Gießener Universitätsblätter - Herausgegeben von der Gießener Hochschulgesellschaft e.V - Koordinierungsstelle für ...
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Herausgegeben von der Jahrgang 53 | 2020 Gießener Hochschulgesellschaft e.V. ISSN 0533-8689 Gießener Universitätsblätter UM_2020_final.indd 1 01.07.20 08:58 0001_6052600 - 07/01/2020 10:01:11
Jahrgang 53 | 2020 Herausgegeben von der Gießener Hochschulgesellschaft e.V. Gießener Universitätsblätter Druck und Verlag: Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen
Wir danken allen Firmen, die unsere Förderbemühungen durch Anzeigenaufträge unterstützen. Unsere verehrte Leserschaft bitten wir, die Anzeigen zu beachten. Inserenten: Autoteile Wobst Menges Immobilien Sparkasse Gießen Fonds und mehr Artikum RA Sven Köppe Stadtwerke Gießen Umschlaggestaltung: Das Liebig-Laboratorium zu Liebigs Zeiten. (Zeichnung von J. M. Bayrer, 1841, im Besitz der Justus Liebig-Gesellschaft zu Gießen e. V.) Siehe den Beitrag von Franziska Müller „Das Liebig-Laboratorium als Erinnerungsort und sein Potential zum UNESCO-Weltkulturerbe“, S. 103 ff. Herausgeber Gießener Hochschulgesellschaft e.V. Schriftleitung Prof. Dr. Joachim Jacob Institut für Germanistik Justus-Liebig-Universität Gießen Philosophikum I, Otto-Behaghel-Straße 10 B 35394 Gießen Telefon 0641 9929070 joachim.jacob@germanistik.uni-giessen.de Redaktion Dr. Angelika Müller-Scherf Postfach: Ludwigstraße 23 35392 Gießen Telefon 06409 804312 dr@angelika-mueller-scherf.de Druck und Verlag Brühlsche Universitätsdruckerei Gießen ISSN 0533-8689
Inhalt I. Aus Universität und Stadt Ehrentafel …………………………………………………………………………………… 6 Bericht des Präsidenten des Verwaltungsrates und des Vorstandsvorsitzenden der Gießener Hochschulgesellschaft…………………… 7 Die Stiftung Gießener Hochschulgesellschaft: Rückblick 2019 ………………………… 11 Der Präsident der Justus-Liebig-Universität Gießen: Rede zum Akademischen Festakt der Justus-Liebig-Universität Gießen am 29. November 2019 …………………………………………………………………… 13 Angela Dorn, Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst: „Wissenschaft in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung“ Festvortrag anlässlich des Akademischen Festaktes der Justus Liebig-Universität Gießen am 29. November 2019…………………………… 21 Die Oberbürgermeisterin der Universitätsstadt Gießen: Wissenschaft und Politik in der Krise – ein gelingender, zukunftsfähiger Weg ………… 25 II. Themen und Thesen LANDWIRTSCHAFT AM LIMIT – WELTERNÄHRUNG IM WANDEL Ringvorlesung des Präsidenten Vorwort ……………………………………………………………………………………… 29 Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes, Berlin, Knut Ehlers, Fachgebietsleiter „Landwirtschaft“ Umweltbundesamt, Dessau-Roßlau: „Stickstoff – zu viel des Guten?“ ………………………………………………………… 31 Thorsten Schäfer-Gümbel, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Eschborn: Ernährungssicherung in Entwicklungsländern: Welche Potenziale bietet die Landwirtschaft? …………………………………………… 43 Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Berlin „Smarte Anwendungen im Stall und auf dem Feld – Landwirtschaft als Vorreiter bei der Digitalisierung“ …………………………………… 53 III. Fächer, Forschung, Perspektiven Sigrid Ruby: „Empfangsräume. Entwurf einer Poetik“ ………………………………………………… 59 Dagmar Klein: Die Anfänge der Säuglingsfürsorge in Gießen. Zum Doppeljubiläum in 2019: 120 Jahre Kinderpoliklinik mit Mütterberatung und 110 Jahre Großherzogliche Zentrale für Mütter- und Säuglingsfürsorge ………… 77 Alissa Theiß: Die Sammlungen der Universität Gießen ………………………………………………… 85 Franziska Müller: Das Liebig-Laboratorium als Erinnerungsort und sein Potential zum UNESCO-Weltkulturerbe ……………………………………………………………… 103 Bernhard Hartmann: Mehr als nur Arbeit am Wort. Vom Zugegensein und den Aufgaben des Übersetzers 113 3
Inhalt (Fortsetzung) V. Aktuelle Forschungsprojekte Mathilde Hennig, Nilüfer Cakmak-Niesen, Philipp Meisner: DFG-Langfristvorhaben an der JLU Gießen: Syntaktische Grundstrukturen des Neuhochdeutschen. Zur grammatischen Fundierung eines Referenzkorpus Neuhochdeutsch ……………… 125 Peter v. Möllendorff: Schönes Hören. Theorie und Praxis literarischen Hörens in der Antike ………………… 137 VI. Berichte aus geförderten Projekten Katrin Dolle, Semjon Aron Dreiling: Die homerische Irrfahrt in Bildkünsten und Populärkultur. Interdisziplinäre Tagung der Institute für Kunstgeschichte und Klassische Philologie … 145 Sarah Angelow: Nach den Sternen greifen ………………………………………………………………… 147 Leonie Kopineck, Greta Katharina Klein: Sachbericht Theatermaschine 2019 ……………………………………………………… 149 Matthea Schmale: Theater- und Konferenzreise zum Kolloquium der Société internationale pour l‘étude du théâtre médiéval (SITM) in Genua……………………………………………………… 151 Eva Holling: Performance-Festival IN/BETWEEN ………………………………………………………… 155 Matthias Höher: “Post-War Land Use Change in Colombia” ……………………………………………… 159 Elena Xoplaki: Summer School “Climate Change Impacts on the MED-Agro-Food Chain” …………… 161 Benjamin Hoesch: UNA SOLO bei „Musik im Pausenraum“ im Gießener Rathaus ………………………… 163 Li Lorian: Only If I Have Nothing to Cite, I Dance …………………………………………………… 165 Maria Obermeier, Helena Waldvogel, Calendal Klose, Paula Trummer, Laura Schilling: Diskurs-Festival “never again” …………………………………………………………… 169 Oliver Klaassen, Cathérine Ludwig-Ockenfels, Jana Tiborra, Prof. Dr. Ansgar Schnurr (beratend), Katharina Wolf: Interdisziplinäre Konferenz: Renegotiating Minoritarian In_Visibilities ………………… 173 VI. Dissertationsauszeichnungen 2019 …………………………………………………… 179 VII. Personalia ………………………………………………………………………………… 189 VIII. Biographische Notizen ………………………………………………………………… 193 4
