Auditive Werbekommunikation - ARD-Forschungsdienst* - ARD-Werbung.de
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Media 422 Perspektiven 7-8/2021 Auditive Werbekommunikation ARD-Forschungsdienst* Die klassische Radiowerbung wie auch die digitalen führten eher zu negativen Bewertungen (siehe die Formen auditiver Werbekommunikation spielen im Studie von Mas, Bolls, Rodero, Barreda-Ángeles und Media-Mix eine wichtige Rolle und verzeichnen rele- Churchill, 2020). vante Zuwachsraten (vgl. www.zaw.de). Das Radio hat nach wie vor ein breites Publikum und ist als Zu den häufig diskutierten Fragen im Zusammen- Werbeträger auch deshalb sehr gut geeignet, weil hang mit auditiven Aspekten von Werbung gehört die Werbevermeidung in diesem Medium offensicht- auch, welchen Einfluss Musik hat, insbesondere, wie lich deutlich geringer ist, als man dies bisher ver- sie zum Rest der Werbekommunikation passt (Mu- mutet hat. So fanden Michelon, Bellman, Faulkner, sical Fit). Differenzierter als bislang analysierten Cohen und Bruwer (2019) in ihrer Studie heraus, Herget, Breves und Schramm (2020) diese Frage dass während der Präsentation von Werbung im Ra- und geben Hinweise darauf, wie die Passung von dio durchschnittlich lediglich 3 Prozent der Zuhörer- Musik mit unterschiedlichen Referenzpunkten der schaft „verloren ging“. Radiowerbung hat darüber Werbung (z. B. Produkt, Zielgruppe, Story) zu bewer- hinaus einen positiven Effekt in der Kombination mit ten ist. anderen Werbeträgern. Russo, Valesi, Gallo, Laureanti und Zito (2020) konnten experimentell zeigen, dass Das Radio ist aufgrund seiner hohen Reichweite und Michelon, Aaron/ durch Radiowerbung in den Köpfen der Konsumen- Aktualität nach wie vor ein beliebtes Werbemedium. Steven Bellman/ ten Bilder und Vorstellungen über die Marke erzeugt Zum auch hier existierenden Problem der Werbever- Margaret Faulkner/ werden, die sich förderlich auf die Rezeption und meidung existieren allerdings nur wenige verlässli- Justin Cohen/ Verarbeitung späterer audiovisueller Werbebotschaf- che empirische Daten, was nach Ansicht der Auto- Johan Bruwer: ten (z. B. TV-Spots oder Werbebanner) auswirken. ren zu einer eher unrealistischen Einschätzung der A new benchmark Radiospots unterstützen somit im Sinne eines Mere- Werbevermeidung durch Umschalten von circa 30 for mechanical Exposure-Effekts visuelle Aufmerksamkeit und die Prozent führt. In der vorliegenden kanadischen Stu- avoidance of radio positive Bewertung einer Werbebotschaft. die untersuchten sie daher das Hörerbestreben, advertising. Radiowerbung zu meiden mittels mobiler People- In: Journal Für eine positive Wirkung von Hörfunkspots ist vor Meter-Daten. Die Frage war, wie hoch die generelle of Advertising allem ihre inhaltliche Qualität entscheidend. Die Be- Vermeidungsrate ist und welche Faktoren dazu Research 60, 4/2020, wertung der inhaltlichen Gestaltung eines Spots be- mehr oder weniger beitragen. Dafür wurden Daten S. 407–416. einflusste die Kaufintention der Konsumenten mehr von 800 Panel-Mitgliedern zur Nutzung von 17 ka- DOI: 10.2501/ als dreimal so stark wie das in eine Kampagne in- nadischen Radiostationen über einen Zeitraum von JAR-2020-007 vestierte Budget, um damit möglichst hohe Reich- einem Jahr gesammelt (insgesamt circa 3 Millionen weiten zu erzielen (siehe die Studie von Grønholdt, Programm-Minuten mit insgesamt über 500 000 2019). Neben inhaltlichen Aspekten (z. B. einer guten Werbeminuten). Es wurde analysiert, wie viel Pro- Story) spielen auch formale Aspekte eine relevante zent der Zuhörer während einer Werbeeinblendung Rolle für die Wahrnehmung der Wirkung auditiver „verloren gingen“. Wie sich zeigte, war die Werbe- Werbekommunikation. In einem Experiment von Ro- vermeidung – unabhängig von der Jahreszeit – bei dero (2020) wurde die Bedeutung der