Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich - Studie Stand: August 2019 - vbw
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Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Studie Stand: August 2019 Eine vbw Studie, erstellt von Institut der deutschen Wirtschaft Köln Consult GmbH
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Studie|August 2019 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Vorwort Bayern ist ein internationaler Spitzenstandort Bayern hat eine starke Industrie. Über ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Wertschöp- fung wird im Verarbeitenden Gewerbe erzielt, in den vergangenen Jahren hat das Gewicht der Industrie sogar weiter zugenommen. Dank dieser industriellen Stärke konnte der Frei- staat – im Gegensatz zu den meisten anderen Industriestaaten – seinen Weltmarktanteil an der globalen Wertschöpfung weitgehend konstant halten. Basis für diesen Erfolg ist ein starker und wettbewerbsfähiger Industriestandort. Zum mittlerweile sechsten Mal hat die IW Consult GmbH im Auftrag der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. die Standortfaktoren von insgesamt 45 Volkswirtschaften untersucht. Bayern belegt aktuell den hervorragenden zweiten Platz. In fünf von sechs Teilbereichen liegt der Freistaat in den TOP 10. Doch es wäre fatal, sich auf dem Erreichten auszuruhen. Der globale Standortwettbewerb ist groß. Zwar ist die Standortqualität der Schwellenländer derzeit noch unterdurchschnitt- lich, doch sie holen stetig auf und haben bei den Kosten einen enormen Standortvorteil. Auch innerhalb der Industrieländer wird der Standortwettbewerb wieder intensiver. Viele Staaten verfolgen eine Strategie der Re-Industrialisierung. Die Verbesserung der Qualität unseres Industriestandortes ist eine Daueraufgabe. Dies gilt um so mehr angesichts des konjunkturellen Umfelds. Die Zeiten, da die gute Konjunktur Standortschwächen und eine schwindende Wettbewerbsfähigkeit überdeckte, sind vorbei. Die Überzeugung der vbw ist und bleibt: Industrie ist Zukunft. Sie ist der Motor unserer Volkswirtschaft und sorgt auch in anderen Branchen für Wachstum und Beschäftigung. Umso wichtiger ist es, dauerhaft für attraktive und wettbewerbsfähige Standortfaktoren in Bayern zu sorgen. Bertram Brossardt 20. August 2019
Studie|August 2019 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Inhalt 1 Ergebnisse 1 2 Studiendesign 3 3 Bedeutung der Industrie im globalen Vergleich 5 4 Der Index der internationalen Standortqualität 9 4.1 Standortqualität im Themenbereich Staat 13 4.2 Standortqualität im Themenbereich Infrastruktur 14 4.3 Standortqualität im Themenbereich Wissen 15 4.4 Standortqualität im Themenbereich Ressourcen 16 4.5 Standortqualität im Themenbereich Kosten 17 4.6 Standortqualität im Themenbereich Markt 19 5 Standortqualität ausgewählter Länder 20 5.1 Länderprofil Bayern 20 5.2 Länderprofil USA 23 5.3 Länderprofil Schweiz 24 5.4 Länderprofil Großbritannien 25 5.5 Länderprofil Japan 26 5.6 Länderprofil China 27 Ansprechpartner / Impressum 39
Studie|August 2019 1 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Ergebnisse 1 Ergebnisse Bayern liegt im Ranking der Top-Industriestandorte auf Rang 2 Auch in diesem Jahr zählt Bayern zu den Top-Industriestandorten und bietet besonders at- traktive Standortbedingungen. Im internationalen Standortranking erreicht Bayern den zweiten Rang hinter der USA und vor der Schweiz. Bayerns Stärke fußt vor allem auf einer starken Industrie, die rund ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung er- wirtschaftet. Damit weist Bayern weltweit die vierthöchste Industriedichte auf. Bayern liegt in vier wichtigen Bereichen weit vorne: 1. Wertschöpfungsketten: Die guten Marktbedingungen in Bayern zeigen sich in der höchsten Bewertung aller betrachteten Länder in Bezug auf Industrie-Dienstleistungs- verbünde, der zweitbesten Bewertung der Unternehmenscluster und breiten Wert- schöpfungsketten. 2. Ordnungsrahmen: Bayern punktet bei den staatlichen Rahmenbedingungen vor allem mit der höchsten Bewertung aller betrachteten Länder im Bereich wirtschaftliche und unternehmerische Freiheit und einem effizienten Regierungsapparat. 3. Innovationsumfeld: Eine besondere Stärke Bayerns ist das Innovationsumfeld – hier er- reicht der Freistaat die zweitbeste Bewertung unter den untersuchten Ländern. Die höchste MINT-Absolventenquote, hervorragende Forschungs- und damit verbundene Patentaktivitäten sowie eine hohe Produktivität und Technologieabsorption in den Un- ternehmen tragen dazu bei. 4. Infrastruktur: Der Freistaat verfügt neben einer hohen Lebenserwartung und über- durchschnittlichen IT-Infrastruktur über die leistungsfähigsten Logistiksysteme aller be- trachteten Länder. Doch der Standort Bayern kann auch in anderen Bereichen glänzen und in fünf der sechs bewerteten Themenbereiche (Staat, Infrastruktur, Wissen, Ressourcen und Markt) einen Rang unter den zehn bestplatzierten Volkswirtschaften einnehmen. Als größte Herausfor- derung für den Standort gelten die Kosten. Vor allem wegen der hohen Arbeits- und Ener- giekosten sowie der Steuern landet der Freistaat im Kostenranking auf einer der hinteren Positionen. Mit dem vorliegenden IW-Standortindex der Institut der deutschen Wirtschaft Köln Con- sult GmbH werden zum siebten Mal umfassend die industriellen Standortbedingungen aus der Sicht der Investitionsentscheidungen von Industrieunternehmen untersucht. Die rele- vanten Standortbedingungen werden in sechs Themenbereiche geclustert und durch ins- gesamt 61 Indikatoren für Bayern und die 45 wichtigsten Wettbewerbsländer analysiert. Die Top-10-Länder sind in Abbildung 1 dargestellt.