Gießener Universitätsblätter 53 | 2020 Alissa Theiß Die Sammlungen der Universität Gießen Weltweit stehen universitäre Sammlungen nelia Weber als Honorarprofessorin für Wis- und Museumsexponate wieder verstärkt in der senschaftliche Sammlungen und Wissens- Aufmerksamkeit. Es hat sich mittlerweile zu transfer für die JLU zu gewinnen. Dr. Weber einem Trend entwickelt, geschichtliche Ereig- war unter anderem Leiterin der Koordinie- nisse oder Epochen anhand von Objekten dar- rungsstelle für wissenschaftliche Universitäts- zustellen.1 An den deutschen Universitäten sammlungen in Deutschland und unterrichtet waren die Lehr- und Forschungssammlungen seit 20 Jahren fächerübergreifend zum Thema seit der Mitte des 20. Jahrhunderts teilweise Universitätssammlungen. aus dem Blickfeld geraten. Die Gründe dafür Der Zusammenschluss im „Arbeitskreis Samm- sind vielfältig. Dazu beigetragen haben unter lungen“ organisierte unter anderem 2014/15 anderem Verluste wichtiger Objekte und gan- eine erste Statuserhebung zu den Samm- zer Sammlungen im Zweiten Weltkrieg, die lungen der Justus-Liebig-Universität. Die Rück- nicht leicht ersetzt werden konnten, aber auch meldungen aus den einzelnen Fachbereichen die Entwicklung neuartiger Lehrmethoden im und Einrichtungen ließen deutlich werden, Zuge der 1968er-Revolution, die großen struk- dass die Schaffung einer Sammlungsbeauf- turellen Veränderungen in den „Nuller-Jah- tragten-Stelle unumgänglich war, sollten die ren“ sowie zuletzt die Forderung nach digi- Gießener Universitätssammlungen dauerhaft talen Lehrformaten. Seit einigen Jahren lässt erhalten und weiterentwickelt werden. Der sich aber eine gegenläufige Entwicklung ver- Einsatz des Arbeitskreises war erfolgreich: Seit zeichnen. Unter dem Schlagwort “Material April 2019 gibt es an der Justus-Liebig-Univer- Turn” wendet sich die Forschung, allen voran sität eine Sammlungskoordination. Angesie- die Geisteswissenschaft, nach zaghaften An- delt ist sie an der Stabsabteilung für Wissen- fängen in den 1980er Jahren heute wieder schaftliche Infrastruktur, wo sie dem Vizeprä- stark den Objekten und ihrer Relevanz für Ge- sidenten für Wissenschaftliche Infrastruktur sellschaft, Kultur, Lehren und Lernen zu.2 unterstellt ist. Durch die Entwicklung neuer Methoden ge- Die Sammlungskoordination nimmt vielfältige winnen auch historische Sammlungen für die Aufgaben wahr: Sie arbeitet an der konzepti- naturwissenschaftliche und medizinische For- onellen Weiterentwicklung der Gießener schung wieder an Relevanz.3 Sammlungen und setzt sich für den dauer- Die große Bedeutung, die Universitätssamm- haften Erhalt und eine erhöhte Sichtbarkeit lungen für Forschung und Lehre sowie für die der Sammlungen ein, beispielsweise durch das Bewahrung des Institutionengedächtnisses Sammlungsportal auf der Uni-Homepage4 haben, hat an der Justus-Liebig-Universität oder unterschiedliche Formate der Öffentlich- schon Ende 2011 zur Gründung des „Arbeits- keitsarbeit. Neben der Unterstützung samm- kreises Sammlungen“ geführt, der von Prof. lungsbesitzender Institute und Einrichtungen Dr. Volker Wissemann geleitet wurde. Im Jahr sichert die Sammlungskoordination auch 2009, zum 400-jährigen Jubiläum des Bota- Sammlungen, die fachlich nicht (mehr) betreut nischen Gartens, gab es an der JLU bereits ei- werden können, weil etwa die entspre- ne 10-teilige öffentliche Ringvorlesung zum chenden Institute aufgelöst wurden. Langfri- Thema „Universitäre Sammlungen“. 2018 ge- stig arbeitet sie an der Umsetzung einer lang es der Justus-Liebig-Universität, Dr. Cor- Sammlungsordnung sowie an der Bereitstel- 85
lung einer zentralen Dateninfrastruktur, wobei bildeten eine wichtige Grundlage für das Pa- sie in regelmäßigem Austausch mit den Samm- pier. Auf die Empfehlungen des Wissen- lungsbeauftragten anderer Universitäten und schaftsrats geht wiederum die Einrichtung der der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland steht. Universitätssammlungen in Deutschland am Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kultur- Universitätssammlungen technik im Jahr 2012 zurück, die bis 2022 vom in Deutschland Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.10 Sie ist die zentrale Anlauf- In Deutschland besitzen fast alle Universitäten stelle für alle, die mit universitären Samm- Sammlungen. Aktuell liegt die Zahl der er- lungen zu tun haben. Zu den zahlreichen Ak- fassten Institutionen bei 77, Sammlungen gibt tivitäten der Koordinierungsstelle gehören un- es insgesamt 1058.5 Die Anzahl der einzelnen ter anderem die Organisation von Workshops Sammlungen schwankt stark von Uni zu Uni, zu aktuellen Themen sowie die Bereitstellung wobei man bedenken muss, dass die Zahlen von Handreichungen und Leitfäden zum Um- immer nur die bekannten und gemeldeten gang mit Sammlungen. Darüber hinaus bietet Sammlungen abbilden können. Manche Stand- die Koordinierungsstelle maßgeschneiderte orte haben lediglich eine Sammlung, wie die Beratungen zu allen sammlungsrelevanten TU Ilmenau oder die Universität zu Lübeck, Themen an. Sie ist erste Anlaufstelle für alle während die Eberhard Karls Universität in Tü- Belange aus dem Bereich der Universitäts- bingen 69 Sammlungen verzeichnet. Durch die sammlungen und für die bundesweite Umset- Einrichtung der Sammlungskoordination hat zung der vom Wissenschaftstrat ausgespro- sich die Zahl der bekannten und vorhandenen chenen Empfehlungen unentbehrlich. Sammlungen6 an der Justus-Liebig-Universität Gießen innerhalb des ersten Jahres verdoppelt Doch was sind und liegt mittlerweile bei mehr als 40. Universitätssammlungen überhaupt? Dass deutschlandweit überhaupt Zahlen zu den Sammlungen erhoben wurden, ist dem Universitätssammlungen sind wie Universitäts- von Dr. Cornelia Weber initiierten und in den bibliotheken und Universitätsarchive Teil der Jahren 2004 bis 2011 durchgeführten Projekt wissenschaftlichen Forschungsinfrastruktur „Universitätssammlungen in Deutschland: Un- und des institutionellen Gedächtnisses der Uni- tersuchungen zu Bestand und Geschichte“ zu versitäten. Eine präzise Definition bietet die Do- verdanken, das von der Deutschen For- kumentation des DFG-Projekts „Universitäts- schungsgemeinschaft gefördert wurde. Das sammlungen in Deutschland“: Projekt war an der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt und erfasste erstmals die „Als Universitätssammlungen gelten [...] Sammlungsbestände der deutschen Hoch- alle aktuell oder ehemals zu einer wissen- schulen und Universitäten, wobei auch aufge- schaftlichen, theologischen und künstle- löste oder verschollene Sammlungen berück- rischen Hochschule gehörenden Samm- sichtigt wurden.7 Alle Informationen sind in ei- lungen mit gegenständlichen und au- ner umfangreichen Datenbank öffentlich zu- dio-visuellen Objekten. Auch Orte, an de- gänglich.8 nen lebende Organismen aufbewahrt wer- Im Jahr 2011 veröffentlichte der Wissen- den (z.B. Botanische Gärten oder Aquari- schaftsrat seine Empfehlungen zu wissen- en), sowie mit der Universitätsgeschichte schaftlichen Sammlungen als Forschungsinfra- verbundene Memorialeinrichtungen, die strukturen, in denen er die Universitäten auf- in Lehre und Forschung genutzt werden fordert, Sammlungsbeauftragte zu benen- und/oder museale Funktionen erfüllen, nen.9 Die Ergebnisse aus dem DFG-Projekt zählen [dazu].“11 „Universitätssammlungen in Deutschland“ 86
