ATHENE Informationen aus der Universität zu Lübeck - Chancengleichheit Gender AGG / Antidiskriminierung - Universität zu Lübeck
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Halbjahreszeitschrift, Heft 33, Mai 2012 ATHENE Informationen aus der Universität zu Lübeck Chancengleichheit Gender AGG / Antidiskriminierung Familie Frauenrechte
Inhaltsverzeichnis Editorial 4 Beiträge 5 Das war 2011 – Das Dezernat Chancengleichheit und Familie im Jahresrückblick 5 „Der Nächste bitte“ – Sprechen Sie geschlechtersensibel? 9 Aktuelles aus der Gleichstellungsarbeit der Uni 12 TOTAL E-QUALITY – Aktueller Stand 12 Handlungsempfehlungen zu Prävention und Sanktionierung in Fällen von sexualisierter Diskriminierung und Gewalt 12 Neues Formblatt für Gleichstellungsbeauftragte in Berufungsverfahren 13 Informatikerinnen-Netzwerk für Studentinnen 13 Girls Day / Boys Day 2012 13 Teilnahme an Forschungsprojekten 13 Teilnahme an externen Umfragen 13 Termine 13 Aktuelles aus der Familienarbeit der Uni 15 Audit „Familiengerechte Hochschule“ – Aktueller Stand 15 Zielerreichungsquote zum Jahresbericht eins im Re-Audit 15 Campusferien im Sommer 15 Campusferien im Herbst 15 KiBeKa – Kind – Beruf – Karriere am 5. Mai 2012 16 Ausbau der Kinderbetreuung 16 Neue Rubrik „Pflege von Angehörigen“ auf dem Familienportal 16 Kids Xtra – Kinderbetreuung vor Prüfungszeiten 16 DEMNÄCHST: Psychosozialer Dienst für Beschäftigte der Universität 17 Switch – In 4 Tagen um die Welt 18 News 19 Familienpflegezeit 19 Gespart am falschen Ende: Frauenhaus geschlossen Offener Brief von TERRE DES FEMMES an Minister Emil Schmalfuß 19 Gesetz für bundesweites Frauenhilfetelefon tritt in Kraft 20 2
Frauenquote 20 Brüssel fordert Frauenquote 21 Welche Folgen hatte die Frauenbewegung für Sie ganz persönlich? (Annette Schavan) 21 Manifest für gendersensibles „Horizon 2020“ 21 Gegen Benachteiligung, Ausbeutung und Gewalt – UN rufen Weltmädchentag aus 22 Pressemitteilung „Ehrenmorde“ verhindern! TERRE DES FEMMES gedenkt mit Aktionen dem „Ehrenmord“-Opfer Hatun Sürücü und fordert gemeinsam Anstrengungen von Politik und Gesellschaft 23 Studie zum Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung veröffentlicht 24 Großes Bundesverdienstkreuz für Lea Ackermann, Gründerin und Leiterin von „Solidarity with Women in Distress“ (SOLWODI) 25 Studien über die Diskurse rund um Prostitution im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft in Polen / Ukraine 2012 25 Broschüre „Digitale Gewalt“ 25 Broschüre „Mit mir doch nicht“ 26 Bundesforum Männer: Gleichstellungspolitische Standpunkte 2011 26 Links 27 Bücher, CDs, Filme 29 Genderzahl der Ausgabe 31 Termine 32 3
Editorial Schleswig-Holstein hat (ab)gewählt und den Weg für eine neue Landesregierung geebnet. Auch der Akademische Senat der Universität hat gewählt, allerdings wiedergewählt: Die hauptamtliche Gleichstellungsbeauftragte. Und die hat konkrete Ziele für die nächsten fünf Jahre: Konsolidierung der bestehenden Maßnahmen, mehr Gender Mainstreaming Projekte, endlich ein Mentoring-Programm und mehr Diversity unter der Voraussetzung, dass Diversity und Gleichstellung sich nicht konkurrentig zueinander verhalten, sondern sich adäquat ergänzen. Unter dem Strich soll das heißen, Doppelstrategie aus Frauenförderung und Gender Mainstreaming plus Vereinbarkeit. Es gibt viel zu tun. Aber in dieser Ausgabe erst einmal der Jahresrückblick 2011. „Ist Euch mal aufgefallen, dass Deutschland das einzigste [sic!] Land ist, bei dem es in der Mehrzahl keine Frauen gibt? […] Man sagt ja: Der Deutsche und die Deutsche und denn aber: Die Deutschen und denn aber auch wieder nur: Die Deutschen bei den Frauen. […] Man sagt ja auch: Die Engländerinnen und die Holländerinnen, wo man ja auch England und Holland sagt wie Deutschland jetzt […].“1 Das sagt Udo aus dem berühmtesten Schlemmerbistro des Nordes. Während in Deutschland generell noch darüber diskutiert wird, wie durchgängig geschlechtergerecht gesprochen werden soll und auch muss, ist Schweden bereits wieder weiter. Ende Januar – so berichtete die Süddeutsche Zeitung am 15. März 2012 – ist dort das erste Kinderbuch in durchgängig geschlechtergerechter Sprache erschienen, aber nicht nur das, es wurde dort ein völlig neues Pronomen verwendet: Hen [hon = sie / han = er]. Dabei sind das Maskulinum und Femininum im Schwedischen sowieso durch das so genannte Utrum aufgehoben und nun noch ein Extrapronomen. Das sorgt für reichlich Diskussionszündstoff und würde die meisten in unserem Land überfordern. Deshalb im zweiten Beitrag (wieder einmal) die Grundregeln für eine geschlechtergerechte Sprache und warum es notwendig ist, sie zu benutzen. Wie gewohnt: News, Links, Buchtipps… Sowohl für das Gleichstellungs- als auch für das Familienportal gibt es eine neue Ansprechpartnerin: Babett Bernitt, die das Dezernat mit zehn Stunden in der Woche unterstützt. Einen sonnigen Frühling wünscht Ihnen Ihre Solveig Simowitsch 1 Frühstück bei Stefanie, Teil 3 Hörbuch, Track 33: Deutsche Frauen. 4
Beiträge Das war 2011 – Das Dezernat Chancengleichheit und Familie im Jahresrückblick Neben den täglichen Aufgaben einer Gleichstellungsbeauftragten wie Beratungen, Gremienarbeit, der Begleitung von Berufungsverfahren, Öffentlichkeitsarbeit und Berichtswesen gab es in 2011 folgende Highlights: JANUAR Die Universität bietet ab 1. Januar ihren Beschäftigten und Studierenden eine Notfallbetreuung in Kooperation mit dem AWO ElternService an. Die Kitakommission der Universität vergibt die Krippenplätze für das Kitajahr ab 1. August 2011. Das „Informatikerinnen-Netzwerktreffen“ für Studentinnen tauscht sich am 13. Januar über das erste Studiensemester aus. Sitzung der Landeskonferenz der Hochschulgleichstellungsbeauftragten am 24. Januar in Kiel. Erster Workshop für das Projekt „Neustrukturierung der Berufungsverfahren“ Die Gespräche und Kooperationsmöglichkeiten für den Ausbau der Kinderbetreuung mit dem UK- SH beginnen [Ergebnis: siehe „Aktuelles aus der Familienarbeit der Uni“]. FEBRUAR Am 2. Februar lädt die HanseBelt-Initiative ihre Projektpartner_innen zu einem Austausch über effektive Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach Bad Oldesloe ein. Sitzung des Beirats der Koordinierungsstelle im Gleichstellungsministerium am 8. Februar in Kiel. Sitzung des Runden Tisches (Studentenwerk, Studentenwerkskita, Sozialberatung des Studentenwerks, GBs von Uni und FH) am 15. Februar in Lübeck. Das Thema: Verlängerung der Öffnungszeiten der Studierendenkita angepasst an den tatsächlichen Studiumsbetrieb wird angesprochen. Abgabe des Zwischenberichts für die „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG. Abgabe der Zwischenberichte für die Umsetzung der zusätzlichen Gleichstellungsmaßnahmen im Professorinnen-Programm. MÄRZ Am 14. März wird die Universität erneut als „Familiengerechte Hochschule“ zertifiziert. 5