Studie|August 2019 2 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Ergebnisse Abbildung 1 Gesamtranking Standortqualität – Top 10 Durchschnitt der 45 wichtigsten Wettbewerbsländer Bayerns = 100 Punkte. Eigene Darstellung der IW Consult; Ursprungsdaten: Tabelle 13 im Anhang Nach wie vor steht die bayerische Industrie am intensivsten mit China im Wettbewerb, das sich im Standortvergleich jedoch nur im Mittelfeld (Rang 24) platzieren kann. Auch weitere bedeutende Wettbewerber wie Mexiko (Wettbewerbsintensität: Rang 3; Standortqualität: Rang 32) oder Südkorea (6; 20) schneiden im Standortranking deutlich schlechter ab als Bayern. Deutschland platziert sich wie im Vorjahr auf Rang 5. Japan, im Vorjahr nicht in den Top 10 vertreten, liegt auf Rang 9 der zehn besten Industriestandorte. Auch die Niederlande konnten ihre Standortqualität um vier Ränge gegenüber dem Vorjahr verbessern. Die Top 10 verlassen musste dagegen Neuseeland (Rang 12). Im Gesamtindex sind deutliche Unterschiede zwischen den Ländergruppen zu erkennen. Die traditionellen Industrieländer erreichen im Durchschnitt mit 119,1 Indexpunkten ein wesentlich besseres Ergebnis als die Schwellenländer mit rund 81,7 Punkten, auch wenn sich dort die Bedingungen stetig verbessern. Die Stärken der traditionellen Industrieländer liegen vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Staat und Wissen. Hohe Arbeits-, Export- und Treibstoffkosten sowie Steuern führen zu einem Kostennachteil bei den Industrielän- dern. Die Schwellenländer bieten hauptsächlich Kostenvorteile aufgrund relativ günstiger Arbeitskräfte und eines insgesamt niedrigen Kostenniveaus. Die beste Platzierung unter den Schwellenländern erreicht Malaysia mit Platz 17. China erreicht Rang 24.
Studie|August 2019 3 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Studiendesign 2 Studiendesign Die industrielle Standortqualität wird mit 61 Indikatoren gemessen. Die Attraktivität eines Standorts wird im Wesentlichen durch seine Standortfaktoren be- stimmt. Diese haben Einfluss darauf, ob ein Unternehmen sich an einem Standort nieder- lässt oder investiert. Daher ist es wichtig, die spezifischen Anforderungen, die Unterneh- men an einen Standort haben, zu identifizieren und die Qualität der Standortbedingungen international zu vergleichen. Die Studie soll – identifizieren, welche Rahmenbedingungen Industrieunternehmen benötigen, um er- folgreich zu sein und um sich im internationalen Wettbewerb behaupten zu können; – herausstellen, wer die weltweit wichtigsten Wettbewerber der bayerischen Industrie sind; – messen, wie gut die Standortbedingungen in Bayern und in den Wettbewerbsländern sind. Die Standortqualität Bayerns und seiner 45 bedeutendsten Wettbewerber wird mithilfe von 61 Indikatoren ermittelt. Diese Indikatoren sind zu 14 Obergruppen zusammengefasst, welche wiederum den folgenden sechs Themenbereichen zugeordnet werden (vgl. Abbil- dung 12 und Tabelle 12 im Anhang): – Staat: Dem Bereich Staat werden der allgemeine staatliche Ordnungsrahmen, das Re- gulierungsumfeld und die Bürokratie als Bewertungskriterien zugeordnet. – Infrastruktur: Neben der Internet- und Breitbandversorgung werden in diesem The- menbereich die allgemeine Infrastruktur und die Leistungsfähigkeit der Logistiksysteme bewertet. Die Straßeninfrastruktur fließt in die Beurteilung der allgemeinen Infrastruk- tur mit ein und wird deshalb nicht explizit ausgewiesen. Indikatoren zu Seehäfen und Luftverkehr geben die internationale Anbindung wieder. – Wissen: Bewertet werden hier das Innovationsumfeld, das Bildungssystem, der Fach- kräftenachwuchs und die Arbeitsbeziehungen. – Ressourcen: In diesem Bereich werden die Rohstoffproduktion und -reserven, die Ener- gieversorgung und die Energieeffizienz sowie der Kapitalmarkt bewertet. – Kosten: Bewertet werden hier die Steuer-, Arbeits-, Energie-, Zins- und Exportkosten. – Markt: Bewertungskriterien in diesem Bereich sind Komponenten wie die Kundenorien- tierung, die Marktgröße, die Beschaffenheit der Wertschöpfungsketten und die Offen- heit der Märkte. Für jeden der genannten Themenbereiche wird ein eigenes Teilranking erstellt, um eine differenzierte Analyse der Stärken und Schwächen bei den Standortbedingungen der ein- zelnen Länder vorzunehmen. Die industriellen Standortbedingungen werden verdichtet in einem Index dargestellt. Die Studie folgt dem Studiendesign aus den Vorjahren, daher han- delt es sich um eine Aktualisierung des Standortindex aus Juli 2018.
Studie|August 2019 4 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Studiendesign Die Wettbewerber der bayerischen Industrie können anhand der Exportverflechtungen be- stimmt werden. China, Kanada, Mexiko, die USA, Japan und Südkorea sind die wichtigsten Wettbewerber der bayerischen Industrie aus dem außereuropäischen Raum. Innerhalb Eu- ropas gehören Großbritannien, die Niederlande, Italien und Frankreich zu den wichtigsten Konkurrenten Bayerns (Abbildung 2). Abbildung 2 Wettbewerber Bayerns geordnet nach gewichtetem Exportvolumen Eigene Darstellung der IW Consult; Ursprungsdaten: Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 5 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Bedeutung der Industrie im globalen Vergleich 3 Bedeutung der Industrie im globalen Vergleich Bayern konnte seine Industrie trotz des Strukturwandels weiter stärken In Bayern hat die Industrie nach wie vor eine im nationalen und internationalen Vergleich hohe Bedeutung. Über ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung wird derzeit in Bayern vom Verarbeitenden Gewerbe erbracht. Damit hat Bayern weltweit den viert- höchsten Industrieanteil. Dieser Industrieanteil hat sich in den vergangenen 12 Jahren so- gar erhöht, während in vielen klassischen Industrieländern schrumpfende Anteile des Verar- beitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung zu beobachten waren. Nur wenige Länder schaffen es, in Zeiten des Strukturwandels, ihre Industrie zu stärken und weiter auszu- bauen (vgl. Tabelle 1). – In den 45 ausgewählten Wettbewerbsländern Bayerns hat das Verarbeitende Gewerbe im Jahr 2017 eine Bruttowertschöpfung von rund 12,0 Billionen US-Dollar erwirtschaf- tet. Im Vergleich zum Jahr 2005 (7,1 Billionen US-Dollar) hat sich die industrielle Wert- schöpfung demnach fast verdoppelt. – Gleichzeitig ist jedoch der Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamtwirt- schaftlichen Bruttowertschöpfung in der Gesamtheit der 45 Länder nur leicht gestie- gen – von 17,4 Prozent im Jahr 2005 auf 17,9 Prozent im Jahr 2017. – In den außereuropäischen Schwellenländern ist der Anteil der Industrie an der gesamt- wirtschaftlichen Bruttowertschöpfung bis 2010 gestiegen und seitdem auf einem rela- tiv konstanten Niveau. In den klassischen Industrieländern, aber auch in den Ländern Mittel- und Osteuropas ist hingegen eine insgesamt sinkende Tendenz zu verzeichnen (in letztgenannten zumindest bis zum Jahr 2010). – Im Freistaat hingegen ist der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung von 24,6 Prozent (2005) auf 27,2 Prozent (2017) gewachsen. Nur in Irland (34,0 Prozent), Südkorea (30,4 Prozent) und China (29,3 Prozent) ist die Industriedichte höher. Thai- land (27,1 Prozent) und Tschechien (26,8 Prozent) erreichen fast den bayerischen Wert.