Sprechge- Musikprogrammen durchschnittlich höher als bei schwindigkeit in Hörfunkspots untersucht. Wie sich Wortprogrammen. Des Weiteren zeigte sich, dass zeigte, waren 180 Wörter pro Minute die Informa- Werbung im Radio stärker gemieden wurde, wenn tionsmenge bzw. Informationsgeschwindigkeit, die die Hörer unterwegs waren, als wenn sie es zu Hause die Konsumenten am erfolgreichsten verarbeiten nutzten. Schließlich waren niedrigere Vermeidungs- konnten. Langsamere oder schnellere Versionen er- raten zu früheren Tageszeiten (breakfast = 6-10 Uhr; zielten schlechtere Ergebnisse. Im Rahmen einer daytime = 10-15 Uhr) als zu späteren Tageszeiten Studie zum sogenannten Sound Branding erwiesen (drivetime = 15-19 Uhr; evening = 19-24 Uhr) fest- sich dagegen schneller gestaltete und intensiver zustellen. Ein weiteres Ergebnis ist, dass Vermeidung werdende akustische Logos von Marken (Sonic Lo- eher in der Gruppe der Wenighörer (Median: 45 Mi- gos) als vorteilhafter für die Aufnahmebereitschaft nuten) als in den Gruppen der Medium- (Median: und Informationsverarbeitung der Konsumenten. 150 Minuten) und Vielhörer (Median: 330 Minuten) Langsame und an Intensität verlierende Audiologos zu finden war. * Uli Gleich, Institut für Kommunikationspsychologie und Das wichtigste Ergebnis der Studie ist der Befund, Medienpädagogik (IKM) der Universität Koblenz-Landau. dass die Vermeidung von Radiowerbung während Fax: 06341/28036712; E-Mail: gleich@uni-landau.de eines Tages im Durchschnitt nur circa 3 Prozent be-
Auditive Werbekommunikation Media Perspektiven 423 7-8/2021 trug. Dies weist auf eine deutlich geringere Vermei- der Konsumenten ein „Bild“ der Marke erzeugen. dungsrate hin, als es die bisherigen Schätzungen Dies zeigt auch eine ältere Studie von Bolls (2002; nahelegen. In Musikprogrammen ist sie ausgepräg- siehe Literaturliste), der in einem Experiment her- ter, weil Werbung nach Ansicht der Autoren hier ei- ausfand, dass Konsumenten bei der Rezeption von nen größeren Kontrast bildet, der die Hörer dazu Hörfunkspots kognitive Ressourcen einsetzen, die veranlasst, das Programm zu wechseln. Ebenso für die visuelle Verarbeitung von Informationen zu- scheint die Nutzung außer Haus zu höheren Vermei- ständig sind. Dies erhöht offensichtlich die visuelle dungsraten zu führen, möglicherweise, weil die Be- Aufmerksamkeit bei der Wiederholung der Botschaft dienung des Geräts (z. B. Autoradio, Smartphone) im Fernsehen oder auf einer Website. Die Folgen einfacher möglich ist als zu Hause und zum Beispiel sind eine höhere Bekanntheit der Botschaft (familia- schneller der Sender gewechselt werden kann. rity) und eine bessere Bewertung (pleasure). Dieser positive Synergieeffekt von auditiven Botschaften Russo, Vincenzo/ Radiowerbung trägt zum Erfolg von Werbung auf durch Radiowerbung sollte im Rahmen der Media- Riccardo Valesi/ anderen Medienkanälen bei. Die Autoren begründen planung berücksichtigt werden. Anna Gallo/ diese Aussage mit dem sogenannten Mere-Exposure- Rita Laureanti/ Effekt (auch Effekt des bloßen Kontakts), der besagt, In der vorliegenden Studie wird die Wirkung von Ra- Grønholdt, Lars: Margherita Zito: dass eine Sache oder eine Botschaft durch die wie- diowerbung untersucht. Der Autor nimmt an, dass Consumer “The theater of the derholte Wahrnehmung positiver bewertet wird. neben dem Inhalt der Werbebotschaft das für die responses to mind”: The effect Wenn also Konsumenten einen Radiospot hören und Kampagne eingesetzte Budget eine signifikante Rolle advertising: The of radio exposure anschließend Werbung für die gleiche Marke über spielt. Grundlage für die Analyse waren Daten zur interplay between on TV advertising. einen anderen Medienkanal rezipieren, sollte sich Performance von 441 Werbekampagnen im däni- ad content and ad In: Social Sciences 9, eine Verbesserung der Werbewirkung ergeben. Im schen Radio sowie die Befragung von Personen zwi- spending. 