Die Sammlungen haben zahlreiche Aufgaben: geschichte erhalten werden.15 Zentrale Kusto- sie sind Lehrmittel und dienen sowohl der fach- dien oder Sammlungskoordinationen sind da- spezifischen Ausbildung – die disziplinäre Lehre für die Grundlage. Die Einrichtung einer sol- findet in der Regel direkt an den besitzenden chen Institution sollte für alle Universitäten so Instituten statt – als auch zum Erwerb von selbstverständlich sein, wie es Bibliotheken überfachlichen Kompetenzen, den sogenann- sind. Für die institutionalisierte Sammlungsko- ten Schlüsselqualifikationen. Besonders augen- ordination möchte ich den Begriff der „Objek- fällig ist hierbei die Rolle, die die Sammlungen tothek“ vorschlagen. Darin ist die Möglichkeit für den Wissenstransfer spielen. Die universi- des Bewahrens, Erforschens und Studierens tären Sammlungen sind Teil der Forschungsin- von Objekten in eigens zu diesem Zweck einge- frastruktur und regen kontinuierlich neue For- richteten Objektlaboren eingeschlossen. schungsfragen an. Zugleich sind sie als Spei- Gleichzeitig ist damit aber auch für die Ge- cher des kulturellen Erbes ein entscheidender samtheit der Sammlungen ein institutioneller Teil der Wissenschaftsgeschichte der Universi- Rahmen geschaffen. Dass eine derartige Ein- tät sowie der Geschichte ihrer Institute. Die richtung über eigenes Fachpersonal und ange- Sammlungen überliefern materielle Werte und messene finanzielle Mittel verfügen muss, ist sie repräsentieren einzelne Disziplinen. Außer- evident. Bislang fehlen noch Strukturen, um dem sind sie ein wirkungsvolles Mittel zur Pro- gezielt Sammlungsexperten auszubilden. We- fil- und Imagebildung der Universität und der gibt es das Berufsbild des Sammlungsbe- leisten hervorragende Dienste bei der Umset- auftragten/-koordinators/Zentralen Kustoden, zung von Transferstrategien. Sammlungen ha- noch, wie man sieht, eine einheitliche Bezeich- ben also Gewicht, wenn es um wissenschafts- nung dafür. Zudem sind die jeweiligen Posten politische Fragen geht. Aufgrund ihrer Vielsei- an den verschiedenen Universitäten unter- tigkeit und Alterität stoßen Sammlungen auf schiedlich angebunden: an der Universitätsbi- große Resonanz auch außerhalb der Universität bliothek, am Präsidium, an einzelnen Fachbe- und eignen sich dadurch hervorragend für Öf- reichen usw. Die Sammlungscommunity arbei- fentlichkeitsarbeit und Outreach Activities und tet kontinuierlich an der Verbesserung dieser schlagen Brücken zwischen Universität und Situation. Einige Universitäten, darunter auch Stadt. die JLU, haben begonnen, in der Lehre gezielt Wissenschaftliche Sammlungen gibt es an Uni- Module für die Sammlungsarbeit anzubieten. versitäten weltweit.12 Viele bekannte Museen Es besteht die Hoffnung, dass sich mit der Eta- gehen auf Universitätssammlungen zurück, blierung eigener Studiengänge, die auf das wie das 1683 eröffnete Ashmolean in Oxford, Profil des Sammlungsbeauftragten zugeschnit- das erste Universitätsmuseum der Welt.13 Gera- ten sind, auch die Einrichtung von „Objekto- de die traditionsreichen Sammlungen in Euro- theken“ als Selbstverständlichkeit an den Uni- pa überliefern einzigartiges materielles Kultur- versitäten durchsetzen wird. gut. Doch Universitätssammlungen sind keine Museen. Sie waren und sind existenzieller Teil Geschichte der Universitätssammlungen der wissenschaftlichen Infrastruktur von Uni- versitäten. Auch historische Sammlungen, die Erst durch das Anlegen von Sammlungen, das nicht mehr in Forschung und Lehre eingesetzt Klassifikationen und Ordnungen erforderlich werden, gewinnen aktuell durch neue For- machte, begannen sich wissenschaftliche Sy- schungsmethoden, Fragestellungen und didak- stematiken herauszubilden. Die Systematiken tische Konzepte an Relevanz.14 Nicht zuletzt erforderten es ihrerseits, durch den Ausbau der aufgrund der rasanten Entwicklung in diesen Sammlungen überprüft, verifiziert oder falsifi- Bereichen gilt es, Universitätssammlungen zu ziert zu werden. Die akademischen Samm- bewahren und zu schützen. Nur so können ihr lungen sind also untrennbar mit der Herausbil- Forschungspotential langfristig gesichert und dung der einzelnen Disziplinen verbunden, ha- diese materiellen Zeugnisse der Wissenschafts- ben diese sogar befördert.16 Der Frühneuzeit- 87
Blick in eine „Objektothek“ des 18. Jahrhunderts. (Quelle: Caspar Friedrich Neickel: Museographia Oder Anleitung. Zum rechten Begriff und nützlicher Anlegung der Museorum Oder Raritäten-Kammern [...] (Leipzig 1727), Titelkupfer.) 88
