Programmheft 16.10.2021 Matinee auf acht Saiten
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Samstag, 16.10.2021, 11:00 Uhr · Bergen, St.-Marien-Kirche Matinee auf acht Saiten Duorezital Tobias Feldmann Violine Muriel Razavi Viola Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Bergen
Johann Sebastian Bach (1685–1750) 15 Duette nach den Zweistimmigen Inventionen BWV 772–786 (Fassung von Ferdinand David) Duett Nr. 1 C-Dur Duett Nr. 2 c-Moll Duett Nr. 3 D-Dur Duett Nr. 4 d-Moll Duett Nr. 5 Es-Dur Duett Nr. 6 E-Dur Duett Nr. 7 e-Moll Duett Nr. 8 F-Dur Duett Nr. 9 f-Moll Duett Nr. 10 G-Dur Duett Nr. 11 g-Moll Duett Nr. 12 A-Dur Duett Nr. 13 a-Moll Duett Nr. 14 B-Dur Duett Nr. 15 h-Moll Jean Sibelius (1865–1957) Duo C-Dur für Violine und Viola Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Duo G-Dur für Violine und Viola KV 423 Allegro Adagio Rondeau. Allegro Johan Halvorsen (1864–1935) Passacaglia g-Moll über ein Thema von Händel für Violine und Viola Konzert ohne Pause Bild- & Tonaufnahmen — auch mit dem Handy — sind untersagt.
Programmeinführung Johann Sebastian Bach (1685–1750) 15 Duette nach den Zweistimmigen Inventionen BWV 772–786 Johann Sebastian Bach entstammte der vielleicht einfluss- reichsten Musikerfamilie ganz Mitteldeutschlands. Nicht nur sein Vater, sondern auch unzählige weitere engere oder entferntere Verwandte verschrieben sich der Musik — als Organisten oder Kantoren, als Stadtpfeifer oder in Hofkapel- len, als Lauten- oder Cembalobauer. Bereits in Kindertagen Johann Sebastian Bach erhielt Johann Sebastian Bach bei seinem Vater Unterricht; als er später selbst Vater war, war es somit fast schon Pflicht, auch seinen Kindern das Interesse an der Musik zu vermitteln. Und so finden sich in Bachs umfangreichem Œuvre unzäh- lige Werke, die er zum Musikunterricht seiner Kinder ver- fasste. Im Jahr 1720 finden sich Bachs erste Unterrichtskompo- sitionen in Form des Klavierbüchleins für Wilhelm Friede- mann mit zwei- und dreistimmigen Stücken. 1723 brachte Bach diese kleinen Stücke in eine neue Reihenfolge, gab ihnen die bis heute gebräuchlichen Namen Inventionen (für die zweistimmigen Kompositionen) und Sinfonien (für die dreistimmigen Stücke) und fertigte eine Reinschrift an. In dieser endgültigen Ordnung sind die einzelnen Stücke auf- steigend nach Tonarten sortiert, sodass die Inventionen bereits entfernt an das später entstandene Wohltemperierte Klavier erinnern. Übersetzt man das Wort »Invention« direkt aus dem Lateinischen, so landet man bei der Bedeutung Erfindung oder Einfall. Jeder Invention liegt ein solcher kleiner Einfall in Form eines griffigen Themas zugrunde. Gleich zu Beginn erklingt stets dieses Thema, das in der Folge musikalisch ver- arbeitet wird. Die Werke demonstrieren so die korrekte Form des Kontrapunkts. isabel schubert