7/2020, 123 (22 pages). Rahmen eines Experiments sahen insgesamt 70 schen 15 und 59 Jahren zu repräsentativen Samples In: Andreani, DOI: 10.3390/ Versuchspersonen im Durchschnittsalter von 41 Jah- durch TNS Gallup. Dadurch lagen einerseits Infor- Jean-Claude/ socsci9070123 ren eine TV-Dokumentation bzw. surften auf einer mationen zu den Kampagnen (u.a. Budget, GRPs, Umberto Collesei Website, in die jeweils zwei Testspots bzw. zwei Mediadaten) vor. Andererseits verfügte man über (Hrsg.): Proceedings of Werbebanner für ein Energieunternehmen und eine Rezipientenangaben zu Aufmerksamkeit und Erin- the 18th International Bank integriert waren. Während des Anschauens nerung (Recall und Recognition), positiven und nega- Marketing Trends wurden psychophysiologische Maße erfasst, die als tiven emotionalen Reaktionen, Einstellungen gegen- Conference 2019. Indikatoren für Erregung (Hautwiderstandsmessung) über der Werbung sowie Kaufintentionen. Im Rahmen Paris-Venice: und positive emotionale Zuwendung (Messung von eines Strukturgleichungsmodells wurden die Wir- Marketing Trends Alphawellen in einer bestimmten Hirnregion per kungsannahmen empirisch überprüft. Es zeigte sich, Association 2019. EEG) dienten. Des Weiteren wurde die visuelle Auf- dass die Kaufintention einerseits durch die inhalt Online verfügbar unter merksamkeit der Teilnehmer für die Marke mittels liche Gestaltung der Werbebotschaft und anderer- http://archives. Eye-Tracker erhoben. Die Hälfte der Probanden hörte seits auch durch die Höhe des Werbebudgets signi- marketing-trends- vor der visuellen Präsentation (Werbespot oder Wer- fikant beeinflusst wurde. Während über den ersten congress.com/2019/ bebanner) einen Hörfunkspot für die beworbene Pfad (inhaltliche Gestaltung des Spots) entweder pages/PDF/20.pdf. Marke, der ähnliche Werbebotschaften (Claims) prä- positive (oder negative) Emotionen entstehen, die sentierte. Bei der anderen Hälfte fehlte dagegen der die Einstellung gegenüber dem Spot positiv (oder Hörfunkspot. negativ) beeinflussen und sich dann auf die Kaufin- tention auswirken, wird über den zweiten Pfad (ad Diejenigen Teilnehmer, die zuerst den Radiospot ge- spending) die Aufmerksamkeit erhöht, die sich wie- hört hatten, reagierten stärker auf die nachfolgende derum im Sinne eines Mere-Exposure-Effekts posi- audiovisuelle Werbung, das heißt, sie erlebten eine tiv auf Einstellung und Kaufintention auswirkt. Ins- höhere physiologische Erregung und zeigten mehr gesamt zeigte sich, dass der Einfluss der inhaltlichen positive emotionale Reaktionen als die Probanden, Gestaltung etwa dreieinhalbmal so groß war wie der die zuvor keine Audiowerbung gehört hatten. Dies Einfluss des eingesetzten Budgets. war sowohl für die TV-Spots als auch für die Werbe- banner der Fall. Gleichzeitig führte der zusätzliche Die Befunde zeigen nach Ansicht des Autors die zen- Radiospot zu einer signifikant höheren visuellen Auf- trale Bedeutung der inhaltlichen Qualität einer Radio- merksamkeit gegenüber der Marke im TV-Spot (53 % kampagne, vorausgesetzt, sie löst bei den Rezipien- vs. 32 % Fixationsdauer, relativiert an der Gesamt- ten positive Reaktionen aus. Auch wenn Radio ein im darbietungszeit) sowie beim Werbebanner (91 % vs. Vergleich zu anderen Kanälen relativ günstiges Me- 77 %). dium ist, sollte genau überlegt werden, wie das Bud- get auf die Kreation von Botschaften und die Aus- Die Studie bestätigt den Mere-Exposure-Effekt und gaben zur Erhöhung des Werbedrucks durch häufige zeigt die Wirksamkeit von Radiowerbung auch als Belegung verteilt werden soll. Das Plädoyer des Unterstützung für Werbebotschaften in anderen Me- Autors ist: Qualität vor Quantität. dienkanälen. Offensichtlich kann Radio in den Köpfen