historiker Prof. Dr. Marian Füssel spricht in die- mer auch als epistemische Objekte zu verste- sem Zusammenhang von einem „nachhaltigen hen.21 Nach der ersten Konsolidierungsphase Institutionalisierungsschub“, der von den im 17. und 18. Jahrhundert kann mit Recht be- Sammlungen und ihren jeweiligen Kuratoren hauptet werden: „Die Wissenschaften des 19. ausging.17 Jahrhunderts beginnen mit den Samm- Um zu verstehen, warum Universitätssamm- lungen.“22 lungen angelegt wurden, gilt es, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen: Weit zurück in Die Sammlungen der Ludoviciana der Geschichte der Universitäten und noch vor der Herausbildung der einzelnen Forschungs- Auch in Gießen war das 19. Jahrhundert das disziplinen bildeten die akademischen Samm- Zeitalter der Entstehung der Institute und Semi- lungen den Grundstock und das Rückgrat der nare. In dieser Zeit wurden die meisten Samm- Alma Mater. lungen angelegt.23 Doch die Geschichte der Häufig dienten die ersten Sammlungen der Gießener Sammlungen ist so alt wie die Univer- medizinischen Lehre. Ihre Anfänge gehen zum sität selbst: 1607 wurde sie auf Veranlassung Teil, wie in Leiden oder Padua, bis ins 16. Jahr- des Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darm- hundert zurück: es sind die anatomischen Kabi- stadt (1577–1626) als „Ludoviciana“ gegrün- nette (theatrum anatomicum) und die Bota- det. nischen Gärten, die als medizinische Gärten In diesem Beitrag kann natürlich keine vollstän- (hortus medicus) in der Tradition der mittelal- dige Aufzählung der historischen Gießener terlichen Klostergärten standen und Arznei- Sammlungen und noch weniger die Darlegung pflanzen sowie Anschauungsmaterial für die ihrer jeweiligen Entstehungsgeschichte er- Studenten der Medizin und Pharmazie liefer- folgen. Deshalb beschränke ich mich auf ein ten.18 paar Schlaglichter. Von Bedeutung ist, dass die Die frühen wissenschaftlichen Objekt-Samm- vielfältigen Gießener Universitätssammlungen lungen waren nicht selten Privatbesitz der Pro- lange in hohem Ansehen standen und schon fessoren, die sich persönlich um Beschaffung mehrmals gerühmt wurden. 1967, zum 10-jäh- und Pflege ihrer Ausstattung kümmern muss- rigen Jubiläum der Justus-Liebig-Universität, ten.19 Sie beinhalteten ganz unterschiedliche das zugleich das 360. Jubiläum der Ludoviciana Dinge. Besonders beliebt waren einerseits ar- war, formuliert es der damalige Rektor Cle- chäologische Funde, antike Münzen, Präparate mens Heselhaus so: seltener Tiere, aber auch modernste Instru- mente für die Laborarbeit und Apparaturen zur „Die Gießener Ludwigs-Universität hat in Durchführung von Experimenten. Für heutige ihrer Geschichte seit 1607 eine ganze Rei- Betrachter würden diese Objektkonglomerate he von merkwürdigen Stücken angesam- wohl eher Wunderkammern gleichen – aus de- melt, die vielfach dokumentarischen Wert nen sie teilweise sogar hervorgingen. Doch im für die Geschichte der deutschen Universi- Gegensatz zu den Wunderkammern, die dem täten haben. Die Justus-Liebig-Universität Kuriosen und Singulären verpflichtet waren, hat damit eine Aura geerbt, die alle Erfolge stellen die universitären Sammlungen ihre Ob- der Labors und der Reformen ihr allein jekte in einen Sachzusammenhang.20 Damit nicht geben könnten. Indem aber diese fungierten sie von Anfang an als „Objekto- Merkwürdigkeiten von sorgsamer Hand theken“ und bildeten, wie die Bücher der Bibli- bis heute aufgehoben wurden, hat sich die otheken, die Grundlage für das wissenschaft- Gießener Universität etwas bewahrt, was liche Arbeiten, für Studium und Forschung. man meist nur von den Colleges in Cam- Sammlungen sind also für viele Disziplinen eine bridge und Oxford kennt: eine Tradition, Voraussetzung, um zu Erkenntnissen zu gelan- die in konkreten Stücken gegenwärtig gen. Sie bilden die Grundlage für das Zustan- ist.“24 dekommen von Wissen und sind von daher im- 89
Mit den überlieferten Sammlungen hat sich in Lehre genutzt.27 Auf der Basis einer umfang- Gießen ein bedeutender Fundus der Wissen- reichen Lehrsammlung wurde in Gießen durch schafts- und Disziplinengeschichte erhalten. Philipp Phoebus (1804–1880) im Jahr 1844 so- Die Entwicklung der einzelnen Fachsystema- gar das „erste pharmakologische Institut in tiken kann anhand der Objekte aus den Samm- Deutschland“ gegründet,28 dessen reichhal- lungen oder auch anhand der Entwicklung des tigen Sammlungen, wie die Leipziger „Illus- Botanischen Gartens nachvollzogen werden: trirte Zeitung“ 1880 schreibt „unter Fachleu- Im Laufe der Jahrhunderte wurde er immer ten berühmt“ waren.29 wieder nach den neuen wissenschaftlichen Er- Erster Leiter des Gießener hortus medicus war kenntnissen umgestaltet.25 Bestanden hat er der Botaniker und Mediziner Ludwig Junger- bereits im Jahr 1609. Es ist der älteste Bota- mann (1572–1653). Jungermann legte ein nische Garten Deutschlands, der sich noch im- umfangreiches, etwa 2.000 Pflanzen umfas- mer am Ort seiner Gründung befindet.26 Als sendes Herbarium an und beschäftigte sich mit hortus medicus diente auch er der Arzneige- der heimischen Flora.30 Der Bestand wurde lau- winnung und wurde für die pharmazeutische fend erweitert. 1851 wurde beispielsweise ei- ne Sammlung von Früch- ten, Samen, Hölzern und „Kuriositäten“ für die Leh- re zusammengestellt.31 Ab 1851 war Hermann Hoff- mann (1819–1891), der Namenspate der Her- mann-Hoffmann-Akade- mie für junge Forsche- rinnen und Forscher, für vier Jahrzehnte Leiter des Botanischen Gartens. Nach seinem Tod erhielt das Botanische Institut u.a. sein mykologisches Herbarium.32 1895 erhielt die Universität außerdem das Herbarium des Kam- merrats Wilhelm Klenze (1786–1849), das sich im Privatbesitz der hessischen Großherzöge befunden hatte.33 Vor dem Zweiten Weltkrieg war der Bestand auf etwa 250.000 Her- bar-Belege angewachsen. Durch die Bombardierung Gießens im Dezember 1944 wurde die sorgfältig angelegte Sammlung fast vollständig zerstört. Eine Ausnahme ist ein Teil- Johann Georg Wentzel, Porträt Johann Heinrich Mays d. J. aus der Gießener Profes- sorengalerie, 1722, Öl auf Leinwand, ca. 75 x 60 cm, Universitätshauptgebäude. herbarium von Adolf Han- (Quelle: Bildarchiv von Universitätsbibliothek und -archiv Gießen) sen (1851–1920), der seit 90