Studie|August 2019 6 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Bedeutung der Industrie im globalen Vergleich Tabelle 1 Industriedichte in den Ländergruppen Ländergruppen 2005 2010 2017 Industrieländer 16,1 15,0 14,8 Mittel- und Osteuropa 19,1 16,7 17,9 Andere Schwellenländer 23,9 24,4 24,1 Gesamtheit der 45 Länder 17,4 17,4 17,9 Bayern 24,6 26,0 27,2 Angaben in Prozent; Ursprungsdaten in US-Dollar zu nominalen Wechselkursen; Industriedichte: Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung. Quellen: Weltbank (2019); OECD (2019); Eurostat (2019) Betrachtet man die Industrieanteile und ihre Entwicklung zwischen 2005 und 2017 in Bay- ern und den 45 untersuchten Wettbewerbsländern, zeigt sich folgendes Bild: – Neben Bayern verfügen mit Südkorea, Tschechien, Deutschland, Ungarn, Mexiko, Slo- wenien und Polen nur sieben weitere Länder über einen überdurchschnittlich hohen und zudem steigenden Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamtwirtschaftli- chen Bruttowertschöpfung. Irland ist als Sonderfall zu werten. Dort stieg die Indust- riequote aufgrund einzelner Headquarter-Verlagerungen im Jahr 2015 sprunghaft um rund 15 Prozentpunkte auf fast 37 Prozent. – Die Anteile des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowert- schöpfung sind in fast allen anderen Ländern gefallen. Der stärkste Rückgang fand da- bei zwischen den Jahren 2005 und 2010 statt. Seit 2010 hat sich der industrielle Struk- turwandel wieder abgeschwächt. – Die Industriedichte ist überwiegend in den Schwellenländern überdurchschnittlich. Von den traditionellen Industrienationen weisen neben Bayern nur sechs weitere der 22 Länder eine überdurchschnittliche Industriedichte auf. In knapp drei Viertel der klassischen Industrieländer (16 von insgesamt 22 Ländern) liegt die Industriedichte un- ter dem Durchschnitt der untersuchten 45 Wettbewerber Bayerns (17,9 Prozent). – 23 der untersuchten 46 Volkswirtschaften weisen nicht nur fallende, sondern zugleich unterdurchschnittliche Industrieanteile auf. Zu diesen gehören unter anderem auch große Volkswirtschaften wie die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien, Spa- nien oder Australien.
Studie|August 2019 7 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Bedeutung der Industrie im globalen Vergleich Abbildung 3 Niveau und Veränderung der Industriedichte 2005 bis 2017 IE Veränderung Industriedichte Unterdurchschnittlich 2005 - 2017 in Prozentpunkten Überdurchschnittlich und wachsend und wachsend 10 5 BY KR MX PL HU CZ IN DE TR Industriedichte EC DK SI 2017 in Prozent PT IT 0 JP AT SK 5 US 15 CH 25 35 GB ES RO NO NL FR CN TH CA RU PE IL BE VN CL AU NZ ZA PH CO SE MY AR -5 ID BR FI Unterdurchschnittlich Überdurchschnittlich und schrumpfend und schrumpfend -10 Industriedichte: Anteil des Verarbeitenden Gewerbes an der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung. Quellen: Weltbank (2019); OECD (2019); Eurostat (2019) Die letzten beiden Beobachtungen hängen mit der Verschiebung der industriellen Wert- schöpfung von Westeuropa und Nordamerika hin zu den aufstrebenden Schwellenländern zusammen: einem Trend, der in den letzten beiden Dekaden beobachtet werden konnte. So ist der Anteil der klassischen Industrieländer an der weltweiten industriellen Brutto- wertschöpfung seit dem Jahr 2005 um 21,9 Prozentpunkte gefallen, während die Schwel- lenländer Anteile hinzugewinnen konnten (Tabelle 2). Die stärksten Veränderungen fanden dabei zwischen den Jahren 2005 und 2010 statt, seit 2010 hat sich diese Dynamik etwas abgeschwächt, der Trend ist aber weiterhin zu be- obachten. Am deutlichsten fand diese Kräfteverschiebung in den Schwellenländern außer- halb Europas statt – ihr Anteil hat sich mehr als verdoppelt und stieg von 20,7 Prozent (2005) auf 42,6 Prozent (2017). Insbesondere China gilt hier als Gewinner – der Anteil der asiatischen Volksrepublik hat sich verdreifacht und stieg von 10,2 Prozent im Jahr 2005 auf 29,9 Prozent im Jahr 2017.
Studie|August 2019 8 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Bedeutung der Industrie im globalen Vergleich Auch die Länder aus dem mittel- und osteuropäischen Raum verzeichneten in diesem Zeit- raum insgesamt ein Wachstum; seit 2010 ist ihr Anteil aber wieder leicht gefallen und er- reicht 2017 den Wert aus dem Jahr 2005. Bayern konnte seine Stellung im internationalen Wettbewerb behaupten. Der Freistaat er- wirtschaftet heute rund 1,4 Prozent der weltweiten Bruttowertschöpfung des Verarbeiten- den Gewerbes. Dieser Anteil blieb im Zeitablauf zwar nahezu konstant. Dennoch muss die industrielle Standortqualität der neuen Wettbewerber aufgrund ihrer zunehmenden wirt- schaftlichen Bedeutung auf internationalen Märkten weiterhin genau unter die Lupe ge- nommen werden. Tabelle 2 Verteilung der Bruttowertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe Ländergruppen 2005 2010 2017 Industrieländer 74,4 60,5 52,5 Mittel- und Osteuropa 4,9 5,4 4,9 Andere Schwellenländer 20,7 34,1 42,6 Gesamtheit der 45 Länder 100,0 100,0 100,0 Angaben in Prozent; Ursprungsdaten in US-Dollar zu nominalen Wechselkursen. Quellen: Weltbank (2019); OECD (2019); Eurostat (2019)
Studie|August 2019 9 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität 4 Der Index der internationalen Standortqualität Die USA verdrängen den langjährigen Spitzenreiter Schweiz Der Index der internationalen Standortqualität bestätigt Bayern weiterhin als industriellen Spitzenstandort. Bei dem 45 Länder umfassenden Vergleich der industriellen Standortbe- dingungen belegt der Freistaat den zweiten Platz und verbessert sich gegenüber dem Vor- jahr um zwei Ränge. Bayern punktet vor allem mit guten staatlichen Rahmenbedingungen, breiten Wertschöpfungsketten, guter Infrastruktur und einem ausgeprägten Innovations- umfeld – die drei erstgenannten Standortfaktoren erhalten in Bayern die beste Bewertung. Damit hat der Freistaat gute Voraussetzungen, um seine Wettbewerbsfähigkeit in Zeiten des digitalen und strukturellen Wandels zu erhalten und weiter auszubauen. Tabelle 3 Gesamtranking Standortqualität – Top 10 Die USA stoßen die Schweiz (Rang 3) vom Thron und erreichen den ersten Rang mit Spit- zenwerten in den Teilrankings Staat, Infrastruktur und Ressourcen (Tabelle 3). Auf Rang 3 liegt die Schweiz und punktet weiterhin mit den besten Ergebnissen im Bereich Wissen. Im Vorjahr noch auf Platz 3 vor Bayern rutscht Schweden hinter den Freistaat und positioniert sich vor der Bundesrepublik auf Rang 4. Insgesamt werden die Top 10 der Standorte wei- terhin von europäischen Ländern dominiert – jedoch ist Japan als außereuropäischer Wett- bewerber neu in der Liste der Top-10-Standorte, während Neuseeland aus der Top-10 fiel. Abbildung 4 zeigt das Gesamtranking aller betrachteten Länder.