ARD-Forschungsdienst Media 424 Perspektiven 7-8/2021 Rodero, Emma: In Werbebotschaften wird aus ökonomischen Grün- Durch Sound Branding werden Marken hörbar ge- Mas, Lluis/Paul Bolls/ Do your ads talk den häufig versucht, viele Informationen in kurzer macht. Kurze Jingles, Melodien, Geräusche oder an- Emma Rodero/Miguel too fast to your Zeit zu transportieren. Auffällig ist dies in Hörfunk- dere auditive Signale sollen gewissermaßen als Barreda-Ángeles/ audio audience? spots, in denen schnell gesprochen wird. Die Frage „akustisches Logo“ (Sonic Logo) analog zu einem Ashley Churchill: How speech rates of ist, wie sich eine hohe Sprechgeschwindigkeit auf visuellen Logo dazu beitragen, Informationen über The impact of audio commercials die Zuhörer auswirkt. Können Konsumenten eine die Marke zu transportieren und deren Wiedererken- the sonic logo’s influence cognitive schnelle Sprache in Radiospots angemessen verar- nung zu steigern (Beispiele: MGM-Löwe; Telekom- acoustic features and physiological beiten, oder entstehen negative Effekte, die die Wirk- Jingle). In der vorliegenden Studie wurde unter- on orienting outcomes. samkeit einschränken? Vor dem Hintergrund des sucht, wie sich spezifische akustische Merkmale – responses, In: Journal Limited Capacity Models of Motivated Mediated hier variierende, das heißt ansteigende oder abneh- emotions and of Advertising Message Processing (LC4MP) untersuchte die Autorin mende Lautstärke, Änderungen der Tonhöhe und brand personality Research 60, 3/2020, die Auswirkung unterschiedlicher Sprechgeschwin- des Tempos – auf die Wahrnehmung durch die transmission. S. 337–349. digkeiten auf die Informationsverarbeitung und die Konsumenten auswirken. Für ein Experiment wur- In: Journal of Product & DOI: 10.2501/ Bewertung von Hörfunkspots. 51 Personen im Durch- den insgesamt 18 Versionen von drei Sekunden lan- Brand Management JAR-2019-038 schnittsalter von 25 Jahren hörten insgesamt gen Sonic Logos für reale aber unbekannte Marken 2020 ahead-of-print. zwölf ausgewählte Radiospots (http://radiomercu- professionell hergestellt, bei denen die oben ge- DOI: 10.1108/ ryawards.com/), bei denen die Botschaft von profes- nannten Merkmale systematisch variiert wurden. JPBM-05-2019-2370 sionellen Sprechern verschieden schnell dargeboten Sie wurden als erster Teil einer Werbebotschaft prä- wurde: 160 Wörter pro Minute (Länge des Spots: 28 sentiert, in der dann der Markenname, ein soge- Sekunden), 180 Wörter pro Minute (25 Sekunden) nannter Call-to-Action (z. B. „sei bereit“ oder „x% und 200 Wörter pro Minute (22 Sekunden). Inhalt, billiger“) sowie ein finaler Claim (z. B. „für dich ge- Tonlage und Sprechpausen der Spots waren iden- macht“) folgten. 49 Personen im Durchschnittsalter tisch. Anschließend sollten die Probanden die Spots von knapp 20 Jahren nahmen am Experiment teil. hinsichtlich ihrer Effektivität (u.a. dynamic, persua- Während sie den Spot hörten, wurden Hautwider- sive, pleasant) und Angemessenheit (u.a. credible, stand und Herzschlagrate gemessen, um Orientie- comprehensible, appropriate) bewerten. Mittels Self- rungsreaktion und Informationsverarbeitung zu Report-Skala (Self-Assessment-Manikin) und Haut- messen. Nach der Darbietung führte man einen Re- widerstandsmessung wurden die Valenz und die cognition-Test durch und fragte die Probanden nach physiologische Erregung gemessen. Schließlich er- der Bewertung des Spots. fasste man die Erinnerung an zentrale Aussagen der Werbespots. Entgegen den Erwartungen der Autoren führte nicht die ansteigende Intensität (fade-up) des Sonic Logos, Unabhängig von der Reihenfolge der Präsentation sondern eher eine geringer werdende Intensität erwies sich die Version mit 180 Wörtern am effek- (fade-down) zu einer stärker ausgeprägten Orientie- tivsten. Für alle abhängigen Variablen erzielte