Sitzung der BuKoF-Kommission „Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt“ am 16. März in Hannover. Sitzung der Landeskonferenz der Hochschulgleichstellungsbeauftragten am 28. März in Flensburg. 31. März: Bewerbungsschluss um das Prädikat TOTAL E-QUALITY. APRIL Sitzung der Gleichstellungsbeauftragten und Gleichstellungsausschüsse am 6. April. Der Girls Day (Informatik, Mathematik) / Boys Day (MLS) findet am 14. April statt. MAI Sitzung des Beirats der Koordinierungsstelle im Gleichstellungsministerium am 17. Mai in Kiel. In Berlin findet die Zertifikatsverleihung „Familiengerechte Hochschule“ statt. Die Frühjahrsausgabe der „Athene“ erscheint mit dem Schwerpunkt „Rollenstereotype und Gender Bias“. JUNI Gespräch des Beirats der Koordinierungsstelle mit Gleichstellungsminister Emil Schmalfuß am 8. Juni zum Thema „Gender Budgeting“. Strategietreffen der Gleichstellungsbeauftragten der Universität am 20. Juni. Das „Informatikerinnen-Netzwerktreffen“ findet am 28. Juni zusammen mit Doktorandinnen der Informatik und Medizintechnik statt. Thema: Role models Sitzung der BuKoF-Kommission „Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt“ am 29. Juni in Bielefeld. Die GB der Uni Lübeck wird dabei als künftige Sprecherin der Kommission vorgeschlagen. Auswertung der Daten für die Uni im EU-Projekt „Gender-based Violence, Stalking and Fear of Crime“. Auf Grund der Auswertung im EU-Projekt „Gender-based Violence, Stalking and Fear of Crime“ macht eine Studentin der Gender Studies der Roosevelt Academy International Honors College Utrecht / Niederlande eine Gefährdungsbeurteilung des Campus unter Genderaspekten. Die Universität erhält die Nachricht, dass sie das Prädikat TOTAL E-QUALITY erhält. Sie ist damit die einzige Hochschule in Schleswig-Holstein, die sowohl mit dem TOTAL E-QUALITY als auch als „Familiengerechte Hochschule“ zertifiziert ist. 6
JULI In der Zeit vom 25. Juli bis 12. August finden die Campusferien an der Universität mit insgesamt 38 Kindern statt. AUGUST Der Beirat der Koordinierungsstelle im Gleichstellungsministerium tagt am 25. August in Kiel. Durchführung eines Gender Mainstreaming Projekts (mit 3R-Methode) in der Zentralen Universitätsverwaltung: Vergabe der Parkplätze. SEPTEMBER Die jährliche Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen findet vom 19.-21. September in Cottbus statt. Die GB der Uni wird hier zur Sprecherin der BuKoF- Kommission „Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt“ gewählt. Teilnahme der GB am 26.September in Berlin an der Konferenz „Wandel in Sicht? Effektiv zu mehr Familienfreundlichkeit an deutschen Hochschulen“. OKTOBER Am 4.Oktober findet in Berlin die Verleihung zum TOTAL E-QUALITY statt. Am 13.Oktober findet auf Initiative von Dr. Kerstin Lüdtke-Buzug das erste Mal ein Treffen des „Doktorandinnen-Netzwerk MINT“ statt. Auf dem „Informatikerinnen-Netzwerktreffen“ für Studentinnen am 18. Oktober begrüßen wir die Erstsemestlerinnen. Die für die zweite Ferienwoche geplante Herbstferienbetreuung in Kooperation mit EXEO fällt leider aus. Die Landeskonferenz der Hochschulgleichstellungsbeauftragten tagt am 24. Oktober in Kiel. Am 27. Oktober wird das Eltern-Kind-Office in Gebäude 64 eingeweiht. Die Themen „Pflege“ und „Zwischen Forschung und Familie“ sind Bestandteil der Oktoberausgabe des focus uni-luebeck. NOVEMBER Sitzung der BuKoF-Kommission „Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt“ am 2. November in Hannover. 7
Die Sprecherinnen der Landeskonferenz der Hochschulgleichstellungsbeauftragten (FH Kiel und Uni Lübeck) sind zu einem Gespräch bei den Grünen wegen der Kappung der Doppelspitze in Kiel eingeladen. Der Beirat der Koordinierungsstelle im Gleichstellungsministerium trifft sich am 14. November in Kiel. Der Runde Tisch tagt am 15. November in der Uni. Erneut wird das Problem der Öffnungszeiten vs. Vorlesungszeiten angesprochen. Strategietreffen der Gleichstellungsbeauftragten der Universität am 16. November. Die Herbstausgabe der „Athene“ erscheint mit dem Schwerpunkt „Sexualisierte Diskriminierung und Gewalt“. Wiederholt beteiligt sich die Universität an der Fahnenaktion „Nein zur Gewalt an Frauen“ während der jährlichen Anti-Gewalt-Woche. DEZEMBER Treffen der GBs von FH und Lübeck mit dem Frauennotruf der Stadt am 2. Dezember, um die Kooperation zu vertiefen. Sitzung der Gleichstellungsbeauftragten und Gleichstellungsausschüsse am 7. Dezember. Monatlich fand unter Susan Mielke ein CaRE-CampusRabenEltern-Treffen statt. Die Gleichstellungsbeauftragten begleiteten in 2011 13 Berufungsverfahren. Es gab insgesamt 33 Erstberatungen (31 Frauen, 2 Männer). 8
„Der Nächste bitte“ – Sprechen Sie geschlechtersensibel? „Sprache dient den Menschen nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern vermittelt auch maßgeblich unsere Weltanschauung und trägt zur Bildung unserer sozialen und psychosozialen Identität bei. Wie eine Sprache aufgebaut ist, wie sie sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt, ist nicht dem Zufall überlassen, sondern hängt wesentlich von den sozialen Bedingungen der Menschen, die diese Sprache sprechen, ab. Das Verhältnis zwischen Sprache und Gesellschaft ist folglich in ständiger Wechselwirkung. Sprache wird von Menschen, die in bestimmten gesellschaftlichen Verhältnissen leben, entwickelt, Sprache spiegelt diese gesellschaftlichen Strukturen wider; gleichzeitig aber wirken die sprachlichen Strukturen in Form von Weltbildern und Ideologien auf die Individuen, die sie entwickeln, benützen und verändern, wieder zurück.