1. HJ 2021)

       Schwedische Wirtschaft erholt sich rascher als gedacht
       Für 2021 wird ein BIP-Wachstum von 4,5% erwartet
       Vertrauen der schwedischen Unternehmen auf Rekordniveau
       Digitalisierung, GreenTech und Sustainability bestimmen weite Lebensbereiche
       Österreichische Ausfuhren steigen im 1. Halbjahr 2021 um 1,5%, Einfuhren um 20,2%

Wirtschaftskennzahlen
                                                                      2019         2020           Prognose    Prognose
                                                                                                  für 2021    für 2022
     Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. US-Dollar1                534,3        540,8          618,9       632,5
     Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2      56.616       56.144         59.278      61.924
     Bevölkerung in Mio.3                                             10,05        10,12          10,19       10,25
     Reales Wirtschaftswachstum in % 4                                2,0          -2,9           4,0         2,9
     Inflationsrate in %5                                             1,8          0,5            1,9         1,7
     Arbeitslosenrate in %6                                           6,8          8,3            8,6         7,1
     Wechselkurs der Landeswährung zum Euro; 1 Euro = in SEK7         10,59        10,49          10,08       10,03
     Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar8                       179,4        174,8          214,5       221,5
     Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar9                       -158,7       -149,5         -188,2      -198,9

     Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung (gemessen am          Rang 22
     Bruttoinlandsprodukt):10

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                       2019         Veränderung       2020
                                                                                    zum Vorjahr in
                                                                                    %
     Österreichische Warenexporte in Mio. Euro                         1.739        -12,8             1.516
     Österreichische Warenimporte in Mio. Euro                         1.569        -13,6             1.355
     Österreichische Dienstleistungsexporte 1.-3.Q in Mio. Euro11      752          -23,8             573
     Österreichische Dienstleistungsimporte 1.-3.Q in Mio. Euro12      783          -13,4             678

     Österreichische Direktinvestitionen in Schweden13, Stand 2019 in Mio. Euro       1.443
     Beschäftigte in Schweden bei österr. Direktinvestitionen14: Stand 2018           rd. 5.900
     Direktinvestitionen aus Schweden in Österreich15, Stand 2019 in Mio. Euro        1.113
     Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus Schweden16 Stand 2018      rd. 8.900

     Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich17:                    Rang 19

1-9 Quelle: Economist Intelligence Unit
10 Quelle: Weltbank
11-17 Quelle: Österreichische Nationalbank

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 1. Wirtschaftslage

Schwedens Wirtschaft      Positive Überraschungen am schwedischen Markt: Mit Quartalsraten von 0,8%
erholt sich rascher als   bzw. 0,9% übertraf das BIP-Wachstum im 1. Halbjahr 2021 alle Erwartungen
gedacht                   und landet damit auf einem höheren Wert als vor der Pandemie. Dementspre-
                          chend schrauben Analysten ihre Prognosen für das Gesamtjahr 2021 weiter
                          nach oben: Schwedens Wirtschaft soll am Ende des Jahres um 4,5% gewachsen
                          sein. Die Erholung des produzierenden Sektors gemeinsam mit einem Anstieg
                          im Konsum bei gleichzeitig gelockerten Covid-19-Beschränkungen dürften für
                          den positiven Ausschlag im 1. Halbjahr verantwortlich gewesen sein. Für die
                          zweite Hälfte 2021 wird ein großes Potenzial in der weiteren Erholung der Haus-
                          haltkonsumation sowie im Service-Export gesehen. Gehindert werden kann der
                          Wachstumskurs aus Sicht der Analysten lediglich durch unvorhergesehene Er-
                          eignisse in Zusammenhang mit Covid-19. Ende September wurden ja bekannt-
                          lich alle wesentlichen Restriktionen im Lande aufgehoben.

                          Schwedens Wirtschaft erholt sich also in großen Schritten von den Einbußen be-
                          dingt durch die Corona-Pandemie, war davon aber auch nie so stark betroffen
                          wie beispielsweise Österreich. Schon im Pandemiejahr mussten die nordischen
                          Länder Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland ein BIP-Minus von nur
                          durchschnittlich 3,6 Prozent hinnehmen, der Rückgang in Westeuropa war hin-
                          gegen doppelt so hoch mit rund 7 Prozent. Grund dafür ist vor allem die weit vo-
                          rangeschrittene Digitalisierung, von der die Länder beispielweise bei der Um-
                          stellung auf Homeoffice oder auch im Bereich des Online-Bankings profitieren
                          konnten. Und der Vorsprung dürfte anhalten, schließlich sind die nordischen
                          Länder allesamt stark exportorientiert und werden auch von der globalen Kon-
                          junkturerholung profitieren.