Programmeinführung Jean Sibelius (1865–1957) Duo C-Dur für Violine und Viola Lange Zeit galt der Finne Jean Sibelius als ein Komponist, der beinahe ausschließlich für Orchester geschrieben hatte — einmal abgesehen von einem Streichquartett und einigen wenigen Stücken für Geige und Klavier. Erst als Sibelius’ Nachkommen dessen gesammelte Handschriften im Jahr 1982 an die Finnische Nationalbibliothek spendeten, zeigte sich, wie falsch man mit dieser Einschätzung gelegene hatte: Jean Sibelius So stieß man auf fünf komplette Streichquartette sowie zahlreiche einzelne Sätze für diese Besetzung, fünf große Klaviertrios sowie einige kleiner Stücke für dieses Ensemble, zwei Violinsonaten und unzählige weitere Kammermusik- werke, darunter je ein Klavierquartett und ein -quintett. Vor Sibelius’ biografischem Hintergrund dürfte dies wenig verwundern: Bereits als Kind hatte er erste Kammermusik- kompositionen geschrieben und gemeinsam mit seinen Geschwistern und seiner Mutter im heimischen Wohnzimmer zum Besten gegeben. Seine Schwester Linda erinnerte sich später: »Wir spielten zusammen; Janne [= Jean] die Violine, Kitti das Violoncello, die Mutter das Klavier oder Klavierhar- monium. Janne komponierte schon als ein ziemlich kleiner Junge für Klavier und Violine, und ich musste direkt aus den geschriebenen Noten begleiten, was nicht einfach war.« Das heute zu hörende Duo für Geige und Bratsche ent- stand wesentlich später: 1891/92 kehrte Sibelius aus Wien zurück nach Finnland und arbeitete anschließend im Haus seiner Tante Evelina in Lovisa an seiner Sinfonischen Dich- tung »Kullervo«. Nebenbei gab er Musikunterricht in Geige- und Ensemblespiel sowie Musiktheorie. Wahrscheinlich komponierte er das Duo für diese Unterrichtsstunden. Isabel schubert
Programmeinführung Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) Duo G-Dur für Violine und Viola KV 423 Einem kuriosen Umstand ist es zu verdanken, dass Wolf- gang Amadeus Mozart zwei Duos für Violine und Viola kom- poniert hat: Sein alter Freund Michael Haydn, der jüngere Bruder von Joseph Haydn, war krank geworden und konnte eine Serie von sechs Duos für Violine und Viola, die Haydns Dienstherr Hieronymus Colloredo, Erzbischof von Salzburg, bei ihm bestellt hatte, nicht fristgerecht vollenden. Der Erz- Wolfgang Amadeus Mozart bischof drohte Haydn mit der Einbehaltung des Honorars. Als Mozart davon erfuhr, bot er sofort seine Hilfe an und komponierte die beiden fehlenden Stücke. In keinem der beiden Duo-Autografen ist Mozarts Namenszug zu finden, nicht einmal die über den Noten stehenden Werkbezeich- nungen stammen von seiner Hand. Die beiden Stücke, die den Tonarten nach zu den bereits fertiggestellten vier Duos passen, konnten also mühelos hinzugefügt und mit den nötigen Angaben versehen werden. Sicherlich wird es für Mozart eine heitere Genugtuung gewesen sein, seinen ehe- maligen Dienstherren auf diese Weise zu täuschen und ihn in dem Glauben zu lassen, dass tatsächlich alle sechs Duos von Michael Haydn stammen. Bei genauerem Hinsehen und Hinhören sind Mozarts Werke allerdings sofort erkennbar: Im Unterschied zu Haydns Duos haben die Bratsche sowie kontrapunktische Techniken eine viel größere Bedeutung. Im ersten Satz des G-Dur-Duos dialogisieren beide Inst- rumente, indem sie sich gegenseitig das Thema zuspielen. In der Durchführung werden die Themen polyfon verarbeitet. Auf das expressive Adagio in ABA’-Form folgt das finale Rondo, in dem das anmutige Thema dreimal wiederkehrt. Die Zwischenstücke mit ihren kanonischen Modulationen und der durchführungsartigen Themenbehandlung zeigen deut- lich Mozarts Meisterschaft. imke griebsch