“2 Gestern erst hätte dieses Zitat in sprach- oder gesellschaftswissenschaftlichen Abhandlungen stehen können; leider ist es bereits 25 Jahre her und es hat den Anschein, als gäbe es im Bereich Gleichstellung kaum einen größeren Diskurs zwischen Frauen / Männern darum, ob sprachlich auch das zum Ausdruck kommen sollte, wonach die Gesellschaft (angeblich) strebt. Während es für Fraktion A Frauen und Männern selbstverständlich gar nicht anders geht, als zur männlichen auch stets die weibliche Form zu benutzen, da alles andere Frauen auch sprachlich in die zweite Reihe stellt und manche sogar dazu neigen, die Benutzung des generischen Maskulinums eine frauenverachtende Sprache zu nennen, ist das für Fraktion B Frauen und Männern überhaupt kein Thema. Die einen meinen, dass es grundsätzlich nicht nötig ist, „sind ja schließlich alle gemeint“, die anderen sogar befinden, dass wir längst darüber hinaus sind und Frauen bereits dermaßen gleichgestellt sind, dass es eher als Rückschritt bewertet werden kann, wenn sie nun auch noch darauf bestehen, sprachlich benannt zu werden. Sprache ist Bewusstseinsträgerin. Sprache ist nicht neutral. Sprache ist Teil unseres Seins. Sprechende machen im Sprachgebrauch sehr genau deutlich, wie sie andere wahrnehmen, welche Norm- und Wertevorstellungen sie haben. Gaaaanz dramatisch gesagt: Sprachlich nicht benannt – gesellschaftlich unwichtig! Vor Jahrhunderten, als es nur Bürger, Unfreie und Herren gab, mag die ausschließlich männlich benutzte Form regelkonform gewesen sein, da Frauen weitgehend aus dem öffentlichen Alltag ausgeschlossen und dem Mann untergeordnet waren. Aber heute????? „Frühjahrsputz“: Räumen wir mit den Klischees auf! NEIN! Das generische Maskulinum wird nicht geschlechtsneutral interpretiert, sondern männlich assoziiert. NEIN! Frauen sind nicht „mitgemeint“, wenn nur männlich gesprochen wird, sondern sie werden ausgeschlossen. Zudem steht „mitgemeint“ für „nicht vollwertig“ gemeint. NEIN! Eine geschlechtergerechte Sprache spricht, hört und liest sich nicht kompliziert und sperrig, wenn Mann und Frau sich die Mühe machen, kreativ und abwechslungsreich vorzugehen. NEIN! Der Spieß kann auch nicht umgedreht werden, auch wenn die deutsche Sprache es hergibt, da in 85 % der weiblichen Bezeichnungen die männliche bereits drin ist. NEIN! Wir sind längst darüber hinaus und alle haben die gleichen Chancen. Tja, das wäre neu! Und da die eine Hälfte der Bevölkerung bereits konsequent geschlechtergerecht spricht, ist die ausschließlich männlich benutzte Sprache der anderen Hälfte noch verwirrender, da Texte gar 2 Ruth Wodak, Gert Feistritzer, Silvia Moosmüller, Ursula Doleschal: Sprachliche Gleichbehandlung von Frau und Mann. Schriftenreihe zur sozialen und beruflichen Gleichstellung der Frau, Nr. 16, Wien 1987, S. 11. 9
nicht mehr so verstanden werden wie „gemeint“ und Frauen sich einfach nicht mehr angesprochen fühlen: Adressaten und Adressatinnen verfehlt! Sprache muss eindeutig sein! Mal ganz davon abgesehen, dass es grammatikalisch schlicht und ergreifend einfach falsch ist, Texte zu produzieren wie „DIE Universität und DIE Fachhochschule sind PARTNER“. Wundern Sie sich also nicht, wenn demnächst alle Mitarbeiter zu einer Veranstaltung eingeladen sind und nur die Herren erscheinen, denn Mitarbeiterinnen waren wohl nicht erwünscht. Geschlechtersensibel zu formulieren bedeutet, auch Frauen in der Sprache sicht- und hörbar zu machen. Hier ein paar sprachliche Vorschläge: Bilden Sie Paare! „Liebe Kollegen und Kolleginnen“, „Liebe Patienten und Patientinnen“ Bei einer offiziellen Anrede ist DAS DER STANDARD! Up to date: Sprechen Sie Gender? Liebe Kolleg_innen! Das ist die so genannte GAP-Lücke; sie verdeutlicht, dass es eben nicht nur Frauen und Männer, sondern auch Menschen gibt, die sich entweder gar nicht oder komplett anders einsortieren. Benutzen Sie das Indefinitpronomen „wer“! Nicht: Blutspender können am … Sondern: Wer Blut spenden möchte, kann am… Benutzen Sie das Indefinitpronomen „alle“ und ggf. einen Nebensatz! Nicht: Wir danken den Spendern! Sondern: Wir danken allen, die gespendet haben! Sprechen Sie Männer und Frauen direkt und persönlich an – auch schriftlich! Nicht: Der Antragsteller sollte eine Bescheinigung xy mitbringen. Sondern: Bringen Sie bei der Antragstellung die Bescheinigung xy mit. bzw. bei Vordrucken: Nicht: Semester des Antragstellers. Sondern: Ich bin in Semester: Benutzen Sie die geschlechtsneutrale Personenbezeichnung! [Gut zu nutzen in allgemeinen Texten, die sich an eine unbestimmte Gruppe richten] Nicht: Alle Mitarbeiter (so schon gar nicht) oder Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Sondern: Alle Mitarbeitenden Benutzen Sie Sachbezeichnungen anstelle von Personenbezeichnungen! Nicht: Der Professor (so schon gar nicht) oder Der Professor / die Professorin hat eine Ausstattung von… Sondern: Die Professur ist ausgestattet mit… Benutzen Sie Adjektive anstatt Personenbezeichnungen! Nicht: Die Initiative der Studenten Sondern: studentische Initiative Benutzen Sie statt Singular den Plural! Nicht: Derjenige/Diejenige, der/ die den Antrag stellt… Sondern: Diejenigen, die den Antrag stellen… 10
Lassen Sie die Possessivpronomen weg! Nicht: Kein Mitarbeiter und keine Mitarbeiterin darf in der Ausübung seines oder ihres Wahlrechts…, Sondern: Mitarbeitende dürfen nicht in der Ausübung des Wahlrechts… Sprechen oder schreiben Sie passiv! Nicht: „In der Rechtsverordnung kann vorgesehen werden, dass die Studentin und der Student bei der Zulassung zur staatlichen Prüfung eine außerhalb der Ausbildung erworbene …“ Sondern: „In der Rechtsverordnung kann vorgesehen werden, dass bei der Zulassung zur staatlichen Prüfung eine außerhalb der Ausbildung erworbene…“ Benutzen Sie niemals „Aus Gründen der besseren Lesbarkeit…“: Das ist an der Universität zu Lübeck unzulässig! Es gelten an der Universität folgende Regelungen für eine geschlechtergerechte Sprache: (Gleichstellungsplan im) Struktur- und Entwicklungsplan, Punkt 8.2 Amtssprache / geschlechtergerechte Sprache „Der allgemeine Schriftverkehr sowie Rechts- und Verwaltungsvorschriften, Prüfungs-, Promotions- und Habilitationsordnungen, Veranstaltungsankündigungen und Arbeitsmaterialien der Universität zu Lübeck werden so formuliert, dass Bezeichnungen geschlechtsneutral sind oder sowohl die weibliche als auch die männliche Form Verwendung findet. Die ‚Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird ausschließlich die männliche Form verwendet‘ ist unzulässig.“ Der Innenminister von Schleswig-Holstein (im Amtsblatt 1990, Nr. 22, S. 324) „Grundsätze für die Gleichbehandlung von Frauen und Männern in der Rechtssprache“: „Im Text von Rechts- und Verwaltungsvorschriften ist die Benutzung männlicher Bezeichnungen auch für Frauen grundsätzlich zu vermeiden und eine geschlechterbezeichnende Rechtssprache zu verwenden.“ 11