Studie|August 2019 10 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität Abbildung 4 Gesamtranking Standortqualität – alle Länder inkl. Bayern Wertet man das Gesamtranking differenziert nach Ländergruppen aus, werden die Unter- schiede der Standortqualität zwischen Industrie- und Schwellenländern deutlich (Tabelle 4). Die Schwellenländer profitieren von niedrigen Kosten, während die Industrieländer in den Bereichen Infrastruktur, Wissen und Staat ihre bedeutendsten Stärken haben. Dabei erzielt die Gruppe der Industrieländer – außer bei den Kosten – durchweg deutlich bessere Bewertungen als die Gruppe der Schwellenländer. Der Vorsprung der Industrieländer in der Standortqualität fußt demnach auf einer breiten Basis. Die in den Jahren 2014 bis 2016 zu beobachtende Verringerung der Unterschiede zwischen beiden Ländergruppen scheint vorerst gestoppt. Die Punktzahl der Industrieländer ist auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Innerhalb der Industrieländer schneiden die Länder außerhalb Europas mit 125,3 Index- punkten besser ab als die europäischen Länder, die 116,9 Punkte erreichen. Bei der Gruppe der Schwellenländer zeigt sich ein umgekehrtes Bild: hier schneiden die Volkswirt- schaften aus dem europäischen Raum am besten ab. Mit geringem Abstand folgen die Schwellenländer aus dem asiatischen Raum. Die schlechteste Bewertung erzielen die Schwellenländer in Südamerika und Afrika. In der Länderbetrachtung geht Malaysia (Rang 17) als höchstplatziertes Schwellenland her- vor und reiht sich damit zwischen Österreich (Rang 16) und Belgien (Rang 18) ein. Tsche- chien ist das beste europäische Schwellenland auf Rang 22, dessen Standortfaktoren ähn- lich gut bewertet werden wie jene Frankreichs (Rang 21) und besser als jene Spaniens
Studie|August 2019 11 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität (Rang 25) und Italiens (Rang 27). Mit Chile auf Rang 23 folgt ein weiteres Schwellenland mit einer überdurchschnittlich bewerteten Standortqualität (102,0 Indexpunkte). Tabelle 4 Gesamtranking Standortqualität nach Regionen Von besonderem Interesse ist die Standortattraktivität der Volkswirtschaften, die mit den bayerischen Industrieunternehmen auf internationalen Märkten im Wettbewerb stehen. Abbildung 5 veranschaulicht die industrielle Standortqualität in Zusammenhang mit der Wettbewerbsintensität nach gewichtetem Exportvolumen. Im Quadranten oben rechts be- finden sich die Volkswirtschaften, die sowohl eine überdurchschnittliche Standortqualität aufweisen als auch mit den bayerischen Unternehmen im intensiven Wettbewerb stehen. Ein auffälliger Befund hierbei ist, dass sich in diesem Quadranten ausschließlich klassische Industrienationen wiederfinden. Die Kernbefunde im Einzelnen: – Besonders stark ausgeprägt sind beide Eigenschaften – hohe Standortqualität und starke Konkurrenz mit Bayern – außerhalb Europas in Kanada, den USA, Japan und Südkorea. – Innerhalb Europas sind besonders die Niederlande, Großbritannien, Belgien und Frank- reich starke Wettbewerber des Freistaats mit zugleich hoher Standortattraktivität. – Die Schweiz als Drittplatziertem bei der Standortqualität steht in leicht unterdurch- schnittlich intensivem Wettbewerb zu Bayern. Auch Schweden, Österreich, Dänemark und Norwegen gehören zu den Ländern mit den attraktivsten Standortbedingungen, sind aber eher weniger starke Wettbewerber der bayerischen Industrie. – Bayerns größter Wettbewerber China besitzt eine unterdurchschnittliche Standortqua- lität (Rang 24; 98,2 Indexpunkte). Auch in zwei weiteren wichtigen bayerischen Kon- kurrenzländern – Mexiko oder Italien – wird die Standortqualität nur unterdurch- schnittlich bewertet.