die rungsreaktion der Rezipienten. Als angenehmer emp- mittlere Variante bessere Ergebnisse als die langsa- funden und besser bewertet wurde jedoch eine an- mere oder die schnellere Variante. Die Befunde wei- steigende Intensität im Verlauf des Sonic Logos. Die sen darauf hin, dass der moderate Spot mit 180 Tonhöhe spielte für die Ergebnisse kaum eine Rolle. Wörtern pro Minute den Informationsverarbeitungs- Lediglich in Kombination mit ansteigender Intensität prozess aufseiten der Konsumenten am besten un- führte auch eine ansteigende Tonhöhe zu besseren terstützt. Dies zeigen sowohl die Daten zur subjekti- Bewertungen. Im Gegensatz dazu hatte das Tempo ven Bewertung als auch die objektiven Indikatoren einen signifikanten Effekt. Schnellere Tonfolgen in- (Erregung und Erinnerung). Die langsamere 160- tensivierten die Orientierungsreaktion und wurden Wörter-Version erzielte insgesamt die schlechtesten als aufregender empfunden. Werte. Sie wurde zwar von den Probanden im Hin- blick auf Effektivität und Adäquatheit besser beur- Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass in der teilt als die schnelle 200-Wörter-Version. Letztere Lautstärke ansteigende und schnelle Sonic Logos erzielte jedoch bessere Erinnerungswerte, wurde die Aufnahmebereitschaft der Konsumenten und die aber von den Konsumenten als unangenehmer erlebt Leichtigkeit der Verarbeitung steigern können. Es als die langsame Variante. Die Darbietung von Infor- scheint daher vernünftig, solche Sonic Logos an den mationen in Radiospots sollte also hinsichtlich der Anfang einer Werbebotschaft zu stellen. Eine Verrin- Sprechgeschwindigkeit an die Verarbeitungskapazi- gerung der Intensität während des Sonic Logos wird täten der Hörer angepasst sein – 180 Wörter pro von den Autoren nicht empfohlen, weil sie zwar eine Minute sind nach Ansicht der Autorin ein guter Richt- Orientierungsreaktion auslöst, aber zu negativen Be- wert. wertungen (z. B. Langeweile) führt.
Auditive Werbekommunikation Media Perspektiven 425 7-8/2021 Herget, Ann-Kristin/ Der Einsatz von Musik in der Werbung sollte sich Weitere Literatur Priska Breves/ positiv auf die Reaktionen der Konsumenten auswir- Holger Schramm: ken, wenn die Musik passt. Da der sogenannte Mu- Bellman, Steven/Shruthi Arismendez/Duane Varan: The influence of sical Fit bislang eher generell, das heißt eindimen- Can muted video advertising be as effective as video different levels of sional betrachtet wurde (Musik passt zur Werbung advertising with sound? In: SN Business & Econo- musical fit on oder nicht), fordern die Autoren eine genauere Ana- mics 1:27; published online: 11 January 2021. DOI: the efficiency of lyse und differenzieren zwischen verschiedenen Ar- 10.1007/s43546-020-00030-9 audio-visual ten des Fits, nämlich ob die Musik zum Produkt, zur advertising. Zielgruppe der Werbung und/oder zur Story der Wer- Bolls, Paul D.: I can hear you, but can I see you? The In: Musicae Scientiae, bebotschaft passt. Berücksichtigt man diese drei use of visual cognition during exposure to high-ima- first published Referenzpunkte, so ergeben sich aus den Kombina- gery radio advertisements. In: Communication Re- March 19, 2020, tionen unterschiedliche Levels der Passung: No Fit search 29, 5/2002, S. 537–563. DOI: 10.1177/00936 S. 1-21. (keine Passung), Single Fit (Passung mit einem der 5002236194 DOI: 10.1177/ Referenzpunkte), Double Fit (Passung mit zwei Refe- 1029864920904095 renzpunkten) und Perfect Fit (Passung mit allen drei Cummins, R. Glenn/Collin K. Berke/Alexander Moe/ Referenzpunkten). Zijian Gong: Sight versus sound: The differential im- pact of mediated spectator response in sport broad- In einem Experiment mit 178 Teilnehmern (Durch- casts. In: Journal of Broadcasting & Electronic Media schnittsalter: 20 Jahre) wurde überprüft, wie sich 63, 