Aktuelles aus der Gleichstellungsarbeit der Uni TOTAL E-QUALITY – Aktueller Stand Die bis 2014 umzusetzende Zielvereinbarung wird kontinuierlich bearbeitet. Anders als im Audit „Familiengerechte Hochschule“ gibt es keine jährliche Berichtspflicht. Aktuell wird gerade die Dienstvereinbarung zum „Partnerschaftlichen Verhalten am Arbeitsplatz“ erarbeitet. Handlungsempfehlungen zu Prävention und Sanktionierung in Fällen von Sexualisierter Diskriminierung und Gewalt Nach Auswertung der Online-Umfrage unter den Studentinnen der Universität im EU- Projekt „Gender-based Violence, Stalking and Fear of Crime“ (vgl. auch Athene / November 2011) wurden die Daten mit folgenden Institutionen besprochen und Ideen für Handlungsempfehlungen entwickelt: • Frauennotruf der Hansestadt Lübeck • Vertreterinnen des AStA der Universität • Kanzler und Vizepräsident Lehre • stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte und Gleichstellungsausschüsse der Universität Am 27. Oktober findet das erste Mal ein Selbstbehauptungskurs für Studentinnen (des ersten Semesters) statt. Der ganztägige Kurs (inklusive Mittagessen und Besichtigung der Räume des Frauennotrufs) wird in Kooperation mit dem Frauennotruf veranstaltet und von Johanna Hotanen (Wen-do-Trainerin) durchgeführt. Alle Erstsemestertüten erhalten einen Infoflyer des Frauennotrufs. Des Weiteren wurde ein Merkblatt für den Studienbeginn im Justiziariat verfasst, der auch sexualisierte Diskriminierung und Gewalt thematisiert und bei der Einschreibung ausgehändigt wird. Empfehlenswert: ECHT KRASS! Wo hört der Spaß auf? Jugendliche und sexuelle Gewalt – Interaktiver Präventionsparcours für Schule und Jugendhilfe An fünf Stationen bietet der Parcours folgende Themen: • Love & Hate (Gruppendruck, Teenagerbeziehungen, sexuelle Gewalt durch Erwachsene) • Law & Order (legt Mythen und Tatsachen über Vergewaltigung, Sexualstraftaten und Gesetze sowie die Folgen sexueller Gewalt offen) • Sex Sells (sexistische Werbung, Pornografie und sexuelle Übergriffe im Internet) • Trial & Error (Flirttipps, Anmachsprüche und Selbstbehauptung) • Stop & Go (sexuelle Skripte, Klischees und wie Jungen und Mädchen Grenzen setzen und achten) Nähere Informationen PETZE-Institut für Gewaltprävention gGmbh: www.PETZE-INSTITUT.de 12
Neues Formblatt für Gleichstellungsbeauftragte in Berufungsverfahren Mit Präsidiumsbeschluss vom 31. Januar 2012 benutzen alle Gleichstellungsbeauftragten der Universität bei der Begleitung von Berufungsverfahren ein neues Formblatt. Das alte, seit 1994 verwendete Formblatt wurde einer transparenten und ausführlichen Stellungnahme wie es z. B. im Zuge der Neustrukturierung der Berufungsverfahren und der „Forschungsorientierten Gleichstellungsstandards“ der DFG gefordert wurde, nicht mehr gerecht. Neu sind vor allem vermehrt quantitative Angaben über die Zusammensetzung der jeweiligen Berufungskommission, aber auch über die Quotierung. Ausführlicher sind die eigentliche Stellungnahme zur Vorschlagsliste und die Möglichkeit zur Kommentierung des gesamten Verfahrens, vor allem im Hinblick auf den Gender bias. Eine Zustimmung ist nun in drei Abstufungen möglich und kann an Bedingungen geknüpft sein. Informatikerinnen-Netzwerk für Studentinnen Am 2. Februar fand das erste Informatikerinnen-Netzwerktreffen für Studentinnen in 2012 statt. Als Referentin war Frau Dr. Bettina Jansen-Schulz vom Dozierenden-Service-Center eingeladen, die über „Lernen lernen“ informierte. Girls Day / Boys Day in 2012 Der Girls Day am 26. April fand wie gewohnt in der Informatik und Mathematik statt. Der Boys Day in Molecular Life Science musste in diesem Jahr leider entfallen und findet in 2013 wieder statt. Teilnahme an Forschungsprojekten Die Universität nimmt am Forschungsvorhaben „Wiedereinstieg von Frauen in Wissenschaftskarrieren“ der Technischen Universität Dresden, Institut für Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Wohlfahrtswissenschaften teil. Am 8. Februar führten zwei wissenschaftliche Mitarbeitende dazu eine Gruppendiskussion mit sieben Wissenschaftlerinnen der Universität durch. Im Laufe des Jahres sind Einzelgespräche geplant. Teilnahme an externen Umfragen • Familienfreundlichkeit an Deutschlands Hochschulen des CEWS / GESIS (effektiv) • Selbstverständnis der Gleichstellungsakteurinnen an Hochschulen des CEWS / GESIS (Nachfolgebefragung zu personellen Gleichstellungsstrukturen an Hochschulen, vgl. „Athene“ vom November 2011) • „Männliche“ Forschung – „weibliche“ Lehre? Konsequenzen der Föderalismusreform für die Personalstruktur und die Besoldung am Arbeitsplatz Hochschule des Instituts für Hochschulforschung (HoF) Halle-Wittenberg Termine Am 1. März hielt Prof. Uta Klein (Gender Research Group, Institut für Sozialwissenschaften an der CAU Kiel) im Rahmen der Beiratssitzung der 13
Gleichstellungsbeauftragten in Schleswig-Holstein im Gleichstellungsministerium einen dreistündigen (aktiven) Vortrag (bzw. Fortbildung) zum Thema „Diversity – Diversity Management – Gleichstellung“ und beantwortete vor allem Fragen zu Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Zukunftsperspektiven. Am 15. März nahm die Gleichstellungsbeauftragte am Fachtag zu Prävention und Intervention in Schule, Jugendarbeit und Beratung „Cybermobbing – da hört der Spaß auf“ in Bad Segeberg teil. Vorgestellt wurden unter anderen die Formen von Cybermobbing (direkt / indirekt, Impersonation [Identitätsdiebstahl], Exclusion [sozialer Ausschluss], Cyberthreat [indirekte Drohung], Flaming [Provokation], Outing and Trickery [Bloßstellen], Denigration [Verleumdung, Streuen von Gerüchten] und Cyberstalking. Weiterhin waren Persönlichkeitsrechte im Netz Inhalt der Vorträge. Die GB nahm im Workshop „Was tun bei Übergriffen im Netz“ teil. Organisiert und durchgeführt wurde der ausgebuchte Fachtag von Aktion Kinder- und Jugendschutz Schleswig-Holstein e. V., Fachstelle Prävention in Kiel in Kooperation mit dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein, dem Nordelbischen Jugendpfarramt, dem Kreis Segeberg, der Stadt Neumünster, dem Kreis Stormarn, Fachdienst für Familie und Schule, Kinder- und Jugendschutz und der JugendAkademie Segeberg. Am 27. April fand im Rahmen der Hannover Messe auch zum neunten Mal die WoMenPower statt, ein Fachkongress unter dem diesjährigen Motto „Effizient arbeiten und leben – design your future. Themen waren Beruf und Karriere, z. B. Karriereperspektiven für Ingenieurinnen und Naturwissenschaftlerinnen, Work-Life- Balance und Diversity. Daneben präsentierten rund 60 Aussteller_innen ihre Netzwerke und Förderprogramme. Die GB und eine ihrer Stellvertreterinnen nahmen am Workshop mit Marion Knaths „Die zwei Seiten der gläsernen Decke“ teil, Frau Dr. Lüdtke-Buzug zudem an einem Coaching-Workshop. 14