Staatliche Ausgaben in    Zusätzlich zur aktuellen Erholung der Wirtschaft plant der schwedische Staat
Höhe von 74 Milliarden    den Aufschwung mit umfangreichen Ausgaben zu unterstützen und damit die
SEK geplant               langfristige Konkurrenzfähigkeit zu gewährleisten. Im Herbst 2021 sollen für
                          das kommende Jahr staatliche Ausgaben in Höhe von 74 Milliarden schwedi-
                          schen Kronen beschlossen werden. Finanzministerin Magdalena Andersson ließ
                          dazu verkünden, dass das Bruttonationaleinkommen nun das Level vor der
                          Krise erreicht hat, die Schweden aber trotzdem 1,5 Jahre regulären Wachstums
                          verloren haben.

Schwedenkrone stabi-      Für die schwedische Landeswährung wird eine weitere Aufwertung gegenüber
lisiert sich nach gutem   dem Euro erwartet, diese scheint aber geringer auszufallen als ursprünglich
Aufschwung                angenommen. Die Entwicklung wird damit dem wirtschaftlichen Aufschwung
                          nicht ganz folgen können. Ausschlaggebend dafür ist eine Reihe von Faktoren.
                          Zunächst wird von einem divergierenden Verhalten der Zentralbanken (Fed vs.
                          ECB und Riksbank) ausgegangen, was den US-Dollar stärken wird. Darüber hin-
                          aus scheint die schwedische Krone nicht von so stark von den großen Außen-
                          handelsüberschüssen profitieren zu können, da zu beachtlichen Teilen in aus-
                          ländische Vermögenswerte, wie z.B. Aktien, investiert wird. Ging man also bis-
                          her von einer Unterbewertung der Krone aus, wird diese nun nüchterner beur-
                          teilt. Analysten rechnen mit einem moderaten Rückgang des EUR/SEK-Kurses,
                          der bis Ende 2021 einen Wert von 10,10 erreichen und bis Ende 2023 auf 9,80
                          sinken wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass das bereits erwähnte Herbst-
                          budget im Riksdag Zuspruch erhält. Gegenüber dem Dollar hat die schwedische
                          Krone seit Jahresbeginn fast 5% an Wert verloren.

Vertrauen der Unter-      Optimismus auf Unternehmerseite: Das Nationale Institut für Wirtschaftsfor-
nehmen auf Rekordni-      schung (National Institute of Economic Research, NIER) ist eine dem schwedi-
veau

                               Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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                       schen Finanzministerium zugehörige Regierungsbehörde, deren Economic Ten-
                       dency Survey in regelmäßigen Abständen die Stimmung auf Unternehmerseite
                       widerspiegelt. Auch hier gibt es zur Jahreshalbzeit Positives zu vermelden: Das
                       Vertrauen der Unternehmen liegt auf Rekordniveau und damit auf dem höchs-
                       ten Wert seit Beginn der Zeitreihe 1996. Besonders optimistisch sind dabei die
                       Unternehmen des produzierenden Gewerbes, aber auch die Stimmung im
                       Dienstleistungssektor hat in diesem Sommer einen neuen Höchststand erreicht.

                       Einzig die Exporteure sind noch zurückhaltender: Wie der Export Managers’ In-
                       dex (EMI) von Business Sweden zeigt, ist die Stimmungslage in 3. Quartal 2021
                       unter schwedischen Exporteuren von Waren und Dienstleistung im Vergleich zu
                       einem sehr starken Ergebnis im vorhergehenden Quartal leicht gesunken, nach
                       wie vor aber klar optimistisch. Besonders im Exportgeschäft mit Europa und
                       Nordamerika werden große Hoffnungen gehegt.

                       Trüben könnten die Stimmung in naher Zukunft lediglich Engpässe und Liefer-
                       verknappungen in der Automobilindustrie. Neue vorübergehende Schließungen
                       in schwedischen Produktionsstätten sollten aber mit der fortgesetzten globalen
                       Erholung vermieden werden können.