1891 Direktor des Botanischen Gartens war. ße. Hier waren auch die Sammlungen der Pa- Hansens Belege aus Indonesien sind im Herba- thologischen Anatomie, der Physiologie und rium der Universität Göttingen aufgetaucht der Zoologie aufgestellt.42 und seit dem Jahr 2013 wieder zurück in Gie- Mit der Berufung des Mediziners Friedrich ßen.34 Auch im Nachlass Hermann Hoffmanns Christian Gregor Wernekincks (1797–1835) im fanden sich noch Herbarbelege. Hoffmanns Jahr 1825 scheint auch dessen zoologische Nachkommen übergaben sie dem Botanischen Sammlung nach Gießen gekommen zu sein.43 Institut, so dass es trotz der Zerstörungen im Bereits 1826 wird die zoologische Sammlung Zweiten Weltkrieg nun wieder historisches in der „Allgemeinen Schulzeitung“ mit einem Material im Gießener Herbarium gibt.35 Bestand von „einigen tausend Stück“ bezif- In direkter Nähe zum Botanischen Garten war fert, vermutlich gab es also bereits vor Werne- die medizinische Fakultät untergebracht: sie kinck Tierpräparate in Gießen. Weiter heißt es, bezog das 1608 fertiggestellte und 1611 ein- die Sammlung enthalte „Exemplare aus allen geweihte Kollegiengebäude. Der medizinische Thierklassen und Geschlechtern, so dass sie Hörsaal wurde auch als Sektionsraum genutzt. beim akademischen Unterrichte das Vorgetra- 1615 wurde das Theatrum anatomicum bean- gene sehr zweckmäßig versinnlicht“.44 tragt. Im selben Jahr fand auch die erste ur- Umfangreiche Lehrsammlungen mit Tierprä- kundlich belegte Sektion statt.36 paraten wurden auch in der Veterinärmedizin Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bekam das angelegt. Tierheilkundevorlesungen gab es Theatrum anatomicum am Brandplatz in der bereits im Jahr 1777.45 Karl Wilhelm Vix (1802– Nähe des Kollegiengebäudes ein eigenes Ge- 1866), der seit 1827 Tierheilkunde an der Gie- bäude.37 1812/13 wurde die Anatomie umge- ßener Universität unterrichtete, vermachte sei- baut und die schon bestehenden Sammlungen ne private Sammlung von Skeletten, Gebissen, für pathologische und vergleichende Anato- Hufen und pharmakologischen Präparaten der mie neu eingerichtet.38 1836 oder 37 erwarb Universität.46 1871/72 wurde unter dem Direk- die Ludoviciana das Anatomische Museum des tor des Veterinärinstituts, Johann Georg Pflug bekannten Anatomen Samuel Thomas von (1835–1905), eine neue Veterinäranstalt am Soemmerring (1755–1830) für 16.500 Gul- Seltersberg gebaut, die über eigene Samm- den, was heute mehr als einer halben Million lungsräume verfügte. Knapp 30 Jahre später Euro entspricht.39 1844 wird es mit der patho- wurde die Veterinär-Anatomie für die Aufstel- logischen Sammlung vereinigt. Die umfang- lung einer Skelettsammlung aufgestockt.47 reiche Sammlung existierte wohl – zumindest Adam Olt (1866–1955), der Begründer der in Teilen – auch noch nach dem Zweiten Welt- Wildpathologie, legte eine umfangreiche wild- krieg, obwohl das Anatomische Museum zer- pathologische Sammlung an, die in Teilen bombt wurde. Noch 1957 verwendete der Pa- noch heute existiert. Eine Futtermittelsamm- thologe Georg Herzog (1884–1962) anschei- lung, zusammengestellt von Friedrich Gmeiner nend Stücke der Soemmerring‘schen Samm- (1870–1918), komplettierte den Sammlungs- lung in seinem Unterricht. Einige wenige Expo- bestand der Veterinärmedizin.48 nate sollen noch bis in die 1970er Jahre Neben den (veterinär-)medizinischen Samm- existiert haben, über ihren weiteren Verbleib lungen und dem Botanischen Garten gab es ist bislang nichts bekannt.40 Durch einen zahlreiche weitere Lehr- und Forschungs- Sammlungskatalog aus dem Jahr 1851, den sammlungen an der Ludoviciana. Eine ihrer der damalige Leiter der Sammlung, Adolf frühesten Würdigungen erfahren diese im Wernher (1809–1883), zusammengestellt hat, dritten Band des Sammlungskatalogs von ist der historische Bestand überliefert. Es han- Friedrich Karl Gottlob Hirsching (1762–1800) delte sich um mehr als 2.000 überwiegend pa- aus dem Jahr 1789.49 Ganz im Sinne der Auf- thologische Präparate, darunter auch einige klärung trug Hirsching zahlreiche Informati- Tierpräparate.41 Untergebracht war das Anato- onen zu den Objektbeständen in deutschen mische Museum seit 1849 in der Bahnhofstra- Museen, Bibliotheken und Universitäten zu- 91
sammen, die Forschenden den Weg zu diesen mismatische Lehrsammlung an einer deutschen Sachquellen weisen sollten.50 Im Folgenden Universität“ gilt.53 Die Sammlung aus Halle geht Auszüge der Seiten 153 und 154 aus Hirschings zurück auf den Universalgelehrten Johann Hein- „Nachrichen“: rich Schulze (1687–1744). Schulze lehrte seit 1738 mit seiner Privatsammlung antike Numis- Giessen. matik und wurde damit „zum Begründer dieser [...] In dem Bibliothekssaale befindet sich wissenschaftlichen Disziplin“.54 Einer seiner ein kleines Münzkabinet, und einige, zwar Schüler war Johann Joachim Winckelmann sehr gute, aber aus der Mode gekommene (1717–1768), der Wegbereiter der modernen astronomische Instrumente. Im Jahr 1732. Archäologie und deutschen Klassik. Mit der Be- erhielt die Universität durch ein Vermächt- rufung Friedrich Gottlieb Welckers (1784–1868) niß von dem berühmten Orientalisten, Joh. im Jahr 1809 wurde dann in Gießen der erste Heinr. May dem jüngeren nicht nur seine Lehrstuhl für „Griechische Literatur und Archäo- kostbaren Handschriften und seine ganze logie“ in Deutschland besetzt. 1826 folgt die Bibliothek, sondern auch seine Münz- Gründung des akademischen Kunstmuseums, sammlung. [...] Mineralien = Sammlungen: in dem die Münzsammlung, eine systematische besitzen 1) Hr. Prof. Müller, die sehr schön Kollektion antiker Gemmenabdrücke sowie ist; und 2) Hr. Bergrath und Professor Bau- Gipsabgüsse antiker Skulpturen aufgestellt wa- mer. ren. Die Abgüsse hatte François-Henri Jacquet Das Nöthige von physikalischen und ma- von der École des beaux-arts in Paris angefer- thematischen Instrumenten findet man tigt,55 von dem auch andere Antikensamm- bey dem eben genannten Hrn. Prof. Müller lungen ihre Exponate bezogen.56 Die Antiken- [...]. sammlung wurde ständig erweitert. Unter Bru- Die vortreffliche Rechenmaschine des da- no Sauer (1861–1919) wird das „Kunst-, Münz- sigen geschickten Hrn. Ingenieur = Haupt- und Antikenkabinett“ im Jahr 1899 in Archäolo- mann Müllers verdient gesehen zu wer- gisches Institut umbenannt. 