Aktuelles aus der Familienarbeit der Uni Das Audit „Familiengerechte Hochschule“ – Aktueller Stand Zielerreichungsquote zum Jahresbericht eins im Re-Audit Im ersten Jahr des Re-Audit sind prozentual die Ziele bislang wie folgt erreicht worden: Handlungsfeld Arbeitszeit keine Maßnahmen Handlungsfeld Arbeitsorganisation 67 % Handlungsfeld Arbeitsort 50 % Handlungsfeld Informations- und Kommunikationspolitik 60 % Handlungsfeld Führungskompetenz 38 % Handlungsfeld Personalentwicklung 83 % Handlungsfeld Entgeltbestandteile keine Maßnahmen Handlungsfeld Service für Familien 83 % Das Handlungsfeld Studium und weitere wissenschaftliche Qualifikation wurde in alle anderen Handlungsfelder integriert. Campusferien im Sommer Die diesjährigen Campusferien im Sommer finden vom 16. Juli bis 3. August statt und sind nahezu ausgebucht. Drei freie Plätze gibt es noch in der ersten Woche vom 16. bis 20. Juli. Campusferien im Herbst In den Herbstferien vom 15.-19. Oktober 2012 bietet die Universität in Kooperation mit EXEO. Outdoor. Event. Training eine erlebnispädagogische Ferienbetreuung an. Teilnehmen können Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren von Beschäftigten und Studierenden der Universität und der Fachhochschule sowie von Mitarbeitenden des UKSH. Die Betreuung findet im Betriebssportgebäude (Haus 29c) von 8.00 bis 16.00 Uhr statt. Es gibt täglich eine warme Mittagsmahlzeit. Das erlebnispädagogische Programm wird durch geschulte Trainer durchgeführt. Es stehen maximal 20 Plätze zur Verfügung. Die Teilnahmekosten sind pro Kind 138, 75 Euro (125 Euro Programm und 13,75 Euro Mittagessen). Das UKSH gewährt seinen Beschäftigten Zuschüsse zu den Teilnahmekosten. Über die Höhe informiert Sie Frau Kaak (Tel. 6787). Die Kinder können direkt bei EXEO angemeldet werden. Ansprechpartner ist Herr Sare (Tel. 0451/ 50 40 315, Mail: sare@exeo.de). Dort erfahren Sie auch Einzelheiten zum Programm, Tagesablauf und Anmeldeverfahren. Die Kinder können ab sofort angemeldet werden! 15
Die Herbstferienbetreuung findet auch statt, wenn die Teilnehmendenzahl von 20 Kindern in 2012 nicht erreicht wird! KiBeKa – Kind – Beruf – Karriere am 5. Mai 2012 Am 5. Mai fand zum dritten Mal die Informations- und Netzwerkveranstaltung KiBeKa – Kind – Beruf – Karriere statt. Die Teilnehmenden konnten sich in den drei Blöcken „Studium mit Kind“, „Rush Hour – der wissenschaftliche Nachwuchs“ und „Karrierestrategien“ Tipps zur Vereinbarkeit von Studium / Beruf und Familie von berufstätigen und studentischen Eltern geben lassen oder sich über Angebote der Universität informieren. In den Pausen gab es ausreichend Zeit für einen informellen Austausch. In der angebotenen Kinderbetreuung wurden vier Kinder umsorgt. Ausbau der Kinderbetreuung Der Spatenstich für den Beginn des groß angelegten Ausbaus der Kinderbetreuung des UKSH in Kooperation mit der Universität fand am 14. Februar 2012 statt. Das neue Krippenhaus auf dem Campus wird als erstes fertig werden (wahrscheinlich Ende 2012), das Projekt am „Grönauer Baum“ soll nach Umbaumaßnahmen Ende 2013 fertig sein. Die Universität verfügt danach über insgesamt 15 Krippenplätze und erstmals über 15 Plätze im Elementarbereich. Die Grundschule am „Grönauer Baum“ inklusive einer Hortbetreuung befindet sich auf dem gleichen Gelände. Die Öffnungszeiten am „Grönauer Baum“ sind ein wenig anders, ca. 7.00 Uhr bis 17.00 Uhr / 18.00 Uhr, Kinder werden ab einem Jahr aufgenommen. Die Kitakommission der Uni entscheidet gemeinsam mit der Kita-Kommission des UKSH darüber, wo die Kinder einen Platz bekommen. Neue Rubrik „Pflege von Angehörigen“ auf dem Familienportal In dieser neuen Rubrik finden Sie Informationen rund um das Thema „Pflege von Angehörigen“. Die Rubrik wird ständig erweitert und aktualisiert. Zurzeit finden Sie dort • Informationen zum Pflegenottelefon in Schleswig-Holstein und • Termine zu Vorträgen des Gesundheitsforums des UK-SH zum genannten Thema. Kids Xtra - Kinderbetreuung vor Prüfungszeiten Im Wintersemester 2011/12 hat die Universität für studentische Eltern (auch die der Fachhochschule) ein neues Angebot konzipiert: Eine zusätzliche Kinderbetreuung vor Prüfungszeiten. Am 11. Februar und am 3. März (jeweils Sonnabend) konnten studentische Eltern von 9.00 bis 13.00 Uhr ihre Kinder von einer professionellen Betreuerin umsorgen lassen und hatten zusätzlich Zeit gewonnen, um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Die nächsten Termine werden rechtzeitig bekanntgegeben. 16
DEMNÄCHST: Psychosozialer Dienst für Beschäftigte der Universität Zurzeit findet die Einrichtung eines psychosozialen Dienstes für die Beschäftigten der Universität statt, der unkompliziert und schnell genutzt werden kann. Zum Start findet eine umfassende Information statt. Kontaktieren Sie für Details gerne vorab die Gleichstellungsbeauftragte. Informationen bekommen Sie auch in der Oktoberausgabe des focus uni-luebeck und in der Novemberausgabe der „Athene“. 17
Switch – in 4 Tagen um die Welt Von Hannelore Peters und das in den Schulferien, hier in Lübeck! Bei dieser Weltreise kann es nur Gewinner geben! Als Eltern haben Sie eine dreitägige Ferienbetreuung für Ihr Kind und ihr Kind hat nicht nur viel Spaß, sondern gewinnt viele neue, internationale Freundschaften und kann switch Botschafter/in werden! Die Idee von switch: Jeweils vier Kinder unterschiedlicher Herkunft im Alter von 8 bis 14 Jahren werden in Lübeck auf eine Weltreise geschickt. An vier Tagen besuchen sich die Kinder gegenseitig, so dass jedes Kind mit seiner Familie einmal das Gastgeberland vertritt und an drei Tagen ist jedes Kind selber Gast. Auf diese Weise lernen die Kinder die Lebenswelt, Kultur und Gebräuche der anderen Kinder in der Gruppe kennen. So kann es vorkommen, dass durch die Kinder die japanische Küche auf spanische Tänze trifft oder türkische Nachbarschaft auf französische Lebensart, denn in Lübeck leben Kinder aus 146 verschiedenen Nationen. Alle Kinder schreiben ein Reisetagebuch, als bleibende Erinnerung. Wer möchte und Spaß daran hat, kann auch switch-Botschafter/in werden. Bei einer festlichen Preisverleihung, zu der auch die Eltern, Geschwister und Freunde eingeladen werden, werden die besten Tagebücher prämiert und Preise vergeben. Zweimal im Jahr finden switch Weltreisen in Lübeck statt, jeweils in den Sommer- und in den Herbstferien. Auf einem Kennenlerntreffen werden die Reisegruppen altersgemäß zusammengestellt. Switch wurde von der Iranerin Hourvash Pourkian über die Kulturbrücke Hamburg gegründet und ist seit 2009 durch die Patenschaft von Soroptimist International Club Lübeck – Bad Schwartau und dem Einsatz von Petra Schulze-Wessel auch in Lübeck. Im April 2012 wurde switch von Kanzlerin Angela Merkel neben sechs anderen ehrenamtlichen Sozialprojekten mit dem Bundespreis des Wettbewerbs startsocial, dessen Schirmherrin sie ist, ausgezeichnet. Weitere Informationen: http://www.switchdeutschland.de Anmeldungen zur Weltreise: Dr. Hanne Peters, Institut für Chemie, Uni Lübeck und Präsidentin Soroptimist International Club Lübeck – Bad Schwartau. Kontakt für aktuellen switch-Flyer (sobald verfügbar): peters.marzipan@gmx.de 18