Privater Konsum hat    Mit der Aufhebung der Corona-Restriktionen mit Ende September 2021 erhofft
weiter Nachholbedarf   sich die schwedische Regierung eine weitere Belebung des privaten Konsums.
                       Dieser hatte im Sommer vergangenen Jahres rasant angezogen, sich anschlie-
                       ßend aber nur sehr zögerlich entwickelt. Im zweiten Quartal 2021 lag er immer
                       noch um drei Prozent niedriger als vor der Pandemie im 4. Quartal 2019. Nun
                       sollte einer Normalisierung bei Reisen, Restaurants, Hotels und kulturellen An-
                       geboten nichts mehr im Wege stehen – vorausgesetzt, die Restriktionen bleiben
                       außer Kraft.

Riksbank bleibt wei-   Im September beließ die Sveriges Riksbank den Leitzins unverändert bei 0,00%
terhin auf Kurs        und plant dies aus derzeitiger Sicht auch bis zum dritten Quartal 2024 beizube-
                       halten. Mit diesem Vorgehen bewegt sie sich im Einklang mit der Europäischen
                       Zentralbank. Auch die Anleihekäufe werden wie geplant fortgesetzt. Gleichzeitig
                       mehren sich die Zeichen, dass die Riksbank langsam wieder Abstand von ihrer
                       expansiven Geldpolitik nehmen wird. So rechnen Analysten damit, dass am
                       Ende des sechsmonatigen Prognosehorizonts Zinserhöhungen in Aussicht ge-
                       stellt und die Anleihe-Käufe verlangsamt werden.

                       Währenddessen hat die Kerninflation mit einem Wert von 0,5% im Juni die Tal-
                       sohle erreicht. Im ersten Halbjahr 2022 wird nach aktuellem Stand ein Anstieg
                       auf 1,6-1,7% erwartet, der 2023 noch kräftiger steigen dürfte. Gesamt wird die
                       Kerninflation in diesen Jahren jedoch unter 2% bleiben.

 2. Besondere Entwicklungen

Das Corona-Virus und   Mit Ende September sind in etwa 65% der erwachsenen Schweden vollständig
seine Auswirkungen     geimpft. Das mag angesichts des kompletten Wegfalls der Corona-Restriktio-
                       nen aus österreichischer Sicht gering erschienen, die Voraussetzungen sind
                       aber nicht vergleichbar. So weisen in Schweden gerade die vulnerablen Alters-
                       gruppen hohe Impfquoten auf, wodurch die Auslastung der Intensivstationen
                       durchgängig gering bleibt. Wie sich die Situation angesichts der sich verbreiten-
                       den Delta-Variante im kommenden Herbst und Winter gestalten wird, ist natür-
                       lich noch fraglich. Die Entwicklungen werden dank eines modernen und digitali-
                       sierten Gesundheitssystems von der schwedischen Regierung jedenfalls sorg-
                       fältig beobachtet.

                             Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Rasante Digitalisie-    Schweden ist ein riesiges Land, fünf Mal so groß wie Österreich, gleichzeitig
rung                    liegt die Bevölkerungszahl bei nur knapp über zehn Millionen, somit haben
                        Schweden viel Platz und die Entfernungen sind groß. Diese Geografie hat im
                        Wechselspiel mit lokalen Technologieunternehmen wie z.B. Ericsson schon
                        frühzeitig zum Ausbau einer hervorragenden Infrastruktur für die Fernkommu-
                        nikation geführt. Aktuell ist man bemüht, bei der 5G-Technologie eine rasche
                        Implementierung zu erreichen. Das begünstigt u.a. die Verlagerung des Einzel-
                        handels auf Online-Plattformen, ein Trend, den Corona zusätzlich beschleunigt
                        hat. Ein weiterer Effekt ist die rasante Zunahme von digitalen Lösungen bei
                        Dienstleistern, vorrangig im Finanzsektor oder bei der primärärztlichen Versor-
                        gung.

Schweden als Vorrei-    Nicht erst seit der Corona-Pandemie schreitet die Nutzung von elektronischen
ter bei E-Currencies    Zahlungsmitteln anstelle von Bargeld zügig voran. Die Zentralbanken beschleu-
                        nigen diese Entwicklung noch weiter: mit der Entwicklung von E-Währungen.
                        Diese sollen die Nachfrage nach einfachen, effizienten und schnellen Zahlungs-
                        mitteln befriedigen.