Studie|August 2019 12 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität – Knapp die Hälfte der Länder schneidet bei der Standortqualität unterdurchschnittlich ab und steht zugleich in weniger intensivem Wettbewerb mit Bayern. Abbildung 5 Standortqualität und Wettbewerb mit Bayern im Vergleich (ohne Deutschland) Die beiden Achsen schneiden sich am jeweiligen Mittelwert. Eigene Darstellung der IW Consult; Ursprungsdaten: Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 13 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität 4.1 Standortqualität im Themenbereich Staat Im Teilranking Staat liegt Neuseeland wie auch in den vergangenen Jahren auf Platz 1. Bay- ern und die Niederlande erhalten Silber und Bronze. Deutschland (Rang 10) verschlech- terte sich um einen Rang, bleibt aber weiterhin in der Bestenliste. In diesem Jahr schafften es auch die USA unter die Top 10 und verstärken mit Australien und Neuseeland den Anteil nichteuropäischer Staaten. Auch Norwegen gelang in diesem Jahr der Sprung unter die zehn besten Länder, während die Schweiz (Rang 11) und Japan (Rang 14) aus der Top 10- Liste fielen. Bayerns Stärke im Teilbereich Ordnungsrahmen wird vor allem von einer effizienten Regie- rung sowie einer großen unternehmerischen und wirtschaftlichen Freiheit bestimmt. Vor allem die beiden letztgenannten Indikatoren aus den Bereichen Bürokratie und Ordnungs- rahmen verschaffen dem Freistaat auch den Vorsprung vor Deutschland. Wichtige Wettbewerber Bayerns liegen im Teilranking Staat teilweise deutlich hinter dem Freistaat und Deutschland. China erreicht Rang 36, Mexiko Rang 37, Südkorea Rang 18. Zu den USA (Rang 7) und Kanada (Rang 12) ist der Vorsprung Bayerns etwas geringer. Tabelle 5 Teilranking Staat – Top 10 Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 14 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität 4.2 Standortqualität im Themenbereich Infrastruktur Die Niederlande sind Sieger im Teilranking Infrastruktur – wie in den Jahren zuvor. Schwe- den und Deutschland finden sich ebenfalls auf dem Siegertreppchen. Bayern erreicht wie im Vorjahr Rang 5 und liegt damit zwei Ränge hinter Deutschland. Zwar punktet der Freistaat gegenüber Deutschland mit einer besseren Internetversorgung sowie leistungsfähigeren Lo- gistiksystemen und einer höheren Lebenserwartung. Jedoch ist in Deutschland der Zugang zu Flug- und Schiffshäfen besser als in Bayern. Die Punkte der Ränge 2 bis 10 liegen eng beisammen, sodass selbst kleine Differenzen oft schon große Unterschiede im Rang ausmachen können. Bei der Interpretation der Daten ist zu beachten, dass die Bewertungen relativ zu den einbezogenen Ländern sind. Demnach bedeutet ein hoher Rang nicht unbedingt, dass die Infrastruktur den Anforderungen der Unternehmen umfassend genügt, sondern, dass die Infrastruktur im Ländervergleich der- zeit relativ gut ist. Die USA, Kanada und Japan als bedeutende Konkurrenten der bayerischen Industrie liegen mit geringen Punktabständen knapp hinter Bayern. Zu weiteren Ländern, die mit Bayern im intensiven Wettbewerb stehen wie China (Rang 21), Mexiko (Rang 34) oder Südkorea (Rang 15) ist der Abstand größer. Tabelle 6 Teilranking Infrastruktur – Top 10 Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 15 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität 4.3 Standortqualität im Themenbereich Wissen Im Teilranking Wissen erreicht Bayern einen erfolgreichen fünften Platz hinter weiteren Top- Bildungsnationen wie der Schweiz, Schweden, Dänemark und Japan. Bei fast allen Indikatoren im Bereich Wissen wird Bayern mit überdurchschnittlichen Bewertungen ausgezeichnet. Ledig- lich bei dem Anteil der Bevölkerung mit Tertiärbildung bekommt der Freistaat vergleichsweise unterdurchschnittliche Bewertungen. Der Freistaat verfügt über das zweitbeste Innovations- umfeld aller betrachteten Länder, basierend auf der höchsten MINT-Absolventenquote, her- vorragenden Forschungs- und damit verbundenen Patentaktivitäten sowie einer hohen Pro- duktivität und Technologieabsorption in den Unternehmen. Maßgeblich für die Gesamtplat- zierung Bayerns im Teilranking Wissen ist der Bereich Arbeitsbeziehungen, der in der Schweiz (Rang 1), Schweden (Rang 7), Dänemark (Rang 3) und Japan (Rang 6) besser be- wertet wird als im Freistaat (Rang 11). Aufgrund etwas besserer Bewertungen des Innova- tionsumfelds und der Arbeitsbeziehungen liegt Bayern drei Ränge vor Deutschland. Das Ranking wird von europäischen Ländern dominiert – einzig die USA und Japan schaffen es als außereuropäische Wettbewerber in die Top 10 der besten Bildungsnationen. Beide Länder sind auch die einzigen wichtigen Wettbewerber Bayerns, die in den Top 10 vertreten sind. Ka- nada (Rang 13) als weiterer wichtiger Wettbewerber des Freistaats verpasst knapp die Top 10; andere bedeutende Konkurrenten– wie Südkorea (Rang 23), China (Rang 24) oder Mexiko (Rang 37) – erzielen unterdurchschnittliche Ergebnisse. Tabelle 7 Teilranking Wissen – Top 10 Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 16 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität 4.4 Standortqualität im Themenbereich Ressourcen Im Teilranking Ressourcen liegen rohstoffreiche Länder naturgemäß vorne; bewertet wer- den aber auch die Energieeffizienz und der Kapitalmarkt. Angeführt wird das Ranking mit deutlichem Punktabstand von Australien. Von den größten Wettbewerbern Bayerns sind die USA (Rang 2) und Kanada (Rang 8) unter den Top 10 zu finden. In den USA sind sowohl die Rohstoffreserven als auch die Leistungsfähigkeit des Kapitalmarkts (Rang 1). In Kanada sind Kapitalmarkt und Rohstoffzugang (nicht jedoch die Energieeffizienz) besser ausge- prägt als in Bayern und maßgebliche Faktoren für die Platzierung vor dem Freistaat. Bayern kann sich trotz der geringen Rohstoffvorkommen unter den Top-10-Ländern platzieren. Deutschland liegt hinter dem Freistaat auf Rang 12. Wegen der geringen regionalen Beeinfluss- barkeit der beiden Indikatoren verfügen beide Länder über eine gleiche Bewertung hinsichtlich des Kapitalmarktes und der natürlichen Rohstoffe. Aufgrund der etwas besseren Energieeffizi- enz im Bereich Ressourcen liegt Bayern wenige Zehntelpunkte vor Deutschland. Bayerns wichtigster Wettbewerber China reiht sich trotz unterdurchschnittlicher