Programmeinführung Johan Halvorsen (1864–1935) Passacaglia g-Moll über ein Thema von Händel für Violine und Viola Wirft man einen Blick in die Musikgeschichte Norwegens, so trifft man umgehend auf Edvard Grieg. Weitere große Komponisten sucht man meist vergebens und tut damit anderen Vertretern aus diesem Land Unrecht, wie das Bei- spiel Johan Halvorsen zeigt. 30 Jahre lang war dieser Chef- dirigent am Nationaltheater in Kristiania (Oslo); die heute Johan Halvorsen erklingende Passacaglia über ein Thema von Händel ent- stand jedoch bereits während Halvorsens Zeit als Kapell- meister im norwegischen Bergen. Damals lernte Halvorsen Karl Johannessen kennen, der dort das Orchester Harmonien leitete. Die beiden Musiker teilten eine ganz konkrete Leidenschaft, nämlich das Geige- spielen. Johannessen beherrschte außerdem auch die Brat- sche. Gemeinsam bildeten sie ein Duo und gaben Konzerte, in denen sie u. a. Bearbeitungen spielten, die Halvorsen selbst angefertigt hatte. Für ein Kirchenkonzert im Januar 1894 setzten sie ein neues Werk aufs Programm: eine Passacaglia für Violine und Viola, die auf einem Satz aus Georg Friedrich Händels siebter Cembalosuite HWV 432 basierte. Hinter einer Passacaglia verbirgt sich eine Variationenfolge über einer als Ostinato ständig wiederkehrenden Bassmelodie. Bis heute ist dies wahrscheinlich Halvorsens einzige Komposi- tion, die einen größeren Bekanntheitsgrad erlangen konnte und insbesondere in der Besetzung Geige und Cello gern gespielt wird. isabel schubert
Biografien Tobias Feldmann Violine Der Geiger Tobias Feldmann wurde für seine »schwärmerische Lyrik« (The Telegraph) und »virtuose Energie« (Fanfare) in Aufführungen eines Repertoires, das von Mozart und Beet- hoven bis zu Bartók, Sibelius und Rautavaara reicht, gelobt. Zu seinen Konzertengagements in der Saison 2021/22 gehören Prokofjew mit dem Minnesota Orchestra und Nathalie Stutzmann, Brahms mit dem Staatsorchester Han- nover und Stephan Zilias, Mozart mit dem WDR Sinfonie- orchester und dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck, Beethoven mit dem Uppsala Chamber Orchestra und Schnittke mit dem Ensemble Resonanz. Tobias Feldmann ist Preisträger des Internationalen Königin-Elisabeth-Wettbewerbs (2015) und des Internatio- nalen Joseph-Joachim-Violinwettbewerbs (2012). Zu den jüngsten Höhepunkten gehören u. a. Auftritte beim Konzert- hausorchester Berlin und beim Bournemouth Symphony Orchestra. Als begeisterter Kammermusiker trat Tobias Feldmann u. a. im Wiener Konzerthaus, bei der Schubertiade Schwarzen- berg und beim Rheingau Musik Festival auf und arbeitete mit Künstlern wie Kian Soltani und Denis Kozhukhin. Die im Jahr 2014 veröffentlichte Debüt-CD mit Werken von Beethoven, Ysaÿe, Bartók und Waxman wurde von der Presse hochgelobt. Seine zweite Rezital-Aufnahme mit dem Pianisten Boris Kusnezow erschien 2017, gefolgt von seinem dritten Album im Mai 2018 beim Label Alpha Classics. Tobias Feldmann wurde 1991 in Fulda geboren und erhielt seinen ersten Geigenunterricht im Alter von sieben Jahren. Er absolvierte sein Studium in Berlin an der Hoch- schule für Musik Hanns Eisler bei Antje Weithaas. Im Alter von 26 Jahren wurde Tobias Feldmann als Professor an die Hochschule für Musik Würzburg berufen.