                        In Schweden ist die bargeldlose Gesellschaft längst kein Schlagwort mehr, son-
                        dern gelebter Alltag, immerhin nimmt Bargeld nur mehr 1% des Zahlungsver-
                        kehrs ein. Daher ist es nicht überraschend, dass die schwedische Nationalbank
                        auch bei der Entwicklung einer digitalen Währungsalternative als Vorreiter
                        agiert. Der „e-kronan“ ist seit 2020 in der Pilotprojektphase und würde als
                        „central bank digital currency“ (CBDC) von der Riksbank emittiert und gedeckt
                        werden. Im Gegensatz zu Krypo-Assets würde die Riksbank daher die gesetzli-
                        che Verantwortung tragen, ein Inflationsziel und damit eine stabile Währungs-
                        entwicklung zu erreichen. Mit ihren Bestrebungen nimmt die Riksbank und da-
                        mit Schweden eine Vorreiterrolle in der globalen Entwicklung von E-Currencies
                        ein.

Nearshoring als         Die weltweit steigenden Containerpreise machen auch der schwedischen Wirt-
Chance für österrei-    schaft zu schaffen. Laut DN Ekonomi ist der Preis für einen Container, der von
chische Unternehmen     China nach Nordeuropa reist, in den vergangenen 12 Monaten von knapp unter
                        USD 2,000 auf USD 14,000 um satte 724% gestiegen. Dazu kommen Störungen
                        in der Versorgungskette, wie zum Beispiel aufgrund von geschlossenen Häfen in
                        China oder gestrandeten Schiffen wie der EverGreen im Suez-Kanal, sowie die
                        globale Knappheit an Halbleitern.

                        Schwedens Industrie und dabei allen voran der Automotive-Sektor hat massiv
                        unter den Nachteilen ihrer international orientierten und zum Teil stark China-
                        zentrierten Lieferketten gelitten und wird absehbar nach krisenfesten Alternati-
                        ven zur Sicherung ihrer Versorgungslinien suchen. Auch der Handel ist zuneh-
                        mend an nachhaltigen, sprich regional bzw. lokal erzeugten Produkten interes-
                        siert, was ebenfalls zur Neubewertung der existierenden Lieferketten führt so-
                        wie zu erhöhtem Interesse an neuen Lieferanten und innovativen Lösungen für
                        Produktion sowie Logistik. Für geographisch in der Nähe gelegene Lieferanten
                        bieten sich daher momentan einmalige Chancen neue Geschäftsbeziehungen
                        aufzubauen.

Massive Investitionen   Zur Wiederbelebung der Bauwirtschaft post Covid wurden 2020 zusätzlich rund
in Verkehrs-Infra-      100 Mio. Euro für Instandhaltungsarbeiten bei Bahn und Straße bereitgestellt,
struktur                deren Nutzung aber kaum mit den vorhandenen Ressourcen möglich sein wird
                        und damit Chance für ausländische Spezialisten bietet. Weiters sorgen u.a. der
                        von Schwedens Verkehrsbehörde geplante Aufbau eines Bahn-Hochgeschwin-
                        digkeitsnetzes (ursprünglich bis 2030, Investitionsvolumen bis zu 35 Mrd. Euro)

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                        sowie die zahlreichen weiteren Bahn- und Straßenbauprojekte (jährliche Inves-
                        titionen rd. 4 Mrd. Euro) langfristig für eine starke Nachfrage bei (Tief-)Bauleis-
                        tungen.

Große Chancen im Be-    Bei der Wiederbelebung der schwedischen Wirtschaft setzen sowohl der öffent-
reich GreenTech &       liche als auch der private Sektor auch auf weitere Investitionen im GreenTech-
Sustainability          und Nachhaltigkeitsbereich. Beispiele sind der kürzlich im Norden Schwedens
                        errichtete Windparks, der wegen der geringen Bevölkerungsdichte onshore und
                        daher vergleichsweise kostengünstig betrieben werden kann. Im Bereich der
                        Batterie-Entwicklung wird das Leuchtturmprojekt Northvolt in Bälde eine neue,
                        zirkulärwirtschaftliche Fabrik für die Herstellung von Kfz-Batterien in Skellefteå
                        im Norden des Landes eröffnen.