1903 erhält das Ar- den. Sie leistet nicht nur alles, was der Hr. chäologische Institut von der Generalverwal- Erfinder so wohl, als auch der verdienst- tung der Königlichen Museen in Berlin mehr als volle Hr. Kammerrath Klipstein in Darm- 1.000 Dubletten von Funden, die der Archäolo- stadt in der 1786. in 8. herausgekom- ge Heinrich Schliemann (1822–1890) in Troja menen Beschreibung von ihr sagen, son- ausgegraben hatte.57 Anders als die Gipsabgüs- dern auch noch weit mehr. Kästner und se der antiken Skulpturen, haben die Schlie- Böhm, die das Innere kennen, versichern mann-Funde die Bombenangriffe des Zweiten ungemeine Dauerhaftigkeit. Weltkriegs überstanden. Eine Auswahl ist heute im Wallenfels’schen Haus des Oberhessischen Die Münzsammlung ist eine der ältesten Samm- Museums ausgestellt. lungen der Universität Gießen. Sie existiert bis Bei den, wie Hirsching schreibt, „sehr guten, aber heute und wird noch immer in der Lehre einge- aus der Mode gekommenen astronomischen In- setzt. Der Münzbestand wurde kontinuierlich strumenten“ handelt es sich aller Wahrscheinlich- vergrößert. Heute zählt die Münzsammlung et- keit nach um diejenigen, die Landgraf Philipp III. wa 4.000 Stücke. Den Grundstock der Samm- von Hessen-Butzbach (1581–1643) der Universi- lung bilden die bei Hirsching genannten Mün- tät im Jahr 1641 vermachte.58 Zunächst waren sie zen von Johann Heinrich May dem Jüngeren im Kollegiengebäude untergebracht und sollten (1688–1732). im uni-eigenen astronomischen Observatorium, Diese Sammlung umfasst etwa 435 Münzen.51 einem Turm, der an das Kollegiengebäude an- Da May sein Münzkabinett der Ludoviciana be- schloss, zur Verwendung kommen. reits 1732 vermachte,52 ist die Gießener Münz- Schließlich wurde aber entschieden, dass sie sammlung sogar noch älter als die Münzsamm- nicht für alltägliche Demonstrationen genutzt lung in Halle, die als die „vermutlich früheste nu- werden sollten.59 Unter den Objekten waren 92
Winkelinstrumente (u.a. zwei Sextanten, zwei Die von Hirsching erwähnte Mineraliensamm- Quadranten und eine Armillarsphäre) sowie ein lung von Johann Wilhelm Baumer (1719–1788) von Philipp selbst gebauter großer Himmelsglo- ging vermutlich zumindest zum Teil auf eigene bus, den sogar Johannes Kepler lobte.60 1681 Aufsammlungen zurück: Baumer unternahm wurden zusätzliche mathematisch-astrono- wohl als einer der ersten überhaupt geolo- mische Instrumente angekauft.61 1720 scheinen gische Exkursionen.67 Er verfügte auch über ei- noch weitere Instrumente, die im Besitz Philipps ne gute private Laborausstattung, die aus Ge- waren, nach Gießen gekommen zu sein. 1768 fäßen, chemischen Öfen und verschiedenen In- wurde der Globus restauriert. In den 1850er strumenten bestand. Sie wurde nach seinem Jahren werden die Instrumente dann allerdings Tod 1789 von der Universität angekauft.68 Die als Altmetall verkauft und eingeschmolzen. mineralogische Sammlung wurde permanent Auch der Globus geht verloren.62 erweitert: so erging 1812 eine Anweisung an Für 1734 ist eine Erneuerung des Observatori- die Vorsteher sämtlicher Berg- und Hütten- ums belegt. Drei Jahre später wurden eine astro- werke, besonders interessante Mineralien an nomische Pendeluhr sowie ein Mikrometer für die Sammlung zu schicken.69 1820 wurde die das Observatorium angeschafft. Nach 1865 Mineraliensammlung eines Bergmeisters taucht die Sternwarte nicht mehr im Personalbe- Schaub aus Allendorf angekauft, hinzu kamen stand der Universität auf, was auf eine Schlie- noch die Schenkung einer bedeutenden Samm- ßung hindeutet. Das meteorologische Institut lung ungarischer Mineralien des Mineralogen existierte allerdings noch bis 1880.63 Christian Andreas Zipser (1783–1864) sowie Die von Hirsching so hochgelobte Rechenma- die eines Bergmeisters Schmidt aus Siegen. schine war eine Erfindung des Bauingenieurs Jo- 1823 wurde das Mineralogische Kabinett neu hann Helfrich Müller (1746–1830), der sie eröffnet.70 Nach mehreren Umzügen bekamen 1783/84 in Gießen mit der Unterstützung von die Geowissenschaften ein Gebäude in der zwei Uhrmachergesellen entwickelte.64 Mit ihr Braugasse zugewiesen, das bei einem Bomben- konnten Berechnungen in den vier Grundre- angriff im Dezember 1944 zerstört wurde. Nur chenarten durchgeführt werden. Bei einer geringe Reste der Sammlungen, der Bibliothek Falscheingabe gab sogar ein Glöckchen eine und der Apparaturen konnten gerettet wer- akustische Fehlermeldung. Da sich kein Investor den.71 Diese verschwanden dann jedoch mit fand, kaufte Großherzog Ludwig I. von Hes- der Auflösung der Geowissenschaften im Jahr sen-Darmstadt die Rechenmaschine schließlich 2005. Ein Teil dieser verschollen geglaubten für sein physikalisches Kabinett.65 Heute befin- Sammlung konnte mittlerweile ausfindig ge- det sie sich im Landesmuseum Darmstadt. macht werden. Seit März 2020 sind diese wis- Im Jahr 1838 wird die physikalisch-mathema- senschaftshistorisch bedeutenden Objekte tische Instrumentensammlung, zu der ursprüng- ebenfalls in der Hermann-Hoffmann-Akademie lich auch die Rechenmaschine gehörte, in vier untergebracht, die Bücher sowie ein originales selbständige Sammlungen zerlegt: das physika- Verlagsmanuskript des Mineralogen Reinhard lische, mathematische, technologische und ar- Brauns (1861–1937) wurden der Universitäts- chitektonische Kabinett. 1861 werden das ma- bibliothek übergeben.72 thematische und physikalische Kabinett zusam- Ein Großteil der Lehrsammlungen der Ludovici- mengelegt, in den 1870er Jahren wird das geo- ana war seit 1880 im neuen Hauptgebäude in dätische Kabinett davon abgespalten.66 Ein Teil der Ludwigstraße untergebracht. der Instrumente des geodätischen Kabinetts hat Der Bau wurde landesweit mitverfolgt und aus- den Zweiten Weltkrieg überstanden. Da sie führlich kommentiert, so beispielsweise in der fachlich nicht mehr betreut werden, wurden die Leipziger „Illustrirten Zeitung“, wo das Gie- Instrumente im Dezember 2019 in die Her- ßener Universitätsgebäude als „würdige Stätte mann-Hoffmann-Akademie gebracht, wo sie in der Wissenschaft“ gerühmt wird: Besonders Praxisseminaren bearbeitet und besichtigt wer- gelobt werden die darin aufgestellten Samm- den können. lungen: „Zur rechten und zur linken Hand des 93