News Familienpflegezeit Seit dem 1. Januar 2012 kann Familienpflegezeit beantragt werden. Beschäftigte können ihre Arbeitszeit über einen Zeitraum von maximal zwei Jahren auf bis zu 15 Stunden reduzieren, um Angehörige zu pflegen, z. B. können sie in der Pflegephase auf 50 % reduzieren und erhalten weiterhin 75 % Gehalt. Nach der Rückkehr aus der Pflegezeit, arbeiten sie wieder 100 % und erhalten 75 % ihres Gehalts, bis das Arbeitszeitkonto wieder ausgeglichen ist. Gespart am falschen Ende: Frauenhaus geschlossen Offener Brief von TERRE DES FEMMES an Minister Emil Schmalfuß3 Sehr geehrter Herr Minister Schmalfuß, mit großer Sorge beobachten wir als Frauenrechtsorganisation die Sparmaßnahmen der schleswig-holsteinischen Landesregierung bei den Maßnahmen gegen Häusliche Gewalt, die direkten Einfluss auf das Leben von gewaltbetroffenen Frauen haben. Besonders betroffen von den Sparmaßnahmen sind Frauen und deren Kinder aus Lübeck und Umgebung. Die Schließung des AWO-Frauenhauses zum Ende des Jahres 2011 hat zu einer Überlastung des Autonomen Frauenhauses geführt, sodass dieses sich gezwungen fühlte, einen kurzzeitigen Aufnahmestopp zu verhängen. Hilfesuchende Frauen mussten somit auf Frauenhäuser außerhalb Lübecks ausweichen oder sie mussten – besonders fatal – zurück in ihr unsicheres Heim gehen. Dies kann schlimme Folgen für ihre körperliche und seelische Gesundheit haben! Ähnlich prekär sieht die Situation in Wedel aus. Der Weiterbetrieb des Frauenhauses ist in diesem Jahr nur durch zahlreiche Spenden möglich gemacht worden, ansonsten hätten auch hier zum Ende des letzten Jahres die Türen geschlossen werden müssen. Ist es der Wunsch der Landesregierung, dass die Frauen zurück zu ihren gewalttätigen Männern gehen müssen? Die Begründung des Ministeriums, keine Plätze für Frauen aus anderen Bundesländern finanzieren zu wollen, ist eine schlechte Ausrede und entbehrt jeglicher Solidarität für Opfer von Gewalt. Ein Leben ohne Gewalt ist ein Menschenrecht, das von jeder Landesregierung unterstützt und somit auch finanziert werden muss! Es muss das Ziel jeder Regierung sein, Frauen in gewalttätigen und schwierigen Lebenssituationen zu helfen. Immer noch erleidet jede vierte Frau in Deutschland häusliche Gewalt. Frauen müssen adäquate Unterstützung erhalten, um den Weg aus einer gewalttätigen Partnerschaft zu finden. Eine Grundbedingung dafür ist die Bereitstellung von ausreichend regionalen Frauenhausplätzen für alle von Gewalt betroffenen Frauen. Zu dieser Maßnahme hat sich die Bundesregierung im letzten Jahr offiziell durch die Unterzeichnung 3 Der Brief erschien das erste Mal auf der Homepage von TERRE DES FEMMES am 14. Februar 2012. 19
des Europaratsübereinkommens zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt verpflichtet. Wir fordern die Landesregierung Schleswig-Holstein auf, die Sparmaßnahmen im Bereich Häusliche Gewalt unverzüglich zu stoppen und für eine ausreichende und dauerhafte Finanzierung von allen Frauenberatungsstellen und Frauenhäusern im Land Schleswig- Holstein zu sorgen! Dass der Bedarf vorhanden ist, zeigen die gestiegenen Auslastungszahlen aus den letzten Jahren. Bis dahin muss das Autonome Frauenhaus in Lübeck unverzüglich ausreichende finanzielle Unterstützung erhalten, um den gestiegenen Mehrbedarf decken zu können und allen hilfesuchenden Frauen und deren Kindern eine sichere Unterkunft bieten zu können. Frauen, die flüchten müssen, können nicht auf eine Warteliste gesetzt werden! Mit freundlichen Grüßen Christa Stolle Bundesgeschäftsführerin Gesetz für bundesweites Frauenhilfetelefon tritt in Kraft4 Das Gesetz zur Einrichtung und zum Betrieb eines bundesweiten Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ (Hilfetelefongesetz) ist beschlossen worden und am 14.03.2012 in Kraft getreten. Start des Hilfetelefons für von Gewalt betroffene Frauen wird Ende 2012 / Anfang 2013 sein. Das Hilfetelefon soll täglich 24 Stunden kostenfrei erreichbar sein. Beraterinnen werden anonym und vertraulich zu allen Formen von Gewalt Erstberatung, Information und Weitervermittlung an Unterstützungseinrichtungen und Anlaufstellen vor Ort anbieten (Lotsenfunktion). Die Beratung wird mehrsprachig und barrierefrei angeboten werden. Das Hilfetelefon wird im Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA) in Köln angesiedelt, das zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gehört. Frauenquote5 Nach dem schlechten Abschneiden der Kieler Universität in Fragen der Gleichstellung fordert das Studierendenparlament nun eine Frauenquote. Das Präsidium der Universität startete eine Anzeigenkampagne zur Frauenförderung, um mehr Professorinnen zu gewinnen. […] 4 Diese Information erschien das erste Mai in: KOK Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess Newsletter (Nr. 1 / 2012), S. 1. 5 Diese Information erschien das erste Mal in: innovative. Zeitschrift des Nordelbischen Frauenwerks (Nr. 25 / 2011), S. 28. 20