                        Auch die traditionsbehaftete Automobilbranche (bspw. Volvo PKW & LKW,
                        Scania) arbeitet mit großem Einsatz an der Elektrifizierung ihrer Fahrzeugpa-
                        lette; gleichzeitig entwickelt eine Reihe von Startups (bspw. Uniti, Einride) Lö-
                        sungen für innovative Personen- und Güterbeförderung. Das Thema Wasser-
                        stoff stellt auch weiterhin ein vielversprechendes Zukunftsprojekt dar, von dem
                        besonders energieintensive Branchen wie die Automobilbranche stark profitie-
                        ren würden. Momentan wird am Aufbau eines Tankstellennetzes für PKW gear-
                        beitet, aber auch für Gebäude und Stadtteile werden innovative Energiekonzepte
                        auf Basis von Wasserstofftechnologien entwickelt.

 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

Österreichs Exporte     Schweden und Österreich sind zwei hochentwickelte Industriestaaten, deren ge-
nur leicht im Plus      sunde Wirtschaftsbeziehungen von einer breit gefächerten Produktpalette ge-
                        kennzeichnet sind. Nachdem im Ausnahmejahr 2020 beide Partner massive
                        Rückschläge um die 13% hinnehmen mussten, zeichnen die Zahlen vom ersten
                        Halbjahr 2021 ein weitaus positiveres, wenn auch ungleiches Bild: Österreichs
                        Importe aus Schweden verbesserten sich im Vergleich zum Vorjahr um 20,2%
                        auf 793,52 Mio. EUR. Österreichische Warenexporte nach Schweden konnten
                        hingegen nur um 1,5% auf 809,74 Mio. EUR zulegen.

Maschinen sichern Ex-   Die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder werden traditionell von den Waren-
porterfolge             gruppen Maschinen und Apparaten dominiert, und dieser Sektor hat auch in
                        beide Richtungen im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahrszeitraum
                        kräftig aufgeholt. So hat Österreich in diesem Bereich Waren in Wert von 182
                        Mio. Euro geliefert, was einem Plus von 20,7% entspricht. Auch Schweden hat in
                        diesem Bereich mit 17,1% kräftig zugelegt und Waren im Gesamtwert von 135
                        Mio. Euro nach Österreich gebracht.

                        Mit einem Zuwachs von 30,1% ebenfalls stark erholt hat sich der Warenexport
                        von Fahrzeugen im weiteren Sinne. Diese Warengruppe belegt mit einem Ge-
                        samtwert von knapp 76 Mio. Euro den zweiten Platz bei den österreichischen
                        Exporten. Danach folgt die Gruppe der elektrischen Maschinen, die 74,5 Mio.
                        Euro ausmacht, aber mit einem Minus von 7,5% noch stärker von der Krise be-
                        lastet wird. Der Eisen- und Stahlexport in den hohen Norden hat sich mit 33,7%
                        Wachstum hingegen stark gesteigert und kommt auf einen Wert von 56,2 Mio.
                        Euro.

                        Importseitig dominieren auch dieses Halbjahr wieder Fahrzeuge wie Zugma-
                        schinen, Kraftfahrzeuge und Motorräder. Mit 138 Mio. Euro und einem Zuwachs
                        von 16,7% kann die krisengebeutelte schwedische Automobilindustrie wieder

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aufatmen. Auch die Gruppe der Maschinen hat sich ähnlich positiv entwickelt
(135,5 Mio. Euro und +17.1%).

Große Einbußen in für Österreich bedeutenden Warengruppen mussten im Ex-
port von organischen Verbindungen (-67.7%), pharmazeutischen Erzeugnisse (-
44,1%) und Produkten im Möbelbereich (-33,7%) hingenommen werden. In all
diesen drei Bereichen konnten die Importe aus Schweden hingegen stark zule-
gen: Die Einfuhren organischer Verbindungen wachsen um 82,1%, die pharma-
zeutischer Erzeugnisse immerhin um 18,5% und von Möbeln um 50,8%. Gene-
rell verzeichnen die Importe aus Schweden in allen bedeutenden Warengruppen
Zuwächse, die summiert zum starken Wachstum von 20,2% führen und damit
das österreichische Warenexport-Plus von 1,5% gering aussehen lassen.

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