Biografien Muriel Razavi Viola Muriel Razavi ist eine viel gefragte Musikerin im Bereich der Kammermusik, Barockmusik und der Neuen Musik und konzertiert weltweit in führenden Ensembles und Orches- tern. Sie studierte bei namenhaften Lehrenden wie Tabea Zimmermann, Nils Mönkemeyer und Tatjana Masurenko. Im Jahr 2019 schloss sie ihr Masterstudium bei Wilfried Strehle an der Universität der Künste in Berlin mit Bestnote ab. Sie ist mehrfache Preisträgerin internationaler Wett- bewerbe (u. a. 1. Preis Washington D.C. String Competition, 2018) und war Stipendiatin mehrerer großer Musikstiftungen. Seit der Saison 2020/21 hat sie die Stelle als Stellvertretende Solobratschistin im MDR Sinfonieorchester inne und ist zudem seit diesem Jahr Doktorandin an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, wo sie zum Re-Orientalismus in der Musik forscht. Sie spielt eine französische Bratsche von Patrick Robin und eine alemannische Barockviola von Dorothea van der Woerd.
Spielstätte Bergen, St.-Marien-Kirche Die Geschichte der Bergener St.-Marien-Kirche reicht bis ins Jahr 1180 zurück. Sie ist damit das älteste erhaltene Gebäude Am 18. Juli 2008 war die auf der Insel Rügen. Um den Wechsel zum 20. Jahrhundert St.-Marien-Kirche zum ersten wurden die Wandmalereien aufwändig restauriert und Mal Spielort für ein Konzert ergänzt, nachdem diese im Zuge der Reformation übermalt der Festspiele Mecklenburg- worden waren. Kurioses ist an der Nordseite des Turmes zu Vorpommern. entdecken: Das Ziffernblatt der Kirchturmuhr ist seit einer weiteren Restaurierung im Jahr 1985 in 61 Minuten unter- teilt. 2004 wurde die Marienkirche in die Europäische Route der Backsteingotik 2005 in das Denkmalpflegeprogramm »National wertvolle Kulturdenkmäler« aufgenommen.
Willkommen bei Freunden Mehr als 2.000 Mitglieder haben sich bereits dafür entschieden: Sie genießen das vielfältige Konzertangebot, fördern mit ihren Beiträgen musikalische Talente der Jungen Elite und erleben bei exklusiven Sonderveranstaltungen des Vereins Begeg- nungen untereinander sowie mit Künstlerinnen und Künstlern. Eine Einzelmitgliedschaft ist ab 50 Euro Jahresbeitrag möglich. Seien Sie mit dabei, Sie sind uns herzlich willkommen! Ihre Anne Homann-Trieps Vorsitzende des Fördervereins der Festspielfreunde kontakt Festspielfreunde-Förderverein Festspiele MV e.V. · Christina Renneberg · Lindenstr. 1, 19055 Schwerin · t 0385 5918599 · f 0385 5918510 · info@festspielfreunde-mv.de · www.festspiele-mv.de/engagement/festspielfreunde/
Wir danken unseren Stifterinnen und Stiftern platin (ab 100.000 €) Prof. Dr. Dietmar Enderlein* · Inga Maren Otto · Günther Weber gold (ab 50.000 €) Katja Enderlein · Christoph Forsthoff* · Owe Gluth · Ingeborg & Dr. H. Jürgen Tiemann · Kirsten Zahrnt silber (ab 25.000 €) Ursula & Adolf Adrion · Monika & Lars M. Clasen* · Gerüstbau B. Werdermann e. K. · Dorothee Hennings- Holtmann & Claus Friedrich Holtmann (†) · Kühne-Stiftung · Horst Rahe* · Lutz Schumacher* · TUI AG · Webasto Neubrandenburg GmbH bronze (ab 10.000 €) Leander Forsthoff · Detlev U. Fricke* · Dr. Detlev Geerds · Ela & Dirk Grolman · Katrin & Klaus Hamker · Dr. Matthias von Hülsen · Anno August Jagdfeld* · Regina & Volker König · Körber-Stiftung · Almuth & Dr. Fritz Kröger · Anne & Peter Leibold* · Margret Leppin · Lewens Sonnenschutz-Systeme GmbH & Co. KG · Manfred Meiner* · Alice & Haymo († ) Rethwisch · Luise & Guenter Roese (†) · Angela & Dr. Gerd Schäfer · Prof. Robby Scholz · Dres. 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