Hinweis aus der Athene-Redaktion: Die Uni Lübeck hat nicht besser abgeschnitten… Brüssel fordert Frauenquote6 In Europas Unternehmen sollen bald deutlich mehr Frauen in Spitzenjobs arbeiten. Die EU-Kommission bereitet sich darauf vor, eine verbindliche Quote einzuführen. Justizkommissarin Viviane Reding sagte […] in Brüssel, sie sei dazu bereit – auch wenn sie kein Fan von Quoten sei. Aber sie möge, „was Quoten bringen“, fügte Reding hinzu. Bereits im Sommer will sie einen konkreten Vorschlag dazu vorlegen. Hintergrund ihres Vorpreschens ist der gescheiterte Versuch, große Unternehmen per Selbstverpflichtung dazu zu bewegen, mehr Frauen einzustellen und zu befördern. Das Europäische Parlament unterstützt das Vorgehen Redings. „Alle Instrumente, die helfen, die beschämende Ungleichheit zwischen Männern und Frauen zu beheben, sind willkommen“, sagte Präsident Martin Schulz. Unter den europäischen Regierungen, die einer verbindlichen Quote zustimmen müssen, halten sich Befürworter und Gegner bisher die Waage. Einer Untersuchung der Industrieländerorganisation OECD zufolge ist das Lohngefälle zwischen Frauen und Männern in Deutschland so groß wie in keiner anderen Industrienation. Welche Folgen hatte die Frauenbewegung für Sie ganz persönlich?7 Dr. Annette Schavan, 56, Bundesbildungsministerin: „Die Frauenbewegung hat mir und den Frauen meiner Generation den Weg in die Politik erleichtert. Die Parteien waren an der Mitarbeit von Frauen stärker interessiert als je zuvor. Das habe ich gespürt als ich vor 40 Jahren in die CDU eintrat. Wir wurden ermutigt, politische Verantwortung zu übernehmen. Unsere Aufgabe besteht heute darin, die Gleichberechtigung auf allen Ebenen des öffentlichen Lebens weiter zu bringen. Das gilt in besonderer Weise für Führungspositionen. Ein Beispiel dafür ist das Professorinnenprogramm, Ziel: mehr Frauen in Professorinnenstellen.“ Manifest für gendersensibles „Horizon 2020“8 Mit dem „Manifesto for Integrated Action on the Gender Dimension in Research and Innovation“ setzen sich Vertreter und Vertreterinnen von Hochschulen und anderen Forschungs- und Forschungsfördereinrichtungen für verbesserte Chancengleichheit in Forschung und Innovation ein. Die Initiative ist aus dem EU-geförderten Projekt genSET und dem „European Gender Summit“ erwachsen, einer Konferenz, die Ende 2011 in Brüssel stattfand. In die in dem Manifest formulierten Empfehlungen sind seinerseits die Ergebnisse mehrerer Initiativen eingeflossen, darunter die von genSET lancierte Online- Konsultation zu Gender in der Forschung sowie Antworten auf die Grünbuchkonsultation der EU-Kommission „Von Herausforderungen zu Chancen“ 2011. 6 Dieser Artikel erschien das erste Mal in: Süddeutsche Zeitung vom 6. März 2012, S. 1. 7 Zum ersten Mal zitiert in: Emma, Winterausgabe 2012, S. 130. 8 Dieser Artikel erschien das erste Mal in: Newsletter der Kontaktstelle Frauen in die EU-Forschung (FiF) [EU- Büro des BMBF] vom 1. März 2012. 21
Einige zentrale Punkte des Manifests: • Der Anspruch an das neue Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon 2020“, Frauen in gleichem Maße wie Männer zu beteiligen, zu fördern und teilhaben zu lassen, was bisher von keinem Rahmenprogramm erreicht wurde. • Die Forderung sicherzustellen, dass bei der Ausformulierung einzelner Ausschreibungen auch durch finanzielle Mittel die Genderdimension auf Projektebene ebenso wie beim Forschungsdesign berücksichtigt wird. • Ob, wie und in welchem Umfang Gender bei Zielen und Methoden eines Projekts eine Rolle spielen als Fragen, die sich Forschende, aber auch Gutachterinnen, Gutachter und die Kommission stellen müssen, um Exzellenz sicherzustellen. Gegen Benachteiligung, Ausbeutung, Gewalt – UN rufen Weltmädchentag aus9 Jedes Jahr sterben weltweit rund 1,5 Millionen Mädchen in den ersten fünf Lebensjahren, weil sie schlechter ernährt, versorgt und medizinisch betreut werden als Jungen. Diese Benachteiligung nahmen die Vereinten Nationen zum Anlass, den 11. Oktober zum Weltmädchentag auszurufen. Nur wenige Monate vor Proklamation des internationalen Gedenktages hatte der Deutsche Bundestag in einem fraktionsübergreifenden Antrag (ohne die Fraktion Die Linke) die Bundesregierung aufgefordert, sich bei der UN für einen solchen Tag starkzumachen. Die AntragstellerInnen verwiesen dabei auf die fortdauernde Diskriminierung und Ausbeutung von Mädchen in vielen Teilen der Erde. „Ungeachtet der Tatsache, dass die Weltgemeinschaft in Konventionen und Abkommen universell Menschenrechte verankert hat, die gleichermaßen für Männer und Frauen gelten“, seien Mädchen in vielen Ländern besonderen Benachteiligungen, Ausbeutung, Gewalt und Ausgrenzung ausgesetzt, heißt es im Antrag. Zum Beispiel bei der Bildung: So besuchen nach Angaben der Vereinten Nationen noch immer vierzig Millionen Mädchen nicht die Grundschule. Bei weiterführenden Schulen fällt das Missverhältnis noch deutlicher zu Ungunsten von Mädchen und jungen Frauen aus. Statt zur Schule zu gehen, werden Mädchen mit Beginn der Pubertät als erwachsene Frauen mit sämtlichen Pflichten belegt. Das schließt nicht nur die Entlastung der eigenen Mutter im Haushalt, sondern auch die Verheiratung ein. Dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zufolge werden mehr als sechzig Millionen Mädchen in Entwicklungsländern vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet. Ihr erstes Kind bekamen rund 14 Millionen Mädchen im Jahr 2008 bereits im Alter zwischen 15 und 19 Jahren. Die Gefahr, bei der Geburt zu sterben, liegt in dieser Altersgruppe doppelt so hoch wie bei den über zwanzigjährigen Frauen. Rund 70.000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren sterben jährlich an den Folgen von Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt. Ein großes Problem ist auch die sexualisierte Gewalt: 150 Millionen Mädchen unter 18 Jahren erleben nach UN-Angaben ihre ersten sexuellen Kontakte unter Anwendung von 9 Dieser Artikel erschien das erste Mal in: Frauenrat. Informationen für die Frau (Nr. 1 / 2012), S. 2. 22
Gewalt. Etwa jede zweite Vergewaltigung weltweit erleidet ein Mädchen, das jünger als 16 Jahre alt ist. Dramatisch ist auch die – vor allem in asiatischen Ländern verbreitete Praxis, weibliche Föten abzutreiben. Weltweit gelten deshalb schätzungsweise hundert Millionen Frauen als „vermisst“, wie es der Wirtschaftswissenschaftler und -philosoph Amartya Sen formuliert, davon etwa sechzig Millionen in Asien. Mit dem neuen UN-Tag soll weltweit auf die Menschenrechtsverletzungen an Mädchen aufmerksam gemacht werden. […] Pressemitteilung „Ehrenmorde“ verhindern! TERRE DES FEMMES gedenkt mit Aktionen dem „Ehrenmord“-Opfer Hatun Sürücü und fordert gemeinsame Anstrengungen von Politik und Gesellschaft10 Am Dienstag, dem 07. Februar 2012, jährt sich der Todestag von Hatun Sürücü zum siebten Mal. Die Deutsch-Türkin wurde mit 23 Jahren von ihrem jüngeren Bruder auf offener Straße in Berlin-Tempelhof erschossen, weil dieser damit die Ehre der Familie retten wollte. […] „Immer noch werden in Deutschland monatlich Mädchen und Frauen im Namen der Ehre umgebracht. Politik und Gesellschaft müssen gemeinsam handeln, um diese Morde zu verhindern“, fordert Christa Stolle, Bundesgeschäftsführerin von TERRE DES FEMMES angesichts dieser Zahlen. Das letzte bekannte Opfer ist die 18-jährige Arzu Özmen aus Detmold. „Ehre hat nichts mit Verboten und Kontrolle zu tun, sondern mit Respekt vor der Freiheit und den Rechten des anderen, gerade auch der Frauen. Erst