1/2019, S. 111–129. DOI: 10.1080/08838151. unterschiedliche Levels des Musical Fits auf die Per- 2019.1568806 formance von Werbespots auswirken. Als Stimulus- material diente ein Werbespot (Nivea Men), der mit Kleinjohann, Michael: Marketingkommunikation mit unterschiedlicher Musik kombiniert wurde. Die Pas- Acoustic Branding. Planung, Einsatz und Wirkung sung der Musik zu den verschiedenen Referenz- von Stimme, Ton und Klang für die Corporate Identity. punkten wurde manipuliert und zuvor in einem Pre- Wiesbaden: Springer Gabler 2020. test (N=63; Durchschnittsalter: 22 Jahre) überprüft. Zunächst zeigte sich ein positiver Zusammenhang Kraus, Nina/Jessica Slater: Beyond words: How hu- zwischen dem objektiven Fit-Level (No Fit vs. Single mans communicate through sound. In: Annual Review Fit vs. Double Fit vs. Perfect Fit) und der Wahrneh- of Psychology 67, 2016, S. 83–103. DOI: 10.1146/ mung der Musik als passend für den Werbespot (d.h. annurev-psych-122414-033318 die Manipulation des Stimulusmaterials erwies sich als erfolgreich). Ein höherer Fit-Level hatte auch zur Lowe, Michael L./Katherine E. Loveland/Aradhna Folge, dass sich die Probanden besser an den Slo- Krishna: A quiet disquiet: Anxiety and risk avoidance gan der Werbebotschaft erinnerten und dass die Ein- due to nonconscious auditory priming. In: Journal of stellung gegenüber der Werbung positiver ausfiel. Consumer Research 46, 1/2019, S. 159–179. DOI: Eine Verbesserung der Einstellung gegenüber der 10.1093/jcr/ucy068 Marke trat jedoch nur zwischen den Bedingungen No Fit und Single Fit auf. Dies bedeutet: Durch die Muela-Molina, Clara/Josefa D. Martín-Santana/Eva Anpassung der Musik an mehr als einen Referenz- Reinares-Lara: Journalists as radio advertising en- punkt wurde kein zusätzlicher Effekt im Hinblick auf dorsers in news or talk radio stations. In: Journalism die Markenbeurteilung erzielt. 21, 12/2020, S. 1913–1931. DOI: 10.1177/14648849 17753785 Die Wirkung von Werbebotschaften kann durch die überlegte Auswahl der auditiven Komponente Musik Raja, Md Washim/Sandip Anand/David Allan: How ad signifikant verbessert werden. Dabei scheint es ver- music attitude-based consumer segmentation can schiedene Optionen für eine Passung zu geben, wie help advertisers. In: Journal of International Consu- zum Beispiel das Produkt selbst, die angesprochene mer Marketing 32, 5/2020, S. 383–399. DOI: 10.1080/ Zielgruppe oder die Story der Werbebotschaft. Wenn 08961530.2020.1731398 es gelingt, eine musikalische Untermalung zu finden bzw. zu kreieren, die zu mehr als einem dieser Refe- Raja, Md Washim/Sandip Anand/Ibha Kumar: Multi- renzpunkte als passend wahrgenommen wird, hat item scale construction to measure consumers’ atti- dies eine positive Wirkung auf die Performance der tude toward advertising music. In: Journal of Marke- Werbung, von der Einstellung gegenüber der Wer- ting Communications 26, 3/2020, S. 314–327. DOI: bung bis hin zur Verhaltensintention. 10.1080/13527266.2018.1471615
ARD-Forschungsdienst Media 426 Perspektiven 7-8/2021 Rodero, Emma/Olatz Larrea: Audio design in bran- gining communication: Experience. New York, NY: ding and advertising. In: Mas-Manchón, Lluís (Hrsg.): Routledge 2020, S. 32–46. Innovation in advertising and branding communica- tion. New York, London: Routledge Taylor & Francis Simmonds, Lucy/Svetlana Bogomolova/Rachel Group (Routledge research in communication stu- Kennedy/Magda Nenycz-Thiel/Steven Bellman: A dies) 2021, S. 69–85. dual-process model of how incorporating audio- visual sensory cues in video advertising promotes Rodero, Emma/Lluis Mas: Audio experience. In: Fili- active attention. In: Psychology and Marketing 37, mowicz, Michael/Veronika Tzankova (Hrsg.): Reima- 8/2020, S. 1057–1067. DOI: 10.1002/mar.21357
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