Vestibüls führen Glasthüren in die Räume des des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darm- Archäologischen Instituts. Eine ziemlich reich- stadt (1605–1661) begonnen und bis in das haltige, gut gewählte Sammlung von Gipsab- ausgehende 18. Jahrhundert fortgeführt wur- güssen ist hier mit künstlerischem Sinn geord- de. Heute sind noch 106 der ursprünglich 108 net.“ Daran schlossen sich im rechten Flügel Porträts erhalten.75 Sammlungsräume des Physikalischen Instituts an. Im mittleren Stockwerk auf der linken Seite Die Sammlungen „reihen sich die Räume des Mineralogischen der Justus-Liebig-Universität und Geologischen Cabinets mit seinen ge- im 21. Jahrhundert wichtigen Sammlungen und seinem Laborato- rium an“. Im dritten Stock befand sich die An der Justus-Liebig-Universität gibt es, ein- reich verzierte große Aula, wo „[g]egenüber schließlich der Sondersammlungen der Uni- dem Katheder [...] das lebensgroße Bild des versitätsbibliothek und des Universitätsarchivs, Großherzogs Ludwig I. angebracht [ist]“.73 Seit mehr als 40 Sammlungen. Da innerhalb der dem Jahr 2005 hängt dieses Gemälde, ge- Sammlungen viel Fluktuation herrscht, lässt meinsam mit fünf weiteren Landgrafenpor- sich der Bestand im Moment nicht exakt be- träts, wieder im Hauptgebäude.74 Hier findet ziffern. So sind historische Sammlungen oft- sich auch die Professorengalerie, die auf Erlass mals in anderen Sammlungen aufgegangen 94
Kupferstich von Matthaeus Merian, Stadtansicht von Gießen, 1. Viertel des 18. Jahrhunderts. Das Observatorium ist durch einen Pfeil gekennzeichnet. (Quelle: Martin Zeiller/Matthaeus Merian: Topographia Hassiae, Et Regionum Vici- narum: Das ist: Beschreibung und eigentliche Abbildung der vornehmsten Städte und Plätze in Hessen [...] (Frankfurt am Main [circa 1720]) [VD18 14213370], Kupferstich 22.) und damit nicht mehr als Einheit identifizier- Sammlungen gibt es an so gut wie allen Fach- bar, wie beispielsweise die Sammlung der Pa- bereichen der JLU. Die meisten Sammlungen läontologie: Die Ammoniten aus dieser Samm- verteilen sich auf die Fachbereiche 08 (Biologie lung wurden als Anschauungsmaterial von und Chemie) und 10 (Veterinärmedizin). Eine der Zoologie übernommen. Ein anderer Teil größere Anzahl von Sammlungen gibt es auch der Sammlung befindet sich in der Her- an den Fachbereichen 04 (Geschichts- und mann-Hoffmann-Akademie. Reste der Samm- Kulturwissenschaften) und 11 (Medizin). lung lagerten bis Ende 2019 im Zeughauskel- Sammlungen finden sich aber auch an weite- ler, konnten aber mittlerweile ebenfalls in die ren Einrichtungen wie dem Zentrum für Medi- Hermann-Hoffmann-Akademie gebracht wer- en und Interaktivität (ZMI) oder der Her- den, und besonders schöne Fossilien aus der mann-Hoffmann-Akademie. Auch der Kunst- ehemaligen Paläontologischen Sammlung weg und die „Kunst am Bau“ zählen zu den schmücken heute die Flure der Zeughausbibli- Universitätssammlungen. Die Insignien, wie othek. Zepter oder Universitätsfahne, und die Pokale, 95
Kupferstich aus der Leipziger Illustrirten Zeitung, Das neue Universitätsgebäude, 1880. (Quelle: Das neue Universitäts- gebäude zu Gießen, in: Leipziger Illustrirte Zeitung 1921 (24. April 1880), S. 342.) die zum Teil noch aus der Zeit der Gründung dule“) eingesetzt. Ein weiteres Beispiel für den der Ludoviciana stammen, sind dem Präsidium Funktionswandel, den Sammlungen durchlau- bzw. dem Universitätsarchiv zugeordnet. fen, bietet die Sammlung mathematischer Objekte aus Lehrsammlungen sind nicht sel- Modelle. Sie wird nur noch hin und wieder ten Verbrauchsgüter. Teilweise müssen Ob- von einem einzigen Dozenten eingesetzt und jekte zerstört werden, damit man sie erfor- verschwindet so allmählich aus der aktiven schen kann. Das trifft z.B. auf Material zur Lehre. In ein paar Jahren wird sie sich von ei- Lehre in der Biologie (Botanik und Zoologie) ner Lehrsammlung in eine historische Samm- zu. Einige Sammlungen, wie die Antiken- lung verwandelt haben. sammlung der Klassischen Archäologie, wer- Hier wird bereits ersichtlich, wie viele Pro- den seit ihrem Bestehen bis heute in der Lehre bleme die Heterogenität der Sammlungen be- eingesetzt. 2018 wurde außerdem mit der reitet: Es gibt gut ausgestattete Sammlungen, kompletten Digitalisierung des Münzbestands die über eigene Räumlichkeiten verfügen, wie begonnen.76 Andere Sammlungen haben ei- die Sammlung der Humanbiologie. Es gibt nen Wandel in ihrer Funktion erlebt, denn Sammlungen, wie die Objekte der Antiken- durch neue Forschungsmethoden ändert sich, sammlung im Wallenfels’schen Haus, die öf- gerade in den Naturwissenschaften, auch der fentlich präsentiert werden. Einige Samm- Unterrichtsstoff und mit ihm die Art und Wei- lungen sind reine Lehrsammlungen, andere se, wie unterrichtet wird. Einige Sammlungen reine Forschungssammlungen, wie die Univer- werden schon lange nicht mehr für das diszi- sity of Giessen Systematics and Biodiversi- plinäre Studium verwendet, wie die Instru- ty-Sammlung (UGSB), die u.a. aus DNA-Mate- mente aus der geodätischen Sammlung. Sie rial besteht, das aus schwer zugänglichen und werden jetzt für Praxis-Seminare im Bereich stark gefährdeten Lebensräumen stammt, der Außerfachlichen Kompetenzen („AFK-Mo- während die Hufeisensammlung für die Aus- 96
Objektarbeit im Seminar. Die Studierenden sichten Schädelrepliken und Fossilien aus der ehemaligen paläontolo- gischen Sammlung. (Foto: A. Theiß) bildung der Hufschmiede genutzt wird. Die Sammlungskoordination im Rahmen von Pra- Sammlungen bestehen auch nicht alle rein aus xis-Seminaren relativ gut aufgearbeitet wer- physischen Objekten. So verfügt beispielswei- den. Das hilft den Studierenden wie der Uni- se die Musikwissenschaft über eine umfang- versität. reiche Musik-Mediothek mit Tonträgern und Audiodateien, die für den Unterricht ge- Aktuelle Entwicklungen und Ausblick braucht werden. Jedes Fach hat unterschiedliche Interessen Die Praxis-Seminare zur Sammlungs- und Ob- und Anforderungen an seine Sammlungen. jektforschung gibt es seit dem Sommerseme- Einige Sammlungen sind vorbildlich im Stand ster 2019 an der JLU. Die Leitung liegt bei ihrer Inventarisierung und nutzen moderne Prof. Dr. Cornelia Weber und Dr. Alissa Theiß. Software, andere verwenden einfache Tabel- Sie gehören zum Modul „Außerfachliche len aus Kalkulationsprogrammen