Bewer- tung des Kapitalmarkts knapp vor Bayern ein. Die Ressourcenausstattung in Form von Roh- stoffproduktion und -reserven ist in China weltweit am drittbesten. Japan und Südkorea, weitere bedeutende Wettbewerber, schneiden unterdurchschnittlich ab (Ränge 27, 33). Tabelle 8 Teilranking Ressourcen – Top 10 Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 17 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität 4.5 Standortqualität im Themenbereich Kosten Das Kostenranking wird von südostasiatischen Ländern angeführt, allen voran Malaysia, gefolgt von Thailand, Indonesien, Vietnam und den Philippinen. Mit Polen auf Rang 7 und Slowenien auf Rang 9 befinden sich auch zwei europäische Länder unter den Top 10. Neu- seeland ist als einziges Industrieland auf Rang 8 vertreten und profitiert vor allem von ver- gleichsweise niedrigen Treibstoff- und Exportkosten sowie geringen Steuern. In diesem Teilranking werden die Kosten für Arbeitskräfte, Treibstoffe, Kapital, Export und Steuern verglichen. Weder Bayern noch seine größten Wettbewerber schaffen es in die Top 10. Kanada, Japan und die USA schneiden mit den Rängen 24, 25 und 31 (unter-) durchschnittlich ab. Auch China (Rang 15), Mexiko (Rang 17) und Südkorea (Rang 18) schaffen es nicht unter die Top 10, erzielen aber besonders bei den Treibstoff- und Ar- beitskosten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber Bayern. Lediglich bei den Kapital- und Exportkosten gelingt Bayern ein überdurchschnittliches Ergebnis. Deutschland und Bayern liegen aufgrund des gleichen Steuersystems sowie der gleichen Export- und Kapitalkosten in vielen Bereichen gleich auf. Die Kosten für Arbeitskräfte sind jedoch der ausschlaggebende Faktor für Bayerns Rang 40 und Deutschlands Rang 38. Die höheren Arbeitskosten in Bayern reflektieren aber auch die dort höhere Produktivität. Tabelle 9 Teilranking Kosten – Top 10 Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 18 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität Das Schlusslicht des Kostenranking bildet wie auch in den Vorjahren Norwegen. Die zweit- höchsten Arbeits- und Treibstoffkosten aller betrachteten Länder verschaffen Norwegen einen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Standorten. Die Liste der zehn teuersten Pro- duktionsstandorte ist gegenüber dem Vorjahr fast unverändert geblieben – einzig Österreich ist an Stelle von Italien neu in den Low 10 vertreten. Unter den zehn teuersten Ländern finden sich besonders viele europäische Länder und Indust- rienationen. Dies liegt maßgeblich an den hohen Arbeits- und Treibstoffkosten. Darüber hinaus leiden europäische Staaten häufig unter hohen Steuern und Transportkosten. Brasilien und Argentinien sind die einzigen Schwellenländer außerhalb Europas, die zu den zehn teuers- ten Standorten gehören. Hohe Zins- und Exportkosten sowie Steuern sind hier die wesent- lichen Kostentreiber. Brasilien hat die dritthöchsten Transportkosten, während Argentinien die höchsten Steuern aufweist. Tabelle 10 Teilranking Kosten – Low 10 Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 19 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Der Index der internationalen Standortqualität 4.6 Standortqualität im Themenbereich Markt Im Vergleich der Marktbedingungen ist Bayern führend. Wie im Vorjahr erreicht der Frei- staat Rang 1 bei den Industrie-Dienstleistungsverbünden und Rang 2 bei der Verbreitung von Unternehmensclustern. Vor allem bei Erstgenannten hebt sich Bayern von Deutsch- land ab, das einen Rang hinter dem Freistaat verweilt und sich gegenüber dem Vorjahr um einen Rang verbesserte. Beide Standorte punkten zudem vornehmlich durch breite Wert- schöpfungsketten. Malaysia schafft es als einzige südostasiatische Volkswirtschaft in die Top 10 und das trotz unterdurchschnittlicher Bewertung der Marktgröße. Positiv wirken sich hier insbesondere die hohe Kundenorientierung, die Verbreitung von Unternehmensclustern, die breiten Wertschöpfungsketten, die hohe Offenheit des Außenhandels sowie die Bevölkerungsent- wicklung aus. Mit Japan auf Rang 8 befindet sich ein weiteres Land aus dem asiatischen Raum unter den Top 10. Die USA, als wichtiger Wettbewerber Bayerns im Vorjahr noch auf Rang 6, schafft es dieses Jahr auf das Treppchen. Weitere bedeutende Konkurrenten liegen bei ihren Platzierungen im Themenbereich Markt klar hinter Bayern: Kanada auf Rang 14, Südkorea auf Rang 21, Mexiko auf Rang 24 und China auf Rang 25. Tabelle 11 Teilranking Markt – Top 10 Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang
Studie|August 2019 20 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Standortqualität ausgewählter Länder 5 Standortqualität ausgewählter Länder Die Länderprofile zeigen Stärken und Schwächen ausgewählter Länder auf Nachdem das vorherige Kapitel die Teilindikatoren des Standortrankings aufschlüsselte und für jeden Indikator die Top-10-Länder vorstellte, werden in diesem Kapitel die wesentlichen Er- gebnisse für ausgewählte Wettbewerbsländer im Gesamtindex und für alle Teilrankings – ab- steigend nach ihrer jeweiligen Platzierung – überblicksartig dargestellt. Herausragende Teilbe- wertungen werden mit zusätzlichen Hintergrundinformationen kommentiert. Die Bewertung Bayerns wird zu Beginn etwas ausführlicher dargestellt. 5.1 Länderprofil Bayern Auch in diesem Jahr erweist sich Bayern als Top-Industriestandort. Mit 135,0 Indexpunkten belegt der Freistaat Rang 2 im internationalen Ranking der industriellen Standortbedingun- gen und kann sich damit gegenüber dem Vorjahr um zwei Ränge verbessern. Das gute Er- gebnis resultiert aus Stärken in fünf von sechs Teilrankings. Nur bei den Kosten rangiert der Standort weiterhin am unteren Ende des Rankings. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die meisten traditionellen Industrieländer Kostennachteile aufweisen. Abbildung 6 Platzierungen Bayerns im IW-Standortindex Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang – Markt: Bayern verfügt auch in diesem Jahr über die weltweit besten Bedingungen im Bereich Markt. Bei nahezu allen bewerteten Indikatoren schneidet der Freistaat über- durchschnittlich ab und kann insbesondere durch Rang 1 bei den Industrie-Dienstleis- tungsverbünden und Rang 2 bei der Verbreitung von Unternehmensclustern punkten.
Studie|August 2019 21 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Standortqualität ausgewählter Länder Aber auch bei der Marktgröße, der Breite der Wertschöpfungsketten und der Kun- denorientierung nimmt Bayern – punktgleich mit Deutschland – Top-Platzierungen ein. – Staat: Der Freistaat erreicht im Themenbereich Staat wie im Vorjahr Rang 2 und reiht sich damit hinter Neuseeland und vor den Niederlanden ein. Die herausragende Plat- zierung von Bayern ergibt sich aus einer großen wirtschaftlichen Freiheit sowie einer effizienten Regierung; beides Indikatoren im Bereich Ordnungsrahmen. Aber auch im Bereich Regulierung schafft es Bayern in diesem Jahr bei einzelnen Indikatoren wie der unternehmerischen Freiheit (Rang 1), der Unternehmensregulierung (Rang 7), der Qualität der Regulierung und der Produktmarktregulierung (jeweils Rang 9) in die Bes- tenliste. Bessere Bewertungen der unternehmerischen und wirtschaftlichen Freiheit sowie ein effizienterer Regierungsapparat führen dazu, dass Bayern insgesamt im Teil- ranking Staat vor Deutschland (Rang 10) liegt. – Infrastruktur: Bayern belegt in diesem Teilranking wie bereits im Vorjahr Rang 5 und liegt damit weiterhin hinter Deutschland (Rang 3), das bei der genutzten Kapazität der Flughäfen und naturgemäß im Hinblick auf Schiffshäfen etwas besser aufgestellt ist als der Freistaat. Eine besondere Stärke Bayerns sind die Logistiksysteme – hier erreicht der Freistaat die beste Bewertung unter den untersuchten Ländern. Darüber hinaus bestehen in Bayern aufgrund einer überdurchschnittlichen Lebenserwartung und guter Informations- und Kommunikationsinfrastruktur Wettbewerbsvorteile gegenüber gro- ßen Wettbewerbern, wie den USA (Rang 6), Kanada (Rang 7), Japan (Rang 9), Südkorea (Rang 15) und China (Rang 21). – Wissen: Bayern konnte sich hier mit Rang 5 um vier Ränge gegenüber dem Vorjahr ver- bessern. Ursache dafür ist eine noch bessere Bewertung in fast allen Einzelindikatoren. Dazu gehören vor allem die Qualität der Arbeitsbeziehungen, eine höhere Bildungsbe- teiligung und eine verbesserte Technologieabsorption der Wirtschaft. Letztere ist ne- ben dem höchsten Anteil an MINT-Absolventen, der hohen Forschungsintensität ge- messen an den FuE-Ausgaben anteilig am Bruttoinlandsprodukt (Rang 3) sowie dem regen Patentgeschehen (Rang 5) und der starken Forschungsorientierung der Industrie (Rang 6) Ausdruck des zweitbesten Innovationsumfelds unter allen untersuchten Län- dern. Der Freistaat schneidet lediglich beim Anteil der Bevölkerung mit Tertiärbildung weiterhin unterdurchschnittlich ab. Dennoch erhalten die Arbeitsbeziehungen und das Humankapital in der Schweiz und in Japan eine bessere Bewertung als der Freistaat, was ihnen die Ränge vor Bayern im Teilranking Wissen sichert. Schweden und Däne- mark sichern ihren Vorsprung vor Bayern aufgrund besserer Noten bei den Arbeitsbe- ziehungen. In Deutschland wird zwar das Humankapital etwas besser beurteilt als im Freistaat, aufgrund des starken Innovationsumfelds und der etwas besseren Bewer- tung der Arbeitsbeziehungen liegt Bayern dennoch vor Deutschland (Rang 8). – Ressourcen: Im Bereich Ressourcen liegt Bayern trotz der geringen Rohstoffvorkom- men unter den Top-10-Ländern und konnte sich gegenüber dem Vorjahr um einen Rang verbessern. Die Platzierung in der Bestenliste liegt vornehmlich am leistungsfähi- gen Kapitalmarkt und der hohen Energieeffizienz. Deutschland platziert sich hinter dem Freistaat auf Rang 12. Ursächlich dafür ist die in Deutschland schlechtere Bewer- tung des Energieverbrauchs (Bayern: Rang 7; Deutschland: Rang 17). – Kosten: Das Kostenranking ist die einzige Dimension des Standortrankings, in der Bay- ern keine Top-10-Platzierung erzielen kann. Hier rangiert der Freistaat – wie Deutsch- land und die meisten Industrienationen, die bei den Kosten naturgemäß einen
Studie|August 2019 22 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Standortqualität ausgewählter Länder Standortnachteil haben – am unteren Ende. Bayerns Platzierung auf Rang 40 liegt vor- nehmlich an den hohen Steuern sowie Arbeits- und Treibstoffkosten. Aufgrund der ho- hen Arbeitskosten, die zugleich die hohe Produktivität der Arbeitskräfte reflektieren, liegt Bayern im Ranking sogar noch hinter Deutschland (Rang 38). Lediglich in der Schweiz, in Norwegen, Belgien und Dänemark zahlt die Industrie mehr für ihre Arbeits- kräfte als in Bayern. Punkten können Bayern und Deutschland jedoch durch unter- durchschnittliche Kapital- und Exportkosten im Vergleich aller 45 betrachteten Länder. Sieger des Teilrankings Kosten sind nach wie vor die Schwellenländer, die Standortvor- teile vor allem durch ihre günstigeren Arbeitskräfte haben. – Gesamtindex: Die Analyse der industriellen Standortqualität und der Teilrankings zeigt, dass Bayern weiterhin ein industrieller Spitzenstandort ist. Die weltweit besten Markt- bedingungen, begründet durch eine breite Wertschöpfungskette, Unternehmensclus- ter und Industrie-Dienstleistungsverbünde, eine gute Infrastruktur mit einem Spitzen- wert bei der Qualität der Logistiksysteme sowie ein positives Innovationsumfeld und der effiziente staatliche Rahmen Bayerns resultieren in einer hervorragenden Bewer- tung der Standortqualität im Freistaat. In der Summe wird sie weltweit einzig von den USA übertroffen. Um diese guten Standortbedingungen auch zukünftig zu erhalten und weiter zu stärken, bedarf es intensiven und kontinuierlichen Anstrengungen.
Studie|August 2019 23 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Standortqualität ausgewählter Länder 5.2 Länderprofil USA Die USA sind mit einem Indexwert von 137,5 Punkten Sieger des industriellen Standortran- kings. Im Vergleich zum Vorjahr kann sich eines der bedeutendsten Wettbewerbsländer Bayerns um zwei Ränge verbessern. Es verdrängt den ehemaligen Spitzenreiter der vergan- genen Standortrankings – Schweiz – von Rang 1. Das gute Ergebnis resultiert aus Top-10- Platzierungen in fünf von sechs Teilrankings. Abbildung 7 Platzierungen der USA im IW-Standortindex Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang – Ressourcen: Trotz der unterdurchschnittlichen Energieeffizienz erreichen die USA hier einen hervorragenden zweiten Platz hinter Australien. Verantwortlich dafür sind die gute Ausstattung mit natürlichen Ressourcen und die – zusammen mit Australien – weltweit beste Bewertungen des Kapitalmarkts. – Markt: Der Standortvorteil im Bereich Markt basiert vor allem auf den weltweit besten Bewertungen der Marktgröße, der Fähigkeit komplexe Kundenanforderungen zu erfül- len und der Verbreitung von Unternehmensclustern. – Infrastruktur: Die Stärke bei der Infrastruktur basiert vor allem auf leistungsfähigen Lo- gistiksystemen und der internationalen Anbindung über Seehäfen und den Luftverkehr. Die Verkehrsinfrastruktur ist in ihrer Gesamtheit global betrachtet die beste. – Staat: Bei der Obergruppe Regulierung erreichen die USA die zweitbeste Bewertung, insbesondere bedingt durch die beste Einschätzung bezüglich der Arbeitsmarktregulie- rung. Auch der staatliche Ordnungsrahmen (Rang 6) und die Bürokratie (Rang 12) wer- den hier überdurchschnittlich bewertet. – Wissen: Gegenüber dem Vorjahr konnten sich die USA um drei Ränge verbessern. Der Platz unter den Top-Wissensnationen wird durch gute Beurteilungen in allen drei Ober- gruppen – Humankapital, Innovationsumfeld und Arbeitsbeziehungen – begründet. – Kosten: Die Kostenstruktur der USA schneidet mit Rang 31 unterdurchschnittlich ab. Die hohen Kosten für Arbeitskräfte und den Transport sowie hohe Steuersätze stellen eine Belastung dar, die die relativ geringen Kapital- und Treibstoffkosten nicht kompen- sieren können.
Studie|August 2019 24 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Standortqualität ausgewählter Länder 5.3 Länderprofil Schweiz Nach vielen Jahren auf dem Siegerplatz schafft es die Schweiz beim internationalen Ver- gleich der industriellen Standortbedingungen in diesem Jahr nur auf Rang 3 hinter Bayern. Im Themenbereich Wissen führt die Schweiz das Ranking an, in den übrigen Teilrankings schneidet sie überdurchschnittlich ab. Lediglich bei den Kosten hat die Schweiz – wie an- dere „klassische“ Industrieländer – einen Standortnachteil. Abbildung 8 Platzierungen der Schweiz im IW-Standortindex Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang – Wissen: Den größten Standortvorteil besitzt die Schweiz im Bereich Wissen und schneidet in allen Indikatoren – mit Ausnahme der Patentaktivität – überdurchschnitt- lich ab. Hier gibt es die besten Arbeitsbeziehungen, das beste Innovationsumfeld, die meisten Veröffentlichungen von Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften und die höchste Produktivität. – Markt: Nicht nur bei der Kundenorientierung (Rang 2) kann die Schweiz punkten: Breite Wertschöpfungsketten, die Fähigkeit, komplexe Kundenanforderungen, zu be- dienen sowie die hohe Offenheit der Märkte führen trotz der geringen Marktgröße zu einer Platzierung unter den besten fünf Ländern. – Staat: Im Bereich Staat punktet die Schweiz in allen drei Teilbereichen – Ordnungsrah- men, Regulierung und Bürokratie. Die Effizienz der Regierung sowie der geringe Zeit- aufwand für Steuerzahlungen werden in keinem anderen Land besser bewertet als hier. – Infrastruktur: Trotz der höchsten Lebenserwartung, guter Bewertungen bei Breitband- versorgung und Logistiksystemen verpasst die Schweiz in diesem Teilranking die Top 10. Eine mittelmäßig bewertete Verkehrsinfrastruktur verhindert eine bessere Platzierung. – Ressourcen: Der effizienter Energieverbrauch und gute Bewertungen des Kapital- markts begründen eine Platzierung im oberen Drittel des Teilrankings, die auch nicht durch die unterdurchschnittliche Ausstattung mit natürlichen Ressourcen gefährdet wird.
Studie|August 2019 25 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Standortqualität ausgewählter Länder – Kosten: Die weltweit höchsten Arbeitskosten sowie die hohen Treibstoff- und Export- kosten können das geringe Steuer- und Zinsniveau in der Schweiz nicht kompensieren – die Schweiz landet auf dem vorletzten Platz. 5.4 Länderprofil Großbritannien Großbritannien erreicht im internationalen Ranking der industriellen Standortqualität 126,6 Punkte und landet damit wie im letzten Jahr auf dem neunten Rang, dicht gefolgt von Japan (126,4 Punkte). Als ein wichtiger Wettbewerber Bayerns besitzt Großbritannien nur bei den Kosten und der Infrastruktur einen geringen Vorteil gegenüber dem Freistaat. Mögliche Auswirkungen durch einen harten Brexit sind hier noch nicht berücksichtigt. Abbildung 9 Platzierungen Großbritanniens im IW-Standortindex Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang – Infrastruktur: Der große Standortvorteil Großbritanniens ist die infrastrukturelle Aus- stattung. Zu den besonderen Stärken zählen die internationale Anbindung der Seehä- fen, die Luftverkehrsinfrastruktur, der hohe Anteil der Bevölkerung mit Internetzugang, sowie die hohe Leistungsfähigkeit der Logistiksysteme. – Staat: Großbritannien hat sich gegenüber dem Vorjahr um drei Ränge verschlechtert. Bei der Obergruppe Bürokratie erreicht der Inselstaat die drittbeste, bei der Regulie- rung die viertbeste Bewertung, insbesondere bedingt durch positive Einschätzungen der Produktmarkt- und Arbeitsmarktregulierung (Rang 2 bzw. Rang 3). – Markt: Breite Wertschöpfungsketten und die Verbreitung von Unternehmensclustern (jeweils Rang 6) sowie die Fähigkeit komplexe Kundenanforderungen zu erfüllen (Rang 7) ermöglichen trotz schlechter Bewertungen der Industrie-Dienstleistungsver- bünde (Rang 45) die Top-10-Platzierung. – Wissen: In fast allen Einzelindikatoren erzielt Großbritannien überdurchschnittliche Be- wertungen. Nur bei der Forschungsintensität und dem Patentgeschehen fällt der Insel- staat im internationalen Vergleich zurück. Besonders der geringe Anteil der
Studie|August 2019 26 Industrielle Standortqualität Bayerns im internationalen Vergleich Standortqualität ausgewählter Länder Bevölkerung ohne Bildung (Rang 3) und die Fachkräfteverfügbarkeit auf Grund von Be- völkerungsprognosen (Rang 2) erhalten Spitzenwerte. – Ressourcen: Die Platzierung im oberen Drittel wird hauptsächlich durch Rang 12 des Ka- pitalmarkts sowie eine gute Energieeffizienz verursacht. – Kosten: Die hohen Arbeits- und Treibstoffkosten können nicht durch die relativ gerin- gen Steuern und günstigen Kapitalkosten ausgeglichen werden. 5.5 Länderprofil Japan Japan kann sich gegenüber dem Vorjahr um einen Rang verbessern. Es ist das einzige asia- tische Land, das eine Top-10-Platzierung erreicht. Mit drei Platzierungen unter den Top 10 – Wissen, Markt und Infrastruktur – und keiner Platzierung unter den Low 10, stellt Japan einen starken Wettbewerber Bayerns dar. Abbildung 10 Platzierungen Japans im IW-Standortindex Eigene Darstellung IW Consult. Ursprungsdaten: vgl. Tabelle 12 und Tabelle 13 im Anhang – Wissen: Der größte Standortvorteil Japans liegt im Teilranking Wissen, wenngleich der asiatische Wettbewerber hier gegenüber dem Vorjahr einen Rang einbüßte. Der Anteil der Bevölkerung ohne Schulbildung ist hier am geringsten. Besonders hoch ist der An- teil der Bevölkerung mit tertiärer Bildung. Mit den stärksten Patentaktivitäten und ei- ner hohen Forschungsintensität verfügt Japan über eines der besten Innovationsumfel- der (Rang 6). Zudem werden die Arbeitsbeziehungen sehr gut bewertet (Rang 6). – Markt: Die weltweit breitesten Wertschöpfungsketten und höchste Kundenorientie- rung, ein großer Markt und die Verbreitung von Unternehmensclustern zählen zu den Stärken Japans. Eine insgesamt bessere Platzierung wird durch Rang 35 bei Offen- heit/Außenhandel verhindert. – Infrastruktur: Die hervorragende Bewertung im Bereich Luftverkehr, leistungsfähige Lo- gistiksysteme, eine hohe Lebenserwartung und ein hoher Anteil der Bevölkerung mit Internetzugang sichern Japan mit Rang 9 eine Positionierung in den Top 10.
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