wenn dies von jung und alt, von Mann und Frau akzeptiert und vorgelebt wird, haben Frauen wie Hatun und Arzu eine wirkliche Chance auf ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben. Verkrustete, patriarchale Strukturen müssen aufgebrochen werden, denen sich zum Teil auch Männer unterworfen fühlen“, kritisiert Stolle. Die MitarbeiterInnen von Behörden wie Jugendamt und Polizei müssen sensibilisiert und geschult werden. Sichere Schutzeinrichtungen in denen bedrohte Mädchen und junge Frauen Zuflucht finden können, müssen bundesweit geschaffen werden. Das Schicksal Hatun Sürücüs steht für das Leiden unzähliger Frauen und Mädchen, denen ein freies und selbstbestimmtes Leben verweigert wird. Die Deutsch-Türkin hatte durch ihren Lebensstil feste Rollenzuweisungen verletzt und damit vermeintlich Schande über ihre Familie gebracht: Sie war aus einer Zwangsehe geflohen, hatte das Kopftuch abgelegt und eine Ausbildung begonnen. „Das Schicksal von Hatun Sürücü hat die Öffentlichkeit berührt“, erläutert Stolle. Die Tat hat eine Debatte über Parallelgesellschaften sowie Menschenrechtsverletzungen im Namen der Ehre angestoßen. […] 10 Pressemitteilung von TERRE DES FEMMES vom 2. Februar 2012. 23
Studie zum Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung veröffentlicht11 Im März 2011 wurde die von KOK im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) koordinierte Studie „Entwicklung tragfähiger Unterstützungsstrukturen für die Betroffenen von Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung in Deutschland“ fertiggestellt und dem Ministerium übergeben. […] Hintergrund und Inhalt der Studie Mit dem 37. Strafrechtsänderungsgesetz vom 19.2.2005 und der Einführung des Straftatbestands § 233 StGB wurde in Deutschland der gesetzliche Rahmen zur Verfolgung des Deliktes Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft geschaffen. Doch bis heute sind der Kenntnisstand zur tatsächlichen Ausprägung und zum Ausmaß des Phänomens gering und verfügbare Daten widersprüchlich. Die Studie soll wesentlich dazu beitragen, vorhandene Wissenslücken zu schließen. Sie ist in zwei Teilstudien, so genannte Lose, gegliedert. LOS 1: Studie zum Erhalt fundierter Erkenntnisse über die Vorkommensweise und Häufigkeit sowie die rechtliche Einordnung des Phänomens Menschenhandel zum Zwecke der Arbeitsausbeutung in Deutschland. LOS 2: Studie zur Erarbeitung möglicher Kooperationsstrukturen auf Bundesebene und Entwicklung eines Konzepts der Präventions- und Informationsarbeit im Bereich Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung. Ergebnisse und Empfehlungen der Studie Die Arbeit der ForscherInnen bestätigt, dass es auch einige Jahre nach Einführung des neuen Straftatbestands § 233 StGB nur wenige Analysen und wissenschaftlich fundierte (Er-)kenntnisse zum Thema gibt. Sie stellt dar, wie die aktuelle Situation in Deutschland ist, befasst sich detailliert mit einer Vielzahl relevanter, sozialer und informatorischer Fragen und damit, welche Akteure sich mit Menschenhandel zur Arbeitsausbeutung (MH / A) befassen beziehungsweise welche weiteren Akteure sinnvollerweise eingebunden werden sollten. Dabei plädiert die Forschungsgruppe für einen weiteren Ansatz und setzt nicht an der Spitze, sondern an der Basis der so genannten „Pyramide der Arbeitsausbeutung“ an. Sie beschäftigt sich demzufolge auch mit Fällen der Arbeitsausbeutung, die strafrechtlich nicht den Tatbestand des Menschenhandels zum Zweck der Arbeitsausbeutung erfüllen mögen, und fordert ein Konzept der Stärkung und Schaffung von „decent work“ / menschenwürdiger Arbeitsbedingungen. In der Studie werden weiterhin vorhandene erste Strukturen zur Bekämpfung von MH / A und zur Unterstützung Betroffener untersucht und in Verbindung zu den etablierten Strukturen gegen Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung (MH / S) gesetzt. Als zukünftiges tragfähiges Modell für Unterstützungsstrukturen wird ein Modell der dezentralen Vernetzung und Kooperation entworfen und zur Diskussion gestellt. 11 Pressemitteilung von KOK Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e. V. vom 2. Januar 2012. 24
Großes Bundesverdienstkreuz für Lea Ackermann, Gründerin und Leiterin von „Solidarity with Women in Distress“ (SOLWODI)12 Am 29.2.2012 wurde vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck das Große Bundesverdienstkreuz an Lea Ackermann, die Gründerin und Leiterin der Frauenhilfsorganisation „Solidarity with Women in Distress“ (SOLWODI) für ihren Einsatz gegen Menschenhandel, Zwangsheirat und Zwangsprostitution verliehen. Studien über die Diskurse rund um Prostitution im Zusammenhang mit der Fußball- Europameisterschaft in Polen / Ukraine 201213 Almut Sülzle und Agnieszka Zimowska entkräften in dieser Studie den Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen Prostitution und der Veranstaltung des UEFA Cups 2012 in Polen und der Ukraine. […] Über die Autorinnen: Almut Sülzle promovierte an der Universität Marburg mit einer Ethnografie über Fußballfans und ist derzeit Lehrbeauftragte in Tübingen und freie Wissenschaftlerin im Projekt „Diskurse zu Prostitution und Menschenhandel im Kontext der UEFA EURO 2012“ im Auftrag von und finanziert durch die UEFA. Agnieszka Zimowska promoviert derzeit an der Universität Göttingen zum Erleben von Sexarbeit unter polnischen Migrantinnen im deutschen Sexbusiness und arbeitet als freie Wissenschaftlerin im Projekt „Diskurse zu Prostitution und Menschenhandel im Kontext der UEFA EURO 2012“. Eine weitere Studie und ein sogenannter Leitfaden um Mythen und Fakten im Zusammenhang von sportlichen Events und Menschenhandel allgemein auseinanderzuhalten wurde von der GAATW (Global Alliance Against Traffic in Women) im Oktober 2011 mit dem Titel „What´s the cost of a rumour?“ herausgegeben. Die Autorin ist Julie Ham. Broschüre „Digitale Gewalt“ Der bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt e. V. hat eine Broschüre zum Thema „Digitale Gewalt“ herausgegeben. Unter anderem werden folgende Bereiche angesprochen: • Identitätsdiebstahl / Identitätsmissbrauch • Fotografieren / Filmen • Ausspionieren und Abfangen von Daten • Drohung intimes Bildmaterial zu veröffentlichen • Körperliche und sexuelle Übergriffe • Digitale Angriffe am Arbeits- oder Ausbildungsplatz Nähere Infos: www.frauen-gegen-gewalt.de 12 Dieser Artikel erschien das erste Mal in: KOK Bundesweiter Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e. V. Newsletter (Nr. 1 / 2012), S. 3. 13 Ebd., S. 9. 25
Sie können auch lesen