oder arbei- Kompetenzen“ und stehen Studierenden al- ten noch auf Papier. Bei einigen Sammlungen ler Fachrichtungen offen. In den Seminaren ist die Dokumentation im Zweiten Weltkrieg erhalten die Teilnehmenden Einblicke in die verbrannt oder bei einem der unzähligen Um- Arbeit mit Universitätssammlungen. Sie ler- züge verloren gegangen und es gab bis heute nen Methoden der wissenschaftlichen Ob- keine freien Kapazitäten, um eine Inventari- jektforschung kennen und entwickeln Fertig- sierung durchzuführen. Besonders bedau- keiten im Umgang mit materieller Kultur in ernswert ist die Depot-Situation. Es fehlt al- Theorie und Praxis. lenthalben an geeigneten Räumen und finan- Mit den vermittelten Grundlagen in Wissens- zieller wie personeller Ausstattung. Glückli- transfer, Öffentlichkeitsarbeit und Kulturver- cherweise können unbetreute oder sonst be- mittlung erlangen die Studierenden berufsre- dürftige Sammlungen seit der Einrichtung der levante Schlüsselqualifikationen. Dank der 97
großzügigen Unterstützung von Prof. Dr. Vol- Anmerkungen: ker Wissemann war es möglich, an der Her- 1 Den Anfang machte Neil MacGregor: A History of the mann-Hoffmann-Akademie ein Objektlabor World in 100 Objects (London 2010). 2 einzurichten, in dem die Praxis-Seminare Vgl. Peter J. Bräunlein: Material Turn, in: Georg-Au- gust-Universität Göttingen (Hg.): Dinge des Wissens. Die stattfinden können. Das ist besonders be- Sammlungen, Museen und Gärten der Universität Göttin- deutsam, da die Sammlungskoordination gen (Göttingen 2012), S. 30–44, hier S. 30 u. 34; Vgl. Da- über keinen eigenen Etat verfügt. vid Ludwig/Cornelia Weber: A rediscovery of scientific col- Im Sommersemester 2019 wurde gemeinsam lections as material heritage? The case of university collec- tions in Germany, in: Studies in History and Philosophy of mit Studierenden eine Handreichung für den Science 44 (2013), S. 652–659, hier S. 658. Einstieg in die Provenienzforschung erarbei- 3 Präparate aus den Pathologien etwa lassen Rückschlüsse tet. Sie steht allen Interessierten über das auf den Umgang mit und die Verbreitung von Krank- Sammlungsportal der JLU sowie über die heiten bei Mensch und Tier zu. Historische Daten über Aufsammlungen von Insekten für die Bestückung von In- Homepage der Koordinierungsstelle für wis- sektenkästen ermöglichen es, heute die gleichen Orte im senschaftliche Universitätssammlungen in selben Zeitraum aufzusuchen und so Veränderungen in Deutschland zur Verfügung.77 der Insektenpopulation festzustellen. 4 https://www.uni-giessen.de/org/admin/stab/stw/samm- Da das Gießener Sammlungsportal aufgrund lungen. der Homepage-Struktur nur aus einer ein- 5 Stand: 11. 7. 2019, https://portal.wissenschaftliche-samm- zigen Seite besteht, können nicht alle Infor- lungen.de/kennzahlen; aufgerufen am 21. 2. 2020. 6 mationen so präsentiert werden, wie es wün- Zwölf bekannte Sammlungen wurden aufgelöst oder sind verschollen. schenswert wäre. Mit dem geplanten Re- 7 https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/5438532/ergebnisse, launch der Uni-Homepage soll auch der aufgerufen am 24. 2. 2020. Web-Auftritt der Sammlungen in eine ange- 8 http://www.universitaetssammlungen.de/. 9 messene Form überführt werden. Die Sicht- https://wissenschaftliche-sammlungen.de/files/3213/ 7096/3073/WR_EmpfehlungenWissSlg2011.pdf. barkeit der Gießener Sammlungen lässt sich 10 https://wissenschaftliche-sammlungen.de/de/uber-uns/ aber auch auf andere Weise erhöhen, wie aufgaben/, aufgerufen am 24. 2. 2020; Cornelia Weber: durch Vorträge und Posterpräsentationen auf Einheit in der Vielfalt. Universitätssammlungen als bun- Fachtagungen, die zudem der Netzwerkbil- desweit koordinierte Forschungsinfrastrukturen, in: Stefa- nie Knöll (Hg.): Universitätssammlungen. Bewahren, For- dung innerhalb der Sammlungscommunity schen, Vermitteln (Schriften der Graphiksammlung dienen. Die Sammlungen stoßen zudem auf „Mensch und Tod“ am Institut für Geschichte der Medizin großes Interesse in der Öffentlichkeit. So der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 6) (Düsseldorf existiert beispielsweise seit Februar 2020 eine 2015), S. 15–25, hier S. 22f. 11 http://www.universitaetssammlungen.de/download/ Artikelserie in der Gießener Allgemeinen Zei- Projektdokumentation.pdf [Stand 10. 7. 2013], aufgeru- tung, in der jede Woche eine Sammlung bzw. fen am 24. 2. 2020. 12 ein Objekt vorgestellt wird.78 Die Resonanz Eine Zusammenstellung der weltweiten Sammlungen aus der Bevölkerung ist beeindruckend. Dank gibt es in der Datenbank von UMAC (University Museums and Collections): https://university-museums-and-collec- der Artikelserie nahmen bereits mehrere Le- tions.net/. ser Kontakt mit der Sammlungskoordination 13 https://www.ashmolean.org/history-ashmolean, aufge- auf und gaben wertvolle Hinweise zum Ver- rufen am 9. 3. 2020. 14 Vgl. Ludwig/Weber 2013, S. 654. bleib und der Geschichte einzelner Samm- 15 Vgl. Cornelia Weber: Universitätssammlungen, in: Euro- lungen. päische Geschichte Online (EGO), hg. vom Leibniz-Institut Der nächste Meilenstein für die Sammlungs- für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2012-07-16: ht- koordination wird die Fertigstellung der Sta- tp://www.ieg-ego.eu/weberc-2012-de, hier Abschnitt 35, aufgerufen am 25. 2. 2020. tuserhebungen sein, auf deren Grundlage 16 Vgl. Bräunlein 2012, S. 32; vgl. Jochen Brüning: Von dann die Vorbereitung einer Sammlungsord- Humboldt zu Helmholtz. Zur Disziplinbildung in den Na- nung sowie einer Digitalisierungsstrategie er- turwissenschaften am Beispiel der Physik, in: Heinz-Elmar folgen kann, damit die Gießener Samm- Tenorth (Hg.): Geschichte der Universität Unter den Lin- den 1812–2010. Genese der Disziplinen. Die Konstitution lungen auch in Zukunft für Forschung, Lehre der Universität (Berlin 2010), S. 395–424, hier S. 404– und Öffentlichkeitsarbeit bewahrt und aktiv 407; Uta Hassler/Torsten Meyer: Die Sammlung als Archiv eingesetzt werden können. paradigmatischer Fälle, in: Uta Hassler/